Taumel der Tatsachen
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Das Projekt Art up – Erfolg im Team wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und
Soziales im Rahmen der Bezirklichen Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit.
EUROPÄISCHE UNION
Europäischer Sozialfonds
taumel der tatsachen
Birgit Fechner • Nina Heimlich • Amelia Nin
Maria Rapela • Nora Sturm
Art up Ausstellung, K-Salon, 21.–31. Juli 2021
Leitung Ausstellungsprojekt: Simone Haack
Taumel der Tatsachen 6
Birgit Fechner 8
Maria Rapela 10
Nina Heimlich 12
Amelia Nin 14
Nora Sturm 16
taumel der tatsachen
Sie kommen aus verschiedenen Ländern, leben und arbeiten in
Berlin und lernten sich BEIM Projekt Art up – Erfolg im Team
kennen. Unter dem Titel „Taumel der Tatsachen“ stellen Birgit
Fechner, Nina Heimlich, Amelia Nin, Maria Rapela und Nora Sturm
vom 21. bis zum 31. Juli 2021 ihre Kunst im K-Salon aus.
Ihre Werke haben viele Gemeinsamkeiten. In meist abstrakten
Gemälden, Objekten und Installationen befassen sie sich mit
einer aus den Fugen geratenen Welt, den Beziehungen zwischen
Individuum und Allgemeinheit, der Suche nach Identität und
festen Bezugspunkten in Zeiten, in denen es immer schwieriger
wird, die Wirklichkeit von der Unwirklichkeit zu unterscheiden.
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Die Natur scheint für Birgit Fechner, Nina Heimlich, Amelia
Nin und Maria Rapela ein Sehnsuchtsort zu sein. Nora Sturms
Malerei hat dystopische Züge: Sie zeigt taumelnde Landschaften und
Menschen, die verloren und entfremdet wirken.
Was die Künstlerinnen noch verbindet, ist die Ambivalenz ihrer
Werke. Dynamik und Ruhe, Expressivität und Fragilität, Erde und
Kosmos sind für sie aber keine Gegensätze, sondern Dinge, die
sich die Waage halten. Ihre von Philosophie, Natur und Poesie
inspirierte Kunst hat einen meditativen Charakter und lädt zum
Verweilen ein, denn auch im Taumel der Tatsachen verlieren sie
den Sinn und die Schönheit des Seins nicht aus den Augen.
Urszula Usakowska-Wolff
Birgit Fechner * 1962 in München
Birgit Fechner schöpft die Inspirationen für ihre Gemälde, Papierarbeiten und Keramikobjekte
aus der Natur, Musik und Poesie, aus ihren Erinnerungen und dem Alltag. Sie schafft imaginäre
Räume, die auf den ersten Blick wie abstrahierte Landschaften wirken. Beim genauen Hinsehen
wird deutlich, dass sie aus einer Fülle von biomorphen Formen und mehreren Schichten
bestehen. Sie scheinen allmählich durch, laden ein, das unter der Oberfläche Verborgene zu
ergründen. Ihre kraftvollen Gebilde sind eine Mischung aus gestischer Malerei und Collage, für
die sie häufig Fragmente von gemusterten Stoffen, Pflanzen und Fotografien sowie Textfragmente
benutzt. Mit einem zarten Geflecht aus Linien, Strukturen und Texturen bedeckt, scheinen
ihre Bilder stets in Bewegung zu sein. Sie vibrieren und pulsieren, ihre Elemente verschmelzen
zu einem Ganzen, um sich im nächsten Augenblick in Einzelteile aufzulösen. Sie zeigt, dass die
Welt immer mehr zerfällt und nur in Bruchstücken wahrgenommen werden kann. Birgit Fechners
Bildvokabular ist zugleich expressiv und introspektiv, reduziert und üppig, lyrisch und
lebensnah, subtil und farbenfroh. Werden und Vergehen, Melancholie und Lust, Harmonie und
Chaos sind Spannungsfelder, zwischen denen ihre Arbeiten oszillieren.
