Schreibkultur
Ausgabe 3/2022
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SZENE<br />
In Revelle’s Songs wohnt eine ganz eigene,<br />
kunstvolle Poesie inne. Mit ihren selbst veröffentlichten<br />
Songs hat es die Wahl-Berlinerin<br />
schon zahlreich auf die Deutschpop-Playlist des<br />
Streaminganbieters Spotify und zu mehreren<br />
Millionen Klicks geschafft. <strong>Schreibkultur</strong> befragte<br />
die junge Künstlerin zu ihrem besonderen<br />
Verhältnis zum Schreiben:<br />
Die Geschichten, die Revelle erzählt,<br />
kann fast jeder mitfühlen. Auch die<br />
Zahlen sprechen für sich: Die 24-Jährige<br />
ist seit Monaten das neue Gesicht<br />
der Deutschpop-Playlist von Spotify.<br />
Allein ihren Song „das ungeklärte“<br />
wurde millionenfach gestreamt.<br />
Wie haben Sie zur Musik gefunden?<br />
Revelle: Zuerst war das Notizbuch da, dann das<br />
Klavier. Ich habe immer schon gerne geschrieben<br />
und mich mit Worten ausgedrückt. Sowohl in der<br />
Schule als auch in der Zeit danach. Irgendwann<br />
dachte ich mir dann, dass ich diese zwei Dinge<br />
verbinden könnte, und so ist mit 16 Jahren mein<br />
erster eigener Song entstanden. Schreiben war<br />
für mich schon immer wie Therapie. In meinen<br />
Texten kann ich alle Dinge sagen, für die ich im<br />
echten Leben nicht den Mut habe. Vielleicht sind<br />
deshalb meine Texte auch so direkt und ehrlich –<br />
und vielleicht werden deshalb auch meine Songs<br />
oft als besonders emotional beschrieben.<br />
Wie entstehen Ihre Lieder? Schreiben Sie<br />
all Ihre Kompositionen von Hand?<br />
Revelle: Man kennt mich mein ganzes Leben lang<br />
eigentlich nur mit Notizbuch. Egal, ob mit 14 in<br />
der Schule oder mit heute mit 24 Jahren im Café.<br />
Ich muss meine Gedanken eigentlich so gut wie<br />
immer zu Papier bringen. Am liebsten schreibe<br />
ich mit schwarzer Tinte in meine Notizbücher.<br />
Irgendwie hat das etwas Irreversibles. Jedes<br />
Wort, das dann geschrieben ist, hat auch seinen<br />
Platz. Wenn mir meine Eltern eine besondere<br />
Freude machen wollen, schenken sie mir zu besonderen<br />
Anlässen neue Tinte oder Stifte. Erst<br />
Anfang Juli hatte ich meinen 24. Geburtstag und<br />
als Geschenk einen tollen neuen Füller von „Sailor“<br />
bekommen. Das freut mich besonders, da ich<br />
weiss, dass ich das Schreibgerät jeden Tag verwenden<br />
werde.<br />
Sowohl Kreativität als auch Schreiben<br />
steht in direkter Verbindung zueinander.<br />
Was bedeutet für Sie kreatives Schreiben?<br />
Revelle: Für mich ist Schreiben wie in eine andere<br />
Welt eintauchen. Ein bisschen von der Realität<br />
flüchten, oder die Realität eben etwas besser<br />
zu verstehen. Immer wieder begegnen mir<br />
Menschen oder es passieren Situationen, die ich<br />
nicht so ganz verstehen kann. Wenn ich darüber<br />
schreibe, bemerke ich Dinge, die mir im ersten<br />
Moment nicht so aufgefallen wären. Schreiben<br />
hilft mir also, mich selbst und mein Umfeld besser<br />
zu verstehen. Das Schönste daran ist, dass<br />
einem keine Grenzen gesetzt sind. Man kann<br />
SCHREIBKULTUR 3/2022 25