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Schönbrunn Journal 03/2012 - Imperial Austria Residences

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Kaiserin auf Korfu<br />

hoFMobIlIEnDEPoT Anlässlich ihres<br />

175. geburtstags widmet das hofmobiliendepot<br />

Kaiserin Elisabeth eine Ausstellung: „Sisi auf<br />

Korfu“ beleuchtet ihre liebe zu griechenland<br />

sowie die geschichte des Schlosses Achilleion.<br />

Was das Reisen betrifft, wird Elisabeth in zahlreichen<br />

Publikationen als „die Getriebene, die Rastlose“ dargestellt.<br />

Elisabeth entdeckte das Reisen für sich aber<br />

nicht als Flucht, sondern als Weg zur Selbstfi ndung.<br />

Zu ihrem Griechischlehrer Constantin Christomanos<br />

sagte sie: „Wenn ich mich ganz alleine in einer<br />

einsamen Landschaft befi nde, von der ich weiß, daß<br />

sie nicht oft betreten wird, fühle ich, daß meine Beziehungen<br />

zu allen Dingen ganz verschiedene werden, als<br />

wenn auch andere Menschen dabei sind: nur an diesem<br />

Unterschiede erkenne ich mich selbst – auf dem<br />

Meer, in den weiten Ebenen, wo es keine Winkel gibt, in<br />

denen die Menschen sich so gerne ansetzen wie Staub.<br />

Das Leben unter den Menschen uniformiert uns alle<br />

zu einem schwarzen Haufen, dem nur das Gemeine<br />

gemein ist.“<br />

Erstkontakt mit Korfu. Im November 1860 verließ<br />

Elisabeth Wien aus gesundheitlichen Gründen.<br />

Nach sechs Monaten auf Madeira galt sie als ge -<br />

heilt und unternahm eine ausgedehnte Reise. Am<br />

15. Mai 1861 lief ihre Yacht an der Küste von Korfu<br />

ein. Elisabeth war so beeindruckt, dass sie ihren<br />

Aufenthalt auf der Insel verlängern wollte, aber<br />

Franz Joseph drängte auf ihre Rückkehr.<br />

Ein Schloss auf der Insel. Erst zwanzig Jahre nach<br />

Sisis erster Korfu-Reise erhielt Konsul Alexander<br />

von Warsberg den Auftrag, dort ein Grundstück für<br />

den Bau eines kaiserlichen Schlosses zu kaufen.<br />

1889 und 1890 fuhr Elisabeth nach Korfu, um sich<br />

vom Fortschritt der Arbeiten ein Bild zu machen.<br />

1891 wurde das Achilleion schließlich von der Kaiserin<br />

und ihrem Hofstaat bezogen. Zur Verfügung<br />

standen 128 Zimmer und eine Parkanlage, die vom<br />

Schloss steil zur Meeresküste abfi el. Nur vier Jahre<br />

später hatte Elisabeth das Interesse an ihrem Schloss<br />

verloren. Ihre Tochter, Erzherzogin Gisela, verkaufte<br />

es schließlich 1907 an Kaiser Wilhelm II. Nach dem<br />

Ende des Ersten Weltkriegs ging das Achilleion in<br />

griechischen Staatsbesitz über.<br />

Vielfältige Ausstellung. Elisabeth reiste aber nicht nur<br />

nach Griechenland, sie lernte auch Alt- und Neugriechisch<br />

und begeisterte sich für Homers Epen und die<br />

griechische Mythologie. Teile ihrer Antikensammlung<br />

sowie ihre fünfteilige Daktyliothek, aber auch Reisekleidung<br />

und Accessoires aus dem Besitz der Kaiserin<br />

und Ausstattungsgegenstände aus dem Achilleion,<br />

wie ein silbernes Tafelservice, Kristallgläser und ein<br />

Teeservice aus Porzellan, sind bis 27. Jänner im Hofmobiliendepot<br />

in der Wiener Andreasgasse zu sehen.<br />

Olivia Lichtscheidl<br />

© SKB<br />

© Bundesmobilienverwaltung<br />

Ausschnitt aus<br />

dem Plakat zur<br />

Ausstellung: nach<br />

einem Gemälde von<br />

Friedrich August<br />

Kaulbach, 1899.<br />

Das Begleitprogramm zur Ausstellung<br />

fi nden Sie auf Seite 5.<br />

Nachrichten aus<br />

Schloss,<br />

Wagenburg,<br />

Park,<br />

Tiergarten,<br />

Hofburg,<br />

Hofmobiliendepot<br />

und Schloss Hof<br />

3/<strong>2012</strong><br />

<strong>Schönbrunn</strong><br />

<strong>Journal</strong><br />

SchloSS <strong>Schönbrunn</strong><br />

Neues Visitor Center im<br />

ehemaligen Gardetrakt Seite 3<br />

SISI MuSEuM<br />

Mutter, Vater,<br />

Kaiserkinder Seite 5<br />

WAgEnburg<br />

Die sportlich gekleideten<br />

Hofkutscher Seite 6<br />

TIErgArTEn<br />

Bienentango in der<br />

Riesenwabe Seite 7<br />

Verlagspostamt: 1130 Wien, Zul.-Nr. 02Z<strong>03</strong>4224 M P. b. b.


