Schönbrunn Journal 03/2012 - Imperial Austria Residences
Schönbrunn Journal 03/2012 - Imperial Austria Residences
Schönbrunn Journal 03/2012 - Imperial Austria Residences
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Kaiserin auf Korfu<br />
hoFMobIlIEnDEPoT Anlässlich ihres<br />
175. geburtstags widmet das hofmobiliendepot<br />
Kaiserin Elisabeth eine Ausstellung: „Sisi auf<br />
Korfu“ beleuchtet ihre liebe zu griechenland<br />
sowie die geschichte des Schlosses Achilleion.<br />
Was das Reisen betrifft, wird Elisabeth in zahlreichen<br />
Publikationen als „die Getriebene, die Rastlose“ dargestellt.<br />
Elisabeth entdeckte das Reisen für sich aber<br />
nicht als Flucht, sondern als Weg zur Selbstfi ndung.<br />
Zu ihrem Griechischlehrer Constantin Christomanos<br />
sagte sie: „Wenn ich mich ganz alleine in einer<br />
einsamen Landschaft befi nde, von der ich weiß, daß<br />
sie nicht oft betreten wird, fühle ich, daß meine Beziehungen<br />
zu allen Dingen ganz verschiedene werden, als<br />
wenn auch andere Menschen dabei sind: nur an diesem<br />
Unterschiede erkenne ich mich selbst – auf dem<br />
Meer, in den weiten Ebenen, wo es keine Winkel gibt, in<br />
denen die Menschen sich so gerne ansetzen wie Staub.<br />
Das Leben unter den Menschen uniformiert uns alle<br />
zu einem schwarzen Haufen, dem nur das Gemeine<br />
gemein ist.“<br />
Erstkontakt mit Korfu. Im November 1860 verließ<br />
Elisabeth Wien aus gesundheitlichen Gründen.<br />
Nach sechs Monaten auf Madeira galt sie als ge -<br />
heilt und unternahm eine ausgedehnte Reise. Am<br />
15. Mai 1861 lief ihre Yacht an der Küste von Korfu<br />
ein. Elisabeth war so beeindruckt, dass sie ihren<br />
Aufenthalt auf der Insel verlängern wollte, aber<br />
Franz Joseph drängte auf ihre Rückkehr.<br />
Ein Schloss auf der Insel. Erst zwanzig Jahre nach<br />
Sisis erster Korfu-Reise erhielt Konsul Alexander<br />
von Warsberg den Auftrag, dort ein Grundstück für<br />
den Bau eines kaiserlichen Schlosses zu kaufen.<br />
1889 und 1890 fuhr Elisabeth nach Korfu, um sich<br />
vom Fortschritt der Arbeiten ein Bild zu machen.<br />
1891 wurde das Achilleion schließlich von der Kaiserin<br />
und ihrem Hofstaat bezogen. Zur Verfügung<br />
standen 128 Zimmer und eine Parkanlage, die vom<br />
Schloss steil zur Meeresküste abfi el. Nur vier Jahre<br />
später hatte Elisabeth das Interesse an ihrem Schloss<br />
verloren. Ihre Tochter, Erzherzogin Gisela, verkaufte<br />
es schließlich 1907 an Kaiser Wilhelm II. Nach dem<br />
Ende des Ersten Weltkriegs ging das Achilleion in<br />
griechischen Staatsbesitz über.<br />
Vielfältige Ausstellung. Elisabeth reiste aber nicht nur<br />
nach Griechenland, sie lernte auch Alt- und Neugriechisch<br />
und begeisterte sich für Homers Epen und die<br />
griechische Mythologie. Teile ihrer Antikensammlung<br />
sowie ihre fünfteilige Daktyliothek, aber auch Reisekleidung<br />
und Accessoires aus dem Besitz der Kaiserin<br />
und Ausstattungsgegenstände aus dem Achilleion,<br />
wie ein silbernes Tafelservice, Kristallgläser und ein<br />
Teeservice aus Porzellan, sind bis 27. Jänner im Hofmobiliendepot<br />
in der Wiener Andreasgasse zu sehen.<br />
Olivia Lichtscheidl<br />
© SKB<br />
© Bundesmobilienverwaltung<br />
Ausschnitt aus<br />
dem Plakat zur<br />
Ausstellung: nach<br />
einem Gemälde von<br />
Friedrich August<br />
Kaulbach, 1899.<br />
Das Begleitprogramm zur Ausstellung<br />
fi nden Sie auf Seite 5.<br />
Nachrichten aus<br />
Schloss,<br />
Wagenburg,<br />
Park,<br />
Tiergarten,<br />
Hofburg,<br />
Hofmobiliendepot<br />
und Schloss Hof<br />
3/<strong>2012</strong><br />
<strong>Schönbrunn</strong><br />
<strong>Journal</strong><br />
SchloSS <strong>Schönbrunn</strong><br />
Neues Visitor Center im<br />
ehemaligen Gardetrakt Seite 3<br />
SISI MuSEuM<br />
Mutter, Vater,<br />
Kaiserkinder Seite 5<br />
WAgEnburg<br />
Die sportlich gekleideten<br />
Hofkutscher Seite 6<br />
TIErgArTEn<br />
Bienentango in der<br />
Riesenwabe Seite 7<br />
Verlagspostamt: 1130 Wien, Zul.-Nr. 02Z<strong>03</strong>4224 M P. b. b.
