#DNP14
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Magazin des Deutschen Nachhaltigkeitspreises<br />
<strong>#DNP14</strong><br />
Nachhaltigkeit made in Germany<br />
Live aus<br />
Düsseldorf<br />
DNP.TV<br />
am 3.12.2021<br />
Ursula von der Leyen<br />
Europas Weg in eine<br />
klimaneutrale Zukunft<br />
NEA 2.0<br />
Neue Allianzen für die<br />
Wirtschaft von morgen<br />
„Transformathon“<br />
24-Stunden Ideensprint<br />
für schnelleren Wandel<br />
Forest Whitaker<br />
Ein Oscarpreisträger<br />
als Friedensstifter
min.<br />
pfungen.<br />
imaler<br />
utz.
3<br />
Krisen sind Chancen für<br />
echte Transformation.<br />
Stefan Schulze-Hausmann ist Wissenschaftsjournalist und Rechtsanwalt. Er moderierte für das ZDF<br />
verschiedene Formate (u. a. von 1990 – 2019 das tägliche 3sat-Zukunftsmagazin „nano“). 2008 rief er<br />
die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. ins Leben, deren Vorstandsvorsitzender er ist.<br />
Der Klimawandel schreitet fort; das Glasgow-<br />
Dokument bleibt hinter den Erwartungen zurück.<br />
Die Corona-Pandemie ist nicht überwunden. Es<br />
herrschen Verunsicherung und Zeitdruck gleichermaßen.<br />
Veränderung wird auch schmerzen.<br />
Eine neue Bundesregierung tritt – nach Wochen<br />
eines gefühlten exekutiven Vakuums – an, um<br />
den politischen Rahmen für Lösungen zu setzen.<br />
Der Wandel funktioniert aber nur, wenn ihn Wirtschaft,<br />
Kommunen, Forschung und jede:r Einzelne<br />
von uns gestalten.<br />
Worauf wird es dabei ankommen? Was muss die<br />
neue Bundesregierung am dringendsten anpacken?<br />
Wie lassen sich die Resultate von Glasgow<br />
schnell(er) mit Leben füllen? Wie geht sozial<br />
gerechte Klimapolitik? Wie kann eine ganze<br />
Gesellschaft überzeugt und in den Wandel mitgenommen<br />
werden? Wie geben wir dem Europäischen<br />
Green Deal Rückenwind?<br />
Mehr denn je sind Vorbilder gefragt, die Antworten<br />
geben und Wandel voranbringen.<br />
Wir suchen diese Vorreiter, zeichnen sie aus<br />
und geben ihren Lösungen eine große Bühne.<br />
Im Kongress und in den Preisverleihungen.<br />
Wir wollen zeigen: Es gibt diese Wege zum<br />
gemeinsamen Ziel, und die Köpfe, die sie<br />
erklären. Es gibt die Akteur:innen, die sie<br />
mutig gehen. Das ist unser Beitrag. Begleiten<br />
Sie uns. Ich freue mich über Ihr Interesse.<br />
Stefan Schulze-Hausmann<br />
„Mehr denn<br />
je sind<br />
Vorbilder<br />
gefragt, die<br />
Antworten<br />
geben und<br />
Wandel voranbringen.“
4<br />
Inhalt.<br />
06<br />
Der Weg in eine<br />
klimaneutrale<br />
Zukunft.<br />
08<br />
Nachhaltig gegen<br />
den Irrwitz.<br />
11<br />
Hebel umlegen für<br />
Klimaneutralität.<br />
12<br />
Nachhaltiges<br />
Design.<br />
18<br />
Friedenstifter:innen ausbilden.<br />
Der Oscarpreisträger Forest Whitaker berichtet<br />
über sein humanitäres Engagement: Wie<br />
es dazu kam, dass er sich für junge Menschen<br />
in Krisengebieten einsetzt, damit diese eine<br />
Chance auf Veränderungen haben.<br />
Innovationen fördern.<br />
Neuen Ideen und jungen Entrepreneur:innen in<br />
grünen und sozialen Bereichen eine Plattform<br />
zu bieten ist seit Langem die oberste Zielsetzung<br />
des Next Economy Awards. Nun sollen<br />
nicht nur Startups, sondern auch Allianzen<br />
zwischen Startups und Unternehmen in den<br />
Fokus rücken.<br />
14<br />
Wo die<br />
Nachhaltigkeit im<br />
Bauen steht.<br />
17<br />
Lösungen für<br />
klimaresilientes<br />
Zusammenleben.<br />
18<br />
Forest Whitaker<br />
als Friedensstifter.<br />
20<br />
Kommunen in der<br />
Verantwortung.<br />
Die Zukunft gestalten.<br />
Der Europäische Grüne Deal soll eine moderne,<br />
ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige<br />
Wirtschaft ermöglichen und Europa zum<br />
weltweiten Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit<br />
machen. Oberstes Ziel ist eine saubere und<br />
CO 2<br />
-freie Kreislaufwirtschaft, bis 2030 sollen<br />
die CO 2<br />
-Emissionen um 55 % gesenkt werden.<br />
EU-Kommissionspräsidentin Dr. Ursula von der<br />
Leyen spricht im Interview über die Bedeutung<br />
und Notwendigkeit des Green Deals.<br />
34<br />
23<br />
The Taste of<br />
Change.<br />
26<br />
Verpackungsmüll –<br />
ein Indikator für<br />
Nachhaltigkeit?<br />
27<br />
Nachhaltigkeit<br />
vorausdenken.<br />
06
5<br />
28<br />
„Zeit für<br />
Veränderung!“<br />
31<br />
Von gutem<br />
Kaffee und neuen<br />
Lösungen.<br />
44<br />
32<br />
Sprache<br />
Die vom Büro Deutscher Nachhaltigkeitspreis verfassten Beiträge<br />
sind unter Berücksichtigung von Lesbarkeit und Ästhetik in<br />
geschlechtergerechter Sprache geschrieben. Die gendergerechte<br />
Formulierung stand unseren Gastautor:innen frei.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis<br />
Neuer Zollhof 3 / 40221 Düsseldorf<br />
Redaktion<br />
Lea Hottinger<br />
V.i.S.d.P.<br />
Stefan Schulze-Hausmann<br />
Gestaltung<br />
Matzky & Richartz GbR<br />
Zusammenhänge verstehen.<br />
Warum wir auch etwas fürs Klima tun sollten?<br />
Ganz einfach, weil es die menschliche Gesundheit<br />
maßgeblich beeinflusst. Diesen Ansatz<br />
verfolgt die Stiftung Gesunde Erde – Gesunde<br />
Menschen.<br />
Lösungen finden.<br />
130 Menschen, 24 Stunden, 8 Challenges. Der<br />
Deutsche Nachhaltigkeitspreis hat zum ersten<br />
Mal einen Online-Hackathon durchgeführt –<br />
den Transformathon. Dabei konnten die Teilnehmer:innen<br />
zwischen acht praxisnahen<br />
Challenges aus fünf Transformationsfeldern<br />
wählen und neue nachhaltige Ideen entwickeln.<br />
Bildnachweise<br />
Titel: Damir Tomas/brandmission; Seite 3: Frank Fendler; Seite<br />
4: Frank Fendler, European Union/Xavier Lejeune; Seite 5: Laura<br />
Moneke; Seite 6: European Union/Xavier Lejeune; Seite 9: Markus<br />
Spiske/pexels.com; Seite 11: Viviane Wild © RNE; Seite 12: Cameron<br />
Venti/unsplash.com, NASA/unsplash.com, Patrick Federi/unsplash.<br />
com, Annie Spratt/unsplash.com, Fabio Comparelli/unsplash.<br />
com; Seite 13: Gute Botschafter, Continental AG, Dana Paulina<br />
Grebenstein; Seite 14: DGNB/KD Busch; Seite 17: © Landeshauptstadt<br />
München/Airgonautics GbR; Seite 21: SKEW; Seite 23: METRO<br />
Deutschland GmbH; Seite 26: Matthew Gollop/pixabay.com; Seite<br />
27: DAW SE; Seite 28: BMZ; Seite 29: BMZ, Thomas Imo/photothek.<br />
net; Seite 31: Nespresso; Seite 34: Frank Fendler; Seite 37: GROHE;<br />
Seite 38: Malte Joost; Seite 39: Shutterstock.com; Seite 40: Circular<br />
Valley; Seite 41: Circular Valley, MWIDE NRW; Seite 43: Jürgen Arlt;<br />
Seite 44: Christian Köster; Seite 45: Laura Moneke; Seite 46: ASCA<br />
ID-Nr. 21110728<br />
32<br />
Mit Faktor 10 die<br />
Transformation<br />
vorantreiben.<br />
34<br />
Neue Allianzen<br />
für die Wirtschaft<br />
von morgen.<br />
37<br />
„Bei uns ist Nachhaltigkeit<br />
Philosophie<br />
statt Trend.“<br />
38<br />
Kann eine Medienmarke<br />
nachhaltig<br />
werden?<br />
40<br />
Globaler Hotspot<br />
für die Circular<br />
Economy.<br />
43<br />
Green Building<br />
revolutioniert das<br />
Einkaufen.<br />
44<br />
Wer das Klima<br />
schützt, sorgt für<br />
unsere Gesundheit.<br />
46<br />
Organische<br />
Photovoltaik.
6<br />
Unser gemeinsamer Weg in<br />
eine klimaneutrale Zukunft.<br />
Interview<br />
Dr. Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission<br />
Dr. Ursula von der Leyen war in verschiedenen Ressorts Bundesministerin und ist seit 2019<br />
Präsidentin der Europäischen Kommission. Der von ihr maßgeblich initiierte Europäische<br />
Green Deal hat das Ziel, Europa bis 2050 als ersten Kontinent klimaneutral zu machen. Sie<br />
nimmt am 3.12.2021 in Düsseldorf den Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreis entgegen.<br />
Frau von der Leyen, welche Rolle spielt der<br />
European Green Deal für Ihre Präsidentschaft?<br />
Der Europäische Grüne Deal spielt eine ganz<br />
zentrale Rolle für meine Kommission. Den<br />
Klimawandel zu bremsen ist die Megaaufgabe<br />
unserer Zeit und eine historische Pflicht<br />
gegenüber den nächsten Generationen. Die<br />
Klimakonferenz in Glasgow hat uns allen noch<br />
einmal klar vor Augen geführt, was auf dem<br />
Spiel steht. Laut dem UN-Bericht des Klimarates<br />
steuert die Weltgemeinschaft auf eine<br />
Erderwärmung von 2,7 Grad Celsius zu. Rund<br />
um den Erdball erleben wir alle, wie extreme<br />
Wetterphänomene sich häufen. Und das ist<br />
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei der Vorstellung des „Fit for 55“-Pakets in Brüssel.
7<br />
erst der Anfang. Deswegen war der Europäische<br />
Grüne Deal eines der ersten großen<br />
Projekte, das ich angeschoben habe, als ich<br />
2019 zur Kommissionschefin gewählt wurde.<br />
Unser Ziel ist eine saubere, CO 2<br />
-freie Kreislaufwirtschaft.<br />
Daran arbeiten wir intensiv<br />
seit zwei Jahren. Wenn Europa mutig ist und<br />
den Schritt in eine nachhaltigere Form des<br />
Wirtschaftens gut hinbekommt, dann kann<br />
der Europäische Green Deal auch viel neues<br />
Wachstum und Arbeitsplätze in der EU bedeuten.<br />
Die ganze Welt hat sich ja in Glasgow<br />
zum Ziel gesetzt, Treibhausgase wie CO 2<br />
und<br />
Methan zu reduzieren. Sie zerstören das Klima<br />
und damit Lebensgrundlagen von Millionen<br />
Menschen weltweit. Deshalb muss CO 2<br />
einen<br />
spürbaren Preis haben. Wer die Erdatmosphäre<br />
verschmutzt, muss das im Geldbeutel<br />
spüren. Und wer dies vermeiden will, sucht<br />
durch Innovation und saubere Technologien<br />
neue Wege. Das ist ein wichtiger Mechanismus<br />
für unseren Plan zur Rettung des Klimas.<br />
Denn das nutzt dem Klima und dem Wachstum.<br />
Bei grünen Innovationen und sauberer<br />
Technik ist Europa mit seiner Forschungslandschaft<br />
und dem starken Mittelstand bestens<br />
aufgestellt. Diese Position wollen wir in der<br />
Zukunft ausbauen. Dafür investieren wir jetzt<br />
ausgangs der Krise kräftig. Rund ein Drittel<br />
der Mittel unseres Corona-Aufbauprogramms<br />
NextGenerationEU soll in nachhaltige Projekte<br />
fließen. Das sind rund 250 Milliarden Euro, ein<br />
gewaltiger Schub!<br />
Die Ziele liegen weit in der Zukunft. Umso<br />
wichtiger sind kleine, kraftvolle, messbare<br />
Zwischenschritte. Wie optimistisch stimmt<br />
Sie der Blick auf den heutigen Stand?<br />
Ehrlich gesagt, so weit in der Zukunft liegen<br />
unsere Ziele gar nicht. Wir wollen in Europa<br />
beispielsweise die CO 2<br />
-Emissionen um 55<br />
Prozent senken – und zwar schon bis zum<br />
Jahr 2030. Das ist am Ende dieses Jahrzehnts.<br />
Dann sind aus den Kindern heute gerade mal<br />
Teenager geworden. Und daher kommt es<br />
darauf an, jetzt rasch die richtigen Weichen zu<br />
stellen. Es ist gut, dass die Weltgemeinschaft<br />
beim UN-Klimagipfel in Glasgow diese Zielmarke<br />
– 2030 – ebenfalls ins Visier genommen<br />
hat. Und schon im nächsten Jahr trifft sich die<br />
Weltgemeinschaft erneut, dieses Mal in Ägypten.<br />
Da sollen dann insbesondere diejenigen<br />
Staaten ehrgeizigere Ziele formulieren, die in<br />
Glasgow hinter den Erwartungen geblieben<br />
sind. Noch können wir gegensteuern. Und das<br />
müssen wir nun mit aller Kraft gemeinsam tun.<br />
Mit jedem Jahr werden die Auswirkungen der<br />
Erderwärmung spürbarer und teurer. Meine<br />
Prognose ist, dass mit jedem Jahr weltweit der<br />
Druck steigen wird, an Tempo zuzulegen.<br />
Transformation, insbesondere der Kampf<br />
gegen den Klimawandel, wird nur global<br />
gelingen. Die Zeichen stehen nicht auf<br />
Konsens, sondern auf unendlich komplexe<br />
Balance-Mechanismen. Zeigen sich im weltweiten<br />
Kräftemessen Stärken oder Schwächen<br />
des Green Deal?<br />
Europa ist für acht Prozent des weltweiten<br />
CO 2<br />
-Ausstoßes verantwortlich. Daher haben<br />
Sie recht, unser Kampf gegen den Klimawandel<br />
wird nur Erfolg haben, wenn alle Länder<br />
weltweit gegen die Erderwärmung vorgehen.<br />
Deswegen haben die starken Industriestaaten<br />
versprochen, ärmeren Ländern bei Klimaschutzmaßnahmen<br />
unter die Arme zu greifen.<br />
Europa leistet seinen Teil, aber bei dem ein<br />
oder anderen großen Land ist noch deutlich<br />
Luft nach oben, was die Ambitionen angeht.<br />
Europa ist aber auch die drittgrößte Volkswirtschaft.<br />
Deswegen kommt es auf unseren<br />
Europäischen Grünen Deal gleich in zweifacher<br />
Hinsicht an. Zum einen kann Europa<br />
zum Vorreiter für den Rest der Welt werden.<br />
Wir können zeigen, dass klimaneutrales<br />
Wachstum möglich ist. Und unser Startvorteil<br />
befördert die europäischen Unternehmen in<br />
eine Poleposition, weil künftig die ganze Welt<br />
grüne Technologien und nachhaltige Produkte<br />
braucht. Europa hat alle Voraussetzungen zu<br />
zeigen, wie der Umstieg auf ein klimafreundliches<br />
Wirtschaften gelingen kann. Unser<br />
Binnenmarkt zählt 450 Millionen Europäerinnen<br />
und Europäer, die nachhaltige Produkte<br />
schätzen und Schluss machen wollen mit<br />
einem Wirtschaften zulasten der Natur und<br />
der natürlichen Lebensgrundlagen. Unsere<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer haben<br />
sich längst darauf eingestellt. Sie haben die<br />
Chancen erkannt, die der Europäische Grüne<br />
Deal ihnen bietet – und wir, die Politik, setzen<br />
dazu die Rahmenbedingungen. Denn die Wirtschaft<br />
ist bei diesem Weg unser enger Partner.<br />
Ich bin daher fest davon überzeugt, dass unser<br />
gemeinsamer Weg in eine klimaneutrale Zukunft<br />
eine gigantische Chance ist.<br />
„Den Klimawandel<br />
zu<br />
bremsen ist<br />
die Megaaufgabe<br />
unserer Zeit<br />
und eine<br />
historische<br />
Pflicht gegenüber<br />
den<br />
