Referat von Corinna Scheler
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S O M M E R A K A D E I M I E S A L E M<br />
Arbeitsgruppe 7 · Der Kunstbegriff der Romantik · Leitung: Dr. Jochen A. Bär · <strong>Referat</strong>: <strong>Corinna</strong> <strong>Scheler</strong><br />
Adaptionen des Romantikbegriffs: Jean Paul, Ludwig Uhland u.a.<br />
a) JEAN PAUL<br />
BIOGRAPHISCHES<br />
→ Johann Paul Friedrich Richter (*1763, Wunsiedel; + 1825, Bayreuth)<br />
→ Berufe: Hofmeister, Erzieher, später freier Schriftsteller<br />
→ 'Sonderstellung': JP kann keinem literarischen Lager eindeutig zugeordnet werden<br />
→ Herkunft: kleinbürgerliches Milieu, ärmliche Verhältnisse – Jps Vater war Lehrer, Organist und später<br />
Pfarrer; strenge Erziehung<br />
→ 1781-1784 Studium der Theologie, Leipzig<br />
→ Literarische Entwicklung: Jps Debut bilden in den 80er Jahren beißende Satiren, der Hesperus-<br />
Roman (1795) verschafft ihm nachhaltigen Erfolg und macht ihn bekannt<br />
→ 1796 auf Einladung Goethes und Schillers hin Reise nach Weimar, JP lehnt die Mitarbeit an den Horen<br />
ab und freundet sich mit Herder an.<br />
→ anschließende Wanderjahre; es entstehen die Romane Titan (1800-'03) und Flegeljahre (1804)<br />
→ 1800/1801 Aufenthalt Berlin, Heirat mit Karoline Mayer<br />
→ nach Zwischenstationen in Meiningen & Coburg siedelt er mit seiner Frau & 2 Kindern nach Bayreuth<br />
über, wo er bis zum Tod bleibt<br />
→ außer seinem späten Roman Der Komet (1820-'22) schreibt er hier eher kleinere Erzählungen, sowie<br />
theoretische Schriften zur Ästhetik (Vorschule der Ästhetik, 1804/13), Erziehung (Levana oder<br />
Erziehungslehre, 1806) sowie politische Abhandlungen, Aufsätze und Rezensionen<br />
VORSCHULE DER ÄSTHETIK (1804, 1813) 1<br />
→ Die Vorschule steht an der Grenze zwischen zwei Schaffensperioden und Lebensabschnitten:<br />
„Sie ist kritische Rückschau auf das eigene Werk, ist dessen Standortbestimmung und ein Beitrag zur<br />
literarischen Geschmacksbildung, eben eine Propädeutik oder 'Vorschule' der Ästhetik eher als ein<br />
ästhetisches System.“ (Schulz I, 367)<br />
→ Sie dient JP zur „Selbstorientierung“ innerhalb der „theorienreichen Zeit um 1800“ und dem „Wirrwarr an<br />
Standpunkten“ (Schulz I, 367)<br />
„Im Zentrum der Vorschule stehen Betrachtungen zum Wesen der Poesie, zu ihrem Verhältnis zum<br />
Zeitgeist, zur Differenzierung zwischen den Begriffen des Klassischen und Romantischen, zum<br />
Lächerlichen wie zu Humor und Witz und schließlich zu den Gattungen, insbesondere zum Roman.“<br />
(Schulz I, 368)<br />
1 Paul, Jean: Vorschule der Ästhetik nebst einigen Vorlesungen in Leipzig über die Parteien der Zeit. 2., vermehrte<br />
und verbesserte Auflage. Stuttgart/Tübingen, S. 93-178.
