finden Sie das Theatermagazin "Stratmann" - Mondpalast

Verlagssonderveröffentlichung g
STRATMANN 3-2012
SO NAH AM LEBEN
Der TV- und Bühnenschauspieler Martin Lindow über
Tragik, Komik und seine Liebe zum Volkstheater
Herr Lindow, wie sind
Sie auf das Stück „Haus,
Frauen, Sex“ aufmerksam
geworden?
Ich habe im Fernsehen
eine Wiederholung des
„Literarischen Quartetts“
gesehen. Die Kritiker lobten
den Roman sehr. Sie
meinten auch, dass er eine
gute Vorlage für ein Ein-
Personen-Stück am Theater
sei. Das fand ich auch.
Voll erwischt: 2012 übernahm Martin Lindow die
Patenschaft für die Wiederaufnahme des Mondpalast-
Krimis „Selbs inschuld“ mit Axel Schönnenberg und
Martin Zaik (von links).
Was daran hat Sie gereizt,
es zu bearbeiten,
zu inszenieren und die
Hauptrolle selbst zu
spielen?
Das Buch hat mich faszi -
niert. Ich wollte es unbedingt
auf die Bretter
brin gen. Mir fiel aber kein
Regisseur für diesen Stoff
ein. So habe ich die Ärmel
hochgekrempelt und es
selbst gemacht.
Was empfinden Sie für
die Hauptfigur?
Manchmal habe ich
Mitleid mit Andreas. Ihm
fehlt es offensichtlich an
Gelassenheit. Dadurch
verrennt er sich, ist mit
vielem überfordert und
wird fast eine „tragische
Figur“. Auch deshalb bin
ich froh, nicht allzu viele
Gemeinsamkeiten mit ihm
zu haben. Dennoch kann
ich ihn gut verstehen.
Warum lohnt es sich,
das Stück anzuschauen?
Dieses Stück ist, wie ich
finde, so nah am Leben.
Seine große Qualität ist,
14
Gute Freunde: Martin
und Claudia Lindow mit
Christian Stratmann.
dass es sowohl komisch
als auch tragisch ist. Das
findet man im Theater
nicht so oft. Tragikomödien
haben mich schon
immer interessiert. Das
Leben ist eben so.
Was schätzen Sie
an Prinzipal Christian
Stratmann?
Ich kenne ihn schon seit
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2001, als er noch Prinzipal
im „Stratmanns“ in Essen
war. Jeden Gast der Vorstellungen
hat er persönlich
begrüßt. Das hat mir
Eindruck gemacht. Und
heute, elf Jahre später,
macht er es in Wanne-
Eickel immer noch so!
Chapeau!
Wie denken Sie über
Volkstheater?
Find‘ ich klasse! Schon als
Junge mochte ich Adolf
Tegtmeier sehr. Volkstheater
war im Ruhrgebiet
längst wieder überfällig.
Vielen Dank dafür!
Welche Komödie im
Mondpalast gefällt Ihnen
am besten?
Ich habe bisher leider
nicht alle Stücke sehen
können, aber: Ich sach
ma‘ „Flurwoche“.
Könnten Sie sich vorstellen,
im Mondpalast eine
Rolle zu übernehmen?
Und wenn ja, welche?
Jaaa! Rolle egal. Dabei
sein ist alles ...
Worüber können Sie
selbst am meisten lachen?
Über mich, leider öfter, als
mir lieb ist.
Sein Herz gehört der Bühne
Martin Lindow zählt zu den bekanntesten Gesichtern
des deutschen Fernsehens, doch seine wahre Liebe
gehört der Bühne: Nach seiner Ausbildung an der
Folkwangschule war Lindow, 1965 in Lippstadt geboren
und in Essen aufgewachsen, u.a. am Schauspiel
Essen, am Bochumer, Düsseldorfer und Hamburger
Schauspielhaus und in Zürich engagiert. Die TV-Serien
„Der Fahnder“ und „Polizeiruf 110“ machten ihn bundesweit
bekannt. Für die Darstellung des Dorfpolizisten
Sigi Möller erhielt er den Grimmepreis. Aktuell ist
der Volkstheater-Fan, der mit Frau und zwei Kindern
in Essen lebt, als Amtsrichter Wagenführ in der WDR-
Vorabendserie „Henker & Richter“ zu sehen.
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