Sechstagerennen Zürich-12-2010 - Sponsoring Extra
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14 INTERVIEW SPORT<br />
SPONSORING extra Dezember <strong>2010</strong><br />
«Wir haben uns beim Publikum und bei den<br />
Sponsoren eine gute Akzeptanz erarbeitet»<br />
Das <strong>Sechstagerennen</strong> <strong>Zürich</strong><br />
feiert in diesem Jahr sein<br />
fünfjähriges Jubiläum (30.<br />
November bis 5. Dezember).<br />
Aus dem herzhaften Versuch<br />
dreier Machertypen, die<br />
legendären Sixdays <strong>Zürich</strong><br />
wieder aufleben zu lassen, hat<br />
sich ein professionelles und<br />
attraktives Eventformat im<br />
nationalen <strong>Sponsoring</strong>markt<br />
entwickelt. Mit dem Mix aus<br />
Sport, Show, Ausstellung und<br />
einem einzigartigen Hospitality-<br />
Ambiente ist dem Veranstalter<br />
eine aussergewöhnliche<br />
Positionierung gelungen.<br />
Urs Freuler<br />
ursfreuler@bluewin.ch<br />
<strong>Sponsoring</strong>chef<br />
<strong>Sechstagerennen</strong> <strong>Zürich</strong><br />
Herr Freuler: Das Zürcher <strong>Sechstagerennen</strong><br />
wurde vor fünf Jahren von Ihnen<br />
und zwei weiteren Partnern (Max Hürzeler,<br />
Ueli Gerber) wieder zum Leben<br />
erweckt. Haben Sie diesen wagemutigen<br />
Schritt je bereut?<br />
Urs Freuler: Nein. Wir waren uns bewusst,<br />
dass die ersten Jahre hart sein<br />
werden. Und es war sehr hart. Aber<br />
dank der Unterstützung durch starke<br />
Partner konnten wir uns in den ersten<br />
drei Jahren über Wasser halten.<br />
Mit welchen Ambitionen sind Sie in dieses<br />
Projekt eingestiegen?<br />
Freuler: Das war mir vor allem eine<br />
Herzensangelegenheit, und die Entscheidung<br />
fiel praktisch aus dem Bauch heraus.<br />
Während einer gemeinsamen Ausfahrt<br />
mit dem Unternehmer Max Hürzeler<br />
auf Mallorca habe ich ihn gefragt,<br />
was er denn jetzt zu tun gedenke, nachdem<br />
er seine während 25 Jahren erfolgreich<br />
aufgebaute Firma Bicycle Holidays<br />
Max Hürzeler verkauft hatte. Mit seiner<br />
Idee, Radsportferien auf Mallorca anzubieten,<br />
hat er Pionierarbeit geleistet und<br />
echtes Unternehmertum bewiesen. Auch<br />
ich habe diese Angebote oft genutzt und<br />
später auch Reisegruppen geführt. So<br />
kam es, dass ich ihm auf der besagten<br />
Ausfahrt spontan vorgeschlagen habe,<br />
die Zürcher Sixdays wieder aufleben<br />
zu lassen, dies nachdem der Traditionsanlass<br />
im Jahr 2001 aus finanziellen<br />
Gründen zum letzten Mal durchgeführt<br />
worden war. Diese Idee haben wir in einem<br />
lockeren Rahmen diskutiert, bis uns<br />
schliesslich der Ehrgeiz packte und feststand:<br />
Ja wir versuchen es! Kurz darauf<br />
ist Ueli Gerber dazugestossen. Zusammen<br />
bilden wir ein Team, das sich aufgrund<br />
der spezifischen Kernkompetenzen<br />
ideal ergänzt. Max Hürzeler ist ein<br />
sehr erfolgreicher Geschäftsmann, Ueli<br />
Gerber ein ausgezeichneter Projektleiter<br />
und ich bringe sportliche Kompetenz,<br />
ein gutes Netzwerk im internationalen<br />
Radsport und Verkaufs-Know-how.<br />
Das Pflaster für das Sixdays-Geschäft<br />
scheint immer härter zu werden und hat<br />
in den letzten Jahren schon einige Veranstalter<br />
zur Aufgabe gezwungen. Sind<br />
<strong>Sechstagerennen</strong> ein Auslaufmodell?<br />
Freuler: International betrachtet haben<br />
es die Sixdays tatsächlich schwer, ausser<br />
