Ein Engel ist wie... - KOBRA - Universität Kassel
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die Frage, ob dieser Reif eine Bedeutung habe, antwortet sie lediglich, dass<br />
dieser lieb aussehe. Hier beschreibt Helena demnach keine Funktion des Heiligenscheins,<br />
sondern macht vielmehr dessen Bedeutung als Verstärkung des<br />
freundlichen <strong>Ein</strong>drucks des <strong>Engel</strong>s deutlich. Der <strong>Engel</strong> scheint aus Helenas<br />
Perspektive eine aufrichtige und unbescholtene Figur zu sein.<br />
Wichtiges Merkmal des <strong>Engel</strong>s seien zudem die Flügel. Laut Helenas Aussage<br />
dienten sie ihm als Fortbewegungsmittel, sie seien also zum Fliegen geeignet.<br />
Helena äußert in dieser Hinsicht im Gespräch unterschiedliche und<br />
teilweise auch widersprüchliche Gedanken. So beschreibt sie an anderer Stelle<br />
über den Wolken schwebende <strong>Engel</strong>. Vom Fliegen <strong>ist</strong> an dieser Stelle keine<br />
Rede mehr. Allerdings scheinen sich beide Tatsachen für Helena keinesfalls<br />
auszuschließen. Gegebenenfalls möchte sie damit ausdrücken, dass ein <strong>Engel</strong><br />
losgelöst von der irdischen Schwere ex<strong>ist</strong>iert und keinen Bodenkontakt<br />
besitzt. Bestätigt wird dieser Verdacht ebenso durch die Gestaltung der <strong>Engel</strong>figur<br />
ohne Füße. So entsteht der <strong>Ein</strong>druck eines schwebenden Zustandes des<br />
<strong>Engel</strong>s auf dem Blatt Papier, der wohl auch auf die Lebensweise des <strong>Engel</strong>s<br />
übertragen werden kann.<br />
Helena äußert sich im Interview ebenso zu der Körpergröße der <strong>Engel</strong>. Hierbei<br />
könne ihrer Meinung nach keine einheitliche Größe genannt werden, denn<br />
der <strong>Engel</strong> sei jeweils so groß, <strong>wie</strong> sein persönlicher Schützling. Er wachse<br />
demnach mit dem ihm zuge<strong>wie</strong>senen Menschen mit. Hier wird die Vorstellung<br />
eines sehr persönlichen und individuellen <strong>Engel</strong>s deutlich, der den Menschen<br />
auf all seinen Wegen während des ganzen Lebens begleitet. Dies wird in der<br />
anschließenden Wesensbeschreibung des <strong>Engel</strong>s durch Helena nochmals<br />
konkretisiert.<br />
Helenas Visualisierung eines <strong>Engel</strong>s <strong>ist</strong> in dessen gesamter Gestalt auf<br />
Schönheit hin angelegt. Deutlich wird dies an der Häufung der Kommentare<br />
seitens Helenas in dieser Richtung. Dreimal fallen die Begriffe „schön“ und<br />
„hübsch“ und für sie scheint dies, einen sehr wichtigen Aspekt in der Gestaltung<br />
des <strong>Engel</strong>s darzustellen. <strong>Ein</strong>e mediale Beeinflussung ihrerseits kann an<br />
dieser Stelle nicht ausgeschlossen werden. Sehr häufig treten <strong>Engel</strong> in unserer<br />
Zeit einem Schönheitsideal entsprechend auf, unter anderem bzw. insbesondere<br />
in der Werbung, in denen die <strong>Engel</strong> als verführerisch schöne Frauengestalten<br />
auftreten.<br />
Ist es in dieser Hinsicht nur Zufall, dass Helenas gezeichneter <strong>Engel</strong> eindeutig<br />
eine weibliche Gestalt <strong>ist</strong>? Im Interview wird Helena gefragt, ob <strong>Engel</strong> immer<br />
Frauen seien. Auf diese Frage erfolgt zunächst ein längeres Zögern und<br />
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