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Historische Semantik – Seminar (PD Dr. Irene Erfen)

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<strong>Historische</strong> <strong>Semantik</strong> <strong>–</strong> <strong>Seminar</strong><br />

(<strong>PD</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Irene</strong> <strong>Erfen</strong>)<br />

Modelle zur historischen <strong>Semantik</strong>:<br />

- Verwandschaftsbezeichnungen (siehe Gerd Fritz: <strong>Historische</strong> <strong>Semantik</strong>)<br />

o Europ. Kulturgeschichte<br />

o Vergleiche zwischen Sprachen einer Sprachfamilie<br />

o Frage nach der Kernfamilie (Mutter, Vater, Geschwister)<br />

� Kernfamilien nicht immer vorhanden…<br />

� Mütterlicherseits � matrilinear<br />

� Väterlicherseits � patrilinear<br />

o Dadurch auch Verfestigung von Begriffen ermöglicht<br />

o Konsequenzen<br />

� Sprachliche Systeme beruhen auf Erinnerung (memoriale System)<br />

� Frage der Verwandschaftsbezeichnungen<br />

o Matrilinearität in europäischer Kulturgeschichte<br />

� Sagen, Legenden, Mythen<br />

� Bsp. Frau Holle<br />

� Struktur: zwei Damen, Aufgaben erfüllt bzw. nicht erfüllt, Ergebnis:<br />

Lob bzw. Bestrafung<br />

� Frau Holle von germanischer Göttin abgeleitet (Frau Hulda = Freya)<br />

� mysthische Struktur: Fruchtbarkeitskult- Erklärung der Entstehung<br />

der Jahreszeiten<br />

o Sage der Persephone und Demeter (Demeter wird v Hades<br />

entführt), Persephone traurig, Vertrag mit Göttern, damit die<br />

Ernte nicht ausbleibt<br />

� Goldmarie tut das, was guter Mensch tut (Ernte)<br />

o Jacob Grimm <strong>–</strong> Analyse der Mythen der Deutschen (später dann Abschwächung des<br />

Mythos zum Märchen)<br />

o Mythos hält kulturhistorische Informationen bereit, um Menschen in Zukunft zu<br />

erklären,<br />

o Mythen immer nur in veränderter Form<br />

� Ereignis, welches in den späteren Generationen nicht mehr passt, deswegen<br />

Anpassung an gegebene Umstände<br />

o Judentum matrilinear, allerdings im Nachhinein


o ATTISCHE TRAGÖDIE Siehe Mythos der Iphigenie<br />

(http://de.wikipedia.org/wiki/Iphigenie) (Opferung, allerdings wird die Mutter<br />

benachrichtigt, falscher Vorwand, Klytämnestra als scheinbarer Ausdruck der<br />

Matrilinearität der griech. Gesellschaft<br />

o Nach Ende des Trojanischen Krieges: Kassandra als Kriegsbeute der Griechen<br />

(Agamemmnon) <strong>–</strong> Klytämnestra ersticht später Agammemnon (Rache für die<br />

Opferung der Tochter) <strong>–</strong> später dann Orestie (Wandel von matrilinearer Gesellschaft<br />

zur patrilinearen) � Prozess: Vater:ungewiss; Mutter am wichtigsten<br />

Urteil der Athene: übergibt letzten Stimmstein an Männer Athens und Entscheidung,<br />

dass nur Verwandtschaft zwischen Vater u Sohn besteht<br />

- Parzival: Verwandschaft neu definiert (Feirefies und Parzival) -� vollkommene<br />

Verwandschaft = Dem Vater so nahe wie möglich kommen<br />

- Frau ist Möglichkeitsform, Mann ist Wirklichkeitsform<br />

- MA <strong>–</strong> genaue Verwandschaftsbezeichnungen <strong>–</strong> „…son“ (Vermeidung von Inzest und Regelung<br />

des Erbes…)<br />

- Ende des Parzival: Feirefies zu Parzival „wenn man deine Muhme haben will, dann nur im<br />

Kampf“<br />

o Muhme = Mutterschwester = Schwester der Mutter = Tante<br />

o Amfortas zu Parzival = „mein Schwestersohn“ = Sohn der Schwester<br />

o Auffällig: Parzival duzt den Onkel, Amfortas aber siezt den Neffen<br />

o Verwandtschaft nicht gleich dem sozialen Status<br />

o Verwandtschaftsbeziehungen ausgesprochen, Status wird durch Siezen/Duzen<br />

erreicht<br />

o Oheim <strong>–</strong>lat. Avunculus (später engl. „uncle“<br />

� Genau spezifiziert <strong>–</strong> warum?<br />

� Erbrechtliche Gründe (wer erbt wieviel???)<br />

o Johannes Andreae: Verwandschaftsgrade (Tabelle)<br />

� Eintragung von Ehegrenzen (wer darf wen heiraten?)<br />

� IV. Lateranum (1215) <strong>–</strong> Ehehindernisse bis zum 7. Grad (im Adel kann keiner<br />

heiraten) <strong>–</strong> Ersuchen um Dispens <strong>–</strong> Adel wird erpressbar (Buchtip:<br />

Georges Duby: Ritter, Frau und Priester - Die Ehe im feudalen Frankreich)<br />

� Ehegrenzen =<br />

� Konzil 1215 <strong>–</strong> keine neuen Orden gegründet<br />

� Riesige Beteiligung (Papst Innozenz), gesamte hohe Geistlichkeit anwesend<br />

� Herabsenkung der Ehehindernisse auf den vierten Grad, Heraufsetzung des<br />

Heiratsalters auf 12<br />

� Geistige Verwandschaft <strong>–</strong> man darf keine Paten heiraten (auch keine<br />

Schwager � siehe Heinrich VIII., Hamlet, Salome bzw. Herodes)<br />

� Frage der Ehehindernisse spielt große Rolle in mittelalterl. Gesellschaft<br />

� Tabellen sind für Geistliche (Arbeitserleichterung)<br />

� Oheim <strong>–</strong> gesell. Kontext<br />

� Primogenitur <strong>–</strong> Erstgeborener erbt alles<br />

� Exo-/Endogamie


� Ursprgl. Endogam (Heiraten innerhalb der eigenen Sippe) <strong>–</strong> Pharaonen,<br />

Götter<br />

� Exogam (Heiraten außerhalb der Sippe) <strong>–</strong> Helena, Raub der Sabinerinnen<br />

� Mythisches Kleid -<br />

o Annolied - 1081<br />

o 7./8. Jhd. Aufkommen der partilinearen Gesellschaftsbilder<br />

o Griech. Gesell. Geprägt durch Fruchtbarkeitskulte (Dionysos-Huldigung)<br />

� Wandel von endogamer zu exogamer Gesellschaft<br />

� Frauenraub gescheitert <strong>–</strong> siehe Trojanischer Krieg, etc., zu große Schwierigkeiten<br />

25.10.2010<br />

� Neues Modell � erweiterte Endogamie (Kreuzcousine heiraten?)<br />

o Immer vorhanden gewesen <strong>–</strong> vor allem bei Heirat im Adel<br />

o Frauentausch (Frauen unter den Sippen/Stämmen getauscht,…) <strong>–</strong> Mythen/Märchen<br />

von Rumpelstilzchen (Stellvertreter-Funktion)<br />

o Ziel: Stammeserhaltung, Nachkommen<br />

o Frage nach Nutzen?<br />

o Französische mittelalterl. Gesellschaftsmodell<br />

� Gebende Familie (Mutterfamilie, Familie der Frau) will etwas v. Ertrag der<br />

Ehe bekommen � jüngerer Sohn als „Ertrag“ (Primogenitur <strong>–</strong> der<br />

