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Begas d. J.<br />
Begas<br />
Blütenkranz bzw. Waagschale auf die Wirkungsbereiche<br />
der Mutter im Hause und des Vaters im Amte verweisen.<br />
Auch die anderen Symboliguren beziehen sich<br />
auf Charakterzüge der Eltern: Links neben der Mutter<br />
sind es das Lamm als Zeichen christlicher Demut sowie<br />
der Bienenkorb und das Eichhörnchen als Metaphern<br />
des Fleißes und der häuslichen Fürsorge, während der<br />
sich seinen Jungen opfernde Pelikan und der Hund, als<br />
Zeichen der Opferbereitschaft und Treue, dem Vater<br />
zugeordnet sind. Das auf einem festen Fundament<br />
ruhende Genienpaar unten in der Mitte versteht sich<br />
hingegen als eine allgemeine Allegorie der Ehe. – Beim<br />
Berliner Bild handelt es sich um eine Replik nach dem<br />
Original im Wallraf-Richartz-Museum zu Köln. GHV<br />
Karl Begas d. J.<br />
Berlin 1845 – 1916 Köthen (Anhalt)<br />
Sohn des Malers Carl Joseph Begas und jüngster Bruder<br />
des Bildhauers Reinhold Begas. Ausbildung in dessen<br />
Atelier und an der Berliner Akademie. 1869 Reise nach<br />
Rom, Kontakt zum Kreis um Hans von Marées. 1889<br />
Professur an der Kasseler Kunstakademie. Neun Werke<br />
in der <strong>Nationalgalerie</strong>.<br />
Junger Faun und Bacchusknabe, 1876<br />
Marmor, 108 × 87 × 61 cm (mit Plinthe)<br />
Bez. rechts unten an der Plinthe: Carl Begas<br />
fecit. / Roma 1876<br />
Inv.-Nr. B I 82 | 1891 Ankauf vom Künstler<br />
aus den Mitteln des Kiß’schen Stiftungsfonds<br />
Als jüngerer Bruder des neubarocken Erfolgsbildhauers<br />
Reinhold Begas wirkte Karl vor allem in Berlin und<br />
Kassel. Trotz eines kurzen Aufenthalts im neoklassizistischen<br />
Kreis um Hans von Marées und Adolf von<br />
Hildebrand in Rom, blieb er doch auf Dauer der leischlichen<br />
Opulenz und der üppigen Sinnlichkeit treu,<br />
die er in der neubarock-gründerzeitlichen Schulung<br />
erworben hatte. Solcherart Sinnenfreude verkörpert<br />
die Gruppe eines Fauns, mit dem der Bacchusknabe<br />
scherzt, wohl um die Weintraube, das dionysische Attribut,<br />
aus dem Haar des schalkhaft zurückgelehnten<br />
Naturgotts zu erlangen. Derartige bacchische Themen<br />
lorierten in den Jahrzehnten des späten 19. Jahrhunderts<br />
allgemein; sie waren Ausdruck eines neubaro cken<br />
Ideals von vitaler Kraft und üppiger Lebensführung.<br />
In Begas’ Gruppe Faun mit Bacchusknabe spiegeln sich<br />
antike wie barocke Quellen. Solche Themen ermöglichten<br />
dynamisch bewegte Darstellungen, wie in diesem<br />
Fall, wo der Gegensatz von kindlicher Zartheit<br />
und faunischer Derbheit geradezu demonstrativ ausgekostet<br />
wird. Zweiigurige Gruppen waren schon deshalb<br />
besonders beliebt, weil sie – ganz im Geist des<br />
Barock – einen motivischen Vorwand für die Gegenüberstellung<br />
widersprüchlicher Erscheinungen bieten.<br />
Erstmals präsentierte Begas das Werk auf der Weltausstellung<br />
in Paris 1878. Der Ankauf der Gruppe kam<br />
dann aber erst 1891 über das preußische Kultusministerium,<br />
das für die Künstlerförderung verantwortlich<br />
war, zustande, an das sich der Bildhauer gewandt hatte.<br />
Nur wenige Jahre zuvor (1885) war die Gruppe auf<br />
der »Ausstellung farbiger und getönter Bildwerke« in<br />
der <strong>Nationalgalerie</strong> gezeigt worden. Von der einstigen<br />
Tönung hat sich freilich – wie in vielen ähnlichen Fällen<br />
auch – nichts erhalten.<br />
BM<br />
Reinhold Begas<br />
Berlin 1831 – 1911 Berlin<br />
Sohn des Malers Carl Joseph Begas. 1846–51 Studium<br />
an der Berliner Akademie bei Ludwig Wichmann,<br />
Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch.<br />
1848 Eintritt in das Atelier Rauchs. 1856–58 als Stipendiat<br />
der Berliner Akademie in Rom, Kontakt zu Arnold<br />
Böcklin und Anselm Feuerbach. Rückkehr nach Berlin.<br />
1861–63 Professur an der neugegründeten Kunstschule<br />
in Weimar. Seitdem in Berlin tätig. Zahlreiche Denkmalaufträge<br />
von Kaiser Wilhelm II. 33 Werke in der<br />
<strong>Nationalgalerie</strong>.<br />
Amor und Psyche, 1854–57<br />
Marmor, 97 × 124 × 78 cm (mit Plinthe)<br />
Bez. auf der Plinthe: R. Begas, Roma 1857<br />
Inv.-Nr. SKG 15/71 | 1971 von der Skulpturengalerie der<br />
Staatlichen Museen zu Berlin in Hamburg erworben;<br />
ehemals Sammlung Oppenheim, Köln;<br />
1994 in die <strong>Nationalgalerie</strong> übernommen<br />
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