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Leseprobe Kathrin Tordasi: Nachtschattenwald

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mauer aus, ja? Wir brauchen wirklich nicht noch mehr<br />

Amphibien in unserem Teich.«<br />

»Mhm«, sagte Samira, nur um danach in Finns Richtung<br />

zu nuscheln: »Deine Oma hat Augen am Hinterkopf,<br />

wusstest du das?«<br />

»Behauptet meine Mama auch«, gab er ebenso leise<br />

zurück.<br />

Während die beiden auf die Terrasse hinausgingen, rief<br />

Oma Vera ihnen hinterher: »Wenn ich noch eine einzige<br />

zusätzliche Stimme in dem nächtlichen Gequake höre,<br />

schütte ich den Teich mit Zement zu!«<br />

Samira verdrehte die Augen, und Finn war sich ziemlich<br />

sicher, dass sie den Frosch behalten würde.<br />

Als es Abend wurde, lagen Finn und Samira auf Samiras<br />

Bett. Ihr Zimmer lag direkt unter dem Dach. Sie hatte die<br />

Dachschrägen mit Pflanzenzeichnungen vollgeklebt und<br />

sogar Formeln direkt auf die Tapete geschrieben. Wenn<br />

Samira eine Idee hatte, musste die weiter ausgetüftelt werden,<br />

und zwar sofort.<br />

Ableger von Lilly der Grünlinie standen auch überall<br />

herum und versorgten Samiras elektrischen Kram mit<br />

Strom. Sie hatte einen Laptop, auf dem an die hundert<br />

Filme gespeichert waren, einen E­Book­Reader, den Samiras<br />

Mutter von ihrer eigenen Mutter geerbt hatte, und<br />

ein halbes Dutzend Lichterketten, die sie an den Wänden<br />

und der Decke befestigt hatte.<br />

Finn lag auf dem Bauch und spielte Musik von seinem<br />

Handy ab. Samira lag auf dem Rücken und ließ den weißen<br />

Frosch über ihre Hand krabbeln. Einen wie ihn hatte<br />

Finn tatsächlich noch nie gesehen. Seine Haut war so blass,<br />

dass man Schatten der Adern darunter sehen konnte.<br />

Seine Augen waren glänzend schwarz und so rund wie<br />

Steck nadel köpfe.<br />

»Hey Mira, denkst du, es gibt mehr wie ihn?«, fragte<br />

Finn. »Oder ist er eine Ausnahme?«<br />

»Keine Ahnung«, sagte Samira. »Aber er ist total<br />

hübsch, findest du nicht?«<br />

»Sieht aus wie ein weißer Edelstein«, stimmte Finn ihr<br />

zu. »Und hey, er quakt nicht.«<br />

»Braver Frosch«, lobte Samira mit einem Schmunzeln.<br />

Finn und Samira hatten schon immer viel Zeit bei Oma<br />

Vera verbracht. Finn liebte es, mit seiner Oma im Garten<br />

zu werkeln oder abends Karten und Mensch ärgere<br />

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