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Die Fehler in unserem System Wege aus der Krise

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<strong>Die</strong> <strong>Fehler</strong> <strong>in</strong> <strong>unserem</strong> <strong>System</strong><br />

<strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

1


I M P R E S S U M<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fehler</strong> <strong>in</strong> <strong>unserem</strong> <strong>System</strong> – <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

von Walter M. Hopferwieser<br />

© 2014 Walter Michael Hopferwieser.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Walter Michael Hopferwieser<br />

Santnergasse 61<br />

A-5020 Salzburg<br />

Österreich<br />

walter@hopferwieser.net<br />

Buchcover, Illustration: Kar<strong>in</strong> Bruna<br />

ISBN: 978-3-9570-3959-0<br />

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2


<strong>Die</strong> <strong>Fehler</strong> <strong>in</strong> <strong>unserem</strong> <strong>System</strong><br />

Ständiges Wachstum ist nicht möglich ................................................................................................ 4<br />

Schulden und Guthaben steigen immer schneller .............................................................................. 4<br />

Schulden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Umverteilung zu Reichen ..................................................................................... 5<br />

Geld kann nicht arbeiten ..................................................................................................................... 6<br />

Der harte Euro stranguliert Griechenlands Wirtschaft ....................................................................... 8<br />

Rat<strong>in</strong>gagenturen und Rettungsschirme beschleunigen die Talfahrt ................................................... 9<br />

Der Bauboom <strong>in</strong> Spanien war e<strong>in</strong>e gefährliche Wucherung ............................................................. 10<br />

Nur mit rascher Teilung kann <strong>der</strong> Euro überleben ............................................................................ 11<br />

Schulden ohne Rückzahlung zerstören jeden H<strong>aus</strong>halt .................................................................... 12<br />

E<strong>in</strong>e repräsentative Demokratie ist die Herrschaft Weniger ............................................................ 12<br />

Korruption ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie beson<strong>der</strong>s teuer ........................................................................ 13<br />

Der Mensch stammt nicht vom Affen ab .......................................................................................... 14<br />

Menschen s<strong>in</strong>d auch geistige Wesen ................................................................................................ 16<br />

Der soziale Organismus ist dreigeglie<strong>der</strong>t ......................................................................................... 17<br />

Schulen und Universitäten brauchen Autonomie ............................................................................. 19<br />

Arbeit gehört zum Geistesleben ........................................................................................................ 20<br />

Geld sollte se<strong>in</strong>en Wert verlieren ...................................................................................................... 21<br />

Geld könnte sich am Wert des Weizens messen .............................................................................. 23<br />

Jede Tätigkeit für die Geme<strong>in</strong>schaft ist Arbeit .................................................................................. 24<br />

För<strong>der</strong>ungen schaden allen ............................................................................................................... 25<br />

Gentechnik tötet Regenwäl<strong>der</strong> und Menschen ................................................................................ 27<br />

Klima-Zertifikate s<strong>in</strong>d Betrug ............................................................................................................. 28<br />

Öffentlicher Verkehr ist Sache Aller .................................................................................................. 31<br />

3


<strong>Die</strong> <strong>Fehler</strong> <strong>in</strong> <strong>unserem</strong> <strong>System</strong><br />

Ständiges Wachstum ist nicht möglich<br />

Welche Ursachen hat unsere <strong>Krise</strong>? Haben wir sie überwunden? Wird unser <strong>System</strong><br />

zusammenbrechen? Wann ist e<strong>in</strong> Zusammenleben gerecht? E<strong>in</strong>e Frage führt zur nächsten.<br />

Experten betrachten meist nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausschnitt unserer Welt. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er<br />

Weltanschauung und Geldgebern verpflichtet. Daher sollten wir uns nicht auf sie verlassen.<br />

Besser ist es, wenn je<strong>der</strong> von uns die Wahrheit sucht, se<strong>in</strong>em eigenen Denken vertraut und<br />

alles h<strong>in</strong>terfragt.<br />

Nach <strong>der</strong>zeitiger Lehre ist unsere Erde vor 4,6 Milliarden Jahren entstanden. Seit gut<br />

200.000 Jahren leben Menschen. Noch 500.000 Jahre soll unser Planet belebt se<strong>in</strong>. In 900<br />

Millionen Jahren wird das CO 2 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre so stark abgenommen haben, dass alle<br />

Pflanzen und damit alles Leben sterben. 1 Im Jahr 2012 lebten 7 Milliarden Menschen. Das<br />

jährliche Bevölkerungswachstum ist von 2,1 % im Jahr 1962 auf 1,14 % gesunken. 2 Das<br />

heißt, <strong>der</strong>zeit verdoppelt sich die Anzahl <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> 61 Jahren. Würde dieses<br />

Wachstum gleich bleiben, wägen die Menschen <strong>in</strong> 2.700 Jahren mehr als die gesamte Erde<br />

mit ihrem Nickel-Eisenkern, allen Gebirgen und Meeren. <strong>Die</strong>se absurde Rechnung führt uns<br />

e<strong>in</strong>drücklich vor Augen, dass selbst e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es ständiges Wachstum sehr rasch jeden Wert<br />

überschreiten lässt.<br />

2006 arbeiteten <strong>in</strong> Tansania 75 % aller Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft. In den<br />

Nie<strong>der</strong>landen waren es <strong>in</strong>folge von Automatisierung und exzessiver Bewirtschaftung nur 3<br />

%. 3 Ab 1971 brauchten 1500 Mann zum Durchschlag <strong>der</strong> ersten Röhre des Tauerntunnels<br />

33 Monate. 35 Jahre später schafften 150 Mann die gleiche Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Röhre <strong>in</strong> 22<br />

Monaten. 4 In den westlichen Industriestaaten werden mehr Nahrungsmittel und D<strong>in</strong>ge des<br />

täglichen Bedarfs angeboten als gebraucht. Als Statussymbol und für die<br />

Arbeitsplatzsicherung werden immer teurere Bauten errichtet. <strong>Die</strong>se Bauten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

unverantwortliche Verschwendung von Rohstoffen, die zu Umweltkatastrophen und zur<br />

Verarmung e<strong>in</strong>es großen Teils <strong>der</strong> Bevölkerung führt, ohne e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen<br />

Zusammenbruch zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Vom Strom wissen wir: Es gibt Wirkleistung und Bl<strong>in</strong>dleistung. Elektrische Wirkleistung<br />

betreibt Masch<strong>in</strong>en, Computer, Autos, Heizungen und Lampen. Bl<strong>in</strong>dleistung treibt nichts an.<br />

Großverbraucher müssen für sie beim Energieerzeuger bezahlen. Meist schaffen<br />

Wachstums- und Vollbeschäftigungsprogramme nur Bl<strong>in</strong>dleistung. <strong>Die</strong> ägyptischen<br />

Pharaonen beuteten ihre Untertanen, ihre Sklaven <strong>aus</strong>, um Pyramiden zu bauen. Ihr Ziel war<br />

ke<strong>in</strong>eswegs, mit dem Pyramidenbau den Wohlstand ihrer Untergebenen zu steigern.<br />

Schulden und Guthaben steigen immer schneller<br />

Für Karl Marx war Geld e<strong>in</strong> Maßstab, mit dem er den Wert von Rohstoffen, Produkten und<br />

menschlicher Arbeit verglich. Geld ist jedoch auch e<strong>in</strong>e Ware. E<strong>in</strong> Großteil des Welthandels<br />

s<strong>in</strong>d F<strong>in</strong>anztransaktionen, denen ke<strong>in</strong> Handel mit Gütern o<strong>der</strong> <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

gegenübersteht. 5<br />

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Erde, abgerufen am 20.04.2011<br />

2 http://de.wikipedia.org/wiki/Bev%C3%B6lkerungswachstum, abgerufen am 20.04.2011<br />

3 http://data.worldbank.org/<strong>in</strong>dicator/SL.AGR.EMPL.ZS, , abgerufen am 13.09.2011<br />

4 http://www.ots.at/presse<strong>aus</strong>sendung/OTS_20080718_OTS0159/asf<strong>in</strong>ag-a-10-tauern-autobahn-zweiteroehre-tauerntunnel-durchgeschlagen,<br />

abgerufen am 20.06.2011<br />

5 http://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaft, abgerufen am 24.04.2011<br />

4


1947 gab es <strong>in</strong> Österreich die letzte Währungsreform, 1948 <strong>in</strong> Deutschland. US-Dollars und<br />

britische Pfund Sterl<strong>in</strong>gs gelten noch länger. Seitdem haben sich durch Z<strong>in</strong>sesz<strong>in</strong>sen<br />

immense Summen gebildet, für die we<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Gut produziert noch e<strong>in</strong>e Leistung erbracht<br />

wurde. 1772 berechnete Richard Price, dass e<strong>in</strong> bei Christi Geburt mit 5 % angelegter Penny<br />

auf e<strong>in</strong>en Betrag angestiegen wäre, <strong>der</strong> 150 Erdkugeln <strong>aus</strong> gediegenem Gold entspricht. 6<br />

Je<strong>der</strong> Euro an Schulden ist e<strong>in</strong> Euro Guthaben e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en. Jeden Cent, den jemand an<br />

Z<strong>in</strong>sen erhält, zahlt e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er. Dabei entsteht e<strong>in</strong> Verwaltungsaufwand, <strong>der</strong> für alle verloren<br />

ist. Z<strong>in</strong>sen, die gezahlt werden, müssen erwirtschaftet werden. Der F<strong>in</strong>anzsektor vermittelt<br />

Guthaben und Schulden. Wie e<strong>in</strong> Spielkas<strong>in</strong>o schafft er ke<strong>in</strong>e Werte. Auch die besten<br />

Anlagen können nur e<strong>in</strong>en Teil des Geldes verteilen, das An<strong>der</strong>e erwirtschaften.<br />

Immer wie<strong>der</strong> kauft e<strong>in</strong> Großanleger erhebliche Beteiligungen an e<strong>in</strong>er Währung, Aktie o<strong>der</strong><br />

an e<strong>in</strong>em Rohstoff. Durch se<strong>in</strong>e Nachfrage steigt <strong>der</strong> Preis. Marktbeobachtung und<br />

Anlagetipps br<strong>in</strong>gen die Herde <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>anleger zum Kauf. Der Preis steigt weiter und <strong>der</strong><br />

Großanleger verkauft se<strong>in</strong>en Anteil mit dem erwarteten Gew<strong>in</strong>n. Später platzt die Blase. Der<br />

Preis bricht e<strong>in</strong>. So fließt Geld von Kle<strong>in</strong>- zu Großanlegern. Bei Spekulationen mit<br />

Nahrungsmitteln steigen die Preise wie bei Missernten. Viele Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Welt<br />

können sich ihr Essen nicht mehr leisten und verhungern.<br />

Schulden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Umverteilung zu Reichen<br />

In Deutschland betrug 1950 die Verschuldung 66 % des Brutto<strong>in</strong>landprodukts BIP.<br />

Unternehmen schuldeten 46 % des BIP, <strong>der</strong> Staat 20 %. Schulden <strong>der</strong> Privath<strong>aus</strong>halte fielen<br />

nicht <strong>in</strong>s Gewicht. 2005 waren die Schulden auf 310 % des BIP angestiegen. <strong>Die</strong> Schulden<br />

<strong>der</strong> Unternehmen betrugen 162 % des BIP. Der Staat schuldete 68 % des BIP, Private 80 %<br />

des BIP. 7 <strong>Die</strong> jährlichen Z<strong>in</strong>sen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Zeit von 6 % <strong>der</strong> verfügbaren E<strong>in</strong>kommen auf<br />

28 % gestiegen. 8 Unternehmen müssen Z<strong>in</strong>sen und Steuern, die sie zahlen, auf den Preis<br />

ihrer Produkte aufschlagen. Für ihr Eigenkapital berechnen sie fiktive Z<strong>in</strong>sen. Der Staat<br />

f<strong>in</strong>anziert se<strong>in</strong>e Z<strong>in</strong>sen durch Steuern. Im Jahr 2000 betrug <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Z<strong>in</strong>sen an den<br />

Ausgaben aller deutschen H<strong>aus</strong>halte 31 %. 9 Das heißt, von jedem Euro, den deutsche<br />

H<strong>aus</strong>halte <strong>aus</strong>geben, s<strong>in</strong>d im Schnitt 31 Cent Z<strong>in</strong>sen für Schulden <strong>der</strong> Firmen und des<br />

Staats. Lediglich 15 % <strong>der</strong> H<strong>aus</strong>halte konnten mehr Z<strong>in</strong>sen lukrieren als sie zahlten. In<br />

Deutschland flossen 2007 über 400 Milliarden Euro als Z<strong>in</strong>sen zu Anlegern – mehr als <strong>der</strong><br />

gesamte Bundesh<strong>aus</strong>halt von 240 Milliarden Euro. 10 Alle<strong>in</strong> die Z<strong>in</strong>sen für Banke<strong>in</strong>lagen<br />

betrugen im Schnitt je H<strong>aus</strong>halt 720 Euro im Monat. 11<br />

In den 1950er Jahren wuchs das nach dem Krieg relativ niedrige BIP <strong>in</strong> Deutschland jährlich<br />

um 8,5 %. Mit diesem Zuwachs konnten Z<strong>in</strong>sen von 6 bis 8 % gezahlt werden und es blieb<br />

noch etwas übrig, um den Lebensstandard <strong>der</strong> breiten Masse zu heben. In den 1990er<br />

Jahren wuchs das BIP um 1,3 %. <strong>Die</strong> Kreditgeber for<strong>der</strong>ten und erhielten jedoch 5 % Z<strong>in</strong>sen.<br />

Das heißt, <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Kreditgeber am BIP steigt, während <strong>der</strong> Anteil aller Arbeitenden<br />

abnimmt. Der Anteil des reichsten Fünftels am Reichtum <strong>der</strong> Erde wuchs von 1965 bis 1996<br />

von 70 auf 85 %. Der Anteil <strong>der</strong> übrigen 80 % am Vermögen hat sich von 30 % auf 15 %<br />

halbiert.<br />

Anfang 2014 berichtete die Wohlfahrtsorganisation Oxfam, dass die 85 reichsten Menschen<br />

unserer Erde gen<strong>aus</strong>o viel besitzen wie die arme Hälfte <strong>der</strong> Weltbevölkerung (3,6 Milliarden<br />

6 http://de.wikipedia.org/wiki/Josephspfennig, abgerufen am 25.04.2011<br />

7 http://www.helmut-creutz.de/pdf/grafiken/034-043b_creutz.pdf, abgerufen am 25.04.2011<br />

8 http://www.helmut-creutz.de/pdf/grafiken/035_creutz.pdf, abgerufen am 25.04.2011<br />

9 Flensburger Hefte Nr. 111, Mehr als Geld, Seite 71<br />

10<br />

http://www.guenther-hartmann.de/Artikel/OeP144_Emde.pdf, abgerufen am 17.06.2011<br />

11 http://www.helmut-creutz.de/faq.htm, abgefragt am 13.07.2011<br />

5


Menschen, jeweils 1,7 Billionen Dollar). E<strong>in</strong> Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung besitzt 46 Prozent –<br />

also fast die Hälfte - des Weltvermögens von 110 Billionen Dollar. Das ist 65-mal so viel, wie<br />

das Vermögen <strong>der</strong> armen Hälfte <strong>der</strong> Bevölkerung. 12<br />

David J. Rothkopf - <strong>der</strong> stellvertretende Staatssekretär <strong>der</strong> Regierung Bill Cl<strong>in</strong>tons –<br />

schil<strong>der</strong>te, wie 6.000 Mächtige unsere Erde regieren. Sie führen Regierungen, <strong>in</strong>ternationale<br />

Konzerne, F<strong>in</strong>anzkonglomerate, Medien, Religionen, krim<strong>in</strong>elle und terroristische<br />

Organisationen. 13 Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> am Weltwirtschaftsforum <strong>in</strong> Davos o<strong>der</strong> an den Treffen <strong>der</strong><br />

Bil<strong>der</strong>berger 14 teilnimmt, darf sich als e<strong>in</strong>er dieser Mächtigen fühlen.<br />

Geld kann nicht arbeiten<br />

<strong>Die</strong> Vorstellung, Geld könne arbeiten und sich vermehren, führt zu e<strong>in</strong>er ungeheuerlichen<br />

Gier und Maßlosigkeit. Aktiengesellschaften schütten mehr Dividenden <strong>aus</strong> als sie<br />

erwirtschaften. Dadurch steigen ihre Schulden, Z<strong>in</strong>szahlungen und Preise. Sie entlassen<br />

Mitarbeiter, automatisieren und verlegen die Produktion <strong>in</strong> Billiglohnlän<strong>der</strong>. <strong>Die</strong> Herstellung<br />

von Markenbekleidung und Unterhaltungselektronik <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n wie Ch<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> Vietnam<br />

kostet wohl weniger als 5 bis 10 % des Verkaufspreises. Trotzdem müssen die Arbeiter<strong>in</strong>nen<br />

oft 80 Stunden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche ohne Schutz vor gefährlichen Chemikalien arbeiten. Oft reicht<br />

ihr Lohn nicht <strong>aus</strong>, sich und ihre Familien zu ernähren. Nicht selten liegt er unter dem<br />

niedrigen M<strong>in</strong>destlohn. 15 Ihre Familie sehen sie nur im Urlaub – an 10 Tagen im Jahr. 16<br />

Bevor <strong>in</strong>ternationale Konzerne e<strong>in</strong>en neuen Standort errichten, lassen sie sich Subventionen<br />

und m<strong>in</strong>destens 10 Jahre Steuerfreiheit zusichern. In Son<strong>der</strong>wirtschaftszonen zahlen sie<br />

ke<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>nsteuern. Konzerngew<strong>in</strong>ne werden systematisch <strong>in</strong> Steueroasen wie Jersey, die<br />

Kaiman Inseln o<strong>der</strong> Luxemburg verschoben. <strong>Die</strong> klassischen F<strong>in</strong>anzzentren wie London,<br />

New York, Tokyo o<strong>der</strong> Frankfurt lassen die Gew<strong>in</strong>ne von Steuer<strong>aus</strong>län<strong>der</strong>n meist<br />

unversteuert. Staaten senken Steuern für Konzerne und große Privatvermögen. <strong>Die</strong><br />

Bevorzugung <strong>der</strong> weltweit agierenden Konzerne benachteiligt die lokalen Firmen. Das führt<br />

zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung <strong>der</strong> ohneh<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Wirtschaft <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong> und zu<br />

Kapitalflucht <strong>in</strong> die entwickelten Län<strong>der</strong>. In vielen Staaten werden Kapitale<strong>in</strong>nahmen weniger<br />

besteuert als E<strong>in</strong>nahmen <strong>aus</strong> Arbeit. <strong>Die</strong> armen Län<strong>der</strong> erhalten ke<strong>in</strong>en Anteil an den<br />

Quellensteuern <strong>der</strong> Industrielän<strong>der</strong>. Das strenge Bankgeheimnis <strong>der</strong> Steueroasen för<strong>der</strong>t<br />

Korruption, Geldwäsche, Waffen-, Frauen- und Drogenhandel. 17 Das westliche F<strong>in</strong>anzsystem<br />

trägt so die Hauptschuld, dass je<strong>der</strong> siebte Mensch hungert, dass alle drei Sekunden e<strong>in</strong><br />

Mensch – meist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d - an Hunger stirbt. 18<br />

<strong>Die</strong> Inflation wird mit e<strong>in</strong>em Warenkorb ermittelt, <strong>in</strong> dem die verschiedenen Güter <strong>in</strong> billigster<br />

Qualität vertreten s<strong>in</strong>d. In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d die Preise für Unterhaltungselektronik,<br />

Kleidung und an<strong>der</strong>e Waren durch Verlagerung <strong>in</strong> Billiglohnlän<strong>der</strong> stark gesunken. Daher<br />

spüren die H<strong>aus</strong>halte die Preissteigerungen wesentlich stärker als die offizielle Inflationsrate<br />

behauptet. 19 Lokale, <strong>in</strong> denen vor <strong>der</strong> Euro-E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>e teure Hauptspeise 100 ATS (das<br />

s<strong>in</strong>d 7 EUR) kostete, verlangen wenige Jahre danach für e<strong>in</strong>e mittelpreisige Hauptspeise 12<br />

EUR. Auch <strong>der</strong> immer gleich bestückte E<strong>in</strong>kaufskorb e<strong>in</strong>er Großfamilie ist um viel mehr als<br />

12 http://german.ruvr.ru/news/2014_01_21/Oxfam-Studie-85-reichste-Menschen-besitzen-so-viel-wie-die-<br />

Halfte-<strong>der</strong>-Weltbevolkerung-9822, abgerufen am 25.01.2011<br />

13 <strong>Die</strong> Super-Klasse. <strong>Die</strong> Welt <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Machtelite. Riemann Verlag, München<br />

14 http://de.wikipedia.org/wiki/Bil<strong>der</strong>berg-Konferenz, abgerufen am 7.11.2011<br />

15 www.pcglobal.org/<strong>in</strong>dex.php?option=com_content&view=article&id=15%3Aproduktion-schuften-<strong>in</strong>-<strong>der</strong>weltmarktfabrik&Itemid=43,<br />

abgerufen am 24.05.2011<br />

16 http://forum.golem.de/read.php?41769,2263987,page=2, abgerufen am 24.05.2011<br />

17 http://www.beigewum.at/wordpress/wp-content/uploads/037_sven_giegold.pdf, abgerufen am 20.06.2011<br />

18 http://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger, abgerufen am 10.07.2011<br />

19 http://www.optimal-bank<strong>in</strong>g.de/<strong>in</strong>fo/<strong>in</strong>flation.php, abgerufen am 15.09.2011<br />