TEXTAUSZÜGE der Vorschule – IV. und V. Programm<br />
Abgrenzungen zwischen der griechischen und plastischen Dichtkunst sowie der romantischen<br />
→ Die beiden Programme bilden eine Gegenüberstellung der zwei „Hauptarten“ der Dichtkunst – sie<br />
basieren auf der ('allgemein verbreiteten') Differenzierung (vgl. 93) zwischen<br />
„griechischer oder plastischer Poesie und zwischen neuer oder romantischer oder auch<br />
musikalischer. Drama, Epos und Lyra blühen mithin in beiden zu verschiedenen Gestalten auf.“ (93)<br />
→ Kernunterschied: „entweder das Ideal herrschet im Objekte – dann ist die so genannte ernste Poesie;<br />
- oder im Subjekt – dann wird es die komische“ (93)<br />
§. 16. Die Griechen. → „Gemälde“ der Griechen aus der Perspektive der „Nordleute“ (103):<br />
→ ein „schönheitstrunkne[s] Volk“ (100f), Geschöpfe einer „Morgenzeit und eines Morgenlandes“ (95) in<br />
Griechenland erklangen „in allen Gassen und Tempeln die Lyra-Saiten der Kunst wie aufgestellte<br />
Aeolsharfen“ (100)<br />
→ JP differenziert „vier Hauptfarben der griechischen Dichter“ (103):<br />
§. 17. Das Plastische oder Objektive der Poesie. (103ff)<br />
§ 18. Schönheit oder Ideal. (111ff)<br />
§ 19. Ruhe und Heiterkeit der Poesie. (117ff)<br />
§ 20. Sittliche Grazie der griechischen Poesie. (122ff)<br />
ÜBER DIE ROMANTISCHE POESIE<br />
§. 21. Das Verhältnis der Griechen und der Neuern.<br />
→ JP nimmt hier Ergänzungen zum Griechen-Bild vor:<br />
1. „[I]hr Musenberg stand gerade auf der Morgenseite in Blüthe“ (130) - späteren Dichtern bleibt lediglich<br />
die Wiederholung ihrer Kunst<br />
2. Als „höhere Todte scheinen uns die Griechen heilig und verklärt. (131f)<br />
3. Außerdem „vermengt man [...] das griechische Maximum der Plastik mit dem Maximum der Poesie.“<br />
(132) Während es schwierig ist, die griechischen Plastiken zu überbieten, haben die Gedichte mehr Geist<br />
bekommen.<br />
→ Spätere Generationen können die Kunst der Griechen nur nachahmen: Doch „[d]ie griechischen Götter<br />
sind uns nur flache Bilder und leere Kleider unserer Empfindungen, nicht lebendige Wesen.“ (135)
→ „Doch seit Klopstock setzen wir uns mehr darüber herab, daß wir uns nicht stärker hinauf setzen, und<br />
dringen mit mehr Selbstbewußtseyn auf mehr Selbstbewußtseyn.“ (136)<br />
§. 22. Wesen der romantischen Dichtkunst, Verschiedenheiten der südlichen und der nordischen<br />
→ Ausgangsfrage: „[W]orin unterscheidet sich denn der romantische Stil vom griechischen?“ (141)<br />
→ „Die griechischen Bilder, Reize, Motive,Empfindungen, Charaktere […] sind leicht in ein romantisches<br />
Gedicht herüber zu pflanzen […] aber rückwärts fände die Verpflanzung romantischer Reize keine bequeme<br />
Stätte im griechischen Kunstwerk“ (142)<br />
→ Warum nennt bspw. das Gefühl eine Gegend romantisch? (Vgl. 144)<br />
→ Während „[e]ine Statue [...] durch ihre enge und scharfe Umschreibung jedes Romantische aus[schließt]“<br />
(ebd.), erscheinen Landschaften oftmals romantisch, JP zählt Beispiele dafür auf: einen englischen Garten,<br />
Cervantes Trauerspiel Numantia, Jupiters Blick vom Olymp auf Troja und arkadische Auen in Homers Ilias,<br />
Gebirgsketten in Schillers Tell (vgl.145).<br />
„Es ist in allen diesen Beispielen nicht das Erhabene, das, wie gedacht, so leicht ins Romantische<br />
verfließt sondern das Weite, welches bezeichnet. Das Romantische ist das Schöne ohne Begränzung,<br />
oder das schöne Unendliche, so wie es ein Erhabenes gibt.“ (145)<br />
→ „Quelle der romantischen Poesie“ (§. 23., 156) ist für JP die christliche Religion:<br />
