Olympia München '72
ISBN 978-3-86859-728-8
ISBN 978-3-86859-728-8
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Olympia München ’72
Architektur+Landschaft
als gebaute Utopie
Elisabeth Spieker
9 Skizze vom Damals, Karla Kowalski
10 Erinnerungen, Stefan Behnisch
11 Einleitung
Kapitel 1
Bewerbung
14 Zwischen Modernisierung
und Hypothek der Vergangenheit
14 Politik und Gesellschaft
15 Architektur und Städtebau
16 München – Stadt im Aufbruch
16 Stadtplanung und Stadtimage als
Entwicklungsinstrument
16 Der Stadtentwicklungsplan von 1963
21 Die Organisatoren der Spiele
21 Hans-Jochen Vogel
22 Willi Daume
23 München wird Olympiastadt
23 Motive
24 Blitzbewerbung
27 Sportpark Oberwiesenfeld
32 Vergabe nach München
32 Organisationsstrukturen und
Planungsentscheidungen
35 Im Gespräch: Hans-Jochen Vogel
Kapitel 2
Denkmodelle zur
Architekturlandschaft
46 Die Architekten der Spiele –
Behnisch & Partner mit Jürgen Joedicke
46 Günter Behnisch
46 Fritz Auer
47 Winfried Büxel
48 Jürgen Joedicke
49 Erhard Tränkner
49 Carlo Weber
51 Impulse in den 1960er-Jahren
53 Stadtgrün – Volkspark – Sportpark
54 Anfänge des Stadtgrüns
54 Volksparks
55 Sportparks
55 Organische Stadtlandschaften
59 Utopische Modelle
zu Stadt und Gesellschaft
59 Volkshaus als ästhetisches und
sozialreformerisches Ideal
60 Utopien als Lösungsversprechen
61 Situationalistische Internationale
62 Situationsarchitektur und Möglichkeitsräume
63 Konstruktionsmodelle für Dachlandschaften
63 Traditionslinien seit den 1920er-Jahren
65 Frei Otto
66 Prinzip hängendes Dach
66 Großhüllen und Dächer über der Landschaft
71 Modell und Impuls – Deutscher Pavillon auf der
Weltausstellung in Montreal
71 Architektur für ein neues Bild der
Bundesrepublik
71 Stuttgarter Verbindungen und personelle
Kontinuitäten
73 Architektonisches Konzept
74 Planung und technische Besonderheiten
80 Auswirkungen
81 Im Gespräch: Frei Otto
Kapitel 3
Wettbewerb
98 Auslobung und Leitmotive
99 Bearbeitung des Wettbewerbs
99 Motivation und Ansätze
100 Erdstadien
103 Modellierung der Landschaft
110 Entstehung der Dachidee
118 Formulierung der Konzeption
118 Die Entscheidung
121 Nach dem Erfolg
127 Im Gespräch: Günter Behnisch
Kapitel 4
Dach
138 Verwirklichung der Utopie?
138 Problematik des Wettbewerbsdachs
140 Konventionell oder experimentell?
142 Olympische Landschaft mit fremdem Dach?
143 Unterschiedliche Überdachungsvarianten
145 Punktgestütztes Hängedach kontra
randgestützte Variante
149 Beginn der gemeinsamen Arbeit
151 Jörg Schlaich
151 Entscheidung für das Zeltdach
156 Aufgaben und Zielvorstellungen
156 Organisation des Teams
160 Jürgen Joedicke
161 Das Zeltdach –
Konstruktive Konfliktpotenziale
161 Zuständigkeiten
162 Frei Otto und das Institut für Leichte
Flächentragwerke
163 Weiterentwicklung der Holzschalenlösung
165 Pavillon für die Bundesgartenschau Euroflor in
Dortmund
166 Olympisches Dach aus Holz, Beton, Folie oder
Acrylglas?
169 Netzkonzept und Konstruktion
des Stahlseilnetzes
169 Maschenweite
171 Seile und Knotenpunkte
172 Montage- und Spannkonzept
174 Formfindung und Zuschnitt
174 Arbeiten am Modell
177 Netzgeometrie und Zuschnitt
180 Neue Methoden: Finite-Elemente-Methode
(FEM) und Kraft-Dichte-Methode
183 Berechnung des Stadions
185 Berechnung der Sporthalle
188 Berechnung der Schwimmhalle und
der Zwischenteile
Kapitel 5
Landschaft
250 Architekturlandschaft als Gestaltungsidee
256 Günther Grzimek
257 Konzept der Landschaft
258 Gesellschaftliche Dimension
261 Ausführung der Arbeiten
261 Zusammenarbeit im Team
263 Gestaltung vor Ort
266 Demokratische Landschaft
268 Charakteristische Situationen und Elemente
268 See und Uferzone
268 Elemente für Spiel und Sport
274 Wege
275 Wiese, Rasen und Bäume
275 Brücken und Beleuchtung
277 Übergänge zwischen Landschaft und Bauten
278 Temporäre Architektur und
Besucherversorgung
279 Temporäre Konstruktionen
284 Restaurants Nord und Süd
288 Pavillon in der Schwimmhalle
291 Café am Berg
295 Besucherinformation
297 Möblierung der Landschaft
189 Im Gespräch: Klaus Linkwitz
204 Ausführung und Montage
204 Ausschreibung der Stahlbauarbeiten
210 Fundamente
211 Renaissance des Stahlgusses
212 Maste
212 Montage
220 Klimahüllen für Sport- und Schwimmhalle
226 Aufwärmhalle
226 Überdachung der Osttribüne des Stadions
227 Unterschiedliche Akteure und Denkansätze
228 Behnisch & Partner
230 Frei Otto
232 Leonhardt und Andrä
232 Reaktionen im Spiegel unterschiedlichen
Denkens
234 Impulse für die wissenschaftliche Forschung
235 Im Gespräch: Jörg Schlaich
299 Bildstrecke
Kapitel 6
Visuelle Gestaltung
332 Ein neues Gesicht für die Bundesrepublik
332 Otl Aicher
334 Eine Aufgabe von „schwerwiegender
Verantwortung“
336 Elemente des Erscheinungsbilds
338 Emblem
342 Die Abteilung XI
342 Teamarbeit
344 Normenbuch
345 Farben
347 Piktogramme
351 Bekleidung
353 Souvenirs
356 Sportplakate
356 Stadtdesign
359 Woodstock
Kapitel 7
Olympisches Dorf
362 Vor der Planung
362 Rahmenbedingungen der Bewerbung
363 Olympisches Dorf ohne Wettbewerb?
366 Aktion Olympia
366 Das Männerdorf
366 Mehrstufiges Optimierungsverfahren
368 Personelle Verflechtungen
373 Leitidee „Straße“
374 Wohnungs- und Wohnhaustypen
376 Nach den Spielen
376 Das Frauendorf
378 Interdisziplinäre Teamarbeit
418 Die Spielstraße
418 Werner Ruhnau
419 Kontroversen um das Konzept
422 Künstler und Aktionen
426 Schlussveranstaltung
Kapitel 9
Schluss
430 5. September 1972
430 Akteure
432 Mehrdimensionaler Kontext
Kapitel 8
Kunst und Kultur
380 Olympischer Sommer – Kunst- und
Kulturprogramm des Organisationskomitees
380 In der Tradition von Pierre de Coubertin
381 Ausstellungen
383 Edition Olympia
384 Deutsches Mosaik
384 Kunst am Olympia-Bau
385 „Integrierte“ Kunst auf dem Oberwiesenfeld
389 Kinetische Kunst
391 Beratung durch Galeristen
Anhang
435 Endnoten
448 Literatur
458 Abkürzungen
459 Archive
459 Zeitzeugengespräche und Korrespondenzen
459 Bauten Architekten Ingenieure
461 Bildnachweis
462 Olympia-Team von Behnisch & Partner
464 Dank
464 Impressum
393 Die Künstler und ihre Projekte
393 Kunstwettbewerb für die ZHS
394 Kunstwettbewerbe für die Zugangsbereiche von
S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn
395 Wasserfontänen für die Eingangsbereiche
396 Kunstwettbewerbe für das Olympische Dorf
397 Media-Linien
399 Großplastiken an den Autobahnzufahrten
400 Wasserwolke
401 Sphärische Objekte
404 Friedensdenkmal auf dem Olympiaberg
406 Liegendes Kreuz
407 Olympic Mountain Project
408 Fluorescent Light
409 Square
410 Levitated Mass Olympia
411 Fassaden der Sport- und Schwimmhalle
412 Gestaltung der Schwimmhallenrückwand
414 Negative Entscheidungen
Mitte 1966 kamen Hans-Jochen Vogel Zweifel
an der laufenden Ausrichtung der Stadtentwicklung.
Wesentlichen Einfluss übten die zu dieser Zeit
viel gelesenen kritischen Schriften zu Gesellschaft
und Stadt aus, die seine Nachdenklichkeit über
den Zustand der neu gebauten Städte wesentlich
vertieft hatten, von Autoren wie John Kenneth
Galbraith 26 , Jean Fourastié 27 , Hans Paul Bahrdt 28 ,
Lewis Mumford, Alexander Mitscherlich 29 und Jane
Jacobs 30 . Er erkannte die Notwendigkeit, auch das
Gesellschaftssystem in wichtigen Punkten zu reformieren
und der gesellschaftspolitischen Komponente
in der Kommunalpolitik Raum zu geben.
Ebenso hinterfragte er die zunehmende Entwicklungsbeschleunigung
in vielen Bereichen und die
bislang als selbstverständlich propagierte Trennung
von Wohn- und Arbeitsbereich. 31
Auch Otl Aicher kannte zumindest einige dieser
Schriften 32 und hatte sich in den 1960er-Jahren wie
Vogel intensiv mit den Planungsproblemen deutscher
Großstädte beschäftigt, die er in einer siebenteiligen
Serie in der Wochenzeitung Die Zeit mit dem
Titel „Der klassische Städtebau ist tot – Eine Reihe
kritischer Betrachtungen über moderne Planung“ 33
umfassend behandelte und auch München nicht
ausnahm. Er teilte Vogels Kritik am Zustand der
Städte und an der zerfallenden Einheit von Zentrum,
Vorstädten und Umland und liefert präzise Beschreibung
und Bewertungen, wobei er mit Vogels Ansatz
einer Stärkung des Kerns und eines Ausbaus des
öffentlichen Nahverkehrs nicht übereinstimmte.
4
Als Präsident des Deutschen Städtetags
organisierte Vogel unter Mithilfe von Abreß im Mai
1971 in München eine Tagung unter dem Motto
„Rettet unsere Städte jetzt!“ 34 , zu der er auch
Galbraith als Redner eingeladen hatte. Vogel forderte
eine Abkehr von der propagierten Urbanität durch
Dichte und eine deutlicher an den Bewohnern
orientierte, menschlichere Stadt. Er stellte seine
Überlegungen zur Notwendigkeit einer vorausschauenden,
nachhaltigen Stadtentwicklung auf der Basis
einer interdisziplinären wissenschaftlichen Stadtforschung
vor, die Dynamisierungsprozesse rechtzeitig
erkennen müsse und die er mit einer sinnvollen
Verkehrspolitik verknüpfte. 35 Als Basis dafür diente
ihm sein bereits im Oktober 1969 vorgetragenes
Referat „Die Stadtregion als Lebensraum“ 36 , in dem
er gegen die Auswüchse der allein an ökonomischen
Maßstäben orientierten Städte und gegen die
Lahmlegung der Innenstädte durch Funktionentrennung
eintrat sowie Maßnahmen gegen die zunehmende
Bedrohung des ökologischen Gleichgewichts
durch Verschmutzung und Lärm forderte. Vogel
resümierte knapp zehn Jahre nach der Festlegung
des Plans, dass er kritiklos von einer Wachstumsideologie,
steigender Konsumrate und Motorisierung
ausgegangen sei, jedoch Umweltthemen außer Acht
gelassen habe. 37
Der Stadtentwicklungsplan hatte jedoch den
Grundstein gelegt, damit die darin schon festgeschriebenen
Maßnahmen in der kurzen Planungszeit
bis zu den Olympischen Spielen überhaupt realisiert
werden konnten. Deren Ausrichtung sorgte natürlich
auch für eine erhebliche Beschleunigung der
geplanten Stadtentwicklungs- und Infrastrukturmaßen,
für eine positive Entwicklung der bislang
vernachlässigten nördlichen Stadtteile und einen
umfassenden Ausbau des öffentlichen Verkehrs- und
Schienennetzes. Für den Bau der U-Bahn, der mit
dem Spatenstich am 1. Februar 1965 startete, wurde
sogar ein eigenes Referat eingerichtet.
München avancierte zwar schon seit 1964
aufgrund seiner rasanten Entwicklung immer mehr
zu „Deutschlands heimlicher Hauptstadt“ 38 , jedoch
erhielt sein Image durch die Olympischen Sommerspiele
auch international ein enorm hohes Ansehen.
Die visionäre zukunftsweisende Gestaltung konnte
die bislang vorherrschenden konservativen und
regional geprägten Leitvorstellungen und das
klassizistische Erbe der Stadt um die weit über
München und Bayern hinausreichende Ausstrahlung
einer modernen, zukunftsorientierten Stadt ergän-
4
Der Spiegel, Heft 39,
23. September 1964
20 21
Bewerbung
München – Stadt im Aufbruch
zen und bereichern. Vogels Erfolge mündeten 1972
noch vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in
seine Berufung zum Bundesminister für Raumordnung,
Bauwesen und Städtebau in der Regierung
unter Willy Brandt.
Die Organisatoren der Spiele
Die Ausrichtung und Entstehung der Olympischen
Spiele in München ist nicht ohne die beiden zen tralen
Figuren zu denken, ohne die sich Konzept und
Gestaltung nicht hätten durchsetzen lassen. Als
Willi Daume, Präsident des Nationalen Olympischen
Komitees (NOK), am 28. Oktober 1965 an Hans-
Jochen Vogel herantrat, um ihm den Vorschlag für
die Bewerbung der Stadt München zur Ausrichtung
der Olympischen Spiele zu unterbreiten, hatten sich
zwei Persönlichkeiten gefunden, die „selbstbewusste
und letztlich typische Vertreter der ersten beiden
Generationen der jungen Bundesrepublik“ waren,
„angetrieben von einer großen Arbeitsmoral und
dem Wissen um ihre Verantwortung für die Verbesserung
der Gesellschaft“ 39 .
