Juni - Kreuzkirche Celle

Kirchenuhr Neuenhäusen Titelgeschichte
Unsere Neuenhäuser Kirchturmuhr
ein mechanisches Kleinod
Die mechanische Kirchturmuhr in
unserer Neuenhäuser Kirche arbeitet nun
schon seit 1927 – sie hat schon unseren
Eltern und Großeltern in guten und
schlechten Zeiten gezeigt, was die Stunde
geschlagen hat.
Als kleiner Junge durfte ich oft nach dem
Frühgottesdienst meinen Vater begleiten,
wenn er nach der Kirchturmuhr sah.
Wir gingen durch die Tür hinter der Orgel
in den Turm, die knarrende Stiege hinauf,
vorbei an den schweren Gewichten, bis wir
die gewaltige Uhr erreichten.
Das große Räderwerk und der unermüdliche,
langsame Pendelhub mit deutlich wahrnehmbarem
Ticken haben mich sehr beeindruckt.
Meinen Vater habe ich dafür bewundert, dass
er von jedem Rad und jedem Hebel die genaue
Funktion kannte.
Heute bin ich der Uhrenwart
und kümmere mich
um Ganggenauigkeit und
Glockenläuten.
Wenn ich die Uhr besuche,
ist in meinen Gedanken
mein Vater dabei.
„Durch Pendelschwung
und Rundlauf ihrer Räder,
durch das gleichförmige
Ticken ihres Werkes gibt
uns eine mechanische Uhr
ein Gleichnis für die ablaufende
Zeit, die sie misst“
(frei nach Th. Hoof).
Das Aufziehen und Stellen
einer mechanischen Uhr
Einige technische Daten der Uhr
Hersteller: J.F. Weule Turmuhrenfabrik in Bockenem am
Harz
Baujahr: 1927
Uhrenschrank: ca. 2,6x2,2x0,9m (B/H/T)
im 2. Turmgeschoss
Maße der Uhr: 1,7x0,75x0,5m (B/H/T) ohne Fußbock
Gewicht: ca. 400kg
Aufbau: Gehwerk, 1/4h und 1h-Schlagwerk, Betglockenschlagwerk,
Hilfszifferblatt an der Uhr
ruhende Hemmung nach Graham mit Zwischenaufzug und
Kegelraddifferenzial zur Erhöhung der Ganggenauigkeit
4 Gewichte je ca. 100kg
Fallhöhe: ca. 7m
4 Zifferblätter, Durchmesser 1,5m
Pendel:: Pendellänge 1,4m, 54 Schläge/min
Aufzug: über Handkurbel und elektrisch alle 12 h automatisch
von der Uhr selbst ausgelöst
15
Uhrwerk Neuenhäusen, Foto: Kirstin Koralewski
ist für mich ein Moment der Besinnung: Der
unaufhaltsame Ablauf der Zeit und des eigenen
Lebens wird mir dabei bewusst.
Das Uhrwerk ist in zufriedenstellendem Zustand
und arbeitet im Allgemeinen zuverlässig.
Bei guter Justierung des
Pendels tritt nur eine
Gangabweichung von
wenigen Sekunden pro
Woche auf. Die mögliche
Abweichung zwischen
Schlagwerk und Zifferblättern
wird durch das Getriebe
vor den Zifferblättern
verursacht. Hier lag auch
der Grund, weshalb die
Uhr in der ersten Januarwoche
bei starkem Wind
stehen geblieben ist: Ein
Stift hatte sich gelöst und
das Getriebe verklemmt.
Um die Uhr zu stellen,
kann man sie nur anhalten.
Darum muss sie immer
einige Sekunden