EFI Magazin - ISAB-Institut
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Bereits im Heft 2 vom <strong>EFI</strong> <strong>Magazin</strong><br />
haben wir über einige Themen berichtet.<br />
Die Vorträge wurden zwischenzeitlich<br />
so weit aufgearbeitet, dass wir<br />
sie auf unserer Webseite veröffentlicht<br />
haben. Dort sind sie frei zugänglich<br />
und können von jedem gelesen<br />
bzw. herunter geladen werden.<br />
Im Einzelnen stehen dort folgende<br />
Vorträge zur Verfügung:<br />
• Grusswort der Bundesministerin<br />
für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend<br />
Dr. Ursula van der Leyen, BMFSFJ<br />
• Eröffnung der Fachtagung<br />
Eduard Kuntz, 1. Vorsitzender <strong>EFI</strong><br />
Deutschland e.V., Arnsberg<br />
• Sicherung der Nachhaltigkeit der<br />
Konzeption zur Erschließung des<br />
Erfahrungswissens der Älteren in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Peter Fettweis, Ministerium für Generationen,<br />
Familie, Frauen und<br />
Integration des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen, Düsseldorf<br />
• Vernetzung zur Förderung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements<br />
Erik Rahn, Bundesnetzwerk Bür-<br />
gerschaftliches Engagement (BBE)<br />
Kampagnenteam des BBE, Berlin<br />
• Wissen und Werkzeuge für den<br />
Wandel. Menschen machen Innovationen<br />
im Bereich des bürgerschaftlichen<br />
Engagements<br />
Frank Schomburg, nextpractice<br />
GmbH, Bremen<br />
• Otto-Mühlschlegelpreis 2006 „Ehre<br />
und Herausforderung“<br />
Der Preisträger berichtet<br />
Wolfgang Dix, Kompetenzzentrum<br />
Havelland<br />
• Qualitätssicherung bei der zukünftigen<br />
Ausbildung von seniorTrainerinnen<br />
Dr. Stefan Ackermann, Gesellschaft<br />
für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung<br />
GAB, München<br />
• Wie können moderne Lehr- und<br />
Lernformen bei der zukünftigen<br />
Ausbildung von seniorTrainerinnen<br />
genutzt werden.<br />
Bernhard Eder, kifas gGmbH, KAB-<br />
<strong>Institut</strong> für Fortbildung & angewandte<br />
Sozialethik, Waldmünchen<br />
• Den demografischen Wandel in<br />
Kommunen mitgestalten – Nutzung<br />
<strong>EFI</strong> <strong>Magazin</strong><br />
1. Jahrgang - Heft 3 Juli 2007<br />
Abschlussbericht zur<br />
1. Fachtagung in Schwerin vom 28.2. bis 1.3.2007<br />
„Lückenbüßer oder Mitgestalter“<br />
Das war das Thema der September-<br />
Fachtagung im Körberforum in der<br />
Hamburger Speicherstadt. Eingeladen<br />
hatten die seniorTrainerinnen ,<br />
Mitgestalter waren das Freiwilligen-<br />
Zentrum Hamburg, die Körber-Stiftung,<br />
der Landes-Seniorenbeirat, die<br />
Seniorenbildung Hamburg e.V. und<br />
das Seniorenbüro Hamburg e.V.<br />
Bericht aus Hamburg<br />
Friederike Laar, Hamburg<br />
Im Mittelpunkt von Podiumsdiskussion,<br />
Diskussionsbeiträgen und Gesprächen<br />
stand die Frage, wie sich<br />
die aktiven Seniorenvertretungen<br />
konzentriert und mit vernetzten Aktionen<br />
in das politische Programm<br />
der Hansestadt „Metropole Hamburg<br />
– Wachsende Stadt“ einbringen<br />
können. Frau Dr. Gertrud Zimmermann<br />
(BMFSFJ) und Herr Dr. Pries<br />
(Helmut - Schmidt - Universität Ro-<br />
des Erfahrungswissens Älterer in<br />
12 Städten in den neuen Bundesländern<br />
Stefan Bischoff, <strong>Institut</strong> für Sozialwissenschaftliche<br />
Analysen und<br />
Beratung (<strong>ISAB</strong>), Köln<br />
• Podiumsdiskussion: Bundesweiter<br />
Erfahrungsaustausch<br />
Wie sieht die Basis für einen bundesweiten<br />
Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den seniorTrainerinnen in<br />
der Praxis aus?<br />
• Perspektiven für <strong>EFI</strong> Deutschland<br />
e.V.<br />
Eduard Kuntz, 1. Vorsitzender <strong>EFI</strong><br />
Deutschland e.V., Arnsberg<br />
Von der Videogruppe des Seniorenbüros<br />
Schwerin wurde ein Film über<br />
die Mitgliederversammlung und die<br />
Fachtagung erstellt. Er hat eine Dauer<br />
von ca. 28 Minuten. Gegen einen<br />
Unkostenbeitrag von 5,-- € können<br />
wir Ihnen diese DVD gern zuschicken.<br />
Die Vorträge können als Broschüre<br />
(ca. 120 Seiten), mit der DVD bei uns<br />
bestellt werden. Der Unkostenbeitrag<br />
beträgt 15,-- €.<br />
stock) betonten, dass das Erfahrungswissen<br />
der Älteren ein wichtiges<br />
Bindeglied zwischen den Generationen<br />
darstelle und dass „Altenpolitik“<br />
in erster Linie Politik mit den<br />
Älteren für unterschiedliche gesellschaftliche<br />
Belange sein müsse.<br />
Anhand von praktischen Beispielen<br />
wurde dokumentiert, wie wichtig das<br />
Engagement von Senioren für die<br />
Kommune ist, verbunden mit einer
Seite 2<br />
