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Bücherbus-Festival Turku, Finnland - Bibliothek & Information ...

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<strong>Bücherbus</strong>-<strong>Festival</strong> <strong>Turku</strong>, <strong>Finnland</strong><br />

50 Jahre Fahrbüchereien in <strong>Finnland</strong>: zu diesem<br />

Jubiläum luden die <strong>Turku</strong> City Library und die<br />

Finnish Library Association Kollegen aus Europa<br />

zu einem Fahrbücherei-<strong>Festival</strong> nach <strong>Turku</strong><br />

ein. 340 Kollegen folgten dieser Einladung und<br />

nahmen an dem großen Treffen teil, das vom<br />

11. bis 13. August in <strong>Turku</strong>, der diesjährigen<br />

Kulturhauptstadt Europas, stattfand. Sie kamen<br />

aus 16 Ländern, vor allem aus Skandinavien, aus<br />

Deutschland und den Niederlanden, aber auch<br />

aus Russland, Estland, Slowenien und Kroatien.<br />

Sogar aus Portugal, Spanien, Kasachstan und<br />

China kamen Delegationen zum <strong>Bücherbus</strong>-<br />

<strong>Festival</strong>.<br />

40 <strong>Bücherbus</strong>se aus 8 Ländern fuhren nach <strong>Turku</strong><br />

und parkten entlang des Flusses Aurajoki, <strong>Turku</strong>s<br />

Lebensader, und sorgten für viel Aufmerksamkeit.<br />

Aus Deutschland waren die Fahrbücherei im<br />

Kreis Dithmarschen, die Stadtbücherei Flensburg<br />

sowie die Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig<br />

eingeladen und fuhren mit ihren <strong>Bücherbus</strong>sen<br />

zum <strong>Festival</strong> nach <strong>Turku</strong>. Manfred Jensen (Fahrer<br />

der Fahrbücherei im Kreis Dithmarschen), Oliver<br />

Kleinfeldt, (Büchereizentrale Schleswig-Holstein)<br />

sowie ich (<strong>Bibliothek</strong>arin der Fahrbücherei im<br />

Kreis Plön) präsentierten den neuen Bücher-LKW<br />

(Volvo, Baujahr 2010) der Fahrbücherei im Kreis<br />

Dithmarschen.<br />

1<br />

Bereits auf der 30-stündigen Überfahrt mit der<br />

Finnlines von Travemünde nach Helsinki trafen<br />

sich 12 Kollegen von vier Fahrbüchereien (den<br />

Fahrbüchereien aus Schleswig-Holstein sowie<br />

der Zeeuwse Bibliotheek aus den Niederlanden).<br />

Wie auch später auf dem <strong>Festival</strong>, vor allem am<br />

Freitag beim Dinner und anschließendem Tanz,<br />

zeigten sich alle Kollegen kontaktfreudig und<br />

feierlustig.<br />

Die Nächte waren entsprechend kurz.<br />

Tagungsort war das direkt am Fluß Aurajoki gelegene<br />

Hotel Radisson.<br />

Die drei <strong>Festival</strong>-Tage waren geprägt durch Vorträge<br />

über die Fahrbüchereiarbeit<br />

in verschiedenen Ländern, über neue Konzepte<br />

und Projekte. Das <strong>Festival</strong> diente dem Kennenlernen<br />

und dem Erfahrungsaustausch unter<br />

den Fahrbücherei-Kollegen der verschiedenen<br />

Länder.<br />

Am Donnerstag, zur „Nacht der Kulturen“, einer<br />

jährlich stattfindenden Veranstaltung in vielen<br />

Städten <strong>Finnland</strong>s, nahmen dieses Jahr in <strong>Turku</strong><br />