Erstgeborene erbt![siehe Parzival]) <strong>–</strong> geht an „avunculus“<br />

� Militärische Ausbildung<br />

� Karriere � reich an Erbin verheiraten (auch Erbtöchter in Frankreich<br />

vorhanden, wenn kein Sohn, dann erbt die älteste Tochter<br />

� Bsp.:Eleonore von Aquitanien (12.Jhd.)) <strong>–</strong> auxilium et consilium<br />

(milit. Hilfe und Rat) <strong>–</strong> Heiratet Heinrich II. <strong>–</strong> Sohn = Richard<br />

Löwenherz<br />

� Literarisierte Verarbeitung des Themas:<br />

o Parzival<br />

� Klärung von Verwandschaftsbeziehungen und<br />

Anrecht der Teile auf Nachkommen<br />

� Artus kinderlos<br />

� Deswegen Schwestersohn an seinen Hof geholt<br />

(Gawan)<br />

� Parzival <strong>–</strong> einerseits Erbe des Vaters, andererseits<br />

auch Erbe seiner Mutter (hat selbst duch<br />

Primogenitur geerbt)<br />

� Gleichzeitig Anerbe von Anfortas (Gralsritteramt)<br />

� Weltliche Verpflichtungen, sich um ererbten Besitz<br />

zu kümmern<br />

� Mütterliche Familie stellt auch Anforderungen<br />

(Amfortas zeugungsunfähig), Besitz zu verwalten<br />

� Problem des Besitzes <strong>–</strong> Konflikt


� familia und kuria<br />

� Im Parzival <strong>–</strong> P. bekommt Zwillinge, Aufteilung der<br />

Verpflichtungen unter den Zwillingen<br />

o Iwein (Hartmann v. Aue)<br />

� Gräfinnen vom schwarzen Dorn<br />

� Gerichtskampf<br />

� Avunculus kann für Karrieren sorgen (Tristan <strong>–</strong> König Marke als<br />

Mutterbruder/Avunculus)<br />

� Hof gegenüber Tristan feindlich, da Tristan erben soll<br />

� Modell <strong>–</strong> ein Erbe und ein Ersatzmann nötig (Sohn = zweiter Leib des<br />

Königs)<br />

� Frühe Neuzeit <strong>–</strong> Einwirken auf jüngere Söhne im negativen Sinne<br />

(franz. Hof)<br />

� Avunculus setzt sich durch, da der patruus sich nicht durchsetzt<br />

(keine weitere Entwicklung des Begriffes)<br />

� Wesentlich mehr Begriffe für Verwandtschaft im MA als heute<br />

o magen (Verwandte) <strong>–</strong> Schwert- und Spindelmagen<br />

(Vaterseite/Mutterseite); Begriff geht verloren, taucht im 19.<br />

Jhd. noch einmal auf (MA-Romantik)<br />

o künne <strong>–</strong> häufig im Hoch-MA (Walther, Wolfram)<br />

o vriundschaft (hfg. auch Verwandtschaft), heute z.T. noch<br />

vorhanden (Bayern)<br />

o sippe <strong>–</strong> siehe Parzival: Gralssippe <strong>–</strong> meint engere<br />

Verwandtschaft<br />

o Familia <strong>–</strong> ingesinde (organisat. Begriff)<br />

� Magd und Knecht gehören dazu, nicht nur<br />

Blutsverwandte, häufig identisch mit kuria (Hof)<br />

� Heutiger Familienbegriff:<br />

� eher Tendenz zur Blutsverwandtschaft<br />

(Kernfamilie)<br />

� Antiker Familienbegriff: familia = System aus vielen<br />

konzentrischen Kreisen um pater [Vater]<br />

� in römischer Zeit ein Mann (patrilinear) mit<br />

Gruppe in Abhängigkeits- oder<br />

Eigentumsverhältnis zu ihm<br />

� Vater besitzt Frau, Kinder, Sklaven (auch<br />

freigelassene) <strong>–</strong> Klientel (freiwilliger<br />

Anschluss gegen Dienstleistungen und<br />

finanzielle Leistungen), Recht auf Leben und<br />

Tod liegt bei Pater


� Abkehr/Auflösung erst nach Absolutismus<br />

� Später auch bei Walther v. der Vogelweide<br />

vorfindbar<br />

o Kuria <strong>–</strong> Hof<br />

� System auf Vertragsebene<br />

� Weitere Verwandschaftsbeziehungen/bezeichnungen<br />

� (Plural)anrede<br />

� BASE<br />

o Herkunft ungeklärt (kindliches Lallwort „ba“?)<br />

o Schwester des Vaters <strong>–</strong> Vaterschwester<br />

o Zunächst „Kusine“, ab 15.Jhd. „Tante“<br />

o Allmählich für alle „entfernten weiblichen Verwandten“<br />

verwendet, erst im 18.Jhd. eingeengt auf heutige Bedeutung<br />

o Gegenstück: Wase <strong>–</strong> Mutterschwester<br />

o Nur im Deutschen belegt (Kluge)<br />

� Indogermanische Sprache kein Grund für<br />

Benennung/Differenzierung der weibl. Verwandten<br />

o Beleg für Klassifikationsversuch bei weiblichen Verwandten<br />

(nicht so genau wie bei männlichen Verwandten)<br />

o Klatschbase, Muhme,…<br />

� Gehört zu Verwandschaftsbeziehungen/-bezeichnungen<br />

� Nähe/Ferne, Hierarchie, Verwandschaft<br />

� Viele kulturelle Unterscheidungsmodelle möglich<br />

o Heutige Anrede: Du (Singularanrede), Sie (Pluralanrede)<br />

� Gibt es eine dominante Form?<br />

� Kontextabhängig (Uni, Chat,…)<br />

� Du hat größere Bedeutung heute<br />

o Bis heute viele Veränderungen der Anredeformen<br />

� Nahezu in jedem Jhd. Änderungen in kurzen<br />

Zeitabschnitten<br />

� Auch Diskreditierung durch Anrede möglich<br />

o Wichtig für Analyse der Literatur<br />

� Wie wird Anrede benutzt, wie ist sie gemeint? (Bsp.<br />

Woyzeck)<br />

� Jacob Grimm <strong>–</strong> Ausbildung durch Base ermöglicht (Stipendium)<br />

o Alle in Klasse gesiezt, er mit „er“ angesprochen<br />

� Anrede für Knechte, arme Soldaten (Büchner!),…<br />

� Empfindlichkeit bzgl. Anrede vorhanden, auch in Texten<br />

o Innerhalb mittelalterl. U. früher Neuzeit Anrede sehr<br />

bedeutend


� Annolied<br />

� Parzival<br />

� Cäsar <strong>–</strong> „eine neue Sitte begannen sie nun, sie begannen, den Herren<br />

im Plural anzureden“ <strong>–</strong> „Ihr“ *Zeile 465-467]<br />

o Pluralis majestatis<br />

� Orientierung an Majestäts-Plural mit Abstammung von Römern als<br />

Begründung<br />

� Feirefies (Halbbruder Parzivals) <strong>–</strong> s/w-gefleckt<br />

� Anrede, Parzival besonders, soll ihn nicht im Plural anreden<br />

o Gemeinsamer Vater<br />

o Vater wollte auch geduzt werden<br />

� Parzival lehnt ab, redet Halbbruder weiter mit „Ihr“ an<br />

o Feirefies große Macht<br />

o Auch älter als Parzival<br />

o Parzival jung und arm <strong>–</strong> daher kann er ihn nicht duzen, wäre<br />

konventionslos<br />

o Unanständig<br />

� Als Parzival Gralskönig wird, duzt er Feirefies und Amfortas<br />

� Wer darf nicht geduzt werden?<br />

� Ältere<br />

� Mächtigere<br />

� Selbst bei Verwandtschaft nicht unbedingt geduzt<br />

o Bis ins 19.Jhd <strong>–</strong> Eltern müssen gesiezt werden, nur dann funktioniert Erziehung<br />

o<br />

o Du/Sie als Machtform<br />

o Für Kanzleien Bücher mit korrekten Anredeformen<br />

o Humanisten <strong>–</strong> Gelehrte/Dichter gleichberechtigt mit Adel und deswegen auch<br />

