26.12.2012 Aufrufe

2 internationale wirtschafts- politische rahmenbedingungen

2 internationale wirtschafts- politische rahmenbedingungen

2 internationale wirtschafts- politische rahmenbedingungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCH<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

B U N D E S M I N I S T E R I U M F Ü R W I R T S C H A F T U N D A R B E IT BUNDESMINISTERIU M<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSC H<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

B U N D E S M I N I S T E R I U M F Ü R W I R T S C H A F T U N D A R B E IT BUNDESMINISTERIU M<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSC H<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCH<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCH<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCH<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCH<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCH<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

ÖSTERREICHS<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BU N D E S M I N I S T E R I U M<br />

IUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT BUNDESMINISTE R I U M F Ü R W I R T S C H<br />

AFT UND ARBEIT BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTS C H A F T U N D A R B E I T<br />

AUSSENWIRTSCHAFT<br />

Austrian Foreign Trade Yearbook<br />

Jahrbuch 2003/04<br />

www.bmwa.gv.at


ÖSTERREICHS AUSSENWIRTSCHAFT 2003/04<br />

HERAUSGEGEBEN VOM BUNDESMINISTERIUM<br />

FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />

Wien, Juni 2004


Impressum<br />

Herausgeber und Medieninhaber<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA)<br />

Stubenring 1, 1011 Wien<br />

Gesamtleitung: Dr. Manfred Schekulin<br />

Koordination: Gertraud Tschinder<br />

Redaktion: Andrea Math (BMWA)<br />

Dr. Franz Müller (BMWA)<br />

Gertraud Tschinder (BMWA)<br />

Dr. Julia Wörz (wiiw)<br />

Kapitel 1–8 entstanden in Zusammenarbeit mit dem Wiener Institut für Internationale<br />

Wirtschaftsvergleiche (wiiw) und dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)<br />

sowie Ao. Univ.-Prof. Wilfried Altzinger (WU Wien).<br />

Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Michael Landesmann (wiiw)<br />

Projektkoordination: Dr. Julia Wörz (wiiw)<br />

Autoren: Ao. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Altzinger (WU Wien)<br />

Mag. Mario Holzner (wiiw)<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael Landesmann (wiiw)<br />

Dr. Sandor Richter (wiiw)<br />

Prof. Dr. Jan Stankovsky (WIFO)<br />

Mag. Waltraut Urban (wiiw)<br />

Mag. Hermine Vidovic (wiiw)<br />

Mag. Yvonne Wolfmayr (WIFO)<br />

Dr. Julia Wörz (wiiw)<br />

Statistik: Beate Muck (wiiw)<br />

Gabriele Wellan (WIFO)<br />

Grafische Gestaltung:<br />

Grafikstudio Sacher GmbH<br />

Hauptstraße 3/3/10, A-3010 Tullnerbach<br />

Herstellung:<br />

Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH.<br />

Wiener Straße 80, A-3580 Horn<br />

Verlags- und Herstellungsort:<br />

Wien<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben ausschließlich die Meinung der Autoren wieder.<br />

Alle angegebenen Werte für das Jahr 2003 im Teil „Weltwirtschaft und Welthandel“ basieren auf Prognosen<br />

von WTO (April 2004), wiiw (Februar 2004), OECD (Dezember 2003) und IWF (September 2003). Der<br />

Teil „Österreichs Außenwirtschaft“ basiert auf den vorläufigen Ganzjahreszahlen 2003 (Statistik Austria,<br />

Oesterreichische Nationalbank), sowie auf der Prognose des WIFO (April 2004). Redaktionsschluss war<br />

der 30. April 2004 für den Österreich-Teil, der 28. Februar 2004 für den restlichen Teil.


Bundesminister<br />

Dr. Martin Bartenstein<br />

Die Integration Österreichs in die Weltwirtschaft nimmt laufend zu: Zwischen 1995 und<br />

2002 wuchsen die österreichischen Exporte (Waren und Dienstleistungen) um jährlich<br />

durchschnittlich +9 % und damit stärker als die Welt- (+3 %) bzw. EU-Exporte (+ 8,5%).<br />

Die Exportquote, das Verhältnis der Exporte zum BIP, stieg in diesem Zeitraum von<br />

37 % auf 53 %. Die Direktinvestitionsströme entwickelten sich noch dynamischer: Vor<br />

zehn Jahren machten die Investitionen ausländischer Unternehmen in Österreich 7 %<br />

des BIP aus, die Investitionen österreichischer Unternehmen im Ausland sogar nur<br />

2 %. Heute liegen sie in beiden Richtungen bei rd. 20 %. Österreichische Unternehmen<br />

gehören zu den größten Investoren in Mittel- und Südosteuropa.<br />

Dieser positive Trend setzte sich auch 2003 fort: In einem schwierigen <strong>internationale</strong>n<br />

Umfeld nahmen nach vorläufigen Zahlen der Nationalbank die Warenexporte um<br />

1,4 % auf 78,5 Mrd. Euro zu. Die Festigung des weltweiten Konjunkturaufschwungs<br />

sollte heuer stärkere Wachstumsimpulse und laut WIFO ein Exportwachstum von über<br />

4 % bringen. Auch die Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen im Ausland<br />

erreichten im Vorjahr mit 6,3 Mrd. Euro einen neuen historischen Höchstwert, der<br />

Gesamtbestand österreichischer Direktinvestitionen im Ausland erhöhte sich damit<br />

zum Jahresende 2003 auf rund 45 Mrd. Euro.<br />

Die Sicherung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit muss auch in Zukunft eine<br />

Top-Priorität der österreichischen wie der europäischen Wirtschaftspolitik bleiben.<br />

Österreich bekennt sich vollinhaltlich zum Lissabon-Prozess und dessen Ziel, die EU<br />

bis 2010 zur weltweit dynamischsten und wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsregion zu<br />

entwickeln. Innerösterreichisch ist die Steuerreform 2005 ein Meilenstein zum Erhalt<br />

und zur weiteren Erhöhung der Attraktivität des Wirtschafts- und Arbeitsstandorts<br />

Österreich. Gleichzeitig setzt das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit gemeinsam<br />

mit der Wirtschaftskammer Österreich mit der Initiative „go international“ neue<br />

Impulse. Ziel von „go international“, für das bis 2005 50 Mio. Euro aus Budgetmitteln<br />

zur Verfügung stehen, ist es, die Exportquote weiter zu steigern, die Zahl der exportierenden<br />

Betriebe zu verdoppeln, den geographischen Radius der außenwirtschaftlichen<br />

Aktivitäten zu erweitern, den Dienstleistungsexport auch abseits des Tourismus zu<br />

forcieren und die österreichischen Direktinvestitionen im Ausland zu erhöhen.<br />

3


Den vielfältigen Anforderungen an eine zukunftsorientierte, umfassende und systematische<br />

– kurz: eine „strategische” – Außen<strong>wirtschafts</strong>politik ist auch das Jahresthema<br />

des diesjährigen – zehnten – österreichischen Außen<strong>wirtschafts</strong>jahrbuchs gewidmet.<br />

Es freut mich, dass es wieder gelungen ist, renommierte Autorinnen und Autoren für<br />

die Mitarbeit zu gewinnen, die dazu beitragen, dass dieses Jahrbuch seiner Rolle als<br />

wichtige österreichische Plattform für die Diskussion aktueller außenwirtschaftlicher<br />

Themen wieder einmal gerecht wird.<br />

Dr. Martin Bartenstein<br />

Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit<br />

4


I N H A LT<br />

WELTWIRTSCHAFT UND WELTHANDEL 13<br />

1 Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004 15<br />

1.1 Globale Konjunkturentwicklung 15<br />

1.1.1 Konjunkturüberblick 2003 15<br />

1.1.2 Perspektiven für die Jahre 2004 und 2005 18<br />

1.2 Geld- und Fiskalpolitik 19<br />

1.3 Die Entwicklung der Arbeitsmärkte 21<br />

1.4 Regionale Entwicklungen 22<br />

1.4.1 Europäische Union 22<br />

1.4.2 USA 25<br />

1.4.3 Japan 26<br />

1.4.4 Mittel- und Osteuropäische Länder (MOEL) 28<br />

1.4.5 Südosteuropäische Länder (SOEL) 30<br />

1.4.6 Russland 32<br />

1.4.7 Türkei 33<br />

1.4.8 Asiatische Staaten 34<br />

1.4.9 China 35<br />

1.4.10 Argentinien 37<br />

1.4.11 Brasilien 38<br />

2 Internationale <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Rahmenbedingungen 40<br />

2.1 Die Europäische Union 40<br />

2.1.1 EU-Präsidentschaft 40<br />

2.1.2 EU-Erweiterung 43<br />

2.1.3 Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) 45<br />

2.1.4 Außenbeziehungen der EU 45<br />

2.2 Regionale Abkommen 48<br />

2.2.1 Wirtschaftsintegration in Amerika 48<br />

2.2.2 Regionale Wirtschaftskooperation in Asien 49<br />

2.2.3 Afrika und Naher Osten 51<br />

2.3 Welthandelsorganisation (WTO) 51<br />

2.3.1 Laufende Verhandlungen 52<br />

2.3.2 Streitbeilegung 54<br />

5


I N H A LT<br />

6<br />

3 Entwicklung des Welthandels 57<br />

3.1 Der Welthandel in den Jahren 2002/03 57<br />

3.2 Ausblick für 2004 60<br />

3.3 Der Warenhandel 61<br />

3.3.1 Regionale Entwicklungen 62<br />

3.3.2 Sektorale Gliederung 66<br />

3.3.3 Entwicklung der Welthandelspreise 67<br />

3.4 Der globale Dienstleistungshandel 70<br />

3.5 Ausländische Direktinvestitionen 72<br />

3.5.1 Globale Entwicklungen 72<br />

3.5.2 Entwicklung in Osteuropa 73<br />

3.5.3 Entwicklung in Asien 74<br />

3.5.4 Institutionelle Veränderungen 74<br />

ÖSTERREICHS AUSSENWIRTSCHAFT 77<br />

4 Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick 79<br />

4.1 Die Konjunktur 2002/2003 und Ausblick auf 2004 79<br />

4.1.1 Aufschwung 2002 unterbrochen 79<br />

4.1.2 Weiteres Nachlassen der Konjunktur 2003 82<br />

4.1.3 Nur mäßige Konjunkturerholung 2004 84<br />

4.2 Volkswirtschaftliche Bedeutung der Außenwirtschaft 86<br />

4.2.1 Die Außenwirtschaft in der VGR 86<br />

4.2.2 Preise und Wettbewerbsfähigkeit im Außenhandel 87<br />

4.2.3 Außenhandelsverflechtung der österreichischen Wirtschaft 89<br />

4.3 Beiträge zur Zahlungsbilanz 92<br />

5 Österreichs Warenhandel 96<br />

5.1 Überblick: Außenhandel 2002/03 sowie Ausblick auf 2004 96<br />

5.2 Aktive Handelsbilanz im Jahr 2002 99<br />

5.3 Starker Exporteinbruch im Jahr 2003 101<br />

5.3.1 Schlechte Rahmenbedingungen für den Export 102<br />

5.3.2 Regionale Entwicklung 102<br />

5.3.3 Sektorale Entwicklung 104


I N H A LT<br />

5.4 Regionale Struktur des Außenhandels:<br />

Bedeutung der EU-Erweiterung 106<br />

5.4.1 Starke Ausweitung der Exporte nach Mittel- und Osteuropa 107<br />

5.4.2 Der Außenhandel mit NAFTA und den Entwicklungsländern 110<br />

5.4.3 Handelsbilanz nach Regionen 110<br />

5.5 Die Güterstruktur des Außenhandels 112<br />

5.5.1 Positiver Strukturwandel im österreichischen Außenhandel 112<br />

5.5.2 Schwerpunktländer des österreichischen Exports 114<br />

5.5.3 Österreich auf Exporte mittlerer Qualität spezialisiert 115<br />

5.6 Österreichs Fahrzeugindustrie 116<br />

6 Der Außenhandel mit Dienstleistungen 119<br />

6.1 Sektorale Gliederung des Dienstleistungshandels 121<br />

6.1.1 Reiseverkehr 123<br />

6.1.2 Unternehmensbezogene Dienstleistungen 124<br />

6.1.3 Transporte 126<br />

6.1.4 Sonstige Positionen 126<br />

6.2 Regionale Entwicklung 127<br />

6.2.1 Geographische Konzentration 127<br />

6.2.2 Regionale Bilanzen 128<br />

7 Grenzüberscheitende Direktinvestitionen 130<br />

7.1 Einleitung 130<br />

7.2 Allgemeine Entwicklung der weltweiten Direktinvestitionen 131<br />

7.3 Österreichs Position im <strong>internationale</strong>n Vergleich 134<br />

7.3.1 Aktive und passive Direktinvestitionen im <strong>internationale</strong>n Vergleich 134<br />

7.3.2 Aktive und passive Direktinvestitionen nach Regionen 136<br />

7.3.3 Aktive und passive Direktinvestitionen nach Branchen 139<br />

7.3.4 Die Rentabilität der Direktinvestitionen 140<br />

7.3.5 Die Beschäftigungsentwicklung der Direktinvestitionen 143<br />

7.4 Unternehmensübernahmen und Fusionen 2003 144<br />

7.5 Bilaterale Investitionsschutzabkommen Österreichs 145<br />

7.6 Zusammenfassende Beurteilung 146<br />

Statistische Übersichten 149<br />

7


I N H A LT<br />

Eine strategische Außen<strong>wirtschafts</strong>politik für<br />

Österreich: Die Internationalisierungsoffensive<br />

2003/2005 203<br />

8<br />

9 Eine strategische Außen<strong>wirtschafts</strong>politik für Österreich 205<br />

Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

9.1 Einleitung 205<br />

9.2 Strategisches Denken und strategisches Management 206<br />

9.3 Analyse der strategischen Ausgangssituation 208<br />

9.3.1 Umfeldanalyse/Globalisierungstrends 208<br />

9.3.2 Stärken-/Schwächenprofil der österreichischen Außenwirtschaft 213<br />

9.4 Anforderungen an eine strategische Außen<strong>wirtschafts</strong>politik 217<br />

9.5 Die Internationalisierungsoffensive „go international” 219<br />

9.6 Ein „Außenwirtschaftliches Leitbild“ für Österreich 221<br />

10 Die Stabsstelle für Strategische Außenwirtschaft 226<br />

Franz Ceska<br />

10.1 Die Aufgaben der Stabsstelle 227<br />

10.2 „Go international“ – Die Internationalisierungsoffensive 228<br />

10.2.1 „Go international“ – Hintergrund 228<br />

10.2.2 Strategiefelder von „go international“ 229<br />

10.2.3 Die Umsetzung 231<br />

10.3 Ausblick 232<br />

11 Außenhandelsstruktur der österreichischen Industrie 234<br />

Yvonne Wolfmayr<br />

11.1 Einleitung 234<br />

11.2 Theoretische Ansätze 235<br />

11.3 Methodische Grundlagen 236<br />

11.4 Branchenprofil des österreichischen Außenhandels 239<br />

11.4.1 Exportspezialisierung 239<br />

11.4.2 Komparative Vorteile (RCA-Werte) 243<br />

11.4.3 Unit Values im Export 245<br />

11.4.4 Strukturwandel 246<br />

11.5 Die Bedeutung des Osthandels für den Strukturwandel 249<br />

11.6 Schlussfolgerungen 253


I N H A LT<br />

12 Der erste Schritt – Motivation und Betreuung<br />

von Exporteuren 256<br />

Walter Koren<br />

12.1 Exportförderung und ihr Adressatenkreis 256<br />

12.2 Das fremde Marketingumfeld im Export 256<br />

12.3 Unternehmensinterne und -externe Exportbarrieren 257<br />

12.4 Exportmotive: Aktive und reaktive Strategien im Export 259<br />

12.5 Das Förderinstrumentarium der Kammerorganisation 260<br />

12.6 Das Gewinnen potenzieller Neuexporteure 264<br />

12.7 Die Prüfung der Exportfähigkeit 267<br />

12.8 Marktselektion und Marktsegmentierung 267<br />

12.9 Markteintrittsvarianten 268<br />

12.9.1 Indirekter Export 269<br />

12.9.2 Direkter Export 269<br />

12.9.3 Andere Formen der Marktbearbeitung 270<br />

12.9.4 Exportkooperation 271<br />

12.10 Ausblick 272<br />

13 Direktinvestitions-Förderung heute und morgen 273<br />

Reinhard Moser<br />

13.1 Zielvorgabe und Aufbau des Beitrages 273<br />

13.2 Ausgangssituation 273<br />

13.2.1 Inhaltliche Abgrenzung 273<br />

13.2.2 Problemfelder 275<br />

13.2.3 Förderungsarten und Förderungszulässigkeit 277<br />

13.3 Förderung ausländischer Direktinvestitionen in Österreich –<br />

Status quo 278<br />

13.3.1 Übersicht 278<br />

13.3.2 Unterstützung im Bereich der Risikoabsicherung 280<br />

13.3.3 Unterstützung im Bereich der Kapitalaufbringung 288<br />

13.4 Zukunft – Desiderate 291<br />

14 Dienstleistungen: Export ist mehr als Warenverkehr 297<br />

Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

14.1 Die zunehmende Globalisierung des Dienstleistungshandels 297<br />

14.2 Vorüberlegungen für die empirische Analyse des<br />

Dienstleistungshandels 301<br />

9


I N H A LT<br />

10<br />

14.2.1 Theoretischer Hintergrund 301<br />

14.2.2 Statistische Erfassung von Dienstleistungen 302<br />

14.3 Sektorbetrachtungen 303<br />

14.3.1 Österreichs Dienstleistungshandel im <strong>internationale</strong>n Vergleich 304<br />

14.3.2 Die Betrachtung ausgewählter Sektoren 308<br />

14.3.3 Stärken und Schwächen aus österreichischer Sicht 309<br />

14.4 Politische Handlungsfelder 314<br />

15 IFIs als Außen<strong>wirtschafts</strong>partner für Österreich 320<br />

Ewald Nowotny<br />

15.1 Die für Österreichs Außenwirtschaft wichtigsten<br />

Finanzinstitutionen 320<br />

15.1.1 Europäische Investitionsbank-Gruppe (EIB, EIF), Luxemburg 321<br />

15.1.2 Weltbank-Gruppe (IBRD, IDA, IFC, MIGA, ICSID) 323<br />

15.1.3 Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) 325<br />

15.1.4 Asian Development Bank (ADB) 327<br />

15.1.5 Council of Europe Development Bank (CEB) 328<br />

15.1.6 Nordic Investment Bank (NIB) 328<br />

15.2 Bereiche der Partnerschaft 328<br />

15.2.1 Regionale Aspekte 328<br />

15.2.2 Sektorale Aspekte 332<br />

15.2.3 Industriell-gewerblicher und Dienstleistungs-Bereich 333<br />

15.3 Kooperation mit IFIs – Erfahrungen und Chancen 334<br />

16 Cluster als Exportmotor 340<br />

Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

16.1 Oberösterreich – das führende Exportbundesland Österreichs 340<br />

16.2 Export-Aktivitäten des Automobil-Clusters 342<br />

16.2.1 Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken 345<br />

16.3 Export-Aktivitäten des Kunststoff-Clusters 346<br />

16.4 Export-Aktivitäten des Möbel- und Holzbau-Clusters 347<br />

16.5 Export-Aktivitäten des Lebensmittel-Clusters 349<br />

16.6 Export-Aktivitäten des Gesundheits-Clusters 351<br />

16.7 Export-Aktivitäten des Mechatronik-Clusters 353<br />

16.8 Export-Aktivitäten des Ökoenergie-Clusters 355<br />

16.9 Die Zeit ist reif für Europäische Unternehmens-Netzwerke 356


I N H A LT<br />

17 Bedeutung der Analyse <strong>internationale</strong>r<br />

Wirtschaftsbeziehungen 359<br />

Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

17.1 Einleitung 359<br />

17.2 Zur Entwicklung der Analyse <strong>internationale</strong>r<br />

Wirtschaftsbeziehungen 360<br />

17.3 Theorie und Empirie – die Rolle von Datenbanken und<br />

Forschungsinstituten 362<br />

17.4 Besondere Aspekte der Analyse <strong>internationale</strong>r<br />

Wirtschaftsbeziehungen in Österreich 364<br />

17.5 Österreichische <strong>wirtschafts</strong>wissenschaftliche Institute im<br />

Internationalen Vergleich 367<br />

17.6 Abschließende Betrachtungen 372<br />

18 Das „Kleine“, das „Grosse“ und das „Neue Lernen“ 381<br />

Harald Steindl<br />

18.1 Schlüsselqualifikationen für die Wissensgesellschaft 381<br />

18.1.1 Zur Leistungsfähigkeit des Schulsystems 382<br />

18.1.2 Mehr als ein Armutszeugnis 383<br />

18.1.3 Nachdenken statt Nachsitzen 385<br />

18.1.4 Das neue Fundament: Lernen lernen 386<br />

18.2 Wa(h)re Bildung 387<br />

18.2.1 Everything – Anything for Sale? 388<br />

18.2.2 McKinsey kommt – und bildet 389<br />

18.2.3 „School Governance“ auf dem Prüfstand 391<br />

18.2.4 Kindheit ist Lernen – Die neurobiologische Revolution 392<br />

18.2.5 Im Netzwerk des Wissens 393<br />

18.2.6 Jedem sein Ariadnefaden 395<br />

18.3 Fabula docet: Navigare necesse est (et non vivere) 395<br />

18.3.1 Eipeldauer im Tschad: 21 Thesen zum „Neuen Lernen“ 397<br />

19 Verzeichnins der Tabellen und Abbildungen 409<br />

20 Stichwortverzeichnis 415<br />

21 Verzeichnis der Länderaggregate und Abkürzungen 409<br />

21.1 Länderaggregate 409<br />

21.2 Abkürzungen 411<br />

11


WELTWIRTSCHAFT UND WELTHANDEL<br />

13


1 LAGE DER WELTWIRTSCHAFT 2003<br />

UND AUSBLICK 2004<br />

Der seit langem erwartete Aufschwung der Weltwirtschaft, welcher in den USA<br />

bereits im Jahr 2002 begonnen hatte, setzte im Jahr 2003 vor allem außerhalb<br />

Europas vollends ein. In den drei wichtigsten Wirtschaftsblöcken ergab sich somit<br />

ein recht unterschiedliches Bild. In den USA konnte der Aufwärtstrend auf eine<br />

breitere Basis gestellt werden und gewann mit 2,9 % Wachstum an Dynamik. In<br />

Japan wurde der Aufschwung (2,7 %) erstmals seit etwas mehr als einer Dekade<br />

vorwiegender Stagnation vom privaten Konsum und nicht von staatlichen Maßnahmen<br />

getragen. In der EU hingegen blieb die Entwicklung mit 0,7 % BIP-Zuwachs<br />

hinter den Erwartungen zurück, mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die<br />

ohnehin zum Großteil wenig zufrieden stellende Lage der Arbeitsmärkte. Innerhalb<br />

Europas (Ost- und Westeuropa) zeichnet sich trotz eines leichten Anstiegs der<br />

Beschäftigung kurzfristig keine Verringerung der Arbeitslosigkeit ab.<br />

Die Prognosen für die Jahre 2004 und 2005 lassen eine dynamische Entwicklung<br />

vor allem in Asien und Nordamerika erwarten (2004: USA 4,2 %, Japan 1,8 %, China<br />

7 %). Die Aussichten für Europa sind ebenfalls gut, es wird auch weiterhin mit einem<br />

Wachstumsdifferential von rund 2 % zwischen dem Westen (EU: 1,9 %) und dem Osten<br />

(MOEL-8: 3,8 %) gerechnet. In Lateinamerika dürfte die jüngste Krise überwunden<br />

sein, die Voraussetzungen für ein stabiles Wirtschaftswachstum in den kommenden<br />

zwei Jahren (aufgrund der Umsetzung der Stabilitätsprogramme, Rückgang der Inflation,<br />

zunehmendes Investorenvertrauen und erfolgreiche Umschuldungen) sind gut.<br />

1.1 Globale Konjunkturentwicklung<br />

1.1.1 Konjunkturüberblick 2003<br />

Die Konjunkturentwicklung im Jahr 2003 verlief in den USA, der Eurozone und Japan<br />

(siehe Abbildung 1.1) unterschiedlich: Während sich Japan von der wirtschaftlichen<br />

Stagnation in den Jahren 2001 und 2002 erholte, die USA bereits seit 2002 eine wirtschaftliche<br />

Erholung erlebte, blieb das Wirtschaftswachstum in der Eurozone mäßig<br />

(bei etwa 0,5 %). Für die Erholung der globalen Konjunktur – der globale Output gewichtet<br />

zu Kaufkraftparitäten wuchs in den Jahren 2001 mit 2,4 %, 2002 mit 3,0 % und<br />

2003 mit 3,2 % 1 – war die Erholung der US-Wirtschaft von maßgeblicher Bedeutung,<br />

da insbesondere die hohen Leistungsbilanzdefizite der amerikanischen Wirtschaft<br />

zusätzliche, starke Nachfrageeffekte auf die wichtigsten Handelspartner auslösten.<br />

Dazu kamen eine Stabilisierung des Ölpreises nach dem Ende des Irakkrieges, sehr<br />

niedrige globale Zinssätze und robuste hohe Wachstumsraten in wichtigen asiatischen<br />

Wirtschaften (inklusive den bevölkerungsreichen Wirtschaften Chinas und Indiens).<br />

15


Besonders ab Mitte 2003 stieg im OECD-Raum die Profitabilität des Unternehmenssektors<br />

und damit die Investitionsneigung, die Aktienmärkte erholten sich von einem<br />

tiefen Stand und die Konjunktur – welche in den vergangenen zwei Jahren stark von<br />

der Bereitschaft der amerikanischen Konsumenten abhing, ihre Ausgaben aufrecht<br />

zu erhalten – bekam ein solideres, balancierteres Fundament.<br />

Konjunkturverlauf in den wichtigsten OECD-Regionen Abb. 1.1<br />

Reales BIP-Wachstum zum Vorjahr<br />

16<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

USA<br />

Eurozone<br />

Japan<br />

4Q00 1Q01 2Q01 3Q01 4Q01 1Q02 2Q02 3Q02 4Q02 1Q03 2Q03 3Q03 4Q03<br />

Quelle: OECD Economic Outlook, Dezember 2003.<br />

Bestimmte Aspekte der globalen wirtschaftlichen Entwicklung liefern weiterhin Grund zur<br />

Besorgnis: Der Aufschwung scheint wiederum in hohem Maße von der Entwicklung der<br />

US-amerikanischen Wirtschaft abzuhängen und dort wiederum gab es eine Rückkehr<br />

zu dem aus der Mitte der 1980er-Jahre bekannten Phänomen des „Zwillingsdefizits“<br />

(Koinzidenz von starken Leistungsbilanz- und fiskalischen Defiziten; siehe Abbildung 1.2).<br />

Die Ökonomen erwarten, dass diese Situation längerfristig nicht haltbar sein wird und<br />

Prozesse in Gang gesetzt werden, welche diesen Ungleichgewichten entgegenwirken.<br />

Einer dieser Prozesse ist bereits im Gange, nämlich die starke Abwertung des US-Dollars<br />

vor allem gegenüber dem Euro (Dollarzonen sind automatisch an die Bewegungen<br />

des US-Dollar gebunden und die japanische Zentralbank versuchte – relativ erfolgreich


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

– eine starke Aufwertung der Yen/US-Dollar-Rate zu verhindern). Ein weiterer Prozess,<br />

welcher erwartet wird, ist ein Druck auf die <strong>internationale</strong>n Zinssätze. Dies würde wiederum<br />

längerfristig die globale Konjunkturentwicklung negativ beeinflussen.<br />

„Zwillings-Defizit“ in den USA Abb. 1.2<br />

Leistungsbilanz<br />

Quelle: IWF, World Economic Outlook, September 2003.<br />

Budgetdefizit<br />

1980 84 88 92 96 2000 04 08 -8<br />

Bisher blieben die Zinssätze auf einem historisch sehr niedrigen Niveau, da die US-<br />

Notenbank (Federal Reserve Bank) und die Europäische Zentralbank (EZB) einen<br />

sehr akkomodierenden Kurs fahren, welcher aufgrund der niedrigen Inflationsraten<br />

auch begründbar ist. Gründe für die niedrigen Inflationsraten in den USA sind die späte<br />

Erholung der Beschäftigungssituation, da die erste Phase der Konjunkturerholung zu<br />

starken Rationalisierungsmaßnahmen und Produktivitätssteigerungen genutzt wurde,<br />

und in Europa das Faktum, dass es bisher nur eine sehr mäßige Konjunkturbelebung gegeben<br />

hat und sich die Arbeitssituation noch gar nicht gebessert hat. Bei der sich Anfang<br />

2004 durchsetzenden weiteren positiven Konjunkturentwicklung und der Persistenz der<br />

großen fiskalischen Ungleichgewichte in den USA werden diese Faktoren an Bedeutung<br />

verlieren und eine Erhöhung der Zinssätze kann mittelfristig angenommen werden. Sollte<br />

dies passieren, kann es zu negativen Auswirkungen auf die Konsumausgaben kommen,<br />

insbesondere da die Haushaltsverschuldung hoch ist und die Vermögenswerte auf den<br />

Immobilienmärkten (welche sich besonders in den USA und in Großbritannien auf einem<br />

hohen Niveau befinden) relativ stark fallen könnten. Zusätzlich könnte eine Zinssteigerung<br />

die Entwicklungschancen hoch verschuldeter Länder stark beeinträchtigen.<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

17


Als positiver Aspekt der globalen wirtschaftlichen Entwicklung ist zu erwähnen, dass die<br />

positive Konjunkturentwicklung international auf einem relativ breiten Fundament steht.<br />

So wuchs die japanische Wirtschaft nach einer langen Durststrecke mit respektablen<br />

Raten, bevölkerungsreiche asiatische Länder wuchsen mit sehr hohen Raten, wichtige<br />

Wirtschaften Lateinamerikas konnten sich stabilisieren und sogar die chronische<br />

Krisenregion Sub-Sahara-Afrika wuchs 2003 um 3,6 %. Ferner ist in der Eurozone<br />

das Potenzial vorhanden, die starken Produktivitätsentwicklungen, welche die USA in<br />

den späten 1990er-Jahren charakterisiert hatten, und die vor allem auf die Entwicklung<br />

und Diffusion von Informationstechnologien zurückzuführen waren, mit einiger<br />

Verzögerung und zu einem gewissen Grade nachzuholen. Mittel- bis langfristig kann<br />

das Wirtschaftswachstum Europas auch durch die positiven Effekte angebotsseitiger<br />

und fiskal<strong>politische</strong>r Reformen sowie durch die Integrationseffekte eines immer größer<br />

werdenden gemeinsamen Wirtschaftsraumes angekurbelt werden. Die EU-Erweiterung<br />

sowie die vertiefende wirtschaftliche Integration mit Regionen, welche sich auch auf<br />

Nicht-EU-Mitglieder erstreckt, dürften langfristig dahingehend wirken.<br />

1.1.2 Perspektiven für die Jahre 2004 und 2005<br />

Die OECD geht von einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums für die OECD-<br />

Länder insgesamt von 2,0 % im Jahre 2003, auf 3,0 % im Jahre 2004 und 3,1 % im<br />

Jahre 2005 aus (siehe auch Tabelle 1.2 in den Statistischen Übersichten). Die Prognosen<br />

bezüglich der wichtigsten OECD-Länder bzw. -Region sind recht unterschiedlich: Für die<br />

USA werden Wachstumsraten für 2004 von 4,2 % und für 2005 von 3,8 % erwartet; für<br />

die EU 1,9 % und 2,5 % und für Japan jeweils 1,8 %. Diese Differenzierung ist einerseits<br />

durch den starken fiskalischen Stimulus in der US-amerikanischen Wirtschaft begründet<br />

(siehe Abschnitt 1.2), andererseits durch die positiven Effekte der starken US-Dollar-Abwertung<br />

auf die amerikanische Leistungsbilanz sowie durch die angebotsseitige Stärke<br />

der US-Wirtschaft. In einigen Studien wird der amerikanischen Wirtschaft auch mittelfristig<br />

eine Fortsetzung des seit der Wende in den 1990er-Jahren positiven Trends des Produktivitätswachstums<br />

(und daher auch des potentiellen Outputwachstums) zugebilligt.<br />

Nach Einschätzung der Autoren dieses Kapitels könnte diese starke Differenzierung<br />

zwischen US-amerikanischem und europäischem bzw. japanischem Wachstum eventuell<br />

überzogen sein. Wie bereits erwähnt, wird auch die europäische Wirtschaft noch<br />

vom Diffusionsprozess neuer Technologien (besonders im Informations- und Kommunikationsbereich)<br />

sowie von den Vorteilen des sich vertiefenden Integrations- und<br />

Erweiterungsprozesses profitieren. Ein zusätzlicher Schub von fiskalischer Restriktion,<br />

nach den korrigierenden und mäßig stabilisierenden Maßnahmen in Deutschland und<br />

Frankreich, wird nicht zu erwarten sein, nachdem der wirtschaftliche Aufschwung auch<br />

18


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

die Defizitsituation verbessern sollte sowie auch der Stabilitäts- und Wachstumspakt<br />

nach den jüngsten Erfahrungen relativ lax ausgelegt werden wird. Andererseits kann<br />

es korrigierende fiskal<strong>politische</strong> Maßnahmen nach den Präsidentschaftswahlen in<br />

den USA geben. Die Verschuldungssituation des japanischen Unternehmens- und<br />

Bankensektors verbesserte sich maßgeblich und man kann erwarten, dass Japan auch<br />

von der starken Wachstums- und Integrationsdynamik im asiatischen Raum weiter<br />

profitieren wird. Die Wechselkursbewegungen sowie die handels<strong>politische</strong>n Entwicklungen<br />

sind schwer abzuschätzen und werden die transatlantischen wirtschaftlichen<br />

Beziehungen sicherlich maßgeblich beeinflussen.<br />

Wie bereits erwähnt wird die Zinssatzentwicklung die wirtschaftlichen Entwicklungen<br />

besonders in den Schwellenländern und ärmeren Regionen stark beeinflussen. Starke<br />

Umkehrbewegungen in der amerikanischen Leistungsbilanz, protektionistische Tendenzen<br />

und eine hohe Volatilität der Wechselkurse können insbesondere negative<br />

Auswirkungen auf die Wachstumschancen der Länder haben, welche von den reichen<br />

OECD-Ländern und der US-Wirtschaft stark abhängen.<br />

1.2 Geld- und Fiskalpolitik<br />

Die letzten fünf Jahre zeigten große Unterschiede in der Handhabung fiskal<strong>politische</strong>r<br />

(zu einem geringeren Maße auch geld<strong>politische</strong>r Instrumente) in den einzelnen OECD-<br />

Ländern bzw. -Regionen. Wie aus Tabelle 1.1 ersichtlich, gab es einen dramatischen<br />

Umschwung in der fiskalischen Position in der OECD insgesamt zwischen den Jahren<br />

2000 und 2003. Dem Nulldefizit im Jahr 2000 folgte ein Defizit von 3,8 % im Jahre<br />

2003 (siehe auch Tabelle 1.5 in den Statistischen Übersichten). Damit reagierte der<br />

Staatshaushalt entweder passiv (mit Hilfe automatischer Stabilisatoren wie in der<br />

Eurozone) oder aktiv (mit aktivistischen Steuererleichterungsprogrammen wie in den<br />

USA) auf den starken Wirtschaftsabschwung in den Jahren 2001 und 2002. Die Zahlen<br />

zeigen, dass sich die Fiskalposition in den USA von einem Überschuss von 1,4 %<br />

des BIP im Jahre 2000 zu einem Defizit von 4,9 % im Jahre 2003 wandelte (eine<br />

Veränderung von 6,3 Prozentpunkten), während die Veränderung in der Eurozone<br />

2,8 Prozentpunkte ausmachte (von 0,1 % auf –2,7 %). Japan hatte durchgehend sehr<br />

hohe Defizitpositionen (zwischen 6 % und 7,5 % des BIP) und daher keinen Spielraum<br />

für zusätzliche fiskalische Stimulierung.<br />

Wie aus Tabelle 1.1 ebenfalls ersichtlich, erwartet die OECD keine Veränderungen in<br />

den staatlichen Defizitpositionen dieser Länder bzw. Region in den Jahren 2004 und<br />

2005. Der öffentliche Schuldenstand als Anteil des BIP würde damit auf einen historisch<br />

sehr hohen Stand steigen (82 % im Jahre 2005 im OECD-Raum insgesamt). Dies verteilt<br />

sich auf die wichtigen OECD-Länder in folgender Weise: USA 68,5 %, Eurozone<br />

19


Budgetdefizit / -überschuss (Gesamter Staatshaushalt)<br />

in % des BIP/ des potenziellen BIP<br />

USA<br />

20<br />

Tab. 1.1<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Prognose<br />

Defizit/ Überschuss 1,4 -0,5 -3,4 -4,9 -5,1 -4,9<br />

zyklisch bereinigt 0,9 -0,2 -3,0 -4,5 -5,1 -5,0<br />

Japan<br />

Defizit/ Überschuss -7,4 -6,1 -7,1 -7,4 -6,8 -6,9<br />

zyklisch bereinigt -7,1 -5,5 -6,3 -6,9 -6,5 -6,6<br />

Eurozone<br />

Defizit/ Überschuss 0,1 -1,7 -2,3 -2,7 -2,6 -2,7<br />

zyklisch bereinigt -1,4 -1,9 -1,9 -1,7 -1,5 -1,8<br />

OECD<br />

Defizit/ Überschuss 0,0 -1,3 -2,9 -3,8 -3,8 -3,7<br />

zyklisch bereinigt -1,1 -1,4 -2,8 -3,4 -3,6 -3,7<br />

Quelle: OECD Economic Outlook, Dezember 2003.<br />

76,6 %, Japan 176,2 %. Kurzfristig schränkt dies die Möglichkeiten der OECD-Länder<br />

ein, eventuell auf zusätzliche negative Schocks zu reagieren. Längerfristig zeigt sich,<br />

dass ein Pfad der nachhaltigen Stabilisierung der staatlichen Finanzen noch nicht zufriedenstellend<br />

beschritten wurde, besonders in den OECD-Regionen, welche aufgrund<br />

der säkularen Tendenzen in der demographischen Entwicklung sowie der Verteuerung<br />

der Gesundheitssysteme besonders rasch handeln müssen.<br />

In der Geldpolitik konnte man ebenfalls Unterschiede zwischen der Politik der Federal<br />

Reserve Bank in den USA und der EZB in der Eurozone ausmachen: Die kurzfristigen<br />

Zinssätze, welche sich in den USA im Jahre 2000 auf 6,5 % beliefen, sanken auf 1,2 %<br />

im Jahr 2003, während die kurzfristigen Zinssätze in der Eurozone in derselben Periode<br />

von 4,4 % auf nur 2,3 % sanken. Fiskal- und geld<strong>politische</strong> Instrumente wurden also in<br />

den Jahren 2001 bis 2003 in den USA viel vehementer zur Stimulierung der Wirtschaft<br />

eingesetzt (Konsum und Investitionen) als in der Eurozone. In den nächsten beiden<br />

Jahren wird eine stärkere Konvergenz in den Zinssatzentwicklungen zwischen den<br />

USA und der Eurozone erwartet. Insgesamt wird der EZB – nach einer Phase, in der<br />

sie relativ spät auf die Verlangsamung der wirtschaftlichen Konjunktur reagiert hat – in<br />

der jüngsten Periode ein positiveres Zeugnis ausgestellt, da sie mit mehr Flexibilität<br />

und einem akkurateren Instrumentarium („inflation targeting“) auf Konjunkturentwicklungen<br />

reagiert. Eine der großen Herausforderungen der EZB in den nächsten Jahren<br />

wird es sein, bei der Bewältigung der komplizierten geld- und wechselkurs<strong>politische</strong>n<br />

Probleme in den neuen EU-Mitgliedstaaten – vor deren voller Mitgliedschaft in der<br />

Europäischen Währungsunion (EWU) – zu assistieren.


1.3 Die Entwicklung der Arbeitsmärkte<br />

Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

Die schwache Wirtschaftsdynamik in der EU hatte eine weitere Verschlechterung auf<br />

dem Arbeitsmarkt zur Folge. Im Jahr 2003 erhöhte sich die Arbeitslosigkeit in zehn<br />

Mitgliedsländern, Ausnahmen bildeten lediglich Griechenland, Italien, Großbritannien<br />

und Finnland, wo leichte Rückgänge verzeichnet wurden, sowie Spanien und Finnland,<br />

wo die Arbeitslosigkeit stagnierte (siehe auch Tabelle 1.4 in den Statistischen<br />

Übersichten). Für die Eurozone bedeutet diese Entwicklung eine Zunahme der Arbeitslosenquote<br />

auf 8,8 % und in der gesamten EU auf 8 %. Wesentlichen Anteil<br />

an dieser im Vergleich zu den USA (6 %) und Japan (5,3 %) immer noch hohen<br />

Arbeitslosigkeit hatten vor allem die großen EU-Länder Deutschland, Frankreich und<br />

Spanien, die über dem Durchschnitt liegende Werte (9 – 11 %) auswiesen. In den<br />

kleineren Mitgliedsländern wie Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und Irland<br />

wurden, ähnlich wie in den vergangenen Jahren, nur knapp halb so hohe Arbeitslosenquoten<br />

verzeichnet. Gleichzeitig konnte die Beschäftigung in den EU-Ländern trotz<br />

schwacher Wirtschaftsleistung nahezu konstant gehalten werden, was jedoch auf eine<br />

stagnierende Produktivität hinweist. Die höchsten Beschäftigungszuwächse konnten<br />

in Spanien und Luxemburg erzielt werden (je plus 1,7 %), während Deutschland von<br />

den stärksten Arbeitsplatzverlusten (-1,5 %) betroffen war.<br />

Die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt spiegelt die seit drei Jahren andauernde<br />

wirtschaftliche Stagnation wider. Es zeigten sich zwar erste Tendenzen einer<br />

Beschäftigungszunahme im Bereich der produktionsnahen Dienstleistungen, diese<br />

konnten jedoch die Arbeitsplatzverluste in der Industrie und in der Bauwirtschaft<br />

bisher nicht kompensieren. Trotz des erwarteten Wirtschaftsaufschwungs rechnet<br />

das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erst 2005 mit einer merklichen<br />

Erhöhung der Beschäftigung, während ein Sinken der Arbeitslosigkeit bereits 2004<br />

erwartet wird. Demgegenüber prognostizieren die OECD und die EU-Kommission einen<br />

Rückgang der Arbeitslosigkeit in Deutschland erst im Jahr 2005. Laut DIW durchläuft<br />

der deutsche Arbeitsmarkt gravierende strukturelle Änderungen, die von einer starken<br />

Ausweitung der Zahl geringfügig Beschäftigter (Mini-Jobs) zu Lasten versicherungspflichtiger<br />

Beschäftigter geprägt sind. Diese Entwicklung dürfte allerdings längerfristig<br />

eine Schwächung der finanziellen Basis der Sozialversicherung nach sich ziehen.<br />

Die wirtschaftliche Erholung in den USA zeigte bisher kaum positive Auswirkungen auf<br />

den Arbeitsmarkt. Die Zahl der arbeitslosen Personen nahm zwar seit Mitte 2003 leicht<br />

ab, dennoch erreichte die Arbeitslosigkeit das höchste Niveau seit 1994. Das kräftige<br />

Wirtschaftswachstum war in erster Linie Ausdruck hoher Produktivitätssteigerungen<br />

und hatte bisher nur einen geringen Beschäftigungszuwachs zur Folge.<br />

21


In den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern war die Arbeitslosenquote fast<br />

doppelt so hoch wie in der EU. Nur Ungarn und Slowenien blieben unter dem EU-<br />

Durchschnitt, während die seit Jahren hohe Arbeitslosigkeit in Polen trotz einer<br />

Belebung des Wirtschaftswachstums weiter zunahm. Ausschlaggebend für diese<br />

Entwicklung waren u.a. demographische Faktoren – das Drängen geburtenstarker<br />

Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt – sowie die Freisetzung von Arbeitskräften im Zuge<br />

von Umstrukturierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft, im Kohlebergbau und in<br />

der Stahlindustrie. Jüngsten Berechnungen zufolge müsste in Polen ein Wirtschaftswachstum<br />

von rund 4 % erreicht werden, um die Beschäftigung zumindest konstant<br />

zu halten. In der Slowakei trat eine leichte Verbesserung der angespannten Situation<br />

auf dem Arbeitsmarkt ein, die Arbeitslosenquote war mit 18 % aber immer noch unter<br />

den höchsten. In Russland nahm die Arbeitslosigkeit im Jahr 2003 – gemessen sowohl<br />

an der standardisierten als auch an der registrierten Arbeitslosenquote – trotz<br />

eindrucksvoller Steigerung des Wirtschaftswachstums (7 %) leicht zu, gleichzeitig<br />

war die Beschäftigung mäßig rückläufig. Diese Entwicklung dürfte Ausdruck einer<br />

kräftigen Produktivitätsentwicklung sein, könnte aber auch Unzulänglichkeiten in der<br />

statistischen Datenerfassung widerspiegeln.<br />

Die Erwartungen der EU-Kommission und der OECD hinsichtlich der Entwicklung auf<br />

dem Arbeitsmarkt sind für das Jahr 2004 eher zurückhaltend. So wird zwar sowohl für<br />

die EU-15 als auch für die Beitrittsländer mit einem leichten Anstieg der Beschäftigung<br />

gerechnet, die Arbeitslosigkeit hingegen dürfte weiter zunehmen. Eine spürbare Erholung<br />

wird erst für 2005 prognostiziert. Das mittelfristige Ziel, die Beschäftigungsquote<br />

in der EU im Jahr 2005 auf 65 % zu erhöhen, wird trotz guter Ergebnisse in den<br />

vergangenen Jahren nicht erreicht werden können. Für die USA erwartet die OECD<br />

einen Rückgang der Arbeitslosigkeit ab 2004.<br />

1.4 Regionale Entwicklungen<br />

1.4.1 Europäische Union<br />

In der EU dürfte die Talsohle durchschritten sein, wenn auch die erwartete wirtschaftliche<br />

Erholung nach wie vor langsam voran geht. Im ersten Halbjahr 2003 schlitterte<br />

ein Teil Westeuropas in eine veritable Rezession, welche die in der zweiten Jahreshälfte<br />

2002 einsetzende Erholung rasch zunichte machte. Im dritten Quartal wurden<br />

in der Region (im Vorjahresvergleich) wieder positive Wachstumsraten erzielt (EU:<br />

1,3 %, Eurozone: 1,1 %). Für das Jahr 2003 insgesamt geht die OECD von einem<br />

BIP-Wachstum in der EU von 0,7 % aus (Eurozone 0,5 %). Damit war das Wachstum<br />

geringer als in der OECD insgesamt (2 %) und stellte auch eine Abschwächung ge-<br />

22


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

genüber dem Vorjahr dar (EU: 1,1 %, Eurozone: 0,9 %). Für 2004 wird eine allgemeine<br />

Festigung der Konjunktur in Europa erwartet, das BIP-Wachstum der EU wird in der<br />

Herbstprognose der OECD mit 1,9 % (Eurozone 1,8 %) veranschlagt, wird aber noch<br />

immer deutlich geringer als in der OECD insgesamt ausfallen (3 %).<br />

Die (kontinental) europäische Wirtschaft wird schon seit längerer Zeit durch eine<br />

allgemeine Schwäche der Binnennachfrage (privater Konsum und Investitionen) charakterisiert.<br />

Da der öffentlichen Nachfrage wegen des Drucks zur Budgetkonsolidierung<br />

sehr enge Grenzen gesetzt sind, ist der Wirtschaftsraum sehr von Impulsen aus<br />

dem Ausland abhängig. Die starke effektive Aufwertung des Euro verzögerte jedoch<br />

2003 ein Durchschlagen der Erholung der Weltwirtschaft auf Europa und übte einen<br />

zusätzlichen Druck auf die ohnehin schon niedrigen Gewinne der Unternehmen und<br />

ihre Investitionsneigung aus. Ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit (auf 8,0 % in der<br />

EU-15) und eine signifikante Verschlechterung der Konsumentenstimmung dämpften<br />

den privaten Konsum. Im dritten Quartal zeichnete sich allerdings eine Erholung der<br />

Exporte ab und die OECD-Experten gehen davon aus, dass 2004 zuerst die Investitionen<br />

im Exportsektor anspringen werden und die Dynamik dann auch auf andere Sektoren<br />

übergreifen wird. Projektierte Steuersenkungen in mehreren Ländern und eine<br />

Verbesserung der Konsumentenstimmung sollen den privaten Konsum stimulieren. Es<br />

bleibt allerdings das Risiko, dass trotz Erholung der US-Wirtschaft die Dollarschwäche<br />

bestehen bleibt und den Aufschwung in Europa beeinträchtigt.<br />

Besonders enttäuschend verlief die Wirtschaftsentwicklung in den „großen“ EU-Ländern<br />

Deutschland, Frankreich und Italien. Eine wichtige Ausnahme stellte Großbritannien<br />

dar, das zusammen mit Schweden für die bessere Entwicklung der EU im Vergleich<br />

zur Eurozone sorgte. Relativ gut entwickelten sich auch Spanien und Griechenland. In<br />

Deutschland und Frankreich war die im EU-Stabilitätspakt festgelegte Grenze für das<br />

Budgetdefizit von 3 % des BIP bereits im Jahr 2002 überschritten worden – für Italien<br />

wird dies in naher Zukunft erwartet. Allen drei Ländern sind daher bei fiskal<strong>politische</strong>n<br />

Stimulierungsmaßnahmen enge Grenzen gesetzt.<br />

Deutschland<br />

Wegen des großen Gewichtes und der Offenheit seiner Wirtschaft kommt Deutschland<br />

für die Entwicklung des gesamten EU-Raums eine besondere Bedeutung zu. Laut<br />

OECD erzielte die deutsche Wirtschaft 2003 ein Nullwachstum 2 und fiel daher nochmals<br />

hinter das ohnehin schon schwache Wachstum von 2002 (0,2 %) zurück. Für 2004<br />

wird eine vom Export getragene Erholung mit einer Wachstumsrate des BIP von 1,4 %<br />

erwartet – weit unter dem OECD Durchschnitt von 3 %. Als Grund für die anhaltende<br />

Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft wird die schwache Binnennachfrage<br />

gesehen, die ihrerseits auf strukturelle Ursachen zurückgeführt wird. 3 In den vergan-<br />

23


genen Jahren waren die Wachstumsimpulse daher immer von der Außenwirtschaft<br />

ausgegangen. Im Jahr 2003 wurde die Binnennachfrage besonders durch die hohe<br />

Arbeitslosigkeit von über 9 % und die allgemeine Verunsicherung der Konsumenten<br />

und Investoren im Zusammenhang mit der Budgetkonsolidierungspolitik der Regierung<br />

gedämpft. Zusätzlich wurde die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft von der<br />

effektiven Aufwertung des Euro besonders hart getroffen. Die deutschen Ausfuhren<br />

gingen im ersten Halbjahr absolut zurück, nach einer gewissen Erholung im dritten<br />

Quartal ließ die Exportdynamik im vierten Quartal allerdings neuerlich nach. Der<br />

erwartete Aufschwung der deutschen Wirtschaft 2004 hängt daher sehr wesentlich<br />

von der weiteren Entwicklung des Euro-Kurses ab und ist mit entsprechenden Unsicherheiten<br />

behaftet.<br />

Italien<br />

Die italienische Wirtschaft stand 2003 unter einem ähnlich ungünstigen Stern wie die<br />

deutsche. Nachdem das BIP in der ersten Jahreshälfte auf Grund der schwachen<br />

Binnennachfrage stagniert hatte, reichte die moderate Belebung danach nur für ein<br />

Jahreswachstum von 0,5 %. Ähnlich wie in Deutschland trugen neben der Euro-Aufwertung<br />

auch die gedrückte Stimmung der Konsumenten und Investoren zum schwachen<br />

Wirtschaftsergebnis bei. Im Hinblick auf eine Beschleunigung der Weltwirtschaft wird<br />

für 2004 eine Fortsetzung der Erholung und ein mäßiges Wachstum von 1,6 % erwartet<br />

– wobei ebenso wie in Deutschland der Euro-Kurs ein gewichtiges Risiko darstellt.<br />

Frankreich<br />

Auch die französische Wirtschaft litt im ersten Halbjahr unter der schwachen Binnennachfrage<br />

und einem Einbruch der Exporte: Das BIP ging auf Jahresbasis um<br />

0,2 % zurück. Für 2003 insgesamt dürfte sich wegen der in der zweiten Jahreshälfte<br />

einsetzenden Erholung ein schwach positives BIP-Wachstum von 0,1 % ergeben<br />

haben. Die Stimmung der Unternehmer in Frankreich schien zu Jahresende 2003<br />

zuversichtlicher als in Italien und Deutschland, sie setzten auf die zunehmend wirksam<br />

werdende Sogwirkung durch den Aufschwung der Weltwirtschaft. Hinzu kommen<br />

staatliche Förderungsmaßnahmen für Investitionen. 4 Für 2004 geht die OECD daher<br />

von einem Wachstum in Frankreich von 1,7 % aus.<br />

Großbritannien<br />

In Großbritannien gingen die Uhren 2003 deutlich anders als in Kontinentaleuropa.<br />

Die wirtschaftliche Erholung setzte bereits im ersten Halbjahr ein und für das Jahr<br />

insgesamt wurde von der OECD ein stattliches BIP-Wachstum von 1,9 % (jüngere<br />

24


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

Schätzungen 2,1 %) angegeben. Damit war das Wachstum höher als im Jahr davor<br />

(1,7 %) und lag markant über dem EU-Durchschnitt (0,7 %). Interessanterweise ging<br />

der Aufschwung nicht vom Export aus, wie es angesichts der relativ geringeren Aufwertung<br />

des britischen Pfund gegenüber dem US-Dollar und dem Kursverlust gegenüber<br />

dem Euro zu erwarten gewesen wäre, sondern vom privaten und öffentlichen Konsum.<br />

Offenbar waren die Konsumenten optimistischer als auf dem Festland, wozu auch<br />

die im <strong>internationale</strong>n Vergleich sehr niedrige Arbeitslosenrate (5,0 %) beigetragen<br />

haben dürfte. Auch war die Expansion der öffentlichen Ausgaben zur Verbesserung<br />

des Gesundheits- und Erziehungswesens nicht dem starken Zwang zur Budgetkonsolidierung<br />

unterworfen wie in den großen Ländern der Eurozone. Das Budgetdefizit<br />

stieg merklich an und hatte 2003 rund 3 % des BIP erreicht. Zusammen mit einem<br />

Leistungsbilanzdefizit in ähnlicher Größenordnung wies die Wirtschaft Großbritanniens<br />

daher ein markantes „Zwillingsdefizit“ auf. Die Aussichten für 2004 werden mit einem<br />

prognostizierten BIP-Wachstum von etwa 2,7 % weiterhin günstig eingeschätzt 5 , wobei<br />

das größte Risiko nicht wie in der Eurozone von der Entwicklung der Wechselkurse,<br />

sondern von der Preisentwicklung des heimischen Immobilienmarktes auszugehen<br />

scheint, der eine wesentliche Determinante des privaten Konsums darstellt.<br />

1.4.2 USA<br />

Im Gegensatz zu Europa gewann die Konjunkturbelebung in den USA deutlich an<br />

Kraft. Nach der schwachen Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre dürfte nun wieder<br />

ein anhaltender Konjunkturaufschwung eingesetzt haben, der von der heimischen<br />

Nachfrage und von der sich allgemein erholenden Weltwirtschaft getragen wird. Die<br />

OECD wies für 2003 eine Wachstumsrate des BIP von 2,9 % aus 6 (2002: 2,4 %) und<br />

erwartet eine Beschleunigung des Wachstums auf 4,2 % im Jahr 2004.<br />

Zu Beginn des Jahres 2003 war eine auffallende Divergenz zwischen der gedrückten<br />

Stimmung der amerikanischen Konsumenten und den optimistischen Einschätzungen<br />

der Produzenten festzustellen. Mit dem Ende des Irakkrieges hellte sich auch die<br />

Stimmung der Konsumenten deutlich auf, und im zweiten Quartal setzte ein primär<br />

vom Konsum getragener Aufschwung ein (3,3 % Wachstum im Jahresvergleich). Da<br />

auch die Investitionen in Schwung kamen (Ausrüstungsinvestitionen, Software) und<br />

die Wirtschaftsentwicklung durch expansive Geld- und Fiskalpolitik massiv gestützt<br />

wurde, beschleunigte sich das Wachstum im dritten Quartal weiter auf 8,2 %. Nachdem<br />

die Leitzinsen mit 1,25 % bereits im November 2002 einen historischen Tiefstand<br />

erreicht hatten, senkte die amerikanische Notenbank diese im Juni um weitere<br />

0,25 Prozentpunke auf 1 % ab. Ende Mai wurde der so genannte „Jobs & Growth<br />

Tax Relief Reconciliation Act“ verabschiedet, das dritte und massivste Konjunktur-<br />

25


stützungsprogramm seit dem Einbruch des Wirtschaftwachstums vor drei Jahren. 7<br />

Hinzu kamen starke Ausgabensteigerungen des Staates für militärische Zwecke und<br />

den Wiederaufbau im Irak und in Afghanistan. Das Budgetdefizit im Jahr 2003 dürfte<br />

infolgedessen auf rund 5 % des BIP angestiegen sein (von 3,4 % im Jahr 2002). Im<br />

vierten Quartal schwächte sich das Wirtschaftswachstum nach ersten Schätzungen des<br />

amerikanischen Wirtschaftsministeriums wieder etwas ab. Dennoch wurde noch immer<br />

eine Jahresrate von 4 % erreicht, wobei sich die Dynamik von der Binnennachfrage zur<br />

Auslandsnachfrage verlagert hatte. Während das Wachstum des privaten Konsums<br />

auf 2,6 % zurückfiel, expandierten die Exporte um 19,1 % (bei gleichzeitiger Zunahme<br />

der Importe um 11,3 %), was in Zusammenhang mit der verbesserten Weltkonjunktur,<br />

insbesondere der dynamischen Entwicklung wichtiger Handelspartner in Asien und<br />

den Wettbewerbsvorteilen infolge des niedrigen Dollarkurses zu sehen ist. Allerdings<br />

stieg das amerikanische Leistungsbilanzdefizit trotz der günstigen Rahmenbedingungen<br />

weiter an und betrug Ende 2003 satte 548,6 Mrd. USD und somit ebenso 5 %<br />

des BIP (2002: 4,6 %).<br />

Für das Jahr 2004 wird allgemein ein höheres Wachstum der US-Wirtschaft als 2003<br />

erwartet. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind günstig, die Konsumentenstimmung<br />

ist gut, das fiskalische Stimulierungspaket vom Mai 2003 dürfte zwar für<br />

den privaten Konsum an Wirkung verlieren, jedoch Investitionen weiter begünstigen<br />

und auch die Militärausgaben werden hoch bleiben. Auf der monetären Seite sind<br />

wegen der anhaltend niedrigen Inflation vorläufig keine signifikanten Leitzinserhöhungen<br />

zu erwarten. Der Verbraucherpreisindex stieg 2003 um 0,6 %. Das hohe<br />

Produktivitätswachstum im Jahr 2003 begünstigte die Gewinnbildung als wichtige<br />

Finanzierungsquelle für Investitionen und ermöglichte ein kräftiges Wachstum der<br />

Reallöhne. Allerdings schlug sich die wirtschaftliche Erholung bisher kaum auf dem<br />

Arbeitmarkt nieder. Die Arbeitslosenrate lag im vierten Quartal 2003 bei 6,2 %, – ein<br />

deutlicher Beschäftigungszuwachs wird erst 2005 erwartet. Ein gewisses Risiko für die<br />

zukünftige Wirtschaftsentwicklung stellt die hohe Verschuldung der Haushalte und das<br />

neuerliche Absinken der Sparquote auf nunmehr 1,5 % des verfügbaren Einkommens<br />

dar. Auch könnte das hohe „Zwillingsdefizit“ von Staatshaushalt und Leistungsbilanz<br />

nach Ansicht vieler Experten eine gefährliche Quelle für Wechselkursvolatilitäten<br />

werden und eine weitere Erhöhung des Staatsdefizits könnte das Zinsniveau erhöhen<br />

und so private Investitionen und Konsum dämpfen.<br />

1.4.3 Japan<br />

Der im Jahre 2002 begonnene Aufschwung setzte sich 2003 fort und gewann während<br />

des Jahres zunehmend an Dynamik. Die Erholung dürfte somit auch von länge-<br />

26


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

rer Dauer sein. Im letzten Quartal wuchs die japanische Wirtschaft gegenüber dem<br />

Vorquartal um 1,7 %, was einem Zuwachs von 7 % im Jahresvergleich entspricht.<br />

Insgesamt wurde im Jahr 2003 eine Wachstumsrate des BIP von 2,7 % erzielt. Das<br />

Wachstum lag somit deutlich über allen Erwartungen und stellte die höchste Zuwachsrate<br />

seit 1991 dar. Das nominelle BIP erhöhte sich allerdings aufgrund der anhaltenden<br />

Deflation nur um 0,2 %. Für nächstes Jahr wird eine gewisse Verlangsamung des<br />

Tempos, aber eine Fortsetzung des Wachstums erwartet. Die OECD geht von einem<br />

Wachstum des japanischen BIP von 1,8 % im Jahr 2004 aus.<br />

Anders als in den letzten Jahren wurde der Aufschwung in Japan diesmal nicht von<br />

staatlichen Stimulierungsmaßnahmen, sondern von der privaten Nachfrage getragen.<br />

Bereits 2002 belebte sich der private Konsum und im Jahr darauf legten auch die Investitionen<br />

zu. Die Außenwirtschaft leistete 2003 ebenfalls einen signifikant positiven<br />

Beitrag zum Wachstum. 8 Die Belebung der privaten Investitionen wird auf den Erfolg<br />

der Unternehmen bei ihren jahrelangen Bemühungen um Umstrukturierung und auf<br />

die Rückzahlung der Schulden, die beim Platzen der Spekulationsblase Anfang der<br />

1990er-Jahre entstanden waren, zurückgeführt. Die „Bilanz-Rezession“ scheint nunmehr<br />

überstanden und anstatt zur Abtragung von Altlasten wird der Cashflow endlich<br />

wieder für Investitionen in produktives Kapital verwendet. Das Wachstum der privaten<br />

Nachfrage wurde auch durch massive Steuerentlastungen und eine expansive<br />

Geldpolitik gestützt. Das Exportwachstum profitierte von der allgemeinen Erholung<br />

der Weltwirtschaft und der asiatischen Region im Speziellen, aber insbesondere vom<br />

starken Wachstum der Nachfrage aus China. Die japanischen Exporte nach China<br />

wuchsen um 44 %, sogar rascher als die chinesischen Importe insgesamt (40 %). Diese<br />

Entwicklung ergab sich trotz einer Aufwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar.<br />

Letztere wurde allerdings durch Interventionen der japanischen Zentralbank in einem<br />

verhältnismäßig engen Rahmen gehalten. Als weniger erfreuliche Charakteristiken<br />

der japanischen Wirtschaftsentwicklung sind die anhaltende Deflation (BIP-Deflator:<br />

-2,4 %), die hartnäckige Arbeitslosigkeit – insbesondere unter Jugendlichen - sowie<br />

das stark auf einzelne Industrien (Elektronik, Automobilbau) konzentrierte Wachstum<br />

bei gleichzeitig massivem Nachhinken des Dienstleistungssektors zu erwähnen.<br />

Obwohl der Aufschwung in Japan diesmal als nachhaltig eingeschätzt wird, erwartet<br />

die OECD eine Verlangsamung des Wachstums für 2004. Ein wichtiger Grund sind die<br />

angekündigten Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung, welche durch höhere Steuereinkünfte<br />

bei konstanten Ausgaben angestrebt wird. Ein weiteres Argument liegt in der<br />

anhaltenden Schwäche des Dienstleistungssektors. Als größten Risikofaktor für das im<br />

Jahr 2004 erwartete Wachstum von 1,8 % wird eine, die <strong>internationale</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

Japans signifikant verringernde, effektive Aufwertung des Yen gesehen.<br />

27


1.4.4 Mittel- und Osteuropäische Länder (MOEL)<br />

Die anhaltende Wachstumsschwäche in Westeuropa schlug sich nach wie vor nicht in<br />

derselben Stärke auf die Länder in Mittel- und Osteuropa durch. Die zehn Beitrittsländer<br />

wiesen zwar einen Wachstumsrückgang (von 4 % 2000 auf 2,5 % in den Jahren<br />

2001 und 2002) auf, jedoch nahm die Wachstumsdynamik in einigen Ländern rasch<br />

wieder zu (siehe auch Tabelle 1.6 in den Statistischen Übersichten). In Polen und<br />

der Slowakei beschleunigte sich das BIP-Wachstum bereits im Jahr 2002 wieder und<br />

dürfte 2003 erneut bei rund 4 % gelegen haben. Für Ungarn, Tschechien und Slowenien<br />

werden erst ab 2004 wieder höhere Wachstumsraten (von über 3 %) erwartet.<br />

Die Tatsache, dass die MOEL-5 die Stagnation innerhalb der EU-15 trotz ihres hohen<br />

Grades an wirtschaftlicher Verflechtung mit derselben ohne größere Schwierigkeiten<br />

verkraften konnten, kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden: Auf der einen<br />

Seite ist hier die geringe Synchronisierung der Konjunkturzyklen zwischen den bisherigen<br />

und den neuen Mitgliedsländern zu nennen. Letztere befinden sich nach wie<br />

vor in einem langfristigen Umstrukturierungs- und Aufholprozess mit einhergehenden<br />

institutionellen Veränderungen, welche in diesem Fall als Schutz vor kurzfristigen<br />

konjunkturellen Schwankungen gewirkt haben dürften. Andererseits unterliegen die<br />

MOEL sehr spezifischen makroökonomischen Rahmenbedingungen (Wechselkurse,<br />

teilweise große Leistungsbilanz- und Budgetdefizite). Für die mittlere Zukunft lässt<br />

sich durch die Übernahme einer EU-konformen Fiskal- und Geldpolitik ein höheres<br />

Ausmaß an Synchronisierung erwarten. Diese Harmonisierung und damit einhergehende<br />

budgetkonsolidierende Kürzungen im öffentlichen Konsum, den Investitionen und<br />

Sozialtransfers werden sich höchstwahrscheinlich dämpfend auf das BIP-Wachstum<br />

auswirken. Auf der anderen Seite sollten sich EU-Transfers im Rahmen der Struktur-<br />

und Kohäsionsfonds wiederum in einer Erhöhung der öffentlichen und privaten<br />

Investitionen niederschlagen. Aufgrund bestehender Unsicherheiten über das genaue<br />

Ausmaß und den Zeitpunkt dieser Transfers kann der Nettoeffekt des Beitritts derzeit<br />

nur schwer abgeschätzt werden. Die Anpassung der indirekten Steuern (und damit<br />

teilweise höhere Umsatzsteuern) sowie höhere Verbrauchssteuern (zum Beispiel auf<br />

Tabak) werden im Zuge des EU-Beitritts die Inflation vorübergehend etwas anheben<br />

und damit die realen verfügbaren Haushaltseinkommen und den Konsum einschränken.<br />

Nachdem der private Konsum aufgrund der vorliegenden Zahlen für 2003 wie<br />

bereits in den Jahren zuvor die Hauptstütze der dynamischen Wirtschaftsentwicklung<br />

darstellt, werden sich diese Faktoren ebenfalls dämpfend auf das BIP-Wachstum<br />

auswirken. Als wachstumsfördernder Faktor ist die lang erwartete wirtschaftliche Erholung<br />

in der EU-15 zu nennen. Diese dürfte über eine gestiegene Exportnachfrage die<br />

28


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

erfreulichen Wachstumsentwicklungen noch weiter antreiben und das BIP-Wachstum<br />

im Jahr 2005 wieder über die 4-Prozentmarke bringen.<br />

Die Außenwirtschaft stellt neben dem heimischen Konsum somit eine wesentliche<br />

Säule der mittel- und osteuropäischen Wirtschaft dar. Die erwähnten strukturellen und<br />

institutionellen Anpassungen führten in den letzten Jahren zu einer kräftigen Erhöhung<br />

der Arbeitsproduktivität in der Region. Dadurch lässt sich auch die gestiegene<br />

Wettbewerbsfähigkeit trotz gleichzeitiger reeller Aufwertungen einzelner Währungen<br />

und angesichts der schwachen Konjunktur in den Haupthandelspartnern erklären.<br />

Neben einer günstigen Entwicklung der Lohnstückkosten, welche die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der MOEL bei Gütern mit hoher Preiselastizität (und daher meist niedriger<br />

Wertschöpfung) längerfristig sichern dürften, trugen die durch FDI-Zufluss geprägten<br />

strukturellen Veränderungen auch zur vermehrten Schaffung von Produktionskapazitäten<br />

in Marktsegmenten mit höherer Wertschöpfung, geringer Preiselastizität und<br />

einem relativ hohen Kapital- und Humankapitalgehalt bei. Die spektakuläre Expansion<br />

der slowakischen Exporte im Jahr 2003 (um 27 % nach vorläufigen Zahlen) konnte<br />

zum Beispiel durch eine ausgeprägte Spezialisierung der Produktion auf einige wenige<br />

Nischen – im Wesentlichen auf die Autoindustrie – realisiert werden. Das Erfolgsrezept<br />

der MOEL scheint im Moment die erfolgreiche Spezialisierung auf wenige, jedoch<br />

qualitativ höherwertige Produktionszweige entsprechend der im Prozess der Umstrukturierung<br />

aufgebauten Kapazitäten zu sein. Jedoch auch in anderen Ländern der<br />

Region, welche in den vergangenen Jahren weniger stark von hohen FDI-Zuflüssen<br />

und so genannten „greenfield“-Investitionen profitieren konnten, zeigte sich ein leichter<br />

Trend in Richtung einer Verbesserung sowohl der Exportstruktur als auch der Qualität<br />

der exportierten Güter. Wie bereits erwähnt, wird der Aufschwung in Westeuropa für<br />

die Beitrittsländer darüber hinaus wieder verbesserte Exportmöglichkeiten schaffen.<br />

Allerdings besteht die Gefahr, dass die zunehmende Konkurrenz aus Asien und insbesondere<br />

China diese Möglichkeiten wieder einschränkt, nicht nur im Bereich der<br />

traditionellen arbeitsintensiven Exportgüter, sondern vermehrt auch in höherwertigen<br />

Gütersegmenten. Der Kostenvorteil der Beitrittsländer könnte teilweise auch durch<br />

Kosten, welche aufgrund diverser EU-Normen und Standards (Übernahme des acquis<br />

communautaire) und den entsprechenden Anpassungskosten vor allem für heimische<br />

und kleinere Unternehmen anfallen, gemindert werden. Ebenso wird die Übernahme<br />

des gemeinsamen Zolltarifs in manchen Fällen (zum Beispiel bei Textilien und Lebensmitteln)<br />

teilweise zu mehr Importen und damit auch zu Verlusten in der heimischen<br />

Produktion führen. Weiters könnte die gestiegene Nachfrage nach osteuropäischen<br />

Gütern unter Umständen aufgrund fehlender Kapazitäten nicht vollständig in entsprechende<br />

Exportströme umgesetzt werden.<br />

29


Die geringe Synchronisierung mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung zeigt sich<br />

auch anhand der ausländischen Kapitalzuflüsse. Im Gegensatz zur globalen Entwicklung<br />

wurden in Ost- und Mitteleuropa im Jahr 2002 Rekordzuflüsse von 22,6 Mrd.<br />

Euro verbucht, während das Jahr 2003 einen deutlichen Rückgang von passiven<br />

FDI-Strömen brachte. Dabei spielte die Tatsache, dass die Privatisierungsphase in<br />

den MOEL-5 großteils abgeschlossen ist, eine große Rolle. Für 2004 wird wiederum<br />

ein globaler Aufschwung erwartet, welcher sich jedoch in den MOEL aufgrund ihres<br />

bereits verhältnismäßig hohen Verhältnisses von FDI zu BIP weniger stark auswirken<br />

dürfte.<br />

Als nach wie vor großes Problem stellt sich die bereits in Abschnitt 1.3 erwähnte hohe<br />

Arbeitslosigkeit dar. Trotz eines leichten Rückgangs dürften die Arbeitslosenraten in<br />

den Jahren 2004 und 2005 zwischen 14 – 15 % und damit auf einem hohen Niveau<br />

verweilen. Dazu trugen einerseits die starken Produktivitätszuwächse bei, welche<br />

einen Rückgang der Arbeitslosigkeit trotz des hohen Produktionswachstums verhinderten.<br />

Andererseits wurde die Arbeitslosigkeit nicht als ein dringendes makroökonomisches<br />

Problem betrachtet, sondern als Problem zu wenig flexibler Arbeitsmärkte<br />

gesehen. Liberalisierungen in diesem Bereich dürften sich allerdings primär in einer<br />

Verlangsamung der Lohnzuwächse niederschlagen als in einer spürbaren Reduktion<br />

der Arbeitslosigkeit. Durch den EU-Beitritt und die folgende teilweise oder graduelle<br />

Öffnung der Arbeitsmärkte könnte eine gewisse Migration von Arbeitskräften von Ost-<br />

nach Westeuropa stattfinden. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürften diese Bewegungen<br />

jedoch nicht allzu groß sein. Diese Sichtweise wird auch durch die Tatsache begründet,<br />

dass die derzeitige Arbeitsmobilität innerhalb der nationalen Grenzen der Beitrittländer<br />

trotz großer regionaler Unterschiede sehr gering ist.<br />

1.4.5 Südosteuropäische Länder (SOEL)<br />

Das reale Wirtschaftswachstum der meisten Südosteuropäischen Länder (SOEL)<br />

verlangsamte sich 2003 im Vergleich zum Vorjahr geringfügig, blieb jedoch auf einem<br />

relativ hohem Niveau (siehe auch Tabelle 1.7 in den Statistischen Übersichten). Dazu<br />

dürfte neben der momentanen Nachfrageschwäche in der EU auch eine Dürreperiode<br />

beigetragen haben. Der Anteil der Landwirtschaft am BIP der SOEL ist in vielen Fällen<br />

beträchtlich und reicht von rund 7 % in Kroatien bis 34 % in Albanien.<br />

Nichtsdestotrotz lässt sich in den politisch stabileren Ländern der Region, welche<br />

bereits eine EU-Beitrittsperspektive haben (Bulgarien, Rumänien und Kroatien), eine<br />

positive strukturelle Veränderung der Wirtschaft in den letzten Jahren erkennen. Wie<br />

zuvor in den Ländern Mittel- und Osteuropas (MOEL) wird auch in den SOEL und<br />

insbesondere in den drei zuvor genannten Ländern der Prozess der Umstrukturierung<br />

30


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

durch Privatisierungen und stark anwachsende Zuströme ausländischer Direktinvestitionen<br />

(FDI) beschleunigt. Neben den gestiegenen FDI-Zuflüssen stiegen in<br />

Bulgarien, Rumänien und Kroatien im Jahr 2003 auch die heimischen Investitionen in<br />

Infrastruktur, verarbeitende Industrie und vermehrt auch in den Dienstleistungssektor<br />

(insbesondere im Tourismusbereich) an. Die Exportstruktur verbesserte sich, es kam<br />

zu einem Anstieg der Industriegüterausfuhren wie auch des Fremdenverkehrs. Die<br />

Situation am Arbeitsmarkt verbesserte sich in diesen Fällen ebenfalls geringfügig. Dies<br />

geschah vor dem Hintergrund stark fallender Inflationsraten. Auf der Negativseite der<br />

Bilanz ist zu verbuchen, dass im Vergleich zur positiven Exportentwicklung die Importe<br />

dieser Länder noch stärker angestiegen sind, was in der Regel zu einer dramatischen<br />

Verschlechterung der Handelsbilanz 2003 führte. In weiterer Folge verdoppelte sich<br />

das Leistungsbilanzdefizit in Bulgarien und Rumänien beinahe. In Kroatien konnte die<br />

ausgezeichnete Tourismussaison das Rekorddefizit in der Handelsbilanz abdämpfen<br />

und zu einer Verringerung des Leistungsbilanzdefizits im Jahr 2003 führen. Zurzeit<br />

können diese hohen Defizite von den einströmenden FDI und der privaten Verschuldung<br />

gedeckt werden. Insbesondere im Falle Kroatiens wird jedoch die zunehmende<br />

Auslandsverschuldung des Landes als Problem angesehen.<br />

Jene Länder der Region, die noch keine klare EU-Beitrittsperspektive für die kommenden<br />

Jahre haben (Albanien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Serbien-Montenegro)<br />

und unter einem hohen innen<strong>politische</strong>n Konfliktpotenzial leiden, konnten<br />

im Vergleich zu den anderen europäischen Transformationsländern bisher nur einen<br />

Bruchteil der ausländischen Direktinvestitionen anziehen. Auch in diesen Ländern<br />

stieg die Produktivität tendenziell an, allerdings um den Preis einer weiter steigenden<br />

Arbeitslosigkeit auf erschreckend hohem Niveau. So verzeichnete beispielsweise<br />

Mazedonien im Jahr 2003 trotz eines Anstieges der realen BIP-Wachstumsrate auf<br />

fast 3 % aus dem Zustand der Stagnation im Jahr 2002 heraus ein rapides Anschnellen<br />

der Arbeitslosenquote von rund 32 % auf fast 37 %. Dies ist u.a. auch durch eine<br />

10%ige Kürzung der Staatsausgaben zu erklären. In Serbien-Montenegro dürfte sich<br />

die Dürre im Jahr 2003 besonders negativ auf das Wirtschaftswachstum ausgewirkt<br />

haben, das um 3 Prozentpunkte auf nur mehr 1 % zurückging. Auch in Bosnien-Herzegowina<br />

verlangsamte sich das Wachstum im Jahr 2003. In beiden Ländern kam<br />

es zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das Wirtschaftswachstum der drei<br />

zuletzt erwähnten SOEL lag 2003 um einiges unter dem Durchschnitt der Region. Albanien<br />

ist das einzige Land aus dieser Gruppe, welches 2003 sowohl ein steigendes,<br />

überdurchschnittliches Wirtschaftwachstum von rund 6 % als auch eine Verminderung<br />

der Arbeitslosenquote verzeichnen konnte. Dazu trugen die Verbesserung der<br />

Stromversorgungslage sowie der weiter anhaltende Bauboom bei. Mit Ausnahme<br />

Mazedoniens gingen die Inflationsraten der Länder dieser Gruppe dem allgemeinen<br />

31


SOEL Trend folgend weiter zurück. In Bosnien-Herzegowina kam es 2003 mit einer<br />

Inflationsrate von nur mehr 0,3 % in Teilen des Landes bereits zu einer ausgeprägten<br />

Deflation. Die Leistungsbilanzdefizite der zuletzt erwähnten Länder entwickelten sich<br />

im Allgemeinen von 2002 auf 2003 durchwegs positiv. Die leichte Verbesserung der<br />

albanischen Leistungsbilanz im Jahr 2003 basierte auf einer zunehmenden Stärkung<br />

der albanischen Exportwirtschaft. In Mazedonien führte ein Ansteigen der Exporte<br />

bei gleichzeitig zurückgehenden Importen zu einer Reduzierung des Leistungsbilanzdefizits<br />

auf 6 % des BIP. In Serbien-Montenegro gingen 2003 sowohl die Exporte<br />

als auch die Importe laut Zollstatistik, ausgedrückt in Euro, im Vergleich zum Vorjahr<br />

zurück, was die allgemeine wirtschaftliche Lage in diesem Lande widerspiegelt. Die<br />

Verbesserung der Leistungsbilanz Serbien-Montenegros im Jahr 2003 beruhte insbesondere<br />

auf einem massiven Anstieg der laufenden Transfers im Vergleich zum Jahr<br />

2002. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Überweisungen von Gastarbeitern.<br />

Allgemein lässt sich allerdings feststellen, dass das Leistungsbilanzdefizit aller SOEL<br />

2003 durchschnittlich doppelt so hoch war wie jenes der MOEL. Es bleibt zu hoffen,<br />

dass in den kommenden Jahren die regionalen Freihandelsabkommen sowie die<br />

asymmetrischen Freihandelsverträge mit der EU zu einem substantiellen Anstieg der<br />

Exporttätigkeit der SOEL führen werden.<br />

1.4.6 Russland<br />

Das russische BIP wuchs um mehr als 7 % im Jahr 2003, was der zweithöchsten<br />

Wachstumsrate seit Beginn der Transformation entsprach. 9 Seit der Finanzkrise im Jahr<br />

1998 vergrößerte sich das BIP somit um über 35 %. Eine Reihe von Faktoren waren<br />

für die ausgezeichnete Lage der russischen Wirtschaft verantwortlich: Die hohen Weltmarktpreise<br />

für Energie trieben das Exportwachstum stark an, die Investitionen, der<br />

private Konsum sowie die realen Haushaltseinkommen vermerkten hohe Zuwächse.<br />

Die ausländischen Währungsreserven erreichten durch den ansehnlichen Budgetüberschuss<br />

ein Rekordniveau und führten so zu einer leichten Währungsaufwertung,<br />

während sowohl die Inflation als auch die Arbeitslosigkeit leicht rückläufig waren.<br />

Der russische Handelsbilanzüberschuss erreichte im Jahr 2003 ein Niveau von über<br />

50 Mrd. Euro, die Leistungsbilanz belief sich ebenfalls auf satte 9 % des BIP. In US-<br />

Dollar gemessen wuchsen die Exporte um mehr als 25 %, während die Importe mit<br />

20 % ebenfalls kräftig zulegten. Abgesehen von Wechselkursbewegungen (Euro/US-<br />

Dollar) ist dies vor allem auf die gestiegenen Energiepreise sowie die ebenfalls hohe<br />

Inlandsnachfrage sowohl nach Konsum- als auch nach Investitionsgütern zurückzuführen.<br />

Demnach dürfte auch das Exportwachstum 2004 wieder etwas nachlassen,<br />

während weiterhin ein hohes Importwachstum erwartet wird. Das Wirtschaftswachstum<br />

32


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

im Wahljahr 2004 wird hauptsächlich vom privaten Konsum und einer moderaten<br />

Ausdehnung der Investitionen getragen sein. Das Wiener Institut für Internationale<br />

Wirtschaftsvergleiche (wiiw) rechnet mit einer weiteren Expansion des BIP um etwa<br />

5 %. Das derzeitig hohe Wachstum wird nicht aufrecht zu erhalten sein, zumal in der<br />

näheren Zukunft keine zusätzlichen Wachstumsimpulse ersichtlich sind. Die hohe<br />

<strong>politische</strong> Stabilität (die Wiederwahl Präsident Putins im März) bedeutet gleichzeitig<br />

Unsicherheit über die Geschwindigkeit des Reformprozesses. Es herrscht weitgehende<br />

Übereinstimmung unter den Experten, dass ein selbsttragendes Wachstum mittel- und<br />

langfristig nur dann realisiert werden kann, wenn die strukturellen und institutionellen<br />

Reformen und die Reform des Bankensektors deutlich beschleunigt werden.<br />

Aufgrund des ungünstigen Investitionsklimas wird nicht mit einer spürbaren Ausweitung<br />

der ausländischen Direktinvestitionen gerechnet – im Jahr 2003 gab es sogar<br />

einen Nettoabfluss von Direktinvestitionen. Die jüngsten „Angriffe“ auf die Oligarchen<br />

könnten sogar die Kapitalflucht weiter erhöhen. Die erste Jahreshälfte 2003 brachte<br />

eine Steigerung des Zuflusses von Direktinvestitionen um rund 50 % gegenüber dem<br />

Vorjahr, während die russischen Investitionen im Ausland (und die Kapitalflucht) zurückgingen.<br />

Dies war einerseits durch die hohen Profite aufgrund der günstigen Preisentwicklung<br />

im Energie- und Metallsektor bedingt, andererseits durch die gestiegene<br />

Attraktivität des russischen Marktes angesichts des niedrigen globalen Zinsniveaus<br />

und der dadurch reduzierten Erträge auf den <strong>internationale</strong>n Anlagemärkten. Dieser<br />

Trend setzte sich allerdings in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr fort, teilweise kam<br />

es – u.a. aufgrund der Yukos Affäre – sogar zu einer gegenläufigen Entwicklung.<br />

Für die weitere russische Wirtschaftsentwicklung wird es nicht nur von besonderer<br />

Bedeutung sein, das Investorenvertrauen generell wieder herzustellen, auch eine<br />

Diversifizierung, weg von der bisherigen Ausrichtung auf die Rohstoffindustrie hin zur<br />

Sachgüterproduktion, wird notwendig sein.<br />

1.4.7 Türkei<br />

Mehrere Faktoren trugen zur guten wirtschaftlichen Entwicklung in der Türkei im Jahr<br />

2003 bei. Fallende Zinsen, zunehmendes Konsumenten- und Investorenvertrauen und<br />

das Bekenntnis der Regierung zum Stabilitätsprogramm (trotz einiger Abweichungen<br />

zu Beginn des Jahres) bildeten das Klima, welches zu einem realen BIP-Wachstum<br />

von 5,0 % führte. Für 2004 wird aufgrund eines anpassungsbedingten Lagerabbaus<br />

ein kaum merklicher Rückgang auf 4,9 % erwartet. Unter Beibehaltung der derzeitigen<br />

stabilitätsorientierten Wirtschaftspolitik dürfte sich die Dynamik 2005 jedoch wieder auf<br />

rund 5 1 /2 % erhöhen. Ähnlich wie in Mittel- und Osteuropa konnten auch in der Türkei<br />

stattliche Produktivitätszuwächse verzeichnet werden, was das hohe Wachstum bei<br />

33


gleichzeitig anhaltend hoher Arbeitslosigkeit (von rund 10 %) erklärt. Die Produktivitätsgewinne<br />

konnten u.a. aufgrund bereits erfolgreich durchgeführter Privatisierungen<br />

erreicht werden. Seit Beginn der Privatisierungen im Jahr 1984 wurden 167 Unternehmen<br />

privatisiert, 153 davon vollständig. Am wenigsten weit fortgeschritten sind<br />

Privatisierungen im Bankensektor. Die nach wie vor große Zahl an bevorstehenden<br />

Privatisierungen lässt auch 2004 und 2005 große Zugewinne an Produktivität im<br />

staatlichen Sektor erwarten. Ähnlich wie in den MOEL, blieb das Exportwachstum<br />

trotz der Flaute in den wichtigen westeuropäischen Exportmärkten auf einem hohen<br />

Niveau (von über 11 %), was vor allem auf eine erfolgreiche Produktdifferenzierung und<br />

Marktdiversifikation zurückzuführen ist. Der Außenbeitrag zum BIP blieb dennoch mit<br />

1,3 % 2003 negativ, was auf das hohe Importwachstum von über 16 % zurückzuführen<br />

ist. Der private Konsum sowie private Investitionen bildeten die wichtigsten Komponenten<br />

des Wachstums. In diesem und dem kommenden Jahr dürfte die heimische<br />

Nachfrage trotz eines leichten Rückgangs des Importwachstums nach wie vor eine<br />

große Rolle spielen, weshalb die Leistungsbilanz bei guten Wachstumsaussichten<br />

im Defizit bleiben wird. Der Tourismus konnte sich bereits in der zweiten Jahreshälfte<br />

2003 von der Beeinträchtigung durch die Kriegshandlungen im Irak erholen.<br />

1.4.8 Asiatische Staaten<br />

Die aufstrebenden Wirtschaften Ost- und Südostasiens stellten auch 2003 den dynamischsten<br />

Teil der Weltwirtschaft dar und übertrafen trotz des Wachstumseinbruchs im<br />

zweiten Quartal (als Folge der tödlichen Lungenseuche SARS [severe acute respiratory<br />

syndrom] und der dadurch bedingten Geschäftsausfälle) die meisten Prognosen.<br />

Das Wachstum wurde vom Export und in den besonders rasch wachsenden Ländern<br />

(China, Thailand) auch von der Binnennachfrage getragen. Im Export wirkte sich<br />

insbesondere die starke Importnachfrage Chinas, das mit den anderen asiatischen<br />

Staaten ein Handelbilanzdefizit aufwies, aber auch die Erholung Japans und der USA<br />

in der zweiten Jahreshälfte 2003 positiv aus. Für einige asiatische Länder, deren<br />

Währungen eng an den US-Dollar gebunden sind (insbesondere Hongkong, China,<br />

Malaysia), stellte auch die Dollarschwäche einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil<br />

auf den europäischen Märkten dar. Schließlich setzte sich auch die bereits im<br />

Vorjahr beginnende Erholung im IT-Bereich fort, was für die asiatischen Länder, als<br />

hervorragende Produzenten in diesem Bereich, von besonderer Bedeutung ist.<br />

Da die wichtigsten Wachstumsparameter gleich bleiben oder sich verbessern sollten,<br />

sind die Aussichten der Region für 2004 durchaus günstig zu bewerten. Der Internationale<br />

Währungsfonds (IWF) geht in seiner Herbstprognose von einer Beschleunigung<br />

des Wachstums in „emerging Asia“ auf 6,1 % aus (von 5,9 % 2003). Die Asiatische<br />

34


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

Entwicklungsbank (ADB) ist ähnlich optimistisch und erwartet für seine 41 Mitgliedsländer<br />

im Jahr 2004 eine durchschnittliche Wachstumsrate von 6,2 % (nach 5,7 %<br />

im Jahre 2003). Zu den Risiken zählen neben terroristischen Aktivitäten die mögliche<br />

Rückkehr von SARS, aber auch für den Menschen weniger fatale Seuchen, wie die in<br />

Asien immer wieder aufflammende Vogelgrippe. Diese kann schwere wirtschaftliche<br />

Schäden verursachen, insbesondere in Ländern wie Thailand, die stark vom Agrarexport<br />

und/oder vom Tourismus abhängig sind.<br />

Besonders hohe Wachstumsraten im Jahr 2003 verzeichneten China (9,1 %), Vietnam<br />

(7,2 %) und Thailand (6,1 %). Aber auch Malaysia, Indonesien und Taiwan konnten<br />

gegenüber dem Vorjahr an Wachstum zulegen. Enttäuschend war die Entwicklung<br />

in der Republik Korea, dessen Wirtschaft von Arbeitsniederlegungen einerseits und<br />

Bilanzfälschungen von Großkonzernen andererseits verunsichert war. Die ungelöste<br />

Nord-Korea Frage dürfte die wirtschaftliche Entwicklung zusätzlich beeinträchtigen. Die<br />

Philippinen zeigten ebenfalls ein relativ schwaches Ergebnis. Zu SARS und <strong>politische</strong>n<br />

Risiken mit dämpfender Auswirkung auf die Investitionslust kam eine außergewöhnliche<br />

Trockenheit hinzu, welche den Agrarsektor schwer beeinträchtigte.<br />

Von SARS am ärgsten betroffen waren Singapur und Hongkong, da diese Länder<br />

besonders stark vom Flugverkehr und vom Tourismus, insbesondere vom Einkaufstourismus,<br />

abhängig sind und außerdem wegen der Kleinheit ihres Territoriums das<br />

gesamte Land von der Seuche bzw. den Gegenmaßnahmen erfasst worden war.<br />

Singapur verzeichnete im zweiten Quartal einen Rückgang des BIP von 11 % gegenüber<br />

dem ersten Quartal, was im Jahresvergleich noch immer einer Abnahme des BIP<br />

von 4,2 % gleichkommt. Trotz einer starken Erholung der Wirtschaft in der zweiten<br />

Jahreshälfte dürfte daher das Wachstum 2003 insgesamt nur rund 1 % betragen<br />

haben. In Hongkong wird nun, nachdem die Wachstumsrate unter dem Eindruck von<br />

SARS auf 1,5 % zurückgenommen worden war, von einem Wachstum von 3 % im<br />

Jahr 2003 ausgegangen.<br />

1.4.9 China<br />

Das chinesische BIP wuchs im Jahr 2003 nach vorläufigen Angaben um 9,1 % – das<br />

ist die höchste Wachstumsrate seit der Asienkrise 1997/98. Für 2004 wird wegen<br />

geplanter Dämpfungsmaßnahmen der Regierung und des Zurückfahrens öffentlicher<br />

Investitionen ein etwas mäßigeres Wachstum von 8,5 % erwartet. Das Wachstum<br />

der chinesischen Wirtschaft übertraf damit im Jahr 2003 alle Erwartungen. Das hohe<br />

Wachstum im dritten und vierten Quartal (von 9,1 % bzw. 9,9 % im Jahresvergleich)<br />

machte den Einbruch im zweiten Quartal (um 6,7 %) aufgrund der Lungenseuche<br />

SARS mehr als wett. Die SARS-Epidemie und ihre Bekämpfung stellten zugleich<br />

35


die erste schwere Herausforderung für die vom Nationalen Volkskongress im März<br />

bestätigte neue Regierung, mit Präsident Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao<br />

an der Spitze, dar.<br />

Wegen des überaus raschen Wachstums weisen Experten im In- und im Ausland<br />

bereits seit einiger Zeit auf die Gefahr einer Überhitzung der Wirtschaft hin, die sich<br />

vor allem in bestimmten Sektoren wie dem Immobiliensektor, der Bauwirtschaft, der<br />

Metall- (vor allem Stahl), Zement- und Automobilindustrie manifestiert. Die Inflationsrate<br />

(Verbraucherpreisindex) zeigte zwar im Jahresdurchschnitt nur einen leichten Anstieg<br />

von 1,2%, beschleunigte sich jedoch in den letzten Monaten deutlich (Dezember 2003:<br />

3,2 % im Jahresvergleich).<br />

Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft wurde besonders von den Exporten<br />

(34,6 %) und den Investitionen (27 %) getragen, wobei private Investitionen eine<br />

zunehmende Rolle spielen. Die Privatwirtschaft gewinnt generell an Bedeutung, u.a.<br />

weil es seit Gründung der „State-owned Assets Supervision and Administration Commission“<br />

(SASAC) im Frühling dieses Jahres zunehmend auch für private in- und<br />

ausländische Investoren möglich ist, Anteile an Staatsunternehmen zu erwerben.<br />

Die ausländischen Direktinvestitionen blieben weiterhin kräftig und dürften das hohe<br />

Niveau des Vorjahres (53 Mrd. USD) knapp erreichen. Allerdings wuchsen auch die<br />

Importe sehr rasch, zum Teil als Folge des schrittweisen Zollabbaus, wie im Beitrittsvertrag<br />

Chinas zur WTO vorgesehen, zum Teil wegen des rasch wachsenden Bedarfs<br />

an Rohstoffen und Vorprodukten bei gleichzeitig steigenden Preisen für Rohwaren<br />

am Weltmarkt. Der Handelsbilanzüberschuss fiel daher geringer als im Vorjahr aus.<br />

Dabei ist festzustellen, dass China seinen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den<br />

USA und der EU weiter ausbaute, hingegen mit vielen Ländern in der Region – so<br />

auch Japan – ein Handelsbilanzdefizit aufwies, was der regionalen Wirtschaft kräftige<br />

Impulse verlieh. Trotz des Vorwurfs der USA, China verschaffe sich mittels seiner stark<br />

unterbewerteten Währung unfaire Wettbewerbsvorteile am Weltmarkt, weigerte sich<br />

die chinesische Regierung bisher standhaft, von der fixen Bindung des Yuan an den<br />

US-Dollar abzugehen. Sie versuchte jedoch, durch eine großzügige „Einkaufstour“ anlässlich<br />

der Besuche von Handelsekretär Don Evans in China und von Premierminister<br />

Wen Jiabao in den USA, das Problem zu entschärfen. 10 Dumpingklagen der USA gegen<br />

chinesische Fernsehapparate und Möbel sowie eine Wiederbelebung von Textilquoten<br />

gegenüber China stehen jedoch weiterhin im Raum und könnten durchaus negative<br />

Auswirkungen auf den zukünftigen bilateralen Handel haben – was bei einem Anteil<br />

der USA von über 20 % am chinesischen Export auch gesamtwirtschaftlich bedeutsam<br />

wäre. Eine anhaltende Erholung der Weltwirtschaft, stark steigende Rohstoffpreise<br />

(in US-Dollar gemessen) und zunehmender inflationärer Druck im Inland könnten<br />

36


Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

allerdings die Bereitschaft der chinesischen Regierung zur Flexibilisierung des Yuan<br />

und damit eine gewisse Aufwertung im Jahr 2004 erhöhen.<br />

1.4.10 Argentinien<br />

Nach einer dreijährigen Kontraktion der Wirtschaftsleistung konnte Argentinien 2003<br />

eine kräftige Expansion des BIP verbuchen. Das Wachstum der Wirtschaft von rund<br />

7 – 8 % wurde von einer schrittweisen Erholung des privaten Konsums, einer starken<br />

Expansion der Investitionen (ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau) und von<br />

einer kräftigen Steigerung der Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten getragen.<br />

Die Arbeitslosenrate sank von mehr als 21 % im Jahr 2002 auf 15,5 %, allerdings<br />

blieben 55 % der Bevölkerung noch immer unter der Armutsgrenze. Ein spektakuläres<br />

Ergebnis wurde in Kampf gegen die Inflation erreicht: Nachdem die Verbraucherpreise<br />

im Vorjahr um 41 % gestiegen waren, belief sich die Inflation 2003 auf nur mehr<br />

3,7 %. Diese eindrucksvolle Reduktion der Inflation wurde von der Aufwertung des<br />

Pesos und dem Einfrieren der Preise für öffentliche Dienstleistungen unterstützt. Die<br />

15%ige Aufwertung des Peso gegenüber dem US-Dollar spiegelte einerseits den großen<br />

Handelsbilanzüberschuss wider (von durchschnittlich 1,5 Mrd. USD monatlich),<br />

andererseits die wachsende Nachfrage nach einheimischen Wertpapieren sowie das<br />

Ausbleiben der Tilgung der akkumulierten Auslandsschulden. Für das Jahr 2004 wird<br />

wieder ein starkes Wirtschaftswachstum erwartet. Die prognostizierte Wachstumsrate<br />

von ungefähr 6 % zusammen mit dem Zuwachs des BIP vom Vorjahr kann aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach den Rückgang der Wirtschaftsleistung in den Krisenjahren 2000<br />

– 2002 endlich wieder wettmachen. Die Inflation wird sich auf 7 – 8 % beschleunigen,<br />

bliebe damit aber weit hinter der galoppierenden Preissteigerung von 2002 zurück.<br />

Der argentinischen Regierung gelang es, den konsolidierten Staatshaushalt mit 2,5 %<br />

Primärüberschuss im Jahr 2003 abzuschließen. Dies ist einerseits auf einen kräftigen<br />

Anstieg der Steuereinnahmen zurückzuführen, andererseits konnte die Regierung dem<br />

Druck widerstehen, mehr Staatsausgaben, sowohl im Zentralhaushalt als auch auf<br />

regionaler Ebene, zu tätigen. Nach massiven „Einkäufen“ auf dem Währungsmarkt<br />

erhöhte die Zentralbank die Währungsreserven des Landes auf über 13 Mrd. USD. Im<br />

August 2003 lief das provisorische Abkommen mit dem IWF aus, welches als Ersatz<br />

für ein gescheitertes mittelfristiges Wirtschaftsprogramm zur Wiederherstellung der<br />

makroökonomischen Stabilität geschlossen wurde. Die Präsidentenwahlen im Mai<br />

verbesserten wiederum die <strong>politische</strong>n Rahmenbedingungen für ein mittelfristiges<br />

Abkommen mit dem IWF. Die Popularität des neu gewählten Präsidenten Kirchner<br />

verspricht ein Ende der lang andauernden <strong>politische</strong>n Unsicherheit in Argentinien. Nach<br />

harten Verhandlungen einigten sich die neue Regierung und der IWF am 20. Septem-<br />

37


er 2003 über ein dreijähriges, 13,3 Mrd. USD umfassendes‚ „Standby-Abkommen“.<br />

Strategisches Ziel des Programms ist die Wiederherstellung der vollen Zahlungsfähigkeit<br />

des Staatshaushaltes um den nötigen Raum für Ausgaben im Sozialbereich und<br />

für die Infrastruktur zu schaffen. Dafür muss erst ein umfassendes Programm für die<br />

Umschuldung der öffentlichen und privaten Schulden ausgearbeitet werden. Weiters<br />

ist die finanzielle Situation der kommunalen Dienstleistungen zu konsolidieren und<br />

die angeschlagene Rechtssicherheit wesentlich zu verbessern, um das Vertrauen im<br />

Unternehmersektor wiederherzustellen. Das wesentlichste Element der strukturellen<br />

Reformen besteht in der Konsolidierung und Restrukturierung des Bankensektors.<br />

1.4.11 Brasilien<br />

Der, von der seit 2003 amtierenden Regierung unter Präsident da Silva („Lula“) durchgeführte,<br />

Stabilisierungs- und Anpassungskurs in Brasilien führte auf den Finanzmärkten<br />

zu einem regelrechten „Run“ auf die Börse in Brasilien. Aufgrund des stabilen<br />

Wechselkurses, einer restriktiven Geldpolitik und damit einhergehender rückläufiger<br />

Inflationsrate sanken die Risikoaufschläge beträchtlich. Die ebenfalls restriktive Fiskalpolitik<br />

(mit zurückhaltender Lohnentwicklung und gezielten Ausgabenkürzungen im<br />

öffentlichen Sektor) führte zur Einhaltung der IWF-Vorgabe eines Primärüberschusses.<br />

Während die Regierung bisher die Befürchtungen der Finanzwelt vor einem Chaos der<br />

Staatsfinanzen zerstreuen konnte, wurden die Erwartungen der eigenen Wählerschaft<br />

großteils noch nicht erfüllt. Die Wirtschaftsentwicklung blieb mäßig, das BIP dürfte nur<br />

um 0,5 % gewachsen sein, während die Arbeitslosigkeit auf einem viel zu hohen Niveau<br />

verharrte. Obwohl die Leistungsbilanz aufgrund der guten Exportentwicklung 2003<br />

beinahe ausgeglichen war, konnte dies nicht wesentlich zum Wirtschaftswachstum<br />

beitragen. Die Handelsbilanz war mit rund 25 Mrd. USD zwar stark überschüssig, was<br />

jedoch primär auf den Anstieg der Weltmarktpreise für wichtige Exportprodukte (Soja)<br />

sowie die wirtschaftliche Erholung in Argentinien zurückzuführen war und weniger auf<br />

eine gestiegene Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Wirtschaft. Die im regionalen<br />

Vergleich hohen Produktionskosten stellen nach wie vor ein großes Hindernis für die<br />

Industrie dar. Der private Konsum und die Investitionen gingen in den ersten beiden<br />

Quartalen 2003 stark zurück, eine rasche Erholung ist aufgrund der oben beschriebenen<br />

Rahmenbedingungen nicht zu erwarten. Dennoch erwartet die OECD vor dem<br />

Hintergrund einer wieder leicht expansiveren Geldpolitik, fiskalischer Stabilität und<br />

der Fortsetzung des Exportbooms eine Beschleunigung des Wachstums auf 3,0 %<br />

im Jahre 2004 (2005: 3,5 %). Der Reformkurs des Präsidenten, welcher zweifellos<br />

notwendig ist, ist mittelfristig dringend auf einen wirtschaftlichen Erfolg, der auch für<br />

die ärmeren Bevölkerungsschichten sichtbar ist, angewiesen.<br />

38


Anmerkungen<br />

1 IWF, World Economic Outlook, September 2003.<br />

Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004<br />

2 Laut ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist das BIP im vergangenen Jahr<br />

sogar leicht gesunken (um 0,1 %).<br />

3 Zur Behebung der strukturellen Wachstumsschwäche werden von Experten vor allem eine<br />

Reform der Arbeitsmärkte und der staatlichen Transfers als vordringlich erachtet (siehe z.B.<br />

Bericht der „Hartz-Kommission“).<br />

4 So z.B. eine Sistierung der Gewerbesteuer für Neuinvestitionen. Auch die geplante Reform<br />

der Finanzen der Gebietskörperschaften soll Raum für Investitionsanreize schaffen. Um die<br />

Stimmung der Konsumenten und so den privaten Konsum zu heben, räumt die französische<br />

Regierung dem Abbau der hohen Arbeitslosigkeit Priorität ein.<br />

5 Im britischen Schatzkanzleramt rechnete man Ende Jänner mit einem etwas höheren Wachstum<br />

in der Größenordnung von 3 – 3,5 %.<br />

6 Das US-Handelsministerium gab nach ersten Schätzungen eine Wachstumsrate von 3,1 %<br />

für 2003 an.<br />

7 25 Millionen Familien werden nach offiziellen Angaben von den höheren Kindergutschriften<br />

profitieren, die noch 2003 zur Auszahlung kommen (in der Regel 400 USD pro Kind). Dazu<br />

kommen eine vorgezogene Senkung der Einkommenssteuer sowie spezielle Entlastungen<br />

für Ehepaare, Investitionsanreize für Unternehmen und eine drastische Senkung der Besteuerung<br />

von Dividenden und Kapitalgewinnen. Insgesamt werden für das Maßnahmenpaket<br />

zusätzlich 350 Mrd. USD, verteilt auf 10 Jahre, veranschlagt.<br />

8 Nach offiziellen japanischen Angaben trugen die private Nachfrage 2 Prozentpunkte und<br />

die Veränderung des Außenbeitrages 0,7 Prozentpunkte zum Wachstum des BIP von 2,7 %<br />

bei.<br />

9 Lediglich im Jahr 2000 lag die Wachstumsrate mit 10 % noch darüber.<br />

10 Insgesamt wurden Aufträge an amerikanische Unternehmen im Wert von 8 Mrd. USD von<br />

den Chinesen unterzeichnet.<br />

39


2 INTERNATIONALE WIRTSCHAFTS-<br />

POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN<br />

Im Jahr 2003 wurden unter griechischer Präsidentschaft mit der Unterzeichnung<br />

des Beitrittsvertrags für zehn neue Mitglieder die letzten Weichen für die größte<br />

Erweiterung in der Geschichte der Union gestellt. Die italienische Präsidentschaft<br />

hätte einen Entwurf für eine europäische Verfassung bringen sollen, die Einigung<br />

darüber wurde jedoch verschoben. Einigung konnte hingegen über eine Europäische<br />

Wachstumsinitiative erlangt werden. Die im ersten Halbjahr 2004 folgende irische<br />

Präsidentschaft setzte sich neben der Abwicklung der Erweiterung und der Vorlage<br />

eines Verfassungsentwurfs ambitionierte Ziele sowohl hinsichtlich der Vertiefung als<br />

auch in Bezug auf die künftige Erweiterung der Union um Bulgarien und Rumänien.<br />

Die Entscheidung des Ecofin-Rates im November, kein Defizitverfahren gegen Frankreich<br />

und Deutschland im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes einzuleiten,<br />

kann als historisch betrachtet werden und wurde sehr unterschiedlich beurteilt.<br />

Außerhalb Europas zeigt sich sowohl in Lateinamerika als auch in Asien eine<br />

zunehmende Tendenz zur Regionalisierung. Das ergebnislose Treffen der WTO-<br />

Handelsminister in Cancún vom September 2003 dürfte neben der verstärkten<br />

Konzentration auf regionale anstelle multilateraler Verhandlungen vor allem auch<br />

bilaterale Integrationsschritte weiterhin ermutigen. Die USA und die EU bemühen<br />

sich um größtmögliche Einflussnahme in den jeweils für sie wichtigen Regionen.<br />

Besonders in Asien zeigt sich bereits eine Reihe konkreter Schritte in Hinblick auf<br />

eine vertiefte regionale wirtschaftliche und auch <strong>politische</strong> Integration.<br />

2.1 Die Europäische Union<br />

2.1.1 EU-Präsidentschaft<br />

Griechische Präsidentschaft<br />

Die griechische Ratspräsidentschaft wurde in der Öffentlichkeit hauptsächlich durch<br />

zwei herausragende Ereignisse wahrgenommen: den Europäischen Konvent, der mit<br />

der Ausarbeitung einer europäischen Verfassung beauftragt war und die Unterzeichnung<br />

des Beitrittsvertrags mit den zehn neuen Mitgliedsländern. Mit der feierlichen<br />

Unterzeichung des Beitrittsvertrags am 16. April 2003 in Athen hat die EU die größte<br />

Erweiterung in ihrer Geschichte besiegelt.<br />

„Die EU zukunftsfähiger zu machen“ – so lautete der Arbeitsauftrag für den Europäischen<br />

Konvent, der in der Zeit vom 28. Februar 2002 bis zum 10. Juli 2003 den Entwurf<br />

eines „Vertrags über die Verfassung für Europa“ ausarbeitete. Wenige Tage nach dessen<br />

Präsentation, im Juni 2003, begrüßten die Staats- und Regierungschefs den Text<br />

in Thessaloniki als eine „wichtige Arbeitsbasis“ für die folgende Regierungskonferenz.<br />

40


Internationale Wirtschafts<strong>politische</strong> Rahmenbedingungen<br />

Die Entscheidung über die neue Verfassung sollte im Rahmen des nachfolgenden<br />

italienischen Vorsitzes erfolgen.<br />

Abgesehen von diesen beiden wichtigen Ereignissen konnte die griechische Präsidentschaft<br />

auch in anderen Politikbereichen gute Erfolge erzielen: Im Rahmen der<br />

Umsetzung der Lissabonner Reformagenda erfolgte u.a. die endgültige Annahme des<br />

Steuerpakets und des Maßnahmenpakets für den Energiebinnenmarkt sowie eine<br />

Einigung über bessere Rechtsetzung in Form einer interinstitutionellen Vereinbarung<br />

zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Europäischen Kommission.<br />

Gute Fortschritte konnten auch bei der Durchführung des Aktionsplans für Finanzdienstleistungen<br />

(Pensionsfonds, Börsenprospekte und Wertpapierdienstleistungen)<br />

und bei der Verbesserung der grenzüberschreitenden Mobilität der EU-Bürger erzielt<br />

werden.<br />

Italienische Präsidentschaft<br />

Das Hauptziel des italienischen Vorsitzes, den Verfassungsentwurf im Rahmen der<br />

Regierungskonferenz im Dezember 2003 abzuschließen, konnte nicht erreicht werden.<br />

Bei der Sitzung der Staats- und Regierungschefs im Dezember 2003 gelang in einigen<br />

zentralen Fragen keine Einigung, insbesondere in der Frage über das künftige Abstimmungssystem<br />

im Rat. Angesichts dessen kam die italienische Ratspräsidentschaft<br />

zu der Überzeugung, dass eine gute Verfassung zu einem späteren Zeitpunkt einem<br />

schlechten Vertrag auf diesem Treffen vorzuziehen sei. Die nachfolgende irische Ratspräsidentschaft<br />

wurde von der Regierungskonferenz beauftragt, bis zum Europäischen<br />

Rat im März 2004 Vorschläge für das weitere Vorgehen zu sondieren.<br />

Die EU einigte sich im zweiten Halbjahr 2003 auf eine Europäische Wachstumsinitiative.<br />

Die Aktion betrifft sowohl materielle als auch immaterielle Investitionen in zwei<br />

Hauptbereichen: Infrastruktur der transeuropäischen Netze (Verkehr, Telekommunikation<br />

und Energie) und Innovation, Forschung und Entwicklung (einschließlich Umwelttechnologie).<br />

Sie ist ein bedeutender Schritt zur Umsetzung der Lissabonner Agenda<br />

zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Beschäftigung der erweiterten<br />

Union durch höhere Investitionen in Sach- und Humankapital.<br />

Im November 2003 warnte eine von der Europäischen Kommission eingesetzte Arbeitsgruppe<br />

„Beschäftigung“ vor der drohenden Gefahr, die Wachstums- und Beschäftigungsziele<br />

der Lissabon-Strategie bis 2010 nicht zu erreichen, sollten die Mitgliedstaaten<br />

ihre Reformbemühungen nicht verstärken. Die Experten der Arbeitsgruppe<br />

machen vier Schlüsselthemen für notwendige Reformen aus: (1) mehr Anpassungsfähigkeit<br />

auf Seiten der Arbeitnehmer und der Unternehmen; (2) größere Attraktivität<br />

des Arbeitsmarktes für mehr Menschen; (3) mehr und effektivere Investitionen in das<br />

Humankapital und (4) eine effektivere Durchführung der Reformen durch bessere be-<br />

41


schäftigungs<strong>politische</strong> Maßnahmen. Um die Ziele von Lissabon zu erreichen, müssten<br />

in der EU 15 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />

Im Dezember 2003 fand die EU mit einer klaren neuen Sicherheitsstrategie zu einer<br />

gemeinsamen Linie in der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP).<br />