6


die Inflationsrate teurer geworden. Löhne und Pensionen s<strong>in</strong>d aber nur mit <strong>der</strong> offiziellen<br />

Inflation gestiegen. Unsere östlichen Nachbarn spüren diese Schere noch stärker. In Ungarn,<br />

<strong>der</strong> Slowakei und Polen kosten die meisten Lebensmittel annähernd so viel wie <strong>in</strong><br />

Österreich. <strong>Die</strong> Bevölkerung verdient jedoch nur e<strong>in</strong> Drittel von uns. 20<br />

<strong>Die</strong> Devisensicherung ermöglicht Unternehmen e<strong>in</strong>e Kalkulation von Leistungen, für die sie<br />

oft Jahre nach dem Vertragsabschluss <strong>aus</strong>ländisches Geld erhalten. Wetten auf<br />

Kursverän<strong>der</strong>ungen schaffen e<strong>in</strong>e Hebelwirkung, mit <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>ne und Verluste vergrößert<br />

werden. Der Devisen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch war 2007 56-mal so hoch wie <strong>der</strong> Außenhandel aller Län<strong>der</strong><br />

zusammen und 15-mal so hoch wie die gesamte weltweite Wirtschaftsleistung. 21<br />

Derivate wie Optionen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Beteiligung an e<strong>in</strong>em Unternehmen, son<strong>der</strong>n Wetten. Sie<br />

ermöglichen Spekulanten, mit dem e<strong>in</strong>gesetzten Kapital das Vielfache e<strong>in</strong>er Kurssteigerung<br />

zu gew<strong>in</strong>nen. Dafür ist das Risiko hoch, die gesamte E<strong>in</strong>lage zu verlieren. 1990 wurden<br />

weltweit um 22 Billionen US Dollar Güter und <strong>Die</strong>nstleistungen hergestellt. Damals wurden<br />

außerbörslich gehandelte F<strong>in</strong>anz<strong>der</strong>ivate – also Wetten - um 2 Billionen US Dollar gehandelt.<br />

2010 erhöhte sich <strong>der</strong> Wert aller Güter und <strong>Die</strong>nstleistungen auf 63 Billionen US Dollar. In<br />

diesem Jahr wurden für außerbörslich gehandelten F<strong>in</strong>anz<strong>der</strong>ivate 610 Billionen US Dollar –<br />

nahezu das 10-fache aller Güter und <strong>Die</strong>nstleistungen - gezahlt. 22 <strong>Die</strong> Verwaltung dieser<br />

Derivate erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>en riesigen Aufwand an Werbung, Personal, Büros und Boni für<br />

Fondsmanager und Direktoren. Wird diese Entwicklung nicht e<strong>in</strong>gebremst, frisst alle<strong>in</strong> die<br />

Verwaltung <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz<strong>der</strong>ivate die Gew<strong>in</strong>ne aller weltweit erzeugten Güter und<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen auf.<br />

Investoren ziehen ständig e<strong>in</strong>e immer größere Geldmenge an sich, <strong>in</strong>dem sie mit Computern<br />

ohne irgende<strong>in</strong> Risiko kle<strong>in</strong>e Schwankungen von Aktien- und Währungskursen <strong>aus</strong>nutzen.<br />

<strong>Die</strong>se Summen zahlen letztendlich Konsumenten und Steuerzahler. E<strong>in</strong>e weltweit<br />

e<strong>in</strong>geführte F<strong>in</strong>anztransaktionssteuer könnte das verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> Gier ist jedoch so groß,<br />

dass die Regierungen <strong>der</strong> USA, Großbritanniens und <strong>der</strong> meisten EU-Staaten lieber den<br />

Zusammenbruch ihrer Währung <strong>in</strong>nerhalb weniger Jahre <strong>in</strong> Kauf nehmen als <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>er Steuer auf alle F<strong>in</strong>anztransaktionen zuzustimmen, die für mittel- und langfristige<br />

Geldanlagen vernachlässigbar ist. Im Februar 2013 beschlossen 11 EU-Staaten, e<strong>in</strong>e Steuer<br />

von 0,1 Prozent auf Verkäufe von Aktien, Anleihen und Fonds. Es ist unverständlich, dass<br />

Währungsspekulationen steuerfrei bleiben und auf Derivate - also Wetten auf<br />

Kursentwicklungen - nur e<strong>in</strong>e Steuer von 0,01 Prozent erhoben wird.<br />

Beim Roulette gew<strong>in</strong>nt durch die Zero und durch die Begrenzung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sätze auf lange<br />

Sicht immer die Bank. Im Gegensatz zu Spielcas<strong>in</strong>os ist bei F<strong>in</strong>anz-Wetten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz nicht<br />

begrenzt. Mit Banken- und Eurorettungsschirmen wird e<strong>in</strong>em Teil <strong>der</strong> Zocker <strong>der</strong> Verlust<br />

zurückerstattet, ohne ihren Gew<strong>in</strong>n zu schmälern. Egal, wie stark die Weltwirtschaft ist:<br />

Daran muss sie zugrunde gehen. Milliardäre wie Bill Gates, Warren Buffet o<strong>der</strong> Ted Turner<br />

haben dies erkannt und versuchen, mit <strong>der</strong> Spende ihres halben Vermögens den<br />

Zusammenbruch zu verzögern. 23 Mit diesem Geld verbreiten sie ihre Philosophie, ihre Sicht<br />

auf die Welt unter Besitzlosen. Sie er<strong>in</strong>nern an Bankräuber, die nach erfolgreichem Coup<br />

e<strong>in</strong>ige Geldsche<strong>in</strong>e an die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schalterhalle Wartenden verteilen.<br />

Geschäftsbanken, die Sparguthaben und Kredite vermitteln, sollten we<strong>der</strong> mit eigenem Geld<br />

noch mit dem Geld ihrer Kunden spekulieren dürfen. <strong>Die</strong> Z<strong>in</strong>sen, die sie verlangen, sollten 80<br />

bis 90 % des Wirtschaftswachstums nicht übersteigen dürfen, damit die Unternehmen die<br />

20 http://wien.arbeiterkammer.at/onl<strong>in</strong>e/lohn-und-sozialdump<strong>in</strong>g-drohen-56226.html, abgerufen am<br />

4.10.2011<br />

21 http://www.guenther-hartmann.de/Artikel/OeP144_Emde.pdf, abgerufen am 17.06.2011<br />

22 Trend, das österreichische Wirtschaftsmagaz<strong>in</strong> November 2011, Seite 90<br />

23 http://de.wikipedia.org/wiki/The_Giv<strong>in</strong>g_Pledge, abgerufen am 26.05.2012<br />

7


Z<strong>in</strong>sen auch erwirtschaften können. <strong>Die</strong> Tüchtigkeit <strong>der</strong> Leiter und ihrer Mitarbeiter sollte die<br />

Grundlage von Kreditvergaben an Firmen bilden. 24<br />

Wenn Investmentbanken weiterh<strong>in</strong> spekulieren und mit Derivaten handeln dürfen, dann<br />

sollten sie verpflichtet werden, auf allen Geschäftsunterlagen zu vermerken, dass sie<br />

Wettunternehmen s<strong>in</strong>d und wie alle an<strong>der</strong>en Glückspielunternehmen besteuert werden. Ihre<br />

Geschäftstätigkeit schädigt die Allgeme<strong>in</strong>heit nicht nur durch unfassbar hohe Bezüge ihrer<br />

Manager. Investmentbanken sollten – gen<strong>aus</strong>o wie Spielkas<strong>in</strong>os - ke<strong>in</strong>esfalls von <strong>der</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>heit gestützt o<strong>der</strong> gerettet werden.<br />

Der harte Euro stranguliert Griechenlands Wirtschaft<br />

Jean Monnet (1888-1979) gilt als <strong>der</strong> geistige Vater <strong>der</strong> Europäischen Union. Im Interesse<br />

se<strong>in</strong>er Freunde <strong>in</strong> <strong>der</strong> US Regierung und <strong>der</strong> Wallstreet schlug er e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> Europas vor, um <strong>in</strong> Zukunft Kriege unmöglich zu machen. 1951 wurde <strong>der</strong> EU-<br />

Vorgänger Montanunion mit e<strong>in</strong>er übernationalen hohen Behörde geschaffen, <strong>der</strong>en<br />

Verfassung er den Wünschen se<strong>in</strong>er amerikanischen Freunde anglich. 25<br />

1999 führte die Europäische Union e<strong>in</strong>e Währungsunion zwischen Län<strong>der</strong>n sehr<br />

unterschiedlicher Wirtschaftsleistung und Industrialisierung e<strong>in</strong>, beließ aber die Steuer-,<br />

Wirtschafts- und För<strong>der</strong>ungshoheit bei jedem e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedsstaat. Durch diesen<br />

<strong>System</strong>fehler konnten die USA die Vorherrschaft des Dollars als Weltleitwährung sichern,<br />

obwohl sie durch Aufrüstung und Kriege am Rande <strong>der</strong> Pleite stehen. <strong>Die</strong> Euro-E<strong>in</strong>führung<br />

war Deutschlands Preis für die Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung. Franzosen feierten sie als „Versailles<br />

ohne Krieg. <strong>Die</strong> Deutschen müssen zahlen.“ 26 Dabei übersahen sie, dass Frankreich<br />

zusammen mit Deutschland untergehen kann.<br />

Griechenland trat 2001 <strong>der</strong> Europäischen Währungsunion bei, obwohl Defizit und<br />

Staatsschulden die <strong>in</strong> den Mastricht-Kriterien vere<strong>in</strong>barten Höhen um e<strong>in</strong> Vielfaches<br />

überstiegen. <strong>Die</strong> US-Bank Goldman Sachs hat Griechenland Kredite <strong>in</strong> Milliardenhöhe<br />

gewährt, die sie als Devisent<strong>aus</strong>ch verschleierte. Dafür ließ sie sich künftige E<strong>in</strong>nahmen wie<br />

Flughafengebühren und Lotteriegew<strong>in</strong>ne abtreten. 27 Für dieses Geschäft soll Griechenland<br />

25 Jahre lang jedes Jahr 400 Millionen Euro jährlich an Goldman Sachs zahlen. 28 2012 hat<br />

das Gericht <strong>der</strong> Europäischen Union entschieden, dass die Europäische Zentralbank EZB<br />

und Griechenland den Inhalt dieses Abkommens geheim halten dürfen. 29 Mit dem Wissen<br />

über ihre eigenen Bilanzfälschungen spekulierte Goldman Sachs gegen Griechenland und<br />

gegen den Euro.<br />

Goldman Sachs wird nicht für Betrug und Insi<strong>der</strong>-Handel zu Lasten aller Steuerzahler <strong>der</strong> EU<br />

zur Verantwortung gezogen. Ganz im Gegenteil. <strong>Die</strong> Bank besetzte mit ehemaligen<br />

führenden Mitarbeitern Schlüsselpositionen nicht nur <strong>in</strong> den USA: Robert Zoellick war von<br />

2007 bis 2012 Präsident <strong>der</strong> Weltbank. Romano Prodi und Mario Monti waren<br />

Premierm<strong>in</strong>ister von Italien. António Borges berät die portugiesischen Regierung bei<br />

Privatisierungen, Otmar Iss<strong>in</strong>g die deutsche Kanzler<strong>in</strong> Angelika Merkel <strong>in</strong> Wirtschaftsfragen.<br />

Charles de Croisset ist Mitglied <strong>der</strong> französischen F<strong>in</strong>anzaufsicht. Mario Draghi ist als<br />

24 Franz-Jürgen Römmeler: Kredit <strong>der</strong> Tüchtigkeit, Der Europäer Jg. 18/Nr. 4, Basel Februar 2014<br />

25 Andreas Bracher: Europa im amerikanischen Weltsystem, Perseus Verlag Basel , 3. Auflage 2007, ISBN 3-<br />

907564-50-2, Seiten 79 bis 97<br />

26 http://www.peter-gauweiler.de/pdf/Rede%20Tag%20d.dt.Familienunternehmens%202010.pdf, abgerufen<br />

am 28.10.2011<br />

27 http://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_F<strong>in</strong>anzkrise, abgerufen am 3.10.2011<br />

28 http://<strong>der</strong>standard.at/1345165817702/Der-talentierte-Mr-Goldman-Sachs, abgerufen am 01.03.2013<br />

29 http://www.welt.de/politik/<strong>aus</strong>land/article111959153/Wie-die-Griechen-sich-<strong>in</strong>-den-Euroschummelten.html,<br />

abgerufen am 23.03.2013<br />

8


Präsident <strong>der</strong> Europäischen Zentralbank niemandem verantwortlich. 30 Sicher nicht ohne<br />

Grund genießt er seit Beg<strong>in</strong>n dieser Tätigkeit Straffreiheit. 31<br />

Durch Korruption, steigenden Konsum, s<strong>in</strong>kende Investitionen und Steuersenkungen<br />

verpufften <strong>in</strong> Griechenland enorme Beträge. 2002 erhöhte das Land die Löhne um 12 bis 15 %,<br />

ebenso Pensionen. Tavernen, Nachtklubs, Bars und Händler auf den Inseln zahlen kaum<br />

irgende<strong>in</strong>e Steuer. <strong>Die</strong> horrenden E<strong>in</strong>fuhrsteuern auf Autos wurden von <strong>der</strong> EU verboten.<br />

Trotz ohneh<strong>in</strong> sehr hoher Militär<strong>aus</strong>gaben kaufte Griechenland bei den USA, Frankreich und<br />

Deutschland Panzer, U-Boote, Fregatten, Hubschrauber und Kampfflugzeuge. <strong>Die</strong> Parteien<br />

belohnen Mitglie<strong>der</strong> und Anhänger mit gut dotierten Posten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung. Beamte<br />

schufen für Familienmitglie<strong>der</strong> weitere Stellen. 32 Früher konnte Griechenland se<strong>in</strong>e Drachme<br />

gegenüber <strong>der</strong> D-Mark und an<strong>der</strong>en europäischen Währungen abwerten. Jahrzehntelang<br />

waren se<strong>in</strong>e Inseln e<strong>in</strong> beliebtes Urlaubsziel. Durch die E<strong>in</strong>führung des Euros ist <strong>der</strong> Urlaub<br />

<strong>in</strong> Griechenland so teuer, dass viele Deutsche und Österreicher ihren Urlaub stattdessen an<br />

<strong>der</strong> türkischen Riviera verbr<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong> Türkei wertet regelmäßig ihre Lira ab. <strong>Die</strong><br />

eigenständige Währung ermöglicht e<strong>in</strong>e dynamische F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftspolitik. Der<br />

überbewertete Euro führte <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n wie Griechenland und Italien zu e<strong>in</strong>em dramatischen<br />

Rückgang von Fremdenverkehr und Exporten. Griechenland hat e<strong>in</strong> BIP von nur 1,25 % <strong>der</strong><br />

EU. 33 Trotzdem erweist sich die ständige Stützung als Fass ohne Boden. 34 Spekulanten<br />

erleichtern die EU-Staaten um Milliarden. Außerdem: Warum sollten sich an<strong>der</strong>e Mitglie<strong>der</strong><br />

um e<strong>in</strong>en halbwegs <strong>aus</strong>geglichenen H<strong>aus</strong>halt bemühen, wenn die EU ständig Ausgaben <strong>der</strong><br />

Griechen begleicht?<br />

Rat<strong>in</strong>gagenturen und Rettungsschirme beschleunigen die Talfahrt<br />

<strong>Die</strong> privaten Rat<strong>in</strong>gagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch Rat<strong>in</strong>gs gehören<br />

Groß<strong>in</strong>vestoren und Hedgefonds, die öffentlich erklärt haben, gegen den Euro zu<br />

spekulieren.<br />

<strong>Die</strong> USA hat sich Jahrzehnte lang e<strong>in</strong> Wirtschaftswachstum geschaffen, <strong>in</strong>dem <strong>der</strong> Wert von<br />

Immobilien stärker stieg als die Z<strong>in</strong>sen von Bankkrediten. Dadurch konnten Besitzlose ohne<br />

Eigenkapital Eigenheime bauen. 35 1994 hatten Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> JPMorgan Chase Bank die<br />

Idee, das Risiko, dass Kredite für Eigenheime nicht zurückgezahlt werden, gegen e<strong>in</strong>e<br />

Gebühr an Dritte zu verkaufen. Dafür schufen sie den Credit Default Swap CDS. Mit ihm<br />

mussten die Banken nicht mehr e<strong>in</strong>en vorgeschriebenen Prozentsatz dieser Kredite mit<br />

Eigenkapital decken. CDS s<strong>in</strong>d nicht reguliert. Niemand kennt das Volumen <strong>der</strong> CDS, die e<strong>in</strong><br />

bestimmtes Risiko absichern. Der Erwerb von CDS ist nicht an den Besitz von Papieren<br />

gebunden, <strong>der</strong>en Risiko sie absichern. Mit ihnen kann je<strong>der</strong> auf fallende Kurse o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Verschlechterung von Papieren wie Aktien o<strong>der</strong> Währungen wetten. Mit CDS können<br />

f<strong>in</strong>anzstarke Spekulanten ohne Risiko e<strong>in</strong>e Firma - o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong> Land - <strong>in</strong> den Konkurs<br />

treiben. 36<br />

<strong>Die</strong> drei Rat<strong>in</strong>gagenturen haben die F<strong>in</strong>anzkrise ab 2007 <strong>aus</strong>gelöst, als sie Papiere mit<br />

bester Bonität versahen, <strong>in</strong> denen überbewertete US-Hypothekenkredite gebündelt waren.<br />

Sie bewerteten die von e<strong>in</strong>er Staatspleite bedrohte USA nach wie vor mit Triple-A, als sie<br />

30 http://de.wikipedia.org/wiki/Goldman_Sachs, abgerufen am 23.03.2013<br />

31 http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/01/28/draghi-<strong>in</strong>-europa-entscheiden-kuenftig-dieoekonomen-nicht-die-juristen/comment-page-5,<br />

abgerufen am 23.03.2013<br />

32 http://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_F<strong>in</strong>anzkrise, abgerufen am 4.10.2011<br />

33 http://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland, http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Union,<br />

abgerufen am 20.10.2011<br />

34 http://www.spiegel.de/spiegel/pr<strong>in</strong>t/d-80652382.html, abgerufen am 23.03.2014<br />

35 http://de.wikipedia.org/wiki/F<strong>in</strong>anzkrise_2008, abgerufen am 20.10.2011<br />

36 Trend, das österreichische Wirtschaftsmagaz<strong>in</strong> November 2011, Seite 91<br />

9


mehrere EURO-Län<strong>der</strong> wie Griechenland, Portugal, Italien o<strong>der</strong> Spanien kont<strong>in</strong>uierlich<br />

herabstuften. Im Juli 2011 bewerteten sie die Kreditwürdigkeit Griechenlands mit <strong>der</strong><br />

schlechtesten Note Triple-C. <strong>Die</strong>s hat zur Folge, dass das Euro-Land Griechenland für<br />

zweijährige Staatsanleihen 25 % im Jahr zahlen musste, während das Euro-Land<br />

Deutschland 1,8 % zahlte. 37 Es ist undenkbar, dass e<strong>in</strong> wirtschaftlich angeschlagenes Land<br />

so hohe Z<strong>in</strong>sen aufbr<strong>in</strong>gen kann. Daher müssen die an<strong>der</strong>en Euro-Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Bresche<br />

spr<strong>in</strong>gen und sich weiter verschulden. Mit diesem Vorgehen – und mit den dabei lukrierten<br />

Gew<strong>in</strong>nen - können Spekulanten e<strong>in</strong> Euro-Land nach dem an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> die Pleite treiben.<br />

Gel<strong>in</strong>gt ihnen das, s<strong>in</strong>d die Rat<strong>in</strong>gagenturen und ihre Besitzer <strong>in</strong> e<strong>in</strong> und <strong>der</strong>selben Sache<br />

Ankläger, Richter, Henker und Haupterbe.<br />

<strong>Die</strong> Europäische Union beschloss am 10. Mai 2010 e<strong>in</strong>en 750 Milliarden EUR teuren EURO-<br />

Rettungsschirm. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> 500 Millionen EU-Bürger muss damit im Schnitt 1.500 EUR<br />

zahlen, damit Spekulanten die erhofften, viel zu hohen Z<strong>in</strong>sen erhalten. Das ist so, als ob<br />

je<strong>der</strong> Käufer e<strong>in</strong>es Rubbelloses, das nicht gew<strong>in</strong>nt, die auf den Plakaten angekündigten<br />

50.000 EUR von se<strong>in</strong>en Mitbürgern bekäme. Ähnlich funktionieren auch Banken-<br />

Rettungspakete. Ungeachtet <strong>der</strong> Staatszuschüsse überweisen sich Spitzenbanker Boni <strong>in</strong><br />

Millionenhöhe. Zu den Spekulanten zählen auch die Altersversorgungen <strong>der</strong> westlichen<br />

Industrielän<strong>der</strong>. Unsere Pensionen sollen durch Z<strong>in</strong>sen sichergestellt werden, die die von <strong>der</strong><br />

Wirtschaft erarbeiteten Werte weit übersteigen.<br />

Am 27.10.2011 verdoppelte die EU den Rettungsschirm auf 1,4 Billiarden Euro. Mit ihm kann<br />

die Europäische Zentralbank zahlungsunfähigen Euro-Län<strong>der</strong>n günstige Kredite gewähren.<br />

Dafür verpflichtete sich je<strong>der</strong> Euro-Staat, gegebenenfalls viel mehr Geld zur Verfügung zu<br />

stellen, als er jemals als Überschuss erwirtschaften kann.<br />

<strong>Die</strong> gerechteste Lösung wäre, Euro-Anleihen mit e<strong>in</strong>em Z<strong>in</strong>ssatz von über 5 % als Wucher,<br />

für sittenwidrig und illegal zu erklären. Danach könnten Griechenland und an<strong>der</strong>e EU-<br />