nächsten Generationen.“
8<br />
Nachhaltig gegen<br />
den Irrwitz.<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Günther Bachmann, Vorstand Stiftung Nachhaltigkeitspreis<br />
Deutscher<br />
Nachhaltigkeitspreis<br />
Unternehmen<br />
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis<br />
prämiert<br />
Unternehmen, die Nachhaltigkeit<br />
als Teil ihres<br />
Geschäftsmodells vorantreiben.<br />
Ausgezeichnet<br />
werden Akteur:innen<br />
aus der Wirtschaft<br />
(vom Konzern bis zum<br />
KMU und Kleinstbetrieb),<br />
die mit innovativen<br />
Produkten und<br />
Dienstleistungen, hohen<br />
ökologischen Standards<br />
in der Produktion oder<br />
besonderem sozialem<br />
Engagement in ihrer<br />
Lieferkette wirksame<br />
Beiträge zur Transformation<br />
leisten.<br />
<strong>#DNP14</strong><br />
Nach sechzehn Jahren hinterlässt Angela<br />
Merkel ein Land, das gleichzeitig sehr unterschiedliche<br />
Dinge will: Aufbruch und Veränderung<br />
und Stabilität. Jetzt übernehmen neue<br />
Köpfe. Welche neue Ideen sie mitbringen und<br />
wie sie funktionieren, wissen wir noch nicht.<br />
Die Politik ist in einer eigenartigen Schwebe,<br />
während die Pandemie unserer Gesellschaft<br />
den Spiegel vor Augen hält und uns erschrecken<br />
lässt: über so viel Irrwitz, denn die hohen<br />
Coronazahlen sind keine Überraschung. Über<br />
so viel Egoismus, den die Ungeimpften gegen<br />
das Gemeinwohl aufbauen. Über die politische<br />
Absage an die Impfpflicht. Sie macht<br />
die gesellschaftliche Verantwortung zu einer<br />
privaten Entscheidung, etwa wie Hafermilch<br />
im Müsli. Das ist feige und man sollte es so<br />
nennen. Es offenbart ein falsches Verständnis<br />
von Freiheit. Freiheit braucht Mut und die Idee<br />
zur Alternative. Deutschlands hervorragende<br />
Wissenschaft hat dieser Freiheit den rettenden<br />
Impfstoff geschenkt. Aber der magere<br />
Stand der Impfquote hält das Virus im Spiel<br />
und die Mehrheit gefangen. Freiheit muss aber<br />
die Freiheit der Geimpften sein und die Freiheit<br />
der Hochgefährdeten, die sich aus Krankheitsgründen<br />
nicht impfen lassen dürfen. Ihr<br />
Schutz ist ein ethisches Anliegen, das vor dem<br />
Ich Ich Ich der ungeimpften Zögerer und Verweigerer<br />
gelten muss. Eine Politik, die dieses<br />
Problem nicht löst, hat bei der Nachhaltigkeit<br />
und ihren Zielkonflikten keine Chance.<br />
Denn auch beim Klimaschutz wissen wir doch<br />
genau: Die Welt hat ein Ablaufdatum. Jede<br />
Tonne Kohle, jede Treibhausemission macht<br />
die Sache dringlicher und komplizierter. Die<br />
Weltklimakonferenz von Glasgow war ein<br />
Nervenkrieg. Dass ausgerechnet Indiens<br />
Kohle-Egoismus den harten Kohleausstieg<br />
verhinderte, ist ein Witz der Geschichte, denn<br />
Indien ist ansonsten gerne Wortführer gegen<br />
die historische Kohle-Schuld der altindustrialisierten<br />
Länder. Aber nun wissen wir: Zukünftiger<br />
Kohle-Nationalismus ist nicht besser<br />
als der historische Emissions-Imperialismus.<br />
Aber wir wissen auch: Fossile Energien haben<br />
ein unwiderrufliches Verfallsdatum. Hier hat<br />
die Diplomatie in Glasgow endlich ein Tabu<br />
gebrochen. Glasgow hat ohnehin weit mehr<br />
gebracht, als die Kritiker wahrhaben wollen.<br />
Das vorwurfsvolle Blablabla ist fehl am Platze<br />
und anmaßend. Glasgow ist ein Erfolg – gemessen<br />
daran, was alles hätte schiefgehen<br />
können. Aber es stimmt auch: Glasgow ist<br />
nur ein Schatten dessen, was an sich möglich<br />
wäre. Staaten und Unternehmen könnten<br />
doch längst Klima-Klubs mit ambitionierteren<br />
Absprachen, Zöllen und Vorteilsregeln bilden.<br />
Warum tun sie es nicht in deutlich größerem<br />
Umfang? Sie müssten nur – ähnlich Corona –<br />
die feigen Fesseln ablegen. Sie könnten den<br />
Wettbewerb bestimmen. Das ginge auch<br />
national. Man müsste: die Grundsätze der<br />
Nachhaltigkeit wirklich ernstnehmen; aussteigen<br />
aus dem Koma der Ideenlosigkeit und aus<br />
den Fesseln des angeblich Machbaren; Dialog<br />
und Verhandlungen führen (!), statt nur müde<br />
zuzulassen und durchzuwinken.<br />
Ahr und Erft zeigen uns 2021 die bittere<br />
Wahrheit: Der Klimawandel, der bisher so fern<br />
schien, ist da. Verluste und Schäden werden<br />
auch bei uns Realität, Wiederholung garan-
9<br />
tiert. Klima wird jetzt Wetter und Biodiversität<br />
wird Armut. Für beide gilt: Wer abwartet,<br />
verliert. Wer zögert, treibt die Rechnung hoch.<br />
Wer wegschaut, macht sich schuldig. Dagegen:<br />
Wer nicht auf höhere Fingerzeige wartet,<br />
der – und die – setzt auf Nachhaltigkeit. Und<br />
gibt sich selbst eine Chance, weil Veränderung<br />
in Richtung Nachhaltigkeit eben erst jene<br />
Identität erzeugt, die Kraft zur Hoffnung gibt.<br />
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis liefert in<br />
jedem Jahr zwar nur eine Momentaufnahme,<br />
aber eine mit Sichtachse. Was vor zehn Jahren<br />
reichte, um den Preis zu gewinnen, reicht<br />
heute nicht einmal mehr für die Nominierung.<br />
Heute sind reale Wirkungen, reale Transformationen,<br />
reale Umsetzung gefragt. Was<br />
2008 mit einer Auszeichnung nur von Unternehmen<br />
begann, erreicht heute auch Städte,<br />
Architektur, Startups, globale Lieferanten,<br />
Wissenschaft und Design. Diese Breite zeigt<br />
gesellschaftliche Bewegung und verändert<br />
Einstellungen. Das ist der Nährboden für<br />
neue Initiativen und Impulse zur Nachhaltigkeit,<br />
etwa im Veranstaltungsmanagement, in<br />
der Mode, im Catering, in der Filmbranche, im<br />
Sport, in der Kulturwirtschaft. Die Momentaufnahme<br />
zeigt auch Fehlstellen. In mancher Industriebranche<br />
geschieht noch zu wenig. Man<br />
läuft dort Gefahr, vom Markt bestraft und von<br />
Innovation und Regulation abgehängt zu werden.<br />
Ganze Themenbereich wie Gesundheit,<br />
Krankenhauswirtschaft oder auch der Profisport<br />
haben noch kaum zur Idee der Nachhaltigkeit<br />
aufgeschlossen. Viele hängen noch<br />
der Matrix immer fortwährenden, materiellen<br />
Wachstums nach – im fünfzigsten Jahr nach<br />
der Erstveröffentlichung der Limits to Growth.<br />
Wir sehen das als Aufgaben.<br />
„Wer abwartet,<br />
verliert.<br />
Wer zögert,<br />
treibt die<br />
Rechnung<br />
hoch. Wer<br />
wegschaut,<br />
macht sich<br />
schuldig.“<br />
Prof. Dr. Günther Bachmann
10
11<br />
Hebel umlegen für<br />
Klimaneutralität –<br />
und zwar jetzt.<br />
Autoren<br />
Rat für Nachhaltige Entwicklung und Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina<br />
Der Klimawandel drängt. Seine Bekämpfung<br />
erfordert eine neue Dimension des Handelns<br />
und ein fundamentales Umsteuern unserer<br />
Lebens- und Wirtschaftsweise. Der Rat für<br />
Nachhaltige Entwicklung und die Nationale<br />
Akademie der Wissenschaften Leopoldina<br />
haben im Sommer 2021 angesichts der epochalen<br />
Herausforderung der Klimakrise ein<br />
gemeinsames Positionspapier erarbeitet, das<br />
ausgewählte übergeordnete Optionen für das<br />
Gelingen der notwendigen Transformation von<br />
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf dem<br />
Weg zur Klimaneutralität benennt.<br />
Die Kernbotschaften des gemeinsamen<br />
Positionspapiers:<br />
1. Starke Allianzen und globale Klimapartnerschaften<br />
vorantreiben<br />
2. Den European Green Deal mit dem „Fit for<br />
55“-Paket und das neue Klimaziel in den<br />
gesamten Rechtsrahmen einweben<br />
3. So viel Markt wie möglich zulassen, so viel<br />
Regulierung wie nötig einsetzen<br />
4. Akzeptanz schaffen und das Engagement<br />
von Bürger:innen sowie Kommunen für<br />
Klimaneutralität fördern<br />
5. Strukturwandel sozial ausgewogen gestalten<br />
und globale „Just Transition“ stärken<br />
6. Restrukturierung und Umbau des Energiesystems<br />
forcieren<br />
7. Transformativen Wandel der Industrie<br />
beschleunigen<br />
8. Transformativen Wandel bei Mobilität,<br />
Gebäuden und Landnutzung vorantreiben<br />
9. Investitionspfade zur Realisierung des<br />
Pariser Übereinkommens definieren<br />
10. Wettbewerbsfähigkeit der Industrie mit<br />
klimafreundlichen Innovationsmärkten<br />
stärken<br />
11. Übergang zu einer klimafreundlichen<br />
Circular Economy einleiten<br />
12. Vorausschauende Investitionen in<br />
Infrastruktur der Zukunft deutlich beschleunigen<br />
13. Bildung, Forschung und Entwicklung<br />
richtig positionieren<br />
14. Innovative Finanzierungslösungen für<br />
eine transformative Klimastrategie umsetzen<br />
Um der jungen Generation sowie den nachfolgenden<br />
Generationen keine übermäßige<br />
Minderungslast zu hinterlassen und vor dem<br />
Hintergrund des novellierten Klimaschutzgesetzes,<br />
das Klimaneutralität bis 2045 fordert,<br />
muss ein erheblicher Teil der Emissionsminderung<br />
noch in diesem Jahrzehnt geleistet<br />
werden.<br />
Es ist Aufgabe der neuen Regierungskoalition,<br />
in der kommenden Legislaturperiode Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, die es ermöglichen,<br />
dass die Emissionen signifikant reduziert und<br />
die Weichen in Richtung einer nachhaltigen<br />
Zukunft gestellt werden.<br />
Der Rat für Nachhaltige<br />
Entwicklung (RNE) wurde<br />
erstmals im April 2001 von<br />
der Bundesregierung berufen.<br />
Dem Rat gehören 15<br />
Personen des öffentlichen<br />
Lebens an. Die Aufgaben<br />
des Rates sind die Entwicklung<br />
von Beiträgen für<br />
die Umsetzung der Deutschen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie,<br />
die Benennung von<br />
konkreten Handlungsfeldern<br />
und Projekten<br />
sowie Nachhaltigkeit zu<br />
einem wichtigen öffentlichen<br />
Anliegen zu machen.<br />
Hier ist die Vollversion<br />
des Positionspapiers abrufbar.<br />
„Klimaneutralität ist eine Jahrhundertaufgabe, die aber in einem Vierteljahrhundert gemeistert werden muss.<br />
Allein für die Dekarbonisierung der Industrie ist bis zum Vierfachen der bisherigen Menge an Energie aus erneuerbaren<br />
Quellen nötig. Das macht deutlich, wie rasant in den kommenden Jahren der Ausbau erneuerbarer Energien<br />
einschließlich der Netze erfolgen muss. Entscheidend ist, dass so viel grüner Strom wie möglich, so rasch und so<br />
günstig wie möglich verfügbar gemacht wird. Das alles erfordert schnelles Handeln, das unserer Verantwortung<br />
gegenüber der jungen und den nachfolgenden Generationen gerecht wird.“<br />
Dr. Werner Schnappauf
12<br />
„Nachhaltiges Design ist<br />
ein Schlüssel zu schnellerer<br />
Transformation.“<br />
Autorin<br />
Ursula Tischner, CEO econcept, Agentur für nachhaltiges Design<br />
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Design<br />
sucht nach Lösungen, die auf eine Transformation<br />
unserer Produktions- und Konsumsysteme<br />
bzw. Lebensstile in Richtung Nachhaltigkeit<br />
abzielen. Das können Produkte, Dienstleistungen,<br />
Systeme oder auch Kom-munikationsprojekte<br />
sein. Klimaschutz,<br />
Solche Produkte, Dienstleistungen, Systeme<br />
und Kommunikationsprojekte bringen der<br />
Gesellschaft einen sinnvollen Nutzen, sie<br />
verbessern Lebensqualität – insbesondere<br />
für weniger wohlhabende Menschen. Sie<br />
schaffen Wertschöpfung und Wertschätzung<br />
für Anbieter, Kunden und möglichst viele<br />
Deutscher<br />
Klima<br />
Biodiversität<br />
Lieferkette<br />
Nachhaltigkeitspreis<br />
Design<br />
Ressourcen<br />
Gesellschaft<br />
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis<br />
Design<br />
prämiert Produkte,<br />
Dienstleistungen und<br />
Systeme aus allen<br />
Lebens- und Arbeitsbereichen,<br />
die auf dem<br />
deutschen Markt verfügbar<br />
oder zur Markteinführung<br />
in Deutschland<br />
vorgesehen sind und<br />
soll Konsument:innen<br />
Orientierung auf der<br />
Suche nach nachhaltige<br />
Produkten geben. Ausgezeichnet<br />
werden Beiträge<br />
von Unternehmen/<br />
Agenturen, Designer:innen,<br />
Studierenden und<br />
Startups.<br />
<strong>#DNP14</strong><br />
Ressourceneffizienz und -effektivität, Schutz<br />
der Biodiversität, Fairness in der Lieferkette<br />
und die Auswirkungen auf die Gesellschaft<br />
sind Transformationsfelder, die adressiert<br />
werden sollten.<br />
Im eigens entwickelten Bewertungssystem<br />
werden die Teilnehmenden gebeten, den<br />
positiven Beitrag ihrer Lösung in den ausgewählten<br />
Transformationsfeldern, die aktuelle<br />
Transformationswirkung möglichst quantitativ,<br />
die Ziele für die Zukunft und das Narrativ der<br />
Lösung zu beschreiben.<br />
„Design“ heißt für den DNP nicht, dass vor<br />
allem die formalästhetische Qualität im Vordergrund<br />
steht. Sie ist selbstverständlich ein<br />
wichtiges Kriterium. Aber noch ein bisschen<br />
wichtiger ist im DNP Design, dass die eingereichten<br />
Lösungen tatsächlich eine Transformation<br />
in Richtung Nachhaltigkeit anstoßen.<br />
Stakeholder gleichermaßen – nicht nur Profit<br />
für einige wenige. Sie vermeiden Schäden<br />
an der natürlichen Umwelt oder wirken<br />
sogar positiv auf die Natur. Nachhaltiges<br />
Design sucht nach radikalen, deutlich<br />
besseren, disruptiven Lösungen, die unsere<br />
Produktions- und Konsumsysteme klimafreundlicher,<br />
ressourcenschonender, fairer,<br />
naturpositiv und sozial besser gestalten –<br />
nicht nach der ein bisschen effizienteren<br />
Waschmaschine.<br />
Hier sind also nicht nur die typischen „Designprodukte“,<br />
Möbel, Leuchten, Haushaltsgeräte,<br />
Pkw gefragt, sondern auch Lösungen, die<br />
radikale technische und soziale Innovationen<br />
umsetzen. Das Feld der Einreichungen<br />
war auch in diesem Jahr erfreulich divers mit<br />
leichten Schwerpunkten in Konsumgüter- und<br />
Bekleidungsindustrie.
