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lebenslauforientierte Sozialarbeit mit Migrantinnen ... - Sozialinfo.ch

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Soziale Arbeit 4.2011<br />

spezifis<strong>ch</strong>e Beratungsleistungen. Sie knüpft im Sinne<br />

Lothar Böhnis<strong>ch</strong>s an biographis<strong>ch</strong>e Bewältigungsstrategien<br />

an und organisiert zeitnah einsetzende Unterstützungsleistungen<br />

in Übergangsphasen. Die Bewältigung<br />

von Übergängen im Alter, etwa na<strong>ch</strong> dem<br />

Renteneintritt und in Bezug auf Übergänge zu mehr<br />

Pflegebedürftigkeit, Übergänge in andere Wohnformen<br />

und die Umgestaltung in familiären Bezügen,<br />

s<strong>ch</strong>affen die Voraussetzungen für selbstbestimmtere<br />

Lebensformen. Lebenslauforientierte <strong>Sozialarbeit</strong><br />

sorgt dafür, dass ältere Mens<strong>ch</strong>en Bewältigungspotenziale<br />

für Übergangsphasen entfalten können.<br />

In diesem Zusammenhang mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> auf die pädagogis<strong>ch</strong>e<br />

Ritualfors<strong>ch</strong>ung hinweisen, die biographis<strong>ch</strong>e<br />

Orientierungsmögli<strong>ch</strong>keiten in Übergängen untersu<strong>ch</strong>t.<br />

Qualitative Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse zu Ritua len<br />

wurden im Rahmen mehrerer DFG-Projekte veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />

Die ethnographis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

bes<strong>ch</strong>äftigen si<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> der Bedeutung von Ritualen<br />

als lebensweltli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>arniere und differenzbearbeitende<br />

Elemente sowie ihrem handelnden Charakter<br />

(Audehm u.a. 2001). Ein Fokus liegt auf Ritualen,<br />

die von Gruppen selbst hervorgebra<strong>ch</strong>t werden und<br />

Übergänge, wie zum Beispiel S<strong>ch</strong>ulpausen, Einbürgerungsfeiern<br />

oder Abs<strong>ch</strong>iedsfeierli<strong>ch</strong>keiten, gestalten.<br />

Die Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse zeigen, dass Rituale zu sozialer<br />

Kohäsion und gelingenden Statusübergängen<br />

beitragen, indem sie Übergangsphasen thematisieren<br />

und abs<strong>ch</strong>ließen. Zudem wird hervorgehoben,<br />

dass Rituale pädagogis<strong>ch</strong>e Inhalte in Institutionen<br />

platzieren können. Meines Era<strong>ch</strong>tens ist dies eine<br />

wi<strong>ch</strong>tige Qualität, die au<strong>ch</strong> zur interkulturellen Öffnung<br />

von Institutionen beitragen kann.<br />

Biographiefors<strong>ch</strong>ung und Lebensverlaufsstudien bieten<br />

einen rei<strong>ch</strong>haltigen Fundus, um Lebenslagen im<br />

Alter tiefgreifender zu verstehen. Glei<strong>ch</strong>zeitig ist für<br />

die Weiterentwicklung <strong>lebenslauforientierte</strong>r <strong>Sozialarbeit</strong><br />

eine anwendungsbezogene Fors<strong>ch</strong>ung nötig.<br />

Zu lebenslaufbezogenen Übergängen gibt es bereits<br />

einen breit angelegten Fors<strong>ch</strong>ungss<strong>ch</strong>werpunkt des<br />