Anrede der Fürsten im Singular möglich<br />

o Papst schreibt Essays über Anrede an Fürsten und duzt sie<br />

� Erst im Nachhinein entstanden<br />

o Nächste Sitzung: Beschreibungsformen/Anrede Herr, Frau, Dame, Fräulein,<br />

Rezeption der Titulatur<br />

� Anrede Frau/Mann<br />

o Frau/Fräulein/Jungfrau/Magd:<br />

� Ahd. „fro“ = Herr; „frouwe“ (mhd.) = die, die zum Herren gehört (Herrin)<br />

� „fro“ später verschwunden (aber in „Fronleichnam“ noch vorhanden)<br />

� Eine der Ableitungen von „fro“<br />

o Wîp � anfangs neutrale geschlechtl. Bezeichnung f. Frauen, dann pejorative<br />

Entwicklung, beginnend ab


o Herr:<br />

� Ahd.: 1) fro<br />

o 2) druhtîn<br />

o 3)hêrro<br />

� Altnoridsch:<br />

� Freyr (Appelativum)<br />

� Deus et dominus (Gott und Herr)<br />

� Ahd.: got joh druhtîn<br />

� Wandlung neutrum zu maskulinum<br />

� Stammt aus anderem kulturellen Kontext<br />

� Später Kaiser: divus/diva<br />

� Methodische Vorgänge der <strong>Semantik</strong> (siehe Gerd Fritz:<br />

<strong>Historische</strong> <strong>Semantik</strong>)<br />

o Veränderungsprozesse?<br />

� Bedeutungserweiterungen/verengung<br />

� Bedeutungsverbesserung/-verschlechterung (mejorativer/pejorativer<br />

Bedeutungswandel)<br />

1.11.2010<br />

� Pejorativ eher als mejorativ vorhanden<br />

� Wortverlust <strong>–</strong> Ersetzen durch anderes Wort<br />

� Neuakzentuierung einer Wortbedeutung<br />

� Behalten von Worten, wenn kultureller „Grund“ fehlt (Farbe bekennen �<br />

Turnierkampf)<br />

� Nausea (lat. Seekrankheit) <strong>–</strong> noise (engl. Lärm)<br />

� Entstanden durch lat. Floskel � ad nauseam!<br />

� Wort modern oder forciert? <strong>–</strong> französische Worte in Gottfrieds „Tristan“<br />

� Französische Kultur galt als überlegen<br />

8.11.2010<br />

� Buchdruckzeit <strong>–</strong> Luthersprache <strong>–</strong> Inkunabel - Frühdruckzeit<br />

o Zeit von Abschluss und Neubeginn<br />

o Um 500 � wichtigste morphologische Prozesse abgeschlossen, keine weitere<br />

Entwicklung mehr<br />

o Sprachmerkmale im kollektiven Gedächtnis gefestigt<br />

15.Jhd.:<br />

� mediale Veränderungen � neue Vervielfältigungstechniken<br />

� Buchdruck, Inkunabeldruck (Frühdruck), Holzschnitt, Kupferstich �<br />

graphische Inkunalbeln � 15. Jhd. � Bilderflut<br />

� Möglichkeit, bestimmte Themen zu kommunizieren (auch Themengrupen)<br />

� Darstellung berühmter Bilder<br />

� Wichtiges kommunikatives Medium der Zeit, später auch politische<br />

Bedeutung


� Auch nach Erfindung des Buchdruckes noch Abschriften vorhanden,<br />

allerdings mit regionaler Bindung (Dialekt) � nur kleiner Kreis<br />

� Serielle Vervielfältigung große Bedeutung (vorher lediglich Abschriften<br />

vorhanden, Bsp. Universitätsabschriften [Paris])<br />

� 1520: 50% handschriftl., 50% <strong>Dr</strong>uck<br />

� Vatikan produziert in dieser Zeit die schönsten und bedeutendsten<br />

Handschriften<br />

� Lat. Texte vs. deutsche Texte (1520): 90% vs. 10% als Bücher gedruckt<br />

� Verständnis bei mittelalterlicher Literatur nicht immer notwendig, nicht<br />

Lesen, eher Vorlesen (Vorlesen als meditativer, performativer Akt, nicht zum<br />

Verständnis gedacht..) (Vgl. Wagner und franz. Oper)<br />

� 15./16. Jhd.: Umbruchphase vorhanden<br />

� Vorformen Buchdruck<br />

� Gutenberg<br />

� Blockbuch<br />

� Inkunabel<br />

� Aus Holz geschnitzt<br />

� Für bebilderte Darstellungen (bsp. Johannes-Offenbarung)<br />

� Armenbibel (biblia paupum)<br />

� Bild spielt größere Rolle, trotzdem Anspruch auf Lesekenntnis bei<br />

Nichtgeistlichen � übertragene Bedeutung<br />

� Pro Holzblock 200 Exemplare möglich<br />

� Schedel: Liber chronicarum <strong>–</strong> erste Erwähnung des „großen <strong>Dr</strong>uckes“<br />

� Entwicklung Buchdruck siehe VL SoSe2010<br />

� Gutenberg <strong>–</strong> 1450<br />

� Wiegendruck (Buchdruck liegt in den Windeln)<br />

� Mit beweglichen Lettern, vor 1.1.1401 entstanden<br />

� Kunst der <strong>Dr</strong>uckerei <strong>–</strong> Mainz<br />

� Ästhetisches Ideal: Handschrift<br />

o <strong>Dr</strong>ucken wie geschrieben, nicht umgekehrt<br />

� Gutenberg: <strong>Dr</strong>uck = Kunst und Aventiure (Risiko)<br />

� Profitgier<br />

� Geschäftsmann<br />

� Krimineller<br />

� Entwicklung Handgießgerät <strong>–</strong> später für Buchdruck verwendet<br />

(bewegliche Lettern) <strong>–</strong> fehlendes Patentrecht <strong>–</strong> Arkangesellschaft<br />

(Geheimgesellschaft bei Zusammenarbeit)<br />

� Teurer Beschreibstoff <strong>–</strong> Papiermühle erst Ende 15. Jhd.<br />

� Erst dann setzt sich Papier durch<br />

� Donatfragment <strong>–</strong> Donat <strong>–</strong> eine der lateinischen Grammatiken