kritischen Sicht auf die Rahmenbedingungen,<br />
unter denen die senior-<br />
Trainerinnen arbeiten müssen.<br />
von links: Dr. Maren Taubert, seniorTrainerin<br />
und Andrea Kötter-Westphalen, Seniorenbildung<br />
Hamburg e.V.<br />
Senioren wollen Mitgestalter der<br />
Gesprächskreise für Migrantinnen<br />
und Einheimische<br />
„Jetzt habe ich einen Deutsch-<br />
Sprachkurs besucht – aber ich spreche<br />
nie Deutsch und kenne keine<br />
Deutschen!“<br />
Ein Ausspruch mitten in Deutschland<br />
von einer Absolventin meines<br />
Deutschkurses für die Mütter von<br />
ausländischen Grundschulkindern.<br />
Sie wohnen in einem Aachener<br />
Wohnviertel mit sehr hohem Ausländeranteil,<br />
wo man in türkischen, russischen,<br />
polnischen Geschäften einkaufen,<br />
zum russischen, polnischen<br />
oder türkischen Frisör gehen kann<br />
usw.<br />
Wie soll man da jemals Verständnis<br />
erwerben für das Land, in dem man<br />
lebt?! Wie soll man umgekehrt Verständnis<br />
finden? Ein Übungsfeld<br />
musste her, Sprachpraxis, am besten<br />
Kontakt mit Deutschen – und so<br />
entstanden meine <strong>EFI</strong>-Projekte: Zuwanderinnen<br />
treffen mit annähernd<br />
gleich vielen Aachener Frauen einmal<br />
wöchentlich zusammen und<br />
sprechen deutsch miteinander – mit<br />
den Mitteln, die jede hat, und sei es<br />
mit Händen und Füßen. Ziel ist das<br />
angstfreie Sprechen – unbekümmert<br />
um Fehler, aber gern mit Wörterbuch<br />
und/oder Malstift.<br />
So saßen im Freitagskurs eine Iranerin,<br />
eine Jordanierin, eine Niederländerin<br />
aus Curacao, fünf Russlanddeutsche,<br />
eine Kongolesin, zwei<br />
Kurdinnen aus dem Irak und aus der<br />
Türkei und acht (deutsche) Aachenerinnen<br />
im Cafe einer Kirchengemeinde<br />
zusammen und sprachen<br />
wachsenden Stadt sein und nicht<br />
nur Lückenbüßer für einen sich aus<br />
sozialer Verantwortung zurückziehenden<br />
Staat.<br />
Lockerer und mehr <strong>EFI</strong>-intern gestaltete<br />
sich der Nachmittag. Unter<br />
dem Motto „Von Null auf Hundert in<br />
4 Jahren“ erhielten die seniorTrainer-<br />
innen des 4. Kurses ihre Zertifikate.<br />
Es wurde gemeinsam Bilanz gezogen,<br />
sowohl durch den Bildungsträger<br />
als auch durch die seniorTrainerinnen<br />
in Form von medialen Projektbeschreibungen.<br />
Unter dem Stichpunkt<br />
„Ausblick“ gab es ein gemeinsames<br />
Nachdenken über erste For-<br />
Bericht aus Nordrhein-Westfalen<br />
Sabine Rosenbrock, Aachen<br />
über ein beim letzten Mal gewähltes<br />
Thema. Zeitweise teilt man sich auf<br />
in Kleingruppen, wo persönliche<br />
Themen und gewünschte Sprachkorrekturen<br />
am besten aufgehoben<br />
sind. Man lernt sich kennen, begegnet<br />
einander demnächst im Stadtviertel,<br />
ist sich bald nicht mehr so<br />
fremd.<br />
Der erste Gesprächskreis entstand<br />
vor drei Jahren; inzwischen gibt es<br />
schon in vier Stadtvierteln jeweils<br />
einen. Mehr noch - es haben sich<br />
Kontakte entwickelt zu einem Er-<br />
zählcafe, ein Malkurs entstand, einige<br />
der Ehemänner besuchen jetzt<br />
einen Männerkreis .<br />
Mein Projekt ist ein echtes <strong>EFI</strong>-Projekt<br />
– diesen hohen Personalaufwand<br />
kann man nur ehrenamtlich<br />
betreiben. Es ist interessant und hilfreich<br />
für alle Beteiligten. Alle haben<br />
<strong>EFI</strong> <strong>Magazin</strong><br />
men der Selbstorganisation. Symbolisch<br />
wurde ein Staffelholz vom Bildungsträger<br />
an die seniorTrainer-<br />
Gruppe übergeben und den „Zugmaschinen“<br />
Andrea Kötter-Westphalen,<br />
Ulli Kluge und Gabriele Glandorf-Strotmann<br />
wurde mit einem<br />
Tusch für ihre unermüdliche Energie<br />
und professionelle Anleitung gedankt.<br />
Zum Abschluss knallten die<br />
Sektkorken – denn auch feiern und<br />
Fröhlichkeit gehört zum selbsterwählten<br />
bürgerschaftlichen Engagement.<br />
die Chance zu erfahren, was sie<br />
schon immer voneinander wissen<br />
wollten. Es ist überall zu verwirklichen,<br />
denn es entstehen keine Kosten.<br />
Richtig verstanden ist es partnerschaftlich,<br />
interkulturell und friedensfördernd.<br />
Ich wünsche mir viele Gesprächskreise<br />
dieser Art überall im Land.<br />
Tatsächlich, ich freue mich auf jedes<br />
Treffen, und den anderen Frauen<br />
geht es nach eigener Aussage ebenso.<br />
Integration? – Integration!<br />
Spielend Deutsch lernen:<br />
"Spielen Sie das mit Ihren Kindern",<br />
empfiehlt Sabine Rosenbrock zum<br />
Abschied und gibt eine Spielvorlage<br />
mit. Und im Schulkindergarten setzen<br />
die Frauen sich auf die kleinen<br />
Stühlchen und fangen gleich an, mit<br />
dem Spiel und der Sprache.