Hans-Jochen Vogel
Hans-Jochen Vogel (1926–2020) gehörte zu den
Vertretern der 45er oder „skeptischen Generation“
40 , der 1945 etwa zwischen 15 und 25 Jahre
alten jungen Männer, die durch ihre Kriegserfahrungen
als Soldaten, bei der Marine, der Luftwaffe
oder durch ihre Kindheit im „Dritten Reich“ geprägt
waren. Sie strebten in der jungen Bundesrepublik
nach pragmatisch orientieren Lebenskonzepten, die
Sicherheit und Selbstständigkeit im Privaten boten,
waren aber auch neuen, sich eröffnenden Chancen
und technischen Möglichkeiten gegenüber sehr aufgeschlossen.
Ihnen gemeinsam waren ein scharfes
Bewusstsein über die bestehende gesellschaftliche
Situation und eine strikte Ablehnung jeglicher linker
oder rechter Ideologien. Auch viele weitere Akteure
wie Otl Aicher, Günter Behnisch 41 und seine Partner,
Klaus Linkwitz, Frei Otto und Werner Ruhnau sind
dieser Generation zuzurechnen, deren lebensgeschichtliche
Erfahrungen im „Dritten Reich“ und
die Ausbildung nach dem Krieg zu einem ähnlichen
Lebensbild und zu einem vergleichbaren Denkraum
und Demokratieverständnis geführt hatten.
Aufgewachsen in Göttingen und Gießen, der
Vater Professor für Tierzucht und der Großvater
Tiermediziner, stammte Vogel aus einer Familie des
gehobenen Bildungsbürgertums. Er hatte ab 1943 die
beiden letzten Kriegsjahre als Soldat der Wehrmacht
erleben müssen und konnte vermutlich nur durch
eine erlittene Verwundung überleben. Diese Erlebnisse
machten ihn jedoch zu einem überzeugten
Demokraten. 42 Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften
in München und Marburg promovierte
er 1950 und trat im selben Jahr der SPD bei. Nach
Stationen in München, Traunstein und als Justiziar in
der bayerischen Staatskanzlei wurde er 1958 Stadtrat
und Leiter des Rechtsreferats und 1960 mit nur 34
Jahren zum Oberbürgermeister gewählt.
Vogel hatte den Weg in die Politik gewählt, da
ihm sein Engagement für das Gemeinwohl wichtiger
war als die eigenen Interessen. Seine Überzeugungen
von christlichen, menschlichen Werten
und sozialer Gerechtigkeit führten ihn in die SPD,
da diese für ihn sehr wichtigen Gesichtspunkte in
dieser Partei am besten vertreten zu sein schienen. 43
In einer Ansprache anlässlich des Volkstrauertags
am 15. November 1964 formulierte er: „Gewinn und
Genuß sind nicht die Mitte des Daseins. Leben heißt,
sich an Werten orientieren und die eigene Persönlichkeit
verantwortungsbewusst zu entwickeln […].“ 44
Impulse für eine inhaltliche Neuorientierung sah
Vogel nicht zuletzt bei den Linkssozialisten, die im
Exil gelebt und durch ihren geistigen Austausch
Erfahrungen mitgebracht hatten, die ihm für eine
neue Ausrichtung wichtig erschienen. Waldemar von
Knoeringen war eine dieser Persönlichkeiten, und
einige für Vogel maßgebliche Überzeugungen, die
ebenfalls später Basis des Godesberger Programms
wurden, zitierte er aus einer Rede des früheren
bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner
vom April 1945: „Gemeinsamkeit des Menschlichen
über alle Unterschiede der Religion, Nation und
Klasse hinweg; […] Jeder Mensch hat seinen Wert
und seine Würde; […] Pferch der gesellschaftlichen
Klassenscheidung.“ 45
Vogel war nicht nur angetrieben durch die
Möglichkeit, für München eine Transformation in die
Moderne zu erreichen, sondern auch von dem Willen,
die Gesellschaft entsprechend seiner humanistischdemokratischen
Denkweise für alle Menschen gleichermaßen
zu gestalten.
7
Luftbild des Oberwiesenfelds
mit dem im Bau befindlichen
Fernsehturm, der Eissporthalle
und dem Gelände der Münchener
BAUMA, 1965/66
26 27
Bewerbung
München wird Olympiastadt
pulsierenden Metropole um die Jahrhundertwende.
Die Broschüre endete mit den Abbildungen eines
Stadionentwurfs und den Plänen der „Olympischen
Stadt“ auf dem Oberwiesenfeld.
Sportpark Oberwiesenfeld
7
Die brachliegende Fläche im Münchner Norden
unweit der Innenstadt bot ideale Voraussetzungen
für den Standort der zentralen olympischen Sportstätten.
Der Name war angelehnt an die ursprüngliche
Nutzung als Landsitz „Wiesenfeld“ mit Gärten
und Obstbäumen. Seit dem 18. Jahrhundert diente
das etwa 280 Hektar große Gebiet unterschiedlichsten
Nutzungen, so als Turnanstalt, Armeestützpunkt
und Exerzierplatz mit Kasernengebäuden
und Freiflächen für Militärparaden – hauptsächlich
südlich des Nymphenburg-Biedersteiner Kanals.
Das Areal nördlich des Kanals wurde ab etwa 1900
als Luftschiff- und Flugzeuglandeplatz genutzt und
in den 1930er-Jahren zu Münchens erstem zivilen
Flugplatz mit Empfangsgebäude und Flugzeughalle
ausgebaut, eröffnet am 3. Mai 1931. Parallel dazu
entwickelten sich in den Randbereichen zahlreiche
kleinere und größere Betriebe aus der Flugzeug- und
Rüstungsindustrie. Ab 1939 löste der neue Flughafen
Riem den Standort Oberwiesenfeld ab, der
nach dem Zweiten Weltkrieg von 1955 bis 1968 für
die Sport- und Privatfliegerei genutzt wurde. Zwischen
1947 und 1956 sammelte die Stadt im Süden
des Exerzierplatzes den Bauschutt des Kriegs. Der
Schuttberg mit einem Volumen von etwa 10 Millionen
Kubikmeter wurde bewusst in Form einer halbrunden
Tribüne angeschüttet, um das Oval als Basis für
das Großstadion verwenden zu können. In der Folge
diente er – mit Gras und Buschwerk bewachsen – als
Rodelhügel und Freizeitbrache für die Bevölkerung
der umliegenden Stadtviertel. Zuletzt fand dort von
1962 bis 1966 die internationale Baumaschinenausstellung
(BAUMA) statt. 67
Mit dem Stadtentwicklungsplan sollte der im
Gegensatz zum Münchener Süden strukturschwache,
durch Industrieansiedlungen, Arbeiterviertel
und Sozialwohnungen benachteiligte Norden aufgewertet
und als Naherholungsgebiet mit Sportanlagen
zur aktiven Freizeitgestaltung ausgewiesen
werden – ganz im Sinn der zeitnahen Konsolidierung
einer Freizeitgesellschaft.
Dass das Oberwiesenfeld bislang für eine Bebauung
nicht genutzt werden konnte, war nicht zuletzt
den aufgeteilten Besitzverhältnissen zwischen
Dieses „Sportzentrum von internationalem
Maßstab“ sowie ein Modell des weiterentwickelten
Stadions, nun als „Olympiastadion“ betitelt, waren
in die Bewerbungsbroschüre neben den Antworten
an das IOC abgebildet. Hinzu kam die schon in
Planung befindliche studentische Wohnanlage, die
als Olympisches Frauendorf dienen sollte. Ein
Stadtplan zeigte die Verteilung der Sportstätten
in der Stadt und deutlich erkennbar die gewünschte
Konzeption der „Spiele der kurzen Wege und der
Konzentration, der engen Bindung von Sport und
Kultur und der Rückkehr zu einfachen Spielen“. Auch
ein Hinweis auf die Qualitäten der näheren Umgebung,
das Alpenvorland und die oberbayerische
Seenplatte fehlte nicht. 75 Damit waren alle wichtigen
Vorgaben skizziert, die Anfang 1967 in den Ideenund
Bauwettbewerb für das Oberwiesenfeld
einfließen und dem gestalterischen und visuellen
Konzept zugrunde gelegt werden konnten. 76
Das Stichwort der kurzen Wege knüpft dabei an
eine lange Tradition an, die Sportstätten konzentriert
an einem Ort in grüner Umgebung unterzubringen.
Nicht erst in Berlin 1936, wie sehr häufig referiert,
sondern schon bei den Spielen 1912 in Stockholm
und in Amsterdam 1928, die beide für Coubertin als
Vorbild für moderne Sportanlagen galten, waren die
Bauten in kurzer Distanz zueinander in Parks oder
Grünbereichen angelegt. 77
Ganz entscheidend war jedoch, dass Werner
Wirsing, Vorsitzender des Werkbunds Bayern,
Hans-Jochen Vogel noch vor der Abgabe der
Bewerbung die Notwendigkeit von weitreichenden
gestalterischen Maßnahmen nahelegte, die hohen
Ansprüchen zu genügen hatten. Um das durchzusetzen,
empfahl er, einen Gestaltungsberater ins
Organisationskomitee zu berufen und ein Komitee
einzusetzen, das eine übergreifende, für alle Bereiche
einheitliche Gestaltung entwickeln sollte.
Eingeschlossen darin sah er die Durchführung
von Wettbewerben für die wichtigsten Gebäude,
um „die besten Kräfte“ zu gewinnen und „die Bauten
zu einer Demonstration vorbildlicher zeitgemäßer
Architektur werden zu lassen“. 78 Daraufhin beauftragte
Vogel am 12. Januar 1966, schon kurz nach
der Abgabe der Bewerbung, seinen Pressesprecher
Otto Haas, sich mit der Bitte um ein Exposé zur
visuellen Ausstattung von Olympischen Spielen an
das Büro von Otl Aicher zu wenden. 79
10
Modell der Sportanlagen auf
dem Oberwiesenfeld für die
Bewerbung in Rom, April 1966
30 31
Bewerbung
München wird Olympiastadt
10
Die Architekten der Spiele –
Behnisch & Partner mit
Jürgen Joedicke
Als Einstieg in die unterschiedlichen Kategorien der
Denkmodelle und Vorbilder zeigen Leben, Werdegang
und das Frühwerk der beteiligten Architekten,
welchen Einfluss die Weltbilder und Erfahrungen
der Akteure auf ihre Motivation und Entscheidungen
hatten. Alle gehörten ausnahmslos der etwas weiter
gefassten 45er Generation an, die als Vorreiter für die
Aufarbeitung der Katastrophe des „Dritten Reichs“
gilt. Ihnen wird in der Geschichtsschreibung eine
entscheidende Rolle bei der demokratischen Ausrichtung,
der Liberalisierung und den gesellschaftlichen
Reformen in der Bundesrepublik zugewiesen.
Günter Behnisch
Günter Behnisch (1922–2010) 1 wuchs in dem kleinen
Arbeiterdorf Lockwitz südlich von Dresden auf. Im
Gegensatz zu der damals noch weit verbreiteten
Herrschaftsgläubigkeit prägte ein freidenkerisches
Elternhaus sein späteres Handeln und seine Weltanschauung,
die gekennzeichnet war durch eine ausgeprägte
soziale Verantwortung und das Bedürfnis
nach Gerechtigkeit. Sein Vater war ein angesehener
Volksschullehrer und wirkte aktiv in der SPD und im
Gemeinderat mit. Ebenso wichtig erschien Behnisch
im Rückblick die Unordnung und Ungezwungenheit
der naturräumlich-architektonischen Situation seines
Geburtsorts. Die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit
in der Natur wurde später entscheidend
für seine Wahrnehmung von Raumsituationen und
formte sich dauerhaft zu einer naturnahen Raumauffassung.
Überlagert wurden die positiven Kindheitseindrücke
von der schwierigen wirtschaftlich und
politisch instabilen Situation in den 1930er-Jahren.
Vor diesem Hintergrund ist seine Mitgliedschaft bei
der Hitlerjugend zu sehen, denn das Natur- und Gemeinschaftserlebnis
hatte den jungen Behnisch zur
Jugendbewegung der Wandervögel geführt, die politisch
von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde.
Behnisch meldete sich im Dezember 1939 mit
17 Jahren zur Marine. Nach einer Ausbildung als
Offiziersanwärter kam er zur U-Boot-Marine, 1944
erhielt er den Dienstgrad „Oberleutnant zur See“, und
er galt als einer der jüngsten Kommandanten im
„Dritten Reich“. Obwohl er jeden Einfluss dieser Zeit
auf sein architektonisches Denken bestritten hat, 2
müssen die traumatischen Erlebnisse der Dunkelheit
und Enge des U-Boot-Kriegs das Streben nach
räumlicher Offenheit, Licht und Luft deutlich verstärkt
haben. In englischer Kriegsgefangenschaft
ab Juni 1945 erhielt er den ersten Zugang zur
Architektur durch Bernd Kösters, einem ehemaligen
Assistenten von Paul Schmitthenner, der zu den
wichtigen Lehrern der damals in Deutschland
führenden Stuttgarter Schule zählte. Besonders
in England wurden die „re-education“-Programme
in den PoW (Prisoners of War)-Lagern für die
deutschen Gefangenen schon frühzeitig angewendet,
um politisch-historische Bildung zu vermitteln
und neue gedankliche Grundlagen für den Aufbau
eines demokratischen Staats herauszubilden. Nach
seiner Entlassung konnte Behnisch als Geheimnisträger
nicht mehr zu seiner Familie in die inzwischen
sowjetisch besetzte Zone zurückkehren. Nach einem
Baupraktikum in Osnabrück begann er im Herbst
1947 mit dem Studium in Stuttgart. Auch die landschaftliche
Kleinteiligkeit und die Topografie der
württembergischen Stadt mit ihren grünen Hängen
und der Ortsbezug der Stadtelemente waren für ihn
ausschlaggebend und trugen später wesentlich zur
Entfaltung seiner Fähigkeiten bei.
