11.05.2022 Aufrufe

220511_IFN_Bericht-2022_01_web_klein.pdf

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>IFN</strong> Schönow<br />

<strong>2022</strong>


Inhalt<br />

Mitglieder S. 4<br />

Schwerpunkte des <strong>IFN</strong> S. 6<br />

Ausgangssituation und Positionierung des <strong>IFN</strong> S. 6<br />

Perspektiven S. 8<br />

Leitbild S. 10<br />

Themenfelder in der Forschung des <strong>IFN</strong> S. 11<br />

Projekte – Klimaschutz, Tierwohl und Regionalentwicklung S. 12<br />

KIBRA – Projekt zur Reduzierung klimaschädlicher Emissionen aus der<br />

Tierhaltung in Brandenburg S. 12<br />

Freilandhaltung von Zweinutzungshühnern und mobile Nutztierschlachtung S. 14<br />

VivoScan – Graustufenanalyse der Muskulatur als Kriterium für die Schlachtreife<br />

von Wagyu-Rindern S. 16<br />

Die Tierwohlampel S. 17<br />

VerLak – Verlängerung der Laktationsperiode und selektives Trockenstellen<br />

zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes bei Milchkühen S. 18<br />

Projekte – Weibliche Fertilität S. 21<br />

Leithypothese und zentrale Forschungsfrage S. 21<br />

FollikelPIC – Entwicklung innovativer Methoden zur automatisierten<br />

Bestimmung des optimalen Besamungszeitpunktes bei Zuchtsauen S. 22<br />

FertiCow – praxistaugliche Diagnostik der Endometritis der Milchkuh sowie Ursachen<br />

und Nutzen einer frühzeitigen Diagnostik von Zwillingsträchtigkeiten S. 24<br />

Erprobung speziischer Parameter zur Festlegung einer tierindividuellen<br />

freiwilligen Wartezeit bei hochleistenden Milchrindern S. 26<br />

Milchsäurebakterien für die Fruchtbarkeit im Milchviehbetrieb S. 28<br />

Unterstützung des Immunsystems von tragenden Kühen S. 30<br />

Weiterentwicklung der mikroskopischen Diagnostik bei Kühen S. 31<br />

Evaluierung einer frühen Trächtigkeitsuntersuchung S. 32<br />

Technische Hilfsmittel zur Geburtsüberwachung S. 33<br />

Monitoring der Kuhgesundheit und -fertilität mittels Pansenbolus S. 34<br />

Beurteilung der Belastung für Rinder im Rahmen praktischer Übungen zur KB S. 36<br />

Schlüsselmechanismen der weiblichen und männlichen Fruchtbarkeit S. 37<br />

Projekte – Männliche Fertilität S. 39<br />

Leithypothese und zentrale Forschungsfrage S. 39<br />

LocoBoar – Entwicklung eines technischen Verfahrens für die automatische<br />

Bonitur des Lokomotionverhaltens von Zuchtebern S. 40


IQ-TranS – IoT-basiertes Echtzeit-Monitoring-System zur Qualitätssicherung<br />

von Ebersperma beim Transport S. 42<br />

CoolSperm – Kältelagerung von Ebersperma zur Reduktion von Antibiotika S. 44<br />

Untersuchung zum optimalen Auftauregime von gesexten Bullenspermaportionen S. 45<br />

LT-Sperm – Einluss von Bewegungs- und Erschütterungsemissionen auf die<br />

Qualität von Hengstsperma S. 46<br />

HygienicBreeders – Entwicklung und Implementierung von Hygienekonzepten<br />

für Besamungsstationen S. 47<br />

Neuentwicklungen in der Flüssigkonservierung von Bullensperma S. 48<br />

Analysen für den internationalen Spermaexport S. 50<br />

Auswirkungen der Fütterung von Antioxidantien auf die Spermaqualität von Bullen S. 51<br />

Neuentwicklungen in der Flüssigkonservierung von Ebersperma S. 53<br />

Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Spermakonservierung S. 54<br />

Antibiotikafreie Spermienkonservierung S. 55<br />

Bakteriozinhaltige Verdünnermedien S. 56<br />

Verwendung probiotischer Bakterien in der Spermakonservierung S. 57<br />

Qualitätsaudit in Besamungsstationen bei Rind und Schwein S. 58<br />

Über uns S. 60<br />

Beratung und Service S. 60<br />

Aus- und Fortbildung S. 62<br />

Aus- und Fortbildung – eLearning und hybride Lernräume S. 64<br />

Aus- und Fortbildung – eLearning – Die ReproFit-App S. 65<br />

Aus- und Fortbildung – SmartReproCow S. 66<br />

Zukünftige Schwerpunkte und Entwicklungen am <strong>IFN</strong> S. 70<br />

2<br />

3


<strong>IFN</strong> Mitglieder<br />

Besamungsunion Schwein<br />

BVN – Besamungsverein Neustadt a. d. Aisch e.V.<br />

BVN – Schweinebesamung Malchin GmbH & Co. KG<br />

Besamungsverein Nordschwaben e.V.<br />

BHZP – Bundes Hybrid Zucht Programm GmbH<br />

FBN – Leibniz-Institut für Nutztierbiologie<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Institut für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam<br />

Landesverband Thüringer Rinderzüchter Zucht- und Absatzgenossenschaft eG<br />

LELF – Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung<br />

Masterrind GmbH<br />

OHG – Osnabrücker Herdbuch eG<br />

PIC – Pig Improvement Company<br />

RBB – Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH<br />

RinderAllianz GmbH<br />

Rinderbesamungs-Genossenschaft Memmingen eG<br />

RBW – Rinderunion Baden-Württemberg e.V.<br />

RUW – Rinder-Union West eG<br />

RSH – Rinderzucht Schleswig-Holstein eG<br />

SMUL – Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft<br />

SWE – Schweinebesamungsstation Weser-Ems e.V.<br />

PIG – PIG Austria GmbH<br />

SUISAG – AG für Dienstleistungen in der Schweineproduktion<br />

Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter eG<br />

ZBH – Zucht- und Besamungsgenossenschaft Hessen eG<br />

Eine feste Größe<br />

Eine feste Größe<br />

SWE<br />

Schweinebesamungsstation<br />

Weser-Ems e.V.<br />

AWE<br />

Agrarshop Weser-Ems GmbH<br />

SWE<br />

Schweinebesamungsstation<br />

Weser-Ems e.V.<br />

AWE<br />

Agrarshop Weser-Ems GmbH<br />

4<br />

5


SCHWERPUNKTE DES <strong>IFN</strong><br />

Ausgangssituation und<br />

Positionierung des <strong>IFN</strong><br />

Das <strong>IFN</strong> ist eine Bildungs- und Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der Tierzucht<br />

und Nutztierforschung. Nach der initialen Gründung vor mehr als 60 Jahren wurde<br />

es vor über 25 Jahren neu gegründet mit dem Auftrag die Forschung, sowie die<br />

Aus- und Weiterbildung im Bereich der Reproduktion landwirtschaftlicher Nutztiere<br />

aufzu bauen und weiterzuentwickeln.<br />

Das <strong>IFN</strong> hat sich mit den Forschungsergebnissen<br />

national und international positioniert, sich in<br />

der Aus- und Fortbildung im Bereich der Fortplanzung<br />

in Deutschland, Österreich und in der<br />

Schweiz eine führende Stellung gesichert und<br />

sich auf dem Gebiet der Spermatologie bei Rind<br />

und Schwein als das Referenzinstitut deutschlandweit<br />

etabliert. Die Kernkompetenz des Instituts,<br />

praxisnahe Bildung weiterzugeben sowie<br />

praxisorientierte Forschungsfragen zu bündeln,<br />

zu strukturieren, zu bearbeiten und dann dieses<br />

Wissen zu verbreiten, spielt in zahlreichen Forschungsarbeiten<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Das <strong>IFN</strong> begleitet und unterstützt zudem Unternehmen<br />

bei der Entwicklung und Etablierung<br />

neuer Produkte in seinem Wirkungsbereich.<br />

Zur Stärkung des Standortes Brandenburg hat<br />

das Institut folgende Leitthemen im Bereich der<br />

Reproduktion landwirtschaftlicher Nutztiere<br />

entwickelt:<br />

Bildung und Wissen: Wir unterstützen Landwirte,<br />

Tierärzte und Besamungsbeauftragte dabei,<br />

aktuelles, praxisnahes Wissen zu erlangen, sich<br />

fortzubilden und eine gute veterinärmedizinische<br />

bzw. landwirtschaftliche oder labortechnische<br />

Praxis anzuwenden, um ihre Kompetenz zu<br />

sichern und auszubauen.<br />

Tierwohl: Das Tierwohl steht im Fokus aller <strong>IFN</strong><br />

Aufgabenbereiche, insbesondere bei der Ausgestaltung<br />

von neuen Forschungsprojekten, der<br />

Weiterentwicklung von neuen Kursinhalten in<br />

Aus- und Fortbildung, sowie in einem umfassenden<br />

betrieblichen Beratungsservice zum Tierwohl.<br />

Gesundheit und Gesellschaft: Wir leisten mit<br />

unserer Forschung, Beratung und dem Wissenstransfer<br />

einen Beitrag zur Reduzierung von<br />

Antibiotika in der Nutztierhaltung.<br />

Industrie: Wir überprüfen in unseren Arbeitsschwerpunkten<br />

Tierzucht, Fruchtbarkeit, Tierwohl<br />

und Tiergesundheit neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse und Techniken auf ihre Praxistauglichkeit<br />

und Umsetzbarkeit.<br />

6<br />

7


SCHWERPUNKTE DES <strong>IFN</strong><br />

„Gemeinsam stellen wir uns den Herausforderungen<br />

der Digitalisierung.“<br />

Perspektiven<br />

Unsere Gesellschaft beindet sich in einem stetigen Prozess der Weiter entwicklung,<br />

in der eine zunehmende digitale Vernetzung eine essentielle Stellung einnimmt.<br />

In diesem Kontext positioniert sich das <strong>IFN</strong> als modernes Forschungsinstitut, das<br />

diese Prozesse aufnimmt und einbindet.<br />

Der in diesem Themenkomplex eine zentrale<br />

Rolle einnehmende Begriff der Digitalisierung<br />

spiegelt sich zum einen in aktuellen Forschungsprojekten<br />

der modernen Landwirtschaft wider,<br />

auf die im Verlauf noch näher eingegangen wird,<br />

zum anderen nimmt er eine zentrale Stellung in<br />

der Informationsstruktur des <strong>IFN</strong> selbst ein.<br />

Das Institut versteht die Notwendigkeit der digitalen<br />

Transformation und verfolgt deren Umsetzung<br />

aktiv. Die digitale Transformation hat durch<br />

den Einsatz neuer Technologien erhebliche Auswirkungen<br />

auf die Informationsverarbeitung und<br />

Routineabläufe im Unternehmen.<br />

Somit konnte durch den Einsatz von neuen Datenerfassungs-<br />

und Kommunikationssystemen, leistungsstarker<br />

Infrastruktur (Internetverbindung,<br />

Netzwerkkomponenten, Hardware- und Software)<br />

sowie dem Wirken von qualiiziertem Personal,<br />

der Prozess der digitalen Transformation am <strong>IFN</strong><br />

vollzogen werden. Beispiele für Digitalisierungsschwerpunkte<br />

und damit verbundene Anpassungen<br />

der IT-Strukturen sind:<br />

• Erhöhung der Internetbandbreite durch Um -<br />

stellung auf einen Glasfaseranschluss<br />

• Etablierung einer Intranet-Plattform<br />

• Einführung eines einheitlichen Messenger<br />

Dienstes<br />

• Ausweitung des DMS i.S. zur Erstellung neuer<br />

Prozesse für die Dokumentenlenkung<br />

• Erhöhung der Datenspeicherkapazitäten und<br />

Serverrechenleistung<br />

• Virtuelle Weiterbildungsumgebungen<br />

Folgende Bereiche und Zielgruppen des Institutes<br />

proitieren davon:<br />

Wissensmanagement und Transparenz von Unternehmensabläufen<br />

Mitarbeiter<br />

Forschung und Wissenstransfer<br />

Projektpartner und Fördermittelgeber<br />

Interaktion und Kommunikation<br />

Mitarbeiter und Kooperationspartner<br />

Leistungserstellung und Leistungs angebot<br />

Seminarteilnehmer, Kunden und Partner<br />

8<br />

9


SCHWERPUNKTE DES <strong>IFN</strong><br />

Leitbild<br />

Impulsgeber für Forschung und Entwicklung<br />

Wir sind ein in die Zukunft blickendes, lehrendes<br />

und forschendes Institut. Unser komplexes Wissen<br />

auf dem Gebiet der Reproduktion landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere und unsere Entscheidungen<br />

basieren auf validierten Daten und Fakten.<br />

Kompetent beraten<br />

Wir bieten wissenschaftlich fundierte, praxisnahe,<br />

lösungs- und ressourcenorientierte Beratung.<br />

Fach- und Methodenkompetenz sind zwei wesentliche<br />

Säulen unseres Beratungskonzeptes.<br />

Praxisnah forschen<br />

Wir bearbeiten praxisrelevante Forschungsprojekte<br />

und transferieren die Ergebnisse in die<br />

Praxis. Wir nehmen damit die Rolle eines Wissensmultiplikators<br />

ein.<br />

Wissenstransfer<br />

Wir teilen unser Wissen mittels intelligenter<br />

Kom munikationssysteme, besitzen ein digitales<br />

Abbild des Instituts und nutzen Wege des Datenmanagements<br />

und der Analytik zur efizienten<br />

Umsetzung der Unternehmensprozesse.<br />

Themenfelder in der<br />

Forschung des <strong>IFN</strong><br />

Die Forschung am <strong>IFN</strong> bezieht sich auf folgende aktuelle Forschungs felder in<br />

der Reproduktion landwirtschaftlicher Nutztiere:<br />

• Alternativen zum Antibiotikaeinsatz<br />

• Verbesserung des Tierwohls und der Tiergesundheit<br />

• Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen aus der Nutztierhaltung<br />

• Regionalentwicklung<br />

• Weiterentwicklung neuer innovativer Technologien in der Diagnostik<br />

• Neue Methoden zur Fertilitätsbeurteilung<br />

• Evaluierung neuer Verfahren im Rahmen der Künstlichen Besamung<br />

• Gendiagnostische Analysen<br />

➜ Einzelne aktuelle Projekte und Forschungsschwerpunkte<br />

werden im Folgenden dargelegt, um den Wissenstransfer von<br />

der Forschung in die Praxis aufzuzeigen.<br />

10<br />

11


PROJEKTE – KLIMASCHUTZ, TIERWOHL UND REGIONALENTWICKLUNG<br />

KIBRA – Projekt zur Reduzierung<br />

klimaschädlicher Emissionen aus<br />

der Tierhaltung in Brandenburg<br />

CO 2<br />

Die Verringerung der Treibhausgas (THG) Emissionen aus der Tierhaltung unter der<br />