1. Jahrgang - Heft 3 Juli 2007<br />
Das Netzwerk der seniorTrainerinnen<br />
in Rheinland-Pfalz ausbauen<br />
und stärken<br />
Unter diesem Titel werden seit Beginn<br />
des <strong>EFI</strong> - Programms und im<br />
darauf aufbauenden Rheinland-<br />
Pfalz-Projekt für die seniorTrainerinnen<br />
in Rheinland-Pfalz über die<br />
Basis-Qualifizierungskurse hinaus<br />
weitere Fortbildungen angeboten.<br />
Der Bildungsträger, die Evangelische<br />
Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft<br />
der Pfalz organisiert und<br />
führt die jährlichen Seminare durch,<br />
das Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Gesundheit, Familie und Frauen des<br />
Landes Rheinland-Pfalz finanziert<br />
sie und die Teilnehmenden zahlen<br />
einen Kostenbeitrag in Höhe von 30<br />
Euro . Die zweitägigen Fortbildungen<br />
dienen einerseits dem kollegialen<br />
Austausch über die laufenden Projekte<br />
und der Weitergabe von wichtigen<br />
Informationen. Andererseits<br />
werden über Mailingkontakte und im<br />
direkten Dialog mit den regionalen<br />
Ansprechpartnern und den Anlaufstellen<br />
Schwerpunktthemen vereinbart,<br />
die dem Bedarf und den Wünschen<br />
der seniorTrainerinnen entsprechen.<br />
Mittlerweile werden mit<br />
diesen Seminaren über 100 senior-<br />
Trainerinnen aus sieben verschiedenen<br />
Anlaufstellen angesprochen.<br />
In der diesjährigen Fortbildung im<br />
März 2007 standen folgende Themen<br />
im Mittelpunkt:<br />
• Über die Methode des „World -<br />
Café" (*) erlebten die Teilnehmenden<br />
einen neuen, unkonventionellen Weg<br />
des Kennenlernens und tauschten<br />
sich aus über „Sahnehäubchen“ und<br />
Bericht aus Rheinland-Pfalz<br />
Heike Baier, Kaiserslautern<br />
„Zitronen“ in der Arbeit als senior-<br />
Trainerinnen. Die Ergebnisse wurden<br />
auf Papiertischdecken festgehalten<br />
und als Wandzeitungen aufgehängt.<br />
•Viel Klärungsbedarf gab es in der<br />
Frage des Versicherungsschutzes<br />
für seniorTrainerinnen nach dem Ablauf<br />
der Seneka. Zwar schließt das<br />
Land Rheinland-Pfalz mit einer eigenen<br />
Unfall- und Haftpflichtversicherung<br />
Lücken im Versicherungsschutz<br />
für Ehrenamtliche, aber dieses Angebot<br />
gilt subsidiär. Die seniorTrainerinnen<br />
sind sehr wohl über die<br />
regionalen Anlaufstellen versichert,<br />
aber wer im konkreten Fall der zuständige<br />
Ansprechpartner ist, ist<br />
nicht immer auf den ersten Blick<br />
deutlich. Was ist beispielsweise mit<br />
dem seniorTrainer, der zur Anlaufstelle<br />
kaum noch Kontakt hat, im<br />
Auftrag seines ehemaligen Auftraggebers<br />
mit einem naturwissenschaftlichen<br />
Koffer in einer Schule<br />
den Unterricht mit Versuchen und<br />
Exkursionen bereichert? Hier ist es<br />
wichtig von Seiten der Anlaufstellen<br />
frühzeitig und ausführlich über den<br />
Versicherungsschutz zu informieren<br />
und von Seiten der seniorTrainerinnen<br />
am Thema dran zu bleiben.<br />
• Im Rahmen der Ideen eines Workshops<br />
„Öffentlichkeitsarbeit mit einfachen<br />
Mitteln“ bildeten sich zwei<br />
Arbeitsgruppen, die einen Beitrag<br />
leisten wollen für die Vernetzung der<br />
seniorTrainerinnen auf Landesebene.<br />
Erste Arbeitsgruppe: „Internet seniorTrainerin<br />
in Rheinland-Pfalz“:<br />
Seite 3<br />
Sechs seniorTrainerinnen wollen sich<br />
um die Erstellung einer eigenen Internetseite<br />
in Rheinland-Pfalz kümmern.<br />
Begleitet wird die Gruppe dabei<br />
von einem Erwachsenenbildner<br />
mit viel Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Das Familienministerium<br />
stellt für die Entwicklung Mittel zur<br />
Verfügung.<br />
Zweite Arbeitsgruppe: „Landesweiter<br />
Ehrenamtstag am 29.09.2007 in<br />
Mainz“<br />
Um die Präsentation der seniorTrainerinnen<br />
im Rahmen dieser Veranstaltung<br />
kümmert sich ebenfalls eine<br />
eigenständige Gruppe von fünf seniorTrainerinnen.<br />
Diese Präsentation<br />
soll einmal etwas anderes sein als<br />
der übliche Tisch mit Stellwänden<br />
und mit einfachen aber trotzdem<br />
auffälligen Mitteln das ehrenamtliche<br />
Engagement der seniorTrainerinnen<br />
zeigen. Auch dafür stellt das Familienministerium<br />
zusätzliche Mittel bereit.<br />
Für eine gute Kommunikation zwischen<br />
allen Beteiligten sorgt auch<br />
das Gespräch mit der Landesleitstelle<br />
„Älter werden in Rheinland-<br />
Pfalz“ im Familienministerium, die in<br />
Rheinland-Pfalz für das Qualifizierungsprogramm<br />
zuständig ist.<br />
(*) Anmerkung der Redaktion.<br />
In der nächsten Ausgabe des <strong>EFI</strong><br />
<strong>Magazin</strong> werden wir die Methode<br />
"World - Café" darstellen.<br />
Mehr siehe: http://worldcafe.kono.de/
Seite 4<br />
Oft werden wir Ehrenamtliche für<br />
unser Engagement von offizieller<br />
Seite gelobt und manchmal sogar<br />
ausgezeichnet. Dieses Lob und die<br />
damit verbundene soziale Anerkennung<br />
macht die gelegentlich mühsame<br />
und frustrierende Arbeit erträglich<br />
und ist sozusagen die ideelle<br />
Vergütung für unsere Bemühungen.<br />
Hier entsteht aber schnell die Gefahr,<br />
dass vor lauter Würdigung die<br />
notwendige selbstkritische Betrachtung<br />
über das, was wir tun, zu kurz<br />
kommt.<br />
Aber ist Kritik überhaupt nötig? Unsere<br />
Projekte sind schließlich von<br />
Anfang an mit Betroffenen, vielen<br />
öffentlichen Einrichtungen oder Behörden<br />
abgestimmt und für gut befunden<br />
worden. Aber seien wir ehrlich<br />
und stellen uns mal ein paar Fragen:<br />
Ist unsere Klientel mit den Ergebnissen<br />
