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STUD.Jur 1/2023

Themenschwerpunkt: Jurist:in sein anderswo

Themenschwerpunkt: Jurist:in sein anderswo

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Herausgegeben von Prof. Dr. Tobias Gostomzyk<br />

DAS MAGAZIN FÜR JURA-<strong>STUD</strong>IERENDE<br />

<strong>Jur</strong>ist:in sein anderswo<br />

Mit deutschen Examina ins Ausland<br />

Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

37. Jahrgang<br />

ISSN 0932-5360


Erhältlich im Buchhandel oder bei: beck-shop.de | Verlag C.H.BECK oHG · 80791 München | kundenservice@beck.de | Preise inkl. MwSt. | 167897<br />

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Inhalt<br />

Belgien<br />

Fidèle au Roi 3<br />

Italien<br />

Arbeiten im Land, wo die Zitronen blühen! 6<br />

Österreich<br />

Kein Wiener Schmäh. 9<br />

Polen<br />

Zwei Jahrzehnte als Rechtsanwalt<br />

an der Weichsel 12<br />

Niederlande<br />

Lernen „on the job“ 15<br />

Dänemark<br />

Zwischen dänischer Hygge und<br />

deutscher Bürokratie 18<br />

Schottland<br />

Brexit, Braveheart und Berufseinstieg 21<br />

Irland<br />

German-Desk auf der grünen Insel 24<br />

Mexiko<br />

Land der unbegrenzten Möglichkeiten 27<br />

Noch mehr Länder<br />

Rückblick <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1/2020 30<br />

Impressum<br />

Redaktion: Tobias Gostomzyk<br />

Redaktionsadresse:<br />

<strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. Redaktion<br />

Waldseestr. 3-5 | 76530 Baden-Baden<br />

E-Mail: studjur@nomos.de<br />

Herausgeber:<br />

Nomos Verlagsgesellschaft | Baden-Baden<br />

Prof. Dr. Tobias Gostomzyk, TU Dortmund<br />

Produktion & Druck: DESIGNWERK Ingrid Hornung<br />

Bildnachweis: © shutterstock: TTstudio, ventdusud,<br />

Simple Line, Mike Mareen, anon_tae, Anna ART,<br />

Aitormmfoto, Leonid Andronov, Lumella, BOLDG<br />

Titelbild: © istockphoto/zbruch<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Verlag C.H.BECK oHG<br />

Dipl.-<strong>Jur</strong>. Thomas Hepp | Bertram Mehling<br />

Wilhelmstr. 9<br />

80801 München<br />

www.beck.de<br />

E-Mail: thomas.hepp@beck.de | bertram.mehling@beck.de<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urherrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht<br />

ausdrücklich durch das Urheberrechtsgesetz zuge lassen ist, bedarf der<br />

vorherigen Zustimmung des Verlages. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />

Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilm ungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel müssen nicht die Meinung der Herausgeber/<br />

Redaktion wiedergeben. Unverlangt eingesandte Manuskripte – für die<br />

keine Haftung übernommen wird – gelten als Veröffent lichungsvorschlag<br />

zu den Bedingungen des Verlages. Es werden nur unver öffentlichte Originalarbeiten<br />

angenommen. Die Verfasser:innen erklären sich mit einer<br />

nicht sinnentstellenden redaktionellen Bearbeitung einverstanden.<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

man kennt es von erfolgreichen Büchern oder Filmen: Wenn etwas gut funktionierte,<br />

folgt ein zweiter Teil, manchmal sogar eine ganze Serie. „Wegen des<br />

großen Erfolgs“, wie es dann oftmals heißt. So ist auch dieses Heft zu verstehen:<br />

Nachdem im Sommersemester 2020 das <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>.-Heft zum Thema „<strong>Jur</strong>ist:in<br />

sein anderswo. Mit deutschen Examina ins Ausland“ erschien, soll es nun eine<br />

Fortsetzung geben – selbstverständlich mit neuen Ländern, die zu einer Lese -<br />

reise einladen sollen, möglicherweise sogar zu einer beruflichen Karriere.<br />

Die Idee ist dabei so einfach wie persönlich: Anwält:innen mit deutschen Staatsexamina<br />

berichten über ihre Erfahrungen, im Ausland zu arbeiten. Was gab den<br />

Anstoß? Was musste neu gelernt werden? Gibt es Vorteile, etwa in puncto Lebensqualität?<br />

Aber auch: Warum kehren manche Anwält:innen zurück? Vorbild<br />

für diese Serie war übrigens das Buch „Briefe an junge <strong>Jur</strong>isten“, das 2015 erschienen<br />

ist und immer noch nachgefragt wird.<br />

Erhalten hat <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. vor allem Texte aus Ländern in Europa. Darunter befinden<br />

sich viele, in denen man gerne Urlaub macht - beispielsweise Italien, Irland<br />

oder Dänemark. Allerdings gab es meist vor allem andere Motive, im Ausland<br />

zu arbeiten, als den Reiz der Natur oder besonders schöner Städte zu genießen.<br />

Sie reichen von Partnerschaften, familiären Wurzeln bis hin zu Geschäftsideen.<br />

Oder es bot sich sogar eine historische Chance, sein Glück in einem anderem<br />

Land suchen.<br />

Auch heißt der Gang ins Ausland regelmäßig nicht, keine deutschen Mandant:innen<br />

mehr zu betreuen. Vielmehr arbeiten Rechtsanwält:innen mit<br />

deutschen Examina meist weiter für in Deutschland ansässige Unternehmen<br />

oder Privatpersonen – also an der Schnittstelle von zwei Rechtskreisen. Im<br />

Ausland wird hierfür ein „German Desk“ aufgebaut, um dort sprachlich und<br />

fachlich qualifiziert Mandant:innen aus dem Inland zu betreuen..<br />

Kurzum: Das neue <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. will weder Reiseführer noch Karriereratgeber sein.<br />

Es kann und soll Ihnen aber Mut machen und auch Tipps geben, Ihren eigenen<br />

Weg zu verfolgen. Schließlich ist Vieles möglich, nicht selten sogar mehr als man<br />

meint, wovon die Autor:innen in diesem Heft erfahrungsreich erzählen.<br />

Viel Freude beim Lesen wünsche ich Ihnen<br />

Tobias Gostomzyk<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong><br />

1


JURA TO GO<br />

Der Podcast für <strong>Jur</strong>astudierende<br />

und ReferendarInnen<br />

■ Größter <strong>Jur</strong>a-Podcast mit Lerninhalten<br />

■ Lernpodcast in Arbeitsgemeinschaftsatmosphäre<br />

■ Examenskurse für Strafrecht<br />

und Öffentliches Recht<br />

■ Repetitorium für <strong>Jur</strong>astudierende<br />

und ReferendarInnen<br />

■ Klausurenpodcast<br />

■ Auf Augenhöhe erklärt


Belgien<br />

Fidèle au Roi<br />

Seit über 30 Jahren war Klaus Heinemann als Anwalt in Brüssel tätig. Der Weg dorthin führte über Aachen, Montreal und die<br />

Universität zu Köln. Vor allem die Sehnsucht im Ausland und im Gesellschaftsrecht zu arbeiten, bildeten dabei Konstanten.<br />

Ucium sitatur, officab oresent quo eturi aut maximus aecerfe<br />

rspediatium dit que quo eatendi re nonsed et illenia inctiat<br />

iumquia velique alitium reperem fugitatem il ipsapero cumqua.<br />

© shutterstock/ TTstudio<br />

Es gibt kaum ein Studienfach, das so viele Möglichkeiten<br />

bietet wie das <strong>Jur</strong>astudium. Man kann Richter:in, Staatsanwält:in,<br />

Rechtsanwält:in oder Notar:in werden. Man<br />

kann auf vielen Ebenen im öffentlichen Dienst oder als<br />

angestellte <strong>Jur</strong>ist:in in Unternehmen oder Verband tätig<br />

sein oder eine akademische Laufbahn einschlagen. Oder<br />

etwas tun, was gar nichts oder nur entfernt mit der <strong>Jur</strong>isterei<br />

zu tun hat. Aber eine Wahl gibt es nicht: das erlernte<br />

deutsche Recht wird nur in Deutschland angewandt.<br />

Anders als bei vielen anderen Berufen steht der <strong>Jur</strong>ist:in<br />

eine Tätigkeit im Ausland nicht offen. Und so beginnt<br />

manch ein <strong>Jur</strong>astudium mit vielen Fragezeichen, aber eines<br />

steht fest: gearbeitet wird später in der Heimat.<br />

Bevor der Ernst des <strong>Jur</strong>istenlebens endgültig zuschlägt,<br />

lässt sich Fernweh vielleicht noch stillen mit Auslandssemester,<br />

Wahlstation im Ausland, einem LL.M.-Studium,<br />

Stöbern in ausländischen Bibliotheken während einer Promotion.<br />

So hatte ich mir das auch vorgestellt. Auslandssemester<br />

habe ich aber sein lassen, auch die Wahlstation<br />

im Ausland – bloß nichts unternehmen, was einen schnellen<br />

und erfolgreichen Abschluss in Gefahr bringen könnte. Ein<br />

LL.M-Studium war dann aber nach dem zweiten Examen<br />

als Krönung des Ganzen angesagt: ein Jahr an der McGill<br />

University in Montreal. Nach der Rückkehr nach Deutschland<br />

fing der Ernst des Lebens an: wissenschaftlicher<br />

Assistent an der Universität zu Köln mit dem Ziel der Habilitation.<br />

Mit einem Schwerpunkt auf Rechtsvergleichung<br />

im Gesellschaftsrecht, an der ich auch schon während der<br />

Promotion im Vertragsrecht Geschmack gefunden hatte.<br />

Gewissermaßen eine Befriedigung von Fernweh durch<br />

Schreiben auf Papier. Aber immer das Gefühl: Das kann es<br />

doch nicht gewesen sein!<br />

Das Jahr im Ausland hatte sich aber als “Droge” erwiesen.<br />

Und dieses Lebensgefühl wollte ich wieder und auf Dauer<br />

haben. Nicht ohne Grund heißt es ja auch Lebensgefühl<br />

und nicht Lebensabschnittsgefühl. Ich hielt den Kontakt<br />

zum Dekan der <strong>Jur</strong>istischen Fakultät der McGill University<br />

in der Absicht, dort nach der Habilitation in Deutschland<br />

wieder aufzutauchen – als Professor, was dort auch möglich<br />

war: Eine deutsche <strong>Jur</strong>istin war dort Professorin für<br />

Umweltrecht (heute Dekanin der <strong>Jur</strong>istischen Fakultät der<br />

University of Toronto). Im Laufe der Zeit merkte ich aber,<br />

dass mir die wissenschaftliche Tätigkeit auf Dauer nicht<br />

lag. Damit verbunden die schmerzliche Einsicht: In Kanada<br />

wird das nicht anders sein, diesen Weg solltest Du daher<br />

nicht gehen. Ein guter Rat war daher: Das Wo mag seine<br />

Wichtigkeit haben, das Was ist aber deutlich wichtiger.<br />

Wenn denn eine akademische Laufbahn nicht in Frage<br />

kommt, das Fernweh aber immer noch wirkt, was dann?<br />

Eines war klar: Jetzt brauche ich Action! Das sprach für<br />

Anwaltschaft, und es fügte sich, dass genau zu dieser Zeit<br />

in Erwartung der Eröffnung des Gemeinsamen Marktes<br />

viele Kanzleien aus aller Herren Länder in Brüssel ein Büro<br />

eröffneten. Das war die Gelegenheit! Für zweisprachige<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 3


Länder hatte ich ja schon in Kanada ein Faible entwickelt,<br />

und als Aachener war mir Belgien zwar nicht unbekannt,<br />

aber doch fremd genug, um eine Herausforderung zu sein.<br />

Und europabegeistert war ich sowieso. Aber was bedeutete<br />

das für den Inhalt der Tätigkeit? In Brüssel machte und<br />

macht man Kartellrecht, teils auch internationales Handelsrecht,<br />

daneben allgemeine Beratung im EU-Recht und<br />

seinerzeit noch sog. Artikel-30-Fälle (Beschränkungen des<br />

freien Warenverkehrs). Was sollte ich dort als Gesellschaftsrechtler?<br />

Als <strong>Jur</strong>ist ist man bekanntlich flexibel, die<br />

deutschen Kanzleien, bei denen ich vorgesprochen hatte,<br />

sahen das genauso, und so landete ich schnell im Brüsseler<br />

Büro der Kanzlei Deringer. Das war eine glückliche Wahl:<br />

anders als viele andere Büros hatte die Kanzlei in Brüssel<br />

ein echtes Büro, keine Antenne wie bei anderen Kanzleien,<br />

wo der ortsansässige Junganwalt Telefongespräche annimmt<br />

und an den im Heimatbüro tätigen Partner weiterleitet.<br />

Glückliche Fügung<br />

Das Kartellrecht fand ich interessant, aber Handels- und<br />

Gesellschaftsrecht, das ich während eines anderthalbjährigen<br />

Aufenthalts im Kölner Mutterhaus betrieb, fand<br />

ich viel aufregender. Aber ich wollte unbedingt zurück nach<br />

Brüssel. Dort gab es dann die weitere für mich glückliche<br />

Fügung, dass die Kanzlei in Brüssel eine deutsch-belgische<br />

Praxis aufbauen wollte und der hierfür vorgesehene Kollege<br />

die Kanzlei verließ. Das war meine Stunde: fortan machte<br />

ich in Brüssel Handels- und Gesellschaftsrecht, auch M&A,<br />

das ich in Köln erlernt hatte, und wurde Partner der Sozietät.<br />

Eine weitere glückliche Fügung war dann der Zusammenschluss<br />

mit Freshfields, die in Brüssel nicht nur EU-Recht,<br />

sondern auch eine belgische Abteilung betrieben.<br />

Ich sehe heute auf dreißig Jahre Anwaltstätigkeit in Belgien<br />

zurück, als deutscher <strong>Jur</strong>ist und belgischer Anwalt. Was<br />

während der Ausbildung ein Ding der Unmöglichkeit<br />

schien, hat sich als möglich erwiesen. Dabei hilft natürlich<br />

die Internationalität des Standorts Brüssel, die <strong>Jur</strong>isten mit<br />

nationaler Ausbildung vielfältige Möglichkeiten bietet: als<br />

<strong>Jur</strong>ist bei den europäischen Institutionen, bei Verbänden,<br />

bei internationalen Unternehmen, bei internationalen<br />

Kanzleien in den ureigenen Bereichen des EU-Rechts. Aber<br />

als belgischer Anwalt? Ja, auch das war und ist möglich:<br />

Von Anfang an sind mir deutsche <strong>Jur</strong>isten begegnet, die<br />

hier als belgische Anwälte heimisch geworden sind. Vielfach<br />

als deutsche <strong>Jur</strong>isten ohne belgische Zulassung oder aber<br />

nach Ablegung eines Examens vor der Anwaltskammer<br />

mit belgischer Zulassung, seit zwanzig Jahren mit der<br />

Möglichkeit der Zulassung als belgischer Anwalt über die<br />

EU-Richtlinie 98/5/EG. Ich selbst war der erste deutsche<br />

Anwalt, der über diese Richtlinie in Belgien zugelassen<br />

wurde, wofür der Nachweis mehrjähriger fast ausschließlicher<br />

Tätigkeit im belgischen Recht sowie ein Prüfgespräch<br />

mit der Anwaltskammer erforderlich waren. Die Zulassung<br />

erfolgte in einer feierlichen Zeremonie im Brüsseler Justizpalast<br />

mit dem Gelöbnis der Königstreue: Fidèle au Roi!<br />

Paradiesvogel in Belgien?<br />

Bin ich als deutscher <strong>Jur</strong>ist, der als belgischer Anwalt arbeitet,<br />

ein Paradiesvogel? Keine örtliche <strong>Jur</strong>istenausbildung<br />

und doch Tätigkeit im örtlichen Recht? Die Frage kann und<br />

sollte man sich stellen. Ein gewisser Mut gehört dazu, aber<br />

<strong>Jur</strong>isterei ist durchweg Aufnahme von Neuem, auch in der<br />

Heimat. In meinem Bereich des Handels- und Gesellschaftsrechts/M&A<br />

ist der Zugang einfacher als in anderen<br />

Bereichen. Im Familien- und Erbrecht, im öffentlichen Recht<br />

und im Strafrecht mag das anders sein. Auch die Integration<br />

in den Kreis der Kollegen war nie ein Thema, auch<br />

nicht die Akzeptanz bei der Mandantschaft. Von großem<br />

Nutzen haben sich erwiesen meine Kenntnis der fran zö s-<br />

ischen Sprache sowie der Umstand, dass ich frühzeitig vor<br />

Ort die niederländische Sprache erlernt habe, was Flamen<br />

ebenso wie Niederländer gerade bei Deutschen besonders<br />

zu schätzen wissen. Daneben gilt: als Aachener kann man<br />

sowieso gut mit seinen Nachbarn. Und zur Not gibt es immer<br />

noch die Möglichkeit, dass man als Kollege aus dem<br />

deutschsprachigen Ostbelgien durchgeht.<br />

In Deutschland <strong>Jur</strong>a studieren mit dem Ziel, im Ausland<br />

tätig zu sein? Ein gewagter Ansatz. Sich mit deutschen<br />

Examina in der Tasche ins Ausland aufmachen und dort<br />

als deutscher <strong>Jur</strong>ist tätig sein? Zumindest eine Option. Den<br />

