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Oststeinbeker SV - NordKaos Hamburg

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SC Victoria <strong>Hamburg</strong> vs. <strong>Oststeinbeker</strong> <strong>SV</strong> 11.09.2009<br />

MOIN, MOIN, HOHELUFT!<br />

Das ist jetzt in etwa der zigste Ansatz, eine adäquate<br />

Einleitung zu schreiben und schon wieder steht er<br />

auf der Kippe, ein erneutes Opfer des Cursors zu<br />

werden, denn ganz ehrlich, mir fällt nicht ein, was<br />

wir schreiben sollen. Das Schlimme daran ist, wir<br />

befinden uns erst in der zweiten Woche des<br />

September-Heimspiel-Marathons und wenn uns<br />

jetzt schon die Worte ausgehen? Aber es gibt ja<br />

auch einfach nix, rein gar nix Neues, geschweige<br />

denn Spannendes zu erwähnen, Victoria siegt sich<br />

von Woche zu Woche und dabei variiert noch nicht<br />

einmal das Ergebnis.<br />

Okay, in Altona gab es geradezu apokalyptische<br />

Ausschreitungen gegen den charmanten Pöbel aus<br />

Barmbek, aber all das war sicher nur eine milde<br />

Vorstufe zur Hölle, die morgen über uns<br />

hereinbricht, wenn auf der Schanze wieder mal die<br />

Welt untergeht und wahnsinnige Horden die innere<br />

Ordnung Steine schmeißend und Mülltonnen<br />

anzündend auf die Probe stellen.<br />

Der Polizeichef hat schon vor laufenden Kameras,<br />

den Tränen nahe, prophezeit, vor welch schwere<br />

Probe seine schwer bewaffneten Kollegen in den<br />

Science-Fiction-Kampfanzügen gestellt werden,<br />

wenn sie den unbewaffneten Schülern und<br />

Studenten in schwarz gegenüberstehen. Naja, sie<br />

haben ja auch was gut zu machen, die letzten<br />

negativen Berichte über die vermeintliche<br />

Schlägermentalität unserer Beamten in Uniform<br />

müssen definitiv gerächt werden... Wer die<br />

Ordnung gefährdet, muss ausgeschaltet werden!<br />

Knüppel frei!<br />

Termine:<br />

1. Herren:<br />

FR, 18.09.2009, 19 Uhr:<br />

SCV – SC Condor<br />

DI, 16.09.2009, 19 Uhr<br />

Testspiel:<br />

SCV - HH U21-Auswahl<br />

FR, 25.09.2009, 19 Uhr:<br />

SCV - Niendorfer T<strong>SV</strong><br />

2. Herren:<br />

SO, 13.09.2009, 15 Uhr:<br />

SCV II – SC Sperber II<br />

A-Jugend:<br />

SO, 13.09.2009, 15:15 Uhr:<br />

Eimsbüttler TV – SCV<br />

Kontakt:<br />

nordkaos-hamburg@scv-liga.de<br />

www.nordkaos-hamburg.de<br />

www.vicky-forum.de<br />

www.scv-liga.de


Und mal ganz ehrlich, vor einem großen Teil der<br />

Bevölkerung zieht die Masche doch auch: Wir<br />

schalten die Störer aus und alles ist wieder wie im<br />

Friede-Freude-Eierkuchen-Schlaraffenland. Die<br />

absolute Sicherheit ist wieder hergestellt... für...<br />

lass mich überlegen... genau fünf Minuten, dann<br />

fühle ich mich wieder von Neuem bedroht,<br />

irgendwas ist doch immer.<br />

Back to topic und das sollte ja eigentlich der<br />

Fußball oder zumindest unser famoser Verein sein<br />

– wir wollen doch nicht als politisch eingefärbt<br />

gelten!<br />

Kurz nachdenken und die letzten Randnotizen<br />

bemühen... oh ja... da beschwert sich unser<br />

Trainer in der Presse darüber, dass er nicht genug<br />

Wertschätzung erfährt, kein Wunder, Bert Ehm ist<br />

weder Trainer noch Victoria zur Mannschaft des<br />

Jahres ernannt worden. Unser Trainer ist not<br />

amused, da kann es also nur eine Antwort geben:<br />

Same Procedure as last year... every year, nur<br />

ohne Pokal-Aus, versteht sich.<br />

Na, da fällt mir dann doch noch was Gutes ein, hat<br />

jemand das Kamerateam letzte Woche bemerkt?<br />

Ja, genau die, die auch unseren Block recht<br />

ausgiebig gefilmt haben. Die Jungs kommen vom<br />

WDR und arbeiten an einer kleinen Reportage<br />

über die Regionalliga oder besser gesagt über die<br />

Kehrseite der Liga, sprich über Teams wie den<br />

SCV, die Jahr für Jahr an den viel zu hohen<br />

Auflagen des DFB scheitern und das, obwohl sie<br />

gewinnen, gewinnen und gewinnen und doch nie<br />

belohnt werden für diesen großen Sportsgeist. Die<br />

Fernsehmacher vom Westdeutschen Rundfunk<br />

wollen so ein klein wenig Druck auf unseren<br />

allerliebsten Fußballverband in Frankfurt ausüben<br />

– ob das gelingen kann, sei mal dahingestellt, aber<br />

ein wichtiger und löblicher Versuch ist DAS<br />

allemal! Viel mehr Medienvertreter sollten sich<br />

dem Thema immer wieder annehmen! Weiter so.<br />

Für die Reportage wurden auch Interviews im<br />

Verein geführt, hoffen wir mal, dass auch in der<br />

letztlich ausgestrahlten Fassung unser Club nicht<br />

zu kurz kommt... wann eingeschaltet werden<br />

muss, geben wir in den nächsten Wochen in<br />

unserem bösen Infozine auch noch mal auf den<br />

Weg.<br />

So und jetzt muss der Krampf mit der Einleitung<br />

langsam mal ein Ende nehmen, mir raucht der<br />

Schädel und die restlichen Texte warten auf ihr<br />

Recht. Übrigens haben wir diese Woche quasi ein<br />

Schwerpunktthema und stellen für alle<br />

Unwissenden unsere Freunde vom Basketball aus<br />

Itzehoe ein wenig intensiver vor. Seit einiger Zeit<br />

besuchen uns die Jungs aus der Regionalliga doch<br />

des Öfteren. Wer unsere Berichte aufmerksam<br />

liest, wird eventuell schon auf sie gestoßen sein.<br />

Da macht es doch Sinn, etwas genauer<br />

vorzustellen, wo die Jungs herkommen und was<br />

so ihre Sicht auf den Gang der Dinge ist. Endlich<br />

können wir mal wieder ein Interview aus einer<br />

ganz anderen Szene präsentieren und spannend ist<br />

es allemal. So, keep on reading...<br />

GEGNERVORSTELLUNG<br />

OSTSTEINBEKER <strong>SV</strong>:<br />

Nach einigem Hin und Her, wo und wann die Partie nun<br />

stattfinden soll, reist der Aufsteiger aus dem Osten <strong>Hamburg</strong>s nun also<br />

heute an die Hoheluft. Dabei ist festzuhalten, dass Oststeinbek nach den bisherigen<br />

Vorstellungen des SCV nur ein Underdog sein kann, zu überlegen spielte Blaugelb in dieser


Saison. Aber gerade das bedeutet auch Gefahr, so<br />

ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis es dem<br />

ersten Team gelingen wird, uns die Punkte<br />

abzunehmen. Phasenweise sah es so aus, als wenn<br />

Bergedorf letzte Woche bereits ein Kandidat dafür<br />

hätte sein können, aber es kam bekanntlich<br />

anders...<br />

Aber nur weil die Mannschaft von<br />

Trainer Stefan Kohfahl neu in<br />

der Oberliga ist, sollte<br />

niemand die „Men in Black“<br />

unterschätzen: So gelang<br />

bisher in drei Jahren der<br />

Aufstieg aus der Bezirksliga<br />

in die höchste Amateurliga<br />

der Stadt, die Meisterschaft in<br />

der Landesliga Hansa schien zu<br />

keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährdet.<br />

Auch momentan liegt der Verein voll im Soll, in<br />

dieser Saison konnten aus den beiden Ostderbies<br />

immerhin vier Punkte mitgenommen werden:<br />

Musste man sich gegen Curslack noch mit einem<br />

1:1-Unentschieden zufrieden geben, konnte man<br />

an den Sander Tannen nach einem 1:2 alle Punkte<br />

SC VICTORIA HAMBURG – FC BERGEDORF<br />

85 3:1 (OBERLIGA, 6. SPIELTAG, 04.09.2009,<br />

343 ZUSCHAUER)<br />

Viel hat sich verändert seit der letzten<br />

Heimspielpleite von Vicky, ausgerechnet gegen<br />

den A<strong>SV</strong> Bergedorf 85. Der A<strong>SV</strong> Bergedorf 85<br />

heißt jetzt FC Bergedorf 85, die Fußballabteilung<br />

wurde komplett ausgegliedert und offensichtlich<br />

sind auch einige der treuen Fans nach den letzten<br />

mitnehmen. Derzeit ist Abstieg also kein Thema<br />

und wenn es am Ende der Saison noch immer<br />

Platz Neun heißt, werden wohl alle zufrieden sein<br />

am Meessen – auch die zahlreichen Zuschauer, die<br />

bei den Heimspielen immer zugegen sind und die<br />

wir heute auch hoffentlich hier in unserem Stadion<br />

begrüßen dürfen.<br />

Ein Garant für die gute Ausbeute<br />

bislang ist vor allem Torjäger<br />

Cihan, der bisher 4 Tore erzielen<br />

konnte und damit durchaus<br />

Hamurcu und Rahn Konkurrenz<br />

macht. Vor allem durch das<br />

schnelle Spiel über die Außen<br />

gelingt es so immer wieder, die<br />

Gegner unter Druck zu setzen. Dazu<br />

kommen gutes Zweikampfverhalten und<br />

ein starker Keeper in Person von Frederic<br />

Gößling. Ob Kohfahl, seines Zeichens auch<br />

Herausgeber der fußball<strong>Hamburg</strong>, allerdings heute<br />

gegen den SCV wirklich mit sechs Stürmern<br />

auflaufen wird, wie schmunzelnd angekündigt,<br />

bleibt abzuwarten...<br />

Wochen der letzten Saison, in denen es in<br />

Bergedorf drunter und drüber ging, abgesprungen.<br />

Herrschte doch nach der Niederlage im April<br />

gegen Bergedorf Weltuntergangsstimmung an der<br />

Hoheluft, so sind wir seit diesem<br />

Aufeinandertreffen in 14<br />

Spielen (saisonübergreifend) ungeschlagen und<br />

haben die letzten 12 Partien allesamt gewonnen.<br />

Die letzten vier sogar mit dem Ergebnis von 3:1!


