4TITELTHEMAMünchner Ärztliche AnzeigenFachkräftemangel in der PflegeMit Weitblick in die ZukunftFoto: München KlinikDie Coronapandemie hat deutlich gemacht: Gerade im Intensivbereichfehlen Pflegekräfte. Viele Kliniken steuern aus eigener Kraft gegen, darunterauch die München Klinik. Die MÄA sprachen mit Geschäftsführerin undArbeitsdirektorin Susanne Diefenthal.
Münchner Ärztliche AnzeigenTITELTHEMA 5Können wir uns jetzt in diesemSommer endlich wieder auf andereDinge konzentrieren als auf denPersonalmangel in der Pflege?Aus meiner Sicht sollten wir uns imHinblick auf die Pflege tatsächlichauf andere Dinge konzentrieren alsauf den Mangel. Der Mangel istnatürlich nicht vorbei, und er wirdnoch viele Jahre bestehen. Wir solltenden Pflegeberuf aber lieber stärkenund in der Öffentlichkeit einpositives Bild davon vermitteln.Schon vor der Pandemie hatten wirmit Personalmangel in der Pflege zukämpfen. Schon damals haben wirbei der München Klinik intern mitMaßnahmen dagegen begonnen.Wie kann die München Klinik denPflegeberuf stärken?Um mehr Kräfte für unsere Intensivstationenzu gewinnen, haben wireine Taskforce gegründet. Mit unserer„Intensivkampagne“ haben wirsehr viele Menschen angesprochenund so einige Recruiting-Erfolgeerzielt. Damit wir als Unternehmenbesser agieren können, haben wireinen Rahmenvertrag zur Leiharbeitgeschlossen. Allgemein konzentrierenwir uns sehr auf pflegeunterstützendeMaßnahmen. Zum Beispielrollen wir gerade an allen Standortenden Pflegeservice aus. Hierhaben wir alle pflegeunterstützendenTätigkeiten gebündelt, die voneinem eigenen Team von Mitarbeitendenauf unseren Pflegestationeninklusive der Notaufnahmen durchgeführtwerden. Wir tun ganz viel fürdie Pflege und gehen den Weggemeinsam mit der Pflege.Insgesamt setzen wir stark auf dieFachlichkeit in der Pflege. Als ersteKlinik in Deutschland führen wir dasin Norwegen entwickelte digitaleSystem VAR Healthcare ein. Diesesliefert evidenzbasierte Handlungsempfehlungenmit pädagogischenIllustrationen, sowie Zusammenfassungenneuester Forschung, Wissenstestsund einen praktischenRechner. Sämtliche Informationensind über PC, Tablet oder Mobiltelefonabrufbar.Auch das Thema kollegiale Fallberatungmöchten wir noch ausweiten.Fort- und Weiterbildung bieten wirbei der München Klinik an unserereigenen Akademie an, z.B. zu Notfallfachpfleger*innenoder Demenzexpert*innen.Bei ergänzenden Studiengängenunterstützen wir ebenfalls.Wie ist die derzeitige Lage beiIhnen in der Pflege?Dass aufgrund der Pandemie Menschenaus der Pflege „geflohen“sind, können wir nicht unterschreiben.Wir haben insgesamt sogar einwenig mehr Zugänge als Abgänge.Aufgrund der gesetzgeberischenVorhaben wie Pflegeuntergrenzenetc. haben wir aber unsere Bedarfenach oben korrigiert. Wir haben jetztnoch mehr Stellen, als die, die wirschon vorher nicht besetzen konnten.Am meisten fehlen uns, wieallen Kliniken, die Fachkräfte in denpflegeintensiven Bereichen – alsoetwa auf den Intensivstationen oderin den OPs. Zwar ist auch dort diePersonalsituation derzeit nicht vielschlechter als vor der Pandemie,aber Kräfte für diesen Bereich zu finden,wird tatsächlich immer schwieriger.Woran liegt es aus Ihrer Sicht, dassimmer wieder Pflegekräfte ihrenBeruf verlassen?Die Arbeitnehmerkammer Bremenhat während der Coronapandemieeine bundesweite Studie mit demTitel „Ich pflege wieder, wenn....“durchgeführt. Als Gründe für ihreAbkehr vom Beruf nennen dieBefragten verschiedene Themenbereiche,darunter Organisation undFührung in der Pflege, beruflichesSelbstverständnis und Anerkennung,körperliche und psychische Anforderungensowie die großen ThemenKarriere und berufliche Perspektivensowie Vereinbarkeit von Beruf undFamilie. Die gleichen Punkte werdenauch uns gegenüber immer wiederaufgeführt.Sticht aus Ihrer Sicht ein Punktbesonders heraus?Aus meiner Erfahrung ist es meistenseine Mischung, die Fachkräftedazu bewegt, den Beruf zu verlassen.Das Thema berufliche Perspektivenund Karrieren ist sicher nichtzu unterschätzen. Leider sprechenwir häufig nur über die Pflege und zuwenig mit ihr, auch in der Politik. Inder Öffentlichkeit kommt zu wenigan, dass die Pflege eine eigenständigeProfession mit eigenen Anforderungenund Inhalten ist, und nichtnur ein Abklatsch des ärztlichenBerufs. Es braucht Ärzt*innen undPflegekräfte, damit die Patient*innengenesen und das Krankenhaus verlassenkönnen. Das wird in derÖffentlichkeit zu wenig wahrgenommen.Was tut die München Klinik, umihre ausgebildeten Pflegekräfte zuhalten?Wie schon erwähnt, setzen wir starkauf pflegeunterstützende Maßnahmen:Was nicht zwingend von derPflege gemacht werden muss, z.B.Essen ans Bett bringen oder Patientenfahrdienstebestellen, übernimmtunser Pflegeservice. Diese Unterstützungskräftehaben einen eigenenDienstplan und entlasten diePflege täglich von 7 bis 19 Uhr – auchan Wochenenden und Feiertagen.Am Standort Schwabing haben wirdamit gute Erfahrungen gemachtund möchten das Prinzip daher nunauf alle Kliniken ausweiten, gemeinsammit der Pflege. Auch die Materialversorgungauf den Stationen –etwa mit Medikamenten, Verbandsmaterial,Spritzen, etc. – soll künftignicht mehr von der Pflege erledigtwerden müssen. Die Pflege soll sichganz auf ihre spezifischen Inhalteund Tätigkeiten konzentrieren können.Wie können Sie die Pflege nochunterstützen?Über unser betriebliches Gesundheitsmanagementhelfen wir bei derBewältigung der psychischen undkörperlichen Anforderungen, währendder Pandemie auch online.Genauso gehen wir das ThemaTeambuilding und -entwicklung an.Künftig werden wir flächendeckendeine Supervision in der Pflege einführen,also einen regelmäßigenfachlichen und persönlichen Austauschmit eigens dafür geschultenKräften über die Belastungen bei dertäglichen Arbeit. Außerdem habenwir 2008 ein eigenes Kriseninterventionsteamfür unsere Beschäftigtengegründet und 2017 auf alle fünfStandorte der München Klinik