auch die <strong>Bücherbus</strong>se teil. Die Bevölkerung von<br />

<strong>Turku</strong> und Touristen nutzten die Gelegenheit, die<br />

verschiedenen <strong>Bücherbus</strong>se zu besichtigen und<br />

sich über die Fahrbücherei-Arbeit zu informieren.<br />

Deutsche Touristen zeigten sich erstaunt, dass sie<br />

in <strong>Finnland</strong> <strong>Bücherbus</strong>se aus Schleswig-Holstein<br />

sehen würden, damit hatten sie nicht gerechnet.<br />

Wie viele Deutsche in <strong>Turku</strong> leben, nach <strong>Finnland</strong><br />

ausgewandert oder mit Finnen verheiratet sind,<br />

überraschte sehr. Finnen nutzten die Gelegenheit,<br />

mit uns Deutsch zu sprechen.


Fahrbücherei im Kreis Dithmarschen:<br />

Wir wurden mit unserem Volvo-LKW zu dem<br />

<strong>Festival</strong> eingeladen, weil in <strong>Finnland</strong> bislang<br />

ausschließlich <strong>Bücherbus</strong>se im Einsatz sind und<br />

die Frage, <strong>Bücherbus</strong> oder LKW, für die finnischen<br />

Kollegen interessant ist. Die <strong>Festival</strong>-Kollegen<br />

staunten, wie geräumig und hell das Fahrzeug innen<br />

ist, ebenso dass wir nur eine Ebene und keine<br />

Stufen im Fahrzeug haben. Die Zwischendecke<br />

mit der Be- und Entlüftungsfunktion wurde sehr<br />

genau angesehen. Dass wir Jahreslesegebühren<br />

erheben, löste bei den skandinavischen Kollegen<br />

große Verwunderung aus.<br />

www.fahrbuecherei-dithmarschen.de<br />

Stadtbibliothek Flensburg:<br />

Der <strong>Bücherbus</strong> Flensburg mit grün-gelber Außengestaltung<br />

war mit 25 Jahren das älteste<br />

Fahrzeug des <strong>Festival</strong>s. Im Fahrzeug informierte<br />

eine Foto-Ausstellung über die tägliche Arbeit<br />

der Fahrbücherei in den Stadtteilen sowie an<br />

den Schulen.<br />

In einer schwedischen Zeitung in <strong>Finnland</strong> erschien<br />

ein Bericht über das <strong>Festival</strong> mit einem<br />

Foto vom <strong>Bücherbus</strong> Flensburg.<br />

www.stadtbibliothek.flensburg.de<br />

Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig<br />

Dieser 7,5 to LKW bietet Medien an für die dänische<br />

Minderheit in Schleswig-Holstein. Mit<br />

einem Vordach in kräftigem Gelb sowie der farbenfrohen<br />

Außen-gestaltung, die ein dänischer<br />

Bilderbuchkünstler mit Motiven aus einem populären<br />

dänischen Kinderlied gestaltet hat, fiel<br />

das Fahrzeug ebenso auf wie durch den großen<br />

Bildschirm außen am Fahrzeug, der bei Klassenführungen<br />

und Veranstaltungen eingesetzt wird.<br />

Auch für WII-Spiele lässt sich dieser Bildschirm<br />

verwenden. Auf Veranstaltungen tragen die<br />

Kollegen Dienstkleidung, durch den Schriftzug<br />

„Bibliotek“ auf der dunklen Jacke sind sie gleich<br />

