Bei uns 03/2004 - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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10 Aktuelles<br />
"Margrittchen": Unsere erste<br />
Auszubildende erinnert sich<br />
"Einiges war ganz anders." Margrit Latze<br />
schmunzelt. Sie war <strong>uns</strong>ere Allererste: 1954 begann<br />
sie als 16-Jährige ihre "Lehre" zur "Hausmaklerin<br />
Wohnungswirtschaft". Drei Jahre<br />
dauerte auch schon damals die Ausbildung.<br />
"Allerdings ist das mit heute nicht vergleichbar."<br />
Dabei spielt sie in erster Linie auf die Größe ihres<br />
Lehrbetriebs an. "Ich muss ehrlich sagen: Ich<br />
war erstmal geschockt." Ganze dreieinhalb<br />
Zimmer hatte <strong>uns</strong>ere damalige Geschäftsstelle.<br />
"Im ersten Raum saß Herr Brumm, der war 78<br />
Jahre alt und machte den Empfang", schildert<br />
sie. "Im zweiten Zimmer regierte Fräulein<br />
Lüdke, die Bürovorsteherin. Das war der größte<br />
Raum mit einem riesigen Tisch und vielen<br />
Stühlen, wo sich auch der Vorstand zusammensetzte."<br />
Den dritten Raum teilte sich Margrit<br />
Latze mit zwei weiteren Kolleginnen, und<br />
in dem halben Zimmer saß Hermann Pagel,<br />
<strong>uns</strong>er damaliger Vorsitzender. "Wir nannten es<br />
immer das Folterzimmer", erzählt sie lachend,<br />
"weil er dort die Verhandlungen mit den<br />
Handwerkern führte."<br />
Von einem strengen Regiment kann dennoch<br />
nicht die Rede sein. "Er nannte mich immer<br />
Margrittchen", erinnert sie sich gern. "Es war<br />
eben sehr familiär. Das hat sich ja glücklicherweise<br />
bis heute in der Genossenschaft nicht verändert."<br />
Dafür aber die Arbeitsabläufe und<br />
selbstredend die dafür vorhandenen Gerätschaften.<br />
"Jeder war für alles zuständig", beschreibt<br />
sie. Ob Buchführung, Vermietung oder<br />
Geschäftsbriefe - "wir haben alles gemacht".<br />
Und das unter - für heutige Verhältnisse - erschwerten<br />
Bedingungen: "Ein Telefon hatte nur<br />
Herr Pagel. Und Computer gab es ja damals<br />
noch gar nicht." Also wurde auf einer mechanischen<br />
Schreibmaschine getippt und die Bilanzen<br />
wurden auf einer Rechenmaschine mit<br />
Handkurbel erstellt. "Das war eine sehr langwierige<br />
Arbeit."<br />
Noch während ihrer Ausbildung lernte sie<br />
ihren Mann kennen, 1957 heirateten sie und<br />
das erste Kind meldete sich an. "Wie es damals<br />
so war, hörte ich dann auf zu arbeiten." Allerdings<br />
nicht sofort: "Anfangs half ich noch ein<br />
wenig aus, weil einfach zu wenig Leute da waren."<br />
Und da zeigte sich erneut die familiäre<br />
Seite <strong>uns</strong>erer Genossenschaft ganz deutlich:<br />
"Wenn ich niemanden für das Kind hatte,<br />
nahm ich es mit ins Büro. Aber ich glaube, das<br />
gibt es heute nun wirklich nirgendwo mehr."<br />
Ausbildung: Keine Frage, sondern Alltag seit 50 Jahren!<br />
Ausbildungsplatzabgabe, Ausbildungspakt -<br />
die <strong>von</strong> Regierung und Opposition derzeit<br />
heiß diskutierten Pläne zur Schaffung neuer<br />
Lehrstellen sind bei <strong>uns</strong>erer Genossenschaft<br />
kein Thema. Seit 50 Jahren sorgen wir für<br />
qualifizierten Nachwuchs in der Wohnungswirtschaft<br />
und das wird sich auch nicht ändern:<br />
Während Meike Janecke gerade ihre<br />
Abschlussprüfungen mit Bravour gemeistert<br />