Vereinigte Bühnen Wien · Service · Veranstaltungskalender<br />

2<br />

14. Oktober<br />

Schlosskapelle<br />

14. Oktober<br />

Fernsehtipp<br />

27., 28. Oktober<br />

Kindermuseum<br />

6. November<br />

Schlosstheater<br />

Bis 30. November<br />

Kaiserappartements,<br />

Sisi Museum und<br />

Silberkammer<br />

Sisi singt wieder<br />

Vereinigte bühnen: nach 20 Jahren<br />

kehrt das Erfolgs musical Elisabeth<br />

zurück nach Wien. Die Jubiläumsproduktion<br />

ist bis Juni 2013 im<br />

Wiener raimund Theater zu sehen.<br />

Elisabeth – das Musical aus der Feder des<br />

Erfolgsduos Michael Kunze und Sylvester<br />

Levay – erzählt die berührende Geschichte<br />

der Kaiserin Elisabeth vom 16-jährigen<br />

unbeschwerten Mädchen, das plötzlich<br />

Kaiserin von Österreich wird, bis zu ihrer<br />

Ermordung. 1992 wurde es für die Vereinigten<br />

Bühnen Wien geschrieben und<br />

hier uraufgeführt. Dass es den Weltmarkt<br />

erobern sollte, damit rechnete damals<br />

niemand. Nach 20 Jahren und über<br />

8 Millionen Zuschauern kehrt es nun nach<br />

Wien zurück. Annemieke Van Dam spielt<br />

in der Neuaufl age die Kaiserin, Mark<br />

Seibert ist ihr Begleiter, der Tod.<br />

Mitspielen und gewinnen!<br />

Beantworten Sie folgende Frage und<br />

gewinnen Sie zwei Tickets für das<br />

Erfolgsmusical Elisabeth in Wien:<br />

Wer spielte bei der Welturaufführung<br />

1 992 am Theater an der Wien die Rolle<br />

der Elisabeth?<br />

Senden Sie die Antwort bitte mit dem<br />

Kennwort „Elisabeth“ an Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />

Kultur- und Betriebsgesellschaft, Johanna Frey,<br />

1130 Wien oder redaktion@schoenbrunn.at.<br />

Die Gewinner werden verständigt, der Rechtsweg<br />

ist ausgeschlossen. Einsendeschluss ist<br />

der 30. November <strong>2012</strong>.<br />

Erntedankfest ›› www.schlosskapelle.at<br />

Unter anderem mit der Missa Pannonia von Martha Simon-Levay, anschließend Agape.<br />

„<strong>Schönbrunn</strong>: Das neue Imperium“ ›› www.3sat.de<br />

Wie wird aus einer sanierungsbedürftigen Bruchbude eine Top-Destination? Anlässlich von<br />

20 Jahre Privatisierung bringt 3sat eine etwa 25-minütige Dokumentation. Beginn: 19.10 Uhr<br />

Halloween mit Schlossgeist Poldi ›› www.kaiserkinder.at<br />

hexe oder Prinzessin?<br />

Schminkspaß zu Halloween<br />

Liederabend Cully Classique Festival VIS-À-VIS ›› www.mdw.ac.at<br />

mit Musik von Brahms, Mendelssohn und Schumann. Eintritt frei.<br />

Schlossgeist Poldi ist schon sehr<br />

gespannt auf die abenteuerlichen<br />

Verkleidungen der Kinder. Eine<br />

Zaubershow am Samstag und ein<br />

Kasperl theater am Sonntag sind im<br />

Eintritt inkludiert, eine Reservierung<br />

per E-Mail oder unter (01) 811 13-239<br />

ist erforderlich!<br />

Tickets und Voranmeldung online unter<br />

tickets.imperial-austria.at/halloween/<br />

Außerdem fi ndet eine Gruseltour<br />

durch das dunkle Museum statt (empfohlen für Kinder<br />

ab 7 Jahren). Achtung: Taschenlampe nicht vergessen!<br />

Seniorenangebot „Zu Gast bei Sisi“ ›› www.hofburg-wien.at<br />

Besichtigung von Kaiserappartements, Silberkammer und Sisi Museum inklusive einer<br />

Jause zum Sonderpreis von 12,50 Euro. Angebot jeweils von Montag bis Freitag für Besucher<br />

ab 60 Jahren. Reservierung unter (01) 533 75 70-15 oder reservierung@hofburg-wien.at<br />

Weitere Termine: 7. Jänner bis 22. März 2013<br />

Annemieke Van Dam besuchte als Vorbereitung auf die Rolle der Elisabeth das<br />

Schloß <strong>Schönbrunn</strong> und machte sich ein Bild von den Lebensumständen der Kaiserin.<br />

© Karl Schöndorfer<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Die Urlaubszeit ist zwar längst vorbei, aber<br />

wir bringen ein bisschen Griechenland fl air<br />

nach Wien: und zwar mit der Ausstellung<br />

„Sisi auf Korfu“ im Hofmobilien depot.<br />

Welche Workshops – vor allem für Kinder<br />

– dazu angeboten werden, fi nden Sie auf<br />

Seite 5.<br />

Für einen Besuch im Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />

ist der Herbst eine ideale Zeit. Selbst für<br />

Stammgäste gibt es immer wieder Neues<br />

zu erfahren und zu sehen. Über die Forschung,<br />

die dafür unerlässlich ist, berichten<br />

wir gerne hier im <strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong>. Auf<br />

Seite 4 erfahren Sie beispielsweise, warum<br />

die Chinesischen Kabinette vielleicht gar<br />

nicht so chinesisch sind ...<br />

Nach Schloss Hof kam Maria Theresia,<br />

um ihre Seele von der Last des Herrschens<br />

zu erleichtern. Vielleicht möchten ja auch<br />

Sie Abstand vom Alltag gewinnen. Der<br />

herrliche Schlosspark im Marchfeld ist<br />

ein idealer Ort dazu – und jetzt im Herbst<br />

besonders schön. Lassen Sie sich vom<br />

<strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> zu einem vielfältigen<br />

Kulturherbst inspirieren!<br />

redaktionsleiterin<br />

Service<br />

Sie möchten das <strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> gerne<br />

regelmäßig kostenlos beziehen? Abobestellungen<br />

via E-Mail: redaktion@schoenbrunn.at oder<br />

per Postkarte an Schloß <strong>Schönbrunn</strong> Kultur- und<br />

Betriebsgesellschaft, Johanna Frey, 1130 Wien.<br />

Kennwort: <strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong><br />

Die aktuellen bauvorhaben im Schloß<br />

<strong>Schönbrunn</strong> fi nden Sie unter:<br />

www.schoenbrunn.at/unternehmen/bautaetigkeit<br />

Tagungszentrum <strong>Schönbrunn</strong>. Die kaiserliche<br />

Location für Ihre Konferenz, Firmenfeier oder<br />

Hochzeit. Ein historisches Ambiente für moderne<br />

Ideen, innovative Lösungen und zukunftsträchtige<br />

Konzepte. Detailinfos, Terminanfragen und Besichtigung:<br />

Schloß <strong>Schönbrunn</strong> Tagungszentrum,<br />

Apothekertrakt, Zugang Grünbergstraße,<br />

Meidlinger Tor, 1130 Wien<br />

Tel.: (01) 811 13 DW 229 oder 358 oder 359<br />

www.schoenbrunn-tagungszentrum.at<br />

Souvenirs für Sisi-Fans: mit einem Klick zum<br />

onlineshop! Edle Nachbildungen des berühmten<br />

Schmucks von Kaiserin Elisabeth, informative<br />

Bücher und DVDs, T-Shirts, Häferl und viele originelle<br />

Geschenkideen kann man jetzt ganz bequem<br />

vom Computer aus bestellen: www.sisi-shop.at<br />

Wohnen in <strong>Schönbrunn</strong>. Derzeit sind<br />

folgende Wohnungen frei: Valerietrakt 17<br />

und Kavaliertrakt 127.<br />

Nähere Infos erhalten Sie bei Frau Limbach,<br />

Tel.: (01) 894 97 49-662 oder 0676/83 43 46 62<br />

limbach@makler.rustler.eu<br />

Impressum: Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Schloß<br />

<strong>Schönbrunn</strong> Kultur- und Betriebsges.m.b.H., 1130 Wien (DVR 0727342) ·<br />