in Ländern mit einer grossen Tradition,<br />
wie beispielsweise in Belgien. In <strong>Zürich</strong><br />
hat die Neuauflage nach einigen Justierungen<br />
am Eventformat immer besser<br />
Tritt gefasst. Die Probleme in Deutschland,<br />
die in den letzten Jahren für drei<br />
<strong>Sechstagerennen</strong> (Stuttgart, München<br />
und Dortmund) das Ende bedeuteten,<br />
sind eher hausgemacht. Dort haben sich<br />
die Veranstalter regelrecht zu Tode gespart<br />
und den Zuschauern in Bezug auf<br />
das Rahmenprogramm immer weniger<br />
geboten. Das haben die Besucher offenbar<br />
nicht mehr goutiert. Im Gegensatz<br />
dazu sind in Belgien die Zuschauer nur<br />
am sportlichen Programm interessiert,
SPONSORING extra Dezember <strong>2010</strong> INTERVIEW SPORT<br />
Die imposante Rennbahn des <strong>Sechstagerennen</strong>s im Hallenstadion <strong>Zürich</strong>. Die Zuschauer erleben das Spektakel aus nächster Nähe.<br />
Rahmenprogramme wie etwa Musikshows<br />
werden bereits als störend empfunden.<br />
Jedes Land hat seine eigene<br />
Eventkultur. So auch in der Schweiz.<br />
Bei uns wollen die Besucher nicht nur<br />
spannende Rennen sehen, sondern einen<br />
gelungenen Gesamtevent erleben, mit<br />
Sport, Entertainment und Gastronomie<br />
auf hohem Niveau. Diesbezüglich sind<br />
die Besucheransprüche in der Schweiz<br />
sehr hoch, was nicht zuletzt mit der Fülle<br />
der vielen internationalen Events in<br />
Sport und Kultur zu tun hat, die in der<br />
Schweiz jeden Monat auf erstklassigem<br />
Niveau durchgeführt werden. Ein Paradebeispiel<br />
für hochklassiges Sport- und<br />
Show-Entertainment ist für mich die<br />
Veranstaltung Art on Ice, die Sport und<br />
Live-Musik in perfekter Harmonie verbindet.<br />
Wir benötigen während der Rennen<br />
zwar keine Musik, sondern einen<br />
mitreissenden Background respektive<br />
einen flotten Speaker, der das Publikum<br />
und die Fahrer anspornt. Aber zwischen<br />
den Rennen können wir dem Publikum<br />
einiges bieten. Wir wollen quasi das<br />
«Art on Ice» in der Radsportszene sein.<br />
Das dürfte schwierig werden, zumal<br />
sie kein kompaktes zweistündiges Programm<br />
anbieten, sondern den Besuchern<br />
ein täglich fast sechsstündiges<br />
Mammutprogramm servieren. Wie wollen<br />
Sie die Besucher so viele Stunden<br />
lang bei Laune halten?<br />
Freuler: Das stimmt nur zum Teil. Unser<br />
Programm ist ebenfalls kompakt und<br />
bietet den Zuschauern viele verschiedene<br />
Rennen, dazwischen gibt es Showblocks<br />
oder die Besucher können sich verpflegen<br />
sowie die Ausstellung besuchen.<br />
Natürlich gibt es zwischendurch auch<br />
ruhige Phasen, kleine Verschnaufpausen<br />
sozusagen, die jedoch keinen groben<br />
Stimmungseinbruch verursachen.<br />
Kurzum: An den Sixdays ist während der<br />
gesamten Öffnungszeit im Hallenstadion<br />
immer etwas los. Die Grundstimmung<br />
köchelt während mehr oder weniger<br />
sechs Stunden lang – und die zeitlich gut<br />
verteilten Renn-Highlights sorgen immer<br />
wieder für zusätzlichen Dampf.<br />
Wie sieht das optimale Eventformat für<br />
die Sixdays in <strong>Zürich</strong> aus? Haben Sie<br />
nun den richtigen Mix gefunden?<br />
Freuler: Wir haben viel gelernt in den<br />
letzten fünf Jahren und immer versucht,<br />
die nötigen Anpassungen bei der nächsten<br />
Austragung umzusetzen und auch<br />