Auch in der Meisterschaft hat sich seit dieser Zeit<br />

etwas getan: Der SCV führt dominant die Liga mit<br />

einer perfekten Ausbeute an, während Bergedorf<br />

nur noch Uetersen unter sich hält und nach sechs<br />

Spielen auf dem 17. Platz in der Tabelle steht.<br />

Bezogen auf die Zuschauer ist aus dem Toppspiel<br />

der letzten Saison (714 Zuschauer) eine<br />

„überdurchschnittlich“ besuchte Partie geworden<br />

(343 Zuschauer). Auch bei Nordkaos hat sich was<br />

getan, haben wir doch in der Zwischenzeit neue<br />

Freunde gewonnen, neue Lieder eingeführt und<br />

neues Material hergestellt.<br />

Aber kommen wir zum Spiel: Was sich in<br />

Halbzeit eins wie ein Spiel auf Augenhöhe<br />

anfühlte, endete zur Pause mit einer trügerischen<br />

3:1-Führung für unseren SCV. Schon nach sechs<br />

Minuten brachte uns Ahmet Hamurcu in Führung.<br />

In der 20. Minute wurde von Bergedorfer Seite<br />

allerdings ausgeglichen und das durch ein Tor, wie<br />

es wohl jeder schon mal gesehen hat. Schon<br />

Sekunden vor dem Tor dachte ich mir: "Shit, der<br />

geht rein!" Ein unglücklicher Ping-Pong-Ball, von<br />

Beinen unserer Abwehrspieler durch den eigenen<br />

Sechzehner „geschoben“, landet vor den Füßen<br />

von Bergedorfs Landau. Allein spaziert er auf<br />

Dennis’ Kasten zu und vollstreckt abgeklärt. Zum<br />

SCV II<br />

SC OSTERBEK – SC VICTORIA II 0:7<br />

(KREISLIGA 5, 6. SPIELTAG, 06.09.2009, CA.<br />

50 ZUSCHAUER)<br />

Da wir bisher durch die ungünstigen Ansetzungen<br />

(meist spielte die Zweite parallel zur Ersten) in<br />

dieser Saison erst ein Spiel der Zwoten mitnehmen<br />

konnten, beschlossen wir, die Gunst der Stunde<br />

nun endlich einmal zu nutzen und am Sonntag bei<br />

der Sportanlage Barmwisch aufzuschlagen. Dort<br />

sollte der SC Osterbek, Tabellenvorletzter, es mit<br />

dem glänzend in die Saison gestarteten zweiten<br />

Glück schlug unsere Elf aber noch vor der Pause<br />

doppelt so hart zurück und schenkte dem „FCB“<br />

noch zwei Buden ein. Zum zweiten war es Ahmet<br />

Hamurcu und zum dritten Tor Benjamin Brameier,<br />

der heute sein Startelfdebüt für unsere Blau-<br />

Gelben gab. Sehr schön! Wir hofften schon auf ein<br />

Ergebnis jenseits des 3:1 nach den vollen 90<br />

Minuten. Das war allerdings ein Satz mit X! Toretechnisch<br />

passierte in Hälfte Zwei gar nichts mehr.<br />

Unser Support war heute ziemlich aufreibend. Wir<br />

waren alle schon zur Pause völlig am Ende.<br />

Eventuell lag dies an dem Gegenwind, den wir<br />

durch das Wetter erfuhren. Ich muss aber klar<br />

feststellen, dass die letzten 20 Minuten eine echte<br />

Herausforderung waren (Welche wir aber<br />

natürlich meisterten :P). Sogar ein Hallen konnten<br />

wir trotz permanenter Ausgleichsströmung einige<br />

Male erzeugen. Dennoch ist uns zu wünschen,<br />

dass der Support die nächsten Spiele wieder<br />

einfacher von der Hand geht, waren die letzten<br />

Matches doch ein supporttechnischer Genuss aus<br />

eigener Sicht. Laut, konstant und relativ<br />

„unangestrengt“. Naja, wir werden sehen!<br />

Spätestens um 21 Uhr nächste Woche nach dem<br />

Spiel gegen Oststeinbek wissen wir mehr! :-)<br />

Team von Blaugelb zu tun bekommen. Wir kamen<br />

zwar ein paar Minuten zu spät an der sehr<br />

hübschen und gepflegten Anlage an, aber der<br />

wartende Nordkaot konnte noch keinen Torerfolg<br />

vermelden. Zunächst einmal checkten wir, wer<br />

denn aus der ersten Mannschaft dabei war und<br />

stellten überrascht fest, dass Dennis Wolf seinen<br />

Platz im Tor eingenommen hatte. Ansonsten<br />

spielten sowohl Pascal Pohl und Argetim Kaba als<br />

auch John Gyimah, wobei eigentlich nur der<br />

letztgenannte wirklich schon in der ersten<br />

Mannschaft größer zum Einsatz gekommen ist.<br />

Insofern sollte man also vorsichtig sein, wenn man<br />

von Spielern der ersten bzw. zweiten Mannschaft<br />

spricht…


Kaum hatten wir uns einen guten Platz in der<br />

Nähe des Heimtores gesucht, konnte sich<br />

Mohsenyan auch schon gegen seine Gegenspieler<br />

durchsetzen und schenkte den Gastgebern in der<br />

10. Minute das 0:1 ein. Super, es schien, als hätte<br />

der SCV extra auf uns gewartet mit dem Tore<br />

schießen! Nach 14 Minuten konnte der gleiche<br />

Spieler den Vorsprung auf 0:2 ausbauen, es war<br />

deutlich zu merken, dass Vicky mit dem Gegner<br />

Katz und Maus spielte. Kaum einmal über die<br />

Mittellinie schaffte es der SC Osterbek, so dass<br />

Dennis im Tor auch nicht wirklich viel zu tun<br />

bekam, das Ganze erinnerte mehr an eine lockere<br />

Trainingseinheit. Scheinbar war sein Trikot aber<br />

wieder aufgetaucht, denn am Freitag spielte er<br />

noch im Hemd von Ludewig… Oder war das<br />

Taktik, um Bergedorf zu verwirren? John Gyimah<br />

legte in der 40. Minute noch einen drauf und<br />

erzielte das Tor zum Halbzeitstand von 0:3, so<br />

dass der Drops eigentlich auch schon gelutscht<br />

war. Nach dem Wechsel, in dem auch wir den<br />

Standort wechselten (wieder Richtung Tor der<br />

Gastgeber), erzielte zunächst Hoffmann in der 51.<br />

Minute das 0:4, bevor sehr lange nichts mehr<br />

T<strong>SV</strong> WANDSETAL – FC TÜRKIYE 0:3<br />

(LANDESLIGA HANSA, 6. SPIELTAG, 160<br />

ZUSCHAUER)<br />

Am letzten Samstag machten wir uns ein weiteres<br />

Mal auf, um die Sportanlagen in <strong>Hamburg</strong><br />

abzuklappern und einen weiteren Ground der<br />

Hopping-Liste hinzuzufügen. Wir entschlossen<br />

uns, die Heimpremiere des T<strong>SV</strong> Wandsetal im<br />

umgebauten Sportpark Hinschenfelde zu besuchen<br />

und machten uns auf nach Wandsbek. Dort<br />

angekommen stellten wir fest, dass das Stadion<br />

noch keineswegs fertig ist, ganz im Gegenteil,<br />

man konnte den Eindruck gewinnen, sich mitten<br />

auf einer Baustelle zu befinden. Vor allem von der<br />

Tribüne fehlt noch fast jede Spur, es sind bisher<br />

lediglich die Betonstufen gegossen, das Dach ist<br />

geschah. Das Spiel fand zwar vor dem Heimtor<br />

statt, aber Vicky versäumte es, selbst hochkarätige<br />

Chancen rein zu machen. John ärgerte sich<br />

mehrfach lautstark darüber, bevor er dann in der<br />

80. Minute endlich einmal eine seiner zahlreichen<br />

Möglichkeiten nutzte und zum 0:5 einnetzte. Ein<br />

weiteres Tor wurde aufgrund einer fragwürdigen<br />

Abseitsentscheidung nicht gegeben, den fälligen<br />

Strafstoß nach Foul nutzte John in der 90. Minute<br />

allerdings ebenfalls eiskalt aus, so dass es 0:6<br />

stand. Noch einen draufsetzten konnte Grimm in<br />

der Nachspielzeit, so dass es am Ende einen<br />

überlegen heraus gespielten 0:7-Erfolg für den<br />

SCV gab. Die kurioseste Szene des Tages lieferte<br />

aber unzweifelhaft Dennis ab, der es sich<br />

irgendwann in der Mitte der zweiten Halbzeit auf<br />

dem Grand gemütlich machte, die Beine weit von<br />

sich streckte und herzhaft gähnte. Naja, das frühe<br />

Aufstehen hat sich immerhin gelohnt: 13 Punkte<br />

aus sechs Spielen und ein Torverhältnis von 23:12<br />

bedeuten Platz Drei in der Tabelle. Sehr schön! Im<br />

nächsten Spiel empfängt der SCV II dann zuhause<br />

die Zweitvertretung des SC Sperber, das Spiel<br />

findet am Sonntag um 15 Uhr am Grandweg statt.<br />

ebenso wenig fertig wie die Randanlagen des<br />

Rasens. Dank des Flyers konnten wir immerhin<br />

schon einmal nachlesen, was denn noch wo<br />

hingebaut werden soll, wenn endlich alles fertig<br />

ist, könnte es auf jeden Fall recht nett werden...<br />

Bis dahin suchten wir uns einen Platz an der<br />

Gegengeraden in der Nähe des Heimtores, was<br />

sich als gute Entscheidung herausstellen sollte.<br />

Die Partie begann gleich ziemlich zackig, es<br />

entwickelte sich ein munteres Spiel zwischen den<br />

beiden Aufsteigern, die beide bisher eine<br />

hervorragende Saison gespielt hatten und sich im<br />

oberen Tabellendrittel aufhielten.<br />

Türkiye war allerdings von Beginn an überlegen,<br />

vor allem im technischen Bereich konnte<br />

Wandsetal oftmals nicht mithalten. Daher


verwunderte es eigentlich niemanden, als in der<br />

21. Minute der quirlige Onur Tüysüz zum 0:1<br />

nach einem Freistoß einnetzen konnte. Nur zehn<br />

