Bedingungsloses_Grundeinkommen_Magazin
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BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN
FÜR ALLE
BGE
Stell dir vor der Staat würde deine Lebenshaltungskosten übernehmen.
Würdest du trotzdem weiter zur Arbeit gehen?
Wieder zur Schule gehen?
Gar nicht arbeiten?
Was würdest du tun?
Dieses Konzept nennt sich bedingungsloses
Grundeinkommen (BGE). Es ist die wohl
ehrgeizigste sozialpolitische Idee unserer Zeit.
2017 kam diese Idee weltweit zum wiederholten
Mal ins Rollen. Erste Versuche dazu haben
bereits begonnen oder sind geplant.
Immer mehr Länder denken über das BGE als
Alternative zu Sozialleistungen nach.
Der Betrag des BGE soll verhindern, dass man
unter die Armutsgrenze rutscht.
2017 lag diese Grenze in Deutschland bei
1.096 € pro Monat ( 13.152 € pro Jahr).
Dieses Geld erhält man steuerfrei und man
kann damit tun, was man möchte. Dies soll
Menschen eine Grundsicherung ermöglichen,
ohne zu viele Zwänge und Bürokratie.
Quelle Youtube Kanal: Dinge Erklärt - Kurzgesagt „Geld fürs Nichtstun? - Bedingungsloses Grundeinkommen“
DAS PILOTPROJEKT
The most efficient way
to spend money
on the homeless
london, mai 2009
Es läuft ein Experiment. Die Versuchsteilnehmer:
13 Obdachlose. Diese Menschen kennen das
Leben auf der Straße. Einige leben seit 40 Jahren
auf dem kalten Pflaster des Finanzzentrums
Europas.
Verursachte Kosten:
Polizeieinsätze + Gerichtskosten + Sozialdienste
= 400.000 £ (rund 450.000 €) in einem Jahr.
das persönliche budget gibt ihnen macht
über ihr eigenes schicksal.
Nachdem man Jahrzehnte lang vergeblich versucht
hatte diese Menschen zu drängen, zu
versorgen, zu belangen, zu bestrafen und zu
beschützen, war es schließlich gelungen 9 notorische
Herumtreiber von der Straße zu holen.
Verursachte Kosten:
Rund 50.000 £ im Jahr,
einschließlich der Gehälter der Sozialarbeiter.
might be
to give it to them.
Schluss mit täglichen Hilfsangeboten, wie Lebensmittelmarken,
Suppenküchen und Obdachlosenunterkünften.
Stattdessen wird ein Hilfspaket
geschnürrt, dass die Situation augenblicklich
grundlegend ändern wird. Von jetzt an werden
die 13 Männer finanzielle Untertüzung erhalten,
die an keinerlei Bedingungen geknüpft ist. Jeder
von ihnen bekommt 3.000 £, die er nach seinen
Interessen ausgeben darf, ohne eine Gegenleistung
erbringen zu müssen. Wer möchte kann
sich an einen Berater wenden.
Die meisten erwiesen sich als sehr sparsam.
Nach einem Jahr haben sie im Schnitt 800 £
ausgegeben.
Nach 6 Monaten hatten 7 von ihnen ein Dach
über dem Kopf. 2 weitere standen kurz davor
ihre eigene Wohnung zu beziehen. Sie nahmen
an Ausbildungsmaßnahmen teil, lernten Kochen,
machten einen Entzug, besuchten ihre Familien
und schmiedeten Zukunftspläne.
Das Projekt half nicht nur diesen 13 Menschen,
sondern verringerte auch die Kosten für die Allgemeinheit
deulich.
Simon war 20 Jahre lang heroinsüchtig.
Das Geld veränderte sein Leben.
Simon kam von der Droge los und begann eine
Ausbildung als Gärtner.
„Aus irgendeinem Grund passte zum ersten Mal
in meinem Leben alles zusammen.