Deuts<strong>ch</strong>en Jugendinstituts. Au<strong>ch</strong> wenn bisherige<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten vorrangig Übergänge in Bildungsinstitutionen<br />

im Kindes- und Jugendalter thematisierten,<br />

sind Verknüpfungen zu Übergängen in das<br />

Rentenalter oder in stationäre Pflegeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />

mögli<strong>ch</strong>. Das Fors<strong>ch</strong>ungssetting müsste jedo<strong>ch</strong> an<br />

die heterogeneren Lebensverhältnisse von Mens<strong>ch</strong>en<br />

im Alter angepasst werden.<br />

Lebenslauforientierte <strong>Sozialarbeit</strong> stärkt soziale Teilhabe<br />

und politis<strong>ch</strong>e Partizipation. Sie setzt Zugangsgere<strong>ch</strong>tigkeit<br />

um, indem sie die Bewältigung von<br />

Übergängen im Lebenslauf unterstützt und kommunale<br />

Mitgestaltung von älteren Mens<strong>ch</strong>en einfordert.<br />

Dr. Bernd Wagner, Dipl.-Pädagoge, lehrt am<br />

Arbeitsberei<strong>ch</strong> für Interkulturelle Erziehungswissens<strong>ch</strong>aft<br />

der FU Berlin und an der Universität<br />

Lüneburg. Privatans<strong>ch</strong>rift: Bernd Wagner, Wrangelstraße<br />

57, 10997 Berlin, E-Mail: bernd wag ner_<br />

berlin@yahoo.de<br />

Literatur<br />

Audehm, Kathrin u.a.: Das Soziale als Ritual: Zur performativen<br />

Bildung von Gemeins<strong>ch</strong>aften. Opladen 2001<br />

Böhnis<strong>ch</strong>, Lothar: Sozialpädagogik der Lebensalter. Eine<br />

Einführung. Weinheim 2008<br />

Böhnis<strong>ch</strong>, Lothar; S<strong>ch</strong>röer, Wolfgang; Thiers<strong>ch</strong>, Hans: Sozialpädagogis<strong>ch</strong>es<br />

Denken. Wege zur Neubestimmung. Weinheim/Mün<strong>ch</strong>en<br />

2005<br />

BMFSFJ – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

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2000<br />

BMFSFJ – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend: 5. Beri<strong>ch</strong>t zur Lage der älteren Generation in<br />

Deuts<strong>ch</strong>land. Berlin 2005<br />

Engelmann, Bettina; Müller, Martina: Brain Waste. Die Anerkennung<br />

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signifying Practices. London 2001<br />

Hering, Sabine; Mün<strong>ch</strong>meier, Ri<strong>ch</strong>ard: Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Sozialen<br />

Arbeit. Mün<strong>ch</strong>en 2000<br />

Kobi, Sylvie: Unterstützungsbedarf älterer <strong>Migrantinnen</strong><br />

und Migranten. Eine theoretis<strong>ch</strong>e und empiris<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung.<br />

Bern 2008<br />

Kristeva, Julia: Fremde sind wir uns selbst. Frankfurt am<br />

Main 1990<br />

nägele, Gerhard: Soziale Lebenslaufpolitik. Wiesbaden<br />

2010<br />

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Pädagogik der Anerkennung. Grundlagen – Konzepte –<br />

Handlungsfelder. Bad S<strong>ch</strong>walba<strong>ch</strong> 2002<br />

S<strong>ch</strong>röter, Klaus; Zängl, Peter (Hrsg.): Altern und bürgers<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

Engagement: Aspekte der Vergemeins<strong>ch</strong>aftung<br />

und Vergesells<strong>ch</strong>aftung in der Lebensphase Alter. Wiesbaden<br />

2006<br />

Tan, Dursun: Das fremde Sterben. Frankfurt am Main 1998<br />

Trifonopoulou, Konstantina: Zwis<strong>ch</strong>en Pendelmigration<br />

und Pflegebedürftigkeit. Muster der Lebensgestaltung bei<br />

älteren grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Migranten. In: Zeits<strong>ch</strong>rift für Gerontopsy<strong>ch</strong>ologie<br />

& -psy<strong>ch</strong>iatrie 4/2009, S. 141-154<br />

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