Staaten mit niedriger Bonität die vere<strong>in</strong>barten Z<strong>in</strong>sen drastisch reduzieren und e<strong>in</strong>en<br />

Zahlungsaufschub für ihre Anleihen erwirken.<br />

<strong>Die</strong> ständige Umverteilung zu den Reichen führte dazu, dass 2007 die reichsten 10 % aller<br />

deutschen H<strong>aus</strong>halte 61 % des Vermögens besaßen. 2009 hatten weltweit weniger als e<strong>in</strong><br />

Prozent aller H<strong>aus</strong>halte e<strong>in</strong> Vermögen von über e<strong>in</strong>er Million US Dollar. <strong>Die</strong>se H<strong>aus</strong>halte<br />

besaßen 38% des Vermögens unserer Erde. 38 Während die Armen, auch wenn sie sich sehr<br />

e<strong>in</strong>schränken, zu wenig Geld zum Essen und Wohnen erhalten, wollen die Reichen riesige<br />

Geldvermögen anlegen. Durch dieses Überangebot an Geld bleiben die Z<strong>in</strong>sen für<br />

erfolgsversprechende Investitionen niedrig. 39<br />

Der Bauboom <strong>in</strong> Spanien war e<strong>in</strong>e gefährliche Wucherung<br />

Seit Anfang 1999 ist <strong>der</strong> Verkehr von Waren, Kapital, <strong>Die</strong>nstleistungen und Arbeitskräften <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Eurozone frei. Seitdem kosten Kredite für Kreditnehmer gleicher Bonität <strong>in</strong> allen Euro-<br />

Staaten das Gleiche. Schon die Aussicht auf e<strong>in</strong>en Beitritt zum Euro ließ <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n mit<br />

hoher Inflation die Kreditz<strong>in</strong>sen s<strong>in</strong>ken. In Spanien sanken die kurzfristigen Z<strong>in</strong>sen von 14 %<br />

im Jahr 1993 auf 2 % im Jahr 2003. Ohne geme<strong>in</strong>same F<strong>in</strong>anz- und Währungspolitik blieb<br />

die Inflation <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Euro-Län<strong>der</strong>n unterschiedlich. Inflationsbere<strong>in</strong>igt waren die<br />

Kreditz<strong>in</strong>sen <strong>in</strong> Deutschland wesentlich teurer als <strong>in</strong> Spanien, Griechenland o<strong>der</strong> Italien.<br />

37 http://www.welt.de/f<strong>in</strong>anzen/article13282956/Griechische-Staatsanleihen-kosten-25-Prozent-Z<strong>in</strong>sen.html<br />

38 http://www.sven-giegold.de/wp-content/uploads/2011/10/Attac-Beirat-Verm%C3%B6genskonzentrationund-F<strong>in</strong>anzkrise.pdf,<br />

abgerufen am 31.03.2012<br />

39 Christian Kreiß: <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise: Politische Weichenstellungen, Horizonte 38,<br />

September 2011<br />

10


Plötzlich sahen viele Spanier e<strong>in</strong>e Möglichkeit, mit Krediten ihre Träume zu erfüllen.<br />

Zwischen 2002 und 2005 wurden <strong>in</strong> Spanien mehr Häuser gebaut als <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Frankreich und Italien zusammen. <strong>Die</strong>se drei Län<strong>der</strong> haben viermal so viele E<strong>in</strong>wohner und<br />

die sechsfache Wirtschaftsleistung von Spanien. Das wuchernde Wachstum <strong>in</strong> wirtschaftlich<br />

schwachen Euro-Län<strong>der</strong>n wurde von <strong>der</strong> Bevölkerung wirtschaftlich starker Euro-Län<strong>der</strong><br />

f<strong>in</strong>anziert. In Deutschland stagnierte <strong>der</strong> Reallohn <strong>der</strong> Werktätigen und Rentner. Durch die<br />

E<strong>in</strong>führung des Euros mussten die Kreditnehmer <strong>in</strong> Deutschland zwischen 1999 und 2008<br />

jährlich um 50 bis 100 Milliarden Euro mehr Z<strong>in</strong>sen zahlen. <strong>Die</strong> Arbeitslosigkeit stieg von 3,8<br />

Millionen im Jahr 2001 auf bis zu 5 Millionen 2005. In Spanien sank die Arbeitslosigkeit von<br />

20 % im Jahr 1994 auf 8 % 2007. Investoren sahen im Häuserbau e<strong>in</strong>e gute Geldanlage.<br />

Zwischen 2003 und 2006 wurden 1,2 Millionen mehr Häuser gebaut als benötigt. <strong>Die</strong>ser<br />

Boom führte zu e<strong>in</strong>em Anstieg <strong>der</strong> Löhne und Immobilienpreise. Gestiegene<br />

Herstellungskosten ließen die Exporte s<strong>in</strong>ken. Der geme<strong>in</strong>same Euro verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te e<strong>in</strong>e<br />

Abwertung <strong>der</strong> Peseta gegenüber <strong>der</strong> D-Mark, die früher die Wirtschaft bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>s Gleichgewicht brachte. 2007 gaben die spanischen H<strong>aus</strong>halte um 10 % mehr <strong>aus</strong> als sie<br />

e<strong>in</strong>nahmen. <strong>Die</strong>se Blase musste platzen. Während <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise wurde es schwerer,<br />

Kredite <strong>aus</strong> dem Ausland zu erhalten. Viele Familien konnten sich ihr H<strong>aus</strong> nicht mehr<br />

leisten. Zwischen 2007 und 2011 stieg die Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> Spanien von 1,8 auf 4,9<br />

Millionen. <strong>Die</strong>se Abwärtsspirale hält weiter an. 40 Sie er<strong>in</strong>nert an die „goldenen Zwanziger<br />

Jahre“ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Damals kam <strong>der</strong> Wohlstand <strong>in</strong> Deutschland von Krediten <strong>aus</strong> den USA, an<br />

<strong>der</strong>en Rückzahlung niemand dachte.<br />

Wächst e<strong>in</strong>e Volkswirtschaft viel stärker als es ihrer Wirtschaftsleistung entspricht, ist dieses<br />

Wachstum e<strong>in</strong>e ungesunde Wucherung wie Krebs bei Menschen. Ohne Behandlung führt sie<br />

zum Zusammenbruch. Ähnliche Folgen hat es, wenn t<strong>aus</strong>ende Häuser nur zur Geldanlage<br />

gebaut werden. S<strong>in</strong>d ihre Mieten zu teuer, stehen sie leer, bis sie entwe<strong>der</strong> um e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Teil ihrer Errichtungskosten verkauft o<strong>der</strong> abgerissen werden. <strong>Die</strong> glücklos angelegten<br />

Gel<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d vielen Menschen vorenthalten worden, die sie zum Essen und Wohnen<br />

gebraucht hätten. Für die Errichtung <strong>der</strong> Häuser wurden Rohstoffe verbraucht, die Umwelt<br />

belastet und Menschen mit e<strong>in</strong>er unnötigen Arbeit beschäftigt. Bei nachhaltigem Bauen<br />

würde e<strong>in</strong>e Baugenehmigung nur dann erteilt, wenn Bedarf und Nutzung für m<strong>in</strong>destens 30<br />

Jahre nachgewiesen s<strong>in</strong>d.<br />

Nur mit rascher Teilung kann <strong>der</strong> Euro überleben<br />

Bei hohen Staatsschulden und niedrigem Wirtschaftswachstum halten wirtschaftlich stärkere,<br />

auf stabile Währung erpichte Euro-Län<strong>der</strong> die Z<strong>in</strong>sen niedrig, während die Inflation steigt. Sie<br />

erhalten genügend Geld für niedrig verz<strong>in</strong>ste Staatsanleihen. <strong>Die</strong> Inflation lässt die<br />

Schuldenberge nicht dramatisch ansteigen. <strong>Die</strong>se Politik schadet Län<strong>der</strong>n wie Spanien o<strong>der</strong><br />

Griechenland. Durch den teuren Euro nehmen Fremdenverkehr und Importe ab. <strong>Die</strong><br />

Europäische Union und <strong>der</strong> Internationale Währungsfond for<strong>der</strong>n Sparpakete als<br />

Gegenleistung für ihre Unterstützung. <strong>Die</strong>se reduzieren die Nachfrage nach Gütern im<br />

Inland. Damit dreht sich die Spirale für alle Euro-Staaten weiter nach unten. Trotzdem wollen<br />

die meisten Griechen den Euro behalten. <strong>Die</strong> wirtschaftlich starken Euro-Staaten wie<br />

Luxemburg, Deutschland, die Nie<strong>der</strong>lande, Österreich und F<strong>in</strong>nland könnten <strong>aus</strong> dem Euro<br />

<strong>aus</strong>treten und e<strong>in</strong>e E-Mark als geme<strong>in</strong>same starke Währung e<strong>in</strong>führen. Mittlerweile haben<br />

sie genug Erfahrung, um die E<strong>in</strong>haltung von Staatsschulden und H<strong>aus</strong>haltsdefiziten wirksam<br />

zu überwachen. <strong>Die</strong> f<strong>in</strong>anzschwachen Euro-Staaten könnten dann laufend den Euro so<br />

abwerten, wie es ihre Wirtschaft erfor<strong>der</strong>t. Im Zuge dieser Umgestaltung sollten die<br />

Steuersysteme <strong>in</strong>nerhalb je<strong>der</strong> Währung aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt werden.<br />

40 Christian Kreiß: Alles nur Zufall? <strong>Die</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise auf Spanien, Hispanorama 133, August<br />

2011<br />

11


Schulden ohne Rückzahlung zerstören jeden H<strong>aus</strong>halt<br />

Staaten können die Konjunktur <strong>aus</strong>gleichen, wenn sie <strong>in</strong> schlechten Jahren <strong>in</strong>vestieren und<br />

<strong>in</strong> guten Jahren ihre Schulden zurückzahlen. Machen sie auch <strong>in</strong> wirtschaftlich guten Jahren<br />

Schulden, kann das – wie die Z<strong>in</strong>sesz<strong>in</strong>srechnung zeigt - nur zu sehr schmerzhaften<br />

E<strong>in</strong>sparungen o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em Zusammenbruch führen. Im W<strong>in</strong>ter 1932/33 hatten 9 von 20<br />

Millionen arbeitsfähigen Deutschen ke<strong>in</strong>e Arbeit. Adolf Hitler gab ihnen Arbeit. Se<strong>in</strong><br />

Reichswirtschaftsm<strong>in</strong>ister Hjalmar Schacht f<strong>in</strong>anzierte die Vollbeschäftigung mit ungedeckten<br />

Krediten, Wertpapieren und Banknoten. <strong>Die</strong>s musste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Katastrophe enden. Es führte<br />

zum zweiten Weltkrieg. 41<br />

In den 1970er Jahren begannen viele Industriestaaten, ständig mehr <strong>aus</strong>zugeben als sie<br />

e<strong>in</strong>nahmen. 1979 me<strong>in</strong>te <strong>der</strong> österreichische sozialdemokratische Bundeskanzler Bruno<br />

Kreisky: "E<strong>in</strong> paar Milliarden Schulden mehr bereiten mir weniger schlaflose Nächte als e<strong>in</strong><br />

paar hun<strong>der</strong>tt<strong>aus</strong>end Arbeitslose." 42 <strong>Die</strong>se Politik bewirkt, dass e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, steuerlich<br />

ohneh<strong>in</strong> privilegierte Oberschicht laufend immer höhere Geldbeträge <strong>aus</strong> Steuere<strong>in</strong>nahmen<br />

als Z<strong>in</strong>sen erhält. Das ist e<strong>in</strong>e gewaltige Umverteilung zu den Reichen. Der Mittelstand – von<br />

dem alle leben - wird immer kle<strong>in</strong>er.<br />

Zur Freude <strong>der</strong> Geldgeber ist die Scheu vor tiefgreifenden Strukturän<strong>der</strong>ungen so groß, dass<br />

we<strong>der</strong> Volksvertreter noch M<strong>in</strong>isterialbeamte e<strong>in</strong>e Schuldentilgung <strong>in</strong> Angriff nehmen.<br />

Versuche, das Budget <strong>in</strong> den Griff zu bekommen, beschränken sich oft auf den Verkauf von<br />

Staatsbesitz und Budgetkürzungen im Sozialbereich. Beides trifft wie<strong>der</strong> nur die<br />

E<strong>in</strong>kommensschwachen. <strong>Die</strong> Privatisierungen kommen den Reichen zugute. Mit ihnen<br />

mehren sie ihr Vermögen, unabhängig von dem auch von ihnen erwarteten Wertverlust des<br />

Geldes.<br />

Trotz Wirtschaftswachstums, niedriger Z<strong>in</strong>sen und oft guter Konjunktur hatten 2009 die<br />

EURO-Staaten 79 % ihres BIP als Schulden angehäuft, die USA 83 % und Japan 190 % des<br />

BIP. 43 <strong>Die</strong>s ist so viel, dass nur e<strong>in</strong>e Währungsreform – also e<strong>in</strong>e weitgehende<br />

Geldentwertung – als e<strong>in</strong>ziger Weg <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Schuldenkrise bleibt. 44 Hauptgläubiger <strong>der</strong> USA<br />

und vieler Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union ist die Volksrepublik Ch<strong>in</strong>a.<br />

Schon die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersstruktur lässt unseren westeuropäischen Sozialstaat <strong>in</strong><br />

absehbarer Zeit zusammenbrechen. Kamen <strong>in</strong> Deutschland 2000 auf e<strong>in</strong>en Pensionisten vier<br />

Erwerbstätige, werden es 2040 nicht e<strong>in</strong>mal zwei se<strong>in</strong>. 45 Auch ohne dem bevorstehenden<br />

Zusammenbruch des weltweiten F<strong>in</strong>anzsystems und den nicht haltbaren Versprechungen<br />

höherer Pensionen wird es e<strong>in</strong>e Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung, allen Pensionisten die Mittel zur Deckung<br />

ihrer Grundbedürfnisse zu sichern.<br />

E<strong>in</strong>e repräsentative Demokratie ist die Herrschaft Weniger<br />

<strong>Die</strong> westliche repräsentative Demokratie erweckt den Ansche<strong>in</strong>, das ganze Volk würde über<br />

se<strong>in</strong>e Geschicke entscheiden. Der Blick auf e<strong>in</strong> Land mit langer demokratischer Tradition<br />

sollte uns e<strong>in</strong>es Besseren belehren: Das Vere<strong>in</strong>igte Königreich von Großbritannien und<br />

Nordirland hat bis heute ke<strong>in</strong>e Verfassung. 46 Vor dem ersten Weltkrieg gab es zwei große<br />

41 Guido Giacomo Preparata: Wer Hitler mächtig machte, Perseus Verlag, Basel 2010, Seiten 288 bis 309<br />

42 http://www.kreisky.org/faqs.htm, abgerufen am 8.08.2011<br />

43 www.wikipedia.de: Staatsverschuldung, abgerufen am 1.05.2011<br />

44 http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/18/oekonom-waehrungsreform-ist-<strong>der</strong>-e<strong>in</strong>zige<strong>aus</strong>weg-<strong>aus</strong>-<strong>der</strong>-schuldenkrise/comment-page-3/#comments,<br />

abgefragt am 22.12.2013<br />

45 www.wikipedia.de: Überalterung, abgerufen am 24.04.2011<br />

46 www.wikipedia.de: Vere<strong>in</strong>igtes Königreich, abgerufen am 9.05.2011<br />

12


Parteien: die Konservativen und die Liberalen. Bis 1911 erhielten die Abgeordneten im<br />

Unterh<strong>aus</strong> ke<strong>in</strong> Gehalt. Bis nach dem zweiten Weltkrieg mussten sie ihrer Partei die Kosten<br />

ihres Wahlkampfes zum<strong>in</strong>dest zur Hälfte erstatten. Daher kamen alle Abgeordnete <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Oberschicht. Im College <strong>in</strong> Eton, Cambridge o<strong>der</strong> Oxford wurden sie Schulfreunde. E<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er <strong>in</strong>nerer Zirkel je<strong>der</strong> Partei, dem wenige e<strong>in</strong>flussreiche Familien angehörten,<br />

bestimmte das Kab<strong>in</strong>ett und wer <strong>in</strong> welchem Wahlkreis aufgestellt wird. Ihre Führer waren<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> befreundet und verschwägert wie die Konservativen Lord Salisbury (Robert<br />

Arthur Talbot Gascoyne-Cecil) und Arthur James Balfour mit dem Liberalen Herbert Henry<br />

Asquith. Balfour d<strong>in</strong>ierte häufig mit Champagner bei Asquiths, ehe er im Unterh<strong>aus</strong> die Politik<br />

se<strong>in</strong>es Gastgebers angriff. Seit 1890 hatten die Gewerkschaften genug Geldmittel, um sich<br />

am politischen Leben zu beteiligen. <strong>Die</strong> Labour Party verfolgt die Ziele <strong>der</strong> Gewerkschaft, die<br />

oft dem Interesse <strong>der</strong> Arbeiter wi<strong>der</strong>sprechen. <strong>Die</strong> wenigen Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Oberschicht erhielten großen E<strong>in</strong>fluss. Politiker aller drei Parteien ahmten die Aristokratie<br />

nach. Wer es im Vere<strong>in</strong>igten Königreich zu e<strong>in</strong>em stattlichen Vermögen gebracht hat, kann<br />

se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Eliteschule schicken. Meist wurde e<strong>in</strong>e reiche Familie <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

Generation geadelt. Adelige bilden das Oberh<strong>aus</strong>. Beamte, Richter, Rechts- und<br />

Staatsanwälte mussten ähnliche Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen wie Politiker. Sie wurden fast immer<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberschicht geboren und haben die gleichen Eliteschulen besucht. 47 <strong>Die</strong> Wähler<br />

entscheiden alle 4 bis 5 Jahre, von welchen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Oberschicht sich je<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne<br />

am besten vertreten fühlt.<br />

Westliche Demokratien verteilen die Staatsgewalt auf drei Säulen. Das Parlament beschließt<br />

die Gesetze. <strong>Die</strong> Regierung vollzieht sie. Gerichte achten auf ihre E<strong>in</strong>haltung. <strong>Die</strong><br />

regierenden Parteien bestellen die Vertreter aller drei Gewalten. Führende Politiker s<strong>in</strong>d oft<br />

wohlhabend, beschließen Gesetze, die großen Unternehmen zugutekommen und erhalten<br />

nach Beendigung ihrer Karriere <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik gut bezahlte Führungspositionen <strong>in</strong> Konzernen.<br />

E<strong>in</strong>e repräsentative Demokratie führt zu e<strong>in</strong>em plakativen Wahlkampf ohne Nuancierungen.<br />

Meist gew<strong>in</strong>nt, wer e<strong>in</strong> großes Wahlkampfbudget hat und den Egoismus <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Wähler am stärksten anspricht. Daher richten die Parteien ihre Politik nicht nach e<strong>in</strong>em<br />

Weltbild, son<strong>der</strong>n nach Me<strong>in</strong>ungsumfragen. Ungeachtet ihrer Wurzeln beschließen sie<br />

Gesetze, zu denen sie sich kurzfristige Zustimmung erwarten. <strong>Die</strong> Bevölkerung spürt diese<br />

Unaufrichtigkeit und die Wirkungslosigkeit von Wahlen. Daher möchte sie immer weniger mit<br />

Parteipolitik zu tun haben.<br />

Korruption ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie beson<strong>der</strong>s teuer<br />

Österreich grenzt nur an an<strong>der</strong>e EU-Staaten, die Schweiz und Liechtenste<strong>in</strong>. Ohne von<br />

irgendjemandem militärisch bedroht zu se<strong>in</strong>, beschloss die Regierung Schüssel den Ankauf<br />

von 18 Eurofighter Abfangjägern um 2 Milliarden Euro. Der sozialdemokratische<br />

Verteidigungsm<strong>in</strong>ister Norbert Darabos reduzierte den Vertrag auf 15 Eurofighter um 1,6<br />

Milliarden Euro. F<strong>in</strong>anzierung, Betrieb, Wartung, Hangars und Flugfel<strong>der</strong> kosten zusammen<br />

m<strong>in</strong>destens den dreifachen Kaufpreis. Eurofighter-Lobbyisten bee<strong>in</strong>flussten die<br />

Kaufentscheidung mit 100 Millionen Euro, das s<strong>in</strong>d 5 % des ursprünglichen Preises. 48 <strong>Die</strong><br />

Vermutung, dass davon 1 % des Kaufpreises <strong>in</strong> den Kassen e<strong>in</strong>er Partei gelandet s<strong>in</strong>d,<br />

sche<strong>in</strong>t nicht an den Haaren herbeigezogen zu se<strong>in</strong>. Stimmt das, müssen die Steuerzahler<br />

m<strong>in</strong>destens das 400fache des Betrages zahlen, um dessentwillen <strong>der</strong> Kauf durchgeführt<br />

wurde. Im Vergleich dazu kl<strong>in</strong>gen Meldungen, <strong>der</strong> korrupte libysche Despot Muammar al-<br />

Gaddafi hätte 10 % <strong>der</strong> Erdöle<strong>in</strong>nahmen se<strong>in</strong>es Landes für sich und se<strong>in</strong>e Familie<br />

abgezweigt, sehr sozial für die notleidende Bevölkerung Libyens.<br />

47 Carroll Quigley: Katastrophe und Hoffnung, Perseus Verlag, Basel 2007, Seiten 311 bis 332<br />

48 http://de.wikipedia.org/wiki/Eurofighter-Aff%C3%A4re, abgerufen am 1.04.2012<br />

13


In den USA gaben die Kandidaten für das Repräsentantenh<strong>aus</strong> und den Senat für den<br />