Nach 1948 bildete sich in Stuttgart mit einer
neuen Generation von Professoren eine liberale,
pluralistische Lehre aus. Sie profitierte vom Spannungsfeld
der unterschiedlichen Persönlichkeiten,
die mit neuen Impulsen und einer demonstrativen
Offenheit auf viele Studenten anziehend wirkte. Vor
allem Günter Wilhelm und Rolf Gutbrod sind unter
den Lehrenden herauszuheben. Wilhelm sensibilisierte
Behnisch durch die Bauaufgabe Schule für
neue gesellschaftliche Prozesse und demokratische
Wertvorstellungen. Ab 1947 war Behnisch bei seinem
Lehrer als studentische Hilfskraft, nach dem Diplom
ab 1951 als Assistent und eine kurze Zeit in dessen
Büro beschäftigt. Gutbrod regte einen freieren
Umgang mit Konstruktion und Material und den Mut
zum Andersdenken an, um sich von gewohnten
Form- und Vorstellungsschemata lösen zu können.
Von 1950 bis zu seiner Bürogründung im Jahr 1952
zusammen mit Bruno Lambart arbeitete Behnisch im
Büro von Gutbrod.
Fritz Auer
Fritz Auer (*1933) 3 wurde in Tübingen geboren und
wuchs in Kirchentellinsfurt auf, seine Eltern waren
Lehrer und engagierte evangelische Christen. Die
46 47
Denkmodelle zur Architekturlandschaft
Die Architekten der Spiele
Herrschaft der Nationalsozialisten bestimmte
ebenfalls seine Kindheit und Schulzeit, die gegen
Ende des Kriegs zwangsläufig in eine Mitgliedschaft
beim Jungvolk mündete. Durch die Hausbaupläne
seiner Eltern fand er zur Architektur. Der damalige
Schmitthenner-Assistent Erich Wiemken hatte das
Haus geplant, es konnte aber erst ab 1951 mit einem
anderen Architekten umgesetzt werden. Auer
faszinierte, wie die vom Architekten noch von Hand
gezeichneten Werkpläne für die Handwerker so
verständlich und lesbar waren, dass ein Haus daraus
entstehen konnte. Er absolvierte ein Vorpraktikum in
einer Schreinerei und bewarb sich 1953 über eine
Eignungsprüfung an der damaligen Technischen
Hochschule Stuttgart bei dem ehemaligen Bauhaus-
Schüler Maximilian Debus. Er konnte – was die
Professoren in Erstaunen versetzte – mit seinem
Wissen über Hans Poelzig Punkte sammeln, das er
sich zuvor aus Theodor Heuss’ Buch über Poelzig
angelesen hatte.
Wie schon Behnisch war auch Auer geprägt von
der neuen Generation der Stuttgarter Lehrer nach
1948. Neben der Baugeschichte, gelehrt von Harald
Hanson, und der Baukonstruktion von Günter
Wilhelm sind ihm aber vor allem Hans Kammerer und
der weltgewandte Hans Volkart in Erinnerung
geblieben. Kammerer stellte mit seiner lockeren und
lebendigen Art im Fach „Einführen in das Entwerfen“
fantasievolle kleine Aufgaben, um den Studenten
zeichnerische Bildung und die Lust am Entwerfen zu
vermitteln. Im vierten Semester traf er am Institut
von Günter Wilhelm in seiner Korrekturgruppe auf
Günter Behnisch, der sich als Stundenassistent
einen Teil seines Lebensunterhalts verdiente und
junge Architekten für sein expandierendes Büro
suchte. Fritz Auer und auch Carlo Weber, der
ebenfalls aus der benachbarten Studentengruppe
hinzukam, absolvierten dort ab 1955 die damals
erforderliche einjährige Zwischenpraxis. Das etwas
unordentliche Büro im Dachgeschoss eines Einfamilienhaus
machte einen genauso lockeren Eindruck
wie Behnisch selbst.
Auer und Weber hatten sich bereits zu Studienbeginn
kennengelernt, da sie häufig gemeinsam den
Weg hoch zur Stuttgarter Kunstakademie am
Weißenhof gehen mussten, wo damals aufgrund der
Kriegszerstörungen auch die Architekten ausgebildet
wurden. Behnisch war durch seine lässige Art bei
den Studenten beliebt, und Auer berichtete, dass er
häufig hemdsärmelig, mit Sandalen bekleidet und
braungebrannt aus dem Mineralbad Leuze kommend
zu den Korrekturen erschien. „Während sich die
anderen Assistenten als kleine Professoren gaben,
schien Behnisch ständig in Ferienstimmung zu sein;
er hätte genauso gut ein etwas älterer Student sein
können, der sein Studium nur seinem spendablen
Vater zuliebe betreibt, um, von zuhause ungestört,
seinen Liebhabereien nachgehen zu können.“ 4 Auch
nach der Zwischenpraxis blieben Auer und Weber
beide im Büro, um weiterhin zahlreiche Wettbewerbe
zu zeichnen.
1958 erhielt Auer über den DAAD ein Stipendium
für ein zweisemestriges Auslandsstudium an
der renommierten Cranbrook Academy of Art in
Bloomfield Hills, Michigan, USA. Nach seinem
Masterabschluss 1959 arbeitete er noch ein Jahr im
Büro von Yamasaki & Associates in Birmingham,
Michigan. In den USA beeindruckte ihn besonders
die Klarheit der Entwürfe von Mies van der Rohe,
aber ebenso lernte er auch die Bauten von Frank
Lloyd Wright, Walter Gropius und Marcel Breuer als
Vorbilder kennen. Nach seiner Rückkehr fand Auer
1961 schnell wieder den Einstieg ins Büro von
Behnisch, das sich inzwischen ganz auf das Bauen
mit Fertigteilen konzentriert hatte. 1962 schloss er
mit einer Diplomarbeit bei Günter Wilhelm sein
Studium in Stuttgart ab.
Winfried Büxel
Winfried Büxel (1928–2010) 5 stammte aus Schabo/
Bessarabien, damals zu Rumänien und heute zur
Ukraine gehörend. Sein Vater war ein angesehener
Bauingenieur, der seine Ausbildung in den 1920er-
Jahren in Stuttgart und Dresden absolviert hatte. In
dem kleinen Weinbauerndorf am Schwarzen Meer
verbrachte Winfried Büxel eine unbeschwerte
Kindheit. Für eine höhere Schulbildung auf einem
Gymnasium wollten sich seine Eltern jedoch nicht
mit den regionalen Möglichkeiten abfinden. So kam
Büxel 1939 nach Dresden, wo er zunächst bei seinen
Großeltern mütterlicherseits wohnte und im
Folgejahr in ein Internat wechselte. Ungeplant
entging er so der turbulenten Umsiedelungsphase,
welche die restliche Familie seit dem Sommer 1940
durchleben musste und die sie über mehrere
Zwischenstationen schließlich nach Stuttgart führte.
Kurz vor Ende des Kriegs wurde der erst
16-Jährige zum Reichsarbeitsdienst einberufen und
im April 1945 für den Abwehrkampf gegen die auf
Berlin vorrückenden Russen eingesetzt. Ein Granatsplitter
beendete seinen kurzen Einsatz, und es
1
Frankreich. Das Prägende an der École nationale
supérieure des Beaux-Arts in Paris, dieser „Schicksalsgemeinschaft“
wie Carlo Weber es nannte, war
die gegenseitige Hilfe: Die Jüngeren lernten von den
Erfahrungen und dem Können der Älteren, während
sie ihnen beim Aufzeichnen oder anderen Arbeiten
assistieren mussten. Durch diese Arbeitsweise
konnte Weber seine zeichnerischen Fähigkeiten
entscheidend weiterentwickeln. Nach dem Abschluss
des Studiums arbeitete er noch ein weiteres
Jahr bei dem Architekten Louis Arretche und den
Architektenbrüdern Xavier und Luc Arsène-Henry,
von denen ihm besonders die Eigenarten der Pariser
Arbeitswelt und das Laissez-faire im Umgang mit
architektonischen Problemen in Erinnerung blieb.
Nach seiner Rückkehr nach Stuttgart 1961
konnte Weber direkt wieder bei Günter Behnisch
im Büro einsteigen. Gleichzeitig musste er seinen
noch ausstehenden fünften Abschlussentwurf am
Institut von Rolf Gutbrod nachholen, betreut von
Peter Schenk, den er schon seit seiner „Gastarbeitertätigkeit“
im Düsseldorfer Partnerbüro von Günter
Behnisch und Bruno Lambart kannte.
1966 gründete Günter Behnisch mit Fritz Auer,
Winfried Büxel, Erhard Tränkner und Carlo Weber
die Partnerschaft Behnisch & Partner (B&P), zu der
1970 noch Manfred Sabatke hinzukam. Das Gründungsjahr
markiert gleichzeitig einen grundlegenden
Wandel, der von den produktionsbestimmten
Vorfertigungsbauten zur Situationsarchitektur führte.
Auf der Suche nach einer neuen Ausdrucksweise
im Bauen, die einer neuen Konzeption von Gesellschaft
gerecht werden konnte, kam Behnisch zu der
Überzeugung, dass Architektur unter den gleichen
Bedingungen entwickelt werden musste wie der Weg
zu einer offenen, am Menschen orientierten, vielfältigen
Demokratie: im Entstehungsprozess, in der
räumlichen Ausbildung, mit einem durchschaubaren
konstruktiven Gefüge und mit der Ablesbarkeit der
verwendeten Materialien.
1
Behnisch & Partner mit
Jürgen Joedicke, v.l.n.r. Fritz
Auer, Winfried Büxel, Jürgen
Joedicke, Günter Behnisch,
Erhard Tränkner, Carlo Weber,
Oktober 1967
50 51
Denkmodelle zur Architekturlandschaft
Die Architekten der Spiele
Impulse in den 1960er-Jahren
Schon im Frühwerk von Günter Behnisch und ab
1966 von B&P lassen sich Ansätze nachzeichnen, die
als Impulse für die Wettbewerbsidee von München
gelten können und deren spätere inhaltliche und
gestalterische Ausformung andeuten. Die ersten
Arbeiten lehnten sich deutlich an die Stuttgarter
Lehre an und profitierten vom quantitativen Nachholbedarf
der Nachkriegszeit. Einer der frühen Bauten,
die Vogelsangschule in Stuttgart (1955–1961), ist
ein charakteristisches Beispiel für die Reformideen
dieser Zeit, bei der die Kerngedanken der
Licht-Luft- Sonne-Bewegung und regionaltypische
Bezüge zu einer Einheit verschmelzen. Die Schule
entspricht ganz der zeittypischen Vision einer Durchdringung
von Stadt und Natur, dem städtebaulichen
Leitbild der gegliederten und aufgelockerten Stadt
entsprechend. Die Charakteristika „fließender Raum“
und „modellierte Landschaft“ sind hier schon deutlich
zu erkennen. 14
Bei der Planung für die Ingenieurschule in Ulm
(1959–1963) forcierte Behnisch die industrielle Produktion
als neue Baumethode, die den Wunsch nach
Vollkommenheit und Perfektion in der Ausführung
zu erfüllen schien. Aber auch schon hier lassen sich
erste Anregungen für das olympische Landschaftskonzept
ausmachen. Die Gestaltung des Geländes
entstand in Zusammenarbeit mit Günther Grzimek,
der von 1947 bis 1960 als Gartenamtsleiter in Ulm
tätig war. Mit dem Thema der Freiraumplanung für
Schulen hatte er sich während seiner gesamten
praktischen Tätigkeit kontinuierlich befasst, 15 und
aus den Planungen für Ulm entwickelte sich eine
lang andauernde Zusammenarbeit zwischen beiden
Büros. Der erste von Grzimek stammende Entwurf
für das Gelände in Ulm orientierte sich noch streng
an den orthogonalen Gebäudekanten, während im
überarbeiteten, wesentlich von Behnisch + Lambart
beeinflussten Entwurf 16 die Wege deutlich weicher
geformt und auch enger an den ursprünglichen
Wettbewerbsentwurf angelehnt waren. Das Aushubmaterial
wurde zunächst im Süden des Grundstücks
zwischengelagert. Weil die Reste der Festungsmauern
am südlichen Grundstücksrand des Gaisenbergs
die Sicht auf die Stadt versperrten, hatte Günther
Grzimek die Idee, den Aushub liegen zu lassen und
später als Hügel auszuformen, um einen freien Blick
auf die Stadt zu erhalten. 17 Daneben wurde die bestehende
Kiefernbepflanzung als vertikales Element
bewusst in den Entwurf einbezogen und ergänzt. Mit
einer geschwungenen Wegeführung aus Rasensteinen
um den Hügel konnte der südliche Teil an den
bestehenden öffentlichen Park angebunden werden.
18 Andreas König konstatiert, dass die „konzeptionelle
Strenge Grzimeks und Behnischs gestalterische
Freiheit“ hier zum ersten Mal aufeinandertreffen
und der Einfluss Behnischs als Initialzündung für
eine erste gestalterische Umorientierung Grzimeks
gelten kann. 19 Der Beginn dieser Zusammenarbeit
war ein wichtiger Baustein für die Wettbewerbsidee
der Olympiaanlagen.
1967 erhielt Behnisch aufgrund seiner Erfolge
mit vorgefertigten Bauten und Typensystemen einen
Ruf an die TU Darmstadt und trat die Nachfolge
von Ernst Neufert an, dem international bekannten
Fachmann für Normierungsfragen und Bauentwurfslehre.
Zu diesem Zeitpunkt wollten Günter Behnisch
und seine späteren Partner aber bereits neue Wege
beschreiten. Ein Büroausflug im Juli 1963 in die
Niederlande gab dazu entscheidende Impulse. 20
Auf dem Programm standen neben den Bauten von
Johannes van den Broek und Jacob Bakema vor
allem zwei Sozialbauten von Johannes Duiker, 21
welche die Architekten besonderes begeisterten.
