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2022_06_impuls

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GENUSS AUS DER REGION<br />

Wege sollten möglichst kurz sein<br />

Mit dem Ötztaler Brauhaus hat sich Andreas Schmid in Niederthai einen Traum erfüllt<br />

Mit den Gästen nach der Jagd<br />

oder der Skitour das eigene Bier<br />

im eigenen Braustüberl trinken –<br />

diesen Traum hat sich Andreas<br />

Schmid in Niederthai verwirklicht:<br />

Direkt neben dem von ihm<br />

und seiner Frau geführten Aparthotel<br />

Ambiente liegt das Ötztaler<br />

Brauhaus, wo er seit 2017 jährlich<br />

bis zu 30.000 Liter feinstes<br />

Bier von Hand braut. Dabei legt<br />

er Wert auf natürliche Zutaten<br />

und kurze Transportwege.<br />

Jede Flasche Bier, die seinen Kühlkeller<br />

verlässt, hat Andreas Schmid<br />

sechs bis sieben Mal in der Hand<br />

gehabt, denn als Ein-Mann-Unternehmen<br />

werden alle Produktionsschritte<br />

in seiner Biermanufaktur<br />

von ihm persönlich getätigt.<br />

Und es sind einige Handgriffe nötig,<br />

bis das Malzgetränk schließlich<br />

den Weg ins Glas findet: Je<br />

nach Bedarf braut der Hotelier<br />

jede Woche oder alle zwei Wochen<br />

in seinem Brauhaus rund 300 Liter<br />

Bier. Dazu muss zunächst die<br />

ganze Anlage penibel gereinigt<br />

werden, da Schmid völlig auf Konservierungsstoffe<br />

und andere Chemikalien<br />

verzichtet. Exakt 360 Liter<br />

Wasser und 80 Kilogramm<br />

Malz (je nach Biersorte zum Beispiel<br />

gerösteter Gersten- oder Weizenmalz)<br />

kommen für drei Stunden<br />

in den Maischetopf, wo sie<br />

immer wieder aufgewärmt und gerührt<br />

werden. Im Boiltopf wird<br />

das Ganze dann gekocht und Wasser<br />

zugegeben. Wenn ein Zuckergehalt<br />

von 12 Grad Plato erreicht<br />

ist, kommt der Naturhopfen dazu<br />

und es erfolgt die rasche Kühlung<br />

auf 12 Grad Celsius.<br />

Sechs Wochen Produktion<br />

Nachdem noch die Hefe zugesetzt<br />

wurde, wird die Flüssigkeit über<br />

eine Leitung in den Gärkeller gelassen,<br />

wo sie circa zehn Tage rasten<br />

kann. Bei 4,8 Prozent Alkoholgehalt<br />

ist das Bier schließlich fertig<br />

gegoren und erhält schließlich im<br />

Mischtank noch eine Zuckerzu -<br />

gabe als Futter für die Hefe, um in<br />

einer zweiten Gärung Kohlendioxid<br />

zu bilden. Händisch wird das<br />

Bier dann in 0,33 Literflaschen gefüllt<br />

und – wenn ein Druck von 2<br />

Bar erreicht ist - für drei Wochen<br />

in den Kühlraum gebracht. Da das<br />

Getränk später mitunter Temperaturschwankungen<br />

ausgesetzt ist,<br />

hat Schmid sich schließlich dazu<br />

entschlossen, die Flaschen noch<br />

Ötztaler Brauhaus GmbH<br />

Niederthai 57a | 6441 Umhausen<br />

Seinen Traum von einer eigenen Brauerei hat Andreas Schmid vor fünf Jahren<br />

mit dem Ötztaler Brauhaus in Niederthai wahr gemacht.<br />

Foto: Dorn<br />

auf 63 Grad Celsius zu pasteurisieren.<br />

Schließlich werden die Flaschen<br />

etikettiert und an Gastbetriebe<br />

in Niederthai verteilt. Auch<br />

der Getränkehandel Tollinger und<br />

der Getränkemarkt Fristo führen<br />

das Ötztaler Bier in ihrem Sortiment.<br />

Als reines, ungefiltertes Naturprodukt<br />

variiert das Bier in Geschmack<br />

und Farbe, was es aber<br />

gerade besonders einzigartig<br />

macht. „Wir hatten anfangs sechs<br />

verschiedene Sorten. Beim Bierbrauen<br />

kann man sehr viel experimentieren,<br />

aber schließlich haben<br />

wir uns auf ein Pilsner und ein<br />

Darkbier spezialisiert. Bis ich das<br />

perfekte Rezept gefunden hatte,<br />

hab ich schon viele Liter Bier weggeschüttet.<br />

Ich bin schon konservativ<br />

erzogen worden und will das<br />

Ganze nicht pushen, sondern geerdet<br />

bleiben“, erklärt der Brauherr<br />

seinen Zugang zur Brauereikunst.<br />

Ein Kühles im Braustüberl<br />

Mit Eigenkapital und Hilfe einer<br />

Förderung über das Regionalmanagement<br />

ist das Brauhaus vor fünf<br />

Jahren finanziert worden. Sein damaliger<br />

Partner, der ehemalige<br />

Pächter des Poststüberls, hat sich<br />

inzwischen verabschiedet, Schmid<br />

hat nun stattdessen einen Geschäftsführer<br />

für seine GmbH mit<br />

ins Boot geholt. Für den Hotelier<br />

geht es vor allem um das Gesamtkonzept<br />

für sein Haus: Denn die<br />

Gäste wüssten es sehr zu schätzen,<br />

wenn sie am Abend nach einer Skitour<br />

oder einem Tag auf der Loipe<br />

bei ihm ein kühles Bier aus der eigenen<br />

Produktion genießen können,<br />

erzählt der Gastronom. Eigens<br />

für seine Jagdgäste hat der<br />

passionierte Jäger und Bergretter<br />

das Darkbier, ein obergäriges,<br />

dunkles Vollbier „Gamsbock“ genannt,<br />

das er am liebsten zum<br />

Gamsbraten kredenzt. Zumindest<br />

versuchsweise verwendet der Bauernsohn<br />

Zutaten aus eigenem Anbau:<br />

„Ich baue unten in Umhausen<br />

auch Hopfen an, mit dem ich experimentiere<br />

und mein Bruder<br />

baut Gerste an. Was unser Bier<br />

auch noch auszeichnet, ist das gute<br />

Wasser aus dem Larstigtal, das sich<br />

zum Brauen besonders gut eignet.<br />

Bei den Zutaten, die ich kaufe,<br />

schau ich auf kurze Transportwege.<br />

Wir wollten immer eine regionale<br />

Wirtshausbrauerei sein. Und die<br />

Gäste wissen das zu schätzen“, will<br />

Schmid Regionalität als gelebte<br />

Tradition verstanden wissen. (ado)<br />

Tel. +43 664 73039670<br />

info@oetztalerbrauhaus.at<br />

www.oetztalerbrauhaus.at<br />

Zwei Sorten Bier vertreibt der Brauer vor allem an seine eigenen Gäste und jene<br />

der umliegenden Betriebe.<br />

Foto: Dorn<br />

32 5. April <strong>2022</strong><br />

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