Bührle
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VORWORT<br />
rierten junge, bärtige Journalisten, deren Krawatten der geballten<br />
Prominenz im anderen Hotel ironisch Referenz erwiesen.<br />
Ohne falsches Heldentum in den Raum zu stellen: 1981 war eine<br />
alternative Publikation zum führenden Schweizer Rüstungskonzern<br />
nicht nur ein publizistisches Wagnis, sondern auch ein persönliches<br />
Risiko. Es war keine Koketterie, dass die Autorin des<br />
Zwischenworts von Frau zu Frau ein Pseudonym wählte. Weni ge<br />
Jahre zuvor war das private Schnüffelarchiv des Subversivenjägers<br />
Ernst Cincera aufgeflogen, der auch schon mal bei einem Arbeitgeber<br />
eines «Saga»-Autors intervenierte – allerdings vergeblich.<br />
Einem anderen Autor verweigerte der Zürcher Regierungsrat<br />
Alfred Gilgen noch Mitte der Achtzigerjahre eine Assistenzstelle<br />
an der Uni. Das Ausmass des Staatsschutzes flog erst auf, als der<br />
Geist des Kalten Krieges seine Dominanz verlor.<br />
Ob Ernst Cincera an der Jubiläumsveranstaltung im Hotel<br />
«In ternational» teilnahm, ist nicht bekannt, da er damals noch nicht<br />
im nationalen Parlament sass. Nachweislich durfte man dagegen<br />
auf die Präsenz des kurz zuvor in den Nationalrat gewählten<br />
Christoph Blocher zählen. Den Kanton Zürich vertrat Regierungspräsident<br />
Peter Wiederkehr, der humorvoll erwähnte, dass die<br />
Steuern des Konzerns ausreichten, um die ganze Strafanstalt<br />
Regensdorf zu finanzieren. Während die meisten Vete ranen des<br />
Kalten Krieges inzwischen abgetreten sind – Dieter <strong>Bührle</strong> starb<br />
2012 –, haben die «Saga»-Autorin und ihre Ko- Autoren seither<br />
munter weiter publiziert: Bücher, Zeitungsartikel, Filme, tv-Beiträge.<br />
Sie haben Preise dafür erhalten, sind in Redaktionsleitungen<br />
aufgestiegen, haben Bundesräte in der Öffentlichkeit vertreten<br />
(ja, zuweilen auch zum Thema Kriegsmaterialexport) und sogar<br />
die Beschaffung eines Kampfflugzeugs zählte zu ihrer Beratungskompetenz,<br />
wenn auch ohne Erfolg. Der von Cincera und Gilgen<br />
befürchtete «68er-Marsch durch die Institutionen» hat stattgefunden.<br />
Stattgefunden hat auch die Durchforstung der Geschichte «mit<br />
einer Akribie», wie es Dieter <strong>Bührle</strong> nicht für erstrebenswert gehalten<br />
hatte. In den Neunzigerjahren gab seine Schwester einem<br />
Exponenten der pr-Agentur Farner privilegierten Zugang zur<br />
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