Wahlkampf 2010 – e<strong>in</strong>em Jahr zwischen Präsidentenwahlen – 3,5 Milliarden Dollar <strong>aus</strong>. 49<br />

Rechtsanwälte, Investmentbanker, Grundstücksmakler, die Gesundheits- und<br />

Rüstungs<strong>in</strong>dustrie spenden am meisten für Wahlkämpfe. 50 Gleich nach <strong>der</strong> Wahl er<strong>in</strong>nert die<br />

Rüstungs<strong>in</strong>dustrie den Präsidenten, wem er se<strong>in</strong>e Wahl verdankt. Entsprechend lang ist die<br />

Liste <strong>der</strong> Auslandse<strong>in</strong>sätze <strong>der</strong> USA vom ersten Weltkrieg über Vietnam, Serbien,<br />

Afghanistan und Irak bis Libyen. Bomben töten und verstümmeln Menschen, ihre<br />

Lebensgrundlagen und ihre Kultur. <strong>Die</strong> von den USA e<strong>in</strong>gesetzte Uran-Munition kann Panzer<br />

durchbrechen. Sie wird noch radioaktiv strahlen, wenn ke<strong>in</strong> Mensch mehr auf <strong>der</strong> Erde lebt.<br />

US-Soldaten steuern von e<strong>in</strong>em Computer-Bildschirm nahe <strong>der</strong> Glücksspiel-Metropole Las<br />

Vegas Drohnen – unbemannte Flugzeuge –, mit denen sie im 12.000 km entfernten<br />

Afghanistan Menschen töten. 51 Friedensnobelpreisträger Barack Obama unterzeichnet fast<br />

jede Woche Todeslisten mit Terrorverdächtigen, die gegen den Willen <strong>der</strong> UNO und des<br />

Landes, <strong>in</strong> dem sie sich aufhalten ohne Gerichtsverfahren von unbemannten Flugzeugen <strong>in</strong><br />

die Luft gesprengt werden. 52 Dabei sterben zahlreiche Zivilisten, darunter viele K<strong>in</strong><strong>der</strong>. An<br />

E<strong>in</strong>sätzen unbemannter Drohnen im Jemen, <strong>in</strong> Somalia o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Pakistan s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Stuttgart und<br />

Ramste<strong>in</strong> stationierte US-Militärs beteiligt. 53 Spätestens seit Flieger mit Bomben t<strong>aus</strong>ende<br />

und abert<strong>aus</strong>ende Menschen töten, ist kaltblütiger Mord wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong><br />

Kriegsführung.<br />

In den zerstörten Län<strong>der</strong>n wird die Kultur <strong>der</strong> USA verbreitet. Das erhöht den<br />

Lebensstandard <strong>der</strong> Angreifer. Im Jahr 2008 gab die USA - die e<strong>in</strong>zige militärische<br />

Supermacht <strong>der</strong> Erde - 85 Milliarden Dollar für die Rüstung <strong>aus</strong>. Das s<strong>in</strong>d 41 % <strong>der</strong><br />

Rüstungs<strong>aus</strong>gaben aller Staaten. 54 Dazu kommen die Militär<strong>aus</strong>gaben <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzkräftigen<br />

Verbündeten und Rüstungs<strong>aus</strong>gaben, zu denen sich die von <strong>der</strong> NATO bedrohten Staaten<br />

veranlasst sehen. Der Großteil aller Rüstungs<strong>aus</strong>gaben wird vom Westen getätigt o<strong>der</strong><br />

erzwungen. Ärmere Staaten wie Nordkorea, Burma, Griechenland o<strong>der</strong> die Staaten Afrikas<br />

folgen diesem Beispiel und geben immer mehr ihres mageren Volkse<strong>in</strong>kommens für Rüstung<br />

<strong>aus</strong>.<br />

Der Mensch stammt nicht vom Affen ab<br />

In wenigen Jahrhun<strong>der</strong>ten brachte e<strong>in</strong>e hauptsächlich angloamerikanische Elite den Großteil<br />

unserer Erde <strong>in</strong> ihren Besitz. Sie enthält den meisten Mitmenschen nicht nur die physische,<br />

son<strong>der</strong>n auch die geistige Lebensgrundlage vor. Letzteres macht auch die römischkatholische<br />

Kirche. In unserer Zeit wäre ihre vordr<strong>in</strong>glichste Aufgabe, ihre Mitglie<strong>der</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>em bewussten Erleben <strong>der</strong> geistigen Welt zu führen. Sobald ihr das gelungen ist, hat sie<br />

ihre Aufgabe erfüllt und sie müsste sich auflösen. Jesuiten wollen die Macht des Papstes für<br />

alle Zeiten erhalten, <strong>in</strong>dem sie die Schäfchen <strong>der</strong> Kirche von den Quellen eigenständiger<br />

geistiger Erkenntnis fernhalten.<br />

Schüler lernen, dass wir Menschen von Affen abstammen. Mit dieser Behauptung wollten<br />

Gegner Charles Darw<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>e Evolutionstheorie lächerlich machen. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Tiere<br />

49 http://<strong>der</strong>standard.at/1288659360539/Politologe-Filzmaier-Filzmaier-im-Chat-Protestwahl-gegenpolitisches-Establishment,<br />

abgerufen am 17.06.2011, abgerufen am 09.09.2012<br />

50 http://www.opensecrets.org/<strong>in</strong>dustries/mems.php, abgerufen am 17.06.2011<br />

51 http://stefanb<strong>in</strong><strong>der</strong>.net/2011/01/krieg-mit-joystick<br />

52 http://www.welt.de/politik/<strong>aus</strong>land/article106405037/Barack-Obama-<strong>der</strong>-Herrscher-ueber-die-<br />

Todesliste.html, abgerufen am 31.12.2013<br />

53 http://<strong>der</strong>standard.at/1369362252475/US-Drohnen-werden-von-Stuttgart-und-Ramste<strong>in</strong>-<strong>aus</strong>-gesteuert,<br />

abgerufen am 31.12.2013<br />

54 http://www.sueddeutsche.de/politik/militaer<strong>aus</strong>gaben-weltweit-george-w-bushs-erbe-1.461530, abgerufen<br />

am 8.08.2011<br />

14


vollbr<strong>in</strong>gen auf verschiedenen Gebieten extreme Leistungen: Ameisen heben das 100-fache<br />

ihres Körpergewichts. <strong>Die</strong> Augen des Luchses s<strong>in</strong>d sechsmal so lichtempf<strong>in</strong>dlich wie<br />

menschliche Augen. E<strong>in</strong> Leopard spr<strong>in</strong>tet mit mehr als 60 km/h. Bärtierchen überleben e<strong>in</strong><br />

halbes Jahr e<strong>in</strong>gefroren im Grönlandeis ebenso wie im Vakuum des Weltraums. 55 Nur <strong>der</strong><br />

Mensch kann über sich und über se<strong>in</strong> Denken nachdenken. Menschen s<strong>in</strong>d – abgesehen<br />

vom Denken – überall Durchschnitt. Affen haben Arme und Be<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s gut zum<br />

Klettern <strong>aus</strong>gebildet. Es ist unmöglich, <strong>aus</strong> e<strong>in</strong>er spezialisierten Gattung e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> vielen<br />

Belangen durchschnittliche zu züchten. <strong>Die</strong> Sowjetunion scheiterte am Versuch, e<strong>in</strong>en<br />

Olympiasieger <strong>in</strong> den Weltraum zu schießen. Alle Sportler hatten ihren Körper zu e<strong>in</strong>seitig<br />

<strong>aus</strong>gebildet. Dagegen meisterte Konstant<strong>in</strong> Feoktistow - e<strong>in</strong> unsportlicher Konstrukteur <strong>der</strong><br />

Wostok und Woschod Raumschiffe – das Kosmonautentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und 1964 den Woschod-1<br />

Flug.<br />

Menschen und Tiere haben körperlich geme<strong>in</strong>same Vorfahren. <strong>Die</strong> gerade Entwicklung führt<br />

zum Menschen. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Tiergattungen haben sich früher o<strong>der</strong> später von ihr<br />

abgespalten. Jede Tiergattung hat e<strong>in</strong>e Eigenschaft von Menschen beson<strong>der</strong>s stark<br />

<strong>aus</strong>geprägt. Der Eisbär ist e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelgänger, <strong>der</strong> den unwirtlichsten Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />

trotzen kann. Er stellt die unterbewusste Seite des Menschen dar. Der Elch entspricht <strong>der</strong><br />

Sexualität, die Zecke parasitärem Verhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie und <strong>der</strong> Specht solidem<br />

Handwerk. 56 Alle Lebewesen entwickelten und entwickeln sich <strong>in</strong> evolutionären Schritten.<br />

Das ist jedoch nur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Wirklichkeit. Anpassung und Kampf ums Dase<strong>in</strong> allen führen<br />

nicht zu <strong>der</strong> Weisheit und Schönheit <strong>der</strong> Natur, die wir beobachten können. Würde jede<br />

Gattung nur ihr eigenes Überleben optimieren, gäbe es Sieger und Verlierer. Das diffizile<br />

Zusammenspiel aller würde gestört und das Gesamtsystem zusammenbrechen. Gibt man<br />

<strong>der</strong> Evolution die Fähigkeit, zwischen den verschiedenen Tier- und Pflanzenarten zu<br />

optimieren, unterstellt man ihr e<strong>in</strong>en Plan und e<strong>in</strong> Ziel. Das aber s<strong>in</strong>d göttliche<br />

Eigenschaften. Auch M<strong>in</strong>eralien s<strong>in</strong>d voller Weisheit und Schönheit. Hat die Evolution<br />

Bergkristalle und Amethystdrusen entwickelt? Und Turmal<strong>in</strong>e mit roten Mercedes-Sternen<br />

und farbigen Pyramidenflächen, die schließlich R<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> <strong>der</strong> R<strong>in</strong>de <strong>der</strong> senkrechten Säule<br />

bilden 57 ?<br />

<strong>Die</strong> Bibel schil<strong>der</strong>t <strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvollen Bil<strong>der</strong>n, wie Himmel und Erde zuerst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong><br />

Ideen und danach <strong>in</strong> <strong>der</strong> physischen Welt geschaffen wurden. 58 Rudolf Ste<strong>in</strong>er (1861-1925) –<br />

<strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anthroposophie - beschreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geheimwissenschaft 59 , dass sich<br />

nicht nur Menschen, son<strong>der</strong>n auch Sonne und Erde wie<strong>der</strong>verkörpern. In ihrer ersten<br />

Verkörperung schufen Throne, - Geister des Willens - <strong>aus</strong> e<strong>in</strong>em Teil Ihres Willens Wärme.<br />

Sie verdichtete sich <strong>in</strong> ihren weiteren Inkarnationen zu Gasförmigem, zu Flüssigem und<br />

schließlich zum Festen unserer heutigen Erde. In zukünftigen Inkarnationen werden sie sich<br />

wie<strong>der</strong> vergeistigen. 60<br />

Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste, dass sich Totes <strong>aus</strong> Lebendigem entwickelt.<br />

Am Menschen können wir das beobachten. Am Anfang ist e<strong>in</strong> Gefühl zwischen den Eltern.<br />

Aus e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en, feuchten Eizelle und e<strong>in</strong>er noch kle<strong>in</strong>eren Samenzelle bildet sich e<strong>in</strong><br />

Embryo, <strong>der</strong> im Mutterleib die stammesgeschichtliche Entwicklung des menschlichen<br />

Körpers durchmacht. In <strong>der</strong> 6. Schwangerschaftswoche hat <strong>der</strong> Embryo e<strong>in</strong>en Schwanz,<br />

danach Kiemen o<strong>der</strong> 4 Be<strong>in</strong>chen. Das Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d hat weiche Knochen, die härter werden.<br />

Schließlich stirbt <strong>der</strong> Mensch und harte, abgestorbene Knochen bleiben über. Ähnlich<br />

55 www.wikipedia.de, abgerufen am 23.06.2011<br />

56 Gespräche mit Tieren 2, Naturgeister 11, Flensburger Hefte, Son<strong>der</strong>heft 25, ISBN 978-3-935679-46-6,<br />

57 http://www.turmal<strong>in</strong>welt.de/<strong>in</strong>dex.html, abgerufen am 31.12.2013<br />

58 Genesis 1 und Genesis 2<br />

59 Rudolf Ste<strong>in</strong>er: <strong>Die</strong> Geheimwissenschaft im Umriss, 1910, http://anthrowiki.at/GA_13, abgerufen am<br />

01.01.2014<br />

60 http://anthrowiki.at/Weltentwicklungsstufen, abgerufen am 01.01.2014<br />

15


entwickeln sich Tiere und Pflanzen. Warum sollte entgegen allen Beobachtungen zuerst tote<br />

Materie und danach <strong>aus</strong> ihr unser Leben entstanden se<strong>in</strong>?<br />

Menschen s<strong>in</strong>d auch geistige Wesen<br />

Es gibt zwei entgegengesetzte Erklärungen unseres Se<strong>in</strong>s. Wir können uns e<strong>in</strong>e geistige<br />

Welt vorstellen. In ihr leben geistige Wesen. In verschiedenen Hierarchien schufen sie e<strong>in</strong><br />

Universum voller Schönheit und Weisheit. Geistige Wesen wissen immer vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Daher kann sich ke<strong>in</strong>es von se<strong>in</strong>em Schöpfer lossagen, sich gegen die vorgesehene<br />

Entwicklung stellen. In dieses Universum wollen die Schöpfergeister als neues Element die<br />

Freiheit e<strong>in</strong>führen. Dazu brauchen sie e<strong>in</strong>en Zustand, e<strong>in</strong>en Ort, an dem e<strong>in</strong>e Spezies<br />

geistiger Wesen e<strong>in</strong>e Zeit lang nicht mehr den geistigen, den seelischen Kern e<strong>in</strong>es Jeden<br />

wahrnimmt, son<strong>der</strong>n nur e<strong>in</strong>geschränkte, oberflächliche Ersche<strong>in</strong>ungen. So schufen sie das<br />

materielle Universum, damit wir Menschen Freiheit entwickeln können. Ob wir das schaffen,<br />

liegt <strong>in</strong> unserer Freiheit. Als geistige Wesen s<strong>in</strong>d wir unsterblich. Alles, was wir tun o<strong>der</strong><br />

lassen, ist wichtig für das ganze Universum.<br />

In K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, Schulen, Universitäten und Massenmedien wird uns meist das Gegenteil<br />

vermittelt: Es gibt ke<strong>in</strong>en Gott, ke<strong>in</strong>e Engel, ke<strong>in</strong>e Naturgeister und ke<strong>in</strong>en Teufel. <strong>Die</strong> Erde<br />

ist e<strong>in</strong> unbedeuten<strong>der</strong> Planet, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en von 70 Trilliarden Sternen 61 umkreist. Alles ist durch<br />

Zufall entstanden und wird vollständig vergehen. Der Mensch lebt nur e<strong>in</strong>mal - von se<strong>in</strong>er<br />

Geburt bis zu se<strong>in</strong>em Tod. Träfe dies zu, wäre es – konsequent zu Ende gedacht - egal, was<br />

wir mit <strong>unserem</strong> Leben anfangen.<br />

Der Schöpfungsmythos unseres Zeitalters <strong>der</strong> Atombomben 62 sagt, dass vor 13,8 Milliarden<br />

Jahren <strong>der</strong> Raum, alle Energie und alle Materie unseres Universums <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em viel kle<strong>in</strong>eren<br />

Punkt als e<strong>in</strong> Proton konzentriert waren. <strong>Die</strong>se S<strong>in</strong>gularität hatte unendlich hohe<br />

Energiedichte und Temperatur. Wir wissen nicht, woher sie kam und warum sie plötzlich<br />

anf<strong>in</strong>g, sich <strong>aus</strong>zubreiten. Nach <strong>der</strong> Planck-Zeit – e<strong>in</strong>em extrem kurzen Augenblick von 10 -43<br />

Sekunden – entstand die Zeit, die wir kennen. E<strong>in</strong>en weiteren Augenblick - 10 -30 Sekunden 63<br />

– lang breitete sich <strong>der</strong> Raum mit trilliardenfacher 64 Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>aus</strong>, ehe sich die<br />

ersten Elementarteilchen - Quarks und Gluonen - bildeten. Aus ihnen entstanden<br />

Wasserstoff und Helium, später <strong>in</strong> großen Sternen schwerere Elemente. <strong>Die</strong>se verbanden<br />

sich zu komplexen Molekülen. In <strong>der</strong> Umgebung von Vulkanen entwickelten Eukaryoten,<br />

Bakterien und Archäen e<strong>in</strong>en Stoffwechsel und begannen so zu leben. 65<br />

<strong>Die</strong> Rotverschiebung <strong>der</strong> Spektren von Galaxien zeigt, dass sich Galaxien umso schneller<br />

von uns wegbewegen, je weiter sie entfernt s<strong>in</strong>d. Der belgische Jesuit Georges Lemaître<br />

setzte dieses Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>streben <strong>der</strong> Galaxien <strong>in</strong> die Vergangenheit fort, bis alle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Punkt vere<strong>in</strong>t waren. 1927 beschrieb er e<strong>in</strong> kosmisches Ei, das im Moment <strong>der</strong> Entstehung<br />

des Universums explodierte. 1951 akzeptierte die Päpstliche Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

diese Theorie. Papst Pius XII. ergänzte: Der mit dem Urknall zeitlich festlegbare Anfang <strong>der</strong><br />

Welt ist e<strong>in</strong>em göttlichen Schöpfungsakt entsprungen. 66 Heute vertreten die meisten<br />

Astronomen diese Urknalltheorie. Das Universum ist flach, hat e<strong>in</strong>en Radius von m<strong>in</strong>destens<br />

78 Milliarden Lichtjahren 67 und sieht <strong>aus</strong> größerer Entfernung wie e<strong>in</strong>e gleichmäßige Wabe<br />

<strong>aus</strong> – egal wo sich <strong>der</strong> Beobachter bef<strong>in</strong>det und <strong>in</strong> welche Richtung er schaut. 68<br />

61 http://de.wikipedia.org/wiki/Stern, abgerufen am 02.01.2014<br />

62 Carl Friedrich von Weizsäcker laut http://de.wikipedia.org/wiki/Evolution, abgerufen am 23.06.2011<br />

63 http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall, abgerufen am 04.01.2014<br />

64 1 Trilliarde = 1 000 000 000 000 000 000 000. Größenordnung: 10 cm <strong>in</strong> 10 -30 s s<strong>in</strong>d 10 29 m/s, c = 3 x 10 8 m/s<br />

65 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17008219?dopt=Abstract, abgerufen am 01.01.2014<br />

66 http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Lema%C3%AEtre, abgerufen am 23.06.2011<br />

67 http://de.wikipedia.org/wiki/Universum, abgerufen am 02.01.2014<br />

68 http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmologisches_Pr<strong>in</strong>zip, abgerufen am 16.09.2011<br />

16


Weil sich nach <strong>der</strong> Relativitätstheorie we<strong>der</strong> Materie noch Informationen schneller als das<br />

Licht bewegen können, dehnt sich <strong>der</strong> Raum <strong>aus</strong>. Sternsysteme und Galaxien s<strong>in</strong>d wie<br />

Schiffe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ständig wachsenden Meer. Nach dem dritten Keplerschen Gesetz müsste<br />

die Umlaufgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> äußeren Bereichen von Galaxien abnehmen. Damit unsere auf<br />

<strong>der</strong> Erde beobachteten Naturgesetze immer und überall gelten, besteht das Universum zu<br />

e<strong>in</strong>em Großteil <strong>aus</strong> dunkler Materie, die wir mit unseren Messgeräten nicht erkennen<br />

können. 69<br />

<strong>Die</strong> Quantenmechanik löst Materie <strong>in</strong> Energiewolken auf. Der Wiener Physiker Helmut<br />

Rauch zeigte 1974, dass sich nicht nur leichte Elektronen son<strong>der</strong>n auch 1839 Mal so<br />

schwere Neutronen manchmal wie Wellen verhalten. Das heißt, sie können e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

<strong>aus</strong>löschen, wenn sie aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> treffen. <strong>Die</strong>ses Phänomen wurde mittlerweile auch bei<br />

Atomen, Molekülen und sogar Atomwolken beobachtet (im Bose-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-Kondensat). 70<br />

Es gibt verschränkte Teilchen, die sehr weit vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entfernt se<strong>in</strong> können. Messe ich<br />

e<strong>in</strong>es, fixiere und verän<strong>der</strong>e ich damit das an<strong>der</strong>e. Viele Menschen spüren, dass es e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>nig Verbundenen schlecht geht, auch wenn er hun<strong>der</strong>te Kilometer weit weg ist. Viele sehr<br />

Verliebte wissen, wenn <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e an sie denkt. 71 Trotzdem lässt sich Gedankenübertragung<br />

statistisch nicht nachweisen. <strong>Die</strong> richtig erkannten Muster s<strong>in</strong>d Teil <strong>der</strong><br />

Gleichverteilungskurve und werden durch vermehrte <strong>Fehler</strong> <strong>der</strong> nicht auf gleicher<br />

