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3/07<br />
Bistumsstelle München<br />
Zuerst ignorieren sie dich,<br />
dann lachen sie über dich,<br />
dann bekämpfen sie dich<br />
und dann gewinnst du.<br />
Mahatma Gandhi 1869 – 1948
Impressum<br />
2<br />
Herausgeber:<br />
pax christi Erzdiözese München und Freising e.V.<br />
Landwehrstr. 44 , 80336 München,<br />
Tel. und Fax: 089 / 54 38 515<br />
Redaktion:<br />
Martin Pilgram (V.i.S.d.P.), Renate Krier, Franz Holzner, Kaja<br />
Spieske, Gabriele Schuster<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des<br />
Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen aus<br />
Platzgründen vor. Der Rundbrief erscheint viermal im Jahr.<br />
Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag bereits enthalten.<br />
Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe (Winter 4/<strong>2007</strong>)<br />
Freitag, 30. November <strong>2007</strong>
Inhalt<br />
Inhalt<br />
Impressum........................................................................... 2<br />
Hiroshima-Gedenkgottesdienst......................................... 5<br />
pax christi überwindet Grenzen....................................... 10<br />
Streit-Kurs im Ferienprogramm....................................... 15<br />
Das Geheimnis der Erinnerung ist die Nähe .................. 15<br />
Ultima Ratio....................................................................... 17<br />
Aus den pax chriti Gruppen............................................. 21<br />
Neues Bleiberecht: Erschütternde Realität .........................................21<br />
Gebet am Friedenspfahl .....................................................................22<br />
Die Perlen des Lebens...................................................... 24<br />
Waffenexporte................................................................... 33<br />
Deutsche Waffenexporte steigen weiter..............................................33<br />
Waldkircher Erklärung zum Rüstungsexport .......................................33<br />
Veranstaltungshinweise................................................... 37<br />
Kampagne Vorrang für Zivil ................................................................37<br />
Herrschaftsmacht oder Befreiungsmacht............................................38<br />
„Alles wird gut“ – wenn aus Tränen Perlen werden.............................39<br />
Seligsprechung Jägerstätter ...............................................................40<br />
Das neue Volkshochschulprogramm ..................................................41<br />
Frieden Krieg-en – Krieg beFrieden....................................................42<br />
Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit .....................................42<br />
Schnipsel........................................................................... 44<br />
Friede ist der Weg zur Menschheitsfamilie. ........................................44<br />
Ethisches Investment – Mit Geldanlagen Verantwortung wahrnehmen!44<br />
Lothar-Kreyssig-Friedenspreis............................................................45<br />
Gewaltfreier Widerstand wird geehrt...................................................46<br />
Rechte Garde .....................................................................................46<br />
Kriegsspielzeug ..................................................................................47<br />
Medientipps....................................................................... 47<br />
pax christi international ................................................... 50<br />
Reinhold Schneider – ein missachteter Friedensapostel53<br />
Terminübersicht................................................................ 57<br />
Gruppen und Kontaktadressen in unserer Diözese....... 61<br />
3
Einleitung<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Dieses Mal leitet ein Wort von Mahatma Gandhi den Rundbrief ein.<br />
Auf der UN-Generalversammlung Mitte Juni wurde der 2. Oktober,<br />
Gandhis Geburtstag zum internationalen Tag der Gewaltfreiheit<br />
bestimmt.<br />
In unserem letzten Rundbrief druckten wir Texte von Erich Mühsam<br />
ab. Ebenso warben wir für unseren Pilgerweg zur Moschee<br />
nach Penzberg. Beide Themen waren für ein pax christi Mitglied<br />
Grund zum Austritt. Sicherlich kann man unterschiedlicher Meinung<br />
sein zu vielen Themen, die wir in unseren Rundbriefen ansprechen.<br />
Wir würden uns freuen, wenn diese Kontroversen auch<br />
in unseren Rundbriefen angesprochen würden. Für Leserbriefe ist<br />
immer Platz.<br />
Kontroversen um die Seligsprechung von Franz Jägerstätter haben<br />
Deutschland Gott sei Dank noch nicht erreicht. Wir gehen<br />
darauf im Zusammenhang mit den Hinweisen auf die Seligsprechung<br />
selbst ein.<br />
Da wir immer noch keinen neuen Geistlichen Beirat im Bistum gefunden<br />
haben, entfällt in dieser Ausgabe das geistliche Wort. An<br />
seine Stelle tritt die Predigt von Charles Borg-Manché zum Hiroshimatag,<br />
die er in Gilching hielt.<br />
Für den Mittelteil dieses Rundbriefes hat Renate Krier eine Zusammenstellung<br />
zu den Perlen des Lebens erstellt, welche für sie<br />
zu einem überkonfessionellen spirituellen Hilfsmittel geworden<br />
sind.<br />
Wir hoffen, mit dem Rundbrief ein wenig von den pax christi Aktivitäten<br />
in unserer Diözese weitergegeben zu haben. Mit der 60-<br />
Jahrfeier hat sich die deutsche Sektion auch das Ziel gesteckt<br />
neue Interessenten für die Arbeit von pax christi zu gewinnen. Vielleicht<br />
wollen auch Ihre Bekannten Mitglieder werden. Informationen<br />
bzw. Werbematerial dazu stellt Ihnen unser Büro in der<br />
Landwehrstraße gerne zur Verfügung.<br />
4<br />
Ihr Martin Pilgram
Hiroshima-Gedenkgottesdienst<br />
Predigt am 5.8.<strong>2007</strong> in Gilching<br />
Hiroshima<br />
„Hiroshima ist eine Stadt, auf die eine Atombombe geworfen<br />
wurde.<br />
Hiroshima ist eine Stadt mit vielen Gedenkstätten für die vielen<br />
Toten.<br />
Hiroshima ist eine Stadt, die sich dauerhaft um Frieden bemüht.<br />
Seht, bitte, die Entwicklung Hiroshimas im letzten Jahrhundert.<br />
Ferne Erinnerungen, bittere Reue und<br />
die Warnungen vergangener Zeiten.<br />
Seht, bitte, was die Atombombe brachte.<br />
Leid, Schmerz, Zorn und den Blick in eine ungewisse Zukunft.<br />
Hiroshima – wird die Flamme der Hoffnung im nuklearen Zeitalter<br />
hochhalten.“<br />
Diese Botschaft befindet sich in der Eingangshalle des Friedensgedächtnismuseums<br />
der Stadt. Hiroshima als „Flamme der Hoffnung<br />
im nuklearen Zeitalter“? Mir scheint diese Flamme in den<br />
vergangenen Jahren immer kraftloser, ihr Licht immer spärlicher<br />
geworden zu sein – selbst in Japan. Auch wenn die Unrechtmäßigkeit<br />
und Grausamkeit der Massentötungen von Hiroshima und<br />
Nagasaki ins allgemeine Bewusstsein des japanischen Volkes<br />
eingedrungen sind, werden die pazifistischen Grundsätze der japanischen<br />
Politik immer schwächer. Inzwischen wird sogar die<br />
Möglichkeit der nuklearen Bewaffnung Japans in politischen Kreisen<br />
offen diskutiert. In den USA hält sich immer noch hartnäckig<br />
die Legende, wonach Hiroshima bedauerlicher Bestandteil eines<br />
gerechten Krieges und notwendiger Schritt zu seiner Beendigung<br />
war. Und für uns in Europa war – sicherlich damals bedingt durch<br />
die strikte Zensur der amerikanischen Besatzungsbehörden – das<br />
Interesse am unermesslichen Leid der Bevölkerung der beiden japanischen<br />
Städte verschwindend gering.<br />
Trotz der verheerenden Auswirkungen der beiden Atombombenabwürfe<br />
hat unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg das atomare und<br />
5
Hiroshima<br />
ideologische Wettrüsten zum sogenannten „Kalten Krieg“ des gegenseitigen<br />
Abschreckens geführt und trotz manchen lobenswerten<br />
Abrüstungsvertrags im Grunde nicht aufgehört. Genau<br />
betrachtet war die damalige atomare Bombardierung von Hiroshima<br />
und Nagasaki schon der Beginn dieses Wettrüstens. Die heutigen<br />
Regierenden der fünf atomaren Mächte wissen auch, dass<br />
sie jederzeit in der Lage sind, unsere Welt tausendfach zu vernichten.<br />
Eben diesen Zustand hat Papst Benedikt in seiner ersten Botschaft<br />
zum Weltfriedenstag 2006 beklagt und angeprangert. Darin<br />
schreibt er: „Was soll man über die Regierungen sagen, die<br />
sich auf Nuklearwaffen verlassen, um die Sicherheit ihrer<br />
Länder zu gewährleisten? Gemeinsam mit unzähligen Menschen<br />
guten Willens kann man behaupten, dass diese Sichtweise<br />
nicht nur verhängnisvoll, sondern völlig trügerisch ist.<br />
In einem Atomkrieg gibt es nämlich keine Sieger, sondern nur<br />
Opfer. Alle Regierungen, die Atomwaffen besitzen oder anstreben,<br />
müssen auf Gegenkurs gehen und sich auf fortschreitende<br />
und gegenseitig vereinbarte Atomabrüstung<br />
ausrichten.“ Dann fügt der Papst hinzu: „In diesem Zusammenhang<br />
kann man nicht umhin, mit Bitterkeit..... den besorgniserregenden<br />
Anstieg der Militärausgaben.....<br />
festzustellen, während der von der internationalen Gemeinschaft<br />
in Gang gesetzte politische und rechtliche Prozess einer<br />
fortschreitenden Abrüstung im Sumpf einer nahezu<br />
allgemeinen Gleichgültigkeit stagniert.“<br />
Manche von uns werden sich vielleicht fragen: Sind wir wirklich<br />
abgestumpft und gleichgültig geworden? Sind wir so sehr mit uns<br />
selbst beschäftigt, dass uns nichts mehr aufregt? Oder ist vielleicht<br />
das Gegenteil der Fall? Wir lassen uns doch durch die Medien tagtäglich<br />
erregen, entrüsten, ja teilweise faszinieren – von den kleinen<br />
und großen Skandalen sowie manchen Gewaltexzessen in<br />
unserer Gesellschaft, von Berichten über Katastrophen und<br />
Kriegstote in aller Welt. Doch all dies scheint uns eher träge und<br />
gleichgültig zu machen. Unser Blick auf die wirklichen Probleme<br />
des Überlebens der Menschheit scheint oft getrübt oder gar versperrt<br />
zu sein. Hinzu kommt, dass wir uns von der Lösung solcher<br />
6
Hiroshima<br />
Probleme meist überfordert fühlen, dass wir scheinbar macht- und<br />
ratlos sind.<br />
Eine solche Situation der Ohnmacht hat auch das Volk Israel vor<br />
über 2500 Jahren erlebt und erlitten, als es ein Spielball der damaligen<br />
Großmächte war. Doch der Prophet Jesaja will seinem Volk<br />
Hoffnung schenken. Durch die Geburt eines Thronfolgers fasst Israel<br />
wieder Mut zu einer friedvollen Zukunft: „Das Volk, das im<br />
Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen die im Land der<br />
Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf... Denn uns ist ein<br />
Kind geboren... Seine Macht ist groß und der Friede hat kein<br />
Ende.“ (Jes 9,1ff) Jesaja nennt folgende erste Anzeichen eines<br />
anbrechenden Friedensreiches: Das Joch der Fremdherrschaft<br />
wird zerbrochen und die daherstampfenden Soldatenstiefel samt<br />
blutbefleckten Mänteln – Symbole rücksichtsloser Gewalt – werden<br />
verbrannt.<br />
Die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker, die Abschaffung des<br />
Militarismus sowie Gewaltfreiheit und Abrüstung sind auch heute<br />
entscheidende Voraussetzungen für die Schaffung eines dauerhaften<br />
Weltfriedens. Dazu ist es allerdings auch notwendig, über die<br />
heutigen Friedensbedrohungen und die ungeheuerlichen Massenvernichtungswaffen<br />
in unserer Welt besser Bescheid zu wissen –<br />
und zwar über die gängigen Medien von Zeitung und Fernsehen<br />
hinaus, z.B. aus den zahlreichen Informationsquellen im Internet.<br />
Sehr viele Menschen in unserem Land wissen beispielsweise<br />
nicht, dass die Bundesrepublik der drittgrößte Waffenlieferant der<br />
Welt ist und fast 18 Millionen Euro an Munition exportiert – dass<br />
die Militärausgaben weltweit um 37 Prozent auf 900 Milliarden Euro<br />
gestiegen sind – dass in den USA 20.000 Ingenieure und Physiker<br />
ausschließlich mit der Entwicklung neuer Kernwaffen<br />
beschäftigt sind – dass zur Zeit immer noch über 40.000 Atomsprengköpfe<br />
weltweit die Menschheit bedrohen.<br />
20 von diesen Kernwaffen befinden sich weiterhin auf deutschem<br />
Boden. D.h. obwohl unser Land keine eigenen Atomwaffen besitzt,<br />
hat es durch die Stationierung dieser Waffen sowie die Bereitstellung<br />
von Soldaten und Flugzeugen für den Atomwaffeneinsatz An-<br />
7
Hiroshima<br />
teil an den Massenvernichtungswaffen anderer Staaten. Diese sogenannte<br />
„nukleare Teilhabe“ ist nach Ansicht von Rechtsexperten<br />
völkerrechtswidrig. Daher läuft ab August <strong>2007</strong> die von pax christi<br />
und anderen Friedensorganisationen initiierte Kampagne an: „Unsere<br />
Zukunft – atomwaffenfrei!“ Ziel dieser Kampagne ist, bis<br />
spätestens 2010 eine Absichtserklärung der Bundesregierung zu<br />
erreichen, die den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland sowie<br />
die Einstellung der Mitarbeit in der NATO an der Planung von Atomwaffeneinsätzen<br />
öffentlich verkündet und entsprechend handelt.<br />
Ich meine, eine Unterstützung dieser Kampagne durch alle<br />
christlichen Kirchen und alle friedensliebenden Christen sollte<br />
selbstverständlich sein.<br />
Denn es ist unsere Verantwortung als christliche Gemeinde, als<br />
Kirche, als pax christi folgende eindringliche Botschaft des 2. Vatikanischen<br />
Konzils laut und öffentlich in Wort und Tat zu verkünden:<br />
„Jede Kriegshandlung, die auf die Vernichtung ganzer<br />
Städte oder weiter Gebiete und ihrer Bevölkerung unterschiedslos<br />