Das Sanatorium Zonnestraal in Hilversum und die
Freiluftschule in Amsterdam zeigen eine licht-, luftund
sonnendurchflutete Architektur, deren Leichtigkeit
und Minimalprinzip in der äußeren Erscheinung
großen Einfluss auch schon auf die Architektur der
1920er-Jahre hatte. Dass gerade diese Bauten sich
dauerhaft in Behnischs Gedächtnis einprägten, lag
nicht nur an der äußeren Ästhetik des Transparenten,
sondern auch daran, dass sie zudem mit einer
sozialen Utopie verbunden waren. 22 Beeindruckend
waren auch die auf dem Weg liegenden transparenten
Gewächshäuser mit dünnen Metallprofilen, deren
Ausdruck den Wandel zum Leichten bestärkten. In
Diskussionen mit den Mitarbeitern festigte sich der
gemeinsame Entschluss, die bisherige Forcierung
des Bauens mit vorgefertigten Teilen und Systemen
aufzugeben und sich neuen Schwerpunkten und Inhalten
zuzuwenden. 23 Unmittelbarer Ausdruck dieser
neuen Denkweise waren die ab 1966 mit minimierten
dünnen Stahlskelettkonstruktionen geplanten Sporthallen
in Waiblingen und Rothenburg o.d. Tauber. 24
Die Außenanlagen des zugehörigen Gymnasiums in
Waiblingen plante Günther Grzimek als bewussten
Kontrast zum Gebäude. Gelände und Pausenbereiche
legte er zum Teil in freien Formen dreidimensional
wellenförmig an. Die Formen wurden nicht
gezeichnet, sondern der Kies direkt vor Ort mit einem
16
16
Modell Hoch-Tiefpunktfläche,
Frei Otto und Larry Medlin, 1964
68 69
Denkmodelle zur Architekturlandschaft
Konstruktionsmodelle für Dachlandschaften
zu ermöglichen, entstand das Modell einer regelmäßigen
Hoch-Tiefpunktfläche, gebaut von Ottos
Mitarbeiter Larry Medlin, bestehend aus einem
vorgefertigten Standardnetz mit der konstanten
Maschenweite von 50 Zentimetern, das an den
Hoch- und Tiefpunkten mit Seilschlaufen gespannt
war. Dieser Schritt zu einem reinen Seilnetz war die
grundlegende Konstruktionsidee für die Dächer von
Montreal und München. 104
Als Anregung für das Konzept des Deutschen
Pavillons in Montreal entstand 1964 – noch bevor
Frei Otto zum Wettbewerb eingeladen wurde – die
Ideenskizze eines weitgespannten Dachs über einem
innerstädtischen Park, die vorsah, die einzelnen
Ausstellungspavillons unter diesem großen Dach
zusammenzufassen. 105 Kurz nach Bekanntwerden
der Zusage für die Olympischen Spiele an München
wurde Frei Otto in einem Interview im September
1966 gefragt, ob er sich ähnliche Großhüllen wie in
Montreal auch für die Lösung einiger Bauaufgaben
für die Olympiade vorstellen könne. Er bemerkte,
dass man darunter „ein Schwimmbad, Kinderspielplätze,
Sportanlagen inmitten einer Parklandschaft
unterbringen kann. […] Ein Entwurfsgedanke, der
Gutbrod und mir ganz besonders am Herzen liegt,
wird in Montreal nur noch angedeutet sichtbar werden,
nämlich die zusammenhängende grüne Parklandschaft,
die den gesamten Pavillon durchziehen
sollte, jene ‚Erholungslandschaft‘, in die die Exponate
unaufdringlich eingefügt werden. Vielleicht ergibt
sich an anderer Stelle einmal die Gelegenheit, daß
sich dieser Gedanke zur vollen Entfaltung bringen
lässt.“ 106
Im April 1967 – kurz nach der Wettbewerbsausschreibung
für die Olympiaanlagen – zeichnete Otto
ein „Stadion für 100.000 mit ausfahrbarem Dach“,
das aus seinen Überlegungen zu wandelbaren,
ausfahrbaren Konstruktionen hervorgegangen war.
Der durch Erdwälle begrenzte, allseitig begehbare
Innenraum konnte entsprechend den Witterungsbedingungen
mit einem wandelbaren Dach geöffnet
oder geschlossen werden. Eine raffbare Membran
ist an einem 180 Meter hohen, über das Stadion geneigten
Pylon aufgehängt und wird kegelförmig über
abgespannte Seile zu 15 Fußpunkten geführt. Die
geraffte, transluzente Haut kann bei Bedarf zu einer
flachen Kuppel ausgefahren werden. Die Ideenskizze
wurde Ende Mai 1967 als eine Weiterentwicklung der
ausfahrbaren Dachkonstruktionen für das Theater in
Cannes (1965), der Kunsteisbahn in Davos (1966/67)
und der Stiftsruine in Bad Hersfeld (1970) veröffentlicht.
Die Anwendungsmöglichkeiten übertrug Otto
ausdrücklich auch auf ein „Stadion der Olympiagröße“,
das „in dieser Weise nach Wunsch abzuschließen,
und wenn nötig, heizbar zu machen“ 107 sei.
Die Ideenskizze steht in unmittelbarem zeitlichen
Zusammenhang mit dem Wettbewerb für die
Olympiabauten, obwohl zu diesem Zeitpunkt die
Zeltdachlösung über der modellierten Landschaft
bei B&P schon gezeichnet war. Sie erinnert ebenfalls
an Tauts Volkshauszeichnung in Die Auflösung der
Städte. Beide wollten ein vielseitig nutzbares, gesellschaftliches
Zentrum für gemeinsame Freizeit- und
Sporterlebnisse schaffen, das Otto noch durch eine
wandelbare Hülle ergänzte. In einer weiterentwickelten
Version wurde das Stadion über die Nutzung als
olympische Sportarena hinaus als Zentrum für vielfältige
Aktivitäten vorgestellt. „Der ständig steigende
Bedarf unserer Gesellschaft nach erlebnisreicher
Freizeitgestaltung erfordert Großräume, die variabel
genug sind, sich verschiedenen Nutzungen anzupassen.
[…] Ein olympisches Stadion mit beweglichen
Tribünen wird von einer wandelbaren Dachhaut
überspannt. Unterhalb der Tribünen ist Terrassenlandschaft,
die vielfältig genutzt werden kann. […] So
wird dieser Raum in ein Zentrum gesellschaftlicher
Aktivitäten verwandelt.“ Es könne ein „Spiel- und
Festival-, ein Multimediaraum für unzählige Freizeitaktivitäten“
entstehen. 108 Die Übertragung der
Idee einer flexiblen Großraumüberdachung auf ein
Stadion in Olympiagröße ist sicherlich dem Interesse
der deutschen Architekten an der viel beachteten
Wettbewerbsauslobung im Frühjahr 1967 geschuldet.
Frei Otto hatte sich aber – in Absprache mit Rolf
Gutbrod – ganz bewusst gegen eine Teilnahme entschieden.
109 Er war der Aufgabenstellung Olympia
gegenüber generell kritisch eingestellt und bezeichnete
sie später als „Kolossaltheater“. 110
Den Wettbewerbsbearbeitern im Büro Behnisch
– so die Aussage von Fritz Auer und Carlo
Weber – war dieser im April 1967 in der Zeitschrift
Bauwelt gezeigte Entwurf jedoch nicht bekannt und
so konnte dessen Aussage noch nicht in eine für
die Wettbewerbsarbeit taugliche Idee transformiert
werden. 111 Sowohl Behnisch als auch die anderen
Wettbewerbsbearbeiter waren aber mit Frei Ottos
Gedankenwelt sehr vertraut. Den Architekten bekannte
Beispiele waren die Stadt in der Arktis und
die Stadt der Zukunft. 112 Der grundlegende Ansatz
Ottos, Städte, Landschaften oder Arenen mit
schützenden, transparenten Dächern zu überdecken
und folglich nicht mehr geschlossenen Raum als
20
Raumbegrenzungen, nur mit klimatisch notwendigen,
absenkbaren Tüchern und Windschutzvorrichtungen
versehen. Ein leichtes, weit schwingendes
Zeltdach überspannt eine terrassenartig-unregelmäßige
„Ausstellungslandschaft“ und wird durch eine
kuppelförmige Holzkonstruktion für das Auditorium
als drittes konstruktives und architektonisches
Element vervollständigt. Schon hier hatte Egon Eiermann
zunächst Zweifel an der Baubarkeit des Dachs
geäußert. 127
Planung und technische Besonderheiten
Der Entwurf wurde zwischen der Wettbewerbsentscheidung
im Juni 1965 und der Eröffnung im
Sommer 1967 geplant und realisiert. Das Zeltdach
überdeckte mit einem vorgespannten Seilnetz eine
Grundfläche von knapp 8.000 Quadratmetern und
war nach dem Prinzip des Hoch-Tiefpunktmodells
an acht in festem Raster stehenden, verschieden
hohen Masten aufgehängt. Das Netz bestand aus
12 Millimeter starken, schwach gedrehten Seilen,
die mit einer für die Begehung günstigen Maschenweite
von 50 Zentimetern und festen Kreuzklemmen
in Bahnen von 9,5 Metern vorgefertigt waren. Die in
Deutschland präfabrizierten Netzflächen wurden vor
Ort in Montreal am Boden zusammengefügt, mit der
20
Ansicht des Pavillons mit Lagune
sogenannten Luftmontage über 54 Millimeter starke
Grat- und Randseile an den Masten hochgezogen
und die Zugkräfte in Betonanker abgeleitet. Die
raumbegrenzende Schicht aus einer transluzenten
Dachhaut wurde unter das tragende, vorgespannte
Seilnetz gehängt und mit der Unterseite über sogenannte
Federteller verbunden. Sie war hergestellt
aus gewebtem und mit PVC beschichtetem
Polyester gewebe und ebenfalls in 1,5 Meter breiten
Bahnen vorgefertigt. 128
Zur Ermittlung der genauen Geometrie, der
geometrischen Konstruktionsdaten, des Zuschnitts
sowie der Seilkräfte, der Verformungen und Dehnungen
im Netz war ein aufwendiges Messmodell
im Maßstab 1:75 aus feinen Stahldrähten von entscheidender
Bedeutung. Messtechnik und Rechenprogramme
für die photogrammetrische Aufnahme
existierten noch nicht, deshalb wurde diese Methodik
nur als ergänzendes, unabhängiges Verfahren hinzugezogen.
Der Nachweis der Kräfte in dem mehrfach
unbestimmten statischen System ließ sich jedoch
nicht allein anhand von mathematischen Berechnungen
vornehmen, sondern musste ergänzend am
Modell gemessen werden. In diesem Punkt führte die
Zusammenarbeit zwischen den Ingenieuren von L+A
und Frei Ottos Team zu erheblichen Spannungen,
weil die Zuschnittsabnahme der Modelle nicht genau
21
Auditorium mit Holzkuppel und
Netz im Bau
22
Dachkonstruktion mit Blick auf
die vorgelagerte Insel
74 75
Denkmodelle zur Architekturlandschaft
Modell und Impuls
21
22
7–8
probiert wurden. 34 Er hatte die besondere Fähigkeit,
die Idee der bewegten Geländemodellierung in den
Skizzen und Zeichnungen präzise und verständlich
darzustellen. „Wenn du im Team arbeitest“, so Carlo
Weber, „musst du es so darstellen, dass der andere
es nachvollziehen kann. Wenn ich einen roten, gelben
und grünen Stift nehme und das Wasser blau mache,
ist das eine Mehrarbeit von drei oder fünf Minuten,
die ich in eine Skizze reinstecke. Aber plötzlich kann
der Andere das nachvollziehen. Und deswegen,
wenn es ideal läuft, können wir als Team zu einem
Thema mehr schaffen als eine Person in einem Kopf.
Das ganze Problem des Ein-Mann-Architekten ist es,
alles in einem Kopf zu denken, während eine Gruppe
von verschiedenen Seiten einsteigt, und dann kann
ein höheres Niveau erreicht werden.“ 35
Anschließend war für die Umsetzung der „Nichtarchitektur“
auch ein Modell notwendig, an dem mit
neuen, ungewöhnlichen Arbeitsmitteln die komplexe
Modellierung des Geländes überprüft und anschaulich
gemacht werden konnte. Auf einer großen, etwa
1,5 x 2 Meter großen Tischplatte wurden im Maß-
7–8
Behnisch & Partner beim Besuch
des Dziesięciolecia-Stadion
(Stadion des 10. Jahrestages) in
Warschau/Polen, 1968
104 105
Wettbewerb
Bearbeitung des Wettbewerbs
9–10
Das Pildammsteatern nördlich
des Stadions in Malmö, 1968
9–10
stab 1:1.000 einige der Alternativen zunächst als
Mulden und Erdbewegungen aus Sägespänen, dann
aus Sand modelliert und daraus das zusammenhängende
Landschaftsgeflecht geformt. 36 Da für
die Vergleichbarkeit und Abwägung der Vor- und
Nachteile der Umbau jeweils zu lange gedauert
hätte, wurden die verschiedenen Lösungen von drei
gleichen Standorten aus nach dem erstmaligen
Aufbau mit der Polaroid-Kamera fotografiert, um die
Auswahl zu erleichtern. 37 Zunächst konzentrierte
das Wettbewerbsteam die Modellierung mithilfe der
vom Schuttberg aufgenommenen Erdbewegung im
Südteil des Geländes. Neben dem Trümmerschutt
war auch der Aushub der bereits im Bau befindlichen
U-Bahn auf dem Gelände gelagert. In einer
folgenden Diskussion regte Behnisch an, auf der
Basis der Erdstadien-Krater, die freie Formen im
Schnitt erzeugten, das Thema Erdmodellierung auch
im Grundriss weiterzuführen und mit dem Aushub
weitere Bereiche zu modellieren. 38 So wurden die
weich geschwungenen Bewegungen der Dämme
vom Plateau in der Mitte ausgehend zu den vorgesehenen
Verkehrsanschlusspunkten nach Nordosten
(U-Bahn), Nordwesten (S-Bahn) und nach Süden
(Tram) weitergeführt, um die Bereiche südlich und
26
26
Südvariante mit Konkretisierung
des Dachs, Carlo Weber, Mai/
Juni 1967
27
Wettbewerbsplan mit Verkehrsschema,
Juli 1967
108 109
Wettbewerb
Bearbeitung des Wettbewerbs
27
eckig wurde, während es vorher weiche, neubarocke oder Jugendstilformen gab.
Mit einer Reiße können Sie anders zeichnen als mit einer Zeichenfeder. Wir haben
das dann auch an unseren Arbeiten gesehen. Bauten, die mit Plastilin entworfen
sind, werden anders aussehen als solche, die aus Pappe geschnitten sind. Oder
aus Holzklötzchen.
ES:
Gab es ein konkretes Beispiel, an dem Sie das festgestellt haben?