immer wieder neue Ideen auszuprobieren,<br />
wie zum Beispiel in diesem Jahr der<br />
Ausbau der Ausstellerfläche, mit der wir<br />
die Anzahl Aussteller verdoppelt haben<br />
und natürlich neue Showelemente. Ich<br />
denke, das ist uns bisher ganz gut gelungen.<br />
Die Besucherzahlen sind gestiegen<br />
und die Vermarktung funktioniert<br />
auch immer besser. In den 70er-Jahren<br />
herrschte in <strong>Zürich</strong> an den Sixdays Rambazamba,<br />
dass heisst, eine Mehrheit der<br />
Besucher schätzte es, dass über die Polizeistunde<br />
hinaus Alkohol konsumiert<br />
werden konnte. Heute stehen der Sport<br />
15<br />
und das Entertainment – abgewickelt in<br />
einem professionellen Rahmen – klar im<br />
Vordergrund. Attraktive, spannende und<br />
atemberaubende Showelemente wechseln<br />
sich mit dem Rennprogramm ab und<br />
machen den Besuch der Sixdays <strong>Zürich</strong><br />
zum Erlebnis. Der optimale Mix bei den<br />
Sixdays in <strong>Zürich</strong> liegt bei gut 60 Prozent<br />
Sport, 20 Entertainment – inklusive Ausstellung<br />
– sowie 20 Prozent Gastronomie.<br />
Die Kunst liegt nun darin, diesen Mix so<br />
anzurichten und mit attraktiven Inhalten<br />
zu servieren, dass das «Eventmenü» den<br />
Besuchern auch tatsächlich schmeckt.<br />
Arbeiten Sie für den Showteil mit einem<br />
externen Partner zusammen oder führen<br />
Sie dies in Eigenregie durch?<br />
Freuler: Das Showprogramm stellen<br />
wir komplett in Eigenregie zusammen<br />
und kümmern uns auch ums Booking.<br />
Da wir uns immer noch in der Aufbauphase<br />
befinden, müssen wir diesen Programmteil<br />
– wie im Sport – selbst in die<br />
Hand nehmen, allein schon aus Kostengründen.<br />
Je nach Wachstum in den kommenden<br />
Jahren kann ich mir aber gut<br />
vorstellen, im Showbereich mit einem<br />
passenden Partner zusammenzuarbeiten.<br />
Wie wichtig sind Lokalmatadoren für<br />
die Sixdays in <strong>Zürich</strong>? Wäre der Wegfall<br />
von heimischen Favoriten der Anfang<br />
vom Ende der Veranstaltung?<br />
Freuler: Das glaube ich nicht, nein. Je<br />
besser es uns in den kommenden 4
16 INTERVIEW SPORT<br />
SPONSORING extra Dezember <strong>2010</strong><br />
Über die Skoda-Brücke gelangen die Besucher ins stimmungsvolle Oval, aufgeteilt in Stehplätze (l.) und in die VIP-Zone mit Tischen.<br />
4 Jahren gelingt, die Veranstaltung zu<br />
einer starken Eventmarke zu etablieren,<br />
desto weniger abhängig werden wir<br />
von einzelnen Protagonisten im Sport.<br />
Wir benötigen aber mindestens einen<br />
Schweizer Fahrer, der auf den vorderen<br />
Positionen mitfahren kann. Mit dem<br />
Duo Franco Marvulli/Alexander Aeschbach<br />
verfügen wir nach dem Abschied<br />
von Bruno Risi im Jahr 2009 momentan<br />
über gute Zugpferde, die das Publikum<br />
mitreissen und begeistern können. Lokalmatadoren<br />
sind grundsätzlich sehr<br />
wichtig für jeden Sixday-Anlass. In der<br />
Schweiz sind die ausländischen Sechstagefahrer<br />
kaum bekannt. Wichtig ist<br />
aber auch das Austragungsdatum, das<br />
in diesem Jahr nun wieder, wie früher,<br />
auf Ende November vorgezogen werden<br />
konnte. Damit liegen wir ausserhalb des<br />
vorweihnachtlichen Rummels und die<br />
Zielgruppen haben Zeit und Lust für einen<br />
Besuch der Sixdays.<br />
Die Sixdays in <strong>Zürich</strong> zogen jahrzehntelang<br />
ein tendenziell älteres Publikum<br />
