Zoologie - biologie
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Quelle:<br />
ARZT Volker:<br />
Kluge<br />
Pflanzen:<br />
Wie sie<br />
locken<br />
und lügen,<br />
sich warnen<br />
und wehren<br />
und Hilfe<br />
holen bei<br />
Gefahr,<br />
München:<br />
Bertelsmann<br />
Verlag,<br />
2.Auflage<br />
2009<br />
16<br />
Botanik<br />
Hast Du einmal einen Topf mit Tulpen verkehrt herum aufgehängt? Vermutlich nicht,<br />
deshalb wirst Du den unbändigen Willen der Pflanzen, nach oben zu wachsen, noch nicht<br />
mit eigenen Augen mitverfolgt haben.<br />
doch was veranlasst<br />
Pflanzen, eine Kurve<br />
in ihrem Wachstum<br />
einzuschlagen und<br />
sich nach oben<br />
zu krümmen?<br />
Wieso wachsen Wurzeln immer nur in<br />
den Boden hinein und nicht hinaus?<br />
(Abgesehen von der Tatsache, dass sie<br />
hässlich sind und sie keiner sehen will!)<br />
Woher wissen Pflanzen überhaupt,<br />
wohin sie wachsen sollen? Die Antwort<br />
liefert der sogenannte Gravi- oder<br />
Geotropismus. Dabei handelt es sich um<br />
Bewegungen entweder zum Erdmittelpunkt<br />
(Gravitationszentrum)<br />
hin oder von ihm weg. Doch<br />
woher weiß die Pflanze, wo<br />
der Erdmittelpunkt liegt. Die<br />
Natur hat sich so genannte<br />
Statolithen einfallen lassen,<br />
die als Orientierungshilfe für<br />
die ‚blinden‘ Pflanzen dienen.<br />
Statolithen sind mikroskopisch<br />
kleine Stärkekörner, die durch<br />
ihre Gewichtskraft der Pflanze<br />
die Gravitationsrichtung<br />
zeigen. Den Wurzeln zeigen sie den<br />
Weg hinunter ins Erdreich, ein positiver<br />
Gravitropismus liegt vor (zum Reiz hin).<br />
Blüten wachsen meistens in die Höhe,<br />
weisen also einen negativen Gravitropismus<br />
auf (vom Erdmittelpunkt weg).<br />
Dreht man die Pflanzen um 90°, so dass<br />
die Wurzeln waagerecht weiterwachsen<br />
müssten, so wandern die Statolithen in<br />
den Wurzelzellen nach unten, was dazu<br />
führt, dass sich die Wurzel krümmt. Am<br />
besten kann man diesen Vorgang bei<br />
Armleuchteralgen (chara) beobachten.<br />
Sie haben Rhizoide, schnell wachsende<br />
Zellen mit Wurzelfunktion, in denen die<br />
Statolithen mikroskopisch gut sichtbar<br />
sind. Ein besonderes Exemplar, um den<br />
Gravitropismus zu verdeutlichen, ist der<br />
Mohn (Papaver) mit seinen leuchtend<br />
roten Blüten.<br />
Die Knospen des Mohnes sind vor der<br />
Öffnung positiv gravitrop, d.h. sie hängen<br />
nach unten. Sobald sie sich jedoch<br />
• http://www.focus.de/finanzen/news/<br />
perspektiven-weltrekord-die-schnellste-<br />
pflanzenbewegung_aid_212337.html<br />
• http://www.bioboard.de/topic,3106,-<br />
carnivore-pflanzen!--undgt%3B-bewegung.html<br />
• http://www.<strong>biologie</strong>.uni-hamburg.de/b-online/<br />
d32/32c.htm<br />
• http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/<br />
biok/11209<br />
öffnen, ändern die Statolithen ihre<br />
„Botschaft“ (deren Übermittlung<br />
noch nicht ganz geklärt ist), und<br />
die aufgehende Knospe krümmt<br />
sich nach oben, wird also negativ<br />
gravitrop. Pflanzenbewegungen<br />
entstehen nicht willkürlich, sondern<br />
sind meistens an verschiedene Reize<br />
gebunden, wie Temperaturveränderungen,<br />
Lichtverhältnisse, Windböen<br />
und Berührung. Bei Nastien, einem<br />
besonderen Bewegungstyp, spielt<br />
die Richtung, aus der der Reiz<br />