als <strong>Bibliothek</strong>smitarbeiter zu erkennen.<br />

www.dcbib.dk (u.a. Video: “Bogbussen gar til<br />

filmen”)<br />

Am Donnerstag und Freitag hieß es abends jeweils<br />

für drei Stunden: „Mobile libraries open for<br />

the public“. Die Fahrbücherei-Kollegen nutzten die<br />

Gelegenheit, die <strong>Bücherbus</strong>se anzusehen, Fachgespräche<br />

zu führen und sich auszutauschen.<br />

Erstaunliches war dabei zu erfahren: bei Temperaturen<br />

unter minus 25 Grad stellt die Fahrbücherei<br />

Boden in Nordschweden ihre Touren ein.<br />

Viele <strong>Bücherbus</strong>se in <strong>Finnland</strong> und Schweden


haben Namen, z.B. „Eule“ oder „Hummel“. Der<br />

finnische <strong>Bücherbus</strong> für die samische Minderheit<br />

stellt vor allem Medien in den verschiedenen<br />

Sami-Sprachen zur Verfügung. Länderübergreifende<br />

Touren in Norwegen, Schweden, <strong>Finnland</strong><br />

mit Entfernungen von 400 Kilometern erfordern<br />

eine Übernachtung.<br />

Die überwiegende Zahl der <strong>Bücherbus</strong>se auf<br />

dem <strong>Festival</strong> kam aus <strong>Finnland</strong>.<br />

Busse von Volvo und Scania mit einem Innenausbau<br />

der finnischen Firma Kiitokori prägten das<br />

Bild. Vielfach waren die <strong>Bücherbus</strong>se zweisprachig<br />

beschriftet (kirjasto/bibliotek), in finnisch<br />

und schwedisch. Viele <strong>Bücherbus</strong>se bieten auch<br />

Medien in beiden Sprachen an, ist doch <strong>Finnland</strong><br />

ein zweisprachiges Land.<br />

Besondere Aufmerksamkeit auf dem <strong>Festival</strong> erzielte<br />

das finnische <strong>Bibliothek</strong>sschiff, das Leser auf den<br />

Aland-Inseln zwischen <strong>Finnland</strong> und Schweden mit<br />

Literatur versorgt. Seit 35 Jahren ist das <strong>Bibliothek</strong>sschiff<br />

im 4-Wochen-Turnus zu 11 Haltepunkten<br />

unterwegs mit über 800 Bücher an Bord.<br />

www.blanka.fi<br />

Beim Wettbewerb „Bester <strong>Bücherbus</strong> des <strong>Festival</strong>s“<br />

erhielt der schwedische <strong>Bücherbus</strong> aus<br />

Umea die meisten Stimmen. Die innovative Außengestaltung<br />

mit Fantasy-Motiven ebenso die<br />

Innengestaltung mit Holzbalken an der Decke<br />

in X-Form, das lichtdurchlässige Dach für natürliches<br />

Licht begeisterten die <strong>Festival</strong>besucher.<br />

www.umea.se<br />

In Vorträgen an allen drei <strong>Festival</strong>tagen über die<br />

Fahrbücherei-Arbeit in verschiedenen Ländern<br />

wurden sehr unterschiedliche Konzepte vorgestellt.<br />

Unter der Homepage www.kirjastoseura.<br />

kaapeli.fi/etusivu/seura/materiaali (... Mobile Library<br />

<strong>Festival</strong> <strong>Turku</strong>) finden sich die PowerPoint-<br />