Berücksichtigung von Tierwohl und Tiergesundheit gehört zu den Verplichtungen<br />

des Sektors, um die verbindlichen Klimaschutzziele zu erreichen.<br />

Mit rund 36 Millionen Tonnen (Mio. t) Kohlendioxid<br />

(CO 2<br />

)-Äquivalente Treibhausgas (THG)-Emissionen<br />

sind 66 % der Emissionen der Landwirtschaft<br />

und knapp 5 % an den Ge samt emissionen<br />

Deutschlands im Jahr 2021 allein auf die Tierhaltung<br />

zurückführen. Dazu kommen noch die Emissionen,<br />

die durch das nationale Emissionsinventar<br />

nach dem Territorialprinzip nicht erfasst werden.<br />

Das sind die Emissionen, die in anderen Ländern<br />

entstehen, auch wenn Deutschland sie verantwortet,<br />

wie z. B. durch Regenwaldabholzungen.<br />

Neben der Berechnung der Emissionen nach dem<br />

Territorialprinzip gibt es noch weitere Möglichkeiten<br />

Emissionen zu erfassen und abzubilden.<br />

Mit diesem Forschungsprojekt sollen die THG-<br />

Emissionen aus der Nutztierhaltung nach dem<br />

sogenannten Verursacherprinzip auf betrieblicher<br />

➜ Einzelbetriebliche THG-Bilanzen nach dem Verursacherprinzip<br />

können Minderungspotenziale sichtbar<br />

machen und ermöglichen eine Evaluierung von<br />

Minderungsstrategien.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Ebene erfasst werden. Auf diese Weise können die<br />

Emissionen eines Betriebs addiert und auf das<br />

erzeugte Produkt (Milch oder Fleisch) oder den<br />

Betrieb bezogen werden. Ähnlich wie bei einer<br />

Hoftorbilanz wird ermittelt, was auf dem Betrieb<br />

rein und aus dem Betrieb raus geht. Dabei werden<br />

auch die Emissionen vorgelagerter Prozesse, wie<br />

z. B. der Herstellung von Mineraldünger, Verpackungsmaterial,<br />

zugekaufter Futtermittel und<br />

anderer Betriebsmittel miteinbezogen. Positive<br />

Auswirkungen, wie etwa die Kohlenstoffspeicherung<br />

im Boden, werden bspw. als Gutschriften<br />

erfasst. Die THG-Bilanzen werden auf Basis von<br />

gemessenen und geschätzten betrieblichen Daten<br />

erstellt. Diese einzelbetrieblichen Klimabilanzen<br />

sind die Bewertungsbasis, um betriebliche Stellschrauben<br />

zur Reduzierung von Emissionen zu<br />

identiizieren. Vielversprechende THG-Minderungsstrategien<br />

werden unter Berücksichtigung<br />

weiterer Nachhaltigkeitskriterien wie Tierwohl<br />

und Tiergesundheit auf Brandenburger Kooperationsbetrieben<br />

angewendet und auf ihre Efizienz<br />

überprüft. Anschließend werden die gesammelten<br />

Erkenntnisse aus dem Projekt durch eine Wissensvermittlung<br />

mit verschiedenen Formaten<br />

vom Praxisworkshop auf den Demonstrationsbetrieben<br />

bis hin zum zielgruppenspeziischen<br />

eLearning Angeboten für die breite Praxis zur<br />

Verfügung gestellt. Diese Aufgaben teilen sich die<br />

beiden Projektpartnern LVAT Groß Kreutz e.V.<br />

und <strong>IFN</strong> Schönow e.V. gemeinsam mit den Kooperationsbetrieben.<br />

LVAT e.V. Lehr- und Versuchsanstalt für<br />

Tierzucht und Tierhaltung e.V.<br />

Groß Kreutz | Ruhlsdorf<br />

Brandenburger Kooperationsbetriebe<br />

Projektförderung: Ministerium für Landwirtschaft,<br />

Umwelt und Klimaschutz des<br />

Landes Brandenburg (MLUK)<br />

12<br />

13


PROJEKTE – KLIMASCHUTZ, TIERWOHL UND REGIONALENTWICKLUNG<br />

Freilandhaltung von Zwei nutzungshühnern<br />

und mobile Nutztierschlachtung<br />

Schaffung eines Pilotbetriebes zur Aufzucht und mobilen Haltung von Zweinutzungshühnern<br />

in einem ganzheitlichen Konzept und Schaffung mobiler Schlachteinheiten<br />

für Gelügel, Rinder und Schweine in Brandenburg<br />

Prozess der mobilen Schlachtung<br />

von Geflügel & Rindern<br />

Zutrieb<br />

In diesem Projekt wird ein Pilotbetrieb der mobilen<br />

Haltung von Zweinutzungshühnern und zur<br />

mobilen Schlachtung für Nutztiere im Herkunftsbetrieb<br />

geschaffen.<br />

Das Haltungskonzept für Zweinutzungshühner<br />

wie die mobilen Schlachteinheiten werden dem<br />

steigenden regionalen Bedarf an nachhaltig und<br />

regional erzeugten Gelügel-, Rind- und Schweineprodukten<br />

Rechnung tragen. Dieses Projekt soll<br />

den landwirtschaftlichen/ leischverarbeitenden<br />

Betrieben Brandenburgs eine höhere Wertschöpfung<br />

durch eine Direktvermarktung und neue<br />

Alleinstellungsmerkmale in einer regionalen,<br />

ökologischen Wertschöpfungskette ermöglichen.<br />

Transportwege sollen hierdurch vermieden<br />

werden und damit dem Tierwohl, Tier- und<br />

Klimaschutz maximal Rechnung tragen. Bei der<br />

Umsetzung soll ebenfalls besonders Wert auf<br />

die Reduktion der THG-Emissionen pro Gramm<br />

erzeugtem Produkt Wert gelegt werden.<br />

Die Projektziele sollen durch den Aubau eines<br />

ganzheitlichen mobilen Zucht- und Haltungssystems<br />

für Zweinutzungshühner (Rassen: Coffee<br />

und Cream, Lohmann Dual und Triesdorfer<br />

Landhuhn) inklusive einer mobilen Schlachtung<br />

erfolgen. In den dafür geplanten mobilen Kombiställen<br />

sollen Zweinutzungshühner zur Mast der<br />

Hähne und zur Haltung der Legehennen inkl.<br />

Brutmöglichkeiten integriert werden. Das <strong>IFN</strong><br />

Schönow will hierbei die Zweinutzungshühner<br />

auf ihre Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit<br />

prüfen. Die Aufzucht und die Vermarktung der<br />

Tiere wird in einem ganzheitlichen, nachhaltigen<br />

Wirtschaftskreislauf erfolgen. Dieser soll<br />

als Vorbild und Anleitung für alle gewerblichen<br />

Hühnerhalter in Brandenburg dienen. Auch sollen<br />

weitere Faktoren der Hühnerhaltung zur<br />

Flächennutzung näher beleuchtet (u.a. Düngung<br />

der Flächen, weniger Verkahlung der Flächen,<br />

Parasitenbefall etc.) werden.<br />

Neben der Hühnerhaltung soll eine Nutzbarmachung<br />

der mobilen Gelügelschlachteinheit für<br />

alle interessierten brandenburgischen Betriebe<br />

ermöglicht werden und die Anschaffung von<br />

Systemen zur mobilen Rinder- und Schweineschlachtung<br />

erfolgen. Mit diesen Maßnahmen<br />

wird den Landwirten sowie den leischverarbeitenden<br />

Betrieben in Brandenburg die Möglichkeit<br />

geschaffen, erste Erfahrungen auf diesem Gebiet<br />

zu sammeln und die Investitionsbereitschaft der<br />

Betriebe in diesen Bereich gefördert. Des Weiteren<br />

erfolgt eine Wirtschaftlichkeitsanalyse.<br />

Voraussetzungen<br />

• gesellschaftliche Akzeptanz<br />

• Lebensmittelsicherheit<br />

• Schwarz-Weiß-Prinzip<br />

• HACCP-Konzept<br />

• EU-Zulassung<br />

• Tiergerecht<br />

Fixierung<br />

Betäubung<br />

Entblutung<br />

Zerlegen<br />

Verarbeiten<br />

Kühlung<br />

Projektförderung: Zukunftsinvestitionsfonds<br />

des Landes Brandenburg (Zukunftsinvestitionsfonds-Errichtungsgesetz<br />

– ZifoG)<br />

Notwendige organisatorische Absprachen zwischen<br />

dem Betrieb, dem Vermarkter und dem<br />

zuständigen Veterinäramt bzw. der Behörde<br />

werden im Projektrahmen durch das Team des<br />

<strong>IFN</strong> Schönow umgesetzt. Bestehende Hemmnisse<br />

sollen im Rahmen des Projektes „Mobile<br />

Nutztierschlachtung“ durch die Interaktion der<br />

Mitarbeiter des <strong>IFN</strong> Schönow gelöst werden und<br />

entsprechende Handlungs- und Hygienekonzepte,<br />

die für eine Zulassung notwendig sind, bereitgestellt<br />

werden.<br />

14<br />

15


PROJEKTE – KLIMASCHUTZ, TIERWOHL UND REGIONALENTWICKLUNG<br />

VivoScan – Graustufenanalyse der<br />

Muskulatur als Kriterium für die<br />

Schlachtreife von Wagyu-Rindern<br />

Die Tierwohlampel<br />

Projekt zur nachhaltigen Verbesserung von Tierwohl und Wettbewerbsfähigkeit<br />

in der Milchproduktion durch ein innovatives, marktorientiertes Monitoring- und<br />

Managementsystem auf der Basis von smardtag ® und HERDEplus ®<br />

Die 12-monatige Endmast eines Wagyu-Rindes ist der Zeitraum in der Veredelung mit dem<br />

höchsten Kraftfutterverbrauch und damit der größten Umwelt- und Klimabelastung. Tierindividuelle<br />

Unterschiede in Körperwachstum und Muskelaubau können dazu genutzt werden, diesen<br />

Zeitraum zu verringern und zeitgleich qualitativ hochwertige, homogene Rindleischprodukte zu<br />

erzeugen.<br />

➜ Nicht-invasive Indikatoren für<br />

die Bewertung der Schlachtreife<br />

am lebenden Tier zur Einsparung<br />

von Ressourcen.<br />

In der landwirtschaftlichen Praxis existiert derzeit<br />

kein valides System, um Tierwohl objektiv<br />

und praktikabel zu messen. Ziel des Projektes<br />

ist es, ein innovatives System zur Messung, Analyse<br />

und Bewertung des Tierwohls von Milchkühen<br />

zu etablieren und in Form einer Tierwohlampel<br />

zu visualisieren.<br />

Anhand des neu entwickelten elektronischen<br />

Ohrmarken-Systems smardtag® werden physiologische<br />

Parameter direkt am Tier gemessen und<br />

mit vorhandenen Herdenmanagementdaten zur<br />

Tiergesundheit und Fruchtbarkeit verknüpft. Die<br />

ausgewerteten Messdaten werden mit der Tierwohlampel<br />

dargestellt und bieten dem Landwirt<br />

die Möglichkeit Schwachstellen im Betrieb zu<br />

identiizieren und durch Managementhinweise<br />

zu verbessern. Die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Landwirtes wird durch die nachhaltigere Erzeugung<br />

des Endproduktes deutlich erhöht.<br />

Für den Verbraucher soll so die Möglichkeit<br />

geschaffen werden seine Produkte nach dem<br />

Wohlergehen des Tieres auszuwählen und die<br />

landwirtschaftliche Erzeugung aktiv mitzugestalten.<br />

Für den Landwirt entsteht die Möglichkeit<br />

betriebliche Eigenkontrollen durchzuführen und<br />

gleichzeitig betriebsspeziische Gegebenheiten<br />

zu optimieren.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Landwirtschaftliche Beratung der<br />

Agrarverbände Brandenburg GmbH<br />

(LAB), Institut für Agrar- und Stadtökologische<br />

Projekte an der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin (IASP),<br />

Data Service Paretz GmbH (DSP)<br />

Tierzuchtgut Heinersdorf<br />

Die Förderung erfolgt aus Mitteln des<br />

Zweckvermögens des Bundes bei der<br />

Landwirtschaftlichen Rentenbank<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Marblelution Beef GmbH<br />

Projektförderung: Thüringer Aufbaubank –<br />

hier investieren Europa und der Freistaat<br />

Thüringen in die ländlichen Gebiete.<br />

Die innovative Graustufenanalyse von Ultraschallbildern<br />

ermöglicht in diesem Projekt eine Einschätzung<br />

der Feinstruktur des Muskelge<strong>web</strong>es<br />

der Rinder. Über mehrere Untersuchungen in<br />

der Aufzucht und Mast soll zusammen mit der<br />

Marblelution Beef GmbH und dem FBN Dummerstorf<br />

der optimale Zeitpunkt gefunden werden,<br />

zu dem sich mit hoher Wahrscheinlichkeit die<br />

zukünftige Marmorierung und biochemische<br />

Zusammensetzung des Schlachtkörpers vorhersagen<br />

lässt. So können die Vermarktung spezi-<br />

ischer Schlachtkörperqualitäten geplant, Produktionskosten<br />

eingespart und ein wichtiger<br />

Beitrag zu Klima- und Umweltschutz geleistet<br />

werden.<br />

16<br />

17


PROJEKTE – KLIMASCHUTZ, TIERWOHL UND REGIONALENTWICKLUNG<br />

VerLak – Verlängerung der Laktationsperiode<br />

und selektives<br />

Trockenstellen zur Minimierung<br />

des Antibiotikaeinsatzes bei<br />

Milchkühen<br />

Das VerLak-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, praxisgeeignete Konzepte und Methoden<br />

zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes in der Milcherzeugung einzuführen und dauerhaft<br />

zu etablieren.<br />

Die Trockenstehphase der hochleistenden Milchkuh<br />

ist ein besonders kritischer Bereich in den<br />

unterschiedlichen Produktionsphasen. Dies führt<br />

nicht selten zu gesundheitlichen Problemen in<br />

der darauffolgenden Laktation nach der erneuten<br />

Abkalbung. Dies bedeutet einen notwendigerweise<br />

erhöhten Einsatz von Tierarzneimitteln in<br />

der Frühlaktation sowie prophylaktisch vor dem<br />

Trockenstellen. Erschwert wird dies durch sehr<br />

hohe Milchleistungen zum Laktationsende, wenn<br />

die Kühe frühzeitig in der Laktation wieder<br />

besamt werden.<br />

Das Projekt VerLak, will auf zehn über Deutschland<br />

verteilten Betrieben unterschiedlicher Größe<br />

zeigen, dass<br />

• die Verlängerung der Laktation einen positiven<br />

Effekt auf die Tiergesundheit hat und<br />

• die Umsetzung des selektiven, nicht-antibiotischen<br />

Trockenstellen erleichtert wird.<br />

Von den zehn Projektbetrieben werden dann<br />

drei Modellbetriebe ausgewählt, die als Multiplikator<br />

für andere Milchviehhalter fungieren,<br />

um diese Vorgehensweise auf weiteren Betrieben<br />

zukünftig umzusetzen.<br />

Weniger ist<br />

manchmal mehr<br />

Da die Fruchtbarkeit von Kühen stark vom Alter<br />

und der jeweiligen Milchleistung beeinlusst<br />

wird, ist ein tierindividueller Besamungsstart<br />

zielführend, statt alle Tiere nach einer generellen<br />

Freiwilligen Wartezeit zu besamen. Auf der Basis<br />

von retrospektiv analysierten Laktationskurven<br />

von Milchkühen in Mecklenburg-Vorpommern<br />

ist ein Algorithmus entwickelt worden. So steht<br />

nun im Projekt eine App zur Verfügung, die unter<br />

der Berücksichtigung von Alter der Kuh, Laktationsphase<br />

und Milchleistung einen tierindividuell<br />

optimalen Besamungsstart generiert.<br />

Zum Ende der Laktation werden dann die Tiere<br />

nach einem festgelegten Schema zum selektiven<br />

Trockenstellen ausgewählt. Dafür werden u.a.<br />

Produktionsdaten, Gesundheitskennzahlen, aber<br />

auch Untersuchungsergebnisse von Milchproben<br />

zur Hilfe genommen.<br />

Alle Maßnahmen, die neu im Betrieb umgesetzt<br />

werden sollen, werden in Form von Merkblättern,<br />

Lehrvideos und speziellen e-Learning Veranstaltungen<br />

auf den Betrieben implementiert.<br />

Es ist davon auszugehen, dass sich automatisch<br />

die Anzahl der Trockenstehperioden in der<br />

Ge samt nutzungsdauer je Kuh und damit auch<br />

die Maßnahmen zum Trockenstellen verringern.<br />

Kombiniert mit einem selektiven Trockenstellen<br />

bei optimalem Fütterungsmanagement der Tiere<br />

ist von einer Minimierung des Antibiotikaeinsatzes<br />

sowohl gesamtbetrieblich pro Herde und<br />

Kuh, als auch überbetrieblich in der gesamten<br />

Milchviehhaltung auszugehen.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und<br />

Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV),<br />

Frankenförder Forschungsgesellschaft mbH (FFG)<br />

Gefördert durch das Bundesministerium für<br />

Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund<br />

eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und<br />

Ernährung (BLE); Förderkennzeichen 2819MDT223<br />

➜ Mögliche Vorteile einer verlängerten Laktation<br />

ist die Verbesserung der Tiergesundheit<br />

verbunden mit einer Verringerung des<br />

Antibiotikaeinsatzes in der Milcherzeugung.<br />

18<br />

19


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

Weibliche Fertilität<br />

Leithypothese und zentrale<br />

Forschungsfrage<br />

Die Verbesserung der Tiergesundheit und Fruchtbarkeit im Milchviehbetrieb<br />

stehen im Zentrum des Forschungsfeldes der weiblichen Fertilität.<br />

Ziele der Studien des <strong>IFN</strong> sind eine Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten<br />

sowie die Entwicklung von alternativen Therapieansätzen bei<br />

Gebärmuttererkrankungen. Somit kann der Einsatz von Hormonen und<br />

Antibiotika reduziert, sowie eine nachhaltige Landwirtschaft und eine<br />

verantwortungsbewusste Gesellschaft gestärkt werden.<br />

Zudem ist das Tierwohl ein aktuelles und gleichzeitig zukunftsweisendes<br />

Thema, das im Forschungsbereich des <strong>IFN</strong> eine zentrale Stellung einnimmt.<br />

Forschungsfrage:<br />

Was sind die Ursachen für eine geminderte Fruchtbarkeit<br />

oder Geschlechtsgesundheit?<br />

Hypothese:<br />

Durch gezielte Maßnahmen lässt sich die Fruchtbarkeit<br />

verbessern sowie Hormon- und Antibiotikagaben<br />

verringern.<br />

20 21


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

FollikelPIC – Entwicklung innovativer<br />

Methoden zur automatisierten<br />

Bestimmung des optimalen Besamungszeitpunktes<br />

bei Zuchtsauen<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Minitüb GmbH<br />

Gefördert durch: Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages<br />

Bildbasierte Bewegungsdetektion, fäkale Östrogenausscheidung, intravaginale<br />

Temperatur und intravaginaler Sauerstoffpartialdruck im Zusammenhang mit<br />

dem Ovulationszeitpunkt bei Zuchtsauen<br />

➜ Innovative Methoden zur automatisierten Vorhersage des<br />

Besamungszeitpunktes könnten Personalaufwand minimieren<br />

und die Efizienz der künstlichen Besamung steigern.<br />

Etwa 99 % aller Trächtigkeiten bei Sauen in<br />

Deutschland werden mittels Künstlicher Besamung<br />

(KB) erzielt. Ein entscheidender Faktor<br />

für die Efizienz der KB ist der Zeitpunkt, welcher<br />

möglichst ovulationsnah gewählt werden sollte.<br />

Innovative Methoden zur Unterstützung der<br />

konventionellen Brunstkontrolle wären von großem<br />

Nutzen, um den Arbeitsaufwand zu reduzieren<br />

und gleichzeitig eine genauere Bestimmung<br />

des optimalen Besamungszeitpunktes zu ermöglichen.<br />

Im Rahmen des Projektes wird daher ein<br />

kamerabasiertes System zur kontinuierlichen<br />

Überwachung der Sauen entwickelt. Nach komplexer<br />

Bildauswertung, mit Hilfe eines hierfür<br />

etablierten Algorithmus, sollen Änderungen in<br />

der Aktivität der Tiere detektiert werden, um<br />

daraus den individuellen Ovulationszeitpunkt<br />

vorher zu sagen.<br />

Grundlage dieses Algorithmus ist eine deinierte<br />

Lernstichprobengruppe an Sauen (n=160), bei<br />

denen der genaue Zeitraum der Ovulation durch<br />

engmaschige Ultraschalluntersuchungen (alle<br />

8 h) bekannt ist. Unterstützt wird die Auswertung<br />

der Daten durch die Einbindung von Umgebungsfaktoren<br />

(Betriebseffekt, Saison, etc.) und individuellen<br />

Merkmalen (z.B. Gewicht, Parität,<br />

Krank heitshistorie, etc.). Zusätzlich werden<br />

außerdem der Verlauf der fäkalen Östrogenkonzentration,<br />

die intravaginale Temperatur und der<br />

intravaginale Sauerstoffpartialdruck bestimmt,<br />

um mögliche Zusammenhänge zur Ovulation und<br />

einen daraus resultierenden Mehrwert unter<br />

Produktionsbedingungen zu erkennen.<br />

22<br />

23


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

FertiCow – praxistaugliche Diagnostik<br />

der Endometritis der Milchkuh<br />

sowie Ursachen und Nutzen<br />

einer frühzeitigen Diagnostik von<br />

Zwillingsträchtigkeiten<br />

Die Endometritis zählt zu den Hauptursachen für eine verminderte Fruchtbarkeit<br />

verbunden mit erheblichen wirtschaftlichen Verlusten. Projektziel ist eine sichere<br />

frühzeitige Endometritisdiagnose als Grundlage für eine erfolgreiche Therapie. Auch<br />

das vermehrte Auftreten von Zwillingsgraviditäten ist mit einem hohen Risiko für die<br />

Tiergesundheit und Fruchtbarkeit verbunden. Die Ermittlung von Risikofaktoren und<br />

eine frühzeitige Diagnose von Zwillingsträchtigkeiten können ebenfalls zu einer<br />

Verbesserung der Fruchtbarkeit beitragen.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt<br />

und Klimaschutz (MLUK), Sächsisches<br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie (SMUL)<br />

Projektförderung: MLUK, SMUL<br />

Die Uterusgesundheit bei Milchkühen ist in den<br />

letzten Jahren immer mehr in den Fokus von<br />

Wissenschaftlern, Tierärzten und Landwirten<br />

gerückt. Gerade in Deutschland spielen klinische<br />

und subklinische Endometritiden als Ursachen<br />

für schlechtere Fruchtbarkeit, geringere Leistung<br />

und erhöhte Abgänge eine zunehmende Rolle.<br />

Ein aktueller Stand über die speziischen pathogenen<br />

Uteruskeime sowie ihre Virulenzfaktoren<br />

fehlt und ist für die bestmögliche Behandlung<br />

von essentieller Bedeutung. In der geplanten<br />

Studie soll daher innerhalb des Projektteils Endometritis-Check<br />

(E-Check) ein Ist-Stand bezüglich<br />

der klinischen Endometritis und der ursächlichen<br />

Keimlora in Milchvieh-Betrieben erhoben werden.<br />

Zu diesem Zweck soll moderne Diagnostik<br />

(Hochleistungsultraschall, computergestützte<br />

Graustufenanalyse) kombiniert mit einer klinischen<br />

Bewertung des vaginalen Auslusses (Vaginal<br />

discharge score, VDS) sowie einer aussagekräftigen<br />

mikrobiologischen Untersuchung<br />

verknüpft werden.<br />

Der Anteil der Zwillingsträchtigkeiten beim Rind<br />

ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen.<br />

Für das Muttertier ist eine Zwillingsgravidität<br />

mit einem erhöhten Risiko für Stoffwechselstörungen<br />

(negative Energiebilanz, Ketose),<br />

Schwergeburten, Nachgeburtsverhalten sowie<br />

für die Entwicklung einer Metritis. Zwillingsträchtigkeiten<br />

gehen zudem mit einem erhöhten<br />

Abortrisiko, vor allem bei unilateral im Uterus<br />

gelegenen Früchten, einher. Ursachen für das<br />

vermehrte Auftreten von Zwillingsträchtigkeiten<br />

in den letzten Jahren könnten in der stark angestiegenen<br />

Milch- und damit Stoffwechselleistung<br />

der Milchrinder liegen. Es kann zu einer Co-<br />

Dominanz der Follikel kommen, welche vor allem<br />

unter der Nutzung von Hormonprogrammen<br />

(hormonelle Unterdrückung des Corpus Luteum<br />

und damit keine Ovulation) auftritt.<br />

Ziel der Projektteils Zwillings-Check (TWIN-<br />

Check) ist es, Risikofaktoren für Zwillingsträchtigkeiten<br />

zu ermitteln und eine sonographische<br />

Zwillingsdiagnostik in den Betriebsablauf zu<br />

implementieren. Aus diesen Untersuchungen<br />

soll eine Empfehlung für die Praxis zum Vorgehen<br />

bei Zwillingsträchtigkeiten des Milchrindes abgeleitet<br />

werden.<br />

24<br />

25


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

Erprobung spezifischer Parameter<br />

zur Festlegung einer tierindividuellen<br />

freiwilligen Wartezeit bei hochleistenden<br />

Milchrindern<br />

Insbesondere in der Phase der Laktationsspitze kommt es bei Milchrindern zu einer<br />

Nährstofkonkurrenz zwischen der hohen Milchleistung und der Reproduktionsleistung,<br />

was zu schlechteren Befruchtungsergebnissen führt. Da mangelnde Fruchtbarkeit<br />

die Hauptabgangsursache bei hochleistenden Milchkühen in Deutschland ist, soll<br />

die Auswirkung einer bewussten Verlängerung der freiwilligen Wartezeit auf die<br />

Fertilität der Kuh untersucht werden.<br />

➜ Auswirkung einer gezielten Verlängerung der<br />

freiwilligen Wartezeit auf die Reproduktionsleistung<br />

der Kuh<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Ein Projekt im Auftrag des Sächsischen<br />

Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie (LfULG)<br />

In einer Studie sollen Milchkühe zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten in der Laktation untersucht<br />

und aufgrund der Ergebnisse in Gruppen mit<br />

unterschiedlich langer freiwilliger Wartezeit<br />

eingeteilt werden. Hierfür werden die Milchleistungsdaten,<br />

die Uterusgesundheit, die Konditionsentwicklung<br />

(Rückenfettdicke und Body<br />

Condition Score) sowie die Parameter insulinähnlicher<br />

Wachstumsfaktor I (IGF-I) und Dehydroepiandrosteron<br />

(DHEA) herangezogen. Es ist<br />

bereits bekannt, dass neben der Milchmenge und<br />

-zusammensetzung insbesondere IGF-I und DHEA<br />

eng mit der Fruchtbarkeit der Milchkühe korrelieren.<br />

Es werden Daten aus der aktuellen sowie<br />

der Folgelaktation und Daten zum Kalbeverlauf<br />

erhoben. Dabei soll geklärt werden, inwieweit<br />

die Ausprägung der jeweiligen Parameter die<br />

Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Konzeption<br />

mit Beibehaltung der Trächtigkeit beschreiben<br />

können. Weiterhin soll geprüft werden, ob<br />

sich die Parameter für einen Algorithmus zur<br />

Festlegung des optimalen Besamungszeitpunktes<br />

eignen.<br />

26<br />

27


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

Milchsäurebakterien<br />

für die Fruchtbarkeit im<br />

Milchviehbetrieb<br />

Eine erste gemeinsame Studie mit der Arbeitsgruppe von PD Dr. Christoph Gabler der<br />

Freien Universität Berlin zeigte bereits, dass die Verabreichung eines probiotischen<br />

Milchsäurebakterien-Stammes (Lactobacillus buchneri) in die Gebärmutter von Milchkühen<br />

einen positiven Einluss auf deren Gebärmuttergesundheit und Fruchtbarkeit<br />

ausüben konnte.<br />

Besonders bei Kühen, die an einer subklinischen<br />

Gebärmutterentzündung litten, bei der die Tiere<br />

zwar keinen eitrigen Ausluss zeigten, im Abstrich<br />

der Gebärmutterschleimhaut aber ein erhöhter<br />

Anteil von Entzündungszellen zu inden war,<br />

konnte ein deutlich positiver Einluss auf die<br />

Fertilität nachgewiesen werden.<br />

Milchsäurebakterien haben unterschiedliche<br />

Eigenschaften, die beim Abtöten von krankheitserregenden<br />

Bakterien oder bei der Behinderung<br />

der Bakterienvermehrung hilfreich sind. Sie produzieren<br />

bestimmte Stoffe, die pathogene Bakterien<br />

abtöten können, aber die Milchsäurebakterien<br />

selbst nicht beeinlussen. Sie stellen<br />

beispielsweise Proteine und Peptide her, die das<br />

Wachstum anderer Bakterienstämme hemmen<br />

oder erschweren. Dadurch können sie Körperzellen<br />

vor dem Angriff von krankheitserregenden<br />

Bakterien schützen.<br />

Es existieren viele verschiedene Milchsäurebakterienstämme<br />

und ganz bestimmte davon auch<br />

im Geschlechtstrakt von Kühen. Der erfolgreiche<br />

Einsatz eines solchen probiotischen Milchsäurebakteriums<br />

könnte zu einer deutlichen Hormon-<br />

und Antibiotikareduktion bei Gebärmuttererkrankungen<br />

führen und die Akzeptanz der<br />

Milchviehhaltung durch den Verbraucher verbessern.<br />

Um die ersten vielversprechenden Ergebnisse<br />

dieser Pilotstudie zu bekräftigen, wird aktuell<br />

eine weiterführende Studie zum praxistauglichen<br />

Einsatz von Lactobacillus buchneri für die Verbesserung<br />

der Fruchtbarkeit im Milchviehbetrieb<br />

durchgeführt.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Freie Universität Berlin, Fachbereich Veterinärmedizin,<br />