� Martin Luther<br />

� Nur Texte mit überregionalem Absatz gedruckt, <strong>Dr</strong>uckereien von<br />

regionalen Texten oder mit regionaler Sprache gehen pleite<br />

� Gedanke zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache<br />

o <strong>Dr</strong>uckersprache <strong>–</strong> bestimmtes Deutsch, von <strong>Dr</strong>uckern<br />

benutzt, um Export von Büchern innerhalb Dtl. zu<br />

gewährleisten<br />

o Ab da Bemühungen um Einheitssprache Deutsch (Syntax,<br />

Laute, Bedeutung) <strong>–</strong> siehe Luther<br />

o Luthers Gedanken und Taten durch Buchdruck vorbereitet<br />

o Klärung Verhältnis Deutsch und Latein<br />

� Soll sich Deutsch dem Latein unterordnen?<br />

� Deutsch als Kunstsprache?<br />

o Auch vor Luther schon Bibelübersetzungen vorhanden (18<br />

Stück)<br />

o Allerdings: erhebliche Nachteile <strong>–</strong> nur mit lateinischem Text<br />

verständlich <strong>–</strong> keine Bibelausgaben für nicht lateinisch<br />

gebildeten Menschen<br />

o Ausgehend v. Italien (Humanismus) � Neubelebung der<br />

philologischen Disziplin<br />

� Neuerfindung/-entdeckung der Textkritik<br />

� Herankommen an Originaltexte, nicht Arbeit mit<br />

Kommentaren zu Texten (vgl. MA)<br />

� Bibel lediglich eine Übersetzung <strong>–</strong> auch in Bezug auf<br />

andere Texte Wunsch nach Arbeit mit Originaltexten<br />

(fehlende Griechischkenntnisse)<br />

� Florenz, 14. Jhd: Kanzler Republik Florenz bestellt<br />

Gelehrten aus Konstantinopel <strong>–</strong> Griechischunterricht<br />

� Voraussetzung für Beschäftigung für andere<br />

Fassungen der ursprünglichen Übersetzung der Bibel<br />

� Beginn einer philologischen Tätigkeit und Neuedition<br />

des Neuen Griechischen Testaments<br />

o 42-Zeilen-Bibeln = unkommentierte Bibeln, wegweisend für<br />

Luthers Arbeit/Leistung, da nur Bibeltext vorhanden ist und<br />

keine Kommentierung des Textes<br />

o Grund für Luther bzgl. historischer <strong>Semantik</strong>:<br />

� Reflexionen, Erklärungen der Übersetzungen +<br />

Begründungen<br />

� Information zu „veralteten“ Begriffen der Zeit<br />

Luthers<br />

� Vielzahl von Informationen durch Zeitgenossen über<br />

Arbeitsweise Luthers<br />

� Beratung mit Kollegen/Mitreformatoren<br />

� Sitzungen zur Verbesserung der Texte


� Informationen in praktischer Hinsicht (Bsp.<br />

Opferrituale � Metzger, Handwerker)<br />

� Wortneuschöpfungen<br />

� Gute Informationen bzgl. historischer <strong>Semantik</strong><br />

� Erste Bibelübersetzungen entstanden <strong>–</strong><br />

Beschäftigung<br />

� Luther = vogelfrei<br />

� Kurfürst v Sachsen = Mäzen Luthers<br />

� Kurfürsten <strong>–</strong> wählen dt. König (küren =<br />

wählen)<br />

� „Kur“ <strong>–</strong> mdh. „kiesen“ <strong>–</strong> „koren“ <strong>–</strong> grammat.<br />

Wechsel (Buchstabenwechsel)<br />

o Fkt.: Verbflexion, Wortbildung<br />

� Unterbringung auf Wartburg<br />

� Übersetzung des Neuen Testaments<br />

(Novembertestament)<br />

� Besonderheit der neuen Bibeln: selten<br />

Gesamtbibeln, eher Teile (kommentiert)<br />

� Erst später Übersetzung des Alten<br />

Testaments durch Luther<br />

� Problem: fehlendes Wörtbuch<br />

� Ständige Überarbeitung der<br />

Bibelübersetzungen bis Erscheinung der<br />

Gesamtausgabe (+ Rechenschaft)<br />

� Gibt Ausschluss über sprachgeschichtliche<br />

Situation<br />

� Erasmus von Rotterdam/Lorenzo Valla <strong>–</strong><br />

Übersetzung ins Griechische<br />

o Erscheint 1516<br />

� Mdl. Kommunikation Luthers<br />

� Tischgespräche<br />

� Studenten bei Luther gewohnt<br />

o Häuslicher Unterricht<br />

� 10-12 Leute im Haus<br />

� Wohnen + Unterricht<br />

� Tischgespräche v Schülern wiedergegeben<br />

(Mischung aus Latein und Deutsch) und<br />

schließlich ins Deutsche übertragen<br />

� Auf Deutsch geschimpft („großer<br />

Fäkalwortschatz“)<br />

� Selbstkritischer Umgang mit seinen Texten<br />

(Verbesserungen und Präzisierungen des<br />

Textes)<br />

� „dem Volk aufs Maul geschaut“ ???


o Orientierung am Stil der<br />

Meißnerischen Kanzlei<br />

o Luther = geschulter Rhetoriker<br />

(Augustinus gelesen)<br />

� Sinn = Verbreitung der reformatorischen<br />

Lehre<br />

� Buch: Martin Luthers Rhetorik des Herzens<br />

� „fiat lux“ <strong>–</strong> „es werde Licht“ <strong>–</strong> vorher: „Licht<br />