Minuten später legte er noch einen drauf, als er<br />

durch die Abwehr von Wandsetal spazierte, als<br />

gäbe es keine Gegenspieler, so dass Torwart Aslan<br />

erneut hinter sich greifen musste und seinem Frust<br />

lautstark Ausdruck verlieh. Die Partie lief weiter<br />

auf einem guten Landesliga-Niveau ab, allerdings<br />

fielen bis zur Halbzeit keine Tore mehr, auch<br />

wenn Wandsetal noch die ein oder andere<br />

Möglichkeit zum Anschlusstreffer ausließ,<br />

insgesamt aber etwas konfus wirkte. Tüysüz selbst<br />

hätte aber auch noch für einen Hattrick sorgen<br />

können, verpasste jedoch zwei Mal große<br />

Möglichkeiten, da er nicht mehr an Aslan<br />

vorbeikam.<br />

In der Halbzeitpause inspizierten wir die<br />

Treppenstufen für die Tribüne etwas genauer und<br />

beschlossen, von dort das Spiel weiterzuverfolgen<br />

– eine Idee, die offenbar mehrere Zuschauer<br />

hatten, denn es wurde plötzlich recht voll, obwohl<br />

die Tribüne offiziell noch abgesperrt war. Auch<br />

andere Fußballer wollten sich dieses Spiel<br />

übrigens nicht entgehen lassen, so wurde unter<br />

anderem Serdar Yilmaz vom Ligakonkurrenten<br />

ITZEHOER <strong>SV</strong> – <strong>SV</strong> HENSTEDT-ULZBURG<br />

1:4 (SCHLESWIG-HOLSTEIN-LIGA, 5.<br />

SPIELTAG, 06.09.2009, 160 ZUSCHAUER)<br />

Nach dem torlaunigen Auftritt unserer Zweiten am<br />

Sonntagmorgen ging es für drei Kaoten auf an die<br />

Stör nach Itzehoe. Allerdings vorerst nicht mit<br />

dem Ziel Lehmwohldhalle, sprich Basketball beim<br />

MTV, sondern die wenige Meter entfernt liegende<br />

Fußballabteilung des Itzehoer <strong>SV</strong>s stand auf dem<br />

Plan. Gegner war wieder einmal der <strong>SV</strong> Henstedt-<br />

Ulzburg, formerly known as Henstedt-Rhen, die<br />

Fanabteilung desselbigen hatte sich allerdings<br />

schon zuvor per Internet abgemeldet und zog es<br />

vor, die eigene Zweitvertretung anzufeuern und<br />

Hamm United auf der Anlage gesichtet.<br />

Nach der Pause machte Türkiye da weiter, wo sie<br />

aufgehört hatten: Berwicke erhöhte bereits in der<br />

48. Minute auf 0:3 und das Spiel war gelaufen,<br />

denn auch in der Folgezeit kam Wandsetal nicht<br />

mehr zum Torerfolg. Nach einem heftigen<br />

Schauer, in dem die meisten Zuschauer unter die<br />

Bäume flüchten mussten, war der Rasen zudem<br />

noch rutschiger, was auch Türkiye zu spüren<br />

bekam, allerdings agierten die Männer von Trainer<br />

Klaus Kock auch zunehmend überheblich und<br />

wollten mit Kunststückchen zum Torerfolg<br />

kommen. Auf den lautstarken Hinweis, das sei<br />

kein Kabarett sondern Fußball gelang allerdings<br />

auch kein Tor mehr, so dass es beim 0:3 blieb.<br />

Als Resümee bleibt festzuhalten, dass beide<br />

Mannschaften recht ansehnlich gespielt haben, die<br />

Frage, welche der beiden Landesliga-Staffeln nun<br />

höher einzuschätzen ist, kann noch immer nicht<br />

beantwortet werden. Es bleibt allerdings zu<br />

hoffen, dass die Sportanlage Hinschenfelde fertig<br />

gestellt sein wird, wenn der SCV im November<br />

dort auf den SC Concordia treffen wird, denn es<br />

verspricht, wahrhaft ein Schmuckkästchen zu<br />

werden...<br />

eben nicht zu den Steinburgern zu reisen.<br />

Am Stadion angekommen, mussten wir nicht<br />

sonderlich lange auf die erste Abordnung der<br />

Warriors warten. Tatsächlich besucht ein Teil der<br />

Basketballszene regelmäßig die Heimspiele der<br />

Störstädter im Lehmwoldstadion. Dabei haben sie<br />

ihren eigenen festen Standort auf der<br />

Gegengerade, supportet wird allerdings nicht.<br />

Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt alles andere<br />

als ideal, der Himmel hatte sich zugezogen und es<br />

begann nach und nach immer stärker zu regnen.<br />

Wir flüchteten uns auf die überdachte Tribüne und<br />

nutzen die Zeit, das Stadion eingehend zu<br />

begutachten: Ein toller, sehr eigener Ground lag


da vor uns. Auf der einen Geraden zog sich eine<br />

schöne, sehr weite überdachte Sitzplatztribüne<br />

entlang, die direkt in den Banden neben dem<br />

Spielfeld mündete, auf der anderen Gerade lagen<br />

Stehtraversen, die ebenfalls direkt an der<br />

Seitenlinie endeten. Rundherum umzäunten die<br />

Banden das Spielfeld so dicht, dass es ein wenig<br />

wie beim Hallenfußball anmutete. Die Enge der<br />

Anlage gibt dem Ganzen ein besonderes<br />

Stadionflair und trägt die Emotionen vom Platz<br />

direkt zu den Zuschauern und wieder zurück.<br />

Genial! Die Hausherren verfügten sogar über eine<br />

eigene, große Anzeigentafel hinter dem Tor, die<br />

unsere tatsächlich in Ausmaß und leider auch<br />

Professionalität bei weitem überflügelt – unsere<br />

hat dafür natürlich viiiiieeeeeel mehr Charakter!<br />

Trotz des miesen Wetters sammelten sich ca. 160<br />

Zuschauer im Schmuckkästchen, die meisten<br />

jedoch wie bei uns im hohen Renten-Alter,<br />

schade. Der Altersschnitt wurde heute allerdings<br />

von den sich langsam vermehrenden<br />

Warriors/Suptras aus Itzehoe und uns drei Kaoten<br />

deutlich nach unten korrigiert. Kurz vor<br />

Spielbeginn verließen wir dann auch unseren<br />

Schutzraum, bewegten uns auf den Stammplatz<br />

der Warriors und machten uns seelisch bereit für<br />

eine derbe Niederlage der sportlich nicht gerade<br />

ruhmreich in die Saison gestarteten Itzehoer.<br />

Recht überraschend begannen die Schwarz-<br />

Weißen dann aber doch sehr engagiert und rückten<br />

dem Gästetor nicht unverdient das ein oder andere<br />

Mal ganz übel zu Leibe. Unsere Gastgeber<br />

erkannten ihr Team gar nicht wieder, so gut hatten<br />

sie angeblich ewig nicht mehr gespielt und als<br />

dann auch noch der Führungstreffer durch Julien<br />

Thoms in der 14. Minute fiel, war das ganze<br />

Stadion aus dem Häuschen. Die Itzehoer waren<br />

entzückt von ihrem Team und ich von der offenen<br />

Emotionalität des gesamten Publikums. Bei dem<br />

Tor muss ich allerdings einmal mehr anmerken,<br />

dass wie immer in S-H, Abwehr erst gar nicht<br />

stattfand. Wird langsam zu einer Art<br />

Markenzeichen der Liga!<br />

Während des Spiels unterhielten wir uns sehr<br />

angeregt mit unseren Gastgebern, so dass wir nur<br />

am Rande bemerkten, wie das Spiel den bemühten<br />

Störstädter dann aber doch ganz allmählich aus<br />

den Händen glitt. Die Henstedter zeigten, warum<br />

sie zu den Meisterschaftsfavoriten gehören und<br />

drehten auf. Itzehoe hielt dem Druck<br />

erwartungsgemäß nicht stand und musste direkt<br />

vor der Pause den Ausgleichstreffer durch<br />

Alexander Glandt hinnehmen. Direkt nach der<br />

Pause geriet das Team dann auch durch einen<br />

Doppelschlag in Rückstand (Mäkelmann und<br />

Lüneburg). Der vierte Treffer, wieder Timo<br />

Mäkelmann, war letztlich nur noch Formsache,<br />

denn der I<strong>SV</strong> hatte den Grün-Weißen nichts mehr<br />

entgegenzusetzen.<br />

Die Stimmung war ob der Enttäuschung des<br />

Spielverlaufs entsprechend angeheizt, ein<br />

planloses Schiedsrichtergespann trug dann auch<br />

noch seinen ganz eigenen Teil dazu bei und sorgte<br />

unfreiwillig für tragische Komik. Schon schlecht,<br />

wenn auf der Tribüne ein aufgebrachter<br />

Schiedsrichter dem Spiel zu- und seinen Kollegen<br />

ganz besonders auf die Hand schaut und vor lauter<br />

Unverständnis gar nicht mehr an sich halten kann!<br />

Die finale Entladung aller Empörung gipfelte in<br />

einem Protestmarsch zum Linienrichter. Während<br />

der Assi knallrot versuchte, das Spiel im Auge zu<br />

behalten, tobte unser Zuschauer-Schiri hinter ihm<br />

hin und her, polternd feuerte er lautstarke<br />

Belehrungen durch das Stadion. Einfach herrlich,<br />

wenn sich mal so Luft verschafft wird! Die<br />

Unparteiischen hätten sich am liebsten vergraben<br />

und wir brüllten vor Spaß!<br />

Nach dem Match statteten wir der Halle der MTV<br />

Eagles noch einen kurzen Besuch ab, ehe es<br />

gemeinsam mit den Warriors noch recht gemütlich<br />

zum Essen ging. War ein netter, wenn auch<br />

ungemütlicher Tag, ein tolles Stadion, ein<br />

torreiches Spiel und saugünstige Pizza, was will<br />

das Kaoten-Herz also mehr?! We Will Be Back!


