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Kunst<br />
<strong>Hans</strong> <strong>Schweizer</strong><br />
Malerei und Zeichnungen
<strong>Hans</strong> <strong>Schweizer</strong><br />
‹St. Gallen Zentrum›, 2018<br />
90 × 90 cm<br />
‹Ruckhalde›, 2017<br />
90 × 89 cm<br />
‹St. Gallen Achslen›, 2019<br />
65 × 65 cm<br />
‹St. Gallen-Ost›, 2018<br />
120 × 140 cm<br />
‹Kantonsspital›, 2018–2019<br />
65 × 120 cm<br />
St. Gallen by night<br />
Die im 16. Stock des Hochhauses 04 hängenden Bilder des<br />
Künstlers <strong>Hans</strong> <strong>Schweizer</strong> (*1942) strahlen eine Ruhe und<br />
Beständigkeit aus, die ihresgleichen sucht. Die monochrom<br />
wirkenden Werke sind in ganz wenigen Farben gehalten,<br />
was darauf zurückzuführen ist, dass es sich ausnahmslos<br />
um Nachtansichten handelt. Bei Vincent van Gogh, der<br />
erste uns bekannte Künstler, der im freien Feld Landschaften<br />
in der Nacht malte, sind die Bilder ganz bunt, ihm<br />
erschien die Nacht farbenreicher als der Tag. Tatsächlich<br />
aber reduziert sich die Farbpalette mit dem langsamen<br />
Schwinden des Lichtes, Konturen verschwimmen, lösen<br />
sich auf. Anders als van Gogh malt <strong>Hans</strong> <strong>Schweizer</strong> nicht<br />
den Sternenhimmel, sondern die Stadt St. Gallen mit ihrer<br />
einzigartigen Topo grafie, die Hügelzüge und die hohen<br />
Häuser, welche die Stadtlandschaft prägen. Seine Bilder<br />
gleichen Traum bildern und sind dennoch weder albtraumhaft<br />
noch verträumt. Hell erleuchtete Fenster lassen die<br />
Umrisse der Gebäude er ahnen, Lichter der Laternen,<br />
aufgereiht wie Perlen an einer Schnur, werden zum strukturgebenden<br />
bildnerischen Element.
Das Bild beim Eingang erscheint in erster Linie grün, tatsächlich<br />
aber weist es erstaunliche Farbnuancierungen auf.<br />
Ähnlich wie die Schraffuren einer Zeichnung setzt der Maler<br />
kleinere oder auch grössere Pinselstriche in diversen Farbtönen<br />
nebeneinander, ohne diese zu verwischen. Aus einer<br />
gewissen Entfernung betrachtet, vermischt sie das Auge<br />
zu grösseren Farbflächen. Die Architektur geht fast nahtlos in<br />
die Vegetation über. Die senkrecht gesetzten Linien definieren<br />
das Gebaute und das Gewachsene, die aufstrebenden<br />
Strukturen, während die horizontalen Striche für nicht genau<br />
abgegrenzte Flächen wie Himmel und Wolken eingesetzt<br />
werden. Im Bild ‹St. Gallen Ost› hingegen verschmelzen Grün-,<br />
Gold- und Violetttöne zu einer perlmuttartig schimmernden<br />
Fläche, wobei die Goldtöne das Licht einfangen, das aus<br />
den wie auf einer Perlenkette aufgereihten Lichtpunkten der<br />
Häuserzeilen in die dunkle Nacht hinausdringt. Im Bild<br />
‹Kantonsspital› sind die markanten Gebäudeformen nur noch<br />
an den beleuchteten Fensterflächen auszumachen. Auch<br />
bei den Arbeiten auf Papier ver<strong>web</strong>en sich die einzelnen Farbstiftlinien<br />
zu einem Geflecht, das sich mit jedem weiteren<br />
Strich immer mehr verdichtet.
Neben dem Topografischen und Atmosphärischen sind<br />
es aber die ganz realen Bauten, die den Maler interessieren.<br />
Im Bild ‹St. Gallen Achslen› wachsen die klar umrissenen<br />
Hochhäuser wie die kahlen Bäume des Vordergrundes in den<br />
Himmel empor und scheinen an die Wolkendecke zu stos -<br />
sen, an den Wolken zu ‹kratzen›. Sie erinnern den in Trogen<br />
aufgewachsenen <strong>Hans</strong> <strong>Schweizer</strong> an die in den Sechzigerjahren<br />
errichteten ‹Black Towers› in Toronto, wo der Maler<br />
Anfang der Siebziger lebte. Sie galten als Inbegriff der<br />
Moderne und er bewunderte sie für ihre Kühnheit und<br />
Eleganz. Hochhäuser polarisieren: Während die einen Hochhäuser<br />
ablehnen, sind sie für andere wie den Maler ein<br />
Zeichen von Urbanität. Kein Wunder, dass die hohen Bauten<br />
St. Gallens wie die Fachhochschule, das Rathaus, der<br />
Silberturm, die Wohntürme der Siedlung Achslen und das<br />
Hochhaus des Kantonsspitals St. Gallen, mit 78 Metern<br />
das höchste Gebäude der Stadt, immer wieder als Sujet in<br />
seinen Bildern auftauchen.<br />
Christine Musits<br />
Kunstbeauftragte Kantonsspital St. Gallen, Februar 2022
Herausgeber:<br />
Kantonsspital St. Gallen<br />
H-Kunst<br />
T +41 71 494 22 16<br />
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