abstellt, ist ein Verbrechen gegen Gott und gegen<br />
den Menschen, das fest und entschieden zu verwerfen ist.“<br />
(GS 80) Es gilt vor allem die Forderung umzusetzen, die der Ökumenische<br />
Rat der Kirchen auf seiner Vollversammlung 2006 im<br />
brasilianischen Porto Alegre aufgestellt hat, nämlich: uns „einzusetzen<br />
für die Überwindung von Unwissenheit und Selbstgefälligkeit,<br />
die in der Gesellschaft im Blick auf die<br />
atomare Bedrohung vorherrschen.“<br />
Diese Überwindung von Unwissenheit und Gleichgültigkeit in unserem<br />
Land können wir am besten erreichen durch konkrete Möglichkeiten<br />
der Beteiligung an Protest- und Friedensaktionen.<br />
Neben der schon erwähnten Kampagne: „Unsere Zukunft – atomwaffenfrei“<br />
möchte ich heute noch zwei Möglichkeiten kurz erwähnen.<br />
Eine erste heißt: Die Organisation „Mayors for Peace“<br />
(Bürgermeister für den Frieden), die das Ziel der Abschaffung aller<br />
Atomwaffen verfolgt, durch Beitritte möglichst vieler Städte und<br />
Gemeinden zu unterstützen – zur Zeit gehören weltweit 1700 Mit-<br />
8
Hiroshima<br />
gliedsorte dazu, etwa 300 davon in Deutschland 1 . Inzwischen ist<br />
auch ein Internationales Parlamentarisches Netzwerk für Nukleare<br />
Abrüstung entstanden, dem zurzeit 400 Parlamentarier aus 65<br />
Ländern angehören. Eine zweite Aktion möchte ich Ihnen zur Unterstützung<br />
ans Herz legen, nämlich die Kampagne von „Ohne<br />
Rüstung Leben“, Streumunition zu verbieten.<br />
„Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und<br />
Winzermesser aus ihren Lanzen... Man übt nicht mehr für den<br />
Krieg.“ (Jes 2,4) Diese anstrebenswerte Friedensvision des Propheten<br />
Jesaja mag uns noch weit weg erscheinen. Dennoch lohnt<br />
es sich, durch viele kleine und größere konkrete Friedensschritte<br />
diese Utopie langsam aber sicher zu verorten. Dazu lädt uns die<br />
biblisch-christliche Botschaft immer wieder ein. Ich wünsche uns<br />
dabei das nötige Gottvertrauen sowie viel Kraft, Phantasie und vor<br />
allem einen ganz langen Atem.<br />
Charles Borg-Manché, Pfarrer<br />
1 Die Bürgermeister von München und Gilching sind den Mayors schon<br />
beigetreten.<br />
9
Wallfahrt<br />
pax christi überwindet Grenzen<br />
„Wallfahrt“ zur Islamischen Gemeinde in Penzberg<br />
Über 30 Freunde in pax christi München<br />
machten sich – neugierig gemacht<br />
durch den Studienteil der<br />
heurigen Diözesanwallfahrt im März<br />
– am Samstag, dem 7. Juli <strong>2007</strong> auf<br />
den Weg zur Islamischen Gemeinde<br />
nach Penzberg.<br />
Schon der lichte quadratische Bau<br />
ohne Kuppel mit einem filigranen<br />
Minarett am Südrand der Stadt<br />
machte neugierig auf diese Gemeinde.<br />
Als nächstes beeindruckte<br />
der helle Gebetsraum: Stollenartige<br />
Fenster lassen den Blick von außen<br />
10<br />
auf die Betenden zu, die blaue<br />
Stirnseite erinnert an die Herz-<br />
Jesu-Kirche in München; Gebetsnische<br />
und Predigttreppe<br />
begeistern mit der gleichen filigranen<br />
Struktur wie das Minarett.<br />
Offenheit als Grundprinzip!<br />
Gönül Yerli, die Vizedirektorin,<br />
und Benjamin Idriz, der junge<br />
Imam der Gemeinde stellten<br />
nicht nur die Gemeinde vor, sondern<br />
beantworteten alle Fragen
Wallfahrt<br />
der „Wallfahrer“ ausgiebig und mit größter Freude. So entstand<br />
das Bild einer Gemeinde von Gläubigen vieler Nationalitäten und<br />
Sprachen, die einen weltoffenen Islam praktizieren. Das kann auch<br />
gar nicht anders sein, denn ihr Imam und seine Familie stammen<br />
aus Mazedonien und Bosnien, dem Teil Europas, wo ein „europäischer<br />
Islam“ schon längst seine Wurzeln hat. Dem trägt Imam Idriz<br />
auch in seinen Predigten Rechnung, die er – sprachbegabt wie er<br />
ist – je nach Notwendigkeit in Serbo-Kroatisch, Türkisch oder<br />
Deutsch hält. Dass er dank eines Studiums in Damaskus zudem<br />
noch Hocharabisch beherrscht, lässt ihn den Koran, die heilige<br />
Schrift der Muslime, in all seinen Facetten verstehen.<br />
Mit großem Stolz wurden auch die öffentlich zugängliche wissenschaftliche<br />
Bibliothek im Aufbau und die Räume für Integrationskurse<br />
und islamischen Religionsunterricht samt den entsprechenden<br />
Schulbüchern und die Kinderkrippe gezeigt, in der die<br />
Kleinen von einer christlichen und einer muslimischen Kindergärtnerin<br />
während der Deutschkurse ihrer Mütter in deutscher Sprache<br />
betreut und unterrichtet werden. So kann also Integration gelingen!<br />
Dass anschließend die Gespräche bei Tee und Gebäck in fast orientalischer<br />
Gastfreundschaft nicht enden wollten, zeigt, wie sehr<br />
11
Wallfahrt<br />
sich Gastgeber und Gäste aneinander erfreuten. – Eine gelungene,<br />
etwas andere Wallfahrt ....<br />
Ein Konzept – und viel Aufregung<br />
Schon bei unserem Besuch kündigte Imam Idriz an, bald ein Konzept<br />
eines „Zentrums für Islam in Europa München (ZIE-M)“ veröffentlichen<br />
zu können.<br />
Dieses Konzept ist inzwischen im Internet veröffentlicht, kann unter<br />
www.islam-muenchen.org abgerufen werden und wurde mittlerweile<br />
schon von über 4000 Menschen gelesen.<br />
Seine Ziele sind „Wahrung islamischer Identität und gleichzeitig<br />
Hinführung und Festigung der demokratischen und pluralistischen<br />
Gesellschaftsordnung in Deutschland“. Es soll vor allem ein Ort<br />
der „sozialen Integration“ für Muslime werden. Deswegen ist eine<br />
Erziehungs- und Beratungsstelle für Familie und Ehe geplant und<br />
ein „Zentrum für Dialog“ mit Tagungen, Führungen und sozialen<br />
Projekten. Um die „absolut gleichwertige Stellung“ von Frauen zu<br />
Männern zu fördern, sollen in dem Zentrum beispielsweise Selbstverteidigungskurse<br />
für Mädchen oder Sprachkurse für Frauen mit<br />
Kinderbetreuung (wie schon in Penzberg) angeboten werden.<br />
Auch wird ein Alten- und Service-Zentrum geplant.<br />
12
Wallfahrt<br />
Wichtigster Bestandteil allerdings ist die Ausbildung der Imame<br />
und Religionspädagogen für Deutschland in deutscher Sprache,<br />
weil nur in der europäischen und deutschen Welt integrierte Imame<br />
ihre Religion so vermitteln könnten, wie es der deutschen Wirklichkeit<br />
entspräche. Dabei ist eine Akademie ähnlich einer<br />
theologischen Hochschule vorgesehen; denn derzeit müssten die<br />
rund 2500 Moscheegemeinden in Deutschland ihren Bedarf mit<br />
ausländischen Imamen decken, denen oft neben Sprachkenntnisse<br />
auch eine gründliche Ausbildung fehlte. Eine „Islamische Theologische<br />
Akademie“ könnte für „einheitliche Standards auf hohem<br />
wissenschaftlichem Niveau“ sorgen und für fremdsprachige Prediger<br />
Fortbildungseinrichtung werden.<br />
So weit, so gut!<br />
Das bayerische Innenministerium indes witterte Unrat.<br />
Noch bevor das Konzept von Imam Idriz in seiner ganzen Ausführlichkeit<br />
bekannt war, sah sich Staatssekretär Georg Schmid vom<br />
Innenministerium bemüßigt, eine Presseerklärung veröffentlichen<br />
zu lassen, in der er eine fundamentalistische Einflussnahme befürchtete<br />
und die projektierte Akademie in die Nähe der Organisation<br />
„Milli Görüs“ rückte, die vom Verfassungsschutz beobachtet<br />
werde. Dabei stützte er sich darauf, dass ein Mitglied der Penzberger<br />
Gemeinde seine Mitgliedschaft in diesem Verein noch nicht<br />
gekündigt hätte – ein Versäumnis, das jedoch bereits im Frühjahr<br />
2006 bereinigt worden war.<br />
Gleichzeitig machte das Innenministerium dem Imam zum Vorwurf,<br />
neben dem offiziellen Konzept für die Islamische Akademie<br />
ein „Geheimkonzept“ entworfen zu haben, in dem die wahren, eben<br />
verfassungsfeindliche islamistische Beweggründe offenbar<br />
würden. Dieses habe sich der bayerische Verfassungsschutz<br />
heimlich besorgt. Schon das ließ den kritischen Beobachter aufhorchen:<br />
Handelte das so „fortschrittliche“ bayerische Innenministerium<br />
etwa in einer Art vorauseilenden Gehorsams zur heimlichen<br />
Internet-Recherche, wie sie erst jetzt der Bundesinnenminister in<br />
allerdings höchst umstrittener Weise vorgeschlagen hat?<br />
Ein Gespräch im Innenministerium habe nach Aussagen von<br />
Imam Idriz die „Missverständnisse“ ausgeräumt, aber der Sprecher<br />
13
Wallfahrt<br />
des Ministeriums beharrte auf der Meinung: „Wir haben nicht das<br />
Gefühl, hier schlampig gearbeitet zu haben.“<br />
Glücklicherweise hat die Islamische Gemeinde Penzberg und ihr<br />
Leitungsteam die uneingeschränkte Unterstützung der politischen<br />
Gemeinde mit all ihren Parteien und die beider christlichen Konfessionen.<br />
So wurde die Pressekonferenz am Dienstag, dem 7.<br />
August <strong>2007</strong> – noch mitten in der Auseinandersetzung – zu einer<br />
einzigen Solidaritätskundgebung für die Muslime des Orts und bedeutet<br />
zugleich eine Unterstützung für das Konzept einer Islamischen<br />
Akademie – ein Zeichen für seit Jahren gelungene<br />
Integration.<br />
Was sollte man sich aber für unsere Mitbürger islamischen Glaubens<br />
Besseres wünschen, als dass ein europäisch gesinnter, fortschrittlicher<br />
Imam, der bei allen politischen Parteien und Kirchen<br />
wegen seiner seit Jahren bewährten Arbeit zur gegenseitigen Verständigung<br />
höchstes Ansehen genießt, eben dieses sein Konzept<br />
weiter verbreiten will und dafür auch konkrete Möglichkeiten einschließlich<br />
der Finanzierung anzubieten hat.<br />
Wie sehr allerdings das Ansehen von Imam Idriz durch die Aktion<br />
von Staatssekretär Georg Schmid gelitten hat, und wie weit der<br />
Plan eines „Zentrums für Islam in Europa München (ZIE-M)“ in der<br />
Öffentlichkeit durch falsche Anschuldigungen diskreditiert worden<br />
ist, gilt es aufmerksam zu beobachten. pax christi als Teil der weltweiten<br />
Friedensbewegung wird auch in diesem Fall seine Aufgabe<br />
wahr zu nehmen haben.<br />
Ein orthodoxer Priester sagte einmal: „Überall wo etwas Gutes geschieht,<br />
versucht der Teufel es zu sabotieren. Doch letztlich hat er<br />
gegen das Gute keine Macht.“ Ob dies auch für das Projekt „Zentrum<br />
für Islam in Europa München (ZIE-M)“ gilt?<br />
Gudrun Schneeweiß<br />
14
Streit-Kurs im Ferienprogramm<br />
Ferienprogramm<br />
Im Ferienprogramm für die Gemeinden Brannenburg, Flintsbach<br />
und Nußdorf fand heuer zum zweiten Mal der Kurs „Streiten in den<br />
Ferien“ statt. Die pax christi-Bistumsstelle München lud dazu wieder<br />
7- bis 12-jährige Kinder ein, mit denen die Trainerin Eva<br />
Wastian von der Arbeitsgemeinschaft für Friedenspädagogik in<br />
München in altersgemäßer Weise Streiten „spielte“. Der spielerische<br />
Umgang mit dargestellten Streitsituationen bot die Gelegenheit,<br />
verschiedene Verhaltensmuster auszuprobieren und sich ihre<br />
Wirkung anzusehen. So lernten die Kinder mit eigenem Spielen<br />
und Beobachten, mit Fragen und Untersuchen, wie ihr eigenes<br />
Verhalten bei den Anderen ankommt und wie sich das eigene<br />
Handeln auch ändern lässt, wie ein Streit eskaliert und was man<br />
gegen eine Eskalation tun kann.<br />
Am Schluss zeigten sich die Kinder sehr zufrieden.<br />
Gertrud Scherer<br />
Das Geheimnis der Erinnerung ist die Nähe<br />
Eindrücke von der Verlegung des ersten Stolpersteines in München<br />
„Das Geheimnis<br />
der Erinnerung ist<br />
die Nähe“ – so<br />
lautet das Motto<br />
der Stolperstein-<br />
Initiative, und ich<br />
denke, es ist gut<br />
gewählt: Eine<br />
kleine Messingplatte,<br />
in den<br />
Gehsteig eingelassen,<br />
erinnert<br />
an einen Menschen,<br />
der in dem<br />
15
Stolpersteine<br />
Haus gewohnt hat und von dort in ein Konzentrationslager verschleppt<br />
und ermordet wurde.<br />
Anders als die großen Mahnmale – deren Bedeutung nicht geschmälert<br />
werden soll – bezieht sich der Stolperstein auf einen<br />
konkreten Menschen, einen Mann, eine Frau, ein Kind. Und er<br />
macht deutlich, dass die Deportationen nicht „irgendwo“ stattfanden,<br />
sondern in jeder Straße, vor jeder Haustüre erfolgen konnten,<br />
also in unserer Nähe.<br />
Der Initiator des Projektes, der Kölner Künstler Gunter Demnig, hat<br />
inzwischen etwa 12.000 Stolpersteine in 274 Orten des In- und<br />
Auslandes verlegt. Nicht jedoch in München, wo der Stadtrat die<br />
Verlegung von Stolpersteinen untersagt hat.<br />
Eine kleine Initiative bemüht sich dennoch darum, dass die Idee<br />
auch in München verwirklicht werden kann. 120 Stolpersteine wurden<br />
bereits gespendet und die ersten davon warten auf ihre Verlegung.<br />
Nun konnte erstmals ein Stolperstein in München verlegt werden,<br />
und zwar in der Viktor-Scheffelstraße (Schwabing). Er liegt auf privatem<br />
Grund, aber ganz nahe am Gehsteig, und erinnert an den<br />
jüdischen Mitbürger Heinrich Oestreicher, der dort gewohnt hat,<br />
bis er 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1943 ermordet<br />
wurde.<br />
Es war eine bewegende kleine Feier: Reiner Bernstein, einer der<br />
Initiatoren, berichtete über das Wenige, was er über Heinrich<br />
Oestreicher herausfinden konnte. Erschütternd für mich war, dass<br />
in der Viktor-Scheffel-Straße besonders viele Menschen gewohnt<br />
haben, die dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind. Viele<br />
davon nur kurze Zeit, weil Hauseigentümer und Mitbewohner sie<br />
nicht länger im Haus geduldet haben.<br />
Werner Gube, der als Kind mehrere Konzentrationslager überlebt<br />
hat, las aus dem Brief einer Mitarbeiterin des jüdischen Kinderheims<br />
und ein entfernter Verwandter von Heinrich Oestreicher,<br />
ebenfalls jüdischen Glaubens, hob die Bedeutung eines solchen<br />