Institut für Veterinär-Biochemie<br />

Projektförderung: Landesamt für Umwelt,<br />

Landwirtschaft und Geologie des Freistaates<br />

Sachsen (LfULG), Ministerium für Landwirtschaft,<br />

Umwelt und Klimaschutz des Landes<br />

Brandenburg (MLUK)<br />

28<br />

29


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

Unterstützung des Immunsystems<br />

von tragenden Kühen<br />

Die Phase rund um die Geburt ist eine sehr kritische Periode. Die physiologisch<br />

vorherrschende Immunsuppression in dieser Zeitspanne erhöht das Risiko<br />

für Erkrankungen wie Euterentzündungen, Nachgeburtsverhaltungen, Gebärmutter<br />

entzündungen und Stoffwechselerkrankungen.<br />

Weiterentwicklung der Mikros -<br />

kopie zur klinischen Diagnostik<br />

bei Kühen<br />

Eine der Hauptursachen einer herabgesetzten Fruchtbarkeit bei Milchkühen<br />

ist die Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, die häuig zu einer herabgesetzten<br />

Fertilität der Tiere führt.<br />

Der Wirkstoff Pegbovigrastim ist ein natürlich<br />

vorkommendes Protein, das die Anzahl und die<br />

Aktivität der im Körper zirkulierenden Abwehrzellen<br />

des Immunsystems erhöht und somit die<br />

körpereigene Immunität des Tieres unterstützt.<br />

Krankheitssymptome können somit gelindert<br />

oder das Auftreten von Erkrankungen überhaupt<br />

verhindert werden.<br />

Die vom <strong>IFN</strong> durchgeführte Studie mit diesem<br />

speziellen Protein konnte zeigen, dass die tragenden<br />

Kühe, die vor der Kalbung mit dem<br />

immunstimulierenden Wirkstoff Pegbovigrastim<br />

behandelt wurden, weniger häuig an Nachgeburtsverhalten,<br />

Euterentzündungen und ieberhaften<br />

Erkrankungen litten.<br />

Somit kann durch die unterstützende prophylaktische<br />

Behandlung der Tiere mit diesem natürlich<br />

vorkommenden Protein der Einsatz von kurativen<br />

Maßnahmen wie z. B. einer antibiotischen<br />

Therapie vermieden werden.<br />

Auslöser sind vorranging pathogene Bakterien,<br />

die vor allem während und in den Tagen nach<br />

einer Kalbung in die Gebärmutter gelangen können.<br />

Bei klinisch nicht erkennbaren Symptomen<br />

wie beispielsweise eitrigem Ausluss kann auch<br />

eine subklinische Endometritis vorliegen. Diese<br />

kann mit herkömmlichen praktikablen diagnostischen<br />

Methoden nicht sicher diagnostiziert<br />

werden, da der Anteil bestimmter Immunzellen<br />

in Abstrichen der Gebärmutterschleimhaut be -<br />

stimmt werden muss. Diese Diagnostik ist derzeit<br />

mit einer aufwendigen und kostenintensiven<br />

Aus wertung im Labor verbunden, kann somit<br />

nicht direkt am Tier erfolgen und hat sich aus<br />

diesen Gründen bisher nicht in der Praxis etabliert.<br />

Ein Großteil der subklinischen Endometritiden<br />

bleibt somit unerkannt.<br />

Die Oculyze GmbH (Wildau, Deutschland), eine<br />

Ausgründung aus der Technischen Hochschule<br />

Wildau, entwickelt und fertigt Smartphone-Mikroskope<br />

mit integrierter und automatisierter<br />

Bildanalyse, wodurch mikroskopische Bilder<br />

ortsunabhängig und innerhalb von Sekunden<br />

ausgewertet werden können.<br />

Unter der fachlichen Mitarbeit und Beratung des<br />

<strong>IFN</strong> wird dieses System weiterentwickelt und<br />

validiert, um auch für die Diagnostik subklinischer<br />

Endometritiden in Zukunft eine praxistaugliche<br />

Alternative bieten zu können. Durch eine solche<br />

Diagnostik können diese Tiere u.a. efizienter<br />

behandelt und eine lange Güstzeit vermieden<br />

werden.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Elanco Deutschland GmbH<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Oculyze GmbH, Technische Hochschule<br />

Wildau<br />

30<br />

31


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

Evaluierung einer frühen<br />

Trächtigkeitsuntersuchung<br />

Technische Hilfsmittel zur<br />

Geburtsüberwachung<br />

Zum Komplex der Fruchtbarkeitsprobleme in Milchviehbetrieben zählt auch der<br />

embryonale bzw. fetale Fruchttod und die daran anschließende Frage, inwiefern eine<br />

frühe und einmalige Trächtigkeitsuntersuchung aussagekräftig für die Diagnose<br />

der Trächtigkeit ist.<br />

Der Verlauf einer Abkalbung ist entscheidend für die Entwicklung des Kalbes und<br />

den Einstieg der Kuh in die Laktation. Je reibungsloser und stressfreier die Abkalbung<br />

verläuft, desto besser sind die Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlbeinden<br />

von Kuh und Kalb.<br />

Durch diese Studie wurde die kritische Phase des<br />

Fruchttodes evaluiert. Eine praxistaugliche Empfehlung<br />

für eine frühe und eine zusätzliche, zu<br />

einem späteren Zeitpunkt durchgeführte ultraschallbasierte<br />

Trächtigkeitsuntersuchung konnte<br />

ausgesprochen werden, da zwischen diesen beiden<br />

Untersuchungen der embryonale Fruchtverlust<br />

am häuigsten ist.<br />

Darüber hinaus wurde im Rahmen der Studie<br />

der freiverkäuliche Schnelltest Fassisi ® für Trächtigkeitsuntersuchungen<br />

geprüft, der auf dem<br />

Nach weis von trächtigkeitsassoziierten Glykoproteinen<br />

im Blut des Muttertieres basiert.<br />

➜ Das <strong>IFN</strong> testet neue Methoden auf ihre<br />

Praxistauglichkeit.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Tierärztliche Hochschule Hannover<br />

Projektförderung: Landesamt für<br />

Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

des Freistaates Sachsen (LfULG),<br />

Ministerium für Landwirtschaft,<br />

Umwelt und Klimaschutz des Landes<br />

Brandenburg (MLUK)<br />

In den letzten Jahren wurden verschiedene technische<br />

Hilfsmittel für eine lückenlose Geburtsüberwachung<br />

auf den Markt gebracht.<br />

Die Praktikabilität und Verlässlichkeit von drei<br />

Sys temen – Vel’phone ® (Medria Ltd., Saint-<br />

Berthe vin, Frankreich), Moocall ® (Moocall Ltd.,<br />

Dublin, Irland) und CalveSense ® (SCR Europe,<br />

Via Mattei 2, Loc-Gariga 29027, Podenzano,<br />

Italien) – wurden in Zusammenarbeit mit der<br />

Hochschule Osnabrück und der Masterrind<br />

GmbH (Verden, Deutsch land) unter Praxisbedingungen<br />

getestet.<br />

➜ Das Tierwohl steht im Fokus aller <strong>IFN</strong><br />

Forschungsprojekte.<br />

Es konnten Vor- und Nachteile der technischen<br />

Hilfs mittel herausgearbeitet werden. Die Tiere<br />

zeigten beispielsweise ein unterschiedlich starkes<br />

Abwehrverhalten als Reaktion auf die verschiedenen<br />

Systeme, was für die Beurteilung des<br />

Tierwohles während des Einsatzes von Bedeutung<br />

war. Zudem konnte eine wissenschaftliche Einschätzung<br />

der Verlässlichkeit und Praktikabilität<br />

der Systeme an die Betriebe weitergegeben<br />

werden.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Hochschule Osnabrück, Fakultät<br />

Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur,<br />

Masterrind GmbH<br />

32<br />

33


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

Monitoring der Kuhgesundheit<br />

und -fertilität mittels Pansenbolus<br />

Eine gute Tierüberwachung bildet die Grundlage für ein optimales Gesundheitsmanagement<br />

im Milchviehbetrieb. Aus diesem Grund hat sich die Firma Dropnostix<br />

GmbH (Potsdam, Deutschland) zum Ziel gesetzt, einen Pansenbolus zu entwickeln,<br />

der umfassende Daten zur Aktivität und Gesundheit des einzelnen Tieres in einer<br />

Milchviehherde liefert.<br />

Durch diese Technologie wird die Brunstüberwachung<br />

erleichtert und somit eine Besamung<br />

zum optimalen Zeitpunkt vereinfacht. Außerdem<br />

bietet sie dem Landwirt die Möglichkeit schon<br />

bei ersten Anzeichen der Erkrankung eines Tieres<br />

gezielte Maßnahmen einzuleiten.<br />

Das <strong>IFN</strong> unterstützt das in Potsdam ansässige<br />

Start-up-Unternehmen bei der Entwicklung des<br />

Pansenbolus und der Abstimmung der Technologie<br />

auf die Bedürfnisse im Stall. Ferner ermöglicht<br />

das <strong>IFN</strong> der Firma Dropnostix die ersten<br />

Praxistests des neuen Bolus im eigenen Tierbestand<br />

und weitere Erprobungsschritte auf Milchviehbetrieben<br />

in Brandenburg.<br />

➜ Real-time Erfassung tierbezogener Indikatoren<br />

für ein efizientes Tiergesundheits-Monitoring.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Dropnostix GmbH<br />

Die Förderung erfolgt aus Mitteln des<br />

Zweckvermögens des Bundes bei der<br />

Landwirtschaftlichen Rentenbank<br />

34<br />

35


PROJEKTE | WEIBLICHE FERTILITÄT<br />

Beurteilung der Belastung für<br />

Rinder im Rahmen praktischer<br />

Übungen zur KB<br />

Schlüsselmechanismen der<br />

weiblichen und männlichen<br />

Fruchtbarkeit<br />

In der modernen Rinderzucht ist die Künstliche Besamung die Basistechnologie und<br />

ein entscheidendes Instrument für den Erfolg von Zuchtunternehmen und Rinderhaltern.<br />

Aktuell rückt im Hinblick auf die Durchführung der praktischen Übungen auch<br />

immer mehr der Aspekt des Tierwohls in den Fokus.<br />

Ein jahrzehntelanger Selektionsprozess hat molekulare Signaturen im Genom<br />

von Fertilitätsmauslinien hinterlassen – sogenannte ‚signatures of selection‘,<br />

die heute mittels Genomsequenzierung und neuesten Methoden der Bioinformatik<br />

detektierbar sind.<br />

In dieser vom Förderverein für Bioökonomieforschung<br />

e.V. (FBF e.V.) und der Dr. Dr. h.c. Karl<br />

Eibel-Stiftung unterstützten Studie untersucht<br />

das <strong>IFN</strong> in Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen<br />

Hochschule Hannover erstmals in welchem Ausmaß<br />

der Einsatz von Kühen als Übungstier zum<br />

Erlernen der künstlichen Besamung eine Belastung<br />

für die Tiere darstellt.<br />

Hierzu wurde die Herde der Biotechnikstation<br />

des Instituts über mehrere Ausbildungskurse<br />

hinweg begleitet. Neben der Konzentration von<br />

Cortisol in Blut und Speichel wurden das Wiederkauverhalten<br />

und die Herzratenvariabilität<br />

gemessen. Weiterhin wurde untersucht, inwiefern<br />

ein eventuell vorhandener Stress der Übungstiere<br />

von der Vorerfahrung der die Übung durchführenden<br />

Teilnehmer abhängig ist.<br />

Insgesamt kann konstatiert werden, dass die<br />

praktischen Übungen geringe und kompensierbare<br />

Stresssituationen für die Tiere darstellen<br />

und zudem die Probanden, die an einem Kuhmodell<br />

Vorübungen zur Durchführung der künstlichen<br />

Besamung absolviert haben, noch geringere<br />

Serum-Cortisol-Konzentrationen bei den Kühen<br />

induzieren als Probanden, die vor der Praxisübung<br />

am Tier ausschließlich theoretisch unterwiesen<br />

wurden.<br />

➜ In der aktuellen Diskussion zur Beurteilung des<br />

Tierwohls landwirtschaftlicher Nutztiere, liegt<br />

ein Hauptaugenmerk auf der Einschätzung<br />

möglicher Stressfaktoren.<br />

Projektförderung:<br />

Dr. Dr. h.c. Karl Eibel-Stiftung<br />

Förder verein Bioökonomieforschung e.V.<br />

Probenröhrchen für die Cortisolbestimmung<br />

aus Serum und Speichel<br />

So können Gene und Signalwege identiiziert<br />

werden, die einer erhöhten Fruchtbarkeit zu -<br />

grun de liegen. Um aufzuklären, ob die festgestellten<br />

Signaturen tatsächlich für die Fruchtbarkeit<br />

von Bedeutung sind, wird im Rahmen dieses<br />

Projektes der ‚Leibniz-Kooperative Exzellenz‘ in<br />

bisher unselektierten Kontrolllinien von Mäusen<br />

eine genomische Selektion auf die detektierten<br />

Genvarianten am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie<br />

in Dummerstorf durchgeführt.<br />

Zudem spielen viele Gene, die die weiblichen<br />

Re pro duktionsprozesse wie z. B. die Eizellentwicklung<br />

regulieren, auch im männlichen Reproduktionsgeschehen<br />

eine Rolle.<br />

Deshalb soll durch zusätzliche vergleichende<br />

Studien an Nutz- und Wildtieren aufgeklärt werden,<br />

welche Konsequenzen die Selektion eines<br />

primär weiblichen Fruchtbarkeitsmerkmals auf<br />

die männliche Fertilität (Eber und Löwe) hat.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Leibniz Institut für Nutztierbiologie, Leibnizinstitut für<br />

Zoo- und Wildtier forschung (IZW), Bundes Hybrid Zucht<br />

Programm (BHZP), Geolifes GmbH, Universität Kiel<br />

Projektförderung: Leibniz-Kooperative Exzellenz<br />

36<br />

37


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

Männliche Fertilität<br />

Leithypothese und zentrale<br />

Forschungsfrage<br />

Im Fokus des Forschungsfeldes der männlichen Fertilität steht die Weiterentwicklung<br />

der spermatologischen Verfahrenstechniken. Die Entwicklung<br />

einer antibiotikafreien Spermakonservierung ist hier ein zentrales Feld<br />

der Arbeitsgruppe des <strong>IFN</strong>.<br />

Zudem werden innovative Technologien sowie weitere neue Verfahren der<br />

Spermakonservierung erprobt, um die spermatologische Praxis weiter zu<br />

verbessern. Die Evaluierung von Leistungsprognosen ist zudem ein wichtiger<br />

Forschungsteil geworden.<br />

Forschungsfrage:<br />

Wie können reproduktionstechnische Methoden<br />

verbessert werden, um eine hohe Fertilität sicherzustellen,<br />

die den Anforderungen einer innovativen und<br />

verantwortungsvollen landwirtschaftlichen Praxis<br />

entsprechen?<br />

Hypothese:<br />

Durch innovative Methoden und Technologien der<br />

Sperma konservierung und Diagnostik lässt sich die<br />

Fruchtbarkeit der Tiere steigern, die Fertilitäts prognose<br />

verbessern und der Antibiotikaeinsatz verringern.<br />

38 39


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

LocoBoar – Entwicklung eines technischen<br />

Verfahrens für die automatische<br />

Bonitur des Lokomotionverhaltens<br />

von Zuchtebern<br />

➜ Frühzeitiges Erkennen von Ganganomalien<br />

und Reduktion der Ausfallraten von Besamungsebern<br />

Deinition von Boniturparametern für das Bewegungsverhalten von Ebern und Ableitung<br />

von technischen Ersatzparametern zur Nutzung von Audio- und Vibrationsdaten<br />