Ich habe begonnen mich zu pflegen, ich wasche
und rasiere mich. Ich denke darüber nach, nach
Hause zurückzukehren. Ich habe zwei Kinder.“
Quelle: „Utopien für Realisten“ - Rudger Bregman
Quelle: Jun Cen
SOZIALLEISTUNGEN
Können wir nicht mit den vorhandenen Sozialleistungen
die Armut bekämpfen?
Staatliche Leistungen sind oft an hohe Auflagen
gebunden. Man muss an Kursen teilnehmen,
sich monatlich auf eine bestimmte Anzahl von
Stellen bewerben und Jobangebote annehmen,
die vielleicht gar nicht zu einem passen oder nur
schlecht bezahlt sind.
Neben der Einschränkung der Selbstbestimmung
sind diese Auflagen oft eine ziemliche Zeitverschwendung
und sollen nur die Arbeitslosenquote
niedrig erscheinen lassen. Häufig wäre es
besser, die Zeit in die Suche nach dem richtigen
Job, zur Weiterbildung oder in eine Gründung zu
investieren.
Ein weiterer unguter Nebeneffekt vieler Sozialprogramme
ist, dass sie Menschen in der Armut
festhalten und passives Verhalten fördern.
Nehmen wir eine Höhe von rund 1.000 € pro Monat
an Sozialleistungen an. Bei vielen Programmen
ist es so, dass alle Leistungen gestrichen
werden, wenn man auch nur einen Euro dazuverdient.
Nimmt man einen Job an, verliert man
nicht nur die Sozialleistungen, sondern hat am
Ende dank Steuern und anderen Ausgaben vielleicht
weniger übrig als vorher. So hätte man bei
einem Job, mit einem Einkommen von 1.200 €
rund 850 € über und bei Nutzung der Sozialleistungen
1.000 €.
Versucht man aktiv seine Situation zu verbessern
und hat am Ende aber genauso viel oder
sogar noch weniger Geld zur Verfügung als vorher,
entsteht ein Hindernis, das die Menschen in der
Armut festhält und passives Verhalten belohnt.
Ein BGE kann niemals gestrichen werden, also kann
man seine finanzielle Situation durch arbeit immer
verbessern.
arbeit wird immer belohnt.
Anstatt einer Hürde, ensteht also ein Sprungbrett,
von dem man sich selbst witerbringen kann.
Ein erster Schritt das BGE zu finanzieren, wäre alle
Sozialleistungen zu streichen und dann die frei gewordenen
Mittel zu verwenden. Dadurch würde man
nicht nur einige Ämter abschaffen und somit Geld
sparen, man könnte außerdem noch Bürokratie abbauen.
Man könnte Angst, Leid und Existenzängste eines
großen Teils der Gesellschaft bekämpfen.
Arme Menschen zu fördern könnte sich wirtschaftlich
auszahlen.
Quelle: „Utopien für Realisten“ - Rudger Bregman
„Nichts ist stärker
als eine Idee,
deren Zeit
gekommen ist!“
- Victor Hugo
Quelle: freepik @dooder
Quelle: John Holcroft
WARUM ARME „DUMMES“ TUN
warum fällen arme so viele schlechte entscheidungen?
Arme überschulden sich eher, sparen weniger, rauchen mehr, bewegen sich weniger und essen
ungesünder. Arme sind die letzten, die an Schulungen im Geld-Management teilnehmen.
Wenn sie sich um einen Arbeitsplatz bemühen, schreiben sie oft die schlechtesten Bewerbungen und treten
bei Vorstellungsgesprächen am wenigsten professionel auf.
Die Ansicht ist verbreitet, Armut sei etwas, dass jeder Mensch selbst überwinden müsse.
Der Staat kann demnach die Armen lediglich mit entpsrechenden Maßnahmen, mit Aufklärung, Strafen,
vorallem aber mit Bildung in die richtige Richtung lenken.
Ein Schulabschluss, noch besser, ein Hochschul-Diplom soll genügen um vor Armut zu schützen.