CHEMNITZER FC – ST. PAULI II 4:0<br />

(REGIONALLIGA NORD, 6. SPIELTAG,<br />

07.09.2009, 3630 ZUSCHAUER)<br />

Was bisher geschah:<br />

DFB setzt zum ersten Mal ein Regionalliga-<br />

Montagsspiel in der Regionalliga Nord an. Es<br />

handelt sich nicht um ein Nachholspieltermin.<br />

Auch die Länderspielpause scheint nicht Grund<br />

für diese Spielansetzung zu sein. Gerüchte gehen<br />

um. Wurde dieser Termin deshalb auf Montag<br />

18:30 Uhr gesetzt, weil es sich bei dieser Partie<br />

um das risikoreichste Spiel in der Geschichte des<br />

norddeutschen Regionalligafußballs handelt?<br />

Sollte der Termin dafür sorgen, dass keine St.<br />

Paulianer zu diesem Spiel anreisen könnten?<br />

Nachdem ich meinen Schock über die<br />

Terminansetzung überwunden hatte, knallte ich<br />

meiner Chefin meinen Urlaubsantrag auf den<br />

Tisch und informierte die restlichen<br />

Breitseitoiden: „Ich fahre nach Chemnitz! Vier<br />

Plätze sind noch frei. Ich fahre Montag ab 10 Uhr<br />

in Barmbek los!“ Eine Nacht brannte sich bei den<br />

anderen meine Ankündigung in den Gedanken ein.<br />

Und einen Tag später waren die Plätze besetzt.<br />

Wir rechneten mit fünf bis dreißig Gästen im<br />

Block. Und da wir unsere Mannschaft so richtig<br />

unterstützen wollten, wollten wir Transparente<br />

und Puschel mitnehmen. Auf Anfrage waren aber<br />

nur Fahnen erlaubt (sofern es sich um unpolitische<br />

handelte).<br />

Anfahrt:<br />

09:49 Uhr, 07.09.2009<br />

Pestalozzistraße, <strong>Hamburg</strong>-Barmbek<br />

Ich komme mit Muttis Auto an. Nach und nach<br />

treffen Iron Nils, der Bombenleger und Antinils<br />

an. Der H<strong>SV</strong>er fällt wegen fehlendem Rückgrat<br />

aus (gute Besserung). "Utensilien" werden<br />

verfrachtet und mit Umweg zum Supermarkt und<br />

vergessener Zaunfahne geht es zu der Musik von<br />

Ozzy Osbourne gen Süden.<br />

10:34 Uhr, 07.09.2009<br />

Harburger Elbbrücken<br />

Wir verlassen zu Ozzy Osbournes „War Pigs“ die<br />

Heimatstadt. Bisher keine Riots. Mit 110 Sachen<br />

wird über die Autobahn nach Hannover, dann<br />

Braunschweig und Magdeburg gebrettert. Immer<br />

noch keine Riots.<br />

16:04 Uhr, 07.09.2009<br />

Halle, Rastplatz<br />

Immer noch keine Riots. Antipaul und Nils<br />

verspeisen imperialistische Burger. Vermutlich mit<br />

Fleisch UND Käsescheibchen. Der Bombenleger<br />

und ich asseln in der Sonne herum. Kein Geld für<br />

Sanifair! Bisher wurde konstant die Vegetation<br />

verseucht. Der Fahrer als einziges ohne Alkohol<br />

im Blut. Dennoch sehen die Leute von Raststätte<br />

zu Raststätte seltsamer aus. Keine Hools. Die<br />

arbeiten wohl alle noch. Weiterfahrt über Leipzig.<br />

Weiterhin keine Riots.<br />

17:00 Uhr, 07.09.2009<br />

Greifendorf<br />

Der Bombenleger hat eine Abkürzung über<br />

Landstraße gefunden. Es kommt uns vor wie im<br />

Dritten Reich. Überall NPD. Jeder Laternenpfahl<br />

ist voll mit Plakaten. Ein Schild mit der Aufschrift<br />

„Wilkommen Touristen“ neben dem NPD-Plakat<br />

„Ausländer Raus“. Uns wird es zunehmend<br />

unbehaglich. Doch immer noch keine Riots.<br />

17:30 Uhr,07.09.2009<br />

Chemnitz, Sachsen<br />

Planlos irren wir durch die Stadt. Vermodernde<br />

Altbauten und herzlose Neubauten wechseln sich<br />

an den teilweise stark schadhaften Straßen ab.<br />

NPD-Plakate immer noch in großer Zahl, jedoch<br />

verhältnismäßig selten zu denen in den Dörfern.<br />

Endlich finden wir das Stadion und im zweiten


Anlauf finden wir den Zugang zum Gästeblock.<br />

Sehr wenige Polizisten vor Ort. Aber auch bei<br />

weitem nicht so viele nach außen rechts wirkende<br />

Fans wie erwartet. Parken nur beim benachbarten<br />

Chemnitzer Polizeisportverein für einen Euro. Der<br />

Bombenleger trennt sich von uns, um Postkarten<br />

zu kaufen. Der Rest betritt das Stadion.<br />

Kassenhäuschenmädchen und Ordner sind<br />

freundlich. Noch immer keine Riots. Das Stadion<br />

sieht einladend aus. Auf der Westseite befindet<br />

sich die überdachte Haupttribüne mit Sitzplätzen.<br />

Drum herum befinden sich recht hohe Stehränge.<br />

Die örtlichen Ultras sind im kleinen Block hinter<br />

dem Tor auf der Südkurve. Die Gäste haben die<br />

Nordost-Ecke. Keine Laufbahn. Der Wurst- und<br />

Bierstand mit der freundlichen Bedienung ist nicht<br />

wie in Jena und Erfurt eingezäunt. Manuelle<br />

Anzeigetafel hinter der Südkurve. Keine Riots.<br />

Nur nervige Lautsprecherdurchsagen.<br />

Spielbericht:<br />

18:30 Uhr, 07.09.2009<br />

Stadion an der Gellertstraße, Chemnitz<br />

Das Spiel wurde angepfiffen und von unserem mit<br />

80 Fans gefülltem Block wurde zunächst zaghaft<br />

die Mannschaft angefeuert. Viele der<br />

offensichtlich aus der Region stammenden Fans<br />

schienen zum ersten mal bei St. Pauli bzw. bei den<br />

Amateuren gewesen zu sein. Es galt den Punkt<br />

„Singen ist doch peinlich“ zu durchbrechen.<br />

Peinlich war aber nur der leise Singsang der<br />

Chemnitzer Ultras. Fast nicht zu hören und hätte<br />

es da nicht die himmelblauen Fahnen gegeben,<br />

hätte man keine Ultras im Stadion vermutet.<br />

Bisher keine Provokationen und keine Riots. Auf<br />

dem Feld zunächst nur Abtasten. Doch dann<br />

wurden unsere Helden in Braun besser und kamen<br />

zu mehreren guten Möglichkeiten. Einzige<br />

Profiverstärkung Kalla war überall in der<br />

Defensive zu finden und Torwart Schenk machte<br />

einen viel besseren Eindruck als in den letzten<br />

beiden Spielen. Zekiri dann sogar mit einem<br />

doppeltem Aluminiumtreffer. Das Spiel hätte<br />

sicher ganz anders ausgesehen, wenn das Ding<br />

reingegangen wäre. St. Pauli richtig gut und auch<br />

auf der Kurve machten immer mehr Leute mit<br />

(Wohl gemerkt nur der Gästeblock. Die Ultras<br />

machten viele Pausen zwischen ihrem Gesäusel<br />

und der Rest der 3630 Zuschauer war absolut<br />

passiv). Doch dann geschah es: Wer auch immer<br />

aus unserer Abwehr sprang im Strafraum einem<br />

hohen Ball entgegen, war dann aber wohl von der<br />

Abendsonne geblendet und hob den Arm und fing<br />

tatsächlich den Ball mit der Hand über dem<br />

Elfmeterpunkt. Klarer geht es nicht! Das 1:0 für<br />

Chemnitz und das folgende „Danke – Bitte“-<br />

Blabla waren die logische Konsequenz. Doch<br />

anstelle der Chemnitz-Zuschauer taute nun der<br />

Gästeblock immer mehr auf. Dennoch war unserer<br />

Mannschaft die Verunsicherung anzusehen.<br />

Chemnitz konnte sein Spiel durchziehen und<br />

freute sich kurz vor der Pause, als Krause mit<br />

Gelb-Rot vom Platz flog. Uns war klar, dass uns<br />

nur noch ein mittelkleines Wunder wieder ins<br />

Spiel holen könnte. Chemnitz stand einfach zu gut<br />

und war viel zu abgeklärt. In der zweiten Hälfte<br />

brachte St. Pauli trotz aller Bemühungen kaum<br />

noch einen richtigen Spielzug zustande.<br />

Spätestens an der Mittellinie gewann ein<br />

Himmelblauer den wichtigen Zweikampf und es<br />

kam noch schlimmer! 68. Minute das 2:0 nach<br />

Ecke. 80. Minute das 3:0 nach Ecke und 83.<br />

Minute das 4:0 wieder nach Ecke! Und auch wenn<br />

jetzt zwischendurch Klatschen der Heimfans zu<br />

hören waren (und das am meisten von der<br />

Haupttribüne), schien es, als wenn unsere<br />