Projektleitung: Johanna Frey · Gestaltung und Redaktion: Egger & Lerch,<br />

www.egger-lerch.at · Druck: Holzhausen Druck & Medien GmbH, 1140 Wien ·<br />

Erscheinungsort: Wien · Grundlegende Richtung des Mediums:<br />

Kundeninformation · Verlagspostamt: 1130 Wien


Neues Besucherzentrum<br />

im ehemaligen Gardetrakt<br />

<strong>Schönbrunn</strong> bei über zwei Millionen besuchern jährlich waren die<br />

bisherigen Ticketverkaufsstellen im Schloss überlastet. Jetzt wurde<br />

im ehemaligen gardetrakt ein neues besucherzentrum gebaut. Wir haben<br />

dazu den grazer Architekten Martin Konrad vom büro WeeSt befragt.<br />

herr Konrad, warum, denken Sie, haben Sie den<br />

Architekturwettbewerb zur gestaltung des besucherzentrums<br />

gewonnen?<br />

Meine Kollegin Katharina Hengel und ich waren schon<br />

öfter nah am Gewinnen. Diesmal haben wir es geschafft.<br />

Die genau richtige Antwort auf ein Projekt zu<br />

fi nden, ist ein Glücksgriff. Diese eine zündende Idee,<br />

dieser eine Punkt, der alles ausmacht – man erkennt<br />

ihn oft erst im Nachhinein. Wir haben die Hufeisenform<br />

des Gebäudes in die dritte Dimension gebracht,<br />

also eine gekrümmte Decke geschaffen. Damit haben<br />

wir nicht nur an Raumhöhe gewonnen, sondern auch<br />

den barocken Gedanken, dass die Decke sich in den<br />

Himmel aufl öst, neu interpretiert.<br />

Das Projekt stellte ja nicht nur ästhetisch, sondern<br />

auch funktional hohe Ansprüche ...<br />

Auch hier ist die Decke ein gutes Beispiel. Ob Lüftung,<br />

Brandmelder, Dämpfung ... alles ist in dieses Element<br />

integriert. Und die gewölbte Form leitet auch die Besucherströme.<br />

Die Besucher sollen intuitiv ihren Weg<br />

vorbei an Kassen, zum Shop oder aufs WC fi nden.<br />

Dass das klappt, haben wir schon vor der Eröffnung<br />

komischen Figuren der Commedia<br />

dell’Arte machen den Opernabend<br />

zum besonderen Erlebnis.<br />

© Charles Koroly lust auf ein Intermezzo? Die<br />

haupteingang<br />

gesehen. Da schlüpfte jemand durch den Bauzaun<br />

– und obwohl noch nichts beschriftet war, fand er<br />

das WC sofort.<br />

Wie geht man als moderner Architekt mit dem<br />

historischen Ambiente um?<br />

Sozusagen im Kleinen das Erbe von Fischer von Erlach<br />

und Nikolaus Pacassi anzutreten, ist eine ungewöhnliche<br />

Situation. Zuerst einmal mussten wir das architektonische<br />

Potenzial der Räume entdecken, die ja im<br />

Laufe der Geschichte vielfältig genutzt worden waren,<br />

um dann diese räumliche Grundstruktur zeitgemäß<br />

umzusetzen. Daraus entstand ein Entwurf, der um<br />

Wc<br />

Info<br />

Shop<br />

café<br />

Tickets<br />

Die Touristenströme sollen<br />

intuitiv durch die Räume des<br />

neuen Besucherzentrums mit<br />

Café, Shop, WC und Ticketverkaufsstellen<br />

geleitet werden.<br />

zur Schlossbesichtigung<br />

Taschenoper im Zeremoniensaal:<br />

Es darf gelacht werden!<br />

<strong>Schönbrunn</strong> Im oktober hat der Zeremoniensaal des<br />

Schlosses einen besonderen und auch lustigen Kunstgenuss zu<br />

bieten: Die Wiener Taschenoper bringt Intermezzi auf die bühne.<br />

Intermezzi sind die vielleicht größte Erfi ndung der<br />

Operngeschichte des 18. Jahrhunderts. Die Pausen<br />

großer tragischer Opern wurden mit komischen<br />

Szenen rund um die typischen Figuren der Commedia<br />

dell’Arte gefüllt. Diese Intermezzi sind die Urform<br />

und Vorläufer aller komischen Opern von Mozart<br />

über Offenbach bis hin zur Wiener Operette.<br />

Mit der Wiener Taschenoper darf gelacht werden. Wer<br />

vor einigen Jahren Glucks Orfeo im Zeremoniensaal<br />

erlebte, weiß aber: Die Produktionen sind auch musikalisch<br />

von höchster Qualität. Man kann sich also auf<br />

einen besonderen Abend freuen!<br />

einiges radikaler war als das, was wir jetzt umgesetzt<br />

haben. Beispielsweise ging die Idee, die Arkaden zu<br />

verglasen, dem Bauherrn und dem Denkmalamt zu<br />

weit. Mitunter haben meine Kollegin und ich uns im<br />

Laufe der oft hitzigen Diskussionen schon gefragt:<br />

Sind wir Dienstleister oder Baukünstler? Die moderne<br />

Architektur steht leider hinter der historischen<br />

immer zurück. Wir haben um ihre Wertschätzung<br />

gekämpft – und sind jetzt auch weitgehend zufrieden.<br />

Aber wenn ein Projekt fertig ist, muss man sowieso<br />

auch loslassen können!<br />

Renate Süß<br />

Taschenoper im<br />

Zeremoniensaal<br />

Premiere: 15. Oktober, 20 Uhr<br />

Folgeaufführungen: 19., 21.,<br />

23. und 24. Oktober, jeweils<br />

20 Uhr<br />

Weitere Infos und Tickets:<br />

www.jeunesse.at<br />

tickets@jeunesse.at<br />

Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />

<strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

3


Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />

4<br />

© SKB, Fotograf: Fritz Simak/Bundesmobilienverwaltung<br />

Forschung an<br />

fernöstlichen Vasen<br />

<strong>Schönbrunn</strong> Den Porzellangegenständen in den<br />

sogenannten chinesischen Kabinetten ist in den nächsten<br />

Jahren ein Forschungsschwerpunkt gewidmet. Dabei soll<br />

auch ein Konzept zur Erhaltung erstellt werden.<br />

Zur Ausstattung der beiden Kabinette seitlich der<br />

Kleinen Galerie gehört eine Vielzahl an kostbaren<br />

Porzellangefäßen und -figuren, die sich auf kleinen,<br />

aus der Weißgoldvertäfelung herauswachsenden<br />

Konsolen befinden. Im Zuge eines von der SKB<br />

bereits vor einigen Jahren beauftragten Forschungsprojekts<br />

stellte sich heraus, dass im westseitigen<br />

Rundkabinett Objekte chinesischer, im ostseitigen<br />

Ovalkabinett Objekte japanischer Provenienz<br />

überwiegen. Die bisher geläufige Bezeichnung als<br />

Chinesische Kabinette muss daher wohl in Zukunft<br />

richtiggestellt werden.<br />

Stark befestigt. Schon im 19. Jahrhundert wurden<br />

einzelne, wohl beschädigte Objekte durch chinoise<br />

– also in Europa nach fernöstlichen Vorbildern<br />

erzeugte – Porzellane ersetzt. Mit dem zunehmenden<br />

Tourismus nach dem Wiederaufbau und den<br />

zahlreichen Empfängen und Veranstaltungen ab 1950<br />

bis 1992 wurden die ursprünglich nur gesteckten<br />

Zu den wertvollen<br />

fernöstlichen Porzellanen soll<br />

es in den nächsten Jahren einen<br />

Forschungsschwerpunkt geben.<br />

Gefäße angeschraubt, angeklebt und anzementiert,<br />

um ihre Stabilität zu garantieren und unbemerktes<br />

Verschwinden zu verhindern.<br />

Forschen und erhalten. Im Zuge eines umfangreichen<br />

Forschungsprojekts des Instituts für Restaurierung<br />

und Konservierung an der Universität für Angewandte<br />

Kunst sollen in den nächsten Jahren für die<br />

Porzellanobjekte wie auch für die im Raumensemble<br />

integrierten Lackbilder alle herstellungsrelevanten<br />

Daten, wie zum Beispiel Material und Technik, erhoben<br />

und die Restauriergeschichte erforscht werden.<br />

Weiters soll ein Konzept für die präventive Konservierung<br />

des gesamten Ensembles und eine optimale<br />

neuerliche Montage der Vasen und Figuren erarbeitet<br />

werden. Auch die beiden kostbaren Kabinette selbst<br />

sollen restauriert werden.<br />

Elfriede Iby<br />

Maria Theresia und ihre Kinder – 8. Kind/Teil 1<br />

Maria Amalia: Ein kleiner Dickschädel auf der Pirsch<br />

Fast wie ein Einzelkind wuchs Maria Amalia auf und wurde von<br />

ihrem Vater schon früh auf Pirschgänge in die natur mitgenommen.<br />

ölgemälde von Martin van Meytens: Franz I. Stephan und Maria Theresia im Kreise<br />

der Familie, 1754/55. Maria Amalia im Hintergrund stehend mit ihren Geschwistern.<br />