hat, steht Christian Schielke als ihr Nachfolger<br />
schon in den Startlöchern. Hier schildern<br />
sie und zwei ihrer Vorgänger (siehe<br />
auch nebenstehenden Kasten) ihre Erwartungen<br />
und Erfahrungen.<br />
Wir gratulieren Meike Janecke (mitte) zur bestandenen Abschlussprüfung:<br />
Daniela Meier-Lemke (links) und Christian Schielke (rechts)<br />
Eins haben alle gemeinsam: Zu diesem Beruf<br />
sind sie gekommen wie die berühmte<br />
Jungfrau zum Kind. "Kaufrau bzw. Kaufmann<br />
der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft<br />
- das sagt den meisten auf Anhieb<br />
gar nichts", weiß Daniela Meier-Lemke.<br />
Wenn die 27-Jährige jemandem erzählt,<br />
welchen Beruf sie ausübt, muss sie ausholen.<br />
"Und ehrlich gesagt, ich konnte mir vorher<br />
auch nicht viel darunter vorstellen." Die<br />
gleichen Erfahrungen haben auch Meike<br />
Janecke und selbst Christian Schielke gemacht,<br />
der nach seinem halbjährigen Praktikum<br />
im August seine Ausbildung anfängt.<br />
"Andere haben <strong>uns</strong> darauf gebracht", erzählen<br />
sie unisono. <strong>Bei</strong> Meike Janecke war<br />
es, ebenso wie bei Daniela Meier-Lemke,<br />
der Vater. Christian Schielke (21), der bereits<br />
Technischer Informatiker gelernt hat,<br />
ein Berater beim Arbeitsamt.<br />
Dabei waren sie alle Drei <strong>von</strong> ihrer Arbeit<br />
vollauf begeistert, kaum hatten sie nur ein<br />
wenig reingeschnuppert. "Der Beruf ist so<br />
vielseitig", beschreibt Daniela Meier-Lemke.<br />
Seit drei Jahren arbeitet sie in der Abteilung<br />
"Hausbewirtschaftung", hängte nach ihrer<br />
Ausbildung sogar noch eine Weiterbildung<br />
als Immobilienfachwirtin an. "Es ist wirklich<br />
fast alles dabei: Wir bearbeiten die allgemeinen<br />
Vermietungsangelegenheiten, berechnen<br />
die Nebenkosten und Mieterhöhungen,<br />
kümmern <strong>uns</strong> um Beschwerden…" Und,<br />
und, und. Doch nicht nur die unterschiedlichen<br />
Aufgaben machen den Beruf so interessant.<br />
"Es ist insbesondere<br />
der direkte<br />
Kontakt<br />
mit den Mitgliedern",<br />
meint die<br />
21-jährige Meike<br />
Janecke. Und dieser<br />
ist ständig gegeben.<br />
Drei Jahre dauert<br />
im Regelfall die<br />
Ausbildung, Abiturienten<br />
können<br />
die Zeit auf zweieinhalb<br />
verkürzen.<br />
Neben der Praxis<br />
in der Genossenschaft,<br />
steht Theorie<br />
wie Mietrecht,<br />
Rechnungswesen<br />
oder Grundstückskaufverträge in der Berufsschule<br />
auf dem Stundenplan. Auch Immobilienmakler<br />
bilden in diesem Berufszweig<br />
aus. Doch: "<strong>Bei</strong> der <strong>Wohnungsgenossenschaft</strong><br />
ist die Ausbildung besser", haben<br />
sie auch aus Gesprächen mit ihren Mitschülern<br />
aus der Berufsschule erfahren.<br />
"Man durchläuft hier auch viel mehr Abteilungen<br />
und lernt wirklich alles." Hinzu<br />
kommt schließlich auch die Größe <strong>uns</strong>eres<br />
Betriebes, die vor allem Christian Schielke<br />
sehr schätzt. "Ich habe schon bei größeren<br />
Unternehmen gearbeitet und da war es häufig<br />
viel anonymer." Mit insgesamt 30 Mitarbeitern<br />
sei die Genossenschaft nicht zu groß<br />
und nicht zu klein. "Das hat große Auswirkungen<br />
auf das Arbeitsklima. Und das ist<br />
hier einfach klasse!"