Ehe und Familien
Zeitung des Familienverbandes OÖ
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10 OBERÖSTERREICH<br />
IMPULS AUS OBERÖSTERREICH<br />
Dankbarkeit eröffnet<br />
neue Perspektiven<br />
Wo geht es hin mit der Kirche?<br />
© privat<br />
Ein guter Fre<strong>und</strong> sagte mir im Jänner: Jetzt implodiert die<br />
Kirche. Und ich glaube, er hat recht: So, wie wir all die Jahre<br />
Kirche erlebt haben, fällt sie in sich zusammen.<br />
Auch Kardinal Marx gesteht ein, dass das systematische Wegschauen<br />
bei Missbrauchsfällen, das bislang<br />
System hatte, heute mit vollem Recht nicht<br />
mehr geduldet wird: Wir Mitchrist:innen<br />
sind allmählich erwachsen geworden <strong>und</strong><br />
können nicht mitverantworten, dass hier<br />
Kinder oder sonst Abhängige zu Opfern<br />
gemacht wurden <strong>und</strong> werden.<br />
Zugleich wird offenbar, dass nahezu<br />
weltweit immer noch Frauen von Klerikern systematisch sexuell<br />
missbraucht werden.<br />
Es geht um nicht weniger als die Überwindung des Systems<br />
Klerus: Es ist ganz sicher nicht im Sinn Jesu, dass es unter<br />
Christ:innen zwei unterschiedliche Stände gibt.<br />
Heute haben wir im Westen eine Kultur, die die Mündigkeit aller<br />
fördern wie voraussetzen will. Eine Kirchenverfassung, die etwa<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen als nicht ebenbürtig ansieht, wird mit Fug<br />
<strong>und</strong> Recht als überholt erachtet.<br />
Ein klares Zeichen kommt derzeit von der deutschen Kampagne<br />
#OutInChurch: Queere Menschen mit kirchlicher Beschäftigung<br />
outen sich <strong>und</strong> bewirken damit, dass binnen eines Monats in<br />
ganz Deutschland die Beschäftigungsverhältnisse der Kirche so<br />
geändert werden, dass solche Menschen nicht mehr ausgeschlossen<br />
werden, wenn sie zu ihrer sexuellen Identität <strong>und</strong><br />
Ausrichtung stehen.<br />
Ich bin sehr für diese Offenheit, auch wenn ich noch nicht weiß,<br />
wie wir in unserer Glaubensgemeinschaft zu einer menschenwürdigen<br />
Verfassung kommen mit möglichst flacher Leitungsstruktur.<br />
Einen Input können vielleicht die Orden geben: Dort ist es<br />
üblich <strong>und</strong> genau geregelt, dass regelmäßig <strong>und</strong> demokratisch<br />
die Leitenden gewählt werden, <strong>und</strong> zwar nur für eine bestimmte<br />
Zeit. Warum soll das nicht auch für die Leitenden der Pfarrgemeinden<br />
<strong>und</strong> der eucharistischen Feiern gelten? Gewiss, eine<br />
gute Ausbildung ist zu gewährleisten, ebenso wie eine f<strong>und</strong>ierte<br />
Persönlichkeit. Und bitte unbedingt Frauen wie Männer!<br />
Schauen wir einmal, wohin uns der synodale Weg führen kann,<br />
den Papst Franziskus anregt. Vielleicht gibt es dann doch noch<br />
eine Chance?<br />
Ihr Rolf Sauer<br />
Geistlicher Assistent<br />
Eine Umarmung erfüllt unser Herz <strong>und</strong> lässt uns dankbar durch den Tag gehen.<br />
„Wir leben in einer schlimmen Zeit“, meinte eine liebe Kollegin<br />
vor ein paar Tagen, mit dem Nachsatz: „Die junge Generation<br />
wird es schwer haben, sich eine Existenz aufzubauen <strong>und</strong> ein<br />
gutes Leben zu führen.“ Und ja, ich musste ihr Recht geben. Es<br />
passieren viele schreckliche Dinge, die uns als Gesellschaft<br />
aktuell viel abverlangen <strong>und</strong> auch künftig enorm fordern<br />
werden.<br />
Bei meinem abendlichen Dankbarkeitsritual betrachtete ich<br />
unsere Unterhaltung nochmal aus der Vogelperspektive. Und<br />
siehe da: Zwischen all den bedrohlichen Wolken blinzelten<br />
einzelne Lichtstrahlen hervor. Mir wurden all die vielen zuversichtlich<br />
machenden, schönen Dinge des Alltags bewusst.<br />
Zugegeben: Gemessen an den weltweiten Problemen waren es<br />
kleine Dinge, <strong>und</strong> trotzdem spürte ich eine unbändige Freude<br />
<strong>und</strong> Dankbarkeit in mir. Freude darüber, dass sich in den<br />
SPIEGEL-Treffpunkten endlich wieder <strong>Familien</strong> für Eltern-<br />
Kind-Gruppen <strong>und</strong> Elternbildungsveranstaltungen persönlich<br />
treffen <strong>und</strong> Gemeinschaft erleben dürfen. Dankbarkeit für die<br />
frühlingshafte Natur als Zeichen dafür, dass wieder Neues<br />
beginnen darf. Staunen darüber, dass der im Vorjahr gepflanzte<br />
Kirschbaum erste Blüten ansetzt.<br />
Wenn ich den Blick öffne für all die kleinen, aufmunternden<br />
Dinge, wenn ich mich traue zu staunen, geht es mir im Handumdrehen<br />
besser <strong>und</strong> ich kann das Schwere etwas leichter<br />
nehmen. Ich glaube, als Mutter bin ich meinen Kindern diese<br />
Lebenshaltung schuldig – damit auch sie in dunklen Zeiten die<br />
Lichtblicke wahrnehmen <strong>und</strong> Zukunftsperspektiven entdecken<br />
können; damit auch sie das Schwere etwas leichter nehmen<br />
können.<br />
Ihnen, liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, wünsche ich, dass auch Sie<br />
immer wieder Lichtstrahlen zwischen den bedrohlichen Wolken<br />
finden <strong>und</strong> neue Zuversicht schöpfen können.<br />
Ihre Nicole Atzlesberger, Vorsitzende Stv.<br />
© canva