Mannschaft zuhause führen würde. Die 80 Leute<br />

(bis auf eine Handvoll Dorfpunkasseln) feuerte<br />

ungebremst die Mannschaft an! Bald waren nur<br />

wir zu hören, denn in der ganzen zweiten Halbzeit<br />

kamen von den Chemnitzer Ultras nur noch<br />

homophobe Verwünschungen gegen unseren


Torwart, der mit Kalla wirklich am wenigsten was<br />

für die Niederlage konnte. Die Enddreißiger-<br />

Chemnitzfans, die am Gästezaun herumkletterten<br />

und sich benahmen wie Clowns, heiterten uns<br />

eher auf, als dass sie uns wie beabsichtigt<br />

verärgern konnten und so blieb es ohne Riots.<br />

04:00 Uhr,07.09.2009<br />

Meine Bude, Barmbek<br />

6 Stunden Ozzy Osbourne auf der Autobahn. Um<br />

Riots gegen ein paar Kameraden in Chemnitz zu<br />

umgehen, mussten wir in Leipzig fünf Cent teurer<br />

tanken. Auch wenn das Ergebnis nicht stimmte,<br />

haben wir weiter keine Zweifel an dem<br />

Klassenerhalt. Die Fahrt hat richtig Spaß gemacht.<br />

Ein schönes Abenteuer, auch wenn wir es uns<br />

ganz anders vorgestellt hatten. Und<br />

glücklicherweise ganz ohne Riots!<br />

SZENE-INTERVIEW ITZEHOE<br />

BESCHREIBT DOCH AM BESTEN ERST<br />

MAL, WER IHR SEID! DA DIE WENIGSTEN<br />

SICH WOHL IN SACHEN BASKETBALL<br />

AUSKENNEN, STELLT DOCH MAL KURZ<br />

EUREN VEREIN VOR! WELCHE LIGA,<br />

GESCHICHTE, NENNENSWERTE GEGNER,<br />

ERFOLGE ETC., DAMIT SICH ALLE EIN<br />

BILD DAVON MACHEN KÖNNEN, WORUM<br />

ES GEHT!<br />

IBW: Wir, das sind die „Infamous Blue Warriors<br />

(Itzehoe)“, eine ultraorientierte<br />

Fangruppe der MTV Eagles Itzehoe,<br />

die es seit dem Jahr 2009 gibt. Am<br />

Treffendsten beschreibt uns wohl<br />

unser Motto „Just Ourselves“ – wir<br />

sind also alle wir selbst und<br />

unterstützen den MTV, zur<br />

Richtigstellung heißt es wohl oder übel<br />

mittlerweile CRE Eagles, für uns weiterhin<br />

der MTV. Den Gründungsverein, den<br />

Männerturnverein, gibt es bereits seit 1858.<br />

Basketball wird in Itzehoe jedoch erst seit ca.<br />

1980 gespielt und bisher auch ohne Meistertitel<br />

o.ä. Im Endeffekt wird der Basketball erst seit<br />

1999 professionell gespielt, in diesem Jahr wurde<br />

der Förderverein gegründet, der das Ziel hatte, den<br />

Basketballsport vom Breitensport zum<br />

Leistungssport zu entwickeln. So ging es mehr<br />

oder minder in der Oberliga bergauf und bergab,<br />

bis man mit der Zeit dann in die 2. Regionalliga<br />

aufstieg und sich dort etablierte. In der Saison<br />

2005/2006 stiegen die Adler dann in die 1.<br />

Regionalliga auf, in einem packenden Spiel vor<br />

über 700 Zuschauern wurde der VfL Stade in der<br />

Lehmwoldhalle geschlagen. Parallel qualifizierte<br />

man sich fast jährlich für den DBB-Pokal, da es in<br />

Schleswig-Holstein keine<br />

nennenswerten Gegner gibt, die<br />

auf dem gleichen Niveau wie der<br />

MTV spielen, aber dort reichte es<br />

auch nie weiter als bis zur 3.<br />

Runde. Seit 2006 spielt man nun<br />

also in der Regionalliga und landete<br />

dort jeweils im Mittelfeld der Tabelle.<br />

Die emotionalsten Spiele der letzten Jahre<br />

und somit auch schönste Gegner waren wohl der<br />

VfL Stade aufgrund der Spannung und der SC Rist<br />

Wedel, sowie die UBC Tigers aus Hannover, da<br />

man dort auch auf den Tribünen etwas erleben<br />

konnte.<br />

STELLT BITTE MAL EURE FANSZENE


ETWAS AUSFÜHRLICHER VOR! WIE IST<br />

DER ZUSCHAUERZUSPRUCH BEIM<br />

BASKETBALL ÜBERHAUPT, WELCHE<br />

GRUPPEN GIBT ES BEI EUCH, WIE SIND SIE<br />

ENTSTANDEN UND WIE HABEN SIE SICH<br />

ENTWICKELT, ETC.?<br />

IBW: Alles begann in der Saison 2005/2006 beim<br />

entscheidenden Spiel gegen Stade: Vier Jungs, die<br />

Itzehoer Überflieger (später Suptras Itzehoe),<br />

nahmen einen Farbeimer, zwei „Schwenker“ und<br />

machten sich wie eigentlich jeden Samstag auf in<br />

die Lehmwoldhalle; das aus dieser Schnapsidee<br />

ernsthaft etwas Größeres entstehen könnte,<br />

glaubte zu diesem Zeitpunkt wohl niemand.<br />

Allerdings entstand diese Gruppe nicht einfach<br />

aus dem Boden heraus, sondern man war bereits<br />

vorher zu den Spielen des MTV gegangen. Mit der<br />

Zeit kamen und gingen dann neue Leute, doch<br />

einige blieben auch und es begann sich etwas zu<br />

entwickeln. Zaunfahnen wurden gemalt, der<br />

Support wurde umfangreicher. Doch auch die<br />

Gruppe wurde größer, die Ansichten<br />

unterschiedlicher und die Probleme größer.<br />

Deshalb trennten sich im Januar 2009 einige<br />

Mitglieder von der Gruppe und gründeten die<br />

Infamous Blue Warriors und parallel eine<br />

Jugendgruppe, die Warriors Youth. Seit diesem<br />

Zeitpunkt sind die Probleme ausgeräumt, man<br />

versteht sich wieder und arbeitet geschlossen<br />

zusammen. Durch die Trennung fließen nun neue<br />

Ideen in die Kurve und auch die Kreativität nimmt<br />

zu – ein roter Faden zieht sich so langsam durch<br />

alles und die Strukturen werden erkennbar.<br />

Absoluter Höhepunkt der Entwicklung war mit<br />

Sicherheit das Derby zum Abschluss der letzten<br />

Saison: Grillen, Derbymarsch und eine Choreo,<br />

von deren Dimensionen man zuvor nur träumte.<br />

Bisher sind wir also sehr zufrieden, doch fragen<br />

wir uns häufig, wie weit wir noch voranschreiten<br />

können, sind also voller Elan und Lust auf neue<br />

Dinge. Für uns als Gruppe ist es wichtig, nicht mit<br />

den „modernen Ultras“ unter einen Hut geworfen<br />

zu werden, wir sind anders. Wir lassen uns nicht in<br />

eine Schublade zwängen, sondern wollen wir<br />

selbst sein, Just ourselves. Zusammen mit den<br />

Suptras stehen wir in der Kurve IZ, in der sich pro<br />

Spiel etwa 20 Personen einfinden, um den MTV<br />

zu unterstützen, ansonsten liegt der<br />

Zuschauerschnitt zwischen 200-400 Zuschauern<br />

pro Spiel, immer abhängig vom Tabellenstand und<br />

den Events die nebenbei noch stattfinden.<br />

Auswärts ist es oftmals problematisch, da fast alle<br />

Mitglieder Schüler sind und auch zeitgleich<br />

andere Hobbies haben, so sieht man auswärts<br />

oftmals dieselben Leute, trotzdem sind es bei<br />

Touren von bis zu 1400 km (Hin- und Rückfahrt)<br />

mindestens vier Leute. In der Halle werden wir<br />

mittlerweile größtenteils akzeptiert und auch<br />

respektiert, trotzdem stellen wir als Klischee<br />

„Ultras“ natürlich auch oftmals den Sündenbock<br />

dar, wogegen wir uns bisher allerdings gut wehren<br />

können.<br />

WIE KOMMT MAN ÜBERHAUPT ALS<br />

ZUSCHAUER UND DANN AUCH NOCH ALS<br />

ULTRAORIENTIERTER ZUSCHAUER ZUM<br />

BASKETBALL? WIE IST DER ZUSPRUCH<br />

DER JÜNGEREN ZUSCHAUER BEIM<br />

BASKETBALL GENERELL? IST ES<br />

VERGLEICHBAR MIT KLEINEN SZENEN<br />

WIE BEI UNS? IST ES FÜR EUCH ALS SZENE<br />

UND DAS INTERESSE DER JUGENDLICHEN<br />

EHER FÖRDERLICH ODER HINDERLICH,<br />

DASS IHR AUS EINER KLEINEREN STADT<br />

KOMMT?<br />

IBW: Wie bereits oben beschrieben, besuchten<br />

einige Leute bereits vor der 1. Gründung im Jahr<br />

2007 die Spiele der Adler, andere kamen dann im<br />

Laufe der Zeit dazu. Einige quatschte man an,<br />

andere waren einfach da. Man kam nicht mit dem<br />

Ziel, „Ultra“ zu sein, sondern wollte Spaß haben,<br />

etwas erleben und vor allem den MTV supporten.