Rest der Geschichte schreibt das Leben.<br />

Nach 16 Jahren verließ ich die Kanzlei. Teil einer Großkanzlei<br />

wollte ich nicht mehr sein, aber doch in Brüssel<br />

bleiben. Gelandet bin ich dann bei MVVP, einer mittelgroßen<br />

belgischen Kanzlei mit internationaler Ausrichtung,<br />

in der ich seit nunmehr 15 Jahren Partner bin.<br />

Zur Person<br />

Dr. Klaus Heinemann war als Avocat/Advocaat bei der<br />

Brüsseler Anwaltskammer zugelassen. Er war bis 2007<br />

Partner im Brüsseler Büro der Kanzlei Freshfields Bruckhaus<br />

Deringer. Seit 2007 arbeitete er als Partner der belgischen<br />

Kanzlei MVVP und beriet dort vornehmlich deutsche<br />

Mandanten im Bereich des belgischen Handels- und Gesellschaftsrechts<br />

sowie bei der Übernahme von Unternehmen<br />

in Belgien. Klaus Heinemann war Vorsitzender der<br />

Belgisch-Deutschen <strong>Jur</strong>istenvereinigung (www.bdjv.org).<br />

Klaus Heinemann ist im Februar <strong>2023</strong> verstorben.<br />

4<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


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Italien<br />

Arbeiten im Land,<br />

wo die Zitronen blühen!<br />

Dr. Vanessa Wagner arbeitet als <strong>Jur</strong>istin deutschen Ursprungs seit 15 Jahren in Italien: Eine große Portion Mut, Beharrlichkeit,<br />

gute Vorbilder und das konstante Interesse am Lernen sind das Rezept für den Erfolg.<br />

© shutterstock/ ventdusud<br />

Otatiatis con con nobis invello reictis senesequate nat adi ut<br />

doluptatem eat milibus nestia nostrunt estis santis acepe<br />

doloratem aut ilit vene la niet quatibus, iur?<br />

Aufgewachsen bin ich in einem deutsch-portugiesischen<br />

Elternhaus. Bis zu meinem Abitur habe ich zwischen Portugal,<br />

Brasilien und Deutschland gelebt. So wuchs ich zweisprachig<br />

auf. Sprachen spielten allgemein eine wichtige<br />

Rolle für mich, denn neben meinen Muttersprachen –<br />

Deutsch und Portugiesisch – lernte ich auch Englisch und<br />

Latein und später dann auch Französisch.<br />

Vorbereitung auf einen Beruf<br />

mit internationalem Bezug<br />

Mein Beruf sollte bereits deswegen internationalen Charakter<br />

haben. Ich spielte mit dem Gedanken in den diplomatischen<br />

Dienst zu gehen oder Karriere in Brüssel zu<br />

machen. Wegen der sich hierdurch eröffnenden Möglichkeiten<br />

bot sich ein <strong>Jur</strong>a-Studium an. Ich schrieb mich zum<br />

Studium der Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München ein. Dies sollte mir eine hervorragende<br />

Grundlage für meine zukünftigen Vorhaben<br />

geben. Vorab führte mich mein Weg aber an den Cours de<br />

Civilisation Française der Sorbonne Universität in Paris, um<br />

meine Kenntnisse in der französischen Sprache zu festigen.<br />

Nach meiner Zeit in Frankreich begann ich hochmotiviert<br />

mein Studium. Von Anfang an interessierte ich mich für<br />

Vorlesungen internationaler Natur, denn ich hatte ja ein Ziel.<br />

So standen neben den Pflichtvorlesungen auf meinem persönlichen<br />

Pflichtprogramm Völkerrecht, Europarecht, Internationale<br />

Organisationen und Internationales Privatrecht<br />

im Vordergrund. Hinzu kam das Ziel, die englische, französische<br />

und portugiesische Rechtsterminologie zu erlernen.<br />

Schnell entdeckte ich das Fachsprachenzentrum der <strong>Jur</strong>istischen<br />

Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München, mit dem ich mein Vorhaben umsetzen konnte.<br />

Da wusste ich noch nicht, dass Italienisch die Sprache sein<br />

würde, die ich – neben Englisch – in meinem Berufsleben<br />

benötigen würde. Meine Pflichtpraktika absolvierte ich in<br />

Kanzleien in Deutschland und an der Ständigen Vertretung<br />

der Bundesrepublik Deutschland beim Europarat in Straßburg.<br />

Bald müsste ich mich auf das Erste juristische Staatsexamen<br />

vorbereiten.<br />

Bereits vor Antritt des Referendariats beschloss ich, neben<br />

den Pflichtstationen Erfahrungen bei einer Wirtschaftskanzlei<br />

zu sammeln. Es ergab sich für mich die Gelegenheit<br />

bei der internationalen Wirtschaftskanzlei Eversheds zu<br />

arbeiten, zunächst in München. Dort absolvierte ich dann<br />

auch meine Pflichtwahlstation im Zivilrecht, und wechselte<br />

später nach London. Bei der Hauptniederlassung von<br />

Eversheds in der City erhielt ich den ersten Einblick in die<br />

Aufgaben des damals von Carsten Rumberg geleiteten<br />

German Desk: die Anlaufstelle der deutschen Mandantschaft<br />

für den Markteintritt in ein fremdes Land, be gleitet von einer<br />

Rechtsanwältinnen oder Rechtsanwälten aus dem eigenen<br />

Kulturkreis, die beide Welten verstehen, und auch die eigene<br />

Sprache sprechen. Meine Wahl station verbrachte ich in<br />

Frankfurt am Main bei Clifford Chance unter Aufsicht von<br />

Daniela Weber-Rey. Beide Erfahrungen waren für mich sehr<br />

lehrreich und prägend, ich denke gerne daran zurück. In<br />

der Referendariatszeit lernte ich dann auch meinen zukünftigen<br />

Ehemann kennen… Nein, er ist nicht Italiener.<br />

Nach der zweiten Staatsexamensprüfung in München standen<br />

wir beide vor der Entscheidung, wo unser gemeinsames<br />

Leben und unsere Karrieren stattfinden sollten. Mein Ehemann<br />

strebte eine internationale akademische Laufbahn an<br />

und wir hatten einige Standorte zur Auswahl. Eine naheliegende<br />

Wahl war für uns letztlich Mailand: eine europäische<br />

6<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


Metropole, das Finanzzentrum Italiens, die starken wirtschaftlichen<br />

Beziehungen zu Deutschland, der hohe Lebensstandard.<br />

Italienisch hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch<br />

nicht in mein Sprachrepertoire aufgenommen und ich hatte<br />

mich (für den Moment) bewusst gegen eine EU-Karriere<br />

entschieden. Gleichzeitig konkretisierte sich so mein neues<br />

Projekt – Italienisch lernen, promovieren und als Rechtsanwältin<br />

in Italien arbeiten, schließlich ermöglichte die<br />

Richtlinie 98/5/EG, die mit dem Gesetzesdekret 96/2001<br />

umgesetzt wurde, die Erleichterung der ständigen Ausübung<br />

des Rechtsanwaltsberufs in einem anderen Mitgliedstaat<br />

als dem, in dem die Qualifikation erworben wurde.<br />

Promotion zum Dr. jur. und Anerkennung<br />

des Anwaltstitels<br />

Im Sommer 2007 zogen wir nach Mailand und ich belegte<br />

einen Anfängerkurs für Italienisch und arbeitete mich in das<br />

italienische Recht ein. Gleichzeitig fragte ich für eine Promotion<br />

zum Dr. jur. bei Professor Dr. Dr. h. c. Peter Kindler an;<br />

damals Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Wirtschafts- und<br />

Gesellschaftsrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung<br />

an der <strong>Jur</strong>istischen Fakultät der Universität<br />

Augsburg. Ich begann kurz darauf meine Dissertation über<br />

den „Verkehrsschutz beim redlichen Erwerb von GmbH-<br />

Geschäftsanteilen – Ein Vergleich des Rechts für Gesellschaften<br />

mit beschränkter Haftung in Deutschland, England und<br />

Italien“. Die ersten Monate in Italien waren arbeitsintensiv:<br />

der Umzug, die Hochzeit, die Anpassung an eine neue Umgebung<br />

– über den Gardasee hinaus waren mir Land und<br />

Leute fremd –, das Erlernen einer neuen Sprache, das Einarbeiten<br />

in das italienische Recht und die Dissertation. Bald<br />

darauf begann ich, mich bei internationalen Wirtschaftskanzleien<br />

zu bewerben. Ich wollte zwischen dem Abschluss<br />

des zweiten Staatsexamens – kurz darauf wurde ich als<br />

Rechtsanwältin zugelassen – und dem Beginn einer ersten<br />

Anstellung in Italien nicht zu viel Zeit vergehen lassen.<br />

Dann ging alles schneller als gedacht: Das dritte Bewerbungsgespräch<br />

führte zum Erfolg. Im Februar 2008 begann ich<br />

meine Arbeit als Rechtsanwältin in der Niederlassung von<br />

Rödl & Partner in Mailand am German Desk unter der Leitung<br />

des Managing Partners Stefan Brandes. Meine Sprachkenntnisse<br />

waren damals noch nicht ausgereift. Ich verstand das<br />

geschriebene Wort sehr gut aufgrund meiner Portugiesischund<br />

Französischkenntnisse, aber das gesprochene Wort und<br />

das Schreiben stellten mich zunächst vor eine Herausforderung.<br />

Das änderte sich jedoch auch dank der Unterstützung<br />

meiner Teammitglieder rasend schnell. Ich musste auf Italienisch<br />

arbeiten und das mir entgegengebrachte Vertrauen<br />

spornte mich an. Ich wollte in keinem Fall in meinen Verpflichtungen<br />

zurückstehen und ich wollte unbedingt meinen deutschen<br />

Rechtsanwaltstitel in Italien anerkennen lassen.<br />

Damals machte ich mich also daran, die Voraussetzungen für<br />

die Anerkennung des deutschen Rechtsanwaltstitels herauszufinden.<br />

Denn im Gegensatz zu heute gab es nicht einmal<br />

eine vollständige Website, auf der die Möglichkeiten zur Anerkennung<br />

von Berufstiteln und die Voraussetzungen für die<br />

Niederlassung erläutert wurden. Ich hatte u.a. die Richt linie<br />

98/5/EG und das gesetzesvertretende Dekret 96/2001 sowie<br />

die Erfahrungen anderer Kolleginnen und Kollegen in Italien<br />

und damit gerüstet ging ich zur Rechtsanwaltskammer Mailand,<br />

um Hinweise über die damaligen Voraussetzungen zu<br />

erlangen. Es gab zwei Wege: erstens das Ablegen einer Eignungsprüfung<br />

oder zweitens die Eintragung bei der Rechtsanwaltskammer<br />

in Mailand als Avvocato Stabilito und die<br />

nachweisbare Absolvierung eines 3-jährigen Praktikums. Ich<br />

wählte den letzteren Weg und nach drei Jahren stellte ich den<br />

Antrag auf Befreiung von der Eignungsprüfung und reichte<br />

bei der für mich zuständigen Rechtsanwaltskammer Mailand<br />

die Unterlagen ein: Anzahl und Art der bearbeiteten Fälle,<br />

sowie Angaben, die die tatsächliche und regelmäßige Ausübung<br />

der Berufstätigkeit nach nationalem Recht, einschließlich<br />

des Gemeinschaftsrechts, belegten. Nicht zu vergessen:<br />

Ich musste alle Unterlagen anonymisieren und übersetzen,<br />

denn aufgrund der internationalen Mandantschaft hatte ich<br />

überwiegend Schriftstücke auf Deutsch oder Englisch erstellt.<br />

So kam es also, dass ich 2011 zunächst meinen Doktorgrad<br />

erlangte und 2012 die Anerkennung als Avvocato. Seit 15<br />

Jahren arbeite ich nunmehr bei Rödl & Partner. Der Weg<br />

hierhin hat viel Einsatz gefordert. Heute gibt es Studiengänge<br />

mit Doppelabschluss, mit denen das Ziel einer<br />

Tätigkeit als <strong>Jur</strong>istin oder <strong>Jur</strong>ist im In- und Ausland leichter<br />

verwirklicht werden kann.<br />

Das Erfolgsrezept für deutsche <strong>Jur</strong>istinnen<br />

und <strong>Jur</strong>isten im Ausland<br />

Was sind nun die Zutaten für den Erfolg einer <strong>Jur</strong>ist:in deutschen<br />

Ursprungs im Ausland? Das Beherrschen der Landessprache<br />

ist Grundvoraussetzung, denn die juristische Arbeit<br />

hängt vor allem von ihrer Anwendung ab. Die Vorbereitung<br />

des Vorhabens durch Praktika oder sogar mit einem Doppelstudiengang<br />

ist sicherlich von Vorteil. Das Verständnis für<br />

die Unterschiede der Rechts- und Landeskulturen sowie die<br />

Mentalität der Menschen generiert Mehrwert. Die ständige<br />

Bereitschaft, Neues zu erlernen und Ausdauer gehören ebenso<br />

dazu und schließlich noch eine gute Portion Mut, denn<br />

den Mutigen hilft das Glück.<br />

Zur Person<br />

Dr. Vanessa Wagner ist als Rechtsanwältin bei der Rechtsanwaltskammer<br />

München und als Avvocato bei der Ordine<br />

degli Avvocati in Mailand zugelassen. Sie ist Associate<br />

Partner bei der Prüfungs- und Ber atungsgesellschaft Rödl<br />

& Partner in Mailand und berät internationale Unternehmen<br />

im deutsch-italienischen Rechtsverkehr. Der Schwerpunkt<br />

ihrer Tätigkeit liegt im Handels- und Gesellschaftsrecht<br />

und M&A. Sie unterstützt dabei Mandanten beim<br />

Markteintritt und der Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeit.<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 7


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Österreich<br />

Kein Wiener Schmäh.<br />

Ein Auslandssemester in Wien prägte den beruflichen Werdegang von Nadja Sonnentag. Mittlerweile ist sie in Deutschland<br />

und Österreich als Rechtsanwältin zugelassen. Und auch wenn die Sprachbarrieren für sie geringer waren als in anderen<br />

Ländern: einige Fachbegriffe im österreichischen <strong>Jur</strong>istendeutsch hörten sich anfangs wie eine Fremdsprache an.<br />