Vereinigte Bühnen Wien · Service · Veranstaltungskalender<br />
2<br />
14. Oktober<br />
Schlosskapelle<br />
14. Oktober<br />
Fernsehtipp<br />
27., 28. Oktober<br />
Kindermuseum<br />
6. November<br />
Schlosstheater<br />
Bis 30. November<br />
Kaiserappartements,<br />
Sisi Museum und<br />
Silberkammer<br />
Sisi singt wieder<br />
Vereinigte bühnen: nach 20 Jahren<br />
kehrt das Erfolgs musical Elisabeth<br />
zurück nach Wien. Die Jubiläumsproduktion<br />
ist bis Juni 2013 im<br />
Wiener raimund Theater zu sehen.<br />
Elisabeth – das Musical aus der Feder des<br />
Erfolgsduos Michael Kunze und Sylvester<br />
Levay – erzählt die berührende Geschichte<br />
der Kaiserin Elisabeth vom 16-jährigen<br />
unbeschwerten Mädchen, das plötzlich<br />
Kaiserin von Österreich wird, bis zu ihrer<br />
Ermordung. 1992 wurde es für die Vereinigten<br />
Bühnen Wien geschrieben und<br />
hier uraufgeführt. Dass es den Weltmarkt<br />
erobern sollte, damit rechnete damals<br />
niemand. Nach 20 Jahren und über<br />
8 Millionen Zuschauern kehrt es nun nach<br />
Wien zurück. Annemieke Van Dam spielt<br />
in der Neuaufl age die Kaiserin, Mark<br />
Seibert ist ihr Begleiter, der Tod.<br />
Mitspielen und gewinnen!<br />
Beantworten Sie folgende Frage und<br />
gewinnen Sie zwei Tickets für das<br />
Erfolgsmusical Elisabeth in Wien:<br />
Wer spielte bei der Welturaufführung<br />
1 992 am Theater an der Wien die Rolle<br />
der Elisabeth?<br />
Senden Sie die Antwort bitte mit dem<br />
Kennwort „Elisabeth“ an Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />
Kultur- und Betriebsgesellschaft, Johanna Frey,<br />
1130 Wien oder redaktion@schoenbrunn.at.<br />
Die Gewinner werden verständigt, der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen. Einsendeschluss ist<br />
der 30. November <strong>2012</strong>.<br />
Erntedankfest ›› www.schlosskapelle.at<br />
Unter anderem mit der Missa Pannonia von Martha Simon-Levay, anschließend Agape.<br />
„<strong>Schönbrunn</strong>: Das neue Imperium“ ›› www.3sat.de<br />
Wie wird aus einer sanierungsbedürftigen Bruchbude eine Top-Destination? Anlässlich von<br />
20 Jahre Privatisierung bringt 3sat eine etwa 25-minütige Dokumentation. Beginn: 19.10 Uhr<br />
Halloween mit Schlossgeist Poldi ›› www.kaiserkinder.at<br />
hexe oder Prinzessin?<br />
Schminkspaß zu Halloween<br />
Liederabend Cully Classique Festival VIS-À-VIS ›› www.mdw.ac.at<br />
mit Musik von Brahms, Mendelssohn und Schumann. Eintritt frei.<br />
Schlossgeist Poldi ist schon sehr<br />
gespannt auf die abenteuerlichen<br />
Verkleidungen der Kinder. Eine<br />
Zaubershow am Samstag und ein<br />
Kasperl theater am Sonntag sind im<br />
Eintritt inkludiert, eine Reservierung<br />
per E-Mail oder unter (01) 811 13-239<br />
ist erforderlich!<br />
Tickets und Voranmeldung online unter<br />
tickets.imperial-austria.at/halloween/<br />
Außerdem fi ndet eine Gruseltour<br />
durch das dunkle Museum statt (empfohlen für Kinder<br />
ab 7 Jahren). Achtung: Taschenlampe nicht vergessen!<br />
Seniorenangebot „Zu Gast bei Sisi“ ›› www.hofburg-wien.at<br />
Besichtigung von Kaiserappartements, Silberkammer und Sisi Museum inklusive einer<br />
Jause zum Sonderpreis von 12,50 Euro. Angebot jeweils von Montag bis Freitag für Besucher<br />
ab 60 Jahren. Reservierung unter (01) 533 75 70-15 oder reservierung@hofburg-wien.at<br />
Weitere Termine: 7. Jänner bis 22. März 2013<br />
Annemieke Van Dam besuchte als Vorbereitung auf die Rolle der Elisabeth das<br />
Schloß <strong>Schönbrunn</strong> und machte sich ein Bild von den Lebensumständen der Kaiserin.<br />
© Karl Schöndorfer<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Die Urlaubszeit ist zwar längst vorbei, aber<br />
wir bringen ein bisschen Griechenland fl air<br />
nach Wien: und zwar mit der Ausstellung<br />
„Sisi auf Korfu“ im Hofmobilien depot.<br />
Welche Workshops – vor allem für Kinder<br />
– dazu angeboten werden, fi nden Sie auf<br />
Seite 5.<br />
Für einen Besuch im Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />
ist der Herbst eine ideale Zeit. Selbst für<br />
Stammgäste gibt es immer wieder Neues<br />
zu erfahren und zu sehen. Über die Forschung,<br />
die dafür unerlässlich ist, berichten<br />
wir gerne hier im <strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong>. Auf<br />
Seite 4 erfahren Sie beispielsweise, warum<br />
die Chinesischen Kabinette vielleicht gar<br />
nicht so chinesisch sind ...<br />
Nach Schloss Hof kam Maria Theresia,<br />
um ihre Seele von der Last des Herrschens<br />
zu erleichtern. Vielleicht möchten ja auch<br />
Sie Abstand vom Alltag gewinnen. Der<br />
herrliche Schlosspark im Marchfeld ist<br />
ein idealer Ort dazu – und jetzt im Herbst<br />
besonders schön. Lassen Sie sich vom<br />
<strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> zu einem vielfältigen<br />
Kulturherbst inspirieren!<br />
redaktionsleiterin<br />
Service<br />
Sie möchten das <strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> gerne<br />
regelmäßig kostenlos beziehen? Abobestellungen<br />
via E-Mail: redaktion@schoenbrunn.at oder<br />
per Postkarte an Schloß <strong>Schönbrunn</strong> Kultur- und<br />
Betriebsgesellschaft, Johanna Frey, 1130 Wien.<br />
Kennwort: <strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong><br />
Die aktuellen bauvorhaben im Schloß<br />
<strong>Schönbrunn</strong> fi nden Sie unter:<br />
www.schoenbrunn.at/unternehmen/bautaetigkeit<br />
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Schloß <strong>Schönbrunn</strong> Tagungszentrum,<br />