Steines für die Angehörigen hervor.<br />
16
Ultima Ratio<br />
Schließlich wies ein Hausbewohner, der sich sehr für die Verlegung<br />
eingesetzt hat, darauf hin, dass in dem Gebäude ein Kindergarten<br />
untergebracht ist und dass die Erzieherinnen sehr<br />
einfühlsam mit den Kindern über den Stein und seine Geschichte<br />
gesprochen haben. „Hoffen wir, dass die Kinder diese Mahnung<br />
weiter tragen, wenn wir nicht mehr da sind“.<br />
Aus den Worten von Gunter Demnig ist mir vor allem in Erinnerung,<br />
was der Angehörige eines Holocaust – Opfers, der zur Verlegung<br />
des Stolpersteins aus dem Ausland angereist war, sagte:<br />
„Für mich ist dieser Stein kein Stolperstein, sondern ein Schlussstein.<br />
Ich kann jetzt nach Hause fahren und ich kann auch gerne<br />
wieder hierher zurückkehren.“<br />
Hoffen wir, dass dieser erste Stolperstein in München nicht der<br />
einzige bleibt und dass sich andere Hauseigentümer der Initiative<br />
anschließen!<br />
Rosemarie Wechsler<br />
Ultima Ratio<br />
Projektgruppe „Münchner Sicherheitskonferenz verändern e.V.“ (MSKv),<br />
Bericht von der „Zeit des Dialogs“ am 21.04.07 zum Thema „Ultima Ratio“<br />
I) Absicht und Methode<br />
Das Wort „Dialog“ hat Konjunktur. Vielleicht<br />
steckt dahinter der Wunsch, gehört zu werden,<br />
ehrlich und offen miteinander zu sprechen?<br />
Wir von MSKv wollen mit der Reihe „Zeit des<br />
Dialogs“ zwischen der rein privaten Ebene und der gesamtgesellschaftlichen<br />
Ebene lokale Inseln für neue Strukturen ausprobieren<br />
und entwickeln. Was ist für den Dialog wichtig?<br />
Eine Bereitschaft zuzuhören, Bewertungen und Urteile in der<br />
Schwebe zu halten, Gefühle zu äußern und sich weniger mit Gedanken<br />
und Meinungen zu identifizieren.<br />
Gesprächsregeln, die vereinbart wurden:<br />
� Zeit: 15.30 h – 17.30 h mit Pause<br />
� Jede/jeder hat 3 Minuten Zeit zu reden. (Glocke erklingt)<br />
17
Ultima Ratio<br />
� Der Redestein wird nach Gebrauch in die Mitte gelegt, der<br />
Nächste holt ihn sich wieder von der Mitte (empfohlen wegen<br />
der Langsamkeit).<br />
� Jeder kann ungestört seine/ihre Zeit nutzen. Niemand unterbricht<br />
und/oder spricht dazwischen. Keine Kommentare oder<br />
Interpretationen.<br />
� Eine Schweigeminute nach jedem Redebeitrag.<br />
� Wir sitzen im Kreis.<br />
II) Einführung in das Thema: „Die militärische Ultima Ratio“<br />
(Kurzvortrag von Sepp Rottmayr in Auszügen)<br />
Die Ultima ratio (von lat. ultimus =der letzte, der am weitesten entfernte,<br />
äußerste, und ratio=Vernunft, vernünftige Überlegung) bezeichnet<br />
das letzte oder äußerste Mittel oder den letzten Ausweg<br />
in einem Konflikt, wenn zuvor alle sonstigen vernünftigen Lösungsversuche<br />
verworfen wurden. Ultima Ratio im Kontext militärischer<br />
Gewalt heißt also, diese nur als allerletztes Mittel<br />
einzusetzen.<br />
Das Thema ist aus drei Gründen wichtig:<br />
1. Die Ultima Ratio ist die entscheidende moralische Rechtfertigung<br />
für militärische Gewalt.<br />
2. Sie bildet den Kern aller friedenspolitischen und friedensethischen<br />
Diskussionen.<br />
3. Die Ultima Ratio ist das zentrale Kriterium für alle, die Gewaltfreiheit<br />
anstreben und sie politisch umsetzen möchten.<br />
Eine erlaubte Notwehr mit Gewalt, ob kollektiv oder sogar individuell,<br />
war den Christen der ersten Jahrhunderte fremd. Als<br />
das Christentum durch Konstantin Staatsreligion geworden<br />
war, änderte sich dies. Krieg, um etwa das Kaiserreich zusammenzuhalten,<br />
gegen Einfälle zu schützen oder die Einheit<br />
des Glaubens zu wahren, galt nun als erlaubt und rechtens.<br />
Daraus aber ergab sich eine bis heute unüberbrückbare Spannung:<br />
Auf der einen Seite der Glaube an den Christus, der jene selig<br />
pries, die keine Gewalt anwenden, der die Feindesliebe gebot, die<br />
Leidannahme vorlebte und über diesen Weg auferstand, zusammen<br />
mit der durchlittenen Nachfolge in den ersten drei Jahrhun-<br />
18
Ultima Ratio<br />
derten; auf der anderen Seite die Kriegsführung des „christlich“<br />
gewordenen Staates mit nunmehr Christensoldaten und darin eingebundenen<br />
Christenbeamten.<br />
Nachdem heute klar geworden ist, dass kein Krieg allen Kriterien<br />
eines gerechten Krieges - und zwar von allen Kriegsparteien her -<br />
entsprochen hat und entspricht, ja, dass die Vorstellung einer Situation,<br />
die einen gerechten Krieg rechtfertigen könnte, ein realitätsfernes<br />
Abstraktum ist, versucht man in der friedensethischen<br />
Diskussion dem Krieg überhaupt abzuschwören und ihn als Mittel<br />
der Politik abzulehnen. So sprechen wir heute vom gerechten<br />
Frieden und suchen mit diesem neuen Denkmodell dem Frieden<br />
mehr Chancen einzuräumen.<br />
Aber selbst bei diesem Paradigmenwechsel bleibt es dabei, dass<br />
die militärische Gewalt als Ultima Ratio, etwa zum Schutz von bedrohten<br />
Bevölkerungsgruppen oder zur Entwaffnung von als Mörderbanden<br />
oder Terroristen apostrophierten Kampfgruppen,<br />
erhalten und wirksam bleibt. Dass sie sich als Propaganda, als<br />
Versuchung gerade für Nachdenkliche und Friedliebende bestens<br />
eignet, ist erwiesen. Zum Wesen dieser Versuchung gehört die<br />
moralische Gebärde. Sie lädt uns nicht plump einfach zum Bösen<br />
ein, sondern gibt vor, das Bessere, das Humanere zu zeigen und<br />
zu erzwingen.<br />
III) Viele Stimmen – eine Erkenntnis? - Erste Erfahrungen aus<br />
dem Dialog<br />
Wenn sich 30 sehr interessierte und aufgeschlossene Menschen<br />
in einen fast 3-stündigen, sehr intensiven Dialog begeben, kann<br />
wohl nur eine Vielfalt sehr individueller Sichtweisen entstehen.<br />
Und das ist ja auch gut so, denn der Komplexität der Fragestellung<br />
kann nur eine vielschichtige Differenzierung gerecht werden. Dabei<br />
geht es aber nicht nur um eine sachliche, wissenschaftlich systematische<br />
Durchdringung der Thematik, sondern vielmehr um die<br />
jeweils ganz subjektiven, von persönlicher Erfahrung und Emotion<br />
geprägten Antworten. Die Bandbreite der sehr glaubwürdigen Äußerungen<br />
war entsprechend groß, sowohl hinsichtlich Form als<br />
auch Inhalt. Dennoch wurden gemeinsame Grundzüge erkennbar,<br />
die beeindruckend waren:<br />
19
Ultima Ratio<br />
1. Keine Meinung wurde mit dem Brustton der Selbstgewissheit<br />
vorgetragen, sondern mit großer Nachdenklichkeit, und bei<br />
fast allen wurde das Dilemma und eine gewisse Ratlosigkeit<br />
deutlich, im Ernstfall eine derartige Entscheidung treffen und<br />
die Verantwortung dafür auch persönlich tragen zu müssen.<br />
D.h. eine allgemein gültige Lösung ist eigentlich nicht möglich.<br />
2. Von „Ratio“ kann bei der Frage nach der „ultima ratio“ wohl<br />
kaum gesprochen werden. Gewalt, Krieg, Leid, Leben und<br />
Tod von Menschen, Zerstörung der Natur sind irrational und in<br />
keinem Kalkül planbar.<br />
3. Weil „ultima-ratio-Entscheidungen“ immer erst nach Versäumnissen<br />
und Fehlentwicklungen in einer fast ausweglos scheinenden<br />
Lage zu treffen sind, muss mit allen gewaltlosen<br />
Mitteln die Entstehung solcher Situationen vorbeugend vermieden<br />
werden. Das ist die „prima ratio“, also die erste und<br />
wichtigste Vorbeugung, Konflikte konstruktiv und gewaltlos zu<br />
bearbeiten, um zu verhindern, dass sie eskalieren und in unlösbare<br />
Dilemmata führen.<br />
4. Auch um Militär „nur“ als „ultima ratio“ einsetzen zu können, ist<br />
ein ebenso riesiger Militärapparat auf modernstem Stand bereit<br />
zu halten wie bei bisheriger Kriegsführungsstrategie. Die<br />
immensen Rüstungskosten, die dazu erforderlich sind, fehlen<br />
für soziale und zivile Aufgaben („Waffen töten auch ohne<br />
Krieg“).<br />
5. Für viele führt die eigene Erfahrung mit der Furchtbarkeit von<br />
Krieg und Gewalt und die Erfahrung aus der Menschheitsgeschichte<br />
zur ganz persönlichen Entscheidung für Gewaltlosigkeit.<br />
6. Trotz anfänglicher Skepsis gegenüber dieser Form des Dialogs<br />
haben alle die Achtsamkeit füreinander, die Ruhe und<br />
Konzentration des Zuhörens und Respekt und Offenheit für<br />
die Meinung der Anderen geschätzt.<br />
7. Gute und hilfreiche Erfahrungen, die für eine Fortsetzung des<br />
Dialogs sprechen!<br />
IV) Fortsetzung – Nächste „Zeit des Dialogs“ zum Thema „Sicherhei<br />
t- wie, für wen und wofür?“<br />
20
Ultima Ratio<br />
Es geht um die Frage, wie Sicherheitspolitik für eine menschenwürdige<br />
Zukunft zu gestalten ist.<br />
Samstag, 24.11.<strong>2007</strong>, 15 Uhr bis 17.30 Uhr mit Ausklang bei<br />
Brot, Wein und Wasser<br />
Stiftungsfachhochschule, Raum J111, Preysingstr. 83, 81667<br />
München<br />
Projektgruppe MSKverändern, Schwanthaler Str. 133, 80339 München,<br />
www.mskveraendern.de<br />
Erwin Schelbert<br />
Aus den pax chriti Gruppen<br />
Erdinger Anzeiger vom 12.2.07<br />
Neues Bleiberecht: Erschütternde Realität<br />
Erding - Das neue Bleiberecht für geduldete Flüchtlinge ist weit<br />
schlechter als der Ruf, den die Politik ihm geben möchte. Diese<br />
Auffassung vertraten Monika Steinhauser vom Münchener Flüchtlingsrat<br />
und Maria Brand, Sozialpädagogin der Caritas, in einer<br />
Veranstaltung von .pax christi und dem Katholischen Bildungswerk.<br />
Die Referentinnen gaben zu, dass sich das neue Bleiberecht gut<br />
anhöre. Geduldete Flüchtlinge, die schon jahrelang in Deutschland<br />
leben, sollen unter bestimmten Bedingungen im Land bleiben können.<br />
Es handelt sich dabei um Menschen, die kein Asyl gewährt<br />
bekommen haben, weil in ihren Ländern „offiziell wieder alles in<br />
Ordnung ist", so Steinhauser. Als Beispiele führte sie den Irak, das<br />
frühere Jugoslawien und Afghanistan an.<br />
Doch die Realität, so Steinhauser und Brand, sehe völlig anders<br />
aus. Aus ihrer Arbeit hätten sie es immer wieder mit erschütternden<br />
Fällen zu tun. Ihr Fazit: „Das neue Bleiberecht wird nur für eine<br />
relativ geringe Zahl von Ausländern Wahrheit werden."<br />
Der von staatlicher Seite geforderte Integrationswille sei zwar bei<br />
vielen vorhanden, so die Praktikerinnen, aber kaum umsetzbar.<br />
21
aus den pax christi Gruppen<br />
„Diesen Leuten wurden ja keine Deutschkurse angeboten. Und<br />
von den vierzig Euro Taschengeld, die jeder im Monat erhält, ist<br />
das nicht zu stemmen." Viele könnten auch gar keinen Pass vorweisen,<br />
die Voraussetzung für das neue Bleiberecht.<br />
Steinhauser und Brand wiesen überdies darauf hin, „dass viele unter<br />
dem verordneten Wohnen in Lagern, zusammengestopft in<br />
einem Raum, stark leiden". Hinzu komme die Zermürbung aufgrund<br />
der „totalen Fremdbestimmung" etwa durch die Zuweisung<br />
von Lebensmitteln und Hygienepaketen. Steinhauser berichtete in<br />
diesem Zusammenhang von einem chinesischen Dissidenten, der<br />
das alles nicht mehr ertragen habe und deshalb in sein Heimatland<br />
zurückgekehrt sei. „Er wusste, was ihn dort erwartet", so Steinhauser.<br />
Prompt sei er nach der Einreise verhaftet worden.<br />
Von den Schilderungen zeigte sich die Erdinger pax-christi-<br />
Vorsitzende Roswitha Bendl erschüttert: „Weil einige der Regelungen<br />
des neuen Bleiberechts wirklich zutiefst unchristlich sind und<br />
nichts mit Menschenwürde zu tun haben, unterstützen wir den Aufruf<br />
für eine humanitäre Umsetzung der neuen Regeln." Bendl versprach<br />
überdies, sich für diesen Aufruf im Landkreis einzusetzen.<br />
harn<br />
Der Aufruf ist unter www.bleiberecht.de abrufbar. Weitere Infos auch bei<br />
pax christi Erding unter Tel. (0 81 22) 9 26 32<br />
sz, Starnberger Teil 8.8.06<br />
Gebet am Friedenspfahl<br />
pax christi erinnert an die Opfer von Hiroshima<br />
Gilching – Die Ortsgruppe Gilching von pax christi, einer internationalen<br />
ökumenischen Friedensbewegung, hat am Montagabend<br />
eine Gedenkfeier für die Opfer von Hiroshima organisiert. An ihrem<br />
Friedenspfahl an der Pollinger Straße, der im November 2005 aufgestellt<br />
worden war, begrüßten sie die Teilnehmer mit einem Gebet<br />
und vielen Kerzen, welche die ganze Nacht brannten. Rund 15<br />
Besucher kamen zum Gedenken, darunter Bürgermeister Thomas<br />
Reich und die evangelische Pfarrerin Dorothea Bezzel. Vor diesem<br />
22
aus den pax christi Gruppen<br />
Hintergrund referierte Reich über Hiroshima, die Kriegsführung<br />
und wie wichtig es ist, den Frieden zu bewahren.<br />
Weltweit trafen sich unzählige Menschen und gedachten der Opfer<br />
der ersten Atombombe, die vor 62 Jahren, am 8.August 1945, von<br />
US-amerikanischen Streitkräften über der japanischen Stadt Hiroshima<br />
abgeworfen wurde und explodierte.<br />
„<br />
„Möge auf Erden Frieden sein“ schrieb der japanische Dichter Masahisa<br />
Goi 1955, bewegt durch Hiroshima und die Zerstörung im<br />
zweiten Weltkrieg. Dieser Satz ist auf jedem Friedenspfahl in fünf<br />
Sprachen eingraviert. Rund 100.000 solche Mahnmale stehen laut<br />
pax christi mittlerweile über den gesamten Erdball verteilt. So teilen<br />
sich viele Länder dieselbe Friedensbotschaft.<br />
miho<br />
P.S.: Vorhandene sachliche Unrichtigkeiten im Artikel wurden für diesen<br />
Nachdruck nicht korrigiert.<br />
23
Die Perlen des Lebens<br />
Die Perlen des Lebens<br />
von Renate Krier<br />
Die „Perlen des Lebens“, das ist ein Armband aus Perlen, das ich<br />
eher zufällig bei einer Internetrecherche nach einer Anleitung für<br />
einen Rosenkranz kennen gelernt habe. Da ich seit einigen Jahren<br />
mit Leidenschaft Perlenschmuck entwerfe und herstelle, wollte ich<br />
meinem Sohn zur ersten heiligen Kommunion einen Rosenkranz<br />