werde gemacht“ (wurde nicht verstanden)<br />

� Problem der Benennung der Übersetzung<br />

� Mhd: „niuwe ê“ =Neues Testament (Vertrag)<br />

� Bibel nicht verwendet als Begriff<br />

� Evangelium = „frohe Botschaft“<br />

� Luther: Evangelium als Titel (hat<br />

griechischen Text vor sich)<br />

� Lehre und Gesetz = A.T., Neues Testament =<br />

gute<br />

Botschaft/Zeitung/Nachricht/Verkündung<br />

� Neue Begrifflichkeit bzgl. „froh“ und<br />

„fröhlich“ (Bedeutung)<br />

o Verbunden mit Gesang und Tanz<br />

o Ekstatische Freude<br />

o Siehe A.T.<br />

� Sinngemäße Übersetzung � siehe Cicero!!!<br />

� Horaz � Ars poetica (Grundlage d. europ.<br />

Literaturproduktion!)+Pisonenepistel<br />

o 2 Wege der Literaturproduktion<br />

� Ingenium (Erfinden)<br />

(muss wahrscheinlich sein!)<br />

� Inventio (Auffinden)<br />

Vorhandenes benutzen <strong>–</strong><br />

� Fidus interpres (Luther)<br />

o Troj. Krieg nicht ab ovo (vom<br />

Ei/Urschleim) erzählen<br />

� Plädoyer für freie<br />

Übertragung!<br />

� Auch von Luther übernommen<br />

o Traditionsbildung<br />

� „Sendbrief vom T*D+olmetschen“<br />

� Im Verlauf der Übersetzungen Abwenden<br />

vom Nominalstil<br />

o Bsp.: „ex abundantia cordis os<br />

loquitur“ � Luther: „aus der<br />

Überfließung des Herzens redet der


Mund“ � später: „Wes des Herz<br />

voll ist, dem geht der Mund über“<br />

o Hinzufügen von Adjektiven,<br />

Gebrauch von Vollverben (typisch<br />

für Luther!!)<br />

o Formen rhetorischer Mündlichkeit in<br />

Übersetzungen vorhanden +<br />

Begründung<br />

� siehe Gruß des Engels an Maria<br />

� Beitrag der Lutherbibel zur Alphabetisierung<br />

der Bevölkerung (auch Reformation)<br />

� Idiomatische Wendungen<br />

o Buch mit sieben Siegeln<br />

o Herz + Seele<br />

o Auf Sand bauen<br />

o Der Wolf im Schafspelz<br />

o Der große Unbekannte<br />

o Hände in Unschuld waschen<br />

o Dorn im Auge<br />

� Neue Begriffe<br />

o Ehescheidung<br />

o friedfertig<br />

o Feuereifer<br />

o Morgenland<br />

o Herzenslust<br />

o Lockvogel<br />

o Machtwort<br />

o Selbstverleugnung<br />

o Gewissensbisse<br />

o Lückenbüßer<br />

� Alliterationen verwendet<br />

� Reime verwendet (singen/klingen,…)<br />

� „Vrum“ <strong>–</strong> pius <strong>–</strong> fromm/ treu<br />

o Doppelbedeutung, je nachdem ob<br />

Götter oder Menschen gemeint sind<br />

� Luther reduziert „fromm“ auf Glauben<br />

� Bedeutungsverengung<br />

� Wendung des<br />

Mittelhoch/Frühneuhochdeutschen zu<br />

partikelreicher Sprache<br />

o Partikel = „Würzwörter“ (Luther)<br />

� Sola fide � nur durch den Glauben kommt<br />

man zu Gott<br />

� Sola sciptura � nur der geschriebene Sinn<br />

zählt, nicht das, was man in der Welt sieht


� GEBRÜDER GRIMM<br />

� Luther prägt die Mündlichkeit durch<br />

Übersetzung, nicht umgekehrt!!<br />

o Seine Sprache ist Kunstsprache<br />

� Ursprüngliche Bedeutung Begriff. „Germanistik?<br />

o Ursprünglich Bestandteil des Jura-Studiums (Wissenschaft<br />

des mittelalterlichen Rechtes)<br />

� Grimms bei Carl von Savigny studiert � mittelalterliches Recht<br />

� Keine Philologie (Anspruch auf Griechisch und Latein)<br />

� 1785 Jakob geboren (Hessen)<br />

� 1796 <strong>–</strong> Vater stirbt, Mutter mit sechs Kindern alleine, keine<br />

finanzielle Unterstützung<br />

� Bitte Jakobs bei Tante um Unterstützung (Mutter als Witwe nicht<br />

geschäftsfähig)<br />

� Gelegenheit der gymnasialen Bildung für Jakob und Wilhelm<br />

� Jakob Grimm ab elften Lebensjahr „Vaterersatz“ � nicht teamfähig,<br />

überlebt alleseiner Geschwister<br />

� Inniges Verhältnis zwischen Brüdern<br />

� Nur ein Streit zu Lebzeiten (Übersetzungsfragen dänische Balladen)<br />

o Jakob: wenn man liest, soll man die Ausgangssprache kennen<br />

(!)<br />

� Jakob � 1802 Beginn Jura-Studium (einige Kl. übersprungen)<br />

o Fehlende Editionen � Arbeiten mit Originalen<br />

o Denkbar schlechte Textlage<br />

o Keine Wörterbücher bzw. Grammatiken<br />

o Savigny erster, der sich mit Quellen beschäftigt<br />

� Wyss: Zeit der Grimms = „Zeit der wilden Philologie“<br />

� immaterieller Wert der Handschriften sehr gering (Bauern haben<br />

Feldwege mit Seiten aus Handschriften trocken gelegt, noch bis in<br />

1920er Jahre!)<br />

� Jakob � sichere Verhältnisse, Zeit für seine Arbeit (Zeit vor Geld!)<br />

� Napoleonische Besetzung Hessens � Jakob als Privatbibliothekar<br />

des französischen Kg. Gerome � Jakob als Kollaborateur?<br />

� Wiener Kongress � Jakob gegen die poltischen Salons � ging in<br />

Bibliothek<br />

� Jakob lehnt Mitarbeit in Zensurkommission ab, verlässt sie<br />

(Literatur: Houben: Zensur in Deutschland)<br />

� Nach Verlassen der Zensurkommission arbeitslos<br />

� Wilhelm Bibliothekar in Kassel (Hofbibliothek) � Jakob wird auch<br />

Bibliothekar


� Kasseler Zeit � wichtigstes Werk: Deutsche Mythologie, erste Bände<br />

der Deutschen Grammatik (I./II. Lautverschiebung),<br />

Märchensammlung<br />

� Stelle Oberbibliothekar wird frei<br />

� Jakob will Oberbibliothekar werden � scheitert � Jakob kündigt<br />

� Abmachung � wenn einer kündigt, muss der andere auch kündigen<br />

� Angebot � Universität Göttingen<br />

� „work in progress“ � siehe Märchen � ständige Überarbeitung<br />

� Kinder-und Hausmärchen<br />

� Ursprünge in früher Studienzeit � nicht die ersten Sammler<br />

� Eigentliches Ziel:<br />

o Zurück zum Ursprünglichen bei Märchen<br />

o Vieles was ursprünglich scheint, kommt eigentlich aus dem<br />

Französischen (Adlige mit franz. Erziehern )<br />

o Achim von Arnim/Brentano: Des Knaben Wunderhorn<br />

o Beiträger u.a. Annette von <strong>Dr</strong>oste-Hülshoff<br />

o Märchenton, aber erste Märchen mit wissenschaftlichem<br />

Kommentar von Jacob<br />

� Göttingen Universität <strong>–</strong> Situation an Unis<br />

� Höhere Schicht Zugang zu Studium<br />

� Prinz Ernst August I. � Nichtanerkennung der Verfassung �<br />

absolute Monarchien, Staatsbedienstete = königliche Bedienstete,<br />

von Eiden entbunden, Eide sollen auf Kg. Geschworen werden<br />

o GÖTTINGER SIEBEN (Staatsrechtler, Physiker,<br />

Literaturhistoriker, Jacob und Wilhelm GRIMM)<br />

o Kritik an Vorgehen Ernst Augusts � Rechtsunsicherheit<br />

o Professoren wollen nicht unterschreiben, nur sieben<br />

Unterschriften<br />

o Reaktion:<br />

� 2 Tage später Entlassung aller, 3 von ihnen (u.a.<br />

Jacob Grimm) müssen innerhalb einer Woche das<br />

Kgr. Hannover verlassen � Hochverrat<br />

� Protest durch Göttinger Studenten<br />

o Jacob und Wilhelm � arbeitslos � Umzug nach Kassel<br />

o Bildung von Subskriptionsvereinen (schicken Geld an<br />

Gebrüder Grimm)<br />

o Lachmann <strong>–</strong> Vorschlag des Verlegers Reimer � Deutsches<br />

Wörterbuch � härteste Arbeit (12-16 Std./Tag)<br />

o Professoren an Königlicher Universität (HU Berlin)<br />

Wörterbuch ansehen und Vorrede lesen!!!<br />

(Organisatorisches: vor Weihnachten:<br />

Klausurinformationen!!!, Fragen überlegen…)<br />

Vorwort deutsches Wörterbuch<br />

durcharbeiten….klausurrelevant evtl.!


