Titelthema: Bundestagswahl - Seniorenunion Berlin
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10 | Leserbriefe<br />
ERSTE REISE MIT DER SENIOREN UNION<br />
Dank an die Organisation und Glück auf!<br />
EINE Senioren-Clubfahrt in die Nord-<br />
Thüringer Kalibergbaulandschaft um<br />
Sondershausen hatte breites Interesse<br />
geweckt und ich sage, alle Mitfahrer<br />
in den zwei gecharterten Bussen waren<br />
gespannt auf die Untertagewelt<br />
im Erlebnisbergwerk Glückauf.<br />
Es war tatsächlich ein Erlebnis, unter<br />
der sehr gemütlich wirkenden Stadt<br />
Sondershausen, in einem nicht erfassbaren<br />
Stollenlabyrinth fast durch ein<br />
Schluchtensystem zu fahren. Die Gaudi<br />
begann schon zur Einfahrt für alle<br />
mit gelben Helm und Blaukittel, hinab<br />
in robuste Förderkörbe gestapelt, auf<br />
670 Meter Tiefe in drei Minuten.<br />
Unser Bergmannmoderator, Obersteiger<br />
Koch, nahm unsere Truppe mit einigen<br />
seiner Kollegen in den Griff und<br />
begleitete humorig das für uns ungewohnte<br />
Hineintauchen ins salzige Erdreich.<br />
Seit über 100 Jahren werden aus<br />
der Sondershausener Kalilagerstätte Kalisalze<br />
gefördert und über Tage zu Düngekalisalz<br />
aufbereitet. Die technischen<br />
Entwicklungen für den Bergbau führten<br />
zu immer größeren Förderleistungen,<br />
so dass täglich 7.300 Tonnen Salz an die<br />
Oberfläche kamen. Wie diese Massen<br />
nach oben gefördert wurden, was an<br />
Technik notwendig war, kann man sich<br />
eigentlich schwer vorstellen. Aber mit<br />
einem Spezialschaufellader (30 Tonnen)<br />
wurde uns noch demonstriert, wie<br />
das gesprengte Rohsalz aufgenommen<br />
und transportiert wurde.<br />
Unsere aufregende Untertagerundfahrt<br />
erfolgte mit offenen Pritschen-<br />
Lkw, gesteuert von den Bergleuten,<br />
die als Formel-1-Piloten für Monaco<br />
ausgebildet schienen, denn die kurvenreichen<br />
Stollenführungen und dazu<br />
noch bergauf und bergab, brachten uns<br />
auf den Sitzen im Salzstaub ganz schön<br />
in Bewegung. Und kaum zu glauben,<br />
dass wir das, alle Passagiere (Oldis!)<br />
durchhalten konnten!<br />
Unser Vortragskünstler lehrte uns die<br />
Entstehung der Salzlager (230 Millionen<br />
Jahren), die unter den durch die<br />
Erdverschiebungen erzeugten Druckverhältnissen<br />
zu interessanten Schich-<br />
ten erkennbar waren, denen damals<br />
vor 100 Jahren die Bergleute nachgingen<br />
und abtrugen. Wir wurden wohl<br />
alle davon überzeugt, dass im Gegensatz<br />
zur Untertage-, Kohle- und Erzförderung,<br />
für den Salzbergbaumann<br />
weit bessere Bedingungen bestehen,<br />
Temperaturen allerdings z.T. auch<br />
bis 40° C, aber trockene Luft, keine<br />
Feuchtigkeit. Wir hatten erträgliche<br />
23° C. Und dennoch gab es Wasser.<br />
In einem hochsalzhaltigen Gewässerchen,<br />
glasklar, stiegen wir in flache<br />
Ehemaliges Bergwerk als<br />
Symbol für den Kalibergbau<br />
Spreewaldkähne zu einer Rundfahrt,<br />
an glitzernden Salzwänden, vorbei am<br />