Präsentationen.<br />

Portugal:<br />

In Portugal nutzen in ländlichen Regionen vor allem<br />

ältere Menschen das Angebot der Fahrbücherei.<br />

Junge Leute und Familien sind wegen besserer<br />

Arbeits- und Lebensbedingungen vom Land in<br />

die Städte gezogen. Durch die große Landflucht<br />

bleiben die Alten zurück, diese sind meist Analphabeten.<br />

Die Fahrbücherei bietet auch Workshops in<br />

Altenheimen an (z.B. Mikroskopieren).<br />

www.opapalagui.blogspot.com


Russland:<br />

Die Fahrbibliotheken in Russland stehen vor<br />

großen Herausforderungen. Das Land ist riesig<br />

groß, viele Menschen leben sehr isoliert. Sie<br />

bräuchten Stunden, um zu einer <strong>Bibliothek</strong> zu<br />

kommen. 15 <strong>Bücherbus</strong>se sind deshalb bereits<br />

in Russland unterwegs, um der Bevölkerung in<br />

abgelegenen ländlichen Gebieten Zugang zu<br />

Büchern und anderen Medien zu ermöglichen.<br />

Eine riesige Satellitenschüssel auf dem Fahrzeugdach<br />

ermöglicht den Zugang ins Internet. Viele<br />

Russen besitzen keinen eigenen PC und haben<br />

keinen Internet-Empfang. Deshalb stehen den<br />

Lesern neben dem traditionellen Angebot an<br />

Büchern, Zeitschriften, Hörbüchern usw. auch<br />

PCs mit Internet-Verbindung sowie ein Drucker,<br />

Scanner und Kopierer zur Verfügung. Wegen der<br />

schlechten Straßenverhältnisse läßt sich nur ein<br />

7,5 to LKW einsetzen. Die Regale werden vor der<br />

Weiterfahrt mit Rolltoren verriegelt, damit die<br />

Bücher bei der Fahrt durch die Schlaglöcher nicht<br />

aus den Regalen fallen. Ein herunterklappbares<br />

Podest am Fahrzeugheck ermöglicht Veranstaltungen,<br />

eine entsprechend große Lautsprecheranlage<br />

ist vorhanden.<br />

www.libmobile.ru (in Russisch)<br />

Schweden: Falkenberg<br />

Anders Gistorp, <strong>Bibliothek</strong>ar der Fahrbücherei<br />

Falkenberg, stellte in seinem Vortrag das neue<br />

Konzept vor, dass er und seine Kollegen über<br />

mehrere Jahre entwickelt haben. „Flexibility and<br />

accessibility“ waren dabei wichtige Kriterien für<br />

die neuen <strong>Bücherbus</strong>se. Flexible Regale lassen<br />

sich herausnehmen und neu bestücken je nachdem,<br />

ob Haltepunkte an Schulen oder andere<br />

Haltepunkte angefahren werden. Zum Preis für<br />

einen Standard-<strong>Bücherbus</strong> von 12 Metern Länge<br />

wurden zwei Fahrzeuge von unterschiedlicher<br />

Länge angeschafft:1 LKW von 10 m Länge sowie<br />

1 LKW von 7,5 m Länge. Das letztere, ein Niederflur-Fahrzeug,<br />

ist durch eine Einstiegshöhe<br />

von max. 25 cm über eine Rampe behindertengerecht.<br />

Die Fahrzeuge haben Haltepunkte an<br />

Kindergärten, Vorschulen, Grundschulen und in<br />

den Orten. Das neue Konzept ging auf: im ersten<br />

Jahr in 2010 stiegen die Ausleihzahlen um 24 %.<br />

Die Fahrzeuge wurden ausgezeichnet als „Swedish<br />

Mobile Library of the year 2010“.<br />

„Take your time. A new vehicle is just as important<br />

as a new building“ und “It is the process you can<br />

learn the most” gab Anders Gistorp den Zuhörern<br />

mit auf den Weg.<br />

www.falkenberg.se/bibliotek<br />

China:<br />

Über 211 Millionen Wanderarbeiten leben in<br />

chinesischen Städten, ohne den Status als Einwohner<br />

zu haben. Für die 20 Millionen Kinder der<br />

Wanderarbeiter bedeutet dies, dass sie keinen<br />

Zugang zu öffentlichen Schulen haben. Sofern


ihre Eltern das Schulgeld bezahlen können,<br />

besuchen sie Privatschulen, davon gibt es allein<br />