© shutterstock/ Simple Line<br />

Während meines <strong>Jur</strong>a-Studiums an der Eberhard Karls<br />

Universität Tübingen bin ich eher zufällig über das ERAS-<br />

MUS-Programm bei einem Auslandssemester 1998/99<br />

im schönen Wien gelandet. Der von mir angesprochene<br />

Professor war entgegen den Angaben im Vorlesungsverzeichnis<br />

nur noch für Österreich zuständig. Ich habe<br />

damals die anderen Auslandsstudenten beneidet, die sich<br />

in ein „fremdsprachiges“ Land begeben hatten und innerhalb<br />

kürzester Zeit enorme sprachliche Fortschritte vorzeigen<br />

konnten. Stattdessen lernte ich in Wien einen<br />

Öster reicher kennen und schätzen. Schnell war klar, dass<br />

ich meine <strong>Jur</strong>istenausbildung in jedem Fall in Deutschland<br />

fortsetzen und abschließen würde. Zur Verkürzung der<br />

Fernbe ziehungszeit suchte ich während des Referendariats<br />

aber immer wieder die Nähe zu Wien. So absolvierte ich<br />

einen Teil der Verwaltungsstation bei einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei<br />

und die Wahlstation beim Informationsbüro<br />

des Europäischen Parlaments für Österreich in Wien,<br />

was mir bei der späteren Jobsuche half.<br />

Tätigkeit als niedergelassene<br />

europäische Rechtsanwältin<br />

Nach dem Zweiten Staatsexamen fand ich zügig eine Stelle<br />

bei einer Rechtsanwaltskanzlei in Wien. Der österreichischen<br />

Ausbildung ist das deutsche Referendariat fremd. Wer in<br />

Österreich als Rechtsanwält:in tätig sein will, muss nach<br />

dem abgeschlossenen Studium der Rechtswissenschaften<br />

eine fünfjährige praktische Berufsausbildung absolvieren.<br />

Dabei müssen mehrere Monate bei Gericht und mindestens<br />

drei Jahre Berufserfahrung in einer Rechtsanwaltskanzlei<br />

gesammelt werden, begleitet von zahlreichen Pflichtseminaren.<br />

Am Ende steht dann die Rechtsanwaltsprüfung.<br />

Diesen Weg der Rechtsanwaltsanwärter: innen (auch<br />

„Konzipienten“ genannt) wollte und musste ich – dank der<br />

EU – nicht gehen. Nach Zulassung bei der Rechtsanwaltskammer<br />

Stuttgart konnte ich mich im April 2003 in die Liste<br />

der nieder gelassenen europäischen Rechtsanwält:innen in<br />

Wien eintragen lassen. Dadurch war ich in der Lage, als<br />

Rechtsanwältin auch vor österreichischen Gerichten aufzutreten.<br />

Lediglich in Verfahren mit Anwaltszwang benötigte<br />

ich einen „Einvernehmensrechtsanwalt“, also eine österreichische<br />

Kolleg:in, welche pro Gerichtsverfahren schriftlich<br />

bestätigen musste, darauf zu achten, dass ich bei der Vertretung<br />

oder Verteidigung die Erfordernisse einer geordneten<br />

Rechts pflege einhalte. Aber auch diese Hürde war<br />

dank meiner Kanzleikolleg:innen vor Ort kein Problem.<br />

Die Zusammenarbeit mit den österreichischen Kolleg:-<br />

innen in der Kanzlei war im anwaltlichen Berufsalltag unerlässlich.<br />

Einige Abläufe waren mir zu Beginn meiner<br />

Tätigkeit recht fremd. So gibt es zum Beispiel in Österreich<br />

kein gesondertes Kostenfestsetzungsverfahren, sondern<br />

es muss spätestens mit Schluss der letzten Verhandlung<br />

ein Kostenverzeichnis vorgelegt werden. Andernfalls hat<br />

die obsiegende Partei keinen Erstattungsanspruch. Auch<br />

einige Begrifflichkeiten, wie etwa „Fahrnisexekution“, „Abfertigung“<br />

oder „Einverleibung“, fühlten sich für mich anfangs<br />

an wie eine Fremdsprache. Doch ich lernte schnell<br />

und verwendete rasch in Schreiben und Schriftsätzen völlig<br />

automatisch gebräuchliche Wörter wie „sohin“, „Jänner“<br />

und „mit vorzüglicher Hochachtung“. Offensichtlich inhalierte<br />

ich die österreichische Wortwahl so sehr, dass meine<br />

Kolleg:innen zu Beginn meiner späteren Rückkehr nach<br />

Deutschland auf meinen Schreibstil teilweise verwundert<br />

und mit Schmunzeln reagierten.<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 9


Entgegen den allgemeinen Ressentiments gegenüber<br />

„Piefke“ hatte ich als Deutsche bei meinem Kontakt zu<br />

österreichischen Mandant:innen und Kolleg:innen keine<br />

Probleme. Öfters erhielt ich das Feedback, dass diese meine<br />

Geradlinigkeit und direkte Art der Kommunikation begrüßten.<br />

Lediglich bei einem Mandat war ich froh, als mein<br />

österreichischer Kollege die weitere Bearbeitung übernahm:<br />

Der Mandant aus dem Großarltal und ich hatten<br />

gröbere Verständigungsprobleme. Kommunikationsschwierigkeiten<br />

gab es für mich ab und an auch im<br />

Gerichts saal, konkret, wenn die gegnerischen Kollegen<br />

meinten, in ihrem Vortrag Ausdrücke auf Latein verwenden<br />

zu müssen. Anders als in Österreich war Latein in<br />

Deutschland keine Zulassungsvoraussetzung mehr für das<br />

Studium der Rechtswissenschaften. Sofern mir der Vortrag<br />

wichtig genug erschien, musste ich höflichst um Übersetzung<br />

bitten. Aber auch das tat meiner Arbeit keinen<br />

Abbruch.<br />

Zulassung als österreichische Rechtsanwältin<br />

Im Jahr 2006 stellte ich dann bei der Rechtsanwaltskammer<br />

Wien den Antrag auf Eintragung in die Liste der<br />

österreichischen Rechtsanwälte gemäß § 18 EIRAG. Dazu<br />

musste eine Liste mit allen von mir in den vergangenen<br />

drei Jahren bearbeiteten Fällen im österreichischen Recht<br />

vorgelegt werden. Hier empfehle ich jedem, der einen<br />

solchen Weg gehen möchte, diese Liste von Anfang an<br />

kontinuierlich zu führen und über die Jahre gleich anonymisierte<br />

Kopien einiger selbst verfassten Schriftsätze zu<br />

sammeln. Bei meinem Termin bei der Rechtsanwaltskammer<br />

Wien wurde mir zwar mitgeteilt, dass sie dort<br />

noch nie so eine ausführliche Fallliste gesehen hätten,<br />

sodass ich weder Nachfragen zu den von mir bearbeiteten<br />

Fällen beantworten noch Arbeitsproben vorlegen musste,<br />

aber man weiß ja nie. Die einzige Rückfrage lautete, ob ich<br />

in Wien bleiben möchte, was ich freudig mit „Ja“ beantwortete.<br />

Alternativ hätte ich die Zulassung als österreichische<br />

Rechtsanwältin auch vor Ablauf der drei Jahre<br />

beantragen können, allerdings dann verbunden mit einer<br />

Eignungsprüfung vor der Rechtsanwaltsprüfungskommission<br />

– so eilig hatte ich es dann doch nicht.<br />

Als ich Anfang 2007 aus privaten Gründen nach Deutschland<br />

zurückgekehrt bin, fiel mir der Abschied aus Wien<br />

schwer. Eine befreundete Kollegin aus Wien kommentierte<br />

diesen Schritt mit den Worten: „Was willst Du denn in diesem<br />

Haifischbecken?“. In ganz Österreich gab es Ende 2006<br />

gerade mal rund 5.000 Rechtsanwält:innen, während mich<br />

allein in München bereits mehr als 15.000 Kolleg: innen<br />

erwarteten. Meine österreichische Zulassung habe ich<br />

natür lich behalten und einige Mandant:innen aus meiner<br />

Zeit in Wien betreue ich nach wie vor. Dank der fortschreitenden<br />

Digitalisierung ist das kein Problem und daneben<br />

immer wieder ein willkommener Anlass, um nach Österreich<br />

zu reisen. Bereits zu meiner Tätigkeit in Wien und<br />

auch noch heute bin ich immer wieder positiv erstaunt,<br />

wie fortschrittlich die Österreicher:innen im Vergleich zu<br />

den Deutschen an einigen Stellen sind. Und das kann sicher<br />

nicht mit der unterschiedlichen Größe der beiden Länder<br />

wegargumentiert werden. So gibt es in Österreich den<br />

elektronischen Rechtsverkehr weit länger als in Deutschland<br />

das beA. Und die Suche nach aktuellen Adressen (z.B.<br />

von Schuldner:innen) funktioniert über das Zentrale<br />

Melde register deutlich effektiver als die Einwohnermeldean<br />

fragen in Deutschland.<br />

Genaues Hinsehen stets unerlässlich<br />

Diejenigen, die die Chance haben, zumindest zeitweise im<br />

Ausland zu arbeiten, kann ich nur beglückwünschen. Die<br />

deutsche <strong>Jur</strong>istenausbildung stellt uns dabei nicht vor<br />

Grenzen, sondern bietet ein solides Handwerkszeug und<br />

Basiswissen. Dies hilft, sich auch in fremden Rechtssystemen<br />

zurechtzufinden. Wichtig ist eine gesunde Portion<br />

Selbstvertrauen, eine schnelle Auffassungsgabe und die<br />

eigene Neugier, genau hinzusehen. Der Unterschied –<br />

auch bei einem Vergleich zwischen dem österreichischen<br />

und deutschen Recht – liegt oftmals im Detail. Aber das<br />

genaue Hinsehen ist für einen <strong>Jur</strong>isten sowieso unabdingbar<br />

– egal in welchem Land, Rechtssystem, Rechtsgebiet<br />

und an welchem Fall er gerade arbeitet.<br />

Zur Person<br />

Nadja Sonnentag arbeitet seit 2007 bei der KNORR Rechtsanwälte<br />

AG in München. Seit Oktober 2021 ist sie Fachanwältin<br />

für Handels- und Gesellschaftsrecht und berät<br />

Mandanten vorwiegend im deutschen und österreichischen<br />

Wirtschaftsrecht. Sie ist Mitglied der Deutsch-<br />

Österreichischen <strong>Jur</strong>istenvereinigung e.V. (www.doejev.de).<br />

10<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


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Polen<br />

Zwei Jahrzehnte als Rechtsanwalt<br />

an der Weichsel – Manchmal kommt es<br />

anders, als man denkt …<br />

Es gibt historische Chancen im Leben. Guido Reker hat gleich zwei hiervon erlebt. Sein Anwaltsleben führte ihn nach der<br />

deutschen Einheit erst nach Dresden und anschließend nach Warschau. Beide Entscheidungen erwiesen sich als glücklich.<br />

© shutterstock / Mike Mareen<br />

<strong>Jur</strong>a und Sprachen<br />

Ich habe Anfang der achtziger Jahre mein <strong>Jur</strong>astudium an<br />

der Universität Passau begonnen. Diese warb mit dem<br />

Slogan „<strong>Jur</strong>a und Sprachen“. Ich war dann für ein Auslandsemester<br />

an der Universität Angers in Frankreich. Nach<br />

bayrischem Examen ging ich als Referendar in das Saarland<br />

und erhielt eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Lehrstuhl für Französisches Öffentliches Recht des<br />

Centre d’études juridiques françaises der Universität des<br />

Saarlandes. Dies brachte mir auch kleine „Lehraufträge“<br />

zum deutschen Verfassungsrecht an der Universität Nancy II<br />

ein.<br />

It's a zonie<br />

Zur Zeit meines Zweiten Staatsexamens ereignete sich<br />

dann ein Karriere-Booster, der die Lebensläufe vieler Alterskollegen<br />

gezeichnet hat: die deutsche Wiederverei nigung!<br />

Ich ging für eine überörtliche Kanzlei nach Dresden und<br />

kämpfte mich dort durch das anfängliche organisatorische<br />

und zivilisatorische Chaos. Eine Art Manchester- Kapitalismus<br />

traf auf ein dysfunktionales Gerichts- und Verwaltungswesen,<br />

was sich erst so ab Mitte der 90iger Jahre<br />

besserte. Obschon in der Theorie das Recht der alten<br />

Bundes republik Deutschland ab dem 3. Oktober 1990 auch<br />

in den Neuen Bundesländern galt, war die dortige Tätigkeit<br />

davon geprägt, dass man Altrecht der DDR sowie extra<br />

für die Neuländer erlassene Gesetze [Treuhandgesetz; Restitutionsrecht;<br />

Investitionsvorrang; etc.] anwenden durfte.<br />

Ohne dies despektierlich zu meinen – ich bin selbst ein<br />

„Doppel-Wossi“ – hatte meine Dresdner Tätigkeit schon<br />

gewisse Anklänge einer Auslandstätigkeit.<br />

Little America on Vistula<br />

Als meine damalige Kanzlei dann mit einer US-amerikanischen<br />

Kanzlei fusionierte, bewarb ich mich an das Warschauer<br />

Büro der Amerikaner. Dieses Büro hatte über 70<br />

„fee earners“ und war organisiert wie eine typische amerikanische<br />

Kanzlei – also mit Cubicles, einem Maildepartment,<br />

billings, time sheets, library, you name it. Die Kanzlei-<br />

12<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


sprache war Englisch, was mir entgegenkam, da ich erst<br />

begonnen hatte, Polnisch zu lernen. Mein Wechsel an die<br />

Weichsel hatte mich quasi nach „little America“ gebracht.<br />

Hier habe ich gelernt, was „Law Business“ eigentlich heißt.<br />

On my own<br />

Nach einiger Zeit wechselte ich dann an den Warschauer<br />

Standort einer deutschen internationalen Kanzlei. Nachdem<br />

diese Kanzlei zerfiel, habe ich mich nach einem Exkurs<br />

in die Slowakei für eine namhafte österreichische Kanzlei<br />

im Jahre 2007 in Warschau als Rechtsanwalt selbständig<br />

gemacht. Ich bin bei der Anwaltskammer in Berlin (mit<br />

alleinigem Kanzleisitz Warschau) als Rechtsanwalt und bei<br />

der Anwaltskammer in Warschau als Europäischer Rechtsanwalt<br />

eingetragen. Letzteres eröffnet mir alle Rechte und<br />

Pflichten eines polnischen Anwalts.<br />

Seit über 15 Jahren vertritt unsere „Boutique firm“, wie ich<br />

denke, ziemlich erfolgreich vornehmlich mittelständische<br />

Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, aber<br />

auch „blue chip“-Unternehmen, welche zumeist über<br />

deutsche Anwälte zu uns kommen. Ich berate und vertrete<br />

zudem polnische Mandanten im deutschen Recht, nachdem<br />

ich in der polnischen Sprache recht sattelfest geworden<br />

bin.<br />

Die etablierten deutschen Anwälte werden nicht so<br />

schnell nach Kiew umziehen, um dort ein Büro aufzubauen,<br />

noch werden deren Ehegatten sehr erbaut sein, wenn<br />

der Partner in Kiew den „Di-Mi-Do“ gibt. Es wird so sein<br />

wie bei mir damals in Dresden, als wenige dort leben wollten<br />

oder Anfang der 2000er Jahre, als wenige verstanden,<br />

was ich eigentlich in Polen will. Die Aufgabe der deutschen<br />

<strong>Jur</strong>isten – etwa mit ukrainischem Familienhintergrund –<br />

wäre in der Ukraine nicht so sehr, das ukrainische System<br />

zu überarbeiten oder die Arbeit der dortigen <strong>Jur</strong>isten zu<br />

machen, sondern den deutschsprachigen Investoren und<br />

Firmen das ukrainische System und die dortige Praxis zu<br />

erklären und dafür gerade zu stehen, dass dort alles – mehr<br />

oder weniger – mit rechten Dingen zugeht.<br />

Und wer weiß, welche Länder in dieser Dekade noch<br />

der EU beitreten oder sich mit ihr assoziieren? Einen Blick<br />

sollte man übrigens auch auf den afrikanischen Markt<br />

werfen. Nordafrika wird als Lieferung grüner und fossiler<br />

Energien interessant. Das zu Kiew Gesagte gilt auch hier!<br />

Zukunftsmusik? Wenn mir jemand anlässlich meines<br />

1. Staatsexamens im Jahre 1986 gesagt hätte, dass ich<br />

6 Jahre später Anwalt in Dresden und 15 Jahre später<br />

Anwalt in Warschau sein würde, dann hätte ich meinen Unglauben<br />

wohl sehr nachdrücklich zum Ausdruck gebracht!<br />

Where there is a will there is a way<br />

Wie kommt man nun als deutscher <strong>Jur</strong>ist ins Ausland? Ich<br />

kann diese Frage nur für den Anwaltsberuf beantworten.<br />

Man muss sich klar sein, dass die juristische Ausbildung<br />

jurisdiktionsgebunden und damit weniger universell verwendbar<br />

ist als Wirtschaftswissenschaften, Naturwissenschaften,<br />

Ingenieurswesen etc. Der Schritt in ein anderes<br />

Land ist deshalb notwendig mit dem Erlernen der Sprache<br />

sowie des dortigen Rechtssystems verbunden. Für Polen<br />

würde sich ein Studium an der Universität Viadrina in<br />

Frankfurt/Oder oder im Rahmen der Deutsch-Polnischen<br />

Rechtsschule an der Humbold Universität Berlin empfehlen.<br />

Wie sieht der osteuropäische Anwaltsmarkt für deutsche<br />

<strong>Jur</strong>isten aus? Die osteuro päischen Rechtsmärkte<br />

sind erwachsen geworden. In den letzten 20 Jahren ist eine<br />

Generation von polnischen <strong>Jur</strong>isten nachgewachsen, die<br />

recht früh profunde Berufs er fahrung erworben haben und<br />

über gute Sprachkenntnisse verfügen. 35-jährige Kollegen<br />

haben hier bereits 10 Jahre Berufs erfahrung, da man bereits<br />

in der Referendarzeit kräftig mitarbeitet. Es gilt deshalb<br />

ein hartes Brett zu bohren, wenn man als im Ausland<br />

ausgebildete Newcomer in diesen Markt eindringen will.<br />

Dies dürfte auch für die anderen mittel europäischen EU-<br />

Länder gelten. Andererseits kann dies mit familiärem Hintergrund,<br />

Beziehungen und unternehmerischem Geschick<br />

immer noch gelingen.<br />

Zur Person<br />

Guido Reker studierte in Passau und Angers (Frankreich)<br />

und absolvierte sein Referendariat am Landgericht Saarbrücken.<br />

Er arbeitete von 1991 bis 2000 für eine deutsche<br />

überregionale Kanzlei in Dresden und ab 2000 – nach<br />

Fusion dieser Kanzlei mit einer US-Kanzlei – in Warschau<br />

(Polen). Er ist dort seit 2007 in eigener Kanzlei tätig. Seine<br />

Kanzlei ist in Polen für Mandanten aus dem deutschen<br />

Sprachraum sowie in Deutschland für polnische Mandanten<br />

tätig.<br />

Wer ins Ausland will, sollte meines Erachtens den ukrainischen<br />

Markt prüfen. Wenn dieser Krieg gottlob vorbei sein<br />

wird, wird dieses Land zur nächsten „Baustelle der Weltgeschichte“<br />

werden. Chancen sehe ich für ungebundene<br />

junge deutsche Rechtsanwälte mit etwas Berufs erfahrung.<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 13