„Ursprung und Charakter der ganzen neueren Poesie läßt sich so leicht aus dem Christenthume<br />
ableiten, daß man die romantische ebensogut die christliche nennen könnte.“ (141,156)<br />
→ JP folgt in seiner Interpretation des Romantischen „also zunächst einmal dem historischen Sinn des<br />
Begriffs als nicht-antiker Kunst seit dem Mittelalter.“ (Schulz I, 368)<br />
→ Darüber hinaus<br />
„leitet er dann aus der Identifikation mit dem Christlichen eine Deutung des Romantischen ab, die<br />
sich mit seiner Bestimmung der Poesie überhaupt deckt, indem er nämlich 'das Romantische' oder<br />
'den wahrhaft romantischen-unendlichen Stoff' als 'das Verhältnis unserer dürftigen Endlichkeit zum<br />
Glanzsaale und Sternenhimmel der Unendlichkeit' bezeichnet. Damit jedoch wird Literatur zwar nicht<br />
Religion an sich, wohl aber erhält sie jene transzendierende Funktion, die vorher allein den Mythen<br />
der Religion vorbehalten blieb.“ (Schulz I, 369)<br />
→ So bezieht JP das Romantische auch auf die indische Religion (148f) sowie die orientalische Poesie<br />
(149f). Die christliche Romantik differenziert er in die südliche (Italien, Spanien - 151) sowie die<br />
nördliche, deren Herkunft „heidnische[r] Vorhof“ (ebd.) ist.<br />
→ JP vertritt damit einen sehr weit gefassten Begriff des Romantischen, wie auch die Beispiele (§. 25.,<br />
170ff)) belegen, die er im letzten Paragraphen des Abschnittes angibt: Shakespeare, Herders Legenden,<br />
Goethes' Faust, Schillers Jungfrau <strong>von</strong> Orleans sowie das Lied <strong>von</strong> der Glocke, Schlegels' Sonette, Szenen<br />
aus Klingers' Werken, sowie Gozzi, Goldoni und J. P. Hebels Alemannische Gedichte (vgl. ebd.).<br />
→ Mit Schulz' Worten lässt sich aussagen, dass JP das Romantische „ein ästhetischer Modus [war], eine<br />
dichterische Betrachtungs- und Darstellungsweise,kein Schulbegriff und literarisches Programm.“ (Schulz I,
369)<br />
→ So spricht JP auch <strong>von</strong> „romantischer Liebe“ (die er wiederum mit dem Christentum in Verbindung<br />
bringt, vgl. 152), auch der Rittergeist ist romantisch (weil er ebenfalls mit Liebe und Religion verbunden ist)<br />
sowie die Kreuzzüge (vgl. 153). → Anknüpfung an das romantische Mittelalter-Bild<br />
→ Dem romantischen Aberglauben widmet er sogar einen eigenen Paragraphen (160ff)<br />
b) LUDWIG UHLAND<br />
BIOGRAPHISCHES<br />
→ *1787; +1862 in Tübingen<br />
→ berufliche Schwerpunkte: praktizierender Jurist und Politiker sowie germanistischer<br />
Fachwissenschaftler und (Volks-)Dichter<br />
→ familiäre Herkunft: Tübinger Universitätsbürgertum, Vater: Jurist Universitätssekretär, Großvater<br />
Theologe<br />
→ als Knabe Besuch der Lateinschule, ab 1801 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität<br />
Tübingen, 1810 wird er zum Dr. der Rechtswissenschaften promoviert<br />
→ nach Pariser Bildungsreise kurzzeitig Tätigkeit als Advokat in eigener Kanzlei<br />
→ Stationen der 'politischen Karriere': 1812 Sekretär des württembergischen Justizministers, 1815<br />
führender Sprecher der Ständeversammlung unter Friedrich I., (in diese Zeit fallen der Zyklus<br />
Vaterländische Gedichte sowie seine beiden Dramen Ernst, Herzog <strong>von</strong> Schwaben (1817) und Ludwig der<br />
Baier (1818) ), 1819-1826 sowie 1832-1838 Mitglied des Landtags, 1848 wurde er zum Abgeordneten der<br />
Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche gewählt, er zählt dort zum linken Flügel (den so<br />
genannten „Demokraten“)<br />
