2022_09_impuls
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die vertriebene Schlossherrin ist wohlauf<br />
Eva Lunger blickt ohne Groll auf ihre Zeit als Landecker Kultur- und Museumschefin zurück<br />
Bleiben oder gehen? Unter diesem<br />
Titel wurde einst das Archiv<br />
als Herzstück des Museums in<br />
Landeck eingerichtet. Es entstand<br />
ein Raum mit vielen<br />
Schubladen und jeder Menge<br />
Platz für Erzählungen von<br />
Schicksalen. Ein Kernsatz war<br />
damals „Fern der Heimat<br />
fremd“, der die einstige Armut<br />
des heute blühenden Bezirkes<br />
Landeck treffend beschreibt. Federführend<br />
für diese Aufarbeitung<br />
der Geschichte war Eva<br />
Lunger. Als Obfrau des Museumsvereines<br />
und als Kulturreferentin<br />
der Stadt hat sie Unglaubliches<br />
geleistet. Statt Lob und<br />
Ehre zu ernten, musste sie nach<br />
einer politischen Intrige ihre<br />
Posten räumen. Heute kann sie<br />
darüber schmunzeln. „Es blüht<br />
hinter uns her“, sagt die 69-Jährige,<br />
die jetzt im stillen Kämmerchen<br />
Lebensgeschichten starker<br />
Frauen niederschreibt.<br />
In der Gegenwart die Vergangenheit<br />
für die Zukunft erhalten und<br />
gestalten. Das beschreibt in einem<br />
Satz das Lebenswerk von Eva Lunger.<br />
Burgen, Künstler, Bilder, Literatur,<br />
Musik und die zeitgemäße<br />
Präsentation der Geschichte prägten<br />
jahrelang das Leben der im<br />
Oberland tief verwurzelten, in<br />
Roppen aufgewachsenen Klosterschülerin.<br />
Eva verstand sich als<br />
Mittlerin, Drehscheibe, Botschafterin<br />
und Netzwerkerin für Kunst<br />
und Kultur. Ohne ihre Person in<br />
den Mittelpunkt zu stellen, war sie<br />
ein Motor, der mit dem Treibstoff<br />
Herzblut das Kulturleben vorantrieb<br />
und ganze Heerscharen<br />
Kunstsinniger wie eine gute Hirtin<br />
zusammentrieb. Dabei war das altehrwürdige<br />
Schloss Landeck ihre<br />
Alm, auf deren Wiesen die Vielfalt<br />
der bunten Schöpfung prächtig<br />
gedeihen konnte.<br />
Schmerz, Liebe, Trauer<br />
Dass der plötzliche Abgang als<br />
First Lady der städtischen Kultur<br />
ein schmerzhafter war, will Eva<br />
Lunger nicht verhehlen. Doch die<br />
Stehauffrau hat in ihrem Leben<br />
schon mehrmals Kummer überwunden.<br />
Nach der Trauer um ihren<br />
früh verstorbenen Mann, den<br />
Mittelschulprofessor Walter Lunger,<br />
der ihr die drei wunderbaren<br />
Töchter Alrun, Sigrun und Heidrun<br />
schenkte, fand sie mit dem<br />
EDV-Unternehmer Hannes Valentini<br />
und ihrem Sohn Benjamin<br />
noch einmal familiäres Glück.<br />
Nach der Trennung von ihrem<br />
zweiten Mann war sie „jahrelang<br />
mit der Kultur verheiratet“, wie sie<br />
milde lächelnd anmerkt, um im<br />
Alter nach viel Trauer und<br />
Schmerz noch einmal einen neuen<br />
Eine starke Frau, die das Leben meistert:<br />
Eva Lunger empfiehlt die Liebe<br />
als Bewältigung für Trauer und<br />
Schmerz.<br />
Foto: Eiter<br />
Partner zu finden. Seit gut zehn<br />
Jahren ist Eva mit dem pensionierten<br />
Volksschuldirektor, Komponisten<br />
und Chorleiter Peter Unterhuber<br />
liiert, mit dem sie die Liebe<br />
im Alter genießt. Mit ihm hat sie<br />
vor ein paar Jahren ein neues Haus<br />
gebaut, genießt die Zeit mit der<br />
Patchwork-Familie und den Enkeln,<br />
gestaltet den Garten und versinkt<br />
in den Büchern der hauseigenen<br />
Bibliothek.<br />
Die Kunst des Zufalls<br />
Heute weiß Eva Lunger, die jahrelang<br />
gearbeitet und gemanagt hat,<br />
dass das Leben eher zufällig als geplant<br />
passiert. „Zur Kultur kam<br />
ich, als ich als ehrenamtliche Helferin<br />
beim Roten Kreuz für Katastrophenübungen<br />
Schminkerin<br />
war. Daraus wurde eine Maskenbildnerin<br />
für einen Film und eine<br />
tiefe Verbindung zur Kunst“, erzählt<br />
die Absolventin der Schwesternhauptschule<br />
in Zams und der<br />
Handelsschule in Imst, die vor ihrer<br />
Kulturlaufbahn als Buchhalterin<br />
in einer Textilspinnerei und im<br />
Sekretariat der Bundesbahndirektion<br />
in Innsbruck gearbeitet hat.<br />
Mit der Vergänglichkeit hat die<br />
rundum zufriedene Pensionistin<br />
längst kein Problem mehr. „Materielle<br />
Güter und Menschen kommen<br />
und gehen. Was bleibt, sind<br />
Geschichten. Und die will ich jetzt<br />
niederschreiben“, sagt Eva Lunger,<br />
die derzeit die Sagensammlung ihres<br />
ersten Mannes aufarbeitet und<br />
das Leben ihrer geliebten Schwiegermutter<br />
Ines in Buchform verewigen<br />
will. Ganz nebenbei ist sie<br />
ehrenamtlich beim Weltladen und<br />
beim Verein AU-KULTUR tätig.<br />
Und außer „ein bisschen hinter<br />
sich selbst her blühen“ will die attraktive<br />
Fast-Siebzigerin einer<br />
Leitidee der Pfadfinder folgend<br />
nur noch eines: „Die Welt ein wenig<br />
besser verlassen, als ich sie angetroffen<br />
habe!“<br />
(me)<br />
Wir vermitteln Privatimmobilien, Grundstücke, Wohnungen<br />
sowie hochwertige Luxus Chalets in Tirols beliebtesten<br />
Tourismusregionen<br />
Treten Sie mit uns in Kontakt, wir beraten Sie gerne<br />
Immobilientreuhänder Venier Klaus<br />
Venier Immobilien GmbH<br />
M. kv@tirolrealestate.com<br />
T. +43 664 1635187<br />
17. Mai <strong>2022</strong> 3