immer zufrieden und erfüllen<br />
wir deren Bedürfnisse im Rahmen<br />
unserer Möglichkeiten auf die<br />
bestmöglichste Weise? Sind wir eigentlich<br />
sicher, dass unsere Mitstreiter<br />
die Aufgabe genau so sehen wie<br />
wir oder gehen die ganz anders an<br />
die Sache ran? Ist Doppelarbeit mit<br />
tangierenden Einrichtungen ausgeschlossen<br />
oder sind Lücken vorhanden?<br />
Ist unsere Arbeit eigentlich<br />
noch auf der Höhe der Zeit?<br />
Jedes erfolgreiche Projekt wird diese<br />
und andere Fragen immer wieder<br />
aufwerfen und da, wo es notwendig<br />
ist, an den „Stellschrauben“ drehen.<br />
Oftmals erreichen diese Korrekturen<br />
aber nicht alle Betroffenen oder einige<br />
sind anderer Meinung und manches<br />
verläuft auch im Sande. Deshalb<br />
wollen wir bei <strong>EFI</strong> Deutschland<br />
die Diskussion anregen, wie man in<br />
der Projektarbeit die Prozesse systematisch<br />
betrachten und verfolgen<br />
kann. Unser Ziel ist dabei nicht unbedingt<br />
eine Erhöhung, sondern die<br />
Sicherstellung der vorgesehenen<br />
Qualität. Wenn dadurch sich Verbesserungen<br />
ergeben, hat natürlich niemand<br />
etwas dagegen.<br />
Wir können hier auf Erfahrungen der<br />
Wirtschaft zurückgreifen, die sich<br />
schon seit langer Zeit mit dem Thema<br />
„Qualitätsmanagement“ befasst.<br />
Qualitätsmanagement im Ehrenamt<br />
Jörg Meyer, Schwaig<br />
Heute werden hiermit nicht nur industrielle<br />
Herstellungsprozesse, sondern<br />
auch Dienstleistungen, selbst<br />
von Behörden, analysiert und gesteuert.<br />
Nur mit der deutschsprachigen<br />
Literatur hierzu kann man ganze<br />
Bücherschränke füllen. Wir wollen<br />
uns hier nicht mit der Theorie befassen,<br />
aber wen das Thema weiter interessiert,<br />
dem sei empfohlen im Internet<br />
sich bei Wikipedia zu informieren<br />
und dann die weiterführende Literatur<br />
zu studieren.<br />
Da unsere ehrenamtlichen Projekte<br />
ebenfalls als Dienstleistungen verstanden<br />
werden, können und wollen<br />
wir uns dem Vergleich mit professionellen<br />
Unternehmen nicht entziehen,<br />
denn oft sind die Aufgaben ja ähnlich<br />
oder sogar gleich. Allerdings sind in<br />
unserer Arbeit in der Regel Ressourcen<br />
für dieses Thema nicht vorhanden<br />
oder zumindest begrenzt. Deshalb<br />
wollen wir hier eine praxisorientierte<br />
Vorgehensweise beschreiben,<br />
die ohne theoretische Grundsatzdiskussionen<br />
mit geringem Aufwand<br />
auskommt und die wir in unserem<br />
Projekt „Job-reif“, einer Bewerbungsberatung<br />
für Hauptschüler in Nürnberg,<br />
gerade anwenden.<br />
Wir haben dazu alle Themen, die wir<br />
diskutieren wollen, aufgelistet. Dabei<br />
sind 24 für unsere Arbeit spezifische<br />
Themen entstanden, die sich wie<br />
folgt gruppieren lassen:<br />
• Was machen wir eigentlich und<br />
wen sprechen wir an?<br />
• Mit welchen Methoden arbeiten<br />
wir?<br />
• Mit wem arbeiten wir zusammen?<br />
• Wie organisieren wir Erfahrungsaustausch<br />
und wie messen wir unsere<br />
Erfolge?<br />
• Wie ist unsere Administration?<br />
(z. B. PC Organisation, Dokumentation)<br />
• Wie bilden wir uns weiter?<br />
Unsere Themen sind auf die Mitglieder<br />
des Projektes aufgeteilt und jeder<br />
hält hierzu seine Meinung möglichst<br />
kurz schriftlich fest. Die Ergebnisse<br />
werden dann gemeinsam diskutiert<br />
und, wo notwendig, korrigiert.<br />
Die korrigierten Versionen werden<br />
<strong>EFI</strong> <strong>Magazin</strong><br />
danach zu einem Manual zusammengefasst<br />
und sollen dann die für<br />
alle verbindliche Grundlage der Arbeit<br />
bilden.<br />
Dieses Vorgehen ist nicht ohne Risiko.<br />
Es gilt zunächst die Beteiligten<br />
davon zu überzeugen, dass hier etwas<br />
Sinnvolles entsteht. Anfangs<br />
müssen Argumente ausgeräumt werden<br />
wie: „Was soll denn das Ganze,<br />
schließlich sind wir doch erfolgreich“<br />
oder „Für so einen Bürokratismus<br />
habe ich keine Zeit!“ Die Diskussion<br />
behandelt dann auch Formulierungen<br />
und andere redaktionelle Fragen,<br />
die gelegentlich ziemliche Brisanz<br />
entwickeln.<br />
Das eigentliche Ziel ist aber das Gespräch<br />
über die Inhalte in einer Atmosphäre<br />
außerhalb der Routine.<br />
Hierbei werden möglicherweise Unterschiede<br />
im Grundverständnis der<br />
gemeinsamen Arbeit sichtbar, die<br />
vielleicht durchaus weiter bestehen<br />
bleiben können, die aber einmal ausgesprochen<br />
und diskutiert werden<br />
sollten. Oder es kommt heraus, dass<br />
diese Unterschiede gravierend sind<br />
und bereinigt werden müssen. In<br />
diesen Fällen sollte die Diskussion<br />
so moderiert werden, dass die weitere<br />
gemeinsame Arbeit möglichst<br />
nicht gefährdet wird und die Runde<br />
im Streit auseinander geht. Aber geklärt<br />
werden sollten die Punkte, denn<br />
mit Zeitbomben unter dem Dach<br />
schläft es sich auf die Dauer<br />
schlecht.<br />
Und wenn das alles gelingt und das<br />
Manual ist verabschiedet, dann besteht<br />
für alle Betroffenen Klarheit,<br />
was vom Projekt erwartet werden<br />
kann und was noch wichtiger ist,<br />
was nicht geleistet wird. Das kann<br />
für die Klientel des Projektes und für<br />
beteiligte Organisationen und Behörden<br />
manchmal von Bedeutung sein,<br />
da wir keine falschen Erwartungen<br />
wecken wollen. Für uns Ehrenamtliche<br />
heißt es, dass wir alles getan<br />
haben, der hohen Verantwortung,<br />
die wir mit unserer Arbeit oft übernehmen,<br />
noch besser gerecht zu<br />
werden, denn die Basis unseres<br />
Tuns ist nun dokumentiert und überprüfbar.
