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GENUSS AUS DER REGION<br />
Wege sollten möglichst kurz sein<br />
Mit dem Ötztaler Brauhaus hat sich Andreas Schmid in Niederthai einen Traum erfüllt<br />
Mit den Gästen nach der Jagd<br />
oder der Skitour das eigene Bier<br />
im eigenen Braustüberl trinken –<br />
diesen Traum hat sich Andreas<br />
Schmid in Niederthai verwirklicht:<br />
Direkt neben dem von ihm<br />
und seiner Frau geführten Aparthotel<br />
Ambiente liegt das Ötztaler<br />
Brauhaus, wo er seit 2017 jährlich<br />
bis zu 30.000 Liter feinstes<br />
Bier von Hand braut. Dabei legt<br />
er Wert auf natürliche Zutaten<br />
und kurze Transportwege.<br />
Jede Flasche Bier, die seinen Kühlkeller<br />
verlässt, hat Andreas Schmid<br />
sechs bis sieben Mal in der Hand<br />
gehabt, denn als Ein-Mann-Unternehmen<br />
werden alle Produktionsschritte<br />
in seiner Biermanufaktur<br />
von ihm persönlich getätigt.<br />
Und es sind einige Handgriffe nötig,<br />
bis das Malzgetränk schließlich<br />
den Weg ins Glas findet: Je<br />
nach Bedarf braut der Hotelier<br />
jede Woche oder alle zwei Wochen<br />
in seinem Brauhaus rund 300 Liter<br />
Bier. Dazu muss zunächst die<br />
ganze Anlage penibel gereinigt<br />
werden, da Schmid völlig auf Konservierungsstoffe<br />
und andere Chemikalien<br />
verzichtet. Exakt 360 Liter<br />
Wasser und 80 Kilogramm<br />
Malz (je nach Biersorte zum Beispiel<br />
gerösteter Gersten- oder Weizenmalz)<br />
kommen für drei Stunden<br />
in den Maischetopf, wo sie<br />
immer wieder aufgewärmt und gerührt<br />
werden. Im Boiltopf wird<br />
das Ganze dann gekocht und Wasser<br />
zugegeben. Wenn ein Zuckergehalt<br />
von 12 Grad Plato erreicht<br />
ist, kommt der Naturhopfen dazu<br />
und es erfolgt die rasche Kühlung<br />
auf 12 Grad Celsius.<br />
Sechs Wochen Produktion<br />
Nachdem noch die Hefe zugesetzt<br />
wurde, wird die Flüssigkeit über<br />
eine Leitung in den Gärkeller gelassen,<br />
wo sie circa zehn Tage rasten<br />
kann. Bei 4,8 Prozent Alkoholgehalt<br />
ist das Bier schließlich fertig<br />
gegoren und erhält schließlich im<br />
Mischtank noch eine Zuckerzu -<br />
gabe als Futter für die Hefe, um in<br />
einer zweiten Gärung Kohlendioxid<br />
zu bilden. Händisch wird das<br />
Bier dann in 0,33 Literflaschen gefüllt<br />
und – wenn ein Druck von 2<br />
Bar erreicht ist - für drei Wochen<br />
in den Kühlraum gebracht. Da das<br />
Getränk später mitunter Temperaturschwankungen<br />
ausgesetzt ist,<br />
hat Schmid sich schließlich dazu<br />
entschlossen, die Flaschen noch<br />
Ötztaler Brauhaus GmbH<br />
Niederthai 57a | 6441 Umhausen<br />
Seinen Traum von einer eigenen Brauerei hat Andreas Schmid vor fünf Jahren<br />
mit dem Ötztaler Brauhaus in Niederthai wahr gemacht.<br />
Foto: Dorn<br />
auf 63 Grad Celsius zu pasteurisieren.<br />
Schließlich werden die Flaschen<br />
etikettiert und an Gastbetriebe<br />
in Niederthai verteilt. Auch<br />
der Getränkehandel Tollinger und<br />
der Getränkemarkt Fristo führen<br />
das Ötztaler Bier in ihrem Sortiment.<br />
Als reines, ungefiltertes Naturprodukt<br />
variiert das Bier in Geschmack<br />
und Farbe, was es aber<br />
gerade besonders einzigartig<br />
macht. „Wir hatten anfangs sechs<br />
verschiedene Sorten. Beim Bierbrauen<br />
kann man sehr viel experimentieren,<br />
aber schließlich haben<br />
wir uns auf ein Pilsner und ein<br />
Darkbier spezialisiert. Bis ich das<br />
perfekte Rezept gefunden hatte,<br />
hab ich schon viele Liter Bier weggeschüttet.<br />
Ich bin schon konservativ<br />
erzogen worden und will das<br />
Ganze nicht pushen, sondern geerdet<br />
bleiben“, erklärt der Brauherr<br />
seinen Zugang zur Brauereikunst.<br />
Ein Kühles im Braustüberl<br />
Mit Eigenkapital und Hilfe einer<br />
Förderung über das Regionalmanagement<br />
ist das Brauhaus vor fünf<br />
Jahren finanziert worden. Sein damaliger<br />
Partner, der ehemalige<br />
Pächter des Poststüberls, hat sich<br />
inzwischen verabschiedet, Schmid<br />
hat nun stattdessen einen Geschäftsführer<br />
für seine GmbH mit<br />
ins Boot geholt. Für den Hotelier<br />
geht es vor allem um das Gesamtkonzept<br />
für sein Haus: Denn die<br />
Gäste wüssten es sehr zu schätzen,<br />
wenn sie am Abend nach einer Skitour<br />
oder einem Tag auf der Loipe<br />
bei ihm ein kühles Bier aus der eigenen<br />
Produktion genießen können,<br />
erzählt der Gastronom. Eigens<br />
für seine Jagdgäste hat der<br />
passionierte Jäger und Bergretter<br />
das Darkbier, ein obergäriges,<br />
dunkles Vollbier „Gamsbock“ genannt,<br />
das er am liebsten zum<br />
Gamsbraten kredenzt. Zumindest<br />
versuchsweise verwendet der Bauernsohn<br />
Zutaten aus eigenem Anbau:<br />
„Ich baue unten in Umhausen<br />
auch Hopfen an, mit dem ich experimentiere<br />
und mein Bruder<br />
baut Gerste an. Was unser Bier<br />
auch noch auszeichnet, ist das gute<br />
Wasser aus dem Larstigtal, das sich<br />
zum Brauen besonders gut eignet.<br />
Bei den Zutaten, die ich kaufe,<br />
schau ich auf kurze Transportwege.<br />
Wir wollten immer eine regionale<br />
Wirtshausbrauerei sein. Und die<br />
Gäste wissen das zu schätzen“, will<br />
Schmid Regionalität als gelebte<br />
Tradition verstanden wissen. (ado)<br />
Tel. +43 664 73039670<br />
info@oetztalerbrauhaus.at<br />
www.oetztalerbrauhaus.at<br />
Zwei Sorten Bier vertreibt der Brauer vor allem an seine eigenen Gäste und jene<br />
der umliegenden Betriebe.<br />
Foto: Dorn<br />
32 5. April <strong>2022</strong><br />
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