So entwickelten sich mit der Zeit nun halt Dinge,<br />

von denen niemand vorher zu träumen gewagt<br />

hätte, wieso das alles so kam, weiß wohl genau<br />

kaum jemand, unser Ziel war es eigentlich nicht.<br />

Gewisse Einflüsse kamen später sicherlich vom<br />

Fußball, aber mittlerweile hat man doch einen<br />

festen Haufen, der immer dabei ist. Vergleichen<br />

kann man die Itzehoer Szene kaum mit einer<br />

gewöhnlichen anderen Ultra-Gruppe, dies hat<br />

verschiedene Gründe: Ihr zum Beispiel seid vor<br />

dem Event „geflüchtet“, bei uns hat sich alles<br />

dahin entwickelt, wo es jetzt ist. Außerdem ist<br />

Itzehoe nicht die „Weltstadt“, in der man nun groß<br />

etwas unternehmen kann, Jugendkultur wird hier<br />

ganz klein geschrieben. Auch, dass Basketball<br />

nicht gerade Volkssport Nr. 1 ist, spielt sicherlich<br />

eine Rolle, unser Umfeld ist wesentlich kleiner. So<br />

ist Basketball hier in Itzehoe für die Eventgeier<br />

oder die Konsumenten eine der wenigen<br />

Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, deshalb<br />

trifft man auch von Spiel zu Spiel doch einen<br />

relativ hohen Anteil an Jugendlichen in der Halle<br />

an. Diese befinden sich dann häufig in den<br />

Randblöcken, also auch der Kurve IZ, beteiligen<br />

sich aber kaum am Support. Für viele<br />

Außenstehende ist es wohl auch ein abstruses Bild,<br />

25 Jugendliche hüpfend und singend auf den<br />

Paneelen der Lehmwoldhalle zu sehen. Insgesamt<br />

kann man mit dem Zuspruch relativ zufrieden sein,<br />

natürlich darf man aber auch nicht zu viel<br />

erwarten, es hat immer seine positiven und<br />

negativen Seiten, in einer Kleinstadt zu wohnen:<br />

Einerseits haben wir hier keine übermäßig breite<br />

Masse, die nur konsumieren möchte, andererseits<br />

fehlen uns einfach neue/alte/motivierte Leute. Alle<br />

Mitglieder sind maximal 20 Jahre alt und teilweise<br />

fehlt einfach ein erfahrener Motivierter, der uns<br />

zur Seite steht und Ratschläge gibt. Allerdings<br />

haben wir auch schon selbst erfahren, dass solche<br />

Leute uns in eine Schublade stecken und einen<br />

Weg vorgeben wollen. Wir ziehen unser Ding<br />

durch, sicherlich machen wir auch mal Fehler,<br />

aber daraus können auch wir nur lernen, doch<br />

solange können wir wenigstens wir selbst bleiben.<br />

Trotzdem vermisst man hier die motivierten Leute<br />

etwas, die Gruppe könnte wachsen, es würde mehr<br />

Einflüsse, Ideen geben und man könnte sich vor<br />

allem im punkto Kreativität und Support<br />

weiterentwickeln.<br />

IN DEUTSCHLAND VERBINDET MAN<br />

ULTRA' JA NUN NICHT UNBEDINGT MIT<br />

BASKETBALL. SEID IHR IN DIESER<br />

HINSICHT SO ETWAS WIE PIONIERE? GIBT<br />

ES VORBILDER IM INLAND/AUSLAND?<br />

STOßT IHR ÜBERHAUPT AUF<br />

KOORDINIERTEN SUPPORT DER GEGNER?<br />

IBW: Wahrscheinlich ist es so oder zumindest so<br />

ähnlich, auf jeden Fall in den tieferen Ligen gibt es<br />

Vergleichbares bisher nicht. Deshalb stoßen wir<br />

auch selten auf wirklichen gegnerischen Support.<br />

Trommeln, Rasseln und zwei Schlachtrufe, das ist<br />

so das Optimum, was uns begegnet. Selten finden<br />

auch mehr als drei auswärtige Fans den Weg zu<br />

uns. Direkt nach der Gründung der Suptras<br />

gründeten sich jedoch zwei weitere Fangruppen in<br />

Wedel und Hannover, in Wedel ohne Erfolg (lösten


sich auf) und in Hannover ohne Grundlagen. Das<br />

Team ist mit Hoffenheim zu vergleichen,<br />

Kommerztruppe, die 9x in Folge aufstieg… In den<br />

höheren Ligen gibt es diverse Supporters-<br />

Gruppen, die uns bekannt sind und von denen<br />

einige augenscheinlich auch gute Arbeit leisten.<br />

Dies ist allerdings nur<br />

unsere „virtuelle“<br />

Auffassung, Erfahrung<br />

haben wir da leider mit<br />

keiner. Zudem ist es uns<br />

nicht wichtig, was der<br />

Gegner tut, wichtig ist<br />

unser Team und unsere<br />

Gruppe. Als Vorbild<br />

wäre aber nur das, was in<br />

Griechenland abgeht, zu<br />

erwähnen, allerdings<br />

sind es hier auch die<br />

Gruppen, die zum<br />

Fußball und Basketball<br />

gehen. Trotzdem, dort<br />

geht es schon krass ab –<br />

wäre hier aber niemals<br />

möglich.<br />

DENKT IHR, ULTRA'<br />

WIRD SICH AUCH<br />

BEIM BASKETBALL<br />

IRGENDWANN SO<br />

ETABLIEREN, WIE<br />

DERZEIT BEIM<br />

FUßBALL?<br />

IBW: So was wird nicht<br />

möglich sein, größtes<br />

Problem dürfte der uneinholbar fortgeschrittene<br />

Kommerz sein. Zudem gibt es bisher keine Ultras<br />

und die Mentalität dieser lässt sich kaum mit dem<br />

jetzigen Sport verbinden. In gewisser Form wären<br />

abgewandelte Varianten in unteren Ligen<br />

vielleicht möglich, aber nicht auf BBL-Ebene.<br />

Basketball ist einfach noch viel mehr Event als<br />

Fußball, hier überlegt es sich jeder Ultra dreimal,<br />

ob er wirklich „Ratiopharm Ulm“ unterstützen<br />

möchte.<br />

WO LIEGEN DIE UNTERSCHIEDE<br />

ZWISCHEN ULTRAS<br />

BEIM BASKETBALL<br />

UND BEIM FUßBALL?<br />

WELCHE PROBLEME<br />

UND THEMEN SIND<br />

ÄHNLICH, WO KÄMPFT<br />

MAN GANZ<br />

UNTERSCHIEDLICHE<br />

SCHLACHTEN? WAS<br />

SIND DIE THEMEN,<br />

MIT DENEN IHR ALS<br />

SZENE INTERN ABER<br />

AUCH EXTERN ZU<br />

KÄMPFEN HABT?<br />

IBW: Größter Unterschied<br />

ist natürlich erst mal die<br />

Sportart an sich. 4x10<br />

Minuten, außerdem sind<br />

Auszeiten möglich und<br />

auch Halle und<br />

Sportplatz/Stadion sind<br />

kaum zu vergleichen. Dies<br />

wirkt sich natürlich extrem<br />

auf den Support aus, zum<br />

Beispiel kann man nicht<br />

jeden Korb bejubeln, wenn<br />

ein Spiel 68:59 endet.<br />

Darauf folgt ein ähnlicher<br />

Kampf wie beim Fußball.<br />

Der Kommerz hat einen extrem großen Einfluss<br />

auf den Basketball, viel größer als beim Fußball.<br />

Diesen versucht man zu bändigen, aufzuklären<br />

und einzuschränken. Wichtig ist auch für uns der<br />

Kampf um möglichst viele Rechte, der Kampf um<br />

eine freie Kurve, die sich selbst organisiert und


nicht durch Überstreifen dämlicher<br />

Sponsorenartikel zur Masse dazugehört. Auch<br />

möchte man in gewisser Weise dem Verein helfen.<br />

Hier geht es nicht nur um das „Spiel“, sondern<br />

auch so den Verein zu unterstützen. Das hört sich<br />

nun alles vielleicht sehr umfangreich und<br />

überzogen an, es spielt sich alles in einem<br />

überschaubaren Rahmen ab, ist für uns aber<br />

trotzdem wichtig, dafür einzustehen. Das Thema<br />

Hallenverbote nimmt wohl nur einen Randbereich<br />

ein. Bisher kam es nur ein einziges Mal zu solch<br />

einem Problem, das man glücklicherweise klären<br />

konnte. Sicherlich hat man es im Kopf, aber<br />

behandelt wird es nur am Rande. Ein weiteres sehr<br />

großes Problem ist es, Akzeptanz zu finden. Eines<br />

unsere großen Ziele also, den Menschen Ultra<br />

näher zu bringen. Man versucht weiter und weiter<br />

dem Großteil die Augen zu öffnen, in der<br />

Hoffnung, dass der Fußball oder auch Basketball<br />

durch die derzeitige Entwicklung nicht<br />

vollkommen emotionslos sein wird und dass der<br />

Sport und die Leidenschaft auf der Strecke bleibt.<br />

Der Vorstand unseres Vereins sieht Ultra<br />

überwiegend sehr kritisch und negativ, dadurch<br />

gab es in der Vergangenheit oft<br />

Auseinandersetzungen und da hier alles so gar<br />

nicht anonym ist, war man auch schnell bei dem<br />

restlichen Publikum unten durch und somit auch<br />

einfach an allem Schuld. Das im Endeffekt<br />

Wichtigste wird für uns jedoch immer bleiben,<br />

dass wir wir selbst bleiben können – Just<br />

ourselves – wenn dies einmal nicht mehr möglich<br />

wäre, würde etwas falsch laufen.<br />

INWIEWEIT SETZT IHR EUCH MIT ULTRAS<br />

BEIM FUßBALL AUSEINANDER? VERFOLGT<br />

IHR DIE ENTWICKLUNG UND DISKUTIERT<br />

IHR DIE AKTUELLEN FRAGEN/THEMEN,<br />

DIE SICH DIE BEWEGUNG STELLT?<br />

WELCHEN KONTAKT HABT IHR GENERELL<br />

ZUM FUßBALL?<br />

IBW: Die Mitglieder unserer Gruppe kamen nicht<br />

über den Basketball mit Ultra in Kontakt. Wir<br />

sind/waren Fußballfans, haben selbst gespielt und<br />

sind ins Stadion gegangen. So kam man nach und<br />

nach mit Ultra in Kontakt, dies weitete sich mit<br />

steigendem Alter mehr und mehr aus. Dort haben<br />

wir also auch erste Eindrücke und Erfahrungen<br />

gesammelt, teilweise geschieht dies auch heute<br />

noch bei Besuchen von Spielen und diese fließen<br />

dann häufig auch mit in unsere Gruppe ein.<br />

Mittlerweile besuchen wir mehr die Amateurligen<br />

als die Bundesliga, setzen uns aber trotzdem sehr<br />

viel mit den Thematiken des Fußballs und der<br />

Ultraszenen auseinander, die Bereiche sind da also<br />

recht vielfältig. Groundhopping hat mittlerweile<br />

den größten Anteil an unserem Interesse am<br />

Fußball eingenommen, hingegen wird Bundesliga<br />

nur noch sehr selten geschaut. Der Fußball nimmt<br />

also auch weiterhin einen sehr großen Teil unseres<br />

Alltags ein, da wir uns außerhalb unserer Liga und<br />

unseres Vereins mit Basketball in höheren Ligen<br />

(z.B. BBL) nur recht wenig beschäftigen, was vor<br />

allem an dem Kommerz und dem Mega-Event<br />

liegt. Fußball dürfte unter der Woche zeitweise<br />

mehr Platz einnehmen als der Basketball.


SEHT IHR EUCH ALS POLITISCHE GRUPPE?<br />

INWIEFERN UND WARUM?<br />

IBW: Wir sehen uns auf keinen Fall als<br />

unpolitisch, wir haben alle eine Meinung zum<br />

Thema Politik, doch im Detail ist diese von<br />

Person zu Person verschieden. Deswegen tragen<br />

wir als Gruppe auch keine antifaschistische oder<br />

antinationale oder was auch immer Handschrift.<br />

Hingegen sind wir uns im Punkt des<br />

antirassistischen Handelns einig und so treten wir<br />

also auch antirassistisch auf und zeigen dies,<br />

ebenfalls distanzieren wir uns von Sexismus und<br />

Homophobie. Trotzdem bleiben die Meinungen in<br />

der Gruppe halt verschieden und es soll<br />

niemandem ein Weg vorgegeben werden o.ä. So<br />

versuchen wir also, Streitfaktoren auszublenden<br />

bzw. größtmöglich einzuschränken. Es gibt<br />

Personen, die haben halt einen gewissen<br />

Nationalstolz, diesen dulden wir in der Gruppe,<br />

die Person zeigt diesen aber nicht in der Kurve,<br />

genauso wird erwartet, dass von anderen Personen<br />

der antifaschistische Gedanke in ähnlicher Form<br />

in Maßen gehalten wird. Man könnte<br />

wahrscheinlich drei Aufsätze über dieses Thema<br />

schreiben, Fakt ist aber, dass die Politik nur in<br />

gewisser Form Einfluss auf unser Handeln hat und<br />

bei diesen politischen Punkten sind wir uns dann<br />

auch einig. So haben bei uns in der Kurve also<br />

weder Antifa- noch Deutschlandfahnen etwas zu<br />

suchen.<br />

STELLT DOCH MAL EURE MEDIEN VOR:<br />

HABT IHR EINE HOMEPAGE, WELCHEN<br />

ZWECK VERFOLGT IHR DAMIT? FLYER?<br />

SONSTIGES?<br />

IBW: Seit Beginn der Sommerpause betreiben wir<br />

einen eigenen Blog, den ihr unter www.ultraitzehoe.de.vu<br />

finden könnt. Eigentlich ist er nur<br />

zum Posen und Angeben da, weil wir ja so geil<br />

sind... Nein, eher nicht. Der Blog dient uns dazu,<br />

auch etwas tiefgründigere Texte zu<br />

veröffentlichen. Hier haben wir keine<br />

Begrenzungen für die Länge der Texte und<br />

können so den Lesern auch mal andere<br />

Sichtweisen und Möglichkeiten aufzeigen. Die<br />

Besucherzahlen wachsen stetig und bisher gelingt<br />

es uns auch ganz gut, die Seite aktuell zu halten<br />

und sie mit Texten zu erweitern. Reinschauen<br />

lohnt sich definitiv! ;-) Außerdem haben wir ganz<br />

neu einen Newsletter eingerichtet, für den man<br />

sich registrieren kann und erhält so man auch<br />

noch einmal die Möglichkeit, weitere Texte und<br />

Bilder zu erhalten, dieser soll im Rhythmus von 1-<br />

2 Wochen erscheinen, je nach Fülle, Lust &<br />

Laune. In der Halle gab es seit der letzten Saison<br />

dauerhaft einen kleinen Infotisch, an dem man den<br />

Kontakt zu uns suchen konnte und an dem wir<br />

auch Materialen der Gruppe(n) verkauften. Zur<br />

neuen Saison planen wir einen Infoflyer zu jedem<br />

Heimspiel verbunden mit einigen Extras, lasst<br />

euch da überraschen, es werden gewiss einige der<br />

Flyer den Weg an die Hoheluft finden.