13<br />
Die Einreichungen zeigen aber auch, dass<br />
viele Unternehmen und Designer:innen auf<br />
dem Weg in die Nachhaltigkeitsrichtung sind,<br />
dass es aber noch große Entwicklungspotenziale<br />
gibt. Noch ist die Mehrheit der Teilnehmenden<br />
bemüht, bestehende Produkte zu<br />
verbessern. Von radikalem Um- und Neudenken<br />
geprägte Projekte sind derzeit noch die<br />
Minderheit.<br />
Genau hier kann der DNP Design selbst eine<br />
wichtige Rolle spielen. Zum einen trägt der<br />
Preis zur Bewusstseinsbildung bei Anbietern<br />
und Konsumierenden gleichermaßen bei. Er<br />
gibt den Konsumenten die Möglichkeit, anhand<br />
der Auszeichnung die Vorreiterrolle der<br />
ausgezeichneten Unternehmen mit Kaufpräferenzen<br />
zu belohnen. Zum anderen feiert der<br />
Preis die Vorreiter und lädt andere Akteure<br />
ein, sich auch auf ihren Weg in eine nachhaltige<br />
Zukunft zu begeben.<br />
Eine schnellere Transformation in Richtung<br />
Nachhaltigkeit ist überlebenswichtig. Wer<br />
das Tagesgeschehen verfolgt, hat daran keine<br />
Zweifel mehr. Vom letzten IPCC-Bericht über<br />
die erschreckenden Ausmaße und die Geschwindigkeit<br />
des Klimawandels bis zu den<br />
Überschwemmungen in Deutschland, von der<br />
Pandemie über Migration bis zur Jugend, die<br />
ihr Recht auf Zukunft über die Gerichte einklagt<br />
und gewinnt, von der Rohstoffverknappung<br />
über steigende Rohstoffpreise bis zu<br />
Lieferengpässen: Für einen großen Teil der sich<br />
hier widerspiegelnden Herausforderungen ist<br />
nachhaltiges Design ein Schlüssel zu schnellerer<br />
Transformation. Der DNP Design zeigt auch<br />
in diesem Jahr einige der besten Beispiele.<br />
„Nachhaltiges<br />
Design<br />
sucht nach<br />
radikalen,<br />
deutlich<br />
besseren,<br />
disruptiven<br />
Lösungen<br />
[…]“<br />
Der Urban Taraxagum<br />
ist der erste in Serie<br />
gefertigte Fahrradreifen<br />
mit einem Laufstreifen<br />
aus Löwenzahn-Kautschuk.<br />
Design: Continental<br />
Reifen Deutschland<br />
GmbH<br />
Kommunikationskampagne<br />
für Brot für<br />
die Welt: Das Motiv<br />
„Weniger ist leer“<br />
bringt das Anliegen<br />
und die Aufgabe der<br />
Hilfsorganisation Brot<br />
für die Welt seit 15 Jahren<br />
einfach, prägnant<br />
und emotional auf den<br />
Punkt. Design: Agentur<br />
Gute Botschafter<br />
Extreme Trockenheit<br />
und Starkregen sind<br />
auch bei uns in Europa<br />
keine Seltenheit mehr.<br />
urban:eden lab bietet<br />
innovative Klimaanpassungssysteme<br />
für den<br />
urbanen Raum in Form<br />
eines dezentralen<br />
Regenwassermanagements.<br />
Design: Paulina<br />
Grebenstein
Zwischen gelebter<br />
Praxis und Sorgenkind:<br />
Wo die Nachhaltigkeit<br />
im Bauen steht.<br />
Interview<br />
Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e. V.<br />
Im Interview verrät Dr. Christine Lemaitre, warum sich im Gebäudesektor viel Positives in<br />
Richtung Nachhaltigkeit bewegt, es aber bei Weitem noch nicht ausreicht.<br />
„Wir sind<br />
bei Weitem<br />
noch nicht<br />
da, wo<br />
wir sein<br />
müssten.“<br />
Bauen und Nachhaltigkeit: Das waren vor<br />
gar nicht allzu langer Zeit noch zwei Welten,<br />
die wenig miteinander verband. Inwieweit<br />
hat sich das inzwischen geändert?<br />
Es stimmt, dass der Gebäudesektor lange<br />
Zeit unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung<br />
geflogen ist bei der Nachhaltigkeitsdebatte.<br />
Das hat sich ein gutes Stück weit<br />
verändert. „Endlich“ möchte man sagen,<br />
wenn man sich anschaut, wie groß der Anteil<br />
des Gebäudesektors am Ressourcenverbrauch<br />
und an den CO 2<br />
-Emissionen ist. Aus der<br />
Branche heraus haben sich viele Unternehmen<br />
in den letzten Jahren auf den Weg gemacht,<br />
nachhaltiges Bauen ernsthaft und systematisch<br />
zu betreiben. Und es werden immer<br />
mehr. Wir spüren das bei der DGNB an der<br />
stark steigenden Zahl an Neumitgliedern und<br />
Zertifizierungsprojekten. Aber wir sind bei<br />
Weitem noch nicht da, wo wir sein müssten,<br />
was den Umfang an Aktivität und die Transformationsgeschwindigkeit<br />
angeht.<br />
Was heißt das genau?<br />
Wir haben Bereiche, in denen ist es inzwischen<br />
gelebte Praxis, sich umfassend mit den<br />
Anforderungen einer nachhaltigen gebauten<br />
Umwelt zu beschäftigen. Gerade im Neubau<br />
von Gewerbeimmobilien ist vieles schon ein<br />
Stück weit Normalität und nicht mehr nur<br />
reduziert auf einige wenige Leuchtturmprojekte.<br />
Doch selbst da benötigen wir noch mehr<br />
Ambition und eine konsequentere Umsetzung<br />
von Aspekten wie einer kreislaufgerechten<br />
und klimapositiven Konstruktion. Und dann<br />
gibt es ja noch den Gebäudebestand. Bei<br />
diesem Sorgenkind tut sich mit Blick auf die<br />
Klimaziele deutlich zu wenig.<br />
Wo lässt sich hier am besten ansetzen?<br />
Zunächst einmal ist klar, dass die Sanierungsquote<br />
viel zu gering ist. Hier werden seit<br />
Jahren die Zielsetzungen weit verfehlt. Doch<br />
es geht nicht allein um die Masse. Es geht
15<br />
an Gebäude und ihre Nutzung. Da kommen<br />
wir mit den bestehenden Strukturen teilweise<br />
an Grenzen. Aber viele Themen, die mit den<br />
Neubau-Verbots-Plädoyers indirekt angesprochen<br />
werden, wie etwa die zunehmende<br />
Flächenversiegelung, haben natürlich ihre Berechtigung.<br />
Solche Aspekte müssen bei allen<br />
Neubauten wie selbstverständlich mit bedacht<br />
und gelöst werden.<br />
Beim Deutschen Nachhaltigkeitstag sprechen<br />
Sie in Ihrem Impulsvortrag davon, dass<br />
wir aus der Wohlfühl-Nachhaltigkeitsbubble<br />
heraus müssen. Was meinen Sie damit?<br />
auch um die Frage, mit welchen Gebäuden<br />
wir überhaupt anfangen sollten. Bei welchen<br />
ist eine Sanierungsmaßnahme dringend notwendig?<br />
Und bei welchen lässt sich über die<br />
Umsetzung von gezielten Effizienzmaßnahmen<br />
schon viel Positives bewirken, ohne dass<br />
gleich ein grundlegender baulicher Eingriff<br />
notwendig ist? Hier agieren wir zu sehr im<br />
Blindflug. Wir brauchen ein verpflichtendes<br />
gebäudeindividuelles Monitoring der Verbräuche<br />
und Emissionen, um im Immobilienbereich<br />
dem Klimawandel systematisch zu begegnen.<br />
Einige vertreten ja auch die Meinung, dass<br />
es die einzige Art sei, nachhaltig zu bauen,<br />
wenn gar nicht neu gebaut wird. Was halten<br />
Sie davon?<br />
Das ist mir zu populistisch und greift zu kurz.<br />
Ja, wir müssen überall dort, wo es möglich ist,<br />
den Bestand zu ertüchtigen, dies auch versuchen.<br />
Viel zu oft wird unnötig abgerissen,<br />
oder wertvolle Ressourcen landen auf Deponien,<br />
obwohl sie noch nutzbar wären. Aber es<br />
gibt auch Grenzen, etwa wenn die vorhandene<br />
Gebäudesubstanz schadstoffbelastet ist.<br />
Außerdem ändern sich unsere Anforderungen<br />
Wenn wir uns nur im Rahmen derer, die dem<br />
Thema offen gegenüber eingestellt sind, über<br />
die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit austauschen<br />
und uns gegenseitig auf die Schulter<br />
klopfen, kommen wir nicht weiter. Auch wenn<br />
es manchmal schmerzhaft ist, müssen wir<br />
uns denen aktiv stellen, die nach wie vor mit<br />
Vehemenz die Notwendigkeit zum Handeln<br />
abtun. Die Kreativität im Finden von Gründen,<br />
um etwas nicht tun zu müssen, kann wirklich<br />
beeindruckend sein. Das gilt gerade auch für<br />
die Immobilienwirtschaft. Unbequem nachzufragen,<br />
sich nicht mit Pauschalargumenten<br />
zufrieden zu geben und gleichzeitig andere<br />
für den Nachhaltigkeitsweg zu begeistern: Darauf<br />
kommt es an. Aus eigener Erfahrung weiß<br />
ich: Das kann gelingen – mit mehr Klarheit,<br />
weniger Pathos und hin und wieder einem<br />
etwas dickeren Fell. Genau dafür möchte ich<br />
in meinem Vortrag alle motivieren.<br />
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass die<br />
Transformation im Bauen gelingen kann?<br />
Es kommen gerade parallel einige Dinge zusammen,<br />
die dies positiv beeinflussen. Der<br />
New Green Deal der EU hat schon einiges<br />
aufgewirbelt und für viel Unruhe im Markt gesorgt.<br />
Eine Unruhe im positiven Sinne für die<br />
Nachhaltigkeit. Auf Bundesebene ist das Thema<br />
Fördermittel endlich in deutlich umfangreicherem<br />
Maße angelaufen, sodass immer mehr<br />
Menschen beginnen, sich für das nachhaltige<br />
Bauen neu zu interessieren. Einfach weil sie<br />
dafür anfallende Kosten kofinanziert bekommen.<br />
Letztlich merken wir über unsere 2020<br />
gestartete Initiative „Klimapositive Städte<br />
und Gemeinden“, dass sich Kommunen aktiv<br />
der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaufgabe<br />
stellen – auch in allen Bereichen, die mit unserer<br />
gebauten Umwelt zu tun haben. Sie haben<br />
das Potenzial, hier zu einem entscheidenden<br />
Treiber zu werden.<br />
Deutscher<br />
Nachhaltigkeitspreis<br />
Architektur<br />
Der DNP Architektur<br />
prämiert herausragende<br />
und beispielhafte Leistungen<br />
im Bausektor,<br />
die Beiträge zur Transformation<br />
zu nachhaltigem<br />
Leben und Wirtschaften<br />
leisten und<br />
darüber hinaus große<br />
Innovationskraft sowie<br />
eine hohe gestalterische<br />
Qualität aufweisen. Der<br />
Preis wird gemeinsam<br />
mit der Deutschen<br />
Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen – DGNB<br />
e. V. und mit Unterstützung<br />
durch Caparol,<br />
dem Bund Deutscher<br />
Architektinnen und<br />
Architekten, der Bundesarchitektenkammer<br />
und der Bundesstiftung<br />
Baukultur vergeben.<br />
<strong>#DNP14</strong>
Nachhaltigkeit<br />
hat ihren Preis.<br />
Gut so.<br />
Evonik freut sich, Exklusivpartner<br />
des Next Economy Awards zu sein.<br />
Das Leben besser machen – das ist unsere Mission.<br />
Dafür denken wir gemeinsam mit unseren Kunden<br />
und Partnern über die Chemie hinaus. So schaffen<br />
wir zukunftsweisende und nachhaltige Lösungen<br />
für die jetzige und die kommenden Generationen.<br />
Besuchen Sie uns beim 14. Deutschen<br />
Nachhaltigkeitstag vom 2. bis 3.12. im<br />
MARITIM Hotel Düsseldorf.<br />
Leading beyond chemistry to improve life,<br />
today and tomorrow.
17<br />
Forschung und Praxis finden<br />
gemeinsame Lösungen für klimaresilientes<br />
Zusammenleben.<br />
Autorin<br />
Dr.-Ing. Susanne Bieker, Leitung des Querschnittsthemas „Transformations- und Innovationssysteme urbaner Räume“ am<br />
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI<br />
In Städten und Kommunen sowie ihren Verflechtungsräumen<br />
müssen wir zahlreiche<br />
Herausforderungen unserer Zeit bewältigen.<br />
Gravierend sind beispielsweise die Auswirkungen<br />
des Klimawandels: Die Bilder der<br />
Zerstörung nach den Starkregenereignissen<br />
in diesem Sommer sind uns allen noch in Erinnerung<br />
– und die Auswirkungen werden viele<br />
Menschen in ihrem täglichen Leben noch über<br />
Jahre begleiten. Diese Ereignisse machen auf<br />
dramatische Weise deutlich, wie wichtig neben<br />
dem Klimaschutz auch eine Anpassung an den<br />
Klimawandel ist. Dazu gehören eine Anpassung<br />
an zu viel Wasser durch Starkregenereignisse<br />
– aber auch eine Anpassung an zu wenig<br />
Wasser, an lange Phasen der Trockenheit und<br />
Hitze, wie wir sie zuletzt in den Sommern 2018<br />
bis 2020 erlebt haben.<br />
Für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis wurden<br />
in diesem Jahr in der Kategorie Forschung<br />
„Ideen für ein klimaresilientes Zusammenleben“<br />
gesucht. Hinter diesen „Ideen“ steht die<br />
Notwendigkeit, zeitnah Lösungen zur Anpassung<br />
in Städten, Kommunen und Landkreisen<br />
nicht nur zu finden, sondern auch umzusetzen.<br />
Dazu kann Forschung einen aktiven Beitrag<br />
leisten, wie die diesjährigen drei Finalist:innen<br />
Das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“.<br />
zeigen: Interdisziplinäre Forschungsteams aus<br />
unterschiedlichen Disziplinen – von Ingenieursund<br />
Sozialwissenschaften bis hin zu Biologie<br />
und Materialwissenschaften – bringen ihr breites<br />
Know-how in gemeinsamen Projekten mit<br />
Praxispartnern ein.<br />
Spezifische Fragestellungen wie den erfolgreichen<br />
Umgang mit Hitze in Quartieren<br />
adressiert das Team von „HeatResilientCity“.<br />
Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft, der<br />
Kommunalverwaltung und den Bürger:innen<br />
vor Ort entwickelt es Lösungen zur Hitzereduktion<br />
in Wohnungen sowie im Quartier und<br />
setzt diese direkt um.<br />
Das Team des Vorhabens „Grüne Stadt der<br />
Zukunft“ beschäftigt sich mit der Umsetzung<br />
und Wirkung grüner Infrastrukturen, also grünen<br />
(Frei-)Flächen auf und neben Gebäuden,<br />
Bäumen etc. und deren Wirkungen auf Regenrückhalt,<br />
Stadtklima und Aufenthaltsqualität.<br />
Dabei bewegt es sich im Spannungsfeld mit<br />
urbaner Nachverdichtung.<br />
Anpassung an den Klimawandel ist keine<br />
Frage des Ob oder des Wann – Handeln ist<br />
jetzt erforderlich. Kleinen und mittleren Kommunen<br />
fehlen jedoch vielfach die Kapazitäten,<br />
diesen neuen Herausforderungen und Erfordernissen<br />
in ausreichendem Maße zu begegnen.<br />
Hier setzt das Projekt „LoKlim“ an, das<br />
kleinen und mittleren Kommunen ihre dringlichsten<br />
Anpassungserfordernisse zeigt und<br />
standardisierte Prozesse zur Anpassung entwickelt.<br />
Die Herausforderungen sind also vielfältig –<br />
aber ebenso die Lösungen. Um diese zu finden<br />
und umzusetzen, ist ein neues Zusammen aus<br />
Disziplinen in der Forschung, aber auch ein<br />
neues Zusammen von Forschung und Praxis<br />
erforderlich. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis<br />
Forschung 2022 zeigt anschaulich, wie breit die<br />
Palette der Anpassungsbedarfe auf kommunaler<br />
Ebene ist – aber auch, welche Potenziale<br />
hier bereits entwickelt und genutzt werden.<br />
Deutscher<br />
Nachhaltigkeitspreis<br />
Forschung<br />
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis<br />
Forschung<br />
wird zum zehnten Mal<br />
zusammen mit dem<br />
Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung<br />
(BMBF) vergeben. Er<br />
würdigt herausragende,<br />
nachhaltigkeitsbezogene<br />
Forschungsleistungen<br />
in Deutschland.<br />
In diesem Jahr<br />
stehen die Anpassung<br />
an den Klimawandel<br />
und der Umgang mit<br />
Extremwetterereignissen<br />
in Städten und<br />
Regionen im Fokus der<br />
Auszeichnung.<br />
<strong>#DNP14</strong>
18<br />
Forest Whitaker –<br />
ein Oscarpreisträger als<br />
Friedensstifter.<br />
Interview<br />
Forest Whitaker<br />
Forest Whitaker ist einer der renommiertesten Schauspieler, Regisseure und Produzenten<br />
unserer Zeit. Seit Beginn seiner Karriere setzt er sich in weitem Umfang für soziale und<br />
humanitäre Belange ein. 2012 gründet er die Whitaker Peace & Development Initiative<br />
(WPDI), über die er ein globales soziales Netzwerk zur Friedensförderung mit Zentren<br />
im Südsudan, Südafrika, Uganda, den Vereinigten Staaten und Mexiko aufgebaut hat.<br />
2021 erhält er den Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.<br />
Was treibt Sie an, so viel Zeit und Energie in<br />
die humanitäre Arbeit zu investieren?<br />
Mein humanitäres Engagement hat seine<br />
Wurzeln in einer persönlichen Reise, die ich<br />
eher als eine Reifung als ein einzelnes Ereignis<br />
betrachte. Meine derzeitige Arbeit für die<br />
UNESCO und die Whitaker Peace & Development<br />
Initiative (WPDI) begann, als ich mich<br />
mit ehemaligen Kindersoldat:innen im Norden<br />
Ugandas traf – während der Dreharbeiten zu<br />
„The Last King of Scotland“. Dies war für mich<br />
in zweierlei Hinsicht eine prägende Erfahrung:<br />
Als ich mich mit ihnen austauschte und von<br />
ihren Erfahrungen lernte, erschütterten mich<br />
die Ähnlichkeiten, die sie mit so vielen Gleichaltrigen<br />
teilen, die ich während meiner Jugend<br />
in Los Angeles in Bandenkriege verwickelt gesehen<br />
hatte. Das Trauma, das junge Menschen<br />
erleben, deren Kindheit oder Jugend durch<br />
Gewalt geraubt wurde, hat etwas Universelles<br />
an sich.<br />
Was ich bei diesen jungen Menschen aber<br />
auch wahrnahm, war der Hoffnungsschimmer,<br />
der noch in ihren Augen leuchtete. Trotz allem,<br />
was sie durchgemacht hatten, gab es eine
19<br />
Glut, die nach Brennstoff verlangte, um lebendig<br />
zu werden. Sie wollten nicht als Opfer<br />
behandelt werden – sie wollten eine Chance<br />
auf Veränderung erhalten. Darum geht es bei<br />
meiner Organisation WPDI: junge Frauen und<br />
Männer aus gefährdeten Milieus zu „Leadern“<br />
auszubilden, die als Friedensstifter:innen und<br />
Unternehmer:innen in ihren Gemeinden etwas<br />
bewirken können.<br />
Sie hätten sich vielen verschiedenen<br />
Herausforderungen unserer Zeit widmen<br />
können, aber Sie haben sich für junge<br />
Menschen in Konfliktregionen und für das<br />
Streben nach Frieden und Versöhnung entschieden.<br />
Wieso?<br />
Wir schätzen selten das wahre Wesen der<br />
Jugend. Sie wird oft als Problem wahrgenommen.<br />
Das ist etwas, was ich in meiner humanitären<br />
Arbeit oft erlebe, weil ich hauptsächlich<br />
in von Konflikten und Gewalt betroffenen<br />
Kontexten arbeite. Das können Gebiete<br />
wie der Südsudan sein, wo ein Bürgerkrieg<br />
herrscht, oder Mexiko, wo junge Menschen in<br />
von Kartellen kontrollierten Vierteln als „Fußsoldat:innen“<br />
in Drogenkriegen eingesetzt<br />
werden. In diesen Fällen sehen wir, dass junge<br />
Menschen keine andere Wahl haben, als Opfer<br />
und Täter:innen in diesem Konflikt gleichermaßen<br />
zu sein.<br />
Meine wichtigste Antwort darauf ist, dass wir<br />
junge Menschen als Macher:innen betrachten<br />
sollten, als Partner:innen bei der Schaffung<br />
positiver Veränderungen angesichts der<br />
Herausforderungen: seien sie lokal, national<br />
oder sogar global (wenn wir ein Thema wie<br />
den Klimawandel in den Blick nehmen). Der<br />
zentrale Punkt ist, dass wir jungen Menschen<br />
Werkzeuge und Möglichkeiten an die Hand<br />
geben müssen, damit sie ihre eigenen Lösungen<br />
für die Probleme finden können, die für<br />
ihre Gemeinschaft wichtig sind. Dabei kann es<br />
sich um Frieden und Entwicklung handeln wie<br />
bei WPDI, aber auch um viele andere Dinge,<br />
wie die biologische Vielfalt oder den Klimawandel.<br />
In diesem Sinne lautet meine Antwort auf<br />
Ihre Frage, dass wir mit der Jugend arbeiten –<br />
nicht an der Jugend. Die Arbeit mit der Jugend<br />
läuft nicht darauf hinaus, ein Thema auszuwählen<br />
und andere Themen auszuschließen:<br />
Die Arbeit ist eine Strategie, um die Probleme<br />
anzugehen, mit denen unsere Gemeinschaften<br />
konfrontiert sind.<br />
Welche Erfolge Ihrer Arbeit bedeuten Ihnen<br />
am meisten?<br />
In den letzten zehn Jahren gab es viele Fälle,<br />
in denen mich die Jugendlichen überrascht<br />
haben, die wir ausbilden und als junge Führungskräfte<br />
unterstützen. Während des Bürgerkriegs<br />
im Südsudan bewiesen einige von<br />
ihnen unglaublichen Mut, indem sie in Konflikten<br />
vermittelten oder entrechtete Jugendliche<br />
davon abhielten, sich bewaffneten Gruppen<br />
anzuschließen. In einem Fall überzeugten sie<br />
sogar einen Militärführer, dessen Truppen eine<br />
Schule besetzt hatten, diese zu verlassen. Als<br />
Mexiko 2017 von einem schweren Erdbeben<br />
heimgesucht wurde, organisierten sich unsere<br />
Jugendlichen spontan, um den Opfern der<br />
Katastrophe zu helfen und sie zu unterstützen.<br />