anfertigen und schenken. Nachdem ich dann gelesen hatte, wie<br />
die „Perlen des Lebens“, auch „Perlen des Glaubens“ genannt,<br />
entstanden sind und wie sie zu nutzen sind, war mir klar, dass dieses<br />
Armband viel eher für meinen Sohn und auch für mich und<br />
andere Menschen geeignet ist, sich spirituell zu vertiefen. Der traditionelle<br />
katholische Rosenkranz mit seinen rituellen Gebeten und<br />
vor allem mit seinen Gebetstexten stieß bei mir immer eher auf innere<br />
Ablehnung, da ich mit dem Frauenbild der katholischen Kirche,<br />
das mir dort vermittelt scheint, nicht übereinstimmen kann.<br />
Sehr wohl kann ich davon abstrahieren und dennoch die Wirkung<br />
eines sich ständig wiederholenden Gebets als heilsam erleben,<br />
aber es blieb mir seit meiner Jugend befremdlich (mit meiner<br />
Großmutter bin ich als Kind regelmäßig zum Rosenkranzbeten gegangen<br />
und der monotone Singsang der alten Frauen, die den<br />
Rosenkranz beteten bleibt mir unvergessen).<br />
Das Konzept der „Perlen des Lebens“ ist für mich ein überzeugendes,<br />
denn es trifft mein Bedürfnis, mich zu besinnen, zur Ruhe zu<br />
kommen im Alltag. Es ist eine spirituelle Hilfe, doch es drängt mir<br />
kein Erklärungsmuster auf. Es ist ein Angebot zur Auseinandersetzung<br />
mit meinem aktuellen Zustand und zugleich ein Angebot,<br />
mich mit meinem Glauben auseinanderzusetzen, ohne dass es<br />
dogmatisch wirkt (anders, als ich die katholische Kirche oft erlebe).<br />
Es ist ein spirituelles Werkzeug, das sinnlich erlebbar ist und sehr<br />
wirkungsvoll im Gebrauch.<br />
Mir gefällt auch, dass die evangelische Kirche, aus deren Reihen<br />
das Armband entstand, das Perlenarmband nicht als evangelischen<br />
Rosenkranz propagiert, sondern als überkonfessionelles<br />
spirituelles Hilfsmittel. Und in der Tat werden die Perlen des Lebens<br />
längst nicht mehr nur in evangelischen Kreisen genutzt. Auch<br />
unter Katholiken erfreut es sich großer und wachsender Beliebt-<br />
24
Die Perlen des Lebens<br />
heit. In der Jugendarbeit wird es ebenfalls gerne eingesetzt. Mein<br />
Sohn liebt sein Armband und trägt es besonders gerne, wenn er<br />
eine schwierige Prüfung oder Situation erwartet.<br />
Entstehungsgeschichte:<br />
Der schwedische pensionierte Bischof Martin Lönnebo reiste nach<br />
Griechenland. Ein unerwarteter Herbststurm überraschte ihn mit<br />
anderen Passagieren auf einem kleinen Fischerboot und er war<br />
gezwungen, sich für einige Tage auf einer kleinen griechischen Insel<br />
mit nur 47 Einwohnern aufzuhalten. Auf der Insel begegnete er<br />
Ikonen, Perlenketten, Rosenkränzen und Kerzen. Ihm wurde klar,<br />
dass seine Kirche kein Hilfsmittel hat, um zu beten und sich auf<br />
Gott auszurichten. Er hatte aber schon länger überlegt, welche Hilfe<br />
zum Beten und zur Meditation man anbieten könnte. Da zeichnete<br />
er das erste Gebetsband.<br />
Es sollte die Botschaft des christlichen Glaubens vermitteln, so<br />
dass ein moderner Mensch sie ohne weiteres verstehen und begreifen<br />
kann. Er wollte den Menschen etwas Greifbares in die<br />
Hand legen, von dem sie berührt werden.<br />
In Schweden heißen die Perlen des Lebens übrigens „Frälsarkranzen“<br />
= Rettungsring, denn das Perlenarmband gilt als ein Rettungsring<br />
für die Seele.<br />
Das sind die Perlen des Lebens (Perlen des Glaubens):<br />
25
Die Perlen des Lebens<br />
Die einzelnen Perlen<br />
18 Perlen und jede hat durch ihren Namen und ihr Aussehen ihre<br />
individuelle Bedeutung. Und sicher wird ihre Bedeutung für den<br />
Menschen, der sich in das Perlenband vertieft, immer wieder eine<br />
Modifizierung erfahren.<br />
Nur drei der Perlen wurzeln offensichtlich im christlichen Denken:<br />
Die Taufperle, die Auferstehungsperle und die Gottesperle. Trotzdem<br />
meine ich, dass auch Menschen ohne christlichen Glauben<br />
mit den Perlen umgehen können und sie ihnen helfen können.<br />
Denn die Perlen geben keine Bedeutung, keinen Glauben vor. Sie<br />
legen nicht fest, was man glauben soll, sondern sie fordern zur aktiven<br />
Auseinandersetzung auf.<br />
Taufe verbinden wir mit dem Christentum. Jeder kennt den Begriff,<br />
nicht alle Menschen verbinden mehr etwas damit. Eine Feuertaufe<br />
bestehen, eingeweiht werden, aufgenommen werden in eine Gemeinschaft,<br />
das kann jeder nachvollziehen und das wünscht sich<br />
auch jeder Mensch, In Beziehung zu stehen und angenommen zu<br />
werden, von einer Gruppe, einer Gemeinschaft von Menschen.<br />
Auferstehung verbinden gläubige Christen mit Jesus. Menschen,<br />
die der Kirche fern stehen, können mit dem Begriff sicher auch etwas<br />
anfangen. Steh auf, wenn du gefallen bist - Sisyphos steht<br />
immer wieder auf, wir müssen immer wieder aufstehen, auferstehen….<br />
Perlen der Stille<br />
Für mich sind zurzeit die unscheinbaren sechs Perlen der Stille,<br />
von besonderer Bedeutung. In meinem Alltag ist es schwierig, zur<br />
Ruhe zu kommen, Gedanken zum Schweigen zu bringen, Stille<br />
herzustellen. Die Perlen der Stille helfen mir dabei. Nicht umsonst,<br />
gibt es sechs davon. Wir brauchen die Stille, um die anderen Perlen<br />
erfassen zu können, um uns mit unserem Lebensweg konzentriert<br />
und dennoch entspannt zu beschäftigen.<br />
Gottesperle<br />
Gott. Was ist das? Wer ist das? Keiner weiß es. Vielleicht fürchten<br />
wir es (ihn). Vielleicht meiden wir es( ihn), dieses Wort, das, was<br />
26
Die Perlen des Lebens<br />
wir damit insgeheim verbinden. Doch jeder von uns kennt dieses<br />
Wort und hat seine Vorstellungen von/über Gott. Wir haben Ablehnungen,<br />
Kenntnisse über Geschichte(n) = Bibel, Erzählungen; wir<br />
haben unsere eigenen Allmachtsphantasien und mancher die<br />
Hoffnung, Gott möge es geben, damit Gerechtigkeit herrsche. Wir<br />
haben unsere Zweifel und Ängste, denn die Welt ist ungerecht und<br />
das Leben oft bitter und hart. Und doch, die Hoffnung lauert im<br />
Hintergrund, bei wenigen nur die Gewissheit, dass es Gott, diese<br />
unermessliche Kraft gibt. Und wie gerne würden wir glauben. Deshalb<br />
liebe ich dieses Armband, weil es die Möglichkeit, dass es einen<br />
Gott gibt, offen hält, ohne es zu postulieren.<br />
“Die goldene Perle erinnert an den goldenen Schein der Sonne<br />
oder an einen wertvollen Schatz und lässt mich nach dem Wertvollsten<br />
in meinem Leben fragen.<br />
Die Gottesperle bildet den Anfang und das Ende des Perlenbandes<br />
und verweist nach christlichem Verständnis auf Gott, von dem<br />
wir kommen und zu dem wir zurückkehren und der unser Leben<br />
unsichtbar begleitet, wie der Strahl der Sonne. So wie Anfang und<br />
Ende des Perlenbandes in der großen goldenen Perle zusammenlaufen,<br />
kann die Gottesperle ein Zeichen für den Beginn und das<br />
Ziel unseres Weges und den Sinn des Lebens sein. Wenn ich diese<br />
Perle zur Hand nehme, kann ich darüber nachdenken, wer oder<br />
was mein Leben zusammenhält.<br />
Meditationsbild zur Gottesperle von Susanne<br />
Pertiet, Schleswig<br />
Fragen können mich dabei begleiten oder<br />
bei der Betrachtung entstehen:<br />
Was ist das Wertvollste in meinem Leben?<br />
Wie ist Gott für mich? Kann ich auf Gott<br />
vertrauen?<br />
Der christliche Glaube möchte Mut machen für den Weg, der vor<br />
uns liegt. Niemand muss allein gehen. Wir können auf Gott vertrauen.“<br />
27
Die Perlen des Lebens<br />
"Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost,<br />
was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und<br />
ganz gewiss an jedem neuen Tag."<br />
(Dietrich Bonhoeffer)<br />
Die Ich-Perle<br />
Wenn ich die Perlen des Lebens benutze, beginne ich mit einer<br />
Perle der Stille, um innerlich ruhig zu werden und dann widme ich<br />
mich der Ichperle, um meine jetzige Situation zu bedenken, mir<br />
darüber Klarheit zu verschaffen, wo ich momentan stehe, wie es<br />
mir geht, ob mich etwas bedrückt, aber auch, was mich erfreut. Die<br />
Ichperle hilft mir dabei, über mich selbst nachzudenken. Wer bin<br />
ich und was sind meine Rollen im Alltag? Wovon träume ich im<br />
Stillen? Mit diesen Fragen kann und darf ich um mich selber kreisen.<br />
Das Schimmern der Perle sagt mir, dass jeder Mensch, auch ich,<br />
kostbar ist.<br />
"Die Perle bedeutet: Sieh auf dich selbst mit Liebe. Du bist eine<br />
Perle unter anderen Perlen. Behandle alle mit Achtung, auch dich<br />
selbst. Du hast ein Recht, mit Lebenslust und Lebensmut zu leben.<br />
Die Ich-Perle ist eine Perle der Würde und Verantwortung des<br />
Menschen, für ihn, dessen Angesicht das Angesicht sucht und der<br />
in seinem Namen sich selbst findet und Gott." (Martin Lönnebo)<br />
Die Taufperle<br />
„Das eigene Ich begegnet einem Du. Zu dem "Ja", das ich zu meinem<br />
Leben sagen kann, kommt das "Ja", das ein anderer zu mir<br />
sagt. Niemand kann sein Leben selbst zur Welt bringen. Das Leben<br />
ist ein Geschenk, das ich empfange.“<br />
„Was bedeutet die Taufe für mich? Wovon lebe ich? Wer sagt "Ja"<br />
zu meinem Leben? Fragen, die ich bedenken kann, wenn ich die<br />
Perle der Taufe zwischen Daumen und Zeigefinger halte.“<br />
Die Wüstenperle<br />
“Eingebettet in die zweite und dritte Perle der Stille fügt sich die<br />
sandfarbene Wüstenperle in den Perlenkreis ein. Die Wüste steht<br />
für Dürre, Entbehrung und Einsamkeit. In ihr begegnen wir den<br />
Kämpfen unseres Lebens oder Schuld, die wir auf uns geladen<br />
28
Die Perlen des Lebens<br />
haben.<br />
Doch Wüsten sind auch Orte der Klarheit und Entscheidung, die in<br />
biblischen Geschichten eine große Rolle spielen und so können<br />
auch wir, wie Jesus, wenn wir aus der Wüste zurückkehren, zu<br />
mehr Klarheit und Reife, zu dem Wissen, was wichtig ist und was<br />
nicht, gelangt sein.<br />
Mit der Wüstenperle in der Hand kann ich mich fragen:<br />
Wann bin ich selbst durch die Wüste gegangen? Kann ich das Alleinsein<br />
aushalten? Was brauche ich zum Leben?“<br />
Die Perle der Gelassenheit<br />
“Die Perle der Gelassenheit will ein Gegenbild zu den täglichen<br />
Lasten, Pflichten und Herausforderungen sein.<br />
Sie hinterfragt das, worüber ich mich sorge, sie will nicht wissen,<br />
um was ich mich alles kümmere. Die Perle der Gelassenheit fragt<br />
nicht "Was kannst du tun?", sondern "Was kannst du lassen?" Aus<br />
der Enge von Sorgen und Pflichten will sie mich in die Weite und<br />
Leichtigkeit führen und mich zur Sorglosigkeit anstiften.<br />
Mit der blauen Perle in der Hand frage ich mich: Was treibt mich<br />
um? Wovon möchte ich mich befreien? Wie übe ich Gelassenheit?“<br />
Die Perlen der Liebe (zwei)<br />
“Für die Liebe gibt es zwei rote Perlen, denn zur Liebe gehören<br />
immer zwei: ein Du und ein Ich; einer der Liebe schenkt und einer,<br />
der sie empfängt. Ihre rote Farbe erinnert an Feuer und Geist, Leidenschaft<br />
und Leiden und weist damit auf die Ambivalenz der Liebe.<br />
Liebe ist das Größte, was wir erfahren können, aber an ihr<br />
können wir auch zerbrechen. Sie beinhaltet Gefühle der völligen<br />
Verschmelzung und den Schmerz der Trennung.<br />
Was also ist Liebe für mich? Fühle ich mich geliebt? Wen liebe<br />
ich?<br />
Der christliche Glaube bezieht die Liebe der Menschen auf die<br />
Liebe Gottes, denn die Liebe Gottes ist die Quelle aller menschlichen<br />
Liebe und befähigt uns Liebe zu zeigen und uns für andere<br />
einzusetzen.“<br />
"Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott<br />
und Gott in ihm."<br />
29
Die Perlen des Lebens<br />
(Die Bibel, 1. Brief des Johannes, Kapitel 4, Vers 16)<br />
Die Geheimnisperlen (drei)<br />
“An die roten Perlen der Liebe reihen sich direkt die drei kleineren<br />
perlmuttfarbenen Geheimnis-Perlen. Jeder Mensch hat Geheimnisse,<br />
etwas, was er nicht mit anderen teilen möchte oder kann.<br />
Dazu gehören auch unsere Träume, Ängste und Leidenschaften.<br />
Was sind meine drei Geheimnisse? Worüber möchte ich nur mit<br />
Gott reden? An wen denke ich? Diese Fragen kann ich bei und mit<br />
den drei Geheimnis-Perlen bedenken.<br />
Gott nimmt uns ganz, mit unseren Geheimnissen, an. Vor ihm<br />
können wir uns mit all dem, was wir anderen nicht sagen können<br />
oder dürfen, zeigen und zur Sprache bringen, was wir bei anderen<br />
verschweigen. Bei den drei Geheimnis-Perlen können wir aber<br />
auch an jemand anderes denken, der uns besonders nahe steht<br />
oder für jemanden beten, um den wir uns sorgen.“<br />
Die Perle der Nacht<br />
“Dunkelheit und Schatten verbinden viele mit der Farbe schwarz<br />
und auch mit dem Begriff "Nacht", manchmal sogar Sterben und<br />
Tod.<br />
Ich denke an meine eigenen Ängste, frage, warum Gott so vieles<br />
zulässt in dieser Welt oder warum er Menschen sterben lässt.<br />
Die Perle der Nacht weist auf die Schattenseite des Lebens, auf<br />
die Angst, die Verlassenheit und den Tod. Hier hat der Schmerz<br />
und die Trauer um Menschen, die gestorben sind oder uns verlassen<br />
haben, seinen Ort.“<br />
Die Perle der Auferstehung<br />
“Sie steht für den Weg vom Tod zum Leben, von der Verzweiflung<br />
zur Hoffnung. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Die Kräfte des<br />
Lebens sind stärker. Die Perle der Auferstehung symbolisiert die<br />
Hoffnung, die in mir lebendig ist und zu neuem Leben und zu einem<br />
neuen Anfang werden kann. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten,<br />
die geschehen und die uns beflügeln und uns neue Wege<br />
gehen lassen. Mit der weißen Perle frage ich mich: Was kann ich<br />
hoffen? Wer gibt mir neue Kraft? Glaube ich an die Auferstehung?“<br />
30