Wellenlänge Liegenden <strong>aus</strong>geglichen. Wären Gedanken <strong>in</strong> objektiven Laborversuchen<br />

erkennbar, hätten wir Menschen ke<strong>in</strong>e Freiheit.<br />

Mathematik gilt immer, egal ob es e<strong>in</strong> Universum gibt o<strong>der</strong> nicht. Alle kommen – wenn sie<br />

ke<strong>in</strong>e <strong>Fehler</strong> machen - zum gleichen Ergebnis. <strong>Die</strong> Physik beobachtet Naturersche<strong>in</strong>ungen,<br />

erklärt sie und berechnet sie mit Hilfe <strong>der</strong> Mathematik. <strong>Die</strong>s kann sie nur, wenn e<strong>in</strong> Objekt<br />

zur Beobachtung vorhanden ist. Das ist <strong>der</strong> wesentliche Unterschied zwischen Mathematik<br />

und Physik. Daher kann ke<strong>in</strong>e mathematische Formel e<strong>in</strong> physikalisches Phänomen<br />

beweisen, das nicht beobachtet wurde.<br />

<strong>Die</strong> Naturwissenschaft beschränkt sich auf den messbaren Teil <strong>der</strong> Wirklichkeit, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong><br />

wie<strong>der</strong>holbaren Experimenten unabhängig vom Beobachter immer gleich verhält. Wenn sich<br />

die Geisteswissenschaft an dieser Methode orientiert und ebenfalls Denken, Fühlen und<br />

Wollen, Seele und Geist <strong>aus</strong> ihren Forschungen <strong>aus</strong>schließt, kann sie zu ke<strong>in</strong>er tieferen<br />

Erkenntnis kommen.<br />

Durch Unterhaltungselektronik, Internet, Fernsehen und exzessiven Lebensstil verlieren viele<br />

Jugendliche die Beziehung zur Wirklichkeit. Viele 15-Jährige wissen nicht, an welche<br />

Staaten Österreich grenzt o<strong>der</strong> wie die Hauptstadt von Frankreich heißt. An Universitäten ist<br />

korrektes Zitieren wichtiger als Verständnis und Denken, an dem auch das Herz beteiligt ist.<br />

Internet-Suchmasch<strong>in</strong>en merken sich die Vorlieben ihrer Benutzer. Sie bieten jedem zuerst<br />

die Lösungen an, die se<strong>in</strong>en Vorlieben und Vorurteilen entsprechen. Dadurch wird <strong>der</strong><br />

Suchende nicht mehr mit an<strong>der</strong>en Sichtweisen konfrontiert, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Vorurteilen<br />

e<strong>in</strong>zementiert. Als Folge lernt er nicht, um Wahrheit zu r<strong>in</strong>gen. Immer mehr Jugendliche<br />

richten ihr Leben nach <strong>der</strong> Zustimmung ihrer Mitmenschen. Sie handeln lieber nach <strong>der</strong><br />

Anzahl von „gefällt mir“ auf Facebook als nach ihrer Persönlichkeit und ihrem Ich.<br />

Der soziale Organismus ist dreigeglie<strong>der</strong>t<br />

69 http://de.wikipedia.org/wiki/Dunkle_Materie, abgerufen am 25.01.2014<br />

70 http://science.orf.at/stories/1731494, abgerufen am 25.01.2014<br />

71 http://parapsychologie.<strong>in</strong>fo/pioe/PIOe0410.pdf, abgerufen am 02.01.2014<br />

17


Der menschliche Körper steht <strong>in</strong> drei Bereichen mit se<strong>in</strong>er Umwelt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung: Nerven-<br />

S<strong>in</strong>nessystem, Rhythmisches <strong>System</strong> und Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. <strong>Die</strong> S<strong>in</strong>ne<br />

nehmen E<strong>in</strong>drücke auf, Nerven und Gehirn helfen, sie <strong>in</strong> Bil<strong>der</strong>, Empf<strong>in</strong>dungen, Gedanken<br />

und Ideen umzuwandeln. Rhythmisch atmet <strong>der</strong> Mensch, rhythmisch verteilen Herz und Blut<br />

Sauerstoff <strong>in</strong> alle Zellen. Magen und Darm verdauen Essen und Tr<strong>in</strong>ken, Muskeln wandeln<br />

die dabei gewonnene Energie <strong>in</strong> Kraft und Bewegung um. Nur, wenn je<strong>der</strong> dieser drei<br />

Bereiche se<strong>in</strong>e Funktion richtig erfüllt, ist <strong>der</strong> Körper e<strong>in</strong>e gesunde E<strong>in</strong>heit. 72<br />

Ähnlich steht <strong>der</strong> Mensch auf drei verschiedenen Ebenen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit se<strong>in</strong>en<br />

Mitmenschen. Im Geistesleben sollte Freiheit angestrebt werden, im Staats- und<br />

Rechtsleben Gleichheit und im Wirtschaftsleben Brü<strong>der</strong>lichkeit. Je<strong>der</strong> dieser drei Bereiche<br />

folgt eigenen Gesetzen und bräuchte eigene, ihm entsprechende Vertretungen.<br />

In den letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten hat das Wirtschaftsleben die Vorherrschaft über Staat und<br />

Geistesleben errungen. Es sollte die verschiedenen Güter, die die e<strong>in</strong>zelnen Menschen<br />

brauchen und wollen, herstellen und verteilen. Tüchtige und fähige Leiter und Mitarbeiter, die<br />

am richtigen Platz arbeiten, führen e<strong>in</strong>e Firma zum Erfolg. Erfolgreiche Firmen machen<br />

Gew<strong>in</strong>n. Nicht erfolgreiche Firmen gehen <strong>in</strong> Konkurs. <strong>Die</strong> Brauchbarkeit bestimmt den Wert<br />

e<strong>in</strong>es Produktes, nicht die Zeit, die an ihm gearbeitet wurde. In <strong>unserem</strong> <strong>der</strong>zeitigen <strong>System</strong><br />

produzieren die Unternehmen nach Gutdünken ihrer Leitung. Meist versuchen sie mit<br />

aufwändigen Werbekampagnen, ihre Produkte abzusetzen. Durch diesen chaotischen Markt<br />

gehen viel Arbeit, Energie und Rohstoffe verloren. <strong>Die</strong>s könnte vermieden werden, wenn sich<br />

Vertreter von Produzenten und Verbrauchern vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Fertigung über die Produkte,<br />

ihre Qualitäten, Mengen und Preise abstimmen würden. Erzeuger und Handel sollten<br />

Assoziationen bilden, die geme<strong>in</strong>sam entscheiden, welche Firma wie viel von welchem<br />

Produkt herstellt.<br />

Vor <strong>der</strong> Industrialisierung freute sich <strong>der</strong> Handwerker über die von ihm hergestellten<br />

Gegenstände. Er sah, wie es an<strong>der</strong>en zugutekam. Als Folge <strong>der</strong> Arbeitsteilung arbeitet <strong>der</strong><br />

Fabrikarbeiter nur mehr an kle<strong>in</strong>en Teilchen. Oft weiß er nicht e<strong>in</strong>mal, an welchem Produkt er<br />

arbeitet. <strong>Die</strong> Arbeitsteilung geht Hand <strong>in</strong> Hand mit dem technischen Fortschritt. Lässt man<br />

Transport, Werbung und Gew<strong>in</strong>ne außer Acht, arbeitet je<strong>der</strong> Schuster zu teuer, <strong>der</strong> für sich<br />

e<strong>in</strong> Paar Schuhe anfertigt anstatt <strong>in</strong>dustriell gefertigte zu kaufen. Das Unbehagen über den<br />

Verlust <strong>der</strong> Freude, die Entfremdung <strong>der</strong> Arbeit stärkte den Wunsch, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

mitzubestimmen, den Drang zur Demokratie.<br />

Der Staat sollte sich auf politische Fragen, auf die Rechts- und Staatsverhältnisse<br />

beschränken. Alle Fragen, die je<strong>der</strong> mündige Bürger als solcher beurteilen kann, sollten<br />

demokratisch entschieden werden. Dazu zählen Arbeitszeiten und –bed<strong>in</strong>gungen ebenso<br />

wie Bewerbungen um Sportveranstaltungen und öffentliche Bauvorhaben. Je<strong>der</strong> sollte<br />

möglichst viel selbst bestimmen, die Familie, wenn das Zusammenleben <strong>der</strong><br />

Familienmitglie<strong>der</strong> betroffen ist. Nur, wenn berechtigte Interessen e<strong>in</strong>er größeren<br />

Geme<strong>in</strong>schaft betroffen s<strong>in</strong>d, sollte diese entscheiden. Geme<strong>in</strong>den, Län<strong>der</strong>, Staaten und die<br />

gesamte EU sollten für alle politischen Fragen Volksbegehren und Volksentscheide nach<br />

Schweizer Vorbild e<strong>in</strong>führen.<br />

Der Staat sollte we<strong>der</strong> Wirtschaft betreiben, noch sich <strong>in</strong> die Wirtschaft e<strong>in</strong>mischen. Nur,<br />

wenn <strong>der</strong> Staat ke<strong>in</strong> Mitbewerber ist, kann er Spielregeln festlegen und ihre E<strong>in</strong>haltung<br />

wirksam überwachen. Der reale Sozialismus hat gezeigt, dass e<strong>in</strong> Staat die Wirtschaft kaputt<br />

macht, wenn er sie lenkt. Beamte sollen alle mündigen Bürger – o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest alle<br />

Angehörigen e<strong>in</strong>er Gruppe – gleich behandeln. Daher können sie ke<strong>in</strong>en Unternehmergeist<br />

entwickeln, <strong>der</strong> Bevölkerung zugute kommt. Überdies kann auf e<strong>in</strong> Heer von Beamten<br />

72 Rudolf Ste<strong>in</strong>er: <strong>Die</strong> Wirklichkeit <strong>der</strong> höheren Welten, Taschenbuch<strong>aus</strong>gabe, 2. Auflage, Dornach 1988, ISBN 3-<br />

7274-0790-5, Seiten 254-255<br />

18


verzichtet werden, wenn sich <strong>der</strong> Staat nicht mehr <strong>in</strong> das Wirtschafts- und das Geistesleben<br />

e<strong>in</strong>mischt.<br />

Schulen und Universitäten brauchen Autonomie<br />

Je<strong>der</strong> Mensch kommt mit an<strong>der</strong>en geistigen und körperlichen Fähigkeiten auf die Welt.<br />

Eltern und Schule sollten se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten <strong>aus</strong>bilden, damit er sie später<br />

optimal nutzen kann. <strong>Die</strong>s gel<strong>in</strong>gt nur, wenn Eltern und Lehrer die Fähigkeiten ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

erkennen. <strong>Die</strong> Schule sollte <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Neugierde, Liebe zur Natur, zu ihren<br />

Mitmenschen, zur Heimat, zum Göttlichen, zur Technik und Spaß am Lernen wecken. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

müssen sich erst langsam <strong>in</strong> dieser Welt zurechtf<strong>in</strong>den. Manche waren schon öfter, an<strong>der</strong>e<br />

weniger oft auf <strong>der</strong> Erde verkörpert. K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>en Erwachsenen. Und schon gar<br />

ke<strong>in</strong>e Steuerungen, die es so schnell wie möglich zu programmieren gilt. Werden nicht nur<br />

<strong>der</strong> Körper, son<strong>der</strong>n auch Seele und Geist angesprochen, strahlt die Erziehung weiter, gibt<br />

dem Menschen im späteren Leben e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Kraft. <strong>Die</strong>sen Weg gehen<br />

Waldorfschulen. Versucht man h<strong>in</strong>gegen, den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en von Wirtschaft o<strong>der</strong> Staat<br />

gewünschten Stoff e<strong>in</strong>zutrichtern, wehren sie sich <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiv dagegen. Viele resignieren.<br />

Manche können später mit sich nichts mehr anfangen. E<strong>in</strong> Teil wird gewalttätig o<strong>der</strong><br />

entwickelt e<strong>in</strong>e Sucht zu Alkohol, Computern, Spiele, Nikot<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Drogen.<br />

Der deutsche Neurobiologe Gerald Hüther schil<strong>der</strong>t, dass 98 % <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Begeisterung,<br />

E<strong>in</strong>fühlungsvermögen, Wissensdurst und beson<strong>der</strong>en Begabungen auf die Welt kommen.<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Schule haben nur mehr 2 % diese Fähigkeiten. 73<br />

Schulen und Universitäten entwickeln sich am besten, wenn sie sich selbst verwalten und<br />

<strong>der</strong> Staat sich nicht <strong>in</strong> Lehrpläne und Lehrmethoden e<strong>in</strong>mischt. Zum Beispiel sollte <strong>der</strong><br />

ungarische Unterricht im Burgenland – wenn die Schule es will - ungarischen Lehrplänen<br />

folgen können. Ohne Gängelung durch den Staat entsteht e<strong>in</strong> Wettbewerb unter den<br />

Schulen. <strong>Die</strong> Eltern könnten die Schule wählen, die ihnen für ihr K<strong>in</strong>d am geeignetsten<br />

ersche<strong>in</strong>t. Im Bologna-Prozess werden alle Lehrpläne e<strong>in</strong>es Schultyps <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen<br />

Europäischen Union vere<strong>in</strong>heitlicht. Sie werden nicht von versierten Pädagogen nach ihren<br />

Erfahrungen und Erkenntnissen bestimmt, son<strong>der</strong>n von Bürokraten als politischer<br />

Kompromiss zwischen Parteien, Weltanschauungen, Staaten und vor<strong>der</strong>gründigen<br />

Wirtschafts<strong>in</strong>teressen. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> Österreich geplante Zentralmatura, bei <strong>der</strong> die Prüfungsfragen<br />

verschiedener Gegenstände für alle österreichischen Maturanten gleich s<strong>in</strong>d, geht ebenso <strong>in</strong><br />

die falsche Richtung. <strong>Die</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeit von Lehrern tritt nur am Wissen und an den<br />

Fähigkeiten <strong>der</strong> Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen zutage. Auch bei Evaluierungstests sollte darauf<br />

geachtet werden, dass die heranwachsenden K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche nicht unter<br />

Prüfungsstress kommen. Schließlich sollen mit ihnen Lehrer beurteilt werden. 74<br />

Je gebildeter Menschen s<strong>in</strong>d, umso schwerer lassen sie sich manipulieren. Je weniger<br />

verschiedene Schultypen zugelassen werden, umso weniger können die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Fähigkeiten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Schüler geför<strong>der</strong>t werden. Das österreichische<br />

Unterrichtsm<strong>in</strong>isterium hat M<strong>in</strong>deststandards für jeden Gegenstand je<strong>der</strong> Klasse jedes<br />

Schultyps festgelegt. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Lehrer müssen sich <strong>in</strong> jedem Gegenstand an den<br />

Schwächsten <strong>der</strong> Klassen orientieren. Ganztagesschulen entlasten die Eltern von <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung am Nachmittag. Sie bieten allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unabhängig von ihrer Herkunft die<br />

gleiche Chance. Viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> lassen diese För<strong>der</strong>ung nur äußerst wi<strong>der</strong>willig und mit<br />

entsprechend ger<strong>in</strong>gen Erfolgen über sich ergehen. Durch den Nachmittagsunterrricht<br />

können gebildete Eltern ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht mehr so stark unterstützen. Trotz hoher Ausgaben<br />

für die Bildung s<strong>in</strong>kt das Bildungsniveau <strong>in</strong> Österreich kont<strong>in</strong>uierlich. Frauen werden<br />

73 Gerald Hüther, Uli H<strong>aus</strong>er: Jedes K<strong>in</strong>d ist hochbegabt, Verlag Kn<strong>aus</strong>, ISBN: 978-3-8135-0448-4<br />

74 http://www.waldorf.at/neuws/zukunft_schule.pdf, Seite 9, abgerufen am 21.03.2014<br />

19


angehalten, möglichst rasch nach ihrer Schwangerschaft wie<strong>der</strong> zu arbeiten. In K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe<br />

und Hort wird den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n oft e<strong>in</strong> oberflächliches, atheistisches Weltbild vermittelt, von dem<br />

sich die Elite abheben kann. Notwendig wäre die Anerkennung <strong>der</strong> H<strong>aus</strong>arbeit -<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von Müttern mehrerer m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger K<strong>in</strong><strong>der</strong> - als vollwertige bezahlte Arbeit.<br />

Jede Familie sollte selbst entscheiden, ob und wie lange ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und Hort<br />

besuchen.<br />

Arbeit gehört zum Geistesleben<br />

Je<strong>der</strong> Mensch arbeitet dank se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen geistigen und körperlichen Fähigkeiten.<br />

Daher gehört auch die Arbeit e<strong>in</strong>es Fließbandarbeiters zum Geistesleben. Der Erlös e<strong>in</strong>es<br />

Produktes sollte auf alle, die daran gearbeitet haben, aufgeteilt werden. Stellt e<strong>in</strong> Arbeiter<br />

Stiefel her, sollte se<strong>in</strong> Anteil am Erlös e<strong>in</strong>es Paares so groß se<strong>in</strong>, dass er und se<strong>in</strong>e Familie<br />

davon leben können, bis er das nächste Paar hergestellt hat. Dabei s<strong>in</strong>d auch die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>der</strong> Alten und <strong>der</strong> Kranken zu berücksichtigen. Es wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong><br />

Menschenwürde, wenn Arbeiter und Angestellte ihre Arbeitskraft verkaufen. Arbeitsdauer<br />

und Arbeitsweise sollten im Rechtsleben demokratisch festgelegt werden. Wer im geistigen<br />

Bereich arbeitet, bräuchte jemanden, <strong>der</strong> ihn bezahlt. F<strong>in</strong>det er niemanden, müsste er sich<br />

e<strong>in</strong>e Arbeit im Wirtschafts- o<strong>der</strong> im Rechtsleben suchen. 75<br />

Der Geme<strong>in</strong>schaft hilft es am meisten, wenn die Fähigsten und Tüchtigsten, die ihre<br />

Fähigkeit für die Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>setzen, das Kapital erhalten, um e<strong>in</strong> Unternehmen<br />

aufzubauen und zu leiten. Geht das Kapital <strong>in</strong> Privateigentum über, gew<strong>in</strong>nt se<strong>in</strong> Besitzer<br />

große Macht über se<strong>in</strong>e Mitmenschen. <strong>Die</strong>ses Ungleichgewicht wird beseitigt, wenn <strong>der</strong><br />

Unternehmer das notwendige Kapital nur leihweise für e<strong>in</strong> bestimmtes Unternehmen erhält.<br />

Er sollte zusätzlich zu se<strong>in</strong>em Anteil am Erlös e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil des Betriebsgew<strong>in</strong>nes für<br />

sich erhalten. Betriebsgew<strong>in</strong>ne, die nicht <strong>in</strong>vestiert werden, sollte er e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

Unternehmen übertragen. Gibt er die Leitung ab, sollte er das Unternehmen e<strong>in</strong>em fähigen<br />

Nachfolger o<strong>der</strong> das Kapital e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Unternehmen übergeben. 76<br />

Für jeden Menschen ist es wichtig, se<strong>in</strong>e Fähigkeiten für die Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Arbeitslose werden hoffnungslos, depressiv, krank. Sie rauchen und tr<strong>in</strong>ken mehr und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

höherem Maße selbstmordgefährdet. 2 Jahre lang arbeitslos zu se<strong>in</strong> bedeutet e<strong>in</strong> 3,8-faches<br />

Risiko zu sterben. 77 Das spricht dagegen, <strong>der</strong> Bevölkerung e<strong>in</strong>e hohe Arbeitslosigkeit mit<br />

e<strong>in</strong>em bed<strong>in</strong>gungslosen Grunde<strong>in</strong>kommen schmackhaft zu machen. Auch Asylanten sollten<br />

schon e<strong>in</strong>e Woche nach ihrer Ankunft arbeiten.<br />

Rudolf Ste<strong>in</strong>er formulierte als soziales Hauptgesetz: „Das Heil e<strong>in</strong>er Gesamtheit von<br />

zusammenarbeitenden Menschen ist umso größer, je weniger <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne die Erträgnisse<br />

se<strong>in</strong>er Leistungen für sich beansprucht. Das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an<br />

se<strong>in</strong>e Mitarbeiter abgibt und je mehr se<strong>in</strong>e eigenen Bedürfnisse nicht <strong>aus</strong> se<strong>in</strong>en Leistungen,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> den Leistungen <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en befriedigt werden.“<br />

Wird Grund und Boden als Gut gehandelt, macht <strong>der</strong> Besitzer die Menschen, die auf ihm<br />

wohnen o<strong>der</strong> arbeiten, von sich abhängig. Der Wert e<strong>in</strong>es Grundstücks hängt hauptsächlich<br />

von se<strong>in</strong>er Nutzung und vom Standort ab. Das führt zu Spekulationen und damit zu weiteren<br />

Schulden und Z<strong>in</strong>sen. <strong>Die</strong> Mongolei ist e<strong>in</strong> karges Land mit ger<strong>in</strong>ger Bevölkerungsdichte.<br />

Nomaden lassen ihre Herde auf e<strong>in</strong>em Gebiet grasen. Bevor sie die Vegetation vernichtet,<br />

75 Rudolf Ste<strong>in</strong>er: <strong>Die</strong> Kernpunkte <strong>der</strong> sozialen Frage; Rudolf Ste<strong>in</strong>er TB 606, Dornach 1991, ISBN 3-7274-6061-X,<br />

Seite 86<br />

76 Rudolf Ste<strong>in</strong>er, Dreiglie<strong>der</strong>ung von Geist, Recht und Wirtschaft, Archiati Verlag, München 2006, ISBN 3-<br />

938650-50-8<br />

77 http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitslose, abgerufen am 30.08.2011<br />

20


ziehen sie weiter. Wird das Land parzelliert und als Grundstücke verkauft, ist diese<br />

Bewirtschaftung nicht mehr möglich. <strong>Die</strong> Nomaden verlieren ihre Lebensgrundlage. <strong>Die</strong><br />

Mongolen können sich nicht mehr von ihrem Land ernähren.<br />

Je<strong>der</strong> Mensch lebt und wirkt <strong>in</strong> allen drei Bereichen. Unterrichtet e<strong>in</strong> Lehrer, wirkt er im<br />

Geistesleben. Schreibt er Zeugnisse o<strong>der</strong> Berichte für die Behörde, ist er im Rechtsleben<br />

tätig. Organisiert er e<strong>in</strong>en Wan<strong>der</strong>tag o<strong>der</strong> die Schulj<strong>aus</strong>e, wirkt er im Wirtschaftsleben.<br />