� Deutsches Wörterbuch der Gebrüder Grimm<br />

o Internetseiten:<br />

� Arbeitsstelle Deutsches Wörterbuch Berlin-Brandenburg<br />

(Akademie)<br />

� Uni Trier online einsehbar (digitalisiert)<br />

o Ursprünglich:<br />

� Ursprünglich auch Aufführung der verschiedenen Dialekte der dt.<br />

Sprache geplant � Lokalisation der Wörter<br />

� Eigentlich ganz anderes geplant � Verleger wollte Ersatz für<br />

vorherige Wörterbücher (Adelung, Campes) + aktualisiert<br />

� Geschichtliche Entwicklung der Sprache + Wortschatz des<br />

Deutschen<br />

� Adelung/Campe � Sprachprägende Wirkung …normative<br />

Wirkung<br />

� Welche Wörter darf man benutzen, welche nicht?<br />

� Modernes WB der dt. Sprache -� kein historisches<br />

Wörterdeutungsbuch geplant � sollte in 7-8 Jahren fertig<br />

gestellt werden, für jeden erwerbbar<br />

� Tatsächlich:<br />

� 1961 fertig gestellt, neues Projekt (Wortschatz geändert,<br />

Arbeitsgrundlagen geändert)<br />

� WB Grundlage für alle anderen Wörterbücher, aber auch<br />

viele Schwächen<br />

o Vor allem im Gebiet der Etymologie<br />

Änderungen/Erkenntnisse � ständige<br />

Änderungen<br />

o Grundlagensprachen des Idg. erst später<br />

erschlossen<br />

o <strong>Historische</strong> Entwicklungen<br />

o Momentan auf Rückzug � weniger Lehrstühle<br />

für Indogermanistik<br />

o Fehlende Ausbildung � zu wenig Neues im Idg.<br />

� Heute Etymologie schwierig zu schreiben/benennen<br />

� Grimms selber Grundlage gelegt � sprachbegabt<br />

� Wann welcher band/wann welche Lieferung im Band<br />

entstanden<br />

o Frühe Bände � Etymologien manchmal<br />

erfunden<br />

o Spätere Bände � Etymologie � vorsicht!!<br />

o Neuauflage � Göttinger Lieferungen ohne<br />

Etymologien


� Problem:<br />

o Artikel + Bände sehr uneinheitlich<br />

o Unterschiede in Artikeln (zwischen Jakob und<br />

Wilhelm Grimm) � keine Angleichung<br />

o Gehen vom Wort aus � von dem, was<br />

Bearbeiter für richtig für <strong>Semantik</strong> eines Wortes,<br />

hält ausgegangen<br />

o Bände erscheinen nicht hintereinander �<br />

verspätete Lieferungen (z. T. bis zu 30/40 Jahre)<br />

o Zielsetzung des Wörterbuches wird in Vorrede<br />

verdeutlicht<br />

o Vorrede Dt. Wörterbuch<br />

� WB = Fundament der dt. Sprachforschung<br />

� 120 Mitarbeiter (Germanisten)<br />

� Bis in 6034 Jahre auch Frauen (durften keine Artikel schreiben)<br />

� Für wen gedacht?<br />

� „Abendlektüre für Vater und Sohn“<br />

o Absurde Vorstellung!<br />

o Ungeeignete Texte!<br />

o Poetische Überhöhung, mehr nicht(!), Zeichen<br />

für Alltäglichkeit<br />

� Wertschätzung der deutschen Sprache i Pracht<br />

� WB = Utopie eines einheitlichen Deutschlands<br />

o Vereinte Sprache eines zersplitterten Landes<br />

o Politische Haltung Gebrüder Grimm (Kieler<br />

Sprotten)<br />

o Literarische Zeit des Vormärz naht<br />

o Wenn keine einheitliche Politik, dann<br />

einheitliches Wörterbuch<br />

o Alle können daran teilhaben (Handwerker,<br />

Mitarbeiter, Selbststudium)<br />

� Keine Kontrolle der Sprache, keine Auswahl<br />

o Alles soll hinein,<br />

o Ausnahme: Niederdeutsch, Altsächsisch,<br />

Angelsächsisch, keine Fremdwörter, keine<br />

Eigennamen (bis heute umstritten)<br />

� Wann Beginn des Wörterbuches? (historisch)<br />

� Grimm: erst in Lutherzeit mit Belegen beginnen<br />

o Dt. Wörterbuch protestantisch geprägt (siehe<br />

Belegauswahl….!)<br />

o Am Anfang auch keine kathol. Mitarbeiter<br />

o Jacob Grimm => reformiert // Lutheraner<br />

„unheimlich“, Katholiken sowieso!