Nomos Lehrbücher<br />

Die Inhalte der Lehrveranstaltungen<br />

verständlich aufbereitet<br />

NOMOSLEHRBUCH<br />

NomosLehrbuch<br />

NomosLehrbuch<br />

NomosLehrbuch<br />

NomosStudium<br />

Weiler<br />

Bieber | Epiney | Haag | Kotzur<br />

Kindhäuser | Böse<br />

Baer<br />

Schmitz-Herscheidt | Wagner<br />

Schuldrecht<br />

Allgemeiner Teil<br />

NOMOSLEHRBUCH<br />

Die Europäische<br />

Union<br />

Europarecht und Politik<br />

NomosLehrbuch<br />

Strafrecht<br />

Besonderer Teil II<br />

Straftaten gegen Vermögensrechte<br />

NomosLehrbuch<br />

Rechtssoziologie<br />

Eine Einführung in die<br />

interdisziplinäre Rechtsforschung<br />

NomosLehrbuch<br />

Zivilprozess- und<br />

Verhandlungstaktik<br />

7. Auflage<br />

15. Auflage<br />

12. Auflage<br />

5. Auflage<br />

2. Auflage<br />

Adolphsen<br />

Brömmelmeyer<br />

Michael | Morlok<br />

Guckelberger<br />

Nomos<br />

Zivilprozessrecht<br />

Nomos<br />

Schuldrecht<br />

Besonderer Teil<br />

Helbing<br />

Lichtenhahn<br />

Nomos<br />

Grundrechte<br />

Nomos<br />

Allgemeines<br />

Verwaltungsrecht<br />

Nomos<br />

Vertragliche Schuldverhältnisse<br />

mit Verwaltungsprozessrecht<br />

und Staatshaftungsrecht<br />

8. Auflage<br />

6. Auflage<br />

8. Auflage<br />

11. Auflage<br />

Nomos<br />

Nomos<br />

Nomos<br />

Nomos<br />

Schuldrecht Allgemeiner Teil<br />

Von Prof. Dr. Frank Weiler<br />

7. Auflage <strong>2023</strong>, ca. 520 S.,<br />

brosch., ca. 26,90 €<br />

ISBN 978-3-7560-0565-9<br />

E-Book 978-3-7489-3919-1<br />

Erscheint ca. September <strong>2023</strong><br />

Zivilprozessrecht<br />

Von Prof. Dr. Jens Adolphsen<br />

8. Auflage <strong>2023</strong>, ca. 360 S.,<br />

brosch., ca. 26,90 €<br />

ISBN 978-3-7560-0621-2<br />

E-Book 978-3-7489-4156-9<br />

Erscheint ca. September <strong>2023</strong><br />

Die Europäische Union<br />

Europarecht und Politik<br />

Von Prof. (em.) Dr. Roland Bieber, Prof.<br />

Dr. Astrid Epiney, LL.M., Marcel Haag und<br />

Prof. Dr. Markus Kotzur, LL.M.<br />

15. Auflage <strong>2023</strong>, 795 S., brosch., 39,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7428-9<br />

E-Book 978-3-7489-1430-3<br />

Schuldrecht Besonderer Teil<br />

Vertragliche Schuldverhältnisse<br />

Von Prof. Dr. Christoph Brömmelmeyer<br />

6. Auflage <strong>2023</strong>, ca. 410 S.,<br />

brosch., ca. 26,90 €<br />

ISBN 978-3-7560-0486-7<br />

E-Book 978-3-7489-3811-8<br />

Erscheint ca. April <strong>2023</strong><br />

Rechtssoziologie<br />

Eine Einführung in die<br />

interdisziplinäre Rechtsforschung<br />

Von Ri‘inBVerfG Prof. Dr. Dr. h.c.<br />

Susanne Baer, LL.M.<br />

5. Auflage <strong>2023</strong>, 314 S., brosch., 26,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7296-4<br />

E-Book 978-3-7489-1312-2<br />

Strafrecht Besonderer Teil II<br />

Straftaten gegen Vermögensrechte<br />

Von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Urs Kindhäuser<br />

und Prof. Dr. Martin Böse<br />

12. Auflage <strong>2023</strong>, 480 S., brosch., 26,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-8662-6<br />

E-Book 978-3-7489-3033-4<br />

Allgemeines Verwaltungsrecht<br />

mit Verwaltungsprozessrecht<br />

und Staatshaftungsrecht<br />

Von Prof. Dr. Annette Guckelberger<br />

11. Auflage <strong>2023</strong>, 667 S., brosch., 26,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-8136-2<br />

E-Book 978-3-7489-2552-1<br />

Grundrechte<br />

Von Prof. Dr. Lothar Michael<br />

und Prof. em. Dr. Martin Morlok<br />

8. Auflage <strong>2023</strong>, 541 S.,<br />

brosch., 26,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7217-9<br />

E-Book 978-3-7489-1229-3<br />

Zivilprozess- und<br />

Verhandlungstaktik<br />

TIPP<br />

Von RAuN Prof. Dr. Stephan<br />

Schmitz-Herscheidt, FAHuGR und<br />

RA Dr. Benjamin Wagner, LL.M., FAHuGR<br />

2. Auflage <strong>2023</strong>, 350 S., brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-8621-3<br />

E-Book 978-3-7489-3152-2<br />

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Niederlande<br />

Lernen „on the job“<br />

Ute Acker arbeitet seit über 25 Jahren in den Niederlanden als deutsche und niederländische Rechtsanwältin, Schwerpunkt<br />

Wirtschaftsrecht. Dabei war es ursprünglich nicht ihr Ziel, in den Niederlanden zu arbeiten, Rückblickend war es für sie<br />

aber die beruflich und persönlich richtige Entscheidung.<br />

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Schon im Studium war ich auslandsorientiert: ein Studienjahr<br />

in Genf, und zwar ohne die deutschen Vorlesungen,<br />

und nach dem ersten Staatsexamen ein LL.M.-Programm<br />

in London. Eine Tätigkeit am Institut für Auslandsrecht an<br />

der Uni Köln folgte, später eine Zeit beim Max-Planck-<br />

Institut in Hamburg und die Wahlstation in Brüssel. Aber<br />

„Holland“ war mir nie in den Sinn gekommen. Bis ich im<br />

Rahmen eines Summercourse zum amerikanischen Recht<br />

(!) in Amsterdam einen netten Holländer kennengelernt<br />

habe. Nach zwei Jahren Fernbeziehung während des<br />

Referendariats habe ich nach meinem zweiten Staatsexamen<br />

erst einmal meine Koffer gepackt, um in Holland<br />

meine Dissertation fertig zu schreiben. Das gemeinsame<br />

Ziel danach war Brüssel. Die Dissertation kam dann nicht<br />

recht voran. Stattdessen lernte ich Niederländisch, machte<br />

mich mit niederländischem Zivilrecht vertraut und versuchte<br />

einen ersten Einstieg in das niederländische Berufsleben,<br />

weil das Schreiben an der Dissertation recht einsam<br />

war. Zwei Jahre habe ich bei der Deutsch-Niederländischen<br />

Handelskammer als Justiziarin gearbeitet, bis ich endgültig<br />

den Entschluss gefasst habe, meine Dissertation an<br />

den Nagel zu hängen und mich zu 100 Prozent auf ein<br />

Berufsleben in den Niederlanden einzulassen. Inzwischen<br />

bin ich seit mehr als 25 Jahren in Rotterdam tätig, doppelt<br />

in beiden Ländern zugelassen. Mein Schwerpunkt ist die<br />

grenzüberschreitende Rechtsberatung.<br />

Im Rückblick war dies eine glückliche Entscheidung. Die<br />

deutsch-niederländischen Handelsbeziehungen sind sehr<br />

intensiv, und entsprechend groß ist das Bedürfnis an<br />

Rechtsberatung. Viele deutsche Unternehmen, gerade im<br />

mittelständischen Bereich, ziehen eine Beratung in der<br />

deutschen Sprache dem englischen vor. Umgekehrt ist<br />

auch für holländische Unternehmer Beratung zum deutschen<br />

Recht in ihrer eigenen Sprache ein großes Plus. Es<br />

ist aber nicht nur die Sprache, die für die grenzüberschreitende<br />

Rechtsberatung bedeutsam ist. Es ist der Brückenschlag<br />

zwischen den beiden Rechtskreisen und sogar<br />

Rechtskulturen, die man als <strong>Jur</strong>ist:in bei grenzüberschreitender<br />

Tätigkeit vermittelt. Dieser Aspekt gibt der täglichen<br />

Anwaltspraxis auch ein gewisses Extra. Neben dem<br />

rein rechtlichen ist man immer auch interkulturell unterwegs.<br />

Außerdem arbeitet man täglich rechtsvergleichend.<br />

Alles neu<br />

Wie wird man in den Niederlanden Rechtsanwält:in? Die<br />

formellen Hürden für eine Anwaltstätigkeit im europäischen<br />

Ausland sind dank der europäischen Niederlassungs-<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 15


freiheit relativ gering. Wer in Deutschland Rechtsanwält:in<br />

ist, kann sich überall in Europa unter seinem home title<br />

niederlassen. Und darf dort alles das tun, was Rechtsanwält:innen<br />

im Niederlassungsland auch darf, also auch<br />

vor Gericht auftreten.<br />

Aber in der Sache muss man natürlich alles neu lernen.<br />

Wer zum nationalen Recht beraten will, fängt als deutsche<br />

<strong>Jur</strong>ist:in inhaltlich wieder von vorne an. Das fremde Recht<br />

muss man schließlich erst einmal lernen. Hier merkt man<br />

aber, dass man mit der deutschen <strong>Jur</strong>istenausbildung –<br />

über die man auch viel Schlechtes sagen kann – letztlich<br />

gute Voraussetzungen mitbekommen hat, sich schnell<br />

und systematisch in ein unbekanntes Rechtsgebiet einzuarbeiten.<br />

Und bereits das hilft enorm.<br />

Ausbildung in der Praxis<br />

In den Niederlanden werden Rechtsanwält:innen in der<br />

Praxis ausgebildet. Wer nach seinem Studienabschluss<br />

Rechtsanwält:in werden will, der sucht einen Lehr- und<br />

Arbeitsplatz in einer Rechtsanwaltskanzlei. Die Ausbildung<br />

ist praktisch und „on the job“, daneben gibt es ein begleitendes<br />

Kursprogramm, das von der Anwaltskammer organisiert<br />

wird. Bei diesem Kursprogramm gibt es ab und zu<br />

mal eine Prüfung, aber nichts, was mit dem zweiten<br />

Staatsexamen oder dem bar exam vergleichbar ist. Diese<br />

Anwaltsausbildung dauert drei Jahre. Man ist bereits<br />

während dieser Ausbildung als Anwält:in zugelassen und<br />

auf der Visitenkarte steht „advocaat“.<br />

Niederländische Anwaltskanzleien sind es also gewöhnt,<br />

mit Berufseinsteiger:innen frisch von der Uni zu arbeiten.<br />

Das erleichtert einem auch als ausländische <strong>Jur</strong>ist:in den<br />

Einstieg. So war es auch bei meiner ersten Stelle in einer<br />

niederländischen Kanzlei: Genau wie bei allen anderen<br />

Jung anwält:innen verlies keine E-Mail und kein Schriftsatz<br />

die Kanzlei, ohne dass nicht mein Mentor/Ausbilder darauf<br />

geschaut hätte. Die Lernkurve in der Praxis ist aber schnell,<br />

und wenn man bereits Arbeitserfahrung als Anwält:in<br />

gehabt hat, geht es natürlich erheblich schneller.<br />

Auffällig ist, dass in den Niederlanden die Anwaltspraxis<br />

eine Art „Geheimwissenschaft“ ist. Ein dem „Palandt“<br />

(heute Grüneberg) vergleichbaren Kommentar gibt es<br />

nicht. Während man in Deutschland zu fast allem ein<br />

Muster oder Formular in einem Anwaltshandbuch findet,<br />

gibt es so etwas in den Niederlanden kaum. Beispiels weise<br />

werden Vertragsmuster als eigenes Know-How von Anwaltskanzleien<br />

entwickelt und geschützt. Entwicklungen<br />

in der Rechtsprechung muss man selbst folgen, in dem<br />

man Entscheidungen liest. Zusammenfassende, die Linien<br />

der Rechtsprechung nachzeichnende Aufsätze gibt es<br />

kaum.<br />

Deutsch-niederländischer Rechtsverkehr<br />

Vor 25 Jahren gab es in den Niederlanden nur sehr wenige<br />

deutscher <strong>Jur</strong>ist:innen. Inzwischen ist das anders. Es gibt<br />

in den kleinen Niederlanden verhältnismäßig viele Rechtsanwaltskanzleien,<br />

die ein German Desk haben und sich<br />

auf die grenzüberschreitende deutsch-niederländische<br />

Beratung richten. Viele davon sind im Grenzgebiet aktiv,<br />

aber auch in den großen Städten wie Amsterdam und<br />

Rotterdam gibt es eine Reihe von Kanzleien bzw. Kolleginnen<br />

und Kollegen mit diesem Tätigkeitsschwerpunkt.<br />

Wegen der intensiven Handelsbeziehungen zwischen<br />

beiden Ländern gibt es auch genug in diesem Bereich zu<br />

tun. Wen es als deutsche <strong>Jur</strong>ist:in ins Ausland zieht, der<br />

kann in den Niederlanden sicherlich fündig werden.<br />

Exotisch und abenteuerlich ist es nicht, aber die Niederlande<br />

sind ein sehr angenehmes Land, die Lebensqualität<br />

ist sehr hoch und das berufliche Alltagsleben auch unter<br />

Rechtsanwält:innen ist sehr locker und aufgeschlossen.<br />

Neu gierde und den Willen zum juristischen Neulernen<br />

sollte man natürlich mitbringen. Auch niederländische<br />

Sprachkenntnisse sind Grundvoraussetzung.<br />

Zur Person<br />

Ute Acker, LL.M. , ist deutsche und niederländische Rechtsanwältin<br />

in Rotterdam. Sie ist seit 25 Jahren in den Niederlanden<br />

im Bereich des deutsch-niederländischen Wirtschaftsrechts<br />

tätig. Nachdem sie zwölf Jahre den German<br />

Desk einer mittelgroßen niederländischen Wirtschaftskanzlei<br />

geleitet hat, hat sie in 2018 gemeinsam mit einer Kollegin<br />

die auf deutsch-niederländisches Arbeits- und Wirtschaftsrecht<br />

spezialisierte Kanzlei HELEX Advocaten & Rechtsanwälte<br />

gegründet. Ute Acker ist Vorstandsvorsitzende der<br />

Deutsch-Niederländischen Rechtsanwaltsvereinigung e.V.<br />

Alles, was man zur Anwaltstätigkeit wissen muss, lernt man<br />

in den Niederlanden in der Anwaltspraxis und von seinen<br />

Kolleginnen und Kollegen. Ständige Weiterbildung wird hier<br />

ganz groß geschrieben. Jede Anwält:in muss sich jährlich<br />

fortbilden und dies auch nachweisen, alle größeren Kanzleien<br />

haben eigene Inhouse-Schulungsprogramme.<br />

16<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


DEIN STAATSEXAMEN.<br />

DEIN JURCASE.<br />

DEINE ENTSCHEIDUNG.<br />

DIE NUMMER 1 BEI DER VERMIETUNG VON<br />

GESETZESTEXTEN UND KOMMENTAREN!<br />

DEIN EXKLUSIVER<br />

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Dänemark<br />

Zwischen dänischer Hygge<br />

und deutscher Bürokratie<br />

Alexander Maierski lebt in Aarhus. Dort zog er zunächst der Liebe wegen hin, sieht aber heute auch deutlich die Vorteile, dort<br />

als Anwalt zu arbeiten. Denn das Konzept der “Hygge” gilt auch für den Beruf.<br />