Die Perlen des Lebens<br />
Alle Texte, die in Anführungszeichen stehen, sind von der Website<br />
www.perlen-des-glaubens.de. Auch das Bildmaterial wird vom Amt<br />
für Öffentlichkeitsdienst der nordelbischen Ev.-Luth. Kirche zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Es gibt zwei Bücher über die Perlen des Lebens, die beide jeweils<br />
ein Perlenarmband enthalten.<br />
Perlen des Lebens. Mit Perlenkranz<br />
(Gebundene Ausgabe)<br />
von Carolina Welin (Autor), Carolina<br />
Johansson (Autor), Gütersloher<br />
Verlagshaus, 14,95 €<br />
Mit den Perlen des Glaubens<br />
leben. Buch mit Glasperlenband<br />
(Gebundene Ausgabe)<br />
Herausgeber: Amt für Öffentlichkeitsdienst<br />
der nordelbischen<br />
Ev.-Luth. Kirche in Zusammenarbeit mit der Pastoralen<br />
Dienststelle im Erzbistum Hamburg. Lutherische Verlagsgesellschaft<br />
Kiel;14,90 €<br />
Linkempfehlung:<br />
http://www.perlen-des-lebens.com/<br />
31
Die Perlen des Lebens<br />
Website der Gütersloher Verlagsgesellschaft über die Perlen des<br />
Lebens.<br />
http://www.perlen-des-glaubens.de/<br />
Das Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche,<br />
hat eine umfangreiche Website mit Informationen über die<br />
Perlen des Glaubens (identisch mit den Perlen des Lebens) veröffentlicht.<br />
32<br />
Allein den Betern<br />
Allein den Betern kann es noch gelingen<br />
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten<br />
Und diese Welt den richtenden Gewalten<br />
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.<br />
Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:<br />
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,<br />
Was sie erneuern, über Nacht veralten,<br />
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.<br />
Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,<br />
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,<br />
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,<br />
Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt<br />
Und in den Tiefen, die kein Aug' entschleiert,<br />
Die trockenen Brunnen sich mit Leben füllen.<br />
Reinhold Schneider
Waffenexporte<br />
Waffenexporte<br />
Deutsche Waffenexporte steigen weiter<br />
Trotz aller gesetzgeberischen und politischen Vorkehrungen steigen<br />
die deutschen Waffenexporte rasant an. Laut Berechnungen<br />
des schwedischen Friedensforschungsinstituts Stockholm International<br />
Peace Research Institute (SIPRI) verdoppelte die Bundesrepublik<br />
Deutschland ihren Export konventioneller Waffen innerhalb<br />
eines Jahres von 1,5 Milliarden Dollar (2005) auf 3,8 Milliarden<br />
(2006). Nach den USA und Russland avancierte Deutschland damit<br />
zum drittgrößten Waffenexporteur.<br />
aus Kleinwaffen-Newsletter – Ausgabe 08/07<br />
Waldkircher Erklärung zum Rüstungsexport<br />
Skandal ohne Grenzen – den Waffenlieferungen muss Einhalt<br />
geboten werden!<br />
Trotz aller gesetzgeberischen und politischen Vorkehrungen stiegen<br />
die deutschen Waffenexporte in den vergangenen Jahren stetig<br />
- zuletzt sogar rasant - an. Wie das schwedische<br />
Friedensforschungsinstitut SIPRI errechnete, steigerte Deutschland<br />
den Export konventioneller Waffen von 1,5 Milliarden Dollar<br />
im Jahre 2005 auf – sage und schreibe – 3,8 Milliarden im Jahre<br />
2006. Damit avancierte Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur<br />
der Welt. Gleich hinter den USA und Russland. So geschehen<br />
17 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung und<br />
trotz eines weitgehend befriedeten europäischen Kontinents. Dieser<br />
dramatische Zuwachs ist nicht im Mindesten nachvollziehbar.<br />
Mit dem Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG), dem Außenwirtschaftsgesetz<br />
(AWG) und den „Politischen Grundsätzen der Bundesregierung<br />
für den Export von Kriegswaffen und sonstigen<br />
Rüstungsgütern“ verfügt die Bundesrepublik Deutschland zwar<br />
über ein im internationalen Vergleich als restriktiv geltendes Rüs-<br />
33
Waffenexporte<br />
tungsexportkontrollregime, aber diese Regelungen haben den<br />
Skandal ohne Grenzen nicht verhindert.<br />
Führender Empfänger deutscher Waffen sind Staaten, die kriegerische<br />
Konflikte führen. Ein bedeutender Anteil der deutschen Waffentransfers<br />
erfolgt ausgerechnet in die Entwicklungsländer, die<br />
Entwicklungshilfe beziehen. In beträchtlichem Umfang wurden<br />
deutsche Waffen an Länder in Krisen- und Kriegsgebiete des Nahen<br />
Ostens, Asiens und Afrikas verkauft. Dabei wurde und wird<br />
der Grundsatz, nicht in Spannungsgebiete und nicht an menschenrechtsverletztende<br />
Staaten zu liefern, offensichtlich zunehmend<br />
missachtet. Häufig verschwinden die Waffen in staatlich unkontrollierbaren<br />
Grauzonen von Bürgerkriegskonflikten. Denn Reexporte<br />
an Drittstatten werden de facto nicht kontrolliert. Mit großer Sorge<br />
verfolgen wir auch Lizenzvergaben zum Nachbau deutscher Waffen.<br />
Laut Schätzungen des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes<br />
sterben rund 95 Prozent aller Opfer durch so genannte „Kleinwaffen“,<br />
also Gewehre, Pistolen, Mörser und Minen. Deutschland<br />
zählt seit Jahren zu den führenden Kleinwaffenexporteuren weltweit.<br />
� Wir sehen in der Entwicklung der deutschen Waffenexporte einen<br />
Skandal ohne Grenzen.<br />
� Wir fordern, dass dieser Entwicklung Einhalt geboten wird. Ziel<br />
deutscher Politik muss eine Welt sein, in der Konflikte mit zivilen<br />
Mitteln gelöst werden.<br />
� Die Bundesregierung darf sich nicht länger von dem Totschlagargument<br />
irreführen lassen, deutsche Arbeitsplätze müssten<br />
gesichert werden. Diese Behauptung ist unzutreffend: Mit dem<br />
Geld, das für staatliche Subventionen an die deutsche Rüstungsindustrie<br />
und für Waffenkäufe aufgewendet wird, könnten<br />
ungleich mehr Arbeitsplätze im Zivilbereich geschaffen werden.<br />
� Die Bundesregierung soll sich auch nicht mit dem Argument beruhigen,<br />
im Falle eines deutschen Rückzugs würden eben andere<br />
die Waffen liefern. Steigt Deutschland aus dem Geschäft<br />
34
Waffenexporte<br />
mit dem Tod aus, so kann dies eine positive Signalwirkung für<br />
andere rüstungsexportierende Staaten haben.<br />
� Wir fordern die Mitglieder der Bundesregierung, des geheim tagenden<br />
Bundessicherheitsrates und die Parlamentarier nachdrücklich<br />
auf, sich auf ihre friedensethische Verantwortung zu<br />
besinnen.<br />
� Wir fordern sie auf, mit gutem Beispiel voranzugehen, den Export<br />
von Waffen und Munition äußerst restriktiv zu handhaben.<br />
� Wir fordern die Bundesregierung zum vollständigen Verzicht auf<br />
staatliche Absicherungen von Rüstungsgeschäften auf (Hermes-Bürgschaften).<br />
� Wir fordern mehr Transparenz: Bundestag und Öffentlichkeit<br />
müssen vor den Entscheidungen über Rüstungsexporte informiert<br />
werden.<br />
� Wir fordern von den deutschen Rüstungsunternehmen den<br />
Verzicht auf den Ausbau von Produktionskapazitäten zur Systemführerschaft.<br />
Stattdessen sollten die Vorstände der waffenproduzierenden<br />
Unternehmen zur Sicherung der Arbeitsplätze<br />
umgehend Maßnahmen der Konversion einleiten, also der Umstellung<br />
der militärischen auf eine sinnvolle zivile Fertigung.<br />
Erstunterzeichner/innen u.a.:<br />
Prof. Dr. Wolfram Wette, Historiker, SPD Waldkirch<br />
Dr. Bernhard Moltmann, Vorsitzender der Fachgruppe Rüstungsexportpolitik<br />
der „Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung“ (GKKE)<br />
Jürgen Grässlin, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft –<br />
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und des Deutsches Aktionsnetzes<br />
Kleinwaffen Stoppen (DAKS)<br />
Paul Russmann, Geschäftsführer der Kampagne gegen Rüstungsexport<br />
bei Ohne Rüstung Leben (ORL)<br />
Fabian Sieber, in Vertretung des Generalsekretärs der deutschen Sektion<br />
von pax christi<br />
Markus Weber, Geschäftsführer der Bistumsstelle pax christi Freiburg<br />
Prof. Dr. Herbert Schweizer, Katholische Arbeiterbewegung (KAB)<br />
35
Waffenexporte<br />
Weitere Unterzeichnerinnen und Unterzeichner sind willkommen.<br />
Die Bistumsstelle und einige Gruppen der Diözese unterstützen<br />
diese Erklärung.<br />
Für inhaltliche Nachfragen stehen zur Verfügung:<br />
* Prof. Dr. Wolfram Wette, wettewolfr@aol.com<br />
*Jürgen Grässlin, Tel. 0761-76 78 208, Mob. 0170-611 37 59,<br />
j.graesslin@gmx.de<br />
Ansprechpartnerin für Rückmeldungen neuer Unterstützer/innen<br />
und weitere Unterschriftslisten:<br />
* Sabine Wölfle, Tel. 07681-49 14 85, sabine.woelfle@spd-waldkirch.de<br />
36<br />
An den Turm des Freiburger Münsters<br />
Steh' unzerstörbar herrlich im Gemüte<br />
Du großer Beter glaubensmächtiger Zeit!<br />
Wie dich verklärt des Tages Herrlichkeit,<br />
Wenn längst des Tages Herrlichkeit verglühte:<br />
So will ich bitten, daß ich treulich hüte<br />
Das Heilige, das Du ausstrahlst in den Streit<br />
Und will ein Turm sein in der Dunkelheit,<br />
Des Lichtes Träger, das der Welt erblühte.<br />
Und sollt' ich fallen in dem großen Sturm, So sei's zum Opfer,<br />
daß noch Türme ragen<br />
Und daß mein Volk der Wahrheit Fackel werde.<br />
Du wirst nicht fallen, mein geliebter Turm.<br />
Doch wenn des Richters Blitze Dich zerschlagen, Steig' in<br />
Gebeten kühner aus der Erde.<br />
Reinhold Schneider
Veranstaltungshinweise<br />
Kampagne Vorrang für Zivil<br />
– Was will die Kampagne? Wer sind ihre Adressaten?<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Wer von uns, die wir gegen die Nato-geführten so genannten Friedensmissionen<br />
im Ausland protestieren , hat nicht schon einmal<br />
gedacht, dass es sinnvoller sei, Geld und Intelligenz in alternative<br />
Konfliktbearbeitungsprojekte und zivile Friedensdienste zu investieren<br />
als in Rüstung, militärische Ausbildung und Militäreinsätze?<br />
Genau hier setzen die Initiatoren der Kampage Vorrang für Zivil<br />
an!<br />
Was uns infolge der Selbstzensur der Massenmedien und ihrer unterschwelligen<br />
Abhängigkeiten von Wirtschaft und Politik verborgen<br />
bleibt, sind die beachtlichen Erfolge ziviler Konfliktbearbeitung<br />
und gewaltfreier Kriegspräventionen.<br />
Eine Negativ-Schlagzeile wie „Keine Toten und Verletzten bei einer<br />
nicht wieder aufgeflammten bewaffneten Auseinandersetzung<br />
zwischen Albanern und Serben“ ist nun einmal ein mediales Unding!<br />
Wohl aber können wir uns eine Schlagzeile vorstellen, die etwa so<br />
lautet: „Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung löst sein Versprechen ein: 500 ausgebildete<br />
Friedensfachkräfte stehen für Einsätze in Krisengebieten bereit!“<br />
Die Kampagne wendet sich in erster Linie an die Experten, BeraterInnen<br />
und EntscheidungsträgerInnen in den Regierungsorganisationen,<br />
die sich bereits mit dem Ausbau ziviler Gewaltprävention<br />
und Konfliktlösungsstrategien befassen.<br />
Bei allem Vorbehalt gegen das Konzept militärisch-ziviler Zusammenarbeit,<br />
das der von der Rot-Grünen Regierung 2004 verabschiedete<br />
Aktionsplan Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und<br />
Friedenskonsolidierung impliziert, bietet dieses Papier eine<br />
Grundlage, die zügige und strikte Umsetzung der darin geäußerten<br />
Vorhaben (z. B. Priorität ziviler Maßnahmen vor militärischer Reaktion,<br />
Krisenprävention als Querschnittaufgabe, Umwidmung personeller<br />
und finanzieller Ressourcen oder Zusammenarbeit mit<br />
37
Veranstaltungshinweise<br />
nichtstaatlichen Akteuren) zu fordern und immer erneut anzumahnen.<br />
Unabhängig von den Appellen an die EntscheidungsträgerInnen<br />
in Berlin und Brüssel strengen die Akteure des zivilen Friedensdienstes<br />
selbstverständlich auch die mediale Verbreitung bzw. die<br />
Verankerung der Aufklärung über die Chancen und Erfolge der<br />
gewaltfreien Konflikttransformation durch zivile Friedensdienste in<br />
der Bevölkerung an. Friedenserziehung in den Bildungsinstitutionen<br />
und Friedensjournalismus sind dafür unabdingbare Voraussetzungen.<br />
Die Grenzen der Umsetzung der Idee gewaltfreier Konfliktbearbeitung<br />
werden zwar durch die politischen Rahmenbedingungen gesetzt.<br />
Wächst aber infolge der mehrheitlichen Einsicht in die<br />
Möglichkeiten ziviler Friedensdienste der Druck durch die Öffentlichkeit<br />
auf die politischen Entscheidungsinstanzen, müssen diese<br />
entsprechend reagieren.<br />
Die derzeitige mehrheitlich gesellschaftliche Ablehnung der Verlängerung<br />
des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan, die Ratlosig-<br />
keit von Militärs und Politik infolge des Scheiterns dort und im Irak<br />
liefern eine Grundlage zu intensivierten Bemühungen der Friedensbewegung,<br />
auf die Politik in Berlin – und auch in Brüssel –<br />
verstärkt Einfluss zu nehmen.<br />
Mechthild Schreiber vom Regionalforum ZFD Oberbayern berichtet<br />
über Erfolge, Chancen und Grenzen ziviler Konfliktbearbeitung<br />
sowie über den Stand der Vorbereitungen zum Beginn der Kampagne<br />
Vorrang für Zivil am 9. 10. <strong>2007</strong> 19.30 in St. Bonifaz -<br />
Karlstraße 34 nach dem pax christi Gottesdienst<br />
Herrschaftsmacht oder Befreiungsmacht<br />
38<br />
Mechtild Schreiber<br />
Chico Whitaker, Mitbegründer des Weltsozialforums, sieht die<br />
größte Herausforderung für erfolgreiche gesellschaftliche Veränderung<br />
in der Machtfrage. Er unterscheidet zwischen gewaltbereiter<br />
"Herrschaftsmacht" und solidarischer "Befreiungsmacht". Herrschaftsmacht<br />
zwingt sich auf und bringt andere in Abhängigkeit.
