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Waldrausch Magazin No. 5 2022

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HERZBLUT<br />

LESEN SIE HIER REIN!<br />

Ein Uhu mit<br />

rotem Verband<br />

nach einer<br />

Operation<br />

DER UHU (BUBO BUBO)<br />

ist die größte Eulenart in Europa. Er wird zwischen 61 und 67 Zentimeter<br />

groß. Ein Erkennungsmerkmal sind seine langen Federohren. Der Uhu ist oft<br />

in felsigen Landschaften zu finden. Er brütet an Felswänden und in Steinbrüchen,<br />

allerdings auch in leerstehenden Gebäuden und jagt Hasen, Ratten<br />

oder Kaninchen. Dazu kommen Tauben, aber auch Amphibien und Reptilien.<br />

Er selbst hat kaum natürliche Feinde. Ruf: »U-uuooh«<br />

Mit Tatütata zur Station<br />

Das Einzugsgebiet der Schutzstation<br />

ist groß. Es umfasst 150 Quadratkilometer,<br />

den gesamten <strong>No</strong>rdschwarzwald<br />

und Teile des Südschwarzwalds.<br />

Wobei Achim Klumpp das mit dem<br />

Schwarzwald großzügig sieht. Er ist<br />

auch schon mal in der Bodenseeregion,<br />

in Offenburg, Mannheim,<br />

Heilbronn oder Albstadt in Sachen<br />

Vogelschutz unterwegs. 10.000 bis<br />

15.000 gefahrene Kilometer sind es<br />

jedes Jahr. Dabei werden ihm die Vögel<br />

eigentlich überwiegend gebracht,<br />

etwa von der Polizei.<br />

Neben Jungtieren sind es viele<br />

»Anflugopfer«, also Vögel, die mit<br />

Autos, Zügen oder Lastwagen zusammengestoßen<br />

sind. Oder solche mit<br />

Vergiftungen – weil sie Mäuse gefressen<br />

haben, die wiederum das in der<br />

Landwirtschaft eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel<br />

Glyphosat im<br />

Körper hatten. Ein Rotmilan, der mit<br />

einer Windkraftanlage kollidiert ist,<br />

»WENN DER MENSCH<br />

AUS DEM HAUS GEHT,<br />

BEWEGT ER SICH<br />

IM LEBENSRAUM<br />

DER TIERE«<br />

ein Uhu, der sich in einen Kuhstall<br />

verirrt hatte und dort einer vierbeinigen<br />

Bewohnerin zu nahe kam, und<br />

ein Waldkauz, der mit einem Lastwagen<br />

zusammenstieß: Schürfwunden<br />

und Unterarmfrakturen sind das<br />

Ergebnis solcher Begegnungen, die<br />

eigentlich nicht stattfinden sollten.<br />

»Wenn der Mensch aus dem Haus<br />

geht, bewegt er sich im Lebensraum<br />

der Tiere«, sagt Achim Klumpp.<br />

Gestörte Natur<br />

Vielen Tieren können er und Jürgen<br />

Seybold helfen, dadurch, dass sie<br />

sie operieren und hinterher gesund<br />

pflegen. Die Auswilderungsquote<br />

liegt bei circa 70 Prozent. Doch<br />

Achim Klumpp, als Ornithologe<br />

ohnehin ein geübter Beobachter<br />

und mehr im Wald vor Ort als zu<br />

Hause auf der Couch, betrachtet es<br />

mit Sorge, dass die Ruhezonen der<br />

Wildtiere immer weniger werden.<br />

»Der Mensch beansprucht auf dem<br />

Planeten immer mehr Platz für<br />

sich.« Den Tieren nimmt er so ihren<br />

Lebensraum. Das fängt beim akkurat<br />

gemähten heimischen Rasen an,<br />

zeigt sich aber sogar im Nationalpark<br />

Schwarzwald.<br />

Seit dem 1. Januar 2014 besteht dieses<br />

riesige Schutzgebiet. Der einzige<br />

Nationalpark Baden-Württembergs<br />

erstreckt sich über gut 10.000 Hektar<br />

zwischen Baden-Baden und Freudenstadt.<br />

Auf einem Großteil der Fläche<br />

ist sich die Natur selbst überlassen.<br />

Allerdings soll der Nationalpark<br />

»auch den Menschen als Freizeitund<br />

Erholungsort zur Verfügung<br />

stehen«, wie es auf der Internetseite<br />

heißt. Die Auswirkungen dessen haben<br />

den früher überzeugten Nationalpark-Befürworter<br />

Achim Klumpp<br />

zum Zweifler werden lassen.<br />

Denn die vielen Besucher – zwischen<br />

Juli 2018 und Juni 2021 waren es laut<br />

einer Erhebung im Durchschnitt<br />

892.000 pro Jahr – machen seiner<br />

Meinung nach genau das, was er<br />

ohnehin überall sieht: Sie stören<br />

die Tiere. Da müsse sich die Nationalpark-Verwaltung<br />

etwas einfallen<br />

lassen, findet Achim Klumpp.<br />

Der Trend zum E-Bike hat für ihn<br />

dieselbe Wirkung. Die elektrisierten<br />

Räder bringen Radfahrer plötzlich an<br />

Orte, wo sie sonst nie hingekommen<br />

wären.<br />

Abstand halten!<br />

Dabei wäre es so einfach: »Distanz<br />

halten und Rückzugsgebiete lassen«,<br />

empfiehlt der Vogelretter. Tiere lassen<br />

sich auch »mit dem Fernglas auf<br />

30 WALDRAUSCH

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