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2022_05_impuls

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TOD UND TRAUER<br />

Trauer in der Gemeinschaft<br />

Öffentlich den Tod eines geliebten Menschen zu betrauern, hilft beim Abschied<br />

In der Lourdeskapelle in Roppen können sich Angehörige, Freunde und Bekannte von ihren Verstorbenen in einem würdigen<br />

Rahmen verabschieden. Dank Pfarrer Johannes Laichner konnte der völlig desolate Raum wieder zu einem Ort des<br />

Totengedenkens restauriert werden.<br />

Foto: Dorn<br />

In unserer modernen Gesellschaft<br />

gibt es nur allzu oft die<br />

Tendenz, die Sterblichkeit des<br />

Menschen zu verdrängen. Gerade<br />

die Fastenzeit bietet indes Anlass,<br />

sich dem Tod auf eine positive<br />

Weise zu nähern, erklärt<br />

Pfarrer Johannes Laichner vom<br />

Seelsorgeraum Inntal und Diözesandirektor<br />

der Päpstlichen<br />

Missionswerke.<br />

Der Abschied eines geliebten<br />

Menschen in der Gemeinschaft<br />

von Nachbarn, Freunden und Bekannten<br />

würde helfen, die eigene<br />

Trauer auf eine gesunde Weise zu<br />

erleben, so der Seelsorger.<br />

„Das Sterben eines lieben Menschen<br />

löst unabhängig von Kultur<br />

und Religion in jeder Familie<br />

Trauer und Bestürzung aus. Auf<br />

allen Kontinenten äußern sich Angehörige<br />

auch dankbar angesichts<br />

des Mitgefühls, das ihnen von<br />

Nachbarn, Freunden und Bekannten<br />

entgegengebracht wird. Eine<br />

liebevolle Erinnerungskultur und<br />

22 22. März <strong>2022</strong><br />

würdige Orte der Bestattung helfen<br />

in der Trauer. Salopp gesagt,<br />

die Fähigkeit zur Trauer liegt in<br />

unserer DNA, es ist aber eine zivilisatorische<br />

Errungenschaft, dem<br />

in der Trauer liegenden Schmerz<br />

auch in Familie und Gesellschaft<br />

öffentlich Ausdruck zu verleihen“,<br />

zeigt Seelsorger Johannes Laichner<br />

den interkulturellen Aspekt des<br />

Trauerns auf.<br />

Anders als in der Anonymität der<br />

Großstadt würde am Land meist<br />

noch die öffentliche Beerdigung in<br />

der tröstenden Gemeinschaft vieler<br />

Menschen zelebriert und damit<br />

Trauer leichter ertragbar. Laichner<br />

warnt in diesem Zusammenhang:<br />

„Familien, die ihre Angehörigen<br />

im engsten Kreis bestatten und jeder<br />

öffentlichen Beileidsbekundung<br />

aus dem Weg gehen, nehmen<br />

sich damit selbst die Möglichkeit,<br />

Trauer zu zeigen und auch<br />

zu leben. Die >Privatisierung< der<br />

Trauer endet im Extremfall krankmachend.“<br />

Der Machbarkeitswahn<br />

der westlichen Gesellschaft<br />

käme hierbei erschwerend hinzu,<br />

denn er würde zu einer Verdrängung<br />

des Todes und seiner Gewissheit<br />

führen.<br />

Trost für die Trauernden<br />

„Ich warne davor, das Sterben in<br />

den Hinterhof der Gesellschaft zu<br />

verlegen. Damit verlieren wir<br />

auch die über Jahrtausende entwickelte<br />

Fähigkeit, mit Leid und Katastrophen<br />

solidarisch und vor allem<br />

emphatisch umzugehen“,<br />

prophezeit Laichner. Die Hoffnung<br />

auf Gott als jenes, was nach<br />

dem Tod auf den Menschen wartet,<br />

ist nun das, was auch die<br />

christliche Religion auszeichnet<br />

und den Trauernden zu trösten<br />

vermag. „Die entscheidende Frage<br />

heißt deshalb nicht: >Wie kann<br />

man an einen guten Gott glauben,<br />

wenn es so viel Leid und Schmerz<br />

und schließlich den Tod gibt?< –<br />

sie lautet: >Wie könnte ein<br />

Mensch mit Herz und Verstand<br />

das Leben in dieser Welt ertragen,<br />

wenn es einen liebenden und<br />

barmherzigen Gott nicht gäbe

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