an. Welche Zielgruppen sprechen Sie<br />
heute an?<br />
Freuler: Das Publikum ist in den letzten<br />
Jahren jünger geworden, was sicher<br />
eine direkte Folge des angepassten<br />
Eventformats ist. Das Durchschnittsalter<br />
der Besucher liegt heute bei gut 30<br />
Jahren. Und es sind bei weitem nicht<br />
nur Männer, die sich das Spektakel<br />
ansehen wollen, sondern auch immer<br />
mehr Frauen, die sich im Hallenstadion<br />
nicht zuletzt dank der guten Infrastruk-<br />
tur wohlfühlen. Rund 50 Prozent der<br />
Besucher stammt aus dem Grossraum<br />
<strong>Zürich</strong>, der Rest aus allen Landesteilen<br />
der Schweiz mit Schwerpunkt deutschsprachige<br />
Region. Wir sprechen nicht<br />
nur die fachkundigen Radsportfans an,<br />
sondern grundsätzlich alle Radsportinteressierten,<br />
Frauen und Männer, und<br />
speziell auch Familien. Ihnen bieten wir<br />
neben dem Sport auch Musikshows und<br />
ein breites Verpflegungsangebot. Und<br />
mit der Ausstellung im Foyer können<br />
sich die Hobby-Radsportfahrer über die<br />
neusten Modelle und Zubehörteile im<br />
Velomarkt bis hin zu speziellen Veloreisen<br />
und Sponsorenständen in aller Ruhe<br />
informieren.<br />
Welche Ziele wollen Sie in den nächsten<br />
Jahren mit den Sixdays <strong>Zürich</strong> erreichen?<br />
Freuler: Ziel ist es, den Anlass als einzigartiges<br />
Highlight in der Schweizer<br />
Eventlandschaft fest zu etablieren und<br />
sowohl für das Publikum als auch für<br />
Sponsoren eine qualitativ hochstehende<br />
Sport-Entertainment-Plattform zu sein.<br />
Wie stehen die Sixdays finanziell da?<br />
Sind Sie nach fünf Jahren über dem<br />
Berg?<br />
Freuler: Es ist uns gelungen, im Jahr<br />
2009 einen kleinen Gewinn zu erzielen<br />
und damit einen Grossteil der Verluste<br />
der vorangegangenen Jahre zu decken.<br />
Wir schreiben bis dato eine schwarze<br />
Null. Für die diesjährige Austragung<br />
müssen wir zuerst die Gesamtabrechnung<br />
abwarten, aber ich bin zuversichtlich,<br />
dass wir an den Vorjahreserfolg<br />
anknüpfen können.<br />
Wie viele Besucher benötigen Sie, um<br />
schwarze Zahlen zu schreiben?<br />
Freuler: Ab 22'000 Besucher sieht es<br />
gut aus, je nach Einnahmen im <strong>Sponsoring</strong>bereich.<br />
Die Besucherzahlen<br />
können von Jahr zu Jahr stark variieren,<br />
denn 50 Prozent der Tickets verkaufen<br />
wir an der Abendkasse. Bei schlechtem<br />
Wetter wie zum Beispiel Eis und Schnee<br />
verlieren wir sofort viele Besucher.<br />
Inwieweit ist die Veranstaltung für die<br />
kommenden Jahre gesichert?<br />
Freuler: Leider wird uns diese Frage<br />
immer wieder gestellt. Der Grund dafür<br />
ist mir, ehrlich gesagt, schleierhaft,<br />
denn wir haben uns von Jahr zu Jahr immer<br />
besser entwickelt und stehen heute<br />
auf einer soliden Basis für den weiteren<br />
Aufbau. Vielleicht haben wir den Fehler<br />
gemacht, bei der Neulancierung der<br />
Sixdays von einem «Versuch» zu sprechen,<br />
statt klar zu sagen, die <strong>Sechstagerennen</strong><br />
sind wieder auferstanden. Nicht<br />
zuletzt aufgrund der teilweise vorhandenen<br />
Unsicherheiten bezüglich der weiteren<br />
Zukunft der Sixdays haben wir in<br />
diesem Jahr neu eine Fünfjahresplanung<br />
verabschiedet bis 2014. Das heisst, die<br />
Daten und die Finanzierung für die Austragungen<br />
sind bis und mit dem Jahr<br />
2014 gesichert.