Was aber, wenn all die gutgemeinten Maßnahmen nicht helfen, es vielleicht sogar nur schlimmer machen?
Die Armut gewährt keine Atempause.
eldar shafir: die knappheitsforschung
- die psychologie der knappheit
„Knappheit zährt uns auf.“ (Eldar Shafir)
Das Gefühl der Knappheit ist nicht harmlos.
Es macht uns psychisch zu schaffen.
Die Menschen verhalten sich anders,
wenn sie das Gefühl haben, dass etwas knapp ist.
Dabei ist unerheblich, was knapp ist.Es kann zu
wenig Geld, zu wenig Zeit, eine zu geringe Zahl von
Freunden, oder zu wenig Nahrung sein. In jedem
Fall entsteht eine Knappheitsmentalität.
Menschen mit dieser Mentalität verstehen sehr gut,
kurzfristige Probleme zu bewältigen.
Arme Personen beweisen kurzfristig verblüffende
Fähigkeiten, wenn es darum geht sich mit knappen
Mitteln über Wasser zu halten.
Dennoch schadet die Knappheitsmentalität mehr, als
sie uns nützt. Die Knappheit verängt unser Gesichtsfeld.
Denn sie zwingt uns zur Konzentration auf den
unmittelbaren Mangel. So verlieren wir die umfassende
Perspektive. Wir verlieren unsere Fähigkeit,
uns mit anderen Dingen zu befassen, die ebenfalls
wichtig sind. Laufen auf einem Computer gleichzeit
10 rechenaufwändige Programme, so wird er langsamer
und langsamer. Es treten Fehler auf und schließlich
hängt er sich auf. Nicht weil es ein schlechter
Computer wäre, sondern weil er zu viele Aufgaben
auf einmal bewältigen muss. Menschen die in Armut
leben haben ein ähnliches Problem. Sie fällen keine
dummen Entscheidungen weil sie dumm sind, sondern
weil sie in einem Kontext leben müssen, in dem
jedermann dumme Entscheidungen fällen würde.
Quelle: „Utopien für Realisten“ - Rudger Bregman
Quelle: Unbekannt
„If you´re homeless, just buy a house.“
MY MIND IS
LIKE MY
INTERNET BROWSER
19 TABS OPEN
3 OF THEM
ARE FROZEN
hopeless
dangerous
„Poor people can´t handle money.
If they could, they would´nt be poor.“
risky
impossible
& I HAVE NO IDEA
WHERE THE MUSIC
IS COMING FROM
„If we would give money to the poor,
they would become even more lazy.“
„They would spent it on alcohol and drugs.“
Quelle: Freepik @macrovector
MINCOME
Das Mincome (minimum income) war ein soziales
Experiment in Kanada, welches in den
1970er Jahren die Auswirkungen der Einführung
eines garantierten jährlichen Grundeinkommens
untersuchen sollte. Es war der größte Feldversuch,
der je zum BGE durchgeführt wurde.
Zweifellos werden sich einige Bürger dazu
entscheiden weniger zu arbeiten.
Aber genau das ist der Sinn der Sache.
Künstler und Autoren könnten sogar vollkommen
auf bezahlte Arbeit verzichten. Aber die meisten
wollen gar nicht aufhören zu arbeiten. Unabhängig
davon, ob sie darauf angewiesen sind.
keine arbeit zu haben macht uns unglücklich.
Im März 1973 hatte der Provinz Gouverneur einen
Betrag von umgerechnet 83 $ mio. für das Projekt
freigegeben. Beim Mincome-Experiment erhielten
nicht nur Bedürftige, sondern alle Bewohner der
damals etwa 10.000 Einwohner zählenden kanadischen
Stadt Dauphin ab 1974 monatlich 100 kanadische
Dollar (CAD). Der Betrag war nahe der
Armutsgrenze gewählt. (Quelle: Wikipedia)
Zu Beginn des Experiments schwärmte ein Heer
von Forschern in dem Städtchen aus. Ökonomen
beobachteten, ob die Einwohner begonnen weniger
zu arbeiten. Soziologen untersuchten die Auswirkungen
des Geldsegens auf das Familienleben
und Anthropologen mischten sich unter die Leute,
um sich ein Bild von der Bevölkerung zu machen.