...<br />

© shutterstock / Anna ART<br />

Dänemark ist für viele sicherlich ein Sehnsuchtsland, aber<br />

den meisten doch eher von Sommerurlauben an der Nordsee<br />

bekannt, anstatt als Kandidat zum Auswandern wahrgenommen<br />

zu werden. Während es in Schleswig-Holstein<br />

üblich ist, auch in Dänemark zu arbeiten, war es für mich<br />

als Süddeutscher erst einmal überraschend, als mein<br />

professoraler Gefährte mich gefragt hat, ob ich mir einen<br />

Umzug von München nach Aarhus vorstellen könnte.<br />

Selbst als begeisterter Ferienhausurlauber an der<br />

dänischen Nordseeküste war Aarhus, immerhin die zweitgrößte<br />

Stadt in Dänemark, noch nicht auf meinem Radar.<br />

Nachdem also Dänemark im Gespräch war, stellte sich<br />

gleich die Frage „Wieso nicht Kopenhagen, und kann man<br />

im Zweifel nicht pendeln?“.<br />

Nach gut 4,5 Jahren kann ich aber mit Überzeugung sagen,<br />

dass Aarhus eine ganz wunderbare Stadt zum Leben ist.<br />

Die Nähe der Innenstadt zu sowohl Strand als auch Wald<br />

ermöglicht einen Freizeitwert, der seinesgleichen sucht,<br />

vorausgesetzt man ist bereit, Funktionskleidung zu tragen.<br />

Mit ca. 350.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und<br />

knapp 100.000 Studierenden an einer der größten Universitäten<br />

in Skandinavien und zahlreichen weiteren Hochschulen<br />

ist das Stadtleben doch sehr abwechslungsreich<br />

und das kulturelle Angebot auch ausgezeichnet. Einzig die<br />

Anbindung lässt etwas zu wünschen übrig. Mit Zugverbindungen<br />

nach Kopenhagen (3 Stunden) und Hamburg<br />

(4 Stunden) sowie zwei regionalen Flughäfen, welche aber<br />

auch etwa 60 bzw. 90 Minuten von der Stadt entfernt sind,<br />

wird jeder Urlaub und Heimatbesuch schnell aufwendig.<br />

Wie aber arbeitet man als deutscher <strong>Jur</strong>ist in Dänemark?<br />

In Dänemark konnte ich erst meinen deutschen Job remote<br />

weiterführen. Das Entgegenkommen meines damaligen<br />

Arbeitgebers in München war enorm. Im Jahr 2018 war<br />

Homeoffice nämlich noch nicht Teil des üblichen Repertoires<br />

in deutschen Unternehmen.<br />

Herausforderungen als deutscher <strong>Jur</strong>ist<br />

in Dänemark<br />

Dennoch kam schnell der Wunsch nach mehr Integration<br />

und damit auch einem dänischen Job auf, was überraschend<br />

aufwendig war. Zuerst habe ich es bei großen<br />

Unternehmen versucht, welche einen geschäftlichen Bezug<br />

zu Deutschland haben. Meine Bewerbungen sind aber nicht<br />

unbedingt auf großes Interesse gestoßen. Niemand konnte<br />

etwas mit meinen Staatsexamina anfangen und die Noten<br />

wurden als ganz und gar merkwürdig aufgenommen. Der<br />

Höhepunkt war ein Telefoninterview, in welchem mein Gesprächspartner<br />

hörbar irritiert feststellte, dass ich ja eigentlich<br />

vom Profil her auf die Stelle passen würde, nur um mir<br />

dann zu erklären, wieso es nicht funktioniert.<br />

Über die Universität als Arbeitgeber meines Partners habe<br />

ich aber Zugang zu einem ausgesprochen gut organisierten<br />

business mentoring Programm erhalten, in welchem ich<br />

einen leitenden Angestellten in der Rechtsabteilung eines<br />

internationalen Unternehmens in Aarhus als Mentor zur<br />

Seite gestellt bekommen habe. Dank seiner Tipps und<br />

Beziehungen konnte ich dann Kontakt zu den großen<br />

dänischen Wirtschaftskanzleien aufnehmen.<br />

18<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


Hier bin ich auf deutlich mehr gegenseitiges Interesse gestoßen<br />

und relativ zügig war klar, dass ich den German Desk einer<br />

der führenden Kanzleien in Dänemark unterstützen werde.<br />

Aufgrund seiner Größe und geografischen Gegebenheiten<br />

ist die dänische Wirtschaft stark auf das Ausland fokussiert.<br />

Größter Außenhandelspartner ist dabei Deutschland, aber<br />

die dänische Wirtschaft fokussiert auf Diversifizierung und<br />

diese globale Sichtweise beeinflusst auch den Arbeitsalltag<br />

für <strong>Jur</strong>istinnen und <strong>Jur</strong>isten.<br />

Selbst traditionsbewusste dänische Unternehmen benutzen<br />

gerne Englisch als Bürosprache und es besteht kaum Zurückhaltung,<br />

mit einem erfolgreichen Konzept umgehend ins<br />

Ausland zu expandieren. Nicht, dass der deutsche Mittelstand<br />

nicht auch enorm international ausgerichtet ist, aber<br />

in Dänemark ist dies noch deutlich ausgeprägter.<br />

Damit waren allerdings nicht alle Hürden genommen. Denn<br />

die dänische Sprache ist wirklich besonders. Sie hat zwar in<br />

der Realität nichts mit der Karikatur von Hape Kerkeling zu<br />

tun, aber gewöhnungsbedürftig ist sie dennoch. Vor- und<br />

Nachteil zugleich ist aber, dass man Dänisch im Alltag kaum<br />

benötigt. Dank dem Umstand, dass Film und Fernsehen<br />

nicht synchronisiert werden, spricht beinahe die gesamte<br />

Bevölkerung fließend Englisch. Es fehlt somit allerdings auch<br />

der Druck, die Sprache intensiv zu lernen. Immerhin hat der<br />

dänische Staat dieses Problem erkannt und bietet allen Neuankömmlingen<br />

kostenfreie Dänisch-Kurse an, welche nicht<br />

nur die Grundlagen der Sprache vermitteln, sondern einem<br />

auch die Kultur näherbringen und den Aufbau eines ersten<br />

kleinen Netzwerkes ermöglichen.<br />

Bei der schon erwähnten Jobsuche war Dänisch aber erst<br />

einmal doch eine Voraussetzung, was in einem von Sprache<br />

dominierten Berufsfeld auch nicht besonders überrascht. Es<br />

ist daher empfehlenswert, sich der Sprache zu stellen, insbesondere<br />

wenn man auch vor Gericht auftreten möchte.<br />

Was kann man in Dänemark<br />

als Deutscher lernen?<br />

Weiter ist die Digitalisierung des Rechtswesens für deutsche<br />

<strong>Jur</strong>istinnen und <strong>Jur</strong>isten beeindruckend. Während in<br />

Deutschland das besondere elektronische Anwaltspostfach<br />

(kurz „beA“) nur mühselig in Gang kommt und die<br />

Diskussion sowie Einführung der e-Akte spannend zu<br />

verfolgen ist, gibt es dies in Dänemark schon seit langem.<br />

Das gesamte Gerichts- und Verwaltungswesen wird in Dänemark<br />

digital über einen gemeinsamen Zugang abgewickelt.<br />

Über diesen Zugang meldet man sich in seinem Online-Banking<br />

an, gibt seine Steuererklärung ab, kauft eine Wohnung<br />

und als Anwältin oder Anwalt nutzt man diesen Zugang, um<br />

Schriftsätze einzureichen und die Gerichtsakten einzusehen.<br />

Und noch mehr Besonderheiten sind festzustellen: Skandinavien<br />

und speziell Dänemark kultivieren den Ruf einer<br />

zufriedenen und glücklichen Gesellschaft mit dem einmaligen<br />

Konzept der „Hygge“. Dies wird auch im juristischen<br />

Berufsalltag nicht außer Acht gelassen. Es geht dabei aber<br />

nicht unbedingt darum, weniger zu arbeiten,, sondern eher<br />

um flexibles und vor allen Dingen effizientes Arbeiten.<br />

Zeit wird als kostbares Gut angesehen, welches nicht<br />

leichtfertig verschwendet werden darf. Dies gilt auch für<br />

nicht unbedingt notwendiges „Präsenz zeigen“ in der<br />

Kanzlei. Das Konzept, am Abend auf keinen Fall vor der<br />

Partnerin das Büro zu verlassen, gibt es hier schlicht nicht.<br />

Man vermeidet Prokrastination und arbeitet nach Bedarf.<br />

Dabei können auch schon einmal Nächte draufgehen, aber<br />

wirklich nur, wenn es notwendig ist.<br />

Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat in Dänemark<br />

einen besonders hohen Stellenwert. Meetings in der<br />

Familienzeit am frühen Abend werden vermieden und<br />

selbstverständlich holt auch ein Partner seine Kinder von<br />

der Schule ab.<br />

Was bringen einem die deutschen Examina<br />

in Dänemark?<br />

Die dänische <strong>Jur</strong>a-Ausbildung basiert auf einem Bachelor<br />

und Master gefolgt von einer 3-jährigen praktischen Ausbildungszeit<br />

als Bevollmächtigte:r entweder in einer Kanzlei,<br />

bei einem Unternehmen oder mit Einschränkungen auch<br />

direkt bei Gericht. Hierbei werden sehr schnell Schwerpunkte<br />

gesetzt und man merkt doch Unterschiede zur breiten<br />

Ausbildung, welche die deutschen Examina erzwingen.<br />

Mit deutschen Examina kann man sich in Dänemark darauf<br />

verlassen, dass man sich bei der Problemlösung vor dänischen<br />

Kolleginnen und Kollegen nicht verstecken muss.<br />

Dies dürfte allerdings in vielen Ländern der Fall sein.<br />

Besonders hilfreich sind die deutschen Examina daher für<br />

dänische Mandantinnen und Mandanten. Wie bereits erwähnt,<br />

ist Deutschland der größte Außenhandelspartner<br />

von Dänemark und dementsprechend hat der Durchblick<br />

durch das deutsche Recht einen enormen Wert für dänische<br />

Unternehmen und Kanzleien.<br />

Zusammenfassend würde ich jederzeit wieder nach Dänemark<br />

ziehen und empfehle dies auch gerne.<br />

Zur Person<br />

Alexander Maierski lebt seit Sommer 2018 in Aarhus, Dänemark<br />

und arbeitet seit Januar 2020 als Rechtsanwalt bei<br />

Gorrissen Federspiel, einer der führenden Wirtschaftskanzleien<br />

Dänemarks mit Büros in Kopenhagen und Aarhus.<br />

Zuvor arbeitete er für ein online Startup in Regensburg und<br />

beck-online in München, wo er 2012 und 2014 auch beide<br />

Examina abgelegt hat. In seiner Freizeit ist Alexander inzwischen<br />

begeisterter Winterbader und führt gerne Besuch<br />

durch die zahlreichen Museen in Aarhus.<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 19


Die aktuellen Nomos-Gesetzestexte<br />

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Dolde | Graßhof | Remmert<br />

Landesrecht<br />

Baden-Württemberg<br />

Textsammlung<br />

17. Auflage<br />

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Dolde | Graßhof | Remmert<br />

Landesrecht<br />

Baden-Württemberg<br />

17. Auflage 2022, 920 S.,<br />

brosch., 28,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7310-7<br />

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Götz | Starck<br />

Landesrecht<br />

Niedersachsen<br />

Textsammlung<br />

31. Auflage<br />

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Landesrecht Niedersachsen<br />

31. Auflage <strong>2023</strong>, 929 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7410-4<br />

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Heckmann | Huber | Numberger<br />

Landesrecht<br />

Bayern<br />

Textsammlung<br />

17. Auflage<br />

Heckmann | Huber | Numberger<br />

Landesrecht Bayern<br />

17. Auflage 2022, 988 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7413-5<br />

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Mayen | Sachs | Seibert<br />

Landesrecht<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Textsammlung<br />

17. Auflage<br />

Mayen | Sachs | Seibert<br />

Landesrecht Nordrhein-Westfalen<br />

17. Auflage <strong>2023</strong>, 1.060 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-7560-0043-2<br />

Nomos<br />

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Sodan | Kuhla<br />

Landesrecht<br />

Berlin<br />

Textsammlung<br />

18. Auflage<br />

Nomos<br />

Sodan | Kuhla<br />

Landesrecht Berlin<br />

18. Auflage 2022, 936 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7418-0<br />

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Hufen | Jutzi | Westenberger<br />

Landesrecht<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Textsammlung<br />

31. Auflage<br />

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Hufen | Jutzi | Westenberger<br />

Landesrecht<br />

Rheinland-Pfalz<br />

31. Auflage 2022, 1.086 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-8623-7<br />

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von Brünneck | Härtel | Dombert<br />

Landesrecht<br />

Brandenburg<br />

Textsammlung<br />

26. Auflage<br />

von Brünneck | Härtel | Dombert<br />

Landesrecht Brandenburg<br />

26. Auflage 2022, 940 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7411-1<br />

N OMO SG E SETZE<br />

Freymann | Kröninger | Wendt<br />

Landesrecht<br />

Saarland<br />

Textsammlung<br />

28. Auflage<br />

Freymann | Kröninger | Wendt<br />

Landesrecht Saarland<br />

28. Auflage 2022, 941 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7408-1<br />

Nomos<br />

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Lange | Sperlich | Schütte<br />

Landesrecht<br />

Bremen<br />

Textsammlung<br />

25. Auflage<br />

Lange | Sperlich | Schütte<br />

Landesrecht Bremen<br />

25. Auflage <strong>2023</strong>, 1.007 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-7560-0084-5<br />

N OMO SG E SETZE<br />

Musall | Birk | Faßbender<br />

Landesrecht<br />

Sachsen<br />

Textsammlung<br />

27. Auflage<br />

Musall | Birk | Faßbender<br />

Landesrecht Sachsen<br />

27. Auflage <strong>2023</strong>, 929 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-7560-0081-4<br />

Nomos<br />

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Hoffmann-Riem | Schwemer<br />

Landesrecht<br />

Hamburg<br />

Textsammlung<br />

32. Auflage<br />

Hoffmann-Riem | Schwemer<br />

Landesrecht Hamburg<br />

32. Auflage 2022, 767 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7414-2<br />

N OMO SG E SETZE<br />

Kluth | Robra<br />

Landesrecht<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Textsammlung<br />

24. Auflage<br />

Kluth | Robra<br />

Landesrecht Sachsen-Anhalt<br />

24. Auflage <strong>2023</strong>, 877 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-7560-0082-1<br />

Nomos<br />

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von Zezschwitz<br />

Landesrecht<br />

Hessen<br />

Textsammlung<br />

32. Auflage<br />

von Zezschwitz<br />

Landesrecht Hessen<br />

32. Auflage <strong>2023</strong>, 1.108 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7415-9<br />

N OMO SG E SETZE<br />

Brüning | Ewer | Thomsen<br />

Landesrecht<br />

Schleswig-Holstein<br />

Textsammlung<br />

29. Auflage<br />

Brüning | Ewer | Thomsen<br />

Landesrecht Schleswig-Holstein<br />

29. Auflage <strong>2023</strong>, 1.110 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7416-6<br />

Nomos<br />

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Schlacke | Kronisch | Darsow<br />

Landesrecht<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Textsammlung<br />

24. Auflage<br />

Nomos<br />

Schlacke | Kronisch | Darsow<br />

Landesrecht<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

24. Auflage 2022, 896 S.,<br />

brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7409-8<br />

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Brenner | Schneider<br />

Landesrecht<br />

Thüringen<br />

Textsammlung<br />

24. Auflage<br />

Nomos<br />

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Landesrecht Thüringen<br />

24. Auflage 2022, 895 S.,<br />

brosch., 28,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7313-8<br />

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Schottland<br />

Brexit, Braveheart und Berufseinstieg:<br />

Als deutsche <strong>Jur</strong>istin in Schottland<br />

Dr. Hannah Frahm hat nach ihrem zweiten Staatsexamen vier Jahre in einem internationalen Umfeld in Edinburgh gelebt,<br />

studiert und gearbeitet. Ursprünglich geplant war allein ein LL.M.-Studium. Hier berichtet sie über einen ungewöhnlichen<br />