Um den stetig steigenden Anforderungen in der<br />

Schweinezucht gerecht zu werden und die hohe<br />

Qualität der Zuchteber hinsichtlich der Gesundheit<br />

ihres Bewegungsapparates zu sichern, sind<br />

sorgfältige Selektionsverfahren notwendig. Insbesondere<br />

die visuelle Beurteilung des Fundamentes<br />

und Gangbildes von Zuchtebern ist bis<br />

heute meist ein subjektiver Prozess und von der<br />

Erfahrung des Bewertenden abhängig. Trotz<br />

gründlicher Selektionsverfahren fallen Zuchteber<br />

in den Besamungsstationen aufgrund von gestörtem<br />

Bewegungsverhalten aus. Eine besondere<br />

Herausforderung besteht in der Schwierigkeit,<br />

subklinische Lahmheiten während der Selektion<br />

zuverlässig zu erkennen. In Zusammenarbeit mit<br />

der Pig Improvement Company (Hendersonville,<br />

USA) und deutschen Software- und Geräteentwicklern<br />

soll daher ein automatisches System<br />

entwickelt werden, welches mit Hilfe von Schallsensoren<br />

Trittgeräusche der Eber aufzeichnen<br />

und deren Bewegungsverhalten durch die Anwendung<br />

von Künstlicher Intelligenz analysieren und<br />

auswerten kann. Durch die Erkennung von Ganganomalien,<br />

kann möglicherweise eine frühzeitige<br />

Aussage zur Reproduktionseignung der getesteten<br />

Eber getroffen, ein frühzeitiger Abgang der<br />

Eber verhindert und der Selektionsprozess optimiert<br />

werden.<br />

„Clicker-Training“ der Versuchstiere basierend auf<br />

der Grundlage der operanten Konditionierung.<br />

Trainingsziel ist die unbeeinlusste Analyse von<br />

Bewegungsabläufen. Dazu müssen die trainierten<br />

Schweine über eine Sensorplatte laufen.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

<strong>IFN</strong> Schönow GmbH<br />

Pig Improvement Company<br />

BITSz electronics GmbH<br />

Lebenswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet<br />

Biosystemtechnik, Humboldt-<br />

Universität zu Berlin<br />

Gefördert durch: Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund<br />

eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages; Förderkennzeichen<br />

16KN077353<br />

40<br />

41


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

IQ-TranS – IoT-basiertes Echtzeit-<br />

Monitoring-System zur Qualitätssicherung<br />

von Ebersperma beim<br />

Transport<br />

Entwicklung eines IT-gestützten Monitoring Systems zur Vermeidung von Spermaqualitätsverlusten<br />

während des Transportes von Besamungsportionen zum Kunden<br />

PROJEKTPARTNER<br />

<strong>IFN</strong> Schönow GmbH<br />

Hochschule für Technik & Wirtschaft Berlin<br />

Frankenförder Forschungsgesellschaft mbh<br />

Minitüb GmbH<br />

Gefördert durch: Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines<br />

Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

In der heutigen Schweinezucht ist die Künstliche<br />

Besamung die vorherrschende Biotechnologie.<br />

Dabei werden die Besamungsportionen auf speziellen<br />

Eberstationen produziert und anschließend<br />

mit Kurierfahrzeugen zu den sauenhaltenden,<br />

landwirtschaftlichen Betrieben transportiert.<br />

Trotz zahlreicher Qualitätssicherungsprogramme<br />

in der Produktionskette ist aktuell nur wenig<br />

darüber bekannt, welche schädigenden Einlüsse<br />

auf das leichtverderbliche Transportgut „Ebersperma“<br />

wirken. Neuere Studien legen nahe, dass<br />

Vibrationsemissionen die Spermaqualität beeinträchtigen.<br />

Ziel dieses Projektes ist es, eine Transportbox<br />

mit integrierten Sensoren zu entwickeln, welche<br />

verschiedene Umwelteinlüsse (u.a. Vibrationen,<br />

Temperatur, Luftfeuchte und Licht) während des<br />

Transportes aufzeichnet. Im Anschluss wertet<br />

eine Smartphone-App diese Daten in Echtzeit<br />

aus und gibt dem Kurier bei Problemen Warnungen<br />

und/oder Handlungsempfehlungen. Mit dem<br />

innovativen Echtzeit-Monitoring System kann<br />

dem Kunden eine höhere Produktqualität garantiert<br />

werden. Darüber hinaus wird der Prozess<br />

der Distribution vollständig digitalisiert und<br />

objektiv kontrollierbar durch ein innovatives<br />

standardisiertes Prozesssicherungssystem.<br />

➜ Entwicklung eines neuartigen IoT-basierten<br />

Echtzeit-Monitoring-Systems zur Optimierung des<br />

Transports von Ebersperma auf der Basis der<br />

während des Transports gemessenen Sensordaten<br />

42<br />

43


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

CoolSperm – Kältelagerung von<br />

Ebersperma zur Reduktion von<br />

Antibiotika<br />

Untersuchung zum optimalen<br />

Auftauregime von gesexten<br />

Bullenspermaportionen<br />

Vom Labor in die Praxis<br />

Gesextes Sperma ist ein empindliches Produkt, welches korrekt und schonend behandelt<br />

werden muss, um einen Verlust der Befruchtungsfähigkeit zu verhindern.<br />

Ziel des Projektes „CoolSperm“ ist der Praxistransfer<br />

eines in vorausgegangenen Projekten<br />

entwickelten, innovativen Konzepts zur Kältekonservierung<br />

von Ebersperma. Die Niedrigtemperaturkonservierung<br />

von Ebersperma er möglicht<br />

nicht nur die Reduktion von Antibiotika<br />

im Konservierungsmedium, sondern auch die<br />

Optimierung der Transportlogistik des Spermas<br />

von Besamungsstationen in die Sauenbetriebe.<br />

➜ Der Einsatz der Niedrigtemperaturkonservierung<br />

von Ebersperma kann einen aktiven Beitrag gegen<br />

die Bildung von Antibiotikaresistenzen und die<br />

Entstehung multiresistenter Keime leisten.<br />

Circa 14 Millionen Liter antibiotikahaltige Verdünnermedien<br />

werden jährlich weltweit für die<br />

Reproduktion von Schweinen verwendet. Die<br />

immer weiter fortschreitende Ausbreitung von<br />

Resistenzen gegen antibiotische Wirkstoffe stellt<br />

jedoch eine ernstzunehmende Herausforderung<br />

für das globale Gesundheitswesen dar. Das Projekt<br />

„CoolSperm“ leistet daher einen aktiven<br />

Beitrag zur deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie<br />

(DART 2020) der Bundesregierung. In einem<br />

gemeinschaftlichen Projekt werden Forschungseinrichtungen,<br />

Zuchtorganisationen, Industrie<br />

und Landwirtschaft eingebunden, um den Transfer<br />

der unter Laborbedingungen etablierten<br />

Niedrigtemperaturkonservierung von Ebersperma<br />

in die Praxis zu ermöglichen. Die Umweltbelastung<br />

durch Antibiotika wird reduziert und<br />

Möglichkeiten einer efizienten Verwendung von<br />

Ebersperma in der Praxis erprobt. Das Projekt<br />

CoolSperm fördert in besonderem Maße Nachhaltigkeit<br />

und Efizienz einer zukunftsorientierten<br />

Schweinezucht.<br />

Der Einsatz von gesextem Sperma ist essentiell<br />

für die moderne Rinderzucht. Jedoch verunsichert<br />

eine Vielzahl unterschiedlicher Herstellerempfehlungen<br />

Anwender besonders hinsichtlich des<br />

Auftauregimes dieser tiefgefrorenen Besamungsportionen.<br />

Viele der empfohlenen Methoden<br />

weichen stark von dem Auftauregime für konventionelles<br />

Bullensperma ab und sind praktisch<br />

deshalb schwer umsetzbar. Eine Vereinheitlichung<br />

dieses Verfahrens ist wünschenswert.<br />

In diesem Projekt werden im ersten Schritt Felddaten<br />

von gesexten Bullenejakulaten hinsichtlich<br />

Herstellungsverfahren und angewandten Auftauprotokollen<br />

ausgewertet und verglichen. Im<br />

zweiten Schritt werden Besamungsportionen<br />

welche nach unterschiedlichen Protokollen im<br />

Split-Sample-Verfahren aufgetaut werden, um fangreich<br />

spermatologisch untersucht.<br />

Das Projekt soll Klarheit über die Notwendigkeit<br />

herstellerbezogener Auftauregimes schaffen und<br />

prüfen, ob ein herstellerübergreifendes Standardauftauregime<br />

empfohlen werden kann. Weiterhin<br />

soll geklärt werden, inwieweit das Auftauregime<br />

an die Außentemperatur angepasst<br />

werden muss.<br />

➜ Untersuchung und Standardisierung der<br />

verschiedenen Auftauprotokolle für gesextes<br />

Sperma zur Sicherung einer maximaler<br />

Befruchtungsfähigkeit.<br />

Projektförderung:<br />

Bioökonomieforschung e.V.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Institut für Fortpflanzung landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere Schönow e.V.<br />

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover<br />

Minitüb GmbH<br />

GFS-Genossenschaft zur Förderung der<br />

Schweinehaltung eG<br />

Förderverein Bioökonomieforschung e.V.<br />

Gefördert durch das Bundesministerium<br />

für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)<br />

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages über die Bundesanstalt<br />

für Landwirtschaft und Ernährung (BLE);<br />

Förderkennzeichen 28-1-DT.<strong>01</strong>C21<br />

44<br />

45


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

LT-Sperm – Einfluss von Bewegungsund<br />

Erschütterungsemissionen auf<br />

die Qualität von Hengstsperma<br />

Optimale Lagerung und schonender Transport von Frischsamenportionen sind von größter Bedeutung<br />

für den Erhalt der Spermaqualität und den späteren Trächtigkeitserfolg in der Pferdezucht<br />

HygienicBreeders – Entwicklung<br />

und Implementierung von<br />

Hygiene konzepten für Besamungsstationen<br />

Eine verbreitete Methode bei der kurzzeitigen<br />

Lagerung von Frischsamen beim Pferd, ist die<br />

Rotation der Samenportionen auf einem Rollenmischgerät.<br />

Mit dieser Vorgehensweise soll die<br />

Sedimentation der Spermien am Boden des<br />

Behältnisses verhindert werden und eine gleichmäßige<br />

Durchmischung der Portion erreicht<br />

werden. Bereits abgeschlossene Forschungsprojekte<br />

bei anderen Tierarten wie zum Beispiel<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt<br />

Neustadt/Dosse<br />

Minitüb GmbH<br />

dem Eber, konnten allerdings zeigen, dass kontinuierliche<br />

mechanische Manipulation einen<br />

negativen Einluss auf die Qualität der Spermien<br />

hat. Im aktuellen Projekt soll nun untersucht<br />

werden, ob ähnliche Effekte beim Hengst beobachtet<br />

werden können, um auf Basis der so gewonnenen<br />

Erkenntnisse, angepasste Empfehlungen<br />

für die Lagerung lüssigkonservierter Besamungsportionen<br />

geben zu können.<br />

Ein zweiter Fokus liegt auf der Auswirkung transportbedingter<br />

Vibrationsemissionen auf die Mo -<br />

tilität und Vitalität der Spermien. Hierfür werden<br />

Frischsamenportionen mechanischem Stress<br />

ausgesetzt, welcher die Verhältnisse während<br />

des Transportes widerspiegeln soll. Anschließend<br />

werden die Proben mittels erweitertem Spektrum<br />

spermatologischer Untersuchungen beurteilt<br />

(u.a. Multi-Color-Assay), um Grenzwerte für einen<br />

qualitätserhaltenden Transport festzulegen.<br />

Hygienische Gewinnung & Verarbeitung von Ejakulaten landwirtschaftlicher Nutztiere<br />

Eine hohe Qualität von Besamungsportionen ist<br />

Voraussetzung für den Erfolg der Künstlichen<br />

Besamung und folglich essentieller Bestandteil<br />

der Reproduktionsleistung von landwirtschaftlichen<br />

Nutztieren. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal<br />

ist der Gehalt an Mikroorganismen. Mikroorganismen<br />

können natürlicherweise im<br />

gewonnenen, nativen Ejakulat vorkommen.<br />

Während der Verarbeitung des nativen Ejakulates<br />

im Labor kann es allerdings zur weiteren<br />

Kontamination und darauhin zur Vermehrung<br />

der Mikroorganismen im Ejakulat kommen. Zur<br />

Kontrolle des Bakterienwachstums sind heute<br />

antimikrobielle Wirkstoffe ein wesentlicher<br />

Bestandteil von Konservierungsmedien. Obwohl<br />

Antibiotika in ausreichend hohen Konzentrationen<br />

in den Verdünnermedien eingesetzt werden,<br />

kommt es trotzdem in vielen Fällen zu einer<br />

Bakteriospermie. In vielen Ländern werden daher<br />

mehr und mehr sogenannte Reserveantibiotika<br />

in der Spermienkonservierung genutzt. Prinzipiell<br />

ist von häuigen, unkontrollierten Antibiotika-Wechseln<br />

und insbesondere der Anwendung<br />

von „Antibiotika-Cocktails“ abzuraten, da dadurch<br />

die Entwicklung von multi-resistenten, schwer<br />

zu bekämpfenden Keimen begünstigt wird. Die<br />

Handlungsnotwendigkeit auf diesem Gebiet der<br />

Reproduktionstechnik wird ebenfalls durch den<br />

globalen Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz<br />

der World Health Assembly unterstrichen, welcher<br />

sich zum Ziel setzt, bakterielle Kontaminationen<br />

durch wirksame Sanitär-, Hygiene- und<br />

Infektionspräventionsmaßnahmen zu verringern.<br />

Maßgabe in der Produktion von Besamungsportionen<br />

sollte sein, Ejakulate möglichst keimfrei<br />

zu gewinnen und einen Eintrag von Mikroorganismen<br />

während der Produktion zu<br />

unterbinden.<br />

➜ Ziel des Projektes ist es, neue Erkenntnisse zu<br />

Lagerung, Handling sowie Transport von Frischsamen<br />

beim Hengst zu erlangen und so die Qualität<br />

von Frischsamenportionen zu optimieren.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Mitgliedsorganisationen des <strong>IFN</strong> Schönow e.V.<br />

Projektförderung: Ministerium für Landwirtschaft,<br />

Umwelt und Klimaschutz des Landes<br />

Brandenburg (MLUK)<br />

Ziel dieses Projektes ist es, den derzeitigen hygienischen<br />

Stand der deutschen Sperma-Produktion<br />

einschließlich der Resistenzlage systematisch<br />

zu erfassen. Anschließend werden bei Stationsbesuchen<br />

von ausgewählten, dem <strong>IFN</strong> Schönow<br />

e.V. angeschlossenen Besamungsstationen „hygienisch<br />

kritische Kontrollpunkte“ (HCCPs) identiiziert<br />

und ihre Auswirkung auf die Qualität des<br />

Endproduktes charakterisiert. Daraus soll im<br />

Anschluss ein umfassendes Hygienekonzept<br />

(Hygieneleitfaden) für Vatertierstationen in Brandenburg<br />

erarbeitet und implementiert werden.<br />

Angestrebt wird ein Hygiene-Niveau welches die<br />

Möglichkeit für eine zukünftige antibiotikafreie<br />

Konservierung von Ejakulaten landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere eröffnet.<br />

