4TITELTHEMAMünchner Ärztliche AnzeigenReanimation: Alarm per SmartphoneKampf gegen die UhrBei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute. Diese Minute(n)gewinnen möchte das Projekt „München rettet Leben“ ab dem 1. September2021. Die MÄA sprachen darüber mit der Münchner GesundheitsreferentinBeatrix Zurek und dem Notfallmediziner Dr. Thorsten Kohlmann.Foto: Shutterstock
Münchner Ärztliche AnzeigenTITELTHEMA 5Frau Zurek, Herr Kohlmann, waskann man sich unter dem Projekt„München rettet Leben“ vorstellen?Zurek: Es ist ein Kooperationsprojektzwischen Stadt und LandkreisMünchen sowie dem ArbeitskreisNotfallmedizin und Rettungswesene.V. (ANR), der Integrierten Leitstelleund dem Rettungszweckverband.Ziel ist es, bei medizinischen Notfällenwie einem Herz-Kreislauf-Stillstanddas therapiefreie Intervall biszum Eintreffen des Rettungsdiensteszu verkürzen.Kohlmann: Die Initiative dazu kamvon den beiden Stadträten Prof. Dr.Hans Theiss und Michael Kuffer. ImMärz 2020 war das Projekt schonfertig geplant, als die Corona-Pandemiedazwischen kam. Über die App„Mobile Retter“ auf dem Smartphonewerden dabei Personen alarmiert,die qualifiziert Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen könnenund sich zufällig in der Nähe befinden.Welche Personen sind das?Kohlmann: Das Projekt besteht ausdrei Phasen: In der ersten Phase, abdem 1. September, sprechen wir ausschließlichaktiv im Rettungs- undNotarztdienst tätige Kolleg*innen an.Sie kennen sich nicht nur mit einemHerz-Kreislauf-Stillstand aus, sondernauch mit Notfallsituationen imAllgemeinen. In der zweiten Phaseintegrieren wir weitere Menschen,die nicht aktiv in der Notfallmedizintätig sind, aber über medizinischesWissen verfügen – also Ärzt*innen,Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte.In der dritten Phaseschließlich möchten wir geschultemedizinische Laien einbinden. Durchdie drei Phasen können wir im Laufedes Projekts immer mehr dazulernenund es optimieren.Zurek: Es war uns von Anfang anwichtig, auch medizinische Laienanzusprechen, denn nicht immer istgerade ein Arzt oder eine Ärztin vorOrt, wenn jemand in eine lebensbedrohlicheSituation gerät. Auch Laienmit einer Fortbildung sollten sichihrer Stärken bewusst sein. Wir könnenihr zusätzliches Potential nutzen.Steht diese Form der Hilfe in Konkurrenzzu den Notärzt*innen?Kohlmann: Nein. Es geht uns nichtdarum, den Rettungsdienst zu ersetzen,sondern wir möchten nochmehr tun, um bewusstlosen Menschenmit einem Herz-Kreislauf-Stillstandschnell zu helfen. Dabei greiftein Zahnrädchen in das andere. Alserstes Flächen-Bundesland habenwir in Bayern 2012 die telefonischeAnleitung zur Reanimation eingeführt:Die Leitstelle disponiert nichtnur Rettungsmittel, sondern sagtAnrufer*innen auch, was sie tun sollen,wenn jemand einen Herz-Kreislauf-Stillstandhat. Nun können wirdiesen weiteren Ansatz in die Rettungsketteintegrieren.Zurek: Wir möchten das richtige Mittelin der richtigen Situation einsetzen,um dadurch Leben zu retten.Bei etwa der Hälfte aller Fälle einesHerz-Kreislauf-Stillstands sind Zeugenin der Nähe. Die Quote der Menschen,die mit Wiederbelebungsmaßnahmenbeginnen, liegt aber nurbei rund 40 Prozent. Norwegen allerdingshat mittlerweile eine Quotevon 71 Prozent. Und als man in Dänemarkeine Kampagne zur Laienreanimationgestartet hat, kam man inrelativ kurzer Zeit von 21 auf 45 Prozent.Man sieht also, welches Potentialdarin steckt.Wie läuft die Alarmierung ab? Mussich als Helfer*in immer bereitstehen?Kohlmann: Wenn der Notruf bei derLeitstelle eingeht, wird bei Meldebildernwie einem Herz-Kreislauf-Stillstandoder einer bewusstlosen Personparallel zur Alarmierung desRettungsdiensts die Information aneinen Server geschickt, der potenzielleHelfer*innen über die App identifiziertund alarmiert. Falls sie verfügbarund in der Nähe sind, werdensie nach ihrer Bestätigung von derApp zum Notfallort geleitet. Sie müssenaber nicht immer verfügbar sein.Sie können bestimmte Zeiten festlegenoder das System spontan aktivierenbzw. deaktivieren. Keiner istdazu verpflichtet, in seiner FreizeitTag und Nacht erreichbar zu sein.Das geht auch gar nicht, z.B. wennman mit kleinen Kindern unterwegsist und diese beaufsichtigen muss.Beatrix Zurek ist Juristin und seitJanuar 2021 Leiterin des Gesundheitsreferatsder Stadt München.Wir möchten das richtigeMittel in der richtigenSituation einsetzen, umdadurch Leben zu retten.Beatrix ZurekSie können einen Einsatz jederzeitohne Angabe von Gründen und ohneKonsequenzen ablehnen oder einfachnicht auf die Alarmierungreagieren. Dann wird nach zehnSekunden eine weitere Person in derNähe alarmiert.Zurek: Das System sucht nach Helfer*innen,die sich im Umkreis von400 Metern befinden. Ich finde essehr gut, dass es auf Freiwilligkeitberuht und dadurch für einen größerenKreis von Menschen attraktiv ist.Alle wissen, dass sie sich auch mal