Als globaler außen<strong>politische</strong>r Akteur will die EU in Zukunft aktiver sein, mehr Handlungsfähigkeit<br />

zeigen und in eng abgestimmten Aktionen vorgehen.<br />

Um die Migrationsströme besser kontrollieren zu können, gelangte die EU zu einer<br />

allgemeinen Ausrichtung bei den biometrischen Identifikationsmerkmalen in Visa bzw.<br />

in Aufenthaltstiteln. Die Kommission soll nun einen Vorschlag für die Aufnahme von<br />

biometrischen Identifikationsmerkmalen in Pässe unterbreiten. Weiters soll der Dialog<br />

mit jenen Drittstaaten, welche Herkunfts- und Transitländer für Migrationsströme sind,<br />

intensiviert werden. Ziel ist es, diese Drittstaaten bei den von ihnen selbst unternommenen<br />

Bemühungen, derartige Migrationsströme zu unterbinden, zu unterstützen.<br />

Irische Präsidentschaft<br />

Für das erste Halbjahr 2004 übernahm Irland den Vorsitz in der EU. Das von sich aus<br />

ambitionierte Programm wurde mit dem vorläufigen Scheitern der Verhandlungen über<br />

einen neuen Verfassungsvertrag unverhofft um eine neue und schwierige Aufgabe<br />

erweitert. Bei seinem Frühjahrstreffen im März 2004 in Brüssel begrüßte der Europäische<br />

Rat den irischen Bericht über die Erfolgsaussichten des Verfassungsprozesses.<br />

Gemäß den Empfehlungen des irischen Vorsitzes forderte der Rat die Wiederaufnahme<br />

der Verhandlungen innerhalb der Regierungskonferenz und setzte das Gipfeltreffen<br />

im Juni als Zieldatum für eine Einigung über den Verfassungstext fest.<br />

Bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen hat sich die irische Präsidentschaft<br />

erstmals an einem neuen Planungsinstrument der EU, dem Mehrjährigen<br />

Strategieprogramm, zu orientieren. Dieses Programm wurde von den sechs Präsidentschaften<br />

dieser Dreijahresperiode, darunter auch Österreich, für die Jahre 2004 bis<br />

2006 erstellt. Österreich trägt damit in besonderer Weise Mitverantwortung am Erfolg<br />

des irischen Vorsitzes. Eine vorrangige Aufgabe des irischen Vorsitzes wird darin<br />

bestehen, die Erweiterung erfolgreich zu gestalten und die vollständige und effektive<br />

Integration von zehn neuen Mitgliedstaaten in die EU und deren Beitritt am 1. Mai 2004<br />

zu gewährleisten. Weiters setzte der irische Vorsitz das Ziel, die Verhandlungen mit<br />

Bulgarien und Rumänien im Jahr 2004 abzuschließen, damit diese Länder der EU im<br />

Jänner 2007 beitreten können, falls sie dafür vorbereitet sind.<br />

Darüber hinaus steht 2004 vor allem die Neue Finanzvorausschau („Agenda 2007“) für<br />

die Jahre 2007 bis 2013 im Mittelpunkt des EU-Geschehens. Weiters sollen auch die<br />

Verhandlungen über eine Richtlinie zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung<br />

von Frauen und Männern beim Zugang zu und bei der Versorgung mit<br />

42


Internationale Wirtschafts<strong>politische</strong> Rahmenbedingungen<br />

Gütern und Dienstleistungen zügig vorangetrieben werden. Im Bereich der gewerblichen<br />

Eigentumsrechte ist das wichtigste Ziel der Präsidentschaft, eine Einigung zur<br />

Verordnung über das Gemeinschaftspatent sowie zur damit in Verbindung stehenden<br />

Revision des Europäischen Patentübereinkommens zu erreichen. 1 Die Anerkennung<br />

beruflicher Befähigungsnachweise gilt ebenfalls als eines der schon lange identifizierten<br />

Haupthindernisse im Binnenmarkt. 2 Neben der Erweiterung sind somit eine Reihe<br />

wesentlicher Vertiefungsschritte in diesem Jahr zu erwarten.<br />

2.1.2 EU-Erweiterung<br />

Am 9. April 2003 gab das Europäische Parlament seine Zustimmung zur Erweiterung<br />

der Union und zur Aufnahme aller 10 Beitrittsländer. Die feierliche Unterzeichnung des<br />

Beitrittsvertrags erfolgte am 16. April 2003 in Athen. Die Bevölkerung in den Beitrittsländern<br />

stimmte in den Volksbefragungen 3 zum Teil mit überwältigender Mehrheit für<br />

einen EU-Beitritt. Die Verfahren zur Ratifikation des Beitrittsvertrags sind nunmehr in<br />

allen neuen und alten Mitgliedstaaten voll im Gange. 4 Mit Stand Ende 2003 hatten<br />

insgesamt sieben Mitgliedsstaaten und acht Beitrittsländer ihr Ratifikationsverfahren<br />

abgeschlossen.<br />

Die Kommission legte im November 2003 umfassende Monitoring-Berichte über den<br />

Stand der Beitrittsvorbereitung der Beitrittsländer sowie ein Strategiepapier und die<br />

Fortschrittsberichte für Rumänien, Bulgarien und die Türkei vor. In den Fortschrittsberichten<br />

der früheren Jahre prüfte die Kommission die Einhaltung der „Kriterien<br />

von Kopenhagen“, was die Grundlage für den Abschluss der Beitrittsverhandlungen<br />

bildete. Die Monitoring-Berichte von 2003, die letzte Evaluierung der “EU-Reife” der<br />

zehn Kandidatenländer vor ihrem Beitritt am 1. Mai 2004, konzentrierten sich einerseits<br />

auf den Stand der weiteren Umsetzung von Wirtschaftsreformen und andererseits auf<br />

den Stand der Einlösung der in den Verhandlungen eingegangenen Verpflichtungen<br />

zur abschließenden Umsetzung des gemeinschaftlichen Besitzstandes. Obwohl die<br />

Beurteilung im Allgemeinen positiv war, kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass<br />

in einer Reihe von Bereichen noch ernsthafte Bedenken bezüglich der Umsetzung bis<br />

zum Beitritt bestünden. Die Kommission forderte die künftigen Mitgliedsstaaten auf,<br />

unverzüglich entscheidende Maßnahmen zu setzen. Dies betraf gleichermaßen alle<br />

zehn Beitrittsländer und je nach Land ein bis vier Kapitel des Besitzstandes. Unter den<br />

Bereichen, die von der Kommission als problematisch erachtet wurden, lassen sich<br />

zwei Untergruppen feststellen: Die erste betrifft den Binnenmarkt, wo die „Problemländer“<br />

durch ihre Versäumnisse anderen Mitgliedern schaden könnten, die zweite<br />

betrifft die Weiterleitung von EU-Mitteln. In diesen Bereichen laufen die zukünftigen<br />

Mitglieder Gefahr, sich selbst Schaden zuzufügen.<br />

43


Die Versäumnisse im Themenbereich Binnenmarkt beziehen sich auf ungleiche Wettbewerbsbedingungen.<br />

Die am häufigsten erwähnten Probleme sind Verspätungen bei<br />

Maßnahmen in der Veterinär- und Pflanzenschutzkontrolle, im Bereich Lebensmittelsicherheit<br />

sowie bei der Festsetzung von Mindestanforderungen bezüglich Ausbildung<br />

und gegenseitiger Anerkennung für eine Reihe von Berufen. Die Sorgen bezüglich<br />

der Weiterleitung von EU-Mitteln betreffen ausschließlich den Agrarbereich. In fünf<br />

Beitrittskandidaten-Ländern ist die Errichtung von Zahlstellen für Direktzahlungen und<br />

Marktintervention und in vier Ländern die Anwendung des integrierten Verwaltungs-<br />

und Kontrollsystems (IACS) in Verzug. Ohne die nötigen Maßnahmen zur Änderung<br />

dieser Situation würden den betroffenen Ländern wichtige Vorteile der Mitgliedschaft<br />

entgehen.<br />

Die Kommission legt großes Gewicht darauf, dass die erwähnten Probleme rechtzeitig,<br />

d.h. noch vor dem Beitritt gelöst werden. Im Notfall dürften auch Sanktionen<br />

verhängt werden. So könnten z.B. EU-Mittel nicht freigegeben werden, bei Sorgen<br />

um die Lebensmittelsicherheit könnte die Ausfuhr aus einer Region oder einem Land<br />

gestoppt werden. Sollte ein Versäumnis das Funktionieren des Binnenmarktes ernsthaft<br />

beeinträchtigen, so kann ein neuer Mitgliedstaat oder seine Bürger oder Wirtschaftsteilnehmer<br />

aus bestimmten Binnenmarktvorschriften und von den Vorteilen der<br />

Mitgliedschaft ausgeschlossen werden.<br />

Gleichzeitig mit dem Monitoring-Bericht über die Beitrittsländer veröffentlichte die Kommission<br />

ein Strategiepapier und Fortschrittsberichte über die Beitrittswerber Bulgarien,<br />

Rumänien und die Türkei. Die Kommission bescheinigte Bulgarien, bei Weiterführung<br />

seines Reformprogramms über eine funktionierende Marktwirtschaft zu verfügen und<br />

bald in der Lage zu sein, dem Wettbewerbsdruck in der EU standzuhalten. Weniger positiv<br />

fiel die Beurteilung Rumäniens aus. Das Land müsse noch weitere Anstrengungen<br />

unternehmen, um das erste Kopenhagener Kriterium (funktionierende Marktwirtschaft)<br />

zu erfüllen. Gemäß den Schlussfolgerungen des Europäischen Rats in Kopenhagen<br />

vom Dezember 2002 werden die Beitrittsverhandlungen mit Rumänien und Bulgarien<br />

mit dem Ziel fortgesetzt, die beiden Länder 2007 als Mitglieder in die EU aufzunehmen.<br />

Bezüglich der Türkei liegen die Probleme in erster Linie bei der vollständigen Erfüllung<br />

der <strong>politische</strong>n Kriterien der EU-Mitgliedschaft. Es wurde bisher noch kein Termin für<br />

die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei genannt. Eine Entscheidung<br />

darüber war für den Europäischen Rat im Dezember 2004 auf Grundlage eines Berichts<br />

über die Erfüllung der <strong>politische</strong>n Kriterien durch die Türkei und einer Empfehlung der<br />

Kommission vorgesehen. Als ein weiterer Beitrittswerber stellte Kroatien am 21. Feber<br />

2003 seinen EU-Beitrittsantrag. Im April 2003 wurde die Kommission mit der Avis-<br />

Erstellung beauftragt, die im Frühjahr 2004 vorliegen sollte.<br />

44


2.1.3 Wirtschafts- und Währungsunion (WWU)<br />

Internationale Wirtschafts<strong>politische</strong> Rahmenbedingungen<br />

Unter anderem durch den Höhenflug der gemeinsamen Währung geriet einer der Grundpfeiler<br />

der Währungsunion, der Stabilitäts- und Wachstumspakt, in Gefahr. Deutschland<br />

und Frankreich überschritten bereits in zwei aufeinander folgenden Jahren die erlaubte<br />

Grenze des Budgetdefizits von 3,0 % des BIP. Derzeit ist davon auszugehen, dass das<br />

Defizit im Jahr 2004 zum dritten Mal über dieser Grenze liegen wird. Laut Stabilitätspakt<br />

hätte diese Entwicklung schwerwiegende Folgen. Im Jahr 2001 verstieß Portugal als<br />

erstes EU-Land gegen den Stabilitätspakt der EU und überschritt beim Budgetdefizit die<br />

zulässige Grenze. Die Folge war eine strenge Mahnung aus Brüssel und Lissabon war<br />

damals gezwungen, entsprechende <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Maßnahmen zu treffen.<br />

Am 25. November 2003 traf der Rat der Finanzminister (Ecofin) die historische Entscheidung,<br />

das EU-Defizitverfahren gegen Deutschland und Frankreich auszusetzen.<br />

Eine Sperrminorität der Finanzminister aus Italien, Portugal, Irland und Luxemburg<br />

konnte die strengen Defizitvorgaben der EU-Kommission für Deutschland und Frankreich<br />

abblocken. Die Minister ersetzten diese Vorgaben – unter Umgehung des vorgeschriebenen<br />

Verfahrens des Stabilitätspakts – durch eine mildere und rechtlich unverbindliche<br />

Erklärung. Somit sind Deutschland und Frankreich lediglich dazu verpflichtet,<br />

ihre Neuverschuldung um 0,8 % (Frankreich) und 0,6 % (Deutschland) zu verringern,<br />

aber nicht zu einer Reduktion der strukturellen Budgetdefizite im kommenden Jahr um<br />

1,0 % beziehungsweise 0,8 %, wie in den von der Kommission vorgelegten bindenden<br />

Vorschriften vorgesehen.<br />

Die Meinungen über die Folgen dieser Entscheidung gingen auseinander, die Folgen<br />

für den Stabilitätspakt blieben offen. EU-Währungskommissar Pedro Solbes sprach<br />

von einer „Niederlage für Europa“ und konnte im Namen seiner Behörde nur mehr „tief<br />

bedauern“, dass die Eurogruppe „nicht dem Geist und den Regeln“ des Pakts gefolgt<br />

sei und „die rechtlichen Vorschriften missachtet“ habe. Für den deutschen Finanzminister<br />

Eichel war die Entscheidung „ein Sieg der Vernunft“: Deutschland dürfe nicht<br />

gezwungen werden, sich in die Stagnation „hineinzusparen“. Deutschland habe sich<br />

bisher an alle EU-Sparvorschriften gehalten. Er wolle sich aber nicht der Gefahr der<br />

im Stabilitätspakt vorgesehenen Bußgelder aussetzen, wenn die deutsche Neuverschuldung<br />

wegen der schlechten Konjunktur und trotz aller Reformen auch 2004 im<br />

dritten aufeinander folgenden Jahr über der erlaubten Grenze liegen sollte.<br />

2.1.4 Außenbeziehungen der EU<br />

Der Region Westbalkan, welche eine der Zukunftsregionen für die österreichische<br />

Wirtschaft ist, wird auch von der EU hohe Priorität einräumt. Die Integration dieser<br />

45


Länder in die europäischen Strukturen und schließlich ihre Mitgliedschaft in der EU<br />

sind die großen Herausforderungen der kommenden Jahre. Nicht zuletzt der EU-Gipfel<br />

von Thessaloniki im Juni vergangenen Jahres bestätigte, dass die Zukunft der Region<br />

in der EU liegt, wobei jedes Land darüber bestimmen soll, wie schnell es dabei voranschreitet.<br />

Demgemäß werden stark unterschiedliche Entwicklungen und Fortschritte<br />

im Rahmen des Stabilisierungs- und Assoziierungsprozesses (SAP) in den einzelnen<br />

Ländern der Region beobachtet. Kroatien, gefolgt von Mazedonien, gelten bezüglich<br />

des SAP als am weitesten fortgeschrittene Länder in der Region. Mit beiden Ländern<br />

wurden bereits Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) abgeschlossen,<br />

die derzeit ratifiziert werden. Wie bereits erwähnt, befindet sich der Antrag Kroatiens<br />

auf EU-Mitgliedschaft im Prüfungsstadium, wobei eine Stellungnahme der Kommission<br />

im Frühjahr 2004 zu erwarten war. Mit Albanien wurden Verhandlungen über den<br />

Abschluss eines SAA bereits aufgenommen. Hinsichtlich Bosnien-Herzegowina legte<br />

die Kommission ihren Bericht über den Stand der Vorbereitungen zur Ausverhandlung<br />

eines SAA bereits vor. Bezüglich eines SAA mit Serbien und Montenegro wird derzeit<br />

von der Kommission eine Machbarkeitsstudie erstellt.<br />

Im Hinblick auf die Erweiterung wurden seitens der Europäischen Kommission mit<br />

den MOEL Verhandlungen für sogenannte Doppelnull-Abkommen aufgenommen. Ziel<br />

dieser Abkommen ist es, einen weiteren Schritt in Richtung Handelsliberalisierung bei<br />

landwirtschaftlichen Verarbeitungserzeugnissen zu setzen. Doppelnull bedeutet zum<br />

einen die Reduktion bzw. die Streichung von Zollsätzen, zum anderen den Wegfall<br />

von EU-Ausfuhrerstattungszahlungen. Diese Abkommen sind auf Gegenseitigkeit<br />

ausgerichtet. Doppelnull-Abkommen gibt es bisher mit Slowenien, der Tschechischen<br />

Republik, der Slowakei, Ungarn, Litauen, Lettland und Estland. Die Verhandlungen der<br />

Europäischen Kommission mit Polen wurden Anfang 2004 abgebrochen.<br />

Am 1. April 2003 trat das bereits im Juni 2000 in der beninischen Stadt Cotonou<br />

unterzeichnete Abkommen über Handel, Entwicklung und <strong>politische</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen 77 afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (AKP-Staaten)<br />

und der EU in Kraft. Die Partnerschaft soll in den nächsten 20 Jahren vor allem zur<br />

Armutsbekämpfung, zur Verhütung gewaltsamer Konflikte und zur Verbesserung der<br />

Staatenführung beitragen.<br />

Der Dialog zwischen der EU und Lateinamerika nach dem 2. Gipfeltreffen im Mai<br />

2002 wurde auch auf subregionaler Ebene fortgesetzt. Hinsichtlich Mexiko kann drei<br />

Jahre nach Inkrafttreten des Freihandelsabkommens EU-Mexiko eine positive Bilanz<br />

gezogen werden: Seither ist das bilaterale Handelsvolumen um mehr als 25 % gestiegen.<br />

Die handelsbezogenen Bestimmungen des im November 2002 unterzeichneten<br />

Assoziationsabkommens EU-Chile traten mit 1. Februar 2003 provisorisch in Kraft.<br />

Dies erlaubt interessierten europäischen Unternehmen, noch vor Inkrafttreten des<br />

46


Internationale Wirtschafts<strong>politische</strong> Rahmenbedingungen<br />

Abkommens, die Vorteile relevanter Bestimmungen des Abkommens zu nutzen. Hinsichtlich<br />

der laufenden Verhandlungen zwischen der EU und dem Mercosur - die zwei<br />

Kapitel <strong>politische</strong>r Dialog und Zusammenarbeit sind bereits abgeschlossen - wurde bis<br />

Ende 2003 in bisher elf Verhandlungsrunden kein entscheidender Durchbruch in den<br />

<strong>wirtschafts</strong>relevanten Bereichen erzielt, wohl aber wurde ein ambitionierter Zeitplan<br />

für die weiteren Verhandlungen festgelegt, der das Bekenntnis bekräftigt, die Verhandlungen<br />

bis 2005 abschließen zu wollen. Im Rahmen eines Assoziationsabkommens<br />

sollen der unbeschränkte Marktzugang für Anbieter von Güter und Dienstleistungen,<br />

öffentliche Beschaffung, Investitionen, weiters die Regelung von phytosanitären und<br />

veterinärmedizinischen Maßnahmen, Wettbewerb, geistiges Eigentum und ein Abkommen<br />

über Weine und Spirituosen geregelt werden. Die Kooperationsabkommen der<br />

EU mit der Andengemeinschaft und Zentralamerika (diese enthalten keine Freihandelsregelung)<br />

wurden im Dezember 2003 unterzeichnet. Ob bzw. in welcher Form eine<br />

weitere Vertiefung des Dialogs stattfinden soll, wird noch Gegenstand von internen<br />

EU-Konsultationen und Gesprächen mit der lateinamerikanischen Seite sein.<br />

Im Rahmen des informellen und institutionellen ASEM-Dialogs, der Zusammenarbeit<br />

EU-ASEAN und im Rahmen bilateraler (Gipfel-)Treffen mit einzelnen asiatischen<br />

Ländern arbeitet die EU konsequent an der Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

mit Asien, jedoch ohne bisher konkrete Schritte für die Aufnahme<br />

von Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit asiatischen Partnerländern<br />

gesetzt zu haben. Anlässlich des dritten Treffens der ASEAN-Handelsminister mit<br />

der Europäischen Kommission im April 2003 wurde ein Programm unter dem Namen<br />

„Trans-Regional EU-ASEAN Trade Initiative“ (TREATI) beschlossen, um einen neuen<br />

Rahmen zur Dynamisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Regionen<br />

zu schaffen. Dies könnte auch die Grundlage für ein künftiges Freihandelsabkommen<br />

zwischen den beiden Regionen bilden. Der Markt EU-25+ASEAN würde eine Milliarde<br />

Menschen und die Hälfte des Welthandels auf sich vereinigen.<br />

Die Errichtung einer Freihandelszone bis zum Jahr 2010 zwischen den EU-Mitgliedstaaten<br />

und den zwölf Mittelmeeranrainerstaaten rückte hingegen in greifbare Nähe.<br />

Dazu trugen u.a. Fortschritte bei der Implementierung bestehender Abkommen, der<br />

gezielte Einsatz von MEDA-Mitteln, der Abschluss der Verhandlungen über ein Assoziationsabkommen<br />

mit Syrien - dem letzten noch ausständigen bilateralen Abkommen<br />

- im Dezember 2003, sowie Fortschritte bei der Ausweitung der Paneuropäischen<br />

Kumulierung der Ursprungsregeln auf die Euromediterranen Staaten bei. Auch die<br />

im März 2003 von der Europäischen Kommission angenommene Erklärung „Wider<br />

Europe“, die einen neuen Rahmen für die Zusammenarbeit mit den an die erweiterte<br />

EU angrenzenden Staaten schafft, soll zur Intensivierung der Beziehungen mit den<br />

Mittelmeerstaaten beitragen.<br />

47


2.2 Regionale Abkommen<br />

2.2.1 Wirtschaftsintegration in Amerika<br />

Nach zähen Verhandlungen während des Jahres 2003 bestätigten die Außenhandelsminister<br />

der zukünftigen FTAA-Partner am 20. November in Miami ihre Absicht,<br />

die Verhandlungen über die pan-amerikanische Freihandelszone zwischen allen 34<br />

Staaten Nord- und Südamerikas (mit Ausnahme Kubas) fortzusetzen. Die teilnehmenden<br />

Minister einigten sich zwar darauf, bis Anfang 2005 ein umfassendes und<br />

ausgeglichenes Freihandelsabkommen abzuschließen, räumten jedoch gleichzeitig<br />

ein, dass die Einhaltung dieses Termins aufgrund des nur schwach ausgeprägten<br />

<strong>politische</strong>n Willens bei einigen Verhandlungspartnern unwahrscheinlich sei. Bei der<br />

Tagung in Miami wurde betont, dass Flexibilität eine wichtige Bedingung des Erfolges<br />

ist. Aufgrund der Unterschiede sowohl im Entwicklungsniveau der Partnerländer als<br />

auch in der Größe der individuellen Volkswirtschaften müsse auf Bedürfnisse und<br />

Sensibilität aller Partner Rücksicht genommen werden. Es wurde zur Kenntnis genommen,<br />

dass einzelne Länder von anderen abweichende Verpflichtungen eingehen<br />

können. Das Abkommen wird eine gemeinsame Grundlage für Rechte und Pflichten<br />

der Unterzeichnerstaaten in folgenden Gebieten beinhalten: Marktzugang, Landwirtschaft,<br />

Dienstleistungen, Investitionen, öffentliche Beschaffung, geistiges Eigentum,<br />

Wettbewerbspolitik, Subventionen, Antidumping, Ausgleichzölle und Ausräumung von<br />

Konflikten. Verhandlungen in diesen Themenbereichen sind für alle FTAA Partnerländer<br />

verbindlich. Auf plurilateraler Basis dürfen sich interessierte Partnerländer über<br />

Liberalisierungsschritte in weiteren Themen einigen. 5<br />

Wie weit die Kooperation in den oben erwähnten verschiedenen Gebieten tatsächlich<br />

vertieft werden kann, ist noch offen und hängt zum Teil von Brasilien ab, dem wirtschaftlichen<br />

und <strong>politische</strong>n „Schwergewicht“ im Mercosur. Nach der Wahl von Nestor<br />

Kirchner zum neuen Staatspräsidenten erfolgte von argentinischer Seite eine zunehmende<br />

Unterstützung der Bemühungen Brasiliens um eine verstärkte Integration im<br />

Rahmen des Mercosur. Im August 2003 wurde ein Freihandelsabkommen zwischen<br />

Mercosur und Peru unterzeichnet, entsprechende Verhandlungen mit weiteren drei<br />

Ländern der Anden-Region sind im Gange. Die Forderungen nach einer Rückstufung<br />

des Mercosur auf eine Freihandelszone sind zwar in letzter Zeit verstummt, entscheidende<br />

Fortschritte um die Zollunion wurden jedoch bisher nicht an die Öffentlichkeit<br />

getragen. Ein gestärkter Mercosur sollte nach Absicht Brasiliens innerhalb der FTAA<br />

bessere Konditionen insbesondere gegenüber den USA erreichen. Parallel zu den<br />

FTAA-Verhandlungen vertieften die USA hingegen die Integration mit einigen Ländern.<br />

Nach ähnlichen Abkommen mit Mexiko und Chile wurde ein Freihandelsabkommen mit<br />

48


Internationale Wirtschafts<strong>politische</strong> Rahmenbedingungen<br />

vier zentralamerikanischen Staaten (El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua)<br />

unterzeichnet. Das Abkommen mit Costa Rica wurde verschoben, weil sich die Partner<br />

nicht über die Liberalisierung des Telekommunikationssektors einigen konnten. Einige<br />

kleinere lateinamerikanische Länder, die wegen ihrer einfachen Wirtschaftstruktur<br />

durch die nordamerikanische Konkurrenz weniger zu befürchten haben als die relativ<br />

entwickelte Industrie Brasiliens, jedoch die neuen Absatzmärkte dort anlockend finden,<br />

nahmen die entsprechende Initiative Brasiliens mit wenig Begeisterung auf.<br />

2.2.2 Regionale Wirtschaftskooperation in Asien<br />

Zumindest aus längerfristiger Sicht wichtigstes Ereignis des Jahres 2003 war der<br />

ASEAN-Gipfel in Bali, wo die Staatengemeinschaft ankündigte, bis zum Jahre 2020<br />

eine Wirtschaftsgemeinschaft zu bilden, die zu einer engeren Zusammenarbeit der<br />

ASEAN-Länder im wirtschaftlichen, aber auch im (sicherheits-) <strong>politische</strong>n und soziokulturellen<br />

Bereich führen soll. Ein detailliertes Modell für diese Zusammenarbeit steht<br />

allerdings noch aus, der EU kommt dabei jedoch eine gewisse Vorbildfunktion zu. Die<br />

„ASEAN Community“ signalisiert ein „Zusammenrücken“ der ASEAN-Länder parallel<br />

zur gleichzeitig stattfindenden „Erweiterung“ mit Hilfe eines Netzes von Freihandelsabkommen.<br />

Nachdem im November 2002 zwischen ASEAN und China ein Abkommen<br />

zur Bildung einer Freihandelszone bis zum Jahr 2010 abgeschlossen worden war, 6<br />

wurde am Gipfel von Bali ein Rahmenabkommen zur Bildung einer Freihandelszone<br />

ASEAN-Indien unterzeichnet. Im November 2003 schließlich wurden zwischen ASEAN<br />

und Japan Verhandlungen über ein Rahmenabkommen zur Bildung einer Freihandelszone<br />

bis zum Jahr 2012 aufgenommen. Daneben wurden auch 2003 wieder zahlreiche<br />

Freihandelsabkommen einzelner ASEAN-Länder mit Nicht-Mitgliedern geschlossen,<br />

wobei insbesondere Singapur und Thailand besonders aktiv waren, da ihnen der Liberalisierungsprozess<br />

innerhalb ASEAN zu langsam voranschritt. Prominente Beispiele<br />

sind die Freihandelsabkommen: Singapur-USA und Thailand-Indien. 7<br />

China seinerseits schloss mit den Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao spezielle<br />

Freihandelsabkommen, um ihnen einen besseren Marktzugang zu ermöglichen,<br />

aber auch um besser an ihrer Professionalität in bestimmten Dienstleistungsbereichen<br />

partizipieren zu können. 8<br />

Anlässlich des Bali-Gipfels unterzeichnete China als erstes Nicht-ASEAN-Land auch<br />

ein wichtiges sicherheits<strong>politische</strong>s Dokument der ASEAN, das „Treaty of Amity and<br />

Cooperation“ (TAC). Indien schloss sich spontan an und Japan machte noch im Dezember<br />

2003 eine Absichterklärung, das TAC ebenfalls bald zu unterzeichnen.<br />

Im Rahmen der Freihandelszone AFTA (ASEAN Free Trade Area) haben die sechs<br />

Originalunterzeichner (ASEAN-6) seit 1. Jänner 2003 die Zölle auf eine Vielzahl von<br />

49


Produkten (mehr als 44.000 Zolltarifnummern) auf 0 – 5 % reduziert mit dem Ziel bis<br />

2010 alle Zölle abzuschaffen. Der durchschnittliche Zoll für ASEAN-6-Länder im Rahmen<br />

des CEPT (Common Effective Preferential Tariff)-Schemas liegt nun bei 2,4 % im<br />

Vergleich zu fast 13 % im Jahr 1993, als mit den Zollsenkungen begonnen wurde. Die<br />

Zone soll schrittweise auf Vietnam (2006), Laos und Burma (2008) und Kambodscha<br />

(2010) ausgeweitet werden, wobei für diese das Ziel der Zollfreiheit erst für 2015 vorgesehen<br />

ist. Der durchaus positive Stand der ASEAN-weiten Zollabbaubemühungen<br />

für 2003 (88 % aller Produkte waren nur mehr mit einem Zoll zwischen 0 % und 5 %<br />

belastet), wird durch die Tatsache relativiert, dass nur rund 21 % des Gesamthandels<br />

von ASEAN intraregional abgewickelt wird. Zusätzlich wurden weitere Maßnahmen<br />

gesetzt, um bis 2010 die ASEAN Investment AREA (AIA) zur Aufhebung von Investitionsschranken<br />

zu schaffen. Verhandlungen bzw. erste Umsetzungsschritte über<br />

eine „Erweiterung“ der Freihandelszone AFTA auf Indien (bis 2011), China und Japan<br />

(bis 2012) sowie über die Schaffung einer ostasiatischen Freihandelszone ASEAN+3<br />

(China, Japan, Südkorea) haben sich konkretisiert und im Sinne einer Vertiefung von<br />

AFTA sind erste Schritte zur Ausarbeitung von Aktionsplänen in Schlüsselsektoren<br />

zur Verwirklichung einer ASEAN Economic Community (AEC) mit freiem Waren-,<br />

Dienstleistungs-, Personen- und Investitionsverkehr und einem freieren Kapitalfluss<br />

bis 2020 gesetzt worden.<br />

Das jährliche Gipfeltreffen der APEC fand dieses Jahr in Bangkok statt. Wie schon in<br />

den beiden vorangegangenen Jahren nahmen auf Drängen der USA wiederum sicherheits<strong>politische</strong><br />

Themen einen breiten Raum ein. Die 21 Mitgliedsstaaten verpflichteten<br />

sich u.a. zur Bekämpfung von Terrorzellen und zur Einschränkung des Handels mit<br />

mobilen Luftabwehrlenkwaffen (SAM-Raketen) – eine Erklärung zu Nordkorea kam<br />

jedoch nicht zustande. Im ökonomischen Bereich standen der Wunsch nach Wiederaufnahme<br />

der WTO-Gespräche und die gleichzeitige Forderung nach Konzessionen<br />

der USA und der EU beim Abbau von Agrarexportsubventionen im Vordergrund.<br />

Das Atomwaffenprogramm Nordkoreas im Fokus<br />

Nachdem im Oktober 2002 bekannt geworden war, dass Nordkorea an einem<br />

Programm zur Anreicherung von Uran zur Herstellung von Nuklearwaffen arbeitet<br />

und im November die USA ihre Schweröllieferungen an Korea eingestellt hatten,<br />

machte die Regierung Nordkoreas im Jänner 2003 ihre Ankündigung wahr, aus dem<br />

Atomsperrvertrag (Non-proliferation treaty – NPT) auszutreten. Dies bedeutet, dass<br />

seine atomaren Anlagen nicht mehr der Kontrolle der Inspektoren der Internationalen<br />

Atomenergie Agentur (IAEA) unterliegen und sich Korea daher ungestört seinen<br />

atomaren Entwicklungsplänen widmen kann. Auf Grund <strong>internationale</strong>r Proteste, vor<br />

50


Internationale Wirtschafts<strong>politische</strong> Rahmenbedingungen<br />

allem seitens der USA, kam es im April 2003 zu „trilateralen“ Gesprächen zwischen<br />

China, USA und Nordkorea in Beijing, die jedoch bald erfolglos abgebrochen wurden.<br />

Im August folgten „6-Ländergespräche“ (China, Russland, Japan, Südkorea,<br />

Nordkorea, USA), die unter strengster Geheimhaltung in Beijing stattfanden, aber<br />

offenbar auch keinen Durchbruch brachten.<br />

Von einer Weiterführung der Wirtschaftsreformen in Nordkorea, die im Sommer<br />

2002 mit erheblichen Lohnerhöhungen, Preiserhöhungen, massiven Abwertung<br />

der koreanischen Währung und einer schrittweisen Marktöffnung im landwirtschaftlichen<br />

Bereich einhergegangen waren, ist wenig bekannt. In Südkorea hingegen<br />

geriet die „Sonnenscheinpolitik“ Präsident Kim Dae Jungs und seines ebenfalls<br />

für Versöhnung mit dem nördlichen Nachbarn eintretenden Nachfolgers Roh Moo<br />

Hyun massiv unter Beschuss, nachdem sich der Verdacht bestätigt hatte, dass<br />

das gefeierte Gipfeltreffen zwischen Kim Dae Jung (S-Korea) und Kim Jung Il<br />

(N-Korea) im Juni 2000 durch großzügige Spenden des Hyundai-Konzerns, mit<br />

Unterstützung der Regierung, in die Wege geleitet worden war. Die Grundstimmung<br />

in der Bevölkerung scheint dennoch positiv für eine weitere Öffnung gegenüber<br />

dem Norden zu sein.<br />

2.2.3 Afrika und Naher Osten<br />

Ende 2001 unterzeichneten die sechs Staaten des Golfkooperationsrates einen Vertrag<br />

zur Gründung einer Wirtschaftsunion, die von 2005 auf 2003 vorgezogen wurde. Für<br />

2010 ist eine Währungsunion vorgesehen.<br />

2.3 Welthandelsorganisation (WTO)<br />

Mit Jahresende 2003 – nach der Aufnahme Armeniens und Mazedoniens – gehörten<br />

der WTO 146 Mitglieder an. Die Beitrittsverhandlungen mit Kambodscha und Nepal<br />

konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Damit werden diese beiden Länder als erste<br />

Entwicklungsländer seit der Gründung der WTO mit großer Wahrscheinlichkeit 2004<br />

als Mitglieder aufgenommen werden. 9 Mit über 20 Ländern wird über eine Aufnahme<br />

verhandelt, darunter Russland, Saudi-Arabien und Bhutan (letztere Verhandlungen<br />

wurden unter dem österreichischen Vorsitz von Botschafter Petritsch geführt). Im April<br />

2003 langte auch ein Beitrittsansuchen von Afghanistan ein. Eine entsprechende<br />

Arbeitsgruppe wurde bisher noch nicht eingerichtet.<br />

Das herausragende Ereignis des Jahres 2003 war zweifelsohne die 5. Ministerkonferenz<br />

in Cancún/Mexiko, welche jedoch ergebnislos abgebrochen wurde. Obwohl der<br />

51


Ort für die Abhaltung der 6. WTO-Ministerkonferenz schon feststeht (Hongkong/China),<br />

ist der Zeitpunkt noch unklar. Gemäß dem im WTO-Abkommen vorgesehenen<br />

zumindest zweijährigen Rhythmus müsste sie spätestens im Herbst 2005 abgehalten<br />

werden. Die Entwicklung der Verhandlungen der Doha-Runde könnte jedoch ein<br />

Vorziehen dieses Ereignisses bewirken.<br />

2.3.1 Laufende Verhandlungen<br />

Durch den ergebnislosen Abbruch der fünften WTO-Ministerkonferenz, welche vom 10.<br />

bis 14. September 2003 in Cancún stattfand und die Weichen für einen erfolgreichen<br />

Abschluss der Doha-Runde am 1. Jänner 2005 hätte stellen sollen, erlitt die derzeit<br />

laufende „Entwicklungsrunde“ einen schweren Rückschlag. Entsprechend der Vorgabe<br />

der Minister von Cancún sollte der Allgemeine WTO-Rat im Dezember in Genf die<br />

erforderlichen Beschlüsse für die Weiterführung der seit Cancún suspendierten Verhandlungen<br />

nachholen. Es kam zu keiner diesbezüglichen Entscheidung, doch konnte<br />

man sich zumindest auf die weitere Vorgangsweise einigen. Die Verhandlungen sollen<br />

nach der Neubestellung der Vorsitzenden der einzelnen Verhandlungsgruppen, welche<br />

im Februar 2004 schließlich eingesetzt wurden, wieder aufgenommen werden.<br />

Der Rückschlag von Cancún ist umso bedauerlicher als die Doha-Runde als „Entwicklungsrunde“<br />

(„Doha Development Agenda“) speziell auf die besondere Berücksichtigung<br />

der Bedürfnisse von Entwicklungsländern ausgerichtet ist und ein positives Signal<br />

für diese somit ausblieb. Ebenso dürften jene Länder gerade auch die größten Verlierer<br />

einer Nicht-Fortsetzung der Verhandlungen sein. So konnte auch der ursprünglich<br />

schon 2002 vorgesehene Beschluss für die Stärkung einzelner Bestimmungen zur<br />

differenzierten Sonderbehandlung von Entwicklungsländern („special and differential<br />

treatment“) nicht gefasst werden. Der für die technische Hilfe an diese Länder<br />

eingerichtete „Doha Development Agenda Global Trust Fund“ (DDAGTF) wurde jedoch<br />

auch für 2004 mit mehr als 24 Mio. Schweizer Franken dotiert, wozu Österreich<br />

200.000 Euro beisteuerte.<br />

Beim Marktzugang blieb die Frage der Modalitäten der künftigen Zollverhandlungen<br />

weiterhin offen. Die EU strebt weiterhin wesentliche Zollsenkungen aller Mitglieder<br />

(einschließlich der Entwicklungsländer) auf der Grundlage einer allgemeinen Formel<br />

für sämtliche Industriewaren an. Für die USA sind schwerpunktmäßige Verhandlungen<br />

über einzelne Sektoren besonders wichtig. Die Entwicklungsländer wehren sich<br />

gegen verpflichtende Zollsenkungen, obwohl dem Handel zwischen Entwicklungsländern<br />

immer größere Bedeutung zukommt. Aufgrund unterschiedlicher Strukturen und<br />

Entwicklungsniveaus bilden die Entwicklungsländer keine homogene Gruppe und die<br />

von Industriestaaten geforderte unterschiedliche Behandlung war bisher politisch nicht<br />

52


Internationale Wirtschafts<strong>politische</strong> Rahmenbedingungen<br />

durchsetzbar. Auch die besondere Behandlung von Umweltgütern sowie der Abbau<br />

von nicht-tarifären Handelshemmnissen sind noch weitgehend unklar.<br />

Der Zeitplan von Doha sah für die Land<strong>wirtschafts</strong>verhandlungen bis März 2003 die<br />

Festlegung von Modalitäten in allen drei Verhandlungssäulen (Marktzugang, Exportsubventionen,<br />

interne Stützung) sowie bei nicht handelsbezogenen Anliegen<br />

(Non-Trade Concerns – NTC, z.B. Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutz) vor. Diese<br />

Frist konnte nicht eingehalten werden. Nachdem die EU im Juni 2003 weitreichende<br />

Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (Halbzeitbewertung der Agenda 2000) beschlossen<br />

und damit die Voraussetzungen für eine größere Verhandlungsflexibilität im<br />

Bereich interne Stützungen geschaffen hatte, legten die EU und die USA ein gemeinsames<br />

Papier vor, welches darüber hinaus auf einer Annäherung in den Bereichen<br />

Marktzugang (differenzierte Zollsenkung unter Berücksichtigung sensibler Produkte)<br />

und Exportwettbewerb (Gleichbehandlung aller Formen von Exportsubventionen)<br />

beruhte. Dieser vorgeschlagene Verhandlungsrahmen (ohne konkrete Fristen und<br />

Zahlen) für Abbauverpflichtungen bildete die Grundlage für den Entwurf der Ministererklärung<br />

für Cancún. Verhandlungen auf dieser Basis kamen jedoch nicht zustande,<br />

da eine von Brasilien angeführte Gruppe von Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

(so genannte „G-20+“) eine Gegenposition mit weitgehenden einseitigen Forderungen<br />

an die Industrieländer aufbaute. Diese Gruppe forderte den Abbau der hohen<br />

Agrarzölle und -subventionen in den Industrieländern, da letztere eine unüberwindbare<br />

Wettbewerbsverzerrung zu Ungunsten der Entwicklungsländer darstellen. Der<br />

vorzeitige Abbruch der 5. WTO-Ministerkonferenz geht daher im Wesentlichen auf<br />

diese Konstellation bei den Agrarverhandlungen zurück, obwohl die Verhandlungen<br />

formal an der Frage über die Aufnahme neuer Bereiche (wie Investitionen) in die<br />

Verhandlungen scheiterten. 10<br />

Heftig umstritten waren also auch die sogenannten „Singapur-Themen“. Das Mandat<br />

von Doha sah für Cancún eine Entscheidung über die formelle Eröffnung von Verhandlungen<br />

über die Themen Investitionen, Wettbewerb, Transparenz im öffentlichen<br />

Beschaffungswesen und Handelserleichterungen vor. Eine Trennung der vier „Singapur-Themen“<br />

scheint sich nunmehr als Kompromiss abzuzeichnen. Die Verhandlungen<br />

über Handelserleichterungen und Transparenz im öffentlichen Beschaffungswesen<br />

könnten wieder aufgenommen werden. Wie mit Wettbewerb und Investitionen weiter<br />

verfahren wird, soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. 11<br />

Im März des Jahres 2003 startete man bei den Dienstleistungen sehr erfolgreich<br />

mit der Beschlussfassung über eine der Schlüsselfragen der GATS-Verhandlungen,<br />

nämlich wie die von den Mitgliedern seit den vorangegangenen Verhandlungen autonom<br />

getroffenen Liberalisierungsmaßnahmen behandelt werden sollen (so genannte<br />

„modalities for treatment of autonomous liberalization“). Ebenfalls positiv anzumerken<br />

53


ist, dass es noch vor Cancún gelang, die Modalitäten für die Sonderbehandlung von<br />

am wenigsten entwickelten Ländern (LDCs) in den Dienstleistungsverhandlungen zu<br />

beschließen. Die Verhandlungen zur weiteren Öffnung des Handels mit Dienstleistungen<br />

erfuhren durch den Rückschlag in Cancún ebenfalls einen Dämpfer. Die EU hatte<br />

bereits im Juli 2002 ihre Forderungen an insgesamt 109 WTO-Mitglieder gerichtet und<br />

selbst bisher 38 Forderungen von anderen Mitgliedern erhalten. Die Aufnahme der<br />

Arbeiten an einem gemeinsamen EU-Dienstleistungsangebot wurden im Januar 2003<br />

gestartet, im April 2003 finalisiert und anschließend der WTO übermittelt, wobei das<br />

österreichische Angebot in der WTO als Bestandteil des Angebots der Europäischen<br />

Gemeinschaften und ihrer Mitgliedstaaten vorgelegt wurde. Insgesamt haben seit<br />

März 2003 neben der EU 38 Mitglieder ihre Angebote vorgelegt. Nach EU-interner<br />

Auswertung der vorgelegten Angebote sind die meisten als wenig ambitioniert und eher<br />

bescheiden einzustufen. Nach Cancún kamen die bilateralen Verhandlungen über die<br />

gegenseitig vorgelegten Angebote fast zum Stillstand – die EU führte seit September<br />

2003 aufgrund der EU-internen Reflexion der Ergebnisse von Cancún keine bilateralen<br />

Gespräche mehr – und seither langten auch nur zwei weitere Angebote ein.<br />

Das Hauptgewicht der Verhandlungen im Sektor Umwelt liegt einerseits auf der Klärung<br />

des Verhältnisses multilateraler Umweltabkommen (MEAs) zu WTO-Vorschriften,<br />

andererseits auf verbessertem Informationsaustausch zwischen MEAs und WTO.<br />

Verhandlungsgegenstand ist ferner ein Abbau von Zollschranken und nicht-tarifären<br />

Handelshemmnissen für Umweltgüter und Umweltdienstleistungen. Ein besonderes<br />

Anliegen der EU ist auch die Umweltkennzeichnung von Waren.<br />

Für die Lösung der Frage, wie Entwicklungsländer ohne Produktionskapazitäten die im<br />

TRIPs-Übereinkommen vorgesehene Ausnahme der Zwangslizenz auch nutzen und<br />

damit verbesserten Zugang zu teuren, unter Patentschutz stehenden Medikamenten<br />

erhalten können, wurde mit einer Entscheidung des WTO-Rates im August 2003<br />

eine vorläufige Lösung gefunden, welche 2004 zu einer Anpassung des TRIPs-Übereinkommens<br />

führen soll und die auch von den WTO-Mitgliedern in ihren nationalen<br />

Rechtsordnungen umgesetzt werden sollte. Die EU leitete diesbezügliche Schritte<br />

bereits ein.<br />

2.3.2 Streitbeilegung<br />

Hinsichtlich der Überprüfung des Streitschlichtungsmechanismus, der als Herzstück<br />

des multilateralen Handelssystems gilt, wurde das Zieldatum für Verbesserungen und<br />

Klarstellungen durch den Allgemeinen WTO-Rat auf Mai 2004 verlängert. In dem für die<br />

EU bedeutenden Verfahren betreffend 30 % Schutzzölle der USA auf Stahleinfuhren<br />

erkannte das Schiedsgericht auf mangelnde WTO-Konformität der US-Maßnahmen.<br />

54


Internationale Wirtschafts<strong>politische</strong> Rahmenbedingungen<br />

In Entsprechung dieser Entscheidung hoben die USA ihre handelsschädigenden Zölle<br />

am 5. Dezember 2003 auf.<br />

Eine erwähnenswerte Entscheidung fiel im Dezember 2003 durch den Panelbericht in<br />

der Streitsache Indien–EU bezüglich unterschiedlicher Behandlung einzelner Entwicklungsländer<br />

im Rahmen des Allgemeinen Präferenzsystems (Generalised System of<br />

Preferences – GSP). Daraus geht hervor, dass im Rahmen des GSP die Ungleichbehandlung<br />

unterschiedlicher Entwicklungsländer (ausgenommen eine Besserstellung<br />

der 49 ärmsten Entwicklungsländer) ebenso wie eine Verknüpfung von Marktöffnungszugeständnissen<br />

an bestimmte Auflagen nicht den Regeln der WTO entsprächen. Das<br />

würde bedeuten, dass die Sonderbehandlung nicht mit der gleichzeitigen Forderungen<br />

nach Einhaltung bestimmter Umwelt- und Sozialstandards verknüpft werden dürfte.<br />

Somit würde auf diesem Weg den Industrieländern die Möglichkeit der Durchsetzung<br />

solcher Standards genommen. Nachdem ebenfalls weitgehend Konsens darüber<br />

herrscht, dass sich sozial- und umwelt<strong>politische</strong> Standards auf multilateralem Weg<br />

aufgrund der starken Opposition der Entwicklungsländer wohl kaum durchsetzen lassen<br />

werden, dürfte sich damit der ohnehin bestehende, und oft mit Sorge beobachtete<br />

Trend zu bilateralen Handelsabkommen verstärken. Innerhalb solcher Abkommen<br />

wäre jedoch die Verhandlungsmacht der Industrieländer weitaus größer, was zu einer<br />

Verstärkung der Diskriminierung führen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob der erwähnte<br />

Panelbericht, gegen den die EU Berufung eingelegt hat, auch tatsächlich so streng<br />

interpretiert werden wird.<br />

Anmerkungen<br />

1 Die einzige noch offene Frage betrifft die Frist zur Vorlage der Übersetzungen, eine Einigung<br />

im März 2004 sollte vor diesem Hintergrund möglich sein. Bei Redaktionsschluss zu diesem<br />

Buch war noch kein Ergebnis bekannt.<br />

2 Der entsprechende Richtlinienvorschlag zielt insbesondere darauf ab, das System flexibler,<br />

klarer, anwendungsfreundlicher und einfacher zu gestalten und die bestehenden Regelungen<br />

zu konsolidieren. Dabei wird aber auch in bestehende Mechanismen eingegriffen. Der Vorsitz<br />

plant zu diesem Dossier eine <strong>politische</strong> Einigung im ersten Halbjahr 2004.<br />

3 Zypern war das einzige Land, wo es kein Referendum gab. Eine Einigung über die Wiedervereinigung<br />

der Insel, basierend auf dem UN-Plan, kam nicht zustande und ohne Wiedervereinigung<br />

der geteilten Insel bedarf es laut zypriotischer Verfassung keines Beitrittsreferendums.<br />

4 In Österreich wurde dem Beitrittsvertrag im Nationalrat am 3. Dezember 2003 (mit 2 symbolischen<br />

Gegenstimmen) mehrheitlich zugestimmt. Die Behandlung im Bundestag erfolgte<br />

am 18. Dezember 2003. Die Ratifikationsurkunde wurde am 23. Dezember 2003 in Rom<br />

hinterlegt.<br />

55


5 Mit Hinblick auf die beschränkte Popularität der geplanten FTAA wurden, insbesondere in<br />

vielen lateinamerikanischen Ländern, große Bemühungen unternommen, die Zivilgesellschaft<br />

in die Diskussion über das Abkommen einzubinden. Im Rahmen dieser Öffentlichkeitsarbeit<br />

wurde die dritte Arbeitsversion des FTAA-Textes auf der offiziellen Website des FTAA (www.<br />

ftaa-alca.org) zugänglich gemacht.<br />

6 Im Rahmen dieses Abkommens hat China quasi als Vorausleistung bereits heuer einige<br />

Agrarzölle für Importe aus den ASEAN-Ländern signifikant gesenkt und weiters den am<br />

wenigsten entwickelten Mitgliedern von ASEAN, Laos, Kambodscha, Myanmar und Vietnam,<br />

den Meistbegünstigungsstatus gewährt, noch bevor diese WTO-Mitglied geworden sind.<br />

7 Beim APEC-Gipfel in Bangkok 2003 signalisierten die USA ihre Bereitschaft, mit Thailand in<br />

Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zu treten und im Dezember kündigte Japan<br />

an, dass mit Malaysia, Thailand und den Philippinen Anfang 2004 bilaterale Verhandlungen<br />

über den Abschluss von Freihandelsabkommen aufgenommen werden sollen.<br />

8 Mainland-Macao (SAR) Closer Economic Partnership (CEPA); Mainland-Hong Kong (SAR)<br />

CEPA; beide Abkommen treten mit 1. Jänner 2004 in Kraft (vgl. Urban, 2003).<br />

9 Das Aufnahmeverfahren von Vanuatu wurde bereits 2001 abgeschlossen, der Beitritt erfolgte<br />

aber bis dato nicht.<br />

10 Bei Fortsetzung der Verhandlungen ist ein Kompromiss nicht ausgeschlossen. Das weitere<br />

Verfahren ist offen, da zunächst entschieden werden muss, in welchem Rahmen und auf<br />

welcher Basis die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Auch über die Behandlung<br />

der „Baumwollinitiative“, die von vier afrikanischen Ländern aufgebracht wurde und auf den<br />

gänzlichen Abbau aller handelsverzerrenden Stützungen in den Industrieländern (insbesondere<br />

den USA) im Baumwollsektor zielt, muss noch entschieden werden.<br />

11 Die EU zeigte bereits in Cancún diesbezüglich Flexibilität und bot an, auf die Themen Investitionen<br />

und Wettbewerb zu verzichten, konnte sich aber letztendlich nicht durchsetzen.<br />

56


3 ENTWICKLUNG DES WELTHANDELS<br />

Das Wachstum des Welthandelsvolumens von 4,5 % real im Jahr 2003 lag deutlich<br />

über jenem des globalen BIP von 2,5 %. Verantwortlich dafür waren die hohe Importnachfrage<br />

aus den USA (und in der Folge ein Rekorddefizit in deren Handelsbilanz)<br />

und die Exportsteigerungen aus Asien (insbesondere China) sowie aus den<br />

Transformationsländern. Westeuropa wies – abgesehen von aufwertungsbedingten<br />

nominellen Exportsteigerungen – so gut wie kein reales Exportwachstum auf. Für<br />

2004 erwartete die WTO im April 2004 eine Ausdehnung des Welthandelsvolumens<br />

um 7,5 %, ausgehend von einem globalen BIP-Wachstum von 3,7 %.<br />

In sektoraler Hinsicht war 2003 eine zunehmende Bedeutung des Handels mit<br />

chemischen Erzeugnissen, insbesondere Arzneiwaren, erkennbar, während der<br />

nach wie vor bedeutende IKT-Bereich stagnierte. Der Handel mit Dienstleistungen<br />

wuchs ebenfalls kräftig an, vor allem die unternehmensnahen Dienste wiesen sowohl<br />

niveau- als auch anteilsmäßig ein hohes Wachstum auf. Die ausländischen<br />

Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment – FDI) verblieben 2003 auf einem – im<br />

Vergleich zu den Rekordjahren 1999 und 2000 – ähnlich niedrigen Niveau, wobei<br />

sich der Rückgang an passiven Direktinvestitionsflüssen auf die Industrieländer<br />

– und hier wiederum auf die USA und Großbritannien – konzentrierte, während die<br />

Entwicklungsländer (wiederum China und Südostasien) weniger betroffen waren.<br />

Entgegen dem globalen Trend konnten die osteuropäischen Transformationsländer<br />

zusätzliche Direktinvestitionen anziehen.<br />

3.1 Der Welthandel in den Jahren 2002/03<br />

Im Jahr 2002 übertrafen die realen Zuwachsraten im Warenhandel wieder deutlich<br />

jene der globalen Produktion bzw. des weltweiten BIP zu konstanten Preisen (siehe<br />

Abbildung 3.1). 2001 war das reale BIP-Wachstum weltweit mit 1,5 % erstmals über<br />

jenem des Handelsvolumens, das mit –0,5 % sogar rückläufig war, gelegen. Im Jahr<br />

2002 wuchsen die Güterexporte dann wieder um 2,7 % real und 2003 dürften sie, nach<br />

vorläufigen Zahlen der WTO (vom April 2004), einen Zuwachs von 4,6 % gebracht haben<br />

(weltweites BIP: 1,8 % 2002 und 2,5 % 2003). Die vergangene Dekade ergab insgesamt<br />

eine weitaus größere Steigerung des Welthandelsvolumens (Durchschnitt 1995 – 2003:<br />

5,4 %) im Vergleich zum Wachstum des globalen BIP (1995 – 2003: 2,7 %).<br />

Bei der Betrachtung der in den Jahren 2001 und 2002 vergleichsweise geringen bzw.<br />

rückläufigen Wachstumsraten der globalen Handelsströme darf man nicht vergessen,<br />

dass in den 1990er-Jahren ein bisher unübertroffenes Wachstum nicht nur des Welthandels,<br />

sondern auch der <strong>internationale</strong>n Kapitalflüsse stattgefunden hatte. Somit<br />

kann ein Teil der Handelszuwächse auch auf eine gewisse Komplementarität (z.B.<br />

57


durch Produktionsverlagerungen ins Ausland, Fragmentierung der Produktionsprozesse)<br />

zwischen Exporten und FDI zurückgeführt werden. Das beeindruckende Wachstum<br />

der FDI-Flüsse wurde außerdem durch die zahlreichen Privatisierungsprogramme in<br />

vielen Regionen der Welt (Osteuropa, jedoch auch Lateinamerika und Afrika) sowie<br />

durch die Öffnung Chinas (die 2001 zum WTO-Beitritt führte) und durch die zunehmende<br />

regionale Integration der aufstrebenden, offenen asiatischen Volkswirtschaften<br />

stark angetrieben. Mit dem Ende der großen Privatisierungswellen wird mittel- bis<br />

langfristig mit allgemein niedrigen FDI-Zuwächsen gerechnet.<br />

Exporte, Produktion und globales BIP, reales Wachstum, 1995–2002 Abb. 3.1<br />

Reales Wachstum zum Vorjahr in %<br />

58<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

-3<br />

1995<br />

BIP<br />

1996<br />

Güterexporte<br />

Produktion<br />

1997<br />

1998<br />

Sachgüterexporte<br />

Sachgüterproduktion<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

Güterexporte= Agrargüter+Bergbauprodukte+Sachgüter, ebenso bei der Produktion.<br />

Die globale Produktion unterscheidet sich vom BIP, weil letzteres auch Dienstleistungen und die Bauwirtschaft beinhaltet.<br />

Quelle: WTO.<br />

2002<br />

Die Entwicklung der Waren- und Dienstleistungsströme macht deutlich, dass der<br />

Einbruch des Welthandels 2001 im Wesentlichen auf einen Rückgang beim Güterhandel<br />

zurückgeführt werden kann. Die Wachstumsraten des Gesamtvolumens der<br />

Güter und Dienstleistungen (2001: 0,1 %, 2002: 3,2 %, 2003: 2,9 %) lassen auf eine<br />

wesentlich ausgeglichenere Entwicklung bei den Dienstleistungen mit konstanterem<br />

und mäßigerem Wachstum schließen.<br />

Aufgrund der Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro, die sich mit Ende<br />

2003 und Anfang 2004 noch verstärkte, fiel das Wachstum der nominellen Warenhan-


Entwicklung des Welthandels<br />

delsströme wesentlich höher als erwartet aus. Der IWF wies nach einem nominellen<br />

Rückgang um 3,6 % (2001) für 2002 ein Wachstum von 4,6 % aus. 2003 dürfte einen<br />

Zuwachs von rd. 10 % (aufgrund der Daten für die ersten 3 Quartale) mit sich gebracht<br />

haben (siehe Tabelle 3.1). Das Wachstum der globalen Einfuhren belief sich auf ungefähr<br />

13 %. 1 Dies ist einerseits zum großen Teil auf die dynamische wirtschaftliche<br />

Entwicklung in Asien und den relativ früh einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung<br />

in den USA, andererseits auf die dadurch bedingte Erholung der Importnachfrage<br />

zurückzuführen. Die Trendwende fand unter schwierigen Rahmenbedingungen statt:<br />

Der globale Konjunkturaufschwung fiel relativ schwach aus, gleichzeitig war ein starker<br />

Rückgang der weltweiten Kapitalflüsse zu beobachten. Hinzu kamen beträchtliche<br />

Wechselkursschwankungen – der erwähnte Verfall des US-Dollars gegenüber dem<br />

Euro –, der Ausbruch der Lungenseuche SARS zu Beginn des Jahres 2003 und letztlich<br />

auch die weitverbreitete Angst vor Terroranschlägen (und dadurch Behinderungen der<br />

<strong>internationale</strong>n Transaktionen aufgrund von verstärkten Kontrollen und Auflagen).<br />

Entwicklung des Warenhandels, 2001–2003 Tab. 3.1<br />

Exporte<br />

nominelle Veränderung zum Vorjahr in %<br />

2001 2002 2003 1)<br />

Welt -3,6 4,6 9,8<br />

USA -5,3 -5,2 1,8<br />

EU 0,5 5,8 9,8<br />

Eurozone 2,0 6,1 10,4<br />

Japan -15,6 3,3 5,9<br />

China 7,0 22,1 39,1<br />

OECD -2,9 2,9 7,5<br />

Entwicklungsländer -4,9 7,8 13,7<br />

Importe<br />

Welt -3,2 4,0 12,9<br />

USA -4,7 1,9 6,5<br />

EU -1,7 3,3 17,1<br />

Eurozone -1,0 3,0 18,1<br />

Japan -8,0 -3,4 11,1<br />

China 8,2 21,3 17,6<br />

OECD -3,5 2,3 13,0<br />

Entwicklungsländer -2,7 7,4 12,7<br />

1) Schätzung, basierend auf den Zahlen für die ersten drei Quartale 2003.<br />

Quelle: IWF Direction of Trade Statistics, wiiw-Berechnungen.<br />

Entsprechend dem langjährigen Trend lag 2003 das Wachstum in den Entwicklungsländern<br />

mit geschätzten 13,7 % Zuwachs bei den Exporten weit über dem der OECD-<br />

59


Länder von 7,5 %. Der Welthandel war 2003 besonders stark durch die Entwicklung in<br />

Asien beeinflusst: Einerseits ist hier die zunehmende regionale Integration zu nennen<br />

(siehe auch Kapitel 2.2.2), andererseits sind die hohen Zuwächse (sowohl in Asien als<br />

auch in den Entwicklungsländern) zum großen Teil durch den beeindruckenden Anstieg<br />

der chinesischen Exporte bedingt. Laut Angaben der WTO vom April 2004 betrug das<br />

nominelle Exportwachstum in etwa 35 % – die chinesischen Importe wuchsen demnach<br />

2003 um rund 40 %. Mit einem sich daraus ergebenden Anteil von beinahe 8 %<br />

an den weltweiten Warenexporten trug China stark zur globalen Dynamik bei. Starke<br />

Impulse für den Welthandel kamen auch aus Osteuropa. Die Transformationsländer<br />

waren neben Asien die Region mit den höchsten Zuwachsraten.<br />

Als weiterer wichtiger Stimulus für die rasche Erholung der Handelsströme kann die<br />

starke Importnachfrage der USA angeführt werden. Mit 6,5 % Import- gegenüber 1,8 %<br />

Exportwachstum zeigte 2003 die erstarkende US-amerikanische Inlandsnachfrage<br />

international ihre wachstumsfördernde Auswirkung. Die US-Exporte waren hingegen<br />

2001 und 2002 sogar rückläufig und nahmen erst 2003 wieder leicht zu.<br />

Trotz der mäßigen Konjunkturbelebung und der äußerst trägen Entwicklung der Inlandsnachfrage<br />

wies die EU-15 eine starke Belebung der Exporte auf, welche jedoch<br />

im Wesentlichen durch die Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar bedingt<br />

und daher auf TOT-Effekte zurückzuführen war: Das Wachstum lag 2002 bei 5,8 %,<br />

2003 dürfte der Zuwachs rd. 10 % betragen haben. Jedoch lag auch hier das Importwachstum<br />

mit 17,1 % über jenem der Exporte. Gemeinsam mit den Beitrittsländern<br />

kam die erweiterte EU-25 somit auf ein Wachstum der Exporte von 6,3 % (2002) und<br />

lag damit deutlich über dem globalen Durchschnitt. Die Importe lagen zwar 2002 mit<br />

3,3 % Wachstum noch weit darunter, 2003 dürfte allerdings eine deutliche Beschleunigung<br />

der Importnachfrage mit sich gebracht haben. 2<br />

Generell war das Wachstum der Welthandelsströme auf eine merkbare Erstarkung der<br />

Inlandsnachfrage (und damit der Importnachfrage) in den Industrieländern zurückzuführen,<br />

während die Exportentwicklung von den Entwicklungsländern (besonders China)<br />

getragen wurde. Im Jahr 2002 lag das Wachstum der Importnachfrage in den OECD-<br />

Ländern mit 2,3 % noch deutlich unter jenem der Entwicklungsländer von 7,4 %.<br />

3.2 Ausblick für 2004<br />

Für das Jahr 2004 erwartete die WTO im April 2004 eine kräftige reale Zunahme des<br />

Handelsvolumens um 7,5 %, ausgehend von einem realen BIP-Wachstum von weltweit<br />

3,7 %. Die Prognosen gelten vor dem Hintergrund merklich sinkender Ölpreise sowie<br />

eines leichten Anstiegs bei den Weltmarktpreisen für Sachgüter, welche bereits 2003 einen<br />

Anstieg aufgewiesen hatten. Ebenso stiegen 2003 die Preise für Agrarprodukte erstmals<br />

60


Entwicklung des Welthandels<br />

seit 1995 leicht an, was jedoch den säkularen Preisverfall für Agrarprodukte und sonstige<br />

Rohstoffe nicht wettmachen konnte. Daher ist weiterhin eine Verschlechterung der Terms<br />

of Trade für die meisten Entwicklungsländer zu erwarten, wodurch sich das Wachstumsdifferential<br />

gegenüber den Industrieländern verringern könnte. Entsprechend dem<br />

langjährigen Trend wird in den Entwicklungsländern ein höheres Wachstum erwartet.<br />

Weitere Risiken für den Warenhandel liegen einerseits im übermäßig hohen USamerikanischen<br />

Leistungsbilanzdefizit begründet, welches sicher nicht aufrecht zu<br />

erhalten sein wird und aufgrund geänderter Preisverhältnisse zu einem Rückgang der<br />

Importnachfrage und einem Anstieg der privaten Sparquote führen könnte. Andererseits<br />

bleibt abzuwarten, ob sich die westeuropäische Inlandsnachfrage den Erwartungen<br />

entsprechend erholen wird. Die starke Euro-Aufwertung zu Beginn des Jahres könnte<br />

sich gemeinsam mit gewissen Unsicherheiten für die Konsumenten (hervorgerufen<br />

durch die Reform der Pensions- und Sozialsysteme) dämpfend auswirken.<br />

3.3 Der Warenhandel<br />

Einige Merkmale der jüngeren Entwicklungen im Warenhandel erscheinen erwähnenswert:<br />

Erstens ist hier das hohe Handels- und Leistungsbilanzdefizit der USA zu nennen, das<br />

die rasche Erholung der globalen Handelsströme im Wesentlichen ermöglicht hatte.<br />

Durch die Kombination von fallenden Exporten und steigenden Importen wuchs 2002<br />

das Handelsbilanzdefizit auf 5 % des BIP. 3 Dieser Trend setzte sich 2003 verstärkt fort<br />

und führte zu einem weiteren Rekorddefizit. Die Hälfte dieses Defizits wurde gegenüber<br />

Asien angehäuft, wobei China allein für einen Großteil verantwortlich war. Diese Entwicklung<br />

ist langfristig sicher nicht aufrecht zu erhalten und der Verfall des US-Dollars<br />

ist eines der Anzeichen für diese Unvereinbarkeit. Jedoch wertete der US-Dollar hauptsächlich<br />

gegenüber dem Euro ab, während die wichtigsten asiatischen Währungen,<br />

allen voran der Yen, durch die aktive Geldpolitik der japanischen Notenbank, ihren<br />

Wert gegenüber dem US-Dollar beibehielten. Es erhebt sich daher die Frage, ob der<br />

Welthandel auf Dauer durch die US-Wirtschaft und ihre überdurchschnittlich große<br />

Importnachfrage gestützt werden kann, wie dies in der jüngeren Vergangenheit und<br />

vor allem während des jüngsten Wachstumseinbruchs geschah.<br />

Zweitens – und beinahe als Pendant zu den USA – war das Exportwachstum in<br />

China auch 2002 und vor allem 2003 überdurchschnittlich stark. Das Wachstum der<br />

chinesischen Handelsströme übertraf den globalen Durchschnitt in den 1990er-Jahren<br />

um beinahe das Dreifache. Während der Stagnation des Welthandels in den Jahren<br />

2001 und 2002 wuchsen die chinesischen Ex- und Importe immer noch um insgesamt<br />

30 %. Somit stieg China 2002 zur viertgrößten Handelsnation weltweit auf, nach der<br />

61


EU-15 (ohne Intra-Handel), den USA und Japan. Im Jahr 2003 wurde China sogar<br />

zum weltweit drittgrößten Importland mit einem Anteil von 6,9 %.<br />

Drittens kann eine strukturelle Veränderung der Handelsströme beobachtet werden.<br />

Vor allem der rege Handel von pharmazeutischen Produkten innerhalb der Industrieländer<br />

führte zu einem Anstieg des Anteils an chemischen Erzeugnissen im globalen<br />

Handel. Mit 10 % Exportwachstum übertraf diese Gütergruppe nicht nur die Automobilindustrie,<br />

sondern auch den Zuwachs bei Agrarprodukten. Ihr Anteil belief sich<br />

2002 auf 10,5 % an den gesamten Güterexporten. Der Handel mit Maschinen und<br />

Transportmitteln (einschließlich elektronischer Geräte) nahm jedoch mit 40,5 % immer<br />

noch den größten Platz ein.<br />

Viertens und letztens erscheint die stetige und rasch steigende Zahl an regionalen<br />

Handelsabkommen erwähnenswert. Mit Ende 2002 waren weltweit 176 regionale Handelsabkommen<br />

in Kraft, 259 waren bei der WTO angemeldet. Geschätzte 70 weitere<br />

Abkommen dürften in Kraft sein, ohne bei der WTO gemeldet zu sein und ebenso viele<br />

werden derzeit noch verhandelt. 4 Trotz dieser Entwicklung wuchs der Anteil der WTO-<br />

Mitglieder am Welthandel auf 95 % (2002). Im Allgemeinen konnte keine Ausdehnung<br />

der Anteile des intra-regionalen Handels in den einzelnen Regionalabkommen auf<br />

Kosten des globalen, multilateralen Handels beobachtet werden. Die Entwicklungen<br />

innerhalb der weltweit sechs bedeutendsten Regionalabkommen entsprachen ziemlich<br />

genau der globalen Entwicklung: Während der regionale Handel innerhalb der NAFTA,<br />

ANDEAN und dem Mercosur zurückging, wuchs der Binnenhandel in der EU, CEFTA<br />

und AFTA (ASEAN Free Trade Area) überdurchschnittlich stark.<br />

3.3.1 Regionale Entwicklungen<br />

In allen Regionen der Welt wurden 2002 im Vergleich zum Vorjahr wieder Zuwächse<br />

bei den Handelsströmen verzeichnet, wenn auch die Dynamik – wie bereits erwähnt<br />

– unterschiedlich stark ausfiel (siehe Tabellen 3.4 – 3.8 in den Statistischen Übersichten).<br />

Innerhalb der EU konnte zwar trotz schwacher Inlandsnachfrage ein relativ<br />

hohes nominelles Wachstum verzeichnet werden, dies ist jedoch vordringlich auf die<br />

Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen und schlug sich<br />

daher nicht in einem hohen Wachstum des Handelsvolumens nieder. Laut Angaben<br />

der WTO betrug das reale Wachstum 1 % exportseitig, während die Importe um 1 %<br />

real zurückgingen. Hingegen wuchsen die europäischen Dienstleistungsströme mit<br />

rd. 10 % im <strong>internationale</strong>n Vergleich äußerst kräftig. Besonders der Handel mit unternehmensnahen<br />

Dienstleistungen gewann an Bedeutung. Der Handel mit den Beitrittsländern<br />

stellte bereits 2002 die regionale Komponente mit der stärksten Dynamik dar.<br />

Der westeuropäische Handel mit den Transformationsländern wuchs im zweistelligen<br />

62


Entwicklung des Welthandels<br />

Bereich. Zur beinahen Verdoppelung des Überschusses in der Handelsbilanz der EU-<br />

15 trug hingegen der Handel mit Nordamerika und insbesondere mit den USA bei.<br />

Einem Wachstum der Exporte von 5 % stand hier ein Rückgang bei den Importen von<br />

6 % gegenüber. Obwohl die Exporte nach Asien mit 5 % etwas schneller wuchsen als<br />

die Importe, dehnte sich das bilaterale Handelsdefizit gegenüber dieser Region weiter<br />

aus. Die Entwicklungen gegenüber einzelnen asiatischen Handelspartnern verliefen<br />

stark unterschiedlich. Während der bilaterale Handel mit Japan im zweiten Jahr in<br />

der Folge zurückging, wuchs der Handel mit China mit zweistelligen Zuwachsraten.<br />

Damit wurde China zum drittgrößten Anbieter von Waren für die EU, hinter dem EU-<br />

Binnenmarkt selbst und den USA, jedoch noch vor Japan und der Schweiz. Trotz der<br />

ebenfalls stark gestiegenen EU-Exporte nach China, belief sich der Wert dieser Exporte<br />

2002 mit 32 Mrd. USD immer noch auf weniger als der Hälfte der Warenausfuhren in<br />

die Schweiz (66 Mrd. USD).<br />

Nicht nur für Europa, sondern für den Welthandel im Allgemeinen gewann China<br />

enorm an Bedeutung. Wie aus Tabelle 3.2 ersichtlich ist, rückte China 2002 sowohl<br />

export- als auch importseitig auf Platz vier der Weltrangliste vor, wenn man die EU als<br />

eine Handelsnation betrachtet. Dies ist nicht zuletzt auf die dynamische Wirtschaftsentwicklung,<br />

die dadurch bedingte starke chinesische Importnachfrage und das hohe<br />

Exportwachstum zurückzuführen. Die Wachstumsraten für 2003 lassen einen weiteren<br />

Anstieg der globalen Bedeutung Chinas erwarten.<br />

Die 10 wichtigsten Handelsnationen 2003<br />

(exklusive Intra-EU-Handel)<br />

Tab. 3.2<br />

Rang Exporteur Anteil Rang Importeur Anteil<br />

1 Extra-EU-Exporte 19,3 1 USA 21,9<br />

2 USA 12,7 2 Extra-EU-Importe 18,7<br />

3 Japan 8,3 3 China 6,9<br />

4 China 7,7 4 Japan 6,4<br />

5 Kanada 4,8 5 Kanada 4,1<br />

6 Hongkong 3,9 6 Hongkong 3,9<br />

inländ. Exporte 0,3 einbehaltene Importe 1) 0,4<br />

Re-Exporte 3,7 7 Mexiko 3,0<br />

7 Rep. Korea 3,4 8 Rep. Korea 3,0<br />

8 Mexiko 2,9 9 Singapur 2,1<br />

9 Taiwan 2,6 einbehaltene Importe 1) 1,1<br />

10 Singapur 2,5 10 Taiwan 2,1<br />

inländ. Exporte 1,4<br />

Re-Exporte 1,1<br />

1) Einbehaltene Importe bezeichnen Importe abzüglich Re-Exporte; relevant nur bei Honkong und Singapur.<br />

Quelle: WTO Presseaussendung, April 2004.<br />

63


Global gesehen zeichneten sich neben Asien (und hier insbesondere China) vor allem<br />

die EU-Beitrittsländer durch zweistellige Wachstumsraten – sowohl export- als auch<br />

importseitig – aus und blieben damit erneut (nach 2001) die Region mit dem höchsten<br />

Handelswachstum. Das Handelsvolumen Osteuropas (einschließlich der GUS-Staaten)<br />

entspricht in etwa jenem Südamerikas, steht jedoch im starken Gegensatz zur<br />

Entwicklung in Südamerika, wo nach dem Rückgang der Handelsströme im Jahre<br />

2001 eine Stagnation im Jahre 2002 folgte. Nicht nur die Handelsentwicklung, sondern<br />

auch die Entwicklung der FDI-Zuflüsse verlief in Osteuropa trotz des globalen<br />

Abwärtstrends positiv (siehe auch Abschnitt 3.5.2). Diese FDI-Zuflüsse gemeinsam<br />

mit dem nahen EU-Beitritt waren für die herausragende Handelsentwicklung dieser<br />

Region verantwortlich. Das reale Importwachstum aller Transformationsländer lag mit<br />

rd. 10 % über jenem der Exporte von 8 % und überstieg damit das reale BIP-Wachstum<br />

von rd. 4 % immer noch um gut das Doppelte. Die Exporte von Brennstoffen wuchsen<br />

besonders stark an, nachdem Russland, entgegen der rückläufigen Produktion in der<br />

OPEC, seine Ölförderung weiter vorantrieb. Ebenso fand 2002 ein starker Anstieg<br />

von Agrarexporten in die EU statt, wohin 40 % der osteuropäischen Agrarexporte<br />

flossen. Im Sachgüterbereich kam in Osteuropa den Exporten von Automobilteilen<br />

und Telekommunikationsgeräten eine große Bedeutung zu. Bei den Dienstleistungen<br />

verzeichneten die Exporte von Transportleistungen den größten Zuwachs. Die starke<br />

Konjunktur in der Region führte jedoch nicht zu einem Wachstum des intra-regionalen<br />

Handels. Während die Exporte nach Westeuropa und Asien 2002 mit zweistelligen<br />

Zuwachsraten auf 176 Mrd. USD bzw. 24,3 Mrd. USD anwuchsen, wuchs der intra-regionale<br />

Handel lediglich um 5 % auf 80 Mrd. USD an. Es ist außerdem bemerkenswert,<br />

dass der Außenhandel Tschechiens, Ungarns und Polens zusammengenommen den<br />

Handel Russlands, des weitaus größten Landes in der Region, überstieg.<br />

Der Schwerpunkt der nordamerikanischen Handelsbeziehungen richtete sich seit<br />

2000 auf die NAFTA, womit ein stetiger Verlust an Marktanteilen in Asien, Westeuropa<br />

und dem Nahen Osten einherging. Der Anteil der NAFTA an den nordamerikanischen<br />

Exporten betrug 2002 mehr als 50 %. Die Importe aus Asien, Westeuropa und Lateinamerika<br />

stiegen 2002 erneut an. Ein zeitlicher Vergleich der nordamerikanischen<br />

Importstruktur lässt erkennen, dass sowohl China als auch Mexiko zwischen 1995 und<br />

2002 bedeutende Marktanteile auf Kosten aller anderen Anbieter erringen konnten.<br />

Am stärksten gingen die Importe anteilsmäßig aus Hongkong, Japan, Singapur und<br />

Taiwan zurück.<br />

Lateinamerika verzeichnete 2002 die schlechteste Performance seiner Außenhandelsentwicklung<br />

seit der Schuldenkrise Anfang der 1980er-Jahre. Der Handel mit<br />

Gütern und Dienstleistungen war stark rückläufig, was auf die finanziellen Turbulenzen<br />

innerhalb des Mercosur, den erneuten Rückgang von Kapitalzuflüssen, die Unruhen in<br />

64


Entwicklung des Welthandels<br />

Venezuela und Kolumbien sowie die rückläufigen Touristenzahlen zurückzuführen war.<br />

Mehr als die Hälfte der lateinamerikanischen Einnahmen aus Dienstleistungsexporten<br />

kommen in der Regel aus dem Reiseverkehr, womit Lateinamerika die Region mit der<br />

weltweit größten Bedeutung des Reiseverkehrs ist. Der Rückgang der Handelsströme<br />

betraf den intra-regionalen Handel weitaus stärker als den extra-regionalen. Das<br />

Jahr 2003 verlief vor allem durch die Stabilisierung Argentiniens und Brasiliens und<br />

die dadurch hervorgerufenen Zuwächse im bilateralen Handel weitaus besser. Die<br />

bedeutendsten Handelspartner für die Region waren jedoch nach wie vor die USA<br />

(61 % Anteil 2002) und Westeuropa (12 %). Die Handelsbilanz der Region befand<br />

sich aufgrund der verringerten Kapitalzuflüsse und des unter anderem damit in Zusammenhang<br />

stehenden starken Nachfragerückgangs nach Importen 2002 erstmals<br />

im Überschuss, was auch 2003 anhielt.<br />

Das Handelsvolumen Asiens erholte sich rasch vom globalen Konjunktureinbruch<br />

2001, die Zuwächse beliefen sich 2002 bereits wieder auf rd. 10 % (und lagen damit<br />

um das Zweifache über dem globalen Durchschnittswert). Die nominellen Wachstumsraten<br />

blieben aufgrund des Rückgangs bei den Dollarpreisen für Importe und Exporte<br />

dieser Region deutlich darunter. In jedem Fall reichten die Zuwächse 2002 nicht aus,<br />

um den Rückgang des Handelsvolumens im Jahr zuvor wettzumachen (vor allem im<br />

Telekommunikationsbereich, bei Bekleidung, Textilien, Eisen und Stahlwaren und<br />

Bergbauprodukten). Das Wachstum des Handelsvolumens wurde vor allem durch den<br />

Aufschwung des intra-regionalen Handels getragen, dessen Anteil 2002 zwar beinahe<br />

die Hälfte des regionalen Handels betrug, damit jedoch noch immer unter dem Niveau<br />

von 1996 verblieb. Insgesamt verlief die Entwicklung in der Region stark unterschiedlich.<br />

Es ergab sich ein großer Kontrast zwischen den reichen, entwickelten Ländern, die<br />

eine sehr große Offenheit aufweisen, und den armen, bevölkerungsreichen Ländern<br />

wie Bangladesh, China, Indien, Indonesien, Myanmar und Pakistan. Interessant war<br />

auch die unterschiedliche Entwicklung zwischen den zwei größten Handelsnationen<br />

der Region: Trotz des Aufschwungs, der auch die japanische Außenwirtschaft erfasste,<br />

blieb das Exportwachstum Japans von rd. 6 % im Jahre 2003 weit hinter dem Chinas<br />

von beinahe 40 % zurück.<br />

Im Zusammenhang mit Asien ist auch die auffallend starke Ausdehnung im Süd-<br />

Süd-Handel zu erwähnen. In der vergangenen Dekade stieg der Anteil des Handels<br />

zwischen Entwicklungsländern am Welthandel von 6,5 % (1990) auf 10,6 % (2001).<br />

Dies kam vor allem durch die erweiterte und vertiefte Integration in Asien zustande,<br />

wo sich rd. zwei Drittel des Süd-Süd-Handels abspielen. Die Rolle von Handelsliberalisierungen<br />

für diese Entwicklung zeigt sich auch anhand der sektoralen Zusammensetzung<br />

des Süd-Süd-Handels: Die Verdoppelung des weltweiten Anteils wurde<br />

hauptsächlich durch das Wachstum im Sachgüterbereich, und hier vor allem bei den<br />

65


Elektronik- und Telekommunikationsgeräten erreicht, während die hohen Zollbarrieren<br />

im Agrarbereich, aber auch bei Textilien und Fahrzeugen, eine weitere Ausdehnung<br />

des Handels zwischen Entwicklungsländern behinderten.<br />

3.3.2 Sektorale Gliederung<br />

Im Jahr 2002 verzeichneten der Handel von chemischen Erzeugnissen und die Automobilzulieferindustrie<br />

das größte Wachstum innerhalb des Warenhandels. Die Weltexporte<br />

an Chemiewaren wuchsen um 10 % und beliefen sich auf 660 Mrd. USD, was einem<br />

Anteil von rd. 10 % an den Warenexporten gleichkam. Die drei wichtigsten Importeure<br />

für chemische Erzeugnisse (EU, USA und China) verzeichneten 2002 allesamt eine<br />

Rekordnachfrage. Das hohe Wachstum in dieser Kategorie kann hauptsächlich auf<br />

die Expansion des Handels mit pharmazeutischen Produkten zurückgeführt werden.<br />

Hohe Verkaufszahlen in den Industrieländern, die Verbreitung von <strong>internationale</strong>n<br />

Produktionsnetzwerken und steigende Re-Importe lagen diesem Trend zugrunde.<br />

Bemerkenswert war 2002 das US-amerikanische Handelsbilanzdefizit in dieser Kategorie,<br />

das erste seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.<br />

Der Handel von Automobilien und Zulieferteilen belief sich mit rd. 630 Mrd. USD ebenfalls<br />

auf ca. 10 % des Warenhandels. Auch hier waren 2002 überdurchschnittlich große<br />

Wachstumsraten zu verzeichnen, vor allem was die Exporte aus West- und Osteuropa<br />

und Asien anbelangte. Die zunehmende Handelsliberalisierung gemeinsam mit rasch<br />

steigenden FDI-Zuflüssen nach China und einer kräftigen Inlandsnachfrage führten<br />

2002 zu einem Importboom an Automobilprodukten nach China. Trotz dieses Anstiegs<br />

um 42 % verblieb der Anteil Chinas an den weltweiten Automobilimporten bei rd. 1 %.<br />

Weltweit werden die Handelsströme in dieser Produktkategorie nach wie vor durch<br />

die Nachfrage aus der EU und den USA bestimmt, welche zusammen mehr als zwei<br />

Drittel der gesamten Importe erhalten.<br />

Inwieweit die zwischen März 2002 und Dezember 2003 eingehobenen US-amerikanischen<br />

Importzölle auf Stahlprodukte die beobachtete Preissteigerung in dieser Produktgruppe<br />

ausgelöst und zu einer Regionalisierung der Stahlimporte geführt hatten,<br />

kann nicht exakt abgeschätzt werden. Beide Trends waren jedenfalls neben einer<br />

moderaten Erholung des Handels mit Eisen und Stahl gegenüber dem Kontraktionsjahr<br />

2001 deutlich zu beobachten. Somit nützte die gestiegene Importnachfrage aus der<br />

EU hauptsächlich den Anbietern in Westeuropa und in den Transformationsländern,<br />

während NAFTA-Partner und lateinamerikanische Stahlexporteure Marktanteile in den<br />

USA gewannen. Bemerkenswert ist auch hier wieder das Wachstum der chinesischen<br />

Importnachfrage (um 27 %). Im Jahr 2002 fragte China allein 9 % der weltweiten Stahlimporte<br />

nach und übertraf somit das Niveau der EU-Importe aus Drittländern.<br />

66


Entwicklung des Welthandels<br />

Die Wachstumsrate des Handels mit Textilien und Bekleidung lag mit rd. 4 % in etwa<br />

bei jener des Warenhandels insgesamt. Innerhalb der drei größten Importeure von<br />

Bekleidungsartikeln (EU, USA und Japan, welche gemeinsam mehr als vier Fünftel<br />

der globalen Importe erhielten) gab es stark unterschiedliche Entwicklungen: Die<br />

Nachfrage aus den USA stagnierte 2002, die aus Japan ging zurück, die EU hingegen<br />

fragte vermehrt Bekleidungswaren nach. Die bilateralen Exporte der für die EU<br />

bedeutendsten Anbieter (China, Türkei und Rumänien) wuchsen 2002 zwischen 15 %<br />

und 22 %. Trotz eines Anstiegs des tunesischen Importanteils in der EU ging der Anteil<br />

Afrikas an den EU-Importen insgesamt zurück. Die EU stellt den größten Exportmarkt<br />

für afrikanische Textilien und Bekleidung dar. Mit Ende des Multilateralen Abkommens<br />

über Textilien und Bekleidung in der WTO und der Abschaffung aller Importquoten<br />

am 1. Jänner 2005 dürften sich einschneidende Verschiebungen in der regionalen<br />

Exportstruktur für Textilien ergeben, welche vor allem China, Indien und Bangladesh<br />

begünstigen werden.<br />

Nach wie vor entwickelten sich die Handelsströme im Bereich der Elektronik- und Telekommunikationsausrüstungen<br />

mäßig. Das Wachstum in dieser Kategorie, welche in<br />

den 1990er-Jahren die dynamischste Entwicklung von allen Produktgruppen aufwies,<br />

stagnierte 2002 auf einem Niveau von rd. 840 Mrd. USD (was immer noch einem Anteil<br />

von gut 13 % gleichkam). Die drei größten Exporteure in dieser Kategorie (EU, USA<br />

und Japan) verzeichneten allesamt einen Rückgang ihrer Exporte. Hingegen wiesen die<br />

dynamischen asiatischen Volkswirtschaften eine kräftige Erholung der Exporte auf, vor<br />

allem der intra-regionale Handel mit Elektronik- und Telekommunikationsausrüstungen<br />

wuchs stark an (um beinahe 20 %). Ebenso wiesen die Beitrittsländer Ungarn, Tschechien<br />

und Polen als wichtige Anbieter von elektrischen und elektronischen Produkten<br />

für Westeuropa zweistellige Zuwachsraten bei den Exporten auf.<br />

3.3.3 Entwicklung der Welthandelspreise<br />

Wie bereits erwähnt, war das relativ hohe nominelle Wachstum des Welthandels u.a.<br />

durch die kontinuierliche Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar und die<br />

kräftige Ausdehnung der Exporte aus der Eurozone getragen (siehe Abbildung 3.2).<br />

Diese Dollarschwäche zeigte sich jedoch hauptsächlich gegenüber den wichtigsten<br />

europäischen Währungen, während die meisten asiatischen Währungen, so auch<br />

der japanische Yen, der Aufwertung mit Hilfe wiederholter Interventionen auf den<br />

Währungsmärkten und durch die Anhäufung großer ausländischer Währungsreserven<br />

entgehen konnten. Dies galt gleichermaßen für den chinesischen Yuan, was teilweise<br />

das rekordverdächtige Exportwachstum der chinesischen Exporte 2002 und 2003<br />

erklärt.<br />

67


Entwicklung der wichtigsten Wechselkurse zum Euro Abb. 3.2<br />

(jeweilige Währungseinheit pro Euro)<br />

68<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

01/99<br />

Quelle: OeNB.<br />

USD<br />

01/00<br />

100 Yen<br />

01/01<br />

Somit konnte der Verfall des US-Dollars, welcher neben einer verringerten Attraktivität<br />

der USA für ausländische Investoren auch die langfristige Unvereinbarkeit eines<br />

Rekorddefizits in der Handelsbilanz widerspiegelt, eine seiner Ursachen, nämlich das<br />

große Handelsbilanzdefizit mit Asien, nicht bekämpfen. Die UNCTAD erwähnte diesbezüglich<br />

in ihrem Entwicklungsbericht für das Jahr 2003 sogar Ähnlichkeiten zwischen<br />

der gegenwärtigen Entwicklung der Wechselkurse und den kompetitiven Abwertungen<br />

im Vorfeld der Welt<strong>wirtschafts</strong>krise in den 1930er-Jahren. Dem stehen selbstverständlich<br />

wesentlich veränderte Rahmenbedingungen, sowohl in geld<strong>politische</strong>r als auch<br />

in handels<strong>politische</strong>r Hinsicht, gegenüber. Die Wechselkursschwankungen führten<br />

jedoch allgemein zu einer hohen Volatilität auf den Devisenmärkten, worunter wiederum<br />

besonders die weniger entwickelten und ärmeren Länder zu leiden haben.<br />

Ein Blick auf Abbildung 3.3 zeigt eine Fortsetzung des langjährigen Verfalls der Welthandelspreise<br />

im Primär- und Sekundärsektor. Die Senkung der Preise für Industrieprodukte<br />

fiel dabei verhältnismäßig weniger stark aus als der Rückgang der Preise für<br />

Agrar- und die meisten anderen Primärgüter. Somit verschlechterte sich neuerlich die<br />

Lage für viele Entwicklungsländer, welche zum großen Teil von Primärgüterexporten<br />

GBP<br />

01/02<br />

SFR<br />

01/03<br />

01/04


Entwicklung des Welthandels<br />

abhängen und daher den Preisschwankungen ungeschützt ausgesetzt sind. Besonders<br />

auffallend ist der negative Trend bei den Preisen für Minerale und Nicht-Eisenmetalle,<br />

welcher sich aus der allgemeinen Konjunkturschwäche und damit einhergehenden<br />

Produktionsrückgängen in der Industrie erklärt. China spielt hier wiederum eine große<br />

Rolle als aufsteigender Markt für viele Minerale und Metalle. Die stark wachsende<br />

Nachfrage, welche sich aus der raschen Industrialisierung Chinas ergibt, könnte die<br />

Weltmarktpreise mittel- und langfristig wieder steigen lassen.<br />

Die einzige Ausnahme zu diesem Trend fallender Weltmarktpreise stellen die Preissteigerungen<br />

im Energiebereich dar, die hauptsächlich auf den Anstieg des Ölpreises<br />

– aufgrund der Spannungen im Nahen Osten und der konsequenten Einhaltung der<br />

Förderquoten innerhalb der OPEC – zurückzuführen waren. Mit knapp 34 USD pro<br />

Barrel Rohöl war der Ölpreis im März 2004 wiederum auf demselben hohen Niveau<br />

wie ein Jahr zuvor, trotz eines zwischenzeitlichen Rückgangs nach Ende des Irak-<br />

Kriegs auf unter 24 USD. Dennoch wird für 2004 wieder ein Nachlassen der Ölpreise<br />

mit entsprechenden Auswirkungen auf den Welthandel erwartet.<br />

Entwicklung der wichtigsten Weltmarktpreise Abb. 3.3<br />

(1995=100)<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Quelle: OeNB.<br />

1995<br />

Primärgüter<br />

Minerale und NE-Metalle<br />

1996<br />

1997<br />

Nahrungsmittel<br />

1998<br />

Energie<br />

Industrieprodukte<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

69


3.4 Der globale Dienstleistungshandel<br />

Wie aus Tabelle 3.3 ersichtlich ist, wies der globale Handel mit Dienstleistungen seit<br />

1995 kontinuierliche Zuwächse auf. Im Jahr 2001, dem Krisenjahr für den Warenhandel,<br />

stagnierten zwar die Dienstleistungsexporte, doch ergab sich für die anteilsmäßig<br />

wichtigste Kategorie der unternehmensnahen Dienstleistungen ein nominelles Wachstum<br />

von 2 %. Die Entwicklung in den einzelnen Positionen präsentierte sich ziemlich<br />

unterschiedlich. Dem Wachstum bei den unternehmensnahen Diensten stand 2001<br />

ein Rückgang der Exporte sowohl im Reiseverkehr als auch bei den Transportleistungen<br />

(um 2 % bzw. 1 %) gegenüber. Dieser Trend setzte sich 2002 fort und ergab<br />

eine kräftige Ausdehnung der unternehmensnahen Dienste um 9 %, während die<br />

beiden anderen Kategorien mit 4 % immer noch gleich schnell wie der Warenhandel<br />

wuchsen. Insgesamt schien der Handel mit Dienstleistungen geringeren nominellen<br />

Schwankungen ausgesetzt gewesen zu sein, als der Güterhandel. Das Verhältnis des<br />

Niveaus der Warenausfuhren zu jenem der Dienstleistungsexporte lag auch in den<br />

vergangenen zwei Jahr relativ konstant bei ungefähr vier zu eins. 5<br />

Sektorale Gliederung des Welthandels Tab. 3.3<br />

70<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

1995–2000 2001 2002<br />

Warenexporte 5 -4 4<br />

Landwirtschaft -1 0 5<br />

Bergbau 10 -9 -1<br />

Sachgüterproduktion 5 -4 4<br />

Dienstleistungsexporte 4 0 6<br />

Transportleistungen 3 -1 4<br />

Reiseverkehr 3 -2 4<br />

Andere 2 2 9<br />

Quelle: WTO International Trade Statistics 2003.<br />

Betrachtet man den Gesamthandel mit Dienstleistungen, wie sie in der Zahlungsbilanz<br />

erfasst werden, so lassen sich im Vergleich zum Warenhandel zwar Gemeinsamkeiten<br />

hinsichtlich der globalen Bedeutung der wichtigsten Handelsnationen feststellen, die<br />

Salden der Dienstleistungsbilanz verhalten sich jedoch häufig konträr zum Saldo der<br />

jeweiligen nationalen Handelsbilanz (siehe dazu Tabellen 3.9 – 3.11 in den Statistischen<br />

Übersichten). So weist der Dienstleistungshandel eine viel höhere Konzentration auf<br />

die OECD-Länder, und hier wiederum auf die Triade EU–USA–Japan, auf als der Warenhandel:<br />

Die USA waren z.B. mit beinahe einem Fünftel aller Exporte 2002 die mit


Entwicklung des Welthandels<br />

Abstand wichtigsten Dienstleistungsexporteure. Beim Güterhandel lag ihr Anteil 2002<br />

bei rd. 10 % der Weltexporte. Zudem wies die US-amerikanische Dienstleistungsbilanz<br />

2002 mit über 60 Mrd. USD – trotz eines rückläufigen Trends in den letzten Jahren<br />

– einen sehenswerten Überschuss auf. Mit einem Anteil an den globalen Exporten von<br />

ca. 5 % war Japan 2002 der fünftgrößte Exporteur hinter den USA, Großbritannien,<br />

Deutschland und Frankreich. Während Japan und Deutschland ein Defizit aufwiesen,<br />

exportierten alle übrigen wichtigen Handelsnationen (Großbritannien, Frankreich,<br />

Spanien, und bis vor kurzem auch Italien) mehr Dienstleistungen als sie nachfragten.<br />

Die Dienstleistungsströme aus der EU wiesen vor allem in jüngerer Zeit hohe Wachstumsraten<br />

auf. Einige wenige europäische Länder – neben Deutschland auch Irland<br />

und seit 2001 zusätzlich Italien und die Niederlande – wiesen 2002 ein Defizit auf.<br />

Ebenso importierte China mehr Dienstleistungen, als es exportierte. Das Defizit belief<br />

sich 2002 mit 6,9 Mrd. USD auf rd. 17 % der Exporte. Der chinesische Anteil von 2,2 %<br />

an den Weltexporten 2001 entsprach ziemlich genau dem Niveau der österreichischen<br />

Dienstleistungsexporte von 33,3 Mrd. USD. Im Jahr darauf stiegen die Exporteinnahmen<br />

Chinas jedoch auf über 39 Mrd. USD an, während die österreichischen Exporte<br />

„nur“ auf 35,2 Mrd. USD wuchsen. Österreich konnte in der Vergangenheit immer einen<br />

Überschuss bei den Dienstleistungen erwirtschaften, jedoch war der langjährige Trend<br />

stark fallend. Der österreichische Anteil an den globalen Dienstleistungsexporten war<br />

ebenfalls leicht rückläufig und belief sich 2001 auf 2,2 % (1996: 2,6 %).<br />

Mit 47 % Anteil an den weltweiten Dienstleistungsexporten und steigender Tendenz<br />

stellten die unternehmensnahen Dienstleistungen (Finanzierung, Versicherung, Lizenzen<br />

und Patente, EDV- und Kommunikationsleistungen, etc.) die weitaus bedeutendste<br />

Kategorie dar. Die wichtigsten Exporteure in dieser Kategorie waren die USA, Großbritannien,<br />

Deutschland, Japan und Frankreich. Österreich nahm in dieser wichtigen<br />

Position den 14. Rang bei den Exporten weltweit ein, sein Anteil von 3 % (1995)<br />

verringerte sich jedoch entsprechend dem Trend im österreichischen Gesamthandel<br />

auf zuletzt 2,4 % (2002). Der globale Handel mit Transport- und Tourismusleistungen<br />

ging seit 1995 anteilsmäßig leicht zurück. So betrugen 2002 die jeweiligen Anteile<br />

22,3 % (Transportleistungen) und 30,6 % (Reiseverkehr). Die wichtigsten Exporteure<br />

im Reiseverkehr waren erneut die USA, diesmal gefolgt von Spanien, Frankreich, Italien<br />

und Großbritannien. Die Rolle Österreichs in dieser Kategorie war etwas größer und<br />

entsprach Rang acht der Exporteure weltweit, auch hier war die Tendenz fallend.<br />

71


3.5 Ausländische Direktinvestitionen<br />

Das Jahr 2002 brachte zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang der weltweiten<br />

grenzüberschreitenden Direktinvestitionen mit sich. Nach den Rekordzuflüssen in den<br />

Jahren 1999 und 2000 von über einer Bill. US-Dollar pro Jahr gingen die weltweiten<br />

FDI-Zuflüsse auf 824 Mrd. USD (2001) und 651 Mrd. USD (2002) zurück, was dem<br />

Niveau von 1998 entsprach. Nach ersten Schätzungen der UNCTAD stagnierten die<br />

Zuflüsse 2003 bei etwa 656 Mrd. USD, erst 2004 dürfte es, entsprechend der Konjunkturerholung<br />

und des wieder gestiegenen Investorenvertrauens, ein moderates<br />

Wachstum geben. Der Rückgang der <strong>internationale</strong>n Investitionstätigkeit ist im Wesentlichen<br />

auf die globale Konjunkturschwäche zurückzuführen. Allerdings spielten eine<br />

Reihe weiterer Faktoren eine wichtige Rolle: Niedrigere Firmenbewertungen an den<br />

<strong>internationale</strong>n Börsen und gesunkene Renditen, das Ende der Strukturreformen in<br />

einigen Industrien (vor allem in den Transformationsländern) und das Ende der großen<br />

Privatisierungswellen in den fortgeschrittenen Transformationsländern trugen allesamt<br />

zum globalen Einbruch der Kapitalflüsse bei. Der Rückgang wurde zum Großteil durch<br />

die rückläufige Entwicklung bei den grenzüberschreitenden Firmenübernahmen und<br />

-zusammenschlüssen verursacht: Deren Zahl sank von 7.894 (2000) auf 4.493 (2002).<br />

Nicht nur die Anzahl, auch das durchschnittliche Volumen der Transaktionen verringerte<br />

sich beträchtlich – von 145 Mio. auf 82 Mio. USD; dementsprechend weniger waren<br />

auch Übernahmen mit einem Transaktionsvolumen von über 1 Mrd. USD.<br />

3.5.1 Globale Entwicklungen<br />

Der Einbruch bei den passiven FDI fand vor allem in den Industrieländern statt, hier<br />

betrug der Wert der Neuzuflüsse 2002 nur mehr 40 % des Niveaus im Jahre 2000. In<br />

den Entwicklungsländern verringerten sich die Zuflüsse auf zwei Drittel des Wertes<br />

von 2000. Dementsprechend stieg der Anteil der Entwicklungsländer von 18 % auf<br />

25 % an den weltweiten passiven FDI-Flüssen. Nach wie vor konzentrieren sich jedoch<br />

sowohl die passiven als auch noch stärker die aktiven FDI-Flüsse in den OECD-<br />

Ländern. Gemessen am Verhältnis der FDI-Bestände zum BIP ergibt sich hingegen,<br />

wie in der Vergangenheit, in den Entwicklungsländern – und hier insbesondere in<br />

Süd- und Südostasien – eine weitaus höhere Bedeutung der FDI für die einzelnen<br />

Volkswirtschaften (siehe Tabelle 3.12 in den Statistischen Übersichten). Die volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung der FDI-Bestände für die osteuropäischen Transformationsländer<br />

verzeichnete in der vergangenen Dekade ebenfalls einen steilen Aufwärtstrend,<br />

erreichte allerdings noch nicht das westeuropäische Niveau. Für Westeuropa (und<br />

insbesondere die EU-15) zeichnet sich seit 1998 eine überdurchschnittliche Zunahme<br />

72


Entwicklung des Welthandels<br />

der wirtschaftlichen Bedeutung der passiven FDI-Flüsse ab: 2002 betrugen diese 22 %<br />

der Bruttoinvestitionen.<br />

Der spektakuläre Einbruch bei den passiven Direktinvestitionen in den Industrieländern<br />

fand hauptsächlich in den USA und in Großbritannien statt (siehe Tabellen<br />

3.13 und 3.14 in den Statistischen Übersichten). In beiden Ländern war großteils der<br />

drastische Rückgang an grenzüberschreitenden Firmenübernahmen und -zusammenschlüssen<br />

dafür verantwortlich; in den USA spielten auch die außergewöhnlich hohen<br />

Rückzahlungen von firmen-internen Krediten aufgrund des niedrigen Zinsniveaus<br />

eine Rolle. Diese beiden Länder waren gemeinsam für die Hälfte des Rückgangs in<br />

den 16 OECD-Ländern mit rückläufigen FDI-Zuflüssen verantwortlich. Einige wenige<br />

OECD-Mitglieder, darunter Australien, Deutschland, Finnland und Japan, verzeichneten<br />

hingegen 2002 leichte Zuwächse.<br />

Die aktiven Direktinvestitionen der Industrieländer lagen 2002 ebenfalls auf beinahe<br />

der Hälfte des Niveaus vom Jahr 2000. Ebenso gingen die aktiven FDI der Entwicklungsländer<br />

auf rd. 55 % des Wertes im Jahr 2000 zurück. Somit blieben die Anteile<br />

der jeweiligen Ländergruppen konstant. Die zentral- und osteuropäischen Länder<br />

hingegen konnten ihren Anteil an den weltweiten aktiven Direktinvestitionsflüssen von<br />

0,5 % im Jahre 2001 auf 1 % steigern.<br />

3.5.2 Entwicklung in Osteuropa<br />

Die osteuropäischen Transformationsländer konnten als einzige Region 2002 einen<br />

Zuwachs bei den passiven FDI-Flüssen (um beinahe 10 % gegenüber 2000) verbuchen<br />

und steigerten damit ihren weltweiten Anteil auf rd. 4 %. Den Rekordzuflüssen im Jahr<br />

2002 dürften 2003 etwas geringere Zuflüsse von 26 Mrd. USD gefolgt sein. Rückläufig<br />

waren vor allem die mit Privatisierungen in Zusammenhang stehenden FDI-Flüsse, weil<br />

einerseits die Zahl der noch zu privatisierenden Unternehmen zunehmend geringer<br />

wurde und andererseits die Nachfrage durch ausländische Investoren nachließ. Obwohl<br />

die MOEL nach wie vor einen Vorteil bei den Lohnkosten besitzen, verringern sich<br />

diese komparativen Vorteile vor allem in den Beitrittsländern aufgrund der Wechselkursentwicklung<br />

und aufgrund der Übernahme des „acquis communautaire” zunehmend.<br />

Der jüngste Rückgang an passiven FDI-Flüssen nach Osteuropa betraf daher nur die<br />

fünf Beitrittsländer Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn, während<br />

im Baltikum, am Balkan oder in Russland und den GUS-Staaten kein Rückgang zu<br />

beobachten war. Dies spricht allerdings auch für den höheren Entwicklungsstand der<br />

fünf erstgenannten Länder: Einerseits ist der Privatisierungsprozess dort schon sehr<br />

weit fortgeschritten, andererseits zeigt sich bereits ein höheres Ausmaß an Integration<br />

und daher auch Synchronisierung mit den westlichen Industrieländern. Dafür spricht<br />

73


auch das Wachstum der aktiven FDI-Flüsse aus den fünf zentraleuropäischen Ländern<br />

und die damit einhergehende Veränderung der Nettoinvestitionsposition. Bereits<br />

in den ersten drei Quartalen 2003 beliefen sich die aktiven FDI-Flüsse der MOEL-5<br />

auf weit über 1 Mrd. USD und übertrafen den Ganzjahreswert für 2002 von 840 Mio.<br />

USD. Ein Teil dieser beeindruckenden Entwicklung ist auf die Abwertung des Dollars<br />

zurückzuführen; in Euro fiel die Steigerung etwas geringer aus, doch wurde die Milliardengrenze<br />

ebenfalls überschritten. Innerhalb Osteuropas konnte ein Abwandern<br />

der passiven FDI-Flüsse weiter nach Osten (Bulgarien und Rumänien) bzw. in jene<br />

Länder, die bisher wenig FDI erhielten (Kroatien, Serbien-Montenegro), beobachtet<br />

werden. Z.B. investierten zwei große ungarische Firmen (die Ölfirma MOL und die<br />

OTP Sparkasse) jeweils in Kroatien und in Bulgarien. Für 2004 wird innerhalb der<br />

MOEL ein geringes Anwachsen der FDI-Flüsse erwartet. Das Beitrittsjahr dürfte keine<br />

zusätzlichen Investitionsimpulse in den neuen Mitgliedsländern bringen. Der relative<br />

Kostenvorteil dürfte sich mittelfristig halten und daher ein Stimulus für Investitionen<br />

bleiben, allerdings wird das relativ hohe Ausbildungsniveau eine zunehmende Rolle<br />

für Investitionsentscheidungen spielen, was höherwertige und technologieintensivere<br />

Investitionen anlocken wird. Ebenso wird erwartet, dass vor allem asiatische Investoren<br />

zunehmend die MOEL als Plattform für die Erschließung des EU-Binnenmarktes<br />

verwenden werden.<br />

3.5.3 Entwicklung in Asien<br />

Asien verzeichnete 2002 einen Rückgang an Direktinvestitionen, die Entwicklung<br />

innerhalb der Region jedoch verlief stark unterschiedlich: Die passiven FDI-Flüsse<br />

sanken im Vergleich zum Vorjahr in 31 der 57 Länder, in einigen Ländern, wie z.B.<br />

China, Malaysia und die Philippinen, stiegen sie an. Innerhalb Asiens war ein hohes<br />

Ausmaß an intra-regionalen FDI-Flüssen zu beobachten, das die Ausdehnung von<br />

regionalen Produktionsnetzwerken und die zunehmende regionale Integration in Asien<br />

widerspiegelte. Sektoral war der Rückgang von Direktinvestitionen aufgrund der<br />

globalen Nachfrageschwäche und der Rationalisierung der Produktionsprozesse vor<br />

allem in der Elektronikindustrie zu spüren.<br />

3.5.4 Institutionelle Veränderungen<br />

Die optimistischen Erwartungen hinsichtlich der FDI für 2004 stützen sich auf eine Reihe<br />

institutioneller Veränderungen, die angesichts der geringen Kapitalzuflüsse in den<br />

letzten Jahren stattfanden. Eine Reihe von Ländern setzte entsprechende regulative<br />

Schritte zur Beschleunigung der Liberalisierung ihrer Kapitalmärkte. 2002 wurden 236<br />

74


Entwicklung des Welthandels<br />

FDI-fördernde Regulierungsmaßnahmen in 70 Ländern gesetzt. Asien erwies sich als<br />

die sich am schnellsten öffnende Empfängerregion. Nicht erst angesichts des globalen<br />

Rückgangs der FDI, sondern als Teil eines längerfristigen Trends schlossen immer<br />

mehr Länder bilaterale Investitionsabkommen sowie gegenseitige Doppelbesteuerungsabkommen<br />

ab. 2002 gab es 82 zusätzliche Investitionsabkommen zwischen 76 Ländern<br />

und 68 neue Doppelbesteuerungsabkommen zwischen 64 Ländern. Weiters<br />

stieg, wie bereits in Kapitel 2 erwähnt, die Zahl regionaler Handelsabkommen, die<br />

vermehrt eigene Investitionskapitel beinhalten. Die meisten dieser Abkommen wurden<br />

zwischen der EU und einer Reihe weniger entwickelter Länder, vor allem in Osteuropa<br />

und im Mittelmeerraum, geschlossen. Für die Beitrittsländer in Osteuropa wird es eine<br />

große Herausforderung sein, ihre FDI-Regime den EU-Richtlinien anzupassen und<br />

gleichzeitig die Rückflüsse aus EU-Mitteln im Rahmen der Regionalentwicklungsfonds<br />

und anderer Instrumente zu maximieren.<br />

Anmerkungen<br />

1 Laut Angaben der WTO vom April 2004 wuchsen die Weltgüterexporte und -importe 2003 in<br />

US-Dollar um je 16 %.<br />

2 Nominell fiel die Nachfragesteigerung aufgrund der Euro-Aufwertung wesentlich stärker aus,<br />

als real aufgrund des Konjunkturaufschwungs.<br />

3 Das amerikanische Leistungsbilanzdefizit fiel etwas geringer aus, wuchs jedoch ebenfalls<br />

von 4,6 % des BIP 2002 auf rd. 5 % 2003.<br />

4 Im März 2004 gab es nur vier WTO-Mitglieder – Hongkong, Macao, Mongolei, und Taiwan –,<br />

die an keinem regionalen Freihandelsabkommen beteiligt waren. Mit Ausnahme der Mongolei<br />

verhandelten zu diesem Zeitpunkt bereits alle übrigen drei um die Aufnahme in regionale<br />

Präferenzabkommen.<br />

5 Es sei in diesem Zusammenhang auf die Problematik der Abgrenzung und der statistischen<br />

Erfassung des Dienstleistungshandels hingewiesen. Siehe dazu auch Kapitel 14.<br />

75


ÖSTERREICHS AUSSENWIRTSCHAFT<br />

77


4 WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG<br />

ÖSTERREICHS IM ÜBERBLICK<br />

Nach dem Konjunktureinbruch 2001 – das reale BIP war nur um 0,8 % gestiegen<br />

– belebte sich das Wirtschaftswachstum in Österreich 2002 mit 1,4 % nur leicht.<br />

Zur Jahresmitte 2002 trübte sich die Stimmung der Unternehmen als Reaktion<br />

auf die Börsenkrise sowie die unsichere <strong>internationale</strong> Konjunktur ein, wodurch<br />

sich diese Schwächephase auch im Jahr 2003 fortsetzte. Das Wachstum verlor<br />

im Jahresverlauf weiter an Dynamik (von 1 % im 1. Quartal auf nur 0,5 % im<br />

4. Quartal). Mit einer Zunahme des realen BIP um 0,7 % für das Gesamtjahr<br />

konnte Österreich immerhin – wie schon 2002 – ein besseres Ergebnis als die<br />

Eurozone und Deutschland erreichen. Während 2002 die Außenwirtschaft der<br />

„Wachstumsmotor“ war, stabilisierte 2003 die Inlandsnachfrage, insbesondere die<br />

Investitionen, die Konjunktur. Der Außenbeitrag dämpfte 2003 das Wirtschaftswachstum<br />

um 1 Prozentpunkt. Die globale Erholung übertrug sich auch 2004 aufgrund<br />

der Euro-Aufwertung sowie der anhaltenden Nachfrageschwäche im Inland<br />

nur zögernd auf den Euroraum und damit auf Österreich. Es bleibt abzuwarten,<br />

ob sich der Aufschwung nach der jüngsten „Konjunkturpause“ weiter fortsetzen<br />

wird oder ob die zaghafte Belebung der zweiten Jahreshälfte 2003 bereits wieder<br />

zu Ende ist. Unter der Annahme, dass sich die Erholung der <strong>internationale</strong>n und<br />