46<br />

47


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

Neuentwicklungen in der<br />

Flüssigkonservierung von<br />

Bullensperma<br />

Die Künstliche Besamung ermöglicht über die Herstellung einer Vielzahl<br />

lüssigkonservierter Besamungsportionen aus einem einzelnen Ejakulat<br />

eine bestmögliche Auslastung genetisch wertvoller Tiere.<br />

Damit werden eine hohe Selektionsintensität<br />

sowie ein schneller Zuchtfortschritt gewährleistet.<br />

Routinemäßig werden Rinder mit tiefgefrorenem<br />

Sperma besamt. Die Flüssigkonservierung<br />

hat im Vergleich zum Einfrieren und anschließenden<br />

Wiederauftauen von Spermaportionen<br />

zur Besamung allerdings viele spermatologische<br />

und damit auch wirtschaftliche Vorteile. So werden<br />

die Spermien keinem starken Temperaturgradienten<br />

ausgesetzt, was ihnen eine gesteigerte<br />

Vitalität und Befruchtungsfähigkeit ermöglicht.<br />

Die Spermienanzahl pro Besamungsdosis kann<br />

deshalb im Vergleich zu gefrierkonserviertem<br />

Sperma stark reduziert werden. Im Folgenden<br />

werden die verschiedenen Projekte des <strong>IFN</strong> vorgestellt,<br />

die sich mit der Weiterentwicklung der<br />

Flüssigkonservierung beim Rind befassen.<br />

➜ Beste Fruchtbarkeitsergebnisse mit dem Verfahren<br />

der Flüssigkonservierung für den regionalen Einsatz<br />

von genetisch wertvollen Zuchtbullen.<br />

Der routinemäßig eingesetzte Verdünner der<br />

Flüssigkonservierung Caprogen ® kann kommerziell<br />

erworben oder von der jeweiligen Station<br />

selbst hergestellt werden. Glycerin ist ein Inhaltsstoff<br />

dieses Verdünners. In diesem Projekt wurde<br />

analysiert, welchen Einluss Glycerin bei der<br />

Flüssigkonservierung auf die Spermaqualität<br />

hat. Hinsichtlich der Spermienmorphologie waren<br />

keine Unterschiede zwischen den Ejakulaten mit<br />

oder ohne Glycerin zu verzeichnen, allerdings<br />

war die Spermienmotilität der Ejakulate mit<br />

Glycerin-haltigem Verdünner geringer als bei<br />

den Ejakulaten, bei denen der Verdünner kein<br />

Glycerin enthielt.<br />

Der Caprogenverdünner ® kann allerdings nur<br />

als kostenintensives Konzentrat von der Livestock<br />

Improvement Corporation (Private Bag 3<strong>01</strong>6,<br />

Hamilton, Neuseeland) bezogen oder in zeitaufwendiger<br />

Eigenherstellung gefertigt werden. Ein<br />

anderer Verdünner ist ein Fertigverdünner für<br />

die Flüssigverdünnung von Hengstsperma. Aufgrund<br />

der guten Verfügbarkeit und der einfachen<br />

Anwendung analysiert das <strong>IFN</strong> derzeit, ob dieser<br />

Verdünner eine mögliche Alternative bei der<br />

Flüssigkonservierung von Bullensperma sein<br />

kann.<br />

Der Verdünner Spermvital ® (Hamar, Norwegen)<br />

soll zu einer deutlich längeren Befruchtungsfähigkeit<br />

der Spermien führen. Diese Verlängerung<br />

der Befruchtungsfähigkeit würde bedeuten, dass<br />

eine längere Zeitspanne für die Besamung der<br />

Kuh vor dem Eisprung zur Verfügung stünde. Die<br />

Studienlage zur Wirksamkeit dieses Verdünners<br />

ist noch unklar. Aus diesem Grund wurde ein<br />

Versuch konzipiert, der die Trächtigkeitsraten<br />

nach der Besamung mit konventionell bearbeitetem<br />

oder mit Spermvital ® behandeltem Sperma<br />

gegenüberstellt. Es konnte jedoch kein signiikanter<br />

Unterschied der Trächtigkeitsraten nachgewiesen<br />

werden.<br />

Da bezüglich der Wirksamkeit von Spermvital ®<br />

auch international großes Interesse und Diskussionsbedarf<br />

besteht, wurde im Rahmen der<br />

QualiVet Group, einem jährlichen Treffen der<br />

europäischen Stationstierärzte (AI VETS), eine<br />

spezi elle Arbeitsgruppe gegründet, die sich über<br />

Erfahrungen und Studien zum Einsatz des Verdünners<br />

austauscht. Das <strong>IFN</strong> ist an dieser Arbeitsgruppe<br />

maßgeblich beteiligt und koordiniert<br />

diese.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

KBR Mitglieder<br />

Projektförderung: Künstliche Besamung<br />

Rind (KBR)<br />

48<br />

49


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

Analysen für den internatio na len<br />

Spermaexport<br />

Für den Spermaexport in die USA wird eine bestimmte Einwirkzeit der<br />

zugesetzten Antibiotika bei Raumtemperatur vorgesehen. Diese Einwirkzeit<br />

wird mit einer optimalen keimtötenden Wirkung der Antibiotika begründet.<br />

In den vorhandenen Protokollen wird dem nativen<br />

Ejakulat eine Antibiotikalösung zugesetzt,<br />

diese kurz inkubiert und anschließend eine Verdünnerzugabe<br />

vorgenommen. Da in Deutschland<br />

kommerziell keine reinen Antibiotika-Vormischungen<br />

für Sperma erhältlich sind, entfällt hier<br />

die Vorbehandlung des nativen Spermas.<br />

Bei Exportbestrebungen von Sperma in die USA<br />

wird von den dortigen Stationen jedoch Wert auf<br />

eine solche Herstellung gelegt. Mit der Untersuchung<br />

des <strong>IFN</strong> wird erstmals evaluiert, ob dieses<br />

Vorgehen zu mikrobiologischen oder spermatologischen<br />

Nachteilen im Vergleich zu herkömmlich<br />

produziertem Sperma führt. Bei allen untersuchten<br />

Parametern wurde kein signiikanter<br />

Unterschied zwischen Versuchs- und Kontrollgruppen<br />

festgestellt. Deshalb kann bei internationalem<br />

Spermaexport ohne Qualitätsverlust<br />

des Spermas das amerikanische Vorgehen empfohlen<br />

werden.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Auswirkungen der Fütterung<br />

von Antioxidantien auf die<br />

Sperma qualität von Bullen<br />

Ziel der Studie war es herauszuinden, ob über eine spezielle Fütterung<br />

von Besamungsbullen eine Verbesserung der Spermaqualität und eine<br />

effektivere Ejakulatauslastung erreicht werden kann.<br />

Dazu wurde das Futter mit antioxidativen Substanzen<br />

angereichert, denn oxidativer Stress<br />

führt zu einer negativen Beeinträchtigung der<br />

Spermienzellen durch Lipidperoxidation, Proteinoxidation<br />

und DNA-Schädigung. Solch ein<br />

oxidativer Stress wird durch reaktive Sauerstoffverbindungen<br />

verursacht, die im Rahmen des<br />

Zellstoffwechsels, der Zellalterung und Spermienkonservierung<br />

entstehen.<br />

Den Polyphenolen aus Traubenkernen wird eine<br />

hohe antioxidative Aktivität zugeschrieben. Neben<br />

dem Abfangen von freien Radikalen, dem Inhibieren<br />

der Lipidperoxidation und vielen weiteren<br />

antioxidativen Eigenschaften zeigen Traubenkernextrakte<br />

auch antiinlammatorische Effekte.<br />

Erste Ergebnisse zeigen ein höheres Ejakulatvolumen<br />

und eine höhere Spermiengesamtzahl bei<br />

den Tieren, die mit dem Traubenkernextrakt<br />

gefüttert wurden.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

KBR Mitglieder<br />

Projektförderung: Förderverein<br />

Bioökonomieforschung e.V. (FBF)<br />

KBR Mitglieder<br />

Projektförderung: Künstliche Besamung<br />

Rind (KBR)<br />

50<br />

51


Neuentwicklungen in der<br />

Flüssigkonservierung von<br />

Ebersperma<br />

PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

Der limitierende Faktor für die Herstellung qualitativ hochwertiger<br />

Spermaportionen ist eine begrenzte Konservierungsdauer und die damit<br />

verbundene geringe Transport- und Lagerfähigkeit von Eberspermien.<br />

In der Schweinezucht hat bislang nur die Flüssigkonservierung<br />

von Sperma größere Bedeutung<br />

erlangt. Der Nachteil bei den heute üblichen Verdünnern<br />

ist die begrenzte Haltbarkeit von Frischsperma.<br />

Für die Besamungsstationen hätte der Einsatz<br />

über einen längeren Zeitraum große arbeitstechnische<br />

Vorteile. Zum einen könnte dem wechselnden<br />

Bedarf bestimmter Eber besser nachgekommen<br />

werden, zum anderen wäre eine stärkere<br />

ökonomische Nutzung und Auslastung der Eber<br />

möglich.<br />

Ziel der Entwicklung dieses Projektes (ISQBoar)<br />

ist daher eine Verlängerung der Haltbarkeit der<br />

verdünnten Spermaportionen. Dazu entwickelt<br />

das <strong>IFN</strong> ein neues Konservierungsverfahren mit<br />

exogenen und endogenen Additiva und einen<br />

Verdünner, der die Grundviskosität des Seminalplasmas<br />

berücksichtigt und die Spermienalterung<br />

signiikant beeinlusst.<br />

➜ Effektive Transport- und Lagerzeiten von<br />

Ebersperma verbessern.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Institut für Getreideverarbeitung GmbH, Universität<br />

Potsdam/Institut für Ernährungswirtschaft<br />

Gefördert durch: Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des<br />

Deutschen Bundestages<br />

52 53


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

Minimierung des Antibiotikaeinsatzes<br />

in der Spermakonservierung<br />

Jährlich werden schätzungsweise 14 Millionen Liter antibiotikahaltiger<br />

Verdünner weltweit verwendet. Multiresistenzen gelten als schwerwiegende<br />

Bedrohung für die globale öffentliche Gesundheit und Wirtschaft.<br />

Somit ist die Reproduktionsmedizin auf der Suche<br />

nach alternativen Konzepten für den Einsatz von<br />

Antibiotika in der Spermakonservierung. Ziel<br />

dieses Projektes ist es, ein innovatives Konzept<br />

zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes und<br />

zur Verhinderung der Entstehung multiresistenter<br />

Keime in der Schweinebesamung zu entwickeln<br />

und in der Praxis zu etablieren.<br />

Mit diesem Projektvorhaben (AMIKOS) wird ein<br />

aktiver Beitrag zur Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie<br />

der Bundesregierung geleistet. In<br />

dem ganzheitlichen Projektansatz von Wissenschaft,<br />

Besamungszuchtorganisation, Industrie<br />

und Agrarwirtschaft wird ein neuartiges Verfahren<br />

zur Niedrigtemperaturkonservierung des<br />

Spermas unter der Verwendung eines Prototyp-Konservierungsmediums<br />

erprobt. Das Projekt<br />

stellt eine Maßnahme dar, um das Keimwachstum<br />

unter weitgehendem Verzicht auf<br />

klas sische Antibiotika, insbesondere der so<br />

genannten Reserveantibiotika, zu minimieren.<br />

Das angestrebte Projekt kann somit sowohl die<br />

Produktivität der landwirtschaftlichen Praxis<br />

erhöhen als auch die Verwendung von Antibiotika<br />

in der Tierzucht reduzieren. Die Gefahr der Entstehung<br />

multiresistenter Keime wird damit deutlich<br />

reduziert.<br />

Antibiotikafreie Spermienkonservierung<br />

In diesem Projekt wird der Ansatz zur Konservierung von Ebersperma in<br />

einem antibiotikafreien Trägermedium, welcher im zuvor beschriebenen<br />

Forschungsprojekt genannt wird, in die Praxis überführt.<br />

Ziel des deutsch-brasilianischen DAAD Kooperationsprojektes<br />

ist es, das Niedrigtemperaturkonservierungskonzept<br />

mit antibiotikafreiem<br />

Verdünner in Feldbesamungsversuchen in Brasilien<br />

zu testen. Denn Ebersperma wird lüssig<br />

konserviert und bei einer relativ hohen Umgebungstemperatur<br />

gelagert. Bei diesen Temperaturen<br />

ist eine antimikrobielle Bekämpfung unerlässlich,<br />

um eine lange Haltbarkeit der Spermien<br />

sicherzustellen und die Übertragung von Krankheitserregern<br />

in den weiblichen Genitaltrakt zu<br />

verhindern.<br />

Aufgrund eines natürlich vorkommenden großen<br />

Spermarücklusses gelangen Antibiotika und<br />

Bakterien in die Umgebung, wodurch die Entwicklung<br />

und der Austausch von Multiresistenzgenen<br />

mit Boden- und Umweltbakterien gefördert<br />

werden. Da das Management je nach Betrieb<br />

stark variiert, sind diese Feldversuche unter<br />

verschiedenen Bedingungen erforderlich.<br />

In Brasilien gibt es große Betriebe, in denen<br />

solche Versuche unter genau deinierten Bedingungen<br />

durchgeführt werden können. Durch die<br />

Zusammenarbeit zwischen brasilianischen und<br />

deutschen Forschern wird der Austausch von<br />

in-vitro- und in-vivo-Werkzeugen für die künftige<br />

Verbesserung von Spermakonservierungskonzepten<br />

weltweit ermöglicht.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Tierärztliche Hochschule Hannover,<br />

UFRGS (Porto Alegre, Brasilien)<br />

Projektförderung: PPP Brasilia<br />

PROBAL, Deutscher Akademischer<br />

Austauschdienst (DAAD)<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Tierärztliche Hochschule Hannover,<br />

IZW Berlin, Minitüb GmbH<br />

Die Förderung erfolgt aus Mitteln des<br />

Zweckvermögens des Bundes bei der<br />

Landwirtschaftlichen Rentenbank<br />

54<br />

55


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

Bakteriozinhaltige<br />

Verdünnermedien<br />

Ziel dieses vom Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie geförderten<br />

Projektes ist die Entwicklung und Herstellung eines Bakteriozin-basierten<br />

Verdünners zur Konservierung von Ebersperma, mit dem eine deutliche<br />

Antibiotikareduktion ermöglicht werden soll, um eine Senkung sowohl der<br />

Bakterienbelastung als auch der Neigung zur Resistenzbildung zu erreichen.<br />

Verwendung probiotischer<br />

Bakterien in der Spermakonservierung<br />

Die Gewinnung von Ejakulaten ist kein steriler Vorgang. Die naturgemäß im Ejakulat<br />

vorhandenen Bakterien inden in den nährstoffreichen Konservierungsmedien ideale<br />