GB:
Das war unsere eigene Erfahrung. Ob das die Finanzierungstechnik ist oder die
Terminplanung, das drückt alles der Architektur einen Stempel auf, oder auch das
Juristische, denn was heute entsteht, ist alles juristische Architektur. Die ist so
gemacht, dass man nachweisen kann, dass man keinen Fehler gemacht hat. Wir
haben damals, als wir das Modell für München entwickelt haben, eine große
Platte genommen und Sand darauf gekippt. Sand ist das Material, das die wenigsten
Eigengesetze hat, und daraus ist die landschaftliche Architektur geworden.
ES:
Es entsteht ja auch heute schon wieder eine andere, vielleicht neue Architektur
mit dem Computer. Sehen Sie da wieder eigene Gesetzmäßigkeiten?
GB:
Das eine ist sehr zwanghafte Architektur, aber mit neuen, anderen Zwängen als
früher. Ich war vor Kurzem in Amerika, in einem großen Büro in New York, und die
haben immer von „Deadline“ gesprochen, wir haben heute Abend „Deadline“. Ich
habe gefragt: „Wer stirbt denn?“ Und sie sagten: „Nein, nein, wir müssen bis dahin
die Werkpläne fertig haben!“ Das sind diese Terminplanungen, da kann nichts
mehr ausreifen, sondern es muss immer zu der „Deadline“ jedes Detail zack, zack
entstehen, und das sieht man den Dingern ja auch an. Klar, der Computer reproduziert
ja Vorentwickeltes, man kann das Detail vielleicht ein kleines Stückchen
damit weiterentwickeln. Wenn Sie die CAD-Grundrisse anschauen, da sind die
Treppen vorgeprägt von irgendeinem Idioten, der in irgendeinem Büro saß und
den wir uns nie ins Büro nehmen würden. Und plötzlich kommt durch den Computer
ein schlechter Mitarbeiter ins Büro. Das gibt es bei uns gar nicht, der wird
rausgeschmissen. Bei uns ist eine computerfreie Zone, nur die Sekretärin muss
einen Computer haben.
ES:
Was halten Sie denn von den Theorien, ein Computer könne sogar über
Zufallsgeneratoren entwerfen?
GB:
Es kommt darauf an, wie Sie es machen. Ich glaube schon, dass man, wenn man
den Computer beherrschen könnte, damit sicherlich ein neues Formenrepertoire
findet. Und man müsste einen guten Computermann haben, der das wirklich
weiterentwickeln kann. Ich kann das nicht. Wir benutzen Computer schon für
Grafiken und so weiter. Nur möchte ich nicht, dass sie das Geschehen in unserem
Büro bestimmen. In der Chaos-Diskussion wird aber deutlich, dass gerade das
nicht rationell Bearbeitete viele unbewusste Einflüsse in die Arbeit hineinlässt,
Dinge, an die man selbst gar nicht gedacht hat. Schiller hatte zu Goethe gesagt,
dass alles, was er [Goethe] schreibt, in seiner Intuition liegt, dass in ihm die Natur
geschrieben hat, nicht er selbst. Und das ist in der Architektur genauso, man
schreibt oder man zeichnet, da rutschen einfach Dinge hinein, die man rational
nicht geplant hat. Insofern ist die Architektur natürlich vielfältiger, lebendiger,
überraschender, wenn sie nicht mit dem Computer gemacht wird, und es bringt
dich selbst weiter.
128 129
Im Gespräch
Günter Behnisch
ES:
Die Jahre 1967/68 waren für Sie gekennzeichnet durch die Parallelität von
mehreren Ereignissen. Eine gesellschaftliche Aufbruchsstimmung kündigte
sich an, Sie traten in Darmstadt die Nachfolge von Ernst Neufert am Lehrstuhl
für Baugestaltung und Industriebaukunde an und haben den Wettbewerb
für München gewonnen. Wie war das alles zu bewältigen?
GB:
Das war natürlich eine sehr große Belastung, ich war zeitlich sehr unter Druck. Ich
hatte das Büro in Stuttgart und in München und musste in Darmstadt den Lehrstuhl
übernehmen, und in der Zeit haben auch meine gesundheitlichen Probleme
angefangen. Davor hatte ja Neufert den Lehrstuhl, und es war klar, dass ich nicht
mit Bauordnungslehre weitermache, dass die Lehre verändert werden muss. Es
war auch besprochen, dass ich das nach meinen Vorstellungen machen konnte.
ES:
Wie haben Sie denn in Darmstadt auf die 68er-Bewegung reagiert, wie haben
sich die sicherlich auch dort stattfindenden Studentenproteste ausgewirkt?
GB:
Ich wurde ja gleich mit den Reformen und den 68er-Problemen konfrontiert. Und
ich habe mich schon am Anfang dagegengestellt, vor allem dagegen, dass mit
dieser Bewegung plötzlich Leute aufsteigen wollten. Das war der sogenannte
Mittelbau, der Assistent wollte Professor sein. Und dann habe ich gesagt: „Macht
doch erstmal eure Promotion oder macht euch sonst irgendwie einen Namen,
dann geht’s schon weiter.“ Es hat auch dazu geführt, dass plötzlich die Professo-
1
Olympische Brezeln für
Behnisch & Partner: Bäckerin
Treiber, Günter Behnisch, Erhard
Tränkner, Carlo Weber, Fritz
Auer (hinten), Hermann Peltz,
Frau Motzer, Armin Gsell (vorne),
Oktober 1967
1
hatte zu nachhaltigen Spannungen und Differenzen
geführt, die auch Jahre später nicht ausgeräumt
waren. In einer Nachbetrachtung sah Frei Otto die
mangelnde Anerkennung seiner Arbeit „in dem
dümmsten Kompetenzgerangel begründet, das es
im Bauwesen seit der Teilung in Berufsgruppen der
Architekten und Ingenieure gab“. 165 Er hatte versucht,
bei den Detailentscheidungen des Seilnetzes
seine erprobten Lösungen einzubringen, um die
Risiken der Neuentwicklungen für die komplizierte
Konstruktion zu minimieren. Fritz Leonhardts und
Jörg Schlaichs Ziel war es, ein Baukastensystem aus
möglichst wenigen Sonderelementen zu realisieren,
das mit vielen gleichartigen und auch rationell in Serie
zu fertigenden Teilen im Sinn einer ästhetischen
Einheit wirkt.
Formfindung und Zuschnitt
Arbeiten am Modell
Während die technischen Fragen hauptsächlich
zwischen den Ingenieuren von L+A und Frei Otto
verhandelt wurden, arbeiteten B&P beim Entwurf der
Netzgeometrie eng mit dem IL zusammen. Auch hier
gab es grundsätzlich verschiedene Planungs- und
Denkansätze, die in anhaltenden Auseinandersetzungen
zu Tage traten. Bei Otto stand die Suche nach
einer unbekannten Form entsprechend den Eigenschaften
von Zeltstrukturen im Vordergrund – gefunden
in einem Formbildungsprozess unter der Berücksichtigung
von naturwissenschaftlicher Analyse.
Bei Behnisch dagegen überwogen formal-konzeptionelle,
aber auch ganz praktisch-funktionale Überlegungen
wie angemessene Raumhöhen und Dachneigung,
Beheizbarkeit und Fassadenanschlüsse. Alle
Teile des Dachs sollten möglichst weitgehend den
übergeordneten Ideen des Gestaltungskonzepts –
spielerisch, schwungvoll, leicht – entsprechen. Dazu
gehörte zum Beispiel, die Materialität der transparenten
Dachhaut und die Dimension des Dachs auf
Augenhöhe des Menschen erlebbar zu machen, um
den großen Konstruktionsteilen die Schwere und
Distanz zu nehmen. Die Dachfläche sollte deshalb
möglichst weit bis zum Boden heruntergezogen und
bodennahe Details wie unter anderem die Entwässerung
mussten sorgfältig überlegt werden.
Frei Otto und das IL hatten im Juli 1968 mit dem
Bau der Tüllmodelle für die erste Phase der Formfindung
und etwas später, Anfang 1969, mit dem Bau
174 175
Dach
Formfindung und Zuschnitt
32
Modellbauarbeiten der
Arbeitsgruppe Dach des IL
am großen Tüllmodell im
Baubüro von Behnisch & Partner,
Projektleiter Ulrich Hangleiter
mit Mitarbeitern
32
ES:
Was war denn der stärkere Antrieb?
KL:
Das war natürlich die neue deutsche Situation. Es gab die neuen, interessanten
architektonischen Vorstellungen von Behnisch, Eiermann und Aicher. Die Generation
der Davongekommenen wollte ein anderes Lebensgefühl vermitteln – mit
Offenheit, Heiterkeit und Gelassenheit. Wir bekamen Karten, und ich war mit
meinen Söhnen bei der Eröffnung, als Kurt Edelhagen dort seine Lieder spielte,
mit den Peitschen und so weiter. Uns sind die Tränen gekommen. Dieses Bauwerk,
diese künstliche Landschaft waren unglaublich gelungen, und dann kamen
die Mannschaften hereinmarschiert – ich war hin und weg! Ich bin in das Institut
gekommen und habe gesagt: „Diese Olympiade gibt mir meinen Glauben an die
Menschen wieder!“ Es war unvorstellbar, wie das gewirkt hat. Das ist übergesprungen,
wie man es sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Und die Leute
saßen in der Landschaft! Es war keine große Verbrüderung, aber es war wirklich
das Ambiente – das war einmalig. Für Behnisch war das ein unglaublicher Erfolg.
Als damals der Hochsprung der Damen war, gab es eine deutsche Teilnehmerin –
Ulrike Meyfahrt. Der Wettkampf ging bis spät in die Nacht. Wir hatten auch Karten,
und als sie Anlauf nahm, da schallte von der Tribüne her ein deutliches „Hopp“,
und das brachte sie total aus dem Konzept. Es entstand eine Massenablehnung,
ein Pfeifen, ein Zornesausbruch dieses ganzen Stadions, der eindeutig auf diesen
„Hopp-Schrei“ gemünzt war. Und dann kehrte wieder diese friedvolle Stimmung
ein, und sie gewann ja dann auch noch irgendwann.
ES:
Wie konnten denn die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Sie mit diesem
neuen Verfahren gewonnen hatten, später genutzt werden? Wie ist der
Stand der Entwicklung heute?
KL:
Das hatte gewaltige Auswirkungen. Die Kraft-Dichten haben jetzt – nach einer
Inkubationszeit von ungefähr 20 Jahren – eine Enkelgeneration von jungen Wissenschaftlern
in Frankreich, Italien, Brasilien, in den Niederlanden, sogar in China
und neuerdings in Zürich hervorgerufen. Und die Entwicklung ist noch nicht ganz
zu Ende. Ich habe gewisse Dinge, die noch veröffentlicht werden müssen, und es
gibt immer noch Leute, die daran arbeiten. Um einige Beispiele zu nennen: Schüler
von mir haben die Allianz-Arena in München 2005 gemacht. Das Dach des
Olympiastadions in Montreal 1976 mit dem herabhängenden Dach ist zusammen
mit Jörg Schlaich entstanden, die Sporthalle in Jeddah 1981 mit Ted Happold,
Michael Dickson, Ian Lidell und Ove Arup und das Solemar in Bad Dürrheim 1987
mit dem Ingenieur Fritz Wenzel. Bei der Multihalle in Mannheim 1975 hat unser
Büro Linkwitz-Preuss Frei Ottos umgekehrtes Hängemodell mithilfe unseres
Verfahrens der Kraft-Dichten vermessen und in eine exakte Gleichgewichtsfigur
umgesetzt.
Im Gespräch mit Elisabeth Spieker am 26. Januar 2012 und 7. März 2013
202 203
Im Gespräch
Klaus Linkwitz
3
Vorgespanntes Netz nach der
Montage, Herbst 1971
3
50–54
Sonnenfundament: Karla
Kowalski bemalt das
Schwergewichtsfundament
des Stadionrandkabels, bevor
es unter den Erdmassen der
Landschaft verschwindet.
208 209
Dach
50–54
68
68
Hochziehen und Spannen des
Netzes über dem Stadion, 1971
Dach
69–70
Spannvorgang bei der Sporthalle,
1971
71–73
Eindeckungsarbeiten bei
der Schwimmhalle, 1972: Die
Montage erfolgt direkt auf dem
Seilnetz. Die Fugen sind mit ca.
13 Zentimeter breiten Neoprene-
Gummiprofilen geschlossen und
über Aluminiumschienen an die
Plattenränder geklemmt.
69
216 217
Ausführung und Montage
70
71–73
75
Provisorische Tribüne an der
Ostseite der Schwimmhalle, 1972
222 223
Dach
Ausführung und Montage
75
der verschweißt sind. Als Oberseite umschließt eine
kastenförmige PVC-Folie den gesamten Kern und ist
mit der Unterseite an den Rändern verschweißt. Die
vorgefertigten 8 x 2 Meter großen Einzelstücke mit
einer Stärke von 10 Zentimetern in der Sport- und
14 Zentimetern in der Schwimmhalle wurden vor der
Montage zu Fertigungseinheiten von 200 Quadratmetern
zusammengefügt und dann vor Ort zu durchschnittlich
1.000 Quadratmeter großen Abschnitten
durch geschnürte Stöße geschlossen. Für die
Aufhängung entwickelte Frei Otto kleeblattförmige
Teller aus mit Kunststoff überzogenem Federstahl, an
denen – gleichmäßig verteilt – die Abschnitte über
Seile hochgezogen, am Seilnetz befestigt, untereinander
verschnürt und gespannt wurden. 245
Jedoch zeigte sich Mitte August 1971 schon
vor der Montage an den gelagerten und noch nicht
eingebrachten Platten die Anfälligkeit des Dämmmaterials
gegen Hitze, sichtbar durch Schrumpfungen
und Verfärbungen. 246 Nach der Fertigstellung
der Montage traten Anfang 1972 erste Schäden auch
an der montierten Decke auf, da sich aufgrund der
teilweise auf bis zu 100 ºC ansteigenden Temperaturen
im Dachzwischenraum die Isolierkerne braun
verfärbten und stark schrumpften. Die U-Decke war
entgegen den vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz
München empfohlenen und untersuchten
weißen Mustern mit einer klar durchsichtigen Oberplane
ausgeführt worden, was wesentlich höhere
Temperaturen zu Folge hatte. Verstärkt wurde das
vermutlich materialbedingte Problem durch die zu
gering dimensionierten Lüftungsschlitze und die
nicht ausreichende Belüftung. Noch vor der Eröffnung
der Spiele sollten zusätzlich eingebaute,
mechanische Entlüftungsgeräte und vergrößerte
Öffnungen die Temperatur senken, was aber in
dem gewünschten Maß nicht gelang. Aufgrund
der fehlenden Schutzwirkung des Kerns kam es zu
einem erheblichen Festigkeitsabfall, vor allem an den
Nahtverbindungen der Tragefolie. Sanierungsmaßnahmen
konnten jedoch erst nach den Olympischen
Spiele ergriffen werden. 247
Die OBG strebte 1973 zunächst ein Beweissicherungsverfahren
zur Klärung der Ursachen an,
verpflichtete dann aber die Firma Kaefer zur Behebung
der Mängel und sicherte ihr eine Kostenbeteiligung
von 50 Prozent zu. Ohne Inanspruchnahme
der vollen Gewährleistung und weitgehend ohne
Beteiligung von Frei Otto, Wilhelm Schaupp und B&P,
also ohne Berücksichtigung der gestalterischen
Grundsätze und Urheberrechte, suchte Mertz mit
ES:
Welche Aufgaben hatte Fritz Leonhardt als Bürochef? Konnte er sich bei allen
seinen Aufgaben überhaupt zeitlich engagieren?