Se<strong>in</strong>e Arbeit gehört immer zum Geisteswesen.<br />

Naturgemäß decken sich die Gebiete wirtschaftlicher und geistiger Bevölkerungsgruppen<br />

nicht mit Staatsgrenzen. Wir haben e<strong>in</strong>e Hautfarbe, gehören e<strong>in</strong>em Volk, e<strong>in</strong>er Kultur, e<strong>in</strong>er<br />

Glaubensgeme<strong>in</strong>schaft an, sprechen e<strong>in</strong>e Sprache, arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wirtschaftskörper,<br />

leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staat… In je<strong>der</strong> Beziehung bilden wir mit an<strong>der</strong>en Menschen e<strong>in</strong>e Gruppe.<br />

S<strong>in</strong>d wir uns dessen bewusst, erkennen wir, dass wir <strong>in</strong> jedem Krieg Menschen bekämpfen<br />

und töten, die mit uns verbunden s<strong>in</strong>d. Daher schafft und sichert e<strong>in</strong>e Glie<strong>der</strong>ung unseres<br />

Zusammenlebens <strong>in</strong> die drei Bereiche Wirtschafts-, Rechts- und Geistesleben e<strong>in</strong>en stabilen<br />

Frieden. 78<br />

Zu Recht empören wir uns darüber, dass zwischen 1961 und 1989 136 Menschen beim<br />

Versuch, die DDR illegal zu verlassen, starben. 79 Beim Versuch, illegal <strong>in</strong> die Europäische<br />

Union e<strong>in</strong>zureisen, starben zwischen November 1988 und Juli 2011 m<strong>in</strong>destens 17.738<br />

Menschen. <strong>Die</strong> meisten ertranken im Mittelmeer o<strong>der</strong> auf dem Weg nach Spanien im<br />

Atlantik. 80 Grenzpolizisten von EU-Län<strong>der</strong>n haben <strong>in</strong> dieser Zeit 265 Migranten erschossen. 81<br />

Dazu kommen viele Überlebende, die unter menschenunwürdigen Verhältnissen gefangen<br />

gehalten, misshandelt und anschließend abgeschoben wurden. An diesem Leid, an diesen<br />

Toten ist je<strong>der</strong> von uns mitschuldig. Wäre das Wirtschaftsleben unabhängig von den Staaten<br />

organisiert, müssten Afrikaner ihr Land nicht verlassen, um e<strong>in</strong>er blühenden<br />

Wirtschaftsgeme<strong>in</strong>schaft anzugehören.<br />

Aus diesen Erkenntnissen Rudolf Ste<strong>in</strong>ers entstand die Dreiglie<strong>der</strong>ungsbewegung, die <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1917 bis 1922 hauptsächlich <strong>in</strong> Süddeutschland hun<strong>der</strong>tt<strong>aus</strong>ende Anhänger hatte.<br />

Richard von Kühlmann, <strong>der</strong> deutsche Staatssekretär des Äußeren, hatte 1917/18 bei den<br />

Friedensverhandlungen mit Russland e<strong>in</strong> Memorandum zur Dreiglie<strong>der</strong>ung des sozialen<br />

Organismus im Gepäck. Lei<strong>der</strong> bestimmten visionslose preußische Militärs den<br />

Friedensvertrag von Brest-Litowsk. 82<br />

<strong>Die</strong> soziale Frage kann nicht e<strong>in</strong>mal mit den besten Ideen e<strong>in</strong> für alle Mal gelöst werden. Wir<br />

sollten E<strong>in</strong>richtungen schaffen, die e<strong>in</strong>e zeitgemäße Lösung aller E<strong>in</strong>zelfragen ermöglichen.<br />

Der erste und entscheidende Schritt ist es, Zusammenhänge zu erkennen und zu denken.<br />

Schritte <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Dreiglie<strong>der</strong>ung des sozialen Organismus können auf jedem Gebiet<br />

im Kle<strong>in</strong>en ergriffen werden. Wir sollten e<strong>in</strong>en Rückzug <strong>der</strong> Staaten <strong>aus</strong> dem Geistesleben –<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>aus</strong> den Schulen und Universitäten - for<strong>der</strong>n. Bemühen sich genügend viele<br />

Menschen genügend <strong>in</strong>tensiv um diese D<strong>in</strong>ge, werden schrittweise die notwendigen<br />

E<strong>in</strong>richtungen gebildet.<br />

Geld sollte se<strong>in</strong>en Wert verlieren<br />

78 Rudolf Ste<strong>in</strong>er, Dreiglie<strong>der</strong>ung von Geist, Recht und Wirtschaft, Archiati Verlag, München 2006, ISBN 3-<br />

938650-50-8<br />

79 http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_<strong>der</strong>_Todesopfer_an_<strong>der</strong>_Berl<strong>in</strong>er_Mauer, abgerufen am 23.08.2011<br />

80 http://fortressEurope.blogspot.com/2006/02/immigrants-dead-at-frontiers-of-Europe_16.html, abgerufen<br />

am 23.08.2011<br />

81 http://de.wikipedia.org/wiki/Illegale_E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung, abgerufen am 23.08.2011<br />

82 http://www.sozialimpulse.de/pdf-Dateien/Dreiglie<strong>der</strong>ungsbewegung.pdf, abgerufen am 23.08.2011<br />

21


E<strong>in</strong> Wirtschaftssystem nützt nur dann langfristig allen an ihm Beteiligten, wenn Geld nicht als<br />

unvergänglich angesehen wird. Silvio Gesell (1862 - 1930) entwarf die Freiwirtschaft. Grund<br />

und Boden sollten Geme<strong>in</strong>schaftseigentum se<strong>in</strong>, dessen Nutzung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft zu<br />

vergüten ist. Geld sollte ständig an Kaufkraft verlieren. 83 1932 wurden <strong>in</strong> Wörgl <strong>in</strong> Tirol solche<br />

Geldsche<strong>in</strong>e <strong>aus</strong>gegeben. Sie blieben nur gültig, wenn jeden Monat e<strong>in</strong>e Marke, die 1% <strong>der</strong><br />

Nom<strong>in</strong>ale kostete, aufgeklebt wurde. In Wörgl sank die Arbeitslosenquote von 21 auf 15 %,<br />

während sie im übrigen Österreich weiter anstieg. Nach 14 Monaten verbot die<br />

österreichische Nationalbank das Freigeld. 84 Der Effekt e<strong>in</strong>es Schwundgeldes kann mit<br />

wenig Aufwand erreicht werden, wenn alle Preise und Löhne jeden 1. Jänner um<br />

beispielweise 3 % erhöht werden.<br />

Rudolf Ste<strong>in</strong>er teilt Geld <strong>in</strong> Kaufgeld, Leihgeld und Schenkungsgeld. Nach 15 Jahren – <strong>in</strong><br />

dieser Zeit hat sich das Geld bei 5 % Verz<strong>in</strong>sung verdoppelt - sollte Geld se<strong>in</strong>en Wert<br />

verlieren, wenn es nicht dem Geistesleben geschenkt wurde. 85 Ste<strong>in</strong>er wollte ke<strong>in</strong><br />

Schwundgeld. Alle Geldsche<strong>in</strong>e sollten e<strong>in</strong> Datum tragen, bis zu dem sie une<strong>in</strong>geschränkt<br />

gelten. Händler, Erzeuger und Organisationen des Geisteslebens sollten altes <strong>in</strong> neues Geld<br />

umt<strong>aus</strong>chen können – auch solches, das vor e<strong>in</strong>em Vierteljahr ungültig geworden ist.<br />

Verleiht jemand Geld, sollte er dafür e<strong>in</strong>e bestimmte Zeit lang Z<strong>in</strong>sen erhalten. Das Kapital<br />

selbst sollte nicht zurückgezahlt werden. 86<br />

Geld ist e<strong>in</strong> Symbol, e<strong>in</strong> Gutsche<strong>in</strong> für Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen. Erst wenn es<br />

<strong>aus</strong>gegeben wird, tritt es <strong>in</strong> den Wirtschaftskreislauf e<strong>in</strong>. Daher sollte es erst dann besteuert<br />

werden. <strong>Die</strong> progressive E<strong>in</strong>kommenssteuer schürt Neid und verschleiert, dass schon heute<br />

die Konsumenten alle Steuern zahlen. Unternehmer berechnen den gewünschten Gew<strong>in</strong>n<br />

und schlagen ihn samt allen Steuern auf ihre Preise. Daher führt <strong>der</strong> Übergang von Ertragszu<br />

Ausgabensteuern zu ke<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong> Preise für die Verbraucher. Der Entfall <strong>der</strong><br />

Lohn- und E<strong>in</strong>kommenssteuern und vieler Abgaben führt zu e<strong>in</strong>er drastischen Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Bürokratie. Konzerne könnten die e<strong>in</strong>zelnen Staaten nicht mehr gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

<strong>aus</strong>spielen. <strong>Die</strong> von Großkonzernen o<strong>der</strong> Geldgebern erwirtschafteten Gew<strong>in</strong>ne würden <strong>in</strong><br />

dem Land besteuert, <strong>in</strong> dem sie <strong>aus</strong>gegeben werden. Selbst e<strong>in</strong> Räuber müsste Steuern<br />

zahlen, wenn er se<strong>in</strong>e Beute <strong>aus</strong>gibt. Auch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Land wie Österreich o<strong>der</strong><br />

Deutschland könnte se<strong>in</strong> Steuersystem auf re<strong>in</strong>e Verbrauchersteuern umstellen. Damit<br />

würde es Arbeitsplätze schaffen. <strong>Die</strong> Absiedlung <strong>der</strong> Industrie <strong>in</strong> Billiglohnlän<strong>der</strong> würde<br />

gestoppt und sogar rückgängig gemacht.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Umsatzsteuer wird bei jedem Verkauf e<strong>in</strong> bestimmter Prozentsatz des<br />

Verkaufspreises an das F<strong>in</strong>anzamt abgeführt. Sie begünstigt Konzerne, die viele<br />

verschiedene Rohstoffe und Halbfertigwaren selbst herstellen o<strong>der</strong> verkaufen. Um dem<br />

entgegenzuwirken kann jedes Unternehmen die Mehrwertsteuer, die es an an<strong>der</strong>e<br />

Unternehmen gezahlt hat, von se<strong>in</strong>er Mehrwertsteuer abziehen. Schließlich zahlt <strong>der</strong><br />

Konsument die Mehrwertsteuer für das fertige Produkt. Es ist nicht möglich, e<strong>in</strong>e<br />

Verbrauchersteuer nur vom Endprodukt e<strong>in</strong>zuheben. Sonst wären z.B. Autos ohne<br />

Scheibenwischer Halbfertigprodukte, für die niemand diese Steuer zu zahlen hätte.<br />

<strong>Die</strong> <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union e<strong>in</strong>gehobene Mehrwertsteuer ist betrugsanfällig.<br />

Größere Anschaffungen wie Häuser werden manchmal nur teilweise offiziell abgerechnet.<br />

Der Restbetrag wird ohne Mehrwertsteuer mit Schwarzgeld beglichen. Beim Karussellbetrug<br />

werden Waren immer wie<strong>der</strong> über EU-B<strong>in</strong>nengrenzen gebracht. E<strong>in</strong>e Sche<strong>in</strong>firma zahlt ke<strong>in</strong>e<br />

Steuern und wird bald aufgelöst. Davor haben sich die Empfänger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en EU-<br />

Land die Mehrwertsteuer von ihrem F<strong>in</strong>anzamt vergüten lassen. Manche Experten wollen<br />

83 http://de.wikipedia.org/wiki/Freiwirtschaft, abgerufen am 19.08.2011<br />

84 http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%B6rgl#W.C3.B6rgler_Geldexperiment, abgerufen am 19.08.2011<br />

85 http://www.andreas-delor.com/Soziale-Dreiglie<strong>der</strong>ung.html, abgerufen am 19.08.2011<br />

86 Walter Johannes Ste<strong>in</strong>: <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise, Der Europäer Dezember/Januar 2012/13, Perseus<br />

Verlag Basel<br />

22


diesen Steuerbetrug durch die Verlagerung <strong>der</strong> Steuerpflicht bei Geschäften zwischen<br />

Firmen vom Verkäufer zum Käufer e<strong>in</strong>dämmen. Selbst das verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t die Europäische<br />

Kommission. 87 Wenn Verkäufer und Käufer geme<strong>in</strong>sam den Betrug planen – was oft<br />

geschieht, aber nur schwer zu beweisen ist –, br<strong>in</strong>gt diese Än<strong>der</strong>ung jedoch nichts. E<strong>in</strong><br />

besserer Ansatz wäre, die Mehrwertsteuerpflicht beim Verkäufer zu lassen. Der Verkäufer<br />

dürfte sie jedoch erst geltend machen, wenn <strong>der</strong> Käufer die Steuer bezahlt o<strong>der</strong> Sicherheiten<br />

für die Bezahlung h<strong>in</strong>terlegt hat. Als Sicherheit käme e<strong>in</strong> Unbedenklichkeits-Vermerk des<br />

Steuerprüfers <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bilanz, die Auskunft e<strong>in</strong>es Kreditschutzverbandes o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Guthaben<br />

beim F<strong>in</strong>anzamt <strong>in</strong> Frage.<br />

Größere Vermögen sollten nicht vererbt werden, egal ob sie <strong>in</strong> Immobilien, Aktien,<br />

Firmenbeteiligungen, Gold, Rohstoffen o<strong>der</strong> Kunst angelegt s<strong>in</strong>d. Dadurch würde die Gier<br />

nach immer mehr Besitz verkle<strong>in</strong>ert. <strong>Die</strong> Menschen würden bewusster erleben, dass man<br />

nach dem Tod ke<strong>in</strong>e materiellen Güter mitnehmen kann.<br />

Geld könnte sich am Wert des Weizens messen<br />

Es wird immer schwieriger zu durchschauen, wessen Arbeit wie viel Wert ist und wie viel<br />

kostet. In <strong>der</strong> Naturalwirtschaft verrichten Menschen körperliche Arbeit an <strong>der</strong> Natur. Der<br />

Bauer baut Getreide an und züchtet Tiere, <strong>der</strong> Knappe holt Salz o<strong>der</strong> Metall <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Erde.<br />

E<strong>in</strong> Schnei<strong>der</strong>, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Kleid näht, arbeitet nicht direkt mit <strong>der</strong> Natur. Trotzdem kann <strong>der</strong> Wert<br />

se<strong>in</strong>er Arbeit ohne große Schwierigkeiten mit dem Wert von Getreide o<strong>der</strong> Fleisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Verhältnis gebracht werden. In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Industriegesellschaft organisiert menschlicher<br />

Geist die Arbeit. E<strong>in</strong> großer Teil <strong>der</strong> Arbeit wird von Masch<strong>in</strong>en übernommen, von Erdöl<br />

geleistet. <strong>Die</strong>s führt dazu, dass für e<strong>in</strong> und dasselbe Produkt weniger menschliche Arbeit<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist. S<strong>in</strong>kt <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> mit weniger menschlicher Arbeit erzeugten Waren nicht im<br />

Verhältnis dieser E<strong>in</strong>sparung, entsteht Inflation. Heute stellen immer weniger Menschen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Industrie die Produkte für immer mehr <strong>Die</strong>nstleister <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildung, Pflege und<br />

Landwirtschaft her. <strong>Die</strong> ungleiche Rationalisierung verschiedene Sparten führt dazu, dass<br />

die wenigen Arbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> vollautomatischen Automobil<strong>in</strong>dustrie viel verdienen, während<br />

Bauern immer stärker unter Druck geraten.<br />

Rudolf Ste<strong>in</strong>er schlug 1922 vor, den Wert des Geldes an den Weizen zu koppeln. Damals<br />

verwendeten die Bauern kaum Masch<strong>in</strong>en. So besaß 1932 nur 1 % aller Bauernhöfe <strong>in</strong><br />

Deutschland e<strong>in</strong>en Traktor. 88 Geldsche<strong>in</strong>e hätten den Wert von 1 kg, 100 kg o<strong>der</strong> 1.000 kg<br />

Weizen. Mit e<strong>in</strong>em konkreten Wert ließe sich <strong>der</strong> Wert aller Güter mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> anschaulich<br />

vergleichen. Damit könnten wir uns den Wert e<strong>in</strong>es Bildes vorstellen, für das <strong>der</strong> Künstler<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Menge Weizen erhalten hat. In unserer mechanisierten Welt könnten wir das<br />

Geld an den Wert von Weizen koppeln, <strong>der</strong> ohne Landwirtschaftsmasch<strong>in</strong>en, Kunstdünger<br />

und Insektizide angebaut wurde. Dann wäre <strong>der</strong> Wert e<strong>in</strong>es Kilos Weizen nur e<strong>in</strong> bestimmter<br />

Teil des auf dem Geld angegebenen mit ursprünglicher Methode angebauten Weizens. 89<br />

Paul Bulcke, hatte 2012 als Generaldirektor des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestle e<strong>in</strong><br />

Jahrese<strong>in</strong>kommen von 12 Millionen Schweizer Franken, das s<strong>in</strong>d 10 Millionen Euro. 90<br />

Kakaobauern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elfenbe<strong>in</strong>küste kommen auf e<strong>in</strong> Jahrese<strong>in</strong>kommen von 2.500 Euro. Das<br />

heißt, 4.000 Bauern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elfenbe<strong>in</strong>küste müssen nur für den Nestle Generaldirektor<br />

87 http://de.wikipedia.org/wiki/Reverse_Charge, abgerufen am 4.10.2011<br />

88 http://home.arcor.de/deike.nimmrichter/history.html, abgerufen am 4.10.2014<br />

89 Harald Hermann: <strong>Die</strong> Naturwährung als Maß für wirtschaftliche Leistungen, Der Europäer Juli/August 2013,<br />

Perseus Verlag Basel<br />

90 http://<strong>in</strong>vest<strong>in</strong>g.bus<strong>in</strong>essweek.com/research/stocks/people/person.asp?personId=8251118&ticker=NSRGY,<br />

abgerufen am 03.01.2014<br />

23


arbeiten. Dabei ist die unbezahlte Arbeit von zehnt<strong>aus</strong>enden Bauernk<strong>in</strong><strong>der</strong>n und <strong>in</strong> die<br />

Elfenbe<strong>in</strong>küste verschleppten K<strong>in</strong><strong>der</strong>sklaven auf Kakaofel<strong>der</strong>n nicht berücksichtigt. 91<br />

Anhänger <strong>der</strong> Dreiglie<strong>der</strong>ung wollen, dass niemand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen mehr als das 10-<br />

fache des am wenigsten verdienenden Vollzeitbeschäftigten erhält. Im November 2013<br />

lehnten 65 Prozent <strong>der</strong> Teilnehmer e<strong>in</strong>er Schweizer Volksabstimmung den Antrag <strong>der</strong><br />

Jungsozialisten ab, Topgehälter mit dem 12fachen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Arbeiterlohns zu<br />

begrenzen. 92 Im März 2013 stimmten 68 % dafür, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz künftig Gehälter und<br />

Boni <strong>der</strong> Manager von den Aktionären festgelegt werden. 93<br />

Seit den 1970er Jahren werden <strong>in</strong> den USA Managergehälter veröffentlicht. Wenn die<br />

Aufsichtsräte e<strong>in</strong>es Konzerns das Gehalt ihres Generaldirektors festlegen, orientieren sie<br />

sich seither am Durchschnittsgehalt aller Generaldirektoren. Meist genehmigen sie ihm e<strong>in</strong><br />

bisschen über dem Mittel. Sonst könnte ihnen jemand vorwerfen, sie hätten e<strong>in</strong>en<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigen CEO e<strong>in</strong>gestellt. Überdies weiß je<strong>der</strong> Kandidat, wie viel se<strong>in</strong>e Kollegen an<br />

<strong>der</strong> Spitze an<strong>der</strong>er Konzerne verdienen. Dadurch steigen die Verdienste <strong>der</strong> Topmanager<br />

immer schneller und ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage o<strong>der</strong> den Erfolg des<br />

Unternehmens. 1980 verdiente <strong>der</strong> Generaldirektor e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> 350 größten Konzerne <strong>in</strong> den<br />

USA schon das 35-fache e<strong>in</strong>es durchschnittlichen Angestellten. 2008 war dieses Verhältnis<br />

auf das 319-fache explodiert. 94 Nur e<strong>in</strong>e gesetzliche Obergrenze von Managerbezügen kann<br />

diese Entwicklung umkehren. 95<br />

Jede Tätigkeit für die Geme<strong>in</strong>schaft ist Arbeit<br />

Derzeit wird zwischen bezahlten Berufen und unbezahlten freiwilligen Tätigkeiten für<br />

Mitmenschen unterschieden. In Österreich erhält e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>erziehende Mutter von sieben<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld als die Ehefrau e<strong>in</strong>es Generaldirektors, die ebenso viele<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufzieht. Der Gutverdienende kann aber se<strong>in</strong>en Aufwand für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung von<br />

<strong>der</strong> Steuer absetzen. Der Mehrk<strong>in</strong><strong>der</strong>zuschlag auf das K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld wurde <strong>in</strong> Österreich<br />

abgeschafft. Ehrenamtliche arbeiten <strong>in</strong> Österreich für Kunst, Kultur, Unterhaltung, Sport, ihre<br />

Kirche, Rettung, Feuerwehr, Sterbebegleitung und Katastrophenhilfe so viel wie 400.000<br />

Vollbeschäftigte. 96 Kranke, Alte, Abhängige und Vere<strong>in</strong>samte bräuchten mehr Betreuung.<br />