Was mich außerdem sehr stolz macht, ist es,<br />
wenn diese Jugendlichen Anerkennung für<br />
ihre Arbeit erhalten. Einige von ihnen haben<br />
nationale und internationale Preise für ihre<br />
Leistungen erhalten und andere wurden sogar<br />
eingeladen, ihre Arbeit bei den Vereinten Nationen<br />
vorzustellen.<br />
Und das jüngste Beispiel ist die Arbeit, die<br />
unsere Jugendleiter:innen im Kampf gegen<br />
COVID-19 geleistet haben. Als sich die Pandemie<br />
in ihren Ländern, vor allem im Südsudan<br />
und in Uganda, ausbreitete, wandten sie sich<br />
an uns. Sie berichteten, dass sich die abgelegenen<br />
Gemeinden der Risiken des Virus<br />
nicht bewusst waren und über keine sanitären<br />
Anlagen verfügten, um die Verbreitung zu verhindern.<br />
Insgesamt wurden mehr als tausend<br />
Youth Peacemakers aktiv, um die Menschen in<br />
ihren Gemeinden in einigen der entlegensten<br />
Gebiete Ugandas, des Südsudans, Südafrikas<br />
und Mexikos über COVID-19 aufzuklären. Sie<br />
führten Dialoge mit Bürger:innen und Führungspersönlichkeiten,<br />
nahmen an zahlreichen<br />
Radio-Talkshows teil, um die Öffentlichkeit<br />
über die Krankheit zu informieren und Fehlinformationen<br />
zu bekämpfen. Sie produzierten<br />
und verteilten außerdem Hunderttausende von<br />
Gesichtsmasken und anderen Hygieneartikeln.<br />
Hinter jedem der von mir genannten Beispiele<br />
stehen erstaunliche Jugendliche, die keine<br />
Mühe scheuen, um das zu tun, was sie als ihre<br />
Verantwortung als Bürger:in betrachten. Letztendlich<br />
haben diese jungen Menschen eine<br />
Botschaft für die Erwachsenen: Wir sollten<br />
ihnen vertrauen und sie dazu beitragen lassen,<br />
dass unsere Gemeinschaften sicherer und<br />
erfolgreicher werden.<br />
„Wir müssen<br />
mit der<br />
Jugend<br />
arbeiten,<br />
nicht an der<br />
Jugend.“
20<br />
Agenda 2030 – Kommunen<br />
in der Verantwortung.<br />
Autoren<br />
Dr. Stefan Wilhelmy, Bereichsleiter und Annette Turmann, Abteilungsleiterin, der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW)<br />
von Engagement Global<br />
Deutscher<br />
Nach hal tig keits preis<br />
Städte und<br />
Gemeinden<br />
Der Preis zeichnet<br />
deutsche Kommunen<br />
aus, die im Rahmen<br />
ihrer wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten eine<br />
umfassende nachhaltige<br />
Stadtentwicklung<br />
betreiben. Der deutsche<br />
Nachhaltigkeitspreis für<br />
Städte und Gemeinden<br />
wird jährlich an eine<br />
Groß-, Mittel- und<br />
Kleinstadt/Gemeinde<br />
vergeben. Die Auszeichnung<br />
ist mit je 20.000<br />
Euro/Sieger zweckgebunden<br />
für Nachhaltigkeitsprojekte<br />
von der<br />
Allianzstiftung dotiert.<br />
<strong>#DNP14</strong><br />
Im „Bonn-Pakt Agenda 2030 kommunal“ bekennen<br />
sich viele deutsche Städte, Landkreise<br />
und Gemeinden zum nachhaltigen Handeln<br />
und den 17 SDGs (Sustainable Development<br />
Goals) der Vereinten Nationen. Der Pakt beinhaltet<br />
sieben kommunale Positionen und<br />
basiert auf dem Konsens: „In der Decade<br />
of Action sind die Anstrengungen auf allen<br />
Ebenen (international, national, regional,<br />
lokal) deutlich zu erhöhen, um die 17 Ziele der<br />
Agenda 2030 zu erreichen. Die Kommunen<br />
spielen dabei eine zentrale Rolle und wollen<br />
gemeinsam eine Vorreiterrolle auf der Zielgeraden<br />
der SDGs einnehmen. Wir müssen jetzt<br />
handeln!“<br />
Die lokale Ebene spielt bei der Erreichung der<br />
Agenda 2030 eine entscheidende Rolle und<br />
zunehmend werden Kommunen von ihren<br />
Bürgerinnen und Bürgern in die Pflicht<br />
genommen, nachhaltig zu handeln. Viele<br />
deutsche Städte, Landkreise und Gemeinden<br />
haben aus diesem Grund Diskussionsprozesse<br />
zur Umsetzung der SDGs auf lokaler Ebene<br />
eingeleitet. Zukunftsweisende Ideen werden<br />
erprobt und weiterentwickelt. Nachhaltigkeit<br />
ist zu einer permanenten Aufgabe im Zusammenwirken<br />
unterschiedlichster Akteure<br />
geworden.<br />
Vor diesem Hintergrund ist der Bonn-Pakt<br />
Agenda 2030 kommunal im Rahmen der 15.<br />
Bundeskonferenz der Kommunalen Entwicklungspolitik<br />
(BuKo) der Servicestelle Kommunen<br />
in der Einen Welt (SKEW) von Engagement<br />
Global in einem partizipativen Prozess<br />
mit Kommunen entstanden. Die Ziele, die<br />
sich Kommunen damit gesetzt haben, „2030<br />
Kommunen bis 2030“ und „90 Prozent der<br />
Menschen in Deutschland sollen bis 2030 in<br />
einer Agenda 2030-Kommune leben“ sind<br />
ambitioniert und motivierend zugleich. Sieben<br />
wichtige Punkte des Paktes werden ganz<br />
im Sinne einer ganzheitlichen kommunalen<br />
Nachhaltigkeitspolitik herausgestellt und enthalten<br />
konkrete Vorschläge, wie ein Beitrag<br />
zur Zielerreichung der SDGs auf lokaler Ebene<br />
gelingen kann.<br />
Insgesamt wollen die Kommunen mit dieser<br />
Vereinbarung das Scheinwerferlicht auf die<br />
wichtige Rolle der lokalen Ebene bei der Umsetzung<br />
der Agenda 2030 richten. Sie wünschen<br />
sich mehr Mitsprache und Mitwirkung<br />
bei Nachhaltigkeitsprozessen und Entscheidungen<br />
auf Landes- wie auch auf der Bundesund<br />
internationalen Ebene. Ebenso werden die<br />
gemeinschaftlichen Anstrengungen von Kommunen<br />
vorangestellt, um passende Kompetenzen<br />
zu vernetzen und das Zusammenwirken<br />
der Ressorts über die Stadtgrenzen hinweg zu<br />
ermöglichen. Weiterhin spielen internationale<br />
Beziehungen und Partnerschaften zwischen<br />
Gemeinden untereinander und anderen Akteuren<br />
eine immer größere Rolle dabei, ihrer<br />
Globalen Verantwortung gerecht zu werden.<br />
Alle Punkte des Paktes im Überblick:<br />
1. Agenda 2030 als Leitlinie kommunaler<br />
Veränderungsprozesse<br />
2. Wirkungen kommunaler Entwicklungspolitik<br />
sichtbar machen<br />
3. Breite Beteiligung, auch kleinerer Kommunen,<br />
an der Umsetzung der Agenda 2030<br />
4. Mobilisierung kommunaler Ressourcen für<br />
kommunale Entwicklungspolitik<br />
5. Stärkung der strukturierten ebenen- und<br />
akteursübergreifende Zusammenarbeit mit<br />
der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und (Hoch-)<br />
Schulen (neue Partnerschaftsmodelle)<br />
6. Perspektiven von Menschen mit Migrationsbiografie<br />
oder Fluchterfahrung systematisch<br />
berücksichtigen<br />
7. Resiliente Kommunen und Klimagerechtigkeit,<br />
fairer Handel und nachhaltige Beschaffung,<br />
gleichwertige Lebensverhältnisse und<br />
lokale Demokratie<br />
Bei der Verwirklichung des Paktes bietet<br />
die SKEW von Engagement Global den<br />
Kommunen ihre Hilfestellung an. Sie ist das<br />
Kompetenzzentrum für kommunale Entwicklungspolitik<br />
und Agenda 2030 kommunal in<br />
Deutschland. Im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung und mit Unterstützung der
21<br />
Bundesländer steht sie den Kommunen seit<br />
2001 als Service- und Beratungseinrichtung<br />
zur Verfügung. Die SKEW berät, fördert und<br />
unterstützt zu verschiedenen Zukunftsthemen.<br />
Bereits um die insgesamt 1.100 Städte,<br />
Landkreise und Gemeinden engagieren sich<br />
entwicklungspolitisch und nachhaltig in den<br />
Programmen der SKEW.<br />
Insbesondere ergibt sich für Projektkommunen,<br />
die SKEW-Angebote wie Global Nachhaltige<br />
Kommune (GNK) und internationale<br />
Nachhaltigkeits- und Klimapartnerschaften<br />
nutzen, aufgrund ihrer vertieften Expertise<br />
und strategischen Herangehensweise eine<br />
gute Chance, für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />
nominiert und ausgezeichnet zu<br />
werden. Denn GNK vermittelt den Kommunen<br />
Kompetenzen und Fertigkeiten, die SDGs<br />
in den Kommunen zu „übersetzen“ und in<br />
den Verwaltungsalltag zu integrieren. Dabei<br />
werden verschiedene Handlungsmöglichkeiten<br />
aufgezeigt, „Silodenken“ überwunden und<br />
Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 2030 als<br />
Gemeinschaftswerk betrachtet. Insbesondere<br />
wird entwicklungspolitisches Engagement<br />
strategisch in Nachhaltigkeitsstrategien fest<br />
verankert und damit Globale Verantwortung<br />
zum Selbstverständnis kommunalen Handelns<br />
gemacht. lm Rahmen einer systematischen<br />
und fundierten Berichterstattung berät die<br />
SKEW bei der Anwendung des „Berichtsrahmen<br />
Nachhaltige Kommune“ des Rates für<br />
Nachhaltige Entwicklung und in der Entwicklung<br />
von Voluntary Local Reviews (VLRs) für<br />
die Vereinten Nationen.<br />
Mit dem 7-Punkte-Plan des Paktes liegt ein<br />
durchdachter Ziel- und Maßnahmenkatalog<br />
vor, damit Kommunen den Herausforderungen<br />
wirksam begegnen und Chancen der Agenda<br />
2030 nutzen können. Er lenkt die Aufmerksamkeit<br />
auf die unterste Regierungsebene<br />
und kann als Grundlagenpapier für die neue<br />
Bundesregierung zur Stärkung der Kommunen<br />
dienen. Mit dem Bonn-Pakt Agenda 2030<br />
kommunal haben die Kommunen ihre möglichen<br />
Beiträge klar benannt und benötigen<br />
dafür angemessene Unterstützung von Bund<br />
und Ländern.<br />
„ In der<br />
Decade of<br />
Action sind<br />
die Anstrengungen<br />
auf<br />
allen Ebenen<br />
deutlich zu<br />
erhöhen.“<br />
Überreichung des Bonn-Paktes Agenda 2030 kommunal von Herrn David Linse, der Stadt Mannheim, an Frau Prof. Dr. Claudia Warning des Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und Herrn Dr. Wilhelmy, SKEW.
Nie zuvor wurden<br />
Innovationen so<br />
schön verpackt.<br />
Die Details machen den Unterschied: Neue Ideen fördern außergewöhnliche<br />
Architektur und integrieren sie ganz natürlich in die Umgebung.<br />
Gleich informieren unter #HausPawliczec auf www.baufritz.de
23<br />
The Taste<br />
of Change.<br />
Autor<br />
METRO Deutschland GmbH<br />
Verbraucher:innen wollen besseres, gesünderes<br />
und nachhaltigeres Essen – nicht nur<br />
zu Hause, sondern auch im Restaurant. Das<br />
sehen auch immer mehr Gastronom:innen als<br />
Auftrag an sich. Das Großhandelsunternehmen<br />
METRO mit Sitz in Düsseldorf versteht<br />
sich in Fragen rund um mehr Nachhaltigkeit<br />
in der Gastronomie nicht nur als Lieferant,<br />
sondern vor allem als Partner:<br />
1. Wer fragt, bekommt Antworten …<br />
… und eine klare Idee davon, wohin die Reise<br />
gehen soll. Bereits 2019 hat METRO ihre<br />
Kund:innen zum Thema Nachhaltigkeit befragt.<br />
Sie wollte wissen, wie oft ihnen das<br />
Thema in ihrem Alltag begegnet, was ihre<br />
Kund:innen erwarten, was sie schon umsetzen<br />
und wo sie auf Herausforderungen treffen, um<br />
sie bestmöglich unterstützen zu können.<br />
2. Nicht überraschend …<br />
… ist, was die Gastronomiekund:innen – und<br />
ihre Gäst:innen in den Restaurants vor Ort –<br />
sich wünschen. Corona und die individuellen<br />
Erfahrungen, die jeder während der Pandemie<br />
gemacht hat, haben diese Erwartungen noch<br />
deutlich verstärkt. Zusammengefasst hat das<br />
Interesse an regionalen, fleischfreien und<br />
Bio-Produkten deutlich zugenommen. Diese<br />
Wünsche setzt METRO bei der Sortimentsgestaltung<br />
um.<br />
3. Regionale Produkte und Partner stärken …<br />
… steht bei METRO zunehmend im Fokus. So<br />
entsteht ein besonderes Sortiment, mit dem<br />
sich METRO Kund:innen am Markt differenzieren<br />
können. Und Partner in der Region<br />
werden gestärkt.<br />
4. Von Bio-Apfelessig bis Bio-Zander …<br />
… reicht das Bio-Angebot unter METRO<br />
Eigenmarke, das seit 2018 für die professionellen<br />
Kunden:innen stetig erweitert wird.<br />
Stand heute sind knapp 200 dieser Produkte<br />
im Angebot. Insgesamt umfasst das Bio-<br />
Sortiment in den METRO Großmärkten mehr<br />
als 1.000 Produkte, mit denen sich die Speisekarten<br />
optimal ausrichten lassen.<br />
5. Auch ein Brauhaus-Gericht kann „fleischfrei“<br />
angeboten werden …<br />
… mit den richtigen Produkten und Ideen, wie<br />
man das Menü passend gestaltet. Dazu wurden<br />
spezielle Kataloge und Beratungsangebote<br />
entwickelt – vom vegetarischen Schnitzelteller<br />
bis zum veganen Chili. 2018 war METRO<br />
der erste Anbieter, der den Beyond Burger im<br />
Sortiment listete. Heute sind 10 pflanzenbasierte<br />
Fleischalternativen unter der Eigenmarke<br />
METRO Chef Veggie erhältlich.<br />
Darüber hinaus bietet METRO ihren Kund:<br />
innen mit „My Sustainable Restaurant“ ein<br />
Toolkit, das hilft, den eigenen Betrieb von der<br />
Karte bis zur Müllentsorgung nachhaltig aufzustellen.<br />
Wichtig ist vor allem eines: „Weiter<br />
wie bisher“ wird auf Dauer niemandem mehr<br />
schmecken, deswegen ist Innovation gefragt –<br />
an der Seite der Gastronomie, für den „Taste<br />
of Change“.<br />
Mehr Infos zu „My<br />
Sustainable Restaurant“
24<br />
Ein starkes Netzwerk –<br />
Wir danken unseren Partnern<br />
und Förderern.<br />
Partnerinstitutionen<br />
METRO • Danone • BASF • ebm-papst Mulfingen • Nespresso • ams OSRAM Gruppe • L’Oréal • Imti Enterprises •<br />
Demeter-Felderzeugnisse • Stadtsparkasse Düsseldorf • ADITUS • Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek • High-Tech<br />
Gründerfonds • Riverside Entertainment • CCS digital_fabric • brandmission • OBJECT CARPET • Adexpo | design<br />
furniture rental • setcon Event & Expodesign • Deutsche Bahn • First Climate • Feinkost Käfer • Bean United • Ihr Bäcker<br />
Schüren • Obstkelterei van Nahmen • Brauerei Clemens Härle • Alois Lageder • Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien •<br />
Ben & Jerry´s • Vita-Mix Corporation • COMENT • LANIUS • Stefan Lohmann • Ecofray • EY-Parthenon • Kearney •<br />
Deutsches Institut für Urbanistik • Ashoka Deutschland • Centre for Sustainability Management • Deutsche Institut für<br />
Entwicklungspolitik • Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI • econcept • Der Grüne Knopf •<br />
SOS-Kinderdörfer weltweit • Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen • Nordlicht Management Consultants •<br />
Deutscher Städtetag • Deutscher Städte und Gemeindebund • Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />
Management (B.A.U.M.) • Zentralverband des Deutschen Handwerks • NABU – Naturschutzbund Deutschland •<br />
Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA • Bundesstiftung Baukultur • Bundesarchitektenkammer •<br />
Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt • Bundesverband Deutsche Startups • Nachhaltigkeitsinitiative Chemie ³ •<br />
Bundesverband für Umweltberatung • Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner • Bundesvereinigung
25<br />
Medienpartner<br />
der Deutschen Ernährungsindustrie • Bundesverband Spedition und Logistik • Bundesverband Druck und Medien •<br />
Handelsverband Deutschland • Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel • VDL - Berufsverband Agrar,<br />
Ernährung, Umwelt • Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting • Verband für Nachhaltigkeitsund<br />
Umweltmanagement • Greentable • Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung • Bundesverband<br />
Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren • ZDF • ntv • STERN • DVV Media Group • W&V •<br />
LUXIDERS Magazin • forum Nachhaltig Wirtschaften • enorm Magazin • UmweltDialog • ECOreporter.de • PAGE •<br />
Lebensmittel Zeitung • greenLIFESTYLE Magazin • greenup • oekom verlag • Ökologisches Wirtschaften • Slow Food •<br />
GoodImpact.de • Utopia.de • Verantwortung – Das Magazin für Nachhaltigkeits- und CSR-Manager • Architonic •<br />
H.O.M.E. • md INTERIOR DESIGN ARCHITECTURE + md x Office • bild der wissenschaft • natur • UmweltMagazin •<br />
UmweltBriefe • MONDBERGE-Magazin • Deutsches Architektenblatt • db deutsche bauzeitung • arcade •<br />
möbelfertigung • wa Wettbewerbe Aktuell • NXT A • Grafikmagazin • Stylepark • TextilWirtschaft • The SPIN OFF •<br />
packREPORT • packreport.de • ENTSORGA-Magazin • wwt Wasserwirtschaft Wassertechnik • social-startups.de •<br />
Good Events • GoodJobs • JOBVERDE.de • LifeVERDE.de • Podcast GRÜNES MIKRO • BOERSE-N.de • first class •<br />
TM TextilMitteilungen • J’N’C • Grüne-Startups.de • Kleine Kniffe • KAFFEE & Co. • 24 Stunden Gastlichkeit
Verpackungsmüll – ein<br />
Indikator für Nachhaltigkeit?<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Michael Herrenbauer, Studiendekan Verpackungstechnik, Hochschule der Medien Stuttgart<br />
Deutscher<br />
Nachhaltigkeitspreis<br />
Sonderpreis<br />
Verpackung<br />
Der Sonderpreis<br />
Verpackung prämiert<br />
zum dritten Mal in<br />
Kooperation mit der<br />
REWE Group vorbildliche<br />
Ideen für die Verpackungen<br />
von morgen,<br />
die Müll vermeiden,<br />
bezahlbar sind und<br />
den Anforderungen von<br />
Transportsicherheit,<br />
Hygiene, Information<br />
und Bequemlichkeit<br />
entsprechen.<br />
<strong>#DNP14</strong><br />
Wieder ist die durch das Umweltbundesamt<br />
ermittelte Menge an Verpackungsabfall pro<br />
Kopf und Jahr in der BRD gestiegen. Laut<br />
letzter Erhebung lag dieser 2018 bei 227,5<br />
kg pro Kopf. Und dies obwohl das Umweltbewusstsein<br />
bei den Konsument:innen in den<br />
letzten Jahren zugenommen hat.<br />
Auf Verpackungen kann nicht vollständig<br />
verzichtet werden. Diese haben viele wichtige<br />
Funktionen und sorgen zum Beispiel dafür,<br />
dass Produkte länger haltbar sind und unbeschädigt<br />
von Produzenten zu Konsument:innen<br />
gelangen. In der Regel werden zur Herstellung<br />
von Gütern vielfach mehr Ressourcen<br />
und Energie benötigt als zur Produktion der<br />
Verpackung. Hier kann ein Verzicht auf Verpackungen<br />
am Ende sogar von Nachteil für<br />
die Umwelt sein.<br />
Trotzdem müssen Industrie, Forschungseinrichtungen<br />
und Hochschulen für diese notwendigen<br />
Verpackungen innovative und<br />
nachhaltige Lösungen entwickeln und vermarkten.<br />
Die Recyclingfähigkeit und die<br />
Verwendung von Recyclingmaterialien insbesondere<br />
bei Kunststoffverpackungen muss<br />
deutlich erhöht werden, um den Rohstoffbedarf<br />
zu reduzieren. Dies darf aber nicht<br />
zu einem erhöhten Trennaufwand für die<br />
Konsument:innen führen, wie das z. B. bei den<br />
Joghurtbechern mit der Papierbanderole der<br />
Fall ist. Wird die Banderole nicht vom Becher<br />
getrennt, kann dieser nicht recycelt werden.<br />
Kunststoffe einfach durch Papier zu ersetzen,<br />
wie es in letzter Zeit häufig gemacht wird,<br />
kann dabei nicht die Lösung sein, da dadurch<br />
die Ökobilanz oftmals nicht verbessert wird.<br />
Hier werden neue, nachhaltigere Verpackungsmaterialien<br />
benötigt. Diese müssten<br />
idealerweise in hohem Maße recyclingfähig<br />
sein und auf regional verfügbaren nachwachsenden<br />
Rohstoffen basieren, sodass der<br />
Rohstoff- und Energiebedarf sowohl für die<br />
Verpackung selbst als auch für den Gesamtprozess<br />
inkl. Logistik sinkt.<br />
Jede:r Einzelne kann durch ihr/sein Konsumverhalten<br />
zu einer Reduktion des Verpackungsaufkommens<br />
beitragen. Unnötige oder<br />
übergroße Verpackungen müssen vermieden<br />
werden. Wo es möglich ist, wie z. B. bei Essen<br />
und Trinken „to go“, müssen vermehrt Mehrwegbehältnisse<br />
zum Einsatz kommen. Insgesamt<br />
sollte auf regionale Mehrweglösungen<br />
geachtet werden.<br />
Am Ende kann durch den Verzicht auf nicht<br />
erneuerbare Rohstoffe und deutliche Verbesserung<br />
der Gesamtökobilanz des Konsums<br />
inklusive der Transportwege mehr erreicht<br />
werden als durch die alleinige, aber dennoch<br />
wichtige Reduktion des Verpackungsmüllaufkommens.<br />
Es gibt für alle Akteur:innen viel zu<br />
tun, um einen wirklich nachhaltigen Konsum<br />
zu ermöglichen.