1. Jahrgang - Heft 3 Juli 2007<br />
Informationen über Beisitzer und<br />
Beiräte<br />
Die Satzung (§9) des Vereins sieht<br />
vor, dass der Vorstand bis zu 5 Beisitzer<br />
berufen kann, die dann durch<br />
die Mitgliederversammlung zu bestätigen<br />
sind. Diese personelle Verstärkung<br />
des erweiterten Vorstands<br />
hat der Vorstand mit der Berufung<br />
der Herren Professor Dr. Walter Neubauer<br />
und Stefan Bischoff eingeleitet.<br />
Die satzungsgemäße Bestäti-<br />
Personelle Entwicklung<br />
Beisitzer - Beiräte<br />
gung wird dann anlässlich der<br />
nächsten Mitgliederversammlung<br />
erfolgen.<br />
Weiter sieht die Satzung (§10) vor,<br />
dass jedes Bundesland, das durch<br />
Mitglieder im Verein vertreten ist,<br />
eine Person als Beirat entsenden.<br />
Aufgabe der Beiräte ist es, den erweiterten<br />
Vorstand zu beraten.<br />
Die Bundesländer Hansestadt Hamburg,<br />
Bayern und Mecklenburg-Vor-<br />
Dr. Ing. Wolfgang Stodieck, Nürnberg, Beirat - Bayern<br />
Emeritus Prof. Walter Neubauer, Bonn, Beisitzer<br />
Seite 5<br />
Geboren 1935 in Köln, Studium an der TH Hannover, Abschluss 1961 als Diplom-Ingenieur, Beginn<br />
der beruflichen Tätigkeit bei der MAN in Nürnberg. Promotion zum Dr.-Ing. 1970 an der TU<br />
Hannover. Verschiedene Führungsaufgaben führten zum Bereichsleiter Energieanlagen der MAN und<br />
später zum Mitglied der Geschäftsführung bei Alstom-Energie. Im Jahre 2000 Eintritt in den<br />
Ruhestand. Anschließend verschiedene ehrenamtliche Aufgaben im Zentrum Aktiver Bürger in<br />
Nürnberg u.a. aus dem Bereich Corporate Citizenship, z.B. Projekt „Türen öffnen“. Ausbildung zum<br />
<strong>EFI</strong> seniorTrainer 2003 (1. Kurs). Seitdem Entwicklung und Ausbau eines Projektes zur Unterstützung<br />
von Hauptschülern bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Heute besteht die Gruppe aus<br />
6 <strong>EFI</strong> seniorTrainern und ist sehr erfolgreich, was mehrere Auszeichnungen belegen.<br />
Geboren 1938 in Hartmannshof. Studium der Psychologie an der Philosophischen Fakultät<br />
Erlangen-Nürnberg (Diplom 1964), anschließend Wechsel an die Fakultät für Wirtschafts- und<br />
Sozialwissenschaften in Nürnberg. 1967 Promotion zum Dr.rer.pol. in Nürnberg, 1972 Habilitation in<br />
Linz/Donau. 1973 Wiss.Rat und Prof., 1974 o.Professor und Direktor des Seminars für Psychologie<br />
an der Pädagogischen Hochschule Rheinland, Abt. Bonn, seit 1980 Pädagogische Fakultät der<br />
Universität Bonn. Mitglied des Psychologischen <strong>Institut</strong>s der Philosophischen Fakultät seit 1990.<br />
Emeritiert seit Februar 2003.<br />
Arbeitsschwerpunkte:<br />
Konfliktmanagement - Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehung - Vertrauensforschung<br />
Stefan Bischoff - Soziologe M.A., Monzelfeld, Beisitzer<br />
pommern haben mit Evamarie Peters<br />
(HH), Dr. Ing. Wolfgang Stodieck<br />
(BY) und Dieter Sembritzki (MV) bereits<br />
ihre Kandidaten bestimmt.<br />
Der Vorstand von <strong>EFI</strong> Deutschland<br />
e.V. begrüßt die Nominierungen und<br />
hofft, dass die anderen Bundesländer<br />
baldmöglichst folgen.<br />
Heute stellen wir die Beisitzer und<br />
den bayerischen Beirat vor.<br />
Geboren 1959. Studium der Soziologie, Psychologie, Politikwissenschaft an der Eberhard-Karls-<br />
Universität Tübingen. Seit 1990 Tätigkeiten als Soziologe in der sozialwissenschaftlichen Auftragsforschung,<br />
Projektevaluierung und Projektberatung: Uni Tübingen (1990-1991); Projektevaluation im<br />
3. Europäischen Armutsprogramm der EU-Kommission (1991-1992) Programmevaluierung ESFgeförderter<br />
arbeitsmarktpolitischer Programme in Sachsen-Anhalt (1992-1996). Seit 1996 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter des <strong>ISAB</strong>-<strong>Institut</strong>s (u.a. Modellprogramm „Seniorenbüros“; Projekt „Medienkompetenz<br />
für Ältere“; Freiwilligen-Survey 1999; Projekt "Förderung des freiwilligen Engagements<br />
und der Selbsthilfe in Kommunen“; Bundesmodellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen"; Projekt<br />
demografischen Wandel in Kommunen mitgestalten – das Erfahrungswissen der Älteren nutzen“).<br />
Arbeitsschwerpunkte:<br />
Bürgerschaftliches Engagement und Selbsthilfe, Engagement unterstützende Infrastruktur, Sozial- und<br />
Seniorenpolitik, Demografischer Wandel, Arbeitsmarktpolitik.
Seite 6<br />
Im Berufs- und Privatleben ist es besonders<br />
wichtig, Konflikte konstruktiv<br />
zu lösen, um negative Folgewirkungen<br />
und Eskalationen auszuschließen<br />
sowie positive Effekte von<br />
Konflikten nutzen zu können. Das<br />
Leugnen oder Unterdrücken von<br />
Konflikten ist in jedem Falle kontraproduktiv.<br />
Doch nicht wenige Menschen<br />
sind regelrecht konfliktscheu,<br />
ihnen fehlen der Mut und die Entschlossenheit,<br />
Konflikte offen auf<br />
den Tisch zu legen und eine Lösung<br />
anzugehen. Andererseits sind sie jedoch<br />
auch nicht bereit, ihre Verärgerung<br />
abzuhaken und die Sache auf<br />
sich beruhen zu lassen. Das löst<br />
mitunter sehr heftige Emotionen aus:<br />
Frustration und ein Gefühl der<br />
Machtlosigkeit ebenso wie starke<br />
Verärgerung bis hin zur kochenden<br />
Wut können die Folgen sein. Konfliktfähigkeit<br />
ist deshalb eine der<br />
wichtigsten persönlichen Voraussetzungen<br />
für die Bewältigung von<br />
Konflikten.<br />
Was ist Konfliktfähigkeit?<br />
„Konfliktfähigkeit bedeutet […], daß<br />
ich meine Standpunkte und Interessen<br />
klar artikulieren und mutig vorbringen<br />
kann, daß ich aber genauso<br />