österreichischen Konjunktur zwar verlangsamt, aber nicht zum Stillstand kommt,<br />

wird für das Jahr 2004 ein Wirtschaftswachstum von real 1,5 % prognostiziert.<br />

Auch 2004 wird die Inlandsnachfrage der stabilisierende Konjunkturfaktor sein.<br />

Die Außenwirtschaft dürfte 2004 mit +0,3 Prozentpunkten nur relativ wenig zum<br />

Wirtschaftswachstum beitragen.<br />

4.1 Die Konjunktur 2002/2003 und Ausblick auf 2004<br />

4.1.1 Aufschwung 2002 unterbrochen<br />

Im Frühjahr 2002 belebte sich das Wirtschaftswachstum in Österreich leicht, flachte<br />

aber im Jahresverlauf wieder merklich ab (Abbildung 4.1). Vor allem als Reaktion auf<br />

die Börsenkrise sowie die anhaltend unsichere <strong>internationale</strong> Konjunktur trübte sich<br />

zur Jahresmitte die Stimmung der Unternehmen ein. Die Hochwasserkatastrophe im<br />

Sommer 2002 beeinträchtigte die heimische Wirtschaft zusätzlich. Mit einer Zunahme<br />

des realen BIP um 1,4 % fiel 2002 die Erholung – nach dem Konjunktureinbruch 2001<br />

(+0,8 %) – nur sehr mäßig aus.<br />

Die Konjunkturschwäche kam vor allem im Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen<br />

(–2,8 %), insbesondere der Ausrüstungen (–5,2 %, davon Maschinen und Fahrzeuge<br />

79


jeweils etwa –7 %) zum Ausdruck. Etwas besser hielten sich die Bauinvestitionen, die<br />

nur um 0,7 % unter ihrem Vorjahresniveau blieben. Die Konsumnachfrage lieferte nur<br />

einen bescheidenen Beitrag zur Belebung der Konjunktur. Der private Konsum nahm<br />

um 0,8 % zu, der öffentliche Konsum stagnierte. Die Konsumenten hielten sich wegen<br />

der schlechten Arbeitsmarktlage und der Unsicherheiten über ihre künftige finanzielle<br />

Situation (auch infolge der Pensionsdebatte) bei Neuanschaffungen zurück.<br />

Entwicklung des realen BIP Abb. 4.1<br />

Veränderung zum Vorjahr/Vorquartal (in %)<br />

Quelle: WIFO.<br />

80<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

��<br />

����<br />

����<br />

��������������<br />

����<br />

����<br />

����������������������������������<br />

Wichtigste Konjunkturstütze war 2002 der Außenbeitrag (siehe Tabelle 4.1 und Abbildung<br />

4.4), der mit 1,4 Prozentpunkten am Wachstum beteiligt war. Dies war nicht<br />

nur eine Folge der Ausweitung der Exporte, sondern auch der stagnierenden Importe.<br />

Die Gesamtexporte erreichten mit real +3,7 % die niedrigste Zunahme seit 1995, die<br />

Gesamtimporte nahmen nur um +1,2 % zu (siehe Tabellen 4.5 – 4.7 in den Statistischen<br />

Übersichten). Der Saldo der Leistungsbilanz war, zum ersten Mal seit 1991,<br />

aktiv (0,7 Mrd. Euro bzw. 0,3 % des BIP). Die Warenexporte lt. Außenhandelsstatistik<br />

stiegen real um 5,2 %, die Ausfuhren von Dienstleistungen blieben auf dem Vorjahresniveau<br />

(+0,1 %). Die Wareneinfuhren stagnierten mit +0,8 %. Schwach war vor<br />

allem die Nachfrage nach ausländischen Investitions- und Konsumgütern. Die Importe<br />

von Dienstleistungen stiegen um 3,1 %. Die Handelsbilanz ergab zum ersten Mal in<br />

der Nachkriegszeit einen Überschuss. Dazu trug auch die Verbesserung der Terms<br />

of Trade (TOT) um gut 1 % bei. Die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����


Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick<br />

verbilligte die Einfuhren aus dem Dollarraum (u.a. Erdöl), die Preise der Importe gaben<br />

mehr nach als die der Exporte.<br />

Beiträge zum realen Wirtschaftswachstum Tab. 4.1<br />

2001 2002 2003 2004 *<br />

In Prozentpunkten<br />

Konsum 1) 0,5 0,5 0,8 1,0<br />

Ausrüstungsinvestitionen -0,2 -0,6 0,6 0,3<br />

Bauten -0,3 -0,1 0,3 0,3<br />

Vorratsveränderung 2) -0,1 0,2 0,1 -0,4<br />

Inländische Nachfrage -0,2 0,0 1,8 1,2<br />

Außenbeitrag 0,9 1,4 -1,0 0,3<br />

Exporte 3,8 2,0 0,5 2,5<br />

Importe -2,9 -0,6 -1,6 -2,1<br />

Bruttoinlandsprodukt 0,8 1,4 0,7 1,5<br />

1) Privat und Staat. 2) Einschließlich Statisistischer Differenz.<br />

* WIFO-Prognose vom April 2004.<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO.<br />

In der Sachgüterproduktion (real +0,5 %) verstärkte sich der Wachstumseinbruch<br />

im Jahr 2002. Die wichtigste Ursache war die schwache Exportentwicklung. In der<br />

Bauwirtschaft setzte sich die negative Tendenz weiter fort (–0,5 %). Dank günstiger<br />

Bedingungen nahm die Bruttowertschöpfung in der Landwirtschaft (+5,7 %) sowie<br />

in der Energieversorgung (+5,3 %) kräftig zu, doch haben diese Sektoren nur einen<br />

geringen Anteil an der Entstehung des BIP.<br />

Die Inflation (VPI) stieg 2002 mit 1,8 % um fast 1 Prozentpunkt langsamer als im Vorjahr,<br />

vor allem dank der Beruhigung der Energiepreise in der ersten Jahreshälfte. Die Bargeldeinführung<br />

des Euro verteuerte die Ausgabenpositionen mit einem großen Gewicht<br />

im Warenkorb, wie z.B. Mieten und Energie, nicht überproportional. Der Übergang zur<br />

neuen Währung machte sich allerdings z.T. bei persönlichen Dienstleistungen und einigen<br />

Gütern des täglichen Bedarfs in Form von Preiserhöhungen bemerkbar, was bei den<br />

Konsumenten den Eindruck einer spürbaren Verteuerung hervorrief („Teuro“). Der harmonisierte<br />

europäische Verbraucherpreisindex wies im Jahresdurchschnitt 2002 einen<br />

Anstieg um 1,7 % aus. Damit lag Österreich unter den Euro-Ländern mit der niedrigsten<br />

Inflationsrate an dritter Stelle nach Deutschland (+1,3 %) und Belgien (+1,6 %).<br />

Infolge der Konjunkturschwäche verschlechterte sich 2002 die Arbeitsmarktlage. Die<br />

Zahl der Arbeitsplätze war im Jahresdurchschnitt 2002 um 14.000 (–0,5 %) niedriger<br />

als im Vorjahr. Besonders betroffen waren neben der Sachgüterproduktion (–2,5 %)<br />

das Bauwesen (–2,8 %) und die öffentliche Verwaltung (–1 %). Da sich das Arbeitskräfteangebot<br />

trotz der Konjunkturschwäche erhöhte, nahm die Zahl der Arbeitslosen<br />

81


mit fast 29.000 zusätzlichen Arbeitssuchenden kräftig zu. Diese Entwicklung ging auf<br />

die Zunahme des Angebotes von ausländischen Arbeitskräften und die Anhebung des<br />

Antrittsalters für die Frühpension zurück. Die Arbeitslosenquote nach österreichischer<br />

Berechnung stieg von 6,1 % (2001) auf 6,9 % (im Jahresdurchschnitt 2002), nach<br />

Eurostat-Definition von 3,6 % auf 4,3 %. Österreich hatte damit nach wie vor eine der<br />

niedrigsten Arbeitslosenquoten in der EU.<br />

Der Finanzierungssaldo des Staates lt. Maastricht-Definition war – nach einem Überschuss<br />

von 0,2 % des nominellen BIP im Jahr 2001 – im Jahr 2002 in etwa ausgeglichen<br />

(–0,2 %). Lt. VGR betrug das Defizit im Staatshaushalt 0,4 % des nominellen<br />

BIP. Der Fehlbetrag fiel niedriger aus als erwartet, weil sich die Steuereinnahmen trotz<br />

schwacher Konjunktur günstig entwickelten und die Unterstützungen für Hochwasseropfer<br />

geringer ausfielen als vorgesehen. Begünstigt wurde das Ergebnis auch durch<br />

die periodengerechte Aufteilung des Zinsaufwands und der Eigenmittelzahlungen an<br />

die EU, durch die diese Ausgaben geringer ausfielen als auf Cash-Basis.<br />

4.1.2 Weiteres Nachlassen der Konjunktur 2003<br />

In Westeuropa lies die Konjunktur 2003 weiter nach. Deutschland musste sogar<br />

einen Rückgang des realen BIP hinnehmen. Zur schwachen Binnennachfrage kam<br />

die Euroaufwertung hinzu, die den Export erschwerte. In den EU-Beitrittsländern hat<br />

sich das Wirtschaftswachstum beschleunigt und lag mit 3,6 % deutlich über jenem<br />

der EU-15 (siehe Abbildung 4.2).<br />

Wirtschaftswachstum in Österreich und in der EU-15 Abb. 4.2<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

* WIFO-Prognose<br />

Quelle: Statistik Austria.<br />

82<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

Österreich<br />

EU-15<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004*


Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick<br />

In Österreich setzte sich 2003 die Schwächephase bereits das dritte Jahr fort. Mit<br />

einer Zunahme des realen BIP um +0,7 % konnte aber die österreichische Wirtschaft<br />

– ebenso wie schon 2002 – ein besseres Ergebnis als die Eurozone und Deutschland<br />

erreichen. Die Wachstumsdynamik flachte sich im Jahresverlauf ab, sie fiel von 1 %<br />

Wachstum im 1. Quartal auf nur 0,5 % im 4. Quartal zurück. Das um Saison- und<br />

Arbeitstagseffekte bereinigte BIP lässt seit Jahresanfang eine zögerliche Erholung<br />

erkennen, die allerdings zu Jahresende wieder nachließ (siehe Abbildung 4.1).<br />

Während 2002 die Außenwirtschaft der „Wachstumsmotor“ war, stabilisierte 2003 die<br />

Inlandsnachfrage die Konjunktur. Den größten Wachstumsbeitrag lieferten 2003 die<br />

Investitionen: Die Ausrüstungsinvestitionen nahmen real um 6,1 % zu; verstärkt angeschafft<br />

wurden sowohl Maschinen und Elektrogeräte (+6,8 %) als auch Fahrzeuge<br />

(+4,1 %). Der Impuls für die heimische Produktion hielt sich allerdings in Grenzen, da<br />

ein beträchtlicher Teil durch Importe gedeckt wurde. Im 4. Quartal 2003 stiegen die<br />

Ausrüstungsinvestitionen um 12 % an. Diese Zunahme war auf Vorzieheffekte wegen<br />

der ursprünglich bis Ende 2003 befristeten Investitionszuwachsprämie zurückzuführen.<br />

Wichtige Konjunkturstütze waren auch die Bauinvestitionen. Nach einem Rückgang in<br />

den zwei vorangegangenen Jahren wurden sie 2003 deutlich ausgeweitet (+2,8 %).<br />

Vor allem Investitionen im Infrastrukturbereich nahmen zu, da die öffentliche Hand mit<br />

Tiefbauaufträgen Impulse setzte. Auch im Wohnbau zeigten sich Erholungstendenzen<br />

(+1,6 %), nachdem das Bauvolumen seit sechs Jahren geschrumpft war.<br />

Der private Konsum stieg 2003 mit real 1,3 % etwas stärker als im Jahr zuvor; teils war<br />

dies auf Neuanschaffungen von PKWs zurückzuführen. Gegen Jahresende ließ die<br />

Kauflust jedoch nach (4. Quartal: –0,1 %). Der öffentliche Konsum war wie bisher von<br />

anhaltenden Sparbemühungen geprägt, dennoch war 2003 eine mäßige Expansion<br />

zu verzeichnen (+0,7 %).<br />

Der Außenbeitrag dämpfte 2003 das Wirtschaftswachstum um 1 Prozentpunkt. Nachdem<br />

die österreichische Exportwirtschaft 2002 trotz der <strong>internationale</strong>n Konjunkturschwäche<br />

noch relativ kräftig expandiert hatte, verlangsamte sich das Wachstum 2003<br />

mit nur mehr 1,0 % deutlich. Im Warenexport wurde das Vorjahresniveau real leicht<br />

übertroffen (+2,0 %), nicht aber im Export von Dienstleistungen. Der Gesamtimport<br />

wuchs mit real +3 % stärker als im Jahr 2002. Zugenommen hat aufgrund der lebhaften<br />

Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen der Warenimport (real +4,7 %), an<br />

Dienstleistungen wurde um 0,8 % weniger eingeführt.<br />

Die größten Zuwächse an realer Wertschöpfung wurden 2003 im Bauwesen (+2,5 %)<br />

und in der Energie- und Wasserversorgung (+2,6 %) erreicht. Die meisten Dienstleistungsbranchen<br />

waren von der Konjunkturschwäche geprägt, die reale Wertschöpfung<br />

der Banken und Versicherungen stagnierte. Einen Rückgang gab es in der Sachgü-<br />

83


terproduktion (–0,2 %), in der öffentlichen Verwaltung (–0,2 %) und in der Land- und<br />

Forstwirtschaft (–4,8 %).<br />

Der intensive Wettbewerb, der starke Euro und die fallenden Importpreise hielten die<br />

Inflation niedrig: Der VPI verzeichnete mit +1,3 % den geringsten Anstieg seit 1999.<br />

Österreich zählte, nach Deutschland, zu den preisstabilsten Ländern der Eurozone.<br />

Die schwache Konjunktur ließ keine Besserung auf dem Arbeitsmarkt zu. Die Anzahl<br />

der unselbständig Beschäftigten nahm nur um 6.000 (+0,2 %) zu, die Arbeitslosenquote<br />

stieg geringfügig, auf 7,0 % bzw. 4,4 % (Eurostat) an. Der Finanzierungssaldo<br />

des Staates verschlechterte sich um 1 Prozentpunkt und wies ein Defizit von 1,1 %<br />

des BIP aus.<br />

4.1.3 Nur mäßige Konjunkturerholung 2004<br />

Die Erholung der Weltwirtschaft gewann zu Beginn des Jahres 2004 weiter an Stärke.<br />

Die Dynamik überträgt sich allerdings nur zögernd auf die Eurozone, wozu die starke<br />

Aufwertung des Euro sowie die anhaltende Schwäche der Binnennachfrage beitragen.<br />

Im Gegensatz zu den USA fehlen in der EU die expansiven Signale der Wirtschaftspolitik.<br />

Unternehmen und private Haushalte sind verunsichert und schieben geplante<br />

Investitionen auf bzw. neigen zu gesamtwirtschaftlich nachteiligem Vorsichtssparen.<br />

Seit Jahresbeginn 2004 trübten sich die Konjunkturaussichten für die Eurozone und<br />

für Österreich ein. Frühindikatoren (die Unternehmensbefragungen der Europäischen<br />

Kommission, der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland, der WIFO-Konjunkturtest<br />

für Österreich) zeigen, dass das Geschäftsklima in der konjunkturreagiblen Sachgütererzeugung<br />

– nach einer kurzen Belebung von Mitte bis Ende 2003 – ungünstiger<br />

eingeschätzt wird. Die Unternehmen sehen keine weitere Verbesserung der Auftragslage<br />

und beurteilen die Produktionsaussichten zurückhaltender als zuvor. Es bleibt<br />

abzuwarten, ob sich der Aufschwung nach der jüngsten „Konjunkturpause“ weiter<br />

fortsetzen wird oder ob die zaghafte Konjunkturerholung der zweiten Jahreshälfte<br />

2003 bereits wieder zu Ende ist. Unter der Annahme, dass sich die Erholung der <strong>internationale</strong>n<br />

und österreichischen Konjunktur verlangsamt, aber nicht zum Stillstand<br />

kommt, wird für das Jahr 2004 ein Wirtschaftswachstum von real 1,5 % prognostiziert 1<br />

(siehe Tabelle 4.4 in den Statistischen Übersichten).<br />

Wie schon im vergangenen Jahr sollte auch 2004 die Inlandsnachfrage der stabilisierende<br />

Konjunkturfaktor sein. Die Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen dürfte sich zwar<br />

abschwächen, aber immerhin um 3,0 % zunehmen. Die Ergebnisse des WIFO-Investitionstests<br />

lassen auf keine stärkere Erholung der Investitionsaktivitäten schließen.<br />

Die Bauwirtschaft könnte mit real 2,5 % wieder recht kräftig wachsen, insbesondere<br />

dank reger Investitionsaktivitäten im Infrastrukturbau. Der private Konsum wird sich<br />

84


Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick<br />

voraussichtlich leicht beleben (+1,7 %), wobei vor allem dauerhafte Konsumgüter mehr<br />

nachgefragt werden (+3 %) 2 könnten.<br />

Die Außenwirtschaft dürfte 2004 mit +0,3 Prozentpunkten nur relativ wenig zum Wirtschaftswachstum<br />

beitragen. Die Gesamtexporte werden 2004 mit real 4,4 % vermutlich<br />

merklich stärker als in den beiden Vorjahren steigen. Die Belebung im Tourismus<br />

(+2,0 %) dürfte nur mäßig ausfallen. Die Zunahme der Gesamtimporte (+4,0 %) sollte<br />

nur knapp unter jener der Exporte bleiben.<br />

Ab Mitte 2003 zeichnete sich eine Belebung der konjunkturreagiblen Sachgütererzeugung<br />

ab. Produktionserwartungen und Auftragsbestände wurden im WIFO-Konjunkturtest<br />

wesentlich günstiger beurteilt, die Unternehmen schätzten die in die Zukunft<br />

reichenden Indikatoren optimistischer ein. Das Konjunkturbild trübte sich allerdings<br />

bereits wieder ein. Die Auftragsbestände nahmen nicht weiter zu, in der Umfrage<br />

vom März 2004 gingen die Produktionserwartungen saisonbereinigt gegenüber dem<br />

Vormonat zurück. Das WIFO erwartet nach einer Stagnation der Wertschöpfung in<br />

der Sachgütererzeugung im Jahr 2003 für heuer ein verhaltenes Wachstum von real<br />

2,2 %.<br />

Die Inflation erhöhte sich zu Jahresbeginn 2004 leicht, ohne allerdings die Marke<br />

von 2 % – die als Grenze der Preisstabilität gilt – zu erreichen. Im Jahresdurchschnitt<br />

dürfte der Preisauftrieb auf Verbraucherebene mit 1,6 % über jenem des Jahres 2003<br />

bleiben. Nach dem einheitlich berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex<br />

wird die Inflation vermutlich 1,4 % betragen. Österreich bleibt eines der preisstabilsten<br />

Länder der Eurozone. Zum Preisauftrieb dürfte 2004 neben der Rohölverteuerung<br />

auf den Weltmärkten auch die Anhebung der Energiesteuern zu Jahresbeginn 2004<br />

beitragen. Die Energieverteuerung schlägt auch auf die Preise industriell-gewerblicher<br />

Güter durch, deren Anstieg aber durch den Rückgang der Lohnstückkosten in<br />

der Sachgütererzeugung und der Importpreise gedämpft wird. Die Bruttoeinkommen<br />

je unselbständig Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) steigen 2004 wie im Vorjahr um<br />

etwa 2½ %.<br />

Auf dem Arbeitsmarkt ist 2004 keine Trendwende zum Besseren abzusehen. Insgesamt<br />

sollte 2004 die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten um 0,5 % steigen. Ein<br />

Beschäftigungszuwachs ist im öffentlichen und halböffentlichen Bereich zu erwarten:<br />

Für Unterricht und Gesundheit werden Arbeitskräfte nachgefragt. Auch bei den unternehmensnahen<br />

Dienstleistungen steigt die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse.<br />

Hier spiegelt sich der anhaltende Trend zur Auslagerung von Dienstleistungen aus<br />

der Industrie und dem öffentlichen Sektor wider. Im Baugewerbe sollte sich der Beschäftigungsrückgang<br />

aufgrund der regen Produktionszunahme verlangsamen. In<br />

der Sachgüterproduktion könnte die Erholung zu gering sein, um die Arbeitsplatzverluste<br />

zum Stillstand zu bringen. Dem nur leichten Anstieg der Beschäftigung steht<br />

85


eine beträchtliche Ausweitung des Arbeitskräfteangebots durch eine Zunahme der<br />

Zahl ausländischer Arbeitskräfte gegenüber. Durch die Saisonnierregelung kommen<br />

zusätzliche Arbeitskräfte nach Österreich, der Zugang zum Arbeitsmarkt wurde für<br />

länger im Inland ansässige Angehörige ausländischer Arbeitnehmer erleichtert. Die<br />

Änderungen im Pensionssystem haben einen angebotserhöhenden Effekt, da das<br />

effektive Pensionsantrittsalter kontinuierlich steigt. Die Arbeitslosenquote dürfte sich<br />

2004 von 7,0 % der unselbständigen Erwerbspersonen im Jahr 2003 auf 7,2 % erhöhen.<br />

Das entspräche einem Niveau von 246.000 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt.<br />

Die Arbeitslosenquote laut Eurostat steigt vermutlich von 4,4 % auf 4,5 %. Dies ergäbe<br />

weiterhin einen der niedrigsten Werte der Eurozone.<br />

Der Finanzierungssaldo des Staates (Maastricht-Definition) sollte 2004 mit einem<br />

Abgang von 1,0 % des BIP knapp unter jenem des Vorjahres bleiben. Der Anstieg<br />

der Ausgaben für Sozialleistungen sollte aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der<br />

steigenden Kosten für Kinderbetreuungsgeld und Altersteilzeitgeld voraussichtlich<br />

kräftig bleiben.<br />

4.2 Volkswirtschaftliche Bedeutung der Außenwirtschaft<br />

4.2.1 Die Außenwirtschaft in der VGR<br />

Die Exporte laut VGR (Gesamtexporte; Exporte i. w. S.) erreichten im Jahr 2003 zu<br />

laufenden Preisen den Wert von 116 Mrd. Euro, in realer Rechnung (Preise 1995)<br />

112 Mrd. Euro. Mehr als zwei Drittel der Gesamtexporte bestehen aus Warenausfuhren,<br />

deren Anteil (zu laufenden Preisen) von 60 % (1993) auf 68 % (2003) anstieg. 3 Der<br />

Exportanteil des Reiseverkehrs fiel hingegen innerhalb von zehn Jahren von 19 % auf<br />

10,5 % zurück (siehe Tabellen 4.5 bis 4.7 in den Statistischen Übersichten).<br />

Die sonstigen Dienstleistungen waren 2003 mit 14 % am Export beteiligt, deren Anteil<br />

nahm um etwa 1 Prozentpunkt zu. Wichtigste Posten sind der Transport, unternehmensbezogene<br />

Dienstleistungen (Handel, operationales Leasing, technische Dienste<br />

usw.), Versicherungs-, Finanz- und Informationsdienste sowie Patente und Lizenzen.<br />

Entgegen manchen Erwartungen expandierten die Exporte von Waren deutlich stärker<br />

als jene von Dienstleistungen. Die Nicht aufteilbaren Leistungen (NAL) – eine<br />

Restgröße, die statistisch nicht erfasste Deviseneinnahmen auffängt – trugen 2003<br />

mit 7 % zum Gesamtexport bei.<br />

Die Gesamtimporte beliefen sich 2003 auf 113 Mrd. Euro, real auf 108 Mrd. Euro. Die<br />

Struktur der Importe war 2003 ähnlich jener der Exporte: Auf Waren entfielen 68 %,<br />

auf den Tourismus 9 %, auf die sonstigen Dienstleistungen und auf die NAL jeweils<br />

11,5 %. Im Vergleich zu 1993 veränderten sich die Anteile nur wenig, jene des Reise-<br />

86


Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick<br />

verkehrs verringerten sich etwas. Die Bedeutung der NAL verdoppelte sich allerdings<br />

seit 1993, was auf Probleme der Außenhandelsstatistik hinweist.<br />

Die Gesamtexporte lt. VGR stiegen 2002 real um 3,7 %, wobei der höchste Zuwachs<br />

– trotz <strong>internationale</strong>r Konjunkturschwäche – mit 5,4 % bei Waren erzielt werden konnte.<br />

Die Ausfuhren von Dienstleistungen blieben nur etwa auf dem Vorjahresniveau: Die<br />

Einnahmen aus dem Tourismus nahmen zwar um 1,9 % zu, aus sonstigen Dienstleistungen<br />

um 3,4 %, doch brachten die NAL um 7,1 % weniger ein. Nachdem die österreichische<br />

Exportwirtschaft 2002 noch recht positiv abschloss, verlangsamte sich 2003<br />

das Wachstum – als Folge der Nachfrageschwäche der wichtigsten Handelspartner in<br />

Westeuropa und der Euroaufwertung – deutlich (+1,0 %). Im Güterexport wurde das<br />

Vorjahresniveau real leicht übertroffen (+2 %), nicht aber im Export von Dienstleistungen:<br />

Während im Reiseverkehr ein Zuwachs von 1,6 % erzielt werden konnte, gingen<br />

die Einnahmen aus sonstigen Dienstleistungen und NAL real zurück.<br />

Die Gesamteinfuhren nahmen 2002 real nur um 1,2 % zu, wobei Wareneinfuhren<br />

mit +0,4 % stagnierten. Schwach war vor allem die Nachfrage nach ausländischen<br />

Investitions- und Konsumgütern. Die realen Ausgaben für den Tourismus schrumpften<br />

um 4 %, die Importe von Dienstleistungen nahmen aber infolge des Anstiegs der NAL<br />

zu. Trotz schwächeren Wachstums der Binnenwirtschaft wuchsen 2003 die Gesamtimporte<br />

mit real +3,0 % stärker als im Jahr 2002. Der Warenimport nahm aufgrund der<br />

lebhaften Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen zu (real +4,7 %), während die<br />

Dienstleistungsimporte zurückgingen.<br />

4.2.2 Preise und Wettbewerbsfähigkeit im Außenhandel<br />

Die <strong>internationale</strong> Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft wird vor allem durch<br />

die Entwicklung der relativen Preise und Kosten der heimischen Produktion und der<br />

Produktion der ausländischen Wettbewerber bestimmt. Diese Faktoren bilden jedoch<br />

nur einen – wenn auch besonders wichtigen – Teil der Konkurrenzsituation ab. Auch<br />

Nichtpreisfaktoren wie die Produktqualität, die Produktpalette, die Lieferfähigkeit, das<br />

Angebot an hochwertigen Dienstleistungen sowie auch das soziale Klima beeinflussen<br />

maßgeblich die Wettbewerbskraft einer Wirtschaft.<br />

Ein Indikator, der die relativen Preise und Kosten in einheitlicher Währung und damit<br />

die preisliche und kostenmäßige Wettbewerbsfähigkeit misst, ist der real-effektive<br />

Wechselkurs. Dieser kann auf Basis der relativen Arbeitskosten oder der relativen<br />

Verbraucherpreise errechnet werden. Die Aussagekraft dieser Wettbewerbsindikatoren<br />

zeigt sich bei einem Vergleich der Exportentwicklung und der Veränderung der realen<br />

Wechselkurse: Einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit (einem Sinken des realen<br />

Wechselkurses) folgen in der Regel Exportgewinne.<br />

87


Gemessen an der Entwicklung des realen Wechselkurses (auf Basis der relativen<br />

Preise) verbesserte sich in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre die Wettbewerbsposition<br />

der österreichischen Wirtschaft merklich. Die Jahre 2001 und 2002 brachten<br />

hingegen eine leichte, 2003 eine deutliche Aufwertung (+2,8 %), welche die Konkurrenzfähigkeit<br />

schwächte (siehe Tabelle 4.2). Im Jahr 2003 musste Österreich reale<br />

Marktanteilsverluste hinnehmen (vgl. Kap. 5.3). Eine wichtige Rolle spielte dabei die<br />

anhaltende Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro.<br />

Indikatoren zur Wettbewerbsfähigkeit Österreichs Tab. 4.2<br />

88<br />

1990–1995 1995–2000 2001 2002 2003 2004*<br />

durchschnittliche<br />

jährl. Veränderung in %<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Real effektiver Wechselkurs 1) - - 2,4 + 0,3 + 0,6 + 2,8 + 1,2<br />

Lohnstückkosten der Industrie + 0,5 - 3,1 + 1,6 - 0,7 + 0,3 - 1,2<br />

Relative Lohnstückkosten<br />

gegenüber den Handelspartnern 2) + 0,8 - 3,5 - 0,4 - 0,7 + 2,1 - 1,1<br />

Produktivität (Stunden) - + 5,1 + 1,6 + 3,6 + 1,5 + 3,4<br />

Exportpreise insgesamt + 0,9 + 0,8 - 0,1 - 0,5 - 0,1 + 0,1<br />

Waren - 0,1 + 0,6 - 0,9 - 0,9 - 0,6 - 0,2<br />

Tourismus + 3,4 + 1,6 + 2,1 + 1,8 + 2,1 + 2,0<br />

Importpreise insgesamt + 0,8 + 1,4 - 0,3 - 1,7 - 0,8 - 0,1<br />

Waren - 0,1 + 1,2 - 0,7 - 2,8 - 1,2 - 0,5<br />

Tourismus + 1,6 + 3,0 + 2,8 + 3,1 + 2,1 + 2,0<br />

TOT insgesamt + 0,1 - 0,6 + 0,2 + 1,3 + 0,7 + 0,2<br />

1) Auf Basis relativer Preise. 2) Minus bedeutet Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />

* WIFO-Prognose vom April 2004.<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO.<br />

Wichtige Hinweise auf die kostenbestimmte oder preisliche Wettbewerbsfähigkeit einer<br />

Wirtschaft liefert auch die Entwicklung der Arbeitskosten der Industrie in Relation zum<br />

Ausland. Die Arbeitskosten sind die wichtigste Kostenkomponente des Industriesektors.<br />

Verglichen werden zumeist Lohnstückkosten. Diese werden aus dem Verhältnis der<br />

Kosten einer Arbeitsstunde zur Stundenproduktivität errechnet.<br />

In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre verbesserten sich die relativen Lohnstückkosten<br />

in der Sachgütererzeugung gegenüber den Handelspartnern um 3 % pro Jahr. Dazu<br />

trugen der hohe Anstieg der Produktivität (5,1 % pro Jahr) 4 , eine Stabilisierung der<br />

Wechselkurse sowie eine Verlangsamung des Lohnauftriebs bei. Die vorteilhaften<br />

Wettbewerbsbedingungen setzten sich auch 2001 und 2002 fort. Im Jahr 2002 gingen<br />

die Lohnstückkosten in der österreichischen Sachgütererzeugung um 0,7 % zurück, im<br />

selben Ausmaß verbesserte sich auch die Lohnstückkostenposition gegenüber dem<br />

Durchschnitt der Handelspartner. 2003 verschlechterten sich allerdings die Wettbe-


Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick<br />

werbsbedingungen merklich: Die Lohnstückkosten der Industrie nahmen zwar nur um<br />

0,3 % zu, relativ zum Durchschnitt der Handelspartner stiegen sie aber um 2,1 % an.<br />

2004 sollten sich die Bedingungen wieder verbessern.<br />

Die <strong>internationale</strong> Wettbewerbsstärke spiegelt sich auch in der Entwicklung der Außenhandelspreise<br />

wider, doch ist der Zusammenhang statistisch zumeist schwer<br />

nachzuweisen. Der Vorteil dieser Indikatoren besteht darin, dass es sich um Preise<br />

von Waren bzw. Dienstleistungen handelt, die direkt der <strong>internationale</strong>n Konkurrenz<br />

ausgesetzt sind. Der Nachteil besteht unter anderem darin, dass in Österreich für<br />

den Außenhandel keine echten Preise (wie beim Verbraucherpreisindex) erhoben<br />

werden, sondern dass nur Durchschnittswerte (Unit Values, Wert pro Menge) zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Die österreichischen Außenhandelspreise veränderten sich in den 1990er-Jahren nur<br />

wenig. Im Jahr 2000 stiegen – vor allem aufgrund der Verteuerung von Energie und<br />

Vorprodukten – die Exporte und Importe merklich an, die folgenden Jahre brachten<br />

wieder eine Verbilligung. Der wichtigste Faktor dieser Entwicklung war die Euroaufwertung.<br />

Auch die <strong>internationale</strong> Konjunkturschwäche übte Druck auf die Preise aus.<br />

Die Preise der Importe gaben 2002 und 2003 mehr nach als jene der Exporte, die<br />

TOT verbesserten sich vor allem im Jahr 2002. Auch für 2004 wird ein TOT-Gewinn<br />

erwartet. Im Reiseverkehr zogen die Preise kräftiger als im Warenhandel an. Im Export<br />

belief sich die Teuerung in den Jahren 2001 bis 2003 auf jeweils etwa 2 %, im Import<br />

sogar auf 3 %.<br />

4.2.3 Außenhandelsverflechtung der österreichischen Wirtschaft<br />

Die Bedeutung des Außenhandels für die österreichische Wirtschaft nahm in den<br />

letzten zehn Jahren stark zu. Gemessen am wirtschaftlichen Entwicklungsniveau und<br />

der Landesgröße ist die Internationalisierung Österreichs durch den Außenhandel mit<br />

der in anderen Industrieländern vergleichbar. Im Jahr 2003 entsprachen die Exporte<br />

von Waren und Dienstleistungen zu laufenden Preisen (116,2 Mrd. Euro) einem Anteil<br />

am BIP (Exportquote) von 51,8 %. Diese Quote ging zwar 2003 – infolge der stagnierenden<br />

Exporte – um 1 Prozentpunkt zurück, im Vergleich zu 1993 (36,0 %) stieg sie<br />

aber stark an. Der EU-Beitritt sowie die Ostöffnung, gekoppelt mit den Bemühungen<br />

der Wirtschaftspolitik im Rahmen der Exportoffensive, waren wichtige Faktoren für die<br />

Integration Österreichs in die Weltwirtschaft.<br />

Die steigende Bedeutung der Exporte spiegelt aber auch die zunehmende Globalisierung<br />

der österreichischen Wirtschaft durch Direktinvestitionen und die vertiefte<br />

Arbeitsteilung durch <strong>internationale</strong>s Outsourcing wider. Dabei findet eine Aufspaltung<br />

der Produktion in einzelne Produktionsstufen statt, die von Tochterunternehmen oder<br />

89


Nominelle Exportquoten lt. VGR Abb. 4.3<br />

* WIFO-Prognose<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO.<br />

90<br />

In Relation zum BIP in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

����<br />

���<br />

���<br />

Waren<br />

Reiseverkehr<br />

���<br />

����<br />

1993<br />

Waren<br />

Reiseverkehr<br />

35,5<br />

1,9<br />

4,2<br />

4,2<br />

25,2<br />

1993<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

����<br />

1995<br />

3,7<br />

1,4<br />

4,4<br />

4,6<br />

27,2<br />

1995<br />

Sonstige Dienstleistungen<br />

NAL<br />

NAL<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

����<br />

2003<br />

Sonstige Dienstleistungen<br />

50,3<br />

5,9<br />

5,7<br />

4,6<br />

34,2<br />

2003<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

����<br />

2004*<br />

Nominelle Importquoten lt. VGR Abb. 4.4<br />

������������������������<br />

* WIFO-Prognose<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO.<br />

50,5<br />

6,0<br />

5,6<br />

4,6<br />

34,2<br />

2004*


Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick<br />

Außenbeitrag, nominell Abb. 4.5<br />

������������������������<br />

���<br />

���<br />

���<br />

���<br />

���<br />

���<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

* WIFO-Prognose.<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO.<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

�����<br />

unabhängigen Unternehmen jeweils an den kostengünstigsten Standorten produziert<br />

werden. Damit geht ein Anstieg im Handel von Zwischenprodukten einher.<br />

Parallel zu den Exporten entwickelten sich auch die Importe von Waren und Dienstleistungen<br />

außerordentlich dynamisch. Ihr Anteil am BIP (Importquote) stieg von 35,5 %<br />

1993 auf 50,3 % im Jahr 2003. Ebenso wie bei den Exporten ging auch die Importquote<br />

zuletzt etwas zurück (siehe Tabelle 4.6 in den Statistischen Übersichten).<br />

Der nominelle Außenbeitrag (Saldo der Exporte und Importe i.w.S.) war – ebenso wie<br />

die Leistungsbilanz – in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre negativ. 5 1997 belief sich<br />

das Defizit auf 2,8 Mrd. Euro (1,5 % des BIP). Seither zeichnet sich eine deutliche<br />

Tendenz zur Verbesserung ab. 2001 war der Außenbeitrag zum ersten Mal seit langem<br />

aktiv, 2002 und 2003 wurden Überschüsse von 2,2 % bzw. 1,5 % des BIP erreicht.<br />

Der Außenbeitrag ist ein wichtiger Wettbewerbsindikator und als Komponente der<br />

gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ein bedeutender Bestimmungsfaktor des BIPs. Eine<br />

Komponentenzerlegung des Wirtschaftswachstums zeigt, dass 2001 und insbesondere<br />

2002 der reale Außenbeitrag der wichtigste Motor des Wirtschaftswachstums war.<br />

2003 bremste er allerdings das Wachstum (vgl. Abbildung 4.5).<br />

Die Zunahme der Außenhandelsverflechtung der österreichischen Wirtschaft resultiert<br />

großteils aus der dynamischen Entwicklung des Warenhandels. Die Exportquote für<br />

Güter vergrößerte sich von 21,7 % 1993 auf 35,3 % 2003 und dürfte auch 2004 weiter<br />

ansteigen. Die entsprechende Importquote nahm 2003 von 25,2 % auf 34,2 % zu.<br />

Gestiegen ist auch die Außenhandelsquote der sonstigen Dienstleistungen, welche<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

91


2003 auf der Exportseite 7,3 % erreichte. Die Bedeutung des Reiseverkehrs blieb<br />

in diesem Zeitraum, mit geringen Schwankungen, konstant bei etwa 5,6 % auf der<br />

Exportseite und 4,6 % des BIP auf der Importseite.<br />

Eine besonders positive Entwicklung verzeichnete die traditionell stark negative Warenbilanz.<br />

Hatte der Handel mit Waren lt. VGR 1993 noch mit einem Defizit von –5,5 Mrd.<br />

Euro abgeschlossen, so konnte 2002 ein Überschuss von 4,0 Mrd. Euro, 2003 von<br />

2,5 Mrd. Euro erreicht werden. Die entsprechende Quote drehte sich von –3,5 % im<br />

Jahre 1993 auf +1,1 % im Jahr 2003.<br />

Die positive Entwicklung der Warenbilanz über den gesamten Zeitraum zeigt eine<br />

Verbesserung der <strong>internationale</strong>n Wettbewerbsfähigkeit Österreichs an. Die starke<br />

Aktivierung der Handelsbilanz 2002 ist aber auch ein Ausdruck der Nachfrageschwäche<br />

im Inland. Insbesondere der Einbruch bei den Ausrüstungsinvestitionen und die<br />

schwache Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern (etwa PKWs) hatten einen<br />

Einbruch bei den Warenimporten zur Folge, der ausschlaggebend für die Entwicklung<br />

der Warenaußenhandelsbilanz war.<br />

Auch bei den sonstigen Dienstleistungen hielt die positive Entwicklung weiter an.<br />

Der Überschuss vergrößerte sich von 0,6 Mrd. Euro 1993 auf 3,7 Mrd. Euro 2003. In<br />

Prozent des BIP bedeutete das einen Anstieg von 0,4 % auf 1,6 %.<br />

Relativ ungünstig entwickelte sich die Reiseverkehrsbilanz. Der Überschuss im Reiseverkehr,<br />

der einstmals wichtigsten Devisenquelle Österreichs, sank von 4,2 Mrd.<br />

Euro (2,7 % des BIP) 1993 auf 2,0 Mrd. Euro (0,9 % des BIP) 2003. Die jüngste Entwicklung<br />

zeigt Anzeichen einer leichten Verbesserung. Unbefriedigend und schwer<br />

durchschaubar ist die Entwicklung des Restpostens NAL: Der Saldo der NAL drehte<br />

sich von +1,3 Mrd. Euro 1993 auf –4,8 Mrd. Euro 2003. Dieses Defizit war fast gleich<br />

groß wie der gemeinsame Überschuss der Waren- und Reiseverkehrsbilanz.<br />

4.3 Beiträge zur Zahlungsbilanz<br />

Im Anschluss an die vorhergehende Diskussion der österreichischen Außenwirtschaft<br />

laut VGR sei hier zusätzlich die Entwicklung der österreichischen Zahlungsbilanz,<br />

welche das Außenkonto der VGR bildet, in den Jahren 2002 und 2003 beschrieben.<br />

Eine Übersicht über die Salden der einzelnen Teilbilanzen findet sich in Tabelle 4.8 in<br />

den Statistischen Übersichten. 6<br />

Im Jahr 2002 ergab sich zum ersten Mal seit 1992 ein Leistungsbilanzüberschuss,<br />

welcher großteils durch den hohen Überschuss in der Güterbilanz (von 3,8 Mrd. Euro<br />

oder 0,7 % des BIP) bedingt war. Die aktive Güterbilanz spiegelte einerseits die bereits<br />

erwähnte Verbesserung der TOT wieder, andererseits führte die heimische Nachfrageschwäche<br />

zu niedrigen Importen im Vergleich zu den Exporten. Durch die starke<br />

92


Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick<br />

Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar im Jahr 2003 fiel der Überschuss in<br />

der Güterbilanz trotz ähnlich günstigen sonstigen Rahmenbedingungen mit 1,7 Mrd.<br />

Euro wesentlich geringer aus. Dennoch trug der Warenhandel im zweiten aufeinanderfolgenden<br />

Jahr positiv zur österreichischen Leistungsbilanz bei. 7 Der Überschuss<br />

in der traditionell positiven Dienstleistungsbilanz fiel mit 824 Mio. Euro nur in etwa halb<br />

so groß aus. Gegenüber dem Ergebnis des Jahres 2002 (631 Mio. Euro Überschuss)<br />

war jedoch wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Der Reiseverkehr trug neben<br />

den unternehmensnahen Dienstleistungen trotz seiner stark rückläufigen Bedeutung<br />

zu diesem leichten Anstieg bei.<br />

Trotz der positiven Teilbilanzen – sowohl im Waren- als auch im Dienstleistungshandel<br />

– drehte sich der Saldo der Leistungsbilanz im Jahr 2003 allerdings wieder ins Minus,<br />

wobei das Defizit mit rund 2 Mrd. Euro (0,9 % des BIP) wesentlich geringer als im<br />

Durchschnitt seit 1995 ausfiel. Entgegen seines früheren Einflusses konnte der auch<br />

2003 überschüssige Warenhandel also trotz ungünstiger Bedingungen (Euro-Dollar-<br />

Wechselkurs) nicht für das schlechte Nettoergebnis verantwortlich gemacht werden.<br />

Vielmehr ergab sich der Nettoabgang in der Leistungsbilanz aufgrund des hohen<br />

Defizits bei den Einkommen (und hier wiederum bei den Vermögenseinkommen aus<br />

Portfolioinvestitionen) sowie bei den Transfers (sowohl öffentliche als auch private<br />

Transfers). Der relativ hohe Nettoabfluss bei den Einkommen aus Portfolioinvestitionen<br />

setzt sich somit seit Mitte der 1990er-Jahre ungebrochen fort. Neben der Repatriierung<br />

von Portfolioinvestitionseinkommen trugen auch die laufenden Transfers mit einem<br />

Nettoergebnis von –2,1 Mrd. Euro deutlich zum Leistungsbilanzdefizit im Jahr 2003 bei.<br />

Dies ist jedoch nicht auf die Transferzahlungen an die EU zurückzuführen, vielmehr<br />

dürfte es sich um erhöhte Entwicklungshilfegelder und Zahlungen an <strong>internationale</strong><br />

Organisation handeln.<br />

Die Nettoposition Österreichs gegenüber der EU kann nicht direkt aus der Zahlungsbilanz,<br />

bzw. einer ihrer Teilbilanzen herausgelesen werden, da die Zahlungen an die<br />

EU unter der Position „laufende öffentliche Transfers“ in der Leistungsbilanz verbucht<br />

werden, die Rückflüsse hingegen teilweise ebenfalls dort, teilweise aber in der neu<br />

geschaffenen Teilbilanz der Vermögensübertragungen. Mit –313 Mio. Euro erzielte<br />

Österreich 2003 gegenüber der EU das beste Nettoergebnis seit dem Beitritt im Jahr<br />

1995. Bereits seit dem Jahr 2000 verbesserte sich die Nettoposition Österreichs gegenüber<br />

der EU kontinuierlich (siehe Tabelle 4.3), wobei Österreich nach wie vor ein<br />

Nettozahler in der Gemeinschaft ist. Im Jahr 2003 standen leicht rückläufigen Zahlungen<br />

von 1,9 Mrd. Euro (2003) Rückflüsse von immerhin 1,6 Mrd. Euro gegenüber. Im<br />

Vergleich dazu beliefen sich die Rückflüsse aus dem EU-Budget im Beitrittsjahr 1995<br />

auf nur 0,7 Mrd. Euro, während die Zahlungen, welche aufgrund des BIP berechnet<br />

werden, damals bereits 1,3 Mrd. betrugen. Die Struktur der Rückflüsse macht deutlich,<br />

93


dass die Bedeutung des Regionalfonds mit rund 10 % Anteil nach wie vor zunimmt.<br />

Die größte Bedeutung kommt jedoch erneut den beiden Land<strong>wirtschafts</strong>fonds zu, im<br />

Rahmen derer rund drei Viertel der EU-Gelder nach Österreich fließen.<br />

Transferzahlungen Österreichs an die EU und Rückflüsse (in Mio. Euro) Tab. 4.3<br />

94<br />

1995 2000 2001 2002 2003<br />

Zahlungen 1.339 2.058 1.967 2.016 1.897<br />

Rückflüsse 729 1.384 1.388 1.569 1.583<br />

davon EAGFL-Garantie 1) 82 1.026 1.087 1.123 1.159<br />

EAGFL-Ausrichtung 1) 31 93 8 10 25<br />

Europ. Regionalfonds 0 95 108 74 162<br />

Europ. Sozialfonds 46 73 72 103 114<br />

Erstattung an MS 552 0 0 0 0<br />

Europ. Solidaritätsfonds 0 0 0 134 0<br />

Sonstige 2) 18 99 112 124 124<br />

Nettoposition -610 -674 -579 -447 -313<br />

1) 1995–1999: lediglich Bundeseinnahmen, EAGFL: Europ. Ausrichtungs- und Garantiefonds f. die Landwirtschaft.<br />

2) für 2003 Schätzung.<br />

Quelle: Bundesministerium für Finanzen, Stand April 2004.<br />

Nachdem die Zahlungsbilanz laut Definition immer ausgeglichen sein muss, stand<br />

2002 dem Überschuss in der Leistungsbilanz erstmals seit zehn Jahren ein Defizit in<br />

der Kapitalbilanz gegenüber (siehe wiederum Tabelle 4.8 in den Statistischen Übersichten).<br />

Der Abgang belief sich auf ungewöhnlich hohe 3,4 Mrd. Euro, wobei die<br />

Statistische Differenz mit 3,5 Mrd. Euro ebenfalls ungewöhnlich hoch ausfiel. Gemäß<br />

dem globalen Trend nahmen auch in Österreich sowohl 2002 als auch 2003 die Direktinvestitionszuflüsse<br />

stark ab, es kam sogar zu De-Investitionen. Mit nur 1 Mrd.<br />

Euro an Direktinvestitionszuflüssen (rund 0,5 % des BIP) 2002 war dieser Rückgang<br />

deutlich spürbar, die österreichischen Direktinvestitionen im Ausland blieben hingegen<br />

mit 5,6 Mrd. Euro (ca. 2,6 % des BIP) auf einem konstant hohen Niveau. Das Defizit in<br />

der Kapitalbilanz im Jahr 2002 ergab sich daher einerseits aufgrund der Nettoabflüsse<br />

von Direktinvestitionen im Wert von 4,6 Mrd. Euro, andererseits flossen 2002 auch um<br />

4,2 Mrd. Euro mehr Portfoliokapital ins Ausland als in österreichischen Wertpapieren<br />

investiert wurde. Die offiziellen Währungsreserven blieben wegen der relativ strikten<br />

Geldpolitik der EZB stabil. 2003 wies die Kapitalbilanz zur Abdeckung der erneut defizitären<br />

Leistungsbilanz dann wieder den gewohnten Überschuss auf. Entsprechend der<br />

globalen Lage kam es nach wie vor zu De-Investitionen bei den Direktinvestitionen, die<br />

aktiven Direktinvestitionen lagen mit 6,3 Mrd. Euro jedoch nur unwesentlich über den<br />

im Jahresvergleich wieder deutlich gestiegenen Zuflüssen von 6,1 Mrd. Euro. Diese<br />

rasche und starke Erholung der passiven Direktinvestitionen spricht für den Wirtschafts-


Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick<br />

standort Österreich und reflektiert die oben erwähnten langfristigen Verbesserungen<br />

der Wettbewerbsfähigkeit infolge einer gestiegenen Produktivität und von verbesserten<br />

Lohnstückkosten. Die Entwicklung bei den kurzfristigeren Portfolioinvestitionen verlief<br />

genau gegenläufig: Während hier der Zufluss mit 20 Mrd. Euro im Vergleich zum Jahr<br />

2002 konstant blieb, gingen die österreichischen Portfolioinvestitionen in ausländischen<br />

Wertpapieren von 25 Mrd. auf 15 Mrd. Euro zurück. Der Saldo dieser Teilbilanz war<br />

somit 2003 mit 5 Mrd. Euro im Überschuss.<br />

Anmerkungen<br />

1 WIFO-Prognose vom April 2004. Das IHS ist etwas optimistischer und erwartet ein Wirtschaftswachstum<br />

von 2,1 %.<br />

2 Die Senkung der Lohn- und Einkommensteuer wird erst 2005 die verfügbaren Einkommen<br />

merklich erhöhen und die Ausweitung des privaten Konsums beschleunigen. Der Gesamteffekt<br />

der zweiten Etappe der Steuersenkung auf das Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 wird vom<br />

WIFO auf +0,3 Prozentpunkte geschätzt.<br />

3 In realer Rechnung ergeben sich wegen unterschiedlicher Preisentwicklung geringe Differenzen.<br />

4 Produktion je geleisteter Arbeitsstunde.<br />

5 Der Außenbeitrag unterscheidet sich von der Leistungsbilanz durch Importe auf fob-Basis,<br />

Importabgaben und den Reparaturvormerkverkehr.<br />

6 Differenzen zwischen den beiden Rechenwerken ergeben sich trotz einer verbesserten<br />

Abstimmung gemäß den Vorschriften des BOP Manual 5 des IWF nach wie vor (siehe auch<br />

vorhergehende Fußnote).<br />

7 Die Diskrepanz zwischen dem hier berichteten Überschuss in der Güterbilanz und dem in<br />

Kapitel 5 erwähnten Defizit in der Handelsbilanz lt. VGR erwächst nicht alleine aus Unterschieden<br />

zwischen den beiden Rechenwerken, sondern auch daher, dass der obigen Analyse<br />

bereits die revidierte Zahlungsbilanz für 2003 zugrunde liegt, während die April-Prognose<br />

des WIFO noch vor Verfügbarkeit dieser Daten erstellt wurde.<br />

95


5 ÖSTERREICHS WARENHANDEL<br />

Der österreichische Export expandierte in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre bis<br />

2001 kräftig. 2002 schwächte sich die Exportdynamik auf 4,2 % (real 5,2 %) ab und<br />

fiel 2003 auf 1,4 % (2,0 %) weiter zurück. Die Handelsbilanz war 2002 – zum ersten<br />

Mal seit dem 2. Weltkrieg – aktiv (+0,3 Mrd. Euro). Dazu trugen die guten Ergebnisse<br />

der Exportwirtschaft, der Importrückgang und die günstigen Terms of Trade<br />

(TOT) bei. Das Jahr 2003 brachte wieder ein Defizit, das allerdings mit 1,4 Mrd.<br />

Euro geringer als in den Vorjahren ausfiel. Langfristig zeigt die Handelsbilanz somit<br />

eine deutliche Tendenz zur Besserung. 2004 dürfte sich der Export nur wenig<br />

erholen, da die träge Konjunktur und die schwache Importnachfrage bei wichtigen<br />

Handelspartnern den Wachstumsspielraum einengen. Die österreichischen Exporte<br />

dürften 2004 um 4,3 % (real 4,5 %) zunehmen. Die Warenimporte werden 2004<br />

voraussichtlich mit 3,5 % (real +4,0 %) etwa gleich stark wie 2003 wachsen. Die<br />

Handelsbilanz sollte auch 2004 ein Defizit ausweisen, das aber mit 0,8 Mrd. Euro<br />

etwas geringer als 2003 ausfallen dürfte. Die Außenhandelspreise dürften – ebenso<br />

wie schon 2002 und 2003 – zurückgehen und die TOT sich leicht verbessern.<br />

Analysen der Warenstruktur des österreichischen Exports unter dem Aspekt der<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumschancen zeigen seit den 1980er-Jahren<br />

eine Reihe von Schwächezeichen bei der Spezialisierung der österreichischen<br />

Industrie auf moderne, wachstumsorientierte und technologisch anspruchsvolle<br />

Produktionszweige.<br />

5.1 Überblick: Außenhandel 2002/03 sowie Ausblick<br />

auf 2004<br />

Der österreichische Export hat in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre sowie auch<br />

noch 2000 und 2001 – dank Ostöffnung und überwiegend günstiger <strong>internationale</strong>r<br />

Rahmenbedingungen – mit zeitweise zweistelligen Wachstumsraten kräftig expandiert.<br />

2002 schwächte sich die Dynamik auf 4,2 % (real +5,2 %) ab und fiel 2003 weiter auf<br />

1,4 % (+2,0 %) zurück. Die nachlassende Konjunktur bei wichtigen Handelspartnern<br />

in Westeuropa und Zahlungsbilanzprobleme in Mittel- und Osteuropa belasteten in<br />

beiden Jahren die Ausfuhr. 2003 kam die starke Euro-Aufwertung dazu, welche die<br />

preisliche Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Exportwirtschaft verschlechterte.<br />

Während Österreich 2002 Marktanteile im Export gewinnen konnte, mussten 2003<br />

real spürbare Positionsverluste hingenommen werden.<br />

Das Exportwachstum ließ im Laufe des Jahres 2001 merklich nach und erreichte im<br />

Frühjahr 2002 seinen Tiefpunkt (1. Quartal: +0,8 % gegenüber dem Vorjahr). Im Som-<br />

96


Österreichs Warenhandel<br />

mer 2002 setzte ein Aufschwung ein, der ein Jahr lang mit Wachstumsraten von etwa<br />

5 % anhielt. Im Dezember 2002 prognostizierte das WIFO für 2003 noch eine Exportzunahme<br />

um 6,6 % (siehe Tabelle 5.1). Die Erwartungen eines Konjunkturaufschwungs<br />

haben sich aber in Europa nicht erfüllt: Im Sommer 2003 brach der Export neuerlich<br />

ein (2. Quartal –3,0 %) und erholte sich seither nur wenig (siehe Abbildung 5.1).<br />

Österreichs Außenhandel: Überblick Tab. 5.1<br />

Export<br />

2001 2002 2003 2004* Zum Vergleich<br />

2003 Prognose<br />

2002 1)<br />

Mrd. Euro<br />

Werte 74,3 77,4 78,5 81,8 81,1<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Werte + 6,5 + 4,2 + 1,4 + 4,3 + 6,6<br />

Real + 7,5 + 5,2 + 2,0 + 4,5 + 5,5<br />

Preise - 0,9 - 0,9 - 0,6 - 0,2 + 1,0<br />

Import<br />

Mrd. Euro<br />

Werte 78,7 77,1 79,8 82,6 81,2<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Werte + 5,0 - 2,0 + 3,5 + 3,5 + 6,9<br />

Real + 5,8 + 0,8 + 4,8 + 4,0 + 5,8<br />

Preise - 0,7 - 2,8 - 1,2 - 0,5 + 1,0<br />

Saldo<br />

Mrd. Euro<br />

Werte -4,4 0,3 - 1,4 - 0,8 - 0,1<br />

Veränderung 0,8 4,7 - 1,7 0,6 - 0,3<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

TOT - 0,2 + 2,0 + 0,6 + 0,3 + 0,0<br />

1) WIFO-Prognose vom Dezember 2002.<br />

* WIFO-Prognose vom April 2004.<br />

Quelle: Statistik Austria, Preise laut WIFO.<br />

Die Inlandskonjunktur war 2002 schwach (BIP real +1,4 %) und gab 2003 weiter nach<br />

(+0,7 %). Während aber 2002 die Importe um 2,0 % zurückgingen (real +0,8 %), nahmen<br />

sie 2003 mit 3,5 % (real +4,8 %) unerwartet stark zu. Maßgeblich für diese gegenläufige<br />

Entwicklung war die Nachfrage nach Investitionsgütern: Sie war 2001 und insbesondere<br />

2002 rückläufig, zog aber 2003 merklich an. Daran waren die durch die Investitionsprämie<br />

ausgelösten Vorzieheffekte beteiligt. 2003 wurden auch erheblich mehr PKWs<br />

gekauft (Echoeffekt: 4 Jahre nach Einführung der NOVA). Die Importverbilligung trug<br />

2002 mit –2,8 % mehr als 2003 (–1,2 %) zur Dämpfung der Einfuhr bei.<br />

Die Handelsbilanz war 2002 – zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg – aktiv (+0,3 Mrd.<br />

Euro). Dazu trugen die guten Ergebnisse der Exportwirtschaft, der Importrückgang<br />

97


Österreichs Export: Quartale nominell Abb. 5.1<br />

Veränderungen gegen das Vorjahr in %<br />

und die günstige Entwicklung der (TOT) bei. Das Jahr 2003 brachte wieder ein Defizit,<br />

das allerdings mit –1,4 Mrd. Euro geringer als in den Vorjahren war. Langfristig zeigt<br />

die österreichische Handelsbilanz somit eine deutliche Tendenz zur Besserung. Die<br />

unterschiedliche Dynamik der Exporte und Importe wirkte sich auf das Wirtschaftswachstum<br />

aus: Lieferte 2002 der Außenbeitrag noch Wachstumsimpulse, so dämpfte<br />

er 2003 das Wachstum.<br />

In der Weltwirtschaft setzte bereits 2002 eine Erholung ein, die 2003 an Stärke gewann<br />

und sich 2004 weiter fortsetzen dürfte. Der Aufschwung erfasste bisher allerdings vor<br />

allem die USA und den Fernen Osten (insbesondere China), 2003 auch Japan. In<br />

der EU-15 bzw. der Eurozone erreicht hingegen die Konjunktur 2003 den Tiefpunkt<br />

und dürfte 2004 nur sehr verhalten anziehen. Vor allem die anhaltende Stagnation in<br />

Deutschland bremst das Wachstum. Auch der Welthandel gewann seit 2002 an Dynamik<br />

und dürfte 2004 real um 7,5 % zunehmen. Das Wachstum der österreichischen<br />

Märkte wird allerdings 2004 um 2,5 Prozentpunkte niedriger sein.<br />

Der WIFO-Prognose vom April 2004 liegt die Annahme zugrunde, dass der Erdölpreis<br />

von 28,2 USD je Barrel 2003 auf 31 USD je Barrel 2004 ansteigen und der Euro gegenüber<br />

dem Dollar um etwa 8 % weiter aufwerten wird.<br />

Die träge Konjunktur bei wichtigen Handelspartnern engt 2004 den Wachstumsspielraum<br />

für die österreichische Warenausfuhr ein. Die Aufwertung des Euro wird einen<br />

Anstieg des effektiven Wechselkursindex für Industriewaren um 1,3 % zur Folge haben.<br />

Die realen Lohnstückkosten in einheitlicher Währung gegenüber den Handelspartnern<br />

98<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

-3<br />

12,9<br />

Quelle: Statistik Austria.<br />

6,1 5,3<br />

2001<br />

2,4<br />

0,8<br />

6,6<br />

2002<br />

4,4<br />

5,1<br />

4,2<br />

-3,0<br />

2,6<br />

2003<br />

1,9


Österreichs Warenhandel<br />

werden sich – nach einer spürbaren Verschlechterung 2003 – 2004 wieder leicht (um<br />

1 %) verbessern, dennoch werden die heimischen Unternehmen Marktanteile verlieren.<br />

Die österreichischen Exporte dürften 2004 um 4,3 % (real 4,5 %) zunehmen.<br />

Die Warenimporte werden 2004 mit 3,5 % (real +4,0 %) etwa gleich stark wie 2003<br />

wachsen. Die Handelsbilanz wird auch 2004 ein Defizit ausweisen, das aber mit<br />

0,8 Mrd. Euro etwas geringer als 2003 ausfallen wird. Die Außenhandelspreise dürften<br />

– ebenso wie schon 2002 und 2003 – erneut zurückgehen. Die Verbilligung dürfte<br />

mit 0,2 % im Export bzw. 0,5 % im Import geringer ausfallen als in den Vorjahren und<br />

somit die TOT leicht verbessern.<br />

5.2 Aktive Handelsbilanz im Jahr 2002<br />

Das Wachstum der österreichischen Exporte ließ 2002 mit +4,2 % (real +5,2 %) weiter<br />

nach. Die Exportpreise blieben um 0,9 % unter dem Vorjahresniveau. Die <strong>internationale</strong>n<br />

Rahmenbedingungen – die schon 2001 für die österreichischen Exporteure<br />

schwierig waren – verschlechterten sich weiter. Bei wichtigen Handelspartnern in der<br />

Eurozone – insbesondere Deutschland – gab die Konjunktur nach. Auch die Nachfrage<br />

in den EU-Beitrittsländern lieferte weniger Impulse als in der Vergangenheit.<br />

Der Konjunkturaufschwung in den USA und in Asien (ohne Japan) sowie die damit<br />

zusammenhängende Belebung des Welthandels brachten der österreichischen Exportwirtschaft<br />

unmittelbar nur relativ wenige Vorteile.<br />

Der Export in die EU-15 nahm nur um 3,0 % zu, wobei vor allem die Lieferungen nach<br />

Frankreich und Deutschland nur knapp über dem Vorjahresniveau blieben. Der Extra-<br />

EU-Export (+6,1 %) entwickelte sich regional stark unterschiedlich: Kräftigen Zunahmen<br />

nach Südosteuropa und Südostasien (insbesondere nach China und den „4 Tigern“)<br />

stand eine mäßige Steigerung der Ausfuhren nach Mittel- und Osteuropa (4,2 %),<br />

der EFTA (4,4 %), den USA und Japan gegenüber. Der niedrige Erdölpreis engte das<br />

Importpotential der Energieexporteure ein (OPEC –12,1 %, Russland +1,7 %).<br />

Von der ausländischen Nachfrageschwäche waren vor allem die österreichischen<br />

Exporteure konsumnaher Fertigwaren (+1,8 %) und Bearbeiteter Waren (+0,7 %, davon<br />

Textilien –3,1 %, Stahl –1,6 %) betroffen. Etwas besser schnitten die Exporteure<br />

von Maschinen und Fahrzeugen ab, u.a. weil der Auslandsabsatz von PKWS florierte<br />

(+7,9 %). Kräftig ausgeweitet wurden auch die Chemieexporte (+12,0 %).<br />

Die österreichische Exportwirtschaft konnte sich 2002 im <strong>internationale</strong>n Wettbewerb<br />

gut behaupten und lieferte – gemessen an der schwachen Konjunktur – ein durchaus<br />

zufrieden stellendes Ergebnis. Dazu trug die Verbesserung der relativen Lohnstückkosten<br />

in der Sachgütererzeugung (gegenüber den Handelspartnern um 0,7 %, gegenüber<br />

Deutschland um 0,5 %) bei. Die realen Exporte Österreichs nahmen um gut 1½ Pro-<br />

99


zentpunkte stärker zu als der Welthandel und um fast 3½ Prozentpunkte mehr als das<br />

errechnete Wachstum der österreichischen Ausfuhrmärkte. 1 Die nominelle Rechnung<br />

wies ebenfalls auf eine beachtliche Ausweitung des österreichischen Marktanteils am<br />

OECD-Export hin (siehe Tabelle 5.2). Die österreichischen Anbieter verbesserten ihre<br />

Position gegenüber den Konkurrenten vor allem in Westeuropa – bemerkenswert war<br />

insbesondere das Vordringen auf den deutschen Markt –, in den Industriestaaten und<br />

in den Entwicklungsländern, in Übersee und auch in Südosteuropa. Nicht behaupten<br />

konnte Österreich hingegen seine Stellung in Mittel- und Osteuropa und in den Nachfolgestaaten<br />

der ehemaligen UdSSR.<br />

Österreichs Export-Marktanteile: Real und nominell Tab. 5.2<br />

Real<br />

Veränderung des Marktanteils<br />

100<br />

2000 2001 2002 2003 1) 2004<br />

Prognose<br />

am Marktwachstum + 0,8 + 5,2 + 3,3 - 2,1 - 0,5<br />

am Welthandel + 0,7 + 7,2 + 1,7 - 1,9 - 2,8<br />

Bestimmungsfaktoren<br />

In %<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Marktwachstum + 12,2 + 2,2 + 1,8 + 4,2 + 5,0<br />

Welthandel + 12,3 + 0,3 + 3,4 + 4,0 + 7,5<br />

Österreichs Export + 13,1 + 7,5 + 5,2 + 2,0 + 4,5<br />

Nominell<br />

Veränderung des Marktanteiles<br />

am OECD-Export in die Welt - 6,3 + 6,9 + 6,7 + 6,7<br />

Marktanteil am OECD-Export 1,59 1,70 1,82 1,94<br />

1) Real: Prognose; Nominell: Jänner bis Oktober.<br />

Quelle: OECD, WIFO.<br />

Die schwache Inlandskonjunktur, gemeinsam mit der merklichen Verbilligung der<br />

Importgüter (–2,8 %), hatten einen Rückgang der Einfuhren um 2 % zur Folge. Real<br />

(preisbereinigt) nahmen die Importe nur um 0,8 % zu. Der Einbruch der Importe setzte<br />

bereits zu Jahresende 2001 ein und erreichte im 1. Quartal 2002 (–3,2 %) seinen<br />

Tiefpunkt. Seit dem Frühjahr 2002 stabilisierten sich die Importe in etwa auf dem<br />

Vorjahresniveau. 2002 ging vor allem die Inlandsnachfrage nach Gütern mit hoher<br />

Importintensität, wie Ausrüstungsinvestitionen und dauerhaften Konsumgütern, stark<br />

zurück. Die Importe von Maschinen und Fahrzeugen schrumpften um 5,0 % unter<br />

das Vorjahresniveau, jene von bearbeiteten Waren um 5,7 % und an konsumnahen<br />

Fertigwaren wurde um 2,0 % weniger importiert als 2001.<br />

Die österreichische Handelsbilanz war 2002 – zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg – mit<br />

+0,3 Mrd. Euro (0,1 % des BIP) aktiv. Der Bilanzüberschuss gilt als ein großer Erfolg der<br />

In %


Österreichs Warenhandel<br />

Wirtschaftspolitik. Zu diesem Ergebnis trugen die Stärke der österreichischen Exportwirtschaft<br />

ebenso wie auch die schwachen Importe und die günstige Entwicklung der<br />

Außenhandelspreise bei. Im Vergleich zu 2001 verbesserte sich die Bilanz um 4,7 Mrd.<br />

Euro. Die Exporte nahmen um 3,1 Mrd. Euro zu, die Importe gingen um 1,6 Mrd. Euro<br />

zurück. Der Bilanzerfolg war somit zu etwa zwei Drittel dem Anstieg der Exporte, zu<br />

einem Drittel dem Rückgang der Importe zuzuschreiben. Real (preisbereinigt) verbesserte<br />

sich die Handelsbilanz um 3,2 Mrd. Euro, der Preiseffekt (Verbesserung der TOT<br />

um 2 %) war mit 1,5 Mrd. Euro am Ergebnis beteiligt (Tabelle 5.3).<br />

Handelsbilanz: Preis- und Mengeneffekte Tab. 5.3<br />

2001 2002 2003<br />

Veränderung zum Vorjahr<br />

in Mrd. Euro<br />

Export 4,6 3,2 1,1<br />

Import 3,8 -1,6 2,7<br />

Handelsbilanz 0,8 4,7 -1,7<br />

Davon Mengeneffekt 1)<br />

Export 5,2 3,8 1,5<br />

Import 4,3 0,6 3,7<br />

Saldo 0,9 3,2 -2,1<br />

Preiseffekt<br />

Export -0,6 -0,7 -0,5<br />

Import -0,5 -2,2 -0,9<br />

Saldo -0,1 1,5 0,5<br />

Handelsbilanz<br />

Nominell (in Mrd. Euro) -4,4 0,3 -1,4<br />

In % des BIP -2,1 0,1 -0,6<br />

1) Einschließlich Mischeffekt.<br />

Quelle: Statistik Austria.<br />

5.3 Starker Exporteinbruch im Jahr 2003<br />

2003 war kein Glanzjahr für die österreichische Außenwirtschaft: Die Exportdynamik<br />

verzeichnete den Tiefpunkt der vergangenen Dekade, der Außenhandel war kein<br />

Wachstumsmotor, sondern dämpfte die – ohnehin bescheidenen – inländischen Antriebskräfte.<br />

Die Exporte zu laufenden Preisen stiegen nur um 1,4 %, real um 2,0 %.<br />

Die Importe nahmen, vor allem infolge kräftiger Ausrüstungsinvestitionen und hoher<br />

PKW-Neuanschaffungen, mit +3,5 % (real +4,8 %) merklich stärker als die Exporte<br />

zu. Die Handelsbilanz war mit 1,4 Mrd. Euro passiv, das Defizit verschlechterte sich<br />

um 1,7 Mrd. Euro.<br />

101


5.3.1 Schlechte Rahmenbedingungen für den Export<br />

Die Rahmenbedingungen für den österreichischen Export waren 2003 ungünstig. Die<br />

<strong>internationale</strong> Konjunktur und der Welthandel belebten sich zwar leicht, doch blieb der<br />

Aufschwung weitgehend auf Nordamerika und Asien beschränkt. In Westeuropa – vor<br />

allem in Deutschland – schwächte sich das Wachstum weiter ab. Das Importpotential<br />

der EU-Beitrittsländer in Mittel- und Osteuropa wurde durch Zahlungsbilanz-Probleme<br />

gebremst. Zu der anhaltenden Nachfrageschwäche bei den wichtigen Handelspartnern<br />

in Europa kam die starke Aufwertung des Euros zum Dollar (+19,7 %) hinzu.<br />

Der nominell-effektive Wechselkurs zeigte für 2003 einen Anstieg gegenüber den<br />

Währungen der Handelspartner von 3,8 %, unter Berücksichtigung der länderspezifischen<br />

Preisentwicklung stieg der real-effektive Wechselkursindex um 2,8 %. Die<br />

relativen Lohnstückkosten (in einheitlicher Währung) in der Sachgütererzeugung<br />

nahmen erstmals seit 1995 stärker als bei den Handelspartnern zu (+2,1 %), sodass<br />

sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen außerhalb der<br />

Eurozone verschlechterte.<br />

Die Exportpreise gingen 2003 infolge der nur mäßigen Zunahme der Erzeugerpreise,<br />

der schwachen Konjunktur in den wichtigen österreichischen Exportmärkten in Europa<br />

und des verstärkten Konkurrenzdrucks aufgrund der Aufwertung leicht zurück (um<br />

0,6 %). Die Importpreise sanken trotz der spürbaren Verteuerung von Rohöl dank der<br />

Euro-Aufwertung um 1,2 %. Die Austauschverhältnisse der Exporte zu den Importen<br />

(TOT) konnten sich somit verbessern.<br />

Die aufwertungsbedingte Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit<br />

schlug sich in Marktanteilsverlusten nieder. Die realen österreichischen Exporte stiegen<br />

um jeweils etwa 2 Prozentpunkte schwächer als die österreichischen Ausfuhrmärkte<br />

bzw. der Welthandel. In nomineller Rechnung (bis Oktober 2003) konnte Österreich<br />

allerdings Marktanteile am OECD-Export gewinnen (+6,7 %). Divergenzen zwischen<br />

nominellen und realen Daten können kurzfristig infolge von Wechselkursschwankungen<br />

auftreten. Die Berechnung realer Marktanteile ist aufgrund fehlender regionaler<br />

Preisstatistiken nur eingeschränkt bzw. nur mit Hilfe von Schätzungen möglich. In<br />

Deutschland musste z.B. Österreich einen Verlust an realen Marktanteilen von –4 %<br />

2003 hinnehmen, in den USA von –6 % (vgl. hiezu Wolfmayr, 2004).<br />

5.3.2 Regionale Entwicklung<br />

Die schwache Konjunktur spiegelte sich vor allem im stagnierenden Export in die EU-<br />

15 (+0,5 %) wieder. Der Nachfrageausfall wirkte sich spürbar auf den Export nach<br />

Deutschland aus (nur +0,9 % Zuwachs), dem wichtigsten Handelspartner Österreichs<br />

102


Österreichs Warenhandel<br />

mit einem Exportanteil von 31,9 %. Die Flaute im Deutschland-Export ist indirekt zum<br />

Teil ebenfalls auf die Euro-Aufwertung zurückzuführen: Die deutsche Exportindustrie<br />

– zu der österreichische Betriebe enge Zulieferbeziehungen unterhalten – setzte<br />

57 % in Ländern außerhalb der Eurozone ab und war deshalb in hohem Maße von<br />

der Wechselkursentwicklung betroffen. Starke Rückschläge mussten im Export nach<br />

Großbritannien (–6,1 %), den Niederlanden und Spanien hingenommen werden, relativ<br />

gut waren die Ergebnisse in Italien.<br />

Auch der Export außerhalb der EU-15 verlor mit einer Zuwachsrate von 2,8 % im Vergleich<br />

zu den letzten Jahren deutlich an Schwung. In wichtigen Ländern und Regionen<br />

mussten Rückschläge hingenommen werden. Die Ausfuhren in die Schweiz blieben um<br />

0,3 % unter dem Vorjahresniveau, jene nach Japan um 6,2 % darunter. Die Exporte<br />

in die Entwicklungsländer außerhalb der OPEC (NOPEC) schrumpften um 9,9 %. Betroffen<br />

waren insbesondere die Ausfuhren nach China (–23,3 %), die NIC-6 (–9,1 %)<br />

und Südamerika. Vor dem Hintergrund der guten Konjunktur im fernöstlichen Raum<br />

ist das schlechte Abschneiden der österreichischen Exporteure auf diesen Märkten<br />

enttäuschend. Wettbewerbsnachteile durch den starken Euro spielten dabei mit eine<br />

Rolle. Eine WIFO-Studie zu Exportpotentialen der österreichischen Industrie zeigte<br />

allerdings auch auf, dass die Branchenstruktur des österreichischen Exportangebots<br />

zu wenig an die Nachfragestruktur der dynamischen Märkte in Fernost angepasst ist<br />

(Stankovsky/Wolfmayr, 2003).<br />

Der Export in die OPEC entwickelte sich – nach einem starken Einbruch 2002 – relativ<br />

lebhaft (+4,2 % insgesamt; Iran 43,5 %, Saudi-Arabien +14,8 %). Der Handel<br />

mit Nordamerika erreichte in den 1990er-Jahren eine hohe Dynamik, die aber schon<br />

2002 – als Folge der Konjunkturabschwächung aber auch der Euro-Aufwertung – zum<br />

Erliegen kam und auch 2003 nicht wieder an die früheren Jahre anschließen konnte.<br />

Die Exporte in die USA waren nur um rund 2 % höher als 2002. Sie schrumpften im<br />

ersten Halbjahr 2003 um 7 %, erholten sich aber in der zweiten Jahreshälfte – getragen<br />

vor allem durch Exporte von Maschinen und Fahrzeugen – außerordentlich kräftig.<br />

Mit einem Anteil von 5,2 % waren die USA 2003 der drittwichtigste österreichische<br />

Exportmarkt.<br />

Wichtige Stütze des österreichischen Exports waren 2003 – ebenso wie schon im<br />

Vorjahr – die Märkte Südosteuropas (+10,4 %; Rumänien +24,8 %; Bulgarien +11,4 %).<br />

Österreich nutzte auf den als unsicher geltenden Märkten seinen Informationsvorsprung.<br />

Der Konjunkturaufschwung in Russland, der auf hohen Energiepreisen basiert,<br />

kam auch den österreichischen Exporteuren zugute (+18,2 %). Stark ausgeweitet<br />

wurden auch die Ausfuhren in die Ukraine.<br />

Eher mäßig war das Wachstum der Ausfuhren in die EU-Beitrittsländer, das sich von<br />

5,9 % 2002 auf nur 3,0 % abschwächte. Die Ausfuhren in die baltischen Staaten<br />

103


nahmen zwar kräftig zu (+19,7 %), der Export in die MOEL-5 zeigte hingegen weniger<br />

Schwung. Die Länder dieser Region, die bereits eng mit der EU integriert sind, waren<br />

durch den Konjunktureinbruch in Westeuropa stärker betroffen.<br />

Vor allem der Nachfrageausfall in Ungarn (mit –4,9 % Wachstum) wirkte sich spürbar<br />

aus. Die Exporte nach Ungarn entwickelten sich schon im dritten Jahr in Folge rückläufig,<br />

seit 1997 auch die Marktanteile österreichischer Unternehmen. Stand Ungarn<br />

1997 an der 3. Stelle der österreichischen Exportrangliste, so fiel es 2003 auf den<br />

7. Rang zurück, bleibt damit aber immer noch der wichtigste Absatzmarkt in Osteuropa<br />

(MOEL-27). Eine drastische Zinserhöhung sowie nachlassende Wettbewerbsstärke<br />

dämpften das Wirtschaftswachstum und die Importe Ungarns. Betroffen waren insbesondere<br />

die österreichischen Lieferungen in der Maschinen- und Fahrzeugindustrie.<br />

Auch Unternehmensschließungen auf österreichischer Seite sowie eine teilweise<br />

Substitution von Warenexporten durch Direktinvestitionen dürften eine Rolle gespielt<br />

haben. Der österreichische Außenhandel mit Ungarn – wie auch jener mit anderen<br />

Nachbarstaaten – war in letzter Zeit durch einen verstärkten Handel mit Zwischenprodukten<br />

und Vorleistungen im Rahmen einer verstärkten vertikalen Arbeitsteilung mit<br />

diesen Ländern gekennzeichnet, die zu einem großen Teil über sogenannte „vertikale<br />

Direktinvestitionen“ (Auslagerung von Teilen der Produktion des österreichischen Unternehmens)<br />

erfolgt (vgl. Wolfmayr, 2004). Vertikale Direktinvestitionen und Exporte<br />

stehen dabei in einer komplementären Beziehung zueinander.<br />

Eher schwach war das Wachstum der österreichischen Exporte nach Polen (+2,5 %).<br />

Eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Anbieter<br />

durch die Aufwertung des Euros gegenüber der polnischen Währung von 14 %<br />

dürfte hier mit eine Rolle gespielt haben. Kräftiger entwickelten sich die Ausfuhren in<br />

die Slowakei (+11,4 %), nach Slowenien (+10,8 %) sowie Tschechien (+7,1 %).<br />

Der Anteil der MOEL-27 (früheren Planwirtschaften) am österreichischen Gesamtexport<br />

war 2003 mit 18,7 % der höchste seit 1989 und konnte sich seit dem <strong>politische</strong>n<br />

Umbruch in Osteuropa verdoppeln. Die acht Beitrittsländer aus Mittel- und Osteuropa<br />

waren mit 12,6 % am Export beteiligt. Sie stellen damit nach der EU die wichtigste<br />

Exportregion dar. Mit Malta und Zypern ergibt sich für die zehn EU-Beitrittsländer<br />

ein Exportanteil von 12,7 %. Ab 1. Mai 2004 werden demnach fast drei Viertel des<br />

österreichischen Außenhandels innergemeinschaftlicher Warenaustausch mit den<br />

wesentlichen Merkmalen des Binnenhandels sein (vgl. Wolfmayr, 2004).<br />

5.3.3 Sektorale Entwicklung<br />

Die Investitionsschwäche in der Eurozone, insbesondere in Deutschland, war die<br />

Hauptursache für die Stagnation der österreichischen Lieferungen von Maschinen und<br />

104


Österreichs Warenhandel<br />

Fahrzeugen (–0,6 %). Exportrückgänge verzeichneten u.a. die Autozulieferindustrie<br />

(–3,6 %), PKWs (–10,8 %), Büro- und EDV-Maschinen (–9 %), sowie Nachrichtengeräte<br />

(–16,2 %). Bei Nachrichtengeräten dürfte die Schließung einer österreichischen<br />

Produktionsstätte für TV-Geräte die Statistik beeinflussen. Auch der Auslandsabsatz<br />

von Konsumwaren nahm nur unterdurchschnittlich zu. Die Exporte Bearbeiteter Waren<br />

stiegen insgesamt um 3,1 %, wobei einer kräftigen Erholung der Stahlexporte ein<br />

spürbarer Rückgang bei Textilien gegenüber stand. Der Agrarexport setzte seinen<br />

Aufschwung fort.<br />

Der Warenimport stieg 2003 mit nominell 3,5 % und real 4,8 % deutlich kräftiger an als<br />

der Export. Die Impulse kamen dabei vor allem aus der Belebung bei den Ausrüstungsinvestitionen<br />

– einer Nachfragenkomponente mit hohem Importgehalt (60 %). Nach<br />

dem Einbruch der Investitionen 2001 sowie insbesondere 2002 war der Zuwachs um<br />

6 % 2003 ein Ergebnis von Nachholeffekten, aber auch der Investitionszuwachsprämie,<br />

die Anreize zu vorgezogenen Investitionen schuf. Die übrigen Nachfragekomponenten<br />

mit hoher Importwirkung – Exporte und dauerhafte Konsumgüter – blieben schwach.<br />

Eine Ausnahme war die kräftige Nachfrage nach PKWs. Ausschlaggebend dafür war<br />

ein „Echoeffekt“, wonach drei bis vier Jahre nach einem Neukauf eine Ersatzwelle einsetzt.<br />

Zuletzt wurden 1999 im Vorfeld der NOVA-Einführung im großen Ausmaß PKWs<br />

angeschafft, sodass 2003 der Echoeffekt wirksam wurde, der durch die Einführung<br />

neuer Automodelle zusätzlich verstärkt wurde (vgl. Wüger, 2004).<br />

Die Einfuhr von Maschinen und Fahrzeugen – die 2002 um 5,0 % schrumpfte – nahm<br />

2003 um 4,3 % zu (PKWs: +14,3 %). An Bearbeiteten Waren wurde um 2,2 % mehr importiert<br />

(Eisen und Stahl 8,7 %). Die Einfuhr von konsumnahen Fertigwaren stagnierte.<br />

Leicht rückläufig waren die Einfuhren von Rohstoffen (–0,7 %). Während die Importe<br />

von Erdöl mengenmäßig um –5,7 % zurückgingen, wurden die Mengen wichtiger<br />

Energieträger erheblich ausgeweitet (Erdgas +22 %, Strom 23,6 %, Erdölprodukte<br />

18,1 %). Die Importpreise von Erdöl (29,9 USD je Barrel) verteuerten sich auf Dollarbasis<br />

um 19,6 %, auf Eurobasis (196,1 Euro je Tonne) verbilligten sie sich hingegen<br />

um 0,1 %. Insgesamt nahmen die Importe von Brennstoffen wertmäßig von 5,7 Mrd.<br />

Euro auf 6,4 Mrd. Euro (+11,8 %) zu. Der Anteil der Brennstoffe am Gesamtimport,<br />

der 2000 – trotz wesentlich höherer Erdölpreise – nur 6,5 % ausgemacht hatte, stieg<br />

auf 8,0 %. Der Anteil der Brennstoffimporte am BIP war mit 2,9 % der höchste seit<br />

1985 (siehe Tabelle 5.4).<br />

105


Österreichs Energieimporte Tab. 5.4<br />

5.4 Regionale Struktur des Außenhandels:<br />

Bedeutung der EU-Erweiterung<br />

Die Regionalstruktur des Außenhandels wird von der geographischen und geo<strong>politische</strong>n<br />

Lage (Distanzen, Transportkosten), den historischen und kulturgeschichtlichen<br />

Beziehungen (Sprache, Mentalität), Wachstumsunterschieden sowie der Handelspolitik<br />

(Integration, Zugehörigkeit zu <strong>politische</strong>n Gruppierungen, Handelshemmnisse) bestimmt.<br />

Diese Faktoren wirken sich überwiegend mittel- und langfristig aus. Kurzfristig<br />

spielen für die regionale Zusammensetzung der Aus- und Einfuhren u.a. die Wechselkurse,<br />

Konjunkturdifferenzen und <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Eingriffe eine wichtige Rolle.<br />

Die regionale Ausrichtung des österreichischen Außenhandels wurde in den 1970er-<br />

und 1980er-Jahren vor allem durch die wechselvollen Auswirkungen der EFTA- und<br />

EG-Integration, die GATT-Liberalisierung sowie die Schwankungen der Energiepreise<br />

nach dem ersten Erdölschock 1973 beeinflusst, in den 1990er-Jahren durch die<br />

Ostöffnung sowie die schrittweise Einbeziehung der früheren Planwirtschaften in die<br />

europäischen Strukturen. Der Beitritt Österreichs zur EU im Jahr 1995 sowie die Euro-<br />

Einführung 2002 hatten unmittelbar keine messbaren Auswirkungen auf die regionale<br />

Außenhandelsstruktur, da die wichtigsten Integrationseffekte bereits früher realisiert<br />

worden sind (siehe auch Tabellen 5.7 – 5.10 in den Statistischen Übersichten).<br />

106<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Mrd. Euro<br />

Brennstoffe, Energie 2,9 4,9 5,5 5,7 6,4<br />

Erdöl und -erzeugnisse 2,0 3,4 3,3 3,3 3,5<br />

Erdöl 0,9 1,7 1,7 1,6 1,5<br />

Anteile am Gesamtimport in %<br />

Brennstoffe, Energie 4,4 6,5 7,0 7,4 8,0<br />

Erdöl und -erzeugnisse 3,0 4,5 4,2 4,2 4,4<br />

Erdöl 1,4 2,3 2,1 2,1 1,9<br />

In % des BIP<br />

Brennstoffe, Energie 1,5 2,4 2,6 2,6 2,9<br />

Erdöl und -erzeugnisse 1,0 1,6 1,5 1,5 1,6<br />

Erdöl 0,5 0,8 0,8 0,7 0,7<br />

Importpreise für Erdöl<br />

Euro je t 121,7 238,5 212,6 196,4 196,1<br />

USD je Barrel 17,5 29,3 25,6 25,0 29,9<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO.


Österreichs Warenhandel<br />

5.4.1 Starke Ausweitung der Exporte nach Mittel- und Osteuropa<br />

Am 1. Mai 2004 wurden zehn neue Staaten in die EU aufgenommen. Zu den Beitrittsländern<br />

zählen fünf Länder aus Mittel- und Osteuropa (Polen, Slowenien, Tschechien,<br />

Ungarn und die Slowakei), drei baltische Länder (Estland, Lettland, Litauen) sowie<br />

Malta und Zypern. Mit den Nachbarstaaten baute die österreichische Wirtschaft seit<br />

der Ostöffnung 1989 intensive Wirtschaftsbeziehungen auf. Die übrigen Beitrittsländer<br />

spielten im österreichischen Außenhandel bisher eine unbedeutende Rolle, ihr Anteil<br />

am Gesamthandel überstieg nicht die 0,1 %-Marke. Die Erweiterung der EU um die<br />

baltischen Länder sowie Malta und Zypern dürfte damit insgesamt nur eine geringe<br />

wirtschaftliche Bedeutung für Österreich haben. Ausgehend von einem geringen Niveau<br />

des bilateralen Handels entwickelte sich aber die Ausfuhr in die baltischen Länder<br />

sehr dynamisch. Eine aktuelle Studie des WIFO zeigt, dass relativ viele Unternehmen<br />

die Märkte im Baltikum als interessant für ihr Unternehmen einstufen und sich hier in<br />

Zukunft wichtige Marktpotentiale für österreichische Unternehmen ergeben könnten<br />

(Stankovsky/Wolfmayr, 2003).<br />

Die Änderung der <strong>politische</strong>n und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach 1989 hat<br />

sich nachhaltig auf den Außenhandel mit den früheren Planwirtschaften ausgewirkt.<br />

Der Übergang dieser Region zur Demokratie und Marktwirtschaft hat für Österreich<br />

nicht nur die latente Bedrohung an der langen Ostgrenze (1.300 km) beseitigt, sondern<br />

brachte auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Österreich kam aus einer Randlage<br />

an der Grenze zwischen West und Ost in die Mitte eines zusammenwachsenden Kontinents,<br />

wodurch sich seine Standortattraktivität erheblich erhöhte (Stankovsky/Wolfmayr-Schnitzer,<br />

1995; Mayerhofer/Wolfmayr-Schnitzer, 1997). Die vorliegenden Simulationen<br />

der Effekte der Ostöffnung bzw. einer EU-Osterweiterung ergeben vorwiegend<br />

positive Wachstumsimpulse für die österreichische Wirtschaft (Breuss/Schebeck, 1996,<br />

1998; Breuss, 2001, 2002). Während die Mehrheit der österreichischen Unternehmen<br />

sich gut an die neuen Bedingungen anpasste und die Chancen entsprechend nutzte,<br />

verdeckte die positive Gesamtbewertung die teilweise großen Anpassungsprobleme<br />

in einigen der weniger wettbewerbsfähigen Produktbereichen.<br />

Schon vor der Ostöffnung 1989 hatte Österreich in den wirtschaftlichen Ost-West-<br />

Beziehungen spezifische Wettbewerbsvorteile und Kenntnisse gesammelt und eine<br />

Brückenfunktion zu den Ostmärkten aufgebaut. Diese Kenntnisse konnte Österreich<br />

vor allem in den ersten Jahren nach dem Umbruch im Osten zu seinem Vorteil nutzen.<br />

Früher als seine Konkurrenten erschlossen österreichische Unternehmen den neuen<br />

Markt und machten von den dortigen Investitionsmöglichkeiten Gebrauch. Österreich<br />

– vor allem Wien – wurde auch zu einem bevorzugten Standort für Osteuropazentralen<br />

multinationaler Konzerne (Stankovsky/Wolfmayr-Schnitzer, 1996; Mayerhofer/Wolf-<br />

107


mayr-Schnitzer, 1997). Die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen mit Osteuropa<br />

stützte sich auch auf die schrittweise Integration der Region auf Grundlage der „Europaverträge“<br />

sowie auf die bedeutende Wirtschaftshilfe.<br />

Die österreichischen Exporte in die MOEL-27 stiegen zwischen 1993 und 2003 um das<br />

3,3fache, in die erfolgreichen Transformationsländer in Mittel- und Osteuropa (Ungarn,<br />

Tschechien, Slowakei, Polen) um das 2,9fache. Die Ausfuhren nach Südosteuropa entwickelten<br />

sich – nach dem Ende der Krise am Balkan – ebenfalls sehr gut. Die Exporte<br />

nach Russland bzw. die GUS verloren zwar in den 1990er-Jahren an Bedeutung, erholten<br />

sich aber wieder merklich. Infolge dieser dynamischen Entwicklung vergrößerte<br />

sich der Anteil der Ostexporte an der Gesamtausfuhr von 12½ % 1993 auf fast 19 %<br />

2003, jener von Mittel- und Osteuropa von 8 % auf 10½ %. Unter den 20 wichtigsten<br />

Handelspartnern Österreichs waren acht in Mittel- und Osteuropa. Produkte aus der<br />

Region konnten dank günstiger Preise, Qualitätssteigerungen und Unternehmensverflechtung<br />

ihre Position auf dem österreichischen Markt ständig ausbauen, der Anteil<br />

Osteuropas an der Einfuhr (14,7 %) hat sich seit 1993 in etwa verdoppelt.<br />

Die Bedeutung Osteuropas für den Außenhandel ist in Österreich zwei- bis dreimal größer<br />

als in anderen westlichen Ländern. An den Exporten der Industriestaaten (OECD)<br />

in die früheren Planwirtschaften war Österreich 2002 mit 6,7 % beteiligt, am Export<br />

nach Osteuropa mit 7,6 %, nach Südosteuropa mit 10,4 %. Für die Nachbarländer in<br />

Osteuropa zählt Österreich zu den wichtigsten Handelspartnern. Diese Marktstellung<br />

ist beachtlich, weil Österreich mit 8 Mio. Einwohnern ein relativ kleines Land ist und<br />

an den Exporten der OECD in die Welt nur mit 1,9 % partizipiert.<br />

Am stärksten vertreten ist Österreich in den MOEL-5. Den höchsten Marktanteil erreichte<br />

Österreich 2002 in Slowenien (15,7 %), gefolgt von Ungarn (12,5 %), der Slowakei<br />

(12 %) sowie Tschechien (7,4 %). In den Nachbarstaaten in Osteuropa ist die Marktstellung<br />

österreichischer Exporteure deutlich stärker als jene aller Konkurrenzländer.<br />

Aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit und um den Einfluss der unterschiedlichen<br />

Größe der verglichenen Länder auszuschalten, wurden in Abbildung 5.2 die Marktanteile<br />

der Konkurrenzländer sowohl auf Basis des österreichischen Marktanteils als auch<br />

auf Basis des jeweiligen Weltmarktanteils standardisiert. Mit Österreich vergleichbare<br />

Werte in diesen Ländern erreicht nur Deutschland in Tschechien, aber auch hier liegen<br />

deutsche Exporteure hinter jenen aus Österreich zurück. Nicht ganz so eindeutig<br />

ist der Vorsprung Österreichs in Polen. Hier ist Deutschland stärker vertreten, etwa<br />

gleichwertig ist die Position Italiens, Schwedens, Finnlands und Dänemarks.<br />

108


Österreichs Warenhandel<br />

Standardisierte Marktanteile in MOEL-5 und Estland 20021: Abb. 5.2<br />

Österreich und Vergleichsländer<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

DE<br />

DE<br />

DE<br />

IT<br />

IT<br />

IT<br />

Tschechien<br />

NL<br />

NL<br />

SE<br />

SE<br />

FI<br />

FI<br />

NO<br />

NO<br />

DK<br />

DK<br />

CH<br />

CH<br />

Ein Vergleich der Unit Values im Außenhandel mit den MOEL-5 zeigt, dass höherwertige<br />

Waren aus Österreich gegen billigere Importgüter getauscht werden. Slowenien<br />

bildet die einzige Ausnahme. Die Unit Values der österreichischen Exporte<br />

sind um etwa das Dreifache höher als jene der Importe. Unit Values im Außenhandel<br />

bzw. deren Änderung stellen wichtige Erfolgsindikatoren im Außenhandel dar, die die<br />

„Qualität“ der Exportwaren und auch die Marktstärke des Exportlandes widerspiegeln<br />

(Wolfmayr, 2004).<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

AT<br />

DE<br />

IT<br />

Slowakei<br />

Ungarn Slowenien<br />

100<br />

Polen<br />

NL<br />

SE<br />

FI<br />

NO<br />

DK<br />

CH<br />

Ma ij<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

AT<br />

AT<br />

DE<br />

DE<br />

IT<br />

IT<br />

NL<br />

NL<br />

SE<br />

SE<br />

Estland<br />

1) Zweifach standadisierter Marktanteil errechnet sich wie folgt: Ma Ma wobei Ma…=Marktanteil; i=Exportland; j=Importland;<br />

öj öw<br />

w=Welt und ö=Österreich.<br />

Qelle: WIFO.<br />

Ma iw<br />

NL<br />

SE<br />

FI<br />

FI<br />

FI<br />

NO<br />

NO<br />

2.899<br />

NO<br />

DK<br />

DK<br />

DK<br />

CH<br />

CH<br />

CH<br />

109


Ein bedeutender Teil des Handels mit Mittel- und Osteuropa findet als sogenannter<br />

Intra-Firmen-Handel im Unternehmensverbund statt. Die Lieferungen österreichischer<br />

Muttergesellschaften bestehen oft aus Fertigprodukten, die von den Tochtergesellschaften<br />

im Osten vertrieben oder aus Komponenten und Teilen, die dort weiter verarbeitet<br />

werden; die Lieferungen nach Österreich sind typischerweise arbeitsintensive<br />

Vor- oder Fertigprodukte. Die Exporte von Waren österreichischer Muttergesellschaften<br />

an ihre Töchter in Mittel- und Osteuropa (Intra-Firmen-Exporte) erreichten 2001<br />

den Wert von fast 1 Mrd. Euro oder 7,5 % der gesamten Exporte in die MOEL-27.<br />

Besonders eng war die Unternehmenskooperation im Falle von Tschechien (Anteil<br />

des Intra-Firmen-Exportes fast 15 %) sowie von Ungarn und der Slowakei (jeweils<br />

10 %). Zu den Warenlieferungen kommt noch die Bereitstellung von Dienstleistungen<br />

an die Tochtergesellschaften, die einen Wert von 0,2 Mrd. Euro erreichte. Die Intra-<br />

Firmen-Importe aus den MOEL-27 beliefen sich auf 0,7 Mrd. Euro und konzentrierten<br />

sich ebenfalls auf die Nachbarländer; der Import aus der Slowakei wurde zu mehr als<br />

15 % im Firmenverbund abgewickelt. Die Bilanz des Intra-Firmen-Handels mit den<br />

MOEL-27 ergab für Österreich bei Waren einen Überschuss von 0,25 Mrd. Euro, bei<br />

den Dienstleistungen von 0,18 Mrd. Euro (vgl. Hunya/Stankovsky, 2004).<br />

5.4.2 Der Außenhandel mit NAFTA und den Entwicklungsländern<br />

Außergewöhnlich stark war auch die Expansion des Außenhandels mit den Ländern<br />

der NAFTA. Die Exporte stiegen seit 1993 auf das Dreifache, der Exportanteil nahm<br />

von 4,2 % auf 6,2 % 2003 zu. Ausschlaggebend waren vor allem die Ausfuhren in die<br />

USA. Die günstige Konjunkturlage und die gestiegene <strong>internationale</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

trugen zum Exporterfolg bei.<br />

Nicht ganz zur Zufriedenheit Anlass gibt der Außenhandel mit den Entwicklungsländern.<br />

Der Exportanteil dieser Ländergruppe fiel zwischen 1993 und 2003 von 7,9 auf<br />

6,6 % zurück. Die Dynamik der österreichischen Exporte nach Fernost hat in den<br />

1990er-Jahren stark geschwankt und dürfte zum Teil mit dem Auslieferungszyklus<br />

bei Anlagenexporten, insbesondere nach China, zusammenhängen. Der wichtigste<br />

Markt in Fernost war für Österreich China mit einem Exportanteil von 1,1 %, gefolgt<br />

zumeist von Hongkong, Südkorea (0,4 %) und Taiwan.<br />

5.4.3 Handelsbilanz nach Regionen<br />

Die Handelsbilanz nach Regionen zeigte 2003 Überschüsse im Handel Österreichs<br />

mit den Mittel- und Osteuropäischen Ländern, der GUS und mit den Industriestaaten<br />

in Übersee, denen Defizite mit der EU und den meisten fernöstlichen Ländern gegen-<br />

110


Österreichs Warenhandel<br />

überstanden. 2003 beeinflusste der starke Import von Investitionsgütern vor allem das<br />

Handelsergebnis mit Deutschland, das mit 41 % am österreichischen Gesamtimport<br />

von Maschinen und Fahrzeugen beteiligt war. Die Handelsbilanz mit Deutschland<br />

im Bereich Maschinen und Fahrzeuge verschlechterte sich um 1 Mrd. Euro, insgesamt<br />

stieg das Defizit mit Österreichs wichtigstem Handelspartner um 1,3 Mrd. Euro.<br />

Groß ist das Defizit auch gegenüber den Niederlanden (0,8 Mrd. Euro), Irland und<br />

den skandinavischen Ländern. Im Handel mit Großbritannien (+1,6 Mrd. Euro), Italien<br />

(+1,3 Mrd. Euro) sowie Spanien können beachtliche und großteils zunehmende<br />

Überschüsse erwirtschaftet werden. Der Warenaustausch mit Frankreich war zuletzt<br />

in etwa ausgeglichen. Gegenüber der EU ergab sich 2003 ein Passivum von 5,8 Mrd.<br />

Euro, was langfristig gesehen eine starke Verbesserung bedeutet. Aktiv ist die Handelsbilanz<br />

mit der Schweiz.<br />

Hohe Überschüsse werden traditionell mit Osteuropa (MOEL-27) erreicht. Während<br />

jene mit Südosteuropa (2003 +1,8 Mrd. Euro) eine steigende Tendenz zeigen, hat sich<br />

das früher hohe Aktivum mit Mittel- und Osteuropa in den vergangenen Jahre deutlich<br />

verringert und machte 2003 nur 0,5 Mrd. Euro aus. Der Handel mit der Slowakei war<br />

bereits seit langem, mit Tschechien zum ersten Mal 2003 passiv (–0,2 Mrd. Euro). Ein<br />

zumeist geringes Defizit fällt gegenüber Russland bzw. der GUS an. Mit den zehn EU-<br />

Beitrittsländern ergab sich 2003 ein Überschuss von 1,4 Mrd. Euro. Im Außenhandel mit<br />

der NAFTA bzw. den USA konnte Österreich in jüngerer Vergangenheit Überschüsse<br />

erzielen, denen ein traditionelles Defizit mit Japan gegenüberstand. Überraschend sind<br />

die Salden im Handel mit den Entwicklungsländern: Mit den OPEC-Staaten konnten<br />

zuletzt leichte Aktiva erzielt werden, der Handel mit der NOPEC – vor allem mit den<br />

Ländern aus Fernost – wies hingegen beachtliche Defizite aus.<br />

Ein längerfristiger Vergleich der Handelsbilanzsalden zeigt eine anhaltende Tendenz<br />

zur Verbesserung (Abbildung 5.3). Ausschlaggebend dafür war die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit<br />

der österreichischen Exportwirtschaft in den Industrieländern. Seit<br />

Mitte der 1990er-Jahre konnte das Defizit gegenüber der EU-15 spürbar abgebaut,<br />

gegenüber den OECD-Staaten in Übersee sogar beseitigt und ein Überschuss aufgebaut<br />

werden. Die positive Bilanz mit Mittel- und Osteuropa sowie Südosteuropa trug<br />

maßgeblich zur Dämpfung des Gesamtdefizits bei. Seit 1997 zeichnet sich allerdings<br />

eine Verringerung des Exportüberschusses mit Mittel- und Osteuropa ab. Dies ist<br />

zum Teil auf einen verstärkten Vorleistungsbezug im Rahmen einer fortschreitenden<br />

vertikalen Arbeitsteilung mit diesen Staaten zurückzuführen. Der kostengünstige Bezug<br />

ermöglichte in vielen Bereichen eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und damit<br />

auch die bessere Durchsetzung auf den Märkten der Industriestaaten (vgl. Wolfmayr,<br />

2004).<br />

111


Österreichs Handelsbilanz, Saldo in % des BIP Abb. 5.3<br />

5.5 Die Güterstruktur des Außenhandels<br />

Die sektorale Zusammensetzung der Exporte und Importe hängt weitgehend vom<br />

Stand der Industrialisierung eines Landes und seiner wichtigen Handelspartner ab.<br />

Der Handel mit Agrarwaren sowie mit Rohstoffen und Energie wird durch die natürliche<br />

Ausstattung sowie auch durch <strong>politische</strong> Fragen auf den z.T. monopolisierten bzw.<br />

reglementierten Märkten bestimmt, der Agrarhandel überdies durch institutionelle<br />

Regelungen. Der Außenhandel mit Industriewaren spiegelt hingegen vor allem die<br />

Leistungsfähigkeit der Unternehmen sowie auch jene der Wirtschaftspolitik wider.<br />

5.5.1 Positiver Strukturwandel im österreichischen Außenhandel<br />

Eine erste Orientierung ermöglicht eine Strukturanalyse nach Warengruppen (SITC).<br />

In dieser Perspektive zeigt der Export langfristig eine deutlich erkennbare Tendenz zu<br />

anspruchsvollen Produkten und spiegelt so den Aufstieg Österreichs zu den führenden<br />

Industrienationen wider. Der Exportanteil von Maschinen und Fahrzeugen – in diese<br />

Warengruppe fallen die meisten höherwertigen Erzeugnisse – stieg von 25 % Anfang<br />

112<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

1992<br />

Quelle: Statistik Austria.<br />

EU 15<br />

Südosteuropa, GUS<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

OECD-Übersee<br />

1996<br />

1997<br />

Entwicklungsländer<br />

1998<br />

1999<br />

MOEL 5<br />

2000<br />

2001<br />

Insgesamt<br />

2002<br />

2003


Österreichs Warenhandel<br />

der 1970er-Jahre auf 35 % Ende der 1980er-Jahre und auf über 40 % Ende der 1990er-<br />

Jahre. Eine wichtige Rolle in diesem Strukturwandel hatten in jüngerer Vergangenheit die<br />

Ostöffnung 1989 sowie der EU-Beitritt 1995, aber auch der Ausbau der Auto-Zulieferindustrie.<br />

Merklich zugenommen hat auch der Exportanteil der Chemischen Erzeugnisse<br />

sowie – seit der Öffnung der EU-Märkte – jener der Agrarwaren. Zurückgegangen ist<br />

hingegen die Bedeutung Bearbeiteter Waren (großteils industrielle Vorprodukte, wie Textilien<br />

und Stahl) sowie von Rohstoffen. Nicht ganz befriedigend ist, dass der Exportanteil<br />

konsumnaher Fertigwaren (zu diesen zählen sowohl traditionelle als auch moderne Produkte)<br />

langfristig bei 13 – 14 % verharrt und zuletzt eine eher fallende Tendenz aufwies<br />

(siehe auch Tabellen 5.11 und 5.12 in den Statistischen Übersichten).<br />

Eine längerfristige Analyse der Salden nach Warengruppen, welche die Leistungen der<br />

heimischen Erzeuger sowohl auf den Inlands- als auch auf den Auslandsmärkten widerspiegelt,<br />

zeigt wichtige Aspekte der <strong>internationale</strong>n Wettbewerbsfähigkeit. Zwischen 1993<br />

und 2003 verringerte sich das Defizit der österreichischen Handelsbilanz insgesamt von<br />

7,1 Mrd. Euro auf 1,4 Mrd. Euro, d.h um 5,7 Mrd. Euro. In der Periode 1993/00 ging das<br />

Passivum um 1,9 Mrd. Euro zurück, was einer durchschnittlichen jährlichen Verbesserung<br />

von 0,3 Mrd. Euro entspricht. In den Jahren 2000/03 war der Bilanzerfolg mit 1,3 Mrd. Euro<br />

pro Jahr deutlich größer. Den wichtigsten Beitrag leistete der Maschinenhandel, dessen<br />

Saldo sich in der ersten Periode um 0,3 Mrd. Euro, in der zweiten um 0,6 Mrd. Euro pro<br />

Jahr verbesserte. Die 1993 mit 2,2 Mrd. Euro passive Bilanz brachte 2003 in diesem Sektor<br />

einen Überschuss von 1,6 Mrd. Euro. Auch in allen anderen Positionen des Industriewaren-<br />

und Agrarhandels waren die Bilanzverbesserungen in der zweiten Periode höher<br />

als in der ersten. Einen wichtigen Beitrag zum Abbau des Handelsbilanzdefizits lieferte<br />

allerdings auch der geringere Anstieg des Defizits im Handel mit Roh- und Brennstoffen.<br />

Eine Erdölverteuerung könnte den Bilanzerfolg schnell reduzieren (Tabelle 5.5).<br />

Handelsbilanzsalden nach Warengruppen 1993–2003 Tab. 5.5<br />

Handelsbilanz Veränderungen der Handelsbilanz<br />

pro Jahr<br />

Mio. Euro<br />

1993 2003 1993/2003 1993/2000 2000/2003<br />

Insgesamt -7.103 -1.361 574 266 1.294<br />

Industriewaren -4.128 3.654 778 603 1.188<br />

Chemische Erzeugnisse -1.215 -962 25 10 61<br />

Bearbeitete Waren 2.183 5.066 288 240 401<br />

Maschinen, Fahrzeuge -2.227 1.571 380 289 592<br />

Konsumnahe Fertigwaren -2.873 -1.977 90 21 249<br />

Agrarwaren -1.025 -207 82 43 173<br />

Roh- und Brennstoffe -1.950 -4.807 -286 -379 -67<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.<br />

113


5.5.2 Schwerpunktländer des österreichischen Exports<br />

In einer WIFO-Studie (Wolfmayr/Stankovsky, 2003) wurde versucht, interessante<br />

und Erfolg versprechende Exportmärkte (Schwerpunktländer) für die österreichische<br />

Industrie außerhalb der EU-15 zu finden und die dort vorhandenen Exportpotentiale<br />

abzuschätzen. 2 Die Warenstruktur des österreichischen Exports in diese Länder wurde<br />

mit zwei unterschiedlichen Ansätzen untersucht. Ein Vergleich der Strukturübereinstimmungsindizes<br />

(SÜI) von Österreich und acht ausgewählten Konkurrenzländern – dabei<br />

wurde die Warenstruktur des Exportangebots der Nachfragestruktur der Schwerpunktländer<br />

gegenübergestellt – gibt Hinweise auf kurzfristige Exportchancen. Diese<br />

Untersuchung liefert für Österreich günstige Ergebnisse. In fast allen traditionellen<br />

Märkten erreicht Österreich den besten oder zumindest den zweitbesten Wert des<br />

SÜI. Nur Deutschland hat eine ähnlich günstige Exportstruktur. In Mittel- und Osteuropa<br />

schneidet Österreich etwas besser ab, vor allem in Ungarn und Tschechien. In<br />

den OECD-Ländern in Übersee erreicht Deutschland gegenüber Österreich einen<br />

Vorsprung. Auch die Ergebnisse des Strukturvergleichs für die neuen Märkte sind<br />

positiv. Von den insgesamt 15 Schwerpunktländern hat Österreich in neun Fällen die<br />

günstigste Exportstruktur. Beachtlich sind vor allem die Resultate in Südamerika und<br />

im Nahen Osten.<br />

Auf mittlere und lange Sicht werden österreichischen Unternehmen im <strong>internationale</strong>n<br />

Wettbewerb vor allem bei solchen Produkten Aussichten auf Erfolg eingeräumt, bei<br />

denen die spezifischen Standortvorteile (Qualifikation der Arbeitskräfte, Verfügbarkeit<br />

moderner Technologie) eine wichtige Rolle spielen. Österreich hat Wettbewerbsvorteile<br />

dieser Art in den Technologiebranchen sowie bei der – vorwiegend auf mittlerer<br />

Technologie basierenden – traditionellen Sachgüterproduktion. Eine Analyse der Unit<br />

Values im österreichischen Export zeigt, dass die mit Abstand höchsten Werte eben in<br />

diesen zwei Gruppen erzielt werden. So gesehen entspricht die Marktstellung Österreichs<br />

im <strong>internationale</strong>n Wettbewerb nicht ganz den Erwartungen. Österreich erreicht<br />

die stärkste Position im Weltexport bei arbeitsintensiven Zweigen bzw. traditionellen<br />

Sachgütern. In Bezug auf die Schwerpunktländer zeigen hingegen die standardisierten<br />

Marktanteilsindikatoren auf Branchenebene insgesamt eine überwiegend vorteilhafte<br />

Position bei Technologiebranchen und traditionellen Sachgütern. Die Struktur der<br />

Exporte in die Schwerpunktländer spiegelt in hohem Maße die Wettbewerbsvorteile<br />

Österreichs wider und kann somit als „zukunftsorientiert“ bezeichnet werden. Die guten<br />

Ergebnisse im <strong>internationale</strong>n Vergleich bestätigen die Hypothese, dass Österreich<br />

in den Schwerpunktländern Exportchancen hat. Sie weisen auch darauf hin, dass die<br />

Übereinstimmung der bestehenden Außenhandelsstrukturen eine Erklärungsvariable<br />

114


Österreichs Warenhandel<br />

für den Markterfolg sein könnte. Dabei kommt es offensichtlich nicht allein auf den<br />

Anteil moderner Waren im Exportangebot an.<br />

Wolfmayr (2004) analysierte den österreichischen Außenhandel mit den zehn EU-Beitrittsländern.<br />

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Ostöffnung in den 1990er-Jahren<br />

den Strukturwandel in wünschenswerter Richtung unterstützt hat. Die österreichische<br />

Industrie hat Exportchancen vor allem in jenen Bereichen genutzt, für die sich bei der<br />

Integration von Ländern mit unterschiedlichem Entwicklungsniveau Vorteile erwarten<br />

lassen (technologieorientierte, skill-intensive und qualitätsorientierte Sektoren). Die<br />