Bild der Heiligen Barbara. Höhepunkt<br />
der zehn km langen Rundfahrt war<br />
ein „Sit-In“ in einem wunderschönen<br />
Salzsaal, der schon zu Beginn 1900<br />
entstand und heute als Konferenzsaal<br />
genutzt wird. Er wird geschmückt mit<br />
einem riesigen, drei Tonnen schweren<br />
gusseisernen Kronleuchter.<br />
Im lang gestreckten Festsaal gab es<br />
für uns ein Untertage-Kaffeegedeck,<br />
andere feiern in dieser Tiefe sogar ihre<br />
Hochzeit. Beeindruckend, als Schmuckstück<br />
wirkend, war unser Blick in den<br />
Konzertsaal – leider ohne Orchester!<br />
Obersteiger Koch erzählte uns auch<br />
von sportlichen Aktivitäten, nämlich<br />
Mountainbike-Rennen und Crossläufe,<br />
die alljährlich internationalen Zuspruch<br />
erfahren. Er sagte lustig, „natürlich<br />
passen wir Berg’leit auch gut auf, damit<br />
alle wieder oben ankommen können,<br />
wie leicht könnte dieser und jene auf<br />
der Strecke bleiben“, dann aber wo?<br />
Mein persönlicher Eindruck ist, dass<br />
das heutige touristische Erleben „Unter<br />
Tage“ (jährlich mit ca. 30.000 Besuchern)<br />
eine interessante Nutzung<br />
dieser natürlichen Ressourcen darstellt,<br />
Beschäftigung bringt und vielen<br />
Menschen Kenntnisse zum Salzbergbau<br />
vermittelt.<br />
Es wurde von uns nicht gefragt und<br />
von Obersteiger Koch eben auch nicht<br />
erwähnt, warum 1991 die Förderung<br />
nach 100 Jahren zu Ende ging. Wollte<br />
das niemand wissen? Ich will es hier<br />
anführen. Er bestätigte mir, dass es<br />
noch genügend Kalisalze zur Förderung<br />
in diesem Areal gibt. Wie es so<br />
hieß, abgewickelt wurde das Kaliwerk<br />
Glückauf 1991 durch die damalige<br />
Treuhand infolge einer Fusionierung<br />
der west- und ostdeutschen Kali-Konzerne,<br />
in deren Entscheidungen Sondershausen<br />
keine weitere Position als<br />
Produktionsstandort erhielt.<br />
Als Insider muss ich auch sagen, dass<br />
zur damaligen Zeit der internationale<br />
Kalimarkt abstürzte und Marktbedingungen<br />
auch zu solchen Entscheidungen<br />
führte. Heute sind eben in<br />
Sonderhausen noch ca. 150 Beschäftigte<br />
am Werk mit der wichtigen Tätigkeit<br />
der Verbringung, des Versatzes<br />
und der Verfüllung von Abfällen aus<br />
der Industrie. Und seit einiger Zeit<br />
ist auch die Steinsalzproduktion angelaufen,<br />
die bis zu 200.000 Tonnen<br />
gebracht wird für den Bedarf in der<br />
Chemieindustrie.<br />
Aber vielleicht zum Schluss: Die globalen<br />
Fragen der Umwelt, der Nahrungsmittelsicherung<br />
für eine enorm wachsende<br />
Weltbevölkerung, stellt noch<br />
größere Anforderungen an die effektive<br />
Nutzung unserer Ressourcen, wie auch<br />
unseres Bodens, der weiterhin Düngemittel<br />
benötigt. Vielleicht wird man<br />
eines Tages auch an die Reserven in<br />
Sondershausen und anderswo denken.<br />
Mit einem Dankeschön an die Organisatoren<br />
der Exkursion, speziell an<br />
Werner Robertz, sage ich Glück auf!<br />
Unser Autor Gerd Eckert<br />
nahm als Gast an der Reise teil