Quality Engineering Control Express 2022
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Seite 20<br />
Fraunhofer Vision zeigt breites Spektrum an Bildverarbeitungslösungen<br />
Machine Learning als Schlüssel<br />
für die Qualitätssicherung<br />
Bildverarbeitung und berührungslose<br />
Mess- und Prüftechnik<br />
werden heute über<br />
alle Stufen der industriellen<br />
Wertschöpfung für die Qualitätssicherung<br />
eingesetzt.<br />
Maschinelles Lernen als leistungsstarkes<br />
Werkzeug leitet<br />
nun eine neue Ära für die<br />
Bildverarbeitung ein. Der<br />
Fraunhofer Geschäftsbereich<br />
Vision zeigt auf der <strong>Control</strong><br />
eine Auswahl entsprechender<br />
Lösungen.<br />
Mess- und Prüfsysteme von morgen<br />
werden nicht mehr auf feste<br />
Arbeitsschritte oder Aufgaben<br />
ausgelegt sein, sondern sich an<br />
unterschiedlichste Randbedingungen<br />
wie etwa Prüfinhalte,<br />
Fehlerklassen oder Gestalt der<br />
Prüfobjekte frei anpassen lassen.<br />
Besser noch: Sie haben von vorneherein<br />
die notwendige Intelligenz<br />
bereits implementiert, um<br />
die Anpassungen selbst vornehmen<br />
zu können. Sie verfügen damit<br />
über die Fähigkeit zur Selbstkonfiguration<br />
und arbeiten autonom<br />
und selbstlernend, ohne<br />
dass jede Anwendungsvariante<br />
fallspezifisch vorgegeben werden<br />
muss. Vor diesem Hintergrund<br />
gewinnen kleine, integrierte Systeme<br />
an Bedeutung, die direkt<br />
aus der Maschine oder dem Prozess<br />
heraus intelligent agieren<br />
und die sensor-nahe Verarbeitung<br />
der relevanten Daten und<br />
deren produktionsübergreifende<br />
Verknüpfung eigenständig erledigen.<br />
Für eine automatische Kontrolle,<br />
die zunehmend auf intelligenter<br />
Bildverarbeitung basiert, sprechen<br />
neben wirtschaftlichen<br />
Überlegungen insbesondere die<br />
gewonnene Objektivität sowie<br />
die hohe Reproduzierbarkeit und<br />
Dank ihres kompakten Designs und hoher Bildraten lässt sich die F-Camera Mini für die Prüfung von Oberflächenreinheit<br />
und Beschichtungen in die Produktionslinie integrieren. Bild: Fraunhofer IPM<br />
Verfügbarkeit im Vergleich zur<br />
manuellen Prüfung.<br />
Gerade für hochvariante Aufgaben<br />
und bei schwierigen Entscheidungslagen<br />
werden zunehmend<br />
assistierende Prüfsysteme<br />
eingesetzt, die über Eigenintelligenz<br />
den menschlichen Bediener<br />
kontextsensitiv unterstützen.<br />
Die durch Machine Learning verbesserte<br />
prädiktive Wartung eröffnet<br />
weitere neue Möglichkeiten<br />
zur besseren Vorhersage und<br />
Vermeidung von Maschinenausfällen,<br />
beispielsweise indem<br />
neue Zusammenhänge in komplexen<br />
Daten erkannt und Prognosen<br />
für deren Entwicklung gezogen<br />
werden.<br />
Zentrales Exponat auf dem Stand<br />
von Fraunhofer Vision ist in diesem<br />
Jahr ein System zur Opti-<br />
Das OCT-System des Fraunhofer IPT generiert zerstörungsfrei Querschnittbilder und erlaubt die Differenzierung von<br />
Schichten im Bereich von 1 μm mittels automatisierter Schichtdickenerkennung. Bild: Fraunhofer IPT<br />
mierung individualisierter Fertigungsabläufe<br />
mit optischer Sensorik<br />
und Robotik: Im Rahmen<br />
des Fraunhofer-Leitprojekts<br />
Swap (heterogene, auslastungsoptimierte<br />
Roboterteams und<br />
Produktionsarchitekturen) entwickeln<br />
die Fraunhofer-Institute<br />
IPM, IOF und IPA derzeit ein System<br />
zur Optimierung individualisierter<br />
Fertigungsabläufe mit optischer<br />
Sensorik und Robotik,<br />
das als transportable Plattform<br />
auf der <strong>Control</strong> <strong>2022</strong> erstmals<br />
vorgestellt wird. Mit dem Ziel einer<br />
Neuorganisation der Fertigungstechnik<br />
ist die Schaffung<br />
einer resilienten und dynamischen<br />
Infrastruktur bei hoher<br />
Produktivität und Individualisierung<br />
geplant. So werden eine automatisierte<br />
beziehungsweise individualisierte<br />
Fertigung und eine<br />