JS:
Leonhardt war sehr großzügig, indem er mir freie Wahl bei der Auswahl der Mitarbeiter
ließ. Ich durfte das Team innerhalb von L+A zusammenstellen, damit es
funktioniert: Rudolf Bergermann für das Stadiondach, Knut Gabriel für das Sporthallendach,
Ulrich Otto für das Schwimmhallendach, Karl Kleinhanß für die Zwischendächer
und Günter Mayr für die Konstruktion, der wichtigste Mann beim
Dach. Die Auswahl kam zustande, weil natürlich alle sehr gut waren, weil wir uns
sehr gut verstanden haben, obwohl wir alle doch sehr unterschiedlich waren.
Leonhardt war zu der Zeit Rektor an der Universität in Stuttgart und hat sich
zunächst kaum beteiligt, sondern sein Partner Kuno Boll. Irgendwann hat er dann
Herrn Boll abgelöst, aber er konnte es sich als Rektor überhaupt nicht leisten, am
Projekt teilzunehmen. Dann kam diese unglückliche Situation, dass der Chef der
OBG, Carl Mertz, insistiert hat, dass Herr Leonhardt alle vier bis sechs Wochen
einmal in München erscheint. Obwohl das gar keinen Sinn machte, denn Leonhardt
war ja gar nicht mehr in die Details involviert. Ich hatte einen guten Kontakt
zu Herrn Mertz. Er hat mich akzeptiert, weil auch Günter Behnisch mich und uns
akzeptiert hat und auch zu Fritz Auer ein sehr freundschaftliches Verhältnis bestand
und besteht. Aber er sagte mir dann ganz offen: „Ich bin Beamter, ich bin
Sachverwalter, aber kein Fachmann, und ich muss damit rechnen, dass alles
schiefgeht. Jeder sagt, das Dach ist etwas ganz Neues, so etwas gab es noch nie.
Dann wird man mir den Vorwurf machen, dass ich das in den Sand gesetzt habe.
Deshalb muss ich jeden Monat in meinen Kalender eintragen können: ‚Leonhardt
was here.‘ Leonhardt ist der bedeutendste und bekannteste Ingenieur – nehmen
Sie es mir nicht übel, junger Mann, das sind Sie nicht –, und wenn ich reinschreiben
kann, ich habe den bedeutendsten Ingenieur alle vier Wochen hier gehabt,
dann kann mir nichts passieren.“ Und das, obwohl der ja gar nicht genau wusste,
was gerade im Einzelnen läuft. Das hat dazu geführt, dass an dem Tag, an dem
Leonhardt kam, Probleme aufgeworfen wurden, bei denen eine Entscheidung
getroffen werden musste. Ein typisches Beispiel dafür war die Einführung des
Neoprenepuffers als Verbindungselement von Seilnetz und Plexiglas. In seiner
Autobiografie steht dann, das Detail sei von ihm gemacht. Die Idee stammte aber
nicht von ihm, sondern von einem ganz cleveren Ingenieur aus der Mannschaft
der ARGE Lichtdach. Er hat nicht viel Einfluss genommen, aber mir sehr viel
Rücken deckung gegeben und uns bestärkt, dass das, was wir machen, kein Blödsinn
ist. Das ist schon auch sehr wichtig.
ES:
Behnisch hat Ihnen sehr viel Vertrauen entgegengebracht. Er hat gesagt,
wenn er jemandem zutraut, das Dach zu bauen, dann Ihnen. Wie war seine
Rolle, sein Einfluss auf das Dach-Team?
JS:
Behnisch hatte eine stattliche Gruppe von zwölf Leuten, dazu kamen Fritz Auer,
Winfried Büxel und Cord Wehrse. Er hat sich dabei nie in das Tagesgeschäft eingemischt,
hat sich dazugesetzt, hat Auer geholt oder mich, um seine Wünsche
mitzuteilen, und dann ging er wieder. Er hat sich patriarchalisch über das Ganze
gespannt, sich aber nicht so sehr in Einzelheiten eingemischt, gerade bei der
Auseinandersetzung um das Dach, wo Fred Severud und andere dazu geholt
wurden. Das war eine harte Zeit, mich der Kritik und den Gutachten ausgesetzt zu
sehen, gerade in Bezug auf den Punkt, mit dem man alles ruinieren kann – den
Schwingungen. Wir haben damals gesagt, das kann gar nicht schwingen, weil es
Montagevorgang Seilnetz
Sporthalle:
1
Phase I: Das am Boden
ausgelegte Netz N ist mit den
Gußteilen G verbunden. Der
Hauptmast M ist schon mit den
endgültigen Abspannseilen A,
die kleinen Maste m mit der
unterspannten Stütze U sind mit
Hilfsabspannungen H aufgestellt.
2
Phase II: Die Gußsättel G2 und
G3 werden mit Kranen oder
Hilfszügen Z auf den Mast
m2 und die Stütze U gesetzt,
wobei ein Teil des Netzes N mit
hochgezogen wird.
3
Phase III: Der Außenmast m1
wird aufgestellt. Die Stütze mit
G2 und der Sattel G4 werden
mit dem angeschlossenen
Netz angehoben. Dazu werden
Hilfsseile V zur Verlängerung der
Litzenbündel L über den Kopf des
Hauptmasts gezogen.
4
Phase IV: Der Gußsattel G5
wird auf m3 gesetzt. Die
Litzenbündel L werden im
Mastkopf eingehängt. Der Mast
M1 wird nach außen gekippt.
Damit beginnt der eigentliche
Spannvorgang.
238 239
Im Gespräch
Jörg Schlaich
1–4
16
17
18
19–22
16
Lagerung von Lindenbäumen in
Gärfässern
17
Transport der Bäume mit
Baufahrzeugen
18
Arbeitsskizze zur Umsetzung von
Wegkreuzungen, Carlo Weber,
18. Februar 1970
19–22
Landschaft im Bau, 1969–1971
264 265
Landschaft
Ausführung der Arbeiten
Ausfallstraßen Landshuter Allee, Landshuter Straße
und Dachauer Straße waren in der Nachkriegszeit die
für die Münchner Alleen charakteristischen und von
Grzimek benötigten Lindenbäume gepflanzt worden.
Josef Wurzer hatte die Idee, etwa die Hälfte der viel
zu dicht stehenden Bäume entfernen zu lassen, um
sie für das Oberwiesenfeld verwenden zu können. In
halbierten Bierfässern von bis zu 7 Metern Durchmesser,
zur Verfügung gestellt von den Münchner
Brauereien, ließ er die bis zu 2 Meter umfassenden
Stämme im Bereich südlich des Olympiabergs
zwischenlagern und später auf dem Gelände für die
Rasterpflanzungen wieder einsetzen. 46 Da die Pflanzen
zu einem beträchtlichen Teil aus den eigenen Beständen
stammten, lagen also Leitung, Ausführung
und Lieferung in einer Hand. Insgesamt wurden etwa
3.000 Bäume und 180.000 Gehölze gepflanzt, 47 aus
einer Spezialmischung von 800 Zentnern Grassamen
wuchsen 180.000 Quadratmeter Rasen. 48
Im Juli 1969 lag der Vorentwurf, im September
1969 der überarbeitete Entwurf für die Landschaftsgestaltung
vor. Die freien Modellierungen
von Hügeln, Mulden, Wällen und die Wegeführungen
mit breiten Massen- sowie schmalen Seitenwegen
und Trampelpfaden waren nun grob aufgezeichnet.
Viele Elemente ließen sich jedoch nicht im Plan vorgegeben.
Um genau auf die Situation des Geländes
reagieren zu können, mussten die Modellierungen
in intensiver Abstimmung zwischen Weber, Grzimek
und Wurzer direkt vor Ort gelöst und zusammen mit
den Baggerführern endgültig geformt werden. 49
Behnisch und Grzimek waren sich bei fast allen
Überlegungen einig. Konflikte gab es jedoch bei
dem Vorschlag, die Linden in Form von Alleen und
in geometrischem Raster zu pflanzen, was Behnisch
zu ordentlich war. Er hatte sich eine natürliche und
gewachsene Optik für alle Baumgruppen vorgestellt,
ließ sich dann aber überzeugen. 50 Reibungspunkte
und Meinungsverschiedenheiten entstanden, wenn
um das optimale Ergebnis gerungen werden musste.
So kam es häufig vor, dass bereits geformte Modellierungen
wieder verändert werden mussten, wenn
sie nicht dem übergeordneten Konzept entsprachen,
wenn bessere Lösungen gefunden wurden oder die
noch nicht festgelegten Dachverankerungen Umplanungen
notwendig machten. Erdmassen mussten
vielfach abgetragen, wieder aufgeschüttet, erhöht,
vertieft oder abgeflacht werden, um Blickbeziehungen
zur Stadt oder Durchblicke zu anderen markanten
Punkten zu erreichen. Auch am bestehenden
Berg waren Anpassungen notwendig. Es war sehr
hilfreich, das „organische Prinzip“ mit freien Formen
konsequent einzuhalten, da es gegenüber orthogonalen
Strukturen leicht Veränderungen ermöglichte
und die spätere Einfügung der Fundamente und
Konstruktionen für das Dach wenig Probleme bereitete.
51 Gerade im Bereich der Landschaftsplanung
stellte es sich als unerlässlich heraus, erst während
des Bearbeitungsprozesses Entscheidungen zu treffen
und dabei in wechselseitigem Wissensaustausch
und in Diskussionen die bestmögliche Lösung zu
erarbeiten.
Um möglichst naturnahe Wege zu erhalten,
sollte das Grün beidseitig sehr dicht anschließen.
Deshalb wurden Pflasterreihen mit Fugen versehen,
Wege aus dem Gelände „herausgeschnitten“ und
dann der Einschnitt durch Anböschen wieder angepasst.
Ein anderer „Trick“ war, die Parallelität an besonders
wirksamen Stellen zu stören, zum Beispiel
dort Buckel einzufügen, Pflanzen einzubinden oder
das Pflaster in die Grünflächen zu ziehen. 52 So war
es notwendig, Passagen oder Kreuzungen, die über
eine Länge von beispielsweise 10–20 Metern linear
gepflastert und mit eckigen Pflastersteinen als geometrisch
„saubere“ Rundungen ausgeführt waren,
wieder herauszureißen und neu zu verlegen. Bei den
gemeinsamen Baustellenbegehungen mit den ausführenden
Firmen hielt Carlo Weber die Korrekturmaßnahmen
zumeist in Arbeitsskizzen fest, stimmte
sie dann mit Grzimek ab, und seine Mitarbeiter
setzten sie um. So schlug er beispielsweise vor, die
Wegkreuzungen „unkonventionell, überraschend
[als] Folge von Bereichen“ 53 anzulegen. Es war
jedoch schwierig, die von B&P gewünschten, nicht
linearen Wegeführungen und die damit verbundenen
Änderungen bei den Firmen durchzusetzen.
Weber schilderte als weitere Problematik bei der
Zusammenarbeit, dass das Grzimek-Team die sich
während der Ausführung ergebenden Umplanungen
des Behnisch-Teams häufig nicht akzeptierte und
alle Entscheidungen immer erst mit Grzimek besprechen
musste. 54
Die „harten, kurzfristigen Kontroversen, die zur
Absteckung des Handlungsspielraums beitrugen“
führte Günter Hänsler aus Grzimeks Team aber auch
darauf zurück, dass „Persönlichkeiten verschiedenster
Neigung, Fähigkeit und Kenntnis am Werk
waren, die meist noch nie zusammengearbeitet
hatten“. 55 Christoph Valentien, Landschaftsarchitekt
und ab 1980 Inhaber des Lehrstuhls für Landschaftsarchitektur
an der TU Weihenstephan, betonte
rückblickend, dass die Gestaltung ohne die enge
24
Landschaft
25
270 271
Charakteristische Situationen und Elemente
26
24
Theatron mit Sitzstufen am
nördlichen Ufer, 1972
25
Übergang von der Rasenböschung
zu den Stufen des
Theatrons, 1972
26
Südliches Seeufer mit
Sumpfwiese und Blick auf
die provisorische Tribüne der
Schwimmhalle, 1972
58–60
Restaurant Nord: Zugangsrampe,
Biergarten und Speisenangebot,
Behnisch & Partner mit Domenig
und Huth, 1972
286 287
Landschaft
Temporäre Architektur und Besucherversorgung
58–60
Pavillon in der Schwimmhalle
Günther Domenig und Eilfried Huth waren ebenfalls
für die Cafeteria in exponierter Lage im Eingangsbereich
der Schwimmhalle beauftragt. Sie konzipierten
eine frei begehbare, organische Plastik, die mit einer
Eingangsrampe durch die Fassade griff und so auch
direkt von außen betreten werden konnte. Der Pavillon
mit etwa 75 Plätzen, Getränkeausgabe, Küchenund
Vorratsräumen, sanitären Anlagen und internem
Versorgungslift war zunächst aus Kunststoff geplant,
was aber an den Brandschutzvorschriften scheiterte.
