09.12.2022 Aufrufe

DER MAINZER - Das Magazin für Mainz und Rheinhessen - Nr. 387

DER MAINZER, das Magazin für Mainz und Rheinhessen bietet Artikel zu aktuellen Themen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Freizeit, Kultur und Sport. Außerdem: Restauranttests, Einkaufstipps sowie Veranstaltungshinweise!

DER MAINZER, das Magazin für Mainz und Rheinhessen bietet Artikel zu aktuellen Themen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Freizeit, Kultur und Sport. Außerdem: Restauranttests, Einkaufstipps sowie Veranstaltungshinweise!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

24 | <strong>DER</strong> <strong>MAINZER</strong> 12. 2022 | POLITIK<br />

MOGUNZIUS & SEIN MAINZ<br />

<strong>DER</strong> KOMMENTAR<br />

»Lesen, Schreiben, Rechnen«<br />

Wir befinden uns völlig unvorbereitet in<br />

einer von Krisen durchgeschüttelten Welt:<br />

Krieg in Europa, Energiekrise, eine noch nicht<br />

überstandene Pandemie, spürbarer Klimawandel,<br />

Inflation, sich abzeichnende Rezession.<br />

Als wenn das nicht schon alles schlimm<br />

genug wäre, tauchen immer neue Konflikte<br />

auf. Wie entwickelt sich die politische Situation<br />

im Iran, wird sich Israel dort einmischen,<br />

wie ernst zu nehmen sind die Drohungen der<br />

USA, Taiwan mit militärischen Mitteln gegen<br />

China zu verteidigen?<br />

Wir spüren alle die Auswirkungen der Krisen,<br />

können als Einzelne aber wenig bis überhaupt<br />

nichts dazu beitragen, diese schnell zu<br />

beenden. Vor allem merke ich, wie mir die<br />

Situation Energie <strong>und</strong> Elan raubt, mich um<br />

Dinge in meiner Nähe, meiner Stadt, anzunehmen,<br />

die ich vielleicht beeinflussen kann.<br />

Zwei kleine Nachrichten haben mich sehr<br />

nachdenklich gemacht.<br />

1. R<strong>und</strong> jede vierte Frau <strong>und</strong> jeder fünfte<br />

Mann mit Hauptschulabschluss ist vier Jahre<br />

nach Verlassen der Schule noch nicht in Ausbildung.<br />

Bei jungen Menschen mit maximal<br />

erstem Schulabschluss lag 2021 die Abbrecherquote<br />

bei der dualen Berufsausbildung<br />

bei 33 Prozent!<br />

2. Die Sprachprobleme der Kinder werden<br />

immer größer. Vor allem Mädchen <strong>und</strong> Jungs,<br />

die keine Kita besuchen, sind zum Teil des<br />

Deutschen kaum mächtig, bevor sie eingeschult<br />

werden. In Rheinland-Pfalz liegt aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> der Anmeldetermin <strong>für</strong> die<br />

Gr<strong>und</strong>schulen ein Jahr vor der Einschulung,<br />

um Sprachförderbedarf festzustellen. Nicht<br />

alle Eltern folgen der Empfehlung, die Kinder<br />

in eine Tageseinrichtung zu schicken, um sie<br />

auf die Schule vorzubereiten.<br />

© CDC on Unsplash<br />

Für Jugendliche mit niedriger Schulbildung<br />

ist eine abgeschlossene Berufsausbildung eine<br />

zentrale Voraussetzung <strong>für</strong> den erfolgreichen<br />

Einstieg <strong>und</strong> dauerhaften Verbleib im Erwerbsleben.<br />

Im Sommer 2020 verließen in Deutschland<br />

b<strong>und</strong>esweit 168.759 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

die Schule ohne Schulabschluss bzw. mit<br />

einem Hauptschulabschluss. Dies entspricht<br />

einem Anteil von 22,5 % aller Schulabgänger.<br />

Eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung<br />

ist zu entnehmen, dass trotz vieler unbesetz -<br />

ter Ausbildungsstellen mehr als ein Drittel<br />

(35,8 %) der Personen mit Hauptschulabschluss<br />

zwischen 20 <strong>und</strong> 34 Jahren ohne Ausbildung<br />

bleibt. Von denjenigen ohne Schulabschluss<br />

sind es sogar fast zwei Drittel (64,4 %).<br />

Wer über Arbeitskräftemangel vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der immer älter werdenden Gesellschaft<br />

lamentiert <strong>und</strong> die Anwerbung von<br />

Arbeitskräften aus dem Ausland fordert, der<br />

sollte sich in erster Linie einmal mit der Frage<br />

befassen, wie man die geschilderte Entwicklung<br />

im Interesse der jungen Leute <strong>und</strong> unserer<br />

Gesellschaft stoppen kann. Wir könnten<br />

bei uns in <strong>Mainz</strong> damit beginnen!<br />

»Die Bildungserfolge der Kinder stehen in<br />

unmittelbarem Zusammenhang mit der sozioökonomischen<br />

Situation der Familie«, steht<br />

im Bildungsbericht 2022. Fakten untermauern<br />

dies: Mit 31 Prozent erwerben Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

aus einem benachteiligten Umfeld<br />

seltener die Hochschulreife als Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler, die in eher privilegierten Elternhäusern<br />

aufwachsen. Hier schließen 79 Prozent<br />

die Schule mit dem Abitur ab.<br />

Sprechen wir es doch offen an: wir haben<br />

alle in Sachen Integration völlig versagt. Menschen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die bei ih-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!