präventive Steuerung der Fertigungsabläufe<br />
auch bei geringen<br />
Stückzahlen möglich sein.<br />
Ein in einer Kabine platzierter<br />
Roboter, der durch Algorithmen<br />
auf Basis von Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) gesteuert wird, pickt<br />
Bauteile aus einer Kiste einzeln<br />
auf und positioniert sie korrekt<br />
vor drei unterschiedlichen Sensoren.<br />
Diese drei Sensoren führen<br />
anschließend unterschiedliche<br />
Schritte aus: 3D-Vermessung der<br />
Bauteile mit den Verfahren der<br />
digitalen Mehrwellenlängen-Holographie<br />
sowie der Musterprojektion.<br />
Darüber hinaus ist eine<br />
markerlose Rückverfolgung der<br />
Prüflinge möglich.<br />
Holographie für<br />
Mikostrukturen<br />
Das Fraunhofer IMP stellt auf der<br />
Messe in Stuttgart insgesamt drei<br />
Systeme für die Oberflächeninspektion<br />
vor: eines für Mikrostrukturen<br />
und zwei für die Prüfung<br />
der Oberflächenreinheit in<br />
und an der Produktionslinie. Für<br />
die schnelle, hochgenaue optische<br />
3D-Vermessung von Mikrostrukturen<br />
und -defekten auf tellergroßen<br />
Oberflächen setzt Institut<br />
in Freiburg das Verfahren der<br />
digitalen Mehrwellen-Holographie<br />
ein, mit dem Messungen im<br />
Sub-Mikrometerbereich bei sehr<br />
kurzen Messzeiten möglich sind.<br />
Waren bisherige Anwendungen<br />
vor allem auf kleine, streichholzschachtelgroße<br />
Werkstücke beschränkt,<br />
steht nun eine Neuentwicklung<br />
zur Verfügung, mit der<br />
auch Bauteile mit Flächen bis zur<br />
einer Größe von 190 mm x 150<br />
mm vermessen werden. Ein Beispiel<br />
hierfür ist die Qualitätskontrolle<br />
von Hochstromplatinen für<br />
den Einsatz in Windkraftanlagen.<br />
Mit dem neuen Holographie-System<br />
lassen sich diese mit<br />
nur einer Aufnahme und einer<br />
Messzeit unter einer Sekunde<br />
vollflächig auf mikrometergroße<br />
Defekte überprüfen. Weitere Anwendungsbereiche<br />
sind die Messung<br />
von Fräsproben, Kegelstumpfen<br />
oder Dichtflächen.<br />
Für die Inline-Prüfung von Oberflächenreinheit<br />
und Beschichtungen<br />
zeigt das Fraunhofer IPM mit<br />
der F-Camera Mini ein System<br />
zur Inline-Prüfung. Verunreinigungen<br />
oder die Qualität von Beschichtungen<br />
werden im Sekundentakt<br />
mit einer Auflösung bis<br />
in den Mikrometerbereich detektiert.<br />
Die F-Camera Mini eignet<br />
sich zur Inspektion gekrümmter<br />
Freiformoberflächen sowie spiegelnder<br />
oder auch rauer Oberflächen.<br />
Dank Fluoreszenz-Messtechnik<br />
erkennt das System organische<br />
Substanzen auf metallischen<br />
Oberflächen besonders<br />
sensitiv: Filmische Restverunreinigungen<br />
bis hinunter zu wenigen<br />
10 nm Dicke werden zuverlässig<br />
detektiert.<br />
Und schließlich hat das Fraunhofer<br />
IPM einen Fluoreszenz-Laserscanner<br />
zur Kontrolle von Oberflächen<br />
in der Produktion entwickelt.<br />
Der F-Scanner-2D zur Kontrolle<br />
von Oberflächen hinsichtlich<br />
Beschichtungen und Reinheit<br />
basiert auf dem Verfahren<br />
der Fluoreszenzmesstechnik. Die<br />
Bauteiloberflächen werden in<br />
zwei Raumrichtungen gescannt,<br />
wodurch ein vollständiges Bild<br />
der Beschichtung bzw. der Restverunreinigung<br />
entsteht. Damit<br />
ist eine quantitative Analyse der<br />
Oberflächenbelegung auch bei<br />
beliebig geformten 3D-Objekten<br />
möglich. Erkannt werden können<br />
Rückstände von Schmiermitteln,<br />
Klebern, Fotolacken oder es kann<br />
die Beölung zum Beispiel von<br />
Metallbändern analysiert werden.<br />
Daneben ist die Überwachung<br />
funktioneller Beschichtungen<br />
möglich. Das System eignet<br />
sich zur Voruntersuchung, zur<br />
flexiblen Qualitätsprüfung von<br />
Serienbauteilen und als Prüfsystem<br />
in der Produktion.<br />
Laser-Speckle-Photometrie<br />
sieht Oberflächenmängel<br />
Weitere Oberflächenprüfsysteme<br />
stammen vom Fraunhofer IKTS in<br />
Dresden, vom Fraunhofer ITWM<br />
in Kaiserslautern sowie vom