Manch e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er könnte durch Studium o<strong>der</strong> Weiterbildung se<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesellschaft f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong>se Tätigkeiten sollten als Beruf anerkannt und entlohnt werden.<br />

Der militärisch-<strong>in</strong>dustrielle Komplex verbraucht e<strong>in</strong>en beträchtlichen Teil des<br />

Volksvermögens, ohne <strong>der</strong> Bevölkerung e<strong>in</strong>es Landes, das nicht von militärischen Angriffen<br />

bedroht ist, zu nutzen. Österreich ist neutral und nur von an<strong>der</strong>en EU-Mitgliedsstaaten<br />

umgeben. Da die Mehrheit <strong>der</strong> Österreicher sich nicht an Angriffskriegen <strong>der</strong> NATO<br />

beteiligen will, gehört das Bundesheer abgeschafft. Um e<strong>in</strong>en Bruchteil des e<strong>in</strong>gesparten<br />

Geldes könnten Berufsfeuerwehren die Aufgaben <strong>der</strong> Katastrophenhilfe übernehmen. Ob als<br />

Ersatz e<strong>in</strong> Zivildienst für alle Jugendlichen e<strong>in</strong>geführt wird, wäre demokratisch zu<br />

entscheiden.<br />

Verschiedene Industriezweige und Auswüchse helfen wenigen Reichen auf Kosten <strong>der</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>heit: Firmen zum Anlegen von Vermögen, Werbung die mehr ist als<br />

91 http://www.geol<strong>in</strong>de.mus<strong>in</strong>.de/afrika/html/t_afr_schoko_k<strong>in</strong><strong>der</strong>sklaven.htm, abgerufen am 03.01.2014<br />

92 http://<strong>der</strong>standard.at/1385168587004/Exit-Polls-Schweizer-lehnen-Begrenzung-von-Managergehaeltern-ab,<br />

abgerufen am 03.01.2014<br />

93 http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-03/schweiz-manager-boni-volksabstimmung, abgerufen am 03.01.2014<br />

94 http://www.heise.de/tp/artikel/33/33336/1.html, abgerufen am 23.03.2014<br />

95 http://www.taz.de/!128120/, abgerufen am 09.02.2014 abgerufen am 03.01.2014<br />

96 http://salzburg.orf.at/stories/490841, abgerufen am 24.08.2011<br />

24


Produkt<strong>in</strong>formation, die Verpackungs<strong>in</strong>dustrie, das Herstellen von kurzlebigen Geräten und<br />

Kleidungen.<br />

Mischt sich <strong>der</strong> Staat nicht mehr <strong>in</strong> Wirtschaft und Geistesleben e<strong>in</strong>, könnte die Anzahl <strong>der</strong><br />

Beamten und damit die Steuerquote stark reduziert werden. Überdies würden die Bürger<br />

nicht mehr so stark gegängelt werden. Vieles könnte die Wirtschaft besser und billiger regeln<br />

als <strong>der</strong> Staat, wenn <strong>der</strong> Staat die Wirtschaft auf ihren Bereich zurückdrängt, ihr die<br />

notwendigen strikten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gibt und ihre E<strong>in</strong>haltung wirksam kontrolliert.<br />

För<strong>der</strong>ungen schaden allen<br />

In Österreich haben Staat und Bundesbahn e<strong>in</strong>en Schuldenberg aufgetürmt, <strong>der</strong> auch<br />

langfristig kaum abbaubar ist. Trotzdem geben sie unvorstellbar viel Geld für<br />

Bahnhofsneubauten <strong>aus</strong>. Anlageberater verkaufen Illusionen. Lobbyisten sorgen dafür, dass<br />

die Staaten und das Geistesleben noch stärker vom F<strong>in</strong>anzmarkt und von großen Konzernen<br />

abhängig werden.<br />

<strong>Die</strong> EU hat mit viel Geld die größte Joghurt-Fabrik Europas <strong>in</strong> Griechenland geför<strong>der</strong>t.<br />

Seitdem wird Milch <strong>aus</strong> Österreich, Deutschland, Skand<strong>in</strong>avien und den Nie<strong>der</strong>landen <strong>in</strong><br />

Tankwagen nach Griechenland, werden die fertigen Joghurts <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en LKWs zurück <strong>in</strong> die<br />

Ursprungslän<strong>der</strong> verfrachtet. Das verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t die Frische und Qualität unserer Lebensmittel.<br />

<strong>Die</strong> vielen unnötigen LKW-Transporte verschl<strong>in</strong>gen Geld und Rohstoffe, schaden Umwelt<br />

und Straßen. 97<br />

In den 1990er Jahren för<strong>der</strong>te die EU die Errichtung des Nokia Mobiltelephon-Werks <strong>in</strong><br />

Bochum <strong>in</strong> Deutschland mit 88 Millionen Euro. 2007 erzielte Nokia Rekordgew<strong>in</strong>ne. 2008<br />

schloss <strong>der</strong> Konzern das Werk und ließ sich die Errichtung e<strong>in</strong>er neuen Fabrik <strong>in</strong> Rumänien<br />

för<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> Rumänien niedrigeren Löhne machen nur fünf Prozent <strong>der</strong> Herstellungskosten<br />

e<strong>in</strong>es Mobiltelefons <strong>aus</strong>. 98 Es ist Vernichtung von Natur, Arbeit und Vermögen, wenn die EU<br />

mit Gel<strong>der</strong>n, die zu e<strong>in</strong>em großen Teil <strong>aus</strong> Deutschland kommen, die Verschrottung e<strong>in</strong>er<br />

mo<strong>der</strong>nen deutschen Fabrik bewirkt.<br />

<strong>Die</strong> För<strong>der</strong>ung unserer Lebensmittel führt dazu, dass Supermärkte Lebensmittel wie<br />

Semmeln o<strong>der</strong> Mohnweckerln <strong>in</strong> größeren E<strong>in</strong>heiten verkaufen. Konsumenten werfen e<strong>in</strong>en<br />

beträchtlichen Anteil davon <strong>in</strong> den Müll. Trotz des Hungers <strong>in</strong> aller Welt wird viele wertvolle<br />

Nahrung zur Stabilisierung <strong>der</strong> Preise vernichtet. An<strong>der</strong>e verdirbt <strong>in</strong> Supermärkten, bei<br />

Hotels und Privaten o<strong>der</strong> wird zu Biosprit verarbeitet. <strong>Die</strong> EU för<strong>der</strong>t jeden Quadratmeter<br />

Anbaufläche. <strong>Die</strong> Höhe dieser För<strong>der</strong>ung variiert je nachdem, was angebaut wird. Sie wird<br />

jedes Jahr neu festgesetzt. Bauern mancher Landstriche bauen unabhängig von Klima,<br />

Boden und Bedarf das an, was die EU gerade am meisten för<strong>der</strong>t. Manche leben von <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung, ohne zu ernten.<br />

Wohnbauför<strong>der</strong>ung ist <strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>e För<strong>der</strong>ung von Baufirmen und Wohnbaugesellschaften.<br />

Für Familien, die Umwelt und auch für die Vollbeschäftigung wäre es besser,<br />

Erwerb und Adaptierung von Altbauten gleich wie Neubauten zu behandeln.<br />

Alternative Stromerzeugung wird durch Zuschüsse zur Errichtung und/o<strong>der</strong> zum<br />

e<strong>in</strong>gespeisten Strom geför<strong>der</strong>t. Nutznießer s<strong>in</strong>d Konzerne, die Solarzellen, W<strong>in</strong>drä<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

Biokraftwerke herstellen. Oft erreichen Lobbyisten <strong>in</strong> Brüssel, dass nur Erzeugnisse e<strong>in</strong>es<br />

o<strong>der</strong> mehrerer mult<strong>in</strong>ationaler Konzerne geför<strong>der</strong>t werden. <strong>Die</strong>se Wettbewerbsverzerrung<br />

97 http://www.demokratiezentrum.org/fileadm<strong>in</strong>/media/pdf/transit_und_fernfahrer.pdf, abgerufen am<br />

23.03.2014<br />

98 http://de.wikipedia.org/wiki/Nokia-Werk_Bochum, abgerufen am 12.09.2011<br />

25


garantiert diesen Konzernen e<strong>in</strong>en Umsatz ohne Verbesserung o<strong>der</strong> Verbilligung des<br />

Produkts. Mitbewerber scheitern oft mit <strong>in</strong>novativeren und kostengünstigeren Ideen.<br />

Subventionen reduzieren die Leistungsbereitschaft <strong>der</strong> Empfänger. Sowohl Kosten für<br />

Forschung und Entwicklung als auch das Risiko werden von <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit getragen,<br />

Gew<strong>in</strong>ne werden privatisiert. Leistungsfähige Unternehmen zahlen für subventionierte.<br />

Manager können auf Kosten <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit Belegschaft und Geldgeber bei Laune halten<br />

und ihre <strong>Fehler</strong> vertuschen. <strong>Die</strong> stärkere För<strong>der</strong>ung von Großunternehmen führt zu e<strong>in</strong>er<br />

Konzentration von Kle<strong>in</strong>- zu Großunternehmen. Werden unrentable Arbeitsplätze durch<br />

Subventionen künstlich länger am Leben erhalten, brechen dadurch bisher rentable<br />

Wirtschaftse<strong>in</strong>heiten zusammen. Meist werden Subventionen nicht gewährt, weil und wo sie<br />

ökonomisch bzw. ökologisch s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n, weil sich Politiker von ihnen Vorteile<br />

versprechen. 99 Subventionen, För<strong>der</strong>ungen und Beihilfen führen zu e<strong>in</strong>er Vernichtung von<br />

Volksvermögen, Arbeit und Rohstoffen, Schädigung <strong>der</strong> Wirtschaft und letztendlich zu e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Umverteilung zu den Geldgebern. Daher sollten sie beseitigt werden. Patente und<br />

Urheberrechte werden spätestens e<strong>in</strong>ige Jahrzehnte nach dem Tod des Autors o<strong>der</strong><br />

Erf<strong>in</strong><strong>der</strong>s zu Privilegien, die die Allgeme<strong>in</strong>heit schädigen. Sie sollten e<strong>in</strong>geschränkt und<br />

zeitlich begrenzt werden.<br />

Auch <strong>in</strong>direkte Subventionen sollten abgeschafft werden. Atomkraftwerke wurden auf Kosten<br />

<strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit entwickelt. <strong>Die</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit trägt fast das gesamte Risiko und nahezu<br />

alle Kosten von Unfällen 100 und Endlagerung des radioaktiven Abfalls, für die es nach wie vor<br />

ke<strong>in</strong>en praktikablen Plan gibt. 101 Nach den Unfällen <strong>der</strong> Atomkraftwerke <strong>in</strong> Tschernobyl und<br />

Fukushima besteht genug Erfahrung, um den Gesamtschaden von großen Unfällen<br />

abzuschätzen, die trotz strenger Sicherheitsauflagen immer wie<strong>der</strong> auftreten. Dazu kommen<br />

Umweltschäden und e<strong>in</strong> statistisch messbarer Anstieg von an Leukämie gestorbenen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von Kernkraftwerken. 102 Der radioaktive Abfall kann nie mehr abgebaut<br />

werden. 103 <strong>Die</strong> Strahlung von Jod 129 halbiert sich alle 15,7 Millionen Jahre. Tatsächlich ist<br />

Nuklearenergie die teuerste Energieform. Ohne versteckte Subventionen müsste je<strong>der</strong><br />

Atomkraftwerksbetreiber bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>speisung e<strong>in</strong>er Kilowattstunde – die im Großhandel 0,06 €<br />

br<strong>in</strong>gt 104 – 1,00 € für die Endlagerung und 1,00 € als Abgeltung für Unfälle und<br />

Umweltschäden <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit vergüten. Der Aufschlag für Umweltschäden bei <strong>der</strong><br />

Stromerzeugung <strong>aus</strong> Erdöl o<strong>der</strong> Kohle könnte bei 0,02 € je Kilowattstunde liegen. Derzeit<br />

verdienen Atomkraftwerksbetreiber für e<strong>in</strong> abgeschriebenes Atomkraftwerk 1 Million € am<br />

Tag. Bei Kostenwahrheit wäre die Industrie motiviert, ernsthafte Alternativen zu Atom- und<br />

kalorischen Kraftwerken zu entwickeln und im großen Maßstab zu betreiben. Solange<br />

Stromerzeugung und Energieumwandlung geför<strong>der</strong>t werden, ist die Gier <strong>der</strong> Konzerne nach<br />

Subventionen größer als ihr Bestreben, kostengünstig und sicher zu produzieren.<br />

Der LKW-Verkehr würde spürbar reduziert, wenn die Frächter die von ihm hervorgerufenen<br />

Umweltschäden samt <strong>der</strong> anteiligen Kosten für Straßenbau und –erhaltung laufend auf die<br />

Transportkosten aufschlagen und an die Öffentlichkeit abführen müssten.<br />

Manche Technologien bergen e<strong>in</strong> so großes Risiko, dass sie auf ke<strong>in</strong>en Fall genutzt werden<br />

sollten. Dazu zählen Giftmülllager im Meer und Atomkraftwerke gen<strong>aus</strong>o wie<br />

99 Walter Kortmann: Subventionen: <strong>Die</strong> verkannten Nebenwirkungen,<br />

www.wirtschaftsdienst.eu/downloads/getfile.php?id=1078, abgerufen am 04.01.2012<br />

100 http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk, abgerufen am 06.01.2012<br />

101 http://de.wikipedia.org/wiki/Atomm%C3%BCll#Kosten, abgerufen am 06.01.2012<br />

102 http://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-20100317939/4/BfS_2007_KiKK-Studie.pdf, abgerufen<br />

am 06.01.2012<br />

103 <strong>Die</strong> Warnung von Fukushima, Naturgeister 19, Flensburger Hefte, Son<strong>der</strong>heft 29, ISBN 978-3-935679-67-1,<br />

Seite 19<br />

104 http://oliver-krischer.eu/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/gruene_btf_krischer/2010/StrompreisStudie.pdf,<br />

abgerufen am 17.09.2011<br />

26


Energieför<strong>der</strong>ungen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Tiefsee. 2000 m unter <strong>der</strong> Meeresoberfläche herrscht e<strong>in</strong> Druck<br />

von 200 bar. Das Erdöl-/Erdgasgemisch im Inneren erzeugt e<strong>in</strong>en gleich großen<br />

Gegendruck. Nimmt dieser Gegendruck durch die För<strong>der</strong>ung ab, verän<strong>der</strong>n sich die<br />

Druckverhältnisse des Untergrunds e<strong>in</strong>es größeren Gebietes. Vielleicht wird die Höhle mit<br />

Wasser gefüllt. Vielleicht bricht <strong>der</strong> Untergrund e<strong>in</strong> und Öl wird <strong>in</strong> das offene Meer gespült.<br />

Vielleicht entstehen Flutwellen o<strong>der</strong> Hangrutschungen am Meeresgrund. Niemand kann<br />

diesen langsamen Prozess abschätzen. 105<br />

Gentechnik tötet Regenwäl<strong>der</strong> und Menschen<br />

Großkonzerne wie Monsanto o<strong>der</strong> Syngenta verän<strong>der</strong>n gentechnisch das Erbgut von<br />

Pflanzen, damit ihnen bestimmte Schädl<strong>in</strong>gs- und Unkrautvernichtungsmittel nicht schaden.<br />

<strong>Die</strong> so verän<strong>der</strong>ten Pflanzen werden patentiert. Tierversuche haben gezeigt, dass Gen-Mais<br />

krankt macht. 106 Gen-Pflanzen sollten daher nicht als Tiernahrung und schon gar nicht als<br />

Lebensmittel für Menschen zugelassen werden. Seit dem Mittelalter wurden <strong>in</strong> Europa auf<br />

e<strong>in</strong>em Feld jedes Jahr an<strong>der</strong>e Pflanzen angebaut. Durch die richtige Fruchtfolge konnte sich<br />

<strong>der</strong> Boden regenerieren und kam mit wenig Dünger <strong>aus</strong>. Schädl<strong>in</strong>ge nahmen nicht überhand,<br />

da im folgenden Jahr ihre Wirtspflanzen fehlten. Jetzt versprechen die Agrar-Riesen mit<br />

e<strong>in</strong>er Monokultur und Chemiekeulen vergrößerte Erträge bei weniger Arbeit. Mit ihren Giften<br />

töten sie aber nicht nur Schädl<strong>in</strong>ge, son<strong>der</strong>n auch Bienen, Marienkäferlarven, Regenwürmer,<br />

Florfliegen, Schmetterl<strong>in</strong>ge und an<strong>der</strong>e Nützl<strong>in</strong>ge.<br />

In ländlichen Regionen Late<strong>in</strong>amerikas, <strong>in</strong> denen Glyphosat-resistente Pflanzen angebaut<br />

werden, wird das von Monsanto vertriebene Unkrautvernichtungsmittel Roundup nahezu<br />

flächendeckend von Flugzeugen versprüht. Dort hat sich von 2000 bis 2009 die Krebsrate<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n verdreifacht. Fehlgeburten und Fehlbildungen stiegen nahezu um das Vierfache<br />

an. 107 Nach e<strong>in</strong>igen Jahren Monokultur mit genverän<strong>der</strong>tem Saatgut und Chemiekeulen ist<br />

<strong>der</strong> Boden <strong>aus</strong>gelaugt, erodiert und unfruchtbar. <strong>Die</strong> Erfahrung mit Penizill<strong>in</strong> zeigt, dass<br />

unerwünschte Schädl<strong>in</strong>ge gegen jedes Gift resistent werden. Dann ist e<strong>in</strong> Monokultur-Anbau<br />

nicht mehr möglich. <strong>Die</strong> weltweite Nahrungsproduktion wird stark zurückgehen<br />

Für jedes Kilo Sojabohnen werden 10 Kilo Erde geopfert. M<strong>in</strong>destens 21 Millionen Hektar<br />

Regenwald <strong>in</strong> Brasilien, 14 Millionen Hektar <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien und je zwei Millionen Hektar <strong>in</strong><br />

Paraguay und Bolivien wurden bereits abgeholzt, um Sojafel<strong>der</strong> anzulegen. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger<br />

Mensch kann 500 Hektar Sojafel<strong>der</strong> bewirtschaften. Deshalb wird die ländliche, meist<br />

<strong>in</strong>digene Bevölkerung von ihrem Land vertrieben. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Brasilien waren es bis 2007<br />

300.000 Menschen <strong>in</strong> Rio Grande do Sul sowie 2,5 Millionen <strong>in</strong> Paraná. 108<br />

Vor etwa 10.000 Jahren begannen die Menschen systematisch Pflanzen anzubauen.<br />

Verschiedene Sorten s<strong>in</strong>d an den Ort und das Klima angepasst o<strong>der</strong> gegen bestimmte<br />

Schädl<strong>in</strong>ge und Krankheiten resistent. Durch die Konzentration auf wenige Gentechniksorten<br />

werden alte<strong>in</strong>gesessene Sorten zurückgedrängt und vergessen. Inzwischen s<strong>in</strong>d sogar<br />

Saatgutbanken mit genmanipulierten Samen kontam<strong>in</strong>iert. 109<br />

E<strong>in</strong>e Handvoll Agrarkonzerne drängen den Ärmsten dieser Welt mit Lügen und beim E<strong>in</strong>stieg<br />

sehr niedrigen Preisen genmanipulierte Samen auf. In den kommenden Jahren wird das<br />

Saatgut so manipuliert, dass es nach <strong>der</strong> ersten Ernte entwe<strong>der</strong> unfruchtbar ist o<strong>der</strong> nur mit<br />

105 Ölpest, Naturgeister 15, Flensburger Hefte, Son<strong>der</strong>heft 27, ISBN 978-3-935679-59-6, Seiten 89 bis 91<br />

106 http://www.zentrum-<strong>der</strong>-gesundheit.de/gmo-ia.html, abgerufen am 04.01.2014<br />

107 http://umwelt<strong>in</strong>stitut.org/gentechnik/aktionen/h<strong>in</strong>tergrund-roundup-912.html, abgerufen am 06.01.2014<br />

108 http://land-grabb<strong>in</strong>g.de/triebkraefte/futtermittel/fallbeispiel-sojaproduktion-<strong>in</strong>-late<strong>in</strong>amerika, abgerufen<br />

am 06.01.2014<br />

109 http://umwelt<strong>in</strong>stitut.org/gentechnik/allgeme<strong>in</strong>es-gentechnik/folgen-<strong>der</strong>-gentechnik-472.html, abgerufen<br />

am 04.01.2014<br />

27


teuren Chemikalien reaktiviert werden kann. <strong>Die</strong> Bauern müssen <strong>in</strong> Zukunft jedes Jahr neues<br />

Saatgut und teure Insektizide und Pestizide kaufen und geraten dadurch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sichere<br />

Schuldknechtschaft. <strong>Die</strong> Behandlung von konventionellem Saatgut mit elektrischen Fel<strong>der</strong>n<br />

zeigt erfolgsversprechende Erntesteigerungen („Urzeit-Code“). Derlei Ansätze werden seit<br />

Jahren ignoriert, da sie den teuflischen Plan dieser Agrarkonzerne durchkreuzen könnten,<br />

sich noch mehr als bisher auf Kosten <strong>der</strong> gesamten Menschheit zu bereichern. 110<br />

Ohne För<strong>der</strong>ung von Anbauflächen und bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Umweltschäden ist<br />

biologische Nahrung billiger als groß<strong>in</strong>dustriell erzeugte. Sie schmeckt besser und ist<br />

hochwertiger und gesün<strong>der</strong>. Da biologische Landwirtschaft arbeits<strong>in</strong>tensiver ist als<br />

herkömmliche, schafft ihre Ausweitung Arbeitsplätze.<br />

Niemand würde die Risiken von genmanipuliertem Saatgut tragen, wenn alle Beteiligten vom<br />