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Meidlinger Tor, 1130 Wien<br />
Tel.: (01) 811 13 DW 229 oder 358 oder 359<br />
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Impressum: Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Schloß<br />
<strong>Schönbrunn</strong> Kultur- und Betriebsges.m.b.H., 1130 Wien (DVR 0727342) ·<br />
Projektleitung: Johanna Frey · Gestaltung und Redaktion: Egger & Lerch,<br />
www.egger-lerch.at · Druck: Holzhausen Druck & Medien GmbH, 1140 Wien ·<br />
Erscheinungsort: Wien · Grundlegende Richtung des Mediums:<br />
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Neues Besucherzentrum<br />
im ehemaligen Gardetrakt<br />
<strong>Schönbrunn</strong> bei über zwei Millionen besuchern jährlich waren die<br />
bisherigen Ticketverkaufsstellen im Schloss überlastet. Jetzt wurde<br />
im ehemaligen gardetrakt ein neues besucherzentrum gebaut. Wir haben<br />
dazu den grazer Architekten Martin Konrad vom büro WeeSt befragt.<br />
herr Konrad, warum, denken Sie, haben Sie den<br />
Architekturwettbewerb zur gestaltung des besucherzentrums<br />
gewonnen?<br />
Meine Kollegin Katharina Hengel und ich waren schon<br />
öfter nah am Gewinnen. Diesmal haben wir es geschafft.<br />
Die genau richtige Antwort auf ein Projekt zu<br />
fi nden, ist ein Glücksgriff. Diese eine zündende Idee,<br />
dieser eine Punkt, der alles ausmacht – man erkennt<br />
ihn oft erst im Nachhinein. Wir haben die Hufeisenform<br />
des Gebäudes in die dritte Dimension gebracht,<br />
also eine gekrümmte Decke geschaffen. Damit haben<br />
wir nicht nur an Raumhöhe gewonnen, sondern auch<br />
den barocken Gedanken, dass die Decke sich in den<br />
Himmel aufl öst, neu interpretiert.<br />
Das Projekt stellte ja nicht nur ästhetisch, sondern<br />
auch funktional hohe Ansprüche ...<br />
Auch hier ist die Decke ein gutes Beispiel. Ob Lüftung,<br />
Brandmelder, Dämpfung ... alles ist in dieses Element<br />
integriert. Und die gewölbte Form leitet auch die Besucherströme.<br />
Die Besucher sollen intuitiv ihren Weg<br />
vorbei an Kassen, zum Shop oder aufs WC fi nden.<br />
Dass das klappt, haben wir schon vor der Eröffnung<br />
komischen Figuren der Commedia<br />
dell’Arte machen den Opernabend<br />
zum besonderen Erlebnis.<br />
© Charles Koroly lust auf ein Intermezzo? Die<br />
haupteingang<br />
gesehen. Da schlüpfte jemand durch den Bauzaun<br />
– und obwohl noch nichts beschriftet war, fand er<br />
das WC sofort.<br />
Wie geht man als moderner Architekt mit dem<br />
historischen Ambiente um?<br />
Sozusagen im Kleinen das Erbe von Fischer von Erlach<br />
und Nikolaus Pacassi anzutreten, ist eine ungewöhnliche<br />
Situation. Zuerst einmal mussten wir das architektonische<br />
Potenzial der Räume entdecken, die ja im<br />
Laufe der Geschichte vielfältig genutzt worden waren,<br />
um dann diese räumliche Grundstruktur zeitgemäß<br />
umzusetzen. Daraus entstand ein Entwurf, der um<br />
Wc<br />
Info<br />
Shop<br />
café<br />
Tickets<br />
Die Touristenströme sollen<br />
intuitiv durch die Räume des<br />
neuen Besucherzentrums mit<br />
Café, Shop, WC und Ticketverkaufsstellen<br />
geleitet werden.<br />
zur Schlossbesichtigung<br />
Taschenoper im Zeremoniensaal:<br />
Es darf gelacht werden!<br />
<strong>Schönbrunn</strong> Im oktober hat der Zeremoniensaal des<br />
Schlosses einen besonderen und auch lustigen Kunstgenuss zu<br />
bieten: Die Wiener Taschenoper bringt Intermezzi auf die bühne.<br />
Intermezzi sind die vielleicht größte Erfi ndung der<br />
Operngeschichte des 18. Jahrhunderts. Die Pausen<br />
großer tragischer Opern wurden mit komischen<br />
Szenen rund um die typischen Figuren der Commedia<br />
dell’Arte gefüllt. Diese Intermezzi sind die Urform<br />
und Vorläufer aller komischen Opern von Mozart<br />
über Offenbach bis hin zur Wiener Operette.<br />
Mit der Wiener Taschenoper darf gelacht werden. Wer<br />
vor einigen Jahren Glucks Orfeo im Zeremoniensaal<br />
erlebte, weiß aber: Die Produktionen sind auch musikalisch<br />
von höchster Qualität. Man kann sich also auf<br />
einen besonderen Abend freuen!<br />
einiges radikaler war als das, was wir jetzt umgesetzt<br />
haben. Beispielsweise ging die Idee, die Arkaden zu<br />
verglasen, dem Bauherrn und dem Denkmalamt zu<br />
weit. Mitunter haben meine Kollegin und ich uns im<br />
Laufe der oft hitzigen Diskussionen schon gefragt:<br />
Sind wir Dienstleister oder Baukünstler? Die moderne<br />
Architektur steht leider hinter der historischen<br />
immer zurück. Wir haben um ihre Wertschätzung<br />
gekämpft – und sind jetzt auch weitgehend zufrieden.<br />
Aber wenn ein Projekt fertig ist, muss man sowieso<br />
auch loslassen können!<br />
Renate Süß<br />
Taschenoper im<br />
Zeremoniensaal<br />
Premiere: 15. Oktober, 20 Uhr<br />
Folgeaufführungen: 19., 21.,<br />
23. und 24. Oktober, jeweils<br />
20 Uhr<br />
Weitere Infos und Tickets:<br />
www.jeunesse.at<br />
tickets@jeunesse.at<br />
Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />
<strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
3
Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />
4<br />
© SKB, Fotograf: Fritz Simak/Bundesmobilienverwaltung<br />
Forschung an<br />
fernöstlichen Vasen<br />
<strong>Schönbrunn</strong> Den Porzellangegenständen in den<br />
sogenannten chinesischen Kabinetten ist in den nächsten<br />
Jahren ein Forschungsschwerpunkt gewidmet. Dabei soll<br />
auch ein Konzept zur Erhaltung erstellt werden.<br />
Zur Ausstattung der beiden Kabinette seitlich der<br />
Kleinen Galerie gehört eine Vielzahl an kostbaren<br />