in Peking 300. Die Privatschulen sind schlecht<br />

ausgestattet, die Lehrer unzureichend bezahlt<br />

und schlecht ausgebildet.<br />

Ein chinesisch-finnisches Projekt „Joy of Learning<br />

Mobile Library“ wurde ins Leben gerufen, um<br />

den Kindern von Wanderarbeitern an den Schulen<br />

Zugang zu Büchern, Bildung und Chancengleichheit<br />

zu ermöglichen. In Zusammenarbeit<br />

mit der Zeitung Beijing Times, die Medienboxen<br />

für diese Schulen anbietet, und der Kone Corporation<br />

Centennial Foundation (Kone ist eine<br />

finnische Firma für Fahrstühle) wurde ein LKW<br />

zum Bücherei-Fahrzeug umgebaut. Die Bücher-<br />

Regale stiftete Ikea.<br />

10 Städte pro Schuljahr fährt das Fahrzeug an.<br />

Es bleibt dort mehrere Wochen und besucht 2<br />

bis 3 Schulen mehrmals in der Woche. Fährt das<br />

Fahrzeug weiter in die nächste Stadt, verbleiben<br />

die Medienboxen in der Schule.<br />

Interessant zu wissen: In China gibt es bei einer<br />

Zahl von 1,34 Milliarden Einwohnern 2.820<br />

öffentliche <strong>Bibliothek</strong>en, darunter 91 Kinderbibliotheken.<br />

Dänemark: ”Good Life in Rural Areas”<br />

Einige Fahrbüchereien in Dänemark in ländlichen<br />

Regionen haben sich zusammen-geschlossen<br />

und gemeinsam überlegt, wie sie auf die dortigen<br />

Probleme (hohe Arbeitslosigkeit, starke<br />

Landflucht) reagieren können. Welche neuen<br />

Ideen können entwickelt werden, wie lassen sich<br />

die Lebensbedingungen der Landbevölkerung<br />

verbessern, wie können sich die Fahrbüchereien<br />

mit anderen Institutionen vernetzen, z.B. mit Musikschulen<br />

und Betrieben (durch Angebote für<br />

IT-Kurse). Wie entstehen Kontakte zu Teenagern<br />

als Zielgruppe, wo halten sie sich auf, was interessiert<br />

sie, wie können alle voneinander lernen<br />

(soziale Medien).<br />

Grundsätzliches Ziel ist es neue Beziehungen zu<br />

knüpfen, Kontakte herzustellen zwischen Menschen.<br />

All dies stellt die Grundlage für kulturelle<br />

Identität und für neue Aktivitäten und Entwicklungen<br />

dar und geht für die Fahrbüchereien weit<br />

hinaus über die Frage nach Medienbestand und<br />

Ausleihzahlen.<br />

www.facebook.com/bogbussen<br />

Niederlande:<br />

Die „Zeeuwse Biblioteek“ in Zeeland hat sich bei<br />

der Planung ihres neuen <strong>Bücherbus</strong>ses (Auflieger-LKW<br />

von 15 m Länge, Baujahr März 2011)<br />

gefragt, welche Dienste sie der Landbevölkerung<br />

anbieten kann, die es dort auf dem Land nicht<br />

mehr gibt. So können Leser im „DeColumBUS“<br />

neben dem klassischen Medien-Angebot einer<br />

Fahrbücherei auch Geld an einem Geldautomat<br />

abheben oder Briefmarken kaufen oder ihre<br />

Chip-Karte für den ÖPNV aufladen. Ebenso<br />

finden Leser im <strong>Bücherbus</strong> PCs, Kopierer und<br />

Drucker.<br />

Auffallend im Fahrzeug ist die sehr innovative<br />

Inneneinrichtung mit geschwungenen, indirekt<br />

beleuchteten Bücherregalen (Lichtschläuche aus<br />

dem Baumarkt hinter den Regalen) sowie mehrere<br />

kleine Fenster an den Seiten. Der Inneraum hat<br />

eine sehr hohe Decke, dunkle Holzfurnier-Regale,<br />

die im hinteren Bereich fest eingebaut, im vorderen<br />

mit Modulen an Schienen sehr variabel sind.<br />

Das Fahrzeug wird bis auf den Boden abgesenkt,<br />

der Eingang ist hinten und durch eine Rampe<br />

behindertengerecht.<br />

Zusätzlich zu den Haltepunkten in den Gemeinden<br />

sind 25 Schulen im ländlichen Raum


im Fahrplan: „DeColumBUS“ hat sich Leseförderung<br />