Berufseinstieg.<br />

© shutterstock / anon_tae<br />

...<br />

Als ich nach meinem zweiten Staatsexamen Freund:innen<br />

und Familie verkündete, ich würde jetzt noch ein Masterstudium<br />

im englischsprachigen Ausland „hinterherschieben“,<br />

traf das nicht überall auf Verständnis. Die juristische<br />

Ausbildung in Deutschland ist bereits sehr zeitaufwendig<br />

und ich hatte zudem gerade eine Promotion begonnen.<br />

Doch ich war überzeugt, dass dies für mich der richtige<br />

Weg war. Kurze Zeit später stieg ich also in das Flugzeug<br />

nach Edinburgh und sollte, was ich zu diesem Zeitpunkt<br />

noch nicht ahnte, erst vier Jahre später nach Deutschland<br />

zurückkehren.<br />

Zusatzqualifikation: Masterstudium<br />

Der Masterstudiengang Comparative and European<br />

Private Law an der University of Edinburgh war eine absolute<br />

Bereicherung. Die Kurse waren sehr gut strukturiert<br />

und die Professor:innen extrem motiviert und fachlich erstklassig.<br />

Mein Jahrgang bestand unter anderem aus Studierenden<br />

aus Italien, Frankreich, den Niederlanden, Thailand,<br />

China, England und Schottland. Am Ende des Jahres hatten<br />

wir sämtliche Rechtsgebiete des Privatrechts „im Schnelldurchlauf“<br />

und mit rechtsvergleichender Linse vertieft,<br />

diskutiert und geprüft – und ganz nebenbei neue Freundschaften<br />

geschlossen. Auch meine eigene Recherche für die<br />

Promotion profitierte sehr von den tiefen Einblicken in das<br />

englische und schottische Recht, von der vorhandenen<br />

Literatur und der Nähe zu den Professor:innen, die für meine<br />

Fragen stets ein offenes Ohr hatten. Ein Studien aufenthalt<br />

im Ausland bietet zudem die Möglichkeit, Land und Leute<br />

kennenzulernen und zu reisen, während man eine begehrte<br />

Zusatzqualifikation erwirbt: Insbesondere international<br />

agierende Kanzleien oder große Wirtschaftsunternehmen<br />

wissen den LL.M. und die oftmals damit erworbenen (juristischen)<br />

Sprachkenntnisse sehr zu schätzen.<br />

Gerichtspraktikum:<br />

European Young Lawyers' Scheme<br />

Zeitgleich zu meinem Studium nahm ich an dem dreimonatigen<br />

European Young Lawyers’ Scheme teil, einer Art<br />

Gerichtspraktikum an der schottischen Faculty of Advocates<br />

in Edinburgh in Kooperation mit der European Lawyers’<br />

Association (ELA). Das European Young Lawyers’ Scheme<br />

gibt es im Wesentlichen seit dem Beitritt des Vereinigten<br />

Königreiches zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />

im Jahre 1973 und zwar mit dem Ziel, jungen europäischen<br />

<strong>Jur</strong>ist:innen das schottische Rechtssystem und Gerichtswesen<br />

näherzubringen. Uns wurden jeweils zwei bis drei<br />

Ausbilder:innen aus den Reihen der advocates (das schottische<br />

Äquivalent zur englischen Bezeichnung barrister) sowie<br />

Richter:innen zugeteilt. Sie begleiteten wir in ihrer täglichen<br />

Arbeit und unterstützten sie bei der Recherche und Erstellung<br />

von Dokumenten. Ich habe meine Tage bei vielfältigen<br />

Gerichtsverhandlungen (Straf-, Zivil- und Verwaltungskammer)<br />

unter anderem auch vor dem Supreme Court, bei<br />

Besprechungen mit der Mandantschaft und solicitors, bei<br />

dem ein oder anderen Gefängnisbesuch oder einfach in der<br />

Bibliothek der advocates im Parliament House im Herzen der<br />

Altstadt verbracht. Mit meinen Kolleg:innen aus der Slowakei,<br />

Luxemburg, Polen, Dänemark, Italien, Estland, Frankreich,<br />

Portugal, Finnland und Spanien verbrachte ich drei<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 21


sehr intensive Monate, die mir neben meinem Studium<br />

einen ganz und gar praktischen Einblick in das schottische<br />

Recht ermöglichten.<br />

Berufseinstieg:<br />

Professional Support Lawyer und Solicitor<br />

Am Ende eines ereignisreichen Jahres wurde mir klar, dass<br />

ich in Schottland bleiben wollte. Im Rahmen meiner Jobsuche<br />

bekam ich jedoch die Grenzen der national-geprägten<br />

juristischen Ausbildung am eigenen Leib zu spüren: Die in<br />

Deutschland (oder jedem anderen Land) erworbenen Qualifikationen<br />

können leider nicht so einfach ins Ausland<br />

„übertragen“ werden, zumindest nicht, wenn man in dem<br />

klassisch-juristischen Bereich bleiben will. Nach ein paar<br />

Monaten als tutor an der Universität und einer freien Mitarbeit<br />

bei der Scottish Law Commission, eine Einrichtung der<br />

schottischen Regierung, die das schottische Recht überprüft<br />

und notwendige Reformen empfiehlt, wurde mir eine<br />

Stelle als Professional Support Lawyer für den Themenbereich<br />

Brexit bei einer der führenden unabhängigen<br />

Wirtschaftskanzleien in Schottland angeboten.<br />

Professional Support Lawyer ist eine Jobbeschreibung, die<br />

in Deutschland in dieser Form bislang noch nicht weit verbreitet,<br />

aber definitiv auf dem Vormarsch ist. Weitestgehend<br />

von der direkten Mandatsarbeit „befreit“, beschäftigen<br />

sich Professional Support Lawyers (auch bezeichnet als<br />

Transaction Support Lawyer, Project Lawyer oder Wirtschaftjurist:in)<br />

vornehmlich damit, für die Mandatsarbeit kritische<br />

Ressourcen praxisnah aufzubereiten. Die Tätigkeit umfasst<br />

je nach Tätigkeitsumfeld grundsätzlich all das, was nicht<br />

direkte Rechtsberatung ist, also etwa Transaktions- und<br />

Projektmanagement, Durchführung einer Due Diligence,<br />

Prüfung von rechtlichen Dokumenten, mandatsbezogene<br />

Recherche, Erstellung von internen und externen Memos,<br />

Planung und Durchführung von Veranstaltungen usw.<br />

Meine Tätigkeiten umfassten unter anderem die Koordination<br />

und Bündelung aller Brexit-bezogenen Auf gaben, auch<br />

im Rahmen von mandatsbezogener Arbeit. Darüber hinaus<br />

hielt ich die interne Brexit-Arbeitsgruppe (Brexit Advisory<br />

Group) über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden,<br />

schrieb Beiträge für den Brexit Hub der Kanzlei sowie<br />

für Tageszeitungen, verfasste interne und externe Memos,<br />

bereitete vor und hielt interne und externe Vorträge und<br />

Schulungen zu einzelnen Brexit-Teilaspekten und vertrat die<br />

Kanzlei bei einschlägigen Veranstaltungen.<br />

Meine Erfahrungen aus dem Masterstudium und dem<br />

Gerichtspraktikum konnte ich im Rahmen meiner Arbeit<br />

sehr gut einfließen lassen. Auch sind die Fähigkeiten, die<br />

wir uns im Rahmen der juristischen Ausbildung in<br />

Deutschland aneignen, im Ausland bei weitem nicht verloren:<br />

Die im Studium erlernten Fähigkeiten, strukturiert<br />

und technisch sauber an komplexe Sachverhalte heranzugehen<br />

und sich in kürzester Zeit in unbekannte Bereiche<br />

einzuarbeiten, brachten mich auch in Schottland weiter.<br />

Die im Vergleich zur klassischen Mandatsarbeit geregelteren<br />

Arbeitszeiten als Professional Support Laywer ermöglichten<br />

es mir zudem, meine Promotion weitestgehend<br />

berufsbegleitend zum Abschluss zu bringen.<br />

Parallel zu meiner Tätigkeit als Professional Support Lawyer<br />

begann ich mich auf den sogenannten Aptitude Test for<br />

EU Qualified Lawyers vorzubereiten, denn ich wollte die<br />

Zulassung zur schottischen Rechtsanwältin (solicitor) erwerben.<br />

Ich war eine der letzten europäischen Kandidat:innen,<br />

die noch den „vereinfachten“ europäischen Weg<br />

einschlagen konnten: das Examen bestand damals noch<br />

aus vier Klausuren zu verschiedenen Aspekten des schottischen<br />

und des EU-Rechts. Nach dem Austritt des Vereinigten<br />

Königreichs aus der EU gelten nun verschärfte<br />

Regelungen. Statt inzwischen sind 11 Klausuren zu bestehen.<br />

Die Prüfungen sind recht anspruchsvoll, jedoch bei<br />

weitem nicht so arbeitsintensiv wie das erste und zweite<br />

Staatsexamen. Sie werden von der Kammer (Law Society<br />

of Scotland) abgenommen. Nach meiner Zulassung zur<br />

solicitor habe ich dann auch verstärkt mandatsbezogene<br />

Tätigkeiten übernommen. Dann kam die Pandemie und<br />

ich entschied mich schweren Herzens, Schottland zu verlassen<br />

und wieder nach Deutschland zurückzukehren.<br />

Fazit<br />

Mein persönliches „Schottland-Fazit“ ist durchweg positiv.<br />

Ich habe es sehr genossen, in eine andere Welt einzutauchen,<br />

mich im Ausland persönlich und in meinem Beruf<br />

neu zu erfahren, neue Freundschaften zu schließen und<br />

an Herausforderungen zu wachsen. Etwas Mut, sich auf<br />

Unplanbares einzulassen, brauchte es allerdings schon,<br />

was aber belohnt wurde. Ich werde immer mit Freude auf<br />

meinen etwas anderen Berufseinstieg zurückblicken.<br />

Zur Person<br />

Rechtsanwältin Dr. Hannah Frahm, LL.M. (Edinburgh) ist<br />

derzeit als Associate in der Praxisgruppe Corporate/M&A<br />

bei Norton Rose Fulbright LLP tätig. Sie studierte Rechtswissenschaften<br />

an der Christian-Albrechts-Universität zu<br />

Kiel und am ICP in Paris. Im Rahmen ihres Referendariats<br />

war Hannah Frahm u.a. bei der Deutschen Botschaft in<br />

Bangkok tätig. Nach dem Zweiten Staatsexamen absolvierte<br />

sie ein Masterstudium an der University of Edinburgh (Comparative<br />

and European Private Law). Die Promotion an der<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg erfolgte größtenteils<br />

berufsbegleitend. Hannah Frahm ist sowohl in Schottland<br />

als auch in Deutschland als Rechtsanwältin (solicitor) zugelassen.<br />

22<br />

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Irland<br />

German-Desk<br />

auf der grünen Insel<br />

Irland gilt als eines der Sehnsuchtsziele der Deutschen. Die grüne Insel ist eines der beliebtesten Reiseziele in Europa und<br />

bekannt für seine Natur, reiche Geschichte und die große Gastfreundschaft. Auch das Arbeiten in Irland ist für viele Deutsche<br />

attraktiv. Dr. Michael Hördt berichtet über seine Erfahrungen.<br />

© shutterstock / Aitormmfoto<br />

Irland ist nach dem Brexit das größte verbliebene common<br />

law Land in der EU. Kennzeichnend für das Rechtssystem<br />

sind sicherlich das case law und das damit verbundene<br />

Prinzip des precedent. Diese juristischen Prinzipien sind<br />

dem deutschen <strong>Jur</strong>isten erstmal fremd, was zumindest<br />

anfangs die Arbeit im irischen Recht erschwert.<br />

Der Anwaltsberuf in Irland<br />

Ebenso muss man sich bewusst sein, dass das Anwaltsbild<br />

in Irland sich anders darstellt, als man es in Deutschland<br />

gewohnt ist. Irland kennt wie das Vereinigte Königreich<br />

auch die Unterscheidung zwischen dem Solicitor, der<br />

vereinfacht gesagt die außergerichtliche Vertretung vornimmt,<br />

und dem Barrister, der vor Gericht vertritt. Der<br />

Ausbildungsweg beider Berufsstände ist sehr unterschiedlich.<br />

Der deutsche <strong>Jur</strong>ist erlangt den Titel des irischen<br />

Solictors, wenn er die dazugehörigen Prüfungen absolviert<br />

oder für mindestens 3 Jahre eine Beratungstätigkeit im<br />

irischen oder Unionsrecht vorweist. Letzteres basiert auf<br />

der Richtlinie 98/5/EG. Mir ist nicht bekannt, dass aktuell<br />

ein deutscher <strong>Jur</strong>ist die Ausbildung zum Barrister absolviert<br />

hat; sofern dies der Fall ist, handelt es sich um Ausnahmefälle.<br />

Als deutscher <strong>Jur</strong>ist sind aufgrund der Verschiedenheit der<br />

Rechtssysteme die Tätigkeiten in rein juristischen Berufen<br />

grundsätzlich erstmal eingeschränkt. In Kanzleien sind<br />

deutsche <strong>Jur</strong>isten, die nicht den irischen Titel des<br />

Solicitors führen, häufig für die Beratung im Rahmen eines<br />

German Desk zuständig. Dies betrifft aber die Beratung<br />

im deutschen Recht in oder aus Irland.<br />

Tätigkeitsfelder und Aufgaben<br />

Typischerweise sind deutsche <strong>Jur</strong>isten für internationale<br />

Organisationen, europäische Institutionen oder deutsche<br />

Repräsentanzen in Irland tätig. Ein möglicher Arbeitsplatz,<br />

in dem auch im irischen Recht beraten werden kann, ist<br />

dabei die Industrie- und Handelskammer in Dublin. Ich<br />

selbst habe während meines Referendariats in Dublin dort<br />

gearbeitet und in ausgewählten Bereichen des irischen<br />

Rechts beratende Tätigkeiten vorgenommen. Zu den typischen<br />

Aufgaben eines deutschen <strong>Jur</strong>isten in der Handelskammer<br />

gehört unter anderem die Unterstützung bei der<br />

Gesellschaftsgründung. Die häufigste Gesellschaftsform<br />

ist in Irland die Limited. Die Gründung verläuft relativ<br />

geradlinig und hat deutlich weniger formelle Voraussetzungen<br />

als in Deutschland. Dies ist jedoch nicht damit<br />

24<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


gleichzusetzen, dass keine Beratung benötigt wird. Zu<br />

meinen Aufgaben gehörte etwa die Erläuterung der Article<br />

of Association, die den Mandanten ihre Pflichten vor Augen<br />

führen. Beratungsbedarf besteht auch bei Besonderheiten<br />

des Gesellschaftsrechts wie der Voraussetzung des Company<br />

Secretary. Viele Mandanten möchten eine Gesellschaft in<br />

Irland gründen, weil sie sich steuerliche Vorteile versprechen.<br />

Dabei stellen sich die Mandaten die Unternehmensgründung-<br />

und Voraussetzungen genau wie in Deutschland<br />

vor, nur weniger formell. Dies ist aber ein Trugschluss,<br />

wie sich schon anhand des Company Secretary zeigt. Die<br />

Rolle des Company Secretary ist verpflichtend zu besetzen<br />

und wird auch gerne an einen deutschen <strong>Jur</strong>isten in Irland<br />

quasi „ausgelagert“. Den Mandanten habe ich dabei die<br />

Rolle des Company Secretary erläutert. Zu den Aufgaben<br />

des Company Secretary gehört beispielsweise, darauf zu<br />

achten, dass die Gesellschaft sich an die irischen Gesetze<br />

und regulatorischen Auflagen hält sowie das Company<br />

Registration Office (CRO) über Änderungen informiert ist<br />

und die notwendigen Unterlagen rechtzeitig in korrekter<br />

Form erhält. Ich selbst habe nicht die Rolle des Company<br />

Secretary innegehabt, allerdings habe ich bei der Wahrnehmung<br />

der Aufgaben unterstützt und zum Beispiel Mandanten<br />

auf notwendige Angaben in Formularen und deren<br />

korrekte Ausgestaltung hingewiesen. Zusätzlich zu den<br />

genannten Aufgaben kommt die Einreichung der Jahressteuererklärung.<br />

Auch bei solchen Erklärungen habe ich<br />

mitgewirkt und im irischen Recht beraten. <strong>Jur</strong>istische<br />

Fachkenntnisse werden in diesem Bereich von Mandanten<br />

sehr geschätzt. Dabei kommt bei der Beratung zugute,<br />

dass das irische Steuerrecht in seinen Grundzügen einfach<br />

gehalten ist. Man sieht an diesen Punkten aber auch: Die<br />

Arbeit als deutscher <strong>Jur</strong>ist in diesem Bereich ist häufig mit<br />

administrativen Aufgaben verbunden, bei denen aber<br />

juristische Kenntnisse sehr hilfreich sind. Nach der Gründung<br />

einer Limited stellt sich beispielsweise oft noch weiterer<br />

Beratungsbedarf in weiteren Punkten ein. Arbeitsrechtler<br />

sind dagegen etwa mit Fragen der Entsendung<br />

konfrontiert und müssen diesbezüglich auch Fragen des<br />

deutschen und irischen Kollisionsrechts klären. Ich selbst<br />

war im Bausektor mit Sachverhalten konfrontiert, die zum<br />

einen eine Entsendung beinhalteten, die arbeitsrechtliche<br />

Fragestellungen im Hinblick auf das anwendbare Recht<br />

auslösten und sodann eine sozialver sicherungsrechtliche<br />

Bewertung erforderten. Dies sind Fälle, in denen das Kollisionsrecht<br />

sowohl von Irland als auch Deutschland geprüft<br />

werden muss und die insofern eine hohe Komplexität<br />

aufweisen und spannende Rechtsfragen mit sich bringen.<br />

Die Mandanten erwarten dabei regelmäßig schnelle Antworten,<br />

da häufig enge Fristen einzuhalten sind. Dieses<br />

grenzüberschreitende Arbeiten macht aber einen großen<br />

Reiz der Tätigkeit aus. Man muss sich allerdings in der Praxis<br />

bewusst sein: Sofern irisches Recht Anwendung findet, wird<br />

der Fall an irische Anwälte abgegeben, da gerade in dem<br />

Bereich der Sozialversicherung die Haftungsrisiken erheblich<br />

sein können.<br />

Häufig wurde ich auch mit der Bitte einer Ersteinschätzung<br />

konfrontiert. Tatsächlich möchten Mandanten wissen,<br />

ob bestimmte Vorgehensweisen sich aus steuerlicher<br />

Sicht lohnen oder ob Aufwand und Ertrag nicht übereinstimmen.<br />

Auch sind sich Mandanten häufig nicht über die<br />

Steuerpflichtigkeit in Irland bewusst. Ebenso musste ein<br />

Mandant darauf hingewiesen werden, dass zumindest<br />

einer der Geschäftsführer im EWR ansässig sein muss und<br />

es nicht möglich ist, dass bspw. beide Geschäftsführer in<br />

den USA ansässig sind.<br />

Mein Fazit: Wer als deutscher <strong>Jur</strong>ist in einem juristischen<br />

