Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ein Diamantarmband blitzte auf, als die Dame die Karte ergriff.<br />
»Sie haben ja gar nichts für Kinder«, sagte sie vorwurfsvoll.<br />
»Austern. Lammcarrée. Und was soll das denn sein: Seeigel?«<br />
»Eine seltene Delikatesse«, antwortete Julia geduldig. Ja, sie war<br />
stolz da rauf, an diesem Morgen erneut ein Dutzend dieser außergewöhnlichen<br />
Meerestiere ergattert zu haben. »Schmackhaft und<br />
gesund. Ich finde, man kann Kinder nicht früh genug an solche<br />
besonderen Aromen gewöhnen, nicht wahr? Das ist doch sicher<br />
der Grund, wa rum Sie diese kleine Prinzessin heute zu uns gebracht<br />
haben.« Sie strahlte das Mädchen an, und es lächelte tatsächlich<br />
zurück. »Wo rauf hast du denn Appetit?«, fragte sie es.<br />
»Weiß nicht«, antwortete das Kind. Rasch warf es seiner<br />
Großmutter einen scheuen Blick zu und starrte dann auf das hinreißende<br />
Tischgesteck aus weißen Rosen und rosafarbenen Levkojen.<br />
»Nun, hier ist nichts dabei, was ihr schmecken würde«, ergriff<br />
die Dame wieder das Wort und betrachtete Julia mit gerunzelter<br />
Stirn. »Ich verstehe nicht, wa rum Sie an so etwas nicht denken.<br />
Dass auch Kinder etwas finden sollten, was ihnen mundet.«<br />
»Wie heißt du denn?«, fragte Julia das Mädchen.<br />
»Alexandra«, hauchte es.<br />
»Und was würdest du jetzt am liebsten essen?«, hakte Julia nach,<br />
ohne von den Erwachsenen am Tisch mehr Notiz zu nehmen.<br />
»Weiß nicht.« Verlegen ließ die Kleine ihre Beine baumeln.<br />
»Was ist denn deine Lieblingsspeise?«<br />
Die kleine Alexandra wurde rosarot im Gesicht und zuckte mit<br />
den Achseln.<br />
»Hören Sie«, mischte sich die ältere Dame wieder ein. »So geht<br />
das nicht. Es ist schließlich an Ihnen, uns Vorschläge zu machen,<br />
und nicht umgekehrt.«<br />
»Sie haben recht«, antwortete Julia freundlich. »Geben Sie mir<br />
33