→ dazwischen: Tätigkeit als Wissenschaftler, <strong>von</strong> 1829-1832 hat er eine Professur für deutsche Sprache<br />
und Literatur an der Universität Tübingen<br />
→ bereits während des Studiums Auseinandersetzung mit volkstümlicher und altdeutscher Literatur,<br />
und auch seine späteren Forschungen gehen auf alte deutsche oder europäischen Mythen, Sagen und<br />
Volksgesänge<br />
→ innerhalb seines Tübinger Studentenkreises erhält er romantische, literarische Anregungen, die<br />
Gruppe rezipiert Des Knaben Wunderhorn und steuert zum 2. Bd. 1808 einige Gedichte bei.<br />
→ die dichterische Produktion Uhlands geht vor allem bis 1816, danach geht er verstärkt seinen politischen<br />
und wissenschaftlichen Beschäftigungen nach
ÜBER DAS ROMANTISCHE (1807) 2<br />
→ Uhland steuert den kleinen Aufsatz als Zwanzigjähriger dem Sonntags-Blatt bei.<br />
→ Mit Schulz' Worten enthält der Text „zwar nichts durchdacht Theoretisches“, verrate „aber dennoch ein<br />
wenig <strong>von</strong> den Fundamenten und Absichten Uhlandscher Schreibkunst“ (Schulz II, 785) und<br />
terminologisch sind Anleihen bei den Jenaer Romantikern gemacht worden:<br />
„Das Unendliche umgibt den Menschen, das Geheimniß der Gottheit und der Welt. Was er selbst war,<br />
ist und seyn wird, ist ihm verhüllt. Süß und fruchtbar sind diese Geheimnisse.“ (a)<br />
→ Der Geist des Menschen kann das Unendliche jedoch nie „in voller Klarheit in sich auffassen“ und knüpft<br />
deshalb „seine Sehnsucht an irdische Bilder“ (a)<br />
→ Abgrenzung der Griechen gegen den „Sohn des Nordens“ Die Griechen kannten die Sehnsucht nach<br />
dem Unendlichen nicht. Sie waren „mehr äußerlich als innerlich lebend“, suchten nach „Begrenzung“ (vgl.<br />
a), wohingegen letzterer „in sich hinab[stieg]“. Seine Götter waren „ungeheure Wolkengestalten, ossianische<br />
Nebelgebilde“ (a)<br />
→ In der Betrachtung ist Uhlands historisch-wissenschaftliches Interesse am Gegenstand erkennbar,<br />
wenn er erklärt: „Wie der romantische Sinn der gothischen Stämme sich mit ihnen in verschiedene Länder<br />
verbreitete […] wie sich das Wort romantisch <strong>von</strong> seiner nationalen Bedeutung zum Kunstbegriff<br />
erweiterte“, seien „wichtige Gegenstände historischer Untersuchung“. (a)<br />
→ Hauptmomente der Romantik stellen für Uhland die romantische Liebe (Minne) sowie das<br />
romantische Christentum dar (vgl. a)<br />
'Inventar' des Romantischen:<br />
→ romantische Charaktere sind Mönche, Nonnen, Kreuzritter, Ritter des Grals, sowie die poetischen<br />
Frauen und Ritter des Mittelalters (vgl. b)<br />
→ Romantik in der Natur: Blumen, Regenbogen, Morgen- und Abndroth, Wolkenbilder, Mondnacht,<br />
Gebirge, Ströme, Klüfte (vgl. b)<br />
→ Eine Gegend ist romantisch „wo Geister wandeln“ (b)<br />
c) ANONYMUS – Vom Geiste des Romantischen (1806) 3<br />
→ der Verfasser leitet „den dunklen Sinn“ (561) <strong>von</strong> 'romantisch' <strong>von</strong> der Semantik des Wortes<br />
'Abenteuer' ab: ( frz. Aventure / ital. avventura <strong>von</strong> lat. Adventura: ursprüngliche Bedeutung: Begriff vom<br />
Zukünftigen, Dingen „die da kommen werden“, ebd.)<br />
2 Uhland, Ludwig: Über das Romantische. Zitiert nach: Das Sonntagsblatt für gebildete Stände. Eine Zeitschrift der<br />
Tübinger Romantik. Nach der Handschrift hrsg. <strong>von</strong> Bernhard Zeller. Marbach a. N. 1961, S. 138-143. Die Angaben<br />
a/b (für die erste resp. zweite Seite) beziehen sich auf die dem Seminar vorliegende digitalisierte Fassung.<br />