Veranstaltungshinweise<br />
Befreiungsmacht ruht in einer Haltung gegenseitiger Anerkennung<br />
und Zusammenarbeit. Nach dieser "dienenden Macht" sehnen sich<br />
die Menschen. Aber noch überwiegt die "Herrschaftsmacht", selbst<br />
in den menschlichen Beziehungen derer, die für Gerechtigkeit<br />
kämpfen.<br />
Von seinen in einem erfahrungsreichen Leben gewonnenen Einsichten,<br />
wie eine neue Art sozialen Widerstands die "Herrschaftsmacht"<br />
überwinden kann, wird Chico Whitaker am 16. Oktober im<br />
Eine-Welt-Haus München, Schwanthalerstr. 80 diesem Abend berichten.<br />
Chico Whitakers Buch "Das Weltsozialforum -- Offener Raum für<br />
eine andere Welt" ist in deutscher Übersetzung im VSA-Verlag erschienen.<br />
„Alles wird gut“ – wenn aus Tränen Perlen werden<br />
Die meisten Märchen finden ein gutes Ende, vor allem für die jeweiligen<br />
Heldenfiguren. Dieses gute Ende wird ihnen freilich nicht<br />
geschenkt: Sie müssen sich auf den Weg machen, Prüfungen bestehen,<br />
sich in Gefahren bewähren, Leid erdulden..... Oft finden<br />
sie Hilfe, wenn die Not groß ist und sie alleine nicht mehr weiter<br />
kommen.<br />
Anhand von einigen Märchen wollen wir herausfinden, wie es zu<br />
diesem guten Ausgang kommt und wie sich – manchmal ganz<br />
wörtlich –Tränen in Perlen verwandeln.<br />
Termin: Samstag, 20. Okt. <strong>2007</strong>, 9.30 bis ca. 17.30<br />
Ort: Weßling, Seehäusl, Am Seefeld<br />
Anfahrt: S 5 Richtung Herrsching (8.47 ab München Hbf.) Abholung<br />
von der S-Bahn ist möglich<br />
Unkostenbeitrag: 3.- Euro, Mittagessen ist im Gasthaus<br />
Veranstalterinnen/ Anmeldung/ Info:<br />
Sigrid Martin 08153/1677<br />
Rosemarie Wechsler 089/31190520<br />
39
Veranstaltungshinweise<br />
Seligsprechung Jägerstätter<br />
Am 26. Oktober <strong>2007</strong> findet im Mariendom zu Linz die Seligsprechungsfeier<br />
für Franz Jägerstätter statt. Ganz pax<br />
christi international freut sich darüber. In der Ausgabe 4<br />
der pax zeit wird ausführlich darüber berichtet.<br />
pax christi Österreich lädt dazu ein und ist auch behilflich<br />
bei der Reservierung einer Unterkunft.<br />
Für den Zutritt zum Dom und die Teilnahme an der Seligsprechungsfeier<br />
werden keine Zähl bzw. Eintrittskarten<br />
benötigt. Es können kleine Klapphocker für die ca. zweistündige<br />
Feier mitgebracht und verwendet werden.<br />
Weitere Termine<br />
� Erste Eucharistiefeier im Gedenken an den neuen Seligen<br />
Franz Jägerstätter am 28. Oktober <strong>2007</strong> um<br />
10.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Radegund/Oberösterreich<br />
� „Inspiration Franz Jägerstätter“: Gebetsnacht am<br />
Samstag 27. Oktober 20.00-24.00 Uhr in der Pfarrkirche<br />
Ostermiething<br />
Die bevorstehende Seligsprechung ruft allerdings auch die<br />
Verfechter des Soldatischen auf den Plan. Sie sehen darin<br />
eine demoralisierende Geste gegenüber einem jeden verteidigungsbereiten<br />
Soldaten. Die Polemiken gipfeln in den<br />
Worten eines Johann Auer in der rechten österreichischen<br />
Wochenzeitung "Zur Zeit":<br />
Die Schönborn-Partie gemeinsam mit den links- linken<br />
"pax christi"-Leuten macht sich einmal mehr zum Steigbügelhalter<br />
der Internationalen Linken, der Gutmenschen<br />
und der Umerziehung. Es ist bezeichnend, dass nicht General<br />
Franco, ein großer Sohn der katholischen Kirche, aus<br />
"Zeitgeistgründen", aber ein Wehrdienstverweigerer seliggesprochen<br />
wird.<br />
40
Das neue Volkshochschulprogramm<br />
Veranstaltungshinweise<br />
der Münchner VHS ist erschienen.<br />
Anmeldestart ist Samstag, 15. September,<br />
9.00 Uhr.<br />
Sie können sich online, persönlich, telefonisch<br />
oder schriftlich anmelden.<br />
Hier einige Veranstaltungen, die für pax<br />
christi-Mitglieder interessant sein dürften.<br />
Globalisierung und Gerechtigkeit –<br />
unvereinbare Konzepte?<br />
BG 25 E – Vortrag Innenstadt, Dr. Christoph<br />
Rohde, 27.11.<strong>2007</strong>, 20.00 bis 21.30 Uhr ·<br />
„Kampf der Kulturen“? – Zur Aktualität der Huntington-<br />
Debatte<br />
BG 173 E – Vortrag Innenstadt, Dr. Udo M. Metzinger, 13.11.07,<br />
20.00 bis 21.30 Uhr<br />
Israel und Palästina – Konfliktursachen und Zukunftsperspektiven<br />
BW 193 E – Vortrag Pasing, Dr. Peter Barth, 12.11.07, 18.30 bis<br />
20.00 Uhr<br />
Die arabische Welt und der Westen<br />
BN 197 E – Vortrag Schwabing, Dr. Peter Barth, 23.10.07, 18.30<br />
bis 20.00 Uhr<br />
Der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten im Irak<br />
BG 201 E – Vortrag Innenstadt, Ali Fahimy M.A., 12.11.07, 20.00<br />
bis 21.30 Uhr<br />
„Der Islam ist Religion und Staat“ – Einführung in die politischen<br />
Welten des Islam<br />
41
Veranstaltungshinweise<br />
BS 205 – Samstagsseminar Sendling, Ali Fahimy M.A., 17.11.07<br />
10.00 bis 17.00 Uhr<br />
Eine Welt ohne Bomben - Zusammenprall oder Zusammenarbeit<br />
der Zivilisationen?<br />
BG 209 – Vortrag Innenstadt, Peter Klentzan, 4.12.07, 20.00 bis<br />
21.30 Uhr<br />
Frieden Krieg-en – Krieg beFrieden<br />
Krieg ist out, es lebe die Friedensmission – Ein Fachtag der Petra-<br />
Kelly-Stiftung<br />
Militärs übernehmen zivile Aufgaben und kooperieren mit zivilen<br />
Organisationen. Ist Frieden zum obersten Ziel weltweiter Sicherheitspolitik<br />
geworden oder werden hier Machtineressen getarnt?<br />
Wird Frieden durch die neuen „Instrumente“ wahrscheinlicher oder<br />
wächst nur die Gefahr für die zivilen Helfer?<br />
Wie beurteilen diejenigen, die Friedensmissionen und zivile Konfliktbearbeitung<br />
gefordert, begleitet und durchgeführt haben, deren<br />
Erfolge? Wann und wodurch stößt die Arbeit an Grenzen? Welche<br />
Weichenstellungen sind nötig für eine tragfähige, nachhaltige Friedenspolitik?<br />
Samstag, 19.1.2008, 11:00,<br />
Eine-Welt-Haus München, Schwanthalerstr. 80<br />
Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit<br />
(Senator Hiram Johnson 1917)<br />
Krieg und Kriegsberichterstattung am Beispiel des Nahost- Konfliktes<br />
Für alle, die Krieg führen, gibt es neben dem Schlachtfeld noch eine<br />
weitere Front: Die Meinung der Öffentlichkeit. Und um diese<br />
Meinung wird hart gekämpft. Nicht mit Panzern und Raketen, sondern<br />
mit den Medien. Die Bilder von Kriegen und Konflikten haben<br />
weltweite Auswirkungen.<br />
So ist es auch im Nahen Osten. Die Berichterstattung über den<br />
jahrzehntelangen Nahost- Konflikt wollen wir näher unter die Lupe<br />
42
Veranstaltungshinweise<br />
nehmen. Wie sind die Medienstrategien der Konfliktparteien? Über<br />
was wird in Deutschland berichtet und über was nicht? Und vor allem:<br />
Wie wird darüber berichtet?<br />
Unsere Referenten sind ausgesprochene Profis im Journalismus<br />
und stehen, bzw. standen im Nahost-Konflikt an „vorderster Front“<br />
der Berichterstattung.<br />
Eldad Beck, geboren in Haifa, absolvierte seinen Militärdienst<br />
beim israelischen Militärradio. Nach seinem Studium an der Sorbonne<br />
in Paris war er in Frankreich für verschiedene israelische<br />
Sender und Zeitungen tätig und ist derzeit Korrespondent der<br />
größten israelischen Tageszeitung Yediot Aharonot in Berlin.<br />
Hans Tschech ist Abteilungsleiter des Ressorts Politik und Zeitgeschehen<br />
beim Bayerischen Rundfunk Als ehemaliger Korrespondent<br />
in Tel Aviv, London und Washington verfügt er über<br />
fundierte Erfahrungen aus den Ländern, die einen entscheidenden<br />
Einfluss auf den Nahostkonflikt haben. Er wird engagiert und souverän<br />
zugleich das „Berichtsgebiet Naher Osten“ erläutern.<br />
Anmeldeschluss: 02.02.2008<br />
Kursgebühr: € 23,00 / € 17,00 (ermäßigt)<br />
Vollpension: € 45,50<br />
Beginn: 15. 2. 2008, 18.00 Uhr mit dem Abendessen<br />
Ende: 16. 2. 2008, ca. 16.30 Uhr<br />
43
Schnipsel<br />
Schnipsel<br />
Friede ist der Weg zur Menschheitsfamilie.<br />
pax christi arbeitet mit an der jährlichen Gebets- und Arbeitshilfe<br />
zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2008. Dazu hat der Papst als<br />
Motto vorgeschlagen „Die Menschheitsfamilie, Gemeinschaft des<br />
Friedens“. In ihrer Vorbereitungssitzung am gestrigen Montag in<br />
Düsseldorf haben der Bund der deutschen Katholischen Jugend<br />
und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands zusammen<br />
mit pax christi und anderen katholischen Verbänden die dezentrale<br />
Gebetsstunde am Freitag, dem 11. Januar 2008 vorbereitet. Sie<br />
variierten das Motto von einer relativ statischen Aussage zu einem<br />
dynamischen Prozess: „Friede ist der Weg zur Menschheitsfamilie.“<br />
Das 8-seitige Faltblatt mit einem Gottesdienstvorschlag und Hinweisen<br />
zu Materialien und Initiativen wird ab Mitte Oktober verfügbar<br />
sein, Kontakt: jugendpastoral@afg.de<br />
Ethisches Investment – Mit Geldanlagen Verantwortung<br />
wahrnehmen!<br />
Das ZdK hat Ende August eine Handreichung zum Ethischen Investment<br />
herausgegeben. Damit will er privaten und kirchlichen<br />
Anlegern (Pfarrgemeinden, Diözesen, Verbände, Orden und Werke)<br />
praktische Hilfen für eine ethische Geldanlage geben.<br />
Das reicht von positiven und negativen Auswahlkriterien hin zu<br />
den Adressen der möglichen Geldinstitute.<br />
… Das ZdK empfiehlt hierbei eine Orientierung an den drei Oberzielen<br />
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.<br />
Zu den Negativkriterien gehören z. B. Rüstung, Drogen, Pornografie,<br />
Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung, Missachtung von<br />
Menschenrechten, Verletzung von Gewerkschaftsrechten, Umweltzerstörung.<br />
Kritisch zu bewerten ist außerdem auch jede Form<br />
44
Schnipsel<br />
der Abwälzung der Kosten wirtschaftlichen Handelns auf Dritte, auf<br />
die Umwelt oder auf künftige Generationen (Externalisierung).<br />
Positivkriterien sind z. B. Armutsbekämpfung (etwa durch Mikrokredite),<br />
Umwelttechnologien, ethische Unternehmensführung, gesellschaftliche<br />
Unternehmensverantwortung,<br />
Familienfreundlichkeit, entwicklungsorientiertes staatliches Handeln.<br />
Jeder Einzelne kann auch mit kleinen Summen etwas bewirken.<br />
Kleinsummen ergeben zusammen ein großes Potential, welches<br />
die Lebensbedingungen der Menschen in armen Ländern verbessern<br />
sowie das Verhalten von Unternehmen und Staaten positiv<br />
beeinflussen kann.<br />
Geld ist nicht neutral – es kommt darauf an, was man damit macht.<br />
Mit einer ethischen Geldanlage lässt sich Verantwortung wahrnehmen!<br />
…<br />
Die Handreichung kann über das ZdK direkt bezogen werden oder<br />
von der Internetseite des ZdK heruntergeladen werden.<br />
Lothar-Kreyssig-Friedenspreis<br />
Der frühere Generalsekretär der deutschen pax christi Sektion und<br />
katholische Theologe erhält den Evanglischen Friedenspreis als<br />
Auszeichnung für sein Lebenswerk, der Friedens- und Versöhnungsarbeit.<br />
Die "Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland"<br />
schreibt dazu:<br />
„Mit der Preisverleihung würdigt die Stiftung Lothar-Kreyssig-<br />
Friedenspreis einen Mann, der mehr als dreieinhalb Jahrzehnte<br />
Vordenker, Anreger und Moderator in der friedenspolitischen Arbeit<br />
gewesen ist. Konzeptionen für die Friedensarbeit wie ‚Erziehung<br />
zum Frieden’ oder ‚Absage an Geist, Logik und Praxis der<br />
Abschreckung’ hat er mitentwickelt“, sagt Michael Seils, Superintendent<br />
des Kirchenkreises Magdeburg und Kuratoriums-<br />
Vorsitzender der Stiftung Lothar-Kreyssig-Friedenspreis. „In seiner<br />
letzten beruflichen Tätigkeit als Geschäftsführer der Stiftung Adam<br />
von Trott förderte er die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nati-<br />
45
Schnipsel<br />
onalsozialismus und des Widerstandes sowie eine vor allem in<br />
Richtung Osteuropa grenzüberschreitende Friedens- und Versöhnungsarbeit.“<br />
Aachener Friedenspreis am 1.September für kolumbianische Friedensgemeinde<br />
in San José<br />
Gewaltfreier Widerstand wird geehrt<br />
Am Antikriegstag, dem 1.9.<strong>2007</strong>, erhielt die kolumbianische Friedensgemeinde<br />
San José de Apartadó - stellvertretend für etwa 50<br />
weitere Friedensgemeinden - den Aachener Friedenspreis, der<br />
u.a. von pax christi im Bistum Aachen mit getragen wird.<br />
Die Vatican-News schreiben dazu am 26.7.:<br />
Kolumbien betreibt eine Politik der verbrannten Erde. Die seit 40<br />
Jahren von Regierung und Guerillas umkämpften Gebiete sollten<br />
unbewohnbar gemacht werden. Diese Kritik kommt von der Initiative<br />
Aachener Friedenspreis. Diese hat jetzt die so genannten Friedensdörfer<br />
Kolumbiens in die Öffentlichkeit gerückt. Sie pochen<br />
auf ihre Neutralität und wehren sich gegen die anhaltenden Guerillakämpfe.<br />
Sie halten strikte Neutralität, ihre Prinzipien sind außerdem<br />
ein Alkoholverbot auf dem Gelände, nachhaltiges<br />
Wirtschaften und der Einsatz von regenerativen Energien. Fünfzig<br />
Gemeinden haben sich in den letzten zehn Jahren zu Friedensdörfern<br />
erklärt. San José de Apartadó war die erste und wurde1997<br />
von 1350 Menschen gegründet. Stellvertretend für die anderen<br />