Hersteller über die Lieferanten bis zum Bauern für sämtliche Schäden zu ungeteilter Hand<br />

und ohne zeitliche Begrenzung haften müssten.<br />

Wir Menschen haben die Erde an den Rand des Abgrundes gebracht. <strong>Die</strong> Gier nach<br />

kurzfristigen Gew<strong>in</strong>nen führte dazu, dass die Meere weitgehend mit Schleppnetzen<br />

leergefischt s<strong>in</strong>d. Noch immer werden Regenwäl<strong>der</strong> vernichtet. Über 100 Millionen Tonnen<br />

Kunststoffmüll drehen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Strudel im Pazifik. 111 Mit <strong>der</strong> Gentechnik und<br />

an<strong>der</strong>en Methoden, die wir nicht beherrschen, nehmen wir <strong>der</strong> Erde Fruchtbarkeit und<br />

vermehren Missernten, Allergien und Krankheiten. Stickstoffdünger vermehrt nur den<br />

materiellen Teil <strong>der</strong> Pflanzen. Daher ernährt uns unsere Nahrung immer schlechter.<br />

1650 lebte e<strong>in</strong>e halbe Milliarde Menschen auf <strong>der</strong> Erde, 1800 e<strong>in</strong>e Milliarde, 1900 1,6<br />

Milliarden, 2011 sieben Milliarden Menschen. Fortschritte <strong>der</strong> Hygiene und <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong><br />

ermöglichten diese Bevölkerungsexplosion. Mit <strong>der</strong> Erf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Dampfmasch<strong>in</strong>e begann <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> zweiten Hälfte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Industrialisierung. Heute folgen immer mehr<br />

bevölkerungsreiche Staaten wie Ch<strong>in</strong>a und Indien <strong>unserem</strong> Beispiel und erzeugen die<br />

meisten Güter <strong>in</strong>dustriell – allerd<strong>in</strong>gs mit wesentlich niedrigeren Umwelt- und<br />

Sicherheitsstandards als wir Westeuropäer. Entsprechend unangenehm ist <strong>der</strong> Smog <strong>in</strong><br />

vielen Städten. <strong>Die</strong> Zunahme Wohlhaben<strong>der</strong> <strong>in</strong> diesen Län<strong>der</strong>n lässt e<strong>in</strong>e rasche Zunahme<br />

von Autos und Mopeds erwarten.<br />

Der Golfstrom transportiert warmes Wasser von <strong>der</strong> Karibik über den Atlantik <strong>in</strong> den Norden.<br />

Dort kühlt es ab und taucht <strong>in</strong> die Tiefe. Durch die Klimaerwärmung wird <strong>der</strong> Golfstrom <strong>in</strong><br />

nicht allzu ferner Zukunft zu fließen aufhören. Vulkanasche und <strong>der</strong> von uns Menschen<br />

erzeugte Smog verstärken diese Wirkung. Weite Gebiete Europas und Nordamerikas<br />

werden vereisen. Der Rückgang von Ackerbau und Viehzucht wird zu dramatischen<br />

Hungerkatastrophen führen. Es ist daher höchste Zeit, dass wir so wie unsere Vorfahren <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>klang mit <strong>der</strong> Natur leben.<br />

Solange wir die Schöpfermächte verleugnen und mit dem uns Anvertrauten nicht sorgsam<br />

umgehen, darf es uns nicht wun<strong>der</strong>n, dass sie uns immer drastischer auf sich aufmerksam<br />

machen. Dazu haben sie viele Möglichkeiten: Von Vulkan<strong>aus</strong>brüchen über Fluten und<br />

Tsunamis bis zu E<strong>in</strong>schlägen größerer Meteoriten.<br />

Klima-Zertifikate s<strong>in</strong>d Betrug<br />

Viele Umweltaktivitäten s<strong>in</strong>d Geschäftemacherei. Beim dualen Abfallsammelsystem trennen<br />

die H<strong>aus</strong>halte den Müll. <strong>Die</strong> verschiedenen Sorten werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sortieranlage auf e<strong>in</strong>en<br />

110 Luc Bürg<strong>in</strong>: Der Urzeit-Code, 2. Auflage, Herbig Verlag, München, 2007, ISBN: 978-3776625349<br />

111 http://de.wikipedia.org/wiki/Plastikm%C3%BCll_<strong>in</strong>_den_Ozeanen, abgerufen am 06.04.2012<br />

28


geme<strong>in</strong>samen Haufen geschüttet und nochmals sortiert. Tetrapak Getränkekartons bestehen<br />

<strong>aus</strong> Karton (75 %), zwei verschiedenen Kunststoffen und e<strong>in</strong>er Alum<strong>in</strong>iumfolie. Um sie<br />

wie<strong>der</strong>zuverwerten, werden <strong>in</strong> Österreich Sammelboxen <strong>aus</strong> Karton angefertigt, bedruckt<br />

und an alle H<strong>aus</strong>halte verteilt. Viele H<strong>aus</strong>frauen waschen die Milchpackerln – oft mit<br />

warmem Wasser. Getränkekartons werden mit Kraftfahrzeugen e<strong>in</strong>gesammelt. In Frohnleiten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Steiermark werden Kartonfasern her<strong>aus</strong>gewaschen, die zu Eierkartons o<strong>der</strong> WC-<br />

Papier verarbeitet werden. <strong>Die</strong> Kunststoffe werden verbrannt, die Alum<strong>in</strong>iumreste als<br />

Bauxitersatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zementherstellung e<strong>in</strong>gesetzt. 112 <strong>Die</strong> <strong>in</strong> Deutschland gesammelten<br />

Getränkekartons werden <strong>in</strong> Spanien recycelt. Manche Menschen denken, Mülltrennen wiege<br />

unseren Raubbau an <strong>der</strong> Natur auf. An<strong>der</strong>e bezweifeln die Wirkung dieser Maßnahmen und<br />

lehnen Umweltschutz ab.<br />

Milliarden Menschen wohnen <strong>in</strong> Städten und wünschen sich schönes, warmes, trockenes<br />

Wetter. Wenn dieser Wunsch <strong>in</strong> Erfüllung geht, sollten wir nicht das Treibh<strong>aus</strong>gas<br />

Kohlendioxyd - CO 2 - dafür verantwortlich machen. CO 2 ist ke<strong>in</strong> Schadstoff, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Grundlage des Lebens <strong>der</strong> Pflanzen und damit auch <strong>der</strong> Tiere und Menschen. <strong>Die</strong><br />

Bewohner e<strong>in</strong>es gemäßigten Klimas lieben warmes Wetter. Daher verbr<strong>in</strong>gen viele Europäer<br />

und Nordamerikaner ihren Urlaub, ihren Ruhestand im Süden.<br />

Methan, das unter an<strong>der</strong>em bei <strong>der</strong> Massentierhaltung entsteht und von Vulkanen freigesetzt<br />

wird, ist e<strong>in</strong> 25 Mal so wirksames Treibh<strong>aus</strong>gas wie CO 2 . 113 Im Gegensatz zu CO 2 lassen<br />

sich we<strong>der</strong> das Freisetzen von Methan noch Waldrodungen ohne grundlegende Än<strong>der</strong>ung<br />

unserer Lebensweise kommerziell <strong>aus</strong>schlachten.<br />

Vor 4 Milliarden Jahren waren 10 % <strong>der</strong> Atmosphäre CO 2 114 . Ständig wird Kohlenstoff <strong>in</strong> Kalk<br />

und an<strong>der</strong>en Geste<strong>in</strong>en gebunden. Dadurch ist <strong>der</strong> CO 2 -Gehalt <strong>der</strong> Atmosphäre auf 0,04<br />

% 115 gesunken. In e<strong>in</strong>er halben Million Jahren wird er so ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>, dass Menschen nicht<br />

mehr auf <strong>der</strong> Erde leben können. Im Wasser des Meeres, <strong>der</strong> Seen und <strong>der</strong> Wolken ist 50-<br />

mal mehr CO 2 gespeichert als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft. Wird die obere Schicht dieses Wassers erwärmt,<br />

gibt sie CO 2 <strong>in</strong> die Atmosphäre ab. Das können wir leicht beobachten, wenn wir e<strong>in</strong>e kalte<br />

und e<strong>in</strong>e warme M<strong>in</strong>eralwasserflasche öffnen, die nicht geschüttelt wurden. Das kühlere<br />

Wasser speichert mehr CO 2 . Daher sprudelt die wärmere Flasche stärker. Erwärmt sich die<br />

Erde, kann ihr Wasser nicht mehr so viel CO 2 speichern. Der CO 2 -Gehalt <strong>der</strong> Luft steigt. <strong>Die</strong><br />

Zunahme von CO 2 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre ist daher e<strong>in</strong>e Folge - und nicht die Ursache - <strong>der</strong><br />

Klimaerwärmung. Aus Bohrkernen vom Eis <strong>der</strong> Polkappen schließt man, dass über lange<br />

Zeiträume Temperaturän<strong>der</strong>ungen erst nach 8.000 Jahre zu entsprechenden Än<strong>der</strong>ungen<br />

des CO 2 -Gehalt <strong>der</strong> Atmosphäre geführt haben.<br />

Entsprechend dem <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong> Wissenschaft hätte e<strong>in</strong>e Reduktion des CO 2 -<br />

Gehalts <strong>der</strong> Luft 116 zur Folge, dass die Menschheit früher <strong>aus</strong>stirbt. Auswan<strong>der</strong>n auf e<strong>in</strong>en<br />

an<strong>der</strong>en Planeten ist nicht möglich. In <strong>unserem</strong> Sonnensystem sterben Menschen ohne<br />

Lebenserhaltungssystem nur auf <strong>der</strong> Erde nicht sofort. E<strong>in</strong>e bemannte Raumfahrt zu<br />

an<strong>der</strong>en Sternen benötigt so viel Energie, dass sie nicht möglich ist – egal wie sehr sich die<br />

Antriebstechnik verbessert. 117<br />

Menschen erzeugen 3 % aller bekannten CO 2 Emissionen. <strong>Die</strong> natürlichen CO 2 Emissionen<br />

schwanken sehr stark. <strong>Die</strong> Sonnenfleckenaktivität schwankt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 11-, 22- und 80-<br />

jährigen Zyklus. Bei ger<strong>in</strong>ger Sonnenaktivität s<strong>in</strong>kt die Durchschnittstemperatur <strong>der</strong> Erde.<br />

112 http://www.duh.de/pressemitteilung.html?tx_ttnews[tt_news]=2114, abgerufen am 24.11.2011<br />

113 http://de.wikipedia.org/wiki/Treibh<strong>aus</strong>gas, abgerufen am 05.01.2014<br />

114 http://de.wikipedia.org/wiki/Uratmosph%C3%A4re, abgerufen am 31.08.2012<br />

115 http://de.wikipedia.org/wiki/Erdatmosph%C3%A4re , abgerufen am 31.08.2012<br />

116 http://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Abscheidung_und_-Speicherung, abgerufen am 05.01.2014<br />

117 http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/08/17/uber-die-be<strong>in</strong>ahe-unmogliche-<strong>in</strong>terstellareraumfahrt,<br />

abgerufen am 05.01.2014<br />

29


Eis- und Warmzeiten könnten Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erdumlaufban und <strong>der</strong> Erdachse folgen. 118<br />

Der Treibh<strong>aus</strong>effekt wurde nicht beobachtet, son<strong>der</strong>n mit Klimamodellen errechnet. <strong>Die</strong>se<br />

stellen naturgemäß e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> Zusammenhänge dar und s<strong>in</strong>d von<br />

angenommenen Parametern abhängig. Es gibt ke<strong>in</strong>e Theorie, die schlüssig zeigt, dass die<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Konzentration e<strong>in</strong>es durchsichtigen Gases, das schwerer als Luft ist und nur<br />

ihren 2.500sten Teil <strong>aus</strong>macht, Menschen, Tiere und Pflanzen tatsächlich bedroht.<br />

Wie soll es möglich se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, kurzzeitige Umkehr e<strong>in</strong>es gewaltigen, Milliarden<br />

von Jahren anhaltenden Trends das gesamte <strong>System</strong> zum Kollaps br<strong>in</strong>gt? Me<strong>in</strong>e Fragen an<br />

deutsche und österreichische Universitäts<strong>in</strong>stitute, die sich mit Klimaschutz befassen,<br />

wurden – falls überhaupt – mit Broschüren e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>isteriums o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Klimaexperten<br />

beantwortet, die nicht auf sie e<strong>in</strong>gehen. <strong>Die</strong> Behauptung, das von Menschen freigesetzte<br />

CO 2 wäre Ursache <strong>der</strong> Klimaerwärmung, ist e<strong>in</strong> „Geheimnis des Glaubens“, das ke<strong>in</strong><br />

Wissenschaftler begründen kann o<strong>der</strong> will.<br />

Der Handel mit CO 2 -Emissionszertifikaten ist e<strong>in</strong> riesiges Geschäft. Er schädigt die<br />

Wirtschaft <strong>der</strong> Europäischen Union und an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong> und erschwert armen Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en<br />

Weg <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Armut und Zugang zur Technologie. Wie mit manch an<strong>der</strong>er Umweltmaßnahme<br />

werden mit <strong>der</strong> CO 2 –Hysterie viele Menschen kle<strong>in</strong> gehalten. So kann die<br />

angloamerikanische Hochf<strong>in</strong>anz ihre Weltherrschaft auch nach dem Zusammenbruch des<br />

Schreckgespenstes Kommunismus aufrechterhalten. 119 Notwendig wäre es, Brandrodungen,<br />

das Abholzen von Regenwäl<strong>der</strong>n, nicht nachhaltigen Fischfang und<br />

Umweltverschmutzungen wirksam zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Wir sollten aufhören, e<strong>in</strong><br />

Wirtschaftswachstum anzustreben. Je<strong>der</strong> kann beten, meditieren, Flugreisen und<br />

Autofahrten e<strong>in</strong>schränken, se<strong>in</strong>en Konsum und den Verbrauch von Energie, Plastik und<br />

Kunststoff reduzieren. Wir sollten mit Mitmenschen liebevoll, mit Tieren, Pflanzen und<br />

Rohstoffen sorgfältig und sparsam umgehen und <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> unterentwickelten<br />

Län<strong>der</strong> als gleichberechtigten Menschen entgegentreten. Entwicklungshilfe sollte nicht<br />

Menschen e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Kultur e<strong>in</strong>e Lebensweise aufzw<strong>in</strong>gen, die bei uns gescheitert ist.<br />

Al Gore war von 1993 bis 2001 Vizepräsident <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten. Se<strong>in</strong>e Vorträge über<br />

e<strong>in</strong>en durch Treibh<strong>aus</strong>gase <strong>aus</strong>gelösten Klimawandel fasste er 2006 im Film „E<strong>in</strong>e<br />

unbequeme Wahrheit“ (An Inconvenient Truth) zusammen. <strong>Wege</strong>n e<strong>in</strong>igen <strong>Fehler</strong>n und<br />

Übertreibungen darf dieser Film <strong>in</strong> britischen Schulen nicht ohne Richtigstellungen gezeigt<br />

werden. 2007 erhielt Al Gore für ihn den Oscar für den besten Dokumentarfilm und<br />

zusammen mit dem Weltklimarat IPCC den Friedensnobelpreis. Gores Investmentfonds GIM<br />

besitzt Anteile an <strong>der</strong> Chicago Climate Exchange, <strong>der</strong> amerikanischen Term<strong>in</strong>börse für den<br />

Handel mit Emissionsrechten und diese die Hälfte <strong>der</strong> European Climate Exchange. 120 Seit<br />

se<strong>in</strong>em Ausscheiden <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Politik konnte Al Gore se<strong>in</strong>en Privatbesitz hauptsächlich mit<br />

Umweltgeschäften auf 100 Millionen Dollar verfünfzigfachen. 121<br />

Im Kyoto-Protokoll verpflichteten sich 1997 e<strong>in</strong>ige Industriestaaten, den Ausstoß ihrer<br />

Treibh<strong>aus</strong>gase zu reduzieren. <strong>Die</strong> USA haben das Protokoll zwar unterzeichnet, aber nicht<br />

ratifiziert. Auch als Al Gore Vizepräsident war, wurde es dem Senat nie zur Abstimmung<br />

vorgelegt. 122<br />

<strong>Die</strong> Erdöl<strong>in</strong>dustrie möchte über e<strong>in</strong>e längere Zeit weniger Öl teurer verkaufen. <strong>Die</strong> Klima-<br />

Hysterie und <strong>der</strong> Handel mit CO 2 -Zertifikaten helfen ihr, dieses Ziel zu erreichen. Viele<br />

118 http://www.skepticalscience.com/translation.php?a=53&l=6, abgerufen am 07.04.2012<br />

119 Helmut Böttiger, Klimawandel, Gewissheit o<strong>der</strong> politische Machenschaft? Imhof-Zeitgeschichte, Petersberg<br />

2008, ISBN 978-3-86568-350-2, Seiten 88 bis 106<br />

120 http://de.wikipedia.org/wiki/Al_Gore, abgerufen am 10.10.2011<br />

121 http://www.telegraph.co.uk/earth/environment/climatechange/6496196/Al-Gore-profit<strong>in</strong>g-from-climatechange-agenda.html,<br />

abgerufen am 10.10.2011<br />

122 http://de.wikipedia.org/wiki/Kyoto-Protokoll, abgerufen am 10.10.2011<br />

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Wissenschaftler bekennen sich im Streben nach Forschungsgel<strong>der</strong>n, Anerkennung und<br />

Sprossen ihrer Karriereleiter zur Klimakatastrophe. Der zunehmende E<strong>in</strong>fluss von Staat und<br />

Wirtschaft auf die Universitäten hat dazu geführt, dass Forschung und Lehre immer weniger<br />

vom vorgegebenen Weg abweichen. Nur e<strong>in</strong>e freie und unabhängige Forschung kann<br />

Wahrheiten erkennen, große Schritte nach vorne machen.<br />

Öffentlicher Verkehr ist Sache Aller<br />

Neid ist e<strong>in</strong> schlechter Berater. <strong>Die</strong> heute vorherrschende Verkehrspolitik beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t den<br />

<strong>in</strong>dividuellen Autoverkehr: Parkplätze werden mit Blumentröge und Verkehrs<strong>in</strong>seln reduziert.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Tempo von 30 km/h im 1. Gang stoßen viele Fahrzeuge mehr Schadstoffe <strong>aus</strong><br />

und erzeugen mehr Lärm als bei 50 km/h. Durch die E<strong>in</strong>hebung von km-abhängiger Maut<br />

wird viel Geld für die Kontrolle <strong>der</strong> Fahrstrecken jedes Autos und für die Abrechnung<br />

vernichtet. Nicht wenige Autofahrer empf<strong>in</strong>den diese Maßnahmen als Menschen<br />

verachtenden Sadismus. Trotz aller E<strong>in</strong>schränkungen des Individualverkehrs blieb <strong>in</strong><br />

Österreich <strong>der</strong> öffentliche Verkehr außerhalb von Wien für Viele unattraktiv. Kommt jemand<br />

an e<strong>in</strong>em Sonntag um 22:50 Uhr am Hauptbahnhof <strong>in</strong> Salzburg an, br<strong>in</strong>gt ihn ke<strong>in</strong> Bus mehr<br />

zum Kommunalfriedhof. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Busfahrt von Wien nach Oberwart im Burgenland<br />

kostet 20 Euro. Wollen zwei Erwachsene von Wien nach Oberwart und zurück, zahlen sie für<br />

den Bus 80 Euro, während <strong>der</strong> Sprit für e<strong>in</strong> Auto nur 20 bis 25 Euro kostet. Günstige Monatsund<br />

Jahreskarten helfen nur Menschen, die die gleiche Strecke häufig zurücklegen. Auch<br />

hier fallen Menschen, die nicht immer am gleichen Ort arbeiten o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schule besuchen,<br />

unter den Rost. Werden die Kosten des öffentlichen Nahverkehrs von allen E<strong>in</strong>wohnern<br />

getragen, können Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-Verb<strong>in</strong>dungen attraktiv <strong>aus</strong>gebaut<br />

werden. Viele Autofahrer wechseln zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn sie nicht jede<br />

Fahrt geson<strong>der</strong>t bezahlen müssen. <strong>Die</strong> Kosten von Fahrsche<strong>in</strong>en, ihren Vertrieb und<br />

Kontrolleure entfällt. Städte wie Hasselt <strong>in</strong> Belgien, Tall<strong>in</strong> <strong>in</strong> Estland, Lübben und Templ<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland o<strong>der</strong> Portland <strong>in</strong> Oregon haben dieses Konzept erfolgreich e<strong>in</strong>geführt.<br />

Egoismus, Gier, Gedankenlosigkeit und Materialismus haben uns <strong>in</strong> die schwierige Lage<br />

gebracht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir heute s<strong>in</strong>d. Unser kapitalistisches <strong>System</strong> for<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> ständiges<br />

Wachstum, das nicht möglich ist. Wie auf e<strong>in</strong>er schiefen Ebene vergrößert sich ständig <strong>der</strong><br />

f<strong>in</strong>anzielle und geistige Besitz e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Elite auf Kosten aller übrigen Menschen. Wenn<br />

wir dem nicht energisch entgegensteuern, steht uns die große <strong>Krise</strong> erst bevor. Öl-, F<strong>in</strong>anzund<br />

Bankenkrisen, Tsunamis und Aids, Tschernobyl und Fukushima waren nur e<strong>in</strong> Anfang.<br />

Je später, je weniger <strong>in</strong>tensiv wir uns mit den Erfor<strong>der</strong>nissen e<strong>in</strong>er neuen Form des<br />

Zusammenlebens beschäftigen, desto schmerzhafter wird <strong>der</strong> Zusammenbruch se<strong>in</strong>.<br />

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