Isenburger - Illustrierte für Neu-Isenburger Bürger; Ausgabe 103 - September 2022
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Lehrerin mit ihren Schülern. Als Publizist
war Kirchner u.a. Redakteur des Frankfurter
Journals, einer der ältesten deutschen
Zeitungen. Zeitgenossen beeindruckte er
mit Intelligenz und Witz. Goethe charakterisierte
ihn: »Er ist ein kluger Schelm,
der klügste in Frankfurt. Dort herrscht der
krasseste Geldstolz, die Köpfe sind
dumpf, beschränkt, düster. Da taucht nun
auf einmal so ein Lichtkopf wie Kirchner
auf!« Schmeichelhaft für Kirchner, weniger
für Goethes Geburtsstadt!
Am Friedberger Tor sei ein Abstecher in
den abwechslungsreich gestalteten Bethmannpark
nördlich der Straße ›Friedberger
Anlage‹ empfohlen. Ein besonderes
Kleinod auf dem früheren Gartengelände
der Bankiersfamilie Bethmann ist der chinesische
Garten.
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Das Gelände der Friedberger Anlage
südlich des Bethmannparks gehörte einst
ebenfalls der Familie Bethmann. Am
Bethmannweiher stoßen wir auf dem
straßennahen Weg auf eine 1868 von
Eduard Schmidt von der Launitz geschaffene
Büste des Bankiers, Diplomaten
und Philanthropen Simon Moritz von
Bethmann. Auf dem Denkmalsockel finden
sich Reliefs mit allegorischen Darstellungen
der Francofurtia, einer weiblichen
Personifizierung Frankfurts. Sie
verweisen auf die großen Verdienste
Bethmanns um die Stadt, ihr Schulwesen
und ihre wissenschaftliche Gesellschaften.
In dem klassizistischen Gebäude auf
dem Hügel auf der gegenüberliegenden
Seeseite eröffnete Simon Moritz von
Bethmann 1816 das erste öffentliche
Museum Frankfurts.
1892 setzen Frankfurts Bürger dem
Stadtgärtner Sebastian Rinz (4), der ab
1806 die Wallanlagen in einen englischen
Landschaftspark verwandelt hatte
(vgl. Teil I), ein Denkmal des Künstlers
Heinrich Petry. Es steht am Ende des
Bethmann-Weihers am straßenfernen
Weg. Der heute weitgehend unbekannte
Rinz gestaltete in Frankfurt auch den
Hauptfriedhof und den Günthersburgpark.
Er war außerdem der Lehrer von
Heinrich Siesmayer, dem Gründer und
Gestalter des Palmengartens.
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Einige Meter weiter ist am Rande des
Grundstücks der Julius-Leber-Schule eine
Tafel für Karl Konstanz Viktor Fellner,
den letzten Bürgermeister der Freien
Stadt Frankfurt, eingelassen. Fellner
nahm sich hier, im Garten seines Hauses,
1866 das Leben, weil er den Verlust der
Freiheit Frankfurts nach der Annexion
durch Preußen, aber auch seine eigene
politische Isolierung in den städtischen
Gremien im Streit um die von Preußen
geforderten Kontributionen nicht ertrug.
Die Obermainanlage südlich des Allerheiligentors
schließt die Wallanlagen ab.
Hier begegnet uns eine Reihe namenloser
Kunstwerke. Am Rechneigrabenweiher
sind noch Reste der alten Festungsmauern
erhalten, leider mit Graffitis verunziert.
Am Ufer erinnert der ›Fischernachen‹
von Michael Siebel an die 945
gegründete Frankfurter Fischerzunft.
Das Denkmal für Gotthold Ephraim
Lessing von Gustav Kaupert und die
links des Sees auf einer Wiese platzierte
Skulptur ›Wir gehören zusammen‹ von
Eva Gesine Wegner könnten verschiedener
kaum sein, stehen aber für dasselbe
Anliegen. Lessing, der große Dichter
der Aufklärung, stritt für Toleranz und
Menschlichkeit. Wegners ineinander innig
verschlungene Figuren fordern zum empathischen
Miteinander auf. Die Künstlerin
hat ihre 1995 geschaffene Skulptur
bewusst in die Obermainanlage gesetzt,
die als gewaltbehafteter sozialer Brennpunkt
galt.
Auf der Rückseite des Hospitals zum Heiligen
Geist findet sich – vernachlässigt
vor einer verschmierten Mauer – das
Grab Jakob Guiolletts (vgl. Teil I), dem
der öffentliche Wallanlagen-Park zu verdanken
ist.
Vorbei an der Büste des Philosophen
Arthur Schopenhauer erreichen wir die
1825 errichtete Alte Stadtbibliothek, die
seit ihrem Wiederaufbau 2005 das Literaturhaus
Frankfurt beherbergt. Hier endet
unser Spaziergang zu den Kunstwerken
in den Frankfurter Wallanlagen.
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