Beruf Irland tätig werden will, sollte sich bewusst sein,<br />

dass der Arbeitsbereich durchaus eingeschränkt sein kann.<br />

Aus diesem Grund streben die meisten deutschen <strong>Jur</strong>isten,<br />

die dauerhaft oder mehrere Jahre in Irland tätig sein wollen,<br />

den Titel des Solicitor an.<br />

Abschließende Bemerkungen<br />

Meine Tätigkeit für die Industrie- und Handelskammer in<br />

Dublin war sehr abwechslungsreich, lehrreich und herausfordernd.<br />

Man muss sich aber den Einschränkungen bewusst<br />

sein, da man in der Regel nicht mehr nach außen<br />

beraten kann beziehungsweise das Haftungsrisiko auch<br />

erheblich ist, sobald vertieftes Wissen notwendig ist.<br />

Dennoch bestehen viele Möglichkeiten in Irland tätig zu<br />

werden, so dass die grüne Insel nicht nur für Urlauber, sondern<br />

auch für deutsche <strong>Jur</strong>isten attraktiv ist.<br />

Zur Person<br />

Dr. Michael Hördt, M.C.L. (Mannheim/ Adelaide) studierte<br />

Rechtswissenschaften an der Universität Heidelberg mit<br />

Praktika in Zürich und Dublin und erwarb im Anschluss in<br />

Mannheim und Adelaide seinen Masterabschluss. Danach<br />

promovierte er und absolvierte sein Referendariat mit<br />

Stationen in Dublin und Washington, D.C. Er war Rechtsanwalt<br />

in einer mittelständischen Kanzlei in Frankfurt a.M.<br />

im Arbeitsrecht und für das Irlandgeschäft der Kanzlei<br />

zuständig. Aktuell ist er Syndikusrechtsanwalt bei Infosys<br />

Limited im Arbeitsrecht in Frankfurt a.M. Er ist Vorstandsmitglied<br />

der Deutsch-Irischen <strong>Jur</strong>isten- und Wirtschaftsvereinigung.<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 25


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als Backup eine Papierversion in Griffbereitschaft zu haben. ... Auch bei der Schnelligkeit des Zugriffs werden<br />

geübte Rechtsanwender:innen kaum Nachteile des Buches feststellen können – im Gegenteil: Wer mit Klebezetteln<br />

arbeitet und diese farbig oder schriftlich sinnvoll markiert, dürfte mit dem Buch sogar im Vorteil sein. Gerade bei<br />

Verweisungen oder wenn man gezwungen ist, zwischen Normen hin- und her zu springen, wird man mit der<br />

Papierversion meist schneller unterwegs sein.« Prof. Dr. Dr. Peter Salje, Agrar- und Umweltrecht 2020, 488<br />

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Mexiko<br />

Land der unbegrenzten Möglichkeiten<br />

Dr. Mauricio Foeth ist in Mexiko Anwalt geworden. Der dortigen Bürokratie zum Trotz. Dabei hat er eine ermutigende<br />

Erfahrung gemacht: In Mexiko ist alles möglich. Und wenn doch mal ein Weg versperrt sein sollte, nimmt man einen<br />

anderen. Der mag etwas länger oder gewundener sein, aber man kommt an.<br />

© shutterstock/ Leonid Andronov<br />

Als Deutsch-Mexikaner wollte ich schon immer in Mexiko<br />

leben und arbeiten. Meine Geschwister zogen nach meinem<br />

Abitur Mitte der 90er Jahre aus beruflichen Gründen<br />

mit meinen Eltern nach Mexiko und beendeten dort das<br />

Gymnasium. Derweil blieb ich in Deutschland und begann<br />

mein <strong>Jur</strong>astudium in Hamburg. Gegen Ende meines Referendariats<br />

in Kiel bewarb ich mich bei diversen mexikanischen<br />

Kanzleien, aber es passte noch nicht so richtig. So fing<br />

ich an, in Hamburg zu arbeiten und verwarf den Gedanken,<br />

nach Mexiko zu ziehen. Ein knappes Jahr später fand ich auf<br />

meinem Anrufbeantworter - so etwas hatte man früher in<br />

Zeiten ohne Handy - eine Nachricht der Kanzlei, die mir nach<br />

langen Interviews doch abgesagt hatte. Es handelte sich um<br />

das mexikanische Büro einer internationalen Kanzlei mit<br />

Sitz in New York. Man fragte mich, ob ich sie nicht bei einem<br />

Projekt von maximal sechs Monaten in Mexiko unterstützen<br />

möchte. Ich sagte zu, verhandelte die Umzugshilfe und<br />

Gehalt, brach alle meine Zelte in Deutschland ab. Selbst<br />

wenn nach den sechs Monaten Schluss sein sollte, wollte<br />

ich bleiben und mir woanders in Mexiko einen Job suchen.<br />

Aus den sechs Monaten wurden sechs Jahre. Ich arbeitete<br />

an vielen interessanten internationalen und sogar teilweise<br />

für Lateinamerika zeitgeschichtlich relevanten Projekten<br />

mit. Die Arbeitssprache war Englisch. Da in Mexiko alles<br />

möglich ist, konnte ich als deutscher Anwalt ohne mexikanische<br />

Zulassung arbeiten. Zwar nur beratend, da vor Gericht<br />

die lokale Zulassung notwendig ist. Dieser Bereich<br />

inter essierte mich nicht so sehr. Mein Schwerpunkt lag auf<br />

der Beratung ausländischer Unternehmen, die in Mexiko<br />

investieren wollten und dies ist bis dato mein Arbeitsfeld.<br />

Der Weg zur mexikanischen Anwaltszulassung<br />

Im Jahre 2007 begann ich damit, meine mexikanische<br />

Zulassung zu beantragen. Der gesamte Prozess dauerte von<br />

der Antragstellung bis zur Aushändigung der sogenannten<br />

„Cédula Profesional“, also der Anwaltszulassung, fast drei<br />

Jahre. Wer sich jemals über deutsche Bürokratie beschwert,<br />

der sollte die hohen Künste der mexikanischen Bürokratie<br />

kennenlernen. Es gab damals für mich zwei Optionen, ein<br />

mexikanischer Anwalt zu werden. Entweder ich studierte<br />

nochmals an einer lokalen Universität <strong>Jur</strong>a oder ich versuchte,<br />

über einen Test, der die Grundkenntnisse des Fachs abfragte,<br />

den Titel „Licenciado en Derecho“ zu bekommen. Das entspricht<br />

etwa einen Bachelor in <strong>Jur</strong>a. Da ich nicht nochmal<br />

vier Jahre studieren wollte, wählte ich die zweite Option.<br />

Das Verfahren war recht aufwendig. Zuerst musste ich beim<br />

Bundesbildungsministerium einen Antrag auf Äquivalenz<br />

meines deutschen Studiums stellen, wobei man mir schon<br />

gleich kühl sagte, dass mein Studium nicht anerkannt werde.<br />

Nach dem negativen Bescheid hätte ich aber die Möglichkeit,<br />

den Test abzulegen. Mit dem bestandenen Test, mit dem<br />

ich die notwendigen <strong>Jur</strong>akenntnisse nachwies, könne ich<br />

die Anwaltszulassung beantragen. Hierfür musste ich all<br />

meine deutschen Studienunterlagen, Semesterbescheinigungen,<br />

Seminarscheine, Studienbuch und weiteres<br />

Offizielle übersetzen und die Staatsexamina und Anwaltszulassung<br />

apostillieren lassen. Nach dem negativen Bescheid<br />

besorgte ich mir im Internet die Lernunterlagen für<br />

den Test. Es wurden dreizehn Fächer im Multiple-Choice-<br />

Verfahren abgefragt, von denen ich alle mit mindestens<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong> 27


tausend Punkten bestehen musste (Ethik bestand ich knapp<br />

mit 1008 Punkten). Es kamen so exotische Themen wie<br />

Militärrecht und Ejido-und Agrarrecht, aber auch Staatsangehörigkeits-<br />

und Einwanderungsrecht dran. Nach bestandener<br />

Prüfung lief ich freudestrahlend zum Bildungsministerium,<br />

um meine Anwaltszulassung zu beantragen, wo<br />

man mich darauf hinwies, dass ich zunächst noch mein<br />

Abiturzeugnis anerkennen lassen musste. Man beachte,<br />

dass das Ministerium schon meinen Studienabschluss als<br />

Licenciado anerkannt hatte. Dafür musste ich die Sekundarstufe<br />

revalidieren und die Grundschule. Mein Vater hatte<br />

glücklicherweise alle Schulunterlagen seit der Grundschule<br />

fein säuberlich in Aktenordnern aufgehoben. Alle Zeugnisse<br />

von Grundschule bis Abitur wurden offiziell übersetzt und<br />

vorgelegt. Das dauerte wieder ein halbes Jahr – dann hielt<br />

ich endlich die Anwaltszulassung in meinen Händen.<br />

Nach sechs Jahren bei der der amerikanischen Kanzlei wechselte<br />

ich ein paar Mal, jeweils auf Einladung, die Kanzlei. Die<br />

Arbeit in Mexiko bot mir die Möglichkeit, an interessanten<br />

Projekten mitzuarbeiten und an Mandate zu gelangen, von<br />

denen ich nicht geträumt hätte. Zum Beispiel wurde ich von<br />

einem Ingolstädter Automobilkonzern kontaktiert, um<br />

diesen beim Aufbau des neuen Werkes in allen kollektiv- und<br />

individualarbeitsrechtlichen Aspekten zu beraten.<br />

Anwalt und Brückenbauer<br />

Auch in Mexiko gilt, dass das Beherrschen der Sprache die<br />

Grundlage ist. Zwar kann man mittlerweile in den vielen<br />

Kanzleien, die sich auf die über eintausend deutschen Unternehmen<br />

spezialisieren, auch mit Englisch und Deutsch<br />

zurechtkommen, aber erst die Beherrschung der Sprache<br />

eröffnet alle Möglichkeiten.<br />

Neben den juristischen Themen besteht ein großer Teil meiner<br />

Arbeit darin, als kulturell-fachlicher Brückenbauer zu<br />

agieren. Mexikanische <strong>Jur</strong>ist:innen, Steuerberater:inn,<br />

Behörden und Vertragspartner:innen setzen voraus, dass<br />

der ausländische Investor die Geschäftsterminologie kennt.<br />

So wird ohne weitere Erklärung nach einem sog. Comprobante<br />

de Domicilio gefragt, also einer Adressbestätigung.<br />

Da es in Mexiko kein Melderegister gibt, wird hierfür<br />

üblicher weise eine Telefonrechnung o.ä. benutzt, die auf<br />

den Namen der Person oder Firma ausgestellt ist. Ausländische<br />

Unternehmen können nicht immer solch eine Rechnung<br />

vorweisen, also müssen alternative Dokumente als<br />

Adressnachweis gefunden werden, so z.B. ein HR-Auszug.<br />

Im Laufe der Zeit wurde ich auch zum Honorary Legal<br />

Advisor der britischen Botschaft ernannt und Vertrauensanwalt<br />

der deutschen, österreichischen und diverser weiterer<br />

Botschaften, wobei ich sie bei internen rechtlichen<br />

Angelegenheiten unterstütze. Die täglichen Geschäftssprachen<br />

sind Englisch, Spanisch und Deutsch, wobei meine<br />

Grundkenntnisse in Polnisch und Französisch auch in diversen<br />

Situationen hilfreich waren.<br />

Zusammen mit einem mexikanischen Partner gründete ich<br />

TAXAVO.MX, eine Steuerkanzlei, die sich auf die Beratung<br />

ausländischer Unternehmen mit Geschäft in Mexiko spezialisiert.<br />

Dieses Projekt entstand aus dem Wunsch der Mandanten,<br />

professionell auf Deutsch steuerliche Beratung zu<br />

erhalten. Mittlerweile ist unser TAXAVO-Team gut gewachsen.<br />

Gleichzeitig kollaboriere ich mit zwei mexikanischen<br />

Kanzleien, über die ich meine rechtlichen Mandate bearbeite<br />

und kooperiere mit einer führenden amerikanischen<br />

Arbeitsrechtskanzlei, für die ich alle mexikanischen Rechtsthemen<br />

betreue.<br />

Ende 2017 schloss ich noch meine Promotion im internationalen<br />

Schiedsverfahren am renommierten Instituto de Investigaciones<br />

<strong>Jur</strong>ídicas (IIJ) der Universidad Nacional Autónoma<br />

de México (UNAM) erfolgreich ab. Auch das war eine lange<br />

Odyssee, würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen.<br />

Von Deutschland aus in Mexiko arbeiten<br />

Im Jahr 2015 bin ich aus familiären Gründen wieder nach<br />

Deutschland gezogen. Seitdem lebe ich in Deutschland und<br />

arbeite im Home-Office. Das Geschäft läuft weiterhin in<br />

Mexiko. So konnte ich mich ganz auf die Kinder konzentrieren<br />

und viel Zeit mit ihnen verbringen. Das geht aber nur<br />

mit meinem großartigen Team vor Ort. Denn es kommt oft<br />

vor, dass man zur Mandant:in ins Büro kommen oder vor<br />

Gericht erscheinen muss. In diesen Fällen koordiniere ich<br />

mich mit den Kollegen, die dies übernehmen. Andererseits<br />

bin ich regelmäßig in Mexiko, um Kolleg:innen und Mandant:innen<br />

zu treffen, aber auch, um Familie und Freunde<br />

zu sehen und das tolle Essen zu genießen.<br />

Wie gesagt, in Mexiko ist alles möglich. Auch, seinen individuellen<br />

Lebensweg zu verwirklichen.<br />

Zur Person<br />

Dr. (UNAM) Mauricio Foeth ist seit 2005 in Mexiko-Stadt und<br />

Berlin tätig und verfügt über eine Zulassung als Rechtsanwalt<br />

in Deutschland und Mexiko. Er betreut eine große Anzahl<br />

europäischer Unternehmen bei ihren rechtlichen Bedürfnissen<br />

und Herausforderungen mit Fokus auf Mexiko. Mauricio<br />

ist Partner bei TAXAVO.MX und Pönisch Abogados. Er ist Vertrauensanwalt<br />

der deutschen und österreichischen Botschaften,<br />

Honorary Legal Advisor der Botschaft des Vereinigten<br />

Königreichs und berät verschiedene andere europäische und<br />

außereuropäische Botschaften. Mauricio ist Mitglied im Vorstand<br />

der Deutsch-Mexikanischen <strong>Jur</strong>istenvereinigung<br />

(DMJV) und der Deutsch-Mexikanischen Gesellschaft (DMG).<br />

28<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


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Droit Européen [TUE | TFUE | CDFEU]<br />