an Schulen und Kindergärten zum Ziel<br />

gesetzt. Dies wird erreicht durch ein Medienmix<br />

an Büchern, Zeitschriften und AV-Medien,<br />

durch Vorlesen im Bus und in den Schulklassen,<br />

Vorstellen neuer Bücher und Hilfestellung bei<br />

Buchbesprechungen sowie Diskussionen mit<br />

Schülern über Buchinhalte. Die Fahrbücherei<br />

vermittelt Medienkompetenz auch mit Hilfe<br />

eines sogenannten Surface-Table. An diesem<br />

Multitouch-Computer-Tisch können bis zu 4<br />

Kinder spielerisch Lerninhalte erarbeiten. Es gibt<br />

6 PCs für Internet-Recherchen. Die Fahrbücherei<br />

fungiert zudem als Bindeglied zwischen den<br />

Schulen und 28 verschiedenen Organisationen<br />

und Institutionen aus den Bereichen Gesundheit,<br />

Kunst und Kultur, Natur- und Umweltschutz,<br />

Wohnen usw.. Diese bieten Vorträge, Unterrichtseinheiten<br />

in den Schulen an, ebenso im<br />

Fahrzeug. Inhaltlich und finanziell unterstützen<br />

die Organisationen und Institutionen die Arbeit<br />

der Fahrbücherei. Auch von der EU wurden Gelder<br />

beantragt und von dieser gewährt.<br />

www.decolumbus.nl<br />

www.biblioservicebus.nl<br />

Deutschland:<br />

Fahrbüchereien in Deutschland im allgemeinen<br />

und in Schleswig-Holstein im besonderen, dies<br />

war das Thema meines Vortrags. 96 Fahrbüchereien<br />

mit 110 Fahrzeugen gibt es in Deutschland.<br />

Durch die Zuständigkeit der Länder für die<br />

<strong>Bibliothek</strong>en sind Träger und Finanzierung von<br />

öffentlichen <strong>Bibliothek</strong>en in Deutschland sehr<br />

unterschiedlich. Es gibt auch keine einheitliche<br />

Systematik.<br />

In Schleswig-Holstein dagegen sind 153 öffentliche<br />

<strong>Bibliothek</strong>en, darunter 13 Fahrbüchereien,<br />

in einem <strong>Bibliothek</strong>ssystem organisiert, es gibt<br />

eine gemeinsame Systematik. Die Büchereizentrale<br />

Schleswig-Holstein bietet zentrale Dienstleistungen<br />

für alle öffentlichen <strong>Bibliothek</strong>en an.<br />

Ergänzend zu den Stadt- und Gemeinde-büchereien<br />

gibt es 13 Fahrbüchereien in allen Kreisen<br />

Schleswig-Holsteins. Diese flächendeckende<br />

Versorgung ist einzigartig in Deutschland.<br />

<strong>Finnland</strong>:<br />

<strong>Finnland</strong> ist flächenmäßig so groß wie Deutschland,<br />

hat aber nur 5,2 Mio. Einwohner.<br />

Das <strong>Bibliothek</strong>swesen in <strong>Finnland</strong> ist vorbildlich.<br />

154 finnische Fahrbüchereien gibt es. Seit 1928<br />

hat <strong>Finnland</strong> ein <strong>Bibliothek</strong>sgesetz, das die Finanzierung<br />

von <strong>Bibliothek</strong>en ebenso garantiert<br />

wie kostenlosen Zugang für die Leser. Vor diesem<br />

Hintergrund verwundern auch nicht die folgenden<br />

Statistikzahlen:<br />

80 % der Finnen sind Nutzer einer <strong>Bibliothek</strong> und<br />

besuchen eine <strong>Bibliothek</strong> 11 mal im Jahr. Jeder<br />

Finne leiht jährlich im Schnitt 19 Medien aus.<br />

Die finnischen <strong>Bibliothek</strong>s-seiten verzeichnen<br />

46 Mio. Internetbesuche im Jahr. Das sehr gutes<br />

Abschneiden <strong>Finnland</strong>s bei allen PISA-Studien<br />

beruht auf hervorragend ausgestatteten Schulen<br />

und <strong>Bibliothek</strong>en.<br />

www.minedu.fi/OPM/Kirjastot/?lang= (in English,<br />

Libraries: Libraries in <strong>Finnland</strong>)<br />

City Library <strong>Turku</strong><br />

Neben den beiden <strong>Bücherbus</strong>sen aus <strong>Turku</strong>, die<br />