SPONSORING extra Dezember <strong>2010</strong><br />
Hängt an den Sixdays <strong>Zürich</strong> etwa noch<br />
ein Imageproblem?<br />
Freuler: Ich denke nicht, nein. Wie gesagt,<br />
wir haben in den letzten Jahren<br />
bewiesen, dass das neue Veranstaltungskonzept<br />
funktioniert und haben uns damit<br />
beim Publikum und den Sponsoren<br />
eine sehr gute Akzeptanz erarbeitet.<br />
Wie stark belastet eigentlich der temporäre<br />
Bau des imposanten hölzernen<br />
Ovals das Budget?<br />
Freuler: Wir mieten jeweils nur den<br />
Unterbau der Oval-Konstruktion von<br />
einem Anbieter, der dies auch für andere<br />
<strong>Sechstagerennen</strong> in ganz Europa tut.<br />
Die Platten, auf denen gefahren wird,<br />
haben wir gleich bei der ersten Austragung<br />
gekauft. Auf diese Weise müssen<br />
wir nicht jedes Mal die Werbeflächen<br />
der Sponsoren neu beschriften lassen,<br />
was eine teure Angelegenheit wäre und<br />
zudem auch die Aufbauzeit verlängern<br />
würde. Das sind 20 grosse Werbefelder<br />
mit einer Länge von je zehn Metern.<br />
Vereinzelt gibt es natürlich immer Neubemalungen,<br />
das ist klar. Die Mietkosten<br />
für die temporäre Rennbahnkonstruktion<br />
betragen inklusive Auf- und<br />
Abbau rund 200'000 Franken, also <strong>12</strong><br />
Prozent des Budgets, das in diesem Jahr<br />
1,65 Millionen Franken beträgt.<br />
Wie sieht der Einnahmenmix der Sixdays<br />
<strong>Zürich</strong> aus?<br />
Freuler: Den Grossteil des Budgets decken<br />
wir durch <strong>Sponsoring</strong> respektive<br />
Partnerschaften, das sind über 70 Prozent<br />
beziehungsweise 1,1 Millionen Franken.<br />
Die restlichen Einnahmen, also gut<br />
550'000 Franken oder 30 Prozent, werden<br />
durch den Ticketverkauf generiert. Darin<br />
enthalten sind auch die Verkäufe der verschiedenen<br />
VIP-Ticket-Kategorien.<br />
Sieben Wochen vor dem Startschuss der<br />
Sixdays <strong>2010</strong> haben Sie die VIP-Loge<br />
als «ausverkauft» gemeldet.<br />
Freuler: Stimmt. Die VIP-Pakete erfreuen<br />
sich einer grossen Nachfrage.<br />
Wir waren selbst erstaunt, wie schnell in<br />
diesem Jahr die Kapazitäten ausverkauft<br />
waren. Pro Abend können wir insgesamt<br />
330 VIP-Plätze im Innenraum des offenen<br />
Ovals anbieten.<br />
Was zeichnet Ihre VIP-Pakete aus?<br />
INTERVIEW SPORT<br />
Freuler: Das Besondere an unseren<br />
VIP-Plätzen ist ja, dass sich diese nicht<br />
wie bei anderen Events am Rand des<br />
Geschehens oder fernab in sogenannten<br />
Skyboxen befinden, sondern mittendrin<br />
und damit praktisch ein Teil des Programms<br />
werden. Dank dieser einzigartigen<br />
Platzierung können sich die Gäste –<br />
wie wahrscheinlich bei keinem anderen<br />
Event – noch mehr als VIP fühlen. Im<br />
Tennis beispielsweise findet das Spiel<br />
in der Mitte einer Arena statt und die<br />
VIPs sitzen in nächster Nähe rund um<br />
den Spielfeldrand. Bei uns ist es genau<br />
umgekehrt. Die VIPs kommen so in den<br />
Genuss von hochstehendem Sport aus<br />
nächster Nähe und sehen sich gleichzeitig<br />
im Mittelpunkt des restlichen<br />
Publikums. Im Gegensatz zu anderen<br />
«Es kommt<br />
oft vor, dass<br />
Firmen zuerst<br />
Interesse an<br />
den VIP-Angeboten<br />