o Ansatz wird nicht durchgehalten, lediglich in<br />

Vorrede vermerkt<br />

o Zeichen der Uneinheitlichkeit!<br />

� Arbeit mit unterschiedl. Basis<br />

� Beschluss, Wörterbuch zu schreiben, danach<br />

o Wo fängt wer an?<br />

o Methodik?<br />

o Belege? � erhalten durch Heranziehen der<br />

Lutherbibel � Belege können gar nicht alleine<br />

gefunden werden<br />

o Kontaktierung an Verwandte/Bekannte mit Bitte<br />

um Anfertigung von Exzerpten<br />

� Keine Festlegungen, aus welchen<br />

Büchern exzerpiert werden sollte<br />

� Erst ab 1906 systematischer<br />

(Lemmalisten erstellt, Beschluss was zum<br />

Kanon gehört, Nachexzerpieren)<br />

o Wb als „work in progress“<br />

� Randnotizen, Überarbeitungen, selbst<br />

bei fertig gestellten Bänden zu finden<br />

o Probleme der langen Arbeitszeit<br />

� Heute nicht wie Zeitgenossen gelesen<br />

� 80 Mitarbeiter (Exzerpierer), aber ohne<br />

Kriterien ausgewählt<br />

o Insgesamt ca. 600.000 Belege vorhanden<br />

o 1852 1. Lieferung, 1854 Band I (A-Biermolke)<br />

o Wilhelm stirbt 1858, Jakob 1863 (Artikel:<br />

„Frucht“)<br />

o Grenzen der Kraft erreicht (12-14h Arbeit pro<br />

Tag am Wörterbuch)<br />

o Keine geregelte Arbeit mgl. � kein Nachfolger<br />

bestimmt<br />

o Verlag hatte vorher Altgermanisten gebeten, mit<br />

Buchstaben „K“ zu beginnen � offenes<br />

Belegsystem!<br />

o Karl Weiland � macht bei „Frucht weiter“, viele<br />

folgen<br />

o 1908 � Dt. Wörterbuch wird in Akademie der<br />

Wiss. Preußen eingegliedert; Göttingen:<br />

Einrichtung der Göttinger Belegsammelstalle<br />

o 1930 � Zentrale Arbeitsstelle Berlin �<br />

Richtlinien für Einheitlichkeit und<br />

Systematisierung der Arbeit<br />

o<br />

o


o Geschichte schlägt sich im WB immer nieder<br />

Bei Neubearbeitungen immer Etymologie dabei<br />

�Zusammenhang Etymologie/historische <strong>Semantik</strong>???<br />

� Zusammengehörigkeit von Wörtern?<br />

� Erschließen von Bedeutungszusammenhängen („frô“)<br />

und Lautgeschichte<br />

� Immer nur erschlossene Formen vorhanden<br />

� Semantische historische Bücher durch Etymologie<br />

gesichert<br />

� Sorgfältig � aus allen Gruppierungen des idg. Bereichs<br />

ein Beleg<br />

� Bedeutungswandel? (kann auf jeder Ebene der<br />

lautgeschichtlichen Entwicklungen stattfinden)<br />

� Fremdworte können nicht herausgenommen werden<br />

o Was ist Fremdwort, sondern Lehnwort?<br />

� Meister, Tasse, Kelch,…<br />

o Historisch-Semantisches Wissen notwendig!<br />

o 1./2. Lautverschiebung � Dialekte beibehalten !!<br />

o Deswegen bis heute Lexika der Regiobalsprache<br />

sehr bedeutend für Region und<br />

Sprachhistoriker/in<br />

� Gesamtwörterbuch wichtig und richtig, aber auch<br />

Bewahrung des Wortschatzes<br />

�<br />

� Eigennamen und Namensforschung in Bezug zu historischer<br />

<strong>Semantik</strong><br />

o Mecklenburg � großes Land (Niederdeutsch)<br />

o Luxemburg � kleines Land (aus Mittelhochdeutsch)<br />

o Gerade in Bereich der Städte- und Ländernamen eindeutige und klare<br />

Bedeutungen<br />

o Magdeburg � Stadt der Jungfrau (gegründet von Otto I.)<br />

� Weiht Stadt der Jungfrau Maria � daher der Name<br />

� Assoziation durch Walter von der Vogelweide � Magdeburger<br />

Weihnacht<br />

o Herkunft des Begriffes einfach zu erklären (Gegensatz zu anderen<br />

Gebrauchsnamen oder Eigennamen)<br />

o Auf Personen bezogen: Bedeutung von Namen<br />

� Heute: Vorname / Nachname � gesetzlich vorgeschrieben<br />

� Kein einheitliches Gebilde


� Vorname(n) + Nachname (auch Namenskette möglich)<br />

� Variantenreich (Nachname ohne Bindestrich,<br />

Zusammenführung bei Eheschließung möglich �<br />

Familienname)<br />

� Rechtliche Vorschriften zur Namensbildung<br />

� Muss als Name anerkannt sein<br />

� Geschlecht muss identifizierbar sein<br />

� Darf nicht diskreditieren<br />

� Nachnamen können durch gerichtliche Entscheidung<br />

geändert werden (Niedergesäß)<br />

� Manchmal Nachnamen bei Entstehung nicht anstößig, aber zu<br />

heutiger Zeit � deswegen Änderung möglich<br />

� (Bernhard Weiß, Polizeipräsident Berlin, im „Stürmer“ als Isidor<br />

Weiß bezeichnet� Verunglimpfung)<br />

� Name und Identifikation � ???<br />

� 60er Jahre � Konrad Adenauer � Mp NRW � Kühne statt Kühn<br />

o Namen im Mittelalter:<br />

� Falsches Benennen des Namens<br />

� Moderne: Individualität durch Name gegeben<br />

� In Führungsschichten � Kinder erhalten familienübliche<br />

Namen (Bsp. alle heißen Heinrich)<br />

� Mittelalterliche Kultur kennt nur einen Namen als<br />

Eigennamen � Bsp. Wolfram von Eschenbach; Wolfram<br />

= Name; von Eschenbach = Beinamen<br />

o Genitiv: Wolframs von Eschenbach Parzival<br />

o Manchmal selbst so genannt, manchmal von<br />

anderen Namen bekommen<br />

� Name vs. Etikett der Künstler?/ Herkunftsbezeichnung<br />

/Tätigkeitsbeschreibung<br />

� In seltensten Fällen bekannt, wo Name herkommt (viele<br />

Orte mit gleichen Namen � Bsp. Hartmann von Aue �<br />

viele Orte mit Namen „Aue“ vorhanden)<br />

� Herrscher � Beifügungen, z.B. „der Große“, „der Löwe“,<br />

…<br />

o Können nicht vererbt werden<br />

o Benennungen von Zeitgenossen<br />

o Nachwelt hat Benennung gegeben<br />

o Schon im römischen vorhanden<br />

� Wurden verliehen<br />

� Bsp. Britannicus<br />

� Wurde durch Senat nach Eroberung<br />

bestimmt bzw. verliehen<br />


� Namensmagie<br />

� Im Namen des Menschen etwas Magisches versteckt<br />

o Bsp. Märchen � Rumpelstilzchen („ach wie gut<br />

dass niemand weiß…)<br />

� Parzival<br />

� Name gibt Substanz des<br />

Menschen Preis<br />

o Ganz oft als erste Frage bei Gefecht, wer der<br />

andere ist<br />

o Im Namen kann man Menschen ergreifen<br />

o Mehrfaches Wechseln des Namens im Leben<br />

(z.B. nach Abschluss der Pubertät)<br />

o Katholische Kirche - Firmung<br />

� Zusätzlicher Name (Pate/Patin)<br />

o Papst wählt einen neuen Namen<br />

o Auch bei Mönchsorden üblich bei Ablegen des<br />

ewigen Gelübdes, dass eigentlicher Name<br />

abgelegt wird<br />

o Tabuisierte Namen<br />

� Wie werden Namen gebildet?<br />

� Sohn nach Vater benannt (Familienname/Sippenname)<br />

� Merowinger<br />

� Siehe Hildebrand/Hadubrand/Heribrand<br />

� Großvatername an Enkel vererbt<br />

� Unterscheidungen durch Beinamen (Welfen �<br />

Heinrich/Otto � Heinrich der Löwe, Heinrich der<br />

Starke,…)<br />

o In Texten meist die Beinamen nicht vorhanden<br />

(da zur Entstehungszeit nicht vorhanden)<br />

� Siehe Epilog Rolandslied<br />

� Auch aus Tätigkeiten abgeleitet<br />

(Hochmittelalter/Spätmittelalter)<br />

o 13. Jhd. � Städtegründungsjahrhundert<br />

o 12. Jhd. � Rodungsjahrhundert<br />

o 14./15. Jhd. � bevölkerungsreiche Städte<br />

� Aufbau Stadt<br />

o Adelige (Patrizier) � Städtetürmer, Stadtadel<br />

o Ratsangehörige<br />

o Handwerker<br />

o Unehrliche Menschen (Bettler,…)<br />

o Tagelöhner<br />

o Absetzung zwischen den Schichten durch<br />

Namensgebung<br />

� Frühmittelalter wenig große Städte (Köln, Hamburg?)<br />

o Beinamen bekannt (Owerstolz)


� Name des Tagesheiligen <strong>–</strong> viele vorhanden<br />

� Franken � Kilian (Missionar!! Siehe VL Literatur Früh-<br />

MA)<br />

� Zu bestimmten Orten auch bestimmte Namen durch<br />

Heilige vorhanden (Regionalheilige)<br />

o Merken des Geburtstages durch Heilige<br />

(Namenstag)<br />

� Heilige als Ausdruck von Modeerscheinungen…<br />

� Bei unehelichen Kindern � Unterscheidung durch z.B.<br />

Tätigkeitsbezeichnungen als Beinamen/Beifügungen<br />

o Auch körperliche Eigenschaften möglich<br />

(Haarfarbe, Gebrechen � der Lahme, der<br />

Einäugige, der Rote,…)<br />

o Aktueller Wohnort (Niedergesäß)<br />

� Voraussetzungen für 16. Jhd. -Reformation<br />

o 5 Typen von Namen<br />

� Rufnamen<br />

� Herkunftsnamen<br />

� Wohnstättennamen<br />

� Übernamen (muss hergeleitet werden)<br />

� Berufsnamen (bis heute)<br />

� Müller, Meier, Schmidt<br />

� Ersatz für Tagesheilige � schwierig<br />

� Herkunft „Meier“:<br />

o Lat. „Maior domus“<br />

o Der Größte im Haus<br />

o Hausverwalter/Hausmei<br />

er<br />

� Führt zu Einführung des Geburtstages und Zur<br />

Benennung nach Landesfürsten <strong>–</strong>Landesherren -<br />

Namensverwirrung<br />

� Geburtstag wird allgemein wichtiger<br />

� Abstieg der Namen <strong>–</strong> Reformation <strong>–</strong> bestimmte Namen<br />

(Herrschernamen) werden modern, aber dann Abstieg,<br />

da alle Kinder so benennen<br />

� Schichtenspezifische Analyse � „wenn man sonst nichts<br />

hat, dann muss man seinen Kindern wenigstens einen<br />

außergewöhnlichen Namen geben<br />

�<br />

� (Organisatorisches: Klaur <strong>Historische</strong> <strong>Semantik</strong> <strong>–</strong><br />