4 Jahre lang lief das Experiment reibungslos.
Doch dann wurde eine konservative Regierung
gewählt, die das kostspielige Experiment nicht
befürwortete und kein Geld für die Auswertung
„verschwenden“ wollte, da das Ergebnis schon
klar sein würde. Es würde nicht funktionieren.
Die Enttäuschung in Dauphin war groß, da Mincome
als Pilotprojekt galt, welches bald auf
das ganze Land ausgeweitet werden würde.
Die Leute die Mincome befürworteten fürchteten
sich vor einer Blamage, sollte das Ergebnis einer
mehreren Millionen Dollar Analyse negativ ausfallen.So
geriet das Experiment in Vergessenheit.
Die politische Sorge war, dass die Leute aufhören
würden zu arbeiten und lediglich mehr Kinder
bekommen würden. Tatsächlich geschah genau
das Gegenteil. Junge Erwachsene verschoben
ihre Heiratspläne und die Geburtenrate sank. Die
schulischen Leistungen der Kinder verbesserten
sich deutlich. Die Mincome Kohorte lernte eifriger
und schloss ihre Ausbildung schnell ab. Am Ende
sank die gesamt Arbeitszeit um lediglich 1% bei
Männern, um 3% bei verheirateten Frauen und
um 5% bei unverheirateten Frauen. Alleinverdiener
arbeiteten praktisch überhaupt nicht weniger,
während junge Mütter das zusätzliche Geld nutzten,
um mehrere Monate Elternzeit zu nehmen
und Studierende und Auszubildende ihre Ausbidung
verlängerten. Die Krankenhausaufenthalte
sind um sagenhafte 8,5% zurückgegangen. In
Anbetracht der Höhe der Gesundheitsausgaben
in den reichen Ländern hat ein solcher Rückgang
gewaltige finanzielle Auswirkungen. Auch die Fälle
von häuslicher Gewalt haben abgenommen.
Das gleiche galt für psychische Probleme. Mincome
hatte die gesamte Stadt gesünder gemacht.
Das BGE hatte sogar positive Auswirkungen auf
die nächste Generation.
Quelle: „Utopien für Realisten“ - Rudger Bregman
Quelle: John Holcroft
„EIN TRAUM IST UNERLÄSSLICH,
WENN MAN DIE ZUKUNFT GESTALTEN WILL.“
- Victor Hugo
Ist das Bedingungslose Grundeinkommen
also eine gute Idee?
Ehrlichgesagt wissen wir das noch nicht.
Wir müssten noch viel gründlicher forschen und
noch mehr Testläufe durchführen.
Wir müssen uns gut überlegen, wie unser BGE
aussehen soll und was wir dafür aufgeben wollen.
Das Potenzial ist gigantisch.
Das BGE könnte das vielversprechendste
Modell im Kampf gegen die Armut sein.
Es könnte dafür sorgen, dass es weniger Leid
auf der Welt gibt und uns allen eine große Last
von den Schultern nehmen.
Stell dir vor der Staat würde deine
Lebenshaltungskosten übernehmen.
Würdest du trotzdem weiter
zur Arbeit gehen?
Wieder zur Schule gehen?
Gar nicht arbeiten?
Was würdest du tun?
Quelle: John Holcroft
„Nichts trägt in gleichem Maß wie der Traum dazu bei, die Zukunft zu gestalten.
Heute Utopia, morgen Fleisch und Blut.“ - Victor Hugo
Quelle Youtube Kanal:
Dinge Erklärt - Kurzgesagt
„Geld fürs Nichtstun? - Bedingungsloses Grundeinkommen“
„Die Zukunft hat viele Namen.
Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare.
Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte.
Für die Mutigen ist sie die Chance.“ - Victor Hugo