Textsammlung | Text Collection | Recueil de textes<br />

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Völkerrecht<br />

Textsammlung<br />

9. Auflage<br />

Nomos<br />

N OMO SG E SETZE<br />

Digitalrecht<br />

Textsammlung mit Einführungen<br />

DatenschutzR | DatenR | WirtschaftsR<br />

eGovernmentR | eJusticeR<br />

eCommerceR | IT-SicherheitsR<br />

Classen | Hufeld<br />

Europäisches<br />

Verfassungsrecht<br />

Vertragliches Europaverfassungsrecht<br />

Staatliches Verfassungsrecht<br />

Textsammlung<br />

4. Auflage<br />

Nomos<br />

N OMO SG E SETZE<br />

Sodan<br />

Öffentliches, Privates und Europäisches<br />

Wirtschaftsrecht<br />

Textsammlung<br />

22. Auflage<br />

2. Auflage<br />

Nomos<br />

Nomos<br />

Nomos<br />

Glaesner<br />

Europarecht<br />

Textausgabe mit einer Einführung<br />

von Prof. Dr. Roland Bieber<br />

27. Auflage 2022, 883 S., brosch., 17,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-8998-6<br />

Die 27. Auflage der Textsammlung zum Europarecht<br />

enthält den EU-Vertrag, den AEUV,<br />

die Charta der Grundrechte, die Datenschutzgrundverordnung<br />

sowie weitere wichtige<br />

Grundlagentexte des Europäischen Rechts.<br />

Darüber hinaus erfasst sie die Satzung des<br />

Europarats und die EMRK mit ihren wichtigsten<br />

Protokollen sowie die wichtigsten Bestimmungen<br />

zur Finanzstabilisierung.<br />

Terhechte [Hrsg.]<br />

Europarecht [EUV | AEUV | GRCh]<br />

European Law [TEU | TFEU | CFREU]<br />

Droit Européen [TUE | TFUE | CDFEU]<br />

Textsammlung | Text Collection |<br />

Recueil de textes<br />

2. Auflage 2021, 553 S., brosch., 44,– €<br />

ISBN 978-3-8487-7127-1<br />

Die Textsammlung zum europäischen<br />

Primärrecht in englischer, deutscher und<br />

französischer Sprache trägt der erheblichen<br />

Bedeutung des Sprachenvergleichs bei der<br />

Auslegung und Anwendung europarechtlicher<br />

Normen Rechnung.<br />

Tomuschat | Walter [Hrsg.]<br />

Völkerrecht<br />

Textsammlung<br />

9. Auflage 2021, 752 S., brosch., 22,– €<br />

ISBN 978-3-8487-7122-6<br />

Der zunehmende Einfluss internationaler<br />

Vorgaben auf die nationale Gesetzgebung<br />

erfordert solide Kenntnisse im Völkerrecht.<br />

Mit der Neuaufnahme des 16. Zusatzprotokolls<br />

zur EMRK und den Conclusions on identification<br />

of customary international law<br />

wird die für das Studium und die Praxis<br />

bestens geeignete Sammlung um wichtige<br />

Rechtstexte ergänzt.<br />

Digitalrecht<br />

DatenschutzR | DatenR | WirtschaftsR |<br />

eGovernmentR | eJusticeR | eCommerceR |<br />

IT-SicherheitsR<br />

Textsammlung mit Einführungen<br />

<strong>2023</strong>, 1.444 S., brosch., 49,– €<br />

ISBN 978-3-8487-8996-2<br />

Die Textsammlung zum Digitalrecht umfasst<br />

die wichtigsten Regelungen aus den<br />

Bereichen Daten- und Datenschutzrecht,<br />

Wirtschaftsrecht, eGovernment-Recht,<br />

eJustice-Recht, eCommerce-Recht und<br />

IT-Sicherheitsrecht. Einführungen erläutern<br />

kurz und prägnant die jeweiligen Themen.<br />

Classen | Hufeld [Hrsg.]<br />

Europäisches Verfassungsrecht<br />

Vertragliches Europaverfassungsrecht |<br />

Staatliches Verfassungsrecht<br />

Textsammlung<br />

4. Auflage 2021, 711 S., brosch., 42,– €<br />

ISBN 978-3-8487-7913-0<br />

Die Zusammenfassung der EU-Verträge und<br />

ausgewählter Staatsverfassungen in einem<br />

Band erleichtert den Zugang zum Europäischen<br />

Verfassungsrecht insgesamt und ist<br />

für alle, die sich mit den Grundfragen der<br />

europäischen Integration befassen eine<br />

unverzichtbare Arbeitshilfe.<br />

Sodan [Hrsg.]<br />

Öffentliches, Privates und<br />

Europäisches Wirtschaftsrecht<br />

Textsammlung<br />

22. Auflage 2022, 1.521 S., brosch., 34,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7417-3<br />

Die aktualisierte 22. Auflage der systematisch<br />

angeordneten Textsammlung enthält die<br />

wesentlichen Vorschriften des privaten und<br />

öffentlichen Wirtschaftsrechts vom Verfassungsrecht<br />

über das Europarecht hin zum<br />

Verwaltungs- und Privatrecht. Der Inhalt<br />

orientiert sich an den Bedürfnissen der Studierenden<br />

an den Universitäten und Fachhochschulen<br />

sowie ihrer Dozent:innen und<br />

der in der Praxis Tätigen.<br />

Bestellen Sie im Buchhandel oder versandkostenfrei online unter nomos-shop.de<br />

Bestell-Hotline +49 7221 2104-260 | E-Mail bestellung@nomos.de | Fax +49 7221 2104-265<br />

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Noch mehr Länder<br />

Rückblick <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1/2020<br />

Im <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>.-Heft 1/2020 – ebenfalls mit dem Titel „<strong>Jur</strong>ist sein anderswo“ – berichteten bereits <strong>Jur</strong>istinnen und <strong>Jur</strong>isten<br />

über ihre Erfahrungen im Ausland. Sie arbeiteten und arbeiten etwa in Schweden, Frankreich, Portugal, Spanien,<br />

Argentinien, Vietnam, China, Kanada und Lettland. Das Heft lässt sich nach wie vor kostenfrei im Netz abrufen<br />

(https://indd.adobe.com/view/dfebfedc-8b50-425c-82c5-5807a79523ca).<br />

© shutterstock/ Lumella<br />

Zunächst stellt sich Ansgar Firsching vor, der nach seinem<br />

einjährigen Masterstudium an der Universität Stockholm<br />

in Schweden blieb. Nachdem der schwedische juristische<br />

Arbeitsmarkt ihn allein mit der deutschen <strong>Jur</strong>istenausbildung<br />

für nicht geeignet hielt, absolvierte er nicht nur das<br />

schwedische <strong>Jur</strong>astudium, sondern promovierte auch erfolgreich<br />

in Schweden. Heute berät er Unternehmen und<br />

Privatpersonen im deutsch -schwedischen Rechtsverkehr.<br />

Clemens Kochinke stellt seinen Weg als deutscher <strong>Jur</strong>ist in<br />

den USA vor. Er berät heute als Rechtsanwalt und Attorney<br />

in Washington D.C. vornehmlich Staaten und IT-Unternehmen<br />

und wirkt auch als Sachverständiger bei Fragen<br />

internationalen Rechts.<br />

Leonie Schönhagen führte ihr Weg für einen LL.M. Studiengang<br />

nach Schottland. Während ihres Masters arbeitete<br />

sie als Legal Analyst. Obgleich der Werdegang zur Rechtsanwältin<br />

in Großbritannien insgesamt stark vom deutschen<br />

System abweicht, beschreibt sie, dass die deutsche<br />

<strong>Jur</strong>istenausbildung sehr wertvoll für sie war. Inzwischen<br />

arbeitet sie in einer Kanzlei in Frankfurt am Main als<br />

Rechtsanwältin für IT - und Datenschutzrecht.<br />

Christophe Kühl beschreibt, wie er in Köln, Paris und Lyon<br />

– also Frankreich – Büros der nach eigenen Angaben führenden<br />

Kanzlei im deutsch-französischen Wirtschaftsverkehr<br />

Kanzlei „Epp & Kühl“ gründete. Christoph Kühl<br />

begann diesen Weg mit einem Doppelstudium des deutschen<br />

und französischen Rechts am Centre <strong>Jur</strong>idique<br />

Franco -Allemand in Saarbrücken.<br />

Miriam Anders und Dorothea Garffs Weg führte nach Argentinien.<br />

In einem Interview sprechen beide über die<br />

Unter schiede der Rechtssysteme und ihren Arbeitsalltag.<br />

Sie berichten, dass diversen Kanzleien einen direkten Bezug<br />

zu Deutschland pflegen und viele deutsche Unternehmen<br />

einen Sitz in Argentinien haben, sodass ein gewisses Interesse<br />

an deutschen Anwält:innen besteht. Für beide <strong>Jur</strong>istinnen<br />

ist Argentinien inzwischen eine Heimat geworden.<br />

Jan Valentin Deichsel hat sechs Jahre in Ho- Chi- Minh-<br />

Stadt – also in Vietnam – gelebt und als Anwalt bei der<br />

Kanzlei Brendel & Associates gearbeitet. Er gibt <strong>Jur</strong>a-<br />

Studierenden fünf Tipps für ihren erfolgreichen Weg ins<br />

Ausland.<br />

Madeleine Martinek berichtet von ihrem Weg nach China<br />

und verrät, was sie an diesem Land fasziniert und wie es<br />

ist, dort als deutsche <strong>Jur</strong>istin zu arbeiten. Sie leitet derzeit<br />

die Abteilung Legal & Invest der Auslandshandelskammer<br />

in Peking. Sie berichtet, wie sie durch das Leben im Ausland<br />

und die rechtsvergleichende Arbeit auch das Rechtssystem<br />

und die Kultur in Deutschland besser verstehen lernte.<br />

30<br />

Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2023</strong>


Dustin Hoffmann ist parlamentarischer Assistent bei einem<br />

Abgeordneten des Europaparlaments. Noch am Tag seines<br />

Jobangebots flog er nach Brüssel und stürzte sich in das<br />

Berufsabenteuer EU. In seinem Beitrag beschreibt er, wie<br />

es zum Umzug nach Belgien kam.<br />

Stephanie Müller- Bromley wagt den Spagat zwischen zwei<br />

Ländern. Sie arbeitet in Deutschland, fliegt aber einmal im<br />

Monat für einige Tage nach Portugal, um dort Mandate zu<br />

erledigen. Stephanie Müller-Bromley berichtet, wie ihr dies<br />

gelingt und was ihr daran besonders gefällt.<br />

Sonja Willner ist, nachdem sie mehrere Jahre in einer deutschen<br />

Kanzlei arbeitete, mit ihrem spanischen Mann und<br />

zwei Kleinkindern nach Mallorca gezogen. Zufälligerweise<br />

sollte in einer mallorquinischen Kanzlei ein German Desk<br />

aufgebaut werden. In ihrem Erfahrungsbericht berichtet<br />

sie, wie sie spanische Abogada wurde und von den Unterschieden<br />

zwischen der Arbeit in Deutschland und Spanien.<br />

1/2020<br />

Zuletzt berichtet Dace Līga Luters -Thümmel was sie daran<br />

reizt, im Ausland zu arbeiten und wie sich die Arbeit im<br />

Ausland von der in Deutschland unterscheidet. Beratungsaufträge<br />

der Europäischen Kommission führten sie inzwischen<br />

in neun verschiedene Länder, so auch nach Lettland.<br />

Sie ist in Deutschland und Lettland zugelassene<br />

Rechtsanwältin.<br />

<br />

Hanna Püschel<br />

S T U D<br />

Ausgabe 1/2020<br />

34. Jahrgang<br />

ISSN 0932-5360<br />

Herausgegeben von Prof. Dr. Tobias Gostomzyk<br />

das magazin für jura-studierende<br />

<strong>Jur</strong>ist sein anderswo<br />

Mit deutschen Examina ins Ausland<br />

Felix Hilgert zog es für eine Station im Referendariat nach<br />

Kanada. Schnell fasste er den Entschluss, nach dem Examen<br />

noch einmal nach Kanada zurückzukehren. Die Anerkennung<br />

des deutschen Examens zur Anwaltszulassung<br />

in Kanada war ihm zwar nicht möglich, trotzdem eröffnete<br />

auch die juristische Mitarbeit ohne Anwaltszulassung ein<br />

breit gefächertes Tätigkeitsspektrum, was von der Übersetzung<br />

von Unterlagen über die Aufbereitung teilweise<br />

komplexer Sachverhalte und die rechtliche Recherche im<br />

deutschen und kanadischen Recht bis zum Entwurf von<br />

Dokumenten reichte.<br />

Kanzleimarketing: Man muss auch<br />

einmal abseits vom Mainstream denken<br />

IM RECHT<br />

Beitrag<br />

Entscheidung für Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Interview<br />

Werbung oder Information – der neue § 219 a StGB<br />

Magazin für Referendare und Berufseinsteiger<br />

Wissen für<br />

unterwegs<br />

Ein idealer Begleiter in der Zeit<br />

der Prüfungsvorbereitung<br />

Schwerpunkt<br />

NomosLehrbuch<br />

Taschen-<br />

Definitionen<br />

Zivilrecht | Strafrecht | Öffentliches Recht<br />

5. Auflage<br />

Nomos<br />

Taschen-<br />

Definitionen<br />

Zivilrecht | Strafrecht |<br />

Öffentliches Recht |<br />

5. Auflage <strong>2023</strong>, 343 S.,<br />

brosch., 19,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7425-8<br />

Der Band versammelt eine Vielzahl von Definitionen unbestimmter<br />

Rechtsbegriffe aus den verschiedensten<br />

Rechts gebieten. Mit den „Definitionen in der Tasche“<br />

kannst Du dir sofort einen ersten Überblick über die<br />

wichtigsten Begriffe eines Rechtsgebietes verschaffen,<br />

schnell nachschlagen und für die Prüfung lernen.<br />

Die 5. Auflage wurde grundlegend aktualisiert.


International gut aufgestellt<br />

NomosLehrbuch<br />

NomosEinführung<br />

Krajewski<br />

Völkerrecht<br />

Neumann | Berg<br />

Französisches Recht<br />

3. Auflage<br />

2. Auflage<br />

Nomos<br />

Nomos<br />

Völkerrecht<br />

Von Prof. Dr. Markus Krajewski<br />

3. Auflage <strong>2023</strong>, 436 S., brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7319-0<br />

E-Book 978-3-7489-1329-0<br />

(NomosLehrbuch)<br />

Französisches Recht<br />

Von Prof. Dr. Sybille Neumann und<br />

RA (Paris) Dr. Oliver Berg, Docteur en droit<br />

2. Auflage <strong>2023</strong>, 161 S., brosch., 29,90 €<br />

ISBN 978-3-8487-7333-6<br />

E-Book 978-3-7489-1339-9<br />

Das Lehrbuch zum Völkerrecht verfolgt einen anderen Ansatz: Als<br />

Ordnungsidee gliedert Krajewski das Völkerrecht in einen Allgemeinen<br />

und einen Besonderen Teil. Dieses Strukturierungsangebot dient<br />

dem besseren Verständnis von Zusammenhängen und Prinzipien<br />

innerhalb des Völkerrechts. Die aktualisierte und überarbeitete<br />

3. Auflage greift die völkerrechtlichen Herausforderungen des<br />

Krieges in der Ukraine auf und ordnet sie in das geltende Recht ein.<br />

Außerdem werden mit Abhandlungen zum internationalen Gesundheitsrecht,<br />

Arbeitsvölkerrecht sowie Flüchtlings- und Migrationsrecht<br />

Teilrechtsgebiete des Völkerrechts neu und erstmals in<br />

einem deutschsprachigen Lehrbuch dargestellt, die für aktuelle<br />

politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen (u.a.<br />

Covid-19-Pandemie und Lieferkettengesetz) von Relevanz sind.<br />

»Allen, die sich in das Völkerrecht einarbeiten wollen oder Antworten<br />

auf konkrete Fragen suchen, kann dieses nun schon in 2. Auflage<br />

vorliegende Buch uneingeschränkt empfohlen werden.<br />

MinR Dr. Christian Raap, BWV 6/2020, 144*<br />

Fazit: Krajewskis Lehrbuch zum Völkerrecht bietet einen geeigneten<br />

Einstieg in die Materie und schafft die Herausforderung, einen guten<br />

Überblick zu schaffen ohne dabei an Tiefgang vermissen zu lassen.<br />

frs-jura.uni-jena.de 9/2017*«<br />

Das vorliegende Werk führt deutsche <strong>Jur</strong>ist:innen in das französische<br />

Rechtssystem ein. Im Privatrecht wird ausführlich auf allgemeines<br />

und besonderes Schuldrecht, mit Vertragsrecht und deliktscher<br />

Haftung, und auf das Handels- und Gesellschaftsrecht<br />

eingegangen. Das öffentliche Recht und das Strafrecht werden<br />

dargestellt, aber auch die französischen Gerichtsbarkeiten mitsamt<br />

ihren Zuständigkeiten. Geschichtliche Abrisse zu den einzelnen<br />

Rechtsgebieten tragen zum tieferen Verständnis bei. Hinweise zur<br />

juristischen Ausbildung, zu Prüfungsmethoden und den Rechtsberufen<br />

runden das Bild ab. Dabei werden Unterschiede zum<br />

deutschen Recht stets hervorgehoben und Rechtsterminologie<br />

wird übersetzt.<br />

»Der große Vorteil des Buches von Neumann und Berg ist seine<br />

Aktualität nach den rezenten Veränderungen im französischen<br />

Recht. FAZ 03.02.2020*<br />

eine empfehlenswerte Lektüre für eine breite Zielgruppe, sei es im<br />

Rahmen eines deutsch-französischen Studienganges, eines Studienaufenthaltes<br />

in Frankreich, einer rechtsvergleichenden Studie oder<br />

in der Praxis. Dr. Konstanze Brieskorn, dfj 1/2020*«<br />

<br />

* zur Vorauflage<br />

Nomos<br />

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