Traumberuf Schauspieler:in
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Stadtzeitungen und Kulturteile der Tageszeitung e<strong>in</strong>en guten Überblick<br />
darüber, welche Theatergruppe gerade <strong>in</strong> der freien Theaterszene e<strong>in</strong> neues<br />
Stück aufführt. Diese Vorstellung sollte man besuchen und die Beteiligten<br />
ansprechen. Selbst wenn e<strong>in</strong>em bei der nächsten Produktion nicht sofort<br />
e<strong>in</strong>e Rolle angeboten wird, kann man möglicherweise bei der Regie hospitieren<br />
oder souffieren und auf diese Weise Erfahrungen sammeln.<br />
Außerdem sollte jede Person, die diesen Beruf ergreifen möchte, viele<br />
dramatische Werke lesen und sich immer wieder gute Theateraufführungen<br />
beziehungsweise gute Spielfilme ansehen, um sich von den Schau spieler:<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong>spirieren zu lassen und von ihnen zu lernen.<br />
Wo kann ich mich auf der Bühne ausprobieren?<br />
Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er größeren Stadt mit e<strong>in</strong>em eigenen Stadt- oder Staatstheater lebt,<br />
kann versuchen, dort als Statist:<strong>in</strong> zu arbeiten. Be<strong>in</strong>ahe <strong>in</strong> jedem Stück werden<br />
Kompars:<strong>in</strong>nen, also Leute, die stumme, kle<strong>in</strong>e Rollen spielen, gesucht.<br />
Immer wieder gibt es zudem Theaterstücke, für die K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
gesucht werden. Voraussetzung ist die Erlaubnis der Eltern, der Schule,<br />
e<strong>in</strong>es Arztes oder e<strong>in</strong>er Ärzt<strong>in</strong> und des Jugendamtes.<br />
Da man zum<strong>in</strong>dest bei den Haupt- und Generalproben auch vormittags<br />
proben muss, sollte der begeisterte Nachwuchs gut <strong>in</strong> der Schule se<strong>in</strong>, damit<br />
diese die Schüler:<strong>in</strong>nen bedenkenlos für die Proben freistellt.<br />
Weil K<strong>in</strong>der und Jugendliche unter 18 Jahren noch unter das Jugendarbeitsschutzgesetz<br />
fallen, dürfen sie nur zeitlich begrenzt auf e<strong>in</strong>er Theaterbühne<br />
stehen, also proben und bei e<strong>in</strong>er Aufführung mitmachen.<br />
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»Wir arbeiten bei K<strong>in</strong>dern immer mit e<strong>in</strong>er Zweifach oder Dreifachbesetzung.<br />
Drei K<strong>in</strong>der teilen sich also e<strong>in</strong>e Rolle und wechseln sich<br />
bei den Aufführungen ab. Wer sich bei uns bewerben möchte, mailt<br />
e<strong>in</strong> paar Fotos, Angaben zum Alter, zu Hobbys und Kontaktdaten.<br />
Wenn e<strong>in</strong> Regisseur dann K<strong>in</strong>der für se<strong>in</strong> Stück sucht, veranstalten<br />
wir e<strong>in</strong> Cast<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> dem wir ganz spielerisch schauen, welches K<strong>in</strong>d<br />
passend se<strong>in</strong> könnte.«<br />
Arzu Erdem-Gall<strong>in</strong>ger, Leiter<strong>in</strong> der Statisterie, Schauspiel Köln<br />
E<strong>in</strong> Theater wird Kompars:<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>e großen Sprechrollen übertragen,<br />
aber sie können Theaterluft schnuppern, den Profis bei der Arbeit zusehen<br />
und dabei lernen sowie nicht zuletzt verbilligte Theaterkarten erhalten –<br />
lauter gute Gründe für die Statistentätigkeit.<br />
Die Aufwandsentschädigung für Komparserie ist von Theater zu Theater<br />
unterschiedlich. Manche Theater zahlen 10 Euro für zwei Stunden Probe<br />
und 20 Euro pro Vorstellung, andere weitaus mehr als den gesetzlich vorgeschriebenen<br />
M<strong>in</strong>destlohn. Wer den Job allerd<strong>in</strong>gs wegen des Geldes<br />
machen will, ist hier fehl am Platz. Wer an e<strong>in</strong>er Statistenrolle <strong>in</strong>teressiert<br />
ist, ruft am besten <strong>in</strong> der Zentrale des Theaters an, fragt nach den Namen<br />
der Leiter:<strong>in</strong>nen der Statisterie und schickt oder mailt e<strong>in</strong>e Bewerbung.<br />
Immer mehr Stadt- und Jugendtheater bieten außerdem Projekte für<br />
Jugendliche an, die Lust haben, den Theaterbetrieb näher kennenzulernen.<br />
In diesen Theaterclubs wird kostenloser Unterricht erteilt, improvisiert und<br />
unter professioneller Anleitung e<strong>in</strong>e Aufführung erarbeitet. Interessierte<br />
haben hier die Möglichkeit, das Theater von <strong>in</strong>nen heraus kennenzulernen<br />
und sich <strong>in</strong> den Bereichen Bühnenbild, Kostüm, Dramaturgie, Musik,<br />
Schauspiel, Licht, Tanz, Organisation und Fotografie auszuprobieren.<br />
Wer nicht weiß, ob das Theater <strong>in</strong> der Nähe Projekte für Jugendliche<br />
anbietet, geht am besten auf die jeweiligen Internetseiten oder ruft im Theater<br />
an. Manche Theater haben für ihren Jugendclub so viele Bewerbungen,<br />
dass sie sogar Cast<strong>in</strong>gs veranstalten müssen; an anderen Projekten wiederum<br />
kann man ohne Vorsprechen teilnehmen.<br />
»Ich habe über me<strong>in</strong>e Mutter von der Bürgerbühne des Düsseldorfer<br />
Schauspielhauses erfahren. Nach e<strong>in</strong>er Art Cast<strong>in</strong>ggespräch haben<br />
wir acht Wochen lang abends und am Wochenende geprobt und<br />
hatten tolle Auftritte. Schon alle<strong>in</strong>e der Geruch im Theater und die<br />
Stimmung h<strong>in</strong>ter und auf der Bühne war toll.«<br />
Lia Danisch, Schüler<strong>in</strong><br />
Gibt es Schauspielunterricht speziell für K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche?<br />
Immer öfter gründen sich <strong>in</strong> größeren Städten Schauspielschulen speziell<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Diese E<strong>in</strong>richtungen bieten Kurse an, <strong>in</strong> denen<br />
professionelle Lehrer:<strong>in</strong>nen den Schüler:<strong>in</strong>nen die Grundlagen von Schauspiel,<br />
Improvisation, Sprache, Körperbeherrschung, Kameraarbeit und<br />
Interviewtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g näherbr<strong>in</strong>gen. Manchmal vermitteln diese Schulen auch<br />
talentierten Nachwuchs für Film und Fernsehen oder s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>e Schauspielagentur<br />
angeschlossen.<br />
Es ist wichtig, die Seriosität der Schule und der Lehrer:<strong>in</strong>nen zu prüfen<br />
und e<strong>in</strong>e kostenlose Probestunde mitzumachen.<br />
»Die Lehrer:<strong>in</strong>nen müssen Profis se<strong>in</strong>, die selbst mitten im Beruf<br />
stehen. Sie sollen den K<strong>in</strong>dern die Arbeit mit der Kamera näher<br />
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