haben.»<br />
Radsportevents sind bei uns die Möglichkeiten<br />
zur Kundenpflege optimaler:<br />
Die Kunden können zentral und länger<br />
an einem Ort betreut werden. Wir unternehmen<br />
spannende Backstage-Touren,<br />
und das Hallenstadion bietet viel Atmosphäre,<br />
sodass im Zusammenspiel mit<br />
den Rennen und den Showelementen für<br />
die VIP-Gäste ein gediegenes Ambiente<br />
entsteht. Mit dieser Einzigartigkeit können<br />
wir uns im Markt für VIP-Tickets<br />
und Hospitality sehr gut positionieren.<br />
Können Sie die Hospitality-Kapazitäten<br />
noch ausbauen? Beispielsweise durch<br />
den Verzicht auf die VIP-Stehplätze im<br />
Innenraum des Ovals.<br />
Freuler: Der Verzicht auf die Stehplätze<br />
käme beim Publikum garantiert schlecht<br />
an. Deshalb wäre eine Ausdehnung des<br />
Platzangebots für Hospitality-Tische<br />
17<br />
nur in kleinem Rahmen möglich. In früheren<br />
Jahren gab es nur VIP-Tische im<br />
Innenraum – nun lässt sich das Rad im<br />
wahrsten Sinn des Wortes nicht mehr<br />
zurückdrehen. Einerseits sind wir bezüglich<br />
der Fläche allein schon durch<br />
das Oval beschränkt, andererseits lassen<br />
sich keine Bauten in die Höhe realisieren,<br />
wie beispielsweise durch eine<br />
Doppelstockkonstruktion. Aufbauten<br />
würden die Sicht der Zuschauer auf die<br />
Rennbahn einschränken, auch dies würde<br />
zweifellos negative Reaktionen provozieren.<br />
Auch die Idee, einen Horst in<br />
luftiger Höhe zu bauen und damit zirka<br />
100 exklusive VIP-Plätze zu schaffen,<br />
lässt sich aus baulichen Gründen leider<br />
kaum realisieren.<br />
Wie wichtig ist die VIP-Plattform für die<br />
Gesamtvermarktung im <strong>Sponsoring</strong>?<br />
Freuler: Sehr wichtig. Es kommt oft<br />
vor, dass Firmen zuerst Interesse an den<br />
VIP-Angeboten haben und bei näherer<br />
Betrachtung der Bedürfnisse dann das<br />
eine oder andere <strong>Sponsoring</strong>paket zusätzlich<br />
kaufen − etwa eine Logovisibilität<br />
(z.B. auf Bahn, Team, LED-Ring)<br />
zwecks Identifizierung mit dem Anlass.<br />
Eine gute Hospitality-Plattform ist immer<br />
auch ein gutes «Ziehgärtchen» für<br />
den Aufbau neuer <strong>Sponsoring</strong>partnerschaften.<br />
Wie präsentiert sich die Situation im<br />
<strong>Sponsoring</strong>? Welche grösseren Zu- und<br />
Abgänge haben Sie in diesem Jahr verzeichnet?<br />
Freuler: Wir haben für die Austragung<br />
<strong>2010</strong> mit den Firmen Atzmännig und<br />
Lerch & Partner zwei neue Hauptsponsoren<br />
gewonnen. Der langjährige<br />
Hauptsponsor Skoda hat um zwei Jahre<br />
bis und mit 20<strong>12</strong> verlängert. Und der<br />
vierte ebenfalls treue Hauptsponsor,<br />
Möbel Märki, ist sehr engagiert. Abgänge<br />
haben wir auf Stufe der Hauptsponsoren<br />
bisher keine verzeichnen müssen.<br />
Sie haben keine typischen Schweizer<br />
Branchen wie Uhren, Finanzdienstleistungen,<br />
Versicherungen oder Genussmittel<br />
im <strong>Sponsoring</strong>feld vertreten. Warum<br />
nicht?<br />
Freuler: Ich weiss es ehrlich gesagt<br />
auch nicht, warum wir noch keinen<br />
Sponsor aus einer der genannten Branchen<br />
gewinnen konnten. 4
18 SPONSORING extra Dezember <strong>2010</strong><br />