Am Abend des 25. Feber 1746 „zwischen halb und<br />

dreiviertel auf elf“ erblickte eine „wolgestaltete Kaiserl.<br />

Königl. Prinzessin und Ertzherzogin“ das Licht<br />

der Welt. Gleich am folgenden Abend wurde sie auf<br />

den Namen Maria Amalia Josepha Johanna Antonia<br />

getauft. Die Kindheit der kleinen „Amelie“, wie sie<br />

später gerufen wurde, verlief weitgehend ungetrübt.<br />

Zwar war sie nicht von robuster Gesundheit, jedoch<br />

überstand sie alle Kinderkrankheiten und blieb von<br />

den Pocken verschont.<br />

Ein Einzelkind inmitten der Schar. Das lebhafte Kind<br />

verstand es schon früh, seinen Willen durchzusetzen.<br />

Amelie wurde – trotz der Geschwisterschar – fast wie<br />

ein Einzelkind erzogen. Wohl auch deshalb, weil sie<br />

altersmäßig weder zu ihren älteren Schwestern Marie<br />

Christine und Maria Elisabeth noch zu den jüngeren<br />

Johanna Gabriela und Maria Josepha passte. So war<br />

Amelie viel allein. Im Unterschied zu ihren Geschwistern<br />

liebte sie es, durch die Natur zu streifen,<br />

den Vögeln zuzuhören und Tiere zu beobachten.<br />

Der Kaiser erkannte diese Vorliebe und nahm seine<br />

Tochter schon mit sechs Jahren auf Pirschgänge und<br />

Beizjagden mit.<br />

Verliebt in einen herzog. Während Maria Theresia<br />

für ihre anderen Töchter schon früh Heiratspläne<br />

schmiedete, ließ sie sich bei Maria Amalia Zeit.<br />

Im Alter von 22 Jahren gab es noch immer keinen<br />

Heiratskandidaten für sie. Da erschien 1767 Karl von<br />

Zweibrücken am Wiener Hof, eine „sehr ansprechende<br />

Erscheinung“, wie Fürst Khevenhüller in seinem<br />

Tagebuch notierte. Maria Amalia verliebte sich<br />

Hals über Kopf in den gutaussehenden Herzog und<br />

träumte davon, eine Liebesheirat eingehen zu dürfen.<br />

Ob der Traum in Erfüllung ging, verrät die nächste<br />

Ausgabe des <strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong>.<br />

Eddy Franzen<br />

© SKB, Fotograf: Alexander Eugen Koller


© Hannes Eder<br />

Mutter, Vater,<br />

Kaiserkinder<br />

SISI MuSEuM Wie waren Sisi und<br />

Franz Joseph als Eltern? Wie war es,<br />

ein Kind des regentenpaares zu sein?<br />

Das Sisi Museum hat zu diesen Fragen<br />

derzeit einen kleinen Schwerpunkt.<br />

Nach der Hochzeit am 24. April 1854 verbrachte das<br />

junge Paar im Juni zwei glückliche Flitterwochen in<br />

Böhmen und Mähren. Kurze Zeit später machten sich<br />

bei Elisabeth die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft<br />

mit zahlreichen körperlichen Beschwerden<br />

bemerkbar. Die Strapazen waren rasch vergessen,<br />

sobald die erste Tochter geboren war, und Elisabeth<br />

schrieb an ihre Mutter: „Meine Kleine ist wirklich schon<br />

sehr nett und macht dem Kaiser und mir ungeheuer<br />

viel Freude. Anfangs kam es mir recht sonderbar vor, ein<br />

ganz eigenes Kind zu haben; (…)“. Auch Franz Joseph<br />

schwärmte: „Sie jauchzte in einem fort und war sehr<br />

damit beschäftigt, ihren Fuß in den Mund zu stecken<br />

und daran zu schnullen.“<br />

Entfremdung von der Mutter. Ein knappes Jahr später<br />

durfte sich das Kaiserpaar über die Geburt einer zweiten<br />

Tochter freuen, doch das Elternglück wurde durch den<br />

Tod der etwa zweijährigen Sophie schwer erschüttert.<br />

In die Verzweifl ung mischte sich bald wieder freudige<br />

Erwartung, und schließlich hielt Elisabeth 15 Monate<br />

später den Thronfolger in ihren Armen. Elisabeth<br />

ging es aber schlecht. Sie litt unter Depressionen und<br />

Appetitlosigkeit und wurde von den Hofärzten auf die<br />

Insel Madeira zur Kur geschickt. Die monatelange Abwesenheit<br />

der Mutter führte zur Entfremdung zwischen<br />

Elisabeth und ihren beiden Kindern. Franz Joseph und<br />

seine Mutter, die Erzherzogin Sophie, wurden zu den<br />

wichtigsten Bezugspersonen für Rudolf und Gisela. Elf<br />

Jahre nach der Geburt des Kronprinzen brachte die Kai-<br />

Begleitprogramm<br />

zur Ausstellung<br />

„Sisi auf Korfu“<br />

Führungen: Samstag, Sonntag und an Feiertagen um 15 Uhr.<br />

Zu ausgewählten Terminen führt die Kuratorin, Olivia<br />

Lichtscheidl, persönlich durch die Ausstellung:<br />

16. November, 7. und 8. Dezember <strong>2012</strong> sowie 11. und<br />

26. Jänner 2013 jeweils um 16.30 Uhr.<br />

Gegen Voranmeldung bieten wir auch Privat führungen<br />

oder Führungen in Italienisch oder Englisch an.<br />

Auf reisen mit Sisi:<br />

Die Kinderführungen<br />

bieten interessante<br />

Einblicke in die<br />

Sozialgeschichte.<br />

Die kaiserliche Familie im Park von gödöllö, Xylografi e von Franz Kollarz, um 1875.<br />