Die Architekten entschieden sich für eine tragende
Primär- und eine formgebende, geschweißte Sekundärkonstruktion
aus gebogenem Rundstahl mit einer
Verkleidung aus nichtrostendem Chromnickelstahlgewebe.
111 Auch hier waren die Klimaanlage und die
Lüftungsrohre offen sichtbar belassen und rotviolett,
die Stahlkonstruktion hellblau lackiert. Die aufgeständerte,
pilzartige Struktur wirkte wie ein riesiges
Geflecht aus Organen, Rippen und Gefäßen, die von
einer Haut umfasst waren. Carlo Weber beschrieb sie
als ausgemagertes Gerüst aus Stahlrohren, überzogen
mit Hühnerdraht, was die Möglichkeit bot, vollkommen
freie Formen herzustellen. 112 Der Pavillon
„sollte ein besonderer Ort werden, ein Anspruch, der
uns, Domenig und mich, wochenlang herausforderte
und unsere ganze Energie bis tief in die Nacht mit eindringlichen
Diskussionen beanspruchte. Das Ergebnis,
eine Art Tagtraum, waren dann die ersten Skizzen,
die später ‚geometrisiert‘ wurden und über Zeichnungen
zu Modellen führten“, 113 so Eilfried Huth.
Der Münchner Pavillon zeigt eine formale
Ähnlichkeit zur Trigon-Struktur, die auch Günther
Domenig selbst anspricht, ebenso wie zum Innenraum
der Z-Bank in Wien-Favoriten. 114 Beide bestehen
aus organhaften Strukturen, die betreten
werden können – in Graz über einen spiralförmig um
die zentrale Kugel gelegten Schlauch, umhüllt mit
einer dünnen Membran, in München mit schlauchähnlichen
Rampen, umwickelt mit Drahtgeflecht.
Aber auch ihre Nähe zum österreichischen Künstler-
Architekten Friedrich Kiesler mit seinem Endless
House ist unübersehbar.
288 289
Landschaft
Temporäre Architektur und Besucherversorgung
61
Pavillon in der Schwimmhalle
im Bau, Gerüststruktur ohne
Verkleidung, Domenig und Huth,
1972
61
21
Auswahl an Informationspiktogrammen
und 21 Sportpiktogramme,
Otl Aicher. Die digitale
Version der Piktogramme ist von
den analogen Handzeichnungen
1972 leicht abweichend.
348 349
Visuelle Gestaltung
Die Abteilung XI
21
22
Gegenständen und Subzeichen aus Pfeil oder Querbalken.
99
„das sieht nach einschränkung der darstellungsmöglichkeit
aus, ist es aber nicht. auch wenn es an
sich schon schwierig sein mag sportarten durch
bewegungsform zu charakterisieren, ist es uns auch
bei zusätzlichen formalen einschränkungen immer
gelungen auch für absonderliche disziplinen ein zeichen
zu finden, das man ohne großen lernprozeß sofort
verstehen kann.“ 100 Aicher skizzierte die Figuren,
sein Mitarbeiter Gerhard Joksch war aber derjenige,
der das Raster und die 21 Piktogramme letztlich konzipierte.
101 Die zahlreichen Informationszeichen entwickelte
Aicher zusammen mit Alfred Kern parallel zu
den Elementen für den Frankfurter Flughafen.
Der durchschlagende Erfolg der Piktogramme
von Masaru Katsumi in Tokio bewirkte, dass sie auch
in Mexiko 1968 – hier mehr die Ausrüstung illustrierend
– und bei allen weiteren Spielen zu einem wichtigen
Bestandteil des Erscheinungsbilds wurden.
Aber erst Otl Aicher abstrahierte die Zeichen stärker,
versuchte sie mehr geometrisch zu fassen und
systematisch aus einem Rastersystem zu entwickeln
mit dem Ziel, die Signifikanz zu erhöhen und mehr
formale Einheitlichkeit zu schaffen. Die Rationalisierung
und Typisierung der Grafik entsprach derjenigen
der industriellen, seriellen Bauweisen der Zeit.
Aber trotzdem hatte Aicher seine Zeichen nicht nur
aus einer wissenschaftlichen Systematik entwickelt,
sondern immer auch aus der Anschauung. Wenn er
nicht sicher war, ob ein Zeichen wirklichkeitsgetreu
gelungen war, schickte er einen Mitarbeiter in den
Garten und ließ ihn zum Beispiel einen Ball in das
dort aufgestellte Fußballtor schießen, um seinen
grafischen Entwurf zu überprüfen. 102
22
Otl Aicher vor den
Piktogrammen, 24. Juli 1970
23
Passierschein von
Günter Behnisch, 1972
23
Visuelle Gestaltung
Die Abteilung XI
Bekleidung
Ein weiteres auffälliges Charakteristikum während
der Spiele waren die „Uniformen“ des offiziellen
Personals und die Dirndl der Hostessen, die für die
Durchführung der Wettkämpfe und die Betreuung
der Gäste zuständig waren. Auch hier wurde der
Farbkatalog des Erscheinungsbilds als verbindlich
festgelegt und entsprechend der unterschiedlichen
Aufgabenbereiche nach Kleidungstyp und Farben
in acht verschiedene Gruppen differenziert. 103
Himmelblau erhielt der Ordnungsdienst, Orange
die Kontrolleure, Rot die Kampfrichter, Dunkelgrün
die Wettkampfhelfer, Dunkelblau das Personal des
OK, Silbergrau das technische Personal, Gelb das
Reinigungs- und Servicepersonal und Weiß das
medizinische Personal. Das machte es für die Besucher
einfacher, die zahlreichen Zuständigkeiten zu
unterscheiden.
Die Arbeitsgruppe der Abteilung XI des OK mit
Otl Aicher, der Modedesignerin Vera Simmert und
dem französischen Designer André Courrèges war
für die Entwürfe verantwortlich. Ursprünglich als
Ingenieur ausgebildet, war Courrèges bekannt für
seine futuristischen, unkonventionellen Entwürfe, die
ganz den aktuellen Zeitgeist der 1960er-Jahre trafen.
Seine Ideen entwickelte er häufig aus der Arbeitswelt,
und für die Spiele einigte man sich auf den für
die meisten Aufgaben passenden Safaristil. Es gab
je Farbe Anzüge mit klassischem Sakko oder mit
aufgesetzten Taschen im Safaristil, Overalls, Trikots
und sportliche Kostüme, jeweils abhängig von der
Funktion des Trägers. Auffälligstes Kleidungsstück
waren die silberfarbenen, an Rücken und Ärmeln
mit Streifen in Regenbogenfarben ausgestatteten
Motorradanzüge für die Kurierfahrer des IOC, vervollständigt
mit hellblauen Helmen, passend zu den
ebenfalls blau lackierten Motorrädern, gesponsert
von BMW.
„Für Courrèges war das Entwerfen von Kleidern
ein Planungsvorgang. In der Übereinstimmung von
Ästhetik und rationalem Kalkül ergab sich eine Gemeinsamkeit
mit den Gestaltungskriterien für das
neue Erscheinungsbild der Spiele überhaupt.“ 104 Und
auch hier sorgte Daume dafür, dass die konsequente
Linie von Aicher durchgesetzt und nicht durch
konservative Eingriffe verwässert werden konnte.
„Ihm ist es zu verdanken, daß die oft sehr konträren
Auffassungen, die Widerstände von innen und außen
doch noch zu einem guten Resultat führten.“ 105 So
hatte Aicher mit Unterstützung von Daume gegen die
24
Olympia-Hostessen während
einer Pause im Olympischen Dorf
24
25
25
Mitglied des Wettkampfteams im
zentralen Bereich
29
Hauptplakat mit Olympiadach
Visuelle Gestaltung
29
354 355
Die Abteilung XI
30–33
Sportplakate Schwimmen,
Leichtathletik, Bogenschießen
und Turnen
30–33
5
ment“ schon in den 1960er-Jahren von Berkeley bis
nach Stuttgart. So stammte auch der Bauingenieur
Eberhard Haug, 1964 einer der ersten Assistenten
von Frei Otto an der Universität Stuttgart, aus diesem
Umfeld.
Auch die Planung des Olympiadorfs entstand
unter dem Einfluss der gesellschaftlichen Veränderungen
der späten 1960er-Jahre, der neuen städtebaulichen
Leitbilder und der zahlreichen utopischen
Architekturmodelle. Neben Yona Friedmans Raumstadtbändern,
Eckhard Schulze-Fielitz’ Raumstädten
und Richard Dietrichs Metastadt beeindruckten die
Architekten besonders die visionären Arbeiten von
Cedric Price und Rudolf Dörnach. Ebenso standen
Wohnungsbauprojekte in Thamesmead, Roehampton,
Cumbernauld und London im Fokus des Büros. 53
Nicht zuletzt brachte Murray Church durch seine
Kontakte zu britischen Kollegen diese Einflüsse
in die Planung ein. Neue Ideen zum Umgang mit
dem öffentlichen Raum und seiner Beziehung zum
Bewohner lieferten auch die Vorbilder des Strukturalismus
– so die Arbeiten von Aldo van Eyck und
Nicolaas John Habraken, die Siedlung Halen von
Atelier 5 (1962) und Mosche Safdies Habitat in Montreal
(1967). Als Modell für das Olympiadorf gilt jedoch
insbesondere die Satellitenstadt Toulouse-Le Mirail
(1962–1977) von Georges Candilis, Alexis Josic und
Shadrach Woods, bei der Fußgänger- und Fahrverkehr
getrennt verlaufen. 54
Erwin Heinle selbst nennt Publikationen von
Christopher Alexander und Serge Chermayeff wie
Community and Privacy, Hans Paul Bahrdt mit Öffentlichkeit
und Privatheit als Grundformen städtischer
Soziierung, Karl Jaspers Begriffe zur Individualität
und Selbstverwirklichung sowie Schriften von
Alexander Mitscherlich und Alexis de Tocqueville.
Diese Beispiele durchzogen die zeitgenössische,
soziologisch geprägte Debatte zur Stadtplanung und
waren für die Konzeption von entscheidender Bedeutung.
55 Essenziellen Fragen des Wohnens dieser Zeit
zielten auf eine neue Betrachtung der Polaritäten Privatheit–Öffentlichkeit
und Rückzug–Kommunikation
sowie auf die Prinzipien Selbstverwirklichung–Individuation
und Orientierung– Ablesbarkeit. Diese Trennungen
entsprachen seit 1933 dem dogmatischen
Leitbild der Charta von Athen und den Grundsätzen
der CIAM, seit dem Ende der 1950er-Jahre wurde
aber immer deutlicher Kritik an den monofunktionalen
Planungen der wiederaufgebauten Städte und
dem Verlust des vielfältigen öffentlichen urbanen
Raums laut.
Leitidee „Straße“
Der Titel des aus dem Optimierungsverfahren
hervorgegangen Entwurfs lautete „Straße“ und beschreibt
die Leitidee, das Prinzip Straße als Bewegungs-,
Erschließungs- und Kommunikationsraum
in den Mittelpunkt zu stellen. Wesentliches Merkmal
ist dabei die vollständige Trennung der Fahrstraßen
von den darüberliegenden Fußgängerbereichen –
eine Lösung, die schon Le Corbusier mit der Charta
von Athen eingefordert hatte und die – entgegen
anderer Dogmen – auch in den „autogerechten“
1960er-Jahren nichts an Aktualität eingebüßt hatte.
Der Straßenverkehr wird ebenerdig auf drei Hauptfahrstraßen
geführt und ist mit dem öffentlichen
Verkehrsnetz der Lerchenauer beziehungsweise
Moosacher Straße verbunden, während die Ebene
darüber ausschließlich für Fußgänger zugänglich ist.
Fast alle Wohnungen werden von hier erschlossen,
die „Straßen“ sind sowohl an die Fahrebene als auch
an die nord-südlich verlaufende Hauptachse mit
dem Forum und den Infrastruktureinrichtungen angebunden.
56 Diese konsequente Trennung war eine
wichtige Voraussetzung, um den von B&P geplanten
landschaftlichen Charakter und die Verwebung mit
den Grünbereichen des Geländes umzusetzen.
Als Folge der Abkehr von der funktionalistischen
Stadt war die Idee der Straße in den 1960er- und
1970er-Jahren ein verbreitetes städtebauliches Leitthema,
das in unterschiedlichsten Ausprägungen
die planerischen Ansätze bestimmte. Unter anderem
mit Fußgängerbereichen, -decks und -straßen
sollte dem Menschen wieder eine höhere Bedeutung
beigemessen und das Auto zurückgedrängt
oder eliminiert werden. Das wirkte sich sowohl bei
der Organisation der Gebäude selbst als auch auf
die Neuinterpretation des öffentlichen Raums aus,
häufig in Verbindung mit einer von den Fußgängern
teilweise oder vollständig getrennten Organisation
des Fahrverkehrs. 57
Um das Gelände des Olympischen Dorfs nördlich
des Mittleren Rings mit den Sportstätten im
Süden zusammenzubinden, wurden ausgehend vom
Leitmotiv des Schuttbergs die Geländebewegungen
über die Straßenschneise des Mittleren Rings
hinweg nach Norden weitergeführt und die Bereiche
durch Brücken und auf Dämme gelegte Wege angeschlossen.
Die nördliche und östliche Grenze wird
durch die bestehende Moosacher und Lerchenauer
Straße bestimmt, im Süden begrenzt ein Fußgängerdamm
das Gelände, der die U-Bahnstation mit dem
5
Sportler im Zentrum des
Olympischen Dorfs, 1972
erfolgte 80 und auch in der Folge das Projekt nicht
mehr aufgenommen wurde.
Kunstwettbewerbe für das Olympische Dorf
Die Bedingungen für die Planung der Kunstobjekte
im Olympischen Dorf waren unproblematischer als
im Südteil des Geländes, da hier unterschiedliche
städtebauliche Situationen größeren Spielraum für
die Projekte erlaubten. Die zwei ebenfalls beschränkten
und honorierten Wettbewerbe wurden von den
Bauträgern ausgelobt und von Heinle und Wischer
(H+W) betreut. Für das Zentrum zwischen den beiden
Kirchen waren die Studenten der drei Akademien in
München, Stuttgart und Essen, für das Forum zehn
anerkannte internationale Künstler eingeladen: Hans
Hollein, Victor Vasarely, Philip King, Richard Smith,
Eduardo Paolozzi, Enrico Castellani, Walter Pichler,
Michelangelo Pistoletto, Jean Tinguely und David
Hamilton. 81
Die Wettbewerbe wurden Anfang Oktober
1971 ausgelobt und im Dezember 1971 entschieden.