Handelsbilanzsalden sind hier durchwegs positiv und die Exportüberschüsse jeweils<br />

deutlich höher als im österreichischen Außenhandel insgesamt. Gleichzeitig wurden<br />

die Beitrittsländer auch für diese Branchen zunehmend interessante Standorte für<br />

Zulieferbetriebe. In Österreich wurde in diesen Bereichen der Bezug von Zwischenprodukten<br />

sowie der Intra-Firmen-Handel – vorwiegend mit Ungarn, Tschechien und der<br />

Slowakei – intensiviert. Die Importe aus den wichtigsten Beitrittsländern expandierten<br />

zuletzt erheblich stärker als die Exporte. Der kostengünstige Bezug ermöglichte eine<br />

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Produkte auf Drittmärkten.<br />

Dieser Trend zum stärkeren Vorleistungsbezug dürfte sich auch nach der Erweiterung<br />

fortsetzen, da die Transaktionskosten geringer und „just-in-time“-Lieferungen noch<br />

leichter umzusetzen sein werden. Auch in Industrien mit vorwiegend ungünstigen<br />

Branchenmerkmalen (standardisierte, arbeitsintensive Produktionsverfahren, geringe<br />

Qualifikation der Arbeitskräfte, Preiswettbewerb) sind die Nachteile im Handel mit den<br />

Beitrittsländern zumeist nicht allzu stark hervorgetreten, es wurden jedoch gleichzeitig<br />

erhebliche Strukturanpassungen abverlangt. Diese benachteiligten Branchen haben in<br />

der ersten Hälfte der 1990er-Jahre die Öffnung der Märkte im Osten vor allem zum Bezug<br />

von Vorleistungen und Komponenten genutzt (wodurch Arbeitsplätze in Österreich<br />

verloren gingen), in der zweiten Hälfte haben aber auch diese Produktionsbereiche<br />

begonnen, die MOEL verstärkt als Absatzmärkte zu bearbeiten. Die komparativen<br />

Nachteile im Handel dieser Güter mit den Beitrittsländern wurden in dieser Zeit etwas<br />

abgebaut und teilweise die relativen Handelsbilanzsalden verbessert.<br />

5.5.3 Österreich auf Exporte mittlerer Qualität spezialisiert<br />

Die Struktur der nationalen Produktionskapazitäten hat unmittelbaren Einfluss auf die<br />

Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, die mittel- bis langfristig nur durch einen Strukturwandel<br />

zugunsten moderner, innovativer und technologisch anspruchsvoller Produkte<br />

erhalten bzw. gesteigert werden kann. Das WIFO legte in jüngerer Vergangenheit<br />

mehrere Studien vor, in welchen die Warenstruktur des österreichischen Exports unter<br />

dem Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit und der sich ergebenden Wachstumschancen<br />

115


analysiert worden ist. Diese Studien zeigen seit den 1980er-Jahren eine Reihe von<br />

Schwächezeichen bei der Spezialisierung der österreichischen Industrie auf moderne,<br />

wachstumsorientierte und technologisch anspruchsvolle Produktionszweige auf. Im<br />

Vergleich mit den Industrieländern sind die österreichischen Produktionsstrukturen<br />

zu stark auf Branchen mit mittlerer bis niedriger Technologie spezialisiert. (Aiginger,<br />

1987; Hutschenreiter/Peneder, 1997; Peneder, 2002).<br />

Wolfmayr (2004) bestätigt die Ergebnisse früherer Strukturanalysen: Im Vergleich zu<br />

anderen EU-Ländern ist der Anteil technologisch anspruchsvoller, humankapitalintensiver<br />

und innovations- bzw. qualitätsorientierter Produktgruppen weiterhin unterdurchschnittlich.<br />

Im Zeitablauf ergibt sich für Österreich ein positiver Strukturwandel<br />

zugunsten von anspruchsvolleren Produkten. Der Exportanteil dieser Produkte in<br />

Österreich nahm etwas stärker zu als in der EU insgesamt. Der Strukturwandel in<br />

der österreichischen Exportindustrie ging insbesondere zu Lasten der traditionellen<br />

Sachgüterproduktion, aber auch der arbeitsintensiven und der kapitalintensiven Industrien.<br />

Die Strukturanalysen liefern aber auch Hinweise auf Möglichkeiten und Spielräume<br />

der Wirtschaftspolitik zur Förderung des Exports. Die Struktur der nationalen Produktionskapazitäten<br />

hat unmittelbaren Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes.<br />

Primäre Aufgabe der Wirtschaftpolitik ist es, die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

und Anreize zu schaffen, die den Strukturwandel erleichtern und die <strong>internationale</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen verbessern. Gefordert ist insbesondere<br />

die Technologiepolitik, da die Unterschiede im technologischen Entwicklungsniveau<br />

eine wichtige Quelle nationaler Wettbewerbsvorteile sind. Branchenspezifische<br />

Politikmaßnahmen – etwa der Schutz bestimmter Branchen im Wettbewerb mit den<br />

Beitrittsländern – erübrigen sich immer mehr mit einer Zunahme des intra-industriellen<br />

Handels und ließen sich auch kaum mit den Grundsätzen der Wirtschaftsförderung<br />

der Union in Einklang bringen.<br />

5.6 Österreichs Fahrzeugindustrie<br />

Die österreichische Fahrzeugindustrie expandierte in jüngerer Vergangenheit kräftig;<br />

in der Produktion und im Export wurde sie zu einer der wichtigsten Industriebranchen.<br />

2002 zählten zu diesem Wirtschaftszweig 377 Betriebe mit 25.400 Beschäftigten und<br />

einem Umsatz von 8,1 Mrd. Euro. Die Beschäftigung der Branche entsprach 5 % der<br />

gesamten Sachgütererzeugung, hinzu kamen noch zahlreiche Zulieferbetriebe aus<br />

anderen Wirtschaftszweigen. Die Fahrzeug- und Zulieferindustrie werden zumeist als<br />

automotiver Sektor bezeichnet. Die wichtigsten Unternehmen der Fahrzeugindustrie<br />

116


Österreichs Warenhandel<br />

sind BMW, Magna Steyr, Opel Austria Powertrain und MAN Steyr, zum Zulieferbereich<br />

zählen u.a. Miba (Gleitlager) und Eybl (Sitze) (Wolf, 2003).<br />

Die meisten der Unternehmen des automotiven Sektors sind zu drei Clustern zusammengeschlossen:<br />

Dem Automobil-Cluster Oberösterreich (siehe dazu auch Kapitel 16,<br />

Hochgatterer/Pöchhacker) mit rund 300 Unternehmen und einem automotiven Umsatz<br />

von 7 Mrd. Euro, dem Automobil-Cluster Steiermark (AC Styria) mit 200 Mitgliedern<br />

und einem Umsatz von 5,5 Mrd. Euro sowie dem Automotive Cluster Vienna Region<br />

(ACVR) mit 80 Partnern und einem Umsatz von 4,5 Mrd. Euro (Wolf, 2003).<br />

2003 exportierte die österreichische Fahrzeugindustrie Erzeugnisse im Wert von<br />

9,9 Mrd. Euro, was einem Anteil von 12,6 % am Gesamtexport entsprach. Die höchste<br />

Exportdynamik hatte die Branche in den 1990er-Jahren mit einer durchschnittlichen<br />

Wachstumsrate von 11,6 % p.a. erreicht. 1990 war die Fahrzeugindustrie mit 9,2 % am<br />

Export beteiligt gewesen. 2002 schwächte sich das Wachstum konjunkturbedingt ab<br />

(auf 1,9 %), 2003 schrumpften die Exporte um 2,8 %. Die wichtigsten Exportprodukte<br />

des Sektors sind PKWs (in Österreich werden Nischenprodukte für Weltkonzerne<br />

hergestellt), Kfz-Teile, Automotoren und LKWs.<br />

Österreichs Fahrzeug-Außenhandel 2003 Tab. 5.6<br />

Mio. Euro<br />

Export Import Saldo<br />

Anteile<br />

in %<br />

Veränd.<br />

zum Vorj.<br />

in %<br />

Mio. Euro<br />

Anteile<br />

in %<br />

Veränd.<br />

zum Vorj.<br />

in %<br />

Mio. Euro<br />

Kfz-Motoren 2.330 23,7 + 0,2 460 4,5 - 18,4 1.870<br />

Motorenteile 573 5,8 + 5,6 1.052 10,3 + 3,9 -479<br />

PKWs 3.067 31,1 - 10,8 4.617 45,4 + 14,3 -1.549<br />

LKWs 1.135 11,5 + 1,3 756 7,4 + 7,8 379<br />

Omnibusse 205 2,1 + 21,5 464 4,6 + 21,7 -259<br />

Kfz-Teile 2.284 23,2 + 1,3 2.539 25,0 - 14,0 -255<br />

Fahrzeuganhänger 258 2,6 - 11,3 288 2,8 + 1,3 -30<br />

Fahrzeuge insgesamt 9.852 100,0 - 2,8 10.175 100,0 + 2,4 -323<br />

Alle Waren 78.471 100,0 + 1,4 79.831 100,0 + 3,5 -1.361<br />

Anteil Fahrzeuge 12,6 12,7<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.<br />

Erzeugnisse der Fahrzeugindustrie stellen auch einen wichtigen Importposten dar:<br />

2003 waren es 10,2 Mrd. Euro bzw. 12,7 % der Importe. Etwa die Hälfte davon entfiel<br />

auf fertige PKWs, von Bedeutung waren auch Kfz-Teile. Die Importe schrumpften 2002<br />

um 3,3 %, die Belebung 2003 (+2,4 %) war vor allem einer höheren Nachfrage nach<br />

117


Pkw (+14,3 %) zuzuschreiben. Die Sektorbilanz war bisher stets negativ, die einzige<br />

Ausnahme war das Jahr 2002 mit einem Überschuss von 0,2 Mrd. Euro. Das Jahr<br />

2003 brachte wieder ein Defizit.<br />

Der wichtigste Exportmarkt der österreichischen Fahrzeugindustrie ist die EU, doch<br />

spielen auch die MOEL zunehmend eine wichtige Rolle. Osteuropa stellt wegen des<br />

großen Nachholbedarfs bei Fahrzeugen aber auch im Hinblick auf den Ausbau einer<br />

umfassenden Autoindustrie (Slowakei) in Zukunft einen aussichtsreichen Markt für die<br />

österreichischen Zulieferbetriebe dar.<br />

Anmerkungen<br />

1 Veränderung der Gesamtimporte der Handelspartner, gewichtet mit dem Anteil am österreichischen<br />

Export.<br />

2 Als „Schwerpunktländer“ wurden insgesamt 26 Länder ausgewählt – 11 traditionelle Märkte<br />

(in Mittel- und Osteuropa und in den Industriestaaten in Übersee) sowie 15 neue Märkte<br />

(Entwicklungsländer) – die gleichzeitig die Kriterien „hohes Wachstumspotential“ und „Exportchancen“<br />

erfüllen.<br />

118


6 DER AUSSENHANDEL MIT<br />

DIENSTLEISTUNGEN 1<br />

Der positive Nettobeitrag des Dienstleistungshandels zur österreichischen Leistungsbilanz<br />

wuchs 2003 im Vergleich zum Vorjahr wieder geringfügig auf 824 Mio.<br />

Euro an, blieb damit dennoch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt in den<br />

1990er-Jahren. Nach einem schwachen Exportwachstum (0,8 %) 2002 profitierten<br />

die österreichischen Dienstleistungsanbieter 2003 von der <strong>internationale</strong>n Konjunkturerholung<br />

(3,1 % Wachstum). Die Dienstleistungsimporte dagegen erwiesen<br />

sich mit Zuwächsen von 4,6 % (2002) und 2,7 % (2003) als stabiler. Das schlechte<br />

Export-Ergebnis 2002 ergab sich vor allem aufgrund von Rückgängen bei den unternehmensbezogenen<br />

Diensten und Bauleistungen, während der Reiseverkehr mit<br />

31,7 % Anteil an den Gesamtexporten einen weitgehend stabilen Einkommensfaktor<br />

bildete. Dennoch bleibt die langjährige Strukturverschiebung in Richtung zunehmende<br />

Bedeutung von unternehmensbezogenen Dienstleistungen (und ein Anstieg<br />

in der Position der „nicht aufteilbaren Leistungen“ – NAL) bestehen. In regionaler<br />

Hinsicht ergab sich eine zunehmende Konzentration auf Partnerländer innerhalb<br />

der EU-15, der Anteil der neuen Mitgliedsländer blieb mit 8,5 % der Exporte und<br />

7,2 % der Importe nahezu unverändert. Innerhalb der alten Mitgliedsländer jedoch<br />

wuchs die Bedeutung von Ländern wie Großbritannien, Niederlande, Frankreich und<br />

Belgien neben Deutschland, das mit 39,3 % der Exporte und 36,5 % der Importe<br />

nach wie vor wichtigstes Partnerland für Österreich ist.<br />

Die Bedeutung der Dienstleistungsexporte für die österreichische Leistungsbilanz<br />

nahm zu Beginn der 1990er-Jahre tendenziell ab. Seit 1997 stabilisierte sich der Anteil<br />

wieder und lag 2003 bei rd. 29 % der Deviseneinnahmen. Importseitig jedoch nahm<br />

die Bedeutung der Dienstleistungen in derselben Zeitperiode kontinuierlich zu und<br />

belief sich 2003 auf 27,6 % der Ausgaben in der Leistungsbilanz (1992: 22,1 %). Damit<br />

einhergehend fand auch eine Verschlechterung des Nettobeitrags der Dienstleistungen<br />

zur Leistungsbilanz statt (siehe auch Kapitel 4.3). Der Überschuss sank in der ersten<br />

Hälfte der 1990er-Jahre von 34,3 % der Exporte (1992) auf 3,6 % (1997) und belief<br />

sich zuletzt auf 2,8 % (2003). Damit stehen die Entwicklungen im Dienstleistungshandel<br />

im Gegensatz zu jenen im Güterhandel, dessen Defizit sich nicht nur in Prozent der<br />

Exporte, sondern auch absolut gesehen, kontinuierlich verringerte. Die Verringerung<br />

des positiven Beitrags des Dienstleistungshandels zur österreichischen Leistungsbilanz<br />

ist einerseits auf strukturelle Ursachen zurückzuführen (so expandierte der Handel in<br />

traditionell defizitären Positionen, v. a. auch die Position der NAL, besonders stark),<br />

andererseits auf regionale Strukturverschiebungen. Das Dienstleistungsbilanzdefizit<br />

gegenüber der NAFTA stieg beispielsweise stark an und belief sich 2003 alleine auf<br />

62,4 % der Exporte.<br />

119


Betrachtet man die Entwicklung des Dienstleistungshandels innerhalb der vergangenen<br />

Dekade, so stand einem Anstieg auf der Exportseite auf 171 % eine noch<br />

stärkere Erhöhung auf der Importseite auf 233 % gegenüber. Dies entspricht einer<br />

durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,5 % bei den Exporten, der ein<br />

durchschnittlicher Zuwachs der Importe von 9,4 % pro Jahr gegenüberstand. In beiden<br />

Fällen lagen die jüngsten Zuwächse entsprechend der allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Lage deutlich unter dem langjährigen Trend.<br />

Nach zweistelligen Zuwachsraten in den Jahren 1999 und 2000 ging der Dienstleistungshandel<br />

in den darauffolgenden Jahren zurück. Exportseitig verringerte sich das<br />

Wachstum von 9,3 % (2001) auf 0,8 % (2002). Damit war im Dienstleistungshandel,<br />

nicht wie im Warenhandel erst 2003, sondern bereits 2002 das schwächste Ergebnis<br />

erzielt worden, während 2003 bereits wieder ein höheres Wachstum von 3,1% (nach<br />

vorläufigen Zahlen) erreicht wurde. Importseitig halbierte sich das Wachstum seit 2000<br />

in jedem Jahr in etwa, von 8,8 % (2001) auf 4,9 % (2002) und 2,7 (2003). Entsprechend<br />

dem globalen Bild erwies sich auch in Österreich der Dienstleistungshandel<br />

als wesentlich stabiler gegenüber Konjunkturschwankungen als der Warenhandel.<br />

Während 2002 die Nachfrage nach importierten Gütern sogar zurückging, blieb die<br />

Nachfrage nach Dienstleistungsimporten noch relativ hoch, nahm 2003 aber weiter<br />

ab. Die österreichischen Dienstleistungsexporteure bekamen dennoch die globale<br />

Rezession bereits 2002 zu spüren. Das extrem niedrige Jahreswachstum wurde durch<br />

geringere Exporte nach Übersee (NAFTA und Asien) sowie in die neuen Mitgliedsländer<br />

bedingt, wobei vor allem die Exporte von unternehmensnahen Dienstleistungen<br />

und Bauleistungen zurückgingen. Die globale Konjunkturerholung machte sich dann<br />

auch 2003 bereits in einer kräftigeren Erhöhung der Exporte bemerkbar, vor allem<br />

die Exporte von Bauleistungen erholten sich rasch und übertrafen bereits wieder das<br />

Niveau von 2001.<br />

Aufgrund der trägen Importnachfrage und der dynamischeren Exportentwicklung<br />

erhöhte sich der Überschuss in der Dienstleistungsbilanz, welcher mit 631 Mio. Euro<br />

2002 einen Tiefstand erreicht hatte, 2003 wieder geringfügig auf 824 Mio. Euro (siehe<br />

Abbildung 6.1). Lediglich 1997 war ein ähnlich schlechtes Ergebnis erzielt worden, in<br />

den übrigen Jahren erreichte der Dienstleistungsbilanzüberschuss Werte zwischen<br />

7,5 Mrd. Euro (1992) und 1,7 Mrd. (2000).<br />

120


Der Außenhandel mit Dienstleistungen<br />

Entwicklung der Dienstleistungsbilanz Abb. 6.1<br />

Devisenflüsse in Mrd. Euro<br />

40.000<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

Quelle:OeNB.<br />

0<br />

1995<br />

Netto<br />

1996<br />

1997<br />

Ausfuhren<br />

1998<br />

1999<br />

Einfuhren<br />

6.1 Sektorale Gliederung des Dienstleistungshandels<br />

Die Struktur des österreichischen Dienstleistungshandels wies in den vergangenen drei<br />

Jahren keine wesentlichen Veränderungen auf. Langfristig betrachtet lässt sich jedoch<br />

eine deutliche Strukturverschiebung feststellen (siehe Abbildungen 6.2 und 6.3). Über<br />

die vergangene Dekade betrachtet, ist hier der bekannte Rückgang der Bedeutung<br />

des Reiseverkehrs zu erwähnen, dessen Anteil exportseitig von 47,7 % (1993) auf<br />

31,7 % (2003) sank. Importseitig war dieser Trend mit 40,5 % bzw. 27 % ebenfalls stark<br />

ausgeprägt. Dies ist jedoch kein österreichisches Spezifikum, sondern entspricht dem<br />

allgemeinen globalen Trend. Der Handel mit unternehmensbezogenen Dienstleistungen,<br />

dazu zählen u.a. EDV-Leistungen, Patente, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen,<br />

nahm hingegen vor allem seit dem EU-Beitritt an Bedeutung zu.<br />

Die langfristig zu beobachtende Strukturverschiebung in der Dienstleistungsbilanz<br />

ergibt sich hauptsächlich aufgrund der relativen Ausweitung der Position NAL. Dies<br />

stellt ein Problem für die Strukturanalyse dar, da in dieser Kategorie neben statistischen<br />

Ungenauigkeiten (u.a. durch Unterschiede in der Erfassung laut Außenhandelsstatistik<br />

und Zahlungsbilanz) auch Serviceleistungen, die in Verbindung mit Warengeschäften<br />

getätigt werden, erfasst werden. Die Bedeutung solcher Leistungen dürfte in der jüngeren<br />

Vergangenheit stark angestiegen sein. Die Umstellung der Zahlungsbilanzstatistik<br />

mit dem Jahr 2006 wird erstmals die Möglichkeit bieten, zukünftig mehr Klarheit über<br />

diese Serviceleistungen zu gewinnen. 2<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

4.000<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

Saldo in Mrd. Euro<br />

121


Weiters zeigt sich im Verhältnis zu den übrigen Kategorien ein Anstieg der Exporte von<br />

Transportleistungen. Vor allem in den Jahren 2002 und 2003 bewirkte dieser Zuwachs<br />

auch einen Rückgang des Anteils der NAL. Abgesehen davon erwies sich die Struktur<br />

der österreichischen Dienstleistungen sowohl export- als auch importseitig während<br />

der jüngsten Rezession als weitgehend stabil.<br />

Struktur der Dienstleistungseinnahmen Abb. 6.2<br />

In % der Exporte<br />

Quelle:OeNB.<br />

Struktur der Dienstleistungsausgaben Abb. 6.3<br />

In % der Importe<br />

Quelle:OeNB.<br />

122<br />

100 %<br />

80 %<br />

60 %<br />

40 %<br />

20 %<br />

0 %<br />

100 %<br />

80 %<br />

60 %<br />

40 %<br />

20 %<br />

0 %<br />

1995<br />

1995<br />

1997<br />

1997<br />

1999<br />

1999<br />

2001<br />

2001<br />

2003<br />

2003<br />

NAL<br />

sonstige<br />

Transport<br />

unternehmensbez. DL<br />

Reiseverkehr<br />

NAL<br />

sonstige<br />

Transport<br />

unternehmensbez. DL<br />

Reiseverkehr


6.1.1 Reiseverkehr<br />

Der Außenhandel mit Dienstleistungen<br />

Wie bereits erwähnt, entwickelte sich der absolute Anteil des Reiseverkehrs an den<br />

Dienstleistungen – entsprechend seinem globalen Trend – seit langem rückläufig (siehe<br />

dazu Tabelle 6.1 in den Statistischen Übersichten). Die Bedeutung des Reiseverkehrs<br />

für Österreich ist je nach Betrachtungsweise unterschiedlich. Setzt man den Anteil<br />

der Reiseverkehrsexporte in Relation zur globalen Bedeutung des Reiseverkehrs, so<br />

zeigt sich trotz des überdurchschnittlich hohen Anteils bei den Exporten für Österreich<br />

keine ausgeprägte Spezialisierung auf diesen Sektor. Betrachtet man darüber hinaus<br />

die Nettoposition zwischen Exporten und Importen, so ergibt sich eine noch geringere<br />

Bedeutung des Reiseverkehrs für Österreich (siehe dazu auch Kapitel 14). Demgegenüber<br />

ist die relative Bedeutung der unternehmensbezogenen Dienstleistungen in<br />

Österreich – sowohl anteilsmäßig als auch in Relation zu den Haupthandelspartnern<br />

– wesentlich stärker. Mit knapp 1 % war der Nettobeitrag des Reiseverkehrs zum BIP<br />

mehr als doppelt so hoch wie der der Dienstleistungen insgesamt. Der Reiseverkehr<br />

laut Zahlungsbilanz gibt jedoch nicht ausreichend Auskunft über die tatsächliche Bedeutung<br />

des Tourismus für die österreichische Wirtschaft, welche wesentlich höher ist.<br />

Ein im Rahmen einer bereits etwas älteren Studie das WIFO erstelltes Tourismussatellitenkonto<br />

zur VGR (Smeral et al., 2002) stellt die vielfältigen volkswirtschaftlichen Verflechtungen<br />

des Tourismus umfassender dar, u. a. wurden die Ausgaben inländischer<br />

Gäste ebenfalls berücksichtigt. Demnach ist der Tourismus für Österreich durchaus<br />

eine wesentliche Komponente der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung, dessen<br />

Beitrag zum BIP 2001 in etwa 9 % betrug.<br />

Exporte<br />

Trotz abnehmender Tendenz ist der Reiseverkehr immer noch eine wichtige Kategorie<br />

für den Dienstleistungshandel. Nach wie vor resultieren knapp ein Drittel (31,7 %) der<br />

Dienstleistungsexporte aus dem <strong>internationale</strong>n Reiseverkehr. Für den Dienstleistungshandel<br />

insgesamt, und besonders im Reiseverkehr, ist Deutschland der mit Abstand<br />

wichtigste Handelspartner. Mehr als 50 % der Exporteinnahmen im Reiseverkehr<br />

(jedoch nur knapp 23 % der Importausgaben) wurden 2003 im bilateralen Handel mit<br />

dem Nachbarland erwirtschaftet, wobei dieser Anteil seit 1995 – ausgehend von 62 %<br />

– stetig sank. Stark angestiegen ist in derselben Zeitperiode der Anteil der Niederlande:<br />

Von 4,8 % (1995) verdoppelte sich der Exportanteil bis 2003 beinahe auf 9,3 %. Damit<br />

sind die Niederländer die zweithäufigsten ausländischen Touristen in Österreich. Die<br />

relativ hohen Zuwächse bei den Reiseverkehrexporten von 3,8 % im Jahr 2002 (in<br />

dem die Dienstleistungsexporte insgesamt um nur 0,8 % expandierten) wurden ebenfalls<br />

maßgeblich durch hohe Zugewinne gegenüber den Niederlanden (von 20,4 %)<br />

123


ermöglicht. 2003 erhöhten sich die Exporte in die Niederlande nochmals um beinahe<br />

38 % und damit auf über 1 Mrd. Euro. Aufgrund der geringen Reiseverkehrsimporte<br />

fiel die Teilbilanz gegenüber den Niederlanden mit 994 Mio. Euro Überschuss (oder<br />

87 % der Exporte) besonders gut aus. An dritter Stelle bei den Exporten lag im Jahr<br />

2003 Großbritannien (7,9 % Anteil), gefolgt von der Schweiz und Italien mit je 5,9 %<br />

Anteil und den USA (2,9 %). Während Touristen aus Großbritannien und Italien vermehrt<br />

ihr Geld in Österreich ließen, war der Wert der Reiseverkehrseinnahmen aus der<br />

Schweiz und besonders aus den USA rückläufig. Der Rückgang der Exporte in beide<br />

Länder – vor allem jedoch in die USA – kann gut mit der Wechselkursentwicklung in<br />

den vergangenen ein bis zwei Jahren erklärt werden. Inwieweit auch die Angst vor Terroranschlägen<br />

und ein dadurch bedingter allgemeiner Rückgang von Auslandsreisen<br />

ebenfalls eine Rolle spielte, kann aus dem vorliegenden Datenmaterial nicht ersehen<br />

werden; ein diesbezüglicher Einfluss ist jedoch wahrscheinlich.<br />

Importe<br />

Die häufigste Destination für österreichische Touristen ist Deutschland, mehr als ein<br />

Fünftel der Reiseverkehrsimporte wurden 2003 aus Deutschland bezogen. An zweiter<br />

Stelle bei den Importländern stand mit 14 % erneut Italien. Die Anteile beider Länder<br />

an den österreichischen Importen gingen in den letzten zehn Jahren stark zurück, die<br />

Österreicher verbrachten ihren Auslandsurlaub vermehrt in Griechenland und Ungarn<br />

(die Importe aus diesen Destinationen vervierfachten sich seit 1995); hohe Zuwächse<br />

verzeichneten auch Frankreich, Tschechien, die Schweiz und Belgien (wobei hier der<br />

„Brüssel-Effekt“ zu berücksichtigen ist). Deutlich lässt sich die gestiegene Attraktivität<br />

Osteuropas als Reiseland für Österreicher feststellen, was auch im stark gestiegenen<br />

Defizit gegenüber der Region seinen Ausdruck findet.<br />

6.1.2 Unternehmensbezogene Dienstleistungen<br />

Besonders dynamisch entwickelte sich in jüngerer Zeit der Handel mit unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen. Wie in den meisten OECD-Ländern expandieren auch<br />

in Österreich vor allem die wissensbasierten Dienstleistungen, bei denen es um die<br />

Schaffung (F&E), die Verbreitung und die Anwendung (Beratung, etc.) von theoriegeleitetem<br />

Wissen geht. Dem wissensbasierten Dienstleistungssektor können auch<br />

jene Infrastrukturbereiche zugeordnet werden, die für die Erstellung und Erbringung<br />

der eigentlichen Dienstleistung von ausschlaggebender Bedeutung sind: Informations-<br />

und Kommunikationsdienste sowie Teile des Energie- und Verkehrssektors.<br />

Gerade letztere ermöglichen gleichzeitig die vermehrte Handelbarkeit, nicht nur von<br />

wissensbasierten, sondern auch von primären Dienstleistungen (wie Handels- und<br />

124


Der Außenhandel mit Dienstleistungen<br />

Bürotätigkeiten, etc.). Der Wert der österreichischen Exporte in dieser Kategorie (dies<br />

entspricht der Summe der Positionen Versicherungs- und Finanzdienstleistungen,<br />

EDV- und Informationsleistungen, Patente und Lizenzen, sowie sonstige unternehmensbezogene<br />

Dienstleistungen) erhöhte sich seit 1993 von 3,8 Mrd. auf 8,5 Mrd.<br />

Euro, der Anteil an den Gesamteinnahmen stieg von 17 % auf 22 %. Gemessen an<br />

ihrer globalen Bedeutung ergibt sich für Österreich damit eine deutlich ausgeprägte<br />

Spezialisierung auf diese Dienstleistungen (siehe dazu Kapitel 14).<br />

Der Handel mit unternehmensbezogenen Dienstleistungen ist traditionell überschüssig,<br />

selbst 2001 stieg der Überschuss dieser Positionen in Summe auf 1,4 Mrd. Euro und<br />

trug damit wesentlich zum guten Gesamtergebnis in der Dienstleistungsbilanz bei.<br />

Aufgrund hoher Importzuwächse fiel der Überschuss mit rund 600 Mio. Euro im Jahr<br />

2002 zwar geringer aus, war jedoch gemessen am Ergebnis der Dienstleistungsbilanz<br />

insgesamt immer noch hoch.<br />

Der Strukturwandel hin zu einer stärkeren Exporttätigkeit in den oben genannten Einzelpositionen<br />

ist als Ausdruck einer Verbesserung der Exportstruktur zu sehen. Vor<br />

allem im Bereich Versicherungsleistungen ergibt sich eine zunehmende Spezialisierung<br />

Österreichs, nicht nur innerhalb der Dienstleistungsbilanz, sondern auch im <strong>internationale</strong>n<br />

Vergleich (siehe wiederum Kapitel 14). Im Jahr 2003 wurde (nach vorläufigen<br />

Zahlen) in dieser Position erstmals ein Überschuss erwirtschaftet (siehe Tabelle 6.2<br />

in den Statistischen Übersichten). Weniger Anlass zur Freude geben die Teilbilanzen<br />

EDV- und Informationsleistungen, sowie Patente und Lizenzen, deren Defizit sich<br />

kontinuierlich ausweitet. Während sich bei den EDV-Leistungen sowohl die Exporte als<br />

auch die Importe in den letzten zehn Jahren vervierfachten, stiegen bei den Patenten<br />

die Importe mit rund 150 % Zuwachs wesentlich stärker als die Exporte (+36 %). Diese<br />

Entwicklung spricht für eine äußerst geringe Innovationstätigkeit österreichischer<br />

Unternehmen, die neue Ideen lieber aus dem Ausland ankaufen, anstatt sie selber<br />

zu entwickeln. Die große Anzahl Kleiner und Mittlerer Unternehmen (KMU) in Österreich<br />

kann teilweise als Erklärung für die geringe Forschungstätigkeit herangezogen<br />

werden. Hier eröffnen sich Spielräume für die Wirtschaftspolitik. Österreich verfügt mit<br />

dem Forschungsfreibetrag bereits über ein, im <strong>internationale</strong>n Vergleich großzügiges,<br />

Instrument der indirekten Forschungsförderung, das u.U. aufgrund fehlender Transparenz<br />

und mangelnder Einfachheit noch zu wenig genutzt wurde. Eine Evaluierung<br />

der Wirkungen des Freibetrags steht bis dato aus (Hutschenreiter, 2002).<br />

Gerade bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen lässt sich eine deutliche<br />

Differenzierung zwischen dem Handel mit Partnern im Westen und jenen im Osten<br />

erkennen. Ist Österreich gegenüber den (mengenmäßig weitaus gewichtigeren)<br />

westlichen Partnern ein Nettoimporteur, ergibt sich gegenüber Osteuropa, und hier<br />

insbesondere gegenüber den MOEL-5, ein Exportüberschuss in diesem Bereich.<br />

125


Österreich dürfte, was das Know-how von unternehmensrelevanten Serviceleistungen<br />

betrifft, eine Brückenfunktion für Osteuropa darstellen.<br />

6.1.3 Transporte<br />

Der relative Anstieg der Transportleistungen in der Dienstleistungsbilanz ist teilweise<br />

auf die Umstellung in der Zahlungsbilanzstatistik im Jahr 1998 zurückzuführen, wodurch<br />

der <strong>internationale</strong> Personenverkehr von der Position Reiseverkehr hierher wechselte.<br />

Der Anteil des <strong>internationale</strong>n Personenverkehrs an den Dienstleistungsexporten stieg<br />

von 2,9 % im Jahre 1993 auf 5,7 % im Jahre 2003, der Anteil der Transportleistungen<br />

insgesamt nahm in derselben Periode von 11,7 % auf 16,8 % zu. Die stärksten Zuwächse<br />

wurden im Lufttransport verzeichnet, der Wert der Exporteinnahmen stieg um<br />

mehr als das Dreifache auf zuletzt 2,7 Mrd. Euro. Gleichzeitig verfünffachte sich der<br />

Überschuss auf 1,4 Mrd. Euro und trug damit wesentlich zum positiven Saldo dieser<br />

Teilbilanz von 2,4 Mrd. Euro bei. Selbst in den Krisenjahren 2002 und 2003 konnten<br />

die Exporte von Transportleistungen noch stattliche Zuwächse von 10 % (2002) und<br />

6 % (2003) verzeichnen. Waren es im Jahr 2002 hauptsächlich die Exporte nach<br />

Osteuropa gewesen, die diese Entwicklung trugen, so expandierten 2003 die Exporte<br />

nach Westeuropa kräftig, während jene nach Osteuropa sogar zurückgingen.<br />

Der traditionell positive Saldo dieser Teilbilanz wird zu beinahe 70 % im Handel mit den<br />

alten EU-Mitgliedsländern (EU-15) erwirtschaftet, und hier insbesondere mit Deutschland<br />

und Großbritannien. Osteuropa trug mit einem Überschuss von 141 Mio. Euro<br />

ebenfalls zum positiven Gesamtergebnis bei, trotz des negativen Saldos gegenüber<br />

Tschechien und Polen.<br />

6.1.4 Sonstige Positionen<br />

Kommunikationsdienstleistungen<br />

Die dynamische Entwicklung in der mengenmäßig weniger bedeutenden Teilbilanz<br />

der Kommunikationsdienstleistungen fand 2002 ihren vorläufigen Endpunkt. Mit Einnahmen<br />

von 689 Mio. Euro (dies entsprach 1,8 % der Gesamtexporte) hatten sich die<br />

Exporte auf das Achtfache des Niveaus von 1993 erhöht. 2003 brachte erstmals seit<br />

einer Dekade einen Exportrückgang um 19 % auf 558 Mio. Euro. Gleichzeitig sanken<br />

die Importe in beiden Jahren um jeweils rund 13 %, wodurch sich der Überschuss<br />

2002 auf 217 Mio. Euro kräftig erhöhte. 2003 fiel er mit 145 Mio. Euro im Vergleich<br />

zum Vorjahr zwar wesentlich geringer aus, der langfristige Trend einer Umkehrung des<br />

einstmaligen Defizits in einen stabilen Überschuss setzte sich damit jedoch fort. Die<br />

Entwicklung in dieser Teilbilanz ist somit durchaus positiv zu sehen und spricht – im<br />

126


Der Außenhandel mit Dienstleistungen<br />

Zusammenhang mit den Exportzuwächsen bei den unternehmensnahen Dienstleistungen<br />

– ebenfalls für eine Verbesserung der Struktur des Dienstleistungshandels.<br />

Bauleistungen<br />

Die Bauleistungen stellen für Österreich mit 2,3 % Anteil exportseitig und 2,1 % importseitig<br />

(jeweils 2003) ebenfalls eine im <strong>internationale</strong>n Vergleich überdurchschnittlich<br />

wichtige Position dar, allerdings ergibt sich in dieser Position eine negative Spezialisierung.<br />

Anders ausgedrückt ist deren Bedeutung international gesehen importseitig<br />

größer als exportseitig. Besonders aus Polen importiert Österreich – gemessen an der<br />

Größe dieses Handelspartners – überdurchschnittlich viele Bauleistungen. Relativ niedrige<br />

Lohnkosten sowie eine entsprechende Ausbildung der Arbeitskräfte dürften hier<br />

eine Rolle spielen. Dessen ungeachtet ergibt sich in dieser Teilbilanz ein Überschuss,<br />

dessen Wert jedoch mit dem Konjunkturverlauf stark schwankt. Die Rezessionsjahre<br />

2002 und 2003 schlugen sich in geringeren Überschüssen von 104 Mio. bzw. 98 Mio.<br />

Euro nieder, das ist gegenüber den Jahren zuvor ein deutlicher Rückgang.<br />

6.2 Regionale Entwicklung<br />

6.2.1 Geographische Konzentration<br />

Während im Güterhandel sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen eine<br />

Abnahme der hohen regionalen Konzentration zu beobachten war, nahm diese bei den<br />

Dienstleistungsexporten und -importen seit 1995 weiter zu. Beinahe 69 % der Exporte<br />

2003 waren für Partner innerhalb der EU-15 bestimmt, 68 % der Importe kamen aus<br />

der EU-15. Rechnet man die neuen Mitgliedsländer bereits ein, so betrug der Anteil des<br />

EU-Handels in der Dienstleistungsbilanz 77 % exportseitig und 75 % importseitig (siehe<br />

auch Tabelle 6.6 in den Statistischen Übersichten). Interessanterweise gab es keine<br />

übermäßig große Zunahme des Handels mit Partnern in Osteuropa. Durch die EU-Erweiterung<br />

könnte sich der Handel mit den Beitrittsländern jedoch überdurchschnittlich<br />

erhöhen, weil gerade in diesem Bereich die meisten Liberalisierungsschritte noch zu<br />

setzen sind. Der Handel mit Sachgütern ist durch die Europa-Abkommen bereits mehr<br />

oder weniger vollständig liberalisiert, hier werden keine unmittelbaren Effekte erwartet.<br />

Somit könnte der seit 1995 ziemlich konstante Anteil der neuen Mitgliedsländer von<br />

8,5 % der Exporte und 7,2 % der Importe (2003) in Zukunft tendenziell ansteigen.<br />

In den wirtschaftlich schwierigen Jahren 2002 und 2003 ergab sich eine verstärkte<br />

Konzentration auf die alten Mitgliedsländer als Handelspartner, wobei die Entwicklungen<br />

gegenüber einzelnen Ländern unterschiedlich waren: Vor allem die Exporte<br />

nach Großbritannien, in die Niederlande, nach Frankreich und Belgien dehnten sich<br />

127


kräftig aus, wobei der Reiseverkehr eine wichtige Rolle spielte. Insgesamt lag das<br />

Wachstum der Exporte in die alten Mitgliedsländer mit 2,2 % (2002) und 5,1 % (2003)<br />

nicht nur deutlich über dem Gesamtwachstum, in beiden Jahren ging der Handel mit<br />

Partnern außerhalb der EU-15 (und auch außerhalb der erweiterten EU-25) zurück.<br />

Die Importe aus Ländern außerhalb der EU-15 gingen erst 2003 zurück (um 0,4 %),<br />

jedoch übertraf auch hier das Wachstum mit alten Mitgliedsländern deutlich den<br />

weltweiten Durchschnitt.<br />

Die Entwicklung des Euro-Dollar-Wechselkurses und die schwache inländische Konjunktur<br />

wirkten sich besonders stark auf den Überseehandel aus. Die Exporte in die<br />

USA gingen im zweiten aufeinanderfolgenden Jahr um rund 13 % zurück, die Importe<br />

nahmen 2002 erst mäßig und 2003 mit 11 % ebenfalls stark ab (siehe auch Tabellen<br />

6.3 und 6.4 in den Statistischen Übersichten). Somit verlor die NAFTA insgesamt an<br />

Bedeutung für Österreich. Die ASEAN-Gemeinschaft verlor ebenfalls an Bedeutung,<br />

hingegen wuchs der Handel mit China nicht nur absolut gesehen (um 16,4 % im Jahr<br />

2003), sondern auch relativ von 0,37 % auf 0,53 %. Bei den Importen verdoppelte sich<br />

der Anteil Chinas seit 1995, lag jedoch mit 0,4 % unter jenem der Exporte.<br />

Während gegenüber den MOEL die größten Zugewinne bereits in der zweiten Hälfte der<br />

1990er-Jahre erzielt worden waren und die Exportsteigerungen seit 2000 wesentlich<br />

geringer ausfielen, erwies sich der Handel mit Partnern in Südosteuropa nach wie vor<br />

als dynamisch. Die Exporte nahmen 2003 um beinahe 14 % zu, damit verdoppelte sich<br />

der Anteil der SOEL-7 exportseitig seit 1995 auf 2 %. Dieser Entwicklung stand 2003<br />

mit 28 % Zuwachs im Jahresvergleich erneut ein Importschub gegenüber, wodurch<br />

sich die Importe aus der Region seit 1995 vervierfachten. Allein aus Kroatien wurden<br />

mit 570 Mio. Euro um 58 % mehr Leistungen importiert als 2002. Dies entsprach 70 %<br />

der Importe aus der Region.<br />

6.2.2 Regionale Bilanzen<br />

Trotz ihrer relativ geringen Bedeutung erwirtschaftete Österreich im Handel mit den<br />

neuen Mitgliedsländern seit 1999 ansehnliche Überschüsse (siehe auch Tabellen 6.5<br />

und 6.7 in den Statistischen Übersichten). Mit 548 Mio. Euro lag der Überschuss 2003<br />

nur wenig unter jenem gegenüber den alten Mitgliedsländern von 780 Mio. Euro. Somit<br />

standen den Nettoeinnahmen von 1,3 Mrd. Euro aus der EU-25 Nettoabflüsse in den<br />

Extra-EU-Raum von 500 Mio. Euro gegenüber.<br />

Gegenüber den alten Mitgliedsländern resultierte der Löwenanteil des Überschusses<br />

nach wie vor aus dem Reiseverkehr. Die sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen<br />

wiesen 2003 ebenfalls einen Überschuss auf, jedoch waren die Teilbilanzen<br />

der übrigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen allesamt defizitär. Ein Defizit<br />

128


Der Außenhandel mit Dienstleistungen<br />

ergab sich auch in der Position der NAL. Gegenüber Deutschland, Großbritannien und<br />

den Niederlanden ergab sich das gleiche Bild. Im Handel mit Italien war Österreich<br />

Nettoimporteur von Reiseverkehrsleistungen und im Handel mit Frankreich wurde in<br />

allen Teilbilanzen der sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen, ausgenommen<br />

EDV und Patente und Lizenzen, ein Überschuss erwirtschaftet.<br />

Eine recht unterschiedliche Nettoposition ergibt sich gegenüber den neuen Mitgliedsländern<br />

in den einzelnen Positionen. Hier kam der Überschuss aus dem Handel im<br />

Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen sowie bei den Transportleistungen<br />

und den NAL zustande. Im Reiseverkehr ergab sich gegenüber den neuen<br />

Mitgliedern ein Defizit. Gegenüber Tschechien erwirtschaftete Österreich im zweiten<br />

aufeinanderfolgenden Jahr ein Defizit bei den Dienstleistungen insgesamt, welches<br />

durch die hohen Reiseverkehrsausgaben der Österreicher in Tschechien verursacht<br />

wurde. Dem standen jedoch hohe Überschüsse mit Polen und der Slowakei gegenüber.<br />

Bei beiden Ländern, besonders jedoch im Handel mit Polen, spielten Bauleistungen<br />

sowie sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen eine große Rolle.<br />

Der größte Überschuss gegenüber Polen ergab sich in der Position der NAL, was<br />

eine Interpretation der guten österreichischen Performance schwierig macht. Jedoch<br />

kann angenommen werden, dass ein wesentlicher Bestandteil des österreichischen<br />

Erfolgs in Osteuropa (in der NAL beinhaltete) Serviceleistungen im Zusammenhang<br />

mit Warengeschäften sind.<br />

Den Nettoexporten innerhalb Europas standen 2003 – wie in den Jahren zuvor – Nettoimporte<br />

aus Übersee gegenüber. Vor allem das Defizit gegenüber den NAFTA-Mitgliedern<br />

(1,4 Mrd. Euro 2003, davon gegenüber den USA 1,2 Mrd. Euro) fiel erneut hoch aus.<br />

Auch der Handel mit ASEAN-Mitgliedern sowie mit Japan war in den letzten zwei bzw.<br />

drei Jahren defizitär. Gegenüber den SOEL-7 ergab sich 2003 – nicht zuletzt aufgrund<br />

der hohen österreichischen Reiseverkehrsausgaben in Kroatien – ein Defizit.<br />

Anmerkungen<br />

1 Eine ausführliche Behandlung des Dienstleistungshandels sowie einer Analyse der österreichischen<br />

Position im <strong>internationale</strong>n Vergleich findet sich in Kapitel 14.<br />

2 Es wird erwartet, dass die Position der NAL mit der neuen Erfassung beträchtlich verringert<br />

wird. Obwohl gewisse Aspekte bestehen bleiben – so wird es nach wie vor Unterschiede<br />

zwischen Warenhandel laut Außenhandelsstatistik und Zahlungsbilanz aufgrund der unterschiedlichen<br />

Bewertung (CIF-FOB) geben – besteht die Möglichkeit, mehr Dienstleistungen<br />

auch als solche zu erfassen. Einerseits ergibt sich das durch die Umstellung der Erhebung<br />

auf eine direkte Erfassung der Leistung beim Wirtschaftstreibenden an Stelle der bisherigen<br />

Erfassung der damit in Zusammenhang stehenden Zahlung bei einem Finanzinstitut. Andererseits<br />

wird der Schwellenwert für meldepflichtige Transaktionen von 250.000 auf 50.000<br />

Euro herabgesetzt, wodurch mehr Geschäftsfälle erfasst werden.<br />

129


7 GRENZÜBERSCHEITENDE<br />

DIREKTINVESTITIONEN<br />

Im Anschluss an die große Fusionswelle der Jahre 1999 bis 2000 entwickelten<br />

sich die Direktinvestitionsströme sowohl weltweit als auch in Europa stark rückläufig.<br />

Demgegenüber konnte Österreich seine Position weltweit sowohl aktiv- als<br />

auch passivseitig stark verbessern. Aktivseitig waren die Direktinvestitionsströme<br />

gekennzeichnet durch starke Investitionen in Mittel- und Osteuropa, während passivseitig<br />

Deutschland seine Dominanz weiter ausbauen konnte. Die Beschäftigung<br />

der österreichischen Tochterunternehmen im Ausland übertraf 2001 erstmals jene<br />

der ausländischen Unternehmen in Österreich. Diese Entwicklung kann vor allem<br />

durch die hohen Arbeitsintensitäten der aktiven Direktinvestitionen in den mittel-<br />

und osteuropäischen Ländern erklärt werden kann. 2001 wurden knapp 85 % des<br />

gesamten Jahresergebnisses von 1,3 Mrd. Euro von Tochterunterunternehmen in<br />

Mittel- und Osteuropa erzielt. Die Eigenkapitalrentabilitäten dieser Tochterunternehmen<br />

übertrafen jene der Tochterunternehmen in der EU-15 bei weitem. Auch die<br />

passiven Direktinvestitionen in Österreich erzielten 2001 sehr hohe Erträge.<br />

Die Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft setzte sich somit in der<br />

Periode 2001 – 2003 fort und stärkte die weltweite Position Österreichs sowohl<br />

aktiv- als auch passivseitig zusätzlich. Insbesondere Österreichs Engagement in<br />

Mittel- und Osteuropa leistete zu dieser Entwicklung einen wesentlichen Beitrag.<br />

7.1 Einleitung 1<br />

Österreichs Direktinvestitionen im Ausland wuchsen in den vergangenen 15 Jahren<br />

überaus stark. Insbesondere die Ostöffnung forcierte diese Entwicklung. Gleichzeitig<br />

stiegen aber auch die ausländischen Direktinvestitionen in Österreich stark an. Es<br />

zeigt sich somit eine forcierte Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft.<br />

Diese Form der Internationalisierung hat sich in den Jahren 2001 – 2003 trotz weltweit<br />

rückläufiger Tendenzen weiter fortgesetzt. Im Jahre 2001 übertraf die Beschäftigung<br />

in österreichischen Tochterunternehmen im Ausland erstmals jene der ausländischen<br />

Tochterunternehmen in Österreich. All diese Entwicklungen machen eine genauere<br />

Untersuchung der österreichischen Direktinvestitionen sowie deren Auswirkungen<br />

auf die heimische Wirtschaft außergewöhnlich interessant. Im Folgenden soll daher<br />

die Entwicklung Österreichs sowohl im <strong>internationale</strong>n Vergleich als auch innerhalb<br />

Österreichs selbst dargestellt und analysiert werden.<br />

130


7.2 Allgemeine Entwicklung der weltweiten<br />

Direktinvestitionen<br />

Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

Die weltweiten Direktinvestitionsströme verringerten sich 2002 abermals (vgl. Abbildung<br />

7.1). Dabei zeigt sich deutlich die Sonderstellung der Boomperiode 1999<br />

– 2000. Diese Zweijahresperiode ist gekennzeichnet durch eine weltweit äußerst<br />

positive Konjunkturentwicklung und war darüber hinaus geprägt durch eine Vielzahl<br />

an Übernahmen und Fusionen (Mergers and Aquisitions – M&As). Wenngleich der<br />

Rückgang der Direktinvestitionsströme 2001 – 2002 relativ stark ausfiel, so bleiben<br />

diese noch immer auf einem sehr hohen absoluten Niveau (siehe Tabelle 7.3 in den<br />

Statistischen Übersichten).<br />

Globale FDI-Ströme, 1980–2002 (Mrd. USD) Abb. 7.1<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Welt<br />

0<br />

1980 1982<br />

Entwicklungsländer<br />

1984<br />

Quelle: UNCTAD Database, Web download.<br />

1986<br />

1988<br />

1990<br />

Entwickelte Länder<br />

Mittel- und Osteuropa<br />

1992<br />

1994<br />

1996<br />

1998<br />

2000<br />

2002<br />

Gründe für Rückgang der Direktinvestitionen nach 2000<br />

Der Rückgang der Direktinvestitionsströme nach 2000 steht zum Teil in unmittelbarem<br />

Zusammenhang mit der Boomperiode 1999/2000. Drei Motive sind für diesen Rückgang<br />

ausschlaggebend (UNCTAD, 2003): die makroökonomische Konjunkturentwicklung,<br />

die mikroökonomische Entwicklungen der Unternehmen sowie verschiedene<br />

institutionelle Gründe.<br />

131


• Makroökonomisch sind insbesondere der weltweite Konjunktureinbruch sowie der<br />

damit einhergehende Wachstumsrückgang verantwortlich für die Verringerung der<br />

Direktinvestitionsströme. Zentral waren dabei der Finanz- sowie der Telekommunikationssektor<br />

betroffen. Direktinvestitionsströme entwickeln sich zumeist parallel<br />

mit den nationalen Wachstumsraten. So zeichnete alleine die USA für 90 % des<br />

Rückgangs der Direktinvestitionsströme der Industrieländer. Auch Großbritannien<br />

verzeichnete einen extremen Rückgang, während Deutschland und auch<br />

Österreich einen leichten Anstieg registrieren konnten. Sowohl weltweit als auch<br />

insbesondere in den USA und Großbritannien war das Abflauen des M&A-Booms<br />

für den starken Rückgang der Direktinvestitionsströme maßgeblich verantwortlich.<br />

Hatte die Anzahl der M&As im Jahre 2000 noch 7.894 betragen, so fiel diese<br />

Anzahl im Jahre 2002 auf 4.493 zurück! Zusätzlich fiel der durchschnittliche Wert<br />

pro M&A von 145 auf 82 Mio. USD.<br />

• Mikroökonomisch war die Periode 2001/2002 durch Korrekturen der Marktwerte<br />

der Tochterunternehmen gekennzeichnet, welche im Zuge des M&A-Booms der<br />

beiden Vorjahre zumeist überbewertet worden waren. Der weltweite Rückgang<br />

der Börse in den Jahren 2001/2002 ist das typische Merkmal dieser Entwicklung.<br />

Zusätzlich verschlechterten sich auch die Rentabilität der Tochterunternehmen<br />

sowie die Finanzierung der Tochter- durch die Mutterunternehmen. Auch das<br />

Ausmaß der re-investierten Gewinne ging zurück. Überdies war diese Periode<br />

gekennzeichnet durch große firmeninterne Restrukturierungsprozesse im Anschluss<br />

an den M&A-Boom. Dies führte zu Schließungen einer großen Anzahl an<br />

Tochterunternehmen (siehe Tabelle 7.1).<br />

Desinvestitionen nach Übernahmen und Fusionen: Änderungen in der<br />

Anzahl der Tochterunternehmen und Gastländer (ausgewählte Fälle)<br />

132<br />

Jahr der<br />

Übernahme<br />

Anzahl im Jahr<br />

der Übernahme<br />

Vivendi Universal 2000 Tochterunternehmen 904 744<br />

(Vivendi-Seagram) Gastländer 52 50<br />

BHP Billiton 2001 Tochterunternehmen 184 60<br />

(BHP Billiton) Gastländer 30 20<br />

Unilever 2000 Tochterunternehmen 275 242<br />

(Unilever-Bestfoods) Gastländer 50 44<br />

Nestle 2001 Tochterunternehmen 428 398<br />

(Nestle-Raston Purina) Gastländer 63 86<br />

Quelle: UNCTAD 2003, S.18.<br />

Tab. 7.1<br />

2002


Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

• Institutionell war die Periode 2001/2002 durch einen starken Rückgang der<br />

Privatisierungsprogramme gekennzeichnet. Dies betraf sowohl die Situation<br />

in den ehemaligen mittel- und osteuropäischen Ländern Ungarn und Polen als<br />

auch in Ländern Südamerikas (Brasilien, Argentinien). Zusätzlich war diese<br />

Periode – insbesondere in den USA – durch Firmenskandale gekennzeichnet<br />

(z.B. Enron), welche gleichfalls das Vertrauen der Investoren beeinträchtigten.<br />

Regionale Verteilung der FDI-Ströme, 1980–2002 (in %) Abb. 7.2<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1980 1982<br />

Entwickelte Länder<br />

Entwicklungsländer<br />

1984<br />

Quelle: UNCTAD Database, Web download.<br />

1986<br />

1988<br />

1990<br />

Mittel - und Osteuropa<br />

1992<br />

1994<br />

1996<br />

1998<br />

2000<br />

2002<br />

Die regionale Verteilung der Direktinvestitionsströme zeigt deutlich die Dominanz der<br />

Industrienationen (vergleiche Abbildung 7.2). Während in der Periode 1992 – 1998 im<br />

Zuge der großen Privatisierungsprogramme bis zu 40 % der jährlichen Direktinvestitionsströme<br />

in Entwicklungsländern (Brasilien, Argentinien, u.a.) flossen, fiel deren<br />

Anteil 1999/2000 auf unter 20 %. Gerade die großen M&As fanden ausschließlich<br />

zwischen den Industrienationen statt (z. B. Daimler, D/Chrysler, USA). Innerhalb der<br />

Entwicklungsländer nahm China eine Sonderolle ein. Mit Investitionsströmen von<br />

53 Mrd. USD überholt China 2002 bereits die USA (30 Mrd. USD) und rangierte hinter<br />

Luxemburg (126 Mrd. USD) weltweit auf Rang zwei. Von den drei angeführten Regionen<br />

konnte einzig Mittel- und Osteuropa wachsende Investitionsströme verzeichnen.<br />

Diese Investitionsströme waren vorwiegend durch Privatisierungen bedingt.<br />

133


Insgesamt gesehen war die Entwicklung der Jahre 2001/2002 dominiert durch die<br />

bescheidenen Wachstumsraten der Weltwirtschaft sowie durch die Folgewirkungen<br />

des M&A-Booms der Periode 1999/2000. Aktuelle Prognosen der UNCTAD lassen<br />

jedoch für die Periode 2004/2005 einen neuerlichen Anstieg der Investitionsströme<br />

erwarten (UNCTAD, 2004).<br />

7.3 Österreichs Position im <strong>internationale</strong>n Vergleich<br />

7.3.1 Aktive und passive Direktinvestitionen im <strong>internationale</strong>n<br />

Vergleich 2<br />

Direktinvestitionsbestände 1980–2002 (in % des BIP) Abb. 7.3<br />

Quelle: UNCTAD, FDI database; 2002 ist eine Schätzung.<br />

134<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

8<br />

9<br />

1<br />

1<br />

8<br />

9<br />

1<br />

2<br />

8<br />

9<br />

1<br />

3<br />

8<br />

9<br />

1<br />

Welt<br />

4<br />

8<br />

9<br />

1<br />

5<br />

8<br />

9<br />

1<br />

6<br />

8<br />

9<br />

1<br />

7<br />

8<br />

9<br />

1<br />

8<br />

9<br />

1<br />

9<br />

8<br />

9<br />

1<br />

aktiv<br />

0<br />

9<br />

1<br />

1<br />

9<br />

1<br />

2<br />

9<br />

1<br />

3<br />

9<br />

1<br />

4<br />

9<br />

1<br />

5<br />

9<br />

1<br />

passiv<br />

Um die relative Bedeutung von Direktinvestitionen einer Volkswirtschaft einschätzen zu<br />

können, werden diese in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) gestellt. In Abbildung<br />

7.3 sind diese Relationen sowohl für aktive als auch passive Direktinvestitionsbestände<br />

Österreichs dargestellt und werden mit den weltweiten Durchschnittswerten verglichen.<br />

Dabei zeigt sich deutlich die Globalisierung der Weltwirtschaft in Form von steigenden<br />

Direktinvestitionsbeständen. Betrug die Relation von Direktinvestitionen zum BIP<br />

1989 erst knapp 6 %, so stieg diese Relation 2002 bereits auf 22 % an. Die Werte<br />

für Österreich zeigen zwei interessante Entwicklungen: Erstens „internationalisierte“<br />

6<br />

9<br />

1<br />

7<br />

9<br />

1<br />

8<br />

9<br />

1<br />

9<br />

1<br />

0<br />

2<br />

1<br />

0<br />

2<br />

*<br />

2<br />

0<br />

2


Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

die österreichische Wirtschaft seit Beginn der 1990er-Jahre sehr stark und zweitens<br />

trifft dies für die aktiven Direktinvestitionen ungleich stärker zu. Über einen langen<br />

Zeitraum war die österreichische Wirtschaft sehr einseitig geprägt durch ausländische<br />

Direktinvestitionen in Österreich und nur durch geringe inländische Aktivitäten im Ausland.<br />

Dies ist zu einem Großteil auf die stark klein- und mittelständisch strukturierte<br />

österreichische Unternehmenslandschaft zurückzuführen. Diese Situation änderte<br />

sich zu Beginn der 1990er-Jahre grundsätzlich.<br />

Aktive Direktinvestitionen<br />

Aktivseitig stieg die Relation von Direktinvestitionen zu BIP (siehe Tabelle 7.4 in<br />

den Statistischen Übersichten) in nur 13 Jahren (1990 – 2002) von 2,6 % auf knapp<br />

20 %! Bedingt wurde diese Internationalisierung in erster Linie durch die Ostöffnung<br />

1989, welche es auch klein- und mittelständisch strukturierten Unternehmen leichter<br />

möglich machte, Investitionen im benachbarten mittel- und osteuropäischen Ausland<br />

durchzuführen. Österreich konnte in dieser Region aufgrund seiner langen historischen<br />

Beziehungen sowie seiner umfassenden Kenntnisse der ökonomischen und<br />

<strong>politische</strong>n Rahmenbedingungen sehr gut Fuß fassen. Zusätzlich wurde die aktive<br />

Internationalisierung auch stark forciert durch den Betritt Österreichs zur EU 1995. Zur<br />

Vorbereitung investierten zahlreiche österreichische Unternehmen verstärkt in dieser<br />

Region. Während sich also die passiven Direktinvestitionen im <strong>internationale</strong>n Einklang<br />

entwickelten, wurde durch die aktive Internationalisierung ein enormer Aufholprozess<br />

gestartet. Als Ergebnis dessen entwickelte sich die Relation von aktiven zu passiven<br />

Direktinvestitionen zwischen 1980 und 2002 von 0,17 auf 0,95! Die Prognosen der<br />

OeNB sagen für 2003 bereits eine ausgeglichene Relation von aktiven und passiven<br />

Direktinvestitionsbeständen voraus (OeNB, 2004).<br />

Passive Direktinvestitionen<br />

Im Unterschied zu den UNCTAD-Schätzungen für 2002 zeigen aktuelle Daten sowie<br />

die Prognose der OeNB (2004) eine Stagnation der passiven Direktinvestitionen für das<br />

Jahr 2002 an, prognostizieren allerdings ein neuerliches Hoch für das Jahr 2003.<br />

Die Direktinvestitionen des Auslands in Österreich waren und sind sehr stark geprägt<br />

durch einzelne Großprojekte. So war das Jahr 2000 geprägt durch die Fusion der Bank<br />

Austria mit der deutschen Hypo-Vereinsbank, wodurch ein Rekordergebnis an passiven<br />

Direktinvestitionsströmen von 9,6 Mrd. Euro verzeichnet werden konnte. 2002 gab es<br />

hingegen keinerlei Fusionen in dieser Größenordnung, wodurch die passiven Investitionsströme<br />

auf 1 Mrd. Euro einbrachen. Zusätzlich kam in diesem Jahr durch den<br />

Rückzug der Telekom Italia aus Österreich eine enorm hohe Desinvestition zustande.<br />

135


Im Jahr 2003 erreichten die passiven Direktinvestitionen allerdings mit 6,1 Mrd. Euro<br />

bereits wieder den dritthöchsten bisher beobachteten Wert.<br />

Auf eine Verschlechterung der Standortbedingungen Österreichs durch den „Ausreißer<br />

2002“ kann somit nicht geschlossen werden. Auch die Austrian Business Agency (ABA)<br />

erwartet für 2004/2005 einen weiteren Zustrom von ausländischen Direktinvestitionen<br />

nach Österreich (ABA, 2004).<br />

7.3.2 Aktive und passive Direktinvestitionen nach Regionen<br />

Aktive:<br />

Hinsichtlich der regionalen Untergliederung (siehe Tabelle 7.5 in den Statistischen<br />

Übersichten) wird hier zwischen drei Ländergruppen unterschieden: der Gruppe der<br />

„alten” EU-15, der Gruppe aller mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL-19) 3 sowie<br />

allen anderen Ländern 4 . Dies ist sinnvoll, weil hier einerseits Daten für die Periode<br />

1991–2001 untersucht werden; und zudem, weil – wie noch zu zeigen sein wird – zwischen<br />

diesen Ländergruppen starke strukturelle Unterschiede vorliegen.<br />

In der Periode 1991–2001 erhöhte sich der Direktinvestitionsbestand Österreichs im<br />

Ausland um knapp das Achtfache von 3,7 auf 29,2 Mrd. Euro. Wie bereits ausgeführt,<br />

war diese Periode vor allem durch den starken Anstieg der österreichischen Direktinvestitionen<br />

in Mittel- und Osteuropa gekennzeichnet. Der Anteil dieser Ländergruppe,<br />

gemessen am gesamten investierten Eigenkapital, stieg in dieser Periode von 21,1 %<br />

auf 34,6 % (+13,5 %-Punkte). Der Anteil der EU-15 fiel um nahezu genau den gleichen<br />

Anteil (von 50,8 % auf 39,2 %). Im Jahre 2001 entfielen innerhalb der MOEL-19 84 %<br />

aller Direktinvestitionsbestände auf die acht Beitrittsländer, davon wiederum 92 % auf<br />

die MOEL-5. Somit sind die Direktinvestitionsbestände sehr stark auf die unmittelbar<br />

angrenzenden Länder Mittel- und Osteuropas konzentriert. Insbesondere durch den<br />

starken Anstieg österreichischer Investitionen in Kroatien, aber auch in Rumänien und<br />

Bulgarien, gewinnen die Nicht-Beitrittsländer jedoch seit 2000 an Bedeutung.<br />

Betrachten wir die Region Mittel- und Osteuropa noch etwas genauer. Ende 2001 arbeiteten<br />

insgesamt 270.000 Beschäftigte in österreichischen Tochterunternehmen im<br />

Ausland. Dies war der höchste jemals erreichte Stand an Beschäftigung im Ausland.<br />

Davon waren jedoch 190.000 (oder 70,4 %) in Tochterunternehmen in den MOEL-<br />

19 beschäftigt. Und dies, obwohl deren Anteil am investierten Eigenkapital lediglich<br />

34,6 % betrug. Der Anteil, gemessen an der Anzahl der Tochterunternehmen, machte<br />

50,9 % aus.<br />

Wie aus Abbildung 7.4 ersichtlich, stiegen die Anteile der MOEL-19 in der Periode<br />

1991 – 2001 bei allen drei Kategorien, jedoch mit Abstand am stärksten bei der Beschäftigung<br />

(von 39,1 auf 70,4 %). Dies zeigt sehr deutlich einen wichtigen Aspekt der<br />

136


Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

Aktive FDI: Anteile der MOEL-19 an Eigenkapital, Abb. 7.4<br />

Anzahl Tochterunternehmen und Beschäftigung (in %) 1991–2001<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Quelle: OeNB.<br />

1991<br />

1992<br />

Eigenkapital<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

Anzahl<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

Beschäftigung<br />

österreichischen Direktinvestitionen in dieser Region, nämlich die enorm hohe Arbeitsintensität.<br />

In Abbildung 7.5 ist die Entwicklung der Arbeitsintensität nach Regionen<br />

für die Periode 1991 – 2001 dargestellt. Dabei wird zweierlei ersichtlich: Erstens liegt<br />

ein drastischer Unterschied in der Arbeitsintensität zwischen den drei hier unterschiedenen<br />

Regionen vor und zweitens hat sich diese Kennzahl über die gesamte Periode<br />

verbessert, jedoch unterschiedlich nach Regionen.<br />

Die Arbeitsintensitäten der Tochterunternehmen in der EU-15 und den restlichen<br />

Ländern differieren zwar ebenfalls, jedoch nicht dramatisch. Zudem fand zwischen<br />

diesen beiden Regionen in der Periode 1991 – 2001 ein Annäherungsprozess statt.<br />

Die Differenz zwischen den MOEL-19 und der EU-15 sind hingegen außergewöhnlich<br />

hoch. So entfielen im Jahre 2001 auf eine Mio. Euro Eigenkapital fünf Beschäftigte<br />

in der EU-15, während in den MOEL-19 damit 19 Personen beschäftigt waren. Diese<br />

Differenz hat zwei Ursachen: Einerseits wurde (und wird) in den MOEL-19 aufgrund<br />

der relativ günstigen Arbeitskosten insbesondere in arbeitsintensiven Produktionen und<br />

Dienstleistungen investiert, andererseits war es auch häufig der Fall, dass österreichische<br />

Unternehmen – insbesondere im Zuge der großen Privatisierungsprogramme<br />

– einen Großteil der Betriebsübernahmen relativ kostengünstig abwickeln konnten.<br />

Noch bemerkenswerter ist der zeitliche Verlauf der Entwicklung der Arbeitsintensitäten<br />

in der Periode 1991 – 2001. In allen drei Regionen verringerte sich die Arbeitsinten-<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

137


Arbeitsintensität* der Tochterunternehmen, 1991–2001 Abb. 7.5<br />

*Gewichtete Beschäftigung pro Mio. Euro Eigenkapital<br />

Quelle: OeNB.<br />

sität aufgrund des technologischen Fortschritts – erwartungsgemäß – beträchtlich.<br />

Interessant sind hingegen die regionalen Unterschiede: Während die Arbeitsintensität<br />

in der EU-15 von 16 Personen pro investierte Millionen Euro auf fünf zurückging, so<br />

verbesserte sich diese in den MOEL-19 lediglich von 32 auf 19. Die Differenz der<br />

Arbeitsintensitäten zwischen diesen beiden Regionen erhöhte sich somit von vormals<br />

1:2 (1991) auf nunmehr 1:4 (2001)! Somit kann die enorm hohe Ausweitung der Beschäftigung<br />

in österreichischen Tochterunternehmen im Ausland ausschließlich durch<br />

die hohe Arbeitsintensität in den MOEL-19 sowie deren relative Zunahme gegenüber<br />

den Tochterunternehmen in der EU-15 erklärt werden. Dennoch kann jedoch bereits<br />

hier festgehalten werden, dass die Tochterunternehmen in Mittel- und Osteuropa<br />

überdurchschnittliche Erträge erzielen (vgl. 7.3.4.).<br />

Passive:<br />

Die regionale Verteilung der passiven Direktinvestitionen (siehe Tabellen 7.6 und 7.7 in<br />

den Statistischen Übersichten) zeigt, dass Deutschland nach wie vor der mit Abstand<br />

größte Investor in Österreich ist. Auf Deutschland entfallen 47 % des investierten Eigenkapitals,<br />

46 % der Beteiligungen und 55 % der Beschäftigung. Gegenüber 1991<br />

hat Deutschland sogar weiterhin an Bedeutung gewonnen. Der Anteil am investierten<br />

Eigenkapital lag 1991 nur bei 41 %, hat jedoch – insbesondere durch die beiden großen<br />

138<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1991<br />

EU-15<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

MOEL-19<br />

1995<br />

1996<br />

Restliche Länder<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001


Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

Fusionen REWA/Billa und HVB/BA-CA – auf 47 % zugenommen. Neben Deutschland<br />

zählen die restlichen EU-Länder zu den größten Investoren in Österreich. Auf diese 13<br />

Länder entfallen 31 % des gesamten investierten Eigenkapitals (2001). Dabei zählen<br />

Großbritannien, die Niederlande, Frankreich und Italien zu den bedeutendsten Investoren.<br />

Der Anteil dieser Ländergruppe ist in den vergangenen zehn Jahren um sieben<br />

Prozentpunkte gestiegen. Für die weiteren 20 % des investieren Kapitals zeichnet die<br />

dritte Ländergruppe, wobei hier vor allem der Schweiz und Liechtenstein (als Sitz von<br />

Holdinggesellschaften) besondere Bedeutung zukommt. Investoren aus Mittel- und<br />

Osteuropa haben nach wie vor nur eine marginale Bedeutung.<br />

Vergleicht man die Verteilung von Beteiligungen sowie Beschäftigung auf die verschiedenen<br />

Ländergruppen, so zeigen sich mit Ausnahme der Länder Mittel- und Osteuropas<br />

keine Besonderheiten. Lediglich bei diesen Investoren zeigt sich, dass diese sowohl<br />

ein sehr geringes Investitionskapital pro Beteiligung als auch eine geringe Anzahl an<br />

Beschäftigte pro Beteiligung aufweisen. Bei diesen Unternehmen handelt es sich vor<br />

allem um Tochterunternehmen im Handel und in anderen Dienstleistungen.<br />

7.3.3 Aktive und passive Direktinvestitionen nach Branchen<br />

Aktiv:<br />

Sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite der Direktinvestitionsbestände 2001<br />

dominiert klar der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 74,0 % am Eigenkapital<br />

und 45,2 % an der Beschäftigung. Verstärkt wird dies vor allem durch die Holdinggesellschaften,<br />

welche unter dem Sektor Realitäten und unternehmensbezogene<br />

Dienstleistungen zusammengefasst werden. Aktivseitig (siehe Tabelle 7.8 in den<br />

Statistischen Übersichten) entfallen auf diesen Sektor 35,7 % des investierten Eigenkapitals,<br />

aber nur 8,6 % der Beschäftigung. Zweitgrößter Investor ist der Kredit- und<br />

Versicherungssektor, auf welchen 25,6 % des investierten Eigenkapitals entfällt. An<br />

nächster Stelle kommt der Handel mit 11,9 %.<br />

Auf die Sachgüterproduktion entfallen insgesamt lediglich 22,9 % des investierten<br />

Eigenkapitals. Innerhalb des Produktionssektors ist die Chemiebranche größter Auslandsinvestor<br />

(6,1 %). Insgesamt sind im Produktionssektor jedoch 53,0 % aller in<br />

österreichischen Tochterunternehmen Beschäftigten tätig. Diese hohe Beschäftigung<br />

ist wiederum aufgrund der hohen Arbeitsintensitäten einzelner Branchen erklärbar (u.a.<br />

Textil, Möbel, aber auch Holzverarbeitung und Fahrzeugbau). Demgegenüber weisen<br />

der Finanz- sowie der Holdingsektor nur äußerst geringe Arbeitsintensitäten auf.<br />

139


Passiv:<br />

Die Branchenstruktur der passiven Direktinvestitionen 2001 (siehe Tabelle 7.9 in den<br />

Statistischen Übersichten) wird geprägt durch den Dienstleistungssektor. 72,3 % des<br />

investierten Eigenkapitals entfielen auf den Tertiärsektor. Allerdings entfielen dabei<br />

33,8 % des Investitionsbestandes alleine auf den Holdingsektor, weitere 17,0 % auf<br />

den Handel und 17,3 % auf den Kredit- und Versicherungssektor. Die Verteilung der<br />

Beschäftigung hingegen unterscheidet sich sehr grundsätzlich von der Verteilung des<br />

Kapitals. So waren von den insgesamt 245.000 Beschäftigten 46,9 % im Produktionssektor<br />

tätig; dabei waren Chemie (6,5 %), Maschinenbau (6,6 %) und Elektrotechnik<br />

(12,7 %) die bedeutendsten Branchen. Innerhalb der Dienstleistungssektoren sticht<br />

der Handel mit einem Anteil von 28,4 % hervor, während im Kredit- und Versicherungsbereich<br />

sowie in den Holdinggesellschaften im Vergleich zur Investitionssumme nur<br />

unterproportionale Beschäftigungsanteile bestehen.<br />

7.3.4 Die Rentabilität der Direktinvestitionen<br />

Aktiv:<br />

Die Erträge der österreichischen Beteiligungsunternehmen im Ausland haben sich im<br />

Jahre 2001 gegenüber dem Vorjahr in Summe nicht verändert (siehe Tabelle 7.10 in<br />

den Statistischen Übersichten). Angesichts wachsender Eigenkapitalbestände hatte<br />

dies einen Rückgang der Eigenkapitalrentabilität (RoE) 5 von 5,6 % auf 4,6 % zur Folge.<br />

Unterscheiden wir die Ertragsentwicklung nach Regionen, so zeigen sich gravierende<br />

Unterschiede. Im Jahre 2001 wurden knapp 85 % des Jahresergebnisses von 1,3 Mrd.<br />

Euro in Mittel- und Osteuropa erwirtschaftet. Gegenüber dem Vorjahr konnte dabei<br />

Ungarn das Jahresergebnis auf 420 Mio. Euro verdoppeln und die Slowakei das ihre<br />

auf 192 Mio. Euro verdreifachen. Die Jahresergebnisse in Tschechien stiegen schwach<br />

auf 210 Mio. Euro. Lediglich die Ergebnisse in Polen fielen leicht, in Slowenien stark.<br />

Ebenso verdreifachten sich die Jahresergebnisse in den restlichen mittel- und osteuropäischen<br />

Ländern auf 220 Mio. Euro.<br />

Vergleichen wir die Eigenkapitalrentabilität auf aggregierter Ebene zwischen den drei<br />

Ländergruppen (vergleiche Abbildung 7.6), so zeigt sich, dass die Tochterunternehmen<br />

in den MOEL-19 inzwischen die erfolgreichste Gruppe darstellen. Zu Beginn der<br />

Transformationsperiode 1991 – 1995 kennzeichneten diese Unternehmen deutliche<br />

Anfangsschwierigkeiten. Bis 1996 konsolidierten sich diese Tochterunternehmen<br />

jedoch sehr erfolgreich und erzielten in den vergangen drei Jahren stets höhere<br />

Eigenkapitalrentabilitäten als Tochterunternehmen in der EU-15 sowie in der dritten<br />

Ländergruppe. Die Ertragsraten im Jahre 2001 betrugen für diese drei Regionen<br />

–0,6 % (EU-15), 11,1 % (MOEL-19) sowie 3,8 % (restliche Länder).<br />

140


Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

Eigenkapitalrentabilität* nach Regionen, 1991–2001 (in %) Abb. 7.6<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

1991<br />

EU-15<br />

1992<br />

1993<br />

* Nettogewinn dividiert durch Eigenkapital.<br />

Quelle: OeNB.<br />

1994<br />

MOEL-19<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

Restliche Länder<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

Eigenkapitalrentabilität* einzelner MOEL, 1991–2001 (in %) Abb. 7.7<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

1991<br />

Ungarn<br />

1992<br />

1993<br />

* Nettogewinn dividiert durch Eigenkapital.<br />

Quelle: OeNB.<br />

Tschech. Rep.<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

Slowakei<br />

1998<br />

1999<br />

Slowenien<br />

2000<br />

2001<br />

141


Untersuchen wir einzelne MOEL getrennt (vergleiche Abbildung 7.7), so sehen wir,<br />

dass in Ungarn (insbesondere aufgrund des frühen Beginns der Privatisierungen) die<br />

Startprobleme am schnellsten überwunden werden konnten und diese Tochterunternehmen<br />

in der gesamten Periode 1991 – 2001 positive Erträge erwirtschafteten. In<br />

den drei anderen Mittel- und osteuropäischen Nachbarstaten Slowenien, Slowakei und<br />

Tschechien, erfolgte die Konsolidierung erst 1995 bzw. 1996. Seit damals erzielen jedoch<br />

die Tochterunternehmen in allen vier mittel- und osteuropäischen Nachbarstaaten steigende<br />

Ertragsraten. Auch die Tschechische Republik, bis 1999 ein Nachzügler, konnte<br />

in den vergangenen beiden Jahren an die gute Performance der anderen drei Länder<br />

anschließen. Lediglich in Slowenien verschlechterte sich 2001 die Ertragslage.<br />

Betrachten wir diese Ergebnisse weiters noch kurz auf der mikroökonomischen Ebene<br />

(vergleicheTabelle 7.2), so zeigt sich deutlich, dass die Ertragslage stark vom Alter der<br />

Tochterunternehmen abhängig ist. Während der Medianwert der Eigenkapitalrentabilität<br />

im Jahre 2001 bei 5,6 % lag, so erzielten neu gegründete Tochterunternehmen (im ersten<br />

Jahr) einen Ertrag von 1,3 %, jene mit einem Alter von zwei bis fünf Jahren 4,7 % und<br />

jene mit einem höheren Alter als fünf Jahre erwirtschafteten bereits 7,5 %. Dies ist ein<br />

deutlicher Indikator, dass die „start-up”-Probleme von neu gegründeten Tochterunternehmen<br />

in den MOEL überwunden werden konnten und nunmehr großteils sehr hohe<br />

Erträge erzielt werden.<br />

Eigenkapitalrentabilität in % (unterschieden nach<br />

verschiedenen Kriterien – Medianwert), 2001<br />

Insgesamt 5,6<br />

Länder Tschech. Republik 6,9<br />

142<br />

Deutschland 3,6<br />

EU-15 4,8<br />

Ungarn 9,9<br />

Polen 3,4<br />

Slowenien 3,0<br />

Slowakei 12,8<br />

andere MOEL 4,7<br />

Rest 3,8<br />

Alter bis 1 Jahr 1,3<br />

2-5 4,7<br />

> 5 7,5<br />

Branche Bergbau, Energie 4,1<br />

Sachgüter 7,7<br />

Dienstleistungen 4,5<br />

Typus Neugründung 4,8<br />

Quelle: Sonderauswertung der OeNB.<br />

Übernahme 6,2<br />

Tab. 7.2


Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

Passiv:<br />

Rekordniveau erreichten auch die Erträge der unter ausländischem Einfluss stehenden<br />

österreichischen Direktinvestitions-Unternehmen. Das Jahresergebnis konnte erneut<br />

um 500 Mio. Euro auf beinahe 3,5 Mrd. Euro gesteigert werden. Dieser Zuwachs<br />

steht im Einklang mit der Zunahme des Kapitaleinsatzes, sodass sich die Eigenkapitalrentabilität<br />

mit 10,9 % gegenüber dem Jahr 2000 nicht verändert hat. Bei den unter<br />

Auslandseinfluss stehenden österreichischen Direktinvestitionsunternehmen waren<br />

offensichtlich die großen Unternehmen besonders erfolgreich, denn der Median der<br />

Eigenkapitalrentabilität ist von 6,8 auf 6,4 % leicht gesunken (vgl. Dell’mour, 2003).<br />

Auch für die passiven Direktinvestitionen gilt, dass die Ertragskraft der älteren Betriebe<br />

(älter als vier Jahre) mit 8,2 % deutlich über jener der jüngeren liegt. Deren mittlere<br />

Eigenkapitalrentabilität erreichte dagegen nur einen Wert von 0,0 %, das heißt, dass<br />

rund die eine Hälfte der jungen Unternehmen mit Gewinn, die andere mit Verlust<br />

abschloss.<br />

Die scheinbar überlegene Ertragskraft ausländischer Beteiligungen in Österreich<br />

gegenüber österreichischen Beteiligungen im Ausland resultiert daher aus der unterschiedlichen<br />

Altersstruktur. Drei Viertel der passiven, aber nur 60 % der aktiven<br />

Direktinvestitionen sind älter als vier Jahre. Wenn also junge Beteiligungen typischerweise<br />

von Anlaufverlusten gekennzeichnet sind, dann ist auch in den nächsten Jahren<br />

allein durch den „Alterungsprozess” eine weiterhin günstige Ertragsentwicklung zu<br />

erwarten.<br />

7.3.5 Die Beschäftigungsentwicklung der Direktinvestitionen<br />

2001 übertraf die Anzahl der Beschäftigung in Österreichs Tochterunternehmen im<br />

Ausland (aktiv) mit 270.000 erstmals die Anzahl der Beschäftigung in ausländischen<br />

Tochterunternehmen in Österreich (passiv) von 246.000. Dieser empirische Befund<br />

sorgt hin und wieder für Beunruhigung. Betrachten wir jedoch die Entwicklung von<br />

passiven und aktiven Beschäftigten (siehe Tabelle 7.11 und 7.12 in den Statistischen<br />

Übersichten) über die gesamte Periode 1991 – 2001, so zeigt sich schnell, dass diese<br />

Entwicklung durch zwei – sehr unterschiedliche – Faktoren geprägt war. Während die<br />

Beschäftigung in ausländischen Tochterunternehmen in Österreich über nahezu die<br />

gesamt Periode mit rd. 210.000 – 240.000 Beschäftigten relativ konstant blieb, entwickelte<br />

sich die Beschäftigung von österreichischen Tochterunternehmen im Ausland<br />

drastisch und stieg von 65.000 (1991) auf 270.000 (2002) an (vergleiche Abbildung<br />

7.8). Wie bereits dargelegt wurde, ist die Entwicklung auf der Aktivseite ausschließlich<br />

auf die hohen Arbeitsintensitäten der neuen Investitionen in Mittel- und Osteuropa<br />

zurückzuführen.<br />

143


Beschäftigungsentwicklung der aktiven und Abb. 7.8<br />

passiven Direktinvestitionen, 1991–2001<br />

Quelle: OeNB.<br />

Auf der der Passivseite stieg zwar auch das in Österreich investierte Eigenkapital<br />

kräftig an, diese Entwicklung wurde jedoch durch überaus starke Verbesserungen bei<br />

der Arbeitsintensität dieser Unternehmen nahezu vollständig kompensiert. Somit blieb<br />

die Beschäftigung konstant. Die Tochterunternehmen in Mittel- und Osteuropa weisen<br />

aber nicht nur hohe Arbeitsintensitäten auf, sondern erzielten gleichzeitig auch hohe<br />

Erträge. Es handelte sich somit keineswegs um eine Verlagerung von Arbeitsplätzen,<br />

sondern um eine durchaus erwünschte Entwicklung, sowohl bei den aktiven als auch<br />

bei den passiven Direktinvestitionen.<br />

7.4 Unternehmensübernahmen und Fusionen 2003<br />

Die Fusionen und Übernahmen gingen 2003 nicht nur weltweit, sondern auch in der<br />

EU und in Österreich zurück. In der EU sanken die Fusionen um ein Fünftel auf 222,<br />

in Österreich um 9 % auf 307 Zusammenschlüsse. Anmeldepflichtig sind in der EU<br />

Zusammenschlüsse mit einem weltweiten gemeinsamen Umsatz der beteiligten Unternehmen<br />

von über 5 Mrd. Euro. Waren 2000, dem absoluten Spitzenjahr, 345 Fusionen<br />

in der EU angemeldet worden, so waren es 2003 nur noch 222 Fusionen – um<br />

mehr als ein Drittel weniger als 2000 und etwa 20 % weniger als noch 2002. Von bei<br />

der Europäischen Fusionskontrolle zu meldenden Zusammenschlüssen waren auch<br />

einige österreichische Unternehmen betroffen: so z.B. der Erwerb der Kontrolle von<br />

144<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

1991<br />

Aktiv<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

Passiv<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001


Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

General Electric durch Jenbacher; der Erwerb der größten österreichischen Brauerei<br />

BBAG durch Heineken; der Erwerb von BP-Tankstellen in Süddeutschland durch die<br />

OMV; die Zusammenlegung der Stromaktivitäten des Verbund und der Energie Allianz<br />

(Kammer für Arbeiter und Angestellte, 2004).<br />

War in Österreich entgegen dem <strong>internationale</strong>n Trend in den letzten Jahren kein<br />

massiver Rückgang bei den gemeldeten Zusammenschlüssen zu sehen gewesen,<br />

gingen im Jahr 2003 nun auch in Österreich die Zusammenschlüsse von 338 im Jahr<br />

2002 auf 307 im Jahr 2003 zurück.<br />

7.5 Bilaterale Investitionsschutzabkommen<br />

Österreichs<br />

Heute können sich Unternehmen meist auf Investitionsschutzabkommen berufen und<br />

ihre Ansprüche durch Schiedsgerichte unter dem Schutz der Weltbank durchsetzen.<br />

Ziel dieser völkerrechtlichen Verträge ist nicht nur, die Investitionen in Entwicklungsländern<br />

zu sichern, sondern durch die Gewähr von Sicherheit Investitionen zu fördern.<br />

Das Muster ist bei allen Verträgen gleich: Der Aufnahmestaat sichert dem Investor<br />

faire Behandlung zu. Einklagbare Ansprüche gewährleisten die Durchsetzung dieses<br />

Prinzips gegen den Aufnahmestaat und seine Behörden. Die gängigsten Verstöße sind<br />

Vertragsverletzungen, diskriminierende Gesetze, die Entziehung von Konzessionen<br />

oder Enteignungen. Dies ist besonders für kleine Unternehmen, die den (ersten)<br />

Schritt ins Ausland wagen, von besonderer Bedeutung. Wie die folgende Aufzählung<br />

der Länder zeigt, handelt es sich nahezu ausschließlich um Abkommen mit Entwicklungsländern.<br />

Wenngleich natürlich auch diesen Staaten gleiche Rechtssicherheit für<br />

deren Investitionen in Österreich zugesichert wird, so werden auf Grundlage dieser<br />

Abkommen natürlich insbesondere österreichische Investitionen im Ausland gefördert<br />

bzw. gesichert.<br />

Derzeit sind 54 österreichische Investitionsschutzabkommen in Kraft, und zwar mit<br />

Ägypten, Albanien, Argentinien, Armenien, Aserbaidschan, Bangladesh, Belarus, Belize,<br />

Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Estland, Georgien, Hongkong/China, Indien,<br />

Iran, Jordanien, Jugoslawien, Kap Verde, Kroatien, Kuba, Kuwait, Lettland, Libanon,<br />

Libyen, Litauen, Malaysia, Malta, Marokko, Mazedonien, Mexiko, Moldawien, Mongolei,<br />

Oman, Paraguay, Polen, Philippinen, Rumänien, Saudi-Arabien, Slowakei, Slowenien,<br />

Südafrika, Südkorea, Tadschikistan, Tschechien, Tunesien, Türkei, Russische Förderation,<br />

Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Vereinigte Arabische Emirate und Vietnam.<br />

145


Abkommen mit Algerien, Jemen, Namibia und Simbabwe sind ausverhandelt und<br />

können nach erfolgter parlamentarischer Beschlussfassung und Ratifizierung in den<br />

Unterzeichnerstaaten in Kraft treten.<br />

Zur Unterzeichnung vorbereitet sind Abkommen mit Ecuador, Guatemala, Nordkorea,<br />

Peru, Syrien, Uruguay, Kambodscha.<br />

7.6 Zusammenfassende Beurteilung<br />

Im Anschluss an die große Fusionswelle der Jahre 1999/2000 entwickelten sich die<br />

Direktinvestitionsströme sowohl weltweit als auch in Europa stark rückläufig. Unterstützt<br />

wurde dies durch eine weltweit schwache Konjunkturentwicklung 2002/2003 sowie<br />

durch umfassende firmen-interne Restrukturierungsprozesse. Während Österreich<br />

im Jahre 2002 aktivseitig seine Internationalisierung weiter intensivieren konnte und<br />

weltweit Marktanteile gewinnen konnte, musste passivseitig ein starker Einbruch<br />

verzeichnet werden. Dieser war jedoch geprägt durch eine einzige große große Desinvestition<br />

(Telekom Italia). Bereits 2003 konnte Österreich wieder hohe passive Direktinvestitionen<br />

verzeichnen (nach den vorläufigen Zahlen der OeNB: 6,1 Mrd. Euro).<br />

Ebenso erreichten auch die aktiven Direktinvestitionen 2003 wieder einen sehr hohen<br />

Wert (6,3 Mrd. Euro).<br />

Aktivseitig waren die Direktinvestitionsströme weiterhin gekennzeichnet durch starke<br />

Investitionen in Mittel- und Osteuropa, während passivseitig Deutschland seine Dominanz<br />

weiter ausbauen konnte. Sowohl aktiv- als auch passivseitig sind die Direktinvestitionen<br />

dominiert durch den Finanzsektor sowie durch Holdinggesellschaften.<br />

Die Beschäftigung der österreichischen Tochterunternehmen im Ausland übertraf<br />

2001 erstmals jene der ausländischen Unternehmen in Österreich. Eine nähere Betrachtung<br />

der Arbeitsintensitäten dieser Unternehmen zeigt, dass diese Entwicklung<br />

vor allem durch die hohen Arbeitsintensitäten der aktiven Direktinvestitionen in den<br />

mittel- und osteuropäischen Ländern erklärt werden kann, während die ausländischen<br />

Direktinvestitionen in Österreich hohe und steigende Kapitalintensitäten verzeichnen,<br />

wodurch trotz steigender Investitionen kaum zusätzlich Beschäftigung generiert werden<br />

konnte.<br />

2001 wurden knapp 85 % des gesamten Jahresergebnisses von 1,3 Mrd. Euro von<br />

Tochterunterunternehmen in Mittel- und Osteuropa erzielt. Die Eigenkapitalrentabilitäten<br />

dieser Tochterunternehmen übertrafen jene in der EU-15 um ein Mehrfaches.<br />

Auch die passiven Direktinvestitionen in Österreich erzielten 2001 sehr hohe Erträge.<br />

Einen großen Erklärungsbeitrag dafür bietet das Alter der Direktinvestitionen.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich die Internationalisierung der<br />

österreichischen Wirtschaft auch in der Periode 2002/2003 fortsetzte und deren welt-<br />

146


Grenzüberscheitende Direktinvestitionen<br />

weite Position sowohl aktiv- als auch passivseitig weiter gestärkt wurde. Insbesondere<br />

Österreichs Engagement in Mittel- und Osteuropa leistete zu dieser Entwicklung einen<br />

wesentlichen Beitrag.<br />

Anmerkungen<br />

1 Als Datenquellen für den folgenden Abschnitt wurden Daten der Österreichischen Nationalbank<br />

(OeNB) sowie eine Sonderauswertung dieser Daten herangezogen. Für diese überaus<br />

großzügige Hilfe gilt mein ganz besonderer Dank Herrn Rene Dell’mour. Bei Herrn Christian<br />

Bellak möchte ich mich bedanken für die sorgfältige Durchsicht des Manuskriptes sowie für<br />

seine zahlreichen Verbesserungsvorschläge.<br />

2 Aktive Direktinvestitionen: Österreichische Direktinvestitionen im Ausland; Passive Direktinvestitionen:<br />

Ausländische Direktinvestitionen im Österreich;<br />

3 Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn, Albanien, Bosnien-Herzegowina,<br />

Bulgarien, Serbien und Montenegro, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien,<br />

Mazedonien, Rumänien, Russland, Ukraine, Weißrussland.<br />

4 dazu gehören u.a. USA, Kanada, Norwegen, Schweiz, Australien und Japan.<br />

5 Als Eigenrentabilität (return on equity; RoE) wird das Nettojahresergebnis dividiert durch das<br />

Eigenkapital (einschließlich Nettogewinne des laufenden Jahres) definiert.<br />

147


148


STATISTISCHE ÜBERSICHTEN<br />

149


150


Statistische Übersichten<br />

Reales BIP-Wachstum Tab. 1.2<br />

Europa<br />

Prognose<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Deutschland 1,7 1,9 3,1 1,0 0,2 0,0 1,4 2,3<br />

Frankreich 3,6 3,2 4,2 2,1 1,3 0,1 1,7 2,4<br />

Italien 1,7 1,7 3,3 1,7 0,4 0,5 1,6 2,1<br />

Großbritannien 3,1 2,8 3,8 2,1 1,7 1,9 2,7 2,9<br />

Belgien 2,1 3,2 3,7 0,7 0,7 0,7 1,9 2,8<br />

Dänemark 2,5 2,6 2,9 1,4 2,1 0,5 2,4 2,8<br />

Finnland 5,0 3,4 5,1 1,2 2,2 1,0 3,4 3,8<br />

Griechenland 3,4 3,4 4,4 4,0 3,8 4,0 4,1 3,6<br />

Irland 8,6 11,3 10,1 6,2 6,9 1,8 3,6 4,8<br />

Luxemburg 6,9 7,8 9,1 1,2 1,3 1,2 2,0 2,9<br />

Niederlande 4,3 4,0 3,5 1,2 0,2 -0,5 1,0 2,0<br />

Österreich 3,9 2,7 3,4 0,8 1,4 0,8 1,6 2,4<br />

Portugal 4,6 3,8 3,4 1,7 0,4 -0,8 1,5 2,6<br />

Schweden 3,6 4,6 4,4 1,1 1,9 1,5 2,3 2,7<br />

Spanien 4,3 4,2 4,2 2,8 2,0 2,3 2,9 3,1<br />

Eurozone 2,8 2,8 3,7 1,7 0,9 0,5 1,8 2,5<br />

EU-15 2,9 2,8 3,7 1,7 1,1 0,7 1,9 2,5<br />

Polen 4,8 4,1 4,0 1,0 1,4 3,3 3,5 4,5<br />

Slowakei 4,0 1,3 2,2 3,3 4,4 3,9 4,2 4,4<br />

Slowenien 3,8 5,2 4,6 2,9 2,9 2,2 3,4 3,5<br />

Tschech. Rep. -1,0 0,5 3,3 3,1 2,0 2,5 2,9 3,2<br />

Ungarn 4,9 4,2 5,2 3,8 3,3 2,9 3,3 3,8<br />

Andere Länder<br />

USA 4,3 4,1 3,8 0,3 2,4 2,9 4,2 3,8<br />

Japan -1,1 0,1 2,8 0,4 0,2 2,7 1,8 1,8<br />

Kanada 4,1 5,5 5,3 1,9 3,3 1,8 2,8 3,2<br />

Australien 5,4 4,4 3,0 2,7 3,3 2,4 3,7 4,0<br />

Island 5,6 4,0 5,6 3,1 -0,2 1,9 3,7 5,6<br />

Korea -6,7 10,9 9,3 3,1 6,3 2,7 4,7 5,5<br />

Mexiko 4,9 3,7 6,6 -0,3 0,9 1,5 3,6 4,2<br />

Neuseeland -0,6 4,7 3,7 2,2 4,2 2,7 3,1 2,9<br />

Norwegen 2,6 2,1 2,8 1,9 1,0 0,6 2,8 2,0<br />

Schweiz 2,4 1,5 3,2 0,9 0,2 -0,5 1,2 1,8<br />

Türkei 3,1 -4,7 7,4 -7,5 7,8 5,0 4,9 5,4<br />

OECD 2,7 3,1 3,9 0,9 1,8 2,0 3,0 3,1<br />

China 7,8 7,1 8,0 7,3 8,0 9,1 7,0 .<br />

Russland -5,3 6,4 10,0 5,1 4,7 6,8 4,5 4,1<br />

Quellen: OECD Economic Outlook, Dezember 2003, wiiw.<br />

151


Wachstum der Verbraucherpreise Tab. 1.3<br />

Europa<br />

152<br />

Prognose<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Deutschland 0,6 0,6 1,4 1,9 1,3 0,9 0,8 0,7<br />

Frankreich 0,7 0,6 1,8 1,8 1,9 2,0 1,4 0,9<br />

Italien 2,0 1,7 2,6 2,3 2,6 2,8 2,0 1,9<br />

Großbritannien 2,7 2,3 2,1 2,1 2,2 2,8 2,6 2,7<br />

Belgien 0,9 1,1 2,7 2,4 1,6 1,5 1,4 1,4<br />

Dänemark 1,8 2,5 2,9 2,3 2,4 2,0 1,6 2,0<br />

Finnland 1,4 1,3 3,0 2,7 2,0 1,3 0,4 1,8<br />

Griechenland 4,5 2,1 2,9 3,7 3,9 3,5 3,6 3,5<br />

Irland 2,1 2,5 5,3 4,0 4,7 4,1 2,8 3,1<br />

Luxemburg 1,0 1,0 3,8 2,4 2,1 2,5 1,9 1,6<br />

Niederlande 1,8 2,0 2,3 5,1 3,9 2,3 1,2 1,1<br />

Österreich 0,8 0,5 2,0 2,3 1,7 1,3 1,0 1,1<br />

Portugal 2,2 2,2 2,8 4,4 3,7 3,3 2,1 1,8<br />

Schweden 0,4 0,3 1,3 2,6 2,4 2,1 1,4 2,2<br />

Spanien 1,8 2,2 3,5 2,8 3,6 3,2 2,8 2,9<br />

Eurozone 1) 1,2 1,2 2,2 2,4 2,3 2,0 1,5 1,4<br />

EU-15 1,8 1,2 2,3 2,4 2,1 2.0 1.9 1.7<br />

Polen 11,6 7,3 10,1 5,5 1,9 0,8 1,9 1,4<br />

Slowakei 6,7 10,6 12,0 7,3 3,1 8,6 7,9 4,0<br />

Slowenien 7,9 6,1 8,9 8,4 7,5 5,6 4,0 3,5<br />

Tschech. Rep. 10,7 2,1 3,9 4,8 1,8 0,7 2,6 2,4<br />

Ungarn 14,2 10,0 9,8 9,2 5,3 4,6 6,5 4,5<br />

Andere Länder<br />

USA 1,5 2,2 3,4 2,8 1,6 2,3 1,7 1,8<br />

Japan 0,7 -0,3 -0,7 -0,7 -0,9 -0,2 -0,2 -0,2<br />

Kanada 1,0 1,7 2,7 2,5 2,2 2,8 1,4 2,1<br />

Australien 0,9 1,5 4,5 4,4 3,0 2,8 2,0 2,3<br />

Island 1,7 3,2 5,1 6,4 5,2 2,0 2,6 3,6<br />

Korea 7,5 0,8 2,3 4,1 2,8 3,5 2,7 3,0<br />

Mexiko 15,9 16,6 9,5 6,4 5,0 4,5 3,4 3,1<br />

Neuseeland 1,3 -0,1 2,6 2,6 2,7 1,7 1,9 2,3<br />

Norwegen 2,3 2,3 3,1 3,0 1,3 2,5 1,2 2,5<br />

Schweiz 0,0 0,8 1,6 1,0 0,6 0,6 0,3 0,2<br />

Türkei 84,6 64,9 54,9 54,4 45,0 24,5 15,9 10,2<br />

OECD 4,0 3,4 4,0 3,4 2,6 . . .<br />

China -0,8 -1,4 0,4 0,7 -0,8 1,2 2,0<br />

Russland 27,6 85,7 20,8 21,6 16,0 13,6 10,0 8,0<br />

1) harmonisierter Verbraucherpreisindex.<br />

Quellen: OECD-Economic Outlook, Dezember 2003, MEI, WIFO, wiiw.


Statistische Übersichten<br />

Arbeitslosenrate (standardisiert) Tab. 1.4<br />

Europa<br />

Prognose<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Deutschland 9,1 8,4 7,8 7,8 8,6 9,3 9,5 9,4<br />

Frankreich 11,4 10,7 9,3 8,5 8,8 9,3 9,6 9,3<br />

Italien 11,7 11,3 10,4 9,4 9,0 8,7 8,7 8,6<br />

Großbritannien 6,2 5,9 5,4 5,0 5,1 5,0 5,0 5,0<br />

Belgien 9,3 8,6 6,9 6,7 7,3 7,9 8,0 7,5<br />

Dänemark 4,9 4,8 4,4 4,3 4,6 5,6 5,3 5,0<br />

Finnland 11,4 10,2 9,8 9,1 9,1 9,1 9,0 8,9<br />

Griechenland 10,9 11,8 11,0 10,4 10,0 9,3 9,0 8,8<br />

Irland 7,5 5,6 4,3 3,9 4,3 4,6 4,9 4,8<br />

Luxemburg 2,7 2,4 2,3 2,1 2,8 3,6 4,1 4,4<br />

Niederlande 3,8 3,2 2,9 2,5 2,7 3,7 5,1 5,4<br />

Österreich 4,5 3,9 3,7 3,6 4,3 4,4 4,5 4,0<br />

Portugal 5,1 4,5 4,1 4,1 5,1 6,4 7,0 7,1<br />

Schweden 8,2 6,7 5,6 4,9 4,9 5,5 5,6 5,5<br />

Spanien 15,2 12,8 11,3 10,6 11,3 11,3 10,9 10,4<br />

Eurozone 10,2 9,4 8,5 8,0 8,4 8,8 8,9 8,8<br />

EU-15 9,4 8,7 7,8 7,4 7,7 8,0 8,1 8,0<br />

Polen 10,2 13,4 16,4 18,5 19,8 19,3 19,6 19,0<br />

Slowakei 13,0 16,7 18,7 19,4 18,7 17,2 16,6 16,0<br />

Slowenien 7,4 7,2 6,6 5,8 6,1 6,6 6,3 6,2<br />

Tschech. Rep. 6,4 8,6 8,7 8,0 7,3 7,6 7,9 7,8<br />

Ungarn 8,4 6,9 6,3 5,6 5,6 5,8 5,8 5,7<br />

EU-Beitrittsländer 9,4 11,8 13,6 14,5 14,8 14,3 14,4 14,0<br />

EU-25 9,4 9,2 8,8 8,5 8,8 9,0 9,1 8,9<br />

Andere Länder<br />

USA 4,5 4,2 4,0 4,8 5,8 6,1 5,9 5,2<br />

Japan 4,1 4,7 4,7 5,0 5,4 5,3 5,2 5,0<br />

Kanada 8,3 7,6 6,8 7,2 7,6 7,8 7,8 7,4<br />

Australien 7,8 7,0 6,3 6,8 6,3 6,0 5,9 5,7<br />

Island 2,7 2,0 2,3 2,3 3,3 3,3 3,3 2,8<br />

Korea 7,0 6,3 4,1 3,8 3,1 3,4 3,3 3,0<br />

Mexiko 3,2 2,5 2,2 2,4 2,7 3,0 3,0 2,8<br />

Neuseeland 7,5 6,8 6,0 5,3 5,2 4,8 5,0 5,1<br />

Norwegen 3,1 3,2 3,4 3,5 4,0 4,5 4,7 4,5<br />

Schweiz 3,4 2,9 2,5 2,5 3,1 3,9 3,9 3,6<br />

Türkei 6,7 7,5 6,6 8,5 10,3 10,2 9,9 9,6<br />

China 1) 3,1 3,1 3,1 3,6 4,0 4,5 4,7 .<br />

Russland 13,5 13,0 10,5 9,1 8,0 8,5 8,0 9,0<br />

1) registrierte städtische Arbeitslose. Quellen: Eurostat, OECD, wiiw.<br />

153


Budgetdefizit/-überschuss in % des nominellen BIP Tab. 1.5<br />

Europa<br />

154<br />

Prognose<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Deutschland -2,2 -1,5 1,3 -2,8 -3,5 -4,1 -3,7 -3,5<br />

Frankreich -2,7 -1,8 -1,4 -1,5 -3,1 -4,0 -3,7 -3,5<br />

Italien -3,1 -1,8 -0,7 -2,7 -2,5 -2,7 -2,9 -3,9<br />

Großbritannien 0,1 1,1 3,9 0,7 -1,5 -2,9 -2,9 -3,2<br />

Belgien -0,7 -0,4 0,1 0,5 -0,0 0,2 0,0 -0,5<br />

Dänemark 1,1 3,2 2,5 2,8 2,0 0,8 1,0 1,5<br />

Finnland 1,6 2,2 7,1 5,2 4,2 2,6 1,9 2,0<br />

Griechenland -2,5 -1,8 -2,0 -1,4 -1,5 -1,6 -1,6 -1,5<br />

Irland 2,3 2,3 4,4 0,9 -0,2 -1,0 -1,3 -1,3<br />

Luxemburg 3,2 3,5 6,4 6,2 2,4 -0,3 -1,8 -2,6<br />

Niederlande -0,8 0,7 2,2 0,0 -1,6 -2,4 -2,5 -1,8<br />

Österreich -2,5 -2,4 -1,6 0,1 -0,4 -1,3 -1,2 -1,8<br />

Portugal -3,2 -2,9 -2,9 -4,3 -2,7 -2,9 -3,0 -2,3<br />

Schweden 2,3 1,3 3,4 4,6 1,1 0,2 0,5 1,0<br />

Spanien -3,0 -1,2 -0,8 -0,3 0,1 0,1 0,2 0,3<br />

Eurozone -2,3 -1,3 0,1 -1,7 -2,3 -2,7 -2,6 -2,7<br />

EU-15 -1,8 -0,8 0,7 -1,1 -2,0 -2,7 -2,6 -2,7<br />

Polen -2,3 -2,0 -2,5 -3,0 -3,7 -4,2 -5,0 -4,8<br />

Slowakei -5,3 -7,9 -13,9 -6,8 -7,2 -5,1 -4,1 -3,5<br />

Slowenien -0,8 -0,6 -1,3 -1,3 -3,0 . . .<br />

Tschech. Rep. -1,4 -2,4 -3,4 -2,7 -3,9 -6,6 -5,7 -5,1<br />

Ungarn -8,0 -5,6 -3,0 -4,7 -9,2 -5,2 -4,3 -3,3<br />

Andere Länder<br />

USA 0,3 0,7 1,4 -0,5 -3,4 -4,9 -5,1 -4,9<br />

Japan -5,5 -7,2 -7,4 -6,1 -7,1 -7,4 -6,8 -6,9<br />

Kanada 0,1 1,6 3,0 1,4 0,8 1,0 0,7 0,8<br />

Australien 0,7 1,9 0,6 0,0 1,1 0,8 0,5 0,5<br />

Island 0,5 2,4 2,5 0,3 -1,0 -1,0 0,2 0,8<br />

Korea 1,9 3,1 6,2 4,9 7,3 3,5 4,0 4,5<br />

Neuseeland 0,3 0,6 1,5 2,0 2,7 2,6 2,2 2,0<br />

Norwegen 3,6 6,1 15,0 13,7 10,9 9,8 9,7 8,4<br />

OECD 1) -1,4 -1,0 0,0 -1,3 -2,9 -3,8 -3,8 -3,7<br />

China -1,2 -2,1 -2,8 -2,6 -3,1 . . .<br />

Russland -5,7 -0,9 1,9 3,0 1,0 . . .<br />

1) ohne Mexiko, Türkei und Schweiz.<br />

Quellen: OECD Economic Outlook, Dezember 2003, wiiw.


Wirtschaftslage in den MOEL (2002–2003)<br />

und Prognose (2004–2005)<br />

Brutto-Inlandsprodukt<br />

Reale Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Statistische Übersichten<br />

Verbraucherpreise<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Tab. 1.6<br />

2002 2003 2004 2005 2002 2003 2004 2005<br />

Prognose Prognose<br />

Tschechische Republik 2,0 2,9 3,3 4 1,8 0,1 3,5 2<br />

Ungarn 3,5 2,9 3,3 3,9 5,3 4,7 6,5 5<br />

Polen 1,4 3,7 4 4 1,9 0,8 2 3<br />

Slowakei 4,4 4,0 4,5 5 3,3 8,5 8 5<br />

Slowenien 2,9 2,2 3,4 3,5 7,5 5,6 4 3,5<br />

MOEL-5 2,2 3,4 3,8 4,0<br />

Estland 6,0 4,4 5,6 5,1 3,6 1,3 4 4<br />

Lettland 6,1 7,0 5,2 5,7 1,9 2,9 3 3<br />

Litauen 6,8 7,5 5,7 6,0 0,3 -1,2 2 3<br />

MOEL-8 2,5 3,6 3,9 4,2<br />

Arbeitslosenquote 1)<br />

in %, Jahresdurchschnitt<br />

Leistungsbilanz<br />

in % des BIP<br />

2002 2003 2004 2005 2002 2003 2004 2005<br />

Prognose Prognose<br />

Tschech. Rep. 7,3 8,1 8,2 8,0 -6,4 -6,4 -6,1 -6,1<br />

Ungarn 5,8 5,9 6 6 -4,0 -6,6 -5,7 -5,3<br />

Polen 19,9 20,0 20 19 -3,6 -1,9 -2,5 -3,0<br />

Slowakei 18,5 18,0 16 15 -8,0 -1,3 -1,5 -2,1<br />

Slowenien 6,4 6,7 6,3 6 1,4 0,2 0,2 -0,4<br />

MOEL-5 15,3 15,4 15,3 14,6 -4,2 -3,5 -3,6 -3,8<br />

Estland 10,3 10,0 10 10 -12,3 -14,6 -12,2 -8,5<br />

Lettland 12,0 10,8 10 10 -7,6 -8,9 -9,5 -9,6<br />

Litauen 13,8 12,7 12 11 -5,3 -5,7 -5,8 -5,9<br />

MOEL-8 15,0 15,0 14,8 14,2 -4,4 -3,9 -4,0 -4,1<br />

1) laut Labour-Force-Konzept.<br />

Quelle: wiiw, Februar 2004; Prognosen für Baltische Staaten: Europäische Kommission 2003.<br />

155


Wirtschaftslage in den SOEL (2002–2003)<br />

und wiiw-Prognose (2004–2005)<br />

156<br />

Brutto-Inlandsprodukt<br />

Reale Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Verbraucherpreise<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Tab. 1.7<br />

2002 2003 2004 2005 2002 2003 2004 2005<br />

Prognose Prognose<br />

Albanien 1) 4,7 5,8 6 6 5,2 2,3 3 3<br />

Bosnien-Herzegovina 1) 5,5 3,5 4 4 0,4 0,3 0,4 0,4<br />

Bulgarien 4,8 4,5 4,5 4 5,8 2,4 5 3<br />

Kroatien 1) 5,2 4,3 3,2 3,5 2,2 1,5 2 1,5<br />

Mazedonien 1) 0,3 2,8 4 4 1,4 2,4 3 2<br />

Rumänien 4,9 4,7 4,5 4,5 22,5 15,3 11 8<br />

Serbien & Montenegro 3) 4,0 1,0 2 3 16,5 9,4 8 8<br />

SOEL-7 4) 4,6 4,2 4,1 4,1 7,7 4,8 4,6 3,7<br />

Arbeitslosenquote 6)<br />

in %, Jahresdurchschnitt<br />

Leistungsbilanz<br />

in % des BIP<br />

2002 2003 2004 2005 2002 2003 2004 2005<br />

Prognose Prognose<br />

Albanien 2) 15,8 15,2 15 15 -9,0 -8,5 -8 -8<br />

Bosnien-Herzegovina 2) 41 41,5 41 41 -18,5 -18 -17,5 -17,5<br />

Bulgarien 17,8 14,5 14 13 -4,9 -8,9 -7,1 -6,2<br />

Kroatien 14,8 14 14 13,5 -8,5 -6,1 -5,1 -4,5<br />

Mazedonien 31,9 36,7 36 35 -8,6 -6,0 -5,5 -5,3<br />

Rumänien 8,4 8 8 7 -3,4 -6,2 -6,8 -6,4<br />

Serbien & Montenegro 3) 13,8 14 15 15 -11,7 -8,8 -11,7 -11,7<br />

SOEL-7 5) 14,1 13,8 13,9 12,9 -6,9 -7,6 -7,7 -7,3<br />

1) Verbraucherpreise entsprechen den Einzelhandelspreisen. 2) Rate der registrierten Arbeitslosen. 3) Ohne Kosovo und Metohia.<br />

4) Verbraucherpreise entsprechen dem Durchschnitt der SOEL-7. 5) Schätzung der durchschnittlichen gewichteten Arbeitslosenquoe<br />

nach dem Labour-Fource-Konzept. 6) laut Labour-Fource-Konzept.<br />

Quelle: wiiw.