4 Ich leiste nun schon seit Jahren<br />
leidenschaftlich Überzeugungsarbeit,<br />
bisher hat es leider noch nicht gefruchtet.<br />
In den meisten Fällen ist Radsport<br />
schlichtweg kein strategisches <strong>Sponsoring</strong>thema.<br />
Wie stark hängt die Sponsorenabstinenz<br />
aus bestimmten Branchen mit dem<br />
Image des Radsports zusammen? Stichwort<br />
natürlich Doping.<br />
Freuler: Ich glaube nicht, dass hier die<br />
leidige Dopingproblematik verantwortlich<br />
gemacht werden kann. Ich habe<br />
jedenfalls noch nie eine <strong>Sponsoring</strong>absage<br />
erhalten, die mit dem Image des<br />
Radsports begründet wurde. Ich glaube<br />
übrigens auch nicht, dass der Radsport<br />
ein schlechtes Image hat. Denn der<br />
Radsport stösst beim Publikum allgemein<br />
immer noch auf ein sehr grosses<br />
Interesse! Daran wird sich künftig wohl<br />
kaum etwas ändern. Im Gegenteil: Radsport<br />
in der Freizeit boomt wie noch nie<br />
und wird deshalb auch das Interesse am<br />
Amateur- und Spitzensport beflügeln.<br />
Wie wollen Sie die Sixdays <strong>Zürich</strong> positionieren,<br />
um auch künftig in der <strong>Sponsoring</strong>landschaft<br />
Schweiz bestehen zu<br />
können?<br />
Freuler: Das <strong>Sechstagerennen</strong> <strong>Zürich</strong><br />
ist in der Schweiz der einzige Indoor-<br />
Radsportanlass seiner Art mit Shows<br />
und Ausstellung an einem Ort. Mit unserem<br />
einzigartigen Event- und <strong>Sponsoring</strong>konzept<br />
bieten wir den Partnern<br />
eine konstante Visibilität sowie bedürfnisgerechte<br />
Leistungen für Hospitality-<br />
Anlässe und Promotionen im Ausstellungsbereich.<br />
Sponsoren und Gäste sind<br />
bei uns nicht nur dabei, sondern mittendrin<br />
– näher am Geschehen, bei den<br />
Sportlern und dem gesamten Umfeld,<br />
geht nicht!<br />
Wie sieht das Konzept, die Struktur im<br />
<strong>Sponsoring</strong> der Sixdays <strong>Zürich</strong> aus?<br />
Freuler: Auf der höchsten Stufe haben<br />
wir einen Presenting-Sponsor für das<br />
gesamte <strong>Sechstagerennen</strong> <strong>Zürich</strong> vorgesehen,<br />
den wir jedoch bisher noch<br />
nicht gefunden haben. Dann folgen maximal<br />
vier Hauptsponsoren und <strong>12</strong> bis<br />
14 Teamsponsoren. Auf einer weiteren<br />
Ebene folgen exklusive Partnerschaften<br />
für bestimmte Rennen und spezifische<br />
Sponsorpakete: Rennen wie zum<br />
INTERVIEW SPORT<br />
Beispiel die Américain (Möbel Märki),<br />
das Rundenzeitfahren (Mobilezone)<br />
sowie Sponsorpakete als exklusiver<br />
Amateur-Partner (IGOR), Steher-Sponsor<br />
(Bicycle Holidays Max Hürzeler),<br />
Sprinter-Sponsor und natürlich das Presenting<br />
der verschiedenen Showblocks<br />
zwischen den Rennen.<br />
Wo haben Sie, neben dem fehlenden<br />
Presenting-Sponsor, jetzt noch Vermarktungspotenzial?<br />
Freuler: Wir haben bei den mittelgrossen<br />
und kleineren <strong>Sponsoring</strong>kategorien<br />
oftmals Einjahresverträge abgeschlossen.<br />
Da wünsche ich mir künftig mehr<br />
langfristige Partnerschaften. Das würde<br />
«Sponsoren<br />
und Gäste<br />
sind bei uns<br />
nicht nur<br />
dabei, sondern<br />
mittendrin.»<br />
uns mehr Planungssicherheit geben und<br />