serin ihr viertes Kind, Marie Valerie, zur Welt. Um ihre<br />

jüngste Tochter kümmerte Elisabeth sich aufopfernd.<br />

Bei Hof wurde sie bald „die Einzige“ genannt.<br />

Mehr Kaiser als Vater. Aufgrund ihrer Erziehung<br />

hatten die Kinder in späteren Jahren vor ihren Eltern<br />

den allerhöchsten Respekt. Vor allem Franz Joseph<br />

sahen sie mehr als Kaiser denn als Vater. Kronprinz<br />

Rudolf, der den militärischen Idealen seines Vaters<br />

nicht entsprach, bekam das schmerzlich zu spüren.<br />

Je mehr ihn sein Vater ignorierte, umso mehr suchte<br />

er die Anerkennung seiner Mutter. Weder Franz<br />

Joseph noch Elisabeth bemerkten die Verzweifl ung<br />

ihres Sohnes. Nach seinem Selbstmord waren sie tief<br />

getroffen.<br />

Kinderführungen<br />

In der Ausstellung erfahren die Kinder Interessantes über<br />

das Reisen vor über hundert Jahren, das Leben der berühmten<br />

Kaiserin auf der Insel Korfu oder ihr großes Interesse an<br />

Archäologie. Nach der Führung unternehmen die Kinder auf<br />

eigene Faust eine kurze Rätselrallye durch die Ausstellung.<br />

Termine: jeden Samstag von 14.30 bis 15.30 Uhr<br />

Preis: 5,50 Euro pro Kind<br />

Kinderworkshops<br />

Veilchenseife (7 bis 12 Jahre)<br />

Jedes Kind stellt sein eigenes Stück Seife her und kann<br />

es als Erinnerung mit nach Hause nehmen.<br />

Termine: 13. Oktober, 3. November,<br />

8. Dezember von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />

Preis: 5 Euro pro Kind<br />

Fächerbasteln (9 bis 13 Jahre)<br />

Wir basteln nach kaiserlichem Vorbild Fächer.<br />

Termine: 6. Oktober und 10. November <strong>2012</strong> sowie<br />

19. Jänner 2013 von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />

Preis: 5 Euro pro Kind<br />

Tanzworkshop Sirtaki (ab 9 Jahren, auch für Erwachsene)<br />

Unter Anleitung eines professionellen Tanzlehrers lernen<br />

Kinder und Erwachsene den griechischen Nationaltanz.<br />

Termine: 20. Oktober, 24. November, 29. Dezember <strong>2012</strong>,<br />

12. Jänner 2013 von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />

Preis: 5 Euro<br />

Im Sisi Museum kann man sich auf die Spuren der<br />

Kaiserkinder begeben. In einer Sondervitrine sind<br />

Kleidungsstücke wie Lederhose und Jagdgilet von<br />

Rudolf oder Stiefeletten von Valerie ausgestellt.<br />

Olivia Lichtscheidl<br />

Wir bauen eine Eisenbahn (4 bis 8 Jahre)<br />

Sisi liebte es, mit dem Zug zu reisen. Unter Anleitung<br />

basteln wir unseren eigenen Hofsalonwagen.<br />

Termine: 27. Oktober, 17. November und 1. Dezember <strong>2012</strong><br />

sowie 5. Jänner 2013 von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />

Preis: 5 Euro pro Kind<br />

Ausgrabungen für Mini-Archäologen (4 bis 8 Jahre)<br />

In der Sandkiste „Troja“ suchen wir nach Fundstücken<br />

und unterziehen sie – wie echte Profi s – einer Reinigung.<br />

Zur Erinnerung können die Schätze mit nach Hause<br />

genommen werden.<br />

Termine: 15. und 22. Dezember <strong>2012</strong> sowie 26. Jänner 2013<br />

von 15.30 bis 16.30 Uhr<br />

Preis: 5 Euro pro Kind<br />

Schülerprogramm<br />

Alle Programmpunkte – ausgenommen Workshop<br />

„Aus grabungen für Mini-Archäologen“ – werden gegen<br />

Vor anmeldung auch für Schulklassen angeboten.<br />

Wir ersuchen um reservierung unter (01) 524 33 57<br />

oder info@hofmobiliendepot.at<br />

© SKB, Fotograf: Sascha Rieger<br />

175 Jahre<br />

Sisi<br />

�<br />

Hofmobiliendepot · Hofburg<br />

<strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

5


Wagenburg · Schloss Hof<br />

6<br />

© Schloss Hof, Fotografin: Rita Newman<br />

Schloss hof sportlich: mit dem Drahtesel zum Drachensteigfest.<br />

Jockeys – die sportlich<br />

gekleideten Hofkutscher<br />

WAgEnburg Wer eine der wenigen erhaltenen<br />

Jockeylivreen des Kaiserhofs in Augenschein nehmen<br />

will, kann dies ab sofort in der Wagenburg tun. Dort<br />

wurde kürzlich eine eigene Vitrine mit der Montur<br />

eines hofjockeys in die Dauerausstellung integriert.<br />

Seit jeher wurden kaiserliche Hofkutscher, die vom<br />

hochgelegenen Kutschbock aus große Pferdegespanne<br />

lenkten, von ein bis zwei auf den Zugtieren mitreitenden<br />

Kutschern unterstützt. Bei manchen Fahrzeugtypen<br />

ersetzten die berittenen Kutscher sogar zur Gänze<br />

den Wagenlenker auf dem Kutschbock. Am Kaiserhof<br />

wurden Wägen ohne Kutschbock besonders gerne bei<br />