Statistische Übersichten<br />

Außenhandelsströme ausgewählter Ländergruppen Tab. 3.4<br />

Exporte<br />

1996 2002 1996 2002 2002 2001 2002<br />

Mio. USD Anteile in % 1993=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

Welt 5.300.740 6.419.230 100,0 100,0 172,5 -3,6 4,6<br />

Europa 2.328.324 2.782.911 43,9 43,4 173,5 1,2 6,3<br />

EU-15 2.074.720 2.430.160 39,1 37,9 168,6 0,5 5,8<br />

Eurozone 1.684.838 2.018.324 31,8 31,4 171,3 2,0 6,1<br />

EU-Beitrittsländer 86.795 153.456 1,6 2,4 298,2 10,7 13,5<br />

EU-25 2.161.515 2.583.616 40,8 40,2 173,1 1,1 6,3<br />

EFTA 129.933 150.177 2,5 2,3 158,2 1,2 6,0<br />

Zentral- und Osteuropa 1) 197.929 291.597 3,7 4,5 273,8 -1,9 17,8<br />

NAFTA 919.095 1.106.267 17,3 17,2 168,0 -5,2 -3,9<br />

Südamerika 142.719 161.508 2,7 2,5 169,9 -3,2 0,1<br />

Asien 1.275.929 1.582.637 24,1 24,7 170,8 -8,1 8,0<br />

ASEAN+3 1.042.309 1.307.364 19,7 20,4 173,3 -9,0 8,4<br />

Afrika 84.721 137.608 1,6 2,1 223,9 -3,3 5,2<br />

OECD 3.829.882 4.492.132 72,3 70,0 163,6 -2,9 3,3<br />

OPEC 243.237 292.821 4,6 4,6 167,1 -9,1 -3,6<br />

ASEAN 342.429 403.541 6,5 6,3 188,2 -9,4 4,5<br />

Importe<br />

Welt 5.386.400 6.639.390 100,0 100,0 175,0 -3,2 4,1<br />

Europa 2.241.001 2.695.600 41,6 40,6 172,0 -0,8 4,0<br />

EU-15 1.956.310 2.321.950 36,3 35,0 166,5 -1,7 3,3<br />

Eurozone 1.565.182 1.873.959 29,1 28,2 167,2 -1,0 3,0<br />

EU-Beitrittsländer 122.204 189.948 2,3 2,9 283,9 7,4 12,1<br />

EU-25 2.078.514 2.511.898 38,6 37,8 171,8 -1,2 3,9<br />

EFTA 114.158 119.885 2,1 1,8 141,5 1,2 1,3<br />

Zentral- und Osteuropa 1) 201.864 275.588 3,7 4,2 258,5 7,6 13,5<br />

NAFTA 1.103.278 1.632.086 20,5 24,6 198,2 -5,0 1,4<br />

Südamerika 151.702 125.576 2,8 1,9 131,9 -2,1 -19,0<br />

Asien 1.281.121 1.445.603 23,8 21,8 170,7 -4,8 6,3<br />

ASEAN+3 1.016.268 1.139.910 18,9 17,2 171,5 -5,6 6,7<br />

Afrika 91.230 149.087 1,7 2,2 200,5 -3,3 13,6<br />

OECD 3.882.467 4.837.945 72,1 72,9 175,2 -3,8 2,8<br />

OPEC 152.700 191.187 2,8 2,9 136,7 13,2 4,4<br />

ASEAN 377.565 355.198 7,0 5,4 152,6 -8,6 6,2<br />

1) ohne Moldawien.<br />

Quelle: IWF Direction of Trade Statistics, wiiw-Berechnungen.<br />

157


Handelsbilanzen ausgewählter Ländergruppen Tab. 3.5<br />

158<br />

1996 2001 2002 1996 2001 2001 2002<br />

Mio. USD In % der Exporte<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in Mio. USD<br />

Europa 87.323 26.049 87.311 3,8 3,1 52.790 61.263<br />

EU-15 118.410 48.990 108.210 5,7 4,5 52.240 59.220<br />

Eurozone 119.656 82.810 144.365 7,1 7,2 54.953 61.554<br />

EU-Beitrittsländer -35.409 -34.357 -36.493 -40,8 -23,8 1.361 -2.136<br />

EU-25 83.001 14.633 71.717 3,8 2,8 53.601 57.084<br />

EFTA 15.775 23.346 30.292 12,1 20,2 253 6.946<br />

Zentral- und Osteuropa 1) -3.935 4.742 16.009 -2,0 5,5 -22.009 11.267<br />

NAFTA -184.184 -458.329 -525.819 -20,0 -47,5 20.867 -67.490<br />

Südamerika -8.984 6.452 35.932 -6,3 22,2 -2.015 29.480<br />

Asien -5.192 105.370 137.035 -0,4 8,7 -62.034 31.665<br />

ASEAN+3 26.041 137.996 167.454 2,5 12,8 -56.572 29.459<br />

Afrika -6.509 -492 -11.479 -7,7 -8,3 0 -10.987<br />

OECD -52.586 -356.408 -345.813 -1,4 -7,7 56.182 10.595<br />

OPEC 90.537 120.642 101.633 37,2 34,7 -51.786 -19.008<br />

ASEAN -35.136 51.798 48.343 -10,3 12,0 -8.685 -3.454<br />

1) ohne Moldawien.<br />

Quelle: IWF Direction of Trade Statistics, wiiw-Berechnungen.


Statistische Übersichten<br />

Entwicklung der Warenexporte (fob) für ausgewählte Länder Tab. 3.6<br />

1996 2002 1996 2002 2002 2001 2002 2002<br />

Mio. USD Anteile in % 1993=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

Exportquote<br />

1<br />

USA 622.949 693.123 11,8 10,8 148,8 -5,3 -5,2 6,6<br />

Deutschland 512.813 603.994 9,7 9,4 165,8 3,9 5,9 27,0<br />

Japan 411.302 416.632 7,8 6,5 114,9 -15,6 3,3 10,4<br />

Frankreich 287.458 331.094 5,4 5,2 152,6 -0,2 2,5 20,6<br />

China 151.165 325.711 2,9 5,1 355,2 7,0 22,1 26,3<br />

Großbritannien 258.295 276.264 4,9 4,3 153,3 -5,0 2,9 .<br />

Kanada 200.146 252.381 3,8 3,9 179,3 -5,1 -3,4 34,3<br />

Italien 250.840 251.150 4,7 3,9 149,2 1,8 4,3 18,9<br />

Niederlande 177.432 243.191 3,3 3,8 189,6 0,5 5,3 54,7<br />

Belgien . 213.497 . 3,3 . 0,8 13,5 77,6<br />

Hongkong 180.530 200.199 3,4 3,1 148,3 -6,0 5,5 123,9<br />

Korea 137.413 161.480 2,6 2,5 188,2 -12,8 7,8 33,9<br />

Mexiko 96.000 160.763 1,8 2,5 310,6 -4,8 1,5 25,2<br />

Singapur 125.125 125.087 2,4 1,9 168,9 -11,8 2,8 143,8<br />

Spanien 102.090 118.218 1,9 1,8 188,5 0,7 8,5 16,1<br />

Russland 83.979 107.224 1,6 1,7 243,4 -19,9 29,9 30,9<br />

Malaysien 78.214 93.387 1,5 1,5 198,2 -10,1 5,9 98,4<br />

Irland 47.365 87.786 0,9 1,4 300,8 8,6 5,9 64,1<br />

Schweiz 79.391 87.485 1,5 1,4 139,5 1,9 6,6 32,7<br />

Schweden 84.472 79.623 1,6 1,2 171,4 -13,0 7,5 33,1<br />

Österreich 57.827 78.515 1,1 1,2 198,0 4,9 11,0 34,0<br />

Thailand 55.743 68.851 1,1 1,1 185,3 -5,6 5,7 54,4<br />

Saudi Arabien 60.697 66.703 1,1 1,0 157,5 -7,7 -2,1 35,4<br />

Australien 60.257 65.159 1,1 1,0 153,2 0,4 2,8 16,3<br />

Norwegen 48.660 60.461 0,9 0,9 196,3 0,0 4,9 31,7<br />

Brasilien 47.763 60.122 0,9 0,9 155,0 4,8 2,2 13,1<br />

Indonesien 49.873 57.144 0,9 0,9 155,2 -9,3 1,5 .<br />

Dänemark 47.114 55.950 0,9 0,9 155,8 0,4 9,8 .<br />

Indien 32.325 50.521 0,6 0,8 240,7 6,2 11,6 .<br />

Finnland 38.434 44.836 0,7 0,7 191,9 -5,7 3,6 30,3<br />

Polen 24.440 40.986 0,5 0,6 289,8 13,9 13,7 .<br />

Vereinigte<br />

Arab. Emirate<br />

27.691 38.771 0,5 0,6 182,5 -1,3 -2,2 .<br />

Tschech. Rep. 22.132 38.080 0,4 0,6 323,4 15,0 14,5 51,8<br />

Philippinen 20.543 35.185 0,4 0,5 312,4 -15,6 9,5 45,1<br />

Türkei 23.100 35.058 0,4 0,5 228,5 12,8 11,9 19,1<br />

Ungarn 13.145 33.975 0,2 0,5 395,2 7,4 12,7 51,6<br />

1) Exporte in Relation zum BIP.<br />

Quelle: IWF Direction of Trade Statistics, wiiw-Berechnungen.<br />

159


Entwicklung der Warenimporte (cif) für ausgewählte Länder Tab. 3.7<br />

160<br />

1996 2002 1996 2002 2002 2001 2002 2002<br />

Mio. USD Anteile in % 1993=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

Importquote<br />

1<br />

USA 817.818 1.202.360 15,2 18,1 199,4 -4,7 1,9 11,5<br />

Deutschland 444.527 486.014 8,3 7,3 147,4 -1,5 -1,3 21,8<br />

Japan 349.597 337.149 6,5 5,1 139,5 -8,0 -3,4 8,4<br />

Frankreich 275.905 328.309 5,1 4,9 162,0 -1,0 -0,1 20,4<br />

China 138.949 295.440 2,6 4,5 285,1 8,2 21,3 23,9<br />

Großbritannien 283.608 335.434 5,3 5,1 163,3 -3,6 3,9 .<br />

Kanada 187.042 244.179 3,5 3,7 164,5 -7,3 0,2 33,2<br />

Italien 206.987 242.996 3,8 3,7 164,6 -1,1 4,4 18,2<br />

Niederlande 160.990 218.783 3,0 3,3 193,1 -3,3 4,8 49,2<br />

Belgien . 197.512 . 3,0 . 1,9 10,7 71,8<br />

Hongkong 198.551 207.761 3,7 3,1 149,9 -5,6 3,1 128,6<br />

Korea 150.157 152.123 2,8 2,3 175,6 -12,1 7,8 31,9<br />

Mexiko 98.418 185.547 1,8 2,8 258,1 -3,5 0,2 29,1<br />

Singapur 131.329 116.482 2,4 1,8 136,4 -13,8 0,4 133,9<br />

Spanien 121.865 154.755 2,3 2,3 189,1 -1,4 8,5 21,0<br />

Russland 44.504 45.508 0,8 0,7 170,1 9,0 23,4 13,1<br />

Malaysien 78.441 79.506 1,5 1,2 174,3 -10,8 8,4 83,8<br />

Irland 34.958 51.427 0,7 0,8 238,9 0,0 1,5 37,6<br />

Schweiz 78.177 83.452 1,5 1,3 137,5 1,9 -0,7 31,2<br />

Schweden 66.584 63.915 1,2 1,0 163,7 -13,1 6,0 26,6<br />

Österreich 67.327 78.076 1,3 1,2 162,6 3,5 4,6 33,8<br />

Thailand 73.336 64.721 1,4 1,0 140,5 0,2 4,3 51,2<br />

Saudi Arabien 27.764 47.505 0,5 0,7 168,4 40,1 11,9 25,2<br />

Australien 67.713 76.506 1,3 1,2 163,8 -10,0 14,4 19,2<br />

Norwegen 33.936 34.158 0,6 0,5 150,6 0,6 6,8 17,9<br />

Brasilien 58.907 51.917 1,1 0,8 167,6 -0,7 -15,5 11,3<br />

Indonesien 42.902 31.285 0,8 0,5 110,4 -7,6 1,1 .<br />

Dänemark 40.936 48.642 0,8 0,7 164,8 -2,8 9,9 .<br />

Indien 36.055 65.657 0,7 1,0 308,7 14,9 13,6 .<br />

Finnland 29.264 33.368 0,5 0,5 184,8 -4,8 2,2 22,6<br />

Polen 37.137 55.069 0,7 0,8 292,4 2,7 9,6 .<br />

Vereinigte<br />

Arab. Emirate<br />

22.638 30.353 0,4 0,5 155,5 16,3 2,5 .<br />

Tschech. Rep. 30.685 39.947 0,6 0,6 289,4 13,0 11,7 54,3<br />

Philippinen 31.756 35.398 0,6 0,5 200,7 -5,8 19,8 45,4<br />

Türkei 42.463 50.820 0,8 0,8 173,1 -24,1 22,8 27,8<br />

Ungarn 16.209 37.313 0,3 0,6 301,2 4,0 11,5 56,7<br />

1) Importe in Relation zum BIP.<br />

Quelle: IWF Direction of Trade Statistics, wiiw-Berechnungen.


Statistische Übersichten<br />

Handelsbilanz ausgewählter Länder Tab. 3.8<br />

1996 2001 2002 1996 2002 2001 2002 2002<br />

Mio. USD In % der Exporte<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in Mio. USD<br />

Offenheit 1)<br />

USA -194.869 -449.204 -509.237 -31,3 -73,5 17.005 -60.033 18,1<br />

Deutschland 68.286 77.684 117.980 13,3 19,5 29.177 40.296 48,8<br />

Japan 61.705 54.327 79.483 15,0 19,1 -44.312 25.156 18,9<br />

Frankreich 11.553 -5.708 2.785 4,0 0,8 2.673 8.493 41,0<br />

China 12.216 23.131 30.271 8,1 9,3 -968 7.140 50,2<br />

Großbritannien -25.313 -54.289 -59.170 -9,8 -21,4 -2.132 -4.881 .<br />

Kanada 13.104 17.668 8.202 6,5 3,3 5.206 -9.466 67,5<br />

Italien 43.853 8.022 8.154 17,5 3,2 6.740 132 37,1<br />

Niederlande 16.442 22.195 24.408 9,3 10,0 8.170 2.213 103,9<br />

Belgien . 9.613 15.985 . 7,5 -1.858 6.372 149,4<br />

Hongkong -18.021 -11.627 -7.562 -10,0 -3,8 -298 4.065 252,6<br />

Korea -12.744 8.740 9.357 -9,3 5,8 -2.607 617 65,8<br />

Mexiko -2.418 -26.793 -24.784 -2,5 -15,4 -1.344 2.009 54,3<br />

Singapur -6.204 5.699 8.605 -5,0 6,9 2.397 2.906 277,8<br />

Spanien -19.775 -33.673 -36.537 -19,4 -30,9 2.821 -2.864 37,1<br />

Russland 39.475 45.646 61.717 47,0 57,6 -23.499 16.070 44,1<br />

Malaysien -227 14.847 13.881 -0,3 14,9 -1.111 -966 182,2<br />

Irland 12.407 32.273 36.359 26,2 41,4 6.578 4.086 101,7<br />

Schweiz 1.214 -2.027 4.033 1,5 4,6 -11 6.060 63,8<br />

Schweden 17.888 13.778 15.708 21,2 19,7 -2.048 1.930 59,7<br />

Österreich -9.500 -3.905 439 -16,4 0,6 757 4.344 67,8<br />

Thailand -17.593 3.055 4.130 -31,6 6,0 -3.984 1.075 105,6<br />

Saudi Arabien 32.933 25.710 19.198 54,3 28,8 -17.862 -6.512 60,6<br />

Australien -7.456 -3.494 -11.347 -12,4 -17,4 7.643 -7.853 35,5<br />

Norwegen 14.724 25.634 26.303 30,3 43,5 -166 669 49,7<br />

Brasilien -11.144 -2.567 8.205 -23,3 13,6 3.170 10.772 24,3<br />

Indonesien 6.971 25.343 25.859 14,0 45,3 -3.249 516 .<br />

Dänemark 6.178 6.691 7.308 13,1 13,1 1.467 617 .<br />

Indien -3.730 -12.569 -15.136 -11,5 -30,0 -4.858 -2.567 .<br />

Finnland 9.170 10.605 11.468 23,9 25,6 -957 864 52,9<br />

Polen -12.697 -14.219 -14.083 -52,0 -34,4 3.077 135 .<br />

Vereinigte<br />

Arab. Emirate<br />

5.053 10.051 8.418 18,2 21,7 -4.686 -1.633 .<br />

Tschech. Rep. -8.553 -2.479 -1.867 -38,6 -4,9 243 612 106,1<br />

Philippinen -11.213 2.582 -213 -54,6 -0,6 -4.094 -2.795 90,5<br />

Türkei -19.363 -10.073 -15.762 -83,8 -45,0 16.660 -5.689 46,9<br />

Ungarn -3.064 -3.321 -3.338 -23,3 -9,8 780 -17 108,3<br />

1) Exporte plus Importe in Relation zum BIP.<br />

Quellen: IWF Direction of Trade Statistics, wiiw-Berechnungen.<br />

161


Entwicklung der Dienstleistungsexporte für ausgewählte Länder Tab. 3.9<br />

162<br />

1996 2002 1996 2001 2002 2001 2002<br />

Mio. USD Anteile in % 1993=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

USA 236.890 288.722 18,0 19,1 157,3 -3,3 1,1<br />

Großbritannien 87.342 125.464 6,6 7,5 201,9 -4,3 12,2<br />

Deutschland 85.408 105.999 6,5 6,1 163,7 5,8 16,1<br />

Frankreich 83.529 86.745 6,3 5,4 100,4 -0,5 7,7<br />

Japan 67.712 65.712 5,1 4,3 123,5 -6,8 1,9<br />

Spanien 44.387 62.757 3,4 3,9 206,1 8,7 7,8<br />

Italien 65.660 60.251 5,0 3,9 115,2 2,0 4,5<br />

Belgien+Luxemburg 34.702 57.777 2,6 3,4 173,2 1,1 14,8<br />

Niederlande 47.237 56.011 3,6 3,4 147,7 3,8 9,4<br />

Hongkong . 45.159 . 2,8 . 1,6 9,0<br />

China 20.601 39.745 1,6 2,2 355,1 9,5 19,2<br />

Kanada 29.243 37.195 2,2 2,5 170,1 -3,6 -2,2<br />

Österreich 33.977 35.198 2,6 2,2 131,7 6,4 5,5<br />

Singapur 30.453 29.702 2,3 1,9 159,7 -0,8 2,9<br />

Schweiz 26.250 29.378 2,0 1,9 136,8 -4,1 6,1<br />

Irland 5.749 28.339 0,4 1,6 751,8 39,8 20,8<br />

Korea 23.412 28.143 1,8 1,9 217,3 -4,8 -3,1<br />

Dänemark 16.502 27.182 1,3 1,7 216,4 5,2 7,2<br />

Indien 7.238 24.859 0,6 1,4 486,8 8,9 19,0<br />

Schweden 16.930 23.760 1,3 1,5 188,7 8,6 8,0<br />

Griechenland 9.348 20.223 0,7 1,3 . 1,1 3,9<br />

Norwegen 14.819 19.294 1,1 1,2 158,7 3,5 8,0<br />

Australien 18.531 17.172 1,4 1,1 143,8 -11,8 5,0<br />

Thailand 17.007 15.319 1,3 0,9 138,5 -6,1 17,6<br />

Malaysia 15.136 14.878 1,1 1,0 232,1 3,7 2,9<br />

Türkei 13.430 14.799 1,0 1,1 138,9 -21,4 -7,8<br />

Russland 13.283 13.042 1,0 0,7 . 12,8 20,9<br />

Mexiko 10.723 12.740 0,8 0,9 133,9 -7,7 0,3<br />

Israel 8.027 10.853 0,6 0,8 181,9 -21,2 -9,2<br />

Polen 9.747 10.035 0,7 0,7 238,9 -6,1 2,9<br />

Portugal 8.040 9.855 0,6 0,6 144,0 4,1 11,5<br />

Brasilien 4.655 9.606 0,4 0,6 242,3 -1,9 3,0<br />

Ungarn 5.866 7.807 0,4 0,5 275,3 23,7 4,4<br />

Slowenien 2.135 2.292 0,2 0,1 164,6 3,8 16,9<br />

Tschech. Rep. 8.181 7.083 0,6 0,5 150,0 3,7 -0,1<br />

Quelle: IWF Balance of Payments Statistics, wiiw-Berechnungen.


Statistische Übersichten<br />

Entwicklung der Dienstleistungsimporte für ausgewählte Länder Tab. 3.10<br />

1996 2002 1996 2001 2002 2001 2002<br />

Mio. USD Anteile in % 1993=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

USA 150.629 227.380 11,3 14,5 186,2 -0,7 3,6<br />

Großbritannien 72.281 104.254 5,4 6,3 199,3 -3,2 9,1<br />

Deutschland 135.977 150.491 10,2 9,6 146,0 3,2 3,3<br />

Frankreich 67.275 68.951 5,1 4,1 99,2 2,7 10,0<br />

Japan 129.988 107.940 9,8 7,1 112,1 -7,4 -0,3<br />

Spanien 23.979 37.887 1,8 2,2 200,4 8,6 11,5<br />

Italien 57.605 63.542 4,3 3,8 129,8 3,9 10,0<br />

Belgien+Luxemburg 32.070 49.691 2,4 2,9 165,7 3,5 14,7<br />

Niederlande 45.278 57.190 3,4 3,5 150,5 4,6 6,5<br />

Hongkong . 24.204 . 1,6 . -1,1 -0,5<br />

China 22.585 46.528 1,7 2,6 386,6 9,0 18,5<br />

Kanada 35.906 42.481 2,7 2,9 130,9 -0,9 -2,3<br />

Österreich 29.331 34.498 2,2 2,1 179,8 6,0 9,7<br />

Singapur 22.101 27.298 1,7 1,8 241,1 -0,2 1,5<br />

Schweiz 15.691 17.106 1,2 1,1 148,1 5,8 3,8<br />

Irland 13.448 40.454 1,0 2,3 598,4 22,9 14,5<br />

Korea 29.592 35.603 2,2 2,2 236,2 -1,6 8,3<br />

Dänemark 14.771 25.116 1,1 1,5 240,0 4,6 11,7<br />

Indien 11.171 18.691 0,8 1,1 287,7 -2,4 15,0<br />

Schweden 18.755 23.835 1,4 1,5 178,5 -1,8 3,5<br />

Griechenland 4.238 10.677 0,3 0,8 . 2,7 -7,9<br />

Norwegen 13.435 16.597 1,0 1,0 144,7 4,6 9,7<br />

Australien 18.607 17.853 1,4 1,1 133,1 -7,6 6,8<br />

Thailand 19.585 16.722 1,5 1,0 134,1 -5,4 14,4<br />

Malaysia 17.573 16.448 1,3 1,1 172,8 -0,5 -1,3<br />

Türkei 6.773 6.916 0,5 0,5 175,2 -23,5 -0,2<br />

Russland 18.665 22.111 1,4 1,3 . 18,5 15,0<br />

Mexiko 10.817 17.660 0,8 1,1 146,6 -1,0 2,7<br />

Israel 9.107 11.470 0,7 0,8 179,3 -0,0 -8,3<br />

Polen 6.343 9.186 0,5 0,6 253,0 -0,5 2,6<br />

Portugal 6.636 6.733 0,5 0,4 122,8 -4,0 6,2<br />

Brasilien 12.714 14.644 1,0 1,1 153,3 2,5 -14,3<br />

Ungarn 3.979 7.193 0,3 0,4 274,6 22,2 19,6<br />

Slowenien 1.494 1.736 0,1 0,1 170,6 1,4 19,1<br />

Tschech. Rep. 6.264 6.439 0,5 0,4 173,6 2,4 15,7<br />

Quelle: IWF Balance of Payments Statistics, wiiw-Berechnungen.<br />

163


Entwicklung der Dienstleistungsbilanz für ausgewählte Länder Tab. 3.11<br />

164<br />

1996 2001 2002 1996 2002 2001 2002<br />

Mio. USD In % der Exporte<br />

Veränderung zum Vorjahr<br />

in Mio. USD<br />

USA 86.261 66.294 61.342 36,4 21,2 -8.115 -4.952<br />

Großbritannien 15.061 16.286 21.210 17,2 16,9 -1.810 4.924<br />

Deutschland -50.569 -54.419 -44.492 -59,2 -42,0 488 9.927<br />

Frankreich 16.254 17.816 17.794 19,5 20,5 -2.057 -22<br />

Japan -62.276 -43.733 -42.228 -92,0 -64,3 3.893 1.505<br />

Spanien 20.409 24.214 24.870 46,0 39,6 1.957 656<br />

Italien 8.055 -76 -3.290 12,3 -5,5 -1.032 -3.214<br />

Belgien+Luxemburg 2.632 6.998 8.086 7,6 14,0 -923 1.088<br />

Niederlande 1.959 -2.505 -1.179 4,1 -2,1 -486 1.327<br />

Hongkong . 17.114 20.954 . 46,4 . 3.840<br />

China -1.984 -5.933 -6.784 -9,6 -17,1 -333 -851<br />

Kanada -6.664 -5.424 -5.286 -22,8 -14,2 -1.015 138<br />

Österreich 4.646 1.915 700 13,7 2,0 226 -1.215<br />

Singapur 8.351 1.969 2.404 27,4 8,1 -192 435<br />

Schweiz 10.559 11.219 12.273 40,2 41,8 -2.089 1.054<br />

Irland -7.699 -11.874 -12.115 -133,9 -42,7 83 -241<br />

Korea -6.179 -3.828 -7.461 -26,4 -26,5 -938 -3.633<br />

Dänemark 1.731 2.882 2.066 10,5 7,6 263 -816<br />

Indien -3.933 4.633 6.168 -54,3 24,8 2.112 1.535<br />

Schweden -1.825 -1.023 -74 -10,8 -0,3 2.165 949<br />

Griechenland 5.110 7.867 9.546 54,7 47,2 -85 1.679<br />

Norwegen 1.384 2.729 2.697 9,3 14,0 -68 -33<br />

Australien -76 -366 -681 -0,4 -4,0 -802 -315<br />

Thailand -2.578 -1.595 -1.403 -15,2 -9,2 -3 193<br />

Malaysia -2.437 -2.202 -1.570 -16,1 -10,6 605 632<br />

Türkei 6.657 9.130 7.883 49,6 53,3 -2.238 -1.247<br />

Russland -5.382 -8.444 -9.070 -40,5 -69,5 -1.780 -626<br />

Mexiko -94 -4.493 -4.920 -0,9 -38,6 -889 -427<br />

Israel -1.080 -554 -617 -13,5 -5,7 -3.210 -64<br />

Polen 3.404 804 849 34,9 8,5 -589 45<br />

Portugal 1.404 2.497 3.121 17,5 31,7 612 624<br />

Brasilien -8.059 -7.759 -5.038 -173,1 -52,5 -597 2.721<br />

Ungarn 1.887 1.462 613 32,2 7,9 342 -849<br />

Slowenien 641 502 555 30,0 24,2 52 53<br />

Tschech. Rep. 1.917 1.524 643 23,4 9,1 121 -881<br />

Quelle: IWF Balance of Payments Statistics, wiiw-Berechnungen.


Statistische Übersichten<br />

Bedeutung von FDI für ausgewählte Regionen Tab. 3.12<br />

Passive<br />

FDI-Bestände in % des BIP<br />

1985 1990 1995 2000 2001 2002<br />

Welt 8,4 9,3 10,3 19,6 21,2 22,3<br />

Industrieländer 6,2 8,2 8,9 16,5 17,9 18,7<br />

Westeuropa 9,4 11,0 13,4 28,5 30,4 31,4<br />

EU-15 9,3 10,9 13,2 28,5 30,5 31,4<br />

Nordamerika 5,5 8,0 8,3 13,5 14,2 14,1<br />

Entwicklungsländer 16,4 14,8 16,6 31,1 33,4 36,0<br />

Süd- u. Südostasien 24,9 20,9 21,1 37,0 37,2 37,9<br />

Zentral- und Osteuropa 1) 0,2 1,3 5,3 18,3 19,1 20,8<br />

Aktive<br />

Welt 6,6 8,6 10,0 19,3 20,4 21,6<br />

Industrieländer 7,3 9,6 11,3 21,4 23 24,4<br />

Westeuropa 10,8 12,1 16,1 39,3 41,3 42,7<br />

EU-15 10,2 11,6 15,1 37,9 40,0 41,0<br />

Nordamerika 6,2 8,1 10,3 14,5 15,1 15,9<br />

Entwicklungsländer 3,8 3,9 5,8 12,9 12,8 13,5<br />

Süd- u. Südostasien 1,0 2,6 6,7 18,9 18,0 18,1<br />

Zentral- und Osteuropa 1) . 0,4 0,9 2,8 3,1 3,3<br />

Passive<br />

FDI-Flüsse in % der Bruttoinvestitionen<br />

1991–1996 2) 1998 1999 2000 2001 2002<br />

Welt 4,4 10,9 16,5 20,8 12,8 12,2<br />

Industrieländer 3,7 10,4 17,1 22,9 12,7 12,3<br />

Westeuropa 5,5 14,8 27,3 41,6 24,0 22,0<br />

EU-15 5,5 14,8 27,5 42,2 24,5 22,5<br />

Nordamerika 4,7 12,4 18,0 20,8 9,7 2,9<br />

Entwicklungsländer 6,5 12,0 14,3 14,6 12,7 10,5<br />

Süd- u. Südostasien 7,4 11,0 12,2 14,8 10,3 7,3<br />

Zentral- und Osteuropa 1) 5,8 13,6 18,5 17,9 14,6 17,2<br />

Aktive<br />

Welt 5,0 11,0 16,9 18,3 11,3 13,6<br />

Industrieländer 5,7 13,9 21,1 22,4 14,3 15,6<br />

Westeuropa 8,4 24,5 42,4 51,1 28,0 23,7<br />

EU-15 8,1 24,6 42,3 50,5 28,4 23,8<br />

Nordamerika 6,7 10,4 13,3 10,3 7,9 8,6<br />

Entwicklungsländer 2,9 3,1 3,7 6,2 2,9 4,6<br />

Süd- u. Südostasien 4,2 3,9 4,6 9,1 4,1 9,1<br />

Zentral- und Osteuropa 1) 0,3 1,5 1,8 2,7 2,1 2,7<br />

1) ohne Moldawien. 2) jährlicher Durchschnitt.<br />

Quelle: UNCTAD World Investment Report 2003.<br />

165


Passive FDI-Flüsse ausgewählter Länder Tab. 3.13<br />

166<br />

1998 1999 2000 2001 2002 1996 2002 2002<br />

Veränderung zum Vorjahr in % Mio. USD<br />

In % der<br />

Bruttoanlageinvestitionen<br />

Belgien+Luxemburg 89,1 528,9 50,6 -65,7 95,5 14.064 143.950 171.2*<br />

Frankreich 28,1 58,0 -9,1 30,0 -5,5 21.972 52.020 18,4<br />

China -1,1 -11,4 -0,9 15,2 11,5 40.180 49.308 10.5*<br />

USA 69,6 61,7 11,0 -52,8 -73,9 86.520 39.633 1,9<br />

Deutschland 84,7 135,3 287,1 -84,4 11,2 6.429 37.296 10,4<br />

Niederlande 241,0 9,4 53,7 -18,2 -44,8 16.604 28.534 33,2<br />

Großbritannien 99,7 19,9 34,0 -48,3 -54,6 27.387 28.180 10,1<br />

Irland 302,3 68,7 22,4 -58,0 157,9 2.618 24.697 70,9<br />

Spanien 86,5 30,5 137,6 -24,9 -23,3 6.796 21.284 12,8<br />

Kanada 97,4 9,0 166,8 -56,5 -28,7 9.635 20.501 14,3<br />

Brasilien 62,4 -10,5 14,7 -31,5 -26,2 11.200 16.566 19,6<br />

Australien -20,8 -10,9 139,2 -63,8 236,0 6.181 15.682 15,0<br />

Italien -28,8 163,5 89,8 12,9 -1,2 3.546 14.699 6,2<br />

Mexiko -7,3 9,7 23,1 63,0 -44,2 9.186 14.622 11,3<br />

Hongkong . 66,5 152,0 -61,6 -42,3 . 13.718 35,2<br />

Schweden 89,0 205,9 -62,7 -40,9 -9,6 5.492 11.828 27,0<br />

Tschech. Rep. 187,6 70,6 -21,0 13,1 65,3 1.435 9.323 59,1<br />

Japan 2,1 276,6 -33,2 -24,8 46,8 208 9.087 0.6*<br />

Finnland 465,1 -61,3 96,3 -59,0 118,1 1.118 8.156 35,0<br />

Dänemark 139,1 140,9 123,0 -71,4 -37,4 773 6.410 17,7<br />

Singapur -43,9 74,4 -5,9 -12,2 -44,3 9.303 6.097 43.8*<br />

Portugal 24,0 -60,8 453,4 -14,8 -27,3 1.704 4.235 13,6<br />

Polen 29,7 14,2 28,5 -38,8 -27,7 4.498 4.131 11,4<br />

Schweiz 32,1 27,9 61,1 -52,1 -62,2 4.373 3.599 19,2<br />

Malaysia -57,9 80,1 -2,8 -85,4 478,3 5.078 3.203 2.5*<br />

Indien -26,4 -17,7 22,5 63,1 -30,1 2.426 3.030 3.2*<br />

Russland -43,2 19,7 -18,0 -9,0 21,9 2.579 3.009 3,9<br />

Kasachstan -12,9 37,8 -19,2 121,1 -8,9 1.137 2.583 55.6*<br />

Peru -23,2 18,0 -58,3 41,3 109,0 3.471 2.391 14,9<br />

Österreich 77,6 -35,5 183,3 -30,7 -85,0 4.485 886 13.4*<br />

OECD 1)2)3) 73,8 73,0 44,7 -52,1 -18,7 247.338 504.626 .<br />

EU-15 2) 99,1 93,2 61,9 -54,6 3,7 114.047 382.229 .<br />

Eurozone 2) 98,6 111,9 88,4 -55,4 18,6 80.394 335.811 .<br />

NAFTA 3) 64,4 53,2 23,3 -48,8 -63,8 105.341 74.757 .<br />

ASEAN+3 4) -9,3 15,7 -12,5 -7,4 4,7 67.142 70.165 .<br />

1) 2002 ohne Slowakei. 2)1996 ohne Griechenland. 3) 1996 ohne Mexiko. 4) ohne Myanmar. * 2001.<br />

Quelle: IWF International Financial Statistics, UNCTAD World Investment Report 2003, wiiw-Berechnungen.


Statistische Übersichten<br />

Aktive FDI-Flüsse ausgewählter Länder Tab. 3.14<br />

1998 1999 2000 2001 2002 1996 2002 2002<br />

Veränderung zum Vorjahr in % Mio. USD<br />

In % der<br />

Bruttoanlageinvestitionen<br />

Belgien+Luxemburg 297,8 350,7 59,6 -58,5 93,8 8.026 166.827 195.4*<br />

Frankreich 28,8 161,5 45,9 -46,5 -32,7 30.361 62.729 22,4<br />

China 2,8 -32,6 -48,4 651,5 -63,4 2.114 2.518 1.5*<br />

USA 36,1 57,7 -29,2 -24,7 14,9 91.880 137.836 7,5<br />

Deutschland 110,5 21,9 -45,3 -30,5 -39,3 50.752 25.298 6,7<br />

Niederlande 50,8 54,8 30,3 -36,7 -28,0 31.937 33.951 29,9<br />

Großbritannien 95,5 65,2 32,1 -74,4 -89,1 34.820 7.461 16,1<br />

Irland 391,5 23,1 -34,7 3,2 -27,8 727 2.969 10,1<br />

Spanien 53,5 119,0 29,0 -39,0 -43,2 5.577 18.660 11,1<br />

Kanada 47,9 -49,4 169,0 -20,8 -21,5 13.107 28.860 19,9<br />

Brasilien 161,1 -37,9 35,0 -198,9 -209,9 -467 2.482 2,9<br />

Australien -47,1 -130,0 -182,1 1375,5 -45,7 7.052 6.637 7,3<br />

Italien 19,1 -45,8 79,7 80,2 -20,7 8.697 17.247 7,3<br />

Mexiko . . . . -78,0 . 969 0,8<br />

Hongkong . 14,0 206,4 -80,9 56,0 . 17.694 45,4<br />

Schweden 87,1 -13,8 104,4 -82,6 35,2 5.112 9.411 26,5<br />

Tschech. Rep. 352,7 -28,2 -52,6 285,7 70,7 155 281 1,8<br />

Japan -5,5 -9,6 41,6 22,1 -16,8 23.447 32.017 3.6*<br />

Finnland 255,5 -64,0 254,6 -64,6 -7,8 3.583 7.801 37,8<br />

Dänemark -3,2 304,3 66,4 -53,0 -61,3 2.511 5.152 14,4<br />

Singapur -95,8 1320,2 12,3 57,5 -57,3 6.234 4.082 38.2*<br />

Portugal 76,1 -21,6 153,6 -0,8 -51,6 972 3.679 11,2<br />

Polen 602,2 -90,2 -41,9 -600,0 -355,6 53 230 0,5<br />

Schweiz 5,8 77,3 34,2 -59,0 -45,0 16.152 10.069 24,3<br />

Malaysia . . 42,4 -86,8 613,9 . 1.905 1.2*<br />

Indien -57,8 66,8 433,5 64,6 -35,1 239 453 0.7*<br />

Russland -60,2 74,0 44,0 -20,3 37,8 922 3.490 5,3<br />

Kasachstan 478,6 -55,6 22,2 -681,8 -1765,2 . 426 0.5*<br />

Peru -27,1 106,5 . . . -17 . 1,6<br />

Österreich 40,9 18,3 69,4 -44,1 75,6 1848 5.501 7.1*<br />

OECD 1)2)3) 57,4 59,6 22,1 -47,0 -11,2 346.010 592.516 .<br />

EU-15 2) 85,5 75,3 32,8 -54,7 -15,6 184.923 367.355 .<br />

Eurozone 2) 83,7 84,1 29,1 -44,6 -0,4 142.480 345.332 .<br />

NAFTA 3) 38,2 37,0 -15,1 -21,6 4,1 104.987 167.665 .<br />

ASEAN+3 4) -23,9 8,3 28,4 27,3 -24,9 38.179 43.387 .<br />

1) 2002 ohne Slowakei. 2)1996 ohne Griechenland. 3) 1996 ohne Mexiko. 4) ohne Myanmar. * 2001.<br />

Quelle: IWF International Financial Statistics, UNCTAD World Investment Report 2003, wiiw-Berechnungen.<br />

167


Passive Portfolioinvestitionen ausgewählter Länder Tab. 3.15<br />

168<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

Mio. USD<br />

Belgien+Luxemburg 54.047 59.253 135.837 132.547 140.588 77.603<br />

Frankreich 35.321 59.747 117.517 132.332 106.903 61.319<br />

China 7.842 98 -699 7.317 1.249 1.752<br />

USA 333.110 187.565 285.596 420.002 425.076 421.442<br />

Deutschland 91.031 150.909 177.857 37.699 137.933 98.696<br />

Niederlande 17.752 30.074 100.103 55.242 74.193 49.954<br />

Großbritannien 43.461 35.279 185.534 255.115 58.458 92.115<br />

Irland -2.505 54.735 67.377 80.255 89.085 66.303<br />

Spanien 11.772 16.736 45.549 58.146 27.246 35.137<br />

Kanada 11.692 16.590 2.653 10.086 22.208 13.450<br />

Brasilien 10.393 19.013 3.542 8.651 872 -4.797<br />

Australien 13.219 6.917 22.523 15.588 20.735 17.002<br />

Italien 73.376 111.987 104.607 57.020 29.329 32.928<br />

Mexiko 6.002 -206 12.005 -1.134 3.882 -726<br />

Hongkong . -3.408 58.526 46.508 -1.161 -906<br />

Schweden -2.384 2.023 1.882 9.017 10.338 -6.691<br />

Tschech. Rep. 1.152 1.146 500 482 798 814<br />

Japan 79.194 56.063 126.929 47.387 60.503 -20.044<br />

Finnland 3.843 3.866 13.550 17.116 5.985 8.899<br />

Dänemark 11.186 -2.598 7.014 5.783 10.510 4.843<br />

Singapur -489 702 3.159 -2.036 187 -1272<br />

Portugal 8.791 5.386 9.945 2.792 9.738 10.173<br />

Polen 1.295 1.827 691 3.422 1.067 2.826<br />

Schweiz 9.033 10.247 5.894 10.548 1.896 7.323<br />

Malaysien -248 283 -892 -2.145 -666 -836<br />

Indien 2.556 -601 2.317 2.774 2.041 967<br />

Russland 17.796 6.293 -1.881 -12.809 -730 3.295<br />

Kasachstan 405 66 -40 31 31 -183<br />

Peru 406 -224 -125 75 -54 1.724<br />

Kolumbien 1.701 916 720 1.350 3.341 -1.013<br />

...<br />

Österreich 10.956 17.942 26.364 30.360 16.699 18.599<br />

OECD 1)2) 829.037 831.720 1.474.229 1.416.701 1.277.302 1.020.680<br />

EU-15 2) 356.646 545.338 999.890 882.686 726.015 562.194<br />

Eurozone 2) 304.383 510.633 805.460 612.770 646.710 471.928<br />

NAFTA 350.804 203.949 300.254 428.954 451.166 434.167<br />

ASEAN+3 3) 102.173 56.055 142.185 61.783 74.107 -12.652<br />

1) 2002 ohne Slowakei. 2)1996 ohne Griechenland. 3) ohne Myanmar.<br />

Quelle: IWF International Financial Statistics.


Statistische Übersichten<br />

Aktive Portfolioinvestitionen ausgewählter Länder Tab. 3.16<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

Mio. USD<br />

Belgien+Luxemburg 62.657 100.234 161.521 122.814 125.068 -2.618<br />

Frankreich 60.788 105.221 126.809 97.435 85.482 77.371<br />

China 899 3.830 10.535 11.308 20.654 12.095<br />

USA 118.976 124.204 116.236 121.908 84.637 -15.801<br />

Deutschland 90.015 145.494 190.261 191.394 116.166 63.319<br />

Niederlande 38.942 69.294 94.489 65.634 60.994 64.293<br />

Großbritannien 84.987 52.979 34.197 97.673 124.231 -2.455<br />

Irland 716 66.738 82.813 78.817 111.347 106.466<br />

Spanien 16.450 44.193 47.397 59.320 45.042 28.509<br />

Kanada 8.568 15.106 15.579 42.913 24.374 15.841<br />

Brasilien 335 594 -258 1.696 795 321<br />

Australien 79 3.127 9.270 12.465 9.767 15.976<br />

Italien 61.857 109.064 129.624 80.263 36.167 15.265<br />

Mexiko 708 768 836 -1.290 -3.857 -1.134<br />

Hongkong . -25.492 25.440 22.022 40.133 36.375<br />

Schweden 13.818 17.615 36.749 12.772 23.042 4.038<br />

Tschech. Rep. 159 44 1882 2.236 -125 2.373<br />

Japan 47.064 95.236 154.410 83.362 106.788 85.931<br />

Finnland 4.600 3.906 15.699 18.920 11.594 13.432<br />

Dänemark 6.239 7.563 9.719 23.723 14.819 4.362<br />

Singapur 13.872 10.149 12.036 11.482 11.284 11.374<br />

Portugal 8.697 5.997 6.737 4.583 7.504 6.977<br />

Polen -815 130 548 89 -46 1.157<br />

Schweiz 19.739 14.882 46.839 22.309 42.841 29.914<br />

Malaysien . . 133 387 -254 563<br />

Indien . . . 173 70 36<br />

Russland 157 258 -254 411 -77 796<br />

Kasachstan 1 5 6 86 1.349 1.078<br />

Peru 249 136 228 553 278 303<br />

Kolumbien 769 -286 1345 1.173 3.460 -2.029<br />

...<br />

Österreich 10.157 11.210 29.216 27.145 10.955 22.964<br />

OECD 1)2) 668.685 1.006.894 1.319.335 1.194.147 1.074.498 569.082<br />

EU-15 2) 459.925 739.507 966.088 881.679 772.885 403.815<br />

Eurozone 2) 354.880 661.350 885.423 747.510 610.793 397.870<br />

NAFTA 128.252 140.078 132.651 163.531 105.155 -1.094<br />

ASEAN+3 3) 60.839 111.799 176.641 108.031 144.678 116.281<br />

1) 2002 ohne Slowakei. 2)1996 ohne Griechenland. 3) ohne Myanmar.<br />

Quelle: IWF International Financial Statistics.<br />

169


Hauptergebnisse der WIFO-Konjunkturprognose für Österreich Tab. 4.4<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

170<br />

2001 2002 2003 2004*<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

Real + 0,8 + 1,4 + 0,7 + 1,5<br />

Nominell + 2,8 + 2,7 + 2,7 + 3,4<br />

Sachgütererzeugung 1) , real + 1,5 + 0,5 – 0,2 + 2,2<br />

Private Konsumausgaben, real + 1,4 + 0,8 + 1,3 + 1,7<br />

Bruttoanlageinvestitionen, real – 2,3 – 2,8 + 4,3 + 2,7<br />

Ausrüstungen 2) – 2,1 – 5,2 + 6,1 + 3,0<br />

Bauten – 2,5 – 0,7 + 2,8 + 2,5<br />

Exporte insgesamt, real + 7,5 + 3,7 + 1,0 + 4,4<br />

Importe insgesamt, real + 5,9 + 1,2 + 3,0 + 4,0<br />

Leistungsbilanzsaldo, Mrd. Euro – 4,13 + 0,75 – 1,28 – 0,99<br />

in % des BIP – 1,9 + 0,3 – 0,6 – 0,4<br />

Sekundärmarktrendite 3) in % 5,1 5,0 4,2 4,1<br />

Verbraucherpreise + 2,7 + 1,8 + 1,3 + 1,6<br />

Arbeitslosenquote<br />

In % der Erwerbspersonen 4) 3,6 4,3 4,4 4,5<br />

In % der unselbst. Erwerbspersonen 5) 6,1 6,9 7,0 7,2<br />

Unselbständig Beschäftigte 6) + 0,4 – 0,5 + 0,2 + 0,5<br />

Finanzierungssaldo des Staates<br />

lt. Maastricht-Definition, in % des BIP + 0,2 – 0,2 – 1,1 – 1,0<br />

Wechselkurs Dollar je Euro 0,896 0,945 1,131 1,220<br />

Erdölpreis 7) , USD je Barrel 23,6 24,1 28,2 31,0<br />

1) Nettoproduktionswert, einschl. Bergbau. 2) Einschließlich sonstiger Anlagen. 3) Bundesanleihen mit<br />

einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). 4) Laut Eurostat. 5) Laut Arbeitsmarktservice. 6) Ohne Bezieher und Bezieherinnen<br />

von Karenz/Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdiener. 7) Durchschnittlicher Importpreis der OECD (cif).<br />

* WIFO-Prognose vom April 2004.<br />

Quelle: Statistik Austria.


Statistische Übersichten<br />

Österreichs Exporte lt. VGR Tab. 4.5<br />

Nominell<br />

Insgesamt Waren<br />

Reiseverkehr<br />

Mrd. Euro<br />

Sonstige<br />

Dienstleistungen<br />

Nicht aufteilbare<br />

Leistungen<br />

1993 56,4 34,0 10,8 7,3 4,3<br />

1995 63,4 42,3 9,9 8,3 2,9<br />

2000 103,9 70,2 10,8 14,0 9,0<br />

2002 115,2 78,0 11,9 16,4 8,8<br />

2003 116,2 79,1 12,3 16,4 8,3<br />

2004* 121,5 82,5 12,8 16,9 9,2<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

2002 + 3,2 + 4,4 + 3,7 + 3,5 - 7,9<br />

2003 + 0,9 + 1,4 + 3,7 - 0,4 - 5,3<br />

2004* + 4,6 + 4,3 + 4,0 + 3,4 + 10,3<br />

In Relation zum BIP in %<br />

1993 36,0 21,7 6,9 4,6 2,8<br />

1995 36,8 24,5 5,7 4,8 1,7<br />

2000 50,3 34,0 5,2 6,8 4,3<br />

2002 52,8 35,7 5,4 7,5 4,0<br />

2003 51,8 35,3 5,5 7,3 3,7<br />

2004* 52,4 35,6 5,5 7,3 4,0<br />

Struktur in %<br />

1993 100,0 60,3 19,1 12,9 7,7<br />

2003 100,0 68,1 10,6 14,1 7,2<br />

Real, zu Preisen 1995<br />

Mrd. Euro<br />

1993 58,3 34,7 11,4 7,8 4,4<br />

1995 63,4 42,3 9,9 8,3 2,9<br />

2000 99,7 68,0 9,9 13,1 8,7<br />

2002 111,2 77,0 10,5 15,0 8,7<br />

2003 112,3 78,5 10,7 14,7 8,3<br />

2004* 117,2 82,1 10,9 15,1 9,2<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

2002 + 3,7 + 5,4 + 1,9 + 3,4 - 7,1<br />

2003 + 1,0 + 2,0 + 1,6 - 1,5 - 4,8<br />

2004* + 4,4 + 4,5 + 2,0 + 2,4 + 10,5<br />

Struktur in %<br />

1993 100,0 59,5 19,5 13,4 7,6<br />

2003* 100,0 70,0 9,5 13,1 7,4<br />

* WIFO-Prognose.<br />

Quelle: Statistik Austria.<br />

171


Österreichs Importe lt. VGR Tab. 4.6<br />

Nominell<br />

172<br />

Insgesamt Waren<br />

Reiseverkehr<br />

Mrd. Euro<br />

Sonstige<br />

Dienstleistungen<br />

Nicht aufteilbare<br />

Leistungen<br />

1993 55,7 39,5 6,6 6,6 3,0<br />

1995 64,8 46,8 8,0 7,6 2,4<br />

2000 105,2 72,9 9,2 11,3 11,8<br />

2002 110,4 74,0 9,9 12,9 13,5<br />

2003 112,7 76,6 10,3 12,7 13,1<br />

2004* 117,1 79,3 10,7 13,1 14,0<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

2002 - 0,6 - 2,4 - 1,0 + 4,5 + 6,0<br />

2003 + 2,1 + 3,5 + 3,9 - 1,8 - 3,1<br />

2004* + 3,9 + 3,5 + 4,0 + 3,0 + 6,7<br />

In Relation zum BIP in %<br />

1993 35,5 25,2 4,2 4,2 1,9<br />

1995 37,6 27,2 4,6 4,4 1,4<br />

2000 50,9 35,3 4,5 5,5 5,7<br />

2002 50,6 33,9 4,5 5,9 6,2<br />

2003 50,3 34,2 4,6 5,7 5,9<br />

2004* 50,5 34,2 4,6 5,6 6,0<br />

Struktur in %<br />

1993 100,0 70,9 11,8 11,9 5,5<br />

2003 100,0 68,0 9,2 11,3 11,6<br />

Real, zu Preisen 1995<br />

Mrd. Euro<br />

1993 56,7 40,1 6,5 7,0 3,1<br />

1995 64,8 46,8 8,0 7,6 2,4<br />

2000 98,0 68,5 8,0 10,4 11,1<br />

2002 105,0 72,1 8,1 11,6 13,2<br />

2003 108,1 75,5 8,2 11,4 13,0<br />

2004* 112,4 78,5 8,4 11,6 13,9<br />

Veränderung zum Vorjahr in %<br />

2002 + 1,2 + 0,4 - 4,0 + 1,9 + 9,1<br />

2003 + 3,0 + 4,7 + 1,9 - 1,9 - 1,6<br />

2004* + 4,0 + 4,0 + 2,0 + 1,5 + 7,2<br />

Struktur in %<br />

1993 100,0 70,7 11,5 12,3 5,4<br />

2003 100,0 69,8 7,6 10,5 12,0<br />

* WIFO-Prognose<br />

Quelle: Statistik Austria.


Statistische Übersichten<br />

Der österreichische Außenbeitrag lt. VGR Tab. 4.7<br />

Nominell<br />

Außenbeitrag<br />

Insgesamt<br />

Waren<br />

Reiseverkehr<br />

Mrd. Euro<br />

Sonstige<br />

Dienstleistungen<br />

Nicht aufteilbare<br />

Leistungen<br />

1993 0,7 -5,5 4,2 0,6 1,3<br />

1995 -1,4 -4,5 1,9 0,7 0,5<br />

2000 -1,3 -2,7 1,5 2,7 -2,8<br />

2002 4,8 4,0 2,0 3,5 -4,7<br />

2003 3,4 2,5 2,0 3,7 -4,8<br />

2004* 4,4 3,2 2,1 3,9 -4,8<br />

Veränderung zum Vorjahr in Mrd. Euro<br />

2002 + 4,1 + 5,1 + 0,5 + 0,0 - 1,5<br />

2003 - 1,3 - 1,5 + 0,1 + 0,2 - 0,0<br />

2004* + 0,9 + 0,7 + 0,1 + 0,2 - 0,0<br />

In Relation zum BIP in %<br />

1993 0,4 -3,5 2,7 0,4 0,8<br />

1995 -0,8 -2,6 1,1 0,4 0,3<br />

2000 -0,6 -1,3 0,7 1,3 -1,4<br />

2002 2,2 1,8 0,9 1,6 -2,2<br />

2003 1,5 1,1 0,9 1,6 -2,1<br />

2004* 1,9 1,4 0,9 1,7 -2,1<br />

Real, zu Preisen 1995<br />

Mrd. Euro<br />

1993 1,6 -5,4 4,9 0,8 1,3<br />

1995 -1,4 -4,5 1,9 0,7 0,5<br />

2000 1,8 -0,5 2,0 2,7 -2,4<br />

2002 6,2 4,9 2,5 3,4 -4,5<br />

2003 4,2 3,1 2,5 3,4 -4,7<br />

2004* 4,8 3,6 2,5 3,5 -4,8<br />

Veränderung zum Vorjahr in Mrd. Euro<br />

2002 + 2,7 + 3,7 + 0,5 + 0,3 - 1,8<br />

2003 - 2,1 - 1,9 + 0,0 - 0,0 - 0,2<br />

2004* + 0,7 + 0,5 + 0,1 + 0,2 - 0,1<br />

* WIFO-Prognose.<br />

Quelle: Statistik Austria.<br />

173


Beiträge zur Österreichischen Zahlungsbilanz Tab. 4.8<br />

174<br />

Salden in Mio. Euro In % des BIP<br />

1995 2000 2001 2002 2003 1995 2003<br />

Leistungsbilanz -4.490 -5.357 -4.132 366 -2.045 -2,6 -0,9<br />

Güter -4.874 -2.990 -1.403 3.765 1.654 -2,8 0,7<br />

Dienstleistungen 3.379 1.743 2.064 631 824 2,0 0,4<br />

davon Reiseverkehr 1.925 1.536 1.423 1.964 2.038 1,1 0,9<br />

Einkommen -1.741 -2.661 -3.441 -2.229 -2.458 -1,0 -1,1<br />

laufende Transfers -1.254 -1.449 -1.352 -1.801 -2.065 -0,7 -0,9<br />

davon öffentlicher Sektor -1.040 -1.147 -1.162 -941 -1.339 -0,6 -0,6<br />

Vermögensübertragungen -203 -475 -592 -519 -100 -0,1 -0,1<br />

davon unentgeltliche,<br />

öffentlicher Sektor 1) 31 154 -108 -102 76 0,0 0,0<br />

Kapitalbilanz 5.047 4.679 4.183 -3.386 3.106 2,9 1,4<br />

Direktinvestitionen 567 3.365 3.108 -4.568 -203 0,3 -0,1<br />

davon im Ausland -828 -6.230 -3.506 -5.580 -6.276 -0,5 -2,8<br />

davon in Österreich 1.395 9.595 6.615 1.012 6.074 0,8 2,7<br />

Portfolioinvestitionen 7.346 3.229 6.333 -4.227 4.999 4,3 2,2<br />

davon ausl. Wertpapiere -2.073 -29.166 -12.225 -25.045 -15.927 -1,2 -7,1<br />

davon inl. Wertpapiere 9.418 32.395 18.558 20.818 20.926 5,5 9,3<br />

Sonstige Investitionen 2) -2.078 -2.489 -7.256 4.074 -2.795 -1,2 -1,2<br />

Finanzderivate 213 -263 -69 -476 -691 0,1 -0,3<br />

offizielle Währungsreserven -1.001 838 2.067 1.810 1.795 -0,6 0,8<br />

Statistische Differenz -354 1.152 542 3.539 -961 -0,2 -0,4<br />

1) i.W. Rückflüsse aus der EU für Infrastrukturmaßnahmen.<br />

2) enthalten: Handelskredite, Kredite, Sicht- und Termineinlagen, sonstige Forderungen/Verpflichtungen.<br />

Quelle: OeNB.


Statistische Übersichten<br />

Österreichs Warenhandel mit ausgewählten Ländern Tab. 5.7<br />

Export<br />

1995 2002 2003 1996 2003 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro Anteile in % 1993=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

Deutschland 16.168 24.780 25.011 37,4 31,9 188,8 + 2,6 + 0,9<br />

Italien 3.729 6.544 6.903 8,3 8,8 257,5 + 3,5 + 5,5<br />

USA 1.250 4.010 4.084 3,2 5,2 364,0 + 2,0 + 1,9<br />

Schweiz 2.287 4.074 4.060 5,0 5,2 194,0 + 5,5 - 0,3<br />

Frankreich 1.873 3.427 3.490 4,3 4,4 232,0 + 1,1 + 1,8<br />

Großbritannien 1.392 3.608 3.387 3,5 4,3 305,2 + 4,1 - 6,1<br />

Ungarn 1.535 3.336 3.173 4,0 4,0 263,8 + 0,6 - 4,9<br />

Tschech. Rep. 1.154 2.248 2.407 2,9 3,1 292,0 + 4,5 + 7,1<br />

Spanien 884 2.121 1.988 2,2 2,5 281,2 + 14,4 - 6,3<br />

Niederlande 1.203 1.829 1.604 2,6 2,0 159,5 + 3,7 - 12,3<br />

Slowenien 713 1.398 1.549 1,6 2,0 313,0 + 9,0 + 10,8<br />

Polen 574 1.302 1.334 1,5 1,7 285,3 + 7,1 + 2,5<br />

Belgien 788 1.227 1.262 1,9 1,6 208,1 - 4,6 + 2,8<br />

Slowakei 414 1.066 1.187 1,3 1,5 399,0 + 12,6 + 11,4<br />

Russland 617 958 1.132 1,3 1,4 250,8 + 1,7 + 18,2<br />

Kroatien 383 993 1.032 1,0 1,3 500,9 + 12,0 + 3,9<br />

Rumänien 183 817 1.020 0,5 1,3 1.084,4 + 19,1 + 24,8<br />

China 328 1.170 897 0,6 1,1 336,6 + 38,6 - 23,3<br />

Import<br />

Deutschland 21.163 31.086 32.606 42,9 40,8 191,6 - 2,6 + 4,9<br />

Italien 4.252 5.548 5.593 8,8 7,0 151,1 - 1,7 + 0,8<br />

USA 2.059 3.735 3.169 4,5 4,0 175,0 - 11,3 - 15,2<br />

Schweiz 1.858 2.533 2.617 3,5 3,3 156,1 + 0,2 + 3,3<br />

Frankreich 2.386 2.981 3.821 4,8 4,8 212,0 - 6,8 + 28,2<br />

Großbritannien 1.439 2.017 1.794 3,0 2,2 159,9 - 3,1 - 11,0<br />

Ungarn 915 2.557 2.594 2,7 3,2 329,7 - 4,9 + 1,5<br />

Tschech. Rep. 918 2.236 2.626 2,0 3,3 395,7 + 5,5 + 17,4<br />

Spanien 634 1.194 1.370 1,4 1,7 245,2 + 9,7 + 14,8<br />

Niederlande 1.667 2.553 2.424 3,2 3,0 204,1 + 11,0 - 5,0<br />

Slowenien 382 784 859 0,8 1,1 350,0 + 1,9 + 9,5<br />

Polen 463 926 979 0,8 1,2 288,0 - 1,3 + 5,7<br />

Belgien 1.301 1.507 1.380 2,3 1,7 124,8 - 0,1 - 8,4<br />

Slowakei 384 1.200 1.421 0,9 1,8 622,2 + 7,8 + 18,5<br />

Russland 821 1.032 1.321 1,6 1,7 237,2 - 9,9 + 28,0<br />

Kroatien 140 364 402 0,4 0,5 400,8 + 13,2 + 10,4<br />

Rumänien 107 506 558 0,3 0,7 897,9 + 19,9 + 10,3<br />

China 598 1.405 1.762 1,3 2,2 311,5 + 3,3 + 25,4<br />

Länderreihung nach der Rangliste im Export im Jahr 2003.<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.<br />

175


Österreichs Handelsbilanz mit ausgewählten Ländern Tab. 5.8<br />

176<br />

1993 1995 2002 2003 1993 1995 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro In % der Exporte<br />

Veränderung<br />

zum Vorjahr in<br />

Mio. Euro<br />

Deutschland -3.775 -4.995 -6.306 -7.595 -28,5 -30,9 -30,4 1.435 -1.289<br />

Italien -1.022 -523 997 1.309 -38,1 -14,0 19,0 316 313<br />

USA -689 -809 274 915 -61,4 -64,7 22,4 551 641<br />

Schweiz 416 429 1.541 1.443 19,9 18,8 35,5 206 -98<br />

Frankreich -298 -514 447 -331 -19,8 -27,4 -9,5 254 -778<br />

Großbritannien -12 -47 1.591 1.593 -1,1 -3,4 47,0 206 1<br />

Ungarn 416 620 779 579 34,6 40,4 18,2 151 -200<br />

Tschech. Rep. 161 236 12 -219 19,5 20,5 -9,1 -21 -230<br />

Spanien 148 251 928 618 21,0 28,3 31,1 162 -310<br />

Niederlande -182 -464 -724 -820 -18,1 -38,6 -51,1 -189 -96<br />

Slowenien 250 331 614 690 50,4 46,4 44,6 100 76<br />

Polen 128 111 375 355 27,3 19,3 26,6 98 -20<br />

Belgien -500 -513 -281 -119 -82,5 -65,1 -9,4 -57 162<br />

Slowakei 69 30 -134 -235 23,2 7,3 -19,8 33 -101<br />

Russland -106 -204 -75 -190 -23,5 -33,0 -16,8 130 -115<br />

Kroatien 106 243 629 630 51,3 63,5 61,0 64 1<br />

Rumänien 32 76 311 462 33,9 41,5 45,3 47 151<br />

China -299 -270 -235 -864 -112,1 -82,4 -96,3 280 -630<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.


Statistische Übersichten<br />

Regionale Gliederung des österreichischen Warenhandels Tab. 5.9<br />

Export<br />

Integrations<strong>politische</strong> Gliederung<br />

1995 2002 2003 1996 2003 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro Anteile in %<br />

1993<br />

=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

EU-25 32.230 56.211 56.711 75,5 72,3 221,8 + 3,5 + 0,9<br />

EU-15 27.775 46.517 46.729 64,1 59,5 210,0 + 3,0 + 0,5<br />

Eurozone 25.422 41.513 41.941 58,5 53,4 205,9 + 3,0 + 1,0<br />

EU-Beitrittsländer 4.456 9.694 9.982 11,4 12,7 300,3 + 5,9 + 3,0<br />

Extra-EU-25 9.921 21.189 21.760 24,5 27,7 259,7 + 6,2 + 2,7<br />

Extra-EU-15 14.377 30.883 31.742 35,9 40,5 271,2 + 6,1 + 2,8<br />

Regionale Gliederung<br />

Westliche Industriestaaten 33.223 58.144 58.618 77,8 74,7 217,2 + 3,4 + 0,8<br />

Westeuropa 30.663 51.747 52.075 71,0 66,4 210,3 + 3,4 + 0,6<br />

NAFTA 1.559 4.691 4.848 4,1 6,2 343,8 + 0,6 + 3,3<br />

MOEL-27 5.995 13.681 14.652 15,4 18,7 339,7 + 7,1 + 7,1<br />

MOEL-5 4.390 9.348 9.650 11,2 12,3 293,6 + 4,9 + 3,2<br />

SOEL-7 784 2.730 3.014 2,2 3,8 656,7 + 17,8 + 10,4<br />

Entwicklungsländer 2.933 5.576 5.201 6,8 6,6 196,5 + 6,4 - 6,7<br />

OPEC 735 1.118 1.165 1,8 1,5 126,8 - 12,1 + 4,2<br />

NIC-6 957 1.502 1.365 2,2 1,7 178,6 + 9,6 - 9,1<br />

Insgesamt 42.151 77.400 78.471 100,0 100,0 231,1 + 4,2 + 1,4<br />

Import<br />

Integrations<strong>politische</strong> Gliederung<br />

EU-25 38.145 58.465 61.159 78,1 76,6 199,0 - 1,2 + 4,6<br />

EU-15 35.044 50.678 52.579 70,8 65,9 184,8 - 1,5 + 3,7<br />

Eurozone 32.429 47.215 49.280 65,5 61,7 187,3 - 1,4 + 4,4<br />

EU-Beitrittsländer 3.100 7.787 8.580 7,3 10,7 375,4 + 1,0 + 10,2<br />

Extra-EU-25 10.403 18.640 18.673 21,9 23,4 181,0 - 4,6 + 0,2<br />

Extra-EU-15 13.503 26.426 27.253 29,2 34,1 216,3 - 3,0 + 3,1<br />

Regionale Gliederung<br />

Westliche Industriestaaten 41.037 60.585 62.245 83,2 78,0 180,0 - 2,0 + 2,7<br />

Westeuropa 37.299 54.134 56.253 75,2 70,5 184,6 - 1,3 + 3,9<br />

NAFTA 2.302 4.201 3.607 5,2 4,5 179,7 - 11,6 - 14,1<br />

MOEL-27 4.344 10.631 11.727 10,0 14,7 375,1 + 2,3 + 10,3<br />

MOEL-5 3.062 7.702 8.479 7,2 10,6 374,5 + 1,0 + 10,1<br />

SOEL-7 310 1.114 1.259 0,8 1,6 577,5 + 16,1 + 12,9<br />

Entwicklungsländer 3.167 5.888 5.860 6,8 7,3 174,7 - 9,2 - 0,5<br />

OPEC 679 1.060 1.011 1,7 1,3 119,6 - 14,4 - 4,7<br />

NIC-6 1.059 2.064 1.706 2,1 2,1 141,1 - 13,8 - 17,3<br />

Insgesamt 48.548 77.104 79.831 100,0 100,0 194,5 - 2,0 + 3,5<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.<br />

177


Regionale Gliederung der österreichischen Handelsbilanz Tab. 5.10<br />

Integrations<strong>politische</strong> Gliederung<br />

178<br />

1993 1995 2002 2003 1993 1995 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro In % der Exporte<br />

Veränderung<br />

zum Vorjahr in<br />

Mio. Euro<br />

EU-25 -5.167 -5.914 -2.253 -4.448 -20,2 -18,4 -7,8 2.614 -2.195<br />

EU-15 -6.205 -7.270 -4.161 -5.850 -27,9 -26,2 -12,5 2.144 -1.689<br />

Eurozone -5.950 -7.007 -5.702 -7.340 -29,2 -27,6 -17,5 1.892 -1.637<br />

EU-Beitrittsländer 1.038 1.355 1.908 1.402 31,2 30,4 14,0 470 -506<br />

Extra-EU-25 -1.936 -482 2.549 3.087 -23,1 -4,9 14,2 2.122 538<br />

Extra-EU-15 -898 873 4.457 4.489 -7,7 6,1 14,1 2.593 32<br />

Regionale Gliederung<br />

Westliche Industriestaaten -7.581 -7.814 -2.441 -3.627 -28,1 -23,5 -6,2 3.134 -1.186<br />

Westeuropa -5.711 -6.636 -2.387 -4.178 -23,1 -21,6 -8,0 2.414 -1.791<br />

NAFTA -597 -743 490 1.241 -42,4 -47,7 25,6 579 751<br />

MOEL-27 1.186 1.651 3.049 2.925 27,5 27,5 20,0 670 -125<br />

MOEL-5 1.023 1.329 1.646 1.171 31,1 30,3 12,1 362 -475<br />

SOEL-7 241 474 1.616 1.756 52,5 60,5 58,2 259 140<br />

Entwicklungsländer -708 -234 -313 -659 -26,7 -8,0 -12,7 933 -346<br />

OPEC 74 56 59 155 8,1 7,6 13,3 24 96<br />

NIC-6 -445 -102 -562 -342 -58,2 -10,6 -25,0 462 220<br />

Insgesamt -7.103 -6.396 296 -1.361 -20,9 -15,2 -1,7 4.736 -1.657<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.


Statistische Übersichten<br />

Sektorale Gliederung des österreichischen Warenhandels Tab. 5.11<br />

Export<br />

1995 2002 2003 1996 2003 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro Anteile in %<br />

1993<br />

=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

Nahrungsmittel 1.719 4.115 4.612 4,4 5,9 392,5 + 7,5 + 12,1<br />

Rohstoffe 1.749 2.511 2.567 3,6 3,3 192,0 + 5,2 + 2,2<br />

Brennstoffe, Energie 423 1.840 1.972 1,2 2,5 518,4 + 26,8 + 7,2<br />

Erdöl, -erzeugnisse 171 402 423 0,5 0,5 319,7 - 10,6 + 5,2<br />

Industriewaren 38.261 68.934 69.320 90,7 88,3 223,2 + 3,5 + 0,6<br />

Chemische Erzeugnisse 3.877 7.929 7.967 9,3 10,2 260,6 + 12,0 + 0,5<br />

Bearbeitete Waren 12.274 17.309 17.848 27,2 22,7 182,3 + 0,7 + 3,1<br />

Stahl 2.405 3.133 3.387 4,8 4,3 193,7 - 1,6 + 8,1<br />

Maschinen, Fahrzeuge 16.447 33.069 32.883 40,6 41,9 248,1 + 2,9 - 0,6<br />

Fahrzeuge 3.067 7.586 7.275 8,8 9,3 336,4 + 3,7 - 4,1<br />

PKW 1.223 3.440 3.067 4,2 3,9 406,5 + 7,9 - 10,8<br />

Konsumnahe Fertigwaren 5.626 10.092 10.221 13,3 13,0 207,5 + 1,8 + 1,3<br />

Insgesamt 42.151 77.400 78.471 100,0 100,0 231,1 + 4,2 + 1,4<br />

Import<br />

Nahrungsmittel 2.845 4.652 4.819 6,0 6,0 219,0 + 3,8 + 3,6<br />

Rohstoffe 2.256 2.960 2.940 3,8 3,7 183,9 + 1,0 - 0,7<br />

Brennstoffe, Energie 2.151 5.731 6.407 5,3 8,0 309,7 + 4,2 + 11,8<br />

Erdöl, -erzeugnisse 1.277 3.262 3.515 3,2 4,4 270,0 - 0,5 + 7,7<br />

Industriewaren 41.295 63.762 65.666 84,9 82,3 186,6 - 3,1 + 3,0<br />

Chemische Erzeugnisse 5.189 8.683 8.929 10,3 11,2 209,0 + 5,5 + 2,8<br />

Bearbeitete Waren 9.385 12.507 12.783 18,2 16,0 168,0 - 5,7 + 2,2<br />

Stahl 1.414 1.706 1.855 2,4 2,3 190,7 - 4,0 + 8,7<br />

Maschinen, Fahrzeuge 17.896 30.020 31.313 37,9 39,2 202,3 - 5,0 + 4,3<br />

Fahrzeuge 5.542 8.643 8.958 12,1 11,2 188,9 - 4,2 + 3,6<br />

PKW 3.142 4.040 4.617 6,9 5,8 161,1 - 1,4 + 14,3<br />

Konsumnahe Fertigwaren 8.515 12.184 12.198 17,8 15,3 156,4 - 2,0 + 0,1<br />

Insgesamt 48.548 77.104 79.831 100,0 100,0 194,5 - 2,0 + 3,5<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.<br />

179


Sektorale Gliederung der österreichischen Handelsbilanz Tab. 5.12<br />

180<br />

1993 1995 2002 2003 1993 1995 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro In % der Exporte<br />

Veränderung<br />

zum Vorjahr in<br />

Mio. Euro<br />

Nahrungsmittel -1.025 -1.126 -537 -207 -87,2 -65,5 -4,5 117 330<br />

Rohstoffe -261 -507 -449 -372 -19,5 -29,0 -14,5 94 76<br />

Brennstoffe,<br />

Energie<br />

Erdöl,<br />

-erzeugnisse<br />

-1.688 -1.729 -3.891 -4.435 -443,9 -409,0 -224,9 158 -544<br />

-1.170 -1.106 -2.861 -3.092 -884,9 -646,8 -731,8 -33 -232<br />

Industriewaren -4.128 -3.035 5.172 3.654 -13,3 -7,9 5,3 4.367 -1.518<br />

Chemische<br />

Erzeugnisse<br />

Bearbeitete<br />

Waren<br />

-1.215 -1.312 -754 -962 -39,7 -33,8 -12,1 397 -208<br />

2.183 2.889 4.803 5.066 22,3 23,5 28,4 880 263<br />

Stahl 776 991 1.427 1.532 44,4 41,2 45,2 22 105<br />

Maschinen,<br />

Fahrzeuge<br />

-2.227 -1.449 3.049 1.571 -16,8 -8,8 4,8 2.524 -1.479<br />

Fahrzeuge -2.580 -2.475 -1.057 -1.683 -119,3 -80,7 -23,1 649 -626<br />

PKW -2.111 -1.919 -600 -1.549 -279,7 -156,9 -50,5 309 -949<br />

Konsumnahe<br />

Fertigwaren<br />

-2.873 -2.889 -2.093 -1.977 -58,3 -51,3 -19,3 428 116<br />

Insgesamt -7.103 -6.396 296 -1.361 -20,9 -15,2 -1,7 4.736 -1.657<br />

Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.


Österreichischer Handel mit Dienstleistungen nach Sektoren Tab. 6.1<br />

1995 2002 2003 1995 2003 2003 2002 2003<br />

Statistische Übersichten<br />

Veränderung zum<br />

Mio. Euro Anteile in % 1993=100<br />

Vorjahr in %<br />

Exporte<br />

Gesamt 21.369 37.508 38.683 100,0 100,0 171,1 0,8 3,1<br />

Transport 2.735 6.119 6.502 12,8 16,8 246,7 10,5 6,3<br />

Reiseverkehr 9.883 11.887 12.253 46,3 31,7 113,5 3,8 3,1<br />

Kommunikationsdienstleistungen 219 689 558 1,0 1,4 672,3 9,0 -19,0<br />

Bauleistungen 561 687 907 2,6 2,3 182,5 -11,6 32,0<br />

Versicherungsdienstleistungen 466 1.430 1.556 2,2 4,0 351,2 28,6 8,8<br />

Finanzdienstleistungen 451 944 887 2,1 2,3 229,2 -6,3 -6,0<br />

Kommunikationsdienstleistungen 60 148 165 0,3 0,4 423,1 1,4 11,5<br />

Patente und Lizenzen 98 116 136 0,5 0,4 136,0 -24,2 17,2<br />

sonstige unternehmensbez. Dienstleistungen 3.450 5.858 5.790 16,1 15,0 202,9 -5,4 -1,2<br />

Dienstl. f. pers. Zwecke und Kultur u.Freizeit 118 217 233 0,6 0,6 213,8 -8,4 7,4<br />

Regierungsleistungen a. n. g. 381 597 621 1,8 1,6 184,8 53,5 4,0<br />

Nicht aufteilbare Leistungen 2.948 8.816 9.074 13,8 23,5 209,3 -7,9 2,9<br />

Importe<br />

Gesamt 17.991 36.877 37.859 100,0 100,0 233,2 4,9 2,7<br />

Transport 2.398 3.804 4.036 13,3 10,7 177,5 -0,1 6,1<br />

Reiseverkehr 7.958 9.923 10.215 44,2 27,0 155,4 -1,1 2,9<br />

Kommunikationsdienstleistungen 222 472 413 1,2 1,1 286,8 -13,2 -12,5<br />

Bauleistungen 436 583 808 2,4 2,1 236,3 7,2 38,6<br />

Versicherungsdienstleistungen 602 1.551 1.479 3,3 3,9 280,6 38,4 -4,6<br />

Finanzdienstleistungen 526 865 754 2,9 2,0 195,3 -10,3 -12,8<br />

EDV- und Informationsleistungen 110 302 318 0,6 0,8 407,7 19,4 5,3<br />

Patente und Lizenzen 390 1.113 887 2,2 2,3 251,3 32,2 -20,3<br />

sonstige unternehmensbez. Dienstleistungen 2.657 4.057 4.202 14,8 11,1 181,4 1,3 3,6<br />

Dienstl. f. pers. Zwecke und Kultur u.Freizeit 142 226 258 0,8 0,7 230,4 6,1 14,2<br />

Regierungsleistungen a. n. g. 111 87 82 0,6 0,2 93,2 22,5 -5,7<br />

Nicht aufteilbare Leistungen 2.438 13.893 14.407 13,6 38,1 473,8 8,9 3,7<br />

181<br />

Quelle: OeNB.


Österreichische Dienstleistungsbilanz nach Sektoren Tab. 6.2<br />

1995 2001 2002 2003 1995 2002 2003 2002 2003<br />

182<br />

Veränderung zum<br />

Mio. Euro In % der Exporte<br />

Vorjahr in Mio. Euro<br />

Gesamt 3.379 2.064 631 824 15,8 1,7 2,1 -1.433 193<br />

Transport 337 1.729 2.315 2.466 12,3 37,8 37,9 586 151<br />

Reiseverkehr 1.925 1.423 1.964 2.038 19,5 16,5 16,6 541 74<br />

Kommunikationsdienstleistungen -3 88 217 145 -1,4 31,5 26,0 129 -72<br />

Bauleistungen 125 233 104 98 22,3 15,1 10,8 -129 -6<br />

Versicherungsdienstleistungen -136 -10 -121 77 -29,2 -8,5 4,9 -111 198<br />

Finanzdienstleistungen -75 42 79 134 -16,6 8,4 15,1 37 55<br />

EDV- und Informationsleistungen -50 -107 -154 -153 -83,3 -104,1 -92,7 -47 1<br />

Patente und Lizenzen -292 -688 -997 -751 -298,0 -859,5 -552,2 -309 246<br />

sonstige unternehmensbez. Dienstleistungen 793 2.190 1.800 1.588 23,0 30,7 27,4 -390 -212<br />

Dienstl. f. pers. Zwecke und Kultur u.Freizeit -24 24 -9 -25 -20,3 -4,1 -10,7 -33 -16<br />

Regierungsleistungen a. n. g. 270 317 510 539 70,9 85,4 86,8 193 29<br />

Nicht aufteilbare Leistungen 510 -3.180 -5.077 -5.333 17,3 -57,6 -58,8 -1.897 -256<br />

Quelle: OeNB.


Österreichische Dienstleistungsexporte<br />

nach Haupthandelspartnern<br />

Statistische Übersichten<br />

Tab. 6.3<br />

1995 2002 2003 1995 2003 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro Anteile in % 1995=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

Deutschland 10.066 14.782 15.199 47,1 39,3 151,0 -0,4 2,8<br />

Großbritannien 1.091 2.591 2.869 5,1 7,4 263,0 -4,3 10,7<br />

Schweiz 1) 1.733 2.548 2.491 8,1 6,4 143,7 . -2,2<br />

Italien 956 2.141 2.054 4,5 5,3 214,9 11,6 -4,1<br />

USA 1.359 2.180 1.886 6,4 4,9 138,8 -13,6 -13,5<br />

Niederlande 789 1.418 1.747 3,7 4,5 221,4 4,3 23,2<br />

Frankreich 513 1.125 1.330 2,4 3,4 259,3 -4,9 18,2<br />

Belgien 489 1.176 1.142 2,3 3,0 233,5 22,9 -2,9<br />

Ungarn 550 995 979 2,6 2,5 178,0 0,3 -1,6<br />

Polen 230 608 772 1,1 2,0 335,7 -8,0 27,0<br />

Tschech. Rep. 388 559 586 1,8 1,5 151,0 -7,9 4,8<br />

Schweden 215 479 469 1,0 1,2 218,1 26,7 -2,1<br />

Slowakei 117 458 433 0,5 1,1 370,1 -7,3 -5,5<br />

Slowenien 214 380 390 1,0 1,0 182,2 -1,3 2,6<br />

Spanien 153 341 379 0,7 1,0 247,7 4,3 11,1<br />

Dänemark 139 353 340 0,7 0,9 244,6 32,7 -3,7<br />

Japan 196 327 334 0,9 0,9 170,4 11,6 2,1<br />

Kroatien 106 292 315 0,5 0,8 297,2 7,0 7,9<br />

Irland 38 273 303 0,2 0,8 797,4 24,1 11,0<br />

Luxemburg 26 181 275 0,1 0,7 1057,7 -2,7 51,9<br />

Kanada 79 216 264 0,4 0,7 334,2 -14,3 22,2<br />

Türkei 52 226 259 0,2 0,7 498,1 16,5 14,6<br />

Russland 226 291 252 1,1 0,7 111,5 1,7 -13,4<br />

China 80 177 206 0,4 0,5 257,5 -9,2 16,4<br />

Finnland 64 175 188 0,3 0,5 293,8 13,6 7,4<br />

1) einschließlich Liechtenstein.<br />

Quelle: OeNB, eigene Berechnungen.<br />

183


Österreichische Dienstleistungsimporte<br />

nach Haupthandelspartnern<br />

184<br />

Tab. 6.4<br />

1995 2002 2003 1995 2003 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro Anteile in % 1995=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

Deutschland 6.038 12.694 13.825 33,6 36,5 229,0 2,2 8,9<br />

Großbritannien 1.363 3.075 2.991 7,6 7,9 219,4 10,9 -2,7<br />

Schweiz 1) 1.448 2.158 2.195 8,1 5,8 151,6 . 1,7<br />

Italien 1.631 2.949 2.847 9,1 7,5 174,6 2,0 -3,5<br />

USA 2.084 3.420 3.044 11,6 8,0 146,1 -4,3 -11,0<br />

Niederlande 468 1.326 1.102 2,6 2,9 235,5 26,4 -16,9<br />

Frankreich 555 1.342 1.453 3,1 3,8 261,8 5,3 8,3<br />

Belgien 375 949 892 2,1 2,4 237,9 13,5 -6,0<br />

Ungarn 510 830 755 2,8 2,0 148,0 -1,9 -9,0<br />

Polen 144 399 511 0,8 1,4 354,9 -1,5 28,1<br />

Tschech. Rep. 384 659 604 2,1 1,6 157,3 20,3 -8,3<br />

Schweden 152 419 476 0,8 1,3 313,2 12,3 13,6<br />

Slowakei 130 225 258 0,7 0,7 198,5 -17,3 14,7<br />

Slowenien 242 379 339 1,3 0,9 140,1 13,8 -10,6<br />

Spanien 328 612 726 1,8 1,9 221,3 14,4 18,6<br />

Dänemark 65 223 174 0,4 0,5 267,7 28,9 -22,0<br />

Japan 154 483 507 0,9 1,3 329,2 5,2 5,0<br />

Kroatien 141 362 570 0,8 1,5 404,3 -5,5 57,5<br />

Irland 52 297 324 0,3 0,9 623,1 22,7 9,1<br />

Luxemburg 36 169 125 0,2 0,3 347,2 50,9 -26,0<br />

Kanada 133 544 482 0,7 1,3 362,4 16,0 -11,4<br />

Türkei 119 279 388 0,7 1,0 326,1 -2,1 39,1<br />

Russland 141 147 153 0,8 0,4 108,5 -3,3 4,1<br />

China 27 152 148 0,2 0,4 548,1 13,4 -2,6<br />

Finnland 44 208 239 0,2 0,6 543,2 0,0 14,9<br />

1) einschließlich Liechtenstein.<br />

Quelle: OeNB, eigene Berechnungen.


Österreichische Dienstleistungsbilanz<br />

gegenüber den wichtigsten Haupthandelspartnern<br />

Statistische Übersichten<br />

Tab. 6.5<br />

1995 2001 2002 2003 1995 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro In % der Exporte<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr<br />

in Mio. Euro<br />

Deutschland 4.029 2.419 2.089 1.375 40,0 9,1 -330 -714<br />

Großbritannien -272 -65 -484 -123 -24,9 -4,3 -419 361<br />

Schweiz 1) 285 573 390 297 16,4 11,9 -183 -93<br />

Italien -675 -973 -808 -792 -70,6 -38,6 165 16<br />

USA -725 -1.054 -1.240 -1.159 -53,3 -61,5 -186 81<br />

Niederlande 321 309 92 645 40,7 36,9 -217 553<br />

Frankreich -43 -91 -216 -123 -8,4 -9,2 -125 93<br />

Belgien 114 122 228 250 23,3 21,9 106 22<br />

Ungarn 41 146 165 224 7,5 22,9 19 59<br />

Polen 86 256 209 262 37,4 33,9 -47 53<br />

Tschech. Rep. 5 59 -100 -18 1,3 -3,1 -159 82<br />

Schweden 62 6 61 -8 28,8 -1,7 55 -69<br />

Slowakei -13 221 233 174 -11,1 40,2 12 -59<br />

Slowenien -27 51 1 51 -12,6 13,1 -50 50<br />

Spanien -176 -208 -271 -347 -115,0 -91,6 -63 -76<br />

Dänemark 74 95 131 166 53,2 48,8 36 35<br />

Japan 42 -165 -156 -173 21,4 -51,8 9 -17<br />

Kroatien -35 -110 -70 -255 -33,0 -81,0 40 -185<br />

Irland -14 -22 -24 -22 -36,8 -7,3 -2 2<br />

Luxemburg -10 74 12 151 -38,5 54,9 -62 139<br />

Kanada -54 -218 -329 -218 -68,4 -82,6 -111 111<br />

Türkei -67 -91 -53 -129 -128,8 -49,8 38 -76<br />

Russland 85 134 144 99 37,6 39,3 10 -45<br />

China 53 63 24 58 66,3 28,2 -39 34<br />

Finnland 20 -54 -33 -52 31,3 -27,7 21 -19<br />

1) einschließlich Liechtenstein.<br />

Quelle: OeNB, eigene Berechnungen.<br />

185


Der Handel mit Dienstleistungen nach Ländergruppen Tab. 6.6<br />

Exporte<br />

186<br />

1995 2002 2003 1995 2003 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro Anteile in % 1995=100<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr in %<br />

Welt 21.369 37.508 38.683 100,0 100,0 181,0 0,8 3,1<br />

EU-25 16.178 28.376 29.822 75,7 77,1 184,3 1,2 5,1<br />

EU-15 14.645 25.264 26.549 68,5 68,6 181,3 2,2 5,1<br />

Eurozone 13.127 21.830 22.867 61,4 59,1 174,2 2,3 4,8<br />

EU-Beitrtittsländer 1.533 3.112 3.273 7,2 8,5 213,5 -6,3 5,2<br />

Extra-EU-25 5.191 9.132 8.861 24,3 22,9 170,7 -0,4 -3,0<br />

Extra-EU-15 6.724 12.244 12.134 31,5 31,4 180,5 -2,0 -0,9<br />

Westl. Industriestaaten 18.230 31.188 32.210 85,3 83,3 176,7 9,6 3,3<br />

Westeuropa 16.483 28.165 29.415 77,1 76,0 178,5 12,4 4,4<br />

NAFTA 1.445 2.425 2.180 6,8 5,6 150,9 -13,5 -10,1<br />

Zentral- und Osteuropa 1) 2.008 4.138 4.357 9,4 11,3 217,0 -2,2 5,3<br />

MOEL-5 1.499 3.000 3.160 7,0 8,2 210,8 -4,4 5,3<br />

SOEL-7 228 668 761 1,1 2,0 333,8 2,8 13,9<br />

Entwicklungsländer 1.131 2.182 2.116 5,3 5,5 187,1 -75,1 -3,0<br />

OPEC 194 438 425 0,9 1,1 219,1 -13,8 -3,0<br />

ASEAN 2) 132 197 202 0,6 0,5 153,0 -11,7 2,5<br />

ASEAN+3 463 828 864 2,2 2,2 186,6 -1,7 4,3<br />

Importe<br />

Welt 17.991 36.877 37.859 100,0 100,0 210,4 4,9 2,7<br />

EU-25 12.895 27.405 28.492 71,7 75,3 221,0 5,7 4,0<br />

EU-15 11.387 24.734 25.768 63,3 68,1 226,3 5,9 4,2<br />

Eurozone 9.589 21.018 22.127 53,3 58,4 230,8 4,8 5,3<br />

EU-Beitrtittsländer 1.508 2.671 2.724 8,4 7,2 180,6 4,0 2,0<br />

Extra-EU-25 5.096 9.472 9.367 28,3 24,7 183,8 2,8 -1,1<br />

Extra-EU-15 6.604 12.143 12.091 36,7 31,9 183,1 3,1 -0,4<br />

Westl. Industriestaaten 15.436 31.910 32.660 85,8 86,3 211,6 12,3 2,4<br />

Westeuropa 12.988 27.268 28.446 72,2 75,1 219,0 14,9 4,3<br />

NAFTA 2.222 3.978 3.539 12,4 9,3 159,3 -2,0 -11,0<br />

Zentral- und Osteuropa 1) 1.810 3.452 3.625 10,1 9,6 200,3 -0,3 5,0<br />

MOEL-5 1.410 2.492 2.467 7,8 6,5 175,0 3,7 -1,0<br />

SOEL-7 216 694 889 1,2 2,3 411,6 -12,6 28,1<br />

Entwicklungsländer 745 1.515 1.574 4,1 4,2 211,3 -77,5 3,9<br />

OPEC 63 106 89 0,4 0,2 141,3 16,5 -16,0<br />

ASEAN 2) 99 227 222 0,6 0,6 224,2 5,1 -2,2<br />

ASEAN+3 317 949 969 1,8 2,6 305,7 6,2 2,1<br />

1) ohne Moldawien. 2) Indonesion, Philippinen, Singapur, Thailand.<br />

Quelle: OeNB, eigene Berechnungen.


Statistische Übersichten<br />

Österreichische Dienstleistungsbilanz nach Ländergruppen Tab. 6.7<br />

1995 2001 2002 2003 1995 2003 2002 2003<br />

Mio. Euro In % der Exporte<br />

Veränderung zum<br />

Vorjahr<br />

in Mio. Euro<br />

Welt 3.379 2.064 631 824 15,8 2,1 -1.433 193<br />

EU-25 3.285 2.107 971 1.328 20,3 4,5 -1.136 357<br />

EU-15 3.258 1.357 530 780 22,2 2,9 -827 250<br />

Eurozone 3.538 1.284 812 741 27,0 3,2 -472 -71<br />

EU-Beitrtittsländer 27 750 441 548 1,8 16,7 -309 107<br />

Extra-EU-25 94 -43 -340 -504 1,8 -5,7 -297 -164<br />

Extra-EU-15 121 707 101 44 1,8 0,4 -606 -57<br />

Westl. Industriestaaten 2.789 614 -718 -449 15,3 -1,4 -1.332 269<br />

Westeuropa 3.491 1.908 903 971 21,2 3,3 -1.005 68<br />

NAFTA -776 -1.256 -1.552 -1.360 -53,7 -62,4 -296 192<br />

Zentral- und Osteuropa 1) 198 768 686 733 9,9 16,8 -82 47<br />

MOEL-5 92 733 508 693 6,1 21,9 -225 185<br />

SOEL-7 13 -147 -27 -128 5,7 -16,8 120 -101<br />

Entwicklungsländer 392 682 663 540 34,7 25,5 -19 -123<br />

OPEC 131 418 333 336 67,5 79,1 -85 3<br />

ASEAN 2) 34 4 -30 -19 25,8 -9,4 -34 11<br />

ASEAN+3 146 -53 -122 -104 31,5 -12,0 -69 18<br />

1) ohne Moldawien. 2) Indonesion, Philippinen, Singapur, Thailand.<br />

Quelle: OeNB, eigene Berechnungen.<br />

187


Passive Direktinvestionsströme, 1980–2002 (Mrd. USD) Tab. 7.3<br />

188<br />

Welt Entwickelte Länder Entwicklungsländer Mittel- und Osteuropa<br />

1980 55 47 8 0<br />

1981 69 46 24 0<br />

1982 59 32 27 0<br />

1983 51 34 18 0<br />

1984 60 42 18 0<br />

1985 58 43 15 0<br />

1986 86 70 16 0<br />

1987 140 117 23 0<br />

1988 164 133 30 0<br />

1989 193 163 29 0<br />

1990 209 171 37 1<br />

1991 159 113 43 3<br />

1992 167 107 55 5<br />

1993 225 137 81 7<br />

1994 256 145 104 6<br />

1995 334 204 115 15<br />

1996 385 222 150 14<br />

1997 482 270 193 19<br />

1998 686 472 191 22<br />

1999 1.079 825 229 25<br />

2000 1.393 1.121 246 26<br />

2001 824 589 209 25<br />

2002 651 460 162 29<br />

Quelle: UNCTAD Database, Web Download.


Direktinvestitionsbestände nach Regionen, 1980–2002<br />

(in % des BIP)<br />

Statistische Übersichten<br />

Tab. 7.4<br />

Global EU-15 Relation Österreich Relation<br />

passiv aktiv passiv aktiv aktiv/passiv passiv aktiv aktiv/passiv<br />

1980 6,7 5,8 6,1 6,1 1,00 4,0 0,7 0,17<br />

1981 7,0 5,9 6,8 7,3 1,08 4,2 0,9 0,22<br />

1982 7,6 6,0 7,0 7,7 1,11 4,3 1,0 0,23<br />

1983 7,8 6,0 7,2 8,0 1,11 4,0 1,1 0,28<br />

1984 7,9 6,1 7,5 9,1 1,21 3,8 1,1 0,29<br />

1985 8,4 6,6 9,3 10,5 1,14 5,6 2,0 0,36<br />

1986 8,1 6,6 8,3 9,6 1,15 5,5 1,5 0,27<br />

1987 8,3 7,1 8,5 9,8 1,15 5,8 1,3 0,22<br />

1988 8,3 7,2 8,6 9,9 1,15 5,5 1,3 0,23<br />

1989 9,1 8,0 10,4 11,5 1,11 6,4 2,5 0,40<br />

1990 9,3 8,6 10,9 11,6 1,07 6,1 2,6 0,43<br />

1991 9,4 9,0 11,5 12,4 1,08 6,1 3,6 0,58<br />

1992 8,6 8,3 10,5 11,8 1,12 5,9 3,6 0,61<br />

1993 9,6 9,3 12,0 13,7 1,14 6,1 4,4 0,71<br />

1994 10,0 9,8 13,2 14,9 1,12 6,7 4,7 0,71<br />

1995 10,3 10,0 13,2 15,1 1,14 7,5 5,0 0,67<br />

1996 11,2 10,9 13,9 16,1 1,16 7,7 5,4 0,70<br />

1997 12,2 12,4 15,0 18,4 1,22 8,5 6,5 0,76<br />

1998 14,7 14,4 19,0 22,6 1,19 11,2 8,3 0,74<br />

1999 16,9 16,5 21,0 27,8 1,32 11,2 9,1 0,82<br />

2000 19,6 19,2 28,4 37,8 1,33 16,0 13,0 0,82<br />

2001 21,3 20,5 30,6 40,1 1,31 18,1 15,0 0,83<br />

2002* 22,3 21,6 31,4 41,1 1,31 20,6 19,5 0,95<br />

* Schätzung.<br />

Quelle: UNCTAD, FDI database.<br />

189


Aktive Direktinvestitionen: Investiertes Eigenkapital, Anzahl der<br />

Beteiligungen und Beschäftigung, 1991–2001<br />

Eigenkapital in Mio. Euro<br />

190<br />

Tab. 7.5<br />

EU-15 MOEL-19 Restliche Länder Gruppen-Gesamtwert<br />

Summe In % Summe In % Summe In % Summe In %<br />

1991 1.873 50,8 779 21,1 1.033 28,0 3.685 100,0<br />

1992 2.209 50,8 1.057 24,3 1.081 24,9 4.347 100,0<br />

1993 2.747 49,6 1.503 27,1 1.288 23,3 5.538 100,0<br />

1994 2.855 45,4 1.852 29,5 1.581 25,1 6.289 100,0<br />

1995 3.113 44,3 1.971 28,1 1.937 27,6 7.021 100,0<br />

1996 3.893 44,9 2.477 28,6 2.296 26,5 8.666 100,0<br />

1997 4.556 40,5 3.369 30,0 3.311 29,5 11.237 100,0<br />

1998 5.947 44,9 3.765 28,4 3.523 26,6 13.235 100,0<br />

1999 7.629 44,0 4.825 27,8 4.883 28,2 17.337 100,0<br />

2000 10.617 44,5 6.642 27,8 6.612 27,7 23.871 100,0<br />

2001 11.443 39,2 10.104 34,6 7.645 26,2 29.192 100,0<br />

Anzahl der Beteiligungen<br />

1991 522 42,1 414 33,4 303 24,5 1.239 100,0<br />

1992 528 39,4 508 37,9 304 22,7 1.340 100,0<br />

1993 578 37,0 672 43,0 312 20,0 1.562 100,0<br />

1994 571 33,6 816 48,1 311 18,3 1.698 100,0<br />

1995 600 33,4 863 48,1 333 18,5 1.796 100,0<br />

1996 633 33,4 909 47,9 355 18,7 1.897 100,0<br />

1997 643 31,8 1.004 49,7 373 18,5 2.020 100,0<br />

1998 658 31,7 1.044 50,2 376 18,1 2.078 100,0<br />

1999 664 30,6 1.098 50,6 410 18,9 2.172 100,0<br />

2000 682 29,6 1.169 50,8 451 19,6 2.302 100,0<br />

2001 716 29,9 1.218 50,9 459 19,2 2.393 100,0<br />

Beschäftigung in Personen<br />

1991 30.043 47,6 24.681 39,1 8.358 13,2 63.083 100,0<br />

1992 29.450 40,5 33.452 45,9 9.903 13,6 72.805 100,0<br />

1993 31.850 35,0 50.329 55,4 8.702 9,6 90.881 100,0<br />

1994 32.430 30,6 65.085 61,4 8.547 8,1 106.063 100,0<br />

1995 35.625 28,5 78.035 62,4 11.359 9,1 125.019 100,0<br />

1996 39.050 28,8 85.425 63,1 10.955 8,1 135.430 100,0<br />

1997 39.442 24,4 106.190 65,8 15.735 9,8 161.367 100,0<br />

1998 50.550 26,9 121.141 64,6 15.963 8,5 187.654 100,0<br />

1999 50.360 25,3 128.107 64,3 20.696 10,4 199.164 100,0<br />

2000 57.571 23,2 162.406 65,3 28.651 11,5 248.628 100,0<br />

2001 53.071 19,6 190.195 70,4 26.870 9,9 270.136 100,0<br />

Quelle: OeNB.


Passive Direktinvestitionen: Investiertes Eigenkapital, Anzahl der<br />

Beteiligungen und Beschäftigung, 1991–2001<br />

Deutschland EU-15 1) EU-Beitrittsländer 2) Restliche Länder<br />

Statistische Übersichten<br />

Tab. 7.6<br />

Gruppen-<br />

Gesamtwert<br />

Summe In % Summe In % Summe In % Summe In % Summe In %<br />

Eigenkapital in Mio. Euro<br />

1991 3.524 41,1 2.055 23,9 77 0,9 2.926 34,1 8.582 100,0<br />

1992 3.877 43,3 2.135 23,8 98 1,1 2.849 31,8 8.959 100,0<br />

1993 4.109 44,7 2.226 24,2 93 1,0 2.762 30,1 9.189 100,0<br />

1994 4.498 43,7 2.358 22,9 93 0,9 3.342 32,5 10.290 100,0<br />

1995 5.988 45,7 3.208 24,5 91 0,7 3.830 29,2 13.116 100,0<br />

1996 7.114 48,9 3.192 21,9 103 0,7 4.137 28,4 14.546 100,0<br />

1997 8.498 49,7 3.757 22,0 142 0,8 4.716 27,6 17.113 100,0<br />

1998 8.965 45,7 5.537 28,2 192 1,0 4.921 25,1 19.616 100,0<br />

1999 9.129 40,6 6.850 30,5 162 0,7 6.349 28,2 22.490 100,0<br />

2000 15.472 49,7 8.873 28,5 168 0,5 6.645 21,3 31.158 100,0<br />

2001 16.504 47,2 10.758 30,8 165 0,5 7.556 21,6 34.984 100,0<br />

Anzahl der Beteiligungen<br />

1991 1.481 45,9 596 18,5 106 3,3 1.044 32,4 3.227 100,0<br />

1992 1.496 45,9 613 18,8 117 3,6 1.034 31,7 3.260 100,0<br />

1993 1.447 46,8 573 18,5 90 2,9 982 31,8 3.092 100,0<br />

1994 1.414 46,3 587 19,2 93 3,0 962 31,5 3.056 100,0<br />

1995 1.435 46,4 591 19,1 88 2,8 980 31,7 3.094 100,0<br />

1996 1.485 46,6 640 20,1 82 2,6 983 30,8 3.190 100,0<br />

1997 1.499 46,2 648 20,0 82 2,5 1.017 31,3 3.246 100,0<br />

1998 1.519 46,5 671 20,5 77 2,4 999 30,6 3.266 100,0<br />

1999 1.501 46,5 691 21,4 66 2,0 972 30,1 3.230 100,0<br />

2000 1.517 46,1 728 22,1 70 2,1 973 29,6 3.288 100,0<br />

2001 1.541 46,3 767 23,1 71 2,1 948 28,5 3.327 100,0<br />

Beschäftigung in Personen<br />

1991 98.008 46,0 48.511 22,8 836 0,4 65.495 30,8 212.850 100,0<br />

1992 100.132 46,9 49.072 23,0 793 0,4 63.455 29,7 213.453 100,0<br />

1993 98.355 46,9 50.515 24,1 615 0,3 60.044 28,7 209.530 100,0<br />

1994 98.083 47,9 44.367 21,7 677 0,3 61.527 30,1 204.655 100,0<br />

1995 99.089 47,7 43.328 20,9 765 0,4 64.502 31,1 207.684 100,0<br />

1996 103.736 49,0 42.941 20,3 658 0,3 64.391 30,4 211.726 100,0<br />

1997 105.512 49,9 40.515 19,2 761 0,4 64.687 30,6 211.475 100,0<br />

1998 114.838 50,3 48.771 21,3 760 0,3 64.081 28,1 228.450 100,0<br />

1999 115.980 50,8 48.750 21,3 672 0,3 63.024 27,6 228.427 100,0<br />

2000 127.737 50,8 50.785 20,2 666 0,3 72.048 28,7 251.234 100,0<br />

2001 133.792 54,5 50.850 20,7 779 0,3 60.137 24,5 245.559 100,0<br />

1) EU-15 ohne Deutschland und Österreich. 2) ohne Malta und Zypern.<br />

Quelle: OeNB.<br />

191


Passive Direktinvestitionen: Eigenkapital und Beschäftigung pro<br />

Beteiligung, 1991–2001<br />

192<br />

Tab. 7.7<br />

Deutschland EU-15 1) EU-<br />

Beitrittsländer 2) Restl. Länder Insgesamt<br />

Eigenkapital pro Beteiligung in Mio. Euro<br />

1991 2,4 3,4 0,7 2,8 2,7<br />

1992 2,6 3,5 0,8 2,8 2,7<br />

1993 2,8 3,9 1,0 2,8 3,0<br />

1994 3,2 4,0 1,0 3,5 3,4<br />

1995 4,2 5,4 1,0 3,9 4,2<br />

1996 4,8 5,0 1,3 4,2 4,6<br />

1997 5,7 5,8 1,7 4,6 5,3<br />

1998 5,9 8,3 2,5 4,9 6,0<br />

1999 6,1 9,9 2,5 6,5 7,0<br />

2000 10,2 12,2 2,4 6,8 9,5<br />

2001 10,7 14,0 2,3 8,0 10,5<br />

Beschäftigte pro Beteiligung<br />

1991 66,2 81,4 7,9 62,7 66,0<br />

1992 66,9 80,1 6,8 61,4 65,5<br />

1993 68,0 88,2 6,8 61,1 67,8<br />

1994 69,4 75,6 7,3 64,0 67,0<br />

1995 69,1 73,3 8,7 65,8 67,1<br />

1996 69,9 67,1 8,0 65,5 66,4<br />

1997 70,4 62,5 9,3 63,6 65,1<br />

1998 75,6 72,7 9,9 64,1 69,9<br />

1999 77,3 70,5 10,2 64,8 70,7<br />

2000 84,2 69,8 9,5 74,0 76,4<br />

2001 86,8 66,3 11,0 63,4 73,8<br />

1) EU-15 ohne Deutschland und Österreich. 2) ohne Malta und Zypern.<br />

Quelle: OeNB.


Statistische Übersichten<br />

Branchenstruktur der aktiven Direktinvestitionen, 2001 Tab. 7.8<br />

Eigenkapital (in<br />

Mio. Euro)<br />

In % Beteiligungen In % Beschäftigte In %<br />

Bergbau, Energie 894 3,1 40 1,7 4.757 1,8<br />

Sachgütererzeugung<br />

(inkl. Bau)<br />

6.698 22,9 919 38,4 143.275 53,0<br />

Nahrungsmittel, Tabak 383 1,3 55 2,3 8.987 3,3<br />

Textilien, Bekleidung 61 0,2 40 1,7 9.118 3,4<br />

Holzverarbeitung 167 0,6 32 1,3 5.539 2,1<br />

Papier, Druck, Verlage 680 2,3 57 2,4 10.982 4,1<br />

Chemie, Gummi, Min.Öl 1.769 6,1 139 5,8 23.943 8,9<br />

Glas, Steinwaren 814 2,8 103 4,3 11.494 4,3<br />

Metall 626 2,1 113 4,7 12.564 4,7<br />

Maschinenbau 508 1,7 118 4,9 10.730 4,0<br />

Elektro, EDV, Optik 840 2,9 108 4,5 26.331 9,7<br />

Fahrzeugbau 236 0,8 25 1,0 8.263 3,1<br />

Möbel, Sport, Recycl. 61 0,2 32 1,3 6.095 2,3<br />

Bauwesen 553 1,9 97 4,1 9.228 3,4<br />

Dienstleistungen 21.600 74,0 1.434 59,9 122.104 45,2<br />

Handel inkl. KfZ 3.474 11,9 592 24,7 46.853 17,3<br />

Beherbergung 60 0,2 29 1,2 2.193 0,8<br />

Verkehr, Nachrichten 68 0,2 34 1,4 2.735 1,0<br />

Kredit, Versicherung 7.465 25,6 261 10,9 44.879 16,6<br />

Realitäten, untern. bez. DL 10.413 35,7 470 19,6 23.276 8,6<br />

öffentl. u. sonst. DL 120 0,4 48 2,0 2.168 0,8<br />

Insgesamt 29.192 100,0 2.393 100,0 270.136 100,0<br />

Quelle: OeNB.<br />

193


Branchenstruktur der passiven Direktinvestitionen, 2001 Tab. 7.9<br />

194<br />

Eigenkapital<br />

(in Mio. Euro)<br />

In % Beteiligungen In % Beschäftigte In %<br />

Bergbau, Energie 346 1,0 22 0,7 639 0,3<br />

Sachgütererzeugung<br />

(inkl. Bau)<br />

9.349 26,7 860 25,8 115.108 46,9<br />

Nahrungsmittel, Tabak 372 1,1 72 2,2 8.070 3,3<br />

Textilien, Bekleidung 210 0,6 65 2,0 8.641 3,5<br />

Holzverarbeitung 40 0,1 29 0,9 1.845 0,8<br />

Papier, Druck, Verlage 1.061 3,0 72 2,2 5.660 2,3<br />

Chemie, Gummi, Min. Öl 2.304 6,6 140 4,2 16.012 6,5<br />

Glas, Steinwaren 552 1,6 48 1,4 3.854 1,6<br />

Metall 574 1,6 106 3,2 9.000 3,7<br />

Maschinenbau 865 2,5 161 4,8 16.085 6,6<br />

Elektro, EDV, Optik 2.726 7,8 89 2,7 31.075 12,7<br />

Fahrzeugbau 528 1,5 16 0,5 9.205 3,7<br />

Möbel, Sport, Recycl. 75 0,2 17 0,5 1.574 0,6<br />

Bauwesen 42 0,1 45 1,4 4.088 1,7<br />

Dienstleistungen 25.289 72,3 2.445 73,5 129.812 52,9<br />

Handel inkl. KfZ 5.956 17,0 1.351 40,6 69.717 28,4<br />

Beherbergung 274 0,8 102 3,1 6.611 2,7<br />

Verkehr, Nachrichten 1.107 3,2 126 3,8 11.242 4,6<br />

Kredit, Versicherung 6.058 17,3 142 4,3 19.202 7,8<br />

Realitäten, untern. bez. DL 11.825 33,8 671 20,2 21.603 8,8<br />

öffentl. u. sonst. DL 69 0,2 53 1,6 1.436 0,6<br />

Insgesamt 34.984 100,0 3.327 100,0 245.559 100,0<br />

Quelle: OeNB.


Eigenkapitalrentabilität nach Regionen, 1991–2001 Tab. 7.10 a<br />

Insgesamt<br />

Restliche<br />

Länder<br />

sonstige<br />

MOEL<br />

Slowakei Slowenien Polen<br />

Tschech.<br />

Rep.<br />

EU-15 MOEL-19 Ungarn<br />

Nettogewinn in Mio. Euro<br />

1991 -63,95 19,42 20,25 0,94 0,03 1,84 -5,44 1,79 16,43 -28,10<br />

1992 -242,51 -4,05 5,18 0,27 1,51 -2,40 4,75 -13,36 17,10 -229,45<br />

1993 -145,66 -28,19 33,86 -41,27 -4,74 -8,44 -4,20 -3,40 55,07 -118,79<br />

1994 32,51 5,89 29,76 -26,84 -3,84 7,04 -6,86 6,64 150,97 189,37<br />

1995 28,28 -25,89 2,94 -35,27 -0,78 14,81 -7,80 0,20 92,82 95,20<br />

1996 174,00 147,57 104,43 7,77 17,08 17,48 -0,25 1,07 164,00 485,58<br />

1997 178,91 277,63 148,28 14,98 34,94 34,89 30,40 14,14 187,06 643,60<br />

1998 212,26 124,03 162,39 32,12 44,41 33,85 23,64 -172,39 243,31 579,60<br />

1999 334,30 441,38 225,13 38,28 59,10 45,54 48,59 24,73 349,14 1.124,83<br />

2000 403,48 654,08 195,59 181,35 76,03 50,01 75,83 75,27 287,65 1.345,21<br />

2001 -70,29 1.121,77 422,23 212,63 192,09 15,93 56,35 222,54 289,75 1.341,24<br />

Eigenkapital in Mio. Euro<br />

1991 1.873,21 778,87 602,97 37,84 24,41 53,33 12,77 47,54 1.032,92 3.685,00<br />

1992 2.209,02 1.057,36 778,06 120,23 52,93 64,52 21,21 20,41 1.081,07 4.347,46<br />

1993 2.746,64 1.503,28 1.016,60 242,07 69,77 92,98 40,32 41,55 1.288,46 5.538,38<br />

1994 2.855,31 1.852,25 1.039,74 423,77 114,57 118,42 45,52 110,21 1.581,32 6.288,88<br />

1995 3.112,77 1.970,87 990,28 478,83 134,66 186,94 97,30 82,87 1.936,95 7.020,59<br />

1996 3.893,28 2.477,06 1.183,86 613,77 204,17 240,66 137,83 96,78 2.295,92 8.666,27<br />

1997 4.556,10 3.369,09 1.376,15 714,56 355,35 282,78 250,94 389,33 3.311,46 11.236,66<br />

1998 5.946,64 3.765,21 1.326,32 942,31 399,99 382,98 293,00 420,62 3.522,83 13.234,68<br />

1999 7.629,07 4.825,11 1.560,80 1.112,87 487,00 482,01 504,44 677,98 4.883,24 17.337,41<br />

2000 10.617,31 6.641,54 1.737,89 1.908,52 587,17 563,01 793,35 1.051,60 6.611,93 23.870,78<br />

2001 11.443,34 10.103,54 2.609,47 2.420,88 1.074,86 654,45 1.115,62 2.228,26 7.645,33 29.192,22<br />

Statistische Übersichten<br />

195


Eigenkapitalrentabilität nach Regionen, 1991–2001 Tab. 7.10 b<br />

Insgesamt<br />

Restliche<br />

Länder<br />

sonstige<br />

MOEL<br />

Slowakei Slowenien Polen<br />

Tschech.<br />

Rep.<br />

EU-15 MOEL-19 Ungarn<br />

196<br />

Eigenkapitalrentabilität in %<br />

1991 -3,4 2,5 3,4 2,5 0,1 3,4 -42,6 3,8 1,6 -0,8<br />

1992 -11,0 -0,4 0,7 0,2 2,9 -3,7 22,4 -65,4 1,6 -5,3<br />

1993 -5,3 -1,9 3,3 -17,0 -6,8 -9,1 -10,4 -8,2 4,3 -2,1<br />

1994 1,1 0,3 2,9 -6,3 -3,4 5,9 -15,1 6,0 9,5 3,0<br />

1995 0,9 -1,3 0,3 -7,4 -0,6 7,9 -8,0 0,2 4,8 1,4<br />

1996 4,5 6,0 8,8 1,3 8,4 7,3 -0,2 1,1 7,1 5,6<br />

1997 3,9 8,2 10,8 2,1 9,8 12,3 12,1 3,6 5,6 5,7<br />

1998 3,6 3,3 12,2 3,4 11,1 8,8 8,1 -41,0 6,9 4,4<br />

1999 4,4 9,1 14,4 3,4 12,1 9,4 9,6 3,6 7,1 6,5<br />

2000 3,8 9,8 11,3 9,5 12,9 8,9 9,6 7,2 4,4 5,6<br />

2001 -0,6 11,1 16,2 8,8 17,9 2,4 5,1 10,0 3,8 4,6<br />

Quelle: OeNB.


