4. STB_Friede+Rüdi_einzeln_290921pdf
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Unterwegs in Friedenau im Herbst 2021
Damals dachte man anders, als die Bundesallee
vom Zoo zweimal durch Tunnel geleitet mitten in
Friedenau ankam. Motorradfahrer haben unterirdisch
ihre Dröhnung. Oben langweilen sich Brachen
mit Leerstand längs der
Tunnelrampen. Heute bemühen
sich Bürgerinitiativen an beiden
Enden, das Schlimmste zu
korrigieren. Ich habe mir das
gerade angesehen und bin dann
in die Goßlerstraße eingebogen.
Hans Altmann hat hier das
Paul-Natorp-Gymnasium entworfen.
Fast nebenan steht die
Rheingauschule. Auch sie stammt
von Hans Altmann. Jede hat architektonisch
ihr eigenes Gesicht
und inhaltlich ihr eigenes Profil.
Der Friedenauer Stadtbaumeister
leitet mich auf meinem alten
Schulweg durch die Stubenrauchstraße
zum Südwestkorso. Ich gehe vorbei, wo früher
das Kino „Baby“ war. Dort winkt mein alter
Schulfreund Hans. „Ich komme grad vom Impfen“,
sagt er stolz wie Bolle. „Ganz schön spät!“ erwidere
ich. Er wäre längst dran gewesen. Er war „ein
bisschen nachlässig“. Am „Baby“ verabreden wir,
uns bald zu treffen, um über die Kinogeschichte
Friedenau zu reden.
Wir haben schon gemeinsam die Schulbank in der
heutigen Ruppin-Grundschule
gedrückt und biegen jetzt in
die Offenbacher Straße. Unser
nostalgischer Blick schwenkt
zum Eiscafé. „Hier war früher
Gellert, eine Kugel kostete zehn
Pfennig“ schwärmt Hans. Die
Klinker-Fassade unserer alten
Schule ist restauriert worden, sie
war schon immer und ist jetzt
erst recht ein Blickfang. „Was
heißt hier, schon immer? Fertiggestellt
wurde das Gebäude
1913. Wegen des Ersten Welt-
Eingang
krieges war die Schule zunächst
Ruppin-Grundschule ein Lazarett“, fährt Hans fort
und ich ergänze, dass sich das
im Zweiten Weltkrieg wiederholte und danach
noch für die sowjetische und die amerikanische
Besatzungsmacht. „Schule gab es erst 1947 wieder
mit über 1000 Schülern und sechs Lehrkräften.“
Ein Prachtstück ist die Aula. „Hier hat Jürgen
Kaube aus seinem Buch ‚Ist die Schule zu blöd für
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