Gemeinden soll sie den Aachener Friedenspreis erhalten.<br />
Rechte Garde<br />
Nach einem Bericht der SZ vom 27.8. haben Ungarns Rechtsextreme<br />
am 25.8. mit der sogenannten Ungarischen Garde eine paramilitärische<br />
Organisation gegründet. Der linksorientierte ungarische Philosoph<br />
Gaspar Miklos Tamas, nennt sie die "ungarische SS".<br />
56 schwarz-weiß-uniformierte "Gardisten" waren bei der Zeremonie<br />
direkt vor dem Amtssitz von Präsident Laslo Solyom in Dreierreihen<br />
aufmarschiert.<br />
46
Schnipsel<br />
Gabor Vona, der 29-jährige Anführer der Garde und Präsident der<br />
rechtsradikalen Bewegung "Jobbik", sagte, Ziel der "Garde" sei es,<br />
"nach 50 Jahren Kommunismus und 17 Jahren schweinischen Suhlens"<br />
einen "wahren Systemwechsel" herbeizuführen und damit Ungarn<br />
zu "retten".<br />
Nach Kommandos wie "Stillgestanden" und "Rührt euch" leisteten die<br />
"Gardisten" vor etwa 3000 Anhängern einen "Eid". Zuvor hatten drei<br />
Pfarrer - ein katholischer, ein evangelischer und ein reformierter - ihre<br />
Fahne geweiht. Zahlreiche, vor allem protestantische Pfarrer treten in<br />
Ungarns rechtsradikalen Publikationen regelmäßig als Autoren auf, in<br />
Predigten ist rechte Propaganda seit langem gang und gäbe.<br />
Kriegsspielzeug<br />
Nach einem Bericht der Taz vom 3.9.<strong>2007</strong> kommt kein Spielzeugfabrikant<br />
mehr an Kriegsspielzeug vorbei. „Das ist der Markt, den<br />
man heute für sich nutzen muss“, wird ein Lobbyist zitiert. Beim<br />
Lesen dieser Zeilen fühlt man sich wieder an die Anfänge der<br />
Friedenspädagogik erinnert, an Tauschaktionen für derartiges<br />
Spielzeug. Es scheint so, als müssten wir diese Aktionen wieder<br />
beleben.<br />
Medientipps<br />
Krieg in den Medien<br />
Die DVD-ROM erläutert anhand von etwa 250 Beispielen die<br />
theoretischen Konzepte zum Thema "Krieg in den Medien".<br />
Dafür werden unter anderem Nachrichten aus Hörfunk und<br />
Fernsehen sowie Ausschnitte aus Filmen und Computerkriegsspielen<br />
genutzt. Mit Texten und Zitaten wird die<br />
Wechselwirkung zwischen Medien und Krieg veranschaulicht.<br />
Medienübergreifend werden die Unterschiede zwischen Fiktion<br />
und Realität herausgearbeitet.<br />
47
Medientipps<br />
48<br />
Die Wirkung der Gewaltdarstellungen,<br />
insbesondere in Kriegsfilmen<br />
und Computerkriegsspielen,<br />
ist ebenso Gegenstand<br />
der DVD-ROM wie die Auseinandersetzung<br />
mit der Frage, ob<br />
und wann ein militärisches Eingreifen<br />
gerecht sein kann oder<br />
in welcher Form die Opfer in<br />
Kriegsnachrichten dargestellt<br />
werden sollten.<br />
Die zahlreichen Bildbeispiele und<br />
Experteninterviews werden von<br />
unterrichtsrelevanten Aufgaben,<br />
die eine aktive Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema ermöglichen,<br />
begleitet. Als Anregung für Lehrerinnen und Lehrer liefert<br />
die Handreichung zur DVD-ROM eine Vielzahl an Unterrichtsentwürfen.<br />
Zu bestellen bei der Bundeszentrale für politische Bildung<br />
(www.bpb.de), Preis: 6 EUR.<br />
Pilger, Sufis und Gelehrte<br />
Islamische Kunst im Westjordanland<br />
und im Gazastreifen. Palästinensische<br />
Autonomiegebiete.<br />
Hrsg. v. Museum ohne Grenzen<br />
Verlag : Wasmuth, E<br />
ISBN : 978-3-8030-4101-2<br />
Preis : 24,80 Eur [D]<br />
Aus der Reihe: Museum ohne Grenzen<br />
Unter der Herrschaft der Dynastien<br />
der Aijubiden, Mamluken und Osmanen<br />
kamen Pilger aus allen Teilen<br />
der muslimischen Welt nach<br />
Palästina, um die Heiligen Stätten des Islam zu besuchen. Dieses
Medientipps<br />
ständige Einwirken von unterschiedlichen Formen der Religiosität<br />
trug wesentlich zur Entwicklung des Sufismus bei, dessen Bestreben<br />
es ist, das Leben als ein harmonisches Zusammenspiel aus<br />
Philosophie, Religion, Spiritualität und Mystik zu gestalten. Der<br />
Grundgedanke der islamischen Architektur, dem Raum Form zu<br />
geben und durch die Gestaltung der Leere eine fast metaphysische<br />
Dimension zu erwirken, kann in den zahlreichen Madrasas,<br />
Zawijas und Ribats des heutigen Westjordanlands und Gazastreifens<br />
in selten ursprünglicher Form erlebt werden. Die größtenteils<br />
noch nicht restaurierten Bauwerke bezaubern den Besucher durch<br />
ihre Authentizität und Mystik.<br />
Ein neues Ausstellungskonzept bei dem die Kunstwerke an ihrem<br />
originalen Standort präsentiert werden bildet die Grundidee des<br />
Programms Museum Ohne Grenzen, das es sich zum Ziel gemacht<br />
hat, Museen und Kulturlandschaft in ihrem Zusammenhang<br />
darzustellen. (Quelle: www.buchhandel.de )<br />
muk-publikation 36<br />
Christen im Widerstand<br />
Eine Medienauswahl zum Gedenken<br />
an Pater Delp<br />
Die vorliegende Medienauswahl entstand<br />
aus Anlass eines Workshops zur<br />
Präsentation der DVD<br />
‘Alfred Delp, Jesuit im Widerstand’, die<br />
im Jahr 2006 im Blick auf den 100.<br />
Geburtstag von Alfred Delp produziert<br />
wurde. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch<br />
auf Vollständigkeit, sondern will<br />
auf die Vielzahl von Medien hinweisen,<br />
die sich mit dem christlichen Widerstand<br />
unter der Nazi-Diktatur auseinandersetzen<br />
und die für eine Auseinandersetzung damit in Schule,<br />
Bildungsarbeit und Pastoral geeignet sind.<br />
49
pax christi international<br />
pax christi international<br />
Internationale Nachrichten<br />
verkürzte Auszüge aus PCI-Rundbrief Nr. 16 - September <strong>2007</strong><br />
Afrika Der ´Interfaith Peacebuilding Initiative´(IPI) – ein äthiopisches<br />
Mitglied von PCI - ist es in Zusammenarbeit mit den traditionellen<br />
Führern des Landes gelungen, von der Äthiopischen<br />
Regierung die Begnadigung eingesperrter oppositioneller Führer<br />
zu erreichen. IPI unterstützt auch eine interreligiöse Frauengruppe,<br />
die sich insbesondere durch Gebet und Versöhnungsarbeit auf das<br />
kommende äthiopische Milleniums –Jahr konzentriert.<br />
Die PCI-Netzwerk-Arbeit setzt in der Region „Horn von Afrika“ weiterhin<br />
die Schwerpunkte auf „Somalia“ und „Darfur“. Die Koordinatoren<br />
für das Gebiet „Great Lakes“ trafen sich in Entebbe,<br />
Uganda. Das Treffen stand unter der doppelten Spannung der neu<br />
aufgeflammten Gewalt in Congo einerseits und der Bemühungen<br />
andererseits den begonnen Versöhnungsprozess in Burundi und<br />
Ruanda zu stärken. Mehr dazu: mark@paxchristi.net<br />
Amerika und die Karibik Mitglieder von pax christi USA wurden<br />
ermuntert, sich im September einer Delegation nach Kolumbien<br />
anzuschließen. Das Programm wird von verschiedenen Instituten<br />
der Friedensarbeit für Kolumbien gesponsert. Kolumbien erleidet<br />
derzeit einen brutalen, bewaffneten Konflikt, der von Milliarden US-<br />
Dollar-Hilfe am Brennen gehalten wird. Die ersten Opfer sind Zivilpersonen,<br />
Gewerkschafter, einheimische Führer, Bauern und<br />
Menschenrechtsarbeiter. Aus Kolumbien werden - mehr als aus irgendeinem<br />
anderen Land - mehr als 10.000 Soldaten in der<br />
„School of the Americas (SOA)“ trainiert. .Mehr Informationen:<br />
Katievaratta@yahoo.com<br />
Asien und Pazifik<br />
Der katholische Rat für Gerechtigkeit und Frieden in Japan hat in<br />
seiner Stellung als Mitglied von pax christi international erneut einen<br />
Appell an unser internationales Netzwerk pax christi gerichtet<br />
mit der dringenden Bitte, die jeweils verfügbaren kompetenten<br />
Gremien eines Landes aufzufordern, die Bemühungen um den Er-<br />
50
pax christi international<br />
halt des Artikels 9 in der Japanischen Konstitution zu unterstützen.<br />
Der Inhalt dieses Artikels ist ein klares Versprechen des japanischen<br />
Volkes an die Welt, seine Geschichte des Krieges und der<br />
Kolonisierung nicht zu wiederholen. Welche Aktionen Ziel führend<br />
sein könnten, sind bei PCI zu erfragen.<br />
Indien: Archbishop Desmond Tutu und andere prominente Kirchenführer<br />
haben den Urteilsspruch des Gerichtshofs in Madras<br />
begrüßt, mit dem das Gericht eine Klage des Schweizer Pharmakonzerns<br />
Novartis abgewiesen hat und womit dieser die gesetzliche<br />
Richtigkeit des indischen Patentrechts in bestimmten Punkten<br />
infrage stellen wollte. Mit dem Urteilsspruch habe das Gericht beabsichtigte<br />
Preiserhöhungen durch geringfügige Veränderungen<br />
des Patentschutzes ohne Wirksamkeitsverbesserungen verunmöglicht.<br />
Das Gericht gebe damit der Erreichbarkeit von Medizin<br />
auch für wirtschaftlich benachteiligte Menschen den Vorrang.<br />
Indien: Während der Vorbereitungsaktionen auf das 2008 stattfindende<br />
diamantene Jubiläum der Unabhängigkeit Indiens legt die<br />
Nationale Kommission für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung<br />
besonderen Nachdruck auf das Thema „Freiheit von Hunger“.<br />
Während die erfolgreichen Seiten der Entwicklung gepriesen werden,<br />
muss auch auf die ständig wachsende Zahl hungriger Millionen<br />
von Menschen aufmerksam gemacht werden. Der Nationale<br />
Familien - Gesundheitsbericht von 2005/2006 weist z.B. eine Zahl<br />
von 57 Millionen unterernährter Kinder in Indien aus, d.h. nahezu<br />
ein Drittel von weltweit 146 Millionen hungernder Kindern lebt in<br />
Indien. Der NCJPD hat dazu auch ein Informationsblatt als Anleitung<br />
für eine dem Thema entsprechende Liturgie herausgebracht.<br />
Thema: Abrüstung<br />
Innerhalb der internationalen PC-Nachrichten nehmen Meldungen<br />
aus verschiedenen Ländern zum Thema „Abrüstung “ breiten<br />
Raum ein. Z.B.: Die Cluster-Munition Coalition, CMC (Streubomben<br />
Koalition)– PCI ist Mitglied - plant für den 5. 11. 07 eine<br />
weltweite Aktion. An diesem Tag sollen rund um den Globus Aktionen<br />
zu diesem Thema stattfinden. Regierungen sollen aufgefordert<br />
werden, diese Waffen zu vernichten und sich gleichzeitig in<br />
51
pax christi international<br />
einem ersten Schritt mit diesem Anliegen an die UN in Wien wenden.<br />
Darüber hinaus soll das Thema zeitgleich in den großen Zeitungen<br />
der Welt erscheinen. Weiteres: www.stopclustermunitions.org<br />
Thema: Menschenrechte<br />
In den USA lädt eine Kampagne gegen Folter ca. 1000 Gemeinden<br />
in den USA dazu ein, in der Woche vom, 21.-28.10.<strong>2007</strong> den<br />
Film von Rory Kennedy „Ghosts of Abu Ghraib“ zu zeigen. Der<br />
Film analysiert den psychologischen und politischen Kontext, in<br />
dem Folter stattfindet. Weitere Infos und Zusendung einer Gratiskopie<br />
unter: www.tortureisamoralissue.org<br />
52
Reinhold Schneider<br />
Reinhold Schneider – ein missachteter Friedensapostel<br />
Bei der Vorbereitung auf das Jubiläum 60 Jahre pax christi in<br />
Deutschland im Jahr 2008 stieß ich auf einen zweiten Gedenktag<br />
2008, den fünfzigsten Todestag von Reinhold Schneider.<br />
Wer war dieser Mann, der 1956 den Friedenspreis des Deutschen<br />
Buchhandels erhalten hatte?<br />
Und was hat er mit dem Weg von pax christi zu tun?<br />
Er wurde 1903 in Baden-Baden in eine reiche Hoteliersfamilie hineingeboren,<br />
der durch den Ersten Weltkrieg ihre Existenz genommen<br />
wurde und daran zerbrach. Nach einer Kaufmannslehre<br />
wandte er sich der Schriftstellerei als seiner eigentlichen Berufung<br />
zu und fand den Weg zurück zum katholischen Glauben. In der<br />
Verantwortung vor dem Gott der Liebe und dem Friedens-gebot<br />
Christi setzte er sich mit der Welt und ihrer Geschichte auseinander.<br />
Nicht innerweltliche Macht und Machbarkeit sollten den Menschen<br />
bestimmen. So warnte er z.B. schon 1928 in einem Sonett<br />
vor der Illusion einer machbaren Welt als rein technisches Phänomen:<br />
Den Technikern<br />
Ihr fasst die Dinge nüchtern in die Augen,<br />
So wie sie sind, nicht größer, nicht geringer;<br />
Ihr seid des Lebens rechnende Bezwinger<br />
Und habt das Recht, es völlig auszulaugen!<br />
Wie alle Dinge euren Zwecken taugen<br />
Und jedem Druck sich fügen eurer Finger!<br />
Wie sie im Dienst der Heil- und Segensbringer<br />
Sich finden, formen, hämmern, wühlen, saugen!<br />
Phantasten, die ihr seid! In euch entsprang<br />
die karge Welt, die ihr bestätigt findet!<br />
Fort rollt von Untergang zu Untergang<br />
53
Reinhold Schneider<br />
Das Rad, und keiner greift ihm in die Felgen!<br />
Ihr träumt die Nüchternheit! Ihr träumt und schwindet –<br />
Ich lieb’s im Reich der Wirklichkeit zu schwelgen.<br />
Diesem drohenden Untergang<br />
der ausgelaugten „Nüchternheit“<br />
setzte er unermüdlich<br />
Gedanken eines Friedens entgegen,<br />
der die ganze Welt umspannt<br />
und aus der Erlösungs-<br />
und Versöhnungstat Jesu<br />
Christi durch sein Leben und<br />
seinen Kreuzestod geboren ist.<br />
So widerstand Reinhold<br />
Schneider schreibend in den<br />
zwölf dunkelsten Jahren der<br />
deutschen Geschichte und entkam<br />
nur durch die glückliche<br />
Fügung des Endes des Weltkriegs<br />
1945 Prozess und Hinrichtung.<br />
Die Zeit nach 1945<br />
54<br />
Büste von Reinhold Schneider und<br />
ein von ihm verfasstes Gedicht<br />
Ausgabetag: 8. Mai 2003<br />