Beschäftigungsentwicklung der aktiven Direktinvestitionen,<br />

1991–2001, Zielregion der Tochterunternehmen<br />

Quelle: OeNB.<br />

Statistische Übersichten<br />

EU-15 MOEL-19 Restliche Länder Summe<br />

1991 30.043 24.681 8.358 63.083<br />

1992 29.450 33.452 9.903 72.805<br />

1993 31.850 50.329 8.702 90.881<br />

1994 32.430 65.085 8.547 106.063<br />

1995 35.625 78.035 11.359 125.019<br />

1996 39.050 85.425 10.955 135.430<br />

1997 39.442 106.190 15.735 161.367<br />

1998 50.550 121.141 15.963 187.654<br />

1999 50.360 128.107 20.696 199.164<br />

2000 57.571 162.406 28.651 248.628<br />

2001 53.071 190.195 26.870 270.136<br />

Tab. 7.11<br />

197


Beschäftigungsentwicklung der passiven Direktinvestitionen,<br />

1991–2001, Herkunftsregion der Mutterunternehmen<br />

198<br />

Tab. 7.12<br />

Deutschland EU-15 1) EU-<br />

Beitrittsländer 2) Restliche Länder Summe<br />

1991 98.008 48.511 836 65.495 212.850<br />

1992 100.132 49.072 793 63.455 213.453<br />

1993 98.355 50.515 615 60.044 209.530<br />

1994 98.083 44.367 677 61.527 204.655<br />

1995 99.089 43.328 765 64.502 207.684<br />

1996 103.736 42.941 658 64.391 211.726<br />

1997 105.512 40.515 761 64.687 211.475<br />

1998 114.838 48.771 760 64.081 228.450<br />

1999 115.980 48.750 672 63.024 228.427<br />

2000 127.737 50.785 666 72.048 251.234<br />

2001 133.792 50.850 779 60.137 245.559<br />

1) EU-15 ohne Deutschland und Österreich. 2) ohne Malta und Zypern.<br />

Quelle: OeNB.


Literaturverzeichnis<br />

Statistische Übersichten<br />

Artikel und Berichte<br />

ABA (2004), Attraktive Steuerreform: Multinationals bevorzugen Österreich, Presseinformation<br />

vom 5. Mai 2004.<br />

Aiginger, K. (1997), The use of unit values to discriminate between price and quality competition,<br />

in: Cambridge Journal of Economics, Vol. 21, S. 571-592.<br />

Breuss, F. (2002), Kosten der Nicht-Erweiterung der EU für Österreich, WIFO-Studie, Wien.<br />

Breuss, F. (2001), Makroökonomische Auswirkungen der EU-Erweiterung auf alte und neue<br />

Mitglieder, WIFO-Monatsberichte, 74(11).<br />

Breuss, F., Schebeck, F. (1998), Kosten und Nutzen der EU-Osterweiterung für Österreich,<br />

WIFO-Monatsberichte, 71(11).<br />

Breuss, F., Schebeck, F. (1996), Ostöffnung und Osterweiterung der EU. Ökonomische Auswirkungen<br />

auf Österreich, WIFO-Monatsberichte, 69(2).<br />

Dell’mour, R. (2003), Direktinvestitionen Österreichs – Ergebnisse der Befragung 2001 und<br />

Entwicklung ausgewählter Indikatoren, in: Berichte und Studien der OeNB, Heft 4, S.73 – 87.<br />

Dulleck, U., Foster, N., Stehrer, R., Wörz, J. (2003), Low quality trap or quality upgrading – Evidence<br />

for CEEC’s, Working Paper No. 0314, Institut für Volks<strong>wirtschafts</strong>lehre, Universität Wien,<br />

2003, auch als wiiw Working Paper Nr. 29, April 2004.<br />

Hunya, G., Stankovsky, J. (2004) WIIW-WIFO Database. Foreign Direct Investment in Central<br />

and Eastern Europe with Special Attention to Austrian FDI Activities in this Region, wiiw und<br />

WIFO, Februar 2004.<br />

Hutschenreiter, G., (2002) Steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung, WIFO Monatsbericht<br />

2/2002, S. 121-131.<br />

Hutschenreiter, G., Peneder, M., (1997) Austria’s Technology Gap in Foreign Trade, Austrian<br />

Economic Quarterly, Vol. 2, 2, S. 75-86.<br />

IWF (Hrsg.) (2003), World Economic Outlook – Public Debt in Emerging Markets, September<br />

2003.<br />

Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien (2004), Märkte – Wettbewerb – Regulierung, Wettbewerbsbericht<br />

der AK 2004, Wien.<br />

Mayerhofer, P., Wolfmayr-Schnitzer, Y. (1997), Gateway Cities in the Process of Regional Integration<br />

in Central and Eastern Europe: The case of Vienna”, in : Biffl, G., (Hrsg.), Migration,<br />

Free Trade and Regional Integration in Central and Eastern Europe, Schriftenreihe Europa des<br />

Bundeskanzleramtes, Österreichische Staatsdruckerei, Wien.<br />

OECD (Hrsg.) (2003) Economic Outlook; Volume 2003/2, No. 74, Dezember 2003.<br />

OeNB (2004), Die Österreichische Zahlungsbilanz des Jahres 2003, Presseinformation vom<br />

20. April 2004.<br />

199


Peneder, M. (2002), Industrial Structure and Aggregate Growth, WIFO-Working Paper Nr. 182,<br />

Wien.<br />

Podkaminer, L. et al. (2004), Transition Countries on the Eve of EU Enlargement, wiiw Forschungsbericht<br />

Nr. 303, Februar.<br />

Smeral, E., Franz, A., Laimer, P. (2002), Ein Tourismussatellitenkonto für Österreich, WIFO<br />

Monatsbericht 1/2002, S. 29-38.<br />

Stankovsky, J., Wolfmayr-Schnitzer Y. (1995), Der österreichische Außenhandel, Das Jahrbuch<br />

1995, herausgegeben vom Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten, Wien.<br />

Stankovsky, J., Wolfmayr-Schnitzer, Y. (1996), Österreich als Standort für Ostzentralen, WIFO,<br />

Februar 1996.<br />

UNCTAD (Hrsg.) (2003), Trade and Development Report 2003 – Capital Accumulation, Growth<br />

and Structural Change, New York/Genf.<br />

UNCTAD (Hrsg.) (2003), World Investment Report 2003 – FDI Policies for Development: National<br />

and International Perspectives, New York/Genf.<br />

UNCTAD (2004), New take-off predicted for FDI, Press Release, 14. April 2004.<br />

WIFO (Hrsg.) (2004), Prognose für 2004 und 2005: Konjunkturerholung droht ins Stocken zu<br />

geraten, April 2004.<br />

Wolf, G., (2003), Fahrzeugindustrie – eine Zukunftsbranche“, BA-CA Report 5/2003.<br />

Wolfmayr, Y. (2004), Außenhandelsstruktur der österreichischen Industrie“, in: Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit (Hrsg.), Österreichs Außenwirtschaft. Das Jahrbuch 2003/2004.<br />

Wolfmayr, Y., Stankovsky, J. (2003), Interessante Absatzmärkte und Exportpotentiale für die<br />

österreichische Industrie, WIFO-Studie im Auftrag der OeKB, Dezember 2003.<br />

Wolfmayr, Y. (2004), Österreichs Warenaußenhandel mit den EU-Beitrittsländern, WIFO-Mo-<br />

natsberichte, 77(4).<br />

WTO (Hrsg.) (2003), World Trade Report 2003, Genf.<br />

WTO (Hrsg.) (2003), World Trade Statistics 2003, Genf.<br />

Wüger, M. (2004), Der private Konsum entwickelt sich günstig, WIFO-Monatsberichte, 77(4).<br />

Internetlinks<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit:<br />

http://www.bmwa.gv.at/<br />

Europäische Union:<br />

http://europa.eu.int/index_de.htm<br />

http://europa.eu.int/comm/dg10/publications/liens/index_en.html<br />

http://www.europa.eu.int/comm/enlargement/index.htm<br />

http://www.euractiv.com<br />

http://europa.eu.int/comm/eurostat/<br />

200


Europäische Zentralbank:<br />

http://www.ecb.int/index.html<br />

Federal Reserve Bank:<br />

http://www.federalreserve.gov/<br />

Internationaler Währungsfonds:<br />

http://www.imf.org/<br />

Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook:<br />

https://secure.vtx.ch/shop/boutiques/wto_index_boutique.html<br />

OECD:<br />

http://www.oecd.org/home/<br />

Oilnergy:<br />

http://www.oilnergy.com/<br />

Österreichische Nationalbank:<br />

www.oenb.co.at<br />

Statistik Austria:<br />

http://www.statistik.at/index.shtml<br />

UNO:<br />

http://www.un.org/<br />

http://www.unctad.org/ldcs<br />

Weltbank:<br />

http://www.worldbank.org/<br />

WTO:<br />

http://www.wto.org<br />

WTO-Jahresberichte:<br />

https://secure.vtx.ch/shop/boutiques/wto_index_boutique.html<br />

wiiw:<br />

http://www.wiiw.ac.at<br />

WIFO:<br />

http://www.wifo.ac.at<br />

Statistische Übersichten<br />

Autoren des Hauptteils:<br />

Ao.Univ.-Prof. Dr. Wilfried Altzinger, Professor am Institut für Volks<strong>wirtschafts</strong>theorie- und -politik<br />

der WU Wien: Kapitel 7 (Österreichische Direktinvestitionen).<br />

Mag. Mario Holzner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am wiiw: Abschnitt 1.4.5 (Südosteuropäische<br />

Länder, SOEL).<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael Landesmann, wissenschaftlicher Leiter des wiiw: Abschnitte 1.1 (Globale<br />

Konjunkturentwicklung) und 1.2 (Geld- und Fiskalpolitik).<br />

201


Dr. Sandor Richter, wissenschaftlicher Mitarbeiter am wiiw: Abschnitte 2.1 (Die EU), sowie 2.2.1<br />

(Wirtschaftsintegration in Amerika) in Zusammenarbeit mit dem BMWA und Abschnitt 1.4.10<br />

(Argentinien).<br />

Dr. Prof. Jan Stankovsky, wissenschaftlicher Mitarbeiter am WIFO: Kapitel 4 (Wirtschaftsentwicklung<br />

Österreichs im Überblick) und 5 (Österreichs Warenhandel).<br />

Mag. Waltraut Urban, wissenschaftliche Mitarbeiterin am wiiw: Abschnitte 1.4.1 (Europäische<br />

Union), 1.4.2 (USA), 1.4.3 (Japan), 1.4.8 (China), 1.4.9 (Restliches Asien) und 2.2.2 (Regionale<br />

Wirtschaftskooperation in Asien).<br />

Mag. Hermine Vidovic, wissenschaftliche Mitarbeiterin am wiiw, Abschnitt 1.3 (Die Entwicklung<br />

der Arbeitsmärkte).<br />

Mag. Yvonne Wolfmayr, wissenschaftliche Mitarbeiterin am WIFO: Ko-Autorin der Kapitel 4<br />

(Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick) und 5 (Österreichs Warenhandel).<br />

Dr. Julia Wörz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am wiiw: Kapitel 3 (Entwicklung des Welthandels)<br />

und 6 (Der Außenhandel mit Dienstleistungen) sowie die Abschnitte 1.4.7 (Türkei), 1.4.11 (Brasilien),<br />

und 2.3 (Welthandelsorganisation, WTO, in Zusammenarbeit mit dem BMWA).<br />

202


EINE STRATEGISCHE<br />

AUSSENWIRTSCHAFTSPOLITIK FÜR<br />

ÖSTERREICH:<br />

DIE INTERNATIONALISIERUNGS-<br />

OFFENSIVE 2003/2005<br />

203


204


9 EINE STRATEGISCHE AUSSENWIRT-<br />

SCHAFTSPOLITIK FÜR ÖSTERREICH<br />

Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin*<br />

9.1 Einleitung<br />

Für eine kleine offene Volkswirtschaft wie die österreichische sind die wirtschaftlichen<br />

Verflechtungen mit dem Ausland von herausragender Bedeutung. Exporte und Importe<br />

von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Know-how sind entscheidende Bestimmungsfaktoren<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung; eine florierende Exportwirtschaft<br />

schafft Arbeitsplätze, Wohlstand und Steuereinnahmen. Der Erhalt und die weitere<br />

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft in einem sich ständig<br />

(aber nicht stetig) ändernden <strong>internationale</strong>n Umfeld sind daher zentrale Aufgaben<br />

der österreichischen Wirtschaftspolitik und erfordert eine umfassende, systematische<br />

und zukunftsorientierte, kurz: eine „strategische” Außen<strong>wirtschafts</strong>politik.<br />

In der Unternehmensführung ist strategische Führung längst zu einem Fixpunkt mit<br />

eigenen Verfahren und Instrumenten geworden: „Strategisches Management ist der<br />

Prozess, mit dem sich ein Unternehmen an die externe Umwelt anpasst. Das Management<br />

muss nicht nur die inneren Unternehmensaktivitäten lenken, sondern sich<br />

auch den dynamischen Entwicklungen der Umwelt stellen. Diese Herausforderungen<br />

entstehen aus Veränderungen im globalen Umfeld oder im direkten Wettbewerbsumfeld.<br />

Die verantwortlichen Führungskräfte müssen diese Entwicklungen antizipieren,<br />

bewerten und im Entscheidungsprozess berücksichtigen.“ (Lombriser, Abplanalp,<br />

1998, S. 15)<br />

Diese Überlegung gilt natürlich nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die<br />

Politikgestaltung und -umsetzung: Auch für die rationale Politikformulierung ist der<br />

Umgang mit knappen Ressourcen essentiell, auch die öffentliche Verwaltung muss<br />

mit der gestiegenen Komplexität und Volatilität gesellschaftlicher, wirtschaftlicher<br />

und technischer Entwicklungen und Prozesse umgehen. Mit „Überraschungen“ muss<br />

jederzeit gerechnet werden, eine „nach innen gerichtete, extrapolierende und auf<br />

bloßer Intuition oder auf Zufall („Management by Fingerspitzengefühl“) basierende …<br />

Führung“ (Lombriser, Abplanalp, 1998, S. 18) reicht nicht mehr aus.<br />

Das gilt in besonderem Maße für den Außen<strong>wirtschafts</strong>bereich: Technologische, <strong>politische</strong><br />

und gesellschaftliche Entwicklungen haben die Rahmenbedingungen grenzüberschreitenden<br />

Wirtschaftens in den letzten 20 Jahren so grundlegend verändert, dass<br />

viele Beobachter von einem neuen – globalen – Zeitalter sprechen. 1 Österreichische<br />

Unternehmen haben sich in diesem turbulenten Umfeld zuletzt hervorragend behauptet:<br />

Die Gesamt- (Waren- und Dienstleistungs-)exporte wuchsen zwischen 1995 und<br />

2003 jährlich um durchschnittlich 8 %, die Exportquote, das ist der Anteil der Waren-<br />

und Dienstleistungsexporte am Bruttoinlandsprodukt (BIP), stieg im gleichen Zeitraum<br />

205


von 37 auf 53 %. Der Wirtschaftsstandort Österreich erwies sich für ausländische<br />

Unternehmen, die zwischen 1995 und 2003 insgesamt 37,3 Mrd. Euro investierten,<br />

als attraktiv. Gleichzeitig sehen sich immer mehr österreichische Unternehmen in der<br />

Lage, ihre Chancen auch auf ausländischen Märkten zu suchen: Die aktiven österreichischen<br />

Direktinvestitionen beliefen sich in demselben Zeitraum auf 31,2 Mrd. Euro<br />

und erreichten 2003 mit 6,3 Mrd. Euro einen neuen Höchstwert.<br />

Diese Erfolge dürfen freilich nicht als Einladung, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen,<br />

gesehen werden, sondern im Gegenteil als Auftrag für verstärkte weitere Bemühungen.<br />

„(Die weitere) Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich und der in unserem<br />

Land tätigen Unternehmen im europäischen und globalen Wettbewerb … bleibt das<br />

zentrale Ziel der österreichischen Wirtschaftspolitik“ (Regierungsprogramm für die<br />

XXII. Gesetzgebungsperiode, S. 12), was sich z.B. in der im Herbst 2003 gestarteten<br />

Internationalisierungsoffensive „go international” und in der Einrichtung einer „Stabstelle<br />

für Strategische Außenwirtschaft“ niederschlug. 2<br />

Der vorliegende Beitrag beginnt mit einigen Überlegungen zu den Begriffen „Strategie”<br />

und „strategisches Management” und deren Anwendung im öffentlichen Bereich.<br />

Darauf aufbauend werden die Rahmenbedingungen und Grundelemente einer strategischen<br />

österreichischen Außen<strong>wirtschafts</strong>politik herausgearbeitet. Abschnitt 9.5<br />

zeigt, wie sich diese Grundelemente in „go international” niederschlagen. Der Beitrag<br />

endet mit einigen Überlegungen zur zukünftigen Institutionalisierung des strategischen<br />

Prozesses in der österreichischen Außen<strong>wirtschafts</strong>politik.<br />

9.2 Strategisches Denken und strategisches<br />

Management<br />

Das Wort „Strategie” geht auf die griechischen Worte „stratos” (Heer) und „agein”<br />

(führen) zurück – Strategie als Kunst der Heerführung. Heute werden die Begriffe<br />

„Strategie” und „strategisch” alltagssprachig für fast alles, was etwas wichtiger ist und<br />

einen etwas längerfristigen Zeithorizont hat, verwendet. Auch in der wissenschaftlichen<br />

Aufbereitung fehlt bislang eine einheitliche Definition, doch hat sich in der Literatur<br />

ein weitgehender Konsens hinsichtlich der konstituierenden Begriffsmerkmale entwickelt:<br />

Stark an der Alltagssprache orientiert ist der Ansatz von Thomas Bichsel (1994,<br />

S. 122ff.), der drei Merkmale strategischer Führung unterscheidet:<br />

• Wesentlichkeit: Sie konzentriert sich auf „Doing the right things“ (statt „Doing the<br />

things right“).<br />

206


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

• Zukunftsorientiertheit: Sie versucht, zukünftige Chancen, Risken und Potenziale so<br />

früh wie nur irgend möglich zu erkennen und in die Zielbildung einzubeziehen.<br />

• Ungewissheit: Sie hat es daher immer mit Ungewissheit und schlecht definierten<br />

Problemfeldern zu tun.<br />

Walter Schertler (2003, S. 3) kommt auf sechs Charakteristika strategischen Denkens:<br />

• Visionäres Denken: Kreatives, pionierhaftes Auseinandersetzen mit der Zukunft.<br />

• Optionsdenken: Denken in Alternativen für die Zielerreichung.<br />

• Vorteilsdenken: Orientierung an langfristigen Erfolgsfaktoren, selbst wenn das<br />

kurzfristige Nachteile bedeutet.<br />

• Potenzialdenken: Identifizierung von Chancen und Fähigkeiten.<br />

• Ganzheitliches Denken: Systemorientierung, Suche nach Gestalt (Gesamtheit,<br />

Ganzheit) und Selbst (Identität).<br />

• Vernetztes Denken: Beachten von Abhängigkeiten und Wechselwirkungen.<br />

Strategisches Management ist ein eng verzahnter iterativer Prozess mit multiplen<br />

Rückkopplungsschleifen. 3 Der strategische Denkprozess lässt sich auch anhand<br />

folgender Kernfragen beschreiben:<br />

• Wo befinden wir uns jetzt? (Situationsanalyse)<br />

• Wo wollen wir hin? (Zielformulierung)<br />

• Wie kommen wir dorthin? (Strategieformulierung und -umsetzung)<br />

• Wie messen wir unseren Fortschritt? (Strategiecontrolling)<br />

Diese Konzepte wurden zwar in der und für die Privatwirtschaft entwickelt, es spricht<br />

aber nichts gegen ihre Anwendung im öffentlichen Bereich (vgl. Schekulin, 2003, z.B.<br />

S. 36). Auch für die Politikgestaltung und öffentliche Leistungserbringung ist eine<br />

gesamthafte Sicht und der Blick auf das Wesentliche, der strategisches Denken ausmacht,<br />

sinnvoll und sogar notwendig. 4 Auch Regierungen und Verwaltungsführungen<br />

müssen<br />

• „rechtzeitig wesentliche Ereignisse und Entwicklungen für die … Gemeinschaft<br />

erkennen und bewerten;<br />

• regelmäßig die Stärken und Schwächen sowie die Chancen und Risiken … analysieren;<br />

• prüfen, welche Maßnahmen und Programme geeignet und notwendig sind;<br />

• richtungweisende Entscheidungen treffen und deren Umsetzung sicherstellen;<br />

• den Bürgern Rechenschaft über die Verwendung von Mitteln und den damit erzielten<br />

Erfolg geben.“ (KGSt, 2000, S. 7)<br />

207


Auch und gerade für die Politikgestaltung gilt: „Wer keine Strategie hat, wird von<br />

Einzelinteressen getrieben herumirren, Fehlentscheidungen treffen und Ressourcen<br />

verschwenden.“ (KGSt, 2000, S. 8)<br />

Es gibt auch keinen wirklichen Grund, warum der strategische Prozess im öffentlichen<br />

Bereich grundsätzlich anders gestaltet werden sollte als in der Privatwirtschaft. Der<br />

Erklärungswert des Prozessmodells (Situationsanalyse – Zielformulierung – Strategieformulierung<br />

– Strategieumsetzung – Strategiecontrolling) ist im politisch-administrativen<br />

System ebenso gegeben wie im Unternehmensbereich. Und Alfred Chandlers<br />

berühmter Satz „Structure follows strategy“ gilt natürlich auch für die Politikgestaltung<br />

und -umsetzung. 5<br />

9.3 Analyse der strategischen Ausgangssituation<br />

Eine strategische Außen<strong>wirtschafts</strong>politik muss, will sie diesen Namen verdienen,<br />

mit einer gründlichen Analyse der strategischen Ausgangssituation, d.h. der für die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft relevanten <strong>internationale</strong>n wie<br />

österreichischen Entwicklungen beginnen. Darauf aufbauend können dann Ziele und<br />

Strategien für die zukünftige Gestaltung der österreichischen Außen<strong>wirtschafts</strong>politik<br />

abgeleitet werden.<br />

9.3.1 Umfeldanalyse/Globalisierungstrends<br />

In seiner allgemeinsten Form kann der Globalisierungsprozess als „weltweites<br />

Schrumpfen von Raum und Zeit“ (Schweizer Bundesrat, 2002, S. 105) verstanden<br />

werden. Wann er eingesetzt hat, ist Gegenstand hitziger akademischer Debatten; 6 dass<br />

er sich seit dem 2. Weltkrieg deutlich beschleunigt hat, ist unbestritten und schlägt<br />

sich unter anderem in einem nie vorher gesehenen Anstieg der grenzüberschreitenden<br />

Transaktionen nieder.<br />

Warenhandel<br />

Die Bedeutung des Warenhandels für die Weltwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten<br />

kontinuierlich zugenommen. Während sich das reale Welt-BIP seit 1950 etwa versechsfachte,<br />

stiegen die realen Weltwarenexporte in diesem Zeitraum auf das mehr als<br />

20fache. Machten die Weltwarenexporte anfangs der 1950er-Jahre noch etwas über<br />

5 % des Welt-BIP aus, waren es 2001 bereits fast 21 %. Und der Trend beschleunigte<br />

sich zuletzt deutlich: In den 1990er-Jahren stiegen die Exporte im Schnitt um 5,8 %,<br />

im vorangegangenen Jahrzehnt waren es durchschnittlich 3,9 % gewesen. 7<br />

208


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

Entwicklung der Welt-Warenexporte und des Welt-BIP 1950–2002 Abb. 9.1<br />

Index 1950 = 100<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1951/55<br />

Warenexporte real<br />

1956/60<br />

Quelle: WTO, 2003; eigene Berechnungen.<br />

1961/65<br />

1966/70<br />

1971/75<br />

BIP real<br />

1976/80<br />

1981/85<br />

1986/90<br />

1991/95<br />

1996/02<br />

Dienstleistungshandel<br />

In den 1990er-Jahren wuchs der weltweite Handel mit Dienstleistungen sogar stärker<br />

als der Warenverkehr. Seit Mitte der 1980er-Jahre hatte er sich rund vervierfacht und<br />

erreichte 2002 schließlich 1.511 Mrd. USD. Der Anteil von Dienstleistungen am Gesamtwelthandel<br />

stieg dadurch von rd. 16 % im Jahr 1985 auf rd. 20 % im Jahr 2002,<br />

ist aber, gemessen an ihrem Beitrag zur Gesamtwertschöpfung (fast zwei Drittel), nach<br />

wie vor relativ gering. Darin spiegelt sich neben Schwierigkeiten in ihrer statistischen<br />

Erfassung 8 auch die Tatsache, dass die Liberalisierung der Dienstleistungsmärkte<br />

erst ein recht junges Phänomen ist, wider. Das und signifikante Innovationen in der<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie, die die Handelbarkeit von Dienstleistungen<br />

in einem noch vor kurzem unvorstellbaren Ausmaß erhöhten, sprechen dafür,<br />

dass dieser Trend sich in der absehbaren Zukunft weiter beschleunigen wird (vgl. z.B.<br />

Henneberger, Ziegler, 2001, insbes. S. 39).<br />

209


Entwicklung des Welt-Dienstleistungsexporte 1980–2002 Abb. 9.2<br />

Quelle: WTO, 2003; eigene Berechnungen.<br />

Grenzüberschreitende Investitionen<br />

Die Zeiten, als Auslandsniederlassungen vorwiegend die Sache einiger weniger großer<br />

multinationaler Konzerne waren und in erster Linie der Sicherung des Zugangs<br />

zu Rohstoffen oder der Abwicklung großer Infrastrukturprojekte dienten, sind lange<br />

vorbei. Zwischen 1990 und 2000 versiebenfachten sich die grenzüberschreitenden<br />

Direktinvestitionsströme (die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate lag bei fast<br />

21 %) und wurden zu einer treibenden Kraft der Weltwirtschaft. Die UNCTAD (2003,<br />

S. 223) schätzt, dass es zurzeit rd. 64.000 multinationale Unternehmen mit über<br />

866.000 Auslandsniederlassungen gibt, die rund ein Drittel des Welthandels und<br />

22 % des Welt-BIP erwirtschaften. Und einiges spricht dafür, dass seit einiger Zeit zu<br />

beobachtende neue Formen der Fragmentierung der Wertschöpfungskette, z.B. die<br />

Trennung von Front- und Backofficefunktionen, in den nächsten Jahren zu einer neuen<br />

Investitionswelle, besonders im Dienstleistungsbereich, führen werden.<br />

210<br />

Mrd. USD<br />

Mrd. USD in % d. BIP<br />

%<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1981/85<br />

1986/90<br />

1991/95<br />

1996/02<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0


Quelle: UNCTAD, 2003.<br />

Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

Entwicklung der weltweiten Direktinvestitionsbestände 1980–2002 Abb. 9.3<br />

Mrd. USD Bestände in % d. BIP<br />

%<br />

8000<br />

25<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

0<br />

1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

Die Motoren der Globalisierung: Technologischer Fortschritt und<br />

Liberalisierung<br />

Möglich wurde diese Entwicklung durch ungeahnte Verbesserungen in der Effizienz,<br />

mit der Güter, Dienstleistungen, Kapital, Ideen und Menschen sich auch über große<br />

Distanzen bewegen können. Die Kosten für Seetransport sanken im 20. Jahrhundert<br />

auf weniger als ein Drittel, die für Lufttransport auf weniger als ein Fünftel, die eines<br />

transatlantischen Telefongesprächs auf rd. 1 % (Europäische Kommission, 2002,<br />

S. 22). Noch dramatischer war die Entwicklung zuletzt im Datenverarbeitungsbereich:<br />

Die Kosten für Computer und Peripheriegeräte fielen (relativ zum BIP-Deflator) zwischen<br />

1960 und 2000 um den Faktor 1.800. (Masson, 2001) Und die Internettechnologie<br />

breitet sich auch nach dem Ende der Euphorie der Jahrtausendwende weiter<br />

aus – die Anzahl der Internet-Hosts stieg von Anfang 1995 bis Anfang 2004 um das<br />

47fache auf 233 Millionen 9 – und verändert viele Märkte grundlegend.<br />

Technologischer Fortschritt war eine notwendige, aber keine ausreichende Bedingung<br />

für die fortschreitende Integration der Weltmärkte. Die Zwischenkriegszeit hat gezeigt,<br />

dass (und mit welch katastrophalen Folgen) <strong>politische</strong> Entwicklungen den Welthandel<br />

zumindest vorübergehend stoppen bzw. sogar umkehren können. Erst nach 1945 setzte<br />

sich allmählich wieder die Einsicht durch, dass der Abbau von Handelshemmnissen<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

211


kein Zugeständnis an die Handelspartner, sondern im wohlverstandenen Eigeninteresse<br />

aller Beteiligten sei. 10 Der Erfolg kann sich sehen lassen: Die durchschnittlichen<br />

Zollraten der Industriestaaten sanken in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts von etwa<br />

40 % auf rd. 4 % – und berücksichtigt man den gleichzeitigen Abbau nicht-tarifärer<br />

Handelshemmnisse, war der Liberalisierungseffekt noch größer. Gleichzeitig stieg die<br />

Mitgliedschaft im multilateralen Handelssystem von den 23 „Gründungsmitgliedern”<br />

des GATT 1947 auf derzeit (Stand: April 2004) 147 WTO-Mitglieder bzw. mehr als<br />

95 % des Welthandels.<br />

Importzollentwicklung ausgewählter Länder seit 1875 Tab. 9.1<br />

212<br />

1875 1913 1930 1950 1989<br />

Frankreich 12-15 20 30 18<br />

Deutschland 4-6 17 21 26<br />

Großbritannien 0 0 17 23<br />

Nach der<br />

Uruguay-<br />

Runde<br />

USA 40-50 44 48 14 4,6 3,0<br />

EU 5,7 4,6<br />

Quelle: Crafts 2000 (zitiert nach Europäische Kommission 2002, S. 24).<br />

Aber nicht nur das multilaterale Handelssystem entwickelte sich weiter, auch bilaterale<br />

und regionale Handelsabkommen boomen wie nie zuvor. Ihre Anzahl stieg von 28 im<br />

Jahr 1990 auf 151 im Jahr 2002. 2000 wurden bereits 43 % des Weltwarenhandels im<br />

Rahmen präferenzieller Abkommen abgewickelt und die WTO schätzt, dass es 2005<br />

bereits 51 % sein werden (WTO, 2003, S. 48).<br />

Der Trend zu immer mehr und immer umfassenderen präferenziellen Handelsabkommen<br />

ist ein weltweites Phänomen. 11 Die USA haben ihr Abkommensnetzwerk in<br />

den letzten Jahren sowohl quantitativ wie auch inhaltlich konsequent ausgebaut und<br />

verfolgen weiterhin das Ziel einer den amerikanischen Doppelkontinent umfassenden<br />

Freihandelszone. Und zuletzt haben sich ihm, angeführt von Australien, Japan und<br />

Singapur, auch viele Pazifik-Anrainerstaaten angeschlossen.<br />

Aber nirgends ist der wirtschaftliche Integrationsprozess so weit fortgeschritten wie in<br />

Europa. Der EU-Binnenmarkt macht nach der jüngsten Erweiterungsrunde 28 % des<br />

Welthandels aus, 21 % werden immerhin innerhalb des einheitlichen Währungsraums<br />

abgewickelt. Auch 50 % des externen Handels der Eurozone werden mittlerweile in<br />

Euro fakturiert, mehr als 57 % der Kredite an Nicht-Banken außerhalb der Eurozone<br />

(ohne USA) werden in Euro begeben, über 30 % des weltweiten Bestandes an Anleihen<br />

und rd. 19 % der weltweiten Devisenreserven sind in Euro denominiert (EZB,<br />

2003). Die Ausdehnung und Weiterentwicklung des Binnenmarkts ist mittlerweile für


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

die Arbeitsteilung in Europa von viel größerer Bedeutung als der „klassische“ Außenhandel<br />

mit Drittstaaten.<br />

Aber auch ohne den Intra-EU-Handel kamen bzw. gingen 2002 jeweils rd. 19 %<br />

der Weltexporte und der Weltimporte 12 aus bzw. in die EU, die sich der sich daraus<br />

ergebenden Verantwortung für das Welthandelssystem auch bewusst und eine der<br />

treibenden Kräfte für die Weiterentwicklung des multilateralen Systems ist.<br />

9.3.2 Stärken-/Schwächenprofil der österreichischen Außenwirtschaft<br />

Der externe Sektor der österreichischen Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren<br />

hervorragend entwickelt: Die Anzahl der exportierenden Unternehmen verdoppelte<br />

sich binnen weniger Jahre und erreichte 2002 ca. 20.000; rund ein Drittel der österreichischen<br />

Arbeitsplätze hängt mittlerweile direkt oder indirekt von Exporten ab.<br />

Warenhandel<br />

Die Warenexporte stiegen in den letzten Jahren (1995 – 2003) um durchschnittlich 8,1 %<br />

– und damit deutlich stärker als die Welt- (3,2 %) und EU-Exporte (6,1 %) – die Warenexportquote<br />

(Warenexporte in Prozent des BIP) liegt inzwischen bei über 35 %. 1995<br />

Österreichische Export- und Importquoten (Waren) seit 1995 Abb. 9.4<br />

in %<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1995<br />

Exportquote Österreich<br />

Exportquote Welt<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

Quelle: WTO, 2003; Statistik Austria, eigene Berechnungen.<br />

1999<br />

2000<br />

Importquote Österreich<br />

Importquote Welt<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

213


waren es gerade 24,5 % gewesen. Die Differenz zwischen der österreichischen und der<br />

Weltexportquote stieg in diesem Zeitraum von rd. 7 auf rd. 15 Prozentpunkte. 13<br />

Dienstleistungsexporte<br />

Die österreichischen Dienstleistungsexporte wuchsen zwischen 1995 und 2003<br />

um durchschnittlich 7,7 % und erreichten 2003 38,7 Mrd. Euro, die Dienstleistungsexportquote<br />

lag bei 17,4 % und damit deutlich über <strong>internationale</strong>n Vergleichswerten.<br />

Zu diesem Spitzenwert trägt der Tourismussektor rund ein Drittel bei, die Wachstumsdynamik<br />

ging zuletzt aber von anderen Sektoren aus: Zwischen 1993 und 2003<br />

verdoppelten sich die Exporte unternehmensbezogener Dienstleistungen, im Versicherungssektor<br />

verdreifachten, im EDV- und Informationsbereich vervierfachten und<br />

bei den Telekommunikationsdienstleistungen verachtfachten sie sich sogar, freilich<br />

ausgehend von einem deutlich niedrigeren Niveau.<br />

Anteil der Dienstleistungsexporte am BIP in ausgewählten Ländern 2002 Abb. 9.5<br />

Quelle: Eurostat; eigene Berechnungen.<br />

214<br />

% des BIP<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

EU-15<br />

Eurozone<br />

BLEU<br />

Dänemark<br />

Deutschland<br />

Griechenland<br />

Spanien<br />

Frankreich<br />

Irland<br />

Italien<br />

Niederlande<br />

Österreich<br />

Portugal<br />

Finnland<br />

Schweden<br />

UK<br />

Japan<br />

USA


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

Mit einer Gesamtexportquote von 52 % liegt Österreich in der EU auf dem 4. Rang.<br />

Mit Irland, Belgien und den Niederlande weisen nur einige kleinere Küstenländer eine<br />

noch höhere Außenhandelsverflechtung auf.<br />

Grenzüberschreitende Investitionen<br />

Die Kapitalverflechtung der österreichischen Wirtschaft entwickelte sich sogar noch<br />

spektakulärer. Die ausländischen Direktinvestitionen in Österreich blieben nach dem<br />

2. Weltkrieg lange Zeit recht gering und machten 1958 gerade einmal 0,8 % des BIP aus.<br />

Die österreichischen Direktinvestitionen im Ausland erreichten einen ähnlichen BIP-Anteil<br />

sogar erst 1980 (Breuss, 1983, S. 619). Noch Anfang der 1990er-Jahre machten die<br />

FDI-Bestände auf der Passivseite rd. 7 % des BIP und auf der Aktivseite gerade einmal<br />

2 % des BIP aus. 2003 erreichten nach vorläufigen Angaben der OeNB die Netto-Flüsse<br />

in beide Richtungen jeweils mehr als 6 Mrd. Euro und der Bestand an Direktinvestitionen<br />

in bzw. aus Österreich liegt mit 46,6 bzw. 44,7 Mrd. Euro knapp über bzw. unter<br />

der 20 %-Marke. Mittlerweile finden rd. 427.000 Österreicherinnen und Österreicher<br />

einen Arbeitsplatz bei im ausländischen Eigentum stehenden Unternehmen. Umgekehrt<br />

beschäftigen österreichische Unternehmen 412.000 Arbeitskräfte im Ausland und sind<br />

besonders in Mittelost- und Südosteuropa zu den wichtigsten Investoren geworden.<br />

Österreichische Direktinvestitionsbestände seit 1980 Abb. 9.6<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Quelle: OeNB, UNCTAD, 2003; eigene Berechnungen.<br />

Aktive DI Österreichs<br />

Passive DI Österreichs<br />

Weltweiter DI Bestand<br />

1980<br />

1981<br />

1982<br />

1983<br />

1984<br />

1985<br />

1986<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

215


Erfolgsfaktoren: Europäische Integration und aktive Außen<strong>wirtschafts</strong>politik<br />

Ohne den Fall des Eisernen Vorhangs und ohne EU-Beitritt wäre diese erfreuliche<br />

Entwicklung nicht möglich gewesen: Gemeinsam brachten sie Österreich aus der<br />

erzwungenen Randlage der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder an seinen<br />

angestammten Platz im Herzen Europas – in „Mitteleuropa“ – zurück: 1989 gingen<br />

27 % der österreichischen Exporte in den damaligen Hauptintegrationsraum EFTA, der<br />

überdies „nur“ eine Freihandelszone war und mit dem Österreich gerade einmal 200<br />

Kilometer gemeinsame Außengrenze hatte. Seit dem 1. Mai 2004 bildet Österreich<br />

mit sechs seiner acht Nachbarländer einen vollintegrierten Binnenmarkt, in den 72 %<br />

der Exporte gehen und aus dem 77 % der Importe kommen – und die Hindernisse im<br />

Handel mit den beiden übrigen, Schweiz und Liechtenstein, sind geringer als sie das<br />

während der gemeinsamen EFTA-Mitgliedschaft waren.<br />

Das ist aber auch eine Erfolgsstory der österreichischen (Außen-)Wirtschaftspolitik, die<br />

sich konsequent um die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen<br />

Wirtschaft bemühte: Eine wichtige Säule bildet die makroökonomische Stabilität, die<br />

zuletzt wieder der IWF in seinem letzten Österreichbericht hervorhob. Daneben kümmert<br />

sich eine aktive Außen<strong>wirtschafts</strong>politik um die effektive Vertretung der Interessen<br />

der österreichischen Wirtschaft in der EU und im Ausland. Das schlägt sich z.B. in<br />

einem Netzwerk von 54 Investitionsschutz- und rd. 60 Doppelbesteuerungsabkommen<br />

nieder. Dazu kommt ein modernes Exportfinanzierungs- und -garantieinstrumentarium,<br />

das, wo notwendig, ergänzt und an neue Bedürfnisse angepasst wurde. 14 Nicht vergessen<br />

werden darf auch das international anerkannte Dienstleistungsangebot der<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation der WKÖ, mit ihrem weltweiten Netzwerk von 70 Außenhandelsstellen<br />

in 60 Ländern.<br />

Schwächen des externen Sektors<br />

Die Erfolge dürfen aber nicht über die auch bestehenden Schwächen des externen<br />

Sektors hinwegtäuschen. Dabei fällt z.B. auf, dass<br />

• Österreich zu den wenigen hoch industrialisierten Ländern mit einer Tendenz zu<br />

einem strukturellen Defizit in der Warenverkehrsbilanz gehört; 15<br />

• der Anteil arbeitsintensiver Branchen an den Gesamtexporten über dem EU-Durchschnitt,<br />

der Anteil technologieorientierter Branchen hingegen deutlich darunter<br />

liegt; 16<br />

• der Aktionsradius und der Internationalisierungsgrad österreichischer Unternehmen<br />

nach wie vor geringer sind als von Unternehmen in vergleichbaren Ländern; 17<br />

• die Vermögenseinkommensbilanz traditionell negativ ist, 2003 flossen (netto) rd.<br />

3 Mrd. Euro ab, davon 1,6 Mrd. Euro aus Direktinvestitionen;<br />

216


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

• die österreichische Know-how-Bilanz stark negativ ist, d.h. dass Österreich mehr<br />

für Patente etc. an das Ausland zahlt als es aus diesem Titel einnimmt. 18<br />

9.4 Anforderungen an eine strategische<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>politik<br />

„Im Bereich der Ziel- und Strategieorientierung wird von der Politik eine strategische<br />

Prioritätensetzung erwartet, die – soweit wie möglich – in Kenntnis der langfristigen<br />

Wirkungen und Kosten des öffentlichen Handelns erfolgt. Umgesetzt werden diese<br />

Zielsetzungen aber erst dann, wenn die einzelnen Verwaltungseinheiten sie in ihre<br />

eigenen Zielsysteme transformieren, deren Umsetzung initiieren, periodisch messen<br />

und gegebenenfalls korrigieren.“ (Ösze, 2000, S. 28f.)<br />

Im Zentrum der österreichischen Außen<strong>wirtschafts</strong>politik muss die Sicherung und<br />

weitere Steigerung der <strong>internationale</strong>n Wettbewerbsfähigkeit und des Exportpotenzials<br />

der österreichischen Wirtschaft stehen. Dabei sind sowohl quantitative (Zunahme der<br />

Exportaktivitäten) wie auch qualitative (Verbesserung der Exportstruktur) Faktoren zu<br />

beachten. Das ist nur mit offensiven struktur<strong>politische</strong>n Maßnahmen, die über den<br />

außenwirtschaftlichen Bereich im engen Sinn hinausgehen, erreichbar. Die beste<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>politik ist eine Wirtschafts- und Standortpolitik, die die heimischen<br />

Unternehmen in die Lage versetzt, im In- und Ausland konkurrenzfähige Produkte zu<br />

entwickeln, zu produzieren und abzusetzen. Daneben bleibt freilich Raum für gezielte<br />

Maßnahmen, z.B. die Vermittlung von Export-Know-hows für Erstexporteure 19 bzw.<br />

zur Erleichterung der Marktdurchdringung in (regionalen und sektoralen) Schlüsselmärkten.<br />

20<br />

Daraus lassen sich einige grundsätzliche Anforderungen an eine strategische österreichische<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>politik ableiten:<br />

• Sie darf nicht strukturkonservierend, sondern muss wettbewerbsstärkend und<br />

marktorientiert sein, einen Abbau staatlicher Interventionen anstreben und auf<br />

eine Minimierung der Budgetbelastung achten. Selbstverständlich müssen alle<br />

Maßnahmen mit den <strong>internationale</strong>n Verpflichtungen Österreichs (vor allem in der<br />

EU, der OECD und der WTO) im Einklang stehen.<br />

• Sie muss integrativ und umfassend sein und alle für die <strong>internationale</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

der österreichischen Wirtschaft relevanten Politikbereiche – von der<br />

Außen- bis zur Verkehrs- und von der Bildungs- bis zur Umweltpolitik – berücksichtigen.<br />

Die Senkung des Körperschaftssteuersatzes und die Einführung der<br />

Gruppenbesteuerung im Rahmen der Steuerreform 2005 stellen wesentliche<br />

Schritte in diese Richtung dar.<br />

217


• Sie muss auf einer eingehenden Informationsaufbereitung und -analyse beruhen.<br />

Hinsichtlich der dafür notwendigen Infrastruktur, z.B. spezialisierter Universitäts-<br />

oder Forschungseinrichtungen für <strong>internationale</strong> Wirtschaftsfragen, hat Österreich<br />

nicht nur gegenüber großen Ländern wie den USA, Großbritannien, Frankreich<br />

und Deutschland, sondern auch gegenüber vergleichbaren Ländern wie Finnland,<br />

Schweden und der Schweiz Nachholbedarf. 21<br />

• Sie kann nicht von oben angeordnet werden, sondern muss den Kooperationsaspekt<br />

in den Mittelpunkt stellen. Das gilt für die Unternehmen, bei denen teilweise<br />

immer noch eine Einzelkämpfermentalität vorherrscht, obwohl erfolgreiche<br />

Cluster-Initiativen, z.B. im Automobilbereich, das Potenzial gut strukturierter Partnerschaften<br />

zeigen. 22 Das gilt aber natürlich auch für Interessensvertretungen<br />

und öffentliche Stellen, z.B. bei der Vertretung österreichischer Interessen in<br />

EU-Gremien und <strong>internationale</strong>n Institutionen oder bei der Koordinierung von<br />

Auslandskontakten. In vielen Fällen wird nur die Zusammenarbeit öffentlicher und<br />

privater Stellen (Public Private Partnerships) zum Erfolg führen.<br />

• Sie muss die Effizienz der Vertretung handels<strong>politische</strong>r Themen auf EU-Ebene<br />

thematisieren. In dem Maß, in dem die Übertragung von Kompetenzen an die<br />

EU voranschreitet, wird es immer wichtiger, österreichische Interessen frühzeitig,<br />

koordiniert und auf allen Ebenen in den europäischen Entscheidungsprozess<br />

einzubringen, auch wenn dieser in Gremien stattfindet, die sich nicht vorrangig<br />

mit Außen<strong>wirtschafts</strong>fragen beschäftigen.<br />

• Sie muss Dienstleistungsexporte gezielt fördern. Einerseits ist davon auszugehen,<br />

dass die Wachstumsdynamik des Dienstleistungshandels sich in Folge technologischer<br />

Entwicklungen und weiterer Liberalisierungsschritte weiter beschleunigen<br />

wird, andererseits haben Dienstleistungsexporte auch eine wichtige Rolle als<br />

Türoffner und Wertschöpfungsfaktor: Kunden suchen immer mehr nicht nach<br />

Produkten, sondern nach „Lösungen“. Nur wer intelligente Produkt/Dienstleistungs-Kombinationen<br />

(Consulting, Finanzierung, Training, etc.) anbietet, hat auf<br />

„high end”-Märkten eine Chance. Wer „nur“ Güter anbietet, verzichtet nicht nur<br />

auf Wertschöpfungspotenziale, sondern kommt auch unter Kostendruck durch<br />

„Niedriglohnkonkurrenz“. In diesem Licht sind z.B. die Überlegungen zur Einrichtung<br />

von „technischen Handelsdelegierten“ bzw. von „Wirtschaftsräten“ in<br />

„Consulting-Hochburgen“ wie Brüssel oder Washington zu sehen. 23<br />

• Sie muss einen Investitionsschwerpunkt setzen. In Ost- und Südosteuropa gehören<br />

österreichische Unternehmen mittlerweile zu den wichtigsten Investoren, der<br />

Internationalisierungsgrad der österreichischen Wirtschaft ist aber immer noch<br />

unterdurchschnittlich. Vor allem im außereuropäischen Raum sind die räumlichen<br />

und kulturellen Distanzen und die damit verbundenen (Markterschließungs- und<br />

218


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

Etablierungs-)Kosten bzw. Risken besonders für mittelständische Unternehmen<br />

trotz des in den 1990er-Jahren aufgebauten Finanzierungs- und Garantiesystems<br />

mitunter immer noch prohibitiv hoch. 24<br />

• Sie muss eine Technologiekomponente aufweisen. Auf welcher Seite der „digital<br />

divide“ sich ein Land positioniert, wird über die Sieger und Verlierer der Globalisierung<br />

entscheiden. Als Beispiel kann die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen<br />

dem BMWA, dem Bundesministerium für Verkehr, Infrastruktur und Technologie<br />

(BMVIT), dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst (BMBWK)<br />

und der WKÖ im Büro für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation<br />

(BIT) dienen.<br />

• Sie muss einen Bildungsschwerpunkt setzen. Gut ausgebildete und motivierte Arbeitskräfte<br />

sind zu einem der wichtigsten Standortvorteile geworden. Investitionen<br />

in die Aus- und Weiterbildung sind Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

österreichischen Wirtschaft – und die beste Arbeitsplatzgarantie, die es gibt. Die<br />

Einrichtung von exportorientierten Fachhochschullehrgängen (auf Initiative bzw.<br />

mit Unterstützung des BMWA) war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung,<br />

weitere, z.B. bei den Sprachkenntnissen von Lehrlingen und Facharbeitern, müssen<br />

folgen. 25<br />

• Sie darf die Öffentlichkeitsarbeit nicht vergessen, sondern muss sich gezielt den<br />

weit verbreiteten Ängsten vor befürchteten negativen Folgen der Globalisierung<br />

stellen und die Notwendigkeit einer an wirtschaftlichen Gegebenheiten orientierten<br />

(Außen-)Wirtschaftspolitik für die österreichische Beschäftigungs- und Wohlstandsentwicklung<br />

vermitteln.<br />

• Sie muss Organisationsfragen thematisieren, um<br />

• die Effizienz der Vertretung handels<strong>politische</strong>r Interessen zu erhöhen, Doppelgleisigkeiten<br />

zu vermeiden, Synergiepotenziale zu nutzen und Kosten zu<br />

senken;<br />

• das Leistungsangebot zu optimieren, die Benutzung für Unternehmen zu<br />

erleichtern und Suchkosten zu reduzieren und<br />

• die Präsenz der österreichischen Wirtschaft im Ausland zu erhöhen.<br />

9.5 Die Internationalisierungsoffensive<br />

„go international“<br />

Diese Überlegungen flossen auch in die Ausarbeitung der Internationalisierungsoffensive<br />

„go international“, die die Bundesregierung gemeinsam mit der WKÖ im vergangenen<br />

Jahr startete und für die in den kommenden Jahren insgesamt 50 Mio. Euro an<br />

219


Budgetmitteln zur Verfügung stehen werden, ein. Als Ziele gaben Bundesminister<br />

Dr. Bartenstein und Wirtschaftskammerpräsident Dr. Leitl anlässlich der Präsentation<br />

von „go international” am 2. Februar 2004 26 vor, „das Außenhandelsvolumen weiter<br />

zu steigern, die Zahl der exportierenden Betriebe zu verdoppeln, den geografischen<br />

Radius der außenwirtschaftlichen Aktivitäten zu erweitern, den Dienstleistungsexport<br />

auch abseits des Tourismus zu forcieren und die Direktinvestitionen im Ausland zu<br />

verstärken. Vor allem außerhalb Europas sollten neue Märkte und Absatzchancen<br />

erschlossen werden.“<br />

„Go international“ beschränkt sich nicht darauf, bestehende Märkte zu sichern und<br />

neue zu öffnen, sondern bemüht sich, die Grundfundamente einer dynamischen, global<br />

orientierten und wissensbasierten Außen<strong>wirtschafts</strong>struktur zu schaffen. Bewusstseinsbildung,<br />

Wissenstransfer und Netzwerkbildung bilden die zentralen Bausteine eines<br />

ressort- und institutionenübergreifenden 27 Maßnahmenkatalogs.<br />

• Bewusstseinsbildung: Für die Herausforderungen und Chancen der Globalisierung<br />

breites Verständnis zu schaffen und die österreichische Wirtschaft darauf vorzubereiten,<br />

erfordert ein Maßnahmenpaket, das bei der Jugend ansetzt, und über<br />

die Aus- und Weiterbildung hinein in alle Unternehmensebenen, vom Mitarbeiter<br />

bis zum Eigentümer führt.<br />

• Wissenstransfer: Umfassend aufbereitete, laufend aktualisierte und vernetzte<br />

außenwirtschaftlich relevante Informationen und Analysen sind für eine strategische<br />

Ausrichtung der Außen<strong>wirtschafts</strong>politik ebenso notwendig wie für rationale<br />

Unternehmensentscheidungen.<br />

• Netzwerkbildung: Im globalen Zeitalter hängt die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend<br />

von flexiblen Kontaktnetzwerken ab. Das stellt gerade Klein- und Mittelbetriebe,<br />

welche die österreichische Wirtschaftsstruktur prägen, vor große Herausforderungen.<br />

„Go international“ knüpft an die Erfahrungen mit früheren Initiativen, vor allem der<br />

„Exportoffensive 1997“ an. 28 Die Initiative ist um die drei Säulen Warenexport, Dienstleistungsexport<br />

und Direktinvestitionen konzipiert und umfasst insgesamt 30 Maßnahmenpakete<br />

in vier Strategiefeldern:<br />

• Marktzugang und -erschließung,<br />

• Strategien zur Geschäftsanbahnung,<br />

• Know-how und Human Resources,<br />

• Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. 29<br />

220


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

9.6 Ein „Außenwirtschaftliches Leitbild“ für Österreich<br />

Eine erfolgreiche Außen<strong>wirtschafts</strong>politik hat notwendigerweise viele Akteure und<br />

stellt hohe Anforderungen an deren Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit. Das<br />

BMWA hat diesem Querschnittcharakter und dem sich daraus ergebenden erhöhten<br />

Koordinationsbedarf in der großen Organisationsreform 2002 Rechnung getragen.<br />

Seither ist der Bereich „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ als horizontales<br />

„Center“ organisiert. 30 Im Zuge der Vorbereitung von „go international“ fanden,<br />

abgesehen von zahlreichen „bilateralen“ Kontakten, im vergangenen Jahr auch zwei<br />

Workshops statt, zu denen neben den unmittelbar betroffenen Stellen und Institutionen<br />

auch Unternehmen und externe Experten eingeladen wurden. Für vier Themenkreise<br />

(Wirtschaft und Entwicklung, Ausbildung, analytische Informationsaufbereitung und Corporate<br />

Social Responsibility) wurden spezielle ressort- und institutionenübergreifende<br />

Arbeitsgruppen eingerichtet.<br />

Die Bedeutung der Sicherung und weiteren Steigerung der <strong>internationale</strong>n Wettbewerbsfähigkeit<br />

sowie des Exportpotenzials der österreichischen Wirtschaft für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung Österreichs ist heute ebenso unbestritten wie die Notwendigkeit<br />

einer umfassenden, systematischen und zukunftsorientierten Außen<strong>wirtschafts</strong>politik.<br />

Die Internationalisierungsoffensive „go international“ setzt wesentliche Impulse in diese<br />

Richtung. Weitere müssen folgen.<br />

Den nächsten Schritt auf dem Weg zu einer „strategischen“ Außen<strong>wirtschafts</strong>politik<br />

könnte die Erarbeitung eines „außenwirtschaftlichen Leitbilds“ Österreichs bilden.<br />

Hauptaufgabe eines Leitbildes ist das Entwickeln einer gemeinsamen Vision „auf welches<br />

Ziel (die) Organisation hinarbeiten soll und wie die Zukunft (noch) erfolgreicher<br />

und wünschenswerter als bislang gestaltet werden kann.“ (Burt Nanus zitiert nach<br />

Lombriser, Abplanalp, 1998, S. 214) Das Leitbild bildet dann die Grundlage für die<br />

Formulierung operativer Ziele und der zu deren Erreichung notwendigen Maßnahmen.<br />

Die entscheidenden Fragen lauten: Wo wollen wir hin? Was soll erreicht werden? Wie<br />

kann es erreicht werden? Wie soll das finanziert werden? (Schekulin, 2003, S. 30)<br />

Im Zentrum eines „außenwirtschaftlichen Leitbilds” könnten folgende Fragen stehen:<br />

Von welchen Kernkompetenzen (d.h. beeinflussbaren Bestimmungsfaktoren) wird die<br />

<strong>internationale</strong> Wettbewerbsfähigkeit Österreichs bzw. österreichischer Unternehmen<br />

in Zukunft (in zehn/…) Jahren abhängen? Welche Maßnahmen sind notwendig/möglich,<br />

um den Erhalt bzw. Aufbau dieser Kernkompetenzen sicherzustellen bzw. zu<br />

ermöglichen? Ein solches Leitbild kann nicht „von oben” verordnet, sondern muss in<br />

einem breiten und transparenten Diskussionsprozess erarbeitet werden. Die Beiträge<br />

in diesem Band verstehen sich als Anstoß zu dieser Diskussion.<br />

221


Literaturverzeichnis<br />

Berger-Boyer, G.; Dernoscheg, K.-H.; Pühringer, O. (1997), Ausgangslage, Zielsetzung und<br />

Maßnahmen der Exportoffensive 1997 der Bundesregierung, in: Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Angelegenheiten (Hrsg.), Der österreichische Außenhandel, Das Jahrbuch 1997,<br />

Wien, S. 353 – 365.<br />

Bichsel, T. (1994), Die strategische Führung der öffentlichen Verwaltung: Grundzüge eines Verfahrens<br />

zur Bestimmung und Einführung einer strategischen Führungskonzeption, Chur/Zürich.<br />

Breuss, F. (1983), Österreichs Außenwirtschaft 1945 – 1982, Wien.<br />

Crafts, N. (2000), Globalisation And Growth In The Twentieth Century, IMF Working Paper,<br />

WP/00/44.<br />

De Mooij, R.; Tang, P. (2003), Four Futures of Europe, CPB Netherlands Bureau for Economic<br />

Policy; Part I.<br />

Europäische Kommission (2002), Responses to the Challenges of Globalisation, A Study on<br />

the International Monetary and Financial System and on Financing for Development, Working<br />

Document SEC (2002)185 final, Brüssel.<br />

EZB (2003), Review of the international role of the Euro, Frankfurt a. M.<br />

Frankel, J. A., Romer, D. (1999), Does Trade Cause Growth? In: American Economic Review,<br />

89 (3), S. 379 – 399.<br />

Helmstedt, K. (1997), Trends und Perspektiven der exportorientierten Aus- und Weiterbildung in<br />

Österreich, in: Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (Hrsg.), Der österreichische<br />

Außenhandel, Das Jahrbuch 1997, Wien, S. 387 – 408.<br />

Henneberger, F.; Ziegler, A. (2001), Internationalisierung der Dienstleistungserstellung: Konsequenzen<br />

für den schweizerischen Arbeitsmarkt, HWWA Discussion Paper 149, Hamburgisches<br />

Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), Hamburg<br />

Hinterhuber, H. H. (1989a), Strategische Unternehmensführung. Band I. Strategisches Denken,<br />

4. Auflage, Berlin/New York.<br />

Hinterhuber, H. H. (1989b), Strategische Unternehmensführung. Band II. Strategisches Handeln,<br />

4. Auflage, Berlin/New York.<br />

Igler, W.; Schekulin, M. (2003), Von Doha nach Cancùn: Die Aussichten für WTO-Investitionsregeln,<br />

in: Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (Hrsg.), Der österreichische<br />

Außenhandel, Das Jahrbuch 2003, Wien, S. 301 – 325.<br />

Joyce, P. (2000), Strategy in the Public Sector: A Guide to Effective Change Management,<br />

Chichester.<br />

KGSt (Hrsg.) (2000), Strategisches Management: Leitbericht für Politik und Verwaltungsführung,<br />

KGSt-Bericht 08, Köln.<br />

Lombriser, R.; Abplanalp, P. (1998), Strategisches Management: Visionen entwickeln, Strategien<br />

umsetzen, Erfolgspotentiale aufbauen, 2. Auflage, New York.<br />

Masson, P. (2001), Globalisation: Facts And Figures, IMF Policy Discussion Paper.<br />

222


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

Monahan, K. E. (2000), Balanced Measures for Strategic Planning: A Public Sector Handbook,<br />

Vienna/VA.<br />

Moore, M. (1995), Creating Public Value. Strategic Management in Government, Cambridge/<br />

Mass.<br />

Mussa, M. (2000), Factors Driving Global Economic Integration, abrufbar unter:<br />

http://www.kc.frb.org/PUBLICAT/SYMPOS/2000/mussa.pdf. (Zugriff erfolgte am 20. April<br />

2004)<br />

Ösze D., (2000), Managementinformationen im New Public Management, Bern/Stuttgart/<br />

Wien.<br />

Reeh, K. (1997), Die Erfassung des <strong>internationale</strong>n Handels mit Dienstleistungen: Am Ende<br />

nicht nur eine Herausforderung für die Statistik, in: Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten<br />

(Hrsg.), Der österreichische Außenhandel, Das Jahrbuch 1996, Verlag Österreich,<br />

Wien 1997<br />

Schekulin, M. (2003), Strategische Führung in der Öffentlichen Verwaltung (Diplomarbeit),<br />

Wien.<br />

Schertler, W. (2003), Strategisches Management (Vorlesungsunterlage), Wien.<br />

Schweizer Bundesrat (2002), Herausforderungen 2003 – 2007, Trendentwicklungen und mögliche<br />

Zukunftsthemen für die Bundespolitik, Bericht des Perspektivstabs der Bundesverwaltung,<br />

Bern.<br />

Simon, H.; von der Gathen, A. (2002), Das große Handbuch der Strategieinstrumente: Werkzeuge<br />

für eine erfolgreiche Unternehmensführung, Frankfurt a.M./New York.<br />

UNCTAD (2003), World Investment Report. FDI Policies for Development: National and International<br />

Perspectives, Genf.<br />

Weltbank (1995), World Development Report, Workers in an Integrating World, Washington<br />

D.C.<br />

Wolfmayr-Schnitzer, Y.; Falk, R.; Kletzan, D.; Köppl, A.; Stankovsky, J.; Url, T. (2003), Evaluierung<br />

von interessanten Absatzmärkten und Exportpotentialen für die österreichische Wirtschaft.<br />

Zusammenfassung und Wirtschaftliche Schlussfolgerungen, Studie im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Finanzen, WIFO, Wien.<br />

WTO (2003), World Trade Report 2003, Genf.<br />

Anmerkungen<br />

* Sektionschef Mag. Josef Mayer ist Leiter des Centers 2 Außen<strong>wirtschafts</strong>politik und Europäische<br />

Integration im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Wien.<br />

Dr. Manfred Schekulin ist Leiter der Abteilung Export- und Investitionspolitik im Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit in Wien.<br />

Dr. Franz Müller ist Mitarbeiter der Abteilung Export- und Investitionspolitik im Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit in Wien.<br />

1 Vgl. z.B. Schweizer Bundesrat, 2002, S. 105.<br />

223


2 Vgl. den Beitrag von Ceska, Kapitel 10, in diesem Band.<br />

3 Grundlegend im deutschsprachigen Raum Hinterhuber (1989a und 1989b).<br />

4 Im angelsächsischen Bereich hat sich seit Anfang der 1990er-Jahre der Begriff Strategic<br />

Public Management (SPM) eingebürgert (grundlegend Moore, 1995) und ist zu einem festen<br />

Bestandteil der akademischen Diskussion geworden (z.B. Monahan, 2000, Joyce, 2000).<br />

5 Etwas differenzierter stellt sich die Situation hinsichtlich des Einsatzes der in der Managementliteratur<br />

entwickelten strategischen Instrumente (für einen Überblick s. z.B. Simon,<br />

Gathen, 2002) dar: Manche lassen sich ohne weiteres auf den Nonprofit-Bereich übertragen,<br />

andere, vor allem kapitalmarktorientierte (Shareholder Value-)Ansätze, hingegen kaum.<br />

Wieder andere, zu denen Portfolioanalyse und Balanced Scorecard gehören, müssen auf<br />

die Bedürfnisse des öffentlichen Sektors angepasst werden – was ihrer Popularität freilich<br />

keinen Abbruch getan hat (vgl. Schekulin, 2003, insbes. S. 37).<br />

6 Mussa (2000), setzt den Beginn auf die Renaissance.<br />

7 Das 19. Jahrhundert war übrigens von einer ähnlichen „Globalisierungswelle“ geprägt: Zwischen<br />

1820 und 1913 stieg das Verhältnis der Weltexporte zur Produktion von etwa 1 % auf<br />

rd. 9 %, bevor es in Folge von zwei Weltkriegen und einer von Rezession und Protektionismus<br />

geprägten Zwischenkriegszeit bis 1950 auf rd. 5 % zurückfiel. (Vgl. De Mooij, Tang, 2003,<br />

S. 27f.)<br />

8 Vgl. dazu Reeh, K. (1996), sowie den Beitrag von Kronberger, Wörz, Kapitel 14, in diesem<br />

Band, insbes. Abschnitt 14.2.2.<br />

9 Quelle: Internet Systems Consortium, http://www.isc.org<br />

10 Zu den Wachstumseffekten des Außenhandels siehe z.B. Frankel, Romer (1999).<br />

11 Zur Tendenz, in präferenzielle Handelsabkommen auch Investitionsregeln aufzunehmen s.<br />

z.B. Igler, Schekulin, 2003, insbes. S. 313f.<br />

12 Jeweils ohne EU-Binnen-Handel.<br />

13 Kleine Volkswirtschaften haben wegen der kleineren nationalen Beschaffungs- und Absatzmärkte<br />

mehr oder weniger zwangsläufig eine überdurchschnittliche Handelsverflechtung mit<br />

dem Ausland.<br />

14 Vgl. die Beiträge von Moser, Kapitel 13, und Nowotny, Kapitel 15, in diesem Band.<br />

15 Von den kleineren Mitgliedern der EU-15 haben neben Österreich nur Luxemburg und Griechenland<br />

auch ein Defizit in der Warenverkehrsbilanz.<br />

16 Vgl. den Beitrag von Wolfmayr, Kapitel 11, in diesem Band, insbes. Abschnitt 11.4.1.<br />

17 2002 blieben 62 % der österreichischen Extra-EU-15-Exporte in Europa. Das war (vor Griechenland<br />

mit 60 %) der höchste Wert aller EU-Mitgliedsländer, der EU-Durchschnittswert lag<br />

bei 32 %. Umgekehrt machte Nordamerika 15 % der österreichischen Exporte aus, damit lag<br />

Österreich (vor Griechenland mit 11 %) EU-weit auf dem vorletzten Rang; der EU-Durchschnitt<br />

lag bei 27 %.<br />

224


Josef Mayer, Franz Müller, Manfred Schekulin<br />

18 Österreichs Ausgaben für Patente und Lizenzen lagen 2003 bei 887 Mio. Euro, denen Einnahmen<br />

von 136 Mio. Euro gegenüber standen. Die Deckungsquote betrug 15 %. Dem steht<br />

eine Deckungsquote der EU-15 von 63 % (2002) gegenüber.<br />

19 Vgl. den Beitrag von Koren, Kapitel 12, in diesem Band.<br />

20 Zur Definition von Schwerpunktmärkten siehe z.B. Wolfmayr et al. (2003).<br />

21 Vgl. den Beitrag von Landesmann, Wörz, Kapitel 17, in diesem Band.<br />

22 Vgl. den Beitrag von Hochgatterer, Pöchhacker, Kapitel 16, in diesem Band.<br />

23 Vgl. den Beitrag von Nowotny, Kapitel 15, in diesem Band.<br />

24 Vgl. den Beitrag von Moser, Kapitel 13, in diesem Band.<br />

25 Vgl. Helmstedt (1997) sowie den Beitrag von Steindl, Kapitel 18, in diesem Band.<br />

26 Ein erstes Maßnahmenpaket („Quick-Start-Package“) war noch im September 2003 fertig<br />

gestellt worden.<br />

27 Weitere Kooperationspartner sind z.B. die Austrian Development Agency (ADA), die Austria<br />

Wirtschaftsservice Ges.m.b.H. (AWS), die Industriellenvereinigung (IV), die Kontrollbank<br />

(OeKB) und die Österreich Werbung (ÖW).<br />

28 Die Exportoffensive 1997 war Gegenstand des Jahresthemas des Außen<strong>wirtschafts</strong>jahrbuchs<br />

1997; zu Zielsetzung und Maßnahmen vgl. z.B. Berger-Boyer et al. (1997).<br />

29 Vgl. den Beitrag von Ceska, Kapitel 10, in diesem Band, insbes. Abschnitt 10.2.; für weitergehende<br />

Informationen einschließlich einer Liste aller Maßnahmen s. http://www.go-international.<br />

at.<br />

30 Gleichzeitig wurde eine Zuständigkeit für „Grundsätzliche und <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Fragen<br />

der Außenwirtschaft“ eingerichtet.<br />

225


10 DIE STABSSTELLE FÜR STRATEGISCHE<br />

AUSSENWIRTSCHAFT<br />

Franz Ceska*<br />

Das Regierungsprogramm der österreichischen Bundesregierung sieht eine Internationalisierungsoffensive<br />

für die österreichische Wirtschaft vor, welche Warenexporte,<br />

Dienstleistungsexporte und Direktinvestitionen forcieren soll. Im Rahmen dieser Internationalisierungsoffensive<br />

wurde eine „Stabsstelle für Strategische Außenwirtschaft“<br />

im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) eingerichtet. Aufbauend<br />

auf große Erfolge der österreichischen Außenwirtschaft in den letzten Jahren, wie<br />

sie in den Kapiteln vier bis acht dargestellt wurden, stellt sich die Ausgangslage für<br />

die Stabsstelle für Strategische Außenwirtschaft samt ihren volkswirtschaftlichen<br />

Prämissen wie folgt dar:<br />

Österreichs Außenwirtschaft (Warenexporte, Dienstleistungsexporte, ausländische<br />

Direktinvestitionen) ist im <strong>internationale</strong>n Vergleich hervorragend positioniert. Das<br />

Warenexportvolumen steigt weiter an – nach einem flacheren Wachstum 2003 prognostiziert<br />

das IHS für das Jahr 2004 einen Zuwachs von 5,1 %, und das bei einem<br />

EU-Durchschnitt von zuletzt minus 3 % und trotz weltweiter Konjunkturschwäche und<br />

starkem Euro gegenüber dem Dollar.<br />

Die Dienstleistungsexporte erreichten 2002 mit über 36 Mrd. Euro fast das halbe<br />

Niveau der Warenexporte; der österreichische Weltmarktanteil an den Dienstleistungsexporten<br />

ist mit über 2 % doppelt so hoch wie im Warenexportbereich – Österreich ist<br />

damit auf Platz 13 unter den Welt-Dienstleistungsexporteuren.<br />

Die Direktinvestitionsentwicklung erreichte 2002 mit ausländischen Direktinvestitionen<br />

von 6 Mrd. Euro und einem Plus von 71 % gegenüber dem Vorjahr den zweithöchsten<br />

je verzeichneten Wert, dies gegen <strong>internationale</strong>n Trend (laut UNCTAD-Studie<br />

Rückgang 25 %).<br />

Beim BIP-Anteil der Außenwirtschaft übertrifft Österreich mit rd. 53 % die meisten<br />

EU-Länder vergleichbarer Größe (Dänemark: 45 %, Finnland: 39 %, Portugal: 30 %,<br />

Schweden: 43 %). Nur Belgien (84 %), Irland (94 %) und die Niederlande (63 %)<br />

weisen noch höhere Werte auf.<br />

Ein Prozent Warenexportsteigerung bedeutet 10.000 neue Arbeitsplätze. Dienstleistungsexporte<br />

für 1.000 Euro ziehen Warenexporte für rund 7.000 Euro nach sich.<br />

Direktinvestitionen, sowohl aktiv als auch passiv, schaffen und sichern Arbeitsplätze<br />

sowohl in Österreich als auch im Ausland.<br />

Ziel muss es sein, diese Wettbewerbsposition der österreichischen Außenwirtschaft<br />

zu festigen und weiter auszubauen und die Internationalisierung der österreichischen<br />

Wirtschaft weiter voranzutreiben. Daher startete die österreichische Bundesregierung<br />

in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) die Internationalisierungs-<br />

226


Franz Ceska<br />

offensive. Diesen Prozess strategisch auszurichten, zu begleiten und, wo nötig, zu<br />

koordinieren, ist Aufgabe der Stabsstelle für Strategische Außenwirtschaft.<br />

10.1 Die Aufgaben der Stabsstelle<br />

Türöffnerfunktion:<br />

Als Anlaufstelle für außen<strong>wirtschafts</strong>orientierte Unternehmen wird die Stabsstelle<br />

österreichische Unternehmen für Exporte in Zielländer, in denen eine entsprechende<br />

<strong>politische</strong> Flankierung notwendig und sinnvoll ist, entsprechend unterstützen. Außen<strong>wirtschafts</strong>bezogene<br />

Unternehmensanliegen sollen in Kontakt mit den zuständigen<br />

<strong>politische</strong>n Entscheidungsträgern im Ausland und im Inland einer erfolgreichen Lösung<br />

zugeführt werden.<br />

Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik:<br />

Die Stabsstelle nützt Synergien mit bestehenden Institutionen wie der erfolgreichen<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation (AWO) der WKÖ und bietet ein ergänzendes Service<br />

an.<br />

Zielmarktdefinition:<br />

Potenzielle Zukunfts- und Wachstumsmärkte sollen definiert und ausgelotet werden,<br />

die Unternehmen sollen bei der Erschließung dieser Märkte begleitet werden. Dabei<br />

wird eine Bestandsaufnahme potenzieller Märkte durchzuführen und mit den Erwartungshaltungen<br />

der Unternehmen abzugleichen sein, um entsprechende Empfehlungen<br />

für Markterschließungsstrategien erarbeiten und zielgerichtete Instrumentarien<br />

anbieten zu können. In diesem Zusammenhang soll ein strategisches Programm für<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>missionen erstellt werden.<br />

Strategische Definition von Internationalisierungsmaßnahmen:<br />

Im Zuge der Ausgestaltung von Maßnahmen und Instrumenten der Internationalisierungsoffensive<br />

ist es Aufgabe der Stabsstelle, ein strategisches Konzept zu erstellen,<br />

das die <strong>politische</strong>n Zielsetzungen und die Interessen der Unternehmen strategisch<br />

bündelt, um auf der Grundlage eines breiten Dialogs mit möglichst allen Stakeholdern<br />

der österreichischen Außenwirtschaft ein optimales Design dieser Instrumentarien<br />

und ihren bestmöglichen Einsatz im Interesse der österreichischen Außenwirtschaft<br />

zu gewährleisten.<br />

227


10.2 „Go international“ –<br />

Die Internationalisierungsoffensive<br />

Die Internationalisierungsoffensive unter dem Titel „go international“ ist zwar als<br />

Nachfolgeprojekt der Exportoffensive anzusehen, unterscheidet sich jedoch allein in<br />

quantitativer Hinsicht nachhaltig von dieser: Für „go international“ werden allein an<br />

Bundesmitteln 50 Mio. Euro aufgewendet. Diese neue quantitative Dimension erfordert<br />

auch einen anderen qualitativen Zugang.<br />

10.2.1 „Go international“ – Hintergrund<br />

Dementsprechend waren für die strategische Entwicklung von Instrumenten im Rahmen<br />

von „go international“ folgende Überlegungen maßgeblich:<br />

• Drei-Säulen-Approach: Warenexporte, Dienstleistungsexporte und ausländische<br />

Direktinvestitionen, sowohl aktiv als auch passiv, bilden die drei Säulen der österreichischen<br />

Außenwirtschaft. Maßnahmen im Rahmen von „go international“<br />

müssen über den reinen Warenexport hinaus in allen drei Bereichen spürbar<br />

wirksam werden.<br />

• Stakeholder Value: Besonders wichtig erscheint es, Ideen und Interessen aller<br />

beteiligten Gruppen von Wirtschaft über Wirtschaftsforschung, Interessensvertretungen<br />

und öffentliche Verwaltung bestmöglich in den Prozess einzubringen.<br />

• Markterschließung: Alle Instrumente müssen letztlich zum Ziel haben, bestehende<br />

Marktzutrittshindernisse überwinden und Markterschließungskosten senken zu<br />

helfen.<br />

• Flexibilität: Die zu definierenden Maßnahmen müssen die erforderliche Flexibilität<br />

aufweisen, um<br />

• spezifische Stärken der österreichischen Außenwirtschaft (z.B. Marktanteil auf<br />

bestimmten Zielmärkten v.a. in Osteuropa, starke Stellung auf Nischenmärkten)<br />

zu unterstützen und strukturelle Schwächen (z.B. zuwenig Weltmarken,<br />

mangelnde Präsenz auf Hoffnungsmärkten) beseitigen zu helfen.<br />

• sowohl Kleinunternehmen, die erstmals in den Export gehen wollen, als auch<br />

Exportprofis, die neue Märkte erschließen wollen, entsprechend Unterstützung<br />

anbieten zu können.<br />

• für Zielmärkte mit besonderem Potenzial länder- oder regionenspezifische<br />

Maßnahmenpakete anbieten zu können.<br />

• Hebelwirkung: Die Maßnahmen sind so angelegt, dass sie über ihren eigentlichen<br />

Wirkungsbereich hinaus Folgewirkungen für die österreichische Wirtschaft haben,<br />

welche die eingesetzten Mittel weiter verstärken. Statt Einmaleffekten sollen<br />

228


Franz Ceska<br />

vielschichtige außenwirtschaftliche Effekte auch struktureller Natur generiert werden.<br />

• Nachhaltigkeit: Die Wirkung der Instrumentarien der Internationalisierungsoffensive<br />

soll nicht kurzfristig und punktuell, sondern nachhaltig, langfristig und weiterwirkend<br />

sein, so dass sie in Verbindung mit der erhofften Hebelwirkung für die österreichische<br />

Volkswirtschaft von dauerhaftem Nutzen ist.<br />

• Strukturelle Wirkung: Es geht beim Instrumentarium der Internationalisierungsoffensive,<br />

so wie es als Ergebnis des breiten Dialoges und insbesondere der<br />

Verhandlungen mit der WKÖ formuliert wurde, nicht um punktuelle Projektförderungen,<br />

sondern um Maßnahmen mit weitreichenden Struktureffekten. Demgemäß<br />

wurde insbesondere auch auf Aus- und Weiterbildung größter Wert gelegt.<br />

• Prinzip der Kofinanzierung: Österreichische Unternehmen, welche ihre außenwirtschaftlichen<br />

Aktivitäten, Exporte oder Direktinvestitionen beginnen oder weiterentwickeln<br />

wollen, werden in diesem Bemühen durch Kofinanzierung unterstützt,<br />

müssen allerdings Eigenmittel einbringen und somit einen Teil des Risikos übernehmen.<br />

Dies ist nach Auffassung der Stabsstelle eine Grundvoraussetzung dafür,<br />

dass wohlüberlegte und chancenreiche außenwirtschaftliche Aktivitäten zustande<br />

kommen.<br />

10.2.2 Strategiefelder von „go international“<br />

Die Maßnahmen von „go international“ umfassen im Wesentlichen vier Strategiefelder.<br />

Wirksame Unterstützung von Unternehmen bei Marktzugang und Markterschließung:<br />

• Durch spezielle Incentives für Erstexporteure, die in einem dreistufigen Prozess<br />

begleitet werden: Branchenfokussierte Marktinformationsveranstaltungen im Inland<br />

werden durch gezielte Geschäftsanbahnungsmissionen im Ausland ergänzt<br />

und durch unternehmensspezifische Beratungsleistungen im Zielland komplettiert.<br />

(Siehe dazu auch Kapitel 12)<br />

• Durch Senkung der Markterschließungskosten für alle Unternehmen durch Kofinanzierung<br />

unternehmens- und sektorspezifischer Markterschließungsstudien<br />

und die Sicherung eines effizienten und international kompetitiven Exportfinanzierungssystems<br />

ebenso wie etwa die Fertigstellung einer Business to Business<br />

(B2B)-Plattform als unmittelbare Geschäftsanbahnungsdrehscheibe.<br />

• Durch branchenspezifische Komplettpakete für Zielmärkte mit besonderem Potenzial:<br />

„Go international“ enthält mehrere solche für Branchen und Zielmärkte<br />

maßgeschneiderte Full Service-Angebote; im Quick-Start-Package ist etwa be-<br />

229


eits ein „Aktionsschwerpunkt Infrastruktur- und Umwelttechnologie für Ost- und<br />

Südosteuropa“ verwirklicht. Dies umfasst sektorspezifische Markterschließungsstudien,<br />

Informationsveranstaltungen im Inland und B2B-Veranstaltungen in den<br />

Zielländern, abgerundet durch eine Kommunikationsstrategie und Betreuung durch<br />

Branchenkoordinatoren und Key Accountants im Zielland.<br />

• Durch spezielle Schwerpunkte in den Bereichen Dienstleistungsexport und Direktinvestitionen.<br />

Intelligente Strategien zur Geschäftsanbahnung:<br />

• Messebeteiligungen werden neu strukturiert. Eine regionenspezifische Staffelung<br />

der Kofinanzierung stellt sicher, dass dieses Instrument vermehrt zur Bearbeitung<br />

neuer Märkte eingesetzt werden wird.<br />

• Verstärkung alternativer Strategien und Vorfeldmaßnahmen zur Geschäftsanbahnung.<br />

So werden die Teilnahme österreichischer Unternehmen an wissenschaftlichen<br />

Fachkongressen und Symposien unterstützt und die Kooperation mit<br />

<strong>internationale</strong>n Forschungseinrichtungen und multilateralen Entwicklungsbanken<br />

mit Blick auf Auftragsakquisitionen verstärkt. Besonders aktuelle Schwerpunkte<br />

sind Kyoto und Projekte mit wirtschaftlichem Schwerpunkt im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Maßnahmen im Bereich Human Resources und Know-how:<br />

• Unterstützung innerbetrieblicher Weiterbildungsprogramme mit außenwirtschaftlichem<br />

Schwerpunkt ebenso wie die Inanspruchnahme externen Know-hows, sei<br />

es individuelle Exportberatung im Inland oder Export-Coaching im Ausland, da<br />

außenwirtschaftliche Kompetenz ein ebenso entscheidender Erfolgs- wie Kostenfaktor<br />

für Unternehmen ist. Export Angels werden Unternehmen bei ihren ersten<br />

Internationalisierungsschritten begleiten.<br />

• Internationale Vermarktung von Forschungsergebnissen und Produktinnovationen<br />

als eigener Schwerpunkt.<br />

Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Rahmenbedingungen:<br />

• Absatz-, Image- und Standortförderungsmaßnahmen im Ausland, jedoch auch eine<br />

umfassende Aufbereitung und Darstellung aller außenwirtschaftlich relevanten<br />

Informationen und eine professionelle, effiziente Begleitung der Unternehmen<br />

durch Marketingkleinbüros in Hoffnungsmärkten sowie verbesserter Zugang zu<br />

Aufträgen aus EU-Projekten durch Informationsvernetzung und Aufstockung des<br />

nationalen Kofinanzierungsanteils.<br />

230


10.2.3 Die Umsetzung<br />

Franz Ceska<br />

Finanzierung und Konstituierung<br />

Da die Bundesmittel für „go international“ im Doppelbudget der Jahre 2003 und 2004<br />

mit jeweils 25 Mio. Euro angesetzt waren, war die vordringliche Aufgabe der Stabsstelle<br />

im Jahre 2003 die Erarbeitung – auf der Grundlage eines breiten Dialogs mit<br />

allen Stakeholdern – eines Instrumentariums zum optimalen Einsatz der vorhandenen<br />

finanziellen Mittel.<br />

Eile war geboten: Das Doppelbudget wurde im Frühsommer 2003 vom Parlament beschlossen.<br />

Aus finanztechnischen und budgetären Gründen musste jedenfalls noch im<br />

Jahre 2003 mit der Umsetzung der Maßnahmen begonnen werden, welche im Sommer<br />

2003 definiert worden waren. Dementsprechend führte die Stabsstelle mit zahlreichen<br />

<strong>politische</strong>n Entscheidungsträgern, angefangen vom Bundespräsidenten über den Präsidenten<br />

und die Vizepräsidenten des Nationalrates, die Ressortchefs und Spitzenbeamten<br />

der für die Außenwirtschaft besonders relevanten Ministerien, insbesondere dem<br />

Bundesminister und dem Staatssekretär für Finanzen, der Bundesministerin für auswärtige<br />

Angelegenheiten, den Bundesministern für Inneres, für Justiz etc. ausführliche<br />

Gespräche. Besonders intensiv gestaltet sich der laufende Dialog mit der WKÖ, vor allem<br />

deren Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation, der Oesterreichischen Kontrollbank AG (OeKB),<br />

der Industriellenvereinigung (IV) und der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH<br />

(AWS). Ausführliche Kontakte mit den für die österreichischen Unternehmen in der Regel<br />

ersten Anlaufstellen für außenwirtschaftliche Aktivitäten, den Banken, erwiesen sich als<br />

besonders wichtig und fruchtbar. Strukturierte Gespräche mit den Landeshauptleuten<br />

und Wirtschaftsressortchefs der Bundesländer Wien, Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich,<br />

denen Gespräche mit den übrigen Bundesländern folgen werden, lieferten<br />

bedeutende Informationen über die außenwirtschaftlichen Instrumentarien der Länder,<br />

wodurch bei der Gestaltung des Maßnahmenpakets von „go international“ einerseits<br />

Doppelgleisigkeiten vermieden und andererseits sinnvolle komplementäre Maßnahmen<br />

definiert werden konnten. Am 3. Juli 2003 und auch am 16. Dezember 2003 veranstaltete<br />

die Stabsstelle im BMWA Workshops, zu denen neben den oben erwähnten<br />

Stellen auch außenwirtschaftlich besonders aktive und erfahrene Unternehmen sowie<br />

Wirtschaftsforschungsinstitute eingeladen wurden.<br />

Maßnahmen im Jahre 2003<br />

Diese intensiven Konsultationen bildeten gemeinsam mit dem Fundus an Expertise<br />

des BMWA die Grundlage für die Erarbeitung des Maßnahmenpaketes von „Go International“,<br />

von dem ein Teilpaket, das sogenannte „Quick-Start-Package“ am 8. September<br />

2003 vom Herrn Bundeskanzler, Herrn Bundesminister Bartenstein und Herrn<br />

231


Präsidenten Leitl der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Dieses Quick-Start-Package<br />

umfasst Maßnahmen im Ausmaß von etwa 17 Mio. Euro.<br />

Die Instrumente zur Unterstützung der österreichischen Außenwirtschaft in diesem<br />

Paket mussten mehrere Kriterien erfüllen:<br />

• Die Maßnahmen mussten rasch anwendbar sein, da noch im Jahre 2003 mit ihrer<br />

Umsetzung begonnen werden musste.<br />

• Es wurden nur Maßnahmen aufgenommen, die sich auch im Gesamtpaket wieder<br />

finden würden.<br />

• Daher mussten die Instrumente des Quick-Start-Package auch den oben angeführten<br />

Kriterien entsprechen.<br />

Wichtig ist ein geeignetes Informationskonzept, welches die interessierten beziehungsweise<br />

in Frage kommenden österreichischen Unternehmen auf die Möglichkeiten und<br />

Instrumentarien von „go international“ aufmerksam macht. Dazu war es und ist es einerseits<br />

erforderlich, das Quick-Start-Package – und in weiterer Folge das Gesamtpaket<br />

– durch das BMWA sowie durch die WKÖ im Internet zu präsentieren. Entscheidend<br />

ist jedoch eine Kommunikationsstrategie, welche aktiv auf die Unternehmen zugeht<br />

und sie veranlasst, sich konkret des angebotenen Instrumentariums zu bedienen.<br />

Dem Zweck der Information dienten auch Vorträge der Stabsstelle gemeinsam mit<br />

Referenten der WKÖ, vor Landeskammern, regionalen Unternehmerverbänden und<br />

diversen anderen Wirtschaftsforen.<br />

Das Gesamtpaket der Internationalisierungsoffensive wurde nach dem bereits oben<br />

erwähnten abschließenden Workshop noch im Dezember 2003 fertig gestellt und<br />

von Herrn Bundesminister Bartenstein sowie dem Präsidenten der WKÖ, Dr. Leitl, in<br />

einer Pressekonferenz am 2. Februar 2004 präsentiert. Unter Einschluss des Quick-<br />

Start-Package stehen für die Maßnahmen des Gesamtpakets insgesamt 100 Mio.<br />

Euro zur Verfügung – 50 Mio. Euro Bundesmittel und 50 Mio. Euro aus den laufenden<br />

Initiativen der WKÖ.<br />

10.3 Ausblick<br />

Um ihrer Aufgabe der Erstellung einer Zielmarktdefinition nachzukommen, führt die<br />

Stabsstelle umfangreiche Vorarbeiten durch, die es ihr ermöglichen sollen, Prioritäten<br />

bei der Definition außenwirtschaftlich besonders bedeutsamer Regionen und Länder<br />

zu erstellen, in denen besondere Bemühungen, auch <strong>politische</strong>r Natur, sinnvoll<br />

erscheinen, um das noch unausgeschöpfte Potenzial dieser Märkte für Österreichs<br />

Außenwirtschaft zu nutzen. So werden, in intensiver Zusammenarbeit mit dem Netz<br />

der österreichischen Botschaften und den Außenhandelsdelegationen, das Potenzial,<br />

232


Franz Ceska<br />

die <strong>politische</strong>n und rechtlichen Rahmenbedingungen, die wirtschaftliche Präsenz<br />

vergleichbarer EU-Staaten in diesen Ländern und Ähnliches erhoben.<br />

Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang eine Studie des Österreichischen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) im Auftrag der OeKB im Namen<br />

des Bundesministeriums für Finanzen betreffend interessante Absatzmärkte und<br />

Exportpotenziale für die österreichische Industrie, welche der Stabsstelle für ihre<br />

Zielmarktdefinition zur Verfügung steht.<br />

Bei der schwierigen Aufgabe, sinnvolle Prioritäten bezüglich Marktpotenziale vorzuschlagen,<br />

wird einerseits auf die kurz- und mittelfristigen Wünsche der österreichischen<br />

außenwirtschaftlich interessierten Unternehmen, gleichzeitig aber auch auf die langfristigen<br />

Potenziale künftiger Wachstumsmärkte einzugehen sein.<br />

Die laufende <strong>politische</strong> Unterstützung konkreter österreichischer Unternehmensanliegen<br />

im Ausland ist eine Aufgabe der Stabsstelle, welche von österreichischen Firmen<br />

zunehmend in Anspruch genommen wird. Die Stabsstelle arbeitet hier direkt und<br />

unbürokratisch mit dem weltweiten Netzwerk, vor allem den österreichischen Botschaften<br />

und Handelsdelegationen zusammen. Sie führt aber auch direkte Interventionen<br />

zugunsten der österreichischen Wirtschaft durch, wie dies zum Beispiel im Rahmen<br />

des offiziellen Besuches des Präsidenten des österreichischen Nationalrates, Univ.<br />

Prof. Dr. Andreas Khol in Syrien und Saudi Arabien der Fall war, welcher zu diesem<br />

Zweck von mir als Leiter der Stabsstelle begleitet wurde. Ebenfalls beispielhafte Erwähnung<br />

finden soll in diesem Zusammenhang ein bilateraler Besuch der Stabsstelle<br />

in Kasachstan, wo neben <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n Gesprächen unter anderem mit dem<br />

Premierminister und dem Außenminister die Möglichkeit einer Wiederaufnahme der<br />

Flugverbindungen durch die AUA erläutert wurde.<br />

Zusammenfassend lassen sich die wesentlichen Aufgaben der Stabsstelle für das<br />

Jahr 2004 wie folgt resümieren:<br />

• Umsetzung und strategische Begleitung des Maßnahmenpakets von „Go International“,<br />

• Erarbeitung der Zielmarktdefinition prioritärer potenzieller Märkte und entsprechende<br />

Erstellung eines strategisch außenwirtschaftlich relevanten Besuchsprogramms<br />

im Ausland sowie<br />

• laufende, sich verstärkende Betreuung österreichischer Unternehmen auf Auslandsmärkten,<br />

wo eine <strong>politische</strong> Begleitung sinnvoll ist.<br />

Anmerkungen<br />

* Botschafter Dr. Franz Ceska, ehemaliger Generalsekretär der Industriellenvereinigung, ist<br />

Sonderbeauftragter des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit und Leiter der Stabsstelle<br />

für Strategische Außenwirtschaft.<br />

233


11 AUSSENHANDELSSTRUKTUR DER<br />

ÖSTERREICHISCHEN INDUSTRIE<br />

Yvonne Wolfmayr*<br />

11.1 Einleitung<br />

Das Spezialisierungsmuster im <strong>internationale</strong>n Handel ist ein Spiegel des technologischen<br />

Entwicklungsstandes eines Landes. Unterschiede im technologischen Profil<br />

einzelner Länder begründen nationale Wettbewerbsvorteile und haben damit unmittelbare<br />

Auswirkungen auf die erzielbaren Einkommen einer Volkswirtschaft. Die<br />

Beobachtung von Spezialisierungsmustern im <strong>internationale</strong>n Handel liefert damit<br />

einen wichtigen Befund über die <strong>internationale</strong> Wettbewerbsfähigkeit und ökonomische<br />

Leistungsfähigkeit eines Landes. Peneder (2002) weist nach, dass zwischen<br />

den einzelnen Wirtschaftszweigen systematische Unterschiede sowohl in Bezug auf<br />

die Einkommenselastizität der Nachfrage und damit der durchschnittlichen Wachstumsperformance,<br />

die qualitative Differenzierbarkeit der angebotenen Waren als auch<br />

hinsichtlich der Arbeitsproduktivität bestehen. Für technologieorientierte, humankapital-<br />

und wissensintensive Industrien lässt sich ein überdurchschnittliches Wachstum<br />

der Arbeitsproduktivität beobachten. Weiters ist in Ländern mit überdurchschnittlich<br />

hohem Anteil von Industrien dieser Art das BIP-Wachstum pro Kopf höher.<br />

Seit den 1980er-Jahren deuten verschiedene Untersuchungen der strukturellen Position<br />

der österreichischen Industrie – des dem <strong>internationale</strong>n Wettbewerb am stärksten<br />

ausgesetzten Sektors – auf eine Reihe von Schwächezeichen bezüglich einer Spezialisierung<br />

auf moderne, wachstumsorientierte und technologisch anspruchsvolle<br />

Produktionszweige hin (Aiginger, 1987; Hutschenreiter - Peneder, 1997; Peneder,<br />

2002). Im Vergleich der Industrieländer sind die österreichischen Produktionsstrukturen<br />

von einer zu großen Spezialisierung auf Branchen mit mittlerem bis niedrigem<br />

Technologieniveau geprägt.<br />

Der folgende Beitrag setzt hier auf, beschreibt die Entwicklung seither und gibt einen<br />

neuerlichen Befund zur Brachenstruktur der österreichischen Industrie. Kapitel 11.2<br />

gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten theoretischen Ansätze zur Erklärung<br />

<strong>internationale</strong>r Spezialisierungsmuster in der Außenhandelsliteratur. Danach werden<br />

die methodischen Grundlagen zur Analyse des österreichischen Branchenprofils<br />

beschrieben. In Kapitel 11.4 werden die sektorale Position Österreichs sowie deren<br />

Veränderung im Zeitraum 1995 bis 2002 analysiert. Kapitel 11.5 beschreibt die besondere<br />

Rolle der Ostöffnung für den Strukturwandel. Kapitel 11.6 fasst zusammen<br />

und versucht Herausforderungen für die Strukturpolitik zu skizzieren.<br />

234


11.2 Theoretische Ansätze<br />

Yvonne Wolfmayr<br />

Die Außenhandelstheorie bietet unterschiedliche Ansätze zur Erklärung der Spezialisierungsmuster<br />

von Ländern im <strong>internationale</strong>n Handel.<br />

Die Traditionelle Außenhandelstheorie erklärt unterschiedliche Spezialisierungsmuster<br />

aus den spezifischen Standortvorteilen von Ländern, die zu Kostenvorteilen in der<br />

Produktion, den so genannten komparativen Vorteilen führen. Diese relativen Kostenvorteile<br />

können auf Unterschieden in den verfügbaren Technologien und somit der<br />

Arbeitsproduktivität (Ricardo-Modell) oder der Faktorausstattung (Heckscher-Ohlin-<br />

Modell) bzw. sektorspezifischen Produktionsfaktoren (Ricardo-Viner-Modell) beruhen.<br />

Jedes Land spezialisiert sich entsprechend seinen komparativen Vorteilen und importiert<br />

Waren, die es selbst teuer produzieren müsste. Dieser traditionelle Ansatz erklärt<br />

das Spezialisierungsmuster des inter-industriellen Handels.<br />

Im Gegensatz dazu erklärt die so genannte Neue Außenhandelstheorie im Wesentlichen<br />

das Phänomen des intra-industriellen Handels – des Handels zwischen Ländern<br />

ähnlicher Faktorausstattung mit differenzierten Gütern der gleichen Produktkategorie.<br />

Größenvorteile in der Produktion (economies of scale), Produktdifferenzierung und<br />

unvollkommener Wettbewerb sind die wesentlichen Elemente der Neuen Außenhandelstheorie.<br />

Durch Produktdifferenzierung versuchen die Unternehmen sich zum einen<br />

von den Konkurrenten zu unterscheiden, zum anderen den immer differenzierteren<br />

Geschmack der Konsumenten zu treffen, um so ihre Marktposition zu halten bzw.<br />

auszubauen. Größenvorteile in der Produktion der differenzierten Produkte begründen<br />

weitere Spezialisierungsvorteile durch <strong>internationale</strong> Arbeitsteilung: Jedes Land<br />

beschränkt sich auf die Herstellung und den Export einer begrenzten Zahl von Gütern<br />

in genügend großer Menge, während Konsumenten Größenvorteile in der Produktion<br />

anderer Länder über den Import von Waren nutzen. Das Spezialisierungsmuster ist<br />

in diesen Modellen zunächst unbestimmt und kann nur durch zusätzliche Annahmen<br />

erklärt werden. Diese Annahmen können – ähnlich zu den traditionellen Modellen<br />

– Unterschiede in den Produktionsbedingungen oder der Faktorausstattung betreffen,<br />

aber auch auf Unterschieden in den Nachfragebedingungen, <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n Eingriffen<br />

(Betriebsansiedlungen usw.) oder auch auf historischen Zufällen beruhen oder,<br />

wie in den so genannten Economic Geography-Modellen, auf der Existenz von Transportkosten<br />

im <strong>internationale</strong>n Handel. Wesentliches Merkmal dieser letztgenannten<br />

Modelle ist die Interaktion zwischen Skalenerträgen und den Transportkosten zwischen<br />

Ländern. Produktgruppen mit Größenvorteilen in der Produktion werden aufgrund der<br />

Transportkosten im Land mit dem größeren Heimmarkt (Heimmarkteffekt) produziert.<br />

Die Größe des Marktes wird damit zum entscheidenden Erklärungsfaktor für das Entstehen<br />

<strong>internationale</strong>n Handels und für Unterschiede in der Produktionsstruktur.<br />

235


Bis in die frühen 1980er-Jahre nahm das Heckscher-Ohlin-Modell, das von unterschiedlichen<br />

Faktorausstattungen von Ländern bei gegebener und identischer Technologie<br />

(Produktivität) ausgeht, den zentralen Platz in der Außenhandelstheorie ein. Erst mit<br />

der Formalisierung der Produktzyklustheorien von Vernon (1966) und Hirsch (1967) und<br />

dem Technologielückenmodell von Posner (1961) durch Krugman (1979) begann sich<br />

eine neue Generation von technologieorientierten Modellen zu entwickeln (Grossman,<br />

Helpman, 1991a, 1991b, 1991c). In gewisser Weise ist die Außenhandelstheorie damit<br />

wieder mehr zur ursprünglichen Ricardianischen Idee zurückgekehrt, die Handelsmuster<br />

vornehmlich durch Unterschiede in der Technologie der Länder begründet sieht.<br />

Während im Ricardo-Modell jedoch von exogen gegebenen, fixierten Unterschieden<br />

in der Produktivität von Ländern ausgegangen wird, ergeben sich diese in den neuen<br />

technologieorientierten Modellen endogen. Technologie wird nicht mehr als Teil<br />

der gegebenen Faktorausstattung eines Landes gesehen, sondern ist das Ergebnis<br />

von Innovationsprozessen, Entdeckung, des Lernens und der Imitation (man-made).<br />

F&E-Investitionen gewinnorientierter Unternehmen, die Innovationen hervorbringen,<br />

spielen in diesen Modellen die zentrale Rolle. Innovationen verändern ständig die<br />

Liste von Produkten oder Prozessen, bei denen innovierende Länder temporäre<br />

komparative Vorteile bilden. Nationale Vorteile weisen daher dynamische Eigenschaften<br />

auf. Sie sind aufgrund der <strong>internationale</strong>n Diffusion vormals exklusiven Wissens<br />

(Imitation) einem ständigen Produktzyklus unterworfen, bzw. einem kontinuierlichen<br />

Wettlauf um neue Innovationen (Qualitätsleiter). Konkrete Spezialisierungsmuster im<br />

Außenhandel folgen damit der ökonomischen Aneigenbarkeit von technologischem<br />

Wissen und werden letztlich durch die unterschiedliche Fähigkeit, selbst Innovation<br />

hervorzubringen, oder fremdes technologisches Wissen aufzunehmen, bestimmt.<br />

Spezialisierungsmuster hängen von der Geschwindigkeit der Innovationen in einem<br />

Land und der Geschwindigkeit mit der diese Innovationen in anderen Ländern imitiert<br />

werden ab. (Ausführlicher behandelt Wolfmayr-Schnitzer (1998, 1999) die theoretischen<br />

Grundlagen.)<br />

11.3 Methodische Grundlagen<br />

Aus den verschiedenen theoretischen Erklärungsansätzen heraus sind für Österreich<br />

vor allem bei technologie- und humankapitalintensiven sowie informations- und<br />

wissensintensiven Produkten Wettbewerbsvorteile zu erwarten. Gleichzeitig ist aber<br />

auch die Positionierung im Qualitätswettbewerb (Qualitätsleiter) entscheidend. Für ein<br />

Hochlohnland ist eine höhere Qualität der angebotenen Produkte im <strong>internationale</strong>n<br />

Wettbewerb eine der Voraussetzungen um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Aufsteigen<br />

in der Qualitätsleiter ist eine Alternative oder Ergänzung zu Produktivitätssteigerungen<br />

236


Yvonne Wolfmayr<br />

in der Industrie. Qualität und Profitabilität der Unternehmen stehen dabei in engem<br />

Zusammenhang: Höhere Qualität der Produkte senkt den Konkurrenzdruck und erhöht<br />

die Bereitschaft der Konsumenten mehr zu zahlen. In der Folge steigt die Profitabilität.<br />

In diesem Zusammenhang ist zu erwarten, dass gerade für Österreich die Ostöffnung<br />

Anfang der 1990er-Jahre von entscheidender Bedeutung war. Diese schuf neue Wettbewerber<br />

am internatonalen Markt, die zu bedeutend niedrigeren Kosten produzieren<br />

und drängte auch Österreich durch die intensivere Arbeitsteilung stärker in Produktionen,<br />

die humankapitalintensiv erzeugt werden und qualitativ höherwertig sind.<br />

Empirisch liegen die Grenzen einer sektoralen Analyse darin, dass die Sektoren sehr<br />

heterogen sind und es einzelnen Ländern gelingen könnte, sich innerhalb einzelner<br />

Sektoren auf hochwertige Produkte zu spezialisieren. Sektorale Aussagen sollten daher<br />

nicht ohne Beachtung der im Produktionsprozess verwendeten Technologien und<br />

nicht ohne Daten über den Verarbeitungsgrad einzelner Sparten innerhalb des Sektors<br />

gemacht werden. Methodisch wird daher auf Industrietaxonomien zurückgegriffen, die<br />

vom WIFO im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte entwickelt wurden (Peneder,<br />

2001; Wolfmayr-Schnitzer, 1998; Aiginger, 2000). Die dort entwickelten Taxonomien<br />

sind ein kohärentes Instrument zur Untersuchung einzelner Wirtschaftsbereiche im<br />

Hinblick auf immaterielle und qualitative Wettbewerbsvorteile. Alle nach der NACE-<br />

Güterklassifikation erfassten Wirtschaftsbereiche der Sachgütererzeugung werden auf<br />

niedrigem Aggregationsniveau (NACE 3-Steller- Ebene) mittels statistischer Clusteranalyse<br />

nach vier unterschiedlichen Kriterien eingeteilt (siehe Tabelle 11.1).<br />

Die ersten drei Kriterien stützen sich auf die im Produktionsprozess verwendeten<br />

Faktorinputs. Das erste Kriterium vergleicht dabei die Zusammensetzung der eingesetzten<br />

Produktionsfaktoren im Produktionsprozess der einzelnen Wirtschaftszweige<br />

und unterscheidet zwischen fünf Industrietypen: traditionelle Sachgüterproduktion,<br />

arbeitsintensive, kapitalintensive, marketingorientierte und technologieorientierte<br />

Industrien. Das zweite Kriterium unterscheidet zwischen der Qualifikationsstruktur<br />

der Arbeitsnachfrage einzelner Branchen. Das dritte Kriterium bezieht sich auf die<br />

nachgefragten Vorleistungen (informations- und wissensintensive Dienstleistungen,<br />

Einzelhandels- und Werbedienstleistungen, Transportdienstleistungen und andere<br />

Industrien).<br />

Das vierte Kriterium klassifiziert Industrien nach der unterschiedlichen Rolle der Qualität,<br />

von den im <strong>internationale</strong>n Wettbewerb angebotenen Produkten. Die Typologie<br />

ergibt sich dabei aus folgenden Überlegungen. Eine hohe Qualität der Güter erlaubt<br />

höhere Preise ohne dabei Marktanteile zu verlieren. Je höher demnach die Rolle von<br />

Qualität im <strong>internationale</strong>n Wettbewerb, desto höher die erzielten Preise einer Branche<br />

bei gleichzeitig hohen Verkaufsmengen. 1 Qualität ist dabei ein komplexer Begriff, zu<br />

dem alle Charakteristika eines Produktes gezählt werden können, die einen zusätz-<br />

237


Taxonomien der Sachgüterproduktion Tab. 11.1<br />

Taxonomie I: Kombination des Faktoreinsatzes<br />

238<br />

Traditionelle Sachgüterproduktion<br />

Arbeitsintensive Industrien<br />

Kapitalintensive Industrien<br />

Marketingorientierte Industrien<br />

Technologieorientierte Industrien<br />

Taxonomie II: Voraussetzungen an das nachgefragte Humankapital<br />

Industrien mit vornehmlich niedriger Qualifikation<br />

Industrien mit vornehmlich mittlerer Qualifikation (Arbeiter)<br />

Industrien mit vornehmlich mittlerer Qualifikation (Angestellte)<br />

Industrien mit vornehmlich hoher Qualifikation<br />

Taxonomie III: Nachgefragte Vorleistungen<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach wissensintensiven Dienstleistungen<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach Marketing und Handel<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach Transportdienstleistungen<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach Sonstigem<br />

Taxonomie IV: Qualitätswettbewerb, “RQE” (revealed quality elasticity)<br />

Industrien mit hoher RQE<br />

Industrien mit mittlerer RQE<br />

Industrien mit niedriger RQE<br />

Quelle: Peneder (2001) und Aiginger (2000).<br />

lichen Wert beim Konsumenten erzeugen. Diese Charakteristika können messbar<br />

sein, wie Geschwindigkeit, Größe, Haltbarkeit, Kapazität, oder intangibel sein, wie<br />

Zuverlässigkeit, Design, „good will“ und Vertrauen. Qualität kann sich auch in flexibler<br />

Nutzbarkeit und Einsetzbarkeit des Produktes oder Garantien usw. begründen. Zu<br />

einer Verbesserung der Qualität kann es durch mehr Forschung und Entwicklung,<br />

durch den Einsatz höher qualifizierten Personals, durch technologisch anspruchsvollere<br />

materielle Inputs oder auch durch verbesserte organisatorische Strukturen auf<br />

Unternehmensebene kommen. Die einzelnen Wirtschaftsbereiche unterscheiden sich<br />

in der qualitativen Differenzierbarkeit der angebotenen Güter.<br />

Basierend auf diesen Überlegungen werden die verschiedenen Industriesektoren in<br />

drei Klassen eingeteilt, die Unterschiede in der qualitativen Differenzierbarkeit und der<br />

sich daraus ergebenden unterschiedlichen Intensität und Rolle von Qualitätswettbewerb<br />

widerspiegeln (revealed quality elasticity - RQE).