WIE WÜRDET IHR EUREN STYLE<br />

BESCHREIBEN? WORAUF KOMMT ES AN,<br />

WORAUF NICHT? SUPPORT, MATERIAL,<br />

MENTALITÄT ETC.<br />

IBW: Für uns ist es oft erst mal ein verdammt<br />

tolles Gefühl, zu sehen, wenn es die Mannschaft<br />

freut, was wir machen. Lange Zeit bestand unser<br />

Support nur aus Standardgesängen, dies möchten<br />

wir nun ändern. Es soll<br />

mehr Kreativität in die<br />

Kurve fließen, laut und<br />

bunt soll es sein.<br />

Zurzeit steckt alles<br />

noch in den<br />

„Anfangszügen“ der<br />

ersten zwei Jahre, aber<br />

eine Entwicklung ist<br />

erkennbar, ein<br />

eindeutiger Style<br />

bisher noch nicht.<br />

Vielleicht ist es auch<br />

nicht optimal, einen Style zu finden, flexibel sein<br />

und immer etwas Neues ausprobieren, dürfte um<br />

einiges aufregender sein. Für<br />

Basketballverhältnisse ist das, was wir bisher<br />

erreicht haben, sicherlich ganz passabel, aber wir<br />

möchten mehr erreichen, vor allem im Bezug auf<br />

das Auftreten in unserer Kurve und unseren damit<br />

verbundenen Support. Dieser sollte etwa 51% der<br />

Wichtigkeit ausmachen. Support ist das<br />

Wichtigste, aber nicht das Entscheidende.<br />

Trotzdem träumen wir natürlich von einer<br />

kreativen Kurve mit eigenen Gesängen. Bis dahin<br />

braucht es viel Zeit und Geduld. Allerdings passt<br />

hier auch unser Motto wieder ideal hinein: Das,<br />

wozu wir Lust haben, machen wir dann auch<br />

einfach mal.<br />

WAS WÜNSCHT IHR FÜR DIE ZUKUNFT?<br />

WIE WÄRE EURE PERFEKTE GRUPPE?<br />

ALSO KURZ UND KNAPP, WAS MÜSSTET<br />

IHR NOCH VERBESSERN UND WORAN<br />

ARBEITET IHR? GIBT ES KONKRETE<br />

VORHABEN UND ZIELE, DIE IHR DERZEIT<br />

NOCH VERWIRKLICHEN WOLLT?<br />

IBW: Ein endgültiges Ziel soll es nicht geben und<br />

das gibt es auch nicht. Besonders wichtig<br />

erscheint uns, dass die Arbeit auf alle<br />

Gruppenmitglieder verteilt wird, sprich, dass alle<br />

aktiv sind und sich<br />

einbinden. Dies baut sich<br />

natürlich durch viele<br />

Faktoren auf, ein ganz<br />

wichtiger ist dabei das<br />

Leben außerhalb des<br />

Spieltages, hier gibt es noch<br />

einiges an Potential und vor<br />

allem zu dieser Saison<br />

wollen wir dort noch mehr<br />

miteinander unternehmen<br />

und zusammenwachsen.<br />

Die Folge daraus wäre in<br />

absehbarer Zeit dann wohl, dass wir möglichst<br />

viele Personen aus der Jugendgruppe fest in die<br />

Hauptgruppe integrieren könnten. Momentan wird<br />

relativ viel gemalt, da ja noch Sommerpause ist,<br />

deswegen gibt es dort momentan auch einige<br />

Fortschritte zu verzeichnen. In Sachen Kreativität<br />

kommen wir unseren Ansprüchen für die neue<br />

Saison immer näher, auch in Sachen<br />

Choreographien sieht es wesentlich besser aus als<br />

noch zuvor. Außerdem ist natürlich auch der<br />

Support in der Halle wieder ein großer Faktor,<br />

hierbei brauchen wir sicher noch Zeit, um auf<br />

breiter Linie Erfolge abzeichnen zu können, d.h.<br />

mehr eigene Gesänge in die Kurve zu tragen. In<br />

der Halle wäre auch erwähnenswert unser Flyer,<br />

erst einmal gilt es abzuwarten, wie er<br />

angenommen wird, in Zukunft kann man sich<br />

dann Gedanken machen, ihn zu verbessern. Dinge,<br />

die für uns immer schwierig sind, sind vor allem


die Auswärtstouren und die Beteiligung daran.<br />

Der Großteil der Mitglieder geht zur Schule, hat<br />

also nicht besonders viel Geld zu Verfügung und<br />

die jungen Leute üben auch noch andere Hobbies<br />

aus, die zeitweise Vorrang einnehmen, da eine<br />

Auswärtsfahrt bei uns ja immer mindestens 600<br />

km Fahrt bedeutet. Das, was jedoch niemals<br />

verloren gehen darf, ist der Spaß und die<br />

Motivation für bzw. an dem, was wir tun, denn<br />

dann läuft zwangsweise alles auf ein Ende hinaus.<br />

Wir haben also diverse Punkte, in denen wir uns<br />

verbessern müssen und dies auch dauerhaft tun,<br />

einen großen Sprung erwartet keiner, kleine<br />

Schritte in allen Bereichen sind jedoch dauerhaft<br />

zu verzeichnen.<br />

WIE BEWERTET IHR DIE DERZEITIGE<br />

FANLANDSCHAFT IN<br />

NORDDEUTSCHLAND? VOR ALLEM IN DEN<br />

NIEDRIGEN LIGEN?<br />

IBW: Norddeutschland beziehen wir jetzt einfach<br />

mal auf Schleswig-Holstein: Wir haben hier die<br />

beiden großen Gruppen aus Lübeck und Kiel, das<br />

Ultra-Kollektiv und die Supside. Beide wohl so<br />

lala, nicht ganz unser Fall und deshalb<br />

beschäftigen wir uns auch nicht weiter groß mit<br />

ihnen, möchten uns da als Außenstehende auch<br />

kein Urteil erlauben. Danach folgt dann gähnende<br />

Leere. Irgendwann taucht dann in der S-H-Liga<br />

die Schwalefront aus Neumünster auf, die aber<br />

offensichtlich mehrere Autonome Nationalisten in<br />

ihren Reihen haben und die ihrem Ruf da auch<br />

alle Ehre machen. Letztendlich bleiben beim<br />

Fußball die Selected Boys aus Schleswig, fast<br />

undefinierbar und schwer einzuschätzen, wie es<br />

sich da entwickelt, also mal abwarten.<br />

Erwähnenswert wäre die Handballszene aus<br />

Flensburg, zu der Einzelkontakte bestehen. Einige<br />

vernünftige Leute und gute Aktionen dabei,<br />

allerdings ist Handball ähnlich wie Basketball –<br />

nicht mit Fußball zu vergleichen! Weiterhin<br />

schätzen wir aber doch auch die Atmosphäre bei<br />

den lokalen Vereinen (hier dem Itzehoer <strong>SV</strong>) ohne<br />

wirkliche Fangruppe, aber mit Tradition, wo Opa<br />

seit 50 Jahren kommt. Einfach sehr nett da.<br />

WIE GLAUBT IHR, WIRD SICH ULTRA' IN<br />

ZUKUNFT VERÄNDERN?<br />

IBW: Was ist Ultra denn heute überhaupt noch?<br />

Ultra legt sich zurzeit viele Steine selbst in den<br />

Weg, denn einige Trottel haben es immer noch<br />

nicht verstanden und sehen in Schals klauen, Pyro<br />

auf das Spielfeld werfen (generell ist Pyro<br />

hingegen völlig in Ordnung!) oder einfach dem<br />

sinnfreien ACAB-Ausdruck ihre Bestimmung.<br />

All dies wirft ein negatives Bild auf (alle) Ultra-<br />

Gruppen, das natürlich extrem durch die Medien<br />

unterstützt wird. Trotzdem bleibt es allen Szenen<br />

zu wünschen, dass sie stark genug sind, um sich<br />

gegen die trotzdem oftmals willkürlichen<br />

Repressionen und Probleme durchzusetzen, so<br />

dass irgendwann vielleicht auch die „Bosse“<br />

verstehen, was Ultra ausmacht. Natürlich sind vor<br />

allem Medien, Polizei, der Staat und Kommerz<br />

extrem große Problemfaktoren die nicht<br />

unerwähnt bleiben sollen und gegen die es sich<br />

auch oft zu Recht zu wehren gilt. Trotzdem sollte


es das Ziel sein, wieder dahin zurückzukehren, wo<br />

man in Italien vor 5-10 Jahren war, sicherlich<br />

verbunden mit Einflüssen aus dieser Zeit. Wir<br />

hoffen, dass alles eine positive Entwicklung<br />

nehmen wird, allerdings deutet momentan vieles<br />

auf eine negative hin. Back to the roots!<br />

WELCHE SZENEN SIND EURER MEINUNG<br />

NACH DIE BEDEUTENDSTEN IN<br />

DEUTSCHLAND DERZEIT UND WARUM?<br />

IBW: Es ist nicht ganz einfach zu definieren,<br />

welche Gruppe denn nun die „tollste“ ist, denn<br />

woran misst man das? Am Style, an den<br />

Gesängen, an der Masse? An großen Gruppen sind<br />

Rezensionen<br />

REZENSIONEN ZUM THEMA<br />

„MEDIENKRITIK“<br />

Die erste von zwei Rezensionen zum Thema<br />

„Medienkritik“ behandelt den Film „Free Rainer –<br />

Dein Fernseher lügt“ von Hans Weingartner („Die<br />

fetten Jahre sind vorbei“).<br />

Moritz Bleibtreu („Baader-Meinhof-Komplex“)<br />

spielt den zugekoksten TV-Produzenten Rainer.<br />

Seine Show „Hol’ dir das Superbaby“, in der es<br />

„Herzblatt“-like darum geht, eine Frau für sich zu<br />

gewinnen, indem die Qualität der Spermien eines<br />

Kandidaten untersucht wird, ist sein größter<br />

Kassenschlager. Rainer ist auf dem Höhepunkt:<br />

Hübsche Freundin, große Wohnung, großes Auto,<br />

das er in der Eröffnungsszene sehenswert zu<br />

Schrott fährt, die Welt liegt ihm zu Füßen.<br />

Erst als die Enkelin eines Mannes, der sich<br />

aufgrund von Rainers Berichterstattung erhängt<br />

hat, Pegah, Rainer absichtlich ins Auto fährt und<br />

er im Krankenhaus liegt, beginnt er, über sein<br />

Handeln und Tun nachzudenken. Er beschließt,<br />

in der 1. Liga vor allem Frankfurt und dann<br />

Nürnberg zu erwähnen, die seit Jahren Top-<br />

Auftritte hinlegen. Liga 2 hat da mit den Ultra<br />

Sankt Pauli, Hansa Rostock, Union Berlin und<br />

Fortuna Düsseldorf auch einiges zu bieten.<br />

Doch auch in den unteren Ligen tut sich einiges,<br />

nicht vergessen sollte man in Liga 3 Dynamo<br />

Dresden oder den FC Carl Zeiss Jena. Noch tiefer<br />

zeigen Gruppen wie die ‚Szene E’ aus Reutlingen<br />

oder die Diablos bei Chemie Leipzig sehr gute<br />