Porzellangefäßen und -figuren, die sich auf kleinen,<br />
aus der Weißgoldvertäfelung herauswachsenden<br />
Konsolen befinden. Im Zuge eines von der SKB<br />
bereits vor einigen Jahren beauftragten Forschungsprojekts<br />
stellte sich heraus, dass im westseitigen<br />
Rundkabinett Objekte chinesischer, im ostseitigen<br />
Ovalkabinett Objekte japanischer Provenienz<br />
überwiegen. Die bisher geläufige Bezeichnung als<br />
Chinesische Kabinette muss daher wohl in Zukunft<br />
richtiggestellt werden.<br />
Stark befestigt. Schon im 19. Jahrhundert wurden<br />
einzelne, wohl beschädigte Objekte durch chinoise<br />
– also in Europa nach fernöstlichen Vorbildern<br />
erzeugte – Porzellane ersetzt. Mit dem zunehmenden<br />
Tourismus nach dem Wiederaufbau und den<br />
zahlreichen Empfängen und Veranstaltungen ab 1950<br />
bis 1992 wurden die ursprünglich nur gesteckten<br />
Zu den wertvollen<br />
fernöstlichen Porzellanen soll<br />
es in den nächsten Jahren einen<br />
Forschungsschwerpunkt geben.<br />
Gefäße angeschraubt, angeklebt und anzementiert,<br />
um ihre Stabilität zu garantieren und unbemerktes<br />
Verschwinden zu verhindern.<br />
Forschen und erhalten. Im Zuge eines umfangreichen<br />
Forschungsprojekts des Instituts für Restaurierung<br />
und Konservierung an der Universität für Angewandte<br />
Kunst sollen in den nächsten Jahren für die<br />
Porzellanobjekte wie auch für die im Raumensemble<br />
integrierten Lackbilder alle herstellungsrelevanten<br />
Daten, wie zum Beispiel Material und Technik, erhoben<br />
und die Restauriergeschichte erforscht werden.<br />
Weiters soll ein Konzept für die präventive Konservierung<br />
des gesamten Ensembles und eine optimale<br />
neuerliche Montage der Vasen und Figuren erarbeitet<br />
werden. Auch die beiden kostbaren Kabinette selbst<br />
sollen restauriert werden.<br />
Elfriede Iby<br />
Maria Theresia und ihre Kinder – 8. Kind/Teil 1<br />
Maria Amalia: Ein kleiner Dickschädel auf der Pirsch<br />
Fast wie ein Einzelkind wuchs Maria Amalia auf und wurde von<br />
ihrem Vater schon früh auf Pirschgänge in die natur mitgenommen.<br />
ölgemälde von Martin van Meytens: Franz I. Stephan und Maria Theresia im Kreise<br />
der Familie, 1754/55. Maria Amalia im Hintergrund stehend mit ihren Geschwistern.<br />
Am Abend des 25. Feber 1746 „zwischen halb und<br />
dreiviertel auf elf“ erblickte eine „wolgestaltete Kaiserl.<br />
Königl. Prinzessin und Ertzherzogin“ das Licht<br />
der Welt. Gleich am folgenden Abend wurde sie auf<br />
den Namen Maria Amalia Josepha Johanna Antonia<br />
getauft. Die Kindheit der kleinen „Amelie“, wie sie<br />
später gerufen wurde, verlief weitgehend ungetrübt.<br />
Zwar war sie nicht von robuster Gesundheit, jedoch<br />
überstand sie alle Kinderkrankheiten und blieb von<br />
den Pocken verschont.<br />
Ein Einzelkind inmitten der Schar. Das lebhafte Kind<br />
verstand es schon früh, seinen Willen durchzusetzen.<br />
Amelie wurde – trotz der Geschwisterschar – fast wie<br />
ein Einzelkind erzogen. Wohl auch deshalb, weil sie<br />
altersmäßig weder zu ihren älteren Schwestern Marie<br />
Christine und Maria Elisabeth noch zu den jüngeren<br />
Johanna Gabriela und Maria Josepha passte. So war<br />
Amelie viel allein. Im Unterschied zu ihren Geschwistern<br />
liebte sie es, durch die Natur zu streifen,<br />
den Vögeln zuzuhören und Tiere zu beobachten.<br />
Der Kaiser erkannte diese Vorliebe und nahm seine<br />
Tochter schon mit sechs Jahren auf Pirschgänge und<br />
Beizjagden mit.<br />
Verliebt in einen herzog. Während Maria Theresia<br />
für ihre anderen Töchter schon früh Heiratspläne<br />
schmiedete, ließ sie sich bei Maria Amalia Zeit.<br />
Im Alter von 22 Jahren gab es noch immer keinen<br />
Heiratskandidaten für sie. Da erschien 1767 Karl von<br />
Zweibrücken am Wiener Hof, eine „sehr ansprechende<br />
Erscheinung“, wie Fürst Khevenhüller in seinem<br />
Tagebuch notierte. Maria Amalia verliebte sich<br />
Hals über Kopf in den gutaussehenden Herzog und<br />
träumte davon, eine Liebesheirat eingehen zu dürfen.<br />
Ob der Traum in Erfüllung ging, verrät die nächste<br />
Ausgabe des <strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong>.<br />
Eddy Franzen<br />
© SKB, Fotograf: Alexander Eugen Koller
© Hannes Eder<br />
Mutter, Vater,<br />
Kaiserkinder<br />
SISI MuSEuM Wie waren Sisi und<br />
Franz Joseph als Eltern? Wie war es,<br />
ein Kind des regentenpaares zu sein?<br />
Das Sisi Museum hat zu diesen Fragen<br />
derzeit einen kleinen Schwerpunkt.<br />
Nach der Hochzeit am 24. April 1854 verbrachte das<br />
junge Paar im Juni zwei glückliche Flitterwochen in<br />
Böhmen und Mähren. Kurze Zeit später machten sich<br />
bei Elisabeth die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft<br />
mit zahlreichen körperlichen Beschwerden<br />
bemerkbar. Die Strapazen waren rasch vergessen,<br />
sobald die erste Tochter geboren war, und Elisabeth<br />
schrieb an ihre Mutter: „Meine Kleine ist wirklich schon<br />
sehr nett und macht dem Kaiser und mir ungeheuer<br />
viel Freude. Anfangs kam es mir recht sonderbar vor, ein<br />
ganz eigenes Kind zu haben; (…)“. Auch Franz Joseph<br />
schwärmte: „Sie jauchzte in einem fort und war sehr<br />
damit beschäftigt, ihren Fuß in den Mund zu stecken<br />
und daran zu schnullen.“<br />
Entfremdung von der Mutter. Ein knappes Jahr später<br />
durfte sich das Kaiserpaar über die Geburt einer zweiten<br />
Tochter freuen, doch das Elternglück wurde durch den<br />
Tod der etwa zweijährigen Sophie schwer erschüttert.<br />