Yvonne Wolfmayr<br />

Nach diesem Konzept würde ein positiver Strukturwandel im Sinne eines Aufsteigens<br />

in der Qualitätsleiter einen Übergang zu anderen – qualitätsorientierteren – Industrien<br />

bedeuten (inter-industrieller Strukturwandel). Eine alternative Strategie für Unternehmen<br />

ist, sich auf das höchste Qualitätssegment bzw. Preissegment einer spezifischen<br />

Industrie zu spezialisieren (intra-industrieller Strukturwandel). Ein Indikator,<br />

der diesen Aspekt teilweise widerspiegeln kann, ist der Unit Value der Exporte (Erlös<br />

je Werteinheit).<br />

Die Analyse auf Basis dieser Taxonomien erfolgt mittels folgender Indikatoren:<br />

• Exportspezialisierung: Anteil der Exporte eines Branchentyps am gesamten Industriewarenexport;<br />

• RCA-Werte (revealed comparative advantage): Verhältnis der Exporte zu den<br />

Importen einer spezifischen Produktgruppe in Relation zum Verhältnis der Exporte<br />

und Importe im gesamten Industriewarenhandel; 2<br />

• Marktanteil: Anteil der österreichischen Exporte an den EU-Exporten;<br />

• Unit Values: Erlöse je Mengeneinheit.<br />

11.4 Branchenprofil des österreichischen<br />

Außenhandels<br />

11.4.1 Exportspezialisierung<br />

Vergleicht man die österreichische Exportstruktur nach den unterschiedlichen Branchentypen<br />

in Tabelle 11.2 mit jener der EU, zeigt sich auch für 2002 im Export ein<br />

höherer Anteil von Waren der traditionellen Sachgüterproduktion von mittlerem bis<br />

niedrigem Technologieniveau sowie arbeitsintensiver Branchen (26,5 % gegenüber<br />

21,7 % bzw. 14 % gegenüber 10,4 %) dem ein markant niedrigerer Anteil in der Gruppe<br />

technologieorientierter Branchen (30,4 % gegenüber 38,5 %) gegenübersteht.<br />

Auch bei einem Vergleich nach Qualifikationstypen ist in der österreichischen Exportindustrie<br />

die Spezialisierung auf Industrien mit einem hohen Anteil von mittelqualifizierten<br />

Arbeitern ausgeprägter als im EU-Durchschnitt, während der Exportanteil von<br />

Branchen mit großem Anteil hochqualifizierter Beschäftigter (20,8 %) geringer als in<br />

der EU (25,1 %) ist.<br />

Die Taxonomie der Branchen nach Art der nachgefragten Vorleistungen vermittelt<br />

das gleiche Bild. Einem zum EU-Durchschnitt relativ geringeren Exportanteil von<br />

Bereichen mit hoher Nachfrage nach wissensintensiven Dienstleistungen (15,9 %<br />

vs. 21,4 %) steht ein relativ höherer Anteil von Branchen mit großer Nachfrage nach<br />

Transportdienstleistungen (23,9 % vs. 17,5 %) gegenüber.<br />

239


Exportspezialisierung Österreichs und der EU, Branchentypen und Regionen, 2002 Tab. 11.2<br />

Österreich EU<br />

240<br />

Extra-EU<br />

Intra-<br />

EU<br />

Extra-EU Welt<br />

Intra-<br />

EU<br />

Welt<br />

Sonstige<br />

Länder<br />

Oststaaten<br />

OECD-<br />

Übersee<br />

Insgesamt<br />

Sonstige<br />

Länder<br />

Oststaaten<br />

OECD-<br />

Übersee<br />

Insgesamt<br />

Anteile am Industriewarenexport in % Anteile am Industriewarenexport in %<br />

Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Traditionelle Sachgüterproduktion 26,5 23,5 31,3 27,6 31,6 32,8 21,7 20,0 24,2 17,9 29,9 26,3<br />

Arbeitsintensive Industrien 14,0 14,9 12,5 12,8 12,5 12,5 10,4 9,2 12,1 10,3 13,2 12,9<br />

Kapitalintensive Industrien 17,2 20,1 12,7 9,9 13,8 12,9 16,6 18,1 14,2 14,2 14,2 14,3<br />

Marketingorientierte Industrien 11,9 12,1 11,5 10,3 14,3 9,0 12,9 14,1 11,2 10,5 12,6 11,1<br />

Technologieorientierte Industrien 30,4 29,4 31,9 39,4 27,9 32,7 38,5 38,6 38,3 47,2 30,1 35,5<br />

Industrien mit vornehmlich<br />

niedriger Qualifikation 23,6 24,7 22,0 13,6 25,4 22,4 23,4 25,5 20,2 16,4 27,1 20,1<br />

mittlerer Qualifikation (Arbeiter) 28,5 32,2 22,7 33,9 21,6 18,2 22,3 23,1 21,0 23,8 21,6 18,8<br />

mittlerer Qualifikation (Angestellte) 27,1 26,8 27,5 20,2 33,1 24,6 29,2 28,9 29,7 27,3 29,3 31,5<br />

hoher Qualifikation 20,8 16,4 27,8 32,3 19,8 34,8 25,1 22,6 29,0 32,5 21,9 29,5<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach<br />

wissensintensiven Dienstleistungen 15,9 15,0 17,2 15,9 15,4 20,0 21,4 19,7 23,9 28,6 14,1 24,5<br />

Marketing und Handel 27,9 24,6 33,1 37,1 29,2 35,6 29,1 27,4 31,7 31,8 28,8 32,8<br />

Transportdienstleistungen 23,9 24,4 23,1 17,4 25,5 23,3 17,5 19,2 14,9 10,9 20,0 15,6<br />

Sonstigem 32,3 36,0 26,6 29,6 29,9 21,2 32,0 33,6 29,5 28,8 37,2 27,0<br />

Industrien mit<br />

hoher RQE 46,6 45,8 47,9 56,6 41,3 51,3 50,9 48,1 55,3 61,9 49,9 52,9<br />

mittlerer RQE 25,2 25,0 25,5 18,0 31,2 22,8 24,8 25,9 23,3 18,3 27,7 24,9<br />

niedriger RQE 28,2 29,2 26,5 25,4 27,5 25,9 24,2 26,0 21,5 19,9 22,5 22,1<br />

Quelle: WIFO, COMEXT, Klassifikation nach Peneder (2001) und Aiginger (2000).


Yvonne Wolfmayr<br />

Anteil anspruchsvoller Produktgruppen am Industrie- Abb. 11.1<br />

warenexport, Österreich und EU im Vergleich, 2002<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

A<br />

Österreich<br />

EU<br />

Qelle: WIFO, COMEXT, Klassifikation nach Peneder (2001) und Aiginger (2000).<br />

B<br />

A Technologieorientierte Industrien<br />

B Industrien mit vornehmlich hoher Qualifikation<br />

C Industrien mit hoher Nachfrage nach wissensintensiven Dienstleistungen<br />

D Industrien mit hoher RQE<br />

Erfolgt eine Einteilung der Exportindustrien nach der unterschiedlichen Rolle von<br />

Qualitäts- und Preiswettbewerb in der Branche, so zeigt sich auch hier relativ zum<br />

EU-Durchschnitt eine stärkere Spezialisierung der österreichischen Industrie auf besonders<br />

preissensible Bereiche, jedoch eine geringere Ausprägung auf Industrien, in<br />

denen die Qualität der Produkte der dominante Wettbewerbsfaktor ist.<br />

Tabelle 11.3 zeigt den Anteil anspruchsvoller Produkttypen im österreichischen Export<br />

im Vergleich zu einzelnen EU-Ländern. Nur Griechenland und Portugal weisen in allen<br />

dieser Industrietypen niedrigere Anteile als Österreich auf, zum Teil auch Dänemark,<br />

Italien, Spanien sowie Finnland. Dominiert wird das Feld innerhalb der EU-Länder von<br />

Irland, Großbritannien, Frankreich und Deutschland.<br />

Wird die Exportstruktur Österreichs nach obigen Taxonomien auch nach einzelnen<br />

Regionen analysiert und mit dem EU-Durchschnitt verglichen, zeigen sich im Bild der<br />

österreichischen Strukturschwäche teilweise regionalspezifische Unterschiede. So ist in<br />

der Klassifikation der Industrien nach der Zusammensetzung der Produktionsfaktoren<br />

im Produktionsprozess die relativ starke Spezialisierung auf arbeitsintensive Bereiche<br />

C<br />

D<br />

241


Anteil anspruchsvoller Produktgruppen am Industriewarenexport,<br />

Österreich und EU-Länder im Vergleich, 2002<br />

242<br />

Technologieorientierte<br />

Industrien<br />

Industrien mit vornehmlich<br />

hoher<br />

Qualifikation<br />

Industrien mit hoher<br />

Nachfrage nach<br />

wissensintensiven<br />

Dienstleistungen<br />

Anteile am Industriewarenexport in %<br />

Tab. 11.3<br />

Industrien<br />

mit hoher RQE<br />

EU 38,5 25,1 21,4 50,9<br />

Österreich 30,4 20,8 15,9 46,6<br />

Belgien 36,2 21,7 17,8 49,9<br />

Dänemark 26,3 23,5 16,2 41,7<br />

Deutschland 40,1 24,4 19,9 55,5<br />

Finnland 29,9 13,3 29,4 38,3<br />

Frankreich 43,4 28,5 27,0 57,3<br />

Griechenland 12,9 11,0 13,8 37,9<br />

Großbritannien 50,5 30,5 31,1 54,4<br />

Irland 65,7 43,0 35,5 41,2<br />

Italien 18,4 24,9 12,9 50,6<br />

Luxemburg 36,8 25,5 10,5 28,7<br />

Niederlande 41,9 26,7 22,9 37,1<br />

Portugal 25,3 7,6 9,7 46,6<br />

Schweden 34,5 22,5 17,3 47,8<br />

Spanien 32,5 12,5 13,3 50,6<br />

Quelle: WIFO, COMEXT, Klassifikation nach Peneder (2001) und Aiginger (2000).<br />

im Vergleich mit dem EU-Durchschnitt im Intra-EU-Handel stärker ausgeprägt als im<br />

Extra-EU-Handel, wo Österreich mit einem hohen Anteil an Gütern der traditionellen<br />

Sachgüterindustrie vertreten ist. In einer weiteren regionalen Untergliederung des<br />

Extra-EU-Handels zeigt sich, dass das Strukturdefizit bezüglich einer im Vergleich<br />

zum EU-Durchschnitt zu geringen Spezialisierung auf technologisch anspruchsvolle<br />

Produktionszweige sowie solchen mit einer hohen Nachfrage nach wissensintensiven<br />

Dienstleistungen im Osthandel (und mit der Gruppe, die die restlichen Länder zusammenfasst)<br />

deutlich weniger ausgeprägt ist, als im Handel mit den OECD-Staaten in<br />

Übersee und im Intra-EU-Handel. Ein Ergebnis, das auf die Nachfragestruktur dieser<br />

Länder zurückzuführen ist. Die Importstruktur der osteuropäischen Länder ist weniger<br />

auf technologieorientierte und anspruchsvollere Industrien spezialisiert. Frühere<br />

Analysen bestätigen dies und haben zudem aufgezeigt, dass die Übereinstimmung<br />

der Warenstruktur der österreichischen Exporte mit jener der Importstruktur der Partnerländer<br />

für die osteuropäischen Staaten besonders hoch ist (Breuss et al., 1997;<br />

Stankovsky - Wolfmayr-Schnitzer, 2003). Das heißt aber nicht gleichzeitig, dass sich


Yvonne Wolfmayr<br />

durch den Osthandel ungünstige Strukturen verfestigt haben, der Einfluss war vielmehr<br />

positiv. Der Beitrag des Osthandels zum Strukturwandel wird im Kapitel 11.5<br />

näher analysiert.<br />

Wird indessen nach der Rolle der Qualität als Wettbewerbsfaktor differenziert, zeigt<br />

sich in Bezug auf Osteuropa der größte Unterschied zur EU im Exportanteil der stark<br />

qualitätsorientierten Industrien. Österreich spezialisiert sich in dieser Region deutlich<br />

weniger auf Produkte mit intensivem Qualitätswettbewerb als der Durchschnitt der<br />

EU-Länder (41,3 % gegenüber 49,9 %).<br />

Das Strukturdefizit Österreichs nach Qualifikationstypen ist im Extra-EU-Handel weniger<br />

ausgeprägt. Ähnlich wie im Intra-EU-Handel fällt beim Export in die OECD-<br />

Übersee der hohe Anteil österreichischer Exporte aus dem Bereich mittelqualifizierter<br />

Arbeiter auf. Industrien mit starker Nachfrage nach hochqualifiziertem Personal sind<br />

bei EU-Exporten und österreichischen Exporten in die OECD-Übersee gleich stark<br />

vertreten. Deutlich höher ist im EU-Export der Anteil der Branchen, die vorwiegend<br />

mittelqualifizierte Angestellte im Produktionsprozess einsetzen.<br />

11.4.2 Komparative Vorteile (RCA-Werte)<br />

Die Berechnung von RCA-Werten ermöglicht eine verdichtete Darstellung des Spezialisierungsprofils<br />

eines Landes und Rückschlüsse auf komparative Handelsvorteile,<br />

da die Export- und die Importseite gleichzeitig in die Analyse eingehen (vgl. Fußnote<br />

2). Sie verstärken das Bild der strukturellen Schwächen (Tabelle 11.4).<br />

Komparativen Vorteilen (positiven RCA-Werten) in der – vorwiegend auf mittlerer<br />

Technologie basierenden – traditionellen Sachgüterproduktion und in den arbeitsintensiven<br />

Branchen stehen komparative Nachteile in den restlichen Branchentypen,<br />

so insbesondere auch bei den Technologiebranchen, gegenüber. Im Vergleich dazu<br />

ergeben sich auch für die EU komparative Vorteile in der traditionellen Sachgüterproduktion<br />

und ein negativer RCA-Wert bei den Technologiebranchen, der jedoch weniger<br />

negativ als im österreichischen Ergebnis ist.<br />

Die restlichen Typologien ergeben ein ähnliches Bild. Komparative Nachteile im österreichischen<br />

Gesamtaußenhandel ergeben sich in den Industrien mit hoher Nachfrage<br />

nach wissensintensiven Dienstleistungen sowie in den eher dem Qualitätswettbewerb<br />

ausgesetzten Branchen. Nur in der Gliederung der Industrie nach Qualifikationstypen<br />

ergeben sich für Österreich auch komparative Vorteile in den Industriegruppen mit hohem<br />

Einsatz mittelqualifizierter Arbeiter und im Handel von Industrien mit einem hohen<br />

Anteil hochqualifizierten Personals. Für die EU insgesamt zeigt sich in der Analyse des<br />

Gesamthandels nach diesen Typologien dagegen ein recht positives Bild komparativer<br />

Vorteile in den Branchen mit hohem Einsatz hochqualifizierter Arbeitskräfte, wissen-<br />

243


Tab. 11.4<br />

RCA-Werte im Außenhandel mit Industriewaren nach Branchentypen und Regionen,<br />

Österreich und die EU im Vergleich, 2002<br />

Österreich EU<br />

244<br />

Extra-EU<br />

Intra-<br />

EU<br />

Extra-EU Welt<br />

Intra-<br />

EU<br />

Welt<br />

Sonstige<br />

Länder<br />

Oststaaten<br />

OECD-<br />

Übersee<br />

Insgesamt<br />

Sonstige<br />

Länder<br />

Oststaaten<br />

OECD-<br />

Übersee<br />

Insgesamt<br />

Traditionelle Sachgüterproduktion 0,119 -0,060 0,432 0,621 0,420 0,370 0,170 0,040 0,374 0,075 0,395 0,527<br />

Arbeitsintensive Industrien 0,022 0,160 -0,240 1,038 -0,576 -0,058 -0,086 0,108 -0,304 0,558 -0,636 -0,448<br />

Kapitalintensive Industrien -0,041 0,087 -0,281 -0,886 -0,219 0,024 -0,092 -0,102 -0,053 0,148 -0,428 -0,015<br />

Marketingorientierte Industrien -0,053 -0,138 0,210 1,235 0,400 -0,327 -0,044 -0,015 -0,088 0,504 0,293 -0,420<br />

Technologieorientierte Industrien -0,062 -0,021 -0,163 -0,307 -0,083 -0,175 -0,007 0,011 -0,038 -0,223 0,237 0,074<br />

Industrien mit vornehmlich<br />

niedriger Qualifikation -0,066 -0,093 0,045 0,648 0,070 -0,107 -0,104 0,003 -0,287 0,559 -0,237 -0,570<br />

mittlerer Qualifikation (Arbeiter) 0,098 0,203 -0,089 0,078 -0,332 0,277 0,027 -0,029 0,147 0,447 -0,362 0,183<br />

mittlerer Qualifikation (Angestellte) -0,093 -0,029 -0,229 -0,230 -0,129 -0,355 0,014 0,016 0,011 -0,226 0,195 0,115<br />

hoher Qualifikation 0,079 -0,152 0,352 -0,111 0,851 0,286 0,064 0,007 0,129 -0,237 0,740 0,357<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach<br />

wissensintensiven Dienstleistungen -0,113 0,007 -0,349 -0,698 -0,357 -0,169 0,033 0,055 -0,007 -0,266 0,269 0,200<br />

Marketing und Handel 0,031 -0,123 0,271 0,458 0,408 0,038 0,040 -0,010 0,108 0,058 0,338 0,085<br />

Transportdienstleistungen 0,194 0,164 0,288 0,705 0,139 0,421 -0,019 -0,004 -0,031 -0,036 -0,166 0,026<br />

Sonstigem -0,093 -0,015 -0,218 -0,194 -0,196 -0,236 -0,046 -0,021 -0,084 0,292 -0,195 -0,245<br />

Industrien mit<br />

hoher RQE -0,002 0,005 -0,029 -0,192 -0,022 0,047 0,085 -0,004 0,222 0,095 0,233 0,324<br />

mittlerer RQE -0,071 -0,119 0,039 -0,010 0,151 -0,087 -0,064 0,033 -0,218 -0,290 0,103 -0,284<br />

niedriger RQE 0,072 0,106 0,016 0,652 -0,117 -0,011 -0,098 -0,025 -0,222 0,026 -0,458 -0,256<br />

Quelle: WIFO, COMEXT, Klassifikation nach Peneder (2001) und Aiginger (2000).


Yvonne Wolfmayr<br />

sintensiver Dienstleistungen und den Qualitätsbranchen. Getrübt wird dieses Bild in<br />

einer Analyse der sektoralen Außenhandelsstrukturen auf regionaler Ebene, denn im<br />

Handel mit der OECD-Übersee ergeben sich auch für die EU deutlich negative RCA-<br />

Werte bei den technologie- und humankapitalintensiven Industrien. Auch für Österreich<br />

ergeben sich im Handel mit den Industriestaaten außerhalb Europas die deutlichsten<br />

Defizite in diesen wichtigen Branchen. Auch die sektorale Position Österreichs in den<br />

restlichen Ländern und den Oststaaten entspricht nicht ganz den Erwartungen. Als<br />

hoch entwickeltes Industrieland sollte Österreich gegenüber den meisten Ländern<br />

dieser Regionen Wettbewerbsvorteile (komparative Vorteile), vor allem bei den anspruchsvollen<br />

Produkten, aufweisen. Im Jahr 2002 war dies nicht mehr der Fall. Die<br />

komparativen Vorteile Österreichs verringerten sich auch in diesen Industriebereichen<br />

im Zuge des Aufholprozesses der Oststaaten stetig. Allerdings ist dies in Bezug auf<br />

Osteuropa vor allem eine Folge des stark gestiegenen Vorleistungsbezugs aus diesen<br />

Ländern zum Zwecke der Kostenreduktion und Wettbewerbssteigerung der heimischen<br />

Industrie (ausführlicher in Kapitel 11.5).<br />

11.4.3 Unit Values im Export<br />

Unit Values im Außenhandel (Exporterlös je Mengeneinheit) bzw. deren Änderung<br />

stellen wichtige Erfolgsindikatoren dar, die „Qualität“ der Exportwaren und auch Marktstärke<br />

des Exportlandes widerspiegeln. Bei hoch aggregierten Daten (z.B. Gesamtexport)<br />

zeigt allerdings der Unit Value nicht (nur) die „Qualität“ der Exportwaren bzw.<br />

die Position eines Landes in verschiedenen Preis-/Qualitätssegmenten an, sondern<br />

auch die sektorale Außenhandelsspezialisierung. Auch Änderungen der Unit Values<br />

im Zeitverlauf werden durch zahlreiche Faktoren – neben einer Veränderung der<br />

angebotenen Qualität – bestimmt: etwa durch die Entwicklung des Wechselkurses,<br />

die Konjunkturlage und durch Änderungen in der Exportstruktur. Eine ausführliche<br />

Darstellung der Unit Values als Qualitätsmaß bietet Aiginger (1997).<br />

Wie in Tabelle 11.5a und 11.5b ersichtlich, weisen insbesondere technologieorientierte<br />

Branchen sowie jene mit großem Anteil hochqualifizierter Arbeitskräfte die höchsten<br />

Unit Values auf. Österreichs Unit Value im gesamten Handel mit Industriewaren belief<br />

sich 2002 auf 2,19 Euro je kg. Mit diesem Wert erreicht Österreich im Vergleich zum<br />

EU-Durchschnitt ein relativ gutes Ergebnis. Der Durchschnittswert im EU-Außenhandel<br />

lag bei 2,70 Euro je kg. Deutliche Unterschiede in den Unit Values zwischen<br />

Österreich und der EU innerhalb der einzelnen Industrieklassen ergeben sich nur in<br />

der Klassifikation der Industrien nach dem Qualifikationsgrad der Beschäftigten, bei<br />

den restlichen Klassifikationen sind die Unterschiede auch innerhalb der einzelnen<br />

Klassen der jeweiligen Typologien weniger ausgeprägt. Ein Indiz, dass der Unter-<br />

245


schied im Export-Unit Value zwischen Österreich und der EU im Gesamthandel eher<br />

auf die relativ ungünstigere Warenstruktur zurückzuführen ist (technologisch weniger<br />

entwickelte und daher relativ billige Produkte haben im österreichischen Export ein<br />

größeres Gewicht als im Durchschnitt der EU), als auf unterschiedliche (geringere)<br />

Produktqualität innerhalb der einzelnen Technologieklassen.<br />

Zwischen 1995 und 2002 stiegen die Erlöse je Mengeneinheit der einzelnen Warengruppen<br />

umso stärker, je technologieintensiver und humankapitalintensiver diese<br />

erzeugt wurden. Dies ist ein weiterer Hinweis, dass der Spielraum für Qualitätssteigerungen<br />

bzw. Neuentwicklungen bei anspruchsvollen Produkttypen wesentlich größer<br />

ist. Die Unit Values dieser Produktkategorien sind in Österreich auch jeweils stärker<br />

als im Durchschnitt der EU angestiegen.<br />

Neben dem vorhin beschriebenen inter-sektoralen Wandel ist somit auch ein intrasektoraler<br />

Wandel zu höheren Qualitätsstufen, vor allem bei Produkten mittlerer und<br />

hoher Technologie sowie in den skill-intensiven Bereichen im Gang. Die im Vergleich<br />

zum EU-Durchschnitt deutlich niedrigere Veränderungsrate der österreichischen Unit<br />

Values im Gesamtexport (Österreich: 2,5 % gegenüber EU: 4 %) ist daher auch eher<br />

als Ergebnis der strukturellen Defizite in der sektoralen Struktur der österreichischen<br />

Exportindustrie (niedrigere Anteile bei technologieintensiven und skill-intensiven Warengruppen<br />

sowie bei Industrien mit Qualitätswettbewerb mit jeweils größeren Möglichkeiten<br />

qualitativer Differenzierbarkeit) gegenüber dem Durchschnitt aller EU-Länder<br />

zu sehen.<br />

11.4.4 Strukturwandel<br />

Im Zeitablauf zeigt sich für Österreich jedoch ein deutlich positiver Strukturwandel zugunsten<br />

höherwertiger, technologisch anspruchsvolleren und humankapitalintensiven<br />

Produkten, der sich in den Jahren 1995 bis 2002 weiter fortsetzte. Der Exportanteil<br />

dieser Produkte in Österreich hat etwas stärker zugenommen, als der EU-Anteil und<br />

hat somit die strukturelle Position in dieser Hinsicht verbessert. Der Strukturwandel<br />

in der österreichischen Exportindustrie geht insbesondere zu Lasten der traditionellen<br />

Sachgüterproduktion, aber auch der arbeitsintensiven und der kapitalintensiven<br />

Industrien (Tabelle 11.5a).<br />

Dieser positive Strukturwandel zeigt sich auch in der Analyse der restlichen Branchentypen.<br />

Im Vergleich zum Durchschnitt der EU fällt bei der Gliederung der Industrien<br />

nach Qualifikationstypen der Aufholprozess bei Industrien mit hohem Einsatz mittelqualifizierter<br />

Angestellter auf. In den Bereichen der Industrie mit einem hohen Anteil<br />

hochqualifizierter Arbeitnehmer vollzieht sich dieser Prozess schleppend und auch im<br />

Vergleich zur EU langsamer. Der Strukturwandel geht hier nur zu Lasten der Industrien<br />

246


Strukturwandel im Außenhandel mit Industriewaren,<br />

Österreich, 1995 und 2002<br />

Exportspezialisierung<br />

2002<br />

Anteile<br />

in %<br />

1995/<br />

2002<br />

Ø jährl.<br />

Veränderung<br />

in %<br />

RCA-Werte<br />

1995 2002 2002<br />

Export-Marktanteile<br />

Anteile<br />

am EU-<br />

Export<br />

in %<br />

1995/<br />

2002<br />

Ø jährl.<br />

Veränderung<br />

in %<br />

Yvonne Wolfmayr<br />

Tab. 11.5 a<br />

Export-Unit<br />

Values<br />

2002<br />

Euro je<br />

kg<br />

1995/<br />

2002<br />

Ø jährl.<br />

Veränderung<br />

in %<br />

Insgesamt 100,0 - - - 3,4 2,2 2,19 2,5<br />

Traditionelle Sachgüterproduktion 26,5 -2,4 0,197 0,119 4,1 1,1 3,94 3,9<br />

Arbeitsintensive Industrien 14,0 -2,0 0,059 0,022 4,5 1,9 1,23 0,4<br />

Kapitalintensive Industrien 17,2 -2,1 0,063 -0,041 3,5 2,2 0,86 0,1<br />

Marketingorientierte Industrien 11,9 0,2 -0,111 -0,053 3,1 4,3 1,99 -1,5<br />

Technologieorientierte Industrien 30,4 5,7 -0,271 -0,062 2,7 4,6 18,65 6,5<br />

Industrien mit vornehmlich<br />

niedriger Qualifikation 23,6 -3,1 0,025 -0,066 3,4 1,9 1,25 -0,1<br />

mittlerer Qualifikation (Arbeiter) 28,5 0,9 0,048 0,098 4,3 2,4 2,28 2,8<br />

mittlerer Qualifikation (Angestellte) 27,1 1,3 -0,093 -0,093 3,1 3,3 2,11 3,7<br />

hoher Qualifikation 20,8 1,1 0,022 0,079 2,8 1,4 14,89 5,0<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach<br />

wissensintensiven Dienstleistungen 15,9 4,9 -0,252 -0,113 2,5 5,4 3,27 4,7<br />

Marketing und Handel 27,9 1,6 -0,051 0,031 3,2 3,0 6,22 1,3<br />

Transportdienstleistungen 23,9 -3,7 0,321 0,194 4,6 0,7 0,79 -0,2<br />

Sonstigem 32,3 0,0 -0,117 -0,093 3,4 2,7 5,42 0,2<br />

Industrien mit<br />

hoher RQE 46,6 1,9 -0,047 -0,002 3,1 2,5 - -<br />

mittlerer RQE 25,2 -1,1 0,002 -0,071 3,4 1,9 - -<br />

niedriger RQE 28,2 -1,7 0,062 0,072 3,9 2,7 - -<br />

Quelle: WIFO, COMEXT, Klassifikation nach Peneder (2001) und Aiginger (2000).<br />

247


Strukturwandel im Außenhandel mit Industriewaren,<br />

EU, 1995 und 2002<br />

248<br />

Tab. 11.5 b<br />

Exportspezialisierung RCA-Werte Export-Unit Values<br />

2002<br />

Anteile<br />

in %<br />

1995/<br />

2002<br />

Ø jährl.<br />

Veränderung<br />

in %<br />

1995 2002 2002<br />

Euro je kg<br />

1995/<br />

2002<br />

Ø jährl.<br />

Veränderung<br />

in %<br />

Insgesamt 100,0 - - - 2,70 4,0<br />

Traditionelle Sachgüterproduktion 21,7 -1,3 0,186 0,170 4,05 1,4<br />

Arbeitsintensive Industrien 10,4 -1,7 -0,019 -0,086 2,85 1,2<br />

Kapitalintensive Industrien 16,6 -2,1 -0,147 -0,092 0,89 2,2<br />

Marketingorientierte Industrien 12,9 -1,8 -0,010 -0,044 1,77 3,0<br />

Technologieorientierte Industrien 38,5 3,3 -0,020 -0,007 18,20 4,5<br />

Industrien mit vornehmlich<br />

niedriger Qualifikation 23,4 -2,7 -0,088 -0,104 1,26 2,1<br />

mittlerer Qualifikation (Arbeiter) 22,3 0,8 0,069 0,027 4,41 2,4<br />

mittlerer Qualifikation (Angestellte) 29,2 0,3 -0,043 0,014 2,38 3,9<br />

hoher Qualifikation 25,1 1,9 0,118 0,064 21,47 4,1<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach<br />

wissensintensiven Dienstleistungen 21,4 1,8 -0,013 0,033 3,01 6,6<br />

Marketing und Handel 29,1 0,8 0,080 0,040 5,74 5,6<br />

Transportdienstleistungen 17,5 -2,3 -0,076 -0,019 0,94 1,4<br />

Sonstigem 32,0 -0,4 -0,007 -0,046 5,14 2,4<br />

Industrien mit<br />

hoher RQE 50,9 1,6 0,111 0,085 - -<br />

mittlerer RQE 24,8 -0,8 -0,059 -0,064 - -<br />

niedriger RQE 24,2 -2,2 -0,108 -0,098 - -<br />

Quelle: WIFO, COMEXT, Klassifikation nach Peneder (2001) und Aiginger (2000).


Yvonne Wolfmayr<br />

mit einem hohen Anteil niedrigqualifizierter Arbeitnehmer. Nur langsam und ohne den<br />

Rückstand zur EU aufzuholen, kommt auch der Strukturwandel hin zu Industrien mit<br />

starkem Qualitätswettbewerb voran.<br />

Zwei weitere Beobachtungen untermauern den Strukturwandel zugunsten anspruchsvoller<br />

Produkte und zeigen, dass dieser Wandel nicht ausschließlich von der größeren<br />

Wachstumsdynamik technologisch anspruchsvoller und wissensintensiver Waren<br />

getragen wird. Zum einen zeigt die Entwicklung der RCA-Werte, dass der Beitrag der<br />

technologieorientierten Industrien zum österreichischen Export rascher als ihr Beitrag<br />

zum Import wächst. Der RCA-Wert, als Maßzahl für den Grad der Außenhandelsspezialisierung,<br />

stieg entsprechend von -0,271 (1995) auf -0,062 (2002). Der RCA-Wert<br />

für Industrien mit hoher Nachfrage nach wissensintensiven Dienstleistungen verbesserte<br />

sich ebenfalls von -0,252 auf -0,113. Verbesserungen zeigen sich auch in den<br />

anspruchsvollen Produktgruppen der restlichen Typologien.<br />

Zum anderen zeigt sich auch, dass der Exportanteil technologisch anspruchsvoller<br />

Produkte in Österreich rascher als im Durchschnitt der EU wächst. Österreich verzeichnet<br />

daher im Außenhandel mit technologieintensiven Waren Marktanteilsgewinne<br />

von 4,6 %. 3 Der Marktanteil von Produktgruppen mit hohem Einsatz wissensintensiver<br />

Dienstleistungen verbesserte sich ebenfalls von 1,7 % auf 2,5 %. Verbesserungen<br />

des Marktanteils zeigen sich auch bei den anspruchsvolleren Produkten nach Qualifikationstypen<br />

und nach Wettbewerbstypen (Preis vs. Qualität), allerdings stiegen hier<br />

die Marktanteile von Produktgruppen, die hauptsächlich auf mittlere Qualifikationen<br />

basieren und von Industrien, die hauptsächlich dem Preiswettbewerb ausgesetzt sind<br />

etwas rascher.<br />

11.5 Die Bedeutung des Osthandels für den<br />

Strukturwandel<br />

In den 1990er-Jahren war es vor allem die Ostöffnung, die den Außenhandel Österreichs<br />

nachhaltig beeinflusste. Der Zuwachs bei den Ostexporten war in den 1990er-<br />

Jahren mehr als doppelt so hoch wie bei den Gesamtexporten. Die Ostexporte verdreifachten<br />

sich innerhalb dieser Zeitspanne und der Anteil der Oststaaten an den<br />

gesamten österreichischen Exporten stieg von 9,9% (im Jahr 1989) auf 17,7% (im<br />

Jahr 2002). Ausgelöst wurden die kräftigen Exportsteigerungen durch das Wachstum<br />

der Ostmärkte und die Wettbewerbsgewinne, die Österreich vor allem in den ersten<br />

Jahren nach der <strong>politische</strong>n Wende erzielte. Der Außenhandel mit den Oststaaten<br />

hat darüber hinaus maßgeblich zur Dämpfung des Defizits in der österreichischen<br />

Handelsbilanz beigetragen. Österreich erzielte 2002 gegenüber den Oststaaten einen<br />

249


Handelsbilanzüberschuss von mehr als 0,6 Mrd. Euro. Der österreichische Osthandel<br />

konzentriert sich dabei hauptsächlich auf die mehr oder weniger unmittelbaren Nachbarstaaten<br />

Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien, mit denen ungefähr<br />

zwei Drittel des österreichischen Osthandels abgewickelt werden.<br />

Auf der sektoralen Ebene zeigt sich, dass der Osthandel in den 1990er-Jahren den<br />

Strukturwandel, der in der österreichischen Industrie durch die Änderung verschiedener<br />

Rahmenbedingungen (Globalisierung, EU-Beitritt Österreichs, etc.) ausgelöst<br />

wurde, nicht verzögerte, sondern in eine strukturpolitisch wünschenswerte Richtung<br />

unterstützte. Branchengruppen, die in einer Integration zwischen Ländern mit unterschiedlichem<br />

Entwicklungsniveau Vorteile zu erwarten haben, haben sich besser durchgesetzt<br />

als jene, die in entwickelten Ländern komparative Standortvorteile an weniger<br />

entwickelte Beitrittsländer verlieren. Die WIFO-Industrietaxonomien können auch hier<br />

als Grundlage für die sektorale Wirkungsanalyse dienen. Dabei zeigt sich, dass vor<br />

allem Branchen benachteiligt (negative RCA-Werte) waren, in denen die Konkurrenz<br />

zumeist über den Preis entschieden wird, in denen geringe Ausbildungsansprüche<br />

für Arbeitskräfte bestehen sowie arbeits- oder kapitalintensive Produktionsverfahren<br />

eingesetzt werden. 4 Gewinner im Osthandel waren dagegen jene Branchen, die hohe<br />

bis höchste Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitskräfte stellen, bei denen<br />

die Produktqualität entscheidend ist und die stark technologieorientiert sind (Tabelle<br />

11.6). 5<br />

Allerdings haben sich die österreichischen Vorteile im Zuge des wirtschaftlichen Aufholprozesses<br />

der Oststaaten (insbesondere der fünf mittel- und osteuropäischen<br />

Staaten in unmittelbarer Nähe zu Österreich) etwas verringert. So stiegen in den letzten<br />

Jahren auch bei den begünstigten Branchentypen im österreichischen Außenhandel<br />

die Importe zumeist stärker als die Exporte und bewirkten so eine Verschlechterung<br />

der Handelsbilanzsalden und der RCA-Werte. Dies zeigt sich insbesondere in den<br />

Branchen mit großer Bedeutung des Qualitätswettbewerbs, bei technologieintensiven<br />

Industrien sowie Branchen mit hohem Einsatz wissensintensiver Dienstleistungen. Das<br />

ist wiederum vor allem eine Folge des gestiegenen Vorleistungsbezugs sowie einer<br />

weiter fortschreitenden vertikalen Arbeitsteilung mit diesen Staaten und ist gleichzeitig<br />

ein Indiz für einen weiteren Strukturwandel: Ein inter-industrieller Handel, in dem sich<br />

einzelne Länder je nach Ausstattung mit Produktionsfaktoren und Ressourcen auf<br />

einzelne Branchen spezialisieren, wird zugunsten eines intra-industriellen Handels mit<br />

Spezialprodukten (innerhalb derselben Branchen) zurückgedrängt. Mit Ausnahme der<br />

skill-intensiven Branchentypen folgte der anfänglichen Exportoffensive der technologie-<br />

und wissensintensiven sowie qualitätsorientierten Industrien eine Intensivierung<br />

des Importbezugs aus den mittel- und osteuropäischen Ländern zur Kostenreduktion<br />

und damit besseren Durchsetzung auf den Weltmärkten. Obwohl damit kein kausaler<br />

250


Struktur der komparativen Vorteile Österreichs im Osthandel,<br />

1995 und 2002<br />

Österreich<br />

Welt Oststaaten<br />

Yvonne Wolfmayr<br />

Tab. 11.6<br />

1995 2002 1995 2002<br />

RCA-Werte<br />

Traditionelle Sachgüterproduktion 0,197 0,119 0,412 0,420<br />

Arbeitsintensive Industrien 0,059 0,022 -0,849 -0,576<br />

Kapitintensive Industrien 0,063 -0,041 -0,524 -0,219<br />

Marketingorientierte Industrien -0,111 -0,053 0,115 0,400<br />

Technologieorientierte Industrien -0,271 -0,062 0,862 -0,083<br />

Industrien mit vornehmlich<br />

niedriger Qualifikation 0,025 -0,066 -0,397 0,070<br />

mittlerer Qualifikation (Arbeiter) 0,048 0,098 -0,255 -0,332<br />

mittlerer Qualifikation (Angestellte) -0,093 -0,093 0,268 -0,129<br />

hoher Qualifikation 0,022 0,079 0,809 0,851<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach<br />

wissensintensiven Dienstleistungen -0,252 -0,113 0,088 -0,357<br />

Marketing und Handel -0,051 0,031 0,474 0,408<br />

Transportdienstleistungen 0,321 0,194 -0,311 0,139<br />

Sonstigem -0,117 -0,093 -0,078 -0,196<br />

Industrien mit<br />

hoher RQE -0,047 -0,002 0,541 -0,022<br />

mittlerer RQE 0,002 -0,071 0,125 0,151<br />

niedriger RQE 0,062 0,072 -0,581 -0,117<br />

Quelle: WIFO, COMEXT, Klassifikation nach Peneder (2001) und Aiginger (2000).<br />

Zusammenhang beschrieben werden kann, zeigt die Entwicklung der österreichischen<br />

Handelsbilanz dieser Branchen in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre, dass<br />

die Verschlechterung der Handelsbilanz mit den Oststaaten mit einer Verbesserung<br />

der Salden mit der Welt verbunden war. Etwas anders agierten die österreichischen<br />

Unternehmen mit einem hohen Einsatz hochqualifizierter Arbeitskräfte sowie der<br />

werbeintensiven Branchen, die auf dem Weltmarkt wettbewerbsstärker wurden, ohne<br />

die Produktionskosten durch besonders viele zusätzliche Importe aus den Oststaaten<br />

verbilligt zu haben.<br />

Auch die indirekten Handelseffekte der Ostöffnung – durch den Wettbewerb auf Drittmärkten<br />

– haben den positiven Strukturwandel der österreichischen Exportindustrie<br />

unterstützt. Der Außenhandel der Oststaaten mit der EU war in den frühen 1990er-<br />

Jahren durch eine besonders starke Konzentration auf arbeits- und kapitalintensive<br />

Industrien, Sektoren mit niedriger Qualifikation der Arbeitskräfte sowie Industrien mit<br />

hohem Preiswettbewerb gekennzeichnet. Als neue Wettbewerber am <strong>internationale</strong>n<br />

251


Markt, die zu bedeutend niedrigeren Kosten produzierten, drängten sie damit die höher<br />

entwickelten Länder aus diesen Produktionen hinaus. Allerdings zeigt sich auch hier der<br />

Aufholprozess der Oststaaten, insbesondere der osteuropäischen Beitrittskandidaten.<br />

Vergleicht man die Exportstrukturen der österreichischen und der osteuropäischen<br />

Beitrittsländer in die EU nach Industrietypen, zeigt sich ein eindrucksvoller Strukturwandel<br />

der östlichen Nachbarn in Richtung höherwertiger Branchen (Tabelle 11.7). 6<br />

Der Anteil dieser Sektoren an den Gesamtexporten in die EU kam 2002 teilweise sehr<br />

nahe an das österreichische Niveau heran. Allerdings sind die Exporte österreichischer<br />

Unternehmen in die EU innerhalb der einzelnen Industrietypen qualitativ höherwertiger:<br />

Die Unit Values der österreichischen EU-Exporte liegen noch deutlich über denen der<br />

osteuropäischen Beitrittsländer.<br />

Exportspezialisierung und Export-Unit Values, Österreich und osteuropäische<br />

Beitrittskandidaten im EU-Export nach Branchentypen im<br />

Zeitvergleich, 1995 und 2002<br />

252<br />

Österreich<br />

Osteuropäische<br />

Beitrittskandidaten<br />

Österreich<br />

Tab. 11.7<br />

Osteuropäische<br />

Beitrittskandidaten<br />

1995 2002 1995 2002 1995 2002 1995 2002<br />

Anteile am Industriewarenexport<br />

in %<br />

Export-Unit Value in Euro je kg<br />

Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 1,62 1,95 0,79 1,78<br />

Traditionelle Sachgüterproduktion 29,5 23,5 21,9 23,0 2,55 3,86 1,48 2,58<br />

Arbeitsintensive Industrien 16,5 14,9 30,0 22,4 1,05 1,17 1,12 1,38<br />

Kapitalintensive Industrien 22,0 20,1 24,4 16,6 0,81 0,85 0,33 0,69<br />

Marketingorientierte Industrien 11,5 12,1 10,3 7,9 2,15 1,74 1,23 1,69<br />

Technologieorientierte Industrien 20,5 29,4 13,4 30,0 11,06 18,07 7,26 13,13<br />

Industrien mit vornehmlich<br />

niedriger Qualifikation 31,3 24,7 41,7 24,0 1,18 1,13 0,60 1,09<br />

mittlerer Qualifikation (Arbeiter) 28,8 32,2 27,9 36,4 1,69 2,22 1,01 1,91<br />

mittlerer Qualifikation (Angestellte) 23,8 26,8 22,5 27,1 1,49 1,98 0,81 2,06<br />

hoher Qualifikation 16,0 16,4 7,9 12,4 8,45 12,62 3,51 6,76<br />

Industrien mit hoher Nachfrage nach<br />

wissensintensiven Dienstleistungen 10,7 15,0 11,0 11,0 2,11 2,77 0,47 1,24<br />

Marketing und Handel 21,4 24,6 18,1 23,6 5,24 5,41 2,02 3,66<br />

Transportdienstleistungen 33,4 24,4 29,3 18,4 0,73 0,71 0,35 0,58<br />

Sonstigem 34,5 36,0 41,6 47,0 5,09 5,12 3,45 5,10<br />

Industrien mit<br />

hoher RQE 38,7 45,8 33,9 41,2 - - - -<br />

mittlerer RQE 27,4 25,0 24,3 27,4 - - - -<br />

niedriger RQE 33,9 29,2 41,9 31,4 - - - -<br />

Quelle: WIFO, COMEXT, Klassifikation nach Peneder (2001) und Aiginger (2000).


11.6 Schlussfolgerungen<br />

Yvonne Wolfmayr<br />

Die Strukturanalyse der österreichischen Exportindustrie zeigte auf, dass der Anteil<br />

technologisch anspruchsvoller, humankapitalintensiver und innovations- bzw. qualitätsorientierter<br />

Produktgruppen im Vergleich zur EU weiterhin unterdurchschnittlich<br />

ist. Die Schwächezeichen sind dabei im Intra-EU-Handel und im Handel mit den<br />

Industriestaaten in Übersee deutlich stärker ausgeprägt. Frühere Untersuchungen<br />

zeigten weiters, dass die österreichische Exportstruktur auch zu wenig an die Nachfragestruktur<br />

rasch wachsender Märkte (z.B. in Asien) angepasst ist.<br />

Die Struktur der nationalen Produktionskapazitäten hat unmittelbaren Einfluss auf die<br />

Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, die mittel- bis langfristig nur durch einen Strukturwandel<br />

zugunsten moderner, innovativer und technologisch anspruchsvoller Produkte<br />

erhalten bzw. gesteigert werden kann. Weiters kann die sektorale Struktur der Industrie<br />

einen wichtigen Einfluss auf die Wachstumsaussichten einer Volkswirtschaft ausüben<br />

(Peneder, 2002). Der sich in der Außenhandelsspezialisierung widerspiegelnde hohe<br />

Anteil traditioneller Branchen im mittleren Technologiebereich dämpft in dieser Hinsicht<br />

die Wachstumsaussichten Österreichs. Gleichzeitig zeigt jedoch die Analyse,<br />

dass sich der Aufholprozess im Strukturwandel zugunsten höherwertiger Produkte im<br />

österreichischen Export fortsetzt und zu Marktanteilsgewinnen in diesen Segmenten<br />

der Industrie führt. Vor allem die Ostöffnung in den 1990er-Jahren beeinflusste den<br />

österreichischen Außenhandel nachhaltig und unterstützte den Strukturwandel in<br />

wünschenswerter Weise.<br />

Dem beobachteten Strukturwandel auf aggregierter Ebene liegt letztlich eine Vielzahl<br />

unternehmerischer Entscheidungen zugrunde, die primär Marktsignalen folgt. Primäre<br />

Aufgabe der Wirtschaftpolitik ist es, die notwendigen Rahmenbedingungen und Anreize<br />

zu schaffen, die den Strukturwandel erleichtern und die <strong>internationale</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

der heimischen Unternehmen verbessern. Dabei ist insbesondere die Technologiepolitik<br />

gefordert, denn gerade die Unterschiede im technologischen Entwicklungsniveau<br />

sind eine wichtige Quelle nationaler Wettbewerbsvorteile. Branchenspezifische<br />

(vertikale) Politikmaßnahmen werden dabei auf breiter Ebene eher zurückgewiesen.<br />

Darüber hinaus ließe sich eine sektorale Industriepolitik auch kaum mit den Grundsätzen<br />

der Wirtschaftsförderung der Union in Einklang bringen. Aber auch horizontale<br />

Maßnahmen aus verschiedenen Politikfeldern wirken auf unterschiedliche Branchen<br />

in verschiedener Weise: Liberalisierung im Telekombereich, verstärkte Ausbildung<br />

im Informatikbereich kommt informations- und wissensintensiven Bereichen zugute,<br />

Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur begünstigen transportintensive Branchen<br />

usw. Eine Vielzahl horizontaler Maßnahmen aus den unterschiedlichsten Politikbereichen<br />

setzt damit die Rahmenbedingungen, die Art und Ausmaß des Strukturwandels<br />

253


estimmen. Eine bessere strategische Orientierung der Strukturpolitik bedarf einer<br />

besseren wechselseitigen Abstimmung und Ergänzung einzelner Politikfelder, die<br />

einem gemeinsamen übergeordneten Ziel folgen sollten.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Aiginger, K. (1987), Die <strong>internationale</strong> Wettbewerbsfähigkeit Österreichs, Österreichische Strukturberichterstattung<br />

– Kernbericht 186, Bände I bis III, WIFO, Wien.<br />

Aiginger, K. (1997), The use of unit values to discriminate between price and quality competition,<br />

Cambridge Journal of Economics, Vol. 21, S. 571-592.<br />

Aiginger, K. (2000), Europe’s position in quality competition, WIFO Background report, European<br />

Commission - DG Enterprise.<br />

Breuss, F., Egger, P., Stankovsky, J. (1997), Die Übereinstimmung der österreichischen Exportstruktur<br />

mit der Dynamik der Exportmärkte, WIFO, Wien.<br />

Grossman, G. M., Helpman, E. (1991a), Innovation and Growth in the Global Economy, MIT<br />

Press, Cambridge, Mass.<br />

Grossman, G. M., Helpman, E. (1991b), Endogenous Product Cycles, The Economic Journal,<br />

Vol. 101, 408, S. 1214-1229.<br />

Grossman, G. M., Helpman, E. (1991c), Quality Ladders and Product Cycles, Quarterly Journal<br />

of Economics, Vol. 106, 2, 1991, S. 557-586.<br />

Hirsch, S. (1967), Location of Industry and International Competitiveness, Oxford.<br />

Hutschenreiter, G., Peneder, M. (1997), Austria’s Technology Gap in Foreign Trade, Austrian<br />

Economic Quarterly, Vol. 2, 2, S. 75-86.<br />

Krugman, P. R. (1979), A model of innovation, technology transfer, and the world distribution of<br />

income, Journal of Political Economy, 87, S. 253-266.<br />

Peneder, M. (2001), Entrepreneurial Competition and Industrial Location, Edward Elgar, Cheltenham.<br />

Peneder, M. (2002), Industrial Structure and Aggregate Growth, WIFO-Working Papers, 182,<br />

Wien.<br />

Posner, M. (1961), International trade and technological change, Oxford Economic Papers, 13,<br />

S. 232-341.<br />

Stankovsky, J., Wolfmayr-Schnitzer, Y. (2003), Interessante Absatzmärkte und Exportpotentiale<br />

für die österreichische Industrie, WIFO, Wien (erscheint 2004).<br />

Vernon, R. (1966), International investment and international trade in the product cycle, The<br />

Quarterly Journal of Economics, 80, S. 190-207.<br />

Wolfmayr-Schnitzer, Y. (1998), (Coordination), The Competitiveness of Transition Countries,<br />

OECD-Proceedings.<br />

Wolfmayr-Schnitzer, Y. (1999), Economic integration, specialisation and the location of industries.<br />

A survey of the theoretical literature, WIFO-Working Papers, 120, Wien.<br />

254


Anmerkungen<br />

Yvonne Wolfmayr<br />

* Mag. Yvonne Wolfmayr ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Österreichischen Institut für<br />

Wirtschaftsforschung in Wien<br />

1 In der Einteilung der Industrien nach unterschiedlicher Intensität des Qualitätswettbewerbs<br />

werden die relativen Außenhandelspreise (Unit Values der Exporte in Relation zu Unit Values<br />

der Importe) mit den realen Außenhandelsströmen verglichen. Industrien, bei denen höhere<br />

relative Preise zu relativ höheren Importen als Exporten führen, werden als preiselastisch<br />

eingestuft. Umgekehrt haben in den qualitätsorientierten Branchen relative Außenhandelspreise<br />

und die Handelsbilanz das gleiche Vorzeichen (ausführlicher in Aiginger, 2000).<br />

2 Der RCA-Wert ist für eine spezifische Produktgruppe (Industrieklasse) i folgendermaßen<br />

definiert:<br />

Diese Maßzahl stellt somit die Export-Import-Relation einer bestimmten Produktgruppe in<br />

Relation zu jener im Gesamthandel. Der RCA-Wert kann auch als das Verhältnis zwischen<br />

Exportquote (Xi/X) und Importquote (Mi/M) interpretiert werden. Sind beide Quoten gleich<br />

hoch und liegt somit keine Spezialisierung auf die entsprechende Produktgruppe vor, so ist<br />

der RCA-Wert Null (aufgrund der Logarithmierung). Ein positiver RCA-Wert weist demnach<br />

auf komparative Handelsvorteile in dieser Produktgruppe hin, ein negativer Wert auf Wettbewerbsnachteile.<br />

3 Am EU-Außenhandel mit Industriewaren hielt Österreich 2002 einen Marktanteil von<br />

3,4 %.<br />

4 Dazu zählen die Bekleidungs-, Baustoff- und Holzindustrie sowie die Herstellung von Metallstoffen<br />

und -waren.<br />

5 Dazu zählten insbesondere die Elektroindustrie, Maschinenbau, chemische Industrie zum<br />

Teil auch Fahrzeug- und Papierindustrie, Verlagswesen/Druckereien.<br />

6 Da in der für diesen Beitrag verwendeten Außenhandelsdatenbank der EU (COMEXT) nur<br />

EU-Länder als Berichtsländer aufscheinen, wurden die Exporte der osteuropäischen Beitrittsländer<br />

mit den Importen der EU aus den betreffenden Ländern gleichgesetzt.<br />

255


12 DER ERSTE SCHRITT – MOTIVATION<br />

UND BETREUUNG VON EXPORTEUREN<br />

Walter Koren*<br />

12.1 Exportförderung und ihr Adressatenkreis<br />

Exportförderung als Summe aller Maßnahmen zur mengen- bzw. erlösmäßigen Steigerung<br />

des Exportvolumens wendet sich prinzipiell an zwei Zielgruppen:<br />

• Nichtexportierende Unternehmen, die in exportierende umgewandelt werden<br />

sollen.<br />

• Bereits exportierende Unternehmen, die zu einer Intensivierung ihrer Auslandsaktivitäten<br />

veranlasst werden sollen, in dem sie neue Produkte auf bereits bestehenden<br />

Märkten einführen, neue, zusätzliche Märkte erschließen oder ganz<br />

allgemein ihr Exportmarketing verstärken.<br />

Der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und ihrer Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation<br />

(AWO) sowie den entsprechenden Abteilungen der Landeskammern liegen aus strategischen<br />

Gründen die nicht exportierenden Unternehmen, die potenziellen „Neuexporteure“<br />

besonders am Herzen.<br />

Eine ebenfalls förderungswürdige Zwischengruppe bilden die Gelegenheitsexporteure.<br />

Sie reagieren sporadisch auf zufällig einlangende Anfragen aus dem Ausland,<br />

betreiben aber kein konsequentes Exportmarketing und sind sich meist nicht des Gefahrenumfeldes<br />

bewusst, innerhalb dessen sie agieren. Nehmen sie nicht rechtzeitig<br />

fachmännisches Exportcoaching in Anspruch, kommen sie leicht zu Schaden und sind<br />

dann vielleicht für immer demotiviert.<br />

12.2 Das fremde Marketingumfeld im Export<br />

Die Aufnahme von Exportaktivitäten kostet den Unternehmer selbst bei fachlicher Betreuung<br />

in jedem Fall Überwindung, denn er verlässt sein vertrautes Umfeld und begibt<br />

sich auf fremdes Terrain. Fremd ist ihm das <strong>politische</strong> Umfeld mit seiner Gefahr der<br />

Instabilität des <strong>politische</strong>n Systems sowie von Konflikten wie Aufruhr oder Bürgerkrieg,<br />

von Verstaatlichung und Enteignung, fremd auch das rechtlich-wirtschaftliche Umfeld<br />

und in besonderem Maße das kulturelle Umfeld mit seiner Sprache, der andersgearteten<br />

Mentalität und allen übrigen Besonderheiten fremder Völker im Alltags- und<br />

Geschäftsleben.<br />

Hauptprobleme des Exportmarketings<br />

Auslandstätigkeit ist somit weit mehr als die bloße Ausdehnung des Geschäfts über<br />

die nationalen Grenzen hinaus. Mit der Entscheidung zum Exportmarketing tritt nicht<br />

nur ein gradueller, sondern ein prinzipieller Situationswandel für das Unternehmen<br />

256


Walter Koren<br />

ein: Alle Marketingaktivitäten werden nun komplexer und vielfältiger, die Koordinierungsfunktionen<br />

intensiviert.<br />

Der Eintritt in eine heterogene Marketingumwelt beinhaltet:<br />

• höheren Informationsbedarf bei schwierigerer Informationsbeschaffung,<br />

• höhere Risiken,<br />

• höheren Kapitalbedarf.<br />

Dem höheren Informationsbedarf stehen die Schwierigkeiten bei der Sekundärmarktforschung<br />

und erst recht bei der Primärmarktforschung gegenüber. Das Sekundärmaterial<br />

ist von sehr unterschiedlicher Qualität und Quantität, über manche Länder gibt es überhaupt<br />

keine brauchbaren Daten. Hier springt die AWO nicht nur mit ihren Publikationen<br />

ein, sondern liefert österreichischen Unternehmen – über ihren Zugang zu <strong>internationale</strong>n<br />

Datenbanken – auf Anforderung Marktanalysen und Außenhandelsstatistiken.<br />

Das gesteigerte Ausmaß an Ungewissheit im Export ist dadurch bedingt, dass im<br />

Auslandsgeschäft sämtliche Inlandsrisiken verstärkt auftreten (man denke nur an das<br />

Transport- oder Dubiosenrisiko), darüber hinaus aber noch zusätzliche Risiken wie<br />

Währungs-, Transfer- und Konvertierungsrisiko hinzutreten, die es nur im ausländischen<br />

Kontext gibt.<br />

Höherer Kapitalbedarf ergibt sich allein schon aus der Herstellung von fremdsprachigem<br />

Unterlagenmaterial und den Mailingkosten, in der Folge aus der Reise- und Messetätigkeit.<br />

Die finanzielle Belastung ist noch schwerwiegender, wenn eine Produktadaptierung<br />

oder die Einstellung zusätzlichen Personals vorgenommen werden muss. Auch ist nicht<br />

zu vergessen, dass die Markterschließung nicht (immer) sofort Früchte trägt, in manchen<br />

Fällen ist mit einer Durststrecke von ein bis zwei Jahren zu rechnen. Export ist hierbei<br />

mit einer Investition vergleichbar, an deren Anfang Kosten und Aufwendungen stehen<br />

und der Break Even Point erst nach einiger Zeit erreicht wird.<br />

12.3 Unternehmensinterne und -externe Exportbarrieren<br />

Exportförderung unterstützt die Unternehmen in der Absicht, ihnen die im Inlandsgeschäft<br />

nicht oder nur in geringerem Ausmaß auftretenden Schwierigkeiten des Auslandsgeschäftes<br />

zu erleichtern. Die Förderung hilft also, Exportbarrieren zu überwinden.<br />

Dabei unterscheidet man unternehmensinterne und unternehmensexterne Faktoren.<br />

Unternehmensinterner Bereich<br />

Barrieren innerhalb von Unternehmen sind:<br />

• Mangelnde Exportfähigkeit: Zu geringe Betriebsgröße, Mangel an Kapital und<br />

geeignetem Personal, keine freien Produktionskapazitäten, eine nur auf den<br />

Inlandsmarkt ausgerichtete Produktpalette.<br />

257


• Mangelndes Exportwissen: Keine Kenntnisse der praktischen Exportabwicklung,<br />

daher Probleme der Exportorganisation und Exportdurchführung.<br />

• Mangelnde Exportgesinnung: Keine Exportbereitschaft auf Grund schlechter<br />

Erfahrungen, Angst vor der Konkurrenz und den Risiken im Auslandsgeschäft,<br />

Befürchtungen wegen der <strong>politische</strong>n Unsicherheit auf Auslandsmärkten, ihrer<br />

schlechten Zahlungsmoral, ihres niedrigen Preisniveaus und der daraus resultierenden<br />

geringeren Gewinnspanne, Überschätzung des Aufwandes beim Markteintritt<br />

durch kostspielige Auslandsreisen und Messebeteiligungen, Zufriedenheit<br />

mit den laufenden Geschäften am Inlandsmarkt, Überzeugung, dass Export nur<br />

für kapitalstarke Unternehmen in Frage komme.<br />

Bei allen drei Typen dieser Hemmnisse setzt die Exportförderung ein. In der Regel<br />

erfolgt dies durch Information, Beratung und Schulung. Durch Wissensvermittlung<br />

können die typischen Probleme der Exportorganisation und -durchführung als wichtigste<br />

Zugangsschranke zu Auslandsmärkten abgebaut werden. Erst mit ausreichender<br />

Kenntnis der operativen und technischen Besonderheiten des Exports ist die Bereitschaft<br />

zu wecken, diesen als unternehmerische Wachstumsstrategie zu begreifen.<br />

Ohne Basiswissen können unternehmensexterne Anstöße etwa durch unerwartet<br />

einlangende Bezugswünsche oder gar Aufträge aus dem Ausland keine grundlegende<br />

Hinwendung zum Exportgeschäft auslösen.<br />

Unternehmensexterner Bereich<br />

Während prinzipiell alle unternehmensinternen Barrieren überwindbar sind, ist der unternehmensexterne<br />

Bereich der klassischen Exportförderung weit weniger zugänglich.<br />

Unternehmensexterne Exportbarrieren können sein:<br />

• Staatliche: Exportverbot im Heimatland, tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse<br />

oder Importverbot im Zielland.<br />

• Konzernbedingte: Innerhalb des Konzerns ist den Töchtern nur die Bearbeitung<br />

des Binnenmarktes gestattet, der Export erfolgt ausschließlich über die Zentrale.<br />

• Vertragsbedingte: Lizenz- oder Franchisenehmer sowie andere Vertragspartner<br />

sind einvernehmlich von Exportaktivitäten ganz oder teilweise ausgeschlossen.<br />

Fremdstaatliche Barrieren wie Importverbote oder Importkontingente unterbinden<br />

bzw. behindern zwar den direkten oder indirekten Export, lassen aber andere Markteintrittsvarianten<br />

wie Lizenzvergabe, Joint Venture oder Produktionsniederlassung<br />

durchaus zu. Konzern- und vertragsbedingte Barrieren bieten der Exportförderung<br />

dann Einsatzmöglichkeiten, wenn Ausfuhraktivitäten nicht zur Gänze ausgeschlossen<br />

wurden. So hat etwa der deutsche Konzern „Teekanne“ seiner österreichischen Tochter<br />

die Bearbeitung der Märkte Mittel- und Osteuropas überlassen.<br />

258


Walter Koren<br />

12.4 Exportmotive: Aktive und reaktive Strategien im<br />

Export<br />

Warum setzt sich nur ein Unternehmer überhaupt all den Schwierigkeiten des Exportgeschäfts<br />

aus?<br />

Die Erklärung liegt in seiner Motivation, seiner Einstellung zum Geschäft, wobei diese<br />

Einstellung aktiv oder reaktiv sein kann.<br />

Die aktive Haltung<br />

Bei der aktiven Haltung ergreift der Unternehmer selbst die Initiative: Er steigt offensiv<br />

in die Auslandsmarktbearbeitung ein. Dabei können folgende Ziele im Vordergrund<br />

stehen:<br />

• Umsatzsteigerung,<br />

• Rentabilitätserhöhung,<br />

• Verbesserung des Marktanteils,<br />

• Auslastung der Produktionskapazitäten,<br />

• Risikostreuung,<br />

• Absatzsicherung auf lange Sicht (Festigung der Marktposition).<br />

Expansive Strategien sind in der Regel auf Umsatz- oder Rentabilitätssteigerung sowie<br />

auf eine Erhöhung des Marktanteils ausgerichtet. Hier kann Exportförderung helfend<br />

eingreifen, indem sie über die Handelsdelegierten Marktnischen im Auslandsmarkt<br />

oder Möglichkeiten einer nachhaltigeren Marktpräsenz etwa durch Schaffung eines<br />

Auslieferungslagers, eines Servicestützpunktes oder einer Vertriebsniederlassung<br />

aufzeigt.<br />

Die Verbesserung der Kapazitätsauslastung bezieht sich zunächst auf die bestehende<br />

Kapazität, bei entsprechenden Exporterfolgen kann eine Kapazitätserweiterung<br />

mit verbesserten Skalenerträgen vorgenommen werden: Durch Vergrößerung der<br />

Produktionsmenge verteilen sich die Fixkosten auf mehr Produkte, es kommt zur<br />

Stückkostendegression.<br />

Vielseitige Aktivität auf Auslandsmärkten bedeutet Streuung der Risiken und damit<br />

geringere Abhängigkeit von der Entwicklung des Binnenmarktes. Allfällige Konjunkturschwankungen<br />

im Inland sind nun besser zu verkraften.<br />

Neben betrieblicher Expansion kann schließlich auch die langfristige Erhaltung des<br />

Absatzniveaus, also die Festigung der eigenen Marktposition ein strategisches Ziel<br />

sein.<br />

259


Die reaktive Haltung<br />

Reaktiv ist die Haltung des Unternehmers dann, wenn er nicht von sich aus die Initiative<br />

ergreift, sondern durch äußere Umstände zum Handeln veranlasst wird. Derartige<br />

Umstände können sein:<br />

• Absatzrückgang auf dem Binnenmarkt,<br />

• Absatzrückgang auf bestehenden Auslandsmärkten,<br />

• saisonale Verkaufsschwankungen,<br />

• Überproduktion auf Grund unternehmensexterner Faktoren,<br />

• nicht auf eigenen Marketingaktivitäten basierende Geschäftschancen.<br />

Marktrückgänge im Binnen- und Auslandsmarkt können durch Marktsättigung, zunehmenden<br />

Konkurrenzdruck, Ausfall von Kunden oder administrative Hemmnisse wie<br />

Normen oder Umweltschutzauflagen entstehen. Es kann auch sein, dass das eigene<br />

Produkt am Ende seines Lebenszyklus angelangt ist und entweder einen Relaunch<br />

oder den Ersatz durch eine Neuentwicklung erfordert.<br />

Mehr oder weniger zufällige Geschäftschancen ergeben sich aus unerwarteten Anfragen<br />

aus dem Ausland, einer spontanen Vermittlung durch Geschäftspartner oder durch das<br />

Mitziehen mit Kunden z.B. als Zulieferant für einen inländischen „General Contractor“ im<br />

Rahmen eines größeren Auslandsprojektes. Auch der Internetauftritt eines Unternehmens<br />

kann zu gelegentlichen Anfragen aus dem Ausland führen. Derartige Reaktionen auf<br />

äußere Anstöße können natürlich nicht einem systematischen Exportmarketing gleichgesetzt<br />

werden. Man schlittert gewissermaßen ins Auslandsgeschäft und tut gut daran,<br />

rechtzeitig professionelle Exportberatung in Anspruch zu nehmen, um in der nächsten<br />

Konsequenz eine systematische Auslandsmarktbearbeitung zu gewährleisten.<br />

12.5 Das Förderinstrumentarium der Kammerorganisation<br />

Die Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation (AWO) der WKÖ und Landeskammern als Träger<br />

der funktionellen (im Gegensatz zur finanziellen) Exportförderung setzen im Wesentlichen<br />

folgende Instrumente ein:<br />

• Publikationen in Print- und elektronischen Medien,<br />

• Informationsveranstaltungen,<br />

• Schulungsveranstaltungen,<br />

• PR- und Aufklärungskampagnen in Presse, Rundfunk und Fernsehen,<br />

• Gruppenbeteiligung an <strong>internationale</strong>n Messen, Katalogausstellungen,<br />

• Wirtschaftsmissionen, Technisch-Wissenschaftliche Symposien,<br />

• Exportberatung und -coaching.<br />

260


Walter Koren<br />

Zuschüsse<br />

In der Vergangenheit (bis 1995) wurden auch verschiedene finanzielle Anreize geboten:<br />

Zuschüsse zu Reisekosten und Messebeteiligungen, zur Prospektherstellung, Marktforschung<br />

und Inseratenwerbung, zu Übersetzungen und Sprachstudien. Hievon ist nach<br />

Wegfall des Außenhandelsförderungsbeitrages (AF-Beitrages) als Konsequenz des<br />

Beitritts Österreichs zur EU lediglich die Förderung von Gruppenausstellungen übrig<br />

geblieben. Dabei wird den teilnehmenden Firmen gegen Bezahlung einer ermäßigten<br />

Gebühr der Großteil der Organisation abgenommen.<br />

Information<br />

So wie die Exportförderungsorganisationen anderer Länder stellt auch die AWO Informationen<br />

sowohl für inländische Exporteure als auch für ausländische Interessenten<br />

zur Verfügung: Inländischen Adressaten sind Länder-, Fach- und Brancheninfos<br />

über Märkte des Auslands, die AWO-News und die sechsmal jährlich erscheinende<br />

Zeitschrift „Exporter‘s“ gewidmet, im Ausland wird über das e-Bulletin (elektronisches<br />

Bulletin zusätzlich zum Wirtschaftsbulletin der Außenhandelsstellen), den branchenbezogenen<br />

„Austria Export“-Publikationen und den „Directory of Austrian Consultants“<br />

auf die Leistungskraft österreichischer Unternehmen hingewiesen.<br />

Veranstaltungen<br />

Die Veranstaltungen im Inland umfassen Länder-, Branchen- und Fachforen bzw.<br />

-seminare, Kooperationsbörsen und -foren, Außenhandelstagungen und Vorträge im<br />

Rahmen der Abendveranstaltung „AWO-Horizonte – Export verbindet Welten“. Bei<br />

den Foren und Seminaren werden Schwerpunktthemen von Regierungsvertretern,<br />

Experten und ausländischen Wirtschaftsrepräsentanten behandelt, in Kooperation<br />

mit <strong>internationale</strong>n Finanzinstitutionen, der EU-Kommission oder anderen offiziellen<br />

Stellen des Auslands werden Informationen über Projekte und Finanzierungs-,<br />

Garantie- und Abwicklungsfragen gegeben. Bei Außenhandelstagungen haben die<br />

österreichischen Firmen, auch Exportneulinge, Gelegenheit, mit den Handelsdelegierten<br />

einer bestimmten Region zu direkten Gesprächen zusammenzutreffen und<br />

erste Anknüpfungspunkte für die gemeinsame Arbeit im Zielmarkt zu erarbeiten bzw.<br />

Informationen über Marktchancen einer ganzen Region oder Kontinents zu erhalten.<br />

In der Veranstaltung „AWO-Horizonte – Export verbindet Welten“ kommen in- und<br />

ausländische Spitzenreferenten aus Wirtschaft und Politik zu Wort, wobei eine <strong>internationale</strong><br />

Diskussionsplattform geboten wird.<br />

261


Lehrgänge an Schulen und Universitäten<br />

Im Schulungsbereich wurden neben den traditionellen WIFI-Kursen auf Initiative der<br />

1981 gegründeten „Exportakademie“ Lehrgänge zur Ausbildung von Exportkaufleuten<br />

an allen österreichischen Universitäten mit <strong>wirtschafts</strong>wissenschaftlicher Fakultät (Wien,<br />

Linz, Graz, Klagenfurt, Innsbruck, Salzburg) eingerichtet. Als besonders erfolgreich<br />

(mit über 1.100 Absolventen) erwies sich dabei das an der Linzer Johannes-Kepler-<br />

Universität von Professor Gerhard Wührer eingeführte dreistufige Ausbildungsmodell,<br />

das über einen Grund- und einen Aufbaulehrgang nach insgesamt sechs Semestern<br />

zum „Master of Advanced Studies (MAS)-Global Marketing Managment“ führt.<br />

Mit finanzieller Unterstützung der WKÖ wurde an der Wirtschaftsuniversität Wien der<br />

Lehrstuhl „Betriebs<strong>wirtschafts</strong>lehre des Außenhandels“ (Leitung Professor Reinhard<br />

Moser), für Handelsakademien wurde ein Lehrbuch über „Marketing und <strong>internationale</strong><br />

Geschäftstätigkeit“ erarbeitet und für den Fachhochschullehrgang des „International<br />

Management Center (IMC) Krems“ mit der Bezeichnung „Export-oriented Management<br />

EU-ASEAN-NAFTA“ eine Bedarfsanalyse erstellt.<br />

Kampagnen – Preise<br />

Wie kein anderer Förderungsmodus fallen Schulungsmaßnahmen in eine frühe Phase<br />

des „Präexports“. Dies gilt auch für PR- und Aufklärungskampagnen in Presse, Rundfunk<br />

und Fernsehen, wobei die Aktion „Pro Export“ eine besondere Rolle spielte. Diese<br />

über drei Jahre laufende Kampagne umfasste u.a. Pressekonferenzen in sämtlichen<br />

Bundesländern, Informationstage, die Präsentation erfolgreicher Exporteure („Exporteure<br />

vor den Vorhang“) und Gratulations-Mailings.<br />

Auch die (seit 1994 alljährlich in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium<br />

zelebrierte) Verleihung von Exportpreisen verfolgt die Absicht, aus den besonderen<br />

Exporterfolgen der prämierten Unternehmen Motivationsimpulse für Neuexporteure<br />

abzuleiten. Neben der positiven Beeinflussung des Vorexportverhaltens werden darüber<br />

hinaus die Unterstreichung der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Exports<br />

und die Bewusstmachung der Vielfalt des angebotenen Förderungsinstrumentariums<br />

angestrebt.<br />

Sicherlich geben Motivationskampagnen allein noch nicht den entscheidenden Anstoß<br />

zur Aufnahme der Exporttätigkeit, sie können jedoch zur Bewusstseinsbildung beitragen,<br />

also eine positive Grundhaltung zu derartiger Aktivität herbeiführen.<br />

Anstöße für Exportaktivitäten<br />

Mitunter sind Exportdebüts gar nicht das Ergebnis rationaler Entscheidungsprozesse,<br />

sondern unternehmensextern über Zufallsanfragen oder -aufträge stimulierte, durch<br />

Marktinformationen nur mangelhaft fundierte Reaktionen, über die kleine und mittlere<br />

262


Walter Koren<br />

Unternehmen, wie bereits erwähnt, in eine Phase des experimentellen Exportierens<br />

hineinstolpern.<br />

In der Regel freilich ist Exportaktivität das Resultat einer Interaktion zwischen Exportanreiz<br />

und der adäquaten Einschätzung jener Faktoren, die beim Export eine Rolle<br />

spielen, also etwa der angemessenen personellen und kapitalmäßigen Ausstattung.<br />

Dies bedeutet, dass Unternehmen dann in den Export einsteigen, wenn der Anreiz<br />

als Beitrag zur Erreichung eines bestimmten Unternehmensziels (z.B. Umsatz- und<br />

Gewinnsteigerung) groß genug ist und die Realisierbarkeit in ihren Grundzügen positiv<br />

beurteilt wird. Der Exporterfolg hängt dann davon ab, wie gründlich die Fragen des Beitrags<br />

zur Zielerreichung und der hiefür aufzuwendenden Mittel durchdacht wurden.<br />

Den Exportberatern ist selbstverständlich klar, dass der Hinweis auf die volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung des Exports und seinen Beitrag zum Bruttosozialprodukt auf<br />

den Unternehmer keinen nachdrücklichen Motivationseffekt hat. In jedem Fall müssen<br />

plausible einzelbetriebliche Argumente wirksam eingesetzt werden.<br />

Gruppenausstellungen<br />

Für den kostengünstigen Markteinstieg bieten sich Gruppenbeteiligungen an <strong>internationale</strong>n<br />

Messen, Katalogausstellungen, Technisch-Wissenschaftlichen Symposien<br />

und Wirtschaftsmissionen an.<br />

Gruppenausstellungen sind von der AWO organisierte Gemeinschaftsbeteiligungen<br />

an <strong>internationale</strong>n Messen oder Ausstellungen mit repräsentativen Österreich-Ständen<br />

oder -Pavillons. Die AWO übernimmt dabei die Organisation und Logistik des<br />

Messeauftritts, den Aufbau des Messestandes innerhalb des Gemeinschaftsauftritts,<br />

Marketingaktivitäten auf der Messe und gewährt darüber hinaus eine dreimonatige<br />

Einschaltung im e-Bulletin. Hiefür wird ein pauschaler Kostenbeitrag pro m² Ausstellungsfläche<br />

verrechnet, der vom Preisniveau der Veranstaltung des Landes abhängt.<br />

Für die ersten beiden Teilnahmen gibt es besonders attraktive Konditionen.<br />

Katalogausstellungen<br />

Bei Katalogausstellungen werden Exportunternehmen mit Broschüren und Katalogen<br />

sowie Videos meistens ohne persönliche Anwesenheit im Rahmen von thematisch<br />

ausgerichteten Kleinständen von der regional zuständigen Außenhandelsstelle präsentiert.<br />

Technisch-Wissenschaftliche Symposien<br />

Bei Technisch-Wissenschaftlichen Symposien handelt es sich um Vortrags- und Diskussionsrunden,<br />

bei denen österreichische Unternehmen ihre technologischen Neuheiten<br />

einem von der Außenhandelsstelle eingeladenen Fachpublikum vorstellen können.<br />

263


Wirtschaftsmissionen<br />

Wirtschaftsmissionen sind Gemeinschaftsreisen österreichischer Unternehmer, die<br />

der Markterkundung, dem Verkauf oder der Kooperation dienen. Für jeden Teilnehmer<br />

werden von der Außenhandelsstelle individuelle Gesprächstermine vereinbart.<br />

Diese Wirtschaftsmissionen schaffen einen gewissen Synergieeffekt, wenn mehrere<br />

Unternehmer einer Branche zusammentreffen.<br />

12.6 Das Gewinnen potenzieller Neuexporteure<br />

Eruierung<br />

Ein gravierendes, in der Fachliteratur vernachlässigtes, Problem bei allen erwähnten<br />

Instrumenten der Exportmotivation ist die Schwierigkeit, an potenzielle Neuexporteure<br />

heranzukommen. Denn im Exportgeschehen haben sie sich ja bisher in keiner Weise<br />

manifestiert, keine Publikationen bezogen und an keiner Veranstaltung teilgenommen.<br />

Will man nicht sämtliche Nichtexporteure anschreiben, muss nach Branche, Unternehmensgröße,<br />

Stellung am Inlandsmarkt oder Standort selektiert werden.<br />

Anbieten konkreter Geschäfte an potenzielle Exporteure<br />

Einen interessanten Ansatz zur Feststellung potenzieller Exporteure lieferte die Kammer<br />

Oberösterreich, indem sie nicht exportierende Unternehmen unter Bekanntgabe<br />

einer konkreten Geschäftsmöglichkeit im Ausland kontaktierte. So wurden beispielsweise<br />

Möbelhersteller auf einen Bezugswunsch in Frankreich oder Motorenerzeuger<br />

auf einen Bedarf in Mexiko hingewiesen. Diese Aktion wurde durch ein telefonisches<br />

Nachfassen seitens der Kammer untermauert. Wurde in der Folge noch ein Exportberater<br />

entsandt, so war damit zweifellos ein kräftiger Impuls zum Einstieg ins Exportgeschäft<br />

gegeben.<br />

Das Verfahren ist allerdings aufwändig. Es erfordert eine sorgfältige Auswahl der<br />

„angedienten“ Geschäftschancen aus einer Vielzahl von Anfragen ebenso wie genaue<br />

Firmen- und Produktkenntnis. Dennoch stellte sich nicht in allen Fällen der<br />

erhoffte Erfolg ein. Entweder war der Zeitpunkt ungünstig, der Markt zu exotisch, die<br />

Auftragslage im Inland ausreichend oder generell keinerlei Exportneigung seitens der<br />

Unternehmensführung gegeben.<br />

Gezielte Ansprache<br />

Seitens der AWO wurde für die gezielte Ansprache dieser Kundengruppe für 2003 ein<br />

eigenes Marketing- und Kommunikationskonzept gestaltet. Durch eine Kommunikati-<br />

264


Walter Koren<br />

onslinie in Printmedien, Exportinformations- und -motivationsveranstaltungen sowie Publikationen<br />

(u.a. in Kooperation mit anderen Abteilungen der WKÖ – Junge Wirtschaft<br />

und EU-Stabsabteilung) sollen Unternehmen zum Export motiviert, Hemmschwellen<br />

abgebaut sowie Chancen und Wege in die Märkte aufgezeigt werden.<br />

In Ergänzung zu der von WKÖ-Präsident Christoph Leitl kommunizierten volkswirtschaftlichen<br />

Bedeutung von Export wurde von der AWO die betriebswirtschaftliche<br />

Komponente – Export bedeutet für das Unternehmen eine Streuung des Marktrisikos,<br />

durch Economies of Scale eine Stückkostendegression sowie ggf. durch den Imagegewinn<br />

auch steigende Chancen im Inland – betont.<br />

Medienkooperationen<br />

Die zweigleisige Linie (Exportmotivation und Exportinformation) wurde im Rahmen<br />

von Medienkooperationen mit einer Tageszeitung sowie einem Monatsblatt in Form<br />

von Advertorials und auch klassischen Werbesujets kommuniziert und durch rund 20<br />

„Neue Nachbarschaft“-Veranstaltungen begleitet. Ziel von Medienkooperationen und<br />

Veranstaltungen war es, Interesse zu wecken und darauf aufbauend an Hand erster<br />

Marktinformationen und dem Aufzeigen von Marktchancen zum Agieren zu motivieren.<br />

(Die Aktivitäten wurden durch das Förderprogramm „Neue Nachbarschaft“ vom<br />

BMWA unterstützt.)<br />

Förderprogramm „Neue Nachbarschaft“<br />

Im Rahmen des AWO-Konzepts der konzentrischen Kreise wird der interessierte Neuexporteur<br />

zunächst an die Märkte in der unmittelbaren Nachbarschaft herangeführt und<br />

dann erst im zweiten Schritt an weiter entfernt gelegene. Um konkret neue Firmen für<br />

ein Auslandsengagement zu gewinnen wurde die Veranstaltungsserie in Kooperation<br />

mit zwei Bankengruppen durchgeführt. Durch die Einbindung der Banken und deren<br />

Geschäftskundenbetreuer wurde sichergestellt, dass eine zielgruppengerechte Ansprache<br />

jener Unternehmen, die als potenzielle Exporteure in Frage kommen, erfolgt.<br />

In Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden EU-Erweiterung erfolgte auf Grund des<br />

öffentlichen Interesses und der Nachfrage seitens der österreichischen Wirtschaft eine<br />

gewisse Schwerpunktsetzung auf die zukünftigen EU-Länder. Hier wurde insbesondere<br />

aufgezeigt, dass es gilt, schon jetzt – vor dem offiziellen Beitritt und dem damit<br />

verbundenen steigendem Interesse von Unternehmen aus dem gesamten EU-Raum<br />

– Marktpositionen zu besetzen und somit bessere Ausgangssituationen zu erarbeiten.<br />

Österreichischer Exporttag<br />

Höhepunkt des Veranstaltungsprogramms mit Exportmotivations- und -informationsveranstaltungen<br />

war der erstmalig am 1. Juli abgehaltene 1. Österreichische Exporttag´03.<br />

265


Dieser auf drei Säulen (Informationsstände exportnaher Dienstleister, Workshops und<br />

individuelle Gespräche mit den Handelsdelegierten) basierende Event wurde von rund<br />

600 Exporteuren und zukünftigen Exporteuren besucht. Was für den Exportprofi ein Tag<br />

zu Erfahrungsaustausch, Networking und für die Beantwortung der einen oder anderen<br />

Frage, die zu stellen man sich noch nicht die Zeit genommen hatte, war, war für den<br />

Neuexporteur ein Tag der Informationsbeschaffung sowie ein Tag zum Kennenlernen<br />

exportnaher Dienstleister, die ihn mit ihrem Serviceangebot in neue Märkte begleiten<br />

können bzw. zum Teil sogar schon vor Ort sind.<br />

Begleitet wurden diese Aktivitäten von der Herausgabe des Exportleitfadens „Welcome<br />

to New Neighbours“, der neuen Exporteuren in konziser Form die wichtigsten Punkte<br />

der Exportabwicklung in die Nachbarländer näher bringt.<br />

Die Außenhandelsstellen<br />

Für die Außenhandelsstellen ist die Kontaktierung von Unternehmen unter Hinweis<br />

auf bestehende Geschäftsmöglichkeiten Teil der ihnen auferlegten „initiativen Marktbearbeitung“.<br />

Sie reagieren nicht nur auf ihnen aus Österreich zugehende Anfragen,<br />

sondern gehen von sich aus auf Firmen zu, wobei zwischen Exporteuren und Nichtexporteuren<br />

kein Unterschied gemacht wird. Stoßen sie dabei auf gänzlich unerfahrene<br />

Unternehmen, dann weisen sie auf die Zweckmäßigkeit einer Erstberatung durch<br />

AWO-Experten hin.<br />

Möglichkeiten zur Kontaktnahme für die Erstberatung sind:<br />

• Exportfit-Test im Internet unter wko.at/awo/exportfit/,<br />

• Kostenfreie Serviceline 0800-397678,<br />

• Außen<strong>wirtschafts</strong>abteilungen der Landeskammern als First-Stop-Shop in enger<br />

Abstimmung mit der AWO.<br />

Plattform Außenwirtschaft<br />

In ihrer Exportförderung treten AWO, die Landeskammern und die Experten für Handelspolitik<br />

und Integration unter dem gemeinsamen Erscheinungsbild der „Plattform<br />

Außenwirtschaft“ auf, setzten das First-Stop-Shop-Prinzip gegenüber den Mitgliedsfirmen<br />

um und sind in den Leistungsbereichen „Service und Beratung“, „Publikationen und<br />

Veranstaltungen“ sowie „Europa-Aktivitäten und <strong>internationale</strong> Interessenvertretung<br />

(Lobbying und Kooperation)“ um eine exakt koordinierte Vorgangsweise bemüht.<br />

Je nach ihrer Intensität der Ausführung werden die Leistungen in zwei „Linien“ angeboten:<br />

Business Line und Executive Line.<br />

Die Business Line bietet Basisunterstützung und ist kostenlos. Die kostenpflichtige<br />

Executive Line dagegen ist individuelle Exportunterstützung auf höherem Niveau. Hier<br />

werden maßgeschneiderte Konzepte erarbeitet, die gemeinsam – unter Einschaltung<br />

266


Walter Koren<br />

der Außenhandelsstellen – umgesetzt werden. Die Executive Line umfasst Projektbetreuung<br />

beim Markteintritt und bei der Marktbearbeitung sowie die Organisation<br />

von Wirtschaftsmissionen, Gruppenausstellungen und fachbezogenen Inlandsveranstaltungen.<br />

12.7 Die Prüfung der Exportfähigkeit<br />

Erstberatungen von Exportneulingen durch Experten der AWO haben zunächst das<br />

Ziel einer richtigen Einschätzung der Exportfähigkeit des beratenen Unternehmens.<br />

Die Exportfähigkeit des Betriebes wird nach folgenden Kriterien geprüft:<br />

• Welche freien Produktionskapazitäten stehen zur Verfügung? Gibt es derzeit<br />

Engpässe in der Produktion (personell, maschinell, beschaffungs- oder lagerungsmäßig),<br />

die zu Lieferschwierigkeiten führen könnten?<br />

• Ist genügend für den Export geschultes Personal vorhanden (Fremdsprachenkenntnisse,<br />

Beherrschung der Exporttechniken)?<br />

• Ist die Finanzierung der zusätzlichen Aufwendungen (Marktforschung, Reisekosten,<br />

Messebeschickung, maschinelle Verbesserungen, erhöhte Vorräte, zusätzliches<br />

Personal) gesichert?<br />

• Sind Informationsquellen bezüglich der Auslandsmärkte bekannt?<br />

Wird mangelnde „Exportfitness“ festgestellt, werden Maßnahmen überlegt, die einem<br />

Exporteinstieg vorangehen müssten.<br />

12.8 Marktselektion und Marktsegmentierung<br />

Gemeinsam werden danach Ziel- oder Testmärkte ausgewählt und unter Bedachtnahme<br />

auf die vorhandenen Unternehmensressourcen Exportstrategien erarbeitet. Das<br />

auf diese Grundsatzstrategien abgestimmte Maßnahmenpaket wird im Detail von den<br />

zuständigen Außenhandelsstellen ausgearbeitet.<br />

Marktselektion<br />

Bei der Marktselektion gilt als Grundregel, sowohl für Produkte als auch Unternehmensressourcen,<br />

am besten geeignete Märkte zu finden. Für den Exportneuling<br />

gilt als Grundregel, dass sprach- und mentalitätsmäßig nahe liegende Märkte das<br />

geringste Risiko beinhalten und daher als erste bearbeitet werden sollten. Daher gilt<br />

Bayern traditionell als Test- und Einstiegsmarkt. Mitunter kann hier sogar das Marketinginstrumentarium<br />

unverändert über die Grenze ausgedehnt werden: z.B. wird der<br />

Salzburger Vertreter einer Bettdeckenfabrik in Vorarlberg zusätzlich mit der Bearbeitung<br />

des oberbayrischen Marktes betraut.<br />

267


Die individuelle Vorgangsweise ist indessen von den Ergebnissen einer über die<br />

Handelsdelegierten eingeholten Marktanalyse abhängig. So war es etwa für einen<br />

Fleisch verarbeitenden Betrieb Oberösterreichs zweckmäßig, den Raum Norditalien<br />

dem bayrischen Markt auf Grund andersgearteter Konkurrenzverhältnisse vorzuziehen.<br />

Manche Neuexporteure aus dem Agrarbereich und der Investitionsgüterindustrie<br />

präferieren dagegen ein Joint Venture in Ungarn oder der Slowakei.<br />

Marktsegmentierung<br />

In vielen Fällen ist die Bearbeitung eines gesamten Ländermarktes gegenüber einer<br />

Marktsegmentierung zurückzustellen. Die Aufspaltung in Teilmärkte mit einem hohen<br />

Grad an Homogenität ermöglicht den Einsatz eines einheitlichen Marketinginstrumentariums,<br />

was die innerbetrieblichen Koordinierungsfunktionen wesentlich vereinfacht.<br />

Je nach Produkt und personeller Ausstattung kann die Segmentierung regional (z.B. in<br />

Frankreich wird nur der Elsass auf Grund seines hohen Anteils an Deutschsprachigen<br />

bearbeitet) oder kundenspezifisch (z.B. für einen Energy-Drink werden in Deutschland<br />

nur Jugendliche unter 25 Jahren angesprochen) gestaltet werden.<br />

12.9 Markteintrittsvarianten<br />

Auf die Marktselektion bzw. Marktsegmentierung folgt die Festlegung der Markteintrittsstrategie.<br />

Dabei stehen grenzüberschreitende Absatzbemühungen eines Unternehmens je nach<br />

der Rolle des Stammhauses und seiner Kapital- und Management-Leistung Varianten<br />

des Markteintritts bereit, die als stammlandorientiert oder als zielmarktorientiert<br />

bezeichnet werden können.<br />

Stammlandorientiert (ohne Kapitalinvestition) im Zielland sind:<br />

• Direkter und indirekter Export,<br />

• Lizenzvergabe,<br />

• Franchising.<br />

Zielmarktorientiert (mit Kapital- und Managementeinsatz im Zielland) sind:<br />

• Gründung von Alleinunternehmen für Vertrieb oder Produktion (Neugründung oder<br />

Erwerb),<br />

• Gründung von Gemeinschaftsunternehmen (Joint Venture).<br />

Obwohl bei den einleitenden Exportberatungsgesprächen grundsätzlich alle Varianten<br />

des Markteintritts berücksichtigenswert sind, können doch einzelne Umstände bewirken,<br />

dass von vornherein nicht das gesamte Spektrum zur Auswahl steht: Ein Importverbot<br />

im Zielland schließt den direkten und indirekten Export aus. Dienstleistungen,<br />

ihrer Natur nach weder transportier- noch lagerbar, können nur über Franchising, Joint<br />

268


Walter Koren<br />

Venture oder eigener Niederlassung vertrieben werden. Mangels adäquater Vertriebspartner<br />

im Gastland (unzureichende Vertreter- oder Distributionsstruktur) kann nur<br />

über Joint Venture oder Vertriebsniederlassung gearbeitet werden. Transportkostensensible<br />

Produkte werden im Überseegeschäft wahrscheinlich nicht im Exportweg<br />

abgesetzt werden können.<br />

12.9.1 Indirekter Export<br />

In der Regel wird dem Exportneuling als Einstiegsvariante der indirekte oder direkte<br />

Export empfohlen.<br />

Beim indirekten Export bedient sich der inländische Erzeuger eines heimischen Außenhandelsunternehmens<br />

und überträgt diesem Absatzorgan sämtliche aus dem Auslandsgeschäft<br />

resultierende Funktionen, Kosten und Risiken. Der Erzeuger tritt also<br />

mit dem Ausland überhaupt nicht in Kontakt, für ihn liegt ein reines Inlandsgeschäft<br />

vor. Die speziellen Länder- und Branchenkenntnisse des Exporthändlers lassen dessen<br />

Einsatz auch für größere Unternehmen zweckmäßig erscheinen, insbesondere<br />

wenn es sich um exotische oder nur mit einem geringen Absatzpotential ausgestattete<br />

Auslandsmärkte handelt.<br />

Im Bundesgremium des Außenhandels der WKÖ sind 4.700 Außenhandelsfirmen<br />

registriert, wovon sich 1.200 mit ihrer Länder- und Branchenspezialisierung im Internet<br />

präsentieren (www.foreign-trade.at)<br />

12.9.2 Direkter Export<br />

Bei der Entscheidung zum direkten Export finden die Außenhandelsstellen in der<br />

Unterstützung des exportwilligen Unternehmens ihren größten Aktionsradius.<br />

Der Handelsdelegierte vermittelt den Kontakt zu ausländischen Endkunden, sofern dieser<br />

Vertriebstyp gewählt wird, andernfalls zu Vertriebspartnern im Ausland: Importeure,<br />

Distributeure, Großhändler, Einzelhändler, Agenten, Handelsvertreter, Handelshäuser.<br />

Dabei schafft der Handelsdelegierte „qualifizierte Kontakte“, also nicht bloß Adressenmaterial,<br />

das auch im Internet abgerufen werden könnte, sondern es werden speziell<br />

auf die Bedürfnisse des österreichischen Exporteurs abgestimmte, grundsätzlich an<br />

einer Kontaktnahme interessierte Firmen von einwandfreier Bonität empfohlen.<br />

Für den in Aussicht genommenen Markteintritt erarbeiten die Außenhandelsstellen<br />

eine Entscheidungsgrundlage über Erfolgsaussichten und Ressourcenaufwand auf<br />

Grund der Analyse der<br />

• Importe und Exporte des Produkts (Eruierung des Inlandsbedarfs),<br />

• Konkurrenzsituation,<br />

269


• Importbestimmungen,<br />

• gesetzlichen Rahmenbedingungen,<br />

• Vertriebsstruktur,<br />

• sozio-kulturellen Besonderheiten des Landes, insbesondere im Hinblick auf die<br />

Konsumgewohnheiten,<br />

• nationalen Fachmessen,<br />

• geplanten österreichischen Gruppenausstellungen und anderer Veranstaltungen.<br />

Zur Erstellung des Idealprofils des gesuchten Geschäftspartners benötigt die Außenhandelsstelle<br />

präzise Informationen über das exportwillige Unternehmen und dessen<br />

Produkt- und Leistungsangebot, um folgende Aufgaben effizient übernehmen zu<br />

können:<br />

• Selektion des Adressmaterials,<br />

• Mailing mit persönlichem Schreiben des Handelsdelegierten, eventuell mit beigefügtem<br />

Unterlagenmaterial zur Präsentation des österreichischen Anbieters,<br />

• Telefonmarketing bzw. telefonische Kontaktaufnahme nach erfolgtem Mailing,<br />

• Persönliche Unterredung des Handelsdelegierten mit dem Partner in seinem Betreuungsbereich,<br />

etwa bei einem Besuch im Unternehmen oder bei einem Meeting<br />

(anlässlich einer Dienstreise, eines Messebesuches, eines Vertretertreffens oder<br />

einer anderen Veranstaltung).<br />

Diese Dienstleistungen zur Ermöglichung des Markteintritts sind als Teil der „Business<br />

Line“ der Außenhandelstellen bis zu einem Ausmaß von acht Stunden kostenlos, lediglich<br />

eventuelle Fremdkosten werden in Rechnung gestellt. Werden jedoch pro Projekt<br />

acht Personenstunden überschritten, dann kommt die „Executive Line“ zur Anwendung,<br />

bei der ein fixer Stundensatz verrechnet wird (derzeit 100 Euro pro Stunde).<br />

12.9.3 Andere Formen der Marktbearbeitung<br />

Investitionsberatung der Außenhandelsstellen ist dann gefragt, wenn der Markteintritt<br />

nicht über den herkömmlichen Export, sondern über eine intensivere Form der Internationalisierung<br />

erfolgt.<br />

Die Außenhandelsstelle hilft bei der Gründung von Vertriebs- oder Produktionsniederlassungen,<br />

bei Joint Ventures und Kapitalbeteiligungen sowie bei der Vergabe oder<br />

Hereinnahme von Lizenzen und Know-how. Hauptfunktionen des Handelsdelegierten<br />

sind dabei die Identifikation geeigneter Standorte, die Partnersuche und die Rechts-<br />

und Finanzberatung.<br />

270


12.9.4 Exportkooperation<br />

Walter Koren<br />

Cluster<br />

Im Rahmen der „Exportoffensive der Bundesregierung“ von 1998 bis 2000 wurden<br />

zahlreiche kooperative Formen des Markteintritts und der Marktbearbeitung unter dem<br />

Stichwort „Exportcluster“ ins Leben gerufen. Die Besonderheit dieser aus Bundesmitteln<br />

unterstützten und von der AWO betreuten, strategischen Allianzen besteht in ihrer<br />

Ausrichtung auf Erhöhung der <strong>internationale</strong>n Wettbewerbsfähigkeit. Da es für einzeln<br />

operierende Unternehmen zunehmend schwieriger wird, im globalen Wettbewerb<br />

zu bestehen, kam es zu Zusammenschlüssen von rechtlich unabhängig bleibenden<br />

Unternehmen, die durch Bündelung der gemeinsamen Ressourcen eine Steigerung<br />

ihrer Konkurrenzfähigkeit anstreben (siehe dazu auch Kapitel 16).<br />

Im Regelfall schließen sich die Anbieter komplementärer Produkte zu derartigen<br />

Exportgemeinschaften zusammen, was diese in die Lage versetzt, ein breites Angebotsprogramm<br />

zu bieten. Dies ist etwa bei den Lebensmittelclustern der Fall. Wird<br />

dagegen eine besondere Sortimentstiefe angestrebt, kommt es zur Allianz aktueller<br />

oder potenzieller Konkurrenten, z.B. im Vorarlberger „Exportcluster Holzbau“.<br />

Ein Sonderfall des „Exportcluster“ ist die auf eine bestimmte Marktregion ausgerichtete<br />

Kooperationsform: „Almako – Austrian Regional Business Cooperation Cluster“<br />

umfasst Teilnehmer verschiedenster Branchen zur Bearbeitung der Märkte Albanien,<br />

Mazedonien und Kosovo.<br />

Andere Formen der Kooperation<br />

Im Rahmen der <strong>internationale</strong>n Marketingkooperation sind neben den als „Cluster“<br />

bezeichneten Exportgemeinschaften auch Exportringe und Formen der Projektkooperation<br />

für den Einstieg ins Exportgeschäft hilfreich.<br />

Unter einem Exportring versteht man die Kooperation von Herstellerfirmen mit einem<br />

Exporthandelsbetrieb. Dabei führt der Handelsbetrieb sämtliche Exportgeschäfte für<br />

die Hersteller durch, betreibt selbst aber keinen Eigenhandel.<br />

Projektkooperation ist eine vorübergehende Zusammenarbeit zur Realisierung gemeinsamer<br />

Projekte. Derartige Ad-hoc-Kooperationen sind vor allem im Anlagengeschäft<br />

häufig. In der Projektgemeinschaft übernimmt der Partner mit der größten Erfahrung<br />

die Führung als Generalunternehmer, die „Subcontractors“ fungieren als seine Zulieferanten.<br />

Hierdurch ist eine abgewandelte Form des indirekten Exports gegeben.<br />

271


12.10 Ausblick<br />

Die WKÖ setzt sich als mittelfristiges Ziel, die Zahl der Exporteure von 15.000 im Jahr<br />

2001 auf 30.000 im Jahre 2007 zu verdoppeln. Dieses Ziel ist ehrgeizig, aber nicht<br />

unrealistisch.<br />

Schwieriger wird es sein, den Überseeanteil auf 20 % der Gesamtexporte zu erhöhen.<br />

Hiezu bedarf es besonderer Anstrengungen in Kooperation mit allen außenhandelsrelevanten<br />

Institutionen Österreichs. Im Rahmen der Internationalisierungsoffensive „go<br />

international“, einer Initiative des BMWA und der WKÖ, trägt ein eigenes Maßnahmenpaket<br />

mit den Schwerpunkten Neuexporteure, Fernmärkte, Internationalisierungsberatung,<br />

Dienstleistungsexporte und KMUs zur Erreichung dieser Ziele bei.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Apfelthaler, G. (1999), Internationale Markteintrittsstrategien, Manz Verlag Schulbuch, Wien.<br />

Engelhard, J. (1992), Exportförderung, Wiesbaden.<br />

Meffert, H., Bolz, J. (1998), Internationales Marketing-Management, Stuttgart.<br />

Schnitt, P. (2000), Funktionelle Exportförderung in Österreich und anderen europäischen Ländern,<br />

Wirtschaftskammer Österreich, Wien.<br />

Anmerkungen<br />

* Dr. Walter Koren ist Leiter der Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation der Wirtschaftskammer Österreich<br />

in Wien.<br />

272


13 DIREKTINVESTITIONS-FÖRDERUNG<br />

HEUTE UND MORGEN<br />

Reinhard Moser*<br />

13.1 Zielvorgabe und Aufbau des Beitrages<br />

Stellt man die Analyse der unterschiedlichen Maßnahmen, mit denen Direktinvestitionen<br />

in Österreich gefördert werden, in den Mittelpunkt, gilt es zunächst, die Sichtweise<br />

zu präzisieren: Untersuchungsgegenstand des vorliegenden Beitrages sind aktive<br />

Auslandsinvestitionen (outgoing foreign direct investment), die von österreichischen<br />

Unternehmen im Ausland getätigt und die durch öffentliche Institutionen in Österreich<br />

unterstützt werden.<br />

Ergänzend treffen diese Investitionen in vielen Fällen auf eine Förderung in den<br />

jeweiligen Zielländern, deren Ausmaß die Direktinvestitions-Entscheidung eines<br />

Unternehmens wesentlich beeinflussen kann. In weiter Auslegung kann man sogar<br />

Maßnahmen eines Landes zur Attrahierung von Direktinvestitions-Zuflüssen auch<br />

als gleichzeitiges Angebot an inländische Unternehmen deuten, den Inlandsstandort<br />

nicht aufzugeben, womit sich eine Gegenbewegung zur Förderung aktiver Auslandsinvestitionen<br />

ergeben kann. 1 Auf diesen Aspekt wird im gegebenen Zusammenhang<br />

hingewiesen, aber in diesem Beitrag nicht näher eingegangen. Vielmehr werden in<br />

einer kurzen Zusammenfassung der Ausgangssituation im folgenden Abschnitt 13.2<br />

nach einer inhaltlichen Abgrenzung zum Direktinvestitions-Begriff die Problemfelder<br />

auf der Unternehmensebene und die daraus erwachsenden Förderungsansätze beleuchtet.<br />

Ein kurzer Hinweis thematisiert die Frage der Zulässigkeit derartiger nationaler<br />

Förderungsansätze im <strong>internationale</strong>n Kontext.<br />

Den Kern der Analyse bildet die Präsentation der wesentlichen österreichischen<br />

Förderungsmaßnahmen hinsichtlich der jeweiligen Anwendungsbereiche im Abschnitt<br />

13.3. Als Resümee beleuchtet sodann der abschließende Abschnitt 13.4 die Zukunft<br />

der Förderungsaktivitäten im Direktinvestitions-Bereich und formuliert ausgewählte<br />

Desiderate für deren zukünftige Ausgestaltung.<br />

13.2 Ausgangssituation<br />

13.2.1 Inhaltliche Abgrenzung<br />

Wenngleich nach wie vor um einen einheitlichen Direktinvestitions-Begriff gerungen<br />

wird, hat sich in der <strong>wirtschafts</strong>wissenschaftlichen Literatur weitgehend durchgesetzt,<br />

dass es sich bei ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment – FDI)<br />

um Kapitalanlagen im Ausland handelt, die vom Investor in der Absicht vorgenommen<br />

werden,<br />

273


(1) Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des kapitalempfangenden Unternehmens zu<br />

gewinnen oder zu verstärken,<br />

(2) die Kapitalbasis eines bereits kontrollierten Unternehmens zu erweitern oder<br />

(3) ein neues Unternehmen zu gründen. 2<br />

Die Abgrenzung des Direktinvestitions-Begriffs ist zunächst aus dem Blickwinkel der<br />

statistischen Erfassung von hohem Interesse. In diese Richtung zielt die OECD-<br />

Benchmark-Definition von Foreign Direct Investment:<br />

„Foreign direct investment reflects the objective of obtaining a lasting interest by a<br />

resident entity in one economy (‚direct investor’) in an entity resident in an economy<br />

other than that of the investor (‚direct investment enterprise’). The lasting interest<br />

implies the existence of a long-term relationship between the direct investor and the<br />

enterprise and a significant degree of influence on the management of the enterprise.<br />

Direct investment involves both the initial transaction between the two entities and all<br />

subsequent capital transactions between them and among affiliated enterprises, both<br />

incorporated and unincorporated.” 3<br />

Betrachtet man die gesamtwirtschaftlichen Daten aus österreichischer Sicht, ergibt<br />

sich zum Stand der österreichischen Direktinvestitionen in den Jahren 1990 –2002<br />

das folgende Bild:<br />

Österreichische Direktinvestitionen 1990 bis 2002 Abb. 13.1<br />

Quelle: OeNB.<br />

274<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1990<br />

1991<br />

Aktive Direktinvestitionen<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

Passive Direktinvestitionen<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002


Reinhard Moser<br />

In Ergänzung zu den Makrodaten eröffnet sich ein unterschiedlicher Zutritt zum Thema<br />

unternehmerischer Direktinvestitionen 4 im Rahmen der betriebswirtschaftlichen<br />

Untersuchung des Internationalisierungspfades von Unternehmen. Folgt man dem<br />

klassischen Muster, dass der Internationalisierungsprozess ein schrittweises Lernen<br />

beinhaltet, 5 stellen die Direktinvestitions-Varianten als Joint Ventures bzw. 100 %-<br />

Tochtergesellschaften eine fortgeschrittene Stufe <strong>internationale</strong>r Unternehmensaktivität<br />

dar, wie dies die folgende Abbildung 13.2 zeigt:<br />

Stufenschema <strong>internationale</strong>r Unternehmenstätigkeit Abb. 13.2<br />

Leistungserstellung im Inland<br />

indirekter Export<br />

Exportkooperation<br />

direkter Export<br />

direkter Export mit<br />

Vertriebs-Direktinvestitionen<br />

Leistungserstellung im Ausland<br />

ohne<br />

Kapitalbeteiligung<br />

Lizenzvergabe/<br />

Franchising<br />

Vertragsfertigung<br />

Managementvertrag<br />

mit<br />

Kapitalbeteiligung<br />

Joint Venture<br />

100 %-Tochtergesellschaft<br />

Eine gerade aus österreichischer Sicht besonders wichtige Anmerkung gilt es abrundend<br />

anzubringen: Während im Bereich großer, transnational tätiger Unternehmen<br />

die Strategien der Marktbearbeitung in hohem Ausmaß Direktinvestitionen umfassen,<br />

resultiert aus der zunehmenden Komplexität <strong>internationale</strong>r Verflechtungen gerade für<br />

das Unternehmenssegment der Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) eine Reihe<br />

spezifischer Problemfelder, die identifiziert werden müssen und schlussendlich auch<br />

Ansatzpunkte für einschlägige Unterstützungsmaßnahmen liefern können.<br />

13.2.2 Problemfelder<br />

Im Mittelpunkt vieler Literaturaussagen über die unternehmerischen Direktinvestitions-<br />

Aktivitäten steht häufig eine Auseinandersetzung mit den Gründen, die zur Vornahme<br />

von ausländischen Direktinvestitionen geführt haben bzw. führen. Hier ist es in den<br />

letzten Jahren zu einer Erweiterung der traditionellen Bestimmungsgründe, die vor<br />

allem auf die Absatzmöglichkeiten im Zielland bzw. auf Beschaffungsaktivitäten aus<br />

dem Zielland abstellen, gekommen. 6 Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung geht<br />

es heute oftmals stärker um die effizienzorientierte Neugestaltung der Wertschöp-<br />

275


fungskette unter Ausnutzung spezifischer Vorteile unterschiedlicher Standortländer.<br />

Die Motive für Direktinvestitionen haben sich damit von einer starken Orientierung auf<br />

die Märkte der Gastländer zu einer Weltmarkt- oder Effizienzorientierung verschoben; 7<br />

anders formuliert: Das ausländische Direktinvestitions-Unternehmen dient zunehmend<br />

als Plattform für Exportaktivitäten in Drittländer. 8<br />

Dass bei dieser Ausweitung auch eine Fülle von Problemfeldern zu Tage getreten<br />

sind, belegt beispielsweise die – auf einen ursprünglich bereits aus dem Jahre 1976<br />

stammenden Ansatz zurückgehende – Formulierung von OECD-Leitsätzen für multinationale<br />

Unternehmen in der Neufassung 2000, die auf dem Prinzip der Freiwilligkeit<br />

Regelungen für ein verantwortungsvolles und dem geltenden Recht entsprechendes<br />

unternehmerisches Verhalten bei Auslandsinvestitionen postulieren. 9<br />

Wie bereits erwähnt, spielen neben den üblicherweise betrachteten Großunternehmen<br />

gerade auch dem Bereich der KMU zuzurechnende Direktinvestoren eine wichtige<br />

Rolle, welche die Chancen aus der intensiven Erschließung neuer Märkte bzw. die<br />

kostenseitigen Vorteile, die sich aus Verlagerungsprozessen ergeben können, mit<br />

dem Ziel einer Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit vermehrt nutzen. Dies betrifft<br />

besonders deutlich die Zielregion der Transformationsländer; eine Befragung des<br />

Instituts für Mittelstandsforschung Bonn ermittelte für die Region der Visegrad-Länder<br />

einen Anteil der mittelständischen Investoren von mehr als 50 % (im Vergleich zum<br />

üblicherweise angesetzten Wert von rund einem Drittel, das mittelständische Investoren<br />

zum Gesamt der deutschen Auslands-Direktinvestitionen weltweit beitragen). 10<br />

Im Rahmen einer Auseinandersetzung mit den Hemmnissen, die einer zunehmenden<br />

Direktinvestitions-Tätigkeit aus Unternehmenssicht im Wege stehen, lassen sich – aufbauend<br />

auf den Problemfeldern der Exporttätigkeit, die schon frühzeitig zur Kreation<br />

entsprechender Exportförderungsmaßnahmen geführt haben, – die entsprechenden<br />

Schwachpunkte bei Direktinvestitionen in drei wichtigen Bereichen orten: 11<br />

• Problemfeld Informationsgewinnung/Erlangung von Marktkenntnissen<br />

(Kernfragen betreffen die Marktauswahl, die Ermittlung des Marktpotentials und<br />

die Kenntnis über mögliche Zielobjekte.)<br />

• Ressourcen-Probleme<br />

(Neben dem Schwerpunkt der Personalrekrutierung steht vor allem die Frage<br />

der Bereitstellung des für Direktinvestitionen erforderlichen Risikokapitals im<br />

Mittelpunkt.)<br />

• Problemfeld Direktinvestitions-Risiken<br />

(Hier treten alle drei Risikoarten der <strong>internationale</strong>n Geschäftstätigkeit, die <strong>politische</strong>n,<br />

wirtschaftlichen und Wechselkursrisiken in einer besonderen Qualität<br />

auf.)<br />

276


13.2.3 Förderungsarten und Förderungszulässigkeit<br />

Reinhard Moser<br />

Aus dem Grundgedanken, dass ausländische Direktinvestitionen aus einem betriebswirtschaftlichen<br />

Blickwinkel eine wichtige Markteintrittsstrategie darstellen und daraus eine<br />

vorteilhafte Situation nicht nur in Richtung auf verstärkte Exportaktivitäten entsteht,<br />

sondern auch gesamtwirtschaftlich positive Effekte Platz greifen, resultiert die Bereitstellung<br />

effizienter Fördermöglichkeiten, damit Unternehmen auf dem Direktinvestitionsweg<br />

die identifizierten Hemmnisse bewältigen können. Dabei wird stets davon<br />

ausgegangen, dass die wirtschaftliche Bedeutung der Direktinvestitions-Tätigkeit in<br />

ihrer Komplementarität zu Exportaktivitäten liegt 12 und Unternehmen bei der Verbesserung<br />

ihrer <strong>internationale</strong>n Wettbewerbsfähigkeit unterstützt werden sollen.<br />

Eine sinnvolle Förderpolitik hat bereits frühzeitig mit ihrem Instrumentarium genau<br />

an der Bewältigung der im vorigen Abschnitt aufgelisteten Problemfelder angesetzt.<br />

Die Maßnahmen werden daher üblicherweise auch in vier Ansatzpunkte unterschieden.<br />

13<br />

• Unterstützung im Bereich der Informationsgewinnung<br />

• Unterstützung im Bereich der Risikoabsicherung<br />

• Unterstützung im Bereich der Kapitalaufbringung<br />

• Steuer<strong>politische</strong> Maßnahmen<br />

Bevor auf den Status quo in diesem Bereich in Österreich eingegangen und die Frage<br />

nach der Effizienz der Direktinvestitions-Förderung gestellt wird, ist noch ein Blick<br />

auf die <strong>internationale</strong>n Rahmenbedingungen zu werfen, welche die Zulässigkeit von<br />

Förderaktivitäten stark reglementieren. Diese werden gerade im Feld grenzüberschreitender<br />

Transaktionen besonders genau überprüft.<br />

Analog zum weiten Feld von Maßnahmen auf dem Sektor der Exportförderung 14<br />

unterliegt auch die Direktinvestitions-Förderung strengen Regelungen und Beschränkungen,<br />

die sich einerseits aus den entsprechenden GATT/WTO-Normen 15 ergeben,<br />

andererseits aus den wettbewerbsrechtlichen Regelungen und dem Beihilfenrecht der<br />

Europäischen Union. 16 Nur wenn die entsprechenden Instrumentarien kostendeckend<br />

kalkuliert sind und keine Beihilfenelemente enthalten, wird den EU-Bestimmungen<br />

entsprochen.<br />

Eine Sonderstellung kommt dabei allen Förderungen zu, die sich an KMU richten. 17<br />

In diesem Falle wird akzeptiert, dass Beihilfen bis zu einer bestimmten Obergrenze<br />

nicht dazu geeignet sind, den grenzüberschreitenden Wettbewerb zu verzerren („De<br />

Minimis”-Regel). In diesem Sinne wird eine Reihe der Förderungsaktionen, die für<br />

Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen existieren, als geringfügige Beihilfe<br />

gemäß Wettbewerbsrecht der EU eingestuft.<br />

277


13.3 Förderung ausländischer Direktinvestitionen in<br />

Österreich – Status quo<br />

13.3.1 Übersicht<br />

Der in der Literatur vorherrschenden Gliederung unterschiedlicher Förderungsmaßnahmen<br />

folgend, wird nachstehend der Status quo bedeutender Unterstützungs-<br />

Instrumente für österreichische Unternehmen, die eine Direktinvestition durchführen,<br />

exemplarisch dargestellt. Die vorangestellte Synopse (Abbildung 13.3) soll den Überblick<br />

erleichtern.<br />

Direktinvestitions-Förderung für österreichische Unternehmen Abb. 13.3<br />

Für die genannten Förderungsbereiche gilt:<br />

• Betrachtet man vorweg Unterstützungsmaßnahmen im Bereich der<br />

Informationsgewinnung, stehen hier Aktivitäten der Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation<br />

der Wirtschaftskammer Österreich traditionell an erster Stelle, wenn es<br />

um eine auslandsbezogene Geschäftstätigkeit österreichischer Unternehmen<br />

geht. Dies beinhaltet in vielen Fällen auch die Einschaltung der Handelsdelegierten<br />

mit ihrer Vor-Ort-Expertise in der Frühphase von Direktinvestitions-Ent-<br />

278<br />

Informationsgewinnung<br />

Wirtschaftskammer<br />

Österreich - AWO<br />

G11 und<br />

Markterschließungsfinanzierung<br />

AWS-<br />

Studienfonds<br />

Förderungsbereiche<br />

Risikoabsicherung<br />

Beteiligungs-<br />

Garantien G4<br />

(<strong>politische</strong>s Risiko)<br />

Garantien der AWS<br />

(wirtschaftliches Risiko)<br />

Kapitalaufbringung<br />

Beteiligungsfinanzierung<br />

(EFV/OeKB)<br />

ERP-Internationalisierungsprogramm<br />

Starthilfekredite<br />

Steuer<strong>politische</strong><br />

Maßnahmen


Reinhard Moser<br />

scheidungsprozessen und damit zusammenhängenden Beratungsleistungen.<br />

In dieser Phase der Investitionsvorbereitung fallen in der Regel Vorlaufkosten<br />

an, beispielsweise für in Auftrag gegebene Marktstudien, Beraterhonorare etc.<br />

KMUs können sich in dieser Startphase in Form der Markterschließungsgarantie<br />

G11 auf Basis des Ausfuhrförderungsgesetzes (AFG) 1981 dagegen absichern,<br />

dass sie das Umsatzziel im neuen Markt innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht<br />

erreichen, und in diesem Fall einen Teil der getätigten Aufwendungen für die<br />

Markterschließung ersetzt erhalten. Parallel dazu besteht die Möglichkeit der<br />

Markterschließungsfinanzierung, wobei die Kredithöhe durch die projektierten<br />

Aufwendungen für den Auslandsmarkteintritt bestimmt wird. Die Abwicklung<br />

beider Programme erfolgt über die Österreichische Exportfonds Ges.m.b.H. 18<br />

Förderungszuschüsse für externe Beratungsleistungen – beispielsweise Feasibility-Studien,<br />

Geschäftsplanerstellung, Gutachten etc. – im Zusammenhang<br />

mit österreichischen Auslands-Direktinvestitionen können aus dem bei der Austria<br />

Wirtschaftsservice Ges.m.b.H. (AWS) eingerichteten Studienfonds bis zu<br />

bestimmten Höchstgrenzen gewährt werden. Die AWS berät österreichische<br />

Direktinvestoren auch im Hinblick auf das teilweise sehr unübersichtlich gewordene<br />

Instrumentarium, das Internationale Finanzinstitutionen für die Vorbereitung<br />

von Internationalisierungsaktivitäten und im Rahmen konkreter Risikoabsicherungs-<br />

und/oder Finanzierungsmaßnahmen bereitstellen. Dabei stellt auch die<br />

Mitgliedschaft bei den European Development Finance Institutions (EDFI) einen<br />

bedeutenden Faktor dar, der eine Vielzahl von Kooperationen der AWS mit Internationalen<br />

Finanzinstitutionen ergänzt.<br />

• Das im Brennpunkt stehende Instrumentarium in den Bereichen Risikoabsicherung<br />

und Kapitalaufbringung wird in einem höheren Detaillierungsgrad in den<br />

Abschnitten 13.3.2 und 13.3.3 behandelt.<br />

• Hinsichtlich der für den Direktinvestitions-Bereich relevanten steuer<strong>politische</strong>n<br />

Maßnahmen, mit denen gezielt Anreize für österreichische Direktinvestoren gesetzt<br />

werden, ist im Zuge der Steuerreform 2005 19 auf die an die Stelle der bestehenden<br />

Organschaftsregelung tretende Neuregelung der Gruppenbesteuerung hinzuweisen.<br />

Diese enthält starke Anreize, Konzernzentralen und regionale Headquarters<br />

in Österreich besser zu stellen, womit gleichzeitig auch ein Ansporn für die<br />

Ansiedlung ausländischer Unternehmen in Österreich bezweckt wird. Innovativ<br />

ist dabei die Möglichkeit einer Gruppenbildung zwischen in- und ausländischen<br />

Unternehmen, die bereits ab einer mehr als 50 %igen Kapitalbeteiligung möglich<br />

ist und im Rahmen von Joint Ventures auch „Mehrmüttergruppen” zulässt.<br />

279


13.3.2 Unterstützung im Bereich der Risikoabsicherung<br />

Unternehmen, die Direktinvestitionen im Ausland vornehmen, sehen sich in Ergänzung<br />

zu klassischen Risikoarten des Auslandsgeschäfts zusätzlichen Risiken ausgesetzt.<br />

Diese betreffen auf dem Feld <strong>politische</strong>r Risiken primär alle Tatbestände im Bereich<br />

von Enteignung, schleichender Enteignung (creeping expropriation), Gewinntransferverboten<br />

und vergleichbaren Maßnahmen der Gastlandregierung. Zusätzlich ergibt<br />

sich auch ein breites Feld wirtschaftlicher Risiken aus der laufenden Geschäftstätigkeit,<br />

das weit über die Risikobelastung bei Exportgeschäften hinausreicht. Eine eigene<br />

Dimension stellt das Feld von Wechselkursrisiken dar. 20<br />

Eine generelle, als indirekt anzusprechende Unterstützung im Sektor ausländischer<br />

Direktinvestitionen ergibt sich durch bilateral abgeschlossene Investitionsförderungs-<br />

bzw. Investitionsschutzverträge. Diese zielen auf die Schaffung rechtlich stabiler<br />

Rahmenbedingungen für die Investoren ab und sollen ihnen Rechtsschutz bieten.<br />

Angesprochen sind dabei vorrangig die Garantien des freien Verkehrs von Kapital<br />

und Erträgen, der Eigentumsschutz mit entsprechenden Entschädigungsregeln für<br />

den Fall von Enteignungen und die Installierung einer Schiedsgerichtsregelung für<br />

den Fall von Streitigkeiten zwischen dem Investor und dem Gastland. 21<br />

Geht man auf die Ebene einzelner Direktinvestitions-Fälle, werden österreichische<br />

Unternehmen im Rahmen der Absicherung auftretender Direktinvestitions-Risiken<br />

• auf nationaler Ebene im Wege der Beteiligungsgarantien nach dem AFG 1981<br />

bzw. des Förderinstrumentariums der AWS,<br />

• im Rahmen unterschiedlicher Programme auf europäischer Ebene und<br />

• durch die MIGA (Multilateral Investment Guarantee Agency) als supranationale<br />

Institution<br />

unterstützt. Das dabei zur Verfügung stehende Instrumentarium auf nationaler Ebene<br />

wird in der Folge kurz umrissen.<br />

Beteiligungsgarantien nach dem AFG 1981<br />

Die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) bietet als Bevollmächtigte des Bundes<br />

Haftungen in Form von Beteiligungsgarantien zur Absicherung <strong>politische</strong>r Risiken an.<br />

Die Beteiligungsgarantie (Bundesgarantie G4 auf Basis des AFG 1981) deckt den<br />

aufrechten Bestand der Rechte des Investors aus seiner Beteiligung bis zu einem<br />

festgelegten Höchstbetrag zuzüglich Erträge sowie Zinsen bis maximal 20 % p.a. 22<br />

Wesentliche Voraussetzung für die Garantieerteilung ist ein positiver Leistungsbilanzeffekt,<br />

der sich beispielsweise aus einer Ausweitung der Absatzorganisation (Gründung<br />

einer Vertriebs-Tochtergesellschaft im Ausland) für in Österreich erzeugte Produkte<br />

ergibt, aus Lizenzvergaben an das Direktinvestitions-Unternehmen zukünftige Einnah-<br />

280


Reinhard Moser<br />

men erwarten lässt oder aber daraus resultiert, dass der österreichische Direktinvestor<br />

in die Lage versetzt wird, einen Teil der Fertigungsschritte (Wertschöpfungskette)<br />

zwecks Erlangung <strong>internationale</strong>r Wettbewerbsfähigkeit ins Ausland auszulagern. 23<br />

Die von der Beteiligungsgarantie G4 gedeckten <strong>politische</strong>n Risiken umfassen:<br />

• Die direkte oder indirekte, gänzliche oder teilweise Entziehung von Beteiligungsrechten<br />

oder Rechten aus beteiligungsähnlichen Rechtsgeschäften (beispielsweise<br />

im Zuge einer Verstaatlichung oder Enteignung);<br />

• die Zerstörung oder Entziehung eines so wesentlichen Teils der Vermögenswerte,<br />

dass das Unternehmen ohne Verlust nicht mehr weitergeführt werden kann;<br />

• die länger als drei Monate dauernde Beschränkung oder Behinderung des Transfers<br />

oder der Verfügung über folgende Vermögenswerte: Erträge aus Beteiligungen<br />

(Gewinnanteile, Dividenden), Kapitalrückzahlungen und Zinsendienst auf<br />

beteiligungsähnliche Darlehen bzw. Erlös aus dem Verkauf oder der Abwicklung<br />

der Beteiligung. 24<br />

Derzeit werden je nach Bonität des Ziellandes der Direktinvestition zwischen 95 % und<br />

100 % des Risikos gedeckt; die Laufzeit der G4-Beteiligungsgarantie wird den Erfordernissen<br />

des konkreten Projektes angepasst und kann bis zu 25 Jahre währen.<br />

Da die G4-Beteiligungsgarantie auf die Abdeckung <strong>politische</strong>r Risiken ausgelegt ist, findet<br />

sie vorrangig bei Direktinvestitions-Projekten in Ländern außerhalb der OECD Anwendung.<br />

Dies erklärt auch, warum in einem Vergleich zwischen den österreichischen<br />

Brutto-Neuinvestitionen einerseits und den Neuzusagen für G4-Beteiligungsgarantie<br />

in der selben Periode der Anteil der durch G4-Beteiligungsgarantien gedeckten, neu<br />

vorgenommenen Brutto-Direktinvestitionen in den letzten Jahren stark abgesunken<br />

ist. Die Entwicklung über den Zeitraum 1995 bis 2003, für den Detaildaten vorliegen,<br />

zeigt Tabelle 13.1, aus der auch hervorgeht, dass die (zuletzt verfügbare) aktuelle<br />

Deckungsquote für das Jahr 2003 rd. 4 % beträgt.<br />

Österreichische Direktinvestitionen, Brutto-Neuinvestitionen und<br />

Neuzusagen von G4-Beteiligungsgarantien<br />

Brutto-Neuinvestitionen (in Mio. Euro) Neuzusagen G4 (in Mio. Euro)<br />

1995 1504 155<br />

1996 1796 211<br />

1997 2046 300<br />

1998 3330 969<br />

1999 3607 478<br />

2000 6634 449<br />

2001 6000 498<br />

2002 5974 470<br />

2003 6300 249<br />

Quelle: OeNB, OeKB.<br />

Tab. 13.1<br />

281


In graphischer Form präsentiert die Abbildung 13.4 den Zusammenhang zwischen der<br />

Neu-Investitionstätigkeit österreichischer Unternehmen und den dafür übernommenen<br />

Haftungen für <strong>politische</strong> Direktinvestitions-Risiken.<br />

Gegenüberstellung der Brutto-Neuinvestitionen und der G4-Neuzusagen Abb. 13.4<br />

Quelle: OeNB, OeKB.<br />

282<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

Neuzusagen G4 (in Mio. Euro) Brutto-Neuinvestition (in Mio. Euro)<br />

Was die regionalen Schwerpunkte im Einsatz von G4-Beteiligungsgarantien betrifft,<br />

zeigt die folgende Tabelle 13.2 die konkrete Situation in den wichtigsten Zielländern<br />

im Fünfjahres-Vergleich für den Zeitraum 1993 – 1998 – 2003:


Reinhard Moser<br />

Regionale Aufschlüsselung gewährter G4-Beteiligungsgarantien Tab. 13.2<br />

Land 1993 1998 2003<br />

Tschechische Republik 34 113 44<br />

Ungarn 145 112 39<br />

Kroatien 3 29 33<br />

Rumänien 2 12 26<br />

Slowakei 16 39 22<br />

Polen 14 20 15<br />

China 1 15 12<br />

Bosnien-Herzegowina - - 11<br />

Indien 4 6 8<br />

Russland 9 10 8<br />

Slowenien 16 22 8<br />

Libyen 5 1 1<br />

übrige Länder 58 66 83<br />

Summe gesamt 307 445 299<br />

Quelle: OeKB.<br />

Förderinstrumentarium der AWS<br />

Die AWS zielt in den von ihr gestionierten Internationalisierungsprogrammen darauf<br />

ab, das Engagement der österreichischen Wirtschaft im <strong>internationale</strong>n Kontext zu<br />

stärken und die <strong>internationale</strong> Präsenz österreichischer Unternehmen auszubauen.<br />

Konkret bietet sie Garantien zur Absicherung des wirtschaftlichen Risikos im Zusammenhang<br />

mit ausländischen Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen an,<br />

wobei konzeptionell zwischen zwei Garantiearten zu unterscheiden ist:<br />

(1) Direktgarantien bzw. Projektgarantien<br />

Diese sichern dem Investor das wirtschaftliche Risiko von ausländischen Direktinvestitionen<br />

bis zu maximal 50 % der eingesetzten Projektmittel ab.<br />

(2) Finanzierungsgarantien<br />

Diese dienen zur Absicherung des Kreditinstituts, das gegenüber dem inländischen<br />

Direktinvestor Kreditmittel zur Finanzierung des Internationalisierungsprojektes zur<br />

Verfügung gestellt hat. Den Haftungsfall bildet somit die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens<br />

über das Vermögen des österreichischen Direktinvestors als Kreditnehmer.<br />

Eine Besonderheit stellen Finanzierungsgarantien mit Risk-Sharing dar, bei denen<br />

zusätzlich zu den Finanzierungsrisiken des Kreditinstituts auch das Misserfolgsrisiko<br />

des Direktinvestitions-Projekts als besonderer Garantiefall in die Deckung miteinbezogen<br />

wird.<br />

Die Abwicklung der Risikoübernahme funktioniert in zwei Programmen, die in der<br />

folgenden Abbildung 13.5 zugeordnet werden:<br />

283


• Aktion „Förderung der Internationalisierung von KMUs durch Garantien“ (maximale<br />

Projektkosten1 Mio. Euro; maximale Laufzeit: 10 Jahre)<br />

• Garantien im Rahmen des Ost-West-Fonds (Projektvolumen soll den Betrag von<br />

1 Mio. Euro nicht unterschreiten; maximale Laufzeit: 12 Jahre)<br />

Garantie-Angebot der AWS im Internationalisierungsbereich Abb. 13.5<br />

284<br />

Aktion „Förderung der<br />

Internationalisierung von KMUs<br />

durch Garantien“<br />

Instrumentarium<br />

der AWS<br />

Direktgarantien bzw.<br />

Projektgarantien<br />

Finanzierungsgarantien<br />

Finanzierungsgarantien<br />

mit Risk-Sharing<br />

Garantien im Rahmen des<br />

Ost-West-Fonds<br />

Förderung der Internationalisierung von KMUs durch Garantien<br />

Im Rahmen der Aktion „KMU-Internationalisierung“ bildet die Verminderung des wirtschaftlichen<br />

Risikos von Auslandsinvestitionen den Fördergegenstand. Unterstützt werden<br />

Internationalisierungsprojekte österreichischer KMUs, die zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

des österreichischen Unternehmens beitragen und direkt oder indirekt positive<br />

Auswirkungen auf die österreichische Wertschöpfung haben werden. 25<br />

Als Garantiearten sind Projektgarantien, die das Auslandsrisiko abdecken, und Finanzierungsgarantien<br />

für das Inlandsrisiko des österreichischen Kreditgebers vorgesehen.<br />

Ansprüche aus Projektgarantien entstehen bei Insolvenz des Internationalisierungsprojektes<br />

bzw. bei wirtschaftlich oder rechtlich vergleichbaren Ereignissen, die zu einem<br />

nachhaltigen Schaden für das österreichische KMU führen, sofern der Haftungsfall<br />

durch wirtschaftliche Faktoren hervorgerufen wird. Hingegen ergeben sich Ansprüche<br />

aus Finanzierungsgarantien im Falle der Insolvenz des österreichischen KMU.


