In memoriam: Karl-Heinz (Charly)Walters - KG Die-La-Hei Coesfeld
In memoriam: Karl-Heinz (Charly)Walters - KG Die-La-Hei Coesfeld
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H. Th. Eine dieser Entwicklungen<br />
führte im christlichen Kulturkreis unter<br />
dem Einfuss des kirchlichen Kalenders<br />
und der Fastenregeln zu den verschiedenen<br />
Erscheinungsformen der<br />
Fastnacht und des Karnevals.<br />
Man sieht es leibhaftig an mir: Carne<br />
ade – Fleisch lebe wohl!<br />
Als man mir in jungen Jahren in meiner<br />
<strong>Hei</strong>matstadt Bremen von den sog. „gefallenen“<br />
Mädchen berichtete, habe ich<br />
dies sogleich geglaubt, weil wir seiner<br />
Zeit Glatteis hatten.<br />
Heute sehe ich das anders.<br />
W. Gestatte mir eine Zwischenruf,<br />
lieber Hans-Theo! Habe ich doch<br />
dieser Tage in der Personalabteilung<br />
des Bischöfiche Generalvikars in<br />
Münster angerufen, die mir beteuerten,<br />
Dein Kenntnisstand über „gefallene“<br />
Mädchen sei immer noch der alte.<br />
Das sei im übrigen gut so, weil dieser<br />
zu den elementarsten Voraussetzungen<br />
für die Berufung zum Kreisdechanten<br />
gehöre.<br />
Nun aber weiter zur Geschichte des<br />
Karnevals: Im Mittelalter gehörten<br />
bereits die Maskenbälle zu den beliebtesten<br />
Unterhaltungsformen im Gesellschaftsleben.<br />
Zum Beweis zitiere ich<br />
gerne den Theologen und Humanisten<br />
Erasmus von Rotterdam – keine Sorgen<br />
er ist schon im Jahre 1556 verstorben<br />
– der in seinem Buch „Lob der Torheit“<br />
so treffend festhielt: „Wunderbarerweise<br />
bringt es einem NARREN besondere<br />
Ehre ein, die offene Wahrheit zu sagen.<br />
Wenn diese ein WEISER sagte, würde<br />
es ihm den Kopf kosten. Spricht es aber<br />
ein Narr aus, bereitet es unvorstellbares<br />
Vergnügen.<br />
<strong>Die</strong>ses Talent jedoch haben die Götter<br />
nur den Toren verliehen“<br />
Nun haben wir von den uns zugestandenen<br />
11 Minuten schon mindestens 8,5<br />
Minuten verbraucht!<br />
H. Th. Mir gefällt zudem in sonderheit<br />
das Gutachten, das Anfang des 17.<br />
Jahrhunderts die theologische Fakultät<br />
von Paris verfasst hat. Ich möchte<br />
zitieren: „ Unsere Vorfahren haben aus<br />
weisen Gründen das Narrenfest eingesetzt,<br />
um uns zu ergötzen, damit die<br />
Narrheit, die uns angeboren ist, wenigstens<br />
einmal im Jahr recht ausbrechen<br />
kann. Schließlich würden ansonsten alte<br />
Fässer mit Wein springen, wenn man<br />
ihnen nicht von Zeit zu Zeit Luft ließe“<br />
W. Jetzt möchte ich aber auch<br />
einen Bildungstreffer landen: Der<br />
geheime Hofrat von Weimar, Johann<br />
Wolfgang von Goethe dichtete zum<br />
Kölner Karneval im Februar 1825:<br />
„Löblich wir ein tolles Streben<br />
wenn es kurz ist und mit Sinn<br />
dass noch <strong>Hei</strong>terkeit im Leben,<br />
gibt besonnenem Rausch Gewinn“<br />
Wohlgemerkt: Goethe spricht vom<br />
füchtigen Rausch, nicht etwa von Volltrunkenheit<br />
und Alkoholismus – und das<br />
– obgleich der Dichterfürst nachweislich<br />
pro Tag 2 – 3 Flaschen Wein zusprechen<br />
konnte.<br />
H.Th. Wie auch immer in Europa<br />
sich der Karneval entwickelt hat, seine<br />
Wurzeln lagen stets im bodenständigen<br />
Brauchtum – so auch bei uns in<br />
<strong>Coesfeld</strong>, wo sich ursprünglich die alten<br />
Kluchten und Nachbarschaften, später<br />
auch der Junggesellenschützenverein<br />
und noch zeitversetzter der Bürgerschützenverein<br />
alljährlich zu freudvollen<br />
Feiern und Festen trafen.<br />
Der westfälische Karneval hat von<br />
Beginn an seinen eigenen unverwechselbaren<br />
Charakter: Nicht so sehr überschwänglich<br />
und voller Lustbarkeiten<br />
– Ausnahmen waren dennoch immer<br />
wieder willkommen – vielmehr bezog<br />
er stets seinen Reiz aus der tiefgründigen<br />
<strong>Hei</strong>matverbundenheit. So ist es<br />
gewiss kein Zufall, dass der Gründer der<br />
<strong>Coesfeld</strong>er Karnevalsgesellschaft im<br />
Jahre 1934, NATZ THIER, ein <strong>Hei</strong>matdichter<br />
war und auch der Name<br />
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