offen bin für die Anliegen der Gegenseite;<br />
und daß ich aus der Differenz<br />
zwischen meiner Auffassung<br />
und der meiner Opponenten lerne,<br />
das Positive auch im anderen<br />
Standpunkt erkenne und würdige<br />
[…]. Konfliktfähige Menschen gehen<br />
der Auseinandersetzung nicht<br />
aus dem Weg, weil sie Unterschiede<br />
als Bereicherung erleben. Und weil<br />
für sie das Nachgeben in einer Angelegenheit<br />
nicht dem Verlust ihres<br />
Selbstwertes gleichzusetzen ist.“ 1<br />
Ein Konflikt eskaliert, wenn wirkungsvolle<br />
Gegenmaßnahmen zu<br />
spät (oder gar nicht) ergriffen werden.<br />
Ein gezieltes Entgegenwirken<br />
ist jedoch erst möglich, wenn Konflikte<br />
überhaupt erkannt werden. Für<br />
Konflikte gibt es nun einige mehr<br />
oder weniger deutliche Warnsignale,<br />
die bei hoher Aufmerksamkeit auch<br />
eine günstige „Früherkennung“ zulassen.<br />
Diese erleichtert die anschließende<br />
Konfliktlösung erheb-<br />
Konstruktive Konfliktbewältigung<br />
Stephané Etrillard, Düsseldorf<br />
lich. Bereits schwelende Konflikte<br />
lassen sich anhand von Warnsignalen<br />
gut erkennen.<br />
•Verschlechterung der zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen, unpersönliche<br />
und frostige Kommunikation,<br />
kühle Sachlichkeit;<br />
•Verschlechterung der Gesprächskultur,<br />
gegenseitiges Ins-Wort-Fallen,<br />
aggressiver Unterton, Ironie<br />
und Sarkasmus;<br />
•insgesamt feindselige, gereizte und<br />
aggressive Atmosphäre, Intrigen,<br />
Gerüchte, Ungeduld, gegenseitiges<br />
Anklagen, dass Probleme nicht<br />
verstanden werden, keine Einigung<br />
über Vorschläge und Probleme<br />
möglich, aggressive Argumentation,<br />
subtile Angriffe, Abfälligkeiten;<br />
•Zurückhalten von Informationen<br />
oder „versehentliches Vergessen“,<br />
Verdrehen der Beiträge anderer,<br />
Ideen anderer werden angegriffen,<br />
bevor sie überhaupt ganz ausgesprochen<br />
sind;<br />
•gezieltes Suchen nach Problemen<br />
und Hindernissen, Parteiergreifen,<br />
Nachgeben verweigern, Vorwürfe,<br />
Schuldzuweisungen;<br />
•deutlich ansteigende Krankheits-<br />
und Fehlzeiten;<br />
•Dienst nach Vorschrift, Desinteresse,<br />
mangelnde Kooperation und<br />
fehlendes Engagement;<br />
•fehlende oder geringe Verantwortungsbereitschaft,<br />
Passivität und<br />
mangelnde Initiative;<br />
•Übertreiben und Überbewerten von<br />
Nebensächlichkeiten;<br />
•Verspätung, Verzögerung, Ausflüchte<br />
und fadenscheinige Entschuldigungen;<br />
•Misserfolge, Versagen, hohe Fehlerquote;<br />
•Suche nach Verbündeten, Gruppenbildung.<br />
Diese und ähnliche Phänomene und<br />
Entwicklungen dürfen Sie keinesfalls<br />
ignorieren, wenn Sie sie bemerken.<br />
Es ist wichtig, sehr schnell einzugreifen<br />
und genau zu ergründen,<br />
welche Probleme, Schwierigkeiten<br />
oder Konflikte sich hinter diesen Verhaltensweisen<br />
der Beteiligten verbergen.<br />
Durch frühzeitig ergriffene<br />
Maßnahmen lässt sich ein Eskalieren<br />
der Konflikte häufig vermeiden, und<br />
<strong>EFI</strong> <strong>Magazin</strong><br />
der Schaden hält sich dementsprechend<br />
in Grenzen.<br />
Praxistipp<br />
Wenn ein Problem möglichst früh<br />
angesprochen wird, bringt das den<br />
Vorteil, dass die negativen Gefühle<br />
wie Ärger, Wut, Enttäuschungen,<br />
Kränkungen etc. noch nicht so stark<br />
ausgeprägt sind. Auf dieser Basis<br />
kann noch sachlich und konstruktiv<br />
verhandelt werden, was bei zunehmender<br />
Verschärfung des Konflikts<br />
immer schwieriger wird, denn es<br />
geht den Kontrahenten irgendwann<br />
nur noch um den persönlichen Sieg<br />
und die Niederlage des „Gegners“.<br />
Ein Konflikt lässt sich jedoch nur<br />
dann nachhaltig bewältigen, wenn<br />
angestrebt wird, dass beide Seiten<br />
Gewinner sind.<br />
Doch nicht nur die verschiedenen<br />
Warnsignale geben Ihnen Hinweise<br />
auf entstehende oder bereits vorhandene<br />
(und verdeckte) Konflikte,<br />
auch eine umfassende Kenntnis des<br />
eigenen Konfliktverhaltens verhilft<br />
Ihnen, Konflikte und Konfliktpotenziale<br />
frühzeitig zu erkennen. Verschaffen<br />
Sie sich deshalb auf dem<br />
Wege einer kritischen Selbstreflexion<br />
und über eingeholtes Feedback Einsichten<br />
darüber, wie Sie selbst mit<br />
Konflikten umgehen und wie Sie diese<br />
erleben. Sie werden daraus viele<br />
aufschlussreiche Hinweise erhalten,<br />
die es Ihnen ermöglichen, erste Anzeichen<br />
und Symptome von konfliktförderndem<br />
Verhalten bzw. entsprechenden<br />
Konstellationen wahrzunehmen<br />
und zutreffend zu erkennen.<br />
Setzen Sie sich bewusst mit Ihrer eigenen<br />
Konfliktgeschichte auseinander:<br />
Wie wurden Konflikte in Ihrer<br />
Familie gehandhabt? Welche Konflikte<br />
trugen Sie in der Kindheit mit<br />
Freunden aus? Welche Erfahrungen<br />
haben Sie beim Berufsstart mit Konflikten<br />
gemacht? Etc. Wenn Sie auf<br />
diese Weise ein gutes Gespür für<br />
Konfliktpotenziale entwickeln, können<br />
Sie häufig auch schon präventiv<br />
gegen Konflikte vorgehen.<br />
Konfliktprophylaxe<br />
Unnötige und destruktive Konflikte<br />
lassen sich unter günstigen Bedin-
1. Jahrgang - Heft 3 Juli 2007<br />
gungen bereits im Vorfeld verhindern.<br />
Das Erkennen von mehr oder<br />
weniger subtilen Warnsignalen ist<br />
nur ein Punkt dabei. Doch auch Ihre<br />
persönliche innere Ausgeglichenheit<br />
trägt in hohem Maße dazu bei, denn<br />
sie wirkt sich immer positiv auf die<br />
Gefühls- und Beziehungsebene aus,<br />
wodurch unterschiedliche Standpunkte<br />