Abb © Deutsche Post AG<br />
sah er als eine Gnadenzeit an, in der sich Einsicht und Friedenswille<br />
Bahn brechen sollten. Sie brachte ihm auch vorübergehend<br />
Reinhold Schneider<br />
Der Wahrheit Stimme will ich sein<br />
Essays, Erzählungen, Gedichte<br />
Herausgegeben von Carsten Peter<br />
Thiede und Karl-Josef Kuschel<br />
332 Seiten, Gebunden<br />
Euro 24,90<br />
ISBN 978-3-458-17163-8
Reinhold Schneider<br />
Anerkennung. Er wurde als das „Gewissen der Nation“ gepriesen<br />
und mit vielen Ehrungen bedacht. So erhielt er 1948 anlässlich des<br />
100. Todestags Annette von Droste-Hülshoffs den Gedenkpreis<br />
der Badischen Landesregierung (zusammen mit Gertrud von Le<br />
Fort). 1949 wurde er in die Akademie der Wissenschaften und der<br />
Literatur in Mainz aufgenommen, 1952 in die Bayerische Akademie<br />
der Schönen Künste und 1955 in die Akademie der Künste<br />
(Berlin). Als er aber neben dem Machtstreben der Großmächte,<br />
Atombombenversuche und die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik<br />
Deutschland anprangerte und für den Frieden als der einzigen<br />
Alternative warb, nahm ihm die Öffentlichkeit – oder besser<br />
deren Mandatsträger – dies übel und er geriet schreibend ins Abseits.<br />
So musste er in seinem Vorwort zu „Gedanken des Friedens“ bitter<br />
konstatieren:<br />
„Zu den wesentlichen Ergebnissen der seither verflossenen Zeit<br />
gehört die Erkenntnis, dass der Friede die Existenzfrage der uns<br />
noch bekannten Welt ist. In merkwürdigem Widerspruch dazu<br />
steht die Tatsache, dass sein Name den Ernst einbüßte, den er<br />
vor und unmittelbar nach der letzten Katastrophe hatte. Guter Wille<br />
und böser Wille haben ihn verbraucht. Die Grenze zwischen Friede<br />
und Macht verschwimmt – wahrscheinlich auch zwischen Friede<br />
und Wirtschaft. Die erbarmungslose Pragmatik, die sich heute,<br />
von allen Seiten her, aller Werte bemächtigt, hat ihn längst in ihrer<br />
Gewalt. Vielleicht ist es darum nicht verfehlt, daran zu denken,<br />
was er uns einmal war: Eine Haltung, eine Bereitschaft, ein Opfer.<br />
Das Opfer aber wird sich immer, neben anderen Haltungen, als<br />
geschichtsgemäße Haltung erweisen. Weder die Staatsmänner<br />
noch die Naturwissenschaftler und Führer der Wirtschaft, die heute<br />
wichtiger als die Staatsmänner sind, aber auch nicht mächtiger als<br />
sie, denn alle treten im Rad, haben sich je ernsthaft an Friedensschriften<br />
gehalten. Und es ist von diesen auch keine Lösung weltpolitischer<br />
Probleme zu erwarten. Wenn aber eine solche Lösung<br />
überhaupt gefunden werden kann – und das ist ja die Existenzfrage<br />
dessen, was noch ist -, so ist ihr Vollzug mit angewiesen auf die<br />
Friedenshaltung des Einzelnen, sei sie religiöser oder sittlicher Art.<br />
An der Glaubwürdigkeit liegt alles. Und die kann kaum anders er-<br />
55
Reinhold Schneider<br />
bracht werden als durch die Bereitschaft, für den Frieden zu wirken,<br />
zu streiten, ihn in den Menschen zu wagen.“ (S. 11 f.)<br />
Frieden zu stiften und zu halten ist auch im 21. Jahrhundert ein<br />
mühsamer Weg. Diese Erkenntnis verbindet pax christi mit Reinhold<br />
Schneider. Seine Gedanken können der katholischen Friedensbewegung<br />
Mut zum Durchhalten machen.<br />
Deswegen haben beide Gedenktage sehr viel mit einander zu tun.<br />
56<br />
Friedensdekade <strong>2007</strong><br />
Gudrun Schneeweiß
Terminübersicht<br />
Termine<br />
Oktober <strong>2007</strong><br />
9.10. 18.00 Uhr<br />
pax christi Gottesdienst in St. Bonifaz, danach Infos zur<br />
Kampagne „Vorrang für Zivil“ (siehe Seite 37)<br />
11.10. 19.30 Uhr<br />
Charta Oecumenica – ein Meilenstein, den keiner kennt<br />
mit Gertrud Schneeweiß vom Ökumenischen Netz Bayern,<br />
Ort: Pfarrheim St. Vinzenz Klettham<br />
15.10. 18.00 Uhr<br />
Sitzung der Bistumsstelle, Landwehrstr. 44<br />
16.10. 19:00 Uhr<br />
Herrschaftsmacht oder Befreiungsmacht<br />
Chico Whitaker, Mitbegründer des Weltsozialforums, spricht<br />
von seinen in einem erfahrungsreichen Leben gewonnenen<br />
Einsichten im Eine-Welt-Haus München, Schwanthalerstr. 80<br />
(siehe Seite 38)<br />
16.10. 19:30 Uhr<br />
Bahn unterm Hammer<br />
Dokumentarfilm über die Privatisierung der Deutschen Bahn,<br />
anschließend Filmgespräch mit Prof. Karl-Dieter Bodack<br />
(Sachverständiger im Verkehrsausschuss des Bundestages),<br />
Breitwand Kino Herrsching<br />
20.10. "Wie aus Tränen Perlen werden" –<br />
Märchenseminar; (siehe Seite 38)<br />
24.10. 16:30 Uhr<br />
Besuch der neuen Synagoge in München<br />
25.10. 19.30 - 22.00 Uhr<br />
"USA - Stimmen gegen den Krieg". Lori Hurlebaur, USamerikanische<br />
Kriegsdienstverweigerin, berichtet über Widerstand<br />
in den USA gegen die Kriegspolitik ihrer Regierung.,<br />
Eine-Welt-Haus München<br />
26.10. 10:00 Uhr<br />
Seligsprechung Franz Jägerstätters im Dom zu Linz (siehe<br />
Seite Error! Bookmark not defined.)<br />
27.10. 20:00 – 24.00 Uhr<br />
„Inspiration Franz Jägerstätter“: Gebetsnacht am Samstag<br />
57
Termine<br />
58<br />
27. Oktober 20.00-24.00 Uhr in der Pfarrkirche Ostermiething<br />
28.10. 10:00 Uhr<br />
Erste Eucharistiefeier im Gedenken an den neuen Seligen<br />
Franz Jägerstätter in der Pfarrkirche St. Radegund/Oberösterreich<br />
November <strong>2007</strong><br />
13.11. 18.00 Uhr<br />
Ökumenischer Gottesdienst zur Friedensdekade in St. Bonifaz<br />
9.-11.11. pax christi Delegiertenversammlung Fulda<br />
24.11. 15:00 – 17:30 Uhr<br />
„Zeit des Dialogs“ zum Thema „Sicherheit - wie, für wen<br />
und wofür?“<br />
Wie kann Sicherheitspolitik für eine menschenwürdige Zukunft<br />
gestaltet werden?<br />
Stiftungsfachhochschule, Raum J111, Preysingstr. 83, 81667<br />
München<br />
Projektgruppe MSKverändern, www.mskveraendern.de<br />
27.11. 20:00 Uhr:<br />
Ökumenischer Abend mit Delegierten der ökumenischen<br />
Versammlung in Sibiu (Rumänien)<br />
Vitus Saal, St.Sebastian, Gilching<br />
30.11. 17.00 Uhr<br />
Sitzung der erweiterten Bistumsstelle, Landwehrstr. 44<br />
Dezember <strong>2007</strong><br />
3.12. 20:00 Uhr<br />
"Demokratie unter Belagerung", Texte gegen Krieg und<br />
Besatzung; Veranstalter: Club Voltaire<br />
Frauenhofertheater in der Frauenhoferstr. 9 RGB<br />
2008<br />
19.1. 11:00 Uhr<br />
Frieden Krieg-en – Krieg beFrieden<br />
Krieg ist out, es lebe die Friedensmission – Ein Fachtag der<br />
Petra-Kelly-Stiftung
Eine-Welt-Haus München, Schwanthalerstr. 80<br />
Termine<br />
15.-16.2. Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit<br />
Krieg und Kriegsberichterstattung am Beispiel des Nahost-<br />
Konfliktes, Döpfner Haus Freising (siehe Seite 42)<br />
23.2. Diözesanversammlung 2008 in St.Birgitta, Unterhaching<br />
3.4. 60. Geburtstag der deutschen pax christi Sektion in Kevelaer<br />
4.-6.4. Dialog statt Krieg gegen den Terror. Handeln aus dem<br />
Geist des Friedens und der Versöhnung<br />
Jubiläumskongress aus Anlass des 60sten Gründungstages<br />
der deutschen pax christi Sektion in Berlin<br />
14.-25.10. pax christi Begegnungsfahrt nach Palästina (siehe Seite<br />
60)<br />
7.-9.11. pax christi Delegiertenversammlung in Kevelaer<br />
Ständige Termine:<br />
• am zweiten Dienstag jeden Monats: 18:00 Uhr (außer<br />
Sommerferien) pax christi Friedensgottesdienst in der<br />
Krypta von St. Bonifaz, Karlstr. 34<br />
• jeweils mittwochs findet von 19.00 bis 19.30 Uhr ein<br />
Gebet um den Frieden in der Pallottikirche in Freising<br />
statt.<br />
• jeden Freitag 19:00 Friedensgebet in Eichenau,<br />
Schutzengelkirche<br />
• Mahnwache "Für eine Welt ohne Terror und Krieg"<br />
Donnerstags von 17:00 - 18:30 Uhr am Richard-<br />
Strauß-Brunnen (München Fußgängerzone)<br />
Aktuelle Termine und Terminänderungen auch immer auf unserer<br />
Internetseite www.erzbistum-muenchen.de/paxchristi/termine.html<br />
59
pax christi Begegnungsfahrt<br />
pax christi Begegnungsfahrt nach Palästina<br />
Die zweite Begegnungsfahrt ist für den 14. – 25. Oktober 2008<br />
geplant (kann sich noch um den einen oder anderen Tag verschieben)<br />
Kosten:<br />
Die Kosten betragen voraussichtlich 1.340.-- €. Darin sind enthalten:<br />
Flug einschließlich Nebenkosten, Unterkunft, Mahlzeiten, Besichtigungsfahrten,<br />
Übersetzung aus dem Englischen.<br />
Übernachtung und Verpflegung:<br />
Wir werden in Familien übernachten und dort frühstücken; die<br />
Mahlzeiten werden weitgehend in Restaurants eingenommen.<br />
Kontakt und Anmeldung:<br />
Wiltrud Rösch-Metzler, Tel. 0711/2626720,<br />
E-Mail: roem@roesch-metzler.de<br />
Rosemarie Wechsler, Tel. 089/31190520,<br />
E-Mail: walker123@gmx.de<br />
60
Adressen<br />
Gruppen und Kontaktadressen in unserer Diözese<br />
REGIONALGRUPPEN<br />
Dorfen<br />
Elisabeth Wirtz,<br />
Wallbergstr. 8, 84405 Dorfen,<br />
Tel.: 08081/4437,<br />
A-E-W@t-online.de<br />
Freising<br />
Ernst Fischer,<br />
Kepserstr.9, 85356 Freising,<br />
08161/145193,<br />
fischer.freising@t-online.de<br />
Landshut<br />
Birgit Würfel,<br />
Grünlandstr. 1a,<br />
84028 Landshut, 0871/28117,<br />
abwuerfel@web.de<br />
PFARREIGRUPPEN<br />
St.Birgitta<br />
Eugen Gottswinter,<br />
Therese-Giehse-Allee 64,<br />
81739 München, 089/6377431,<br />
ea.gottswinter@gmx.de<br />
St.Ignatius<br />
Lore Schelbert,<br />
Fritz-Bär-Str. 23,<br />
81476 München, 089/751970<br />
Erding<br />
Roswitha Bendl,<br />
Franz-Xaver-Mayr-Str.17,<br />
85435 Erding, 08122/92632,<br />
roswitha.bendl@t-online.de<br />
Gilching<br />
Dr.Elisabeth Hafner,<br />
Obere Seefeldstr. 12,<br />
82234 Weßling, 08153/881330,<br />
elishan.hafner@t-online.de<br />
Mühldorf<br />
Helmut Nodes,<br />
Eichenstr. 8,<br />
84453 Mühldorf/Inn, 08631/2418<br />
St.Hildegard<br />
Kaja Spieske,<br />
Schusterwolfstr. 77,<br />
81243 München, 089/83999909,<br />
kaja.spieske@gmx.de<br />
Leiden Christi<br />
siehe St. Ignatius<br />
61
Adressen<br />
St.Michael/BaL<br />
Josef Brandstetter,<br />
Zehntfeldstr. 180a,<br />
81825 München, 089/6881487<br />
SACHGRUPPEN<br />
Gewaltverzicht<br />
Gertrud Scherer,<br />
Salzburgerstr. 16<br />
81241 München, 089/347850<br />
Gertrudscherer@freenet.de<br />
BISTUMSSTELLE MÜNCHEN<br />
Sprecherin<br />
Gudrun Schneeweiß, Untere<br />
Dorfstr.36c, 82269 Geltendorf,<br />
08193/999911<br />
gudrun@schneeweiss-net.de<br />
Geschäftsführer<br />
Adalbert Wirtz,<br />
Wallbergstr. 8, 84405 Dorfen,<br />
08081/4437,<br />
A-E-W@t-online.de<br />
Weiter Mitglieder:<br />
Rosemarie Wechsler,<br />
Maurice-Ravel-Weg 4,<br />
80939 München, 089/31190520,<br />
walker123@gmx.de<br />
Gertrud Scherer,<br />
Salzburgerstr. 16<br />
81241 München, 089/347850<br />
Gertrudscherer@freenet.de<br />
62<br />
St.Quirin/Aub.<br />
Dr. Annette Müller-Leisgang,<br />
Pirolstr.7,<br />
81249 München, 089/86308996,<br />
mueller-leisgang@t-online.de<br />
Sprecher<br />
Martin Pilgram,<br />
Römerstr. 114, 82205 Gilching,<br />
08105/4948,<br />
martin.pilgram@gmx.de<br />
Geistlicher Beirat<br />
Dr.Elisabeth Hafner,<br />
Obere Seefeldstr. 12,<br />
82234 Weßling, 08153 881330,<br />
hanelis.hafner@t-online.de<br />
Ralph Deja,<br />
Fritz-Wunderlich-Pl. 5,<br />
81243 München, 089/883214,<br />
ralph.deja@t-online.de
Internetseiten der pax christi Gruppen in der Diözese:<br />
Adressen<br />
Erding: http://www.paxchristi-erding.de/<br />
Gilching: http://www.erzbistummuenchen.de/EMF255/EMF025475.asp<br />
St. Hildegard: http://www.st-hildegardpasing.de/Gruppen/Pax_Christi/pax_christi.html<br />
Büro der Bistumsstelle:<br />
Landwehrstr. 44, 80336 MÜNCHEN, TEL./FAX: 089 / 54 38 515<br />
geöffnet jeden Dienstag 15:00-17:00<br />
email: paxchristi.muenchen@t-online.de<br />
im Internet: www.paxchristi.de oder<br />
http://www.erzbistum-muenchen.de/paxchristi<br />
pax christi Landesstelle Bayern: TEL./FAX: 089 / 5438515<br />
Bankverbindungen:<br />
Kto.Nr: 887 36-801 Postgiro München (BLZ 700 100 80) für Mitgliedsbeiträge<br />
und allgemeine Spenden<br />
Kto.Nr.: 220 33 24 LIGA München (BLZ 750 903 00) nur Spenden für<br />
die Mitarbeiterstelle<br />
63
pax christi Erzdiözese<br />
München und Freising e.V.<br />
Landwehrstr. 44<br />
80336 München<br />
Postvertriebsstück<br />
B 13321 F<br />
Gebühr bezahlt<br />
Der Antichrist<br />
Nach Luca Signorelli 2<br />
Er wird sich kleiden in des Herrn Gestalt,<br />
Und Seine heilige Sprache wird er sprechen<br />
Und Seines Richteramtes sich erfrechen<br />
Und übers Volk erlangen die Gewalt.<br />
Und Priester werden, wenn sein Ruf erschallt,<br />
Zu seinen Füßen ihr Gerät zerbrechen,<br />
Die Künstler und die Weisen mit ihm zechen,<br />
Um den sein Lob aus Künstlermunde hallt.<br />
Und niemand ahnt, daß Satan aus ihm spricht<br />
Und seines Tempels Wunderbau zum Preis<br />
Die Seelen fordert, die er eingefangen;<br />
Erst wenn er aufwärts fahren will ins Licht,<br />
Wird ihn der Blitzstrahl aus dem höchsten Kreis<br />
Ins Dunkel schleudern, wo er ausgegangen<br />
Reinhold Schneider<br />
2 Luca Signorelli (* wahrscheinlich 1441 zu Cortona; † im Oktober<br />
1523 ebenda) war ein italienischer Maler und Hauptmeister der Florentinischen<br />
Schule.