Aktionen. Eine wirkliche Top 10, die jeder<br />

absegnen würde, dürfte es da wohl kaum geben.<br />

WIR BEDANKEN UNS FÜR DAS INTERVIEW!<br />

keine Scheiße mehr zu produzieren und so die<br />

Leute weiter zu verblöden, sondern ihnen<br />

Informationen zu liefern. Sein Versuchsballon in<br />

Form einer intellektuellen Sendung scheitert aber<br />

quotentechnisch, so dass er entlassen wird. Rainer<br />

beginnt, sich mit der Ermittlung der Quoten durch<br />

die (fiktionale) IMA zu beschäftigen. Er stellt fest,<br />

dass lediglich 5000 Haushalte entsprechende<br />

Boxen haben. Er glaubt zunächst an eine große<br />

Verschwörung und kann sich nicht vorstellen, dass<br />

die Leute wirklich den Scheiß gucken, der Tag für<br />

Tag gesendet wird. Nachdem er aber eine dieser<br />

Boxen gestohlen hat, erkennt er mit Hilfe des<br />

soziophoben Verschwörungstheoretikers Phillip,<br />

der bei der IMA als Pförtner arbeitet und<br />

technisch bewandert ist, dass die Quoten wirklich<br />

stimmen: Die Leute schauen sich den Mist<br />

tatsächlich freiwillig an. Die drei kommen auf die<br />

Idee, die Quoten zu manipulieren. Hierzu casten<br />

sie Arbeitslose, die für sie durch die Republik<br />

fahren sollen und in den Haushalten getürkte<br />

Boxen aufstellen sollen. Nachdem es zu dem ein<br />

oder anderen Problem kommt, weil die<br />

Arbeitslosen allesamt das ein oder andere


Handicap haben, muss Rainer sein letztes Geld<br />

für die Kaution eines seiner Angestellten<br />

bezahlen. Die Gruppe beschließt aber, auch ohne<br />

Geld weiter zu machen und weiter Haushalte zu<br />

„befreien“. So gelingt es ihnen tatsächlich, die<br />

Quoten zu manipulieren, so dass die Sender<br />

aufhören, nur noch Müll zu senden. Hiermit wird<br />

eine Art Revolution ausgelöst: Die Deutschen<br />

sitzen plötzlich lieber draußen und lesen „Faust“<br />

als auf der Couch „Richterin Barbara Salesch“ zu<br />

gucken. Die Aktivitäten der Gruppe<br />

werden aber entdeckt und so<br />

sind sie gezwungen, mit der<br />

Manipulation aufzuhören.<br />

Allerdings hat sich das<br />

Medienbewusstsein in<br />

Deutschland gewandelt, so<br />

dass die Quoten für das<br />

sogenannte<br />

„Unterschichtenfernsehen“<br />

auch ohne Manipulationen<br />

im Keller bleiben. Die<br />

Gruppe um Rainer wendet<br />

sich in der letzten Sequenz<br />

des Films an das nächste<br />

Projekt: Sie infiltrieren den<br />

Testmarkt in Haßloch, in<br />

dem vorab angetestet wird,<br />

wie verschiedene neue<br />

Produkte bei den Kunden ankommen.<br />

Der Film „Free Rainer – Dein Fernseher lügt“ ist<br />

schwer zu beurteilen: Rein rational betrachtet, ist<br />

die Handlung unlogisch, teilweise schlicht und<br />

einfach Blödsinn. Die Charaktere bleiben<br />

eindimensional, die Entwicklung, die Rainer<br />

durchmacht, ist ziemlich Soap-like. Der Film<br />

hätte gut und gerne eine halbe Stunde kürzer sein<br />

können, ohne auch nur eine Spur von Handlung<br />

weniger zu haben. Und trotzdem: Dieser Film<br />

macht Spaß. Allein die Idee, von diversen Richter-<br />

Daily-Häuser-Umbau-Frauen-Tausch-Brüste-<br />

Vergrößer-und-wieder-Verkleiner-Shows befreit<br />

zu werden, ist sehr, sehr verlockend. Da verzeiht<br />

man halt auch die ein oder andere überflüssige<br />

Sequenz oder fehlende Logik.<br />

Zu empfehlen ist dieser Film auf jeden Fall allen,<br />

die von oben erwähnten Sendungen genug haben.<br />

Man darf halt kein cineastisch wirklich gutes<br />

Werk erwarten.<br />

Der zweite Film zum Thema „Medienkritik“ ist<br />

„Natural Born Killers“. Ein Film von Oliver<br />

Stone („Platoon“) beruhend auf einem<br />

Drehbuch von Quentin Tarantino<br />

(„Pulp Fiction“). Mehr muss man<br />

eigentlich nicht wissen, um zu<br />

erahnen, was einen erwartet,<br />

wenn man sich diesen Film<br />

anschaut. (Tarantino war<br />

an der Umsetzung des<br />

Films übrigens nicht<br />

mehr beteiligt,<br />

distanzierte sich zeitweise<br />

sogar davon.)<br />

Es fängt aber auch eher<br />

entspannt an: Ein Diner<br />

mitten in der Wüste.<br />

Mickey (Woody Harrelson)<br />

isst einen Kuchen an der<br />

Theke, seine Frau Mallory<br />

(Juliette Lewis) tanzt an der Jukebox. Zwei<br />

Männer kommen rein, einer von ihnen belästigt<br />

Mallory. Ein paar Minuten später sind alle<br />

Anwesenden bis auf einen niedergemetzelt. Der<br />

Überlebende erhält den Auftrag, von der Tat zu<br />

berichten. In einer genialen Rückblende im<br />

Sitcom-Stil erfährt man mehr über die<br />

Vergangenheit von Mickey und vor allem<br />

Mallory. Da kündigt der schmierige Vater<br />

wiederholt an, nachher noch einmal bei seiner<br />

Tochter „vorbeischauen“ zu wollen, wenn sie<br />

schläft, und das Publikum grölt. Die Mutter


unternimmt nichts, der kleine Bruder freut sich<br />

einfach nur. Da bekommt die Familie eine Fleisch-<br />

Lieferung von Mickey. Dieser beginnt mit<br />

Mallory eine Affäre. Als sie eines Nachts das Auto<br />

von Mallorys Vater „ausborgen“, schickt dieser<br />

ihnen die Polizei hinterher. Mickey landet im<br />

Gefängnis, von wo er flieht und zusammen mit<br />

Mallory deren Eltern ermordet.<br />

Auf ihrer dreiwöchigen Flucht durch die USA<br />

ermorden die beiden 52 Menschen und lassen<br />

jeweils einen Überlebenden zurück, der über ihre<br />

Tat berichten soll. Durch die Medien wird das<br />

Paar zum Star und wird von Jugendlichen als<br />

Vorbild gefeiert. Nachdem sie bei einem Indianer<br />

Zuflucht gefunden haben, erschießt Mickey im<br />

Pilzrausch versehentlich selbigen und er und<br />

Mallory werden vor der Hütte von<br />

Klapperschlangen gebissen. Auf der Suche nach<br />

einem Gegengift überfallen sie einen Drug-Store<br />

und werden schließlich verhaftet. Doch auch im<br />

Gefängnis geht das Morden weiter, Mickey und<br />

Mallory werden zu immer größeren Stars. Da hat<br />

TV-Moderator Wayne Gale (Robert Downey Jr.)<br />

die Idee, während der Halbzeit des Superbowls<br />

ein Live-Interview mit Mickey zu senden. Der<br />

Gefängnisdirektor (Tommy Lee Jones) willigt ein,<br />

als Gale ihm Berühmtheit garantiert. Während des<br />

Interviews lösen Mickeys Worte eine Revolte im<br />

Gefängnis aus und er erschießt die Wachen und<br />

Teile des Fernsehteams. Er macht sich mit ein<br />

paar Wachen als Geiseln auf den Weg zu Mallorys<br />

Zelle, Gale kommentiert das Ganze live.<br />

Auf ihrem Weg aus dem Gefängnis wird der<br />

Moderator irgendwann selbst zum Killer und fühlt<br />

sich pudelwohl in der Rolle des Komplizen, wird<br />

aber von Mickey und Mallory in einem Wald<br />

erschossen mit der Begründung, dass sie ihn als<br />

Zeugen nicht am Leben lassen müssen, da die<br />

Kamera ja alles aufgezeichnet hat.<br />

Es hat seine Gründe, warum die ARD diesen<br />

Streifen nachts um halb zwei sendet. Die teilweise<br />

sehr drastische Darstellung der Gewaltexzesse<br />

zusammen mit der Romantisierung der<br />

Serienmörder machen den Film gefährlich. Und<br />

das im wahrsten Sinne des Wortes: Etwa 15<br />

Nachahmungstäter beriefen sich konkret auf<br />

diesen Film. Dieser Fakt zeigt aber zugleich,<br />

warum er so wichtig und richtig ist. Wie Mickey<br />

und Mallory zu Stars, ja zu Idolen der Pop-Kultur<br />

werden, öffnet dem Zuschauer ein Stück weit die<br />

Augen. Die Sensationsgier der Medien wird hier<br />

sehr gut karikiert. Noch schlimmer: Der<br />

Zuschauer ertappt sich unweigerlich selbst dabei,<br />

wie er Gefallen an der Sensation findet, wie er<br />

selbst zum Teil dieser Maschinerie wird bzw. im<br />

Laufe seines Lebens geworden ist. Stone setzt<br />

einem quasi einen Spiegel vor die Nase. Mit<br />

extremer Übertreibung erreicht er ein Maß an<br />

Aufmerksamkeit, dass kein medienkritischer<br />

Artikel jemals erlangen kann. Er nutzt die Mittel<br />

der Medien aus, um zu zeigen, dass diese schon<br />

lange die Bodenhaftung in moralischen Fragen<br />

verloren haben. Die Heroisierung von Mickey und<br />

Mallory kommt einem noch merkwürdig und<br />

absurd vor. Aber sind zum Beispiel die Fälle OJ<br />

Simpson oder Michael Jackson wirklich so<br />

anders? Und das ist eigentlich die zentrale Frage,<br />

die nach dem Schauen des Films bleibt: Ist es<br />

wirklich auszuschließen, dass irgendwann ein<br />

Killer-Pärchen zum absoluten Superstar wird? Ich<br />

glaube nicht...<br />

DER KAOSFLYER IST KEIN ERZEUGNIS IM<br />

PRESSERECHTLICHEN SINNE, SONDERN<br />

EIN RUNDBRIEF AN ALLE<br />

SYMPATHIESANTEN DES SCV.<br />

NAMENTLICH GEKENNZEICHNETE<br />

ARTIKEL SPIEGELN LEDIGLICH DIE<br />

MEINUNGEN DER EINZELNEN AUTOREN<br />

WIEDER. AUFLAGE. 65 STÜCK.

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