Kundenmagazin 2/2021

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12 WIRTSCHAFTSPRÜFUNG Cyber-Attacken auf Unternehmen – die unterschätzte Gefahr! Die Anzahl der Angriffe auf IT-Systeme von Unternehmen aller Branchen und Größen hat sich in den letzten Jahren vervielfacht und steigt weiter rasant an. Die Cyber-Attacken erfolgen dabei heute äußerst zielgerichtet – mit oft fatalen Folgen für das gesamte Unternehmen. Woran das liegt und vor allem wie sich Unternehmen schützen können, erklärt Heiko Maas, einer der beiden Geschäftsführer der Gehrke Maas Consulting GmbH, die unverzichtbarer Bestandteil des LW.P-Wirtschaftsprüfungsteams ist. Herr Maas, wie ist die stetig steigende Zahl der Angriffe auf IT-Systeme von Unternehmen zu erklären? Heiko Maas: Cyber-Attacken entwickeln sich ständig weiter und werden dabei unter Nutzung von KI, der künstlichen Intelligenz, immer zielgerichteter. Auf der anderen Seite sind die IT-Systeme in den Betrieben oft veraltet und bieten große Angriffsflächen, z. B. durch nicht geschlossene Sicherheitslücken. Aber auch der „Faktor Mensch“ spielt eine entscheidende Rolle. Der leichtfertige Umgang mit sensiblen Daten und die immer raffinierteren Social Engineering Angriffe auf Smartphones und andere Endgeräte führen – häufig unentdeckt – zu Datenmissbrauch und -verlusten. LW.P-MAGAZIN 02/<strong>2021</strong>
WIRTSCHAFTSPRÜFUNG 13 Welche Auswirkungen hat ein Cyber-Angriff auf Unternehmen? Heiko Maas: Für die Unternehmen können die Konsequenzen gravierend sein! Es droht ein enormer finanzieller Schaden und die rechtlichen Folgen können sogar die Unternehmensexistenz gefährden. Nicht selten führen Strafen, die beispielsweise aus der DSGVO bzw. Geschäftsführerhaftung entstehen, oder die steuerliche Haftung zu hohen Reputations- und Imageschäden. Wie reagiert der Gesetzgeber auf dieses Problem? Gibt es Möglichkeiten, die Unternehmen zu mehr IT-Sicherheit zu bewegen oder sie zu unterstützen, diese einzuführen? Heiko Maas: Der Umgang mit IT-Risiken hat über die vergangenen Jahre neben neuen Gesetzen etliche Standards und Normen hervorgebracht, um die Komplexität zu beherrschen und in der Praxis anwendbar zu machen. So wurden mit der ISO/IEC 27001 und einer Reihe weiterer Normen und Standards klare Handlungsempfehlungen für Unternehmen geschaffen. Neben den IT-Sicherheitsgesetzen, zu denen auch der Schutz Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) zählt, gibt es mittlerweile eine Reihe von Branchenstandards, beispielsweise in der Automobilindustrie (TISAX) und vor allem in der Finanzwelt (MaRisk, z.B. BAIT). Manche Zulieferer und Dienstleister müssen ihre funktionierenden IT-Prozesse im Rahmen von Audits sogar zwischenzeitlich regelmäßig nachweisen. Welche Maßnahmen empfehlen Sie Ihren Kunden? Heiko Maas: Wer seine IT noch nicht den Standards entsprechend umgestellt hat, dem empfehlen wir die Einrichtung und Aufrechterhaltung eines Informationssicherheitsmanagementsystems, kurz gesagt, eines ISMS. In einem ersten Schritt kann auch eine IT-Prüfung die Stärken und Schwächen des vorhandenen IT-Umfelds aufzeigen. Was ist darunter zu verstehen und was bringt ein ISMS dem Unternehmen? Heiko Maas: Durch die Einführung und Unterhaltung eines ISMS im Sinne der bereits angesprochenen ISO/IEC 27001 haben die Unternehmen viele Vorteile. In einer Art Frühwarnsystem analysieren die Unternehmensführung bzw. die verantwortlichen Mitarbeitenden der IT regelmäßig die vorhandenen und neu entstehenden IT-Risiken. Diese werden bewertet und angemessene Gegenmaßnahmen eingeführt, um eine nachhaltige Minimierung der Risiken zu erreichen und größere Schäden zu verhindern. Darüber hinaus führen transparente und etablierte Abläufe mit effektiven Kontrollen und klaren Verantwortlichkeiten in Unternehmen in der Regel zu Kostenreduktionen. Falls eine Zertifizierung der ISO/IEC 27001 angestrebt wird, sorgt diese zudem für ein besseres Rating bei Agenturen und Kreditinstituten. Insgesamt lässt sich sagen, dass mit einem funktionierenden und dokumentierten Risikomanagementsystem wie dem ISMS nicht nur die rechtlichen Vorschriften erfüllt, sondern auch das Risiko vor unvorhersehbaren Gefahren, z. B. Ausfälle der IT oder Folgen von Cyberkriminalität, deutlich gesenkt werden. Sie sprachen die ISO-Zertifizierung an. Für wen empfiehlt sich diese? Heiko Maas: In verschiedenen Branchen ist der Nachweis eines angemessenen Kontrollsystems bereits Voraussetzung für die Etablierung einer Geschäftsbeziehung. Weiterhin ist das Zertifikat ein Nachweis der Einhaltung der gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen und somit auch eine Möglichkeit zur Reduzierung der Geschäftsführerhaftung bei Kapitalgesellschaften. Schon ein werbewirksames „Unsere-IT- Sicherheitsprozesse erfüllen die Anforderungen der ISO/IEC 27001“ kann durchaus von Vorteil sein. Wie läuft denn die Einführung eines ISMS mit anschließender Zertifizierung ab? Heiko Maas: Da die Einführung eines ISMS unter Umständen sehr zeit- und kostenaufwendig sein kann, bieten wir ein Vorgehensmodell in einzelnen Stufen an. Kurz zusammengefasst sehen diese folgendermaßen aus: Für klein- und mittelständische Unternehmen erfolgt zunächst ein Quick-Check mit dem Ziel, schnell und effizient Schwachstellen in der Informationssicherheit aufzudecken. In der nächsten Stufe oder gleich als intensiver Einstieg erfolgt ein umfassender Komplett-Check. Hierbei werden ein effizientes Mapping der ISO/IEC 27001 durchgeführt und die Schwachstellen in verschiedenen detaillierten Analyseverfahren aufgezeigt. Für das weitere Vorgehen geben wir konkrete Handlungsempfehlungen. In einem weiteren Schritt erfolgt die Umsetzung der Ergebnisse des Komplett-Checks unter regelmäßiger Berichterstattung an die Unternehmensführung. Die Transparenz und Nachverfolgung der eingeführten Maßnahmen ist für uns von großer Bedeutung. Im letzten Schritt begleiten wir auf Wunsch das Unternehmen bei der Zertifizierung nach ISO/IEC 27001. Da dieser Prozess zusätzliche Anforderungen mit sich bringt, stellen wir im Rahmen der Zertifizierungsbegleitung die reibungslose Durchführung sicher. Herr Maas, wir danken Ihnen sehr für dieses sehr informative Gespräch!
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