Ein Engel ist wie... - KOBRA - Universität Kassel
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klare Unterschiede zu Gott. Die <strong>Engel</strong> sind für ihn von Gott erschaffene Wesen.<br />
Auch der Vorstellung eines engelsgleichen Jesu wird eine klare Absage<br />
erteilt. 66<br />
Mit Origenes (ca.185-254) nimmt die Unterscheidung zwischen Mensch und<br />
<strong>Engel</strong> stark ab. Er nimmt an, dass alle Kreaturen bei der Schöpfung als ge<strong>ist</strong>ige<br />
und reine Wesen erschaffen worden seien. Erst durch den Abfall von Gott<br />
sei es zu einer Unterscheidung beider Geschöpfe gekommen, die bei den<br />
Menschen zu einer größer werdenden Leiblichkeit geführt habe. So sind <strong>Engel</strong><br />
und Menschen ursprünglich aus einem Stoff, unterscheiden sich allerdings<br />
eindeutig von Gott, dem allein die Körperlosigkeit zusteht. Aufgabe der <strong>Engel</strong><br />
<strong>ist</strong> es, den Menschen zu Vollkommenheit, also zu dessen ursprünglichen Wesen,<br />
zurückzuführen. 67<br />
3.1.4. Hochpatr<strong>ist</strong>ik<br />
Der Beginn der Hochpatr<strong>ist</strong>ik im 4. Jahrhundert n. Chr. markiert zugleich auch<br />
den Anfangspunkt einer neuen Intensivität der <strong>Engel</strong>lehre, denn erstmals werden<br />
hier sehr ausführlich Eigenschaften und Aufgaben der <strong>Engel</strong> formuliert.<br />
Es wird zum einen davon ausgegangen, dass die Hauptaufgabe der <strong>Engel</strong><br />
darin besteht, unaufhörlich das Lob Gottes in Form des dreimal „Heilig“ zu<br />
singen. Sie sind also mit liturgischen Aufgaben beauftragt. Bezüglich dieser<br />
Ansichtsweisen beruft man sich auf die alttestamentliche Vorstellung in Jesaja<br />
6,2 f. Durch ihren Lobgesang im Himmel haben die <strong>Engel</strong> zudem Teilhabe am<br />
irdischen Gottesdienst und sind mit der Gott verherrlichenden Gemeinde auf<br />
Erden verbunden. 68<br />
Zum anderen machen sich die Theologen der Hochpatr<strong>ist</strong>ik Gedanken darüber,<br />
in welcher Art und Weise die <strong>Engel</strong> eine Gottesschau besitzen. Es wird<br />
angenommen, dass die <strong>Engel</strong> durch ihren Lobgesang Gott erkennen können,<br />
ihnen aber dessen innerstes Wesen und seine Tiefe verschlossen bleiben. 69<br />
Weiterhin besteht zu dieser Zeit die Vorstellung, dass die <strong>Engel</strong> als Schutz<br />
und Hilfe für den Menschen dienen. Gott hat sie nicht allein für eigene Zwecke<br />
geschaffen, denn er benötigt ihre Unterstützung nicht. Vielmehr sind sie allein<br />
auf den Menschen hin erzeugt und zu dessen Schutz abgestellt. Vor allem<br />
solche Menschen, die ein gottesfürchtiges und engelgleiches Leben führen,<br />
können sich ihres Schutzes gewiss sein, sodass ein Leben im Mönchtum in<br />
dieser Zeit zum Idealbild wird. Das Schutzengelbild <strong>ist</strong> auch in der Bevölke-<br />
66 Vgl. Adler, Die <strong>Engel</strong> des Lichts, S.61.<br />
67 Vgl. Krauss, Die <strong>Engel</strong>, S.55f.<br />
68 Vgl. Adler, Die <strong>Engel</strong> des Lichts, S.64.<br />
69 Vgl. Piepke, Die <strong>Engel</strong>-Gottes traditionelle Boten, S.51.<br />
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