Staatsbesuchen verwendet, denn sie ermöglichten den<br />

Schaulustigen eine bessere Sicht auf die Monarchen<br />

und den Fahrgästen selbst einen ungestörten Rundumblick.<br />

Die vom Sattel aus agierenden Hofkutscher<br />

wurden im Lauf der Zeit verschieden bezeichnet und<br />

trugen, abhängig vom Anlass der Ausfahrt und der Art<br />

des Wagens, auch unterschiedliche Livreen.<br />

Englisches Vorbild. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

wurde am Wiener Hof mit den „Jockeys“ eine<br />

gänzlich neue Kategorie von berittenen Kutschern<br />

eingeführt, deren Dienstkleidung den kaiserlichen<br />

Equipagen eine bis dahin ungekannte sportliche<br />

Note verlieh. Ihre Livree bestand aus einer weißen,<br />

in Locken gelegten Perücke samt samtener Schirmkappe,<br />

einem körperbetont geschnittenen Spencer,<br />

eng anliegenden Hosen aus weißem Hirschleder und<br />

schmalen, lackledernen Reitstiefeln. Das Erschei-<br />

Barocke Erholung<br />

einst und jetzt<br />

SchloSS hoF Wie Prinz Eugens Traum von einem<br />

„tusculum rurale“, einem ort der Schönheit und des idyllischen<br />

landlebens, im 21. Jahrhundert abermals realität wurde.<br />

Rechtzeitig vor dem Jubeljahr seines Erbauers<br />

– 2013 jährt sich der Geburtstag des Prinzen Eugen<br />

von Savoyen zum 350. Mal – zeigt Schloss Hof eine<br />

Retrospektive auf das (neuerliche) Werden des<br />

fürstlichen Landsitzes. Die Fotoausstellung „Die<br />

Revitalisierung von Schloss Hof“ dokumentiert die<br />

Wiederauferstehung des Marchfeldschlosses im<br />

21. Jahrhundert, die ganz im Sinne des Ästheten,<br />

Kunstsammlers und Bauherrn Eugen stattfand.<br />

Dieser plante einst gemeinsam mit seinem Lieblingsarchitekten<br />

Johann Lucas von Hildebrandt seinen<br />

Landsitz und überwachte die Bauarbeiten persönlich.<br />

Vom Werden der Schönheit in bildern. Reizvolle Gegenüberstellungen<br />

von Plänen und Fotografien der<br />

Baustellen und dem jetzigen Erscheinungsbild lassen<br />

erahnen, mit wie viel wissenschaftlicher und handwerklicher<br />

Kompetenz und Liebe zum Detail Schloss<br />

Hof wieder zu einem barocken Gesamtkunstwerk<br />

gemacht wurde. Außerdem werden durch Fundstücke,<br />

die bei Bauarbeiten zutage gefördert wurden,<br />

Verbindungen in die Entstehungszeit der Anlage<br />

hergestellt. So belegt etwa ein originaler Teil aus der<br />

hölzernen Wasserleitung zwischen den künstlichen<br />

© KHM<br />

Johann gottlieb Prestel (?),<br />

vier sitziger Daumontwagen<br />

mit Schwarzschimmeln, zwei<br />

Jockeys und drei Reitern im<br />

<strong>Schönbrunn</strong>er Parterre, Öl auf<br />

Leinwand, Wien um 1848/50.<br />

nungsbild der kaiserlichen Jockeys erinnerte damit<br />

stark an jenes der gleichnamigen Rennreiter aus<br />

England. Dies war kein Zufall, denn zum einen war<br />

die Mode der Pferdewelt damals in starkem Ausmaß<br />

von englischen Einflüssen geprägt und zum anderen<br />

konnte man sich selbst am Wiener Hof der europaweit<br />

grassierenden Leidenschaft für Pferderennen nicht<br />

ganz entziehen: Im böhmischen Hofgestüt Kladrub<br />

wurden sogar mehrere Jahre lang große Geldsummen<br />

in die Zucht von Rennpferden investiert.<br />

Zu modern für alte Wägen. Die Spencer für Hofjockeys<br />

gab es in verschiedenfarbigen Ausführungen und mit<br />

unterschiedlichen Borten, damit die Jockeylivree zu<br />

jedem Anlass mit jener der übrigen Hofbediensteten<br />

harmonieren konnte. Nur mit den barocken Fahrzeugen<br />

des Hofmarschalls vertrug sich die sportliche<br />

Jockeykleidung nicht, weshalb sie auch stets nur in<br />

Kombination mit modernen Wägen zum Einsatz kam.<br />

Mario Döberl<br />

Reservoirs in Groissenbrunn und der Schlossanlage,<br />

welcher Aufwand für den Garten mit seinen sechs<br />

Zierbrunnen betrieben wurde: Das Wasser wurde<br />

ausschließlich für die barocken Wasserspiele, die<br />

nach dem Jahrhunderte andauernden Verfall heute<br />

großteils wieder ihre ursprüngliche Pracht versprühen,<br />

verwendet.<br />

Mit dem Fahrrad ins barock. Der Herbst ist geradezu<br />

prädestiniert für eine entspannte Radtour in ländlicher<br />

Idylle. Mit der neu eröffneten Fahrradbrücke<br />

über die March ist das Schloss bestens mit den<br />

Radwegen nach Bratislava entlang der Donau sowie<br />

dem Marchfeldkanal vernetzt. Schon die kaiserliche<br />

Familie rund um Maria Theresia kam hierher, um<br />