Wachstumsvoraussetzungen. Doch oft werden Spermaqualität, Konservierung und<br />

Fertilität durch Bakterien beeinträchtigt.<br />

Bakteriozine sind Toxine, die von Bakterien abgesondert<br />

werden und das Wachstum anderer<br />

Bakterien hemmen können. Um die Wirksamkeit<br />

und gleichzeitige Spermienverträglichkeit der<br />

Bakteriozine im Spermaverdünner sicherzustellen,<br />

muss ein spezielles Verdünnermilieu neu<br />

entwickelt werden.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die parallele Verwendung<br />

von Antibiotika und Bakteriozinen die<br />

antimikrobielle Wirkung von beidem verstärkt<br />

und aus diesem Grund eine reduzierte Menge an<br />

Antibiotika eingesetzt werden kann. Zusätzlich<br />

sollen individualisierte Bakteriozin-Cocktails<br />

hergestellt werden, die auf das speziische Keimmilieu<br />

der jeweiligen Besamungsstationen angepasst<br />

werden können. Damit ergäben sich für<br />

die Stationen deutliche wirtschaftliche, logistische<br />

und medizinische Vorteile.<br />

Eine effektive Keimhemmung im konservierten<br />

Sperma ist daher unerlässlich und gesetzlich<br />

geregelt. Doch durch fortwährende Anwendung<br />

von Antibiotika im Verdünner entsteht ein einseitiger<br />

Selektionsdruck, der multiresistenten<br />

Bakterien einen Vorteil verschafft.<br />

Aus der Humanmedizin bekannte nosokomiale<br />

Infektionserreger wurden bereits mehrfach aus<br />

verdünnten Eberejakulaten isoliert. Eine neue<br />

Alternative zum Antibiotikaeinsatz in der Spermienkonservierung<br />

könnte auch hier die Anwendung<br />

von probiotischen Bakterien sein. In einem<br />

ersten Studienschritt wurden grampositive Milchsäurebakterien<br />

aus nativem Ebersperma isoliert.<br />

Diese Milchsäurebakterien (Lactobacillus sp.)<br />

können durch quantitative Verdrängung kompetitives<br />

Wachstum und Produktion von antimikrobiellen<br />

Stoffen einer Fehlbesiedlung mit anderen<br />

Keimen entgegenwirken. Zahlreiche Studien<br />

konnten bereits positive prophylaktische und<br />

therapeutische Wirkungen von Probiotika im<br />

Intestinaltrakt feststellen. Dieses Projekt liefert<br />

einen neuen und innovativen Ansatz für die antibiotikafreie<br />

Konservierung von Ebersperma.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Freie Universität Berlin, Fachbereich Veterinärmedizin,<br />

Institut für Veterinär-Biochemie<br />

Projektförderung: Minitüb GmbH<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Freie Universität Berlin, Institut für Lebensmittelhygiene<br />

und Minitüb GmbH<br />

Gefördert durch: Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages<br />

56<br />

57


PROJEKTE | MÄNNLICHE FERTILITÄT<br />

Qualitätsaudit in Besamungsstationen<br />

bei Rind und Schwein<br />

In Deutschland führten der steigende ökonomische Druck und der allgemeine<br />

Strukturwandel bereits 1996 zur Gründung des Fördervereins Bioökonomieforschung<br />

(FBF e.V.).<br />

In Kooperation mit den anerkannten Referenzlaboren<br />

der Tierärztlichen Hochschule Hannover<br />

und des <strong>IFN</strong> wurde im Jahr 2009 ein Qualitätssicherungsprogramm<br />

für die Mitgliedsorganisationen<br />

des FBF aufgebaut. Es ist heute die Grundlage<br />

für die Qualitätssicherung in 40 europäischen<br />

Stationen, der insgesamt zehn verschiedene<br />

Besamungsorganisationen in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz angehören.<br />

Ein wissenschaftsbasiertes Qualitätssicherungskonzept<br />

für Eber- und Bullenstationen ist dabei<br />

ein efizientes Mittel zur Vermeidung von Fehlern<br />

entlang der Produktion. Durch den engen Austausch<br />

zwischen Wissenschaft und Praxis können<br />

neue Fragestellungen erarbeitet, Forschungserkenntnisse<br />

in die Anwendung transferiert und<br />

Innovationen für ein nachhaltiges Besamungsmanagement<br />

mit hohen Fruchtbarkeitsergebnissen<br />

gefördert werden.<br />

Nur durch die stetige Überprüfung der bestehenden<br />

Prozesse können eine gleichbleibende und<br />

steigende Qualität des Spermas erreicht und Fehler<br />

während der Produktion vermieden werden.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

FBF Besamungsstationen<br />

Projektförderung: Förderverein<br />

Bioökonomieforschung e. V. (FBF)<br />

58<br />

59


ÜBER UNS<br />

Beratung und Service<br />

Das <strong>IFN</strong> bietet für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung eine umfassende<br />

Beratung in den Bereichen Reproduktion, Tierwohl, Tiergesundheit und<br />

Produktionstechniken.<br />

Wir fühlen uns dazu verplichtet, ratsuchenden<br />

Betrieben mit unserem gesamten <strong>IFN</strong> Berater<br />

Team aus Veterinärmedizinern, Agrarwissenschaftlern<br />

und IT Experten bei der Problemerkennung,<br />

Maßnahmenplanung, Umsetzung und<br />

Entscheidungsindung bestmöglich zu unterstützen.<br />

Dabei ist es uns besonders wichtig, neben<br />

einer guten sachlichen Informationsaubereitung<br />

eine vertrauensvolle, partnerschaftliche und<br />

wertschätzende Gesprächs- und Beratungssituation<br />

aufzubauen.<br />

Beratungsprogramme<br />

Gemäß unserem Beratungskonzept bieten wir<br />

mit unseren Programmen für die Nutztierarten<br />

Rind, Schwein und Pferd individuelle und situationsspeziisch<br />

Beratung an. Für eine strukturierte<br />

Beratungsdurchführung stellen wir für alle Nutztierarten<br />

drei verschiedene Programme bereit,<br />

die sich in ihrem Umfang und Inhalten unterscheiden.<br />

• Das Basis Beratungsprogramm ist ein Erstberatungsprogramm<br />

mit dem wir einen ersten<br />

Betriebscheck von Tierhaltung, Tierwohl und<br />

Tiergesundheit anbieten. Dieses Programm<br />

dient dazu, Tierwohlrisiken und Probleme<br />

sichtbar zu machen und gemeinsam realisierbare<br />

Lösungen zu entwickeln.<br />

➜ Wir präferieren ein situationsspeziisches und<br />

ergebnisoffenes Vorgehen in der Beratung unter<br />

Einbeziehung des vorhandenen Wissens und der<br />

betrieblichen Potenziale für eine gemeinsame<br />

realisierbare Lösungsentwicklung. Die Betriebe<br />

entscheiden frei über Annahme des Beratungsergebnisses<br />

und dessen Durchführung.<br />

• Das Problemorientierte Beratungsprogramm<br />

ist ein Spezialberatungsprogramm für Betriebe<br />

mit einer kritischen Ausgangslage, die bereits<br />

ein wahrgenommenes Problembewusstsein<br />

entwickelt haben und für dieses spezielle Problem<br />

Lösungskonzepte suchen.<br />

• Das Trainings Beratungsprogramm haben<br />

wir speziell für die Brandenburger Betriebe<br />

entwickelt, die eine Qualiizierung ihrer Mitarbeiter<br />

in den Bereichen Fruchtbarkeit, Tierwohl,<br />

Tiergesundheit und Herdenmanagement<br />

anstreben.<br />

Spezialberatung Fruchtbarkeit<br />

Die Fruchtbarkeit in milchviehhaltenden Betrieben<br />

hat eine Schlüsselfunktion in der Wirtschaftlichkeit<br />

der Milcherzeugung. Wenn eine Milchkuh<br />

nicht wieder tragend wird, muss sie aus dem<br />

Produktionsprozess ausscheiden. Da es sich bei<br />

der Fruchtbarkeit um ein sehr komplexes Geschehen<br />

handelt, ist ein gezieltes und vielschichtiges<br />

Vorgehen eines erfahrenen Beraterteams erforderlich.<br />

Als eine wichtige Zielgröße für unsere<br />

Beratungsleistungen ist vor allem die Verbesserung<br />

der Nutzungsdauer in den Betrieben zu<br />

nennen. Dieses Ziel soll trotz einer gleichzeitigen<br />

Reduzierung des Hormon- und Antibiotikaeinsatzes<br />

realisiert werden. Das <strong>IFN</strong>-Beraterteam<br />

stellt sich dieser Herausforderung und bietet den<br />

brandenburgischen Betrieben seine Unterstützung<br />

als Dienstleister an.<br />

In Kooperation mit der Praxis Dr. Uwe Küchenmeister<br />

führt das Institut zudem Dienstleistungen<br />

rund um die Fruchtbarkeit von Stute und<br />

Hengst durch. Follikelkontrollen, Trächtigkeitsuntersuchungen,<br />

Zwillingsreduktionen und<br />

Embryotransfer sowie andrologische Untersuchungen<br />

sind fester Bestandteil der praktischen<br />

Arbeit des Institutes.<br />

Gemeinsam für mehr Tierwohl –<br />

der TierwohlCheck<br />

Die gesellschaftlichen und auch politischen<br />

Ansprüche an das Tierwohl unserer Nutztiere<br />

sind groß. Zunehmend ist die moderne Nutztierhaltung<br />

in den Fokus der öffentlichen Diskussion<br />

gerückt. Die gesetzlichen Anforderungen an das<br />

Wohl der Tiere werden in der Zukunft noch zunehmen.<br />

Eine kritische und objektive Bestandsaufnahme<br />

im eigenen Betrieb ist für jeden verantwortungsbewussten<br />

Tierhalter ein Anliegen. Um<br />

die Betriebe bei der Entwicklung zu mehr Tierwohl<br />

zu unterstützen, bietet das <strong>IFN</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit dem Rinderzuchtverband Berlin<br />

Brandenburg (RBB) einen neuen Service zur<br />

Tierwohlerfassung mit einer gezielten Schwachstellenanalyse<br />

(TierwohlCheck) und der Erarbeitung<br />

speziischer Empfehlungen für die<br />

Betriebe an.<br />

60<br />

61


ÜBER UNS<br />

Aus- und Fortbildung<br />

Das <strong>IFN</strong> ist ein Bildungsinstitut und der Sektor Wissenstransfer nimmt<br />

eine tragende Stellung am Institut ein.<br />

Da das Institut eine anerkannte Ausbildungsstätte<br />

für speziische Lehrgänge im Bereich der Reproduktion<br />

bei landwirtschaftlichen Nutztieren ist,<br />

inden hier jedes Jahr eine Vielzahl von fachspeziischen<br />

Veranstaltungen statt.<br />

Landwirte, Studenten und Tierärzte können im<br />

Rahmen dieser Lehrgänge sowie durch ein zusätzliches<br />

breites Fortbildungsangebot fundiertes<br />

theoretisches Wissen und praktische Fertigkeiten<br />

am Tier erlangen und ausbauen. Zudem wurden<br />

spezielle Module konzipiert, die aufeinander<br />

aubauen und eine kontinuierliche Weiterbildung<br />

sowie eine thematisch umfassende Ausbildung<br />

von geschulten Fachleuten ermöglichen.<br />

Die Aspekte der Antibiotikaminimierung und<br />

des Tierwohls spielen hier in der Ausbildung<br />

eine essentielle Rolle – Ergebnisse aus der Forschung<br />

und Praxis können somit direkt an die<br />

Teilnehmer weitergegeben werden, die dieses<br />

Wissen dann unmittelbar in ihrem Wirkungskreis<br />

praktisch umsetzten können.<br />

Zudem ist das Themenfeld der Kommunikation<br />

von Landwirten im Stall ein wichtiges Thema in<br />

der Ausbildung – ein Bereich, der hier in den<br />

Kursen anschaulich mit den Teilnehmern erarbeitet<br />

wird.<br />

Der praktische Teil der Ausbildung erfolgt in der<br />

institutseigenen Biotechnikstation sowie in<br />

kooperierenden Betrieben. Für die theoretische<br />

Ausbildung steht dem Institut ein großzügiger<br />

und modern ausgestatteter Seminarraum zur<br />

Verfügung. Das umfassende e-Learningangebot<br />

parallel zu den jeweiligen Kursen ermöglicht den<br />

Teilnehmern zudem ein zeit- und ortsunabhängiges<br />

Bearbeiten und Vertiefen der Kursinhalte.<br />

➜ Öffentlichkeitsarbeit wird im Sektor der<br />

Nutztierhaltung immer wichtiger. Nur mit<br />

einer professionellen Kommunikations-<br />

Kompetenz kann Vorurteilen und Unkenntnis<br />

begegnet werden.<br />

62<br />

63


ÜBER UNS<br />

Aus- und Fortbildung<br />

eLearning und hybride Lernräume<br />

Die Konzeption, Qualität und der Umfang digitaler Medien hat in der Aus- und Fortbildung am<br />

<strong>IFN</strong> Schönow eine zunehmende Bedeutung. Durch die Pandemie Situation ist zusätzlich eine<br />

Erweiterung von alternativen Kursformate zu den klassischen Präsenzseminaren und den bestehenden<br />

eLearning Kursen in Form von „hybriden Veranstaltungen“ notwendig geworden.<br />

