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Warum einige Türken besonders Türkinnen, besser informiert sind als andere.

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31.8.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476891/24-25<br />

Die, die sich berufen fühlen – also alle Türkinnen mit Phantasie – nehmen<br />

dann die Tasse in die Hand, setzen die Lesebrille auf, drehen, wenden<br />

und beginnen zu erzählen. Schon nach den ersten Sätzen liefern die<br />

hoffnungsvollen Zuhörer, die mehr und mehr über ihre Zukunft hören<br />

wollen, weitere Informationen, die dann in den Kaffeesatz eingelesen<br />

werden. Damit am Ende alle glücklich sind.<br />

Eigentlich muss, wer das Morgen sehen möchte, es heute planen und<br />

bauen. Für Menschen mit galoppierenden türkischen Genen, wohl ein<br />

Ding der Unmöglichkeit.<br />

Die Goldman Sachs Analysten sehen die Türkei regelmäßig irgendwann<br />

zwischen 2035 und 2050 unter den größten zehn Industrienationen.<br />

Das reicht den Türken schon, um daran zu glauben. Und sich dort zu<br />

wähnen. Dass sie es aber sind, die die Türkei dahin bringen müssten,<br />

vergessen sie. Und so stellt sich mir wieder einmal die Frage: „Höhenflug<br />

ja gerne – aber mit welchen Flügeln?“<br />

Klar, wer Wahrsagerei mit der Zukunft der Türkei betreibt, schreibt in<br />

Klammern immer dazu: „Ausgehend davon, dass keine geopolitischen,<br />

internationalen und inländischen Krisen auftreten.“ Punkt. Das, was in<br />

Anführungsstrichen steht, gilt für die Türkei permanent.<br />

Das Ergebnis ist eindeutig: In der Türkei werden die Wörter „Voraussage“<br />

und „Wunschdenken“ verwechselt. Wenn dem internationale Analysten<br />

Nahrung geben, ist die Türkei gänzlich verloren.<br />

Die Taliban und ihr Sieg in Afghanistan kamen wie gerufen für Erdogan.<br />

Wieder hat das türkische Volk keine anderen Probleme mehr. Während<br />

nun in sozialen Medien die afghanischen Frauen oft Thema sind, vergessen<br />

die türkischen Frauen, dass im eigenen Land Vergewaltigungen als<br />

Bagatelle eingestuft werden. Ahmet Refii Dener arbeitet als Türkei-Analyst.<br />

2017 ist ARD, wie der Blogger (ichmeinsgut.de) genannt wird, nach<br />

Deutschland zurückgekehrt. Mittwochs schreibt er hier.<br />

Fotos: Kai-Uwe Heinrich, privat<br />

https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476891/24-25 2/2

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