27<br />
Nachhaltigkeit<br />
vorausdenken.<br />
Autorin<br />
Bettina Klump-Bickert, Leitung Nachhaltigkeitsmanagement DAW SE<br />
Als mittelständisches Familienunternehmen<br />
zählt die DAW SE seit Jahren zu den Vorreitern<br />
für Nachhaltigkeit in der Branche. Das<br />
Unternehmen, zu dem die Marken Alpina und<br />
Caparol gehören, wurde seit Einführung des<br />
systematischen Nachhaltigkeitsmanagements<br />
(2010) vielfach für sein nachhaltiges Engagement<br />
ausgezeichnet, u. a. 2018 mit dem<br />
Deutschen Nachhaltigkeitspreis „Mittelständische<br />
Unternehmen“ (TOP 3). Mit dem Engagement<br />
im Bereich Nachhaltigkeit verfolgt<br />
die DAW die Zielsetzung, einen Mehrwert für<br />
Kund:innen, Mitarbeiter:innen und Gesellschaft<br />
zu schaffen.<br />
Nachhaltige Selbstverpflichtungen als Basis<br />
Als Unterzeichner des Global Compact unterstützt<br />
die DAW die Agenda 2030 der Vereinten<br />
Nationen mit ihren 17 Zielen für nachhaltige<br />
Entwicklung (Sustainable Development<br />
Goals / SDGs). An diesen Zielen und im Einklang<br />
mit dem Geschäftsmodell wurde 2020<br />
die Nachhaltigkeitsstrategie neu ausgerichtet<br />
und mit einer Sustainability Roadmap verknüpft.<br />
Sieben SDGs, verbunden mit nachhaltigkeitsrelevanten<br />
Zielen und Maßnahmen,<br />
sind primär relevant für die DAW: Sie umfassen<br />
die gesamte Wertschöpfungskette – vom<br />
verantwortungsvollen Einkauf über die sichere<br />
und ressourcenschonende Produktion bis hin<br />
zu nachhaltigen Produktlösungen für unsere<br />
Kunden. So leistet u. a. unsere Marke Caparol<br />
mit dem „CapaGeo“-Produktsortiment einen<br />
wichtigen Beitrag zu SDG 12 „Nachhaltiger<br />
Konsum“, um Farben, Lacke und Lasuren mit<br />
dem Schutz der Umwelt in Einklang zu bringen.<br />
Auch haben unsere hocheffizienten Produkte<br />
einen positiven Effekt auf Gesundheit<br />
und Wohlergehen und tragen zur Ressourcenund<br />
Klimaschonung sowie zur Schaffung von<br />
nachhaltigen Lebensräumen in Städten und<br />
Gemeinden bei.<br />
Der Wandel: Nachhaltigkeit per Gesetz als<br />
Herausforderung für KMUs<br />
Basierend auf dem freiwilligen nachhaltigen<br />
Engagement werden die neuen gesetzlichen<br />
Anforderungen und ambitionierten Nachhaltigkeitsziele<br />
von EU- und Nationalstaaten-Ebene<br />
aktiv angegangen. So wurden im<br />
Rahmen des Green Deals mit der Corporate<br />
Responsibility Reporting Directive (CSRD) und<br />
der Taxonomie neue Bausteine geschaffen, deren<br />
Umsetzung für mittelständische Unternehmen<br />
nicht nur Herausforderung sind, sondern<br />
auch Chancen für ein Plus an Nachhaltigkeit<br />
beinhalten. In diesem Sinne sehen die DAW<br />
und ihre Marken den nachhaltigen Wandel als<br />
Weiterentwicklung und Festigung der Position<br />
als Vordenker für nachhaltige Lösungen an.<br />
„ So leistet<br />
u. a. unsere<br />
Marke Caparol<br />
einen<br />
wichtigen<br />
Beitrag zu<br />
SDG 12<br />
‚Nachhaltiger<br />
Konsum‘“<br />
Nachhaltigkeit im eigenen Haus: Die DAW-Zentrale wurde sowohl mit dem DGNB-Zertifikat für nachhaltige Gebäude als auch für seine gestalterische und<br />
baukulturelle Qualität ausgezeichnet (links). Die hocheffizienten Produkte der DAW-Marken haben einen positiven Effekt auf Gesundheit und Wohlergehen (rechts).
28<br />
„Nachhaltigkeit:<br />
Zeit für Veränderung!“<br />
Autor<br />
Dr. Olaf Deutschbein, Leiter Kommunikation, Bundesentwicklungsministerium<br />
Der Textil- und Bekleidungshandel hat im vergangenen<br />
Jahr 61 Milliarden Euro umgesetzt,<br />
ein gewaltiger Zukunftsmarkt. Nachhaltigkeit<br />
als Megatrend unserer Zeit wird dabei immer<br />
wichtiger.<br />
logische Grundstandards auch in ihren weltweiten<br />
Lieferketten einhalten, wie das Verbot von<br />
Kinderarbeit. Aber wie steht es eigentlich um<br />
unsere Verantwortung als Verbraucherin und<br />
Verbraucher?<br />
Deutscher<br />
Nachhaltigkeitspreis<br />
Globale<br />
Unternehmenspartnerschaften<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
dem Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ)<br />
werden Unternehmen<br />
der Textilbranche<br />
ausgezeichnet, die sich<br />
in Partnerschaften<br />
mit Unternehmen im<br />
Globalen Süden für die<br />
Umsetzung der Agenda<br />
2030 einsetzen und die<br />
ihren Sorgfaltspflichten<br />
entlang ihrer Lieferketten<br />
in besonders<br />
vorbildlicher Weise<br />
nachkommen.<br />
<strong>#DNP14</strong><br />
Es gibt kaum ein neues Produkt, das nicht als<br />
nachhaltig angepriesen wird. Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher erwarten immer stärker,<br />
dass auch der innere Wert der Waren stimmt.<br />
Drei Viertel von ihnen ist etwa nachhaltige<br />
Mode wichtig. Wer Nachhaltigkeit künftig<br />
nicht beherzigt, wird auf Dauer am Markt nicht<br />
bestehen.<br />
Globale Lieferketten – schwierige Arbeitsstandards<br />
Viele sind aber nach wie vor unsicher, was<br />
wirklich nachhaltig ist. Unter welchen Bedingungen<br />
etwa eine Jeans hergestellt wurde,<br />
bevor sie bei uns für 15, 50 oder 100 Euro im<br />
Geschäft liegt, sieht man ihr nicht an: Meist<br />
wurde sie Tausende Kilometer quer über den<br />
Globus verschifft und ist durch viele Hände<br />
gegangen. Genäht wurde sie häufig in<br />
Äthiopien oder Bangladesch für etwa sieben<br />
Dollar. Die Näherinnen schuften oft in stickigen<br />
Hallen: 14 Stunden am Tag, sechs Tage die<br />
Woche, für einen Stundenlohn von wenigen<br />
Cents. Und schwangeren Frauen droht mitunter<br />
die Kündigung.<br />
Immer schneller, immer billiger – darunter<br />
leidet auch die Umwelt. 20 bis 35 Prozent des<br />
Mikroplastiks in den Weltmeeren geht auf das<br />
Konto der Textilindustrie. Wie soll ein Kunde<br />
überprüfen, ob seine Jeans aus einer Färberei<br />
mit oder ohne Kläranlage kommt und in einem<br />
Entwicklungsland die Flüsse vergiftet?<br />
Lieferkettengesetz legt Mindeststandards<br />
fest<br />
Die Verantwortung, etwas an der Herstellung<br />
zu verändern, liegt vor allem bei den Unternehmen.<br />
Fest steht: Ab 2023 tritt das Gesetz<br />
für nachhaltige Lieferketten in Kraft. Größere<br />
Unternehmen müssen dann soziale und öko-<br />
Staatliches Textilsiegel schafft Vertrauen<br />
Beim Einkauf mangelt es nicht an gutem Willen<br />
und an Siegeln, dafür an klarer Orientierung.<br />
Kinderarbeit, giftige Chemikalien, Mindestlöhne?<br />
Was wird kontrolliert und was nicht?<br />
Um mehr Klarheit und Vertrauen zu schaffen,<br />
führte das Bundesentwicklungsministerium<br />
2019 den Grünen Knopf als erstes staatliches<br />
Textilsiegel ein. Das Siegel macht transparent,<br />
wer Mensch und Umwelt wirklich schützt.<br />
„Wir sind stolz darauf, dass wir seit dem Start<br />
dabei sind und rund 90 Prozent unserer aktuellen<br />
Bekleidung den Grünen Knopf erhalten“,<br />
sagt Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des<br />
Outdoor-Spezialisten Vaude. „Er hilft, das Bewusstsein<br />
für einen nachhaltigen Textilkonsum<br />
weiter zu schärfen.“<br />
Der Grüne Knopf definiert best practice in der<br />
Branche und geht so über die Mindeststandards<br />
des Lieferkettengesetzes hinaus. Die<br />
Kriterien legt der Staat fest. 93 Prozent der<br />
Der Grüne Knopf ist oft direkt am Produkt zu finden.