aufgearbeitet werden können,<br />
bevor sie zu einem Konflikt eskalieren.<br />
Auch eine aufmerksame<br />
Kommunikationsweise, die gezielt<br />
Missverständnisse aufdeckt, aktiv<br />
zuhört, bei Unklarheiten nachfragt,<br />
die sensibilisiert ist für die Möglichkeit<br />
von Missverständnissen und die<br />
Chancen von Metakommunikation<br />
nutzt, ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
wirkungsvoller Konfliktprävention.<br />
Hat sich nun jedoch ein Konflikt manifestiert,<br />
kommt es darauf an, dass<br />
die Lösungsversuche möglichst systematisch<br />
verlaufen. Holzhammer-<br />
Methoden nach dem Motto „Raus<br />
mit der Sprache – jetzt schaffen wir<br />
das aber ein für allemal aus der<br />
Welt“ sind in der Regel unangebracht<br />
und wenig hilfreich. Ein Konfliktgespräch<br />
will gut überlegt sein.<br />
Deshalb geht den Lösungsversuchen<br />
stets auch eine eingehende<br />
Analyse des Konflikts voraus. Durch<br />
die Analyse gewinnt man einen gewissen<br />
(emotionalen) Abstand zum<br />
Geschehen und kann sich auf der<br />
Metaebene ein sachliches Bild von<br />
der Situation machen. Grundvoraussetzung<br />
ist, dass der Konflikt an sich<br />
auch akzeptiert und nicht geleugnet<br />
oder heruntergespielt wird. Auf dieser<br />
Basis können gezielte Fragen<br />
und aufmerksames Zuhören Aufschluss<br />
geben über die Eigenschaften<br />
des vorliegenden Konflikts.<br />
Einige Frage zur Konfliktanalyse:<br />
•Was ist der sachliche Gegenstand<br />
des Konflikts? Worum wird gestritten?<br />
Was gilt es zu lösen?<br />
•Wer ist beteiligt?<br />
•Welche Auswirkungen hat der Konflikt?<br />
•Wo liegt der emotionale Anteil des<br />
Konflikts?<br />
•Welche Befindlichkeiten gibt es bei<br />
den einzelnen Parteien? Vertritt z.<br />
B. jemand eine Position aufgrund<br />
einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit?<br />
•Was wurde bisher von den Beteilig-<br />
ten gesagt? Was haben sie dabei<br />
gemeint und welche Botschaften<br />
kamen tatsächlich beim Gegenüber<br />
an?<br />
•Welche Art von Konflikt liegt vor?<br />
Gibt es Vermischungen mit anderen<br />
Konflikten?<br />
Für den Erfolg des Konfliktgesprächs<br />
ist eine bewusste Gesprächsführung<br />
der ausschlaggebende<br />
Faktor. Da die Art und Weise,<br />
wie Konflikte und Konfliktlösungsprozesse<br />
gehandhabt werden, einen<br />
sehr starken subjektiven Eindruck<br />
hinterlässt, sind diese Prozesse für<br />
die zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
ebenso bedeutsam wie das<br />
Ergebnis selbst. Die Folgen eines<br />
ungünstig verlaufenden Konfliktgesprächs<br />
dürfen deshalb nicht unterschätzt<br />
werden. Problematisch sind<br />
in diesem Zusammenhang auch vorschnelle<br />
Lösungsversuche.<br />
Schnelle Lösungen sind nicht immer<br />
die besten, denn vorschnell ergriffene<br />
Maßnahmen können die Nachhaltigkeit<br />
der Lösung verhindern.<br />
Gerade Führungskräften fällt es häufig<br />
schwer, ungelöste Situationen<br />
und Konflikte zu ertragen, sie suchen<br />
häufig nach schnellen und effizienten<br />
Lösungen. Doch dabei bleibt<br />
nicht selten die echte Verständigung<br />
zwischen den Parteien, die Grundlage<br />
der Nachhaltigkeit der Lösung ist,<br />
auf der Strecke.<br />
Das Konfliktgespräch<br />
Ein systematisches Konfliktgespräch<br />
verläuft in sechs Schritten und ist<br />
prinzipiell auf Kooperation und Verständigung<br />
ausgerichtet.<br />
1. Noch vor Beginn eines Gesprächs<br />
gilt es zunächst, die eigenen Emotionen<br />
unter Kontrolle zu bringen,<br />
um nicht emotional erregt, sondern<br />
sachlich und vernünftig die Auseinandersetzung<br />
führen zu können.<br />
2. Der Gesprächsanfang kennzeichnet<br />
sich dadurch, dass es vor allen<br />
Dingen darum geht, eine konstruktive<br />
und angemessene Gesprächssituation<br />
herzustellen. Höflichkeit, Aufrichtigkeit,<br />
Direktheit und auch die<br />
Gestaltung der Rahmenbedingungen<br />
(Störungen ausschließen, Zeitdruck<br />
vermeiden etc.) sind die<br />
Hauptelemente dieser Phase. Dies<br />
sind erste Schritte, um ein vertrauensvolles<br />
Gesprächsklima zu för-<br />
Seite 7<br />
dern und eine Beziehung zum Gesprächspartner<br />
herzustellen, damit<br />
die Lösungssuche gemeinsam vollzogen<br />
werden kann. Auch der Anlass<br />
des Gesprächs wird hier angesprochen<br />
und gleichzeitig geklärt,<br />
welches Ziel mit dem Gespräch verbunden<br />
wird.<br />
3. Offenheit und Vertrauensbildung<br />
sind die Hauptmerkmale der dritten<br />
Gesprächsphase. Eine entsprechende<br />
Kommunikationsweise soll den<br />
Einstieg in den Konflikt erleichtern.<br />
Durch eindeutige Selbstaussagen<br />
beider Parteien zum Konfliktanlass –<br />
ohne in den direkten Dialog zu treten<br />
– wird gegenseitiges Verstehen erreicht.<br />
Dabei ist es wichtig, sehr präzise<br />
zu kommunizieren und aufmerksam<br />
dem Gegenüber zuzuhören, aktives<br />
Zuhörern und ggf. Nachfragen<br />
sollen Missverständnisse vermeiden.<br />
Bei der Darstellung des eigenen<br />
Standpunktes sollten Ich-Botschaften<br />
verwendet werden, Generalisierungen,<br />
Vorwürfe, Appelle und vorgezogene<br />
Lösungsvorschläge müssen<br />
hier unbedingt vermieden werden.<br />
4. In diesem Schritt wird der tatsächliche<br />
Konfliktdialog vollzogen.<br />
Ziel ist es, gemeinsam eine Lösung<br />
zu finden, die das Problem löst und<br />
für beide Seiten einen Gewinn darstellt.<br />
Entscheidend ist, dass die<br />
Aussprache unter gegenseitiger<br />
Wertschätzung stattfindet, auch die<br />