In die Verzweifl ung mischte sich bald wieder freudige<br />
Erwartung, und schließlich hielt Elisabeth 15 Monate<br />
später den Thronfolger in ihren Armen. Elisabeth<br />
ging es aber schlecht. Sie litt unter Depressionen und<br />
Appetitlosigkeit und wurde von den Hofärzten auf die<br />
Insel Madeira zur Kur geschickt. Die monatelange Abwesenheit<br />
der Mutter führte zur Entfremdung zwischen<br />
Elisabeth und ihren beiden Kindern. Franz Joseph und<br />
seine Mutter, die Erzherzogin Sophie, wurden zu den<br />
wichtigsten Bezugspersonen für Rudolf und Gisela. Elf<br />
Jahre nach der Geburt des Kronprinzen brachte die Kai-<br />
Begleitprogramm<br />
zur Ausstellung<br />
„Sisi auf Korfu“<br />
Führungen: Samstag, Sonntag und an Feiertagen um 15 Uhr.<br />
Zu ausgewählten Terminen führt die Kuratorin, Olivia<br />
Lichtscheidl, persönlich durch die Ausstellung:<br />
16. November, 7. und 8. Dezember <strong>2012</strong> sowie 11. und<br />
26. Jänner 2013 jeweils um 16.30 Uhr.<br />
Gegen Voranmeldung bieten wir auch Privat führungen<br />
oder Führungen in Italienisch oder Englisch an.<br />
Auf reisen mit Sisi:<br />
Die Kinderführungen<br />
bieten interessante<br />
Einblicke in die<br />
Sozialgeschichte.<br />
Die kaiserliche Familie im Park von gödöllö, Xylografi e von Franz Kollarz, um 1875.<br />
serin ihr viertes Kind, Marie Valerie, zur Welt. Um ihre<br />
jüngste Tochter kümmerte Elisabeth sich aufopfernd.<br />
Bei Hof wurde sie bald „die Einzige“ genannt.<br />
Mehr Kaiser als Vater. Aufgrund ihrer Erziehung<br />
hatten die Kinder in späteren Jahren vor ihren Eltern<br />
den allerhöchsten Respekt. Vor allem Franz Joseph<br />
sahen sie mehr als Kaiser denn als Vater. Kronprinz<br />
Rudolf, der den militärischen Idealen seines Vaters<br />
nicht entsprach, bekam das schmerzlich zu spüren.<br />
Je mehr ihn sein Vater ignorierte, umso mehr suchte<br />
er die Anerkennung seiner Mutter. Weder Franz<br />
Joseph noch Elisabeth bemerkten die Verzweifl ung<br />
ihres Sohnes. Nach seinem Selbstmord waren sie tief<br />
getroffen.<br />
Kinderführungen<br />
In der Ausstellung erfahren die Kinder Interessantes über<br />
das Reisen vor über hundert Jahren, das Leben der berühmten<br />
Kaiserin auf der Insel Korfu oder ihr großes Interesse an<br />
Archäologie. Nach der Führung unternehmen die Kinder auf<br />
eigene Faust eine kurze Rätselrallye durch die Ausstellung.<br />
Termine: jeden Samstag von 14.30 bis 15.30 Uhr<br />
Preis: 5,50 Euro pro Kind<br />
Kinderworkshops<br />
Veilchenseife (7 bis 12 Jahre)<br />
Jedes Kind stellt sein eigenes Stück Seife her und kann<br />
es als Erinnerung mit nach Hause nehmen.<br />
Termine: 13. Oktober, 3. November,<br />
8. Dezember von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />
Preis: 5 Euro pro Kind<br />
Fächerbasteln (9 bis 13 Jahre)<br />
Wir basteln nach kaiserlichem Vorbild Fächer.<br />
Termine: 6. Oktober und 10. November <strong>2012</strong> sowie<br />
19. Jänner 2013 von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />
Preis: 5 Euro pro Kind<br />
Tanzworkshop Sirtaki (ab 9 Jahren, auch für Erwachsene)<br />
Unter Anleitung eines professionellen Tanzlehrers lernen<br />
Kinder und Erwachsene den griechischen Nationaltanz.<br />
Termine: 20. Oktober, 24. November, 29. Dezember <strong>2012</strong>,<br />
12. Jänner 2013 von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />
Preis: 5 Euro<br />
Im Sisi Museum kann man sich auf die Spuren der<br />
Kaiserkinder begeben. In einer Sondervitrine sind<br />
Kleidungsstücke wie Lederhose und Jagdgilet von<br />
Rudolf oder Stiefeletten von Valerie ausgestellt.<br />
Olivia Lichtscheidl<br />
Wir bauen eine Eisenbahn (4 bis 8 Jahre)<br />
Sisi liebte es, mit dem Zug zu reisen. Unter Anleitung<br />
basteln wir unseren eigenen Hofsalonwagen.<br />
Termine: 27. Oktober, 17. November und 1. Dezember <strong>2012</strong><br />
sowie 5. Jänner 2013 von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />
Preis: 5 Euro pro Kind<br />
Ausgrabungen für Mini-Archäologen (4 bis 8 Jahre)<br />
In der Sandkiste „Troja“ suchen wir nach Fundstücken<br />
und unterziehen sie – wie echte Profi s – einer Reinigung.<br />
Zur Erinnerung können die Schätze mit nach Hause<br />
genommen werden.<br />
Termine: 15. und 22. Dezember <strong>2012</strong> sowie 26. Jänner 2013<br />
von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />
Preis: 5 Euro pro Kind<br />
Schülerprogramm<br />
Alle Programmpunkte – ausgenommen Workshop<br />
„Aus grabungen für Mini-Archäologen“ – werden gegen<br />
Vor anmeldung auch für Schulklassen angeboten.<br />
Wir ersuchen um reservierung unter (01) 524 33 57<br />
oder info@hofmobiliendepot.at<br />
© SKB, Fotograf: Sascha Rieger<br />
175 Jahre<br />
Sisi<br />
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Hofmobiliendepot · Hofburg<br />
<strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
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Wagenburg · Schloss Hof<br />
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© Schloss Hof, Fotografin: Rita Newman<br />
Schloss hof sportlich: mit dem Drahtesel zum Drachensteigfest.<br />
Jockeys – die sportlich<br />
gekleideten Hofkutscher<br />
WAgEnburg Wer eine der wenigen erhaltenen<br />
Jockeylivreen des Kaiserhofs in Augenschein nehmen<br />
will, kann dies ab sofort in der Wagenburg tun. Dort<br />
wurde kürzlich eine eigene Vitrine mit der Montur<br />
eines hofjockeys in die Dauerausstellung integriert.<br />
Seit jeher wurden kaiserliche Hofkutscher, die vom<br />
hochgelegenen Kutschbock aus große Pferdegespanne<br />