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Birgit Fechner, Body Language I,
Mixed Media on Canvas, 100 x 100 cm, 2021
Maria Rapela *1979 in San José, Costa Rica
Maria Rapela begann Ihre künstlerische Tätigkeit Mitte der 1990er in ihrer Heimatstadt San José. Von
Anfang an setzte sich die seit 2008 in Berlin lebende Malerin und Zeichnerin mit der Form auseinander.
Die Formgebung ist ein Prozess, den sie mit der Entwicklung von Ideen und Gedanken, Gedichten
und Tänzen vergleicht. In ihren Acrylbildern und Mischtechniken auf Papier verbindet sie Figuration
mit Abstraktion. Ihre Kompositionen bestechen durch rhythmische Strukturen und kräftige, häufig
mit Schwarz kontrastierte und konturierte Farbflächen. Sie fügen sich zu Strukturen zusammen, die
sich im pulsierenden Rhythmus drehen und die Bilderrahmen sprengen. Die Künstlerin visualisiert
die Bewegung, ihre Figuren sind plastisch und haben eine starke räumliche Wirkung. Sie malt und
zeichnet Stillleben, Naturdarstellungen und urbane Landschaften, wo sie ihre Erlebnisse, Empfindungen
und Eindrücke spiegelt. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Identität, dem individuellen Sein und
dem Zusammensein mit anderen in einer fremden, fragmentierten Welt. In letzter Zeit widmet sie sich
zunehmend der Animation, die sie als eine Verbindung zwischen Malerei, Postmalerei, Film, Sound und
Bewegung betrachtet. In der Stop-Motion scheint Maria Rapela einen neuen Weg gefunden zu haben, ihr
dynamisches visuelles und akustisches Kunstuniversum unter einen Hut zu bringen.
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Maria Rapela, Die Wahl der Qual
Videoinstallation (Animationsframe), 2021
Nina Heimlich *1975 in Hamburg
Nina Heimlich, die lange Zeit in der internationalen Modeszene tätig war und mit berühmten Fotografen
zusammenarbeitete, legt als Malerin und Installationskünstlerin großen Wert auf die Auswahl
der Stoffe und die Komposition ihrer Sujets. Sie benutzt rohes, naturnahes Material wie Baumwolle,
Holz, Keramiplast, Tusche, Bleistift, Blattgold und Garn, um in ihren Gemälden, Mischtechniken auf
Papier und Musselin eine eigene Bildsprache zu etablieren. Weil Kunst für sie ein kontinuierlicher
Prozess und eine Art Meditation ist, konzentriert sie sich auf das Wesentliche: Wie in der chinesischen
Kalligraphie sind ihre Gemälde und Environments auf einige wenige Farben, Zeichen und Formen
reduziert. Thematisch zwischen der irdischen und kosmischen Welt verortet, zeigen sie eine Vielzahl
von faktischen oder denkbaren Universen. Erinnerungen, reale oder planetare Landschaften sind zu
sehen, aber auch Stillleben mit ganz gewöhnlichem Gemüse wie Salat oder Kohl. Indem sie Leinwände mit
Musselin-Bahnen verhüllt, um die wahre Schönheit der Bilder langsam sichtbar zu machen, enthüllt
sie ihre Dreidimensionalität. In der Textilkunst, die immer raumgreifender wird, scheint Nina Heimlich
die geeignete Ausdrucksform gefunden zu haben. Ihre Arbeiten strahlen Ruhe und Dynamik, Kraft und
Fragilität aus. Sie vereinen Gegensätze zu einem kohärenten, sich ergänzenden Ganzen und scheinen
zu tanzen.