Das <strong>IFN</strong> Aus- und Fortbildungsteam gestaltet<br />

und produziert digitale Lehrmedien, mit der<br />

Zielsetzung efizienter zu lehren, stärker zu motivieren<br />

und einen höheren Lernerfolg zu erzielen.<br />

Durch die Pandemie Situation hat die Bedeutung<br />

und der Umfang von eLearning Kursen auch am<br />

<strong>IFN</strong> deutlich zugenommen. Dafür mussten auch<br />

die technischen Voraussetzungen entsprechend<br />

angepasst werden. Die Anschaffung von E-Learning-Autorentools,<br />

Graikbearbeitungstool, Kollaborationstools<br />

und weitere Investitionen in die<br />

Ausstattung für die Video- und Audioproduktion<br />

waren notwendig.<br />

Die zunehmende Anzahl an eLearning Kursen<br />

machte eine Erweiterung der bestehenden Kapazitäten<br />

der <strong>IFN</strong> Lernplattform (Lern Management<br />

System oder LMS genannt) notwendig. Mit der<br />

Lernplattform lassen sich die Zugriffe auf die<br />

eLearning-Kurse steuern, Fortschritte der Lernenden<br />

im Kurs nachverfolgen und auch Lernkontrollen<br />

sowie Prüfungen generieren.<br />

Zusätzlich können mit der mobilen App Version<br />

der Lernplattform die Lernenden über Mobilgeräte<br />

wie Smartphone und Tablet auf die Kurse<br />

zugreifen und ortsunabhängig die Materialien<br />

bearbeiten. Da viele Teilnehmer zunehmend auch<br />

unterwegs aktiv sind, wird eine solche Funktion<br />

immer wichtiger.<br />

Bei der Planung von eLearning Kursen, werden<br />

auch die klassischen Fragen der Unterrichtsplanung<br />

nach den Bedürfnissen der Zielgruppe,<br />

nach Lernzielen und Lehrmethode bei der Konzeption<br />

berücksichtigt.<br />

Vor der inhaltlichen Gestaltung von digitalen<br />

Lernmedien ist eine detaillierte Zielgruppenanalyse<br />

notwendig. Der Ausbildungshintergrund,<br />

Vorwissen und Berufserfahrung sind dabei besonders<br />

wichtig. Auch das Sprach- und Leseverständnis<br />

spielt insbesondere bei Schulung von Personal<br />

aus landwirtschaftlichen Betrieben eine Rolle,<br />

weil diese Zielgruppe oftmals unterschiedliche<br />

Muttersprachen haben. Bei der Konzeption von<br />

digitalen Lehrmaterialien stellt sich die Aufgabe,<br />

die Lehrinhalte in eine sachlogische und sequenzielle<br />

Struktur zu bringen. Diese Aufgaben der<br />

Modularisierung erfordert fachliche Expertise<br />

und didaktisches Know-How.<br />

„Hybride Veranstaltungen“ haben sich als Begriff<br />

für Lehrveranstaltungen etabliert, an denen Teilnehmer<br />

vor Ort und gleichzeitig online teilnehmen.<br />

Die Pandemiesituation erforderte eine Veränderung<br />

der bestehenden Kurskonzepte. Die<br />

Zuschaltung sowohl von internen als auch eingeladenen<br />

externen, Fachreferentinnen und Fachreferenten<br />

per Videokonferenzsystem konnte<br />

den Aufwand und die Sicherheit für alle deutlich<br />

reduzieren, ohne dass die Unterrichtsqualität<br />

darunter leiden musste. Anfängliche Stolpersteine<br />

wurden durch eine gute technisch-organisatorische<br />

Vorbereitung ausgeräumt. Auch in Zukunft<br />

bleiben diese neu etablierten hybriden Unterrichtsformate<br />

durch die Kostenvorteile und der<br />

Möglichkeit das Themenspektrum von Kursen<br />

zu erweitern, erhalten.<br />

Um die Nachteile von digitalen und hybriden<br />

Lernszenarien, wie dem oftmals fehlenden persönlichen<br />

Kontakt zwischen Teilnehmern untereinander<br />

und zu den Dozentinnen und Dozenten<br />

auszugleichen, sollen zukünftig virtuelle Austauschformate<br />

und kollaborative Tools stärker<br />

in den Kurskonzepte berücksichtigt werden.<br />

Die ReproFit-App – das<br />

digitale Fortbildungsangebot<br />

für Besamungsbeauftragte<br />

Die App ist das Ergebnis der <strong>IFN</strong> Digitalisierungsstrategie<br />

für berufsbegleitendes, effektives Lehren<br />

und Lernen. Das Lehrmaterial wurde gemeinsam<br />

von Mitarbeitern/innen der <strong>IFN</strong> Aus-und<br />

Fortbildung sowie externen Fachwissenschaftlern/innen<br />

erarbeitet und in eine onlinebasierte<br />

Lernumgebung konvertiert. Durch die Einbindung<br />

der Fachreferenten/innen konnte ein bedarfsgerechtes<br />

und zielgruppenorientiertes Onlineseminar<br />

entwickelt werden.<br />

Das Institut für Fortplanzung landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere Schönow e.V. ist eine staatlich<br />

anerkannte Ausbildungsstätte und seit Jahren in<br />

der Aus- und Fortbildung von Tierzuchttechniker/-innen<br />

und Besamungsbeauftragten tätig.<br />

Um diese aber auch nach erfolgreich abgeschlossener<br />

Prüfung weiterhin in ihrer Arbeit zu unterstützen,<br />

wurde die <strong>IFN</strong> ReproFit-App entwickelt,<br />

um Fachwissen zeitlich lexibel und ortsunabhängig<br />

zugänglich zu machen.<br />

➜ Fachwissen To Go für Besamungsbeauftragte –<br />

vorbereitet für die Herausforderungen einer<br />

umfassenden Fruchtbarkeitsberatung und die<br />

vielfältigen Aufgaben auf den Betrieben.<br />

Nutzer/innen ermöglicht die<br />

Repro-Fit App die Erweiterung<br />

von Fachwissen und die Wiederholung<br />

von Themen rund<br />

um die Reproduktion der<br />

Milchkuh. Eingebaute Testate<br />

spiegeln den Teilnehmer hierbei<br />

den Lernerfolg wieder.<br />

Beispiele aus den Inhalten der ReproFit-App<br />

• Die gesunde Kuh & der oestrische Zyklus des<br />

weiblichen Rindes<br />

• Besamungstauglichkeit und Brunsterkennung<br />

• Spermahandling<br />

• Durchführung der Künstlichen Besamung mit<br />

Erläuterung der kritischen Momente<br />

• Repromanagement – die Problemkuh<br />

• Aktuelle Themen aus dem Bereich Reproduktion<br />

der Milchkuh<br />

Weitere Themeneinheiten sowie eine Anpassung<br />

des Lernmaterials erfolgen nach einer ersten<br />

Pilotphase.<br />

64


ÜBER UNS<br />

Aus- und Fortbildung<br />

SmartReproCow — Entwicklung eines<br />

Rindersimulators zum Training der<br />

Künstlichen Besamung und Ultraschalluntersuchung<br />

In der modernen Rinderhaltung ist die künstliche<br />

Besamung wichtig für den Erfolg und die Ökonomie<br />

eines Betriebs. Die folgende Trächtigkeitsuntersuchung<br />

mittels Ultraschall stellt eine der<br />

Grundkompetenzen in der Rindermedizin dar.<br />

In Zusammenarbeit mit der Veteducators GmbH<br />

(Berlin) und der HumanX GmbH (Wildau)entwickelt<br />

das <strong>IFN</strong> ein neuartiges Rindermodell,<br />

welches im Bereich der Aus– und Fortbildung<br />

eingesetzt werden soll. Mit diesem Modell sollen<br />

für die Kursteilnehmer/innen die Fähigkeiten<br />

der Künstlichen Besamung und der Trächtigkeitsuntersuchung<br />

durch transrektalen Ultraschall<br />

unter möglichst realen Gegebenheiten<br />

vermittelt und erlernt werden.<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Veteducators GmbH<br />

HumanX GmbH<br />

Gefördert durch: Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund<br />

eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages<br />

➜ Effektives Training in geschützter Umgebung<br />

vor der Praxis bietet Mensch und Tier mehr<br />

Sicherheit<br />

66<br />

67


ÜBER UNS<br />

Atmosphäre:<br />

„Angenehmes Lernumfeld“<br />

68<br />

69


ÜBER UNS<br />

Zukünftige Schwerpunkte und<br />

Entwicklungen am <strong>IFN</strong><br />

Das <strong>IFN</strong> fungiert bereits als anerkanntes Zentrum für die Spermaqualitätskontrolle<br />

bei Rind und Schwein. Ein essentielles Tätigkeitsfeld ist in diesem Rahmen das Qualitätsaudit<br />

für Besamungsstationen, welches eine umfassende Beratung und Fort bildung in<br />

Anlehnung an EU-Standards beinhaltet und international bereits in über 40 Besamungsstationen<br />

regelmäßig durchgeführt wird.<br />

Um dieses Tätigkeitsfeld weiter ausbauen zu<br />

können, ist die Entwicklung einer eigenen Tierbasis<br />

für die efiziente Durchführung lankierender<br />

praxisbezogener Forschungsprojekte erforderlich.<br />

Somit hat sich das Institut in diesem Jahr<br />

nach Erwerb eines zusätzlichen Grundstücks die<br />

bauliche Erweiterung der bereits vorhandenen<br />

Biotechnikstation zum Ziel gesetzt. Mit dieser<br />

können die Voraussetzungen für die Untersuchung<br />

sowie die Anwendung und Erprobung von<br />

biotech nischen Maßnahmen von Einzeltieren<br />

geschaffen und Forschungsergebnisse schneller<br />

in die Praxis überführt werden. Der praxisnahe<br />

Wissenstransfer, der einen Tätigkeitsschwerpunkt<br />

des <strong>IFN</strong> darstellt, kann somit auf einem noch<br />

intensiveren Niveau vollzogen werden.<br />

Ein zukünftiger thematischer Schwerpunkt in<br />

der Forschung des <strong>IFN</strong> liegt in der Anwendung<br />

molekulargenetischer Methoden in der Tierzucht.<br />

Die molekulare Gendiagnostik ist der zurzeit<br />

innovativste Bereich der modernen Tierzucht.<br />

Die Weiterentwicklung dieser Methoden ist ein<br />

wichtiger Baustein, um den zukünftigen Herausforderungen<br />

an die Nutztierhaltung gerecht werden<br />

zu können sowie das Institut in der internationalen<br />

Forschung zu positionieren. In einem<br />

zukunftsweisenden Forschungsprojekt wurden<br />

u. a. molekulargenetische Methoden für die<br />

Fleischrinderzucht in Brandenburg etabliert.<br />

Zudem werden Themenfelder wie das Tierwohl<br />

und die Minimierung des Antibiotikaeinsatzes<br />

weiterhin eine Schlüsselrolle in der Forschung<br />

und auch Dienstleistung des Institutes spielen<br />

sowie Analysen, die sich innovativ mit der Entwicklung<br />

neuer Technologien in der Reproduktion<br />

der landwirtschaftlichen Nutztiere befassen.<br />

Die Teilnehmerzahlen im Bereich Aus- und Fortbildung<br />

am <strong>IFN</strong> steigern sich von Jahr zu Jahr<br />

stetig. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen<br />

wird ab dem Jahre 2020 ein sich momentan<br />

im Bau beindendes Gästehaus für die Unterbringung<br />

von Teilnehmern an Aus- und Fortbildungsveranstaltungen<br />

des <strong>IFN</strong> zur Verfügung stehen.<br />

Dieses ermöglicht eine Unterbringung der Gäste<br />

in unmittelbarer Nähe des Instituts, was den<br />

Aufenthalt von Teilnehmern deutlich vereinfacht.<br />

In Bezug auf die digitale Transformation sollen<br />

die Bereiche digitales Vertragsmanagement,<br />

digitales Recruiting, eine digitale Personalakte<br />

sowie ein Desktop-Service für den Mitarbeiter-<br />

Support weiterentwickelt werden. Zudem sollen<br />

die eLearning Plattform mit umfangreichen Audiound<br />

Videoaufzeichnungen ausgebaut und weitere<br />

Softwaresysteme sowie Schnittstellenbereitstellung<br />

für automatisierte Datentransfers und Synchronisation<br />

vorgenommen werden.<br />

Beim Rind hat die Durchführung des Embryotransfers<br />

im Rahmen von Zuchtprogrammen<br />

sowie individuell auf den Betrieben in den letzten<br />

Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Diese<br />

Biotechnologie bietet die Möglichkeit auch das<br />

genetische Potenzial weiblicher Spendertiere<br />

optimal zu nutzen. Das <strong>IFN</strong> ist eine staatlich<br />

anerkannte Ausbildungsstätte für Embryotransfertechniker<br />

und bietet zudem Embryotransferschulungen<br />

für Tierärzte an, welche auf eine hohe<br />

Nachfrage auch aus dem Ausland stoßen. In den<br />

Kursen werden theoretische Grundlagen und<br />

ausführliche praktische Fertigkeiten vermittelt<br />

und Erfahrungen aus der täglichen Arbeit weitergeben.<br />

Das Institut verfügt zudem über einen Embryotransferservice,<br />

der von Landwirten als Dienstleistung<br />

zunehmend in Anspruch genommen<br />

wird. Die Embryotransferstation des <strong>IFN</strong> verfügt<br />

über eine EU-Zulassung, die das mobile Laborfahrzeug<br />

einschließt. Die Forschungsprojekte<br />

des Instituts zum Embryotransfer sind vor allem<br />

auf praxisrelevante Fragestellungen ausgerichtet.<br />

In Zukunft soll dieser innovative Bereich noch<br />

weiter ausgebaut werden.<br />

Das <strong>IFN</strong> wird in Zukunft seine Position als Ausund<br />

Fortbildungseinheit, als anerkanntes spermatologisches<br />

Referenzlabor sowie als Forschungsinstitut<br />

weiter sichern und seinen<br />

Wirkungskreis weiter vorantreiben. Fachliche<br />

Netzwerke zu Universitäten und Instituten werden<br />

dazu weiter ausgebaut. Die internationale<br />

Zusammenarbeit und Forschungstätigkeit wird<br />

intensiviert sowie die Ausbildung von wissenschaftlichem<br />

Nachwuchs auch aus dem Ausland<br />

weiter gestärkt.<br />

70<br />

71


Impressum<br />

Herausgegeben vom Institut für Fortplanzung landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere e.V.<br />

Bernauer Allee 10 | 16321 Bernau OT Schönow<br />

Telefon 03338 3414 400 | info@ifn-schoenow.de<br />

www.ifn-schoenow.de<br />

Redaktion<br />

Dr. Markus Jung, PD Dr. Martin Schulze, Birgit Hünke<br />

Texte<br />

Zum Team gehörten (in alphabetischer Reihenfolge):<br />

Dr. Fritz Beyer, Dr. Svenja Beyer, Dona Blankenstein, Dr. Ralf Bortfeldt,<br />

Hannah Dierberger, Alicia Enzig-Strohm, Dr. Christian Fidelak,<br />

Erik Friemel, Luisa Gruner, Tim Hafemeister, Dr. Hakan Gürler,<br />

Sophie Henneberg, Dr. Britta Hensel, Dr. Claudia Herrmann,<br />

Philipp Lefevre, Dr. Ulrike Jakop, Madeleine Jung, Dr. Markus Jung,<br />

Dr. Toschi Kaufmann, Dr. Kirsten Mense, Dr. Elisa Nitsche-Melkus,<br />

Dr. Anja Peters, Lutz Rothe, PD Dr. Martin Schulze, Marie Wiebke;<br />

Dr. Sarah Widera, Dr. Jennifer zur Brügge<br />

Mit Förderung durch das Land Brandenburg<br />

Forschungsprojekte auf den Seiten 12–13, 14 –15 und 47<br />

Gestaltung<br />

Dr. Anja Peters & Isabel Gewecke Graikdesign<br />

Fotos und Illustrationen<br />

Dr. Anja Peters<br />

Illustration und Foto Seite 31: Oculyze GmbH I<br />

Illustration Seite 5: iStock-Illustration ID 875355552<br />

Illustration Seite 15: iStock-Illustration ID 468745632<br />

Illustration Seite 22: iStock-Illustration ID 361445308<br />

Illustration Seite 44: iStock-Illustration ID 495088094<br />

Illustration Seite 44, 45 und 47: iStock-Illustration ID 219137205<br />

Illustration Seite 45: iStock-Illustration ID 274474419<br />

Illustration Seite 47: iStock-Illustration ID 333643487<br />

Druck<br />

Druckzuck GmbH<br />

Reichenberger Straße 124 | 10999 Berlin


<strong>IFN</strong> Schönow e.V.<br />

Bernauer Allee 10<br />

16321 Bernau OT Schönow<br />

Tel: (03338) 3414 400<br />

E-Mail: info@ifn-schoenow.de<br />

www.ifn-schoenow.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!