Während für das Zentrum zwei Anerkennungen für
die Arbeiten von Cedric Price sowie der Entwicklungsgruppe
Design (Franco Clivio, Dieter Raffler)
ausgesprochen wurden, erreichte Hans Hollein mit
seinem „System der Umweltkoordinierung“, den
sogenannten Media-Linien, den ersten Preis. 82 Die
Media-Linien waren zunächst nur für das Forum geplant,
sollten dann aber entsprechend der Empfeh-
11
10
Plexiglasblumen im
Eingangsbereich der Mensa,
Josef Gollwitzer, 1972
11
Kinetische Aluminiumplastik im
Olympischen Dorf, Roland Martin,
Modell 1971
12
Räumliches Mühlespiel,
Peer Clahsen, Modell 1971
10
12
Kunst und Kultur
396 397
Die Künstler und ihre Projekte
lung des Preisgerichts über das ganze Olympische
Dorf ausgedehnt werden. Unklar ist, warum der
prämierte Entwurf einer „Informationsphäre“ mit
Ausstellungsständen und Sitzplätzen von Cedric
Price nicht beauftragt wurde. Er selbst vermutete
Kostengründe, da beide Informationssysteme den
Kostenrahmen gesprengt hätten. 83
Die OBG beauftragte weitere Arbeiten unabhängig
von den Wettbewerben, finanziert aus dem
Budget für Kunst am Bau, so die Plexiglasblumen von
Josef Gollwitzer im Eingangsbereich der Mensa, die
kinetische Aluminiumplastik, Silbersäule genannt,
von Roland Martin im Eingangsbereich der Schule in
der Nadistraße, ein räumliches Mühlespiel von Peer
Clahsen im Innenhof und Wandteppiche von Ewald
Kröner in der Schule.
Media-Linien
Der Wiener Architekt Hans Hollein gehörte in den
1960er-Jahren zur jungen Wiener Avantgarde,
die gegen den Funktionalismus der Nachkriegsarchitektur
aufbegehrte. 1967 hatte er mit seinem
Manifest „Alles ist Architektur“ Aufsehen erregt, in
dem er eine Erweiterung und Neudefinition des traditionellen
Verständnisses von Architektur und eine
vollständige Aufhebung der Grenzen zu anderen
Disziplinen forderte. Nicht nur Gebautes und materiell
Gedachtes, sondern die gesamte Umwelt und
alle sie beeinflussenden Medien betrachtete er als
Architektur. Architektur sollte als Medium zur Kommunikation
dienen und ebenfalls Mittel wie Licht,
Temperatur und Geruch zur Definition von Raum
und Umwelt nutzen. Seine experimentellen Entwürfe
beschäftigten sich mit den Themen der Raumfahrt
und folgerichtig auch mit minimalen, autarken
Wohn- und Lebensbedingungen, die in den 1960er-
Jahren im Fokus vieler Künstler standen. Bekannt
waren seine pneumatischen Hüllen, unter anderem
ein aufblasbares „mobiles Büro“, sowie auch seine
technischen Objekte und Stadtstrukturen. 84
13
Wettbewerbsskizzen mit
Funktionselementen der
Media-Linien: Lichtband und
Strahler, Kaltluftausbläser,
Infrastrahlerheizung, Lautsprecher,
Orientierungshilfe,
Film- und Diaprojektor, mobile
Informationselemente, Wasservorhang,
Sonnenschutzrollos
und -segel, transparente Dächer,
Bodenheizung, Transport, etc.,
Hans Hollein, 1971
13
mit seinem Projekt sehr zurücknehmen musste, da
er aufgrund der schmalen Wege Bühnen und Buden
teilweise über der Wasserfläche des Sees bauen
musste. 222 Neben dieser „Budenhalbinsel“ gab es
weitere Schwerpunkte mit sogenannten Showterrassen
für Musikaufführungen, einer Medienstraße und
einem Multivisionszentrum. Das schon im Wettbewerb
vorgesehene Theatron am nördlichen Seeufer
bot sich als Freilichtbühne an und fasste zirka 2000
Plätze, die einem Amphitheater ähnlich stufenförmig
zum Seeufer abgesenkt waren. Zusätzlich wurde
eine temporäre Seebühne schwimmend auf dem
See platziert.
Künstler und Aktionen 223
Für die Sparte Theater war Frank Burckner zuständig.
Straßentheatergruppen sollten den historischen
Kontext und die Höhepunkte der Olympischen Spiele
kritisch-anekdotisch mit der szenischen Form der
Groteske darstellen. Ausgewählt waren die Olympiaden
408 v. Chr., Athen 1896, Stockholm 1912, Los
Angeles 1932, Mexiko-Stadt 1968 und das zukünftige
Jahr 2000, Berlin 1936 wurde bewusst ausgespart.
Le Grand Magic Circus (Paris) unter der Leitung von
Jérôme Savary zeigte die Olympischen Spiele 1896
und Pierre de Coubertin mit pantomimisch-skurrilen
Szenen, die Gruppe Tenjō Sajiki (Tokio) unter der Regie
von Shūji Terayama thematisierte das Massaker
von Tlatelolco an Studenten 1968 in Mexiko-Stadt.
Die Theatergruppe Mixed Media Company (Berlin)
ließ auf einer „Prozession“, die vom Multivisionszentrum
über die Straße zum Theatron führte, in die
Zukunft der Spiele blicken. Robert Jungk entwickelte
zusammen mit Frank Burckner die Vorlage für die
futurische Szenerie mit Ereignissen und Stationen
bis zur Olympiade 2000.
Pantomimen und Clowns zeigten ihre Künste
vor allem am Südufer des Sees, Samy Molcho (Tel
Aviv/Wien) inszenierte Kindertheater und Mitmachspiele.
Die Pip Simmons Theatre Group (London)
wollte mit Aktionen nahe am Publikum eine intensive
Interaktion erreichen. Mircea Krishan wirkte in der
Gruppe der Artisten, Imitatoren und Zauberer mit.
Der Bereich der Bildenden Kunst war auf der
Budenhalbinsel angesiedelt, geleitet von Anita
Ruhnau. Sie hatte sich von Karl-Heinz Hering, dem
Direktor des Düsseldorfer Kunstvereins, beraten
lassen. Er lieferte wichtige Anregungen und stellte
Kontakte nach New York zu Andy Warhol, Roy Lichtenstein
und Robert Rauschenberg her, 224 deren
Engagement aber aus Kostengründen scheiterte.
Die Künstler sollten politische und gesellschaftliche
Tagesereignisse oder das olympische Geschehen
kritisch-ironisch kommentieren. Es durften keine
fertigen Objekte verwendet werden, sondern die
Zuschauer sollten den Entstehungsprozess vor Ort
mitverfolgen können. Roy Adzak fertigte Negativplastiken
von Sportobjekten oder Sportlern an, Fritz
Schwegler kommentierte Vorkommnisse des Tages
mit Gesängen und Gedichten, Anatol Herzfeld goss
Läuferplaketten aus Blei und diskutierte mit dem
Publikum. Herbert Schneider, der auch das Plakat zur
Spielstraße gestaltete, platzierte seine Figuren auf
48
46–47
Besucher auf der Spielstraße und
eine Aktion von Le Grand Magic
Circus, 1972
48
Theatergruppe Mixed Media
Company während einer Aufführung
im Theatron, 1972
46–47
422 423
Kunst und Kultur
Die Spielstraße
einer schwimmenden Bühne. Materialspiele bot die
Gruppe Haus-Rucker-Co mit einem Riesenbillard am
Nordhang des Bergs, Franz Falch schuf bewegliche
Hinkelsteine aus Polyester, die zum Spiel und zur
Bewegung auffordern sollten und versetzt werden
konnten. Timm Ulrichs lief täglich einen Marathon in
seiner „Olympischen Tretmühle“, eine Kunstaktion in
einer Art Hamsterrad, die das Leistungs- und Wettkampfprinzip
der Olympiade ironisch kommentierte.
Die Medienstraße und die Musik lagen in der
Verantwortung von Josef Anton Riedl und Johannes
Goehl. Hier bot sich ein Bereich für spielerisch erfahrbare,
sinnliche Wahrnehmungen, die Sehen
(Filme, Dias, Laser), Hören (Musik und Geräusche),
Fühlen (haptische Böden) und Riechen (Duftorgel)
aktivieren sollten. Im Dezember 1969 hatten Ruhnau
und sein Team für das Pop- und Beatprogramm bekannte
Namen wie Jimi Hendrix, Irmin Schmidt mit
Can, Led Zeppelin, die Beatles, Mothers of Invention
und Pink Floyd vorgeschlagen. 225 Solche Veranstaltungen
und die zu erwartenden Besuchermassen
wären, so das OK, mit großen organisatorischen
Schwierigkeiten sowie Sicherheits- und Ordnungsproblemen
verbunden, 226 und man befürchtete
eine unkontrollierbare Flut junger Menschen wie in
Woodstock. Das Programm wurde eingeschränkt auf
49
49
Showterrassen für Musikaufführungen
und Budenhalbinsel für
die bildende Kunst im westlichen
Bereich der Spielstraße, 1972
50
Budenhalbinsel mit Turm der
Intendanz und Schwimmbühne
mit weißen Figuren von Herbert
Schneider, auf dem See die
Wasserwolke von Heinz Mack, im
Hintergrund die Seebühne und
das Theatron, 1972
50
deutsche und internationale Interpreten aus den Bereichen
Jazz, Folklore und Experimentalmusik.
Das Multivisionszentrum im östlichen Bereich
der Spielstraße bot nach Anbruch der Dunkelheit
audiovisuelle Darstellungen mit Live-Bildern, aktuellen
Informationen oder historischen Szenen aus den
Bereichen Film, Fotografie und Fernsehen. Auf zwei
Türmen installierte Projektoren bespielten simultan
fünf zum See hin ausgerichtete Leinwände mit Dias,
Filmen oder Videos, die aus Ereignissen des Tages
künstlerisch-experimentell zusammengestellt waren
oder das Thema Sport behandelten. Die Arbeiten
von Leo Fritz Gruber und Horst H. Baumann zeigten
zusammenmontierte historische Bild- und Tondokumente
verschiedener Olympiaden sowie Collagen
von Bewegungen und Bewegungsabläufen. Pavel
Blumenfeld präsentierte bildhafte Assoziationen von
deutschen Städten.
Schlussveranstaltung
Die Idee der Spielstraße entsprach besonders dem
Konzept der heiteren und menschlichen Spiele und
dem Anspruch des Kunstausschusses, Internationalität
und Weltoffenheit in München zu verankern.
Das für die 1960er-Jahre zeittypische „Happening“
– zum ersten Mal im Bereich des Sports angesiedelt
– war letztendlich die einzig umgesetzte,
wenn auch nur temporäre Kunstform mit kritischen
Inhalten, die heftig umstritten von den Verantwortlichen
des OK mehrheitlich abgelehnt und letztlich
nur geduldet war. Die Eröffnung der Spielstraße fand
am 26. August 1972 statt. Nach dem Attentat auf die
israelischen Sportler am 5. September 1972 wurde
sie zunächst unterbrochen. In seiner Sitzung am
6. September 1972 entschied das OK dann die sofortige
endgültige Schließung mit der Begründung,
dass die heitere, ironisch-kritische Ausrichtung
nicht mehr der veränderten Situation entspräche. 227
Alle weiteren Kultur-, Kunst- und Sportveranstaltungen
dagegen wurden weitergeführt. Die tragischen
Ereignisse lieferten so einen willkommenen Grund
zur Auflösung der Spielstraße, aber dennoch war
diese mit 1,2 Millionen Besuchern eine äußerst
erfolgreiche und bislang einmalige olympische Veranstaltung.
Auch für die anderen Kunstprojekte scheiterten
letztlich weitgehend alle Bemühungen, Ideen mit aktuellen
politisch-kritischen Aspekten oder vollständig
neuen Ansätzen einzubeziehen. In Bezug auf den
54
Olympia Regenbogen zur
Schlussfeier der XX. Olympischen
Spiele, Otto Piene,
11. September 1972 (Ausführung
Winzen Research, St. Paul, MN,
USA)
Kunst und Kultur
54
Dank
Impressum
Mein Dank gilt allen, die diese
Arbeit mit umfangreichen Informationen
unterstützt und durch
die Überlassung von Bildern und
Reproduktionsrechten ermöglicht
haben, insbesondere
Fritz Auer,
Günter Behnisch,
Stefan Behnisch,
heinlewischer,
Christian Kandzia,
Christine Kanstinger,
Karla Kowalski,
Klaus Linkwitz,
Suse Iris Heilmann Linkwitz,
Frei Otto,
Jörg Schlaich,
Hans-Jochen Vogel,
Carlo Weber
und vielen anderen.
Für die Unterstützung bei der
Recherche nach den Mitarbeitern
von Behnisch & Partner danke ich
Fritz Auer,
Tina Häcker,
Peter Horn,
Christian Kandzia,
Heinz Kistler
und Cord Wehrse.
Gefördert wurde die Publikation
durch
Deutsche
Forschungsgemeinschaft DFG
Behnisch Architekten
sbp schlaich bergermann
partner
Auer Weber
Trotz nachdrücklicher Bemühungen
ist es nicht gelungen,
sämtliche Urheber der Fotos
und Abbildungen zweifelsfrei zu
ermitteln. Die Urheberrechte sind
jedoch gewahrt. Sollten Ansprüche
bestehen, bitten wir um eine
entsprechende Mitteilung.
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wurden im Original belassen.
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Umschlagmotiv:
Landschaft mit Menschen
während der Olympischen
Spiele 1972, © Behnisch &
Partner
Olympia-Regenbogen
zur Schlussfeier der
XX. Olympischen Spiele,
Otto Piene, 11. September
1972 (Ausführung Winzen
Research, St. Paul, MN,
USA), © Otto Piene Archiv
Lektorat:
Sandra Leitte
Gestaltung und Satz:
Floyd E. Schulze
Lithografie:
Bild1Druck, Berlin
Gedruckt in der Europäischen
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464 464
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