lenkten, von ein bis zwei auf den Zugtieren mitreitenden<br />
Kutschern unterstützt. Bei manchen Fahrzeugtypen<br />
ersetzten die berittenen Kutscher sogar zur Gänze<br />
den Wagenlenker auf dem Kutschbock. Am Kaiserhof<br />
wurden Wägen ohne Kutschbock besonders gerne bei<br />
Staatsbesuchen verwendet, denn sie ermöglichten den<br />
Schaulustigen eine bessere Sicht auf die Monarchen<br />
und den Fahrgästen selbst einen ungestörten Rundumblick.<br />
Die vom Sattel aus agierenden Hofkutscher<br />
wurden im Lauf der Zeit verschieden bezeichnet und<br />
trugen, abhängig vom Anlass der Ausfahrt und der Art<br />
des Wagens, auch unterschiedliche Livreen.<br />
Englisches Vorbild. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
wurde am Wiener Hof mit den „Jockeys“ eine<br />
gänzlich neue Kategorie von berittenen Kutschern<br />
eingeführt, deren Dienstkleidung den kaiserlichen<br />
Equipagen eine bis dahin ungekannte sportliche<br />
Note verlieh. Ihre Livree bestand aus einer weißen,<br />
in Locken gelegten Perücke samt samtener Schirmkappe,<br />
einem körperbetont geschnittenen Spencer,<br />
eng anliegenden Hosen aus weißem Hirschleder und<br />
schmalen, lackledernen Reitstiefeln. Das Erschei-<br />
Barocke Erholung<br />
einst und jetzt<br />
SchloSS hoF Wie Prinz Eugens Traum von einem<br />
„tusculum rurale“, einem ort der Schönheit und des idyllischen<br />
landlebens, im 21. Jahrhundert abermals realität wurde.<br />
Rechtzeitig vor dem Jubeljahr seines Erbauers<br />
– 2013 jährt sich der Geburtstag des Prinzen Eugen<br />
von Savoyen zum 350. Mal – zeigt Schloss Hof eine<br />
Retrospektive auf das (neuerliche) Werden des<br />
fürstlichen Landsitzes. Die Fotoausstellung „Die<br />
Revitalisierung von Schloss Hof“ dokumentiert die<br />
Wiederauferstehung des Marchfeldschlosses im<br />
21. Jahrhundert, die ganz im Sinne des Ästheten,<br />
Kunstsammlers und Bauherrn Eugen stattfand.<br />
Dieser plante einst gemeinsam mit seinem Lieblingsarchitekten<br />
Johann Lucas von Hildebrandt seinen<br />
Landsitz und überwachte die Bauarbeiten persönlich.<br />
Vom Werden der Schönheit in bildern. Reizvolle Gegenüberstellungen<br />
von Plänen und Fotografien der<br />
Baustellen und dem jetzigen Erscheinungsbild lassen<br />
erahnen, mit wie viel wissenschaftlicher und handwerklicher<br />
Kompetenz und Liebe zum Detail Schloss<br />
Hof wieder zu einem barocken Gesamtkunstwerk<br />
gemacht wurde. Außerdem werden durch Fundstücke,<br />
die bei Bauarbeiten zutage gefördert wurden,<br />
Verbindungen in die Entstehungszeit der Anlage<br />
hergestellt. So belegt etwa ein originaler Teil aus der<br />
hölzernen Wasserleitung zwischen den künstlichen<br />
© KHM<br />
Johann gottlieb Prestel (?),<br />
vier sitziger Daumontwagen<br />
mit Schwarzschimmeln, zwei<br />
Jockeys und drei Reitern im<br />
<strong>Schönbrunn</strong>er Parterre, Öl auf<br />
Leinwand, Wien um 1848/50.<br />
nungsbild der kaiserlichen Jockeys erinnerte damit<br />
stark an jenes der gleichnamigen Rennreiter aus<br />
England. Dies war kein Zufall, denn zum einen war<br />
die Mode der Pferdewelt damals in starkem Ausmaß<br />
von englischen Einflüssen geprägt und zum anderen<br />
konnte man sich selbst am Wiener Hof der europaweit<br />
grassierenden Leidenschaft für Pferderennen nicht<br />
ganz entziehen: Im böhmischen Hofgestüt Kladrub<br />
wurden sogar mehrere Jahre lang große Geldsummen<br />
in die Zucht von Rennpferden investiert.<br />
Zu modern für alte Wägen. Die Spencer für Hofjockeys<br />
gab es in verschiedenfarbigen Ausführungen und mit<br />
unterschiedlichen Borten, damit die Jockeylivree zu<br />
jedem Anlass mit jener der übrigen Hofbediensteten<br />
harmonieren konnte. Nur mit den barocken Fahrzeugen<br />
des Hofmarschalls vertrug sich die sportliche<br />
Jockeykleidung nicht, weshalb sie auch stets nur in<br />
Kombination mit modernen Wägen zum Einsatz kam.<br />
Mario Döberl<br />
Reservoirs in Groissenbrunn und der Schlossanlage,<br />
welcher Aufwand für den Garten mit seinen sechs<br />
Zierbrunnen betrieben wurde: Das Wasser wurde<br />
ausschließlich für die barocken Wasserspiele, die<br />
nach dem Jahrhunderte andauernden Verfall heute<br />
großteils wieder ihre ursprüngliche Pracht versprühen,<br />
verwendet.<br />
Mit dem Fahrrad ins barock. Der Herbst ist geradezu<br />
prädestiniert für eine entspannte Radtour in ländlicher<br />
Idylle. Mit der neu eröffneten Fahrradbrücke<br />
über die March ist das Schloss bestens mit den<br />
Radwegen nach Bratislava entlang der Donau sowie<br />
dem Marchfeldkanal vernetzt. Schon die kaiserliche<br />
Familie rund um Maria Theresia kam hierher, um<br />
„die Seele von der Last des Herrschens zu erleichtern“,<br />
wie es in einer Inschrift auf dem Schloss heißt. Heute<br />
erholt man sich bei einem Rundgang durch die Fotoausstellung<br />
oder die Sonderschau „Kindheit bei Hof<br />
zur Zeit Maria Theresias“, die noch bis 4. November<br />
in der Belétage zu sehen ist. Ein Ausflug lohnt sich<br />
auch zum Drachensteigfest am 7. Oktober, wenn eine<br />
Vielzahl bunter Fluggeräte über Schloss Hof in die<br />
Lüfte steigt. Ein wahrhaft himmlisches Vergnügen!<br />
Cornelia Fäth<br />
Wagenburg –<br />
Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />
Öffnungszeiten täglich<br />
von 10 bis 16 Uhr (November bis April)<br />
bzw. von 9 bis 18 Uhr (Mai bis Oktober).<br />
Weitere Infos unter (01) 525 24 34-70<br />
oder www.khm.at<br />
© KHM<br />
galalivree<br />
eines<br />
hofjockeys,<br />
Wien um 1900,<br />
getragen von<br />
Hofkutscher<br />
Sonnleitner.