„die Seele von der Last des Herrschens zu erleichtern“,<br />

wie es in einer Inschrift auf dem Schloss heißt. Heute<br />

erholt man sich bei einem Rundgang durch die Fotoausstellung<br />

oder die Sonderschau „Kindheit bei Hof<br />

zur Zeit Maria Theresias“, die noch bis 4. November<br />

in der Belétage zu sehen ist. Ein Ausflug lohnt sich<br />

auch zum Drachensteigfest am 7. Oktober, wenn eine<br />

Vielzahl bunter Fluggeräte über Schloss Hof in die<br />

Lüfte steigt. Ein wahrhaft himmlisches Vergnügen!<br />

Cornelia Fäth<br />

Wagenburg –<br />

Schloß <strong>Schönbrunn</strong><br />

Öffnungszeiten täglich<br />

von 10 bis 16 Uhr (November bis April)<br />

bzw. von 9 bis 18 Uhr (Mai bis Oktober).<br />

Weitere Infos unter (01) 525 24 34-70<br />

oder www.khm.at<br />

© KHM<br />

galalivree<br />

eines<br />

hofjockeys,<br />

Wien um 1900,<br />

getragen von<br />

Hofkutscher<br />

Sonnleitner.


Die <strong>Schönbrunn</strong>er<br />

Zitrussammlung<br />

bunDESgÄrTEn Die Zitrusbäumesammlung ist eine der wertvollen<br />

botanischen Sammlungen der bundesgärten. Sie umfasst rund 300 Pfl anzen<br />

mit 75 Arten und Sorten. Der Fokus der auch im europäischen Kontext<br />

bedeutenden Sammlung liegt auf dem historischen Zitrussortiment.<br />

Führungen und Workshops<br />

unter www.bundesgaerten.at<br />

Bienentango in Riesenwaben<br />

TIErgArTEn Im Tiergarten <strong>Schönbrunn</strong> wurde ein<br />

einzigartiges bienenhaus errichtet. In überdimensionalen<br />

begehbaren Waben können die besucher rund<br />

100.000 bienen aus nächster nähe beobachten.<br />

Durch Glasfenster und Gucklöcher bekommt man<br />

Einblick in das emsige Treiben im Bienenstock. Jeder<br />

im Volk hat eine konkrete Aufgabe: So gibt es neben<br />

der Königin und den männlichen Bienen tausende<br />

Arbeiterinnen, die unter anderem im Putz- oder<br />

Kinderdienst sind, als Baubienen die Waben instand<br />

halten oder als Sammelbienen Nektar, Pollen oder<br />

auch Wasser in den Stock bringen.<br />

Mehr als honigproduzenten. „Mit dem neuen Bienen-<br />

Erlebnisbereich möchten wir auch veranschaulichen,<br />

wie wichtig Bienen für das Bestäuben von Blüten<br />

sind“, sagt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter.<br />

„Ohne Bienen gäbe es kaum noch Früchte.“ Denn<br />

wer meint, ohne diese Spezies streicht man eben<br />

Marmelade statt Honig auf die Frühstückssemmel,<br />

irrt. Gerade Obstbäume sind auf die Bestäubung<br />

durch die Brummer angewiesen. Jetzt im Herbst<br />

kehrt im <strong>Schönbrunn</strong>er Bienenhaus langsam Ruhe<br />

ein. Wenige Sammlerinnen fl iegen noch aus, um den<br />

Wintervorrat zu vergrößern. Im November beginnt die<br />

Winter ruhe, die Bienen drängen sich im Stock dicht<br />

aneinander und bilden eine wärmende Traube.<br />

Know-how vom Imker. Das Projekt Bienenhaus entstand<br />

in Kooperation mit dem Bioimker Ron Richter,<br />

der sich nicht nur auf hochwertige Honigprodukte<br />

spezialisiert hat, sondern mit seinen „Streichelbienen“<br />

auch Kindergärten und Schulen besucht.<br />

Als besondere Pfl anze gilt die in Kultur stehende<br />

Citrus aurantium Distorto ò Monstrosa. Citrus medica<br />

var. sarcodactylis (Buddhas Hand), Citrus limonmedica<br />

„Maxima“ (Riesen-Zitrat-Zitrone), Citrus aurantium<br />

cv. Fasciata (Deutsche Landsknechthose), Citrus<br />

hysterix Papeda (Kaffi r-Limette) und Citrus madurensis<br />

Calamondine sind weitere spezielle Pfl anzen.<br />

Sammlung seit Jahrhunderten. Die <strong>Schönbrunn</strong>er<br />

Kultivierung von Zitruspfl anzen in Kübeln geht bis<br />

in das frühe 18. Jahrhundert zurück: Kaiserwitwe<br />

Wilhelmine Amalie legte Anfang des 18. Jahrhunderts<br />

eine Sammlung mit über 300 Pfl anzen aus Italien<br />

an. Die Sammlung blieb in der Regierungszeit Kaiser<br />

Karls VI. (1711–1740) erhalten. Diese „Pomeranzen“-<br />

Sammlung bildete den Grundstock der späteren<br />

Sammlungen. Ab Mitte der 1750er-Jahre hatten<br />

die Zitrusbäume ihren Überwinterungsstandort in<br />

der unter Kaiserin Maria Theresia (1740–1780) neu<br />

errichteten Großen Orangerie. Die Sammlung hatte<br />

in dieser Epoche ihren Höhepunkt. In der warmen<br />

Jahreszeit standen die Pfl anzen im Orangeriegarten.<br />

In der Orangerie und ihrem Garten waren die Bäume<br />

Kulisse höfi scher Feste. Nach Reduktionen der Sammlung<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts entschied man sich<br />