29<br />
80 Unternehmen machen mit beim Grünen Knopf.<br />
Barbara Meier, Model und Textilbotschafterin des Entwicklungsminsteriums.<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher befürworten<br />
das!<br />
„Der Grüne Knopf ist ein verlässliches Zeichen<br />
für nachhaltig produzierte Textilien, das einer<br />
staatlich überwachten Kontrolle unterliegt.<br />
Das war lange überfällig, denn der Verbraucher<br />
muss den Versprechen der Siegel vertrauen<br />
können“, sagt Dr. Raoul Kirmes von der<br />
Deutschen Akkreditierungsstelle.<br />
Nachhaltigkeit als Wirtschaftsfaktor<br />
Seit dem Start wurden 80 Unternehmen<br />
zertifiziert, 100 weitere haben das Siegel<br />
beantragt. Der Grüne Knopf ist auf Mode, Outdoor-Bekleidung,<br />
Heimtextilien und Berufsbekleidung<br />
zu finden.<br />
Die Deutsche Bahn hat die neuen Outfits für<br />
43.000 Mitarbeitende zertifiziert. Auch viele<br />
Fankollektionen von Bundesliga-Vereinen sind<br />
ausgezeichnet. Internationale Hotelketten stellen<br />
ihre Bettwäsche um. Caritas und Diakonie<br />
wollen alle 56.000 Einrichtungen wie Krankenhäuser<br />
und Altenheime mit ihren 2,2 Millionen<br />
Betten auf Grüner-Knopf-Textilien umstellen.<br />
„Das sind tolle Zeichen der Verantwortung“,<br />
freut sich Gerd Müller, geschäftsführender Entwicklungsminister.<br />
Das Interesse zeigt sich auch an der Ladentheke:<br />
Bislang wurden 150 Millionen Textilien mit<br />
dem Grünen Knopf verkauft. Im vergangenen<br />
Halbjahr so viele wie noch nie – trotz Corona.<br />
Was ist das Besondere am Siegel?<br />
Jedes Kleidungsstück muss 46 hohe Sozialund<br />
Umweltstandards erfüllen, von A wie<br />
Abwassergrenzwerte bis Z wie Zwangsarbeitsverbot.<br />
Das Besondere: Nicht nur einzelne<br />
Produktlinien (T-Shirt, Jeans, Handtuch)<br />
werden geprüft. Der Grüne Knopf schaut auch<br />
auf die Prozesse im gesamten Unternehmen –<br />
kennt es die Risiken in seinen Lieferketten?<br />
Gibt es Beschwerdemöglichkeiten für die<br />
Näherin?<br />
Diese Fragen stellt auch das Lieferkettengesetz.<br />
Unternehmen, die Produkte mit dem<br />
Grünen Knopf führen, wissen also, was vom<br />
Gesetzgeber auf sie zukommt.<br />
Die Kombination aus Anforderungen an das<br />
Produkt und das Unternehmen beim Grünen<br />
Knopf ist weltweit einmalig.<br />
Der Grüne Knopf 2.0<br />
Ab nächstem Jahr wird der Grüne Knopf noch<br />
„grüner“ und anspruchsvoller. Die Kriterien<br />
bleiben dennoch umsetzbar. Neu ist beispielsweise,<br />
dass bestimmte Chemie- und Pflanzenfasern<br />
wegen ihrer umweltschädlichen<br />
Wirkungen nicht mehr zugelassen sind. Auch<br />
Schritte hin zu existenzsichernden Löhnen<br />
sind neu.<br />
Viele Vorreiter gehen mit dem Grünen Knopf<br />
bewusst weiter voran. Denn Menschenrechtsstandards<br />
und Erfolg – das passt zusammen.<br />
„Wir sollten<br />
nie unterschätzen,<br />
welche Macht<br />
wir als<br />
Konsumenten<br />
haben.<br />
Am Ende<br />
richtet sich<br />
eine ganze<br />
Branche auch<br />
nach unseren<br />
Wünschen<br />
und Bedürfnissen.“<br />
Barbara Meier
„Nachhaltiges Wirtschaften ist<br />
für uns als Familie Käfer und für unsere Führungskräfte und Mitarbeitenden<br />
eine absolute Notwendigkeit. Wir sehen in der Nachhaltigkeit eine unverzichtbare<br />
Investition in die Zukunft. Auch mit Blick auf die nachfolgenden Generationen<br />
übernehmen wir die Verantwortung, ressourcenschonend, ökonomisch, sozial und<br />
mit gesellschaftlichem Engagement zu handeln.<br />
Wir haben daher eine unternehmensweite Nachhaltigkeitsinitiative gestartet, die uns<br />
mit klar definierten Maßnahmen zu unseren ambitionierten Zielen bringen wird.<br />
Um diese Versprechen im ganzen Unternehmen zu realisieren, setzen sich viele<br />
engagierte Käfermitarbeitende als Nachhaltigkeitsinfluencer ein.<br />
Jede und jeder von uns soll diese Werte verinnerlichen und mit Leidenschaft leben.<br />
Als mittelständisches Familienunternehmen haben wir den großen Systemvorteil,<br />
dass wir schnell, gezielt und unabhängig agieren können.<br />
Verantwortungsbewusstes Handeln ist kein Trend,<br />
sondern die Grundlage für das Wohlergehen unserer Kinder.“<br />
Michael und Clarissa Käfer<br />
KÄFER GASTRONOMIEBETRIEBE • KÄFER PARTY SERVICE • KÄFER LEBENSMITTELEINZELHANDEL<br />
FEINKOST-KAEFER.DE<br />
Käfer AG • Heimstettener Straße 1 • 85599 Parsdorf bei München
31<br />
Von gutem Kaffee und<br />
neuen Lösungen.<br />
Interview<br />
Tim Decken, Sustainability Manager Nespresso Deutschland<br />
Herr Decken, Nespresso engagiert sich<br />
schon seit 2016 als Partner des Deutschen<br />
Nachhaltigkeitspreises. Was ist die Motivation<br />
dahinter?<br />
Ganz einfach, wir haben das gemeinsame Ziel:<br />
mehr Nachhaltigkeit. Nespresso hat sich hier<br />
schon vor Jahrzehnten auf die Reise gemacht.<br />
Eine nachhaltige Lieferkette und Klimaschutz<br />
stehen dabei im Fokus. Wir sind überzeugt,<br />
dass der Kampf gegen den Klimawandel eine<br />
Gemeinschaftsaufgabe ist. Dazu wollen auch<br />
wir unseren Teil beitragen. Der konstruktive<br />
Austausch mit Interessierten und anderen<br />
Unternehmen, die ebenfalls „unterwegs“ sind,<br />
ist dafür sehr wichtig.<br />
Abseits davon lieben wir guten Kaffee und<br />
wollen unseren Kunden auch in Zukunft Kaffee<br />
in Premiumqualität bieten – mit dem Anspruch,<br />
etwas Gutes für Mensch und Umwelt<br />
zu tun. Die Auswirkungen des Klimawandels<br />
werden auch in den Anbaugebieten immer<br />
spürbarer. Deshalb ist es für uns als Unternehmen<br />
so wichtig, verantwortungsvoll zu<br />
handeln und auf eine nachhaltige Kaffeeproduktion<br />
hinzuarbeiten.<br />
Häufiger Kritikpunkt sind die Kapseln selbst.<br />
Warum setzt Nespresso nach wie vor auf<br />
Aluminium?<br />
Das hat mehrere Gründe. Kapseln aus Aluminium<br />
sind hervorragend geeignet, um unsere<br />
Premiumkaffees vor Licht, Luft und Feuchtigkeit<br />
zu schützen – die Kapsel ist ein „Aroma-<br />
tresor“. Außerdem lässt sich Aluminium<br />
hervorragend und immer wieder recyceln.<br />
Durch das Duale System ist die Infrastruktur in<br />
Deutschland sehr gut ausgebaut. Und: Mit Einführung<br />
unserer neuen Kapselgeneration mit<br />
mindestens 80 Prozent recyceltem Aluminium<br />
haben wir gerade einen riesigen Schritt in<br />
Richtung Kreislaufwirtschaft gemacht.<br />
Was hat Sie dazu bewogen, dieses Jahr aktiv<br />
an unserem ‚Transformathon‘ teilzunehmen?<br />
Sie und Ihr Kollege Dr. Marco Lescher,<br />
Supply Chain Manager, standen den Teilnehmer:innen<br />
ja als Experten zur Seite.<br />
Wir sind grundsätzlich offen für den Dialog<br />
und nutzen jede Gelegenheit, Menschen mit<br />
einem frischen Blick einzubeziehen. Der ‚Transformathon‘<br />
setzt genau da an. Es war wirklich<br />
toll zu sehen, wie sich die Teilnehmer:innen<br />
mit verschiedensten Hintergründen und ohne<br />
größeres Vorwissen zu Nespresso auf die<br />
Aufgabe gestürzt und spannende Ansätze<br />
entwickelt haben, die wir mit ihnen diskutieren<br />
und weiterentwickeln konnten.<br />
Natürlich gibt es, wie bei allem, was technisch<br />
umgesetzt werden soll, einige Fallstricke und<br />
Unwägbarkeiten. Es gilt dann in einem zweiten<br />
Schritt, gute Ideen auf Machbarkeit hin zu<br />
überprüfen und dort weiterzubohren, wo sich<br />
Herausforderungen zeigen. Wir entwickeln<br />
uns konsequent weiter und setzen uns immer<br />
wieder neue ehrgeizige Ziele, damit unsere<br />
Kund:innen auch in Zukunft die perfekte Tasse<br />
Kaffee trinken können.<br />
Tim Decken ist als Sustainability<br />
Manager bei<br />
Nespresso Deutschland<br />
zuständig für sämtliche<br />
Nachhaltigkeitsinitiativen<br />
auf dem deutschen<br />
Markt und immer im<br />
Austausch mit den<br />
Schweizer Kolleg:innen<br />
zu Lebenszyklusanalyse,<br />
Kreislaufwirtschaft und<br />
mehr.
Transformathon: mit Faktor 10<br />
die Transformation vorantreiben.<br />
Autoren<br />
Benjamin Brester, Impact Hub Ruhr und Dr. Matthias Kannegießer, sustainable natives<br />
Initiiert vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />
und unterstützt von Unternehmenspartnern,<br />
dem Impact Hub Ruhr sowie den sustainable<br />
natives hat Ende September der erste Transformathon<br />
stattgefunden. Der Transformathon<br />
ist ein neues Online-Hackathon-Format, in dem<br />
sich rund 130 Teilnehmende aus der DACH-<br />
Region in einem Ideensprint konkreten Nachhaltigkeitsfragen<br />
von Unternehmen gestellt<br />
und in 24 Stunden Lösungsideen entwickelt<br />
haben. Ein Hackathon ist dafür ein vielversprechendes<br />
Format, denn hier werden Lösungen<br />
in diversen Teams kollaborativ entwickelt und<br />
unternehmerisch nachhaltig gedacht.<br />
Nachhaltigkeit hat sowohl in der Gesellschaft<br />
als auch in der Wirtschaft im letzten Jahrzehnt<br />
stark an Bedeutung gewonnen. Es ist ein<br />
gesellschaftlicher Wertewandel hin zu einer<br />
stärkeren Sensibilisierung für Themen wie<br />
die Klimakrise, globale soziale Gerechtigkeit<br />
und neue Umweltstandards zu beobachten.<br />
Klimaschädliche Praktiken werden nicht mehr<br />
einfach hingenommen oder akzeptiert. Die<br />
Sustainable Development Goals (SDG) der<br />
Vereinten Nationen sind allgemein bekannter<br />
und akzeptierter Rahmen für die Entwicklung<br />
unserer Welt. In der Anwendung und Umsetzung<br />
hinken wir aber oft hinterher. Wie<br />
kehren wir die Klimakrise um? Wie wird unsere<br />
Wirtschaft nachhaltig? Wie schließen wir<br />
Ressourcenkreisläufe praktisch? Wie gestalten<br />
wir Lieferketten fair und transparent? Wie<br />
regenerieren wir Arten und Natur für mehr<br />
Biodiversität? Wie gestalten wir eine inklusive<br />
Gesellschaft mit all ihren Facetten?<br />
Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen<br />
hat der Deutsche Nachhaltigkeitspreis fünf<br />
Transformationsfelder aus den SDGs abgeleitet<br />
und fokussiert: Klima, Ressourcen, Biodiversität,<br />
Lieferkette und Gesellschaft. Diese Felder<br />
braucht es, um die großen Herausforderungen<br />
unserer Zeit zu lösen und eine Transformation<br />
des Status quo hin zu echter Innovation und<br />
Nachhaltigkeit zu schaffen.<br />
Gemeinsam mit dem Innovationsteam des Impact<br />
Hub Ruhr und Transformationsexpert:innen<br />
der Genossenschaft sustainable natives<br />
schafft der Deutsche Nachhaltigkeitspreis mit<br />
dem Transformathon ein neues Format zur<br />
Die acht Challenges und ihre Ko-Hosts.
33<br />
Impressionen des Transformathons 2021.<br />
Ideenentwicklung, wie umsetzbare Lösungen<br />
für diese Herausforderungen aussehen können.<br />
Das gemeinsame Team des Transformathons<br />
eint dabei die Überzeugung, dass Lösungen<br />
in diversen Teams kollaborativ entwickelt und<br />
unternehmerisch nachhaltig gedacht werden<br />
müssen. Dabei hilft es nicht, den Status quo<br />
über Effizienzsteigerungen ein bisschen besser<br />
oder weniger schlecht zu machen. Für eine<br />
Welt mit bald 10 Milliarden Menschen, deren<br />
Bedürfnisse nach Ernährung, Mobilität oder<br />
Wohnen – um nur einige zu nennen – erfüllt<br />
werden sollen bei gleichzeitig drastisch reduziertem<br />
ökologischem Fußabdruck, brauchen<br />
wir neue und radikale Lösungen, die einer<br />
„Faktor-10-Logik“ folgen: Wie erhöhen wir den<br />
Anteil nachhaltiger Landwirtschaft um Faktor<br />
10? Wie reduzieren wir die Menge an nichtrecyceltem<br />
Plastik auf null? Wie schaffen wir<br />
es, mit jedem Gebäude mehr Energie zu erzeugen<br />
statt zu verbrauchen?<br />
Um radikale Faktor-10-Ideen zu finden, braucht<br />
es greifbare Problemstellungen, ein besonderes<br />
Format und ein sehr diverses Teilnehmendenfeld.<br />
Der Impact Hub Ruhr hat sehr gute<br />
Erfahrungen mit Hackathons gemacht – einem<br />
Ideensprint, in dem in rund 24 Stunden bunt<br />
gemischte Teams unter methodischer Anleitung<br />
an konkreten Fragestellungen arbeiten,<br />
um ungewöhnliche Lösungsansätze („Hacks“)<br />
zu entwickeln. Das Format wurde gemeinsam<br />
mit dem DNP auf den Namen „Transformathon“<br />
getauft. 8 Partnerunternehmen haben<br />
für die 5 Felder des DNP konkrete Fragestellungen<br />
in den Transformathon in sogenannte<br />
„Challenges“ eingebracht, die als Herausforderungen<br />
durch die Teilnehmenden bearbeitet<br />
werden konnten. Die Unternehmen fungieren<br />
dabei als „Ko-Host“ (gewissermaßen als Pat:in)<br />
und sind daran interessiert, erfolgversprechende<br />
Lösungsansätze gemeinsam mit dem<br />
jeweiligen Team zu finden und in eine Umsetzung<br />
zu bringen.<br />
Der Transformathon ging als Online-Format<br />
Ende September mit rund 130 Teilnehmenden,<br />
Coaches, Expert:innen und Ko-Hosts live.<br />
Auf einer eigens über den Impact Hub Ruhr<br />
eingerichteten Plattform entstand ein digitaler<br />
Workshop-Space mit Lobby, Hauptbühne,<br />
Teamräumen und digitalen Whiteboards.<br />
Zunächst haben die Unternehmenspartner als<br />
Ko-Hosts ihre erarbeiteten Challenges in einem<br />
90-Sekunden-Pitch vorgestellt. Aus der ganzen<br />
DACH-Region vernetzten sich daraufhin<br />
über 24 Stunden die Teilnehmenden, bildeten<br />
Teams und „hackten“ an neuen Ideen und<br />
Ansätzen. Darunter viele Studierende, Young<br />
Professionals, Azubis und Gründer:innen. Sie<br />
wurden dabei von Coaches im Prozess unterstützt<br />
und von Expert:innen zu Fachfragen beraten.<br />
Am Ende des Transformathon gaben alle<br />
Teams ein Pitch-Video zur Erläuterung ihrer<br />
Idee ab. Dieses wurde im Nachgang von den<br />
Ko-Hosts in Jurysitzungen bewertet und eine<br />
Woche später auf der Preisverleihung die Siegerteams<br />
der jeweiligen Challenge verkündet.<br />
Damit die Ideen eine Chance auf Umsetzung<br />
haben, erarbeiten die Siegerteams in einem<br />
Folge-Workshop mit dem Impact Hub Ruhr<br />
und dem jeweiligen Ko-Host eine Umsetzungsroadmap<br />
aus. Auf dem deutschen Nachhaltigkeitstag<br />
im Dezember werden alle Siegerteams<br />
noch einmal in einem Pitch-Format ihre Ideen<br />
vorstellen und per Publikumsvoting wird der<br />
Gesamtsieger gekürt. Wir sind gespannt, wem<br />
hier das größte Transformationspotenzial zugeschrieben<br />
wird.<br />
Der Impact Hub Ruhr<br />
ist Teil eines globalen<br />
Netzwerkes und setzt sich<br />
dafür ein, Innovation<br />
durch nachhaltige Ansätze<br />
in Gesellschaft und<br />
Wirtschaft zu verankern.<br />
Als Coworking Space,<br />
Event-Veranstalter und<br />
Beraterteam vernetzen<br />
wir Freelancer, Kreative,<br />
Social Entrepreneurs und<br />
Unternehmen in gleicher<br />
Mission. Hier wird Expertise<br />
geteilt, Inspiration<br />
gesucht und Innovation<br />
durch ungewöhnliche<br />
Partnerschaften geboren.<br />
Die sustainable natives<br />
eG ist eine genossenschaftlich<br />
organisierte<br />
Unternehmensberatung<br />
im Nachhaltigkeitsbereich,<br />
die sich aus einer<br />
Gruppe von 12 Expert:innen<br />
im Impact Hub in<br />
Berlin gegründet hat. Sie<br />
besteht aus einer Vielzahl<br />
unterschiedlicher<br />
Menschen, die Unternehmen<br />
und Organisationen<br />
bei der Gestaltung der<br />
nachhaltigen Transformation<br />
begleiten<br />
und unterstützen. Der<br />
gemeinsame Anspruch<br />
ist es, in einem ko-kreativen<br />
Wirkungsprinzip<br />
Kräfte und Perspektiven<br />
zu bündeln. Die Devise:<br />
Sinnmaximierung statt<br />
Profitmaximierung.<br />
Das Ziel: Gemeinsam<br />
Wirkung erzeugen!
