Heft 43 - Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
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Workshop: Organisationsstrukturen und Kulturen der Lehrerbildung<br />
Plätze pro Jahr) zu einer besonderen Herausforderung wird. Zwar gibt es eine<br />
hohe Kooperationsbereitschaft der Schulen, aber die Universität bleibt in der<br />
Rolle des Bittstellers, da sie die Bereitstellung der Praktikumsplätze sichern<br />
muss, während die Schulseite viel vager auf die „Mitwirkung in der Lehrerbildung“<br />
verpflichtet ist. Mittelfristig sind hier sogar die Minimalstandards<br />
gefährdet, obwohl es das Anliegen des ZLB ist, die Betreuung und Begleitung<br />
zu verbessern.<br />
Im Rahmen der konzeptionellen Arbeit werden derzeit Modellprojekte<br />
zur besseren Einbettung der Praktika in das Studium unterstützt. Gute Erfahrungen<br />
gibt es auch mit der vom ZLB koordinierten Einbindung mitwirkender<br />
Lehrkräfte in die Praktikumsvorbereitung und in Seminare mit Praxisanteilen,<br />
über die teilweise feste Brücken zu Studienseminaren und Kooperationsschulen<br />
geschlagen wurden. Jedoch ist dies derzeit durch das Kultusministerium<br />
zur Disposition gestellt.<br />
Eine neue Dimension in der Einbeziehung von Praktika ergibt sich mit<br />
den viersemestrigen Masterstudiengängen <strong>für</strong> die Lehrämter an Grund- und<br />
Hauptschulen sowie an Realschulen, die 2013 starten sollen. Sie enthalten<br />
eine einsemestrige Praxisphase und gehen mit der Verkürzung des Referendariats<br />
auf zwölf Monate einher. Die Gesamtverantwortung, auch <strong>für</strong> die<br />
Praxisanteile, wird bei den Universitäten liegen, in die Betreuung sind die<br />
Studienseminare einzubinden. In Osnabrück soll das forschende Lernen als<br />
Klammer zwischen Theorie und Praxis etabliert werden. Dem ZLB wird u. a.<br />
die Aufgabe zufallen, die Konzeption der neuen Studiengänge zu erarbeiten,<br />
die Kooperationen und Rahmenbedingungen zu organisieren, die Akkreditierung<br />
vorzubereiten und die Qualitätskontrolle zu etablieren.<br />
Diese Schlaglichter auf die Tätigkeit des Osnabrücker ZLB implizieren<br />
zahlreiche generelle Grenzprobleme. Eines besteht in den divergierenden<br />
Erwartungen an die Praktika bzw. Praxisphasen: Anstoß <strong>für</strong> Theoriebildung<br />
und Kritik schulischer Praxis versus Anlass zur Reflexion eigener Kenntnisse,<br />
Fähigkeiten und Haltungen versus Erwerb von „Starterkompetenzen“ <strong>für</strong><br />
das Referendariat. Für die Zentren ergibt sich daraus eine schwierige Rolle,<br />
sofern sie sich nicht auf die organisatorische Absicherung der Praktika beschränken,<br />
sondern vermittelnd und konzeptionell arbeiten.<br />
Ein anderes Problem besteht darin, dass die gegebenen Rahmenbedingungen<br />
im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit<br />
von Praktika stehen (vgl. Hascher 2011). Praktika bedürfen der intensiven<br />
Vor- und Nachbereitung, ihre Ergebnisse sind mit den anderen Studienanteilen<br />
zu verknüpfen, und Studierende benötigen Beratungsmöglichkeiten. Dem<br />
steht gegenüber, dass schulische Mentoren kaum Entlastung erhalten, die<br />
Fachdidaktiken oft personell unterausgestattet sind und Studierende eine<br />
aufwändige Nachbereitung und Beratung oft als zu zeitintensiv betrachten.<br />
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