Hinweise:<br />

o 6 Teile<br />

� 1) Konkreter Sitzungsstoff<br />

� 2) sprachgeschichtlicher Stoff (Mhd.) +<br />

semantische Komponente


o Raum und Zeiteinteilung<br />

� 3) Nennaufgabe - Eigenaufwand<br />

� 4) sprachhistorische Methodik<br />

� 5) ½ Seite Platz <strong>–</strong><br />

Erklärung/Bedeutungsentwicklung<br />

� 6) Frage z Dt Wörterbuch, Frage zur<br />

Luthersprache<br />

� Erstellung Bedetungszusammenhang<br />

� Etymologien<br />

� Bedeutungsveränderung? Wie?<br />

Art der Veränderung? Warum?<br />

Entscheidende Momente in<br />

Entwicklung des Wortes?<br />

Struktur? Prüfung der<br />

Informationen<br />

� Generell: Diskussion um Zeitbegriff � Augustinus „Gottesstaat“;<br />

Reaktion auf Überfall der Vandalen auf Rom, Flucht nach N-Afrika<br />

(Hippo), Fragen bzgl. Regligion (Augustinus: Confessiones)<br />

� Änderung im Zeitverständnis -� bzgl. Antikem Zeitverständnis<br />

� Unendlichkeit � Endlichkeit<br />

� Schöpfungsmodell als Zeitmodell (6 Abschnitte, am<br />

siebten Ewigkeit) � Benediktiner-Regel <strong>–</strong> Ablauf des<br />

(Kirchen-)jahres<br />

� Wie Strukturierung? Benennung der Einheiten (Tage, Monate)<br />

� Monats-/Wochentagsnamen nach Götternamen<br />

benannt<br />

� Erste Benennungen schon � Kulturen der Achsenzeit �<br />

schriftfähige Kulturen � um 2000 v. Chr. � Planeten als Götter<br />

verehrt<br />

� Monate, Wochen, Tage <strong>–</strong>> babylonische Zeit<br />

� Bestrebungen, System zu verändern � Karl der Große�<br />

deutsche Bezeichnungen für Monatsnamen (Lenz)<br />

� Übernahme/Erhaltung der antiken Vorstellunge mit<br />

germanischen Namen angepasst<br />

� Strukturierung nach Tagesheiligen<br />

� Kollektive Erinnerung � Systeme können erkannt werden…<br />

� Begriffsgeschichte „Ehre“<br />

o Nachschauen im Kluge<br />

� Vorteile: kurz, knapp, seriös (siehe Auflage,…), aktualisiert<br />

o Semantischer Anhang bei Weddige � Ehre<br />

o Lexer/Hennig � kein Wörterbuch (Etymologien fehlen, Geschichte und<br />

Entstehung der Bedeutung


o Mittelhochdeutsches Wörterbuch Möhler-Zahnke [?]<br />

o PBB � Paul & Braunes Beiträge<br />

o ZFDA � Zeitung für deutsches Altertum �Handschriftenfunde<br />

o Germanisch-Romanische Beiträge<br />

o Arbeit mit Datenbanken (?)<br />

o Referatorgan „Germanistik“ � 4mal im Jahr<br />

o Hermann Paul: Deutsches Wörterbuch<br />

o Soziologische Aspekte � Lexikon des MA<br />

o Grundlage für erschlossene Form im Germanischen immer ursprgl. aus<br />

dem Gotischen (Bibelübersetzung Wulfila)<br />

� Erstellung:<br />

o Struktur…<br />

� Stark/schwach?<br />

� Genus?<br />

� Etymologischer Bezug<br />

� Bedeutungskontext der ursprünglichen Etymologie<br />

FARBBEZEICHNUNGEN<br />

� Farben haben zugenommen <strong>–</strong> Farbbeschreibungen haben zugenommen<br />

o Interessant für semantische Studien<br />

o Gemeinsamkeiten im Indogermanischen � Unterscheidung hell/dunkel<br />

(warm/kalt)<br />

� <strong>Dr</strong>itter Farbwert � rot als erster „Farbwert“<br />

� Griechisch � roter Wein = schwarzer Wein<br />

� Grundfarben <strong>–</strong> Bedeutung anhand hell/dunkel<br />

� Bsp. blau / gelb<br />

� Blau <strong>–</strong> hell, glänzend � Wäscheblau (Wäscheaufheller)<br />

� Wichtiges Adjektiv/wichtige Farbe<br />

� Ahd./as. : blâo; idg. *blevos<br />

� Verwandt mit lat. „flavus“ <strong>–</strong> gelb/blond<br />

� Blank � hell glänzend, glatt � etymologische Verwandtschaft zu<br />

blau<br />

� Mhd. � blau im Sinne von Farbschattierungen verwendet<br />

(lichtblau,…); ahd. Formen werden weiter verwendet<br />

� Probleme bei Farbherstellung:<br />

� Unterschiedliche Qualität <strong>–</strong> intensivste Farben = teuerste<br />

Farben<br />

� Lapislazuli zur Herstellung von Blau<br />

� Gerberei als „geächtetes“ Handwerk (Gestank,…)<br />

� Hierarchisierung durch Farben


� GELB<br />

� Purpur � Caesaren, Senatoren (Toga) � imperiale Farbe �<br />

Byzanz � Zentrum der Purpurproduktion � Kirche<br />

übernimmt Purpur (Kardinäle)<br />

� Diskurs über Farben 5./6.Jhd. � Pseudo-Doonysios (Pseudo<br />

Areopagita)<br />

o Sinnvolle/angemessene Farben?<br />

o Überlegung von Kombi der Liturgie und Farben zur<br />

Kennzeichnung � Purpur als höchste Farbe<br />

o Symbolischer Gebrauch von Farben <strong>–</strong> Farben<br />

erhalten Symbolik<br />

o Antike Zirkusspiele � Wettparteien hatten<br />

bestimmte Farbe � daher farbliche Kennzeichnung<br />

von Parteien durch Farben<br />

� Durch Farben � idiomatische Ausdrücke<br />

o „blau machen“<br />

� Färber<br />

� Liturgie � Rosenmontag = blauer Montag<br />

� Gel<br />

� Glühen<br />

� Glatt<br />

o „blau“ als betrunken<br />

� 16.Jhd � „blau vor Augen“ =<br />

Schwindel/Benommenheit �<br />

Kontextänderung<br />

o Blauer Brief<br />

� Preußische Militär � Entlassungsschreiben<br />

für Offiziere<br />

o Blaustrumpf<br />

� Gerichtsdiener (ursprünglich)<br />

� „Gelehrte Frau ohne Scham“ <strong>–</strong> Abwertung<br />

von nach Bildung strebenden Frauen<br />

� 19. Jahrhundert <strong>–</strong><br />

� Gelbsucht � gelbe Galle � Galle kommt von gelb<br />

� Positiv <strong>–</strong> negativ-besetzung…<br />

� Eifersucht � gelb<br />

� Sonne � gelb<br />

� Optimismus � gelb<br />

� Prostitution � gelb � siehe später Davidstern<br />

(Kennzeichnung Minderheiten im NS)<br />

� Ketzer <strong>–</strong> gelbes Kreuz<br />

� Neid � Gelb


� Geiz � gelb � typisch Frau<br />

� Freier Mensch kann schenken/spenden/verschwenden<br />

� Frau ist geizig � unfrei!!<br />

� Symbolik Farben schon im Frühmittelalter<br />

� Hugo von St. Viktor � Schule v Chartres<br />

� Sinnträgergattungen � Qualitäten<br />

� Alanus ab Insulis � welche Farbe hat welche Tugend/Sünde? �<br />

Aristotelische 4-Saft-Lehre � Galen<br />

� Gelb und Grün ähnlich � Grünschnabel = Gelbschnabel<br />

� Gründonnerstag �verschiedene Deutungsmöglichkeiten…

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