3 Anonymus: Vom Geiste des Romantischen. In: Zeitung für die elegante Welt 70 (6/1806), S. 561-566.
→ die romantische Poesie verweilt „nirgends lieber als im Walde“ (Bsp. Ariost, Tiecks Sternbald – ebd.)<br />
→ diese Kulisse ruft die Empfindung „schauerliche[r] Ungewissheit“ hervor, „die Unbestimmtheit unserer<br />
Erwartunge n gibt uns eine wunderbare Stimmung für das Ungewöhnliche“ (562)<br />
→ Gegensatz: offene Gegend, weites Tal (562)<br />
→ Die romantische Dichtung erregt, so der Verfasser, ähnliche Gefühle:<br />
„Ist es nicht das Rätselhafte <strong>von</strong> dem Kommen, Verschwinden und Wiedererscheinen der Gestalten,<br />
das Zauberhafte im Wechsel der buntesten Szenen, das Geheimnißvolle der kleinsten wie der größten<br />
Begebenheit, ist dies es nicht, was wir zunächst und im Allgemeinen dabei empfinden, und was uns<br />
sogleich sagt, in welches Reich der Poesie wir versetzt sind?“ (563)<br />
→ Zentrale Kategorie des Zufalls: „Im traumähnlichen Spiel des Zufalls [liegt] eine geheime Kraft<br />
verhüllt“ → wir „ahnden“ in den „seltsamen Zufällen“ eine rätselhafte Beziehung (ebd.)<br />
→ Doch die „geahndete Einheit“ hat „allein im menschlichen Gemüthe ihren Grund“ (ebd.) - Kant-Ansp.<br />
→ Weitere Argumentation orientiert sich an Kant: Wir sind <strong>von</strong> einer „für sich selbst bestehenden<br />
unabhängigen Welt umgeben“ und fühlen uns „gleichwohl angetrieben, in ihr tätig zu sein, auf sie<br />
unsere Wirksamkeit zu richten“ (564), wenn dies gelingt, fühlen wir uns frei, sind mit der Gegenwart im<br />
Einklang und empfinden keinerlei Mangel oder Sehnsucht nach anderen Zuständen (bei den Griechen war<br />
dies der Fall – ebd.)<br />
→ Jedoch: „Wie ganz anders, wenn Lage und Verhältnisse so beschaffen sind, daß unser kräftiger<br />
Trieb zu wirken auf viele und mächtige Hindernisse stößt […]!“ (ebd.)<br />
„Dann entsteht ein Streben, unsere Freiheit zu behaupten oder zu erringen, wir wenden <strong>von</strong> der<br />
unglücklichen Gegenwart unseren Blick hinweg und richten ihn mit Sehnsucht in die Zukunft, in<br />
das freie Gebiet der Möglichkeit, und erwarten zuversichtlich, daß uns <strong>von</strong> dort her die günstige<br />
Wirklichkeit kommen werde, die wire gegenwärtig zu entbehren uns gezwungen sehen.“ (564)<br />
→ „die letzte Forderung unserer Natur“ geht auf „die Übereinstimmung beider Welten“:<br />
„Um ihr zu gehorchen wirft sich der bedrängte Geist eigenmächtig als entscheidender Herrscher<br />
auf und schaft sich die begränzte Welt, die ihm widerstrebt, in eine unbegrenzte um. Nun verwandelt<br />
sich ihm die beschränkte Gegenwart in die endlose Zukunft, das was ist gibt ihm keine Befriedigung,<br />
er sucht sie also in dem was wird.“ (565)<br />
→ „die dunkle Ahndung der Zukunft wirft über die vorher düstere Welt ein dämmerndes Halblicht“ →<br />
schauerlich, geisterhaft, geheimnisvoll (565)<br />
→ Ein solcher Geist leuchtet aus allen romantischen Dichtungen (Textbeipiele: Lied im Don Quixote,<br />
Distichon Schillers' aus dem Columbus - 566)