auf dem <strong>Festival</strong> zu sehen waren, zeigte auch die<br />

Stadtbibliiothek <strong>Turku</strong> in Ausstattung, Öffnungszeiten,<br />

Personal und Medienangebot, welch<br />

hohen Stellenwert <strong>Bibliothek</strong>en in <strong>Finnland</strong><br />

haben. Bei einer <strong>Bibliothek</strong>sführung konnten<br />

sich <strong>Festival</strong>-Teilnehmer selbst ein Bild machen:<br />

lichtdurchflutete großzügige Räumlichkeiten,<br />

finnische Designmöbel und –lampen, Regale


aus Eiche und sehr gute Ideen in der Kinderbibliothek<br />

sowie tägliche Öffnungszeiten ließen<br />

alle staunen.<br />

www.turku.fi/library (u.a. “Get to know your library“:<br />

<strong>Bibliothek</strong>svideo in Englisch)<br />

Fazit des <strong>Festival</strong>s:<br />

Dieser Sommer sei der schönste seit 23 Jahren,<br />

so war es auf dem <strong>Festival</strong> zu hören. Das gute<br />

Wetter trug sicherlich auch zum Gelingen des<br />

<strong>Festival</strong>s bei.<br />

Aber mehr noch waren es die sehr gute Organisation<br />

des <strong>Festival</strong>s, die vielen Teilnehmer und<br />

Fahrzeuge, die aufgeschlossenen Kollegen, <strong>Turku</strong>er<br />

und Touristen, die anregenden Gespräche.<br />

In den Vorträgen und ebenso in Fachgesprächen<br />

mit Kollegen anderer Fahrbüchereien wurde<br />

wieder einmal deutlich, wie engagiert Fahrbibliotheken<br />

arbeiten und wieviel wir von einander<br />

lernen können.<br />

Die Vorträge über die Fahrbücherei-Arbeit in<br />

den verschiedenen Ländern zeigten, wie wichtig<br />

Fahrbüchereien sind, welche entscheidende<br />

Rolle sie z.B. in ländlichen Regionen spielen. Es<br />

gab viele Anregungen und Ideen für die eigene<br />

Arbeit, gute Problemlösungen (technische und<br />

konzeptionelle), und wie diese Ideen für die eigene<br />

Arbeit übernommen werden können.<br />

In der Zukunft dürfte es weniger um das Quantitative<br />

gehen (mehr Medienbestand und mehr<br />

Entleihungen) als vielmehr um das Qualitative.<br />

Wie reagieren Fahrbüchereien auf Internet,<br />

soziale Netzwerke und E-Books. Was können<br />

Fahrbüchereien dafür tun, dass das Leben auf<br />

dem Land attraktiv bleibt. Wie können Fahrbüchereien<br />

Menschen miteinander in Kontakt<br />

bringen, wie vernetzen sich Fahrbüchereien mit<br />

Institutionen und Betrieben, welche Sponsoren<br />

können gewonnen, welche EU-Fördergelder<br />

beantragt werden...<br />

Dieses <strong>Festival</strong> war ein Feuerwerk an Ideen und<br />

Anregungen. Und es brachte viele Kollegen aus<br />

verschiedenen Ländern in Kontakt.<br />

Ich danke dem BII für die großzügige<br />

finanzielle Unterstützung.<br />

Susanne Stökl<br />

Fahrbücherei im Kreis Plön<br />

fahrbuecherei-preetz@web.de

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