kommt, keine Rolle, sondern die<br />
betreffende Organstruktur. Die<br />
yes WE<br />
CAn MoVE<br />
tieber david, brg kepler, graz<br />
meisten Nastien sind Folge von<br />
Turgorveränderungen. Turgor ist<br />
der botanische Fachausdruck für<br />
den Druck, den die Zellsäfte auf<br />
die Zellwand ausüben. Wird dieser<br />
Druck verändert, zum Beispiel durch<br />
eine Berührung, kann Erstaunliches<br />
passieren.Die einen nutzen diese<br />
Druckänderung, um ihre Samen mit<br />
möglichst hoher Geschwindigkeit<br />
von sich zu schleudern. Ein Beispiel<br />
dafür ist der Kanadische Hartriegel<br />
(cornus canadensis), der sein Pollenaufbewahrungslager<br />
aufplatzen<br />
lässt, sobald ein Lebewesen oder ein<br />
heftiger Windstoß eine empfindliche<br />
Borste berührt, die sich auf einem<br />
Blütenhüllblatt befindet. Durch<br />
diesen Vorgang werden die Pollen,<br />
die mit unglaublichen drei Metern<br />
pro Sekunde herausgeschleudert<br />
werden (Geschwindigkeitsweltrekord<br />
im Pflanzenreich!), entweder auf<br />
den Reizauslöser (das Insekt) gespuckt<br />
oder durch den Wind verteilt. So etwas<br />
nennt man Seismonastien. Ein anderer,<br />
berühmterer Vertreter der Seismonastien<br />
ist die Venus-Fliegenfalle (Dionaea<br />
muscipula). Jeder kennt das Schauspiel:<br />
Ein Insekt lässt sich von den verführerischen<br />
Farben der Fangblätter anlocken,<br />
landet auf dem Blatt, macht ein oder<br />
zwei Schritte, und schon schlägt die<br />
Falle zu (in bis zu 100 Millisekunden)<br />
– ein Todesurteil für das Tier, welches<br />
nun die Bekanntschaft mit allerlei<br />
eiweißzersetzenden Substanzen macht<br />
und schließlich als Nährstofflieferant<br />
dient. Die Reizrezeptoren sind hier<br />
abermals kleine auf dem Blatt<br />
verteilte Auslöserborsten, die ein<br />
elektrisches Potenzial auslösen,<br />
das sich mit einer Geschwindigkeit<br />
von sechs bis 20 cm auf der<br />
Blattoberfläche ausbreitet und<br />
den Schließmechanismus auslöst.<br />
Eine letzte Pflanze soll hier noch<br />
genannt werden: die Mimose,<br />
ein Synonym für Empfindlichkeit.<br />
Sie klappt ihre Blätter bei<br />
der kleinsten Annäherung oder<br />
Erschütterung mit einer Reaktionsgeschwindigkeit<br />
von 0,08 Sekunden ein.<br />
Die Blätter bleiben für die nächsten<br />
20 bis 30 Minuten eingefaltet. Diese<br />
besondere Form der Seismonastie ist<br />
eine so genannte Alles-oder-Nichts-<br />
Reaktion. Das bedeutet, dass die<br />
Reaktion in voller Stärke einsetzt,<br />
sobald eine gewisse Reizschwelle<br />
überschritten wird. Diesmal liegen<br />
die Reizrezeptoren (Borsten) an der<br />
Unterseite der Blattgelenke. Pflanzen<br />
sind also nicht nur die starren, leblosen<br />
Erdbewohner, für die viele von uns sie<br />
halten, sondern äußerst raffinierte und<br />
hoch entwickelte Lebewesen. Obwohl<br />
wir wohl niemals einem Ent wie in<br />
„Herr der Ringe“ begegnen werden,<br />
können wir dennoch sicher sein, dass<br />
die Welt der Pflanzen uns noch längst<br />
nicht all ihre Geheimnisse offenbart<br />
hat.. Fotos: W. Heine<br />
•http://de.wikipedia.org/wiki/<br />
Pflanzenbewegung<br />
•http://de.academic.ru/dic.nsf/mey<br />
ers/106322/Pflanzenbewegungen<br />
•http://www.oxalis-acetosella.com/turgor<br />
bewegungen.html<br />
•http://www.spacebio.uni-bonn.de/ahp/<br />
Gravitropismus/Gravi3.htm<br />
•http://www.pflanzenfundgrube.net