Zahlreiche Infotafeln halten interessante Fakten<br />

über diese Insekten bereit. „Man erfährt zum<br />

Beispiel, dass für ein Kilogramm Honig bis zu fünf<br />

Millionen Blütenbesuche notwendig sind und<br />

Bienen die Farbe Rot nicht erkennen können“, erzählt<br />

die zuständige Zoologin Simone Haderthauer.<br />

Wer möchte, kann auch den „Bienentango“ tanzen,<br />

mit dem die Bienen einander den Weg zur nächsten<br />

Futterquelle mitteilen. Auf die Kinder warten außerdem<br />

Schaukelbienen als Spielelemente.<br />

Johanna Bukovsky<br />

citrus aurantium canaliculata aus der <strong>Schönbrunn</strong>er<br />

Zitrussammlung aus dem 19. Jahrhundert.<br />

unter Hofgartendirektor Adolf Vetter in der Regierungszeit<br />

Kaiser Franz Josephs für den Neuaufbau.<br />

Vetter ließ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

neue Zitrusbäume aus Sizilien kommen. Aus dieser<br />

Sammlung existieren heute noch rund 35 Exemplare.<br />

Seit den 1990er-Jahren ist die Sammlung mit den<br />

Beständen des 19. Jahrhunderts aus Kultivierungsgründen<br />

im sogenannten <strong>Schönbrunn</strong>er Feldgarten,<br />

dem Standort der Blumenproduktion der Wiener<br />

Bundesgärten, untergebracht. Von Mai bis September<br />

werden die Prunkstücke im Kronprinzengarten<br />

der Meidlinger Kammergärten präsentiert.<br />

Brigitte Mang<br />

© Daniel Zupanc<br />

<strong>Schönbrunn</strong> <strong>Journal</strong> 3/<strong>2012</strong> Tiergarten · Bundesgärten<br />

7


Tiergarten<br />

8<br />

© Jutta Kirchner<br />

Tapsige Entdecker<br />

TIErgArTEn ob Wolfsbabys, Kattanachwuchs<br />

oder Erdmännchen-Kinder: Derzeit kann man im<br />

Tiergarten viele süße Jungtiere beim herumtoben,<br />

Klettern und Spielen beobachten. Der kleine<br />

Elefantenbulle Tuluba und Pandabub Fu hu feierten<br />

im August schon ihren zweiten geburtstag – mit<br />

vielen besuchern und tollen Überraschungen!<br />

Wie die Zeit vergeht: Der kleine Elefantenbulle<br />

Tuluba ist am 6. August bereits zwei Jahre alt geworden.<br />

Seine Pfleger haben sich für ihn eine besondere<br />

Überraschung ausgedacht: eine Heu-Torte, die mit<br />

süßem Obst gespickt war. Ein köstliches Geburtstagsgeschenk<br />

gab es auch für Pandanachwuchs Fu<br />

Hu. Der mittlerweile 48 Kilogramm schwere Jungbär<br />

bekam einen Turm aus Geschenkspäckchen, die mit<br />

Karotten und Süßkartoffeln gefüllt waren. Für ihn ist<br />

es der letzte Geburtstag in Wien. Im Herbst wird er,<br />

wie schon sein Bruder Fu Long, in die chinesische<br />

Panda-Station Bifengxia übersiedeln.<br />

Zuerst versteckt, jetzt verspielt. Die jungen Arktischen<br />

Wölfe, die Anfang Mai geboren wurden, zählen zu<br />

den Publikumslieblingen. „Nachdem sie nach der Geburt<br />

die ersten zwei Wochen ihre Augen geschlossen<br />

hatten und in einem Erdbau versteckt waren, toben<br />

die kleinen Racker mittlerweile verspielt durch den<br />

Wald und schnüffeln neugierig im Gehege herum“,<br />

sagt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter. Nach<br />

und nach passt sich auch ihre Fellfarbe an jene ihrer<br />

Eltern an und ist schon fast genauso strahlend weiß.<br />

Freche Affenjungtiere. Bei den Kattas gab es heuer<br />

gleich mehrfach Nachwuchs. Die kleinen Lemuren<br />

lernen die Affeninsel am Bauch ihrer Mutter hängend<br />

kennen und werden so auch gesäugt. Nach einigen<br />

Wochen klammern sie sich dann am Rücken der<br />

Mutter fest und sehen wie kleine graue Rucksäcke<br />

aus. Die älteren Jungtiere turnen schon selbstständig<br />

durch die Anlage und verzaubern mit ihren Klettereinlagen<br />

die Besucher.<br />

Erdmännchenkinder auf Erkundungstour. Am 7. August<br />

sind bei den beliebten Schleichkatzen vier Jungtiere<br />

zur Welt gekommen. Schratter: „Erdmännchen werden<br />

nach einer Tragzeit von elf Wochen blind und nackt<br />

in einem Bau geboren.“ Mittlerweile spielen sie<br />

bereits miteinander, buddeln im Sand oder stehen<br />

wie Zinnsoldaten aufrecht auf ihren Hinterfüßen. Die<br />

Jungtiere werden derzeit noch von ihrer Mutter gesäugt,<br />

auch andere Familienmitglieder übernehmen<br />

aber das Babysitten.<br />

Laura Leuchtenmüller<br />

Die Eisbären-Zwillinge Arktos und Nanuq,<br />

Elefantennachwuchs Tuluba und natürlich<br />

Pandabub Fu Hu: Im neuen Kalender des<br />

renommierten Naturfotografen Daniel Zupanc<br />

sind die herzigsten Tierbabys der vergangenen<br />

Jahre aus dem Tier garten <strong>Schönbrunn</strong> zu sehen.<br />

Fotoalbum-Kalender<br />

„<strong>Schönbrunn</strong>er Tierkindergarten 2013“<br />

KIKO-Verlag, ISBN 978-3-902644-10-7.<br />

Erhältlich im Tiergarten <strong>Schönbrunn</strong><br />

und im Buchhandel.<br />

© Petra Urbanek<br />

Wolfsbabys beim Rasten<br />

nach dem ausgiebigen Spiel.<br />

Das schmeckt gut! Während eines der<br />

Erdmännchenbabys an seinen Zehen<br />

knabbert, freut sich Fu Hu über eine<br />

kulinarische Geburtstagsüberraschung.<br />

neuer Kalender zeigt die süßesten Tierkinder<br />

© Daniel Zupanc © Daniel Zupanc

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