gleichzeitig den jährlich enormen Aufwand<br />
in der <strong>Sponsoring</strong>akquise reduzieren.<br />
Weiteres Vermarktungspotenzial<br />
besteht hauptsächlich in den Bereichen<br />
Team- und Showsponsoring.<br />
Was kostet beispielsweise ein Teamsponsoring,<br />
und was sind die Gegenleistungen?<br />
Freuler: Ein Teamsponsoring kostet,<br />
je nach Leistungszusammensetzung,<br />
zwischen 20'000 und 30'000 Franken.<br />
Neben der Logopräsenz auf den Teamtrikots<br />
können die Leistungen individuell<br />
nach den Kundenbedürfnissen zusammengestellt<br />
werden. Beispielsweise<br />
Ticketkontingente in den verschiedenen<br />
Kategorien, VIP-Tische oder Stehplätze<br />
im Innenraum des Ovals, fachkundig<br />
geführte Backstage-Touren und Logopräsenz<br />
auf sämtlichen Werbemitteln<br />
der Sixdays, inklusive Onlineauftritt auf<br />
unserer Homepage und Präsenz auf den<br />
über 80 Monitoren im Hallenstadion.<br />
Und als zusätzliche Option die Nutzung<br />
des LED-Videorings über der Arena sowie<br />
ein Ausstellungsstand im Foyer des<br />
Hallenstadions.<br />
Wie sieht es bezüglich Medienabdeckung<br />
aus? Wie entwickelt sich die Medienpräsenz<br />
des <strong>Sechstagerennen</strong>s?<br />
Freuler: Für die Medienpräsenz können<br />
wir auf verschiedene Partner im<br />
Print und elektronischen Bereich zählen.<br />
Auch hier ist es uns von Jahr zu Jahr<br />
immer besser gelungen, die Präsenz der<br />
Sixdays <strong>Zürich</strong> in den verschiedenen<br />
Medienkanälen sukzessive zu steigern.<br />
Im TV arbeiten wir seit dem Jahr 2009<br />
mit dem Schweizer Sportfernsehen<br />
SSF zusammen und regional mit Tele<br />
Züri. Zudem mit Radio <strong>Zürich</strong>see und<br />
im Print mit dem Tages-Anzeiger. Allein<br />
SSF überträgt zeitversetzt insgesamt<br />
<strong>12</strong> Stunden vom Renngeschehen.<br />
Hinzu kommt der Live-Stream im Internet<br />
über unsere Homepage Sixdays.<br />
ch, wo wir sämtliche Rennen live übertragen!<br />
Im letzten Jahr haben wir dabei<br />
über 20'000 Onlinezugriffe verzeichnen<br />
können. Zusätzlich gibt es jedes<br />
Jahr diverse Kurzberichte in verschiedenen<br />
Struktursendungen des Schweizer<br />
Fernsehens SF, wie zum Beispiel in<br />
den Sportsendungen, den reichweitenstarken<br />
News-Formaten und teilweise<br />
sogar im People-Magazin «Glanz &<br />
Gloria». Denn neben dem sportlichen<br />
Gehalt ist das <strong>Sechstagerennen</strong> traditionell<br />
eine attraktive Plattform für Promigeschichten.<br />
Auch hier funktioniert<br />
der Mix von Sport und Show ausgezeichnet.<br />
Wie wollen Sie in den nächsten Jahren<br />
die Medienpräsenz steigern, speziell bei<br />
nationalen TV-Kanälen?<br />
Freuler: Da müssten wir zuerst einen<br />
oder mehrere Partner gewinnen, die bereit<br />
wären, entsprechend zu investieren,<br />
beispielsweise in die TV-Promotion des<br />
Anlasses oder in eine weiterführende<br />
TV-Partnerschaft. Aus eigener Kraft<br />
können wir einen Ausbau der Medienpräsenz<br />
derzeit nicht finanzieren. Aber<br />
so wie sich die Veranstaltung in den<br />
letzten Jahren entwickelt hat, bin ich zuversichtlich,<br />
dass uns auch dies in naher<br />
Zukunft gelingen wird.<br />
Interview: Jürg Kernen