Die <strong>Schönbrunn</strong>er<br />
Zitrussammlung<br />
bunDESgÄrTEn Die Zitrusbäumesammlung ist eine der wertvollen<br />
botanischen Sammlungen der bundesgärten. Sie umfasst rund 300 Pfl anzen<br />
mit 75 Arten und Sorten. Der Fokus der auch im europäischen Kontext<br />
bedeutenden Sammlung liegt auf dem historischen Zitrussortiment.<br />
Führungen und Workshops<br />
unter www.bundesgaerten.at<br />
Bienentango in Riesenwaben<br />
TIErgArTEn Im Tiergarten <strong>Schönbrunn</strong> wurde ein<br />
einzigartiges bienenhaus errichtet. In überdimensionalen<br />
begehbaren Waben können die besucher rund<br />
100.000 bienen aus nächster nähe beobachten.<br />
Durch Glasfenster und Gucklöcher bekommt man<br />
Einblick in das emsige Treiben im Bienenstock. Jeder<br />
im Volk hat eine konkrete Aufgabe: So gibt es neben<br />
der Königin und den männlichen Bienen tausende<br />
Arbeiterinnen, die unter anderem im Putz- oder<br />
Kinderdienst sind, als Baubienen die Waben instand<br />
halten oder als Sammelbienen Nektar, Pollen oder<br />
auch Wasser in den Stock bringen.<br />
Mehr als honigproduzenten. „Mit dem neuen Bienen-<br />
Erlebnisbereich möchten wir auch veranschaulichen,<br />
wie wichtig Bienen für das Bestäuben von Blüten<br />
sind“, sagt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter.<br />
„Ohne Bienen gäbe es kaum noch Früchte.“ Denn<br />
wer meint, ohne diese Spezies streicht man eben<br />
Marmelade statt Honig auf die Frühstückssemmel,<br />
irrt. Gerade Obstbäume sind auf die Bestäubung<br />
durch die Brummer angewiesen. Jetzt im Herbst<br />
kehrt im <strong>Schönbrunn</strong>er Bienenhaus langsam Ruhe<br />
ein. Wenige Sammlerinnen fl iegen noch aus, um den<br />
Wintervorrat zu vergrößern. Im November beginnt die<br />
Winter ruhe, die Bienen drängen sich im Stock dicht<br />
aneinander und bilden eine wärmende Traube.<br />
Know-how vom Imker. Das Projekt Bienenhaus entstand<br />
in Kooperation mit dem Bioimker Ron Richter,<br />
der sich nicht nur auf hochwertige Honigprodukte<br />
spezialisiert hat, sondern mit seinen „Streichelbienen“<br />
auch Kindergärten und Schulen besucht.<br />
Als besondere Pfl anze gilt die in Kultur stehende<br />
Citrus aurantium Distorto ò Monstrosa. Citrus medica<br />
var. sarcodactylis (Buddhas Hand), Citrus limonmedica<br />
„Maxima“ (Riesen-Zitrat-Zitrone), Citrus aurantium<br />
cv. Fasciata (Deutsche Landsknechthose), Citrus<br />
hysterix Papeda (Kaffi r-Limette) und Citrus madurensis<br />
Calamondine sind weitere spezielle Pfl anzen.<br />
Sammlung seit Jahrhunderten. Die <strong>Schönbrunn</strong>er<br />
Kultivierung von Zitruspfl anzen in Kübeln geht bis<br />
in das frühe 18. Jahrhundert zurück: Kaiserwitwe<br />
Wilhelmine Amalie legte Anfang des 18. Jahrhunderts<br />
eine Sammlung mit über 300 Pfl anzen aus Italien<br />
an. Die Sammlung blieb in der Regierungszeit Kaiser<br />
Karls VI. (1711–1740) erhalten. Diese „Pomeranzen“-<br />
Sammlung bildete den Grundstock der späteren<br />
Sammlungen. Ab Mitte der 1750er-Jahre hatten<br />
die Zitrusbäume ihren Überwinterungsstandort in<br />
der unter Kaiserin Maria Theresia (1740–1780) neu<br />
errichteten Großen Orangerie. Die Sammlung hatte<br />
in dieser Epoche ihren Höhepunkt. In der warmen<br />
Jahreszeit standen die Pfl anzen im Orangeriegarten.<br />
In der Orangerie und ihrem Garten waren die Bäume<br />
Kulisse höfi scher Feste. Nach Reduktionen der Sammlung<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts entschied man sich<br />
Zahlreiche Infotafeln halten interessante Fakten<br />
über diese Insekten bereit. „Man erfährt zum<br />
Beispiel, dass für ein Kilogramm Honig bis zu fünf<br />
Millionen Blütenbesuche notwendig sind und<br />
Bienen die Farbe Rot nicht erkennen können“, erzählt<br />
die zuständige Zoologin Simone Haderthauer.<br />
Wer möchte, kann auch den „Bienentango“ tanzen,<br />
mit dem die Bienen einander den Weg zur nächsten<br />
Futterquelle mitteilen. Auf die Kinder warten außerdem<br />
Schaukelbienen als Spielelemente.<br />
Johanna Bukovsky<br />
citrus aurantium canaliculata aus der <strong>Schönbrunn</strong>er<br />
Zitrussammlung aus dem 19. Jahrhundert.<br />
unter Hofgartendirektor Adolf Vetter in der Regierungszeit<br />
Kaiser Franz Josephs für den Neuaufbau.<br />