35<br />
NEA 2.0 – neue Allianzen<br />
für die Wirtschaft von morgen.<br />
Autor<br />
Stefan Schulze-Hausmann, Vorstandsvorsitzender Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V.<br />
2021 wird der Next Economy Award (NEA),<br />
der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Startups,<br />
in Zusammenarbeit mit dem DIHK zum<br />
siebten Mal vergeben. In der gleichen Zeit<br />
wurden in Deutschland lt. dem Gründerportal<br />
„StartGreen“ über 170.000 grüne Unternehmen<br />
gegründet und dadurch über eine Million<br />
neue Arbeitsplätze geschaffen. Der NEA<br />
spiegelt diese Entwicklung und wurde damit<br />
zu einer Erfolgsgeschichte. Seit der Premiere<br />
2015 bewarben sich über 1.000 Startups.<br />
Auch durch Kooperationen mit dem Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Energie,<br />
dem Rat für Nachhaltige Entwicklung und<br />
dem DIHK sowie mit Unternehmenspartnern<br />
wie Evonik und dem Grünen Punkt wurde der<br />
NEA zu einem der gefragtesten Startup-<br />
Preise.<br />
Nach sieben Jahren stand der NEA auf dem<br />
Prüfstand: Auf welche neuen Entwicklungen<br />
sollte reagiert werden, um den Preis frisch<br />
und begehrt zu halten? Partner des NEA 2.0<br />
wurde – nach vorausgehenden mehrjährigen<br />
Kooperationen – der Essener Chemiekonzern<br />
Evonik Industries. Gemeinsam wurde die<br />
Auszeichnung neu ausgerichtet. Leitend war<br />
der Gedanke, beim Startup-Award den Titel<br />
der Auszeichnung „Next Economy Award“<br />
wörtlicher zu nehmen, mit einem erweiterten<br />
Begriff der Innovation zu verbinden und vor<br />
allem Kooperationen mit einzubeziehen.<br />
Im Ergebnis werden weiter Startups als diejenigen<br />
ausgezeichnet, die die „nächste“ Wirtschaft<br />
durch innovative Geschäftsmodelle befördern.<br />
Allerdings wird der Adressatenkreis<br />
des Preises auf große / etablierte Unternehmen<br />
geweitet, die mit Startups in innovativen<br />
Formen der Zusammenarbeit Kräfte bündeln.<br />
Der Fokus soll damit auch auf neue Kooperationsmodelle<br />
für die „next economy“ gerichtet<br />
werden, bei denen zwar Startups eine<br />
Rolle spielen, jedoch auch große / etablierte<br />
Unternehmen involviert sind – womöglich als<br />
Initiatoren und Treiber. Auch diese können die<br />
Kooperationen im Wettbewerb um den NEA<br />
einreichen.<br />
Herr Haver, welche Rolle spielen Kooperationen<br />
mit Startups für einen großen Konzern<br />
wie Evonik?<br />
Kooperationen sind ein Turbo für Innovation<br />
und unternehmerische Transformation. Neue<br />
Produkte und Lösungen entstehen heute vor<br />
allem im Zusammenwirken unterschiedlicher<br />
Disziplinen, Erfahrungen und Fertigkeiten. Da<br />
gehört der Blick über den Tellerrand zwingend<br />
dazu. Wo das fehlt, folgt auf Größe schnell<br />
Trägheit.<br />
Wonach wählen Sie – gerade wenn es um<br />
nachhaltige Lösungen geht – Ihre Partner<br />
aus der Gründerszene aus?<br />
Zwei Dinge müssen zusammenkommen:<br />
hohe Übereinstimmung in der Zielsetzung<br />
bei hinreichender Unterschiedlichkeit in den<br />
Lösungswegen. Wir sind dann besonders gut,<br />
wenn es uns gelingt, die Wendigkeit eines<br />
Startups mit der Reichweite eines Global Players<br />
zu verbinden. Denn nachhaltige Transformation<br />
braucht beides: Scope und Scale.<br />
Warum unterstützen Sie den NEA?<br />
Deutschland ist arm an natürlichen Rohstoffen,<br />
aber reich an zukunftsweisenden Ideen.<br />
Das ist das starke Signal, das von dem Next<br />
Economy Award ausgeht. Und das passt sehr<br />
genau zu dem, was die Menschen auch von<br />
Evonik als einem führenden Spezialchemieunternehmen<br />
erwarten. Es geht um Lösungen,<br />
die das Leben besser machen für heutige und<br />
künftige Generationen.<br />
„Denn<br />
nachhaltige<br />
Transformation<br />
braucht<br />
beides: Scope<br />
und Scale.“<br />
Stefan Haver,<br />
Head of Sustainability<br />
Evonik Industries
ProTomorrow<br />
Nachhaltig handeln – vor Ort etwas bewirken<br />
Gemeinsam können wir viel erreichen!<br />
Das tun wir:<br />
Für jedes nicht (täglich) gereinigte Zimmer fördern wir<br />
zielgerichtete Maßnahmen lokaler Einrichtungen und<br />
Institutionen für eine positive Zukunft, zum Beispiel:<br />
• Lokale Aufforstungen, bei denen Bäume im Siebengebirge,<br />
in Berlin und vielen weiteren deutschen<br />
Städten gepfl anzt werden.<br />
• Hilfe für Kinder, beispielsweise im Kinderhospiz Bethel<br />
Bielefeld oder in der BUND Kinderwildnis in Bremen.<br />
• Umwelterziehung von Kindern, beispielsweise bei der<br />
Klimawerkstatt Ginnheim oder der Grund-, Gemeinschafts-<br />
und Europaschule Timmendorfer Strand.<br />
• Unterstützung von Bienenvölkern, beispielsweise beim<br />
CSR Nachhaltigkeitsprojekt von Düsseldorf oder dem<br />
Bienenschutz Stuttgart e.V.<br />
Das tun Sie:<br />
Bei mehrtägigen Aufenthalten verzichten Sie auf die (tägliche)<br />
Reinigung Ihres Zimmers und helfen uns so, natürliche Ressourcen<br />
wie Wasser und Energie zu schonen sowie der Umwelt weniger<br />
Reinigungsmittel zuzuführen.<br />
Weitere Informationen:<br />
Erkundigen Sie sich gern bei den einzelnen Hotels<br />
nach dem jeweiligen Partner vor Ort. Wir<br />
informieren Sie mit Freuden über den<br />
aktuellen Stand unserer Aktivitäten.<br />
www.maritim.de<br />
Eine Initiative der Maritim Hotelgesellschaft mbH · Herforder Straße 2 · 32105 Bad Salzufl en
37<br />
„Bei uns ist<br />
Nachhaltigkeit<br />
Philosophie<br />
statt Trend.“<br />
Interview<br />
Thomas Fuhr, Leader Fittings LIXIL International und Co-CEO Grohe AG<br />
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei<br />
GROHE?<br />
Warum ist Nachhaltigkeit für GROHE so<br />
wichtig?<br />
Seit mehr als 20 Jahren ist Nachhaltigkeit ein<br />
wesentlicher Bestandteil der GROHE-DNA.<br />
Im Jahr 2000 hat die Unternehmensleitung<br />
umfassende Grundsätze im Bereich Nachhaltigkeit<br />
definiert, die Mitarbeitende, Lieferanten,<br />
Kunden, Prozesse, Produkte sowie unseren<br />
Beitrag zur Gesellschaft gleichermaßen einbeziehen.<br />
Als Teil von LIXIL basiert GROHEs<br />
Nachhaltigkeitsstrategie auf den drei Säulen<br />
Globale Sanitärversorgung & Hygiene, Wasser<br />
sparen & nachhaltiger Umweltschutz sowie<br />
Vielfalt & Integration. Diese orientieren sich an<br />
den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung.<br />
Inwiefern nimmt GROHE eine Vorreiterrolle<br />
ein?<br />
GROHE zeichnet sich durch eine Macher-Mentalität<br />
aus. Neben LIXIL Goes Zero und unserer<br />
Less-Plastic-Initiative nähern wir uns mit Abfall-Recyclingraten<br />
von 99 Prozent seit Jahren<br />
der Kreislaufwirtschaft. Als eine der ersten<br />
Marken der Sanitärbranche haben wir mit<br />
vier unserer Produkte Anfang des Jahres den<br />
Cradle-to-Cradle-Certified®-Produktstandard<br />
in Gold erreicht. Bei Cradle to Cradle-Produkten<br />
können die eingesetzten Komponenten<br />
am Ende der Lebensdauer zur Herstellung<br />
neuer Produkte verwendet werden. Unsere<br />
Vision ist es, langfristig das gesamte Portfolio<br />
dahin gehend umzustellen.<br />
Nachhaltigkeit ist für GROHE kein Trendthema,<br />
sondern Teil der Unternehmensphilosophie.<br />
Der Gebäudesektor bietet<br />
enorme Chancen für Innovationen – immerhin<br />
macht er mehr als 50 Prozent des<br />
weltweiten Materialverbrauchs aus. Gleichzeitig<br />
sind Gebäude und Bauwerke für fast<br />
40 Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen<br />
zuständig. Wir müssen jetzt<br />
handeln, um den Überverbrauch natürlicher<br />
Ressourcen abzuwenden.<br />
Auf welche Weise unterstützt GROHE<br />
seine Kunden, ihren Wasserverbrauch und<br />
ihre Emissionen zu minimieren?<br />
Der größte Nachhaltigkeitshebel liegt in<br />
unserem wasser-, energie- und ressourcenschonenden<br />
Portfolio. Die Technologie<br />
GROHE SilkMove ES verhindert beispielsweise<br />
den unnötigen Verbrauch von heißem<br />
Wasser, indem sie nur kaltes Wasser liefert,<br />
wenn sich der Armaturenhebel in der Mittelstellung<br />
befindet. Zudem liegt der Fokus<br />
aller GROHE EcoJoy-Produkte konsequent<br />
auf dem Wasser- und Energiesparen. Im<br />
Hinblick auf die Branche hoffen wir natürlich,<br />
dass weitere Unternehmen unserem Cradleto-Cradle-Prinzip<br />
folgen werden, um das<br />
Thema zirkuläre Wertschöpfung aktiv<br />
voranzutreiben.<br />
Thomas Fuhr ist Leader<br />
Fittings LIXIL International<br />
und Co-CEO Grohe AG.<br />
Seit Beginn seiner Tätigkeit<br />
bei GROHE in 2012<br />
verantwortet Fuhr das<br />
Thema Nachhaltigkeit.<br />
Zuvor war er über 20 Jahre<br />
bei Mercedes-Benz tätig.
38<br />
Kann eine Medienmarke zur<br />
Instanz für Nachhaltigkeit<br />
werden?<br />
Interview<br />
Katharina Schmitz, Redaktionsleiterin Ressort Natur & Nachhaltigkeit GEO<br />
Als Redaktionsleitung<br />
hat Katharina Schmitz<br />
(26) die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
der Medienmarke<br />
GEO mitentwickelt<br />
und setzt diese mit<br />
den Kolleg:innen ihres<br />
Ressorts „Natur und<br />
Nachhaltigkeit“ in den<br />
Magazinen und neuen<br />
Formaten um.<br />
GEO wurde 1976 als Magazin gegründet,<br />
dessen Reportagen und Fotografien die Natur<br />
feiern und Millionen Leserinnen und Leser dazu<br />
inspirieren, sich für die Schönheit unseres Planeten<br />
zu begeistern. Heute will die Marke mehr:<br />
als mediale Instanz für Nachhaltigkeit einen<br />
aktiven Beitrag leisten, damit die Auswirkungen<br />
menschlichen Handelns und Wirtschaftens weniger<br />
schädlich – oder sogar nützlich – für die<br />
Erde werden. Ab 2022 wird GEO klimaneutral.<br />
Frau Schmitz, warum soll eine Medienmarke<br />
wie GEO „nützlich für die Erde“ sein?<br />
Wir leben in einer Zeit, in der sich jeder und<br />
jede Einzelne und jedes Unternehmen fragen<br />
muss: Was genau ist mein, was ist unser<br />
Beitrag? An welchen Stellschrauben können<br />
wir drehen, damit die Auswirkungen unseres<br />
Handelns und Wirtschaftens weniger schädlich<br />
werden – oder sogar nützlich? GEO will Teil der<br />
Lösung sein. Deshalb haben wir „Nachhaltigkeit“<br />
in den Fokus unserer Arbeit gerückt.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Wir nähern uns dem Thema von drei Seiten:<br />
Zum einen auf der inhaltlichen, zum anderen<br />
mit konkretem Engagement – und drittens nehmen<br />
wir jeden Schritt in unserer Wertschöpfungskette<br />
unter die Lupe und prüfen, was wir<br />
besser machen können.<br />
Auf der ersten, der inhaltlichen Ebene, nutzen<br />
wir unsere Reichweite und Expertise, um dem<br />
Thema den entsprechenden Stellenwert zu<br />
geben: Bereits im vergangenen Jahr haben wir<br />
ein Ressort gegründet, in dem sich sechs Kolleginnen<br />
und Kollegen ausschließlich mit Fragen<br />
zu Natur und Nachhaltigkeit beschäftigen. Vor<br />
allem wollen wir das Vertrauen in die Wissenschaft<br />
festigen, in ihre Methoden und Ergebnisse.<br />
Mit Offenheit und Zuversicht möchten<br />
wir neue Lösungen genauso befeuern wie die<br />
Bereitschaft zum Um- und Neudenken.<br />
Worauf bezieht sich der zweite Aspekt, das<br />
Engagement?<br />
Unter anderem auf den Studiengang „Sozialökologische<br />
Waldbewirtschaftung“ den wir<br />
seit einem Jahr entwickeln. Das ist eines der<br />
Nachhaltigkeitsprojekte, bei dem wir unsere<br />
Glaubwürdigkeit und unser Netzwerk beisteuern<br />
– weil wir uns eine Waldwende in Deutschland<br />
wünschen. Übrigens setzt sich GEO schon<br />
seit 30 Jahren für den Wald ein: Unser Verein<br />
„GEO schützt den Regenwald“ hat über 90<br />
Projekte in 22 Ländern initiiert und realisiert.<br />
Dieses Engagement wollen wir noch verstärken.<br />
Eine Möglichkeit, unsere Leserinnen und Leser<br />
dabei mitzunehmen, ist das neue GEO-KLIMA-<br />
Abo: Mit jeder Ausgabe schützt der Verein 50<br />
m 2 Regenwald im Intag-Tal in Ecuador.<br />
Wenn GEO sich schon immer engagiert hat –<br />
warum dann erst 2022 das Ziel Klimaneutralität?<br />
Wir arbeiten nach folgendem Dreischritt:<br />
Emissionen vermeiden, reduzieren und erst im<br />
letzten Schritt kompensieren. Das nimmt mehr<br />
Zeit in Anspruch, als „mal eben“ alle Emissionen<br />
durch den Kauf von Zertifikaten auszugleichen.<br />
Seit 2020 haben wir eine Bestandsaufnahme<br />
durchgeführt: Wir wissen nun, welche eingesetzten<br />
Ressourcen und Tätigkeiten wie viele<br />
Emissionen verursachen. Dazu gehören alle<br />
Prozesse, die zur Entstehung unserer Produkte<br />
beitragen: analog und digital.<br />
Und welche konkreten Maßnahmen hat GEO<br />
in der Produktion umgesetzt?<br />
Ein erster Erfolg war unser Wechsel hin zu einem<br />
CO 2<br />
-ärmeren Recyclingpapier. Das war für<br />
GEO ein großer Schritt: Hohe Weiße und glattes,<br />
glänzendes Papier waren jahrzehntelang<br />
Merkmale des Hefts. Inzwischen wirken matte<br />
Materialien modern und angenehm natürlich.<br />
Die Änderung passt zu unserer Neuausrichtung
39<br />
Maßnahmen zur Klimaneutralität.<br />
und war wichtig, weil das Papier den größten<br />
Teil unserer CO 2<br />
-Bilanz ausmacht – und damit<br />
ein Hebel war, den wir unbedingt betätigen<br />
wollten.<br />
Ganz frisch ist unsere Audio-Castingshow „Wer<br />
wird Visionär*in?“, in der wir die beste, nachhaltige<br />
Idee Deutschlands suchen. Einen solchen<br />
Casting-Podcast gab es bisher noch nicht und<br />
wir haben das wichtige Thema „Nachhaltigkeit“<br />
ins Zentrum gestellt – das hat super funktioniert,<br />
es haben sich kluge Menschen mit genialen<br />
Ideen gemeldet.<br />
Und wie finden Ihre Leserinnen und Leser<br />
die Neuausrichtung von GEO?<br />
In einer Marktforschung zeigte sich: 80 Prozent<br />
der Befragten finden, dass GEO sich sogar noch<br />
mehr mit den Themen Nachhaltigkeit, Klimakrise<br />
und Umweltschutz befassen sollte. Und<br />
auch, dass wir uns selbst noch stärker reformieren<br />
können. Aber klar ist: GEO bleibt natürlich<br />
GEO – mit all seiner Vielfalt in der Berichterstattung.<br />
„ Auch<br />
hier gilt:<br />
vermeiden,<br />
reduzieren<br />
und dann<br />
erst kompensieren.“<br />
GEO ist bekannt für große Reportagen:<br />
Klimaneutralität und Recherchereisen ans<br />
andere Ende der Welt – wie passt das zusammen?<br />
Wir werden unseren Leserinnen und Lesern<br />
auch weiterhin die Schönheit unserer Erde zeigen.<br />
Auch hier gilt: vermeiden, reduzieren und<br />
dann erst kompensieren. Das Corona-Jahr hat<br />
uns etwa gelehrt, dass remote geführte Interviews<br />
hervorragend funktionieren. Für unsere<br />
echten GEO-Reportagen ist jedoch oft ein Besuch<br />
unabdingbar. Übrigens wäre ich bei dem<br />
Thema beinahe in die Falle getappt, den Aspekt<br />
der sozialen Nachhaltigkeit zu vernachlässigen:<br />
Acht Stunden Zugreise plus zwei Übernachtungen<br />
im Hotel statt zwei kurze Flüge sind nicht<br />
für jede oder jeden mit der familiären Situation<br />
zu vereinen – wir besprechen uns im Einzelfall<br />
und finden individuell die beste Lösung.<br />
Wie bringt GEO Nachhaltigkeitsthemen zu<br />
den Menschen, die nicht unbedingt gedruckte<br />
Magazine lesen?<br />
Bei der Entwicklung neuer Formate ist Nachhaltigkeit<br />
ein echter Innovationstreiber: Mit dem<br />
„Klima Update“, das in Zusammenarbeit mit<br />
RTL entsteht, erreichen wir völlig andere Zielgruppen.<br />
Dort bringen wir unser Fachwissen<br />
ein und können so auf einem neuen Kanal Aufmerksamkeit<br />
für unser Herzensthema schaffen.<br />
Seit über 30 Jahren realisiert „GEO schützt den Regenwald e. V.“ weltweit Projekte für den Erhalt der<br />
tropischen und subtropischen Wälder und für die Menschen, die dort leben. Jetzt auch mithilfe des<br />
neuen GEO-Klima-Abos.
40<br />
Ein globaler Hotspot für<br />
die Circular Economy.<br />
Autor<br />
Dr. Carsten Gerhardt, Initiator Circular Valley<br />
Unsere lineare Wirtschaft führt zu 100 Mrd.<br />
Tonnen Emissionen in Boden, Luft und Wasser<br />
jährlich, Tendenz steigend. Dies stellt in weiten<br />
Bereichen eine massive Belastung des Ökosystems<br />
dar. Einen Ausweg bietet die Circular<br />
Economy.<br />
„Deutschland hat wegen seiner hohen technologischen<br />
Kompetenz ein enormes Potenzial,<br />
zum führenden Anbieter neuer wirtschaftlicher<br />
Technologien der Circular Economy zu werden.<br />
Das Circular Valley ist der ideale Standort“<br />
betont Dr. Johannes F. Kirchhoff, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der KIRCHHOFF Gruppe.<br />
Unternehmen aus allen Branchen sehen den<br />
Wert des Circular Valley. Für die Finanzindustrie<br />
erläutert Jochen Jehmlich, CEO der Societe<br />
Generale Equipment Finance und GEFA<br />
Bank: „Das Circular Valley unterstützt in idealer<br />
Weise unsere Strategie, im Leasinggeschäft<br />
zusammen mit unseren Partnern das Modell<br />
der Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln.“<br />
Im November 2021 ist bereits die zweite<br />
Kohorte von 22 internationalen Startups im<br />
Accelerator auf dem Gelände des Wuppertaler<br />
Traditionsunternehmens Vorwerk gestartet.<br />
Teilnehmer aus aller Welt, von Vietnam bis<br />
Im Circular Valley, der weiteren Rhein-Ruhr-<br />
Region, etabliert sich der globale Hotspot für<br />
die Circular Economy. Unternehmen, Startups,<br />
Wissenschaft und Politik arbeiten branchenund<br />
wertschöpfungskettenübergreifend an der<br />
Schließung von Stoffkreisläufen.<br />
5 Standortfaktoren kommen einzigartig zusammen.<br />
Hinter der Circular Valley Stiftung als Motor<br />
aller Aktivitäten stehen über 70 Partner aus<br />
Industrie, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.<br />
Sie ist Netzwerkknoten in der Region.<br />
Neben dem weltweit ersten Circular Economy<br />
Accelerator fokussiert die Stiftung zudem auf<br />
Öffentlichkeitsarbeit und die Entwicklung von<br />
Politikempfehlungen zur zirkulären Wertschöpfung.<br />
Unter dem Leitsatz „Grow the economy –<br />
protect the environment“, also Wirtschaftswachstum<br />
und Umweltschutz in Balance.
