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Studienstiftung des deutschen Volkes/Max Weber-Programm Bayern: Sommerakademie XIII (14. - 27. August 2011)<br />

Arbeitsgruppe 7: „Der Kunstbegriff der Romantik“<br />

Leitung: PD Dr. Jochen A. Bär; Kirsten Grote-Bär, M. A.; Dr. Antje Tumat-Schnurr<br />

Referentin: Sabina-Maria Bertram<br />

Universalkommunikation<br />

1. Die grundsätzliche Bedeutung der Kommunikation für die Romantik<br />

(vgl. Bär, Sprachtheorie, S. 7 ff)<br />

o Einerseits: Sehnsucht der Romantiker nach der Unendlichkeit<br />

o Andererseits: Bewusstsein der eigenen Endlichkeit, Begrenztheit<br />

� Kommunikation als Möglichkeit, die eigene Endlichkeit zu überschreiten; die eigene Unvollkommenheit<br />

zu kompensieren; Kommunikation erhält so eine erkenntnistheoretische Dimension, die besonders<br />

deutlich wird in Schleiermachers Auslegung der Schöpfung Evas als Reaktion auf die Notwendigkeit,<br />

dem Menschen einen ihm angemessenen Kommunikationspartner zu geben, damit<br />

� er die Menschheit (und damit auch sich selbst) erkennen kann.<br />

� sich ihm die Welt erschließt.<br />

� die Kommunikation mit Gott möglich wird.<br />

o in dieser Radikalität Einzelposition innerhalb der Frühromantik, dennoch ist „die prinzipielle Relevanz<br />

des kommunikativen Aspekts […] allgemein anerkannt“ (Bär, Sprachtheorie, S. 8); dabei ist die Stiftung<br />

von Gemeinschaft wichtiger als die Vermittlung von Informationen<br />

2. Die Kommunikation zwischen Menschen<br />

o sprachliche und nichtsprachliche Kommunikation:<br />

� sprachliche Äußerung legt zunächst Unterschiede offen, erst im Zusammenspiel von<br />

Äußerung und Deutung wird Gemeinschaft gestiftet (vgl. Bär, Sprachtheorie, S. 4 f)<br />

� aber auch Betonung der Bedeutung von nichtsprachlicher Kommunikation (vgl. T 71 1 )<br />

� Musik zum Ausdruck von Empfindungen geeigneter als Sprache (vgl. Bär, Sprachtheorie, S. 5)<br />

o Der hohe Stellenwert der Kommunikation schlägt sich in verschiedenen Bereichen der<br />

(früh)romantischen Theorie nieder:<br />

� Verständnis von Autor, Leser und Kunstwerk (vgl. Bär, Sprachtheorie, S. 11 f)<br />

� Unterscheidung von analytischem und synthetischem Autor (vgl. F. Schlegel, 1797, zit. n.: Bär,<br />

Sprachtheorie, S. 11, (T 84))<br />

analytischer Autor synthetischer Autor<br />

„beobachtet den Leser, wie er ist“ ( ebd.) „schafft sich einen Leser, wie er sein soll“ (ebd.)<br />

denkt sich den Leser als „ruhend und tot“ (ebd.) denkt sich den Leser als „lebendig und<br />

zielt darauf ab, „den gehörigen Effekt auf ihn [den<br />

Leser] zu machen“ (ebd.)<br />

entgegenwirkend“ (ebd.)<br />

„will keine bestimmte Wirkung auf ihn machen“<br />

(ebd.); Ziel ist „das heilige Verhältnis der<br />

innigsten Symphilosophie und Sympoesie“ (ebd.)<br />

„Er läßt das, was er erfunden hat, vor seinen<br />

Augen stufenweise werden, oder er lockt ihn, es<br />

selbst zu erfinden.“ (ebd.)<br />

� passiv rezipierender Leser � aktiv teilnehmender Leser<br />

1


� damit verbunden: Betonung der Bedeutung von Einbildungskraft und Phantasie des Lesers (vgl.<br />