Vetter ließ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
neue Zitrusbäume aus Sizilien kommen. Aus dieser<br />
Sammlung existieren heute noch rund 35 Exemplare.<br />
Seit den 1990er-Jahren ist die Sammlung mit den<br />
Beständen des 19. Jahrhunderts aus Kultivierungsgründen<br />
im sogenannten <strong>Schönbrunn</strong>er Feldgarten,<br />
dem Standort der Blumenproduktion der Wiener<br />
Bundesgärten, untergebracht. Von Mai bis September<br />
werden die Prunkstücke im Kronprinzengarten<br />
der Meidlinger Kammergärten präsentiert.<br />
Brigitte Mang<br />
© Daniel Zupanc<br />
<strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> 3/<strong>2012</strong> Tiergarten · Bundesgärten<br />
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Tiergarten<br />
8<br />
© Jutta Kirchner<br />
Tapsige Entdecker<br />
TIErgArTEn ob Wolfsbabys, Kattanachwuchs<br />
oder Erdmännchen-Kinder: Derzeit kann man im<br />
Tiergarten viele süße Jungtiere beim herumtoben,<br />
Klettern und Spielen beobachten. Der kleine<br />
Elefantenbulle Tuluba und Pandabub Fu hu feierten<br />
im August schon ihren zweiten geburtstag – mit<br />
vielen besuchern und tollen Überraschungen!<br />
Wie die Zeit vergeht: Der kleine Elefantenbulle<br />
Tuluba ist am 6. August bereits zwei Jahre alt geworden.<br />
Seine Pfleger haben sich für ihn eine besondere<br />
Überraschung ausgedacht: eine Heu-Torte, die mit<br />
süßem Obst gespickt war. Ein köstliches Geburtstagsgeschenk<br />
gab es auch für Pandanachwuchs Fu<br />
Hu. Der mittlerweile 48 Kilogramm schwere Jungbär<br />
bekam einen Turm aus Geschenkspäckchen, die mit<br />
Karotten und Süßkartoffeln gefüllt waren. Für ihn ist<br />
es der letzte Geburtstag in Wien. Im Herbst wird er,<br />
wie schon sein Bruder Fu Long, in die chinesische<br />
Panda-Station Bifengxia übersiedeln.<br />
Zuerst versteckt, jetzt verspielt. Die jungen Arktischen<br />
Wölfe, die Anfang Mai geboren wurden, zählen zu<br />
den Publikumslieblingen. „Nachdem sie nach der Geburt<br />
die ersten zwei Wochen ihre Augen geschlossen<br />
hatten und in einem Erdbau versteckt waren, toben<br />
die kleinen Racker mittlerweile verspielt durch den<br />
Wald und schnüffeln neugierig im Gehege herum“,<br />
sagt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter. Nach<br />
und nach passt sich auch ihre Fellfarbe an jene ihrer<br />
Eltern an und ist schon fast genauso strahlend weiß.<br />
Freche Affenjungtiere. Bei den Kattas gab es heuer<br />
gleich mehrfach Nachwuchs. Die kleinen Lemuren<br />
lernen die Affeninsel am Bauch ihrer Mutter hängend<br />
kennen und werden so auch gesäugt. Nach einigen<br />
Wochen klammern sie sich dann am Rücken der<br />
Mutter fest und sehen wie kleine graue Rucksäcke<br />
aus. Die älteren Jungtiere turnen schon selbstständig<br />
durch die Anlage und verzaubern mit ihren Klettereinlagen<br />
die Besucher.<br />
Erdmännchenkinder auf Erkundungstour. Am 7. August<br />
sind bei den beliebten Schleichkatzen vier Jungtiere<br />
zur Welt gekommen. Schratter: „Erdmännchen werden<br />
nach einer Tragzeit von elf Wochen blind und nackt<br />
in einem Bau geboren.“ Mittlerweile spielen sie<br />
bereits miteinander, buddeln im Sand oder stehen<br />
wie Zinnsoldaten aufrecht auf ihren Hinterfüßen. Die<br />
Jungtiere werden derzeit noch von ihrer Mutter gesäugt,<br />
auch andere Familienmitglieder übernehmen<br />
aber das Babysitten.<br />
Laura Leuchtenmüller<br />
Die Eisbären-Zwillinge Arktos und Nanuq,<br />
Elefantennachwuchs Tuluba und natürlich<br />
Pandabub Fu Hu: Im neuen Kalender des<br />
renommierten Naturfotografen Daniel Zupanc<br />
sind die herzigsten Tierbabys der vergangenen<br />
Jahre aus dem Tier garten <strong>Schönbrunn</strong> zu sehen.<br />
Fotoalbum-Kalender<br />
„<strong>Schönbrunn</strong>er Tierkindergarten 2013“<br />
KIKO-Verlag, ISBN 978-3-902644-10-7.<br />
Erhältlich im Tiergarten <strong>Schönbrunn</strong><br />
und im Buchhandel.<br />
© Petra Urbanek<br />
Wolfsbabys beim Rasten<br />
nach dem ausgiebigen Spiel.<br />
Das schmeckt gut! Während eines der<br />
Erdmännchenbabys an seinen Zehen<br />
knabbert, freut sich Fu Hu über eine<br />
kulinarische Geburtstagsüberraschung.<br />
neuer Kalender zeigt die süßesten Tierkinder<br />
© Daniel Zupanc © Daniel Zupanc