41<br />
Ecuador und Australien bis zu den Vereinigten<br />
Staaten, unterstreichen die internationale Anziehungskraft.<br />
Sie nutzen die Möglichkeit der<br />
Zusammenarbeit mit den zahlreichen Partnern<br />
des Circular Valley. Am Ende eines jeweils rund<br />
3-monatigen Programms stellen sie ihre Ergebnisse<br />
potenziellen Investoren, Unternehmen<br />
und der interessierten Öffentlichkeit vor.<br />
Die Idee zum Circular Valley entstand aus der<br />
Beobachtung, dass es keinen globalen Hotspot<br />
für die zirkuläre Wertschöpfung gab. Einen<br />
Ort, an dem Menschen Innovationen der anstehenden<br />
fünften Industriellen Revolution zur<br />
Marktreife führen.<br />
Natalie Mekelburger, CEO und Vorsitzende der<br />
Geschäftsführung der Coroplast Group unterstreicht<br />
die Bedeutung einer crossfunktionalen<br />
Zusammenarbeit: „Wir sind nur erfolgreich,<br />
wenn fachliches Know-how über diverse Disziplinen<br />
hinweg zusammengebracht und digitalisiert<br />
wird und sich ein Netzwerk der Ideen<br />
etabliert.“<br />
Die weitere Rhein-Ruhr-Region ist das ideale<br />
Circular Valley – Metropolregion mit rund 12<br />
Mio. Einwohnern und einer Kombination von<br />
fünf weltweit einzigartigen Standortfaktoren:<br />
über 300 Weltmarktführer aus allen Industrien,<br />
die Marktführer der Europäischen Kreislaufwirtschaft,<br />
die weltweit bedeutendste Konzentration<br />
an wissenschaftlich exzellenten Einrichtungen<br />
mit Fokus auf Materialthemen und eine<br />
große Weltoffenheit durch Menschen aus über<br />
150 Nationen. Zudem ist sie Ort der ersten<br />
und zweiten Industriellen Revolution auf dem<br />
Europäischen Kontinent. Viele Produkte der<br />
linearen Wirtschaft haben von dort die ganze<br />
Welt erreicht. Die gleiche Bedeutung kann die<br />
Region nun für die Technologien und Produkte<br />
der Circular Economy entwickeln.<br />
Das Land NRW, die Europäische Union und<br />
zahlreiche Industriepartner fördern das Circular<br />
Valley finanziell.<br />
„Die Umsetzung des European<br />
Green Deal und die<br />
damit einhergehende Etablierung<br />
einer zirkulären<br />
Wertschöpfung hat für den<br />
Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen<br />
enorme<br />
Relevanz.“<br />
Prof. Dr. Andreas Pinkwart,<br />
Wirtschaftsminister NRW,<br />
Schirmherr Circular<br />
Valley.
INVESTIEREN<br />
SIE IN<br />
TALENTE<br />
FÜR JUNGE MENSCHEN MIT VIEL POTENZIAL<br />
Kinder und Jugendliche so zu stärken, dass sie alle ihre<br />
Fähigkeiten ausschöpfen können, ist eine direkte Investition<br />
in das Wohl aller. Denn es sind diese jungen Menschen, die<br />
ihre Gesellschaft nachhaltig gestalten und das Herz und das<br />
Wissen haben, die Welt zu verändern. Das ist Hilfe, die wirkt.<br />
Foto: Patrick Wittmann<br />
sos-kinderdoerfer.de
43<br />
Die neue Generation<br />
Green Building revolutioniert<br />
das Einkaufen.<br />
Autor<br />
Raimund Esser, Leiter REWE Unternehmenskommunikation<br />
Wie sieht die Einkaufsstätte der Zukunft aus? Wie baut man nachhaltig? Antworten auf diese<br />
Fragen liefert REWE mit dem ersten Green Farming in Wiesbaden-Erbenheim. Der nachhaltigere<br />
Pilotmarkt der neuen Generation ist der europaweit erste Supermarkt mit einer ressourcenschonenden<br />
Lebensmittelproduktion auf dem Dach.<br />
Mit dem rund 1.500 Quadratmeter großen<br />
Green Farming leitet REWE eine neue Generation<br />
grüner Märkte ein. In Wiesbaden<br />
ist ein in Deutschland und Europa einzigartiger<br />
Neubau entstanden, der Supermarkt,<br />
Basilikumfarm und Fischzucht unter seinem<br />
gläsernen Dach vereint: der Prototyp der<br />
nächsten Generation grüner und nachhaltigerer<br />
Supermärkte – aus Holz und mit Urban<br />
Farming auf dem Dach. Seit 2009 hat REWE<br />
bereits weit über 200 Green Buildings in<br />
Deutschland gebaut. 100 weitere Objekte<br />
sind in Planung.<br />
Das Naturmaterial Holz ist das Kernelement<br />
des Supermarkts der Zukunft: Rund 1.100<br />
Kubikmeter des nachwachsenden Rohstoffs<br />
wurden hier verbaut. Durch das heimische<br />
Nadelholz werden über 700 Tonnen CO 2<br />
eingespeichert.<br />
In 30 Jahren ist das Holz wieder<br />
nachgewachsen und die CO 2<br />
-Bilanz ausgeglichen.<br />
Viel Tageslicht kann durch die verglasten<br />
Ost- und Westfassaden und das Atrium<br />
genutzt werden. Darüber hinaus sorgen<br />
intelligente Kühl- und Wärmetechnik, 100<br />
Prozent Grünstrom sowie die Verwendung<br />
von Regenwasser für die Dachfarm, Sanitäranlagen<br />
und Reinigung des Marktes dafür,<br />
dass Ressourcen geschont werden.<br />
Auch die Außenflächen sind nachhaltig angelegt:<br />
Mit einem neuen Parkplatzlayout, bei<br />
dem die Parkplätze in einem Kreis angelegt<br />
sind, wurden versiegelte Flächen reduziert<br />
sowie versickerungsfähige Untergründe geschaffen.<br />
Die zusätzlichen Grünflächen sowie<br />
eine Blühwiese schaffen wichtigen Lebensraum<br />
für Insekten.<br />
Der Markt ist nicht einfach nur ein Supermarkt,<br />
sondern auch Produktionsstätte mitten<br />
in der Stadt. Auf der gläsernen Dachfarm<br />
wachsen jährlich 800.000 Basilikumpflanzen,<br />
die als Dünger Ausscheidungen der Fische<br />
erhalten, die REWE vor Ort züchtet. Hierbei<br />
werden keinerlei Pestizide verwendet. Da das<br />
Wasser bei der Herstellung doppelt genutzt<br />
wird, ermöglicht das eine Lebensmittelproduktion<br />
mit 90 Prozent weniger Wasserverbrauch<br />
gegenüber herkömmlicher Landwirtschaft.<br />
Rund 14.000 Töpfe Basilikum werden pro<br />
Woche plastikfrei vor Ort verpackt. Durch die<br />
nachhaltige Verpackung können 12 Tonnen<br />
Plastik pro Jahr gespart werden. Das Basilikum<br />
wird zusätzlich an 480 REWE-Märkte in<br />
Hessen sowie in Teilen von Rheinland-Pfalz<br />
geliefert. Gleichzeitig werden rund 20.000<br />
Buntbarsche in Bassins auf rund 230 Quadratmetern<br />
unter nachhaltigen Bedingungen<br />
gezüchtet und noch vor Ort verarbeitet. Das<br />
Sortiment konzentriert sich ganz auf Frische<br />
mit einer großen Obst- und Gemüseabteilung<br />
inklusive Salatbar, vielen regionalen und<br />
lokalen sowie Bio-Produkten und einer gläsernen<br />
Metzgerei mit Showküche und Fleisch<br />
aus Tierwohlhöfen. Vor dem Markt können<br />
lokale Erzeuger ihre Produkte in eigens produzierten<br />
Marktständen anbieten.<br />
„ Das Green<br />
Farming<br />
ebnet den<br />
Weg für die<br />
Märkte der<br />
Zukunft:<br />
Das Konzept<br />
soll je nach<br />
Standort bei<br />
Neubauten<br />
vollständig<br />
umgesetzt<br />
werden.“
44<br />
Wer das Klima schützt, sorgt<br />
auch für unsere Gesundheit.<br />
Autoren<br />
Kerstin Blum und Dr. Eckart von Hirschhausen<br />
„ Der Klimawandel<br />
kommt nicht<br />
irgendwann –<br />
wir sind<br />
schon<br />
mittendrin.“<br />
Mit den letzten Hitzesommern, der Flutkatastrophe<br />
im Ahrtal und ständig neuen Meldungen<br />
über Wetterextreme weltweit wird immer<br />
mehr Menschen klar: Der Klimawandel kommt<br />
nicht irgendwann – wir sind schon mittendrin.<br />
Er macht uns krank. Er kostet Menschen das<br />
Leben, und Gesellschaften den Wohlstand.<br />
Corona hat uns bereits an Grenzen gebracht,<br />
aber: Die größte Gesundheitsgefahr dieses<br />
Jahrhunderts ist die Klimakrise.<br />
Vor der Pandemie schien Gesundheit zunehmend<br />
zu einem individuellen Gut zu werden,<br />
das man optimiert, sei es durch Smart Watches,<br />
personalisiertes Training oder Meditation.<br />
Das Virus hat uns daran erinnert, dass<br />
Gesundheit grundlegend ist für Wohlstand<br />
und Sicherheit. Sie ist ein öffentliches Gut<br />
und ein globales noch dazu.<br />
Lösungen einen Unterschied macht, ist unsere<br />
Gesundheit. Gesundheit wollen alle. Die Verbindung<br />
von Klimawandel und Gesundheit<br />
kann dabei helfen, vor Diskussionen über die<br />
„Therapie“ erst einmal eine verständliche Diagnose<br />
zu stellen.<br />
Die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels<br />
sind vielfältig. So wurden in Deutschland<br />
im außergewöhnlich heißen Sommer<br />
2018 rund 20.200 hitzebedingte Sterbefälle<br />
gezählt. Mehr Hitzetote gab es nur in China<br />
(62.000) und Indien (31.000). Gegen Viren<br />
kann man impfen, gegen Hitze nicht. Das<br />
Helmholtz Zentrum München stellte fest,<br />
dass Pollen mehr und – zusammen mit Luftverschmutzung<br />
– aggressiver werden. Jeder<br />
dritte Deutsche entwickelt im Laufe des<br />
Lebens eine Allergie. Covid-19 ist nicht die<br />
einzige neue Infektionskrankheit, die uns<br />
auch in Deutschland trifft. Langsam breiten<br />
sich neue Krankheitserreger in unserem<br />
Lebensraum aus. Der Monitoringbericht der<br />
Bundesregierung zum Klimawandel liefert<br />
besorgniserregende Erkenntnisse: Die Frühsommermeningoenzephalitis<br />
(FSME) gibt<br />
es schon im Januar, die asiatische Tigermücke<br />
fühlt sich jetzt in Baden-Württemberg wohl,<br />
Gewässer wie die Ostsee werden durch Blaualgen,<br />
Zyanobakterien und andere Erreger zur<br />
Gefahr.<br />
Dr. Eckart von Hirschhausen beim Deutschen Nachhaltigkeitstag 2020.<br />
Im März 2020 haben wir die Stiftung Gesunde<br />
Erde – Gesunde Menschen gegründet, um die<br />
Zusammenhänge von Klimawandel, Umwelt<br />
und Gesundheit möglichst vielen Menschen<br />
bewusst zu machen. Und wir sind nicht allein:<br />
Der Deutsche Ärztetag, die Deutsche Gesellschaft<br />
für Innere Medizin, der Deutsche Pflegetag,<br />
Psychiater:innen und Psycholog:innen,<br />
Lungenfachärzt:innen und Hausärzt:innen,<br />
Krankenkassen und weitere wichtige Gesundheitsinstitutionen<br />
haben begonnen, die<br />
Folgen des Klimawandels zu diskutieren und<br />
effektiven Klimaschutz zu fordern. Endlich!<br />
Auch wenn man beim Klimaschutz zunächst<br />
an Energiepolitik, Verkehr und Landwirtschaft<br />
denkt: Das Thema, das bei der Suche nach<br />
Ungebremstes Rasen oder Städte, die mehr<br />
den Autos zu gehören scheinen als den Menschen,<br />
erhöhen den CO 2<br />
-Ausstoß ebenso wie
45<br />
die Unfallzahlen – und Ärzt:innen und Pflegekräfte<br />
kämpfen täglich um das Leben von<br />
Unfallopfern und gegen Erkrankungen durch<br />
Luftverschmutzung. Industrielle Tierhaltung<br />
und hoher Dünger- und Pestizidverbrauch<br />
befeuern Klimawandel, Artensterben und<br />
vernichten fruchtbaren Boden. Über Fleisch,<br />
Obst und Gemüse landen Chemikalien und<br />
Antibiotika auch in unseren Körpern – und antibiotikaresistente<br />
Keime lassen Ärzt:innen auf<br />
den Intensivstationen verzweifeln. Die Krisen<br />
hängen zusammen, viel enger als bislang beachtet.<br />
Der „one health“-Ansatz bedeutet: die<br />
Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt<br />
gemeinsam zu begreifen und zu sichern.<br />
Blickt man auf die Gesundheitskosten unseres<br />
heutigen Lebensstils, ändert sich die Perspektive<br />
auf den oft diskutierten „Verzicht“. Wir<br />
haben alles zu verlieren – und viel zu gewinnen.<br />
Das Teuerste, was wir jetzt tun können<br />
ist: Nichts! Die jetzt nötigen politischen Entscheidungen<br />
fordern uns als Gesellschaft heraus.<br />
Sie ermöglichen uns aber einen Gewinn<br />
an Lebensqualität und Gesundheitschancen.<br />
Mensch, Erde – wir könnten es schöner haben<br />
– und gesünder! Weiter so ist keine Option.<br />
Forscher des University College London und<br />
des NGO Carbon Disclosure Projekt (CDP)<br />
haben kürzlich berechnet, dass die Kosten<br />
des Klimawandels bei einem „Weiter so“ im<br />
Jahr 2070 weltweit bereits 4,6 Billionen Euro<br />
betragen könnten. Inzwischen haben viele<br />
Studien die Kosten des Nichthandelns weiter<br />
präzisiert: McKinsey, Deloitte, Münchner Rück.<br />
Und wenn selbst Blackrock erklärt, aus der<br />
Finanzierung der für Menschen und den Planeten<br />
gleichermaßen gesundheitsschädlichen<br />
fossilen Energie auszusteigen, kann keiner<br />
mehr behaupten, Nachhaltigkeit ist ein „Spinnerthema“.<br />
Die Herausforderungen sind riesig,<br />
aber wir können es schaffen. Lösungen gibt<br />
es, Wissen ist da – jetzt braucht es politischen<br />
Willen und ein neues Narrativ, das die Mitte<br />
der Gesellschaft mitnimmt. Es könnte lauten:<br />
Gesunde Erde – gesunde Menschen.<br />
Stiftung Gesunde Erde –<br />
Gesunde Menschen<br />
Kerstin Blum und<br />
Dr. Eckart von Hirschhausen<br />
leiten die Stiftung<br />
Gesunde Erde –<br />
Gesunde Menschen, die<br />
2020 vom Arzt und Wissenschaftsjournalisten<br />
Dr. Eckart von Hirschhausen<br />
gegründet wurde.<br />
Ihr Ziel: die Zusammenhänge<br />
von Klimawandel,<br />
Umwelt und Gesundheit<br />
anschaulich machen.<br />
Kern ihrer Arbeit ist eine<br />
Klimakommunikation,<br />
die die Menschen erreicht:<br />
lösungsorientiert,<br />
humorvoll, verständlich,<br />
beseelt, visionär.
46<br />
Organische Photovoltaik –<br />
Über den Tellerrand hinaus.<br />
Interview<br />
Hubert de Boisredon, Vorsitzender und CEO der ARMOR Gruppe und Dr. Ralph Pätzold, CEO der ASCA GmbH – einem ARMOR Gruppenunternehmen<br />
„Wir müssen<br />
daher<br />
weit mehr<br />
europäisch<br />
als länderspezifisch<br />
denken und<br />
handeln.“<br />
Herr de Boisredon, ARMOR ist der Weltmarktführer<br />
für Thermotransferbänder,<br />
investiert zudem in die Organische Photovoltaik.<br />
Wie passt dies zusammen?<br />
ARMOR hat in den 100 Jahren seit Gründung<br />
einen stetigen Innovationsprozess durchlaufen.<br />
Heute sind wir Weltmarktführer für<br />
Polymerfilme auf Folien. Diese werden in<br />
Rolle-zu-Rolle-Beschichtungsanlagen hergestellt,<br />
wie auch Organische Photovoltaik.<br />
Daher ist es ein technologisch naheliegender<br />
Markt. Ähnlich sind wir auch bei unseren<br />
weiteren New-Tech-Aktivitäten vorgegangen:<br />
gedruckte Stromabnehmer zur Leistungssteigerung<br />
von Lithium-Ionen-Batterien und<br />
Smart Films – innovative Folien für Medizintechnische<br />
Anwendungen.<br />
wie ökologisch lebenswerten Umwelt mitzuarbeiten.<br />
Perspektivisch ist die Organische<br />
PV in der Lage, die industrielle PV-Wertschöpfungskette<br />
wieder in Europa abzubilden.<br />
Herr Pätzold, was macht denn das Angebot<br />
von ASCA so besonders?<br />
Das Besondere an ASCA liegt nicht nur in<br />
der Technologie. Es ist vielmehr unser Verständnis,<br />
wie Solarenergie in Zukunft aussehen<br />
sollte. Neben Aufdach- und Freifeldanlagen<br />
entsteht gerade ein weiterer Markt,<br />
der sich auf die Nutzung sonst passiver<br />
Flächen wie Fassaden, Automobildächern<br />
oder allgemein der Produkthülle konzentriert.<br />
Solarenergiegewinnung unterstützt dann den<br />
Energiehaushalt des Produktes und verbessert<br />
somit die Produkteffizienz. Dort wollen<br />
wir der Vorreiter sein.<br />
Während bei klassischer PV standardisierte<br />
Module in standardisierten Anwendungen<br />
verwendet werden, ist hier jedoch ein anderes<br />
Denken gefordert: Die Solarkomponenten<br />
müssen sich an die Einsatzbedingungen<br />
anpassen und sich mechanisch wie optisch<br />
integrieren. Der Einsatz bestimmt somit das<br />
Produkt. Dafür sind wir mit unserer Technologie,<br />
mit der wir nach Vorgabe in Form und<br />
Farbe herstellen können und diese in eine<br />
Vielzahl von Materialien wie Glas, Kunststoff<br />
oder Ähnliches integrieren können, perfekt<br />
aufgestellt.<br />
Hubert de Boisredon (oben) und<br />
Dr. Ralph Pätzold (unten).<br />
Durch die Organische PV können wir zudem<br />
an der Energiewende mitwirken. Als europäischer<br />
Mittelständer sehen wir uns in der<br />
Pflicht, an der Gestaltung einer ökonomisch-,<br />
Herr de Boisredon, die ASCA-Aktivitäten<br />
sind in Frankreich und Deutschland angesiedelt.<br />
Wie wichtig ist es, auf europäischer<br />
Ebene die Ansätze zu bündeln?<br />
Mit dem Merger mit der OPVIUS GmbH vor<br />
2 Jahren wurden wir ein europäischer Player.<br />
Unsere Aktivitäten stehen im Wettstreit mit<br />
Asien und Amerika und müssen daher auf<br />
europäischer Ebene angesiedelt sein, um<br />
ein Europa der Organischen PV aufzubauen.<br />
Wir müssen daher weit mehr europäisch als<br />
länderspezifisch denken und handeln.
Getty Images | Paper Boat Creative<br />
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