Akzeptanz der verschiedenen<br />
Standpunkte, der Bedürfnisse und<br />
Interessen des Gegenübers hat hier<br />
eine große Bedeutung. Aktives Zuhören,<br />
bewusstes Verarbeiten und<br />
Reagieren kennzeichnen das Gespräch.<br />
Es geht darum, den Sachverhalt<br />
und die emotionalen Gründe<br />
des Konflikts zu klären, die Hintergründe<br />
zu beleuchten und so auf<br />
den Kern des Konflikts zu stoßen.<br />
Dabei sind Provokationen unbedingt<br />
zu vermeiden.<br />
5. Die fünfte Phase beschreibt das<br />
Ende des Gesprächs. Hier werden<br />
gemeinsam Vereinbarungen getroffen<br />
und gefundene tragbare Lösungen<br />
abgesichert. Dazu werden bisherige<br />
Gesprächsergebnisse zusammengefasst,<br />
Wünsche geäußert, bewertet<br />
und für die praktische Umsetzung<br />
konkretisiert. Die Absprachen<br />
werden noch einmal ausdrücklich<br />
zusammengefasst und fixiert und<br />
das weitere Vorgehen vereinbart.<br />
Wichtig ist hierbei, nicht voreilig zu
Seite 8<br />
einem Abschluss zu kommen und<br />
die Details genau zu besprechen. Es<br />
ist an dieser Stelle auch möglich, auf<br />
der Metaebene über das Gespräch<br />
selbst zu sprechen.<br />
6. Der letzte Schritt betrifft die Situation<br />
nach dem Gespräch. Hier gilt<br />
es, sich persönlich mit dem Gesprächsergebnisauseinanderzusetzen,<br />
es zu verarbeiten und zu akzeptieren.<br />
Dazu gehört auch, dass Rachegefühle<br />
aufgelöst und Enttäuschungen<br />
verarbeitet werden. Es<br />
geht darum, der Vereinbarung innerlich<br />
aufrichtig zuzustimmen.<br />
Ziel eines so verlaufenden Konfliktgesprächs<br />
ist es, eine Konfliktlösung<br />
ohne Verlierer zu erreichen. Denn in<br />
Konflikten prallen immer unterschiedliche<br />
Interessenlagen aufeinander.<br />
Dies ist grundsätzlich mit der<br />
Intention verknüpft, die eigenen Bedürfnisse<br />
durchzusetzen, die dabei<br />
in eindeutiger Opposition zu den Bedürfnissen<br />
der Kontrahenten stehen.<br />
Wer hier nun die größte Durchsetzungskraft<br />
zeigt, kann in der Regel<br />
seine Interessen durchsetzen. Die<br />
Folge: Es gibt einen Gewinner und<br />
einen Verlierer der Auseinandersetzung.<br />
Das Verhaltensmuster, unbedingt<br />
einen Sieg davontragen zu<br />
wollen, ist kennzeichnend für viele<br />
Konflikte und verhindert oftmals eine<br />
faire Lösung.<br />
Bei der Konfliktbewältigung im Gespräch<br />
gilt es nun, starre und festgefahrene<br />
Strukturen zu lösen und dabei<br />
das Gewinner-Verlierer-Verhalten<br />
zu vermeiden. Dieses Verhalten ist<br />
für eine der streitenden Parteien immer<br />
unbefriedigend und hat zudem<br />
die negative Begleiterscheinung,<br />
dass der Gewinner vom Triumphgefühl<br />
angespornt wird, sich in künftigen<br />
Konflikten noch unnachgiebiger<br />
zu verhalten. Bei der Konfliktlösung<br />
sollte stattdessen immer eine Winwin-Situation<br />
geschaffen werden.<br />
Hierbei werden Konflikte für beide<br />
Seiten gewinnbringend ausgetragen.<br />
Das Ziel ist es, eine für beide Seiten<br />
gleichermaßen akzeptable Lösung<br />
zu finden, ohne dass destruktive<br />
Wechselwirkungen entstehen, die<br />
sich aus Sieg und Niederlage ergeben.<br />
In der Gesprächsführung gibt es<br />
auch einige kommunikative Verhaltensweisen,<br />
die unbedingt vermie-<br />
den werden sollten, um eine Eskalation<br />
des Konflikts während des Konfliktgesprächs<br />
zu vermeiden. Denn<br />
selbstverständlich ist gerade das<br />
Konfliktgespräch auch ein sehr heikler<br />
Moment bei der Bewältigung von<br />
Konflikten.<br />
* Drängen Sie Ihren Gesprächspartner<br />
nicht durch Verallgemeinerungen<br />
oder Vereinfachungen in eine Verteidigungshaltung.<br />
(„Immer vergisst du,<br />
dass …“ oder „Das ist jedes Mal das<br />
Gleiche …“ etc.)<br />
•Verzichten Sie auf eine einseitige,<br />
verzerrte oder überspitzte Darstellung<br />
der Sachlage.<br />
•Provozieren Sie Ihren Gesprächspartner<br />
nicht und lassen Sie sich<br />
selbst nicht provozieren.<br />
•Drohungen verschärfen die Lage<br />
und verhärten die Positionen.<br />
•Persönliche Beleidigungen, geringe<br />
Wertschätzung und wenn Sie Ihren<br />
Gesprächspartner nicht ernst nehmen,<br />
erzeugen nur Frustration und<br />
Aggressionen.<br />
•Vorwürfe und Schuldzuweisungen<br />
bringen keine Klärung in den Sachverhalt,<br />
sie verschärfen stattdessen<br />
bloß die konfliktträchtige Situation.<br />
Vernachlässigen Gesprächspartner<br />
diese Punkte, kann die Auseinandersetzung<br />
schnell eskalieren. Das hat<br />
zur Folge, dass der ursprüngliche<br />
Sachverhalt in den Hintergrund tritt<br />
und nur noch die emotionale Auseinandersetzung<br />
eine Rolle spielt.<br />
Das Grundproblem kann so nicht<br />
gelöst werden. Es wird stattdessen<br />
auf Nebenkriegsschauplätzen gekämpft,<br />
die bloß die verletzten Gefühle<br />
betreffen und längst nicht mehr<br />
auf Verständigung und Konfliktlösung<br />
angelegt sind. Sachliche Argumente<br />
werden dann kaum mehr benutzt.<br />
Außerdem hören sich die Parteien<br />
sowieso nicht mehr richtig zu<br />
und kritisieren stattdessen den anderen<br />
bei jeder sich bietenden Möglichkeit.<br />
Die gegenseitige Akzeptanz<br />
geht vollkommen verloren, und es<br />
geht nur noch um Schuldzuweisungen,<br />
Machtkampf oder Rache.<br />
Nicht immer sind Gesprächspartner<br />
in der Lage, diese negative Entwicklung<br />
eines Gesprächs aufzuhalten.<br />
In diesen Fällen ist es ratsam, einen<br />
Streitschlichter oder Mediator einzuschalten.<br />
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