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Nina Heimlich, Heart of the cosmos,
Tusche auf Papier, 42 x 29,5 cm, 2020
amelia NIN *1971 in Durazno, Uruguay
Amelia Nin kreiert Textilobjekte aus Naturstoffen, die sie mit natürlichen Farbstoffen färbt. Beeinflusst
vom traditionellen japanischen Textilhandwerk Boro, benutzt sie dafür Textilien und Kleidungsstücke,
auf denen die Zeit Spuren hinterlassen hat und die ihre eigene sowie die Geschichte ihrer
Familie erzählen. Ihre Sujets sind existenziell, sie beziehen sich auf den Kreislauf des Lebens zwischen
Werden und Vergehen. Weil sie das Ungreifbare ausdrücken möchte, experimentiert sie mit verschiedenen
Texturen und Stickarten. In ihrer neuen Werkgruppe befasst sie sich mit Flechten, uralten und
unverwüstlichen symbiotischen Lebensgemeinschaften, deren Anpassungsfähigkeit, Energie, Vitalität
Flexibilität und unvollkommene Vollkommenheit sie faszinieren. Die Flechten sind für sie ein Symbol
der Existenz, die nur dann fortbestehen und sich positiv entwickeln kann, wenn sie auf Symbiose aller
Lebewesen beruht. In ihren Textilobjekten, die immer mehr den Raum erobern und zu begehbaren
Installationen werden, weist sie auf die Notwendigkeit hin, an den Ursprung, also zur Natur zurückzukehren.
Die unsichtbaren Beziehungen zwischen dem Mikro- und Makrokosmos sichtbar zu machen,
ist das Hauptthema von Amelia Nins Textilkunst.
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Amelia Nin, Flechte Ethereum,
Stick- und Flechttechnik, Baumwolle, Wollstoffe, 20 x 20 cm, 2021
Nora Sturm *1978 in Berlin
Nora Sturm ist in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Seit sie sich erinnern kann, ist Kunst ein
wesentlicher Teil ihres Lebens. Mit sechs Jahren begann sie ganze Bildergeschichten zu zeichnen; mit 19
eröffnete sie bereits ihre erste Einzelausstellung. In ihren Werken geht die in Berlin lebende Malerin,
die erst spät von ihrer jüdischen Herkunft erfuhr, den verborgenen Verbindungen zwischen individuellem
Werden, familiärer Verwurzelung und geschichtlicher Gebundenheit nach. Ihre Sujets reflektieren
dabei Situationen, die sie besonders berühren. Sturms Kompositionen bewegen sich zwischen
Abstraktion und Gegenständlichkeit. In ihnen ringen ein kaleidoskopartiges Auseinanderfallen, In- und
Gegeneinanderfließen der Flächen und eine Fokussierung auf fragmentarische Formen miteinander. Die
unvollständige Form als Konglomerat von Spuren und Schichten erscheint als Metapher des Werdens
und wird häufig – wie der rätselhafte Körper in Ballerini la sera - zum schwingenden Ruhepunkt.
Sturm kreiert die onirisch dichte Atmosphäre ihrer Werke mit natürlichen, erdigen Farben leichter
Konsistenz. Sie arbeitet vorrangig mit Mischtechniken, für die sie Brikettasche, Acryl, Ölkreiden, Kohle
und Pigmente verwendet.
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Nora Sturm, Ballerini la sera (Ausschnitt)
Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 90 cm, 2021
Birgit Fechner www.birgit-fechner.de
Nina Heimlich
Amelia Nin
Maria Rapela
Nora Sturm
www.ninaheimlich.com
www.amelianin.com
www.mariarapela.com
www.norasturm.art
Bildnachweise
Titelgrafik © Regina Kelaita 2021; S.9 Body Language I © Birgit Fechner 2021;
S.11 Die Qual der Wahl © Maria Rapela 2021; S.13 Heart of the cosmos © Nina Heimlich 2020;
S.15 Flechte Ethereum © Amelia Nin 2021; S.17 Ballerini la sera © Nora Sturm 2020;
Fotos auf S.9 und S.13 Lea Gryze; Fotos auf S.11, S.15 und 17 Maria Rapela
Text
S.6-8, 10, 12, 14 Urszula Usakowska-Wolff, S. 16 Nora Sturm
Layout und Satz
Carola Großmann
Herausgeber
LOK.a.Motion Gesellschaft zur Förderung lokaler Entwicklungspotentiale mbH,
Marchlewskistr. 101, 10234 Berlin
www.lok-berlin.de, info@lok-berlin.de
Druckerei
Pinguin Druck GmbH,
Marienburger Straße 16, 10405 Berlin
Der Herausgeber übernimmt keine Haftung für inhaltliche Angaben. Nachdruck oder sonstige
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www.art-up-berlin.de