Programmheft Remake 3 - 2021
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Tribut an Feminale und femme totale:
Köln 1984, Dortmund 1987
Remake widmet sich mit jeder Festivalausgabe der Geschichte feministischer Filmfestivals.
Nachdem 2018 der Blick auf das erste europäische gerichtet wurde, das
Women’s Event ’72 des Edinburgh International Film Festivals, und im Folgejahr auf
die Frauenkinoarbeit in Osteuropa, mit dem Fokus auf die grenzüberschreitenden
Beziehungen zwischen Frauen in Ost und West (Tribut an KIWI – Kino Women
International), fokussieren wir uns dieses Jahr auf die ersten Frauenfilmfestivals in
der Geschichte Deutschlands, genauer: der BRD. Die Feminale wurde 1984 in Köln
gegründet; die erste Festivalausgabe der femme totale folgte 1987 in Dortmund.
Die beiden Frauenfilmfestivals haben gemeinsam, dass sie in NRW entstanden
sind – jenseits der damaligen (westdeutschen) Kultur-Zentren, in welchen es
bereits Anfang der 1970er Jahre Frauenfilmseminare gab. Die Gründerinnen von
Feminale wie femme totale knüpften an diese Entwicklungen an. Sie verfolgten
die internationalen Debatten der späten 1960er und 1970er Jahre, in denen sich
nicht nur die ersten Generationen der Regisseurinnen fest etablierten, sondern
auch die feministische Filmtheorie. Doch sie gingen unterschiedlich mit diesen
Errungenschaften um – während die femme totale von Anfang an den Fokus auf
die aktive Hinterfragung historischer Theorien und Debatten legte, verschiedene
Generationen von Filmfrauen auf der Leinwand und im Diskussionsraum zusammenbrachte,
konzentrierte sich die Feminale auf die Sichtbarmachung von Neuem – auf
aktuelle Filmexperimente.
Bei der Feminale wurde anfangs ehrenamtlich gearbeitet, die femme totale wurde
mit drei ABM-Stellen gefördert, die eine stärkere Institutionalisierung ermöglichten.
Dies hinterließ Spuren in der Historisierung der beiden Festivals: während im
heutigen Archiv des IFFF Dortmund | Köln alle Protokolle der femme totale, auch
verworfene Konzeptentwürfe und unzählige Presseartikel akribisch archiviert
sind, finden sich die Feminale-Archivalien hauptsächlich in den Privatarchiven der
Organisatorinnen oder Zuschauerinnen. Doch bereits 10 Jahre nach der Entstehung
des Festivals veröffentlichten die Feminale-Macherinnen Karin Jurschick und Eva
Hohenberger das Buch Blaue Wunder. Neue Filme und Videos von Frauen 1984 bis
1994, eine wissenschaftliche Reflexion auf das Festival und die Debatten um Filme
von Frauen.
Mit den Gründerinnen der beiden Festivals wollen wir diese Entwicklungen diskutieren:
die jeweils unterschiedlichen Beweggründe und Situationen, aus welchen sie
damals entstanden sind sowie Fragen, die für die Zukunft der Frauen-Film-Arbeit
relevant sind. Teil der Rückschau ist ein Kurzfilmprogramm mit Filmen, die bei den
Festivals damals gezeigt wurden.
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