T 78, 83)<br />

� Vorbildfunktion: u. a. Petrarca und Goethe<br />

� Ideal: Vieldeutigkeit des Kunstwerkes, denn Ziel ist es, „neue Möglichkeiten des<br />

hermeneutischen Dialogs“ (Bär, Sprachtheorie, S. 11) zu schaffen<br />

� Rhetoriktheorie (vgl. Bär, Sprachtheorie, S. 13 ff)<br />

� Adam Müller: Verständnis der „wahre[n] Rede“ als „Gespräch“ (Adam Müller, 1812, zit. n.:<br />

Bär, Sprachtheorie, S. 14)<br />

� Voraussetzung für gelingende Kommunikation: absolute Aufrichtigkeit; kann praktisch-ethisch<br />

oder ästhetisch motiviert sein<br />

� Philologie (vgl. Bär, Sprachtheorie, S. 19 ff)<br />

� Bereicherung des eigenen Gedankengutes durch fremdes (auch hier wieder:<br />

Grenzüberschreitung): „Das Studium der Sprachen ist […] der goldne Schlüssel, der uns die<br />

Geistesschätze fremder Nationen öffnet.“ (A. W. Schlegel, 1802/03, zit. n. Bär, Sprachtheorie, S.<br />

22)<br />

� vermittelnde Funktion des Deutschen durch besondere Eignung zur Übersetzung<br />

3. Universale Kommunikation<br />

(vgl. Bär, Sprachtheorie, S. 9 f)<br />

o Wunsch nach Unendlichkeit, Ganzheit führt zu Wunsch nach Kommunikation mit allen Lebewesen/der<br />

gesamten Schöpfung<br />

o Voraussetzungen:<br />

a) grundsätzlicher Bedeutungsgehalt in allem<br />

b) grundsätzliche Möglichkeit, diese Bedeutung entschlüsseln zu können<br />

o ‚Wahrnehmungsorgan‘ dieser Bedeutung: Herz/Seele<br />

Voraussetzung für die Wahrnehmung: Liebe<br />

„[Durch Liebe] versteht die Seele die Klage der Nachtigall und das Lächeln des Neugebornen, und was auf Blumen<br />

wie an Sternen sich in geheimer Bilderschrift bedeutsam offenbart, versteht sie; den heiligen Sinn des Lebens wie<br />

die schöne Sprache der Natur. Alle Dinge reden zu ihr und überall sieht sie den lieblichen Geist durch die zarte<br />

Hülle.“ ( F. Schlegel, 1799, zit. n.: Bär, Sprachtheorie, S. 9, (T68))<br />

o universale Kommunikation ist nichtsprachliche Kommunikation; Unmöglichkeit der Übertragung in<br />

sprachliche Zeichen:<br />

„Die Kehle des Vogels hatte willkührlichen Ausdruk; das Wehen des Blüthenbaums war Zeichen innrer Gefühle.<br />

Beides wirkte innig auf mich; mit beiden fühlte ich mich verwandt, und es schien mir, als verstünde ich ihre stille<br />

Sprache, ohne sie in Worte übersezzen zu können.“ (Mereau, 1794, zit. n.: Bär, Sprachtheorie, S. 9, (T 70))<br />

� „Das Einfühlen ins Universum, das Sich-eins-Fühlen mit demselben bleibt für die Frühromantiker nicht<br />

nur Theorie, sondern wird zum wirklichen Erlebnis […].“ (Bär, Sprachtheorie, S. 9)<br />

Literatur:<br />

Bär, Jochen A.: Sprachtheorie und Sprachwissenschaft der deutschen Romantik.<br />

Textsammlung: Aspekte, Probleme und Gegenstände romantischer Sprachreflexion.<br />

1 Verweise auf Zitate aus der Textsammlung „Aspekte, Probleme und Gegenstände romantischer Sprachreflexion“<br />

erfolgen mit der Sigle „T“ und der Angabe der Nummer des jeweiligen Zitates.<br />

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