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TOD UND TRAUER<br />
Trauer in der Gemeinschaft<br />
Öffentlich den Tod eines geliebten Menschen zu betrauern, hilft beim Abschied<br />
In der Lourdeskapelle in Roppen können sich Angehörige, Freunde und Bekannte von ihren Verstorbenen in einem würdigen<br />
Rahmen verabschieden. Dank Pfarrer Johannes Laichner konnte der völlig desolate Raum wieder zu einem Ort des<br />
Totengedenkens restauriert werden.<br />
Foto: Dorn<br />
In unserer modernen Gesellschaft<br />
gibt es nur allzu oft die<br />
Tendenz, die Sterblichkeit des<br />
Menschen zu verdrängen. Gerade<br />
die Fastenzeit bietet indes Anlass,<br />
sich dem Tod auf eine positive<br />
Weise zu nähern, erklärt<br />
Pfarrer Johannes Laichner vom<br />
Seelsorgeraum Inntal und Diözesandirektor<br />
der Päpstlichen<br />
Missionswerke.<br />
Der Abschied eines geliebten<br />
Menschen in der Gemeinschaft<br />
von Nachbarn, Freunden und Bekannten<br />
würde helfen, die eigene<br />
Trauer auf eine gesunde Weise zu<br />
erleben, so der Seelsorger.<br />
„Das Sterben eines lieben Menschen<br />
löst unabhängig von Kultur<br />
und Religion in jeder Familie<br />
Trauer und Bestürzung aus. Auf<br />
allen Kontinenten äußern sich Angehörige<br />
auch dankbar angesichts<br />
des Mitgefühls, das ihnen von<br />
Nachbarn, Freunden und Bekannten<br />
entgegengebracht wird. Eine<br />
liebevolle Erinnerungskultur und<br />
22 22. März <strong>2022</strong><br />
würdige Orte der Bestattung helfen<br />
in der Trauer. Salopp gesagt,<br />
die Fähigkeit zur Trauer liegt in<br />
unserer DNA, es ist aber eine zivilisatorische<br />
Errungenschaft, dem<br />
in der Trauer liegenden Schmerz<br />
auch in Familie und Gesellschaft<br />
öffentlich Ausdruck zu verleihen“,<br />
zeigt Seelsorger Johannes Laichner<br />
den interkulturellen Aspekt des<br />
Trauerns auf.<br />
Anders als in der Anonymität der<br />
Großstadt würde am Land meist<br />
noch die öffentliche Beerdigung in<br />
der tröstenden Gemeinschaft vieler<br />
Menschen zelebriert und damit<br />
Trauer leichter ertragbar. Laichner<br />
warnt in diesem Zusammenhang:<br />
„Familien, die ihre Angehörigen<br />
im engsten Kreis bestatten und jeder<br />
öffentlichen Beileidsbekundung<br />
aus dem Weg gehen, nehmen<br />
sich damit selbst die Möglichkeit,<br />
Trauer zu zeigen und auch<br />
zu leben. Die >Privatisierung< der<br />
Trauer endet im Extremfall krankmachend.“<br />
Der Machbarkeitswahn<br />
der westlichen Gesellschaft<br />
käme hierbei erschwerend hinzu,<br />
denn er würde zu einer Verdrängung<br />
des Todes und seiner Gewissheit<br />
führen.<br />
Trost für die Trauernden<br />
„Ich warne davor, das Sterben in<br />
den Hinterhof der Gesellschaft zu<br />
verlegen. Damit verlieren wir<br />
auch die über Jahrtausende entwickelte<br />
Fähigkeit, mit Leid und Katastrophen<br />
solidarisch und vor allem<br />
emphatisch umzugehen“,<br />
prophezeit Laichner. Die Hoffnung<br />
auf Gott als jenes, was nach<br />
dem Tod auf den Menschen wartet,<br />
ist nun das, was auch die<br />
christliche Religion auszeichnet<br />
und den Trauernden zu trösten<br />
vermag. „Die entscheidende Frage<br />
heißt deshalb nicht: >Wie kann<br />
man an einen guten Gott glauben,<br />
wenn es so viel Leid und Schmerz<br />
und schließlich den Tod gibt?< –<br />
sie lautet: >Wie könnte ein<br />
Mensch mit Herz und Verstand<br />
das Leben in dieser Welt ertragen,<br />
wenn es einen liebenden und<br />
barmherzigen Gott nicht gäbe