Reinhard Moser<br />

Im Rahmen der Garantieentgelte ist anzumerken, dass für Vorhaben mit besonders hohem<br />

Risiko höhere fixe oder erfolgsabhängige Entgelte festgesetzt werden können.<br />

Die folgende Tabelle 13.3 präsentiert eine Zusammenstellung des per 31. Dezember<br />

2002 aushaftenden Obligos aus Aktivitäten der AWS im Zusammenhang mit der Förderung<br />

der Internationalisierung von KMUs durch Garantien. Neben der regionalen<br />

Aufschlüsselung sind daraus auch die jeweiligen Investitionsvolumina und die Zahl<br />

der laufenden Verträge ersichtlich.<br />

KMU-Internationalisierung, Aushaftendes Obligo nach Zielländern<br />

per 31. Dezember 2002<br />

Land Laufende Verträge Investitionsvolumen Aushaftendes Obligo in %<br />

in 1.000 Euro<br />

Ungarn 23 4.210 2.748 11,9<br />

Tschech. Rep. 16 2.421 1.603 7,0<br />

USA 12 3.194 2.117 9,2<br />

Slowakei 10 1.747 1.335 5,8<br />

Deutschland 9 2.883 2.227 9,7<br />

Polen 8 1.399 847 3,7<br />

Russland 6 1.456 824 3,6<br />

Kroatien 6 1.040 520 2,3<br />

Großbritannien 4 1.848 1.478 6,4<br />

Rumänien 4 739 470 2,0<br />

Singapur 3 1.309 1.047 4,6<br />

Italien 3 747 480 2,1<br />

China 3 694 555 2,4<br />

Brasilien 3 614 348 1,5<br />

Israel 3 470 376 1,6<br />

Slowenien 3 267 201 0,9<br />

Schweiz 2 815 494 2,2<br />

Japan 2 711 535 2,3<br />

Australien 2 707 354 1,5<br />

Türkei 2 581 465 2,0<br />

Iran 2 529 402 1,8<br />

Südafrika 2 362 181 0,8<br />

Bosnien-Herzegowina 2 339 272 1,2<br />

Neuseeland 2 334 167 0,7<br />

Bulgarien 2 158 126 0,5<br />

übrige Länder 19 4.942 2.835 12,3<br />

insgesamt 153 34.516 23.007 100,0<br />

Quelle: AWS.<br />

Tab. 13.3<br />

285


Garantien im Rahmen des Ost-West-Fonds<br />

Im Falle von Garantien im Rahmen des Ost-West-Fonds zielt die Förderung auf die<br />

Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen vor allem mit Ländern im Übergang zur<br />

Marktwirtschaft und die Erleichterung der Internationalisierung inländischer Unternehmen<br />

ab. 26 Österreichische Direktinvestoren sollen bei der Umsetzung ihrer Auslands-<br />

Investitionen durch die Absicherung der damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken<br />

unterstützt werden.<br />

Als Garantiearten sind einerseits Direktgarantien, die bei Eintritt eines Misserfolges<br />

beim Beteiligungsprojekt einen bestimmten Kapitalbetrag zur Verfügung stellen, und<br />

andererseits Finanzierungsgarantien vorgesehen, die entweder das Inlandsrisiko des<br />

österreichischen Kreditgebers abdecken oder aber im Falle von Finanzierungsgarantien<br />

mit Risk-Sharing ergänzend zum Garantiefall der Insolvenz des Kreditnehmers<br />

einen besonderen Garantiefall bei Misserfolg des Beteiligungsprojektes festlegen.<br />

Ansprüche aus Direktgarantien – und analog dazu aus Finanzierungsgarantien mit<br />

Risk-Sharing – ergeben sich aus der Verpflichtung der AWS, bei Eintritt des Garantiefalls<br />

(d.h. Misserfolg des Beteiligungsprojektes) einen bestimmten Kapitalbetrag bis<br />

zur Höhe der maximal 50 % betragenden Risk-Sharing-Quote zu leisten. Die für den<br />

Eintritt des Garantiefalles maßgeblichen Tatbestände werden in der Garantieerklärung<br />

für den Einzelfall so festgelegt, dass der aus einem allenfalls eintretenden nachhaltigen<br />

Projektmisserfolg resultierende Schaden für den Direktinvestor substantiell vermindert<br />

werden kann. Die Richtlinien nennen als Beispiele die Insolvenz des Beteiligungsunternehmens,<br />

nachhaltige Betriebsverluste oder ein mehrjähriges Nichterreichen von<br />

Produktionszielen.<br />

Im Rahmen der Garantieentgelte ist auch für Garantien im Rahmen des Ost-West-<br />

Fonds anzumerken, dass in Einzelfällen oder für einzelne Projektkategorien aufgrund<br />

des besonders hohen Risikos höhere Entgeltsätze festgelegt werden können. Eine<br />

bemerkenswerte Bestimmung betrifft auch den „Risikenausgleich” in beide Richtungen:<br />

Gemäß Garantievertrag kann der Direktinvestor dazu verpflichtet werden, zusätzlich<br />

zum fixierten Garantieentgelt bei positiver Entwicklung des Beteiligungsunternehmens<br />

im Ausland einen bestimmten Teil des ausgeschütteten Gewinns oder des Verkaufserlöses<br />

der Beteiligung der AWS zu vergüten oder in entsprechender Höhe Anteilsrechte<br />

am Beteiligungsunternehmen abzutreten. Derartige Bedingungen können auch für<br />

den Fall der Inanspruchnahme der Garantie vorgesehen werden. Diese Bestimmung<br />

ermöglicht eine hohe Flexibilität hinsichtlich der zukünftigen Vorgangsweise und kann<br />

als ein Musterbeispiel moderner Garantieentgelt-Gestaltungsvarianten angesehen<br />

werden.<br />

Die folgende Tabelle 13.4 gibt eine Übersicht über die Entwicklung der Ost-West-<br />

Fonds-Projekte im Zeitraum 1990 bis 2002 auf Jahresbasis, die in den letzten Jahren<br />

286


Reinhard Moser<br />

eine deutliche Aufwärtsbewegung im Obligo der AWS ausweist und die hohe Bedeutung<br />

dieser Haftungsübernahme im Internationalisierungsprozess österreichischer<br />

Unternehmen belegt.<br />

Entwicklung der Ost-West-Fonds-Projekte, 1990–2002 Tab. 13.4<br />

Quelle: AWS.<br />

Jahr Anzahl der Verträge Garantievolumen Obligo<br />

in 1.000 Euro<br />

1990–93 69 452.592 219.530<br />

1994 24 93.966 65.551<br />

1995 19 56.539 38.735<br />

1996 16 72.964 40.915<br />

1997 19 48.909 29.505<br />

1998 23 68.967 37.790<br />

1999 19 36.264 32.485<br />

2000 39 168.165 94.111<br />

2001 37 203.199 107.746<br />

2002 38 166.375 115.936<br />

Eine regionale Aufschlüsselung aller seit dem Start des Ost-West-Fonds im Jahr 1990<br />

garantierten Projekte ist in der folgenden Tabelle 13.5 ausgewiesen. Sie zeigt eine<br />

ausgeprägte Komplementarität zur Entwicklung der österreichischen Direktinvestitions-<br />

Ströme.<br />

Regionale Verteilung der Ost-West-Fonds-Projekte, 1990–2002 Tab. 13.5<br />

Beteiligungsvolumen<br />

in 1.000 Euro<br />

Zentral- und Südosteuropa 1.005.992<br />

Ungarn 263.352<br />

Tschechische Republik 214.191<br />

Slowakei 74.842<br />

weitere EU-Beitrittskanditaten 186.271<br />

Rest Zentral-Südosteuropa 267.336<br />

EU + USA 339.472<br />

Asien 135.165<br />

Lateinamerika 47.782<br />

Subsahara 25.260<br />

Rest der Welt 14.996<br />

Quelle: AWS.<br />

287


13.3.3 Unterstützung im Bereich der Kapitalaufbringung<br />

Generell gilt als Grundregel im Bereich der betrieblichen Finanzwirtschaft, dass die<br />

Finanzierung von ausländischen Direktinvestitionen, die einem hohen Risiko ausgesetzt<br />

sind, mit risikotragfähigem Kapital bewerkstelligt werden muss. Hier eignen sich<br />

natürlich vorrangig Finanzierunginstrumente aus dem Bereich des Eigenkapitals, was<br />

sich beispielsweise in Form von Kapitalerhöhungen bei Aktiengesellschaften manifestieren<br />

kann. 27 Als neuere Ansätze findet sich auch der Einsatz von Private Equity bzw.<br />

Venture Capital, wobei zur Unterstützung der Risikokapitalaufbringung entsprechende<br />

Kapitalgarantieprogramme – beispielsweise im Angebot der AWS – herangezogen<br />

werden können. 28<br />

Wenn es dem Direktinvestor gelingt, wesentliche Risiken seines Auslandinvestments<br />

– beispielsweise durch die oben beschriebenen Garantiezusagen im Wege einer G4-<br />

Beteiligungsgarantie bzw. die Nutzung des Instrumentariums der AWS – zu bewältigen,<br />

wird auch die Finanzierung mittels Kreditaufnahme überlegenswert. Im Rahmen des<br />

österreichischen Systems ist im Falle einer derartigen Risikoabsicherung der Zutritt<br />

zum Exportfinanzierungsverfahren der OeKB mit seinen zinsgünstigen und zinsstabilen<br />

Konditionen möglich, um eine Refinanzierung der Mittel für die Auslandsbeteiligung<br />

durchzuführen.<br />

Ein besonderer Weg in das Exportfinanzierungsverfahren eröffnet sich auch durch die<br />

Einholung einer Wechselbürgschaftszusage für Beteiligungen und beteiligungsähnliche<br />

Rechtsgeschäfte auf Basis des AFG 1981. Im Gegensatz zu den im vorigen Absatz<br />

erwähnten Instrumenten erfolgt hiermit aber keinerlei Haftungsübernahme der Republik<br />

Österreich für Risiken im Zusammenhang mit dem ausländischen Direktinvestitions-<br />

Unternehmen, sondern es liegt – analog zu den Finanzierungsgarantien der AWS ohne<br />

Risk-Sharing – eine reine Wechselbürgschaft vor, die den Fall der Insolvenz des inländischen<br />

Direktinvestitions-Unternehmens gegenüber dem kreditgewährenden Institut<br />

abdeckt. Das Ziel einer zinsgünstigen und zinsstabilen Finanzierung wird hier ohne<br />

gleichzeitige Absicherung des Direktinvestitions-Risikos erreicht; die Risikotragfähigkeit<br />

der Finanzierungskonstruktion insgesamt muss im Einzelfall auf ihre Angemessenheit<br />

für eine Direktinvestitions-Finanzierung analysiert werden.<br />

Begibt man sich auf die Ebene einzelner Direktinvestitions-Fälle, stehen somit<br />

österreichischen Unternehmen zur Finanzierung ihrer Direktinvestitionen neben allen<br />

Angeboten von Kreditinstituten als besondere Maßnahmen<br />

• auf nationaler Ebene die Beteiligungsfinanzierung im Exportfinanzierungsverfahren<br />

der Oesterreichischen Kontrollbank sowie als Programme mit Regionalschwerpunkt<br />

das ERP-Internationalisierungsprogramm und das Starthilfe-Kreditverfahren<br />

für Entwicklungsländer,<br />

288


Reinhard Moser<br />

• unterschiedliche Programme auf europäischer Ebene und<br />

• Aktionen von Internationalen Finanzinstitutionen<br />

zur Verfügung. Das auf nationaler Ebene angebotene Instrumentarium wird in der<br />

Folge kurz umrissen.<br />

Kapitalbereitstellung zur Finanzierung österreichischer Direktinvestitionen Abb. 13.6<br />

Beteiligungsfinanzierung<br />

im EFV/OeKB<br />

Kapitalaufbringung<br />

für Direktinvestitionen<br />

Programme mit<br />

Regionalschwerpunkt<br />

ERP-Internationalisierungsprogramm<br />

Starthilfe-Kreditverfahren<br />

für Entwicklungsländer<br />

Beteiligungsfinanzierung im Rahmen des Exportfinanzierungsverfahrens der<br />

OeKB<br />

Die Zugangsvoraussetzungen zu Mitteln aus dem Exportfinanzierungsverfahren der<br />

OeKB, nämlich das Vorliegen einer<br />

• G4-Beteiligungsgarantie,<br />

• AWS-Garantie,<br />

• Garantie einer <strong>internationale</strong>n Organisation, bei der die Republik Österreich Mitglied<br />

ist oder die im Finanzierungsbereich oder in der Entwicklungshilfe tätig ist,<br />

• Haftungsübernahme eines Kreditversicherers bzw.<br />

• Wechselbürgschaft des Bundes gemäß AFG 1981 (ohne Abdeckung des Direktinvestitions-Risikos)<br />

wurden bereits erwähnt. Die Verzinsung erfolgt zu einem günstigen Mischzinssatz,<br />

der sich aus einer fest verzinsten Tranche („Sockel”) und einem variablen Teil zusammensetzt,<br />

dessen Verzinsung von der OeKB je nach Marktbedingungen variiert<br />

werden kann. 29<br />

289


Die Kredithöhe orientiert sich am Ausmaß der übernommenen Haftung; die Kreditlaufzeit<br />

kann bis zu 25 Jahre betragen.<br />

ERP-Internationalisierungsprogramm<br />

Im Rahmen der Geschäftsfelder des ERP-Fonds werden unter dem ERP-Internationalisierungsprogramm<br />

Direktinvestitionen in den europäischen Reformstaaten und EU-<br />

Kandidatenländern unterstützt, wenn sich dadurch die strategische Position des antragstellenden<br />

Unternehmens verbessert. Gemäß den Richtlinien richtet sich das<br />

zinsgünstige Kreditgewährungsangebot an kleine und mittelständische Unternehmen,<br />

die entweder erstmals eine Direktinvestition in diesen Ländern tätigen oder eine wesentliche<br />

Expansion ihres Tochterunternehmens/Joint Ventures realisieren wollen. 30<br />

Konkret werden als förderfähige Internationalisierungsprojekte die Errichtung bzw.<br />

Erweiterung von Produktionsniederlassungen, Produktionstochterfirmen und Produktions-Joint-Ventures<br />

sowie die Übernahme einer qualifizierten Beteiligung (mindestens<br />

25 %) genannt. Die Errichtung/Erweiterung und der Betrieb einer Vertriebsniederlassung<br />

bzw. Vertriebstochter werden hingegen als nicht förderungsfähig eingestuft.<br />

Die Verzinsung der Kreditmittel orientiert sich an den günstigen ERP-Kreditkonditionen.<br />

Die Kredithöhe liegt in der Regel zwischen 0,35 Mio. Euro und 7,5 Mio. Euro pro<br />

Projekt und Jahr. Die Gesamtlaufzeit beträgt sechs Jahre.<br />

Aufgrund der Angaben in den Jahresberichten wurden im Rahmen des ERP-<br />

Internationalisierungsprogramms<br />

• 1999/2000 vier Kredite in Höhe von 3 Mio. Euro zugesagt, was geförderten Projektkosten<br />

von rd. 9 Mio. Euro entsprochen hat;<br />

• 2000/2001 zwei Kredite in Höhe von 1 Mio. Euro zugesagt, was geförderten<br />

Projektkosten von rd. 2 Mio. Euro entsprochen hat; und<br />

• 2001/2002 sechs Kredite in Höhe von 4 Mio. Euro zugesagt, was geförderten<br />

Projektkosten von rd. 12 Mio. Euro entsprochen hat.<br />

Damit machen die Zusagen aus dem ERP-Internationalisierungsprogramm nur rd.<br />

1 % aller bereitgestellten ERP-Fonds-Mittel aus.<br />

Starthilfe-Kreditverfahren für Entwicklungsländer<br />

Starthilfekredite zur Finanzierung exportfördernder Investitionen in Entwicklungsländern<br />

– insbesondere in der Form von Joint-Ventures – sollen österreichische Unternehmen<br />

unterstützen, die Niederlassungen, Servicestationen, Reparaturwerkstätten<br />

errichten, das Assembling österreichischer Produkte vor Ort durchführen wollen bzw.<br />

Personaleinsatz für Schulungs- und Servicezwecke vornehmen.<br />

Starthilfekredite werden aus Mitteln der Wirtschaftskammer Österreich und des ERP-<br />

Fonds zu günstigen Zinssätzen in zwei Varianten bereitgestellt:<br />

290


Reinhard Moser<br />

• Liegt eine Risikoabsicherung der Direktinvestition im Entwicklungsland (beispielsweise<br />

durch eine G4-Beteiligungsgarantie oder eine Haftung der AWS) vor, können<br />

50 % der Projektkosten (maximal 436.000 Euro) aus Mitteln der Wirtschaftskammer<br />

Österreich und des ERP-Fonds finanziert werden. Für die darüber hinausgehenden<br />

Beträge erfolgt eine Ergänzungsfinanzierung im Rahmen des<br />

Exportfinanzierungsverfahrens der OeKB.<br />

• Ist keine Absicherung der Direktinvestition vorgenommen worden, können 80 %<br />

der Projektkosten (maximal Euro 436.000) zu einem höheren Zinssatz ausschließlich<br />

aus Mitteln der Wirtschaftskammer Österreich und des ERP-Fonds finanziert<br />

werden.<br />

Die Laufzeit von Starthilfe-Krediten ist mit zehn Jahren, im Falle von außereuropäischen<br />

Entwicklungsländern mit 20 Jahren begrenzt, wovon bis zu fünf Jahre tilgungsfrei<br />

gestaltet werden können. Das Starthilfe-Kreditverfahren für Entwicklungsländer wird<br />

von der OeKB betreut.<br />

13.4 Zukunft – Desiderate<br />

Die vorausgehenden Ausführungen haben belegt, dass in der gegenwärtigen Situation<br />

neben allen klassischen Varianten der Exportförderung diejenigen <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n<br />

Maßnahmen, die auf eine Unterstützung von Direktinvestitions-Aktivitäten im<br />

Zuge der Unternehmensinternationalisierung abzielen, stark an Bedeutung hinzugewonnen<br />

haben. Wenngleich alle derartigen Internationalisierungsschritte genuine<br />

Unternehmensentscheidungen darstellen, liefert das zur Verfügung gestellte Förderinstrumentarium<br />

naturgemäß zusätzliche Anreize und Impulse, die mit Direktinvestitionen<br />

verbundenen Chancen wahrzunehmen. Dies hat für Österreich eine besondere<br />

Bedeutung im klein- und mittelbetrieblichen Umfeld, wo vielfach mangels ausreichend<br />

vorhandenen eigenen Risikokapitals die Aufbringung der erforderlichen Finanzmittel<br />

nur bei Abdeckung wesentlicher Risiken des Auslandsengagements sichergestellt<br />

werden kann.<br />

Im Gegensatz dazu ergibt sich im Rahmen von Großunternehmen eine gewisse Ambivalenz,<br />

weil diese in ihrem Direktinvestitions-Prozess nicht nur durch die Heimatländer<br />

unterstützt werden, sondern gleichzeitig das umfangreiche Instrumentarium von<br />

Ansiedlungsunterstützungen in den Zielländern ausnützen können. Damit stellt sich die<br />

Frage, inwieweit entsprechende Förderprogramme für Auslands-Direktinvestitionen in<br />

diesem Falle tatsächlich die gewünschte Wirkung erzielen können. Hier ist ein sorgfältiges<br />

Abwägen sinnvoller Förderungserfordernisse für ausländische Direktinvestitionen<br />

angebracht und auf dieser Basis einzelfallspezifisch zu entscheiden. 31<br />

291


Was die Förderinhalte betrifft, wird in Österreich derzeit das gesamte Spektrum von<br />

Maßnahmen in den Bereichen Informationsgewinnung und Beratung, Risikoabsicherung,<br />

Kapitalaufbringung und Steuern abgedeckt und von den Unternehmen auch<br />

ausgenützt. 32 Überlegungen zu Veränderungen – und auch Vereinfachungen – in der<br />

Förderlandschaft sind stets angebracht; konkret können dabei im Umfeld der österreichischen<br />

Direktinvestitions-Förderung folgende Punkte angesprochen werden:<br />

• Die Übernahme direktinvestionsspezifischer Risiken stellt eine zentrale Größe der<br />

Förderungsmaßnahmen dar. Dementsprechend wäre eine Zusammenführung der<br />

beiden auf den Bereich der wirtschaftlichen Risiken abstellenden Instrumentarien<br />

KMU-Internationalisierung und Ost-West-Fonds-Garantien, die ja bereits unter<br />

dem gemeinsamen Dach der AWS angeboten werden, für einen klar strukturierten<br />

Außenauftritt zweckmäßig.<br />

• Während G4-Beteiligungsgarantien mit ihrem Fokus auf <strong>politische</strong> Risiken eine<br />

Sonderstellung zukommt, erscheint für den Bereich der auf das inländische Direktinvestitions-Unternehmen<br />

bezogenen Wechselbürgschaften nach dem AFG 1981,<br />

die von der OeKB gestioniert werden, wegen der Parallelität mit den Finanzierungsgarantien<br />

der AWS eine Abstimmung erforderlich.<br />

• Eine besondere Hervorhebung verdient das flexible Entgeltsystem bei den<br />

Garantieprodukten der AWS für Direktinvestitionen, das auf der Grundlage der<br />

bestehenden Richtlinien eine Reihe innovativer Lösungsansätze ermöglicht, beispielsweise<br />

in Form von kombinierten Put- und Call-Optionen mit den entsprechenden<br />

Anreizmechanismen.<br />

• Einer Überprüfung sind im Finanzierungsbereich die beiden kleineren Kreditaktionen<br />

ERP-Internationalisierungsprogramm und Starthilfe-Kreditverfahren für<br />

Entwicklungsländer zu unterziehen. Das Volumen der bereitgestellten Finanzierungsmittel<br />

kann derzeit nicht klar nachweisen, inwieweit diese beiden Verfahren<br />

konkrete Erfordernisse der angesprochenen Zielgruppe abzudecken vermögen.<br />

Setzt man die vor 15 Jahren massiv einsetzenden österreichischen Direktinvestitionen<br />

im Ausland und ihre Entwicklung in den letzten Jahren mit dem parallel dazu stark<br />

angewachsenen Ausnützungsstand der zugehörigen Förderungsinstrumente in Bezug,<br />

so zeigt sich, dass die begleitenden Maßnahmen hervorragend gegriffen haben. Dies<br />

gilt nicht nur für die quantitative Dimension, sondern auch für die ländermäßige Fokussierung:<br />

Hier spiegelt sich die wichtige Position österreichischer Direktinvestitionen<br />

im zentral- und osteuropäischen Bereich exakt in einem entsprechenden Fokus der<br />

Förderinstitutionen wider, die damit ein <strong>wirtschafts</strong>konformes Angebot bereitgestellt<br />

haben. Für zukünftige neue Destinationen der Internationalisierung österreichischer<br />

Unternehmen ist es aber von großer Bedeutung, dass die wesentlichen Förderprogramme<br />

keine regionale Einschränkung vorsehen, sondern in Übereinstimmung mit<br />

292


Reinhard Moser<br />

der Entwicklung der österreichischen Auslandsmärkte auch in der Zukunft flexibel die<br />

erforderliche Unterstützung gewährleisten.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Austria Wirtschaftsservice Ges.m.b.H. (AWS) (2002), AWS-Lagebericht (Geschäftsbericht).<br />

Bagwell, Kyle; Staiger, Robert W. (2004), Subsidy Agreements, Working Paper 10292, National<br />

Bureau of Economic Research, Cambridge, MA.<br />

Ekholm, Karolina; Forslid, Rikard; Markusen, James (2003), Export-Platform Foreign Direct<br />

Investment, Discussion Paper 3823, Centre for Economic Policy Research, London.<br />

Gumpold, Jutta (1996), Die Konfrontation des österreichischen Exportförderungssystems mit<br />

der Wettbewerbskonzeption der EU, Dissertation, Wirtschaftsuniversität Wien.<br />

Hayden, Christoph (1992), Die Finanzierung der Unternehmensinternationalisierung und deren<br />

Ausdruck in der Bilanz, Dissertation, Wirtschaftsuniversität Wien.<br />

Heiduk, Günter; Kerlen-Prinz, Jörg (1999), „Direktinvestitionen in der Außen<strong>wirtschafts</strong>theorie“,<br />

in: Döhrn, Roland; Heiduk, Günter (Hrsg.), Theorie und Empirie der Direktinvestitionen, Berlin,<br />

S. 23-54.<br />

Johanson, Jan; Vahlne, Jan-Erik (1990), The Mechanism of Internationalisation, in: International<br />

Marketing Review, Vol. 7, Nr. 4/1990, S. 11-24.<br />

Jost, Thomas; Nunnenkamp, Peter (2002), Bestimmungsgründe deutscher Direktinvestitionen<br />

in Entwicklungs- und Reformländern – Hat sich wirklich etwas verändert?, Kieler Arbeitspapier<br />

Nr. 1124, Institut für Weltwirtschaft, Kiel.<br />

Jungnickel, Rolf (1989), Direktinvestitionen, <strong>internationale</strong>, in: Macharzina, Klaus; Welge, Martin<br />

(Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart, Sp. 308-315.<br />

Kaufmann, Friedrich; Menke, Andreas (1997), Standortverlagerungen mittelständischer Unternehmen<br />

nach Mittel- und Osteuropa. Eine empirische Untersuchung am Beispiel der vier<br />

Visegrád-Staaten, Schriften zur Mittelstandsforschung Nr. 74, Bonn.<br />

Moser, Reinhard (1996), Exportkreditversicherung in Österreich im Lichte <strong>internationale</strong>r Regelungen,<br />

in: Mugler, Josef; Nitsche, Michael (Hrsg.), Versicherung, Risiko und Internationalisierung.<br />

Herausforderungen für Unternehmensführung und Politik, Wien, S. 409-431.<br />

Mühleck, Ralph (1996), Zur Effektivität der Förderung von Direktinvestitionen in Entwicklungsländern.<br />

Wirkungspotentiale von Investitionsanreizen der DEG, Frankfurt/Main.<br />

Nunnenkamp, Peter (2002), Determinants of FDI in Developing Countries: Has Globalization<br />

Changed the Rules of the Game?, Working Paper Nr. 1122, Institut für Weltwirtschaft, Kiel.<br />

OECD (Hrsg.) (1996), OECD Benchmark Definition of Foreign Direct Investment, 3. Aufl., Paris.<br />

OECD (Hrsg.) (2000), Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen, Neufassung Paris.<br />

OECD (Hrsg.) (2003), International Investment Perspectives, 2003 Edition, Paris.<br />

Oesterreichische Kontrollbank, Geschäftsbericht 2002.<br />

293


Oesterreichische Kontrollbank (Hrsg.) (2003), Auslandsinvestitionen. Bewährte Instrumente für<br />

Ihre Internationalisierung, Wien.<br />

Oesterreichische Nationalbank (Hrsg.) (2002), Österreichische Direktinvestitionen im Ausland<br />

und ausländische Direktinvestitionen in Österreich, Statistisches Monatsheft 6/2002.<br />

Pfaffermayr, Michael; Stankovsky, Jan (1999), Internationalisierung Österreichs durch Direktinvestitionen,<br />

Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Wien.<br />

Reker, Christoph (2001), Ursachen und Verflechtung deutscher Direktinvestitionen, Frankfurt/<br />

Main.<br />

Satzinger, Günther (1999), Absicherung und Finanzierung österreichischer Direktinvestitionen in<br />

Zentral- und Osteuropa mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Förderinstrumente,<br />

Diplomarbeit, Wirtschaftsuniversität Wien.<br />

Schäfer, Thomas (1995), Auslandsinvestitionen und Währungsrisiken, Wiesbaden.<br />

Scharrer, Hans-Eckart (Hrsg.) (1972), Förderung privater Direktinvestitionen: Eine Untersuchung<br />

der Maßnahmen bedeutender Industrieländer, Hamburg.<br />

UNCTAD (Hrsg.) (2003), World Investment Report 2003. FDI Policies for Development: National<br />

and International Perspectives, New York & Genf.<br />

Zauner, Wolfgang (1997), Wachstumsfinanzierung internationalisierender Unternehmen. Analyse<br />

der Implikationen von Direktinvestitionen für die Ableitung einer Finanzierungsstruktur im<br />

Internationalisierungsprozess, Dissertation, Wirtschaftsuniversität Wien.<br />

Anmerkungen<br />

* Univ.-Prof. Dr. Reinhard Moser ist Professor für Betriebs<strong>wirtschafts</strong>lehre des Außenhandels<br />

an der Wirtschaftsuniversität Wien.<br />

1 Ein entsprechender Hinweis auf die Wirkung „attraktiver“ Körperschaftssteuersätze als<br />

Direktinvestitions-Anreiz, der gleichzeitig inländische Unternehmen zu halten angelegt ist,<br />

findet sich in OECD (2003), Chapter 3: Policies and Incentives for Attracting Foreign Direct<br />

Investment, S. 102.<br />

2 Jungnickel (1989), Sp. 308.<br />

3 OECD (1996), S. 7f. Weitgehend angepasst an diese Richtlinien versteht die Oesterreichische<br />

Nationalbank (OeNB) unter ausländischen Direktinvestitionen Kapitalanlagen, die Investoren<br />

in der Absicht vornehmen, mit einem Unternehmen in einem anderen Land eine dauernde<br />

Wirtschaftsbeziehung herzustellen und aufrecht zu erhalten, wobei gleichzeitig die Absicht<br />

besteht, auf das Management dieser Firma einen spürbaren Einfluss auszuüben. Dabei wird<br />

zwischen drei Formen unterschieden:<br />

(1) Beteiligungen an bestehenden oder neu gegründeten Unternehmen durch Bareinlagen,<br />

durch Aufrechnung von Forderungen sowie durch Einbringung von Sachen und Rechten;<br />

(2) Reinvestition von Gewinnen, indem der erzielte Gewinn (zumindest teilweise) nicht ausgeschüttet<br />

wird, sondern im Direktinvestitions-Unternehmen verbleibt;<br />

294


Reinhard Moser<br />

(3) Gewährung von Krediten und sonstigen Zuschüssen, die von den Investoren neben ihren<br />

Beteiligungsquoten dem Unternehmen zur Stärkung der Kapitalkraft zur Verfügung gestellt<br />

werden. (OeNB (2002), S. 6).<br />

4 Die unterschiedlichen Sichtweisen arbeiten Heiduk–Kerlen–Prinz (1999), S. 24, in übersichtlicher<br />

Form heraus.<br />

5 Auf Basis des klassischen Internationalisierungsmodells von Johanson–Vahlne (1990).<br />

6 Vgl. Nunnenkamp (2002), S. 4 ff.<br />

7 Vgl. Jost, Nunnenkamp (2002), S. 66. Für den von ihnen untersuchten regionalen Untersuchungsraum<br />

finden die beiden Autoren allerdings keine markante Unterstützung der erwarteten<br />

Verschiebung der Direktinvestitions-Bestimmungsgründe.<br />

8 Vgl. hierzu beispielsweise Ekholm, Forslid, Markusen (2003).<br />

9 Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen (OECD, 2000).<br />

10 Vgl. Kaufmann, Menke (1997).<br />

11 Vgl. Satzinger (1999), S. 26 ff.<br />

12 Vgl. Pfaffermayr, Stankovsky (1999), S. 4.<br />

13 Die Klassifikation geht zurück auf Scharrer (1972), S. 62.<br />

14 Vgl. Moser (1996).<br />

15 Eine systematische ökonomische Analyse der GATT/WTO-Beihilfenregelungen bieten Bagwell,<br />

Staiger (2004).<br />

16 Vgl. Gumpold (1996).<br />

17 Hier sieht die ab 1. Jänner 2005 geltende KMU-Definition einen Personalstand unter 250<br />

Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern einerseits sowie einen Umsatz unter 50 Mio. Euro oder eine<br />

Bilanzsumme unter 43 Mio. Euro andererseits als Abgrenzungskriterium vor.<br />

18 Im Exportservice-Jahresbericht der OeKB sind per 31. Dezember 2002 insgesamt nur zwei<br />

übernommene Haftungen aus der G11 ausgewiesen.<br />

19 Hier wird auf die am am 6. Mai 2004 vom Nationalrat beschlossene Steuerreform 2005 Bezug<br />

genommen.<br />

20 Vgl. Schäfer (1995) zu einer Darstellung der spezifischen Problematik.<br />

21 Zu bilateralen, regionalen und multilateralen Investitionsschutzabkommen vgl. UNCTAD<br />

(2003), Kapitel III: Key National FDI Policies and International Investment Agreements,<br />

S. 85 ff.<br />

22 AGB betreffend Beteiligungsgarantien (G4), § 2.<br />

23 Vgl. OeKB (2003), Broschüre Auslandsinvestitionen, S. 2 .<br />

24 AGB betreffend Beteiligungsgarantien (G4), § 6.<br />

25 Richtlinien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit für die Aktion „Förderung der<br />

Internationalisierung von Klein- und Mittelbetrieben durch Garantien, Version 9. Oktober<br />

2002.<br />

26 Richtlinien für Garantien im Rahmen des Ost-West-Fonds, Ausgabe September 2003.<br />

295


27 Zur Kapitalbedarfs-Charakteristik von Direktinvestitionen vgl. Hayden (1992), S. 123 ff.; zur<br />

Frage der Komplexität der Finanzierungsstruktur im Internationalisierungsprozess vgl. Zauner<br />

(1997), S. 134 ff.<br />

28 Die von der AWS gewährten Kapitalgarantien zielen darauf ab, Risikokapital zu mobilisieren,<br />

das im Wege von Private Equity Fonds österreichischen KMUs als Beteiligungskapital oder<br />

Mezzaninkapital zur Verfügung gestellt wird und damit auch für die Aufbringung des erforderlichen<br />

Risikokapitals bei Direktinvestitions-Projekten zur Verfügung steht.<br />

29 Die OeKB arbeitet hier in einem so genannten „market window”, was bedeutet, dass keinerlei<br />

Zinsstützungen seitens der öffentlichen Hand in Anspruch genommen werden.<br />

30 Richtlinien 2004 – ERP-Internationalisierungsprogramm.<br />

31 Spezifische Forschungsergebnisse zu diesem Bereich sind abschließend noch nicht vorhanden.<br />

Derzeit ist noch nicht einmal die Frage geklärt, ob ausländische Direktinvestitionen<br />

eher „durch stärkere Regulierungen (z.B. Subventionen, Einfuhrzölle („tariff-jumping“), „localcontent“-Auflagen)“<br />

oder aber „durch deregulierende Maßnahmen (z.B. niedrigere Steuern,<br />

geringere arbeits-, verbraucher- oder umweltschutzrechtliche Auflagen)“ angezogen werden.<br />

Reker (2001), S. 187.<br />

32 Mühleck (1996), S. 99 f., betrachtet allerdings das Kriterium der Inanspruchnahme von<br />

Förderungsinstrumenten als unzulänglich für eine Beurteilung des jeweils bereitgestellten<br />

Instrumentariums.<br />

296


14 DIENSTLEISTUNGEN: EXPORT IST<br />

MEHR ALS WARENVERKEHR<br />

Ralf Kronberger, Julia Wörz*<br />

Die österreichischen Dienstleistungsexporte beliefen sich im Jahr 2002 auf 37,3 Mrd.<br />

Euro, das sind mit 47,6 % knapp die Hälfte der Warenexporte. Die Beachtung, die die<br />

Wirtschaftspresse und <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Entscheidungsträger den Dienstleistungsexporten<br />

zukommen lassen, wird der tatsächlichen Bedeutung dieser Exportkategorie<br />

nicht immer gerecht. Zumeist werden bei der Analyse der Leistungsbilanz und deren<br />

Teilbilanz, der Dienstleistungsbilanz, die grenzüberschreitenden Transaktionen im<br />

Reiseverkehr hervorgehoben. Der Tourismussektor spielt in der Dienstleistungsbilanz<br />

zwar eine bedeutende Rolle 1 –Transaktionen im Reiseverkehr stellen mit knapp 32 %<br />

etwas weniger als ein Drittel der gesamten Dienstleistungsexporte –, dennoch ging<br />

seine relative Bedeutung für die Dienstleistungsexportwirtschaft während der letzten<br />

Jahre stark zurück. 1993 hatte dieser Anteil noch 47,7 %, also knapp die Hälfte der<br />

gesamten österreichischen Dienstleistungsexporte betragen. Weit stärker als die Exporte<br />

im Reiseverkehr stiegen die Exporte moderner, komplexer, unternehmensnaher<br />

Dienstleistungen an. Im Beobachtungszeitraum 1993 bis 2002 stiegen die Exporte im<br />

Reiseverkehr nominell lediglich um 10,1 %. In den Sektoren Versicherung, Kommunikation,<br />

EDV und Informationsdienstleistungen sowie sonstige unternehmensbezogene<br />

Dienstleistungen hingegen betrugen die Wachstumsraten ein Mehrfaches und lieferten<br />

damit einen deutlich höheren Beitrag zum Wachstum der gesamten Dienstleistungsexporte<br />

als die Reiseverkehrsexporte. 2<br />

In Abschnitt 14.1 wird auf mögliche Erklärungen für Wachstum und Strukturveränderungen<br />

beim <strong>internationale</strong>n Dienstleistungshandel eingegangen. In Abschnitt 14.2 werden<br />

Vorarbeiten für die Sektoranalyse der österreichischen Dienstleistungswirtschaft in<br />

Abschnitt 14.3 erbracht, indem der theoretische Hintergrund zu Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Spezialisierung der österreichischen Dienstleistungsexporteure erläutert und der<br />

statistische Rahmen diskutiert wird. Abschnitt 14.3 zeigt die Ergebnisse der Analyse der<br />

<strong>internationale</strong>n Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Dienstleistungssektoren, eine<br />

kurze qualitative Betrachtung dreier ausgewählter Sektoren sowie die Spezialisierung<br />

des österreichischen Handels gegenüber seinen Handelspartnern. Der letzte Abschnitt<br />

diskutiert <strong>politische</strong> Handlungsfelder an, die potenziell zu einer weiteren Stärkung des<br />

Dienstleistungshandels beitragen können.<br />

14.1 Die zunehmende Globalisierung des Dienstleistungshandels<br />

Weltweit stieg das Volumen des Dienstleistungshandels in der Periode 1995 bis<br />

1999 um 12,82 %. Das Wachstum lag damit sogar noch leicht über dem Wachstum<br />

297


des Güterhandels von 10,54 % (Daniels, 2002). 3 Trotzdem ist der Anteil der <strong>internationale</strong>n<br />

Dienstleistungstransaktionen gemessen an der nationalen Wertschöpfung<br />

in den Dienstleistungsproduktionen verhältnismäßig gering. Der Anteil der Dienstleistungsproduktion<br />

an der Bruttowertschöpfung belief sich in Österreich zwischen<br />

1999 und 2002 je nach Betrachtungsweise auf knapp über 66 % bzw. 70 %. 4 Im<br />

Vergleichszeitraum schwankte der Anteil der Dienstleistungsexporte am BIP zwischen<br />

14,9 % und 17,5 %. Der verhältnismäßig niedrige Anteil ist jedenfalls auf die geringere<br />

Handelbarkeit von Dienstleistungen zurückzuführen, die zudem erklärt, warum<br />

der Dienstleistungshandel zu einem großen Teil mittels Niederlassungen im Zielland<br />

abgewickelt wird. Das Wachstum des Dienstleistungshandels während der letzten<br />

Jahre ging mit einer zunehmenden Öffnung der Dienstleistungsmärkte einher. Zwei<br />

Hauptursachen können für diese Entwicklung genannt werden. Erstens führten die<br />

Strukturveränderungen hochentwickelter Wirtschaften zu einer gestiegenen Nachfrage<br />

nach unternehmensnahen Dienstleistungen (Francois, Reinert, 1995) und zweitens<br />

trieben die nationalen Regierungen in den jüngsten Jahren ihre Anstrengungen zu<br />

einem liberalen Regulierungsrahmen in der Dienstleistungswirtschaft voran. Veränderte<br />

Regulierungen schufen Raum für die Expansion des Dienstleistungshandels und<br />

regten die Liberalisierung von Sektoren wie beispielsweise Telekommunikation und<br />

Transportwesen ebenso an wie das Outsourcing von Dienstleistungsaktivitäten. Eine<br />

weitere Spezialisierung sowie Differenzierung von Dienstleistungsaktivitäten waren<br />

die Folge dieser Entwicklungen. Die Internationalisierung in der Dienstleistungserbringung<br />

lässt sich letztendlich auf zwei in engem Zusammenhang stehende Phänomene<br />

zurückführen: den technologischen Fortschritt in der Güterproduktion sowie in der<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie. Das erste Phänomen erhöhte die<br />

Komplexität in der Güterproduktion und ermöglichte eine verbesserte Nutzung der<br />

Skalenerträge. Die Nachfrage nach Dienstleistungen, die diesen „neuen“ Produktionsprozess<br />

unterstützen und koordinieren, stieg an. Das zweite genannte Phänomen, der<br />

Einsatz moderner Formen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT),<br />

erleichterte die Aufbereitung und Verarbeitung von Informationen. Zudem ermöglichte<br />

der IKT-Einsatz eine erheblich raschere und hochwertigere Kommunikation. Moderne<br />

IKT-Formen stellen nicht nur an sich einen bedeutenden Dienstleistungszweig dar,<br />

der direkt Leistungen für Produktionsprozesse und Konsumenten bereitstellt, sondern<br />

unterstützen auch die so genannten koordinierenden Dienstleistungen. IKT-Dienstleistungen<br />

stellen eine entsprechende Infrastruktur in Form von Netzwerkkapazität und<br />

Kommunikationsverbindungen bereit, die der Bildung und dem Absatz unterstützender<br />

und koordinierender Dienstleistungen zu substanziellem Wachstum verhalfen. Es sind<br />

also die koordinierenden Dienstleistungen, die Infrastruktur bzw. Transportdienstleis-<br />

298


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

tungen, die eine stärkere Spezialisierung und Internationalisierung der Güter- wie der<br />

Dienstleistungsproduktion zulassen. Schnellere Kommunikation, moderne Datenverarbeitung<br />

und kostengünstigere Transportleistungen ermöglichen darüber hinaus<br />

eine erhöhte Handelbarkeit der unternehmensnahen Dienstleistungen. Verstärkter<br />

<strong>internationale</strong>r Wettbewerb, stärkere Spezialisierung und verbesserte Nutzung von<br />

Skalenerträgen sind also letztendlich Triebfeder für den Handel von Dienstleistungen<br />

selbst (Janders, 2001).<br />

Die zuvor angesprochene Liberalisierung der Dienstleistungsmärkte, die ebenfalls<br />

einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum des Dienstleistungshandels liefern dürfte, 5<br />

wurde sowohl im Rahmen multilateraler Abkommen – wie dem General Agreement on<br />

Trade in Services (GATS) unter dem Regelwerk der WTO – als auch im Rahmen bilateraler<br />

Abkommen zwischen der EU und Drittländern bzw. Wirtschaftsblöcken vertraglich<br />

fixiert. Das GATS-Abkommen wurde von 146 WTO-Mitgliedstaaten unterzeichnet. 6<br />

Jedes Mitglied ging dabei im Rahmen des so genannten Positivlisten-Ansatzes selektiv<br />

Verpflichtungen in den einzelnen Sektoren ein. Die hoch entwickelten Industrieländer<br />

haben über dieses Abkommen in der Regel weitaus mehr Sektoren frei gegeben, als<br />

dies bei den Schwellen- und Entwicklungsländern der Fall ist. So ist beispielsweise<br />

Österreich – 1995 noch als eigenständiges WTO-Mitglied unmittelbar vor dem EU-<br />

Beitritt – Liberalisierungsverpflichtungen in über 100 Dienstleistungssektoren gemäß<br />

der CPC-Klassifikation eingegangen. Neben dem GATS-Abkommen ging und geht<br />

die EU bilaterale Koordinations- und Kooperationsabkommen mit Drittstaaten ein, in<br />

denen ebenfalls Liberalisierungsverpflichtungen in den Dienstleistungssektoren vereinbart<br />

werden. Jüngstes Beispiel für ein solches Abkommen ist der Abschluss eines<br />

Assoziationsabkommen zwischen der EU und Syrien mit dem Ziel der Errichtung<br />

einer Freihandelszone, die die EU und die Maghreb/Mashrek-Staaten umfassen wird. 7<br />

In diesem wie auch in weiteren Drittstaatenabkommen finden üblicherweise eigene<br />

Kapitel über GATS-konforme Dienstleistungsliberaliserung Eingang.<br />

Grundsätzliches zur Bestimmung und Handelbarkeit von Dienstleistungen<br />

In der Literatur findet sich eine ausführliche Diskussion zur Definition von Dienstleistungen.<br />

8 Vielen Ansätzen zur Bestimmung dessen, was eine Dienstleistung ist,<br />

ist die Nennung zweier Kriterien gemeinsam: Dienstleistungen sind immateriell<br />

und Produktion und Konsum der Dienstleistung finden gleichzeitig und am selben<br />

Ort statt. Diese beiden Charakteristika greifen allerdings in der Praxis zu kurz. Um<br />

nur zwei Beispiele zu nennen: Elektronische Daten können sowohl gespeichert als<br />

auch an von der Produktionsstätte unterschiedlichen Orten „konsumiert“ werden.<br />

299


Weiters können Dienstleistungen in Gütern enthalten sein, wie an Hand der Güterveredelung<br />

deutlich wird.<br />

Bhagwati (in: Mayerhofer, 2000) trägt dieser zuvor aufgezeigten Unschärfe Rechnung,<br />

indem er das Konzept der gebundenen und ungebundenen Dienstleistungen<br />

einführt. Unter gebundenen Dienstleistungen sind jene Dienstleistungen zu<br />

verstehen, die die persönliche Interaktion von Dienstleistungsproduzenten und<br />

Konsumenten bei der Leistungserstellung voraussetzen. Ein Beispiel dafür sind<br />

Gesundheitsdienste. Ungebundene Dienstleistungen hingegen zeichnen sich<br />

dadurch aus, dass der direkte und persönliche Kontakt zwischen Anbieter und<br />

Nachfrager entfallen kann und die Leistung an sich speicherbar ist. Genau diese<br />

Eigenschaften sind es, die den <strong>internationale</strong>n Handel von Dienstleistungen ermöglichen.<br />

Beispiele dafür sind elektronische Dienste, wie E-Learning, E-Commerce,<br />

Nachrichtendienste, etc.<br />

Im Rahmen der Verhandlungen zur Schaffung des multilateralen Abkommens über<br />

den <strong>internationale</strong>n Dienstleistungshandel (GATS) wurde ein sehr breiter Begriff<br />

von Dienstleistungen geschaffen, der den Handel von gebundenen und ungebundenen<br />

Dienstleistungen erfasst. Im GATS werden vier Erbringungsarten (Englisch:<br />

Modes) unterschieden:<br />

• Grenzüberschreitender Handel (Mode 1): Dienstleistungen, die nicht die gleichzeitige<br />

physische Anwesenheit von Dienstleistungserbringer und Konsumenten<br />

verlangen, können analog zum Güterhandel international ausgetauscht werden.<br />

Diese Erbringungsart entspricht den zuvor angeführten ungebundenen<br />

Dienstleistungen.<br />

• Konsum im Ausland (Mode 2): Diese Form des <strong>internationale</strong>n Dienstleistungshandels<br />

stellt darauf ab, eine Dienstleistung im Ausland nachzufragen und dort<br />

zu konsumieren. In diesem Fall findet eine vorübergehende Wanderung des<br />

Konsumenten zum Dienstleistungsanbieter statt (z.B. Konsum von Tourismusdienstleistungen).<br />

• Kommerzielle Präsenz (Mode 3): Gebundene Dienstleistungen können nur<br />

grenzüberschreitend angeboten werden, wenn der Anbieter die Möglichkeit<br />

erhält, im Gastland eine Tochterfirma bzw. eine Niederlassung zu gründen oder<br />

Anteile an einem im Gastland ansässigen Unternehmen zu erwerben.<br />

• Anwesenheit natürlicher Personen (Mode 4): Die Erbringung der Dienstleistung<br />

erfordert die vorübergehende physische Anwesenheit von natürlichen Personen,<br />

die nur zum Zweck der Dienstleistungserbringung die Grenze überschreiten<br />

und nach Abschluss der Leistung wieder in das Ursprungsland zurückkehren. 9<br />

In der Praxis sind Mode 3 und Mode 4 oft verknüpft.<br />

300


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

14.2 Vorüberlegungen für die empirische Analyse des<br />

Dienstleistungshandels<br />

Im ersten Teilabschnitt wird der theoretische Hintergrund zur Stärke-Schwächen-<br />

Analyse der österreichischen Dienstleistungswirtschaft im Außenhandel behandelt.<br />

Ein zweiter Teilabschnitt wird der statistischen Erfassung von Dienstleistungsexporten<br />

und -importen gewidmet. Wie es grundsätzlich schwierig ist, den Handel von<br />

Dienstleistungen zu erfassen (siehe Textbox), ist auch die statistische Erfassung von<br />

Dienstleistungen mit großen Problemen behaftet. Diese Problematik muss bei der<br />

Interpretation des empirischen Materials jedenfalls beachtet werden.<br />

14.2.1 Theoretischer Hintergrund<br />

Eine Analyse der Stärken und Schwächen eines Landes in Bezug auf seine Außenhandelsperformance<br />

setzt einen Vergleich des jeweiligen Landes mit all seinen Handelspartnern<br />

voraus. Der folgende Abschnitt analysiert den österreichischen Dienstleistungshandel<br />

entlang zweier unterschiedlicher Dimensionen. Zum einen wird die<br />

Wettbewerbsfähigkeit Österreichs, gemessen am Marktanteil österreichischer Exporte<br />

im gemeinsamen Markt mit den wichtigsten Handelspartnern, untersucht. Zum anderen<br />

werden auf Basis der Regionalauswertung der österreichischen Zahlungsbilanz<br />

die Stärken und Schwächen Österreichs in den einzelnen Dienstleistungskategorien<br />

gegenüber den wichtigsten Handelspartnern dargestellt. Diese zweite Analyse bezieht<br />

sich also ausschließlich auf die Auswertung österreichischer Daten und stellt somit<br />

eine Stärken-Schwächen-Analyse aus österreichischer Sicht dar. Im positiven Sinn<br />

kann man ebenso von einem Vergleich der Spezialisierung Österreichs gegenüber<br />

unterschiedlichen Handelspartnern sprechen.<br />

Komparative Wettbewerbsvorteile, also relative Kostenvorteile in der Produktion von<br />

Gütern – sei es aufgrund der Faktorausstattung des Landes, aufgrund unterschiedlicher<br />

Technologien oder anderer Kostenfaktoren – bestimmen gemäß der klassischen<br />

Handelstheorie Spezialisierungsmuster im Außenhandel. Dieses Prinzip der komparativen<br />

Vorteile wird in der vorliegenden Analyse auf den Dienstleistungshandel und<br />

somit auf Kostenvorteile in der Erbringung unterschiedlicher Leistungen übertragen. So<br />

spielen zum Beispiel die Ausstattung mit Humankapital, rechtliche Rahmenbedingen<br />

etc., eine wesentliche Rolle in der Frage ob und auf welche Dienstleistungen sich ein<br />

Land spezialisiert. Da die Bestimmungsgründe der Spezialisierung (Faktorausstattung,<br />

Technologie, etc.) in der Praxis oft nicht oder nur schwer messbar sind, verwendete<br />

Balassa (1965) die für den Güterhandel relativ gut messbaren Außenhandelsströme,<br />

um davon ausgehend Rückschlüsse auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu<br />

301


ziehen. Sein Konzept der „revealed comparative advantages“ (RCA) – durch die<br />

Handelsströme aufgedeckte komparative Vorteile – erlangte große Bedeutung in der<br />

empirischen Forschung. Im vorliegenden Abschnitt verwenden wir die Dienstleistungsströme<br />

aus der Zahlungsbilanz zur Berechnung des folgenden Spezialisierungsindezes<br />

nach Balassa (1965):<br />

RCA ik =RXA ik – RMA ik<br />

Dieser setzt sich aus einer Exportkomponente und einer Importkomponente zusammen,<br />

wobei X ik die Dienstleistungsexporte des Landes i in Kategorie k laut Zahlungsbilanz<br />

darstellen. Die Importkomponente, RMA ik , ist analog definiert. Der so berechnete<br />

Spezialisierungsindex entspricht der Repräsentation der Exporte eines Landes in<br />

einer bestimmten Kategorie im Vergleich zur durchschnittlichen Repräsentation dieser<br />

Kategorie im Gesamthandel abzüglich der relativen Repräsentation der Importe. Somit<br />

gibt er Aufschluss über die Weltmarktposition des Landes in der entsprechenden<br />

Dienstleistungskategorie in Verhältnis zur Bedeutung dieser Kategorie und kann als<br />

ein Indikator für Wettbewerbsfähigkeit interpretiert werden. Ein positiver Wert stellt<br />

einen Wettbewerbsvorteil dar, während ein negativer Wert auf eine schwache Weltmarktposition<br />

schließen lässt.<br />

14.2.2 Statistische Erfassung von Dienstleistungen<br />

Die statistische Erfassung von Dienstleistungen ist grundsätzlich sehr problematisch,<br />

da das verfügbare Datenmaterial einer anderen Datenbasis als jener des Warenhandels<br />

entstammt. Der Warenhandel wird sehr genau im Rahmen der Zollabwicklung<br />

in einer eigens dafür vorgesehenen Handelsstatistik erfasst. Die Dienstleistungen<br />

hingegen werden über die Zahlungsbilanzstatistik erfasst, die weniger der Erfassung<br />

von Dienstleistungstransaktionen als vielmehr der Erfassung von grenzüberschreitenden<br />

Zahlungsströmungen dient (Reeh, 1996). Dadurch ergeben sich Unschärfen<br />

in vielerlei Hinsicht:<br />

• In der österreichischen Dienstleistungsbilanz (Zahlungsbilanzstatistik) wird nur der<br />

Zahlungsgrund von Transaktionen, die einen Wert von Euro 12.500 überschreiten,<br />

erfasst. Transaktionen von kleinerem Volumen werden nach einem historischen<br />

Schlüssel hochgerechnet.<br />

302


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

• Im GATS kommt eine sehr breite Definition von Dienstleistungen zur Anwendung,<br />

die jedoch von der Dienstleistungsbilanz nicht vollständig abgebildet wird.<br />

Die Grundlage der Dienstleistungsbilanz sind Zahlungsbilanzdaten gemäß der<br />

statistischen Definition der fünften Fassung des IMF-Manual zur Zahlungsbilanz<br />

(BPM5). 10 Der in der Zahlungsbilanz erfasste Dienstleistungshandel ist schwerpunktmäßig<br />

jener der Erbringungsarten grenzüberschreitender Handel, Konsum<br />

im Ausland und Präsenz natürlicher Personen. Die Erbringungsart Kommerzielle<br />

Präsenz ist in der Zahlungsbilanz deutlich unterrepräsentiert (Cave, 2002). 11<br />

• Die Tiefe der Unterteilung nach Dienstleistungsarten erfüllt bei weitem nicht jene<br />

Standards, wie man sie beispielsweise aus der traditionellen Außenhandelsstatistik<br />

über den Warenverkehr kennt.<br />

• Wie bereits angedeutet, werden jene Dienstleistungstransaktionen, die über die<br />

Erbringungsart Kommerzielle Präsenz abgewickelt werden, nur zu einem kleinen<br />

Teil in der Zahlungsbilanz abgebildet. Wenn eine Transaktion über eine ausländische<br />

Niederlassung stattfindet, ist zwischen Warenhandel, ausländischer Direktinvestition<br />

und Verkauf einer Dienstleistung über eine ausländische Niederlassung<br />

nicht einwandfrei zu unterscheiden. Es kann Unklarheit darüber herrschen, wo die<br />

Dienstleistung tatsächlich verrichtet wurde, und ob tatsächlich ein Ausländer an<br />

einen Inländer geleistet hat, insbesondere dann, wenn es sich um elektronische<br />

Leistungen handelt. Dienstleistungsdaten sind also räumlich und zeitlich weitaus<br />

weniger zuverlässig als Warenhandelsdaten.<br />

• Bei Betrachtung der Position Nicht aufteilbare Leistungen in der Dienstleistungsbilanz<br />

wird ein weiteres Problem deutlich. Diese überaus große Position entsteht<br />

aus der Differenz der Cash-Bilanz des Warenverkehrs, die tendenziell zu hoch<br />

ausgewiesen wird, und der von Statistik Austria ausgewiesenen Handelsbilanz. In<br />

dieser Position sind beispielsweise Ingenieur-Leistungen, Ausbildung, Anlagenbau<br />

wie auch Fehlkodierungen enthalten.<br />

Die nachfolgende empirische Analyse stützt sich auf Zahlungsbilanzdaten der Oesterreichischen<br />

Nationalbank sowie Zahlungsbilanzdaten aus der BOP-Statistik des<br />

IWF.<br />

14.3 Sektorbetrachtungen<br />

Im ersten Teilabschnitt 14.3.1 erfolgt eine Analyse der Struktur und Wettbewerbsfähigkeit<br />

österreichischer Dienstleistungsexporte gemäß der theoretischen Aufbereitung<br />

in 14.2.1. In 14.3.2 werden die drei Sektoren Versicherung, EDV- und Informationsdienstleistungen,<br />

Telekommunikation etwas eingehender teils qualitativ betrachtet.<br />

Diese Auswahl wurde getroffen, da es sich einerseits um moderne, komplexe<br />

303


Dienstleistungen handelt und andererseits diese Sektoren in den letzten Jahren ein<br />

außerordentliches hohes Wachstum aufwiesen. Abschnitt 14.3.3 analysiert die Spezialisierung<br />

österreichischer Dienstleistungsexporteure gegenüber unterschiedlichen<br />

Handelsnationen, westlichen Industriestaaten sowie den Mittel- und Osteuropäischen<br />

Ländern (MOEL).<br />

14.3.1 Österreichs Dienstleistungshandel im <strong>internationale</strong>n Vergleich<br />

Abbildung 14.1 zeigt die Struktur der österreichischen Dienstleistungsexporte im Jahr<br />

2002 im Vergleich zu Deutschland, den Niederlanden und den USA. Deutschland wurde<br />

gewählt, weil es den mit Abstand bedeutendsten Handelspartner Österreichs darstellt<br />

(siehe auch Kapitel 6). Die Niederlande wurden als ein weiteres kleines offenes Land<br />

Exportstruktur der Dienstleistungen, 2002 Abb. 14.1<br />

304<br />

Transport<br />

Reiseverkehr<br />

Kommunikation<br />

Bauleistungen<br />

Versicherung<br />

Finanzdienste<br />

EDV<br />

Pat.u.Lizenzen<br />

sonstige u.bez.<br />

Österreich<br />

Niederlande<br />

Deutschland<br />

USA<br />

0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 %


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

zum Vergleich herangezogen. Wie aus der Abbildung ersichtlich, unterscheidet sich die<br />

österreichische Struktur nicht wesentlich von jener der angeführten Vergleichsländer.<br />

Die mit Abstand wichtigsten Kategorien stellen die sonstigen unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen, Reiseverkehr und Transportwesen dar. In Österreich ist die<br />

Bedeutung des Reiseverkehrs naturgemäß höher als in den Vergleichsländern. Zu<br />

erwähnen ist auch der im <strong>internationale</strong>n Vergleich wesentlich geringere Anteil der<br />

Kategorien Patente und Lizenzen sowie EDV.<br />

Abbildung 14.2 zeigt dieselbe Struktur in Relation zur allgemeinen Bedeutung der<br />

jeweiligen Kategorie innerhalb der Haupthandelspartner Österreichs und gibt somit<br />

Aufschluss über die Exportspezialisierung des jeweiligen Landes. 12 Übersteigt die<br />

Länge des Balkens den Wert Eins so entspricht das einer Spezialisierung des entsprechenden<br />

Landes in der jeweiligen Position. Anders ausgedrückt weist das Land<br />

Exportspezialisierung bei Dienstleistungen, 2002 Abb. 14.2<br />

Transport<br />

Reiseverkehr<br />

Kommunikation<br />

Bauleistungen<br />

Versicherung<br />

Finanzdienste<br />

EDV<br />

Pat.u.Lizenzen<br />

sonstige u.bez.<br />

AT<br />

NL<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5<br />

DE<br />

US<br />

305


überdurchschnittlich hohe Exporte in der jeweiligen Kategorie auf. Umgekehrt bedeutet<br />

ein Wert unter Eins einen unterdurchschnittlichen Exportanteil. Interessanterweise<br />

fällt der Tourismus in dieser Darstellung nicht durch besonders starke Exporte auf,<br />

wenngleich seine Bedeutung für Österreich groß ist. Das heißt, im <strong>internationale</strong>n<br />

Vergleich ist Österreich nicht besonders ausgeprägt auf Reiseverkehrsexporte spezialisiert.<br />

Hingegen zeigt sich eine deutlich ausgeprägtere Spezialisierung auf den<br />

Export von sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Der Anteil dieser<br />

Dienstleistungsexporte liegt bei weitem über dem <strong>internationale</strong>n Durchschnitt, ebenso<br />

liegt der Anteil an Versicherungsleistungen merklich über dem allgemeinen Niveau.<br />

Deutschland weist in dieser Kategorie relativ gesehen sehr hohe Exporte auf, auch bei<br />

den EDV- und Informationsleistungen erweist sich Deutschland als starker Exporteur.<br />

Die USA hingegen dominieren den Markt mit Exporten von Patenten und Lizenzen.<br />

Im Gegensatz dazu bleiben die Dienstleistungsexporte der USA in allen anderen Kategorien<br />

unter dem Gesamtdurchschnitt zurück. 13 Die Niederlande, welche aufgrund<br />

der Größe des Landes ein gutes Vergleichsland darstellen, zeigen im Vergleich mit<br />

Österreich dennoch eine recht unterschiedliche Spezialisierung. In den Positionen<br />

Patente und Lizenzen, EDV- und Informations-, sowie Kommunikationsleistungen,<br />

Bauleistungen, und Transportleistungen ergibt sich eine weitaus stärkere Spezialisierung<br />

als in Österreich.<br />

Die bisherigen Beobachtungen bezogen sich ausschließlich auf die Exportseite. Für<br />

die Analyse der Wettbewerbsfähigkeit ist es jedoch unerlässlich, auch die Importseite<br />

in Betracht zu ziehen. Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wurde aufgrund des<br />

Dienstleistungshandels zwischen Österreich und seinen Haupthandelspartnern mit<br />

Hilfe des oben beschriebenen Spezialisierungsindex nach Balassa (1965) ermittelt. Die<br />

Spezialisierungsindizes für die einzelnen Kategorien sind in Abbildung 14.3 abgebildet.<br />

Wie bereits erwähnt wird ein positiver Wert als Wettbewerbsvorteil und ein negativer<br />

Wert als eine schwache Marktposition interpretiert. Aus der Abbildung ist ersichtlich,<br />

dass Österreich in relativ wenigen Kategorien einen Wettbewerbsvorteil aufweist. Die<br />

Stärken des österreichischen Dienstleistungshandels liegen im Transportwesen, 14 im<br />

Reiseverkehr und in den Kommunikationsleistungen. In allen übrigen Kategorien (mit<br />

Ausnahme der Versicherungsleistungen und der nicht abgebildeten Kategorie Regierungsleistungen<br />

a.n.g.) hat Österreich eine eher schwache Marktposition, besonders<br />

in den Kategorien Patente und Lizenzen, EDV-Leistungen und Finanzdienstleistungen.<br />

Die Bedeutung der österreichischen Importe übersteigt also in diesen Kategorien jene<br />

der Exporte. Österreich weist einen Grad an Spezialisierung auf, der in etwa zwischen<br />

jenem der anderen drei Länder liegt.<br />

Die USA weisen in den meisten Kategorien eine starke Wettbewerbsposition auf. Mit<br />

Ausnahme der Versicherungsleistungen und des Transportwesens ist der Spezialisie-<br />

306


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

Spezialisierungsindex nach Balassa, 2002 Abb. 14.3<br />

Transport<br />

Reiseverkehr<br />

Kommunikation<br />

Bauleistungen<br />

Versicherung<br />

Finanzdienste<br />

EDV<br />

Pat.u.Lizenzen<br />

sonstige u.bez.<br />

AT<br />

NL<br />

-2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5<br />

rungsindex für die USA immer positiv. In Übereinstimmung mit den vorhergehenden<br />

Ergebnissen (siehe Abbildung 14.2) ergibt sich für Deutschland eine starke Wettbewerbsposition<br />

im Versicherungswesen. Ansonsten entspricht die Spezialisierung<br />

Deutschlands im Dienstleistungshandel ziemlich stark dem Durchschnitt der hier betrachteten<br />

17 Länder. Mit dieser einen Ausnahme und einer relativ schwachen Position<br />

im Reiseverkehr weist Deutschland weder nennenswerte Wettbewerbsvorteile noch<br />

-nachteile auf. Die Niederlande ergeben ein etwas differenzierteres Bild: Vorteilen in<br />

den Bereichen Bauleistungen, Kommunikation und Transport stehen Nachteile bei<br />

den Patenten und Lizenzen, EDV, Finanzdiensten, Versicherung und Reiseverkehr<br />

gegenüber.<br />

DE<br />

US<br />

307


14.3.2 Die Betrachtung ausgewählter Sektoren<br />

Die österreichische Versicherungswirtschaft<br />

Die private Versicherungswirtschaft stellt mit einem Anteil von 1,5 % an der realen<br />

gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung einen vergleichsweise kleinen Wirtschaftssektor<br />

dar. Gemäß der Geldvermögensrechnung halten die Versicherungsunternehmen etwa<br />

5 % bis 10 % der Finanzanlagen in Österreich (Url, 2002). Die Versicherungsdichte<br />

(Prämienvolumen pro Kopf) betrug im Jahr 2001 in Österreich 1.349 Euro. Verglichen<br />

zu den großen Dienstleistungsnationen Deutschland (1.484 Euro), Frankreich (1.899<br />

Euro), Großbritannien (3.394 Euro) und den USA (3.266 Euro) ist der österreichische<br />

Markt nicht nur verhältnismäßig klein, sondern weist auch eine geringere Pro-Kopf-<br />

Nachfrage auf. Der relative kleine Markt dürfte die größeren Versicherungsunternehmen<br />

dazu veranlasst haben, sich stärker in Zentral- und Osteuropa zu engagieren. Im<br />

Jahr 2002 trugen die Auslandsbeteiligungen bereits 28 % zum gesamten Prämienvolumen<br />

bei (OeNB, 2003, 45). Die noch vergleichsweise niedrige Versicherungsdichte<br />

in den östlichen Nachbarländern zeigt – die gewahrte Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen<br />

Versicherungsunternehmen vorausgesetzt – noch Potenzial für zukünftig<br />

weiter steigende Nachfrage nach österreichischen Versicherungsdienstleistungen im<br />

Ausland (OeNB, 2002, 64f.). Die entsprechenden Werte für die Pro-Kopf-Nachfrage<br />

in den MOEL-5 bewegen sich in einer Bandbreite zwischen 123 Euro (Ungarn) und<br />

476 Euro (Slowenien). 15<br />

Der österreichische EDV-Sektor<br />

Der Wettbewerbsnachteil im österreichischen EDV-Sektor dürfte vor allem dadurch<br />

begründet sein, dass primär Standardsoftware nach Österreich importiert wird, während<br />

Individualsoftware von in Österreich ansässigen Anbietern ausreichenden Absatz durch<br />

heimische Unternehmen finden dürfte. Eine bereits länger zurückliegende Umfrage des<br />

Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI) (Hammerer, Putschek, 1996, 67f.) konstatiert,<br />

dass der Wettbewerbsdruck international zwar hoch sei, die Konkurrenz aus den<br />

Billiglohnländern (z.B. östliche Nachbarstaaten und Indien) bislang nur marginale Auswirkungen<br />

auf den österreichischen Markt haben würde. Österreichische Unternehmen<br />

wie in Österreich ansässige ausländische Tochterunternehmen bedienen erfolgreich<br />

die Märkte der östlichen Anrainerstaaten, wie dies aus der aggregierten Dienstleistungsbilanz<br />

für Zentral- und Osteuropa für das Jahr 2002 hervorgeht. Österreichische<br />

Unternehmen erwirtschafteten einen Überschuss von 7 Mio. Euro bei den EDV- und<br />

Informationsexporten in die zentral- und osteuropäischen Staaten. Die österreichische<br />

Globalstatistik zeigt ein Defizit von 151 Mio. Euro, das hauptsächlich auf Importe aus<br />

Deutschland, Großbritannien, Irland und die Niederlande zurückgeht. Positiv wird in<br />

308


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

der IWI-Studie angemerkt, dass auch kleine EDV-Unternehmen eine hohe Exportquote<br />

aufwiesen. Die hohe Vernetzung und hoch entwickelte Kommunikation böten <strong>internationale</strong><br />

Chancen. Outsourcing in Billiglohnländer in die dritte Welt spielt gemäß der<br />

IWI-Studie und auch nach Betrachtung der Dienstleistungsbilanz 2002 keine wesentliche<br />

Rolle für den österreichischen Dienstleistungsverkehr. Beispielsweise mit China<br />

wurden keinerlei EDV-Dienstleistungen ausgetauscht. Die EDV-Importe aus Indien<br />

beliefen sich auf 2 Mio. Euro. Gemessen an den österreichischen Gesamteinfuhren<br />

im EDV-Sektor von 298 Mio. Euro ist dies eine vernachlässigbare Größe.<br />

Der österreichische Telekom-Sektor<br />

Bei den Kommunikationsdienstleistungen erwirtschaftete Österreich im Jahr 2002<br />

einen Überschuss von 215 Mio. Euro bei einem Exportvolumen von 672 Mio. Euro.<br />

Knapp die Hälfte der Kommunikationsdienstleistungen wird von Deutschland abgenommen.<br />

Der Überschuss gegenüber den zentral- und osteuropäischen Staaten<br />

belief sich lediglich auf 12 Mio. Euro. Bedeutende Direktinvestitionen österreichischer<br />

Telekomunternehmen in den zentral- und osteuropäischen Staaten konzentrierten sich<br />

auf Slowenien sowie auf Bulgarien. 16 Dachs, Leo (1999) haben in einer von Eurostat<br />

beauftragten Studie unter Fernmeldedienst-Unternehmen eine zu anderen Sektoren<br />

vergleichsweise hohe Innovationstätigkeit erhoben. 81,3 % der befragten Unternehmen<br />

gaben an, innovative Aktivitäten zu entfalten, während hingegen der Durchschnitt<br />

für den gesamten Dienstleistungssektor 56,6% betrug. Leo (2002) konstatiert, dass<br />

die vor vier Jahren getätigte Marktöffnung den Wettbewerb im österreichischen Telekommunikationssektor<br />

substanziell erhöht hat. 17 Dies ist an der gestiegenen Zahl<br />

der Marktteilnehmer wie auch an den gesenkten Tarifen für traditionelle Telekommunikationsdienstleistungen<br />

erkennbar. Zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit im<br />

österreichischen Telekommunikationssektor gelte es aber nun verstärkt in die Telekommunikationsinfrastruktur<br />

zu investieren, insbesondere in Breitbandtechnologien.<br />

14.3.3 Stärken und Schwächen aus österreichischer Sicht<br />

Der oben beschriebene Spezialisierungsindex wird hier in abgeänderter Form unter<br />

Verwendung der Regionalauswertung der österreichischen Zahlungsbilanz berechnet.<br />

X ik steht nun für die österreichischen Exporte in Kategorie k in das Partnerland i (analog<br />

verwendet die Importkomponente die österreichischen Importe aus Partnerland i<br />

in Kategorie k). Somit ergibt der Index nun nicht mehr ein Maß für die <strong>internationale</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit sondern ein Maß für die unterschiedliche Spezialisierung des<br />

österreichischen Handels gegenüber verschiedenen Handelspartnern. Aufgrund des<br />

nach wie vor unterschiedlichen Entwicklungsniveaus der Handelspartner im Osten<br />

309


und im Westen ist eine starke Differenzierung im Handel zwischen diesen Partnern zu<br />

erwarten. Weiters spielt die räumliche Entfernung für verschiedene Dienstleistungen<br />

(gebundene versus ungebundene) eine große Rolle. Daher lässt sich auch eine unterschiedliche<br />

Spezialisierung im Handel mit Nachbarländern und anderen, räumlich<br />

weiter entfernten Partnern (USA, Großbritannien), erwarten. Abbildung 14.4 stellt die<br />

Spezialisierungsmuster der österreichischen Dienstleistungsexporte gegenüber zehn<br />

Ländern in den Jahren 1995 und 2002 dar. Von rechts nach links ergibt sich ein Vergleich<br />

zwischen westlichen Partnern (Deutschland, Italien, Schweiz, Großbritannien<br />

und den USA) und östlichen Partnern (Tschechien, Ungarn, Polen, Slowenien und der<br />

Slowakei), von oben nach unten kann man die Veränderung dieser Spezialisierungsmuster<br />

zwischen 1995 und 2002 ablesen. 18<br />

Betrachtet man den Grad der Spezialisierung gegenüber EU-15 im Vergleich zu den<br />

MOEL-5 zusammengenommen (Ergebnisse sind hier nicht dargestellt), so lassen sich<br />

drei wesentliche Aussagen machen: Erstens zeigt sich eine deutlich ausgeprägtere<br />

Spezialisierung auf der Exportseite, während die Importstruktur gegenüber östlichen<br />

und westlichen Partnern eine größere Ähnlichkeit aufweist. Zweitens kann exportseitig<br />

eine leichte Abnahme der Differenzierung zwischen Osten und Westen beobachtet<br />

werden, besonders in den Bereichen Bau- und Versicherungsleistungen näherten<br />

sich die jeweiligen Anteile der Exporte stark an. In diesen Kategorien kam es zwar<br />

auch zu einer Angleichung auf der Importseite, dem standen jedoch zunehmende<br />

Unterschiede im Reiseverkehr, bei den Kommunikations- und Finanzleistungen gegenüber.<br />

Drittens weist die Dynamik der Spezialisierung unterschiedliche Trends im<br />

Osten und im Westen auf.<br />

Sieht man zum Beispiel Abbildung 14.4 an so ergibt sich gegenüber einzelnen Ländern<br />

im Westen im Jahr 2002 eine deutlich homogenere Exportstruktur als noch 1995.<br />

Hingegen nahm der Spezialisierungsgrad gegenüber einzelnen Partnern im Osten<br />

zu. Importseitig (siehe Abbildung 14.5) lassen sich geringere Veränderungen im Grad<br />

der Spezialisierung feststellen. Im Handel mit den MOEL-5 kam es eher zu einer<br />

Angleichung der Exportmuster, jedoch standen sich im Einzelnen auch gegenläufige<br />

Entwicklungen gegenüber.<br />

Im Folgenden sollen in aller Kürze einzelne interessante Beobachtungen für das<br />

Jahr 2002 beschrieben werden. Die oben erwähnte Exportspezialisierung zwischen<br />

Ost- und Westhandel ist in bestimmten Kategorien besonders stark ausgeprägt. So<br />

wurden – wenig überraschend – überdurchschnittlich geringe Reiseexporte in den<br />

Osten getätigt, 19 während überdurchschnittlich viele Bauleistungen dorthin exportiert<br />

wurden. Sieht man sich die unternehmensnahen Dienste genauer an, so fällt auf, dass<br />

diese Dienste überdurchschnittlich stark nach Osteuropa exportiert werden. Vor allem<br />

310


311<br />

Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

Österreichisches Exportspezialisierungsmuster, 1995 und 2002 Abb. 14.4<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

1995<br />

1995<br />

2002<br />

2002


312<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

Österreichisches Importspezialisierungsmuster, 1995 und 2002 Abb. 14.5<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

����<br />

����<br />

���<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

untern.-bez.<br />

Patente<br />

EDV<br />

Finanzleistungen Versicherung<br />

Bau<br />

Kommunikation<br />

Reise<br />

Transport<br />

1995<br />

1995<br />

2002<br />

2002


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

Tschechien und Slowenien nahmen gemessen an ihrem Anteil im Handel mit Österreich<br />

überdurchschnittlich viele Leistungen aus den Kategorien Versicherung, Finanz, EDV,<br />

Patente, Kommunikation und sonstige unternehmensbezogene Leistungen ab. Der<br />

Anteil der Exporte im Bereich EDV, Patente sowie sonstige unternehmensbezogene<br />

Leistungen lag sogar in allen MOEL deutlich über dem österreichischen Durchschnitt. 20<br />

Interessant erscheint auch die Tatsache, dass Versicherungs-, Finanz- und EDV-<br />

Leistungen ebenfalls überdurchschnittlich stark in die USA exportiert wurden. Dies<br />

dürfte vermutlich auf das Vorhandensein großer Finanzzentren in den USA und der<br />

sich daraus ergebenden starken Nachfrage nach Finanzleistungen zurückzuführen<br />

sein. Ebenso dürfte der Markt für EDV-Leistungen in den USA größer als anderswo<br />

sein. Positiv für Österreich ist anzumerken, dass der Saldo in allen drei genannten<br />

Positionen – wenn auch relativ gering – positiv war (80 Mio. Euro im Bereich Versicherungen,<br />

45 Mio. bei den Finanzleistungen und 5 Mio. Euro im Bereich EDV- und<br />

Kommunikationsleistungen).<br />

Vergleicht man die Spezialisierungsmuster im Export mit jenen auf der Importseite so<br />

zeigt sich eine weitere wichtige Unterscheidung zwischen westlichen und östlichen<br />

Handelspartnern. Während der intra-industrielle Handel mit den Partnern im Westen<br />

mit wenigen Ausnahmen eine große Rolle spielt, sind die Handelsbeziehungen mit<br />

den Partnern in Osteuropa noch stark durch inter-industriellen Handel geprägt. Daraus<br />

lässt sich auf nach wie vor bestehende unterschiedliche Determinanten der jeweiligen<br />

Handelsbeziehungen schließen. Der Handel mit den östlichen Partnern resultiert noch<br />

zu einem stärkeren Grad aus unterschiedlichen komparativen Vorteilen, bzw. Unterschieden<br />

in der Resourcenausstattung. So weisen die überdurchschnittlich hohen<br />

Importe von Bauleistungen aus Osteuropa seit 1995 – im Jahr 2002 nur mehr aus<br />

Polen – auf die relativ niedrigen Lohnkosten, bzw. die gute Ausstattung der MOEL-5<br />

– und insbesondere Polens – mit entsprechend ausgebildeten Arbeitskräften hin.<br />

Hingegen wird der Mangel im Vergleich zu Österreich an modernen, marktgerechten<br />

Technologien durch die überdurchschnittlich hohen Exporte von Patenten und Lizenzen<br />

sowie EDV-Leistungen in diese Länder deutlich. 21 Zu erwähnen sind hier jedoch<br />

auch jene Länder, für die der intra-industrielle Handel in einzelnen Positionen bereits<br />

eine große Rolle spielt. Diese sind Tschechien in den Bereichen Versicherungs- und<br />

Finanzleistungen, Ungarn und die Slowakei im EDV-Bereich, sowie Slowenien am<br />

Kommunikationsmarkt. In diesen Fällen zeigt sich gemäß den Handelsmustern ein<br />

ähnlicher Entwicklungsstand in Österreich und dem jeweiligen Handelspartner. Anders<br />

ausgedrückt dürften die klassischen Bestimmungsfaktoren für Handel in diesen<br />

Kategorien, nämlich Unterschiede in der Technologie oder in der Faktorausstattung,<br />

bereits deutlich an Bedeutung verloren haben.<br />

313


Zusammenfassend kann man aufgrund der hier durchgeführten Analyse der österreichischen<br />

Spezialisierungsmuster im Dienstleistungshandel feststellen, dass sich<br />

Österreichs Stärken im Handel mit seinen Partnern in Osteuropa im Wesentlichen in<br />

den unternehmensnahen Dienstleistungen finden lassen, insbesondere in den Finanz-,<br />

EDV-Leistungen und dem Bereich Patente und Lizenzen. Im Transportwesen hingegen<br />

weist Österreich im Handel mit jenen Ländern eine schwache Position mit relativ hohen<br />

Importen auf, ebenso im Reiseverkehr, der gegenüber Osteuropa sogar defizitär<br />

ist. Gegenüber westlichen Handelspartnern ergibt sich ein weniger differenziertes<br />

Bild, hier spielt der intra-industrielle Handel eine wesentlich größere Rolle. In zwei<br />

Kategorien zeigt sich eine besonders ausgeprägte Differenzierung zwischen Ost- und<br />

Westhandel: Einerseits weist Österreich gegenüber westlichen Partnern (mit Ausnahme<br />

Italiens) eine ausgeprägt starke Position im Reiseverkehr auf, andererseits zeigt sich<br />

gegenüber diesen Ländern (hier mit Ausnahme Großbritanniens) auch eine relative<br />

Wettbewerbsstärke bei den Bauleistungen. Von diesen Kategorien abgesehen ergibt<br />

sich ein, je nach Handelspartner im Westen, sehr individuelles Bild.<br />

Aus institutioneller Sicht ist zu beachten, dass ein Großteil des Dienstleistungshandels<br />

im Binnenmarkt der EU abgewickelt wird. Rund 67 % der österreichischen Dienstleistungsimporte<br />

und -exporte werden innerhalb des Binnenmarkts abgewickelt. Nach dem<br />

Beitritt der MOEL steigt der Anteil exportseitig auf ca. 77 % und importseitig auf ca.<br />

75 % an. Der bevorstehende Beitritt der MOEL zur EU wird einerseits beträchtliche<br />

Veränderungen der Dienstleistungsregime in den Beitrittsländern bringen und andererseits<br />

den Zugang der MOEL auf die Märkte der EU-15 im Sinne des Binnenmarktes<br />

nach Ablauf aller Übergangsfristen erheblich erleichtern. Weitere maßgebliche Veränderungen<br />

der Handelsstrukturen mit den MOEL sind kurz- und mittelfristig jedenfalls<br />

zu erwarten und nicht zuletzt durch ihre geographische Nähe bedeutsam. Bereits jetzt<br />

zeichnet sich eine zunehmende Konvergenz der Struktur des Dienstleistungshandels<br />

gegenüber alten und neuen Mitgliedsländern ab. Diese Tendenz dürfte sich aufgrund<br />

der Erleichterungen für den Marktzutritt nach dem Beitritt noch verstärken und zu<br />

weitaus homogeneren Handelsmustern führen.<br />

14.4 Politische Handlungsfelder<br />

Die Dienstleistungserbringung gewann über den Zeitverlauf beständig an Komplexität.<br />

Ebenso komplex und vernetzt sind die Politikfelder, mit denen sich die <strong>politische</strong>n<br />

Entscheider auseinandersetzen müssen. In der Folge werden dazu die Handlungsfelder<br />

statistische Grundlagen, Regulierung, Standortpolitik und Internationalisierungs-<br />

offensive kurz behandelt.<br />

314


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

Dienstleistungen galten auf Grund der Ansicht, dass Konsum und Produktion unmittelbar<br />

aneinander geknüpft sind, lange Zeit nicht als handelbar. Unter anderem machte<br />

die im Rahmen des GATS breit etablierte Definition über die vier Erbringungsarten<br />

Grenzüberschreitender Handel, Konsum im Ausland, Kommerzielle Präsenz und Anwesenheit<br />

natürlicher Personen das Potenzial deutlich, das im Dienstleistungshandel<br />

steckt. Problematisch dabei ist, dass das aktuell verfügbare statistische Instrumentarium<br />

für die Erfassung von grenzüberschreitendem Dienstleistungshandel stark verbesserungswürdig<br />

ist. In Unkenntnis der genauen Volumina der Dienstleistungsströme<br />

sind beispielsweise Stärke-Schwäche-Analysen der österreichischen Import- und<br />

Exportwirtschaft nur in unzureichendem Maße möglich. Besseres statistisches Material<br />

würde eine optimalere Politikgestaltung als die derzeit mögliche erlauben.<br />

Bei der Harmonisierung von Regulierungen im Dienstleistungssektor ist noch ein weiter<br />

Weg zurückzulegen, nicht zuletzt wegen der zu Grunde liegenden Komplexität der<br />

Regulierung. Fortschritte bei einer ausgewogenen Harmonisierung stellen jedenfalls<br />

eine wichtige Stütze für den Dienstleistungshandel dar. Freier Warenverkehr in den<br />

Gütermärkten ist prima vista verhältnismäßig leicht zu realisieren, indem Zolltarife und<br />

Quoten aufgehoben werden. Marktöffnungen im Dienstleistungsbereich sind wesentlich<br />

schwieriger zu verwirklichen, da die Erbringung der Dienstleistung meist an eine<br />

Vielzahl von Regeln und Vorschriften gebunden ist. Politisch heikel ist insbesondere<br />

die Dienstleistungserbringung, die an die Präsenz natürlicher Personen geknüpft<br />

ist. Beispielsweise die wechselseitige Anerkennung von Qualifikationen stellt bereits<br />

innerhalb des Binnenmarkts einen langwierigen Prozess dar. Die wechselseitige<br />

Anerkennung von Qualifikationen über die europäischen Grenzen hinaus ist noch<br />

wesentlich problematischer, da das Verständnis von Qualifikationen hochentwickelter<br />

Industrienationen von jenem der Schwellenländer und der Entwicklungsländer stark<br />

abweicht.<br />

Die Erbringung von Dienstleistungen und deren Handel sind eng mit der Standortfrage<br />

verknüpft. Das gesamte Spektrum der Standortpolitik hat also mittelbare und<br />

unmittelbare Auswirkungen auf die Dienstleistungserbringung in Österreich. Bei der<br />

Sektoranalyse wurde bereits auf die Zusammenhänge zwischen der Dienstleistungserbringung<br />

und Infrastrukturinvestitionen im Telekommunikationssektor verwiesen.<br />

Einen weiteren wesentlichen Input für Dienstleistungserbringung und -handel stellt<br />

die Verfügbarkeit hochqualifizierter Arbeit dar, insbesondere im Bereich komplexer<br />

Dienstleistungen. Die Erhaltung und der Ausbau dieses Standortvorteils z.B. durch<br />

eine stärker nachfrageorientierte Erstausbildung sowie laufende Weiterbildung müssen<br />

weiter im Fokus der Wirtschaftspolitik bleiben. 22<br />

Die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit und der Wirtschaftskammer<br />

Österreich gestartete Internationalisierungsoffensive (siehe dazu Kapitel 9) stellt<br />

315


die jüngste Maßnahme zur Förderung der Exportwirtschaft mit Berücksichtigung von<br />

Dienstleistungen dar. Sie enthält wesentliche Elemente zur Förderung des Dienstleistungshandels,<br />

die in der Literatur häufig genannt werden: Die Exportquote besonders<br />

von KMU soll durch eine entsprechende Erstberatung gehoben werden. Spezialisierungsvorteile<br />

im Infrastruktur- und Umwelttechnologiebereich sollen durch Maßnahmenpakete<br />

weiter verstärkt werden. Grenznahe Dienstleistungserbringer werden dazu<br />

angeregt, sich mit den Regulierungen der angrenzenden Nachbarländer vertraut zu<br />

machen, um so das Know-how für die grenzüberschreitende Dienstleistungserbringung<br />

zu erwerben. Ebenso wird eine stärkere Vernetzung und Koordination im Bildungs-,<br />

Forschungs- und Finanzierungsbereich forciert. Diese Maßnahmen stellen auf jeden<br />

Fall einen Schritt in die richtige Richtung dar.<br />

Literatur<br />

Balassa, B. (1965) Trade Liberalization and ‚Revealed‘ Comparative Advantage, The Manchester<br />

School of Economic and Social Studies, Vol. 32, pp. 99-123.<br />

BMWA (1999), (Hrsg.), Jahrbuch der Österreichischen Außenwirtschaft 1998/99, Wien.<br />

Cave, W. (2002), Measuring international trade in services and new demands on the family of<br />

classifications, paper prepared for the IAOS, London, August 27-29.<br />

Dachs, B., Leo, H. (1999), Die Innovationsaktivitäten der österreichischen Wirtschaft, Band 2:<br />

Dienstleistungssektor, Studie des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag<br />

von Eurostat und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten, Wien.<br />

Daniels, P. (2002), EU service trade, with particular reference to business and professional<br />

services, in: Cuadrado-Roura, et al. (Hrsg.), Trading Services in the Global Economy, Edward<br />

Elgar Publishing, Cheltenham, Northampton.<br />

Francois, J., Reinert, K. (1995), The Role for Services in the Structure of Production and Trade:<br />

Stylized Facts from a Cross-Country Analysis, CEPR Discussion Paper No. 1228, London.<br />

Hammerer, G., Putschek, M. (1996), Industrienahe Dienstleistungen, IWI-Studie 41, Industriewissenschaftliches<br />

Institut, Wien.<br />

IBM (2003), 3rd Report on Monitoring of EU Candidate Countries - Telecommunication Services<br />

Sector, im Auftrag der EU Kommission, Generaldirektion Informationsgesellschaft, Brüssel.<br />

Karsenty, G. (2002), Trends in Services Trade under GATS Recent Developments, presentation<br />

prepared for the Symposium on Assessment of Trade in Services, WTO, 14-15 March 2002,<br />

(16.12.03)<br />

Kronberger, R. (2003), Internationaler Dienstleistungshandel und temporäre Migration, Wirtschafts<strong>politische</strong><br />

Blätter 4/2003, Wirtschaftsverlag, Wien.<br />

Leo, H. (2002), Bisher zuwenig Anreize für Aufbau von innovativer Telekom-Infrastruktur in<br />

Österreich, Wifo Pressenotizen 24.4.2002, <br />

(23.12.03).<br />

316


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

Linders, G. (2001), Theory, Methodology and descriptive Statistics on Services and Services<br />

Trade, Master‘s Thesis, Tilburg University.<br />

Mattoo, A., Rathindran, R., Subramanian, A. (2001), Measuring Services Trade Liberalization<br />

and Its Impact on Economic Growth: An Illustration, World Bank Working Papers No. 2655,<br />

Washington D.C.<br />

Mayerhofer, P. (2000), Regionale Effekte der Tertiärisierung in Österreich. Wachstumsgewinne<br />

vor allem für die Zentren?, in: Schmee, J., Mesch, M. (Hrsg.), Dienstleistungsstandort Wien<br />

- Beschäftigung - Innovation - Wettbewerbsfähigkeit, Lang, Frankfurt am Main.<br />

OeNB (2002), Andere Finanzintermediäre, Finanzmarktstabilitätsbericht 4, Oesterreichische<br />

Nationalbank, Wien.<br />

OeNB (2003), Versicherungen, Finanzmarktstabilitätsbericht 6, Oesterreichische Nationalbank,<br />

Wien.<br />

Reeh, K. (1996), Die Erfassung des <strong>internationale</strong>n Handels mit Dienstleistungen: Am Ende nicht<br />

nur eine Herausforderung für die Statistik, in: Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten,<br />

Der österreichische Außenhandel 1996, Verlag Österreich, Wien.<br />

RTR (2002), Kommunikationsbericht 2001, Wien, (23.12.03).<br />

Schmee, J., Mesch, M. (Hrsg.) (2000), Dienstleistungsstandort Wien - Beschäftigung - Innovation<br />

- Wettbewerbsfähigkeit, Lang, Frankfurt am Main.<br />

UNDESA - United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Statistics Division (2002),<br />

Manual on statistics of international trade in services, Series M, No. 86, Geneva, Luxembourg,<br />

New York, Paris, Washington D.C.<br />

Url, T. (2002), Finanzdienstleistungen in der VGR: Die Versicherungswirtschaft, Wifo Monatsberichte<br />

2/2002, 99-106.<br />

Welsum, D. van (2003), International Trade in Services: Issues and Development, Economics Working<br />

Paper, 04/03, School of Economics, Mathematics and Statistics, Birkbeck College, London.<br />

(3.12.03).<br />

Anmerkungen<br />

* Dr. Ralf Kronberger ist Mitarbeiter der Wirtschaftskammer Österreich, Dr. Julia Wörz ist<br />

Mitarbeiterin am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche, beide in Wien.<br />

1 Für eine ausführliche Beschreibung der Struktur des österreichischen Dienstleistungshandels<br />

siehe Kapitel 6.<br />

2 Von 1993 bis 2002 stiegen die Exporte im Versicherungssektor um 220,3 %, im Telekommunikationssektor<br />

um 710,8 %, bei EDV und Informationsdienstleistungen um 279,5 % und<br />

die unternehmensbezogenen Dienstleistungen um 102 % ausgehend von einem deutlich<br />

geringeren Niveau.<br />

317


3 Die Entwicklung der Waren- und Dienstleistungsexporte in Österreich widersetzte sich diesem<br />

Trend. Im Vergleichszeitraum (1995-1999) wuchsen die Güterexporte um 43,2 % und die<br />

Dienstleistungsexporte um 37,5 %.<br />

4 Die Berücksichtigung nachfolgender Sektoren ergibt einen knapp 66%igen Anteil der Dienstleistungswirtschaft<br />

an der österreichischen Wertschöpfung: Handel, Beherbergungs- und<br />

Gaststättenwesen, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Kreditinstitute und Versicherungen,<br />

Unternehmensbezogene Dienstleistungen, Öffentliche Verwaltung, Sonstige Dienstleistungen.<br />

Die zusätzliche Berücksichtigung der Sektoren Energie- und Wasserversorgung sowie<br />

Bauwesen hebt diesen Anteil auf knapp 70 %.<br />

5 Ökonometrische Studien, die den Zusammenhang zwischen (Wirtschafts-)Wachstum und<br />

Liberalisierung der Dienstleistungsmärkte umfassend abbilden, sind in der Regel auf einige<br />

Sektoren wie beispielsweise Telekom und Finanzdienstleistung beschränkt. Vgl. dazu auch<br />

Mattoo, Rathindran, Subramanian (2001).<br />

6 Für eine aktuelle Liste der WTO-Mitglieder siehe: <br />

(16.1.2004).<br />

7 Für weitere Information zum EU-Syrien-Abkommen siehe <br />

(16.1.2004).<br />

8 Für einen rezenten Literaturüberblick zu theoretischen, konzeptionellen und statistischen<br />

Betrachtungen zum Dienstleistungshandel siehe beispielsweise van Welsum (2003).<br />

9 Für eine ökonomische Diskussion zu Mode 4 siehe Kronberger (2003).<br />

10 Eine ausführliche Beschreibung des BPM5-Standards findet sich in UNDESA (2002). Siehe<br />

dazu auch auch Jahrbuch der Österreichischen Außenwirtschaft 1998/99, Kapitel 5.<br />

11 Vergleiche dazu auch Karsenty (2002): Schätzungen aus den Zahlungsbilanzdaten für den<br />

weltweiten Dienstleistungshandel ergeben für die Erbringungsarten Grenzüberschreitender<br />

Handel ein Volumen in der Höhe von ca. 1.000 Mrd. USD, für den Konsum im Ausland einen<br />

Wert von ca. 500 Mrd. USD und für die Präsenz natürlicher Personen Zahlungen in der Höhe<br />

von ca. 50 Mrd. USD. Dem stehen Schätzungen aus der sogenannten FATS-Statistik (Foreign<br />

Affiliate Trade in Services) von 2.000 Mrd. USD für die Erbringungsart Kommerzielle Präsenz<br />

gegenüber. Die FATS-Statistik wird beispielsweise in den USA geführt.<br />

12 In den Berechnungen wurden jene 16 Länder berücksichtigt, welche gemeinsam mehr als<br />

85 % der österreichischen Dienstleistungsexporte erhalten. Das sind: Deutschland, Großbritannien,<br />

USA, Schweiz, Italien, Niederlande, Frankreich, Belgien, Ungarn, Polen, Tschechien,<br />

Slowakei, Slowenien, Schweden, Spanien, und Japan sowie Österreich selbst.<br />

13 In dieser Darstellung wurden die Kategorien Kultur und Freizeit, Regierungsleistungen a.n.g.<br />

und Nicht aufteilbare Leistungen aus Gründen der Übersichtlichkeit weggelassen. In allen<br />

diesen Positionen liegen die US-amerikanischen Exporte über dem Durchschnitt.<br />

14 Der <strong>internationale</strong> Personentransport ist seit 1995 in der Position Transport verbucht. Somit<br />

ist ein Teil der österreichischen Wettbewerbsstärke in dieser Kategorie wohl auch dem Reiseverkehr<br />

zuzuschreiben.<br />

318


Ralf Kronberger, Julia Wörz<br />

15 Die Daten zur Versicherungsdichte entstammen dem österreichische Versicherungsverband:<br />

(21.12.03).<br />

16 Für Details siehe IBM (2003).<br />

17 Für eine detaillierte Analyse des österreichischen Telekommunikationsmarktes siehe Kapitel<br />

„Entwicklung der österreichischen Medien- und Telekommunikationsmärkte“ in RTR<br />

(2002).<br />

18 Die Export- und Importkomponente des modifizierten Balassa-Index wurden hier getrennt<br />

und in logarithmierter Form dargestellt. Ein positiver Wert ergibt sich daher aufgrund von<br />

überdurchschnittlich hohen Exporten (bzw. Importen) in das jeweilige Land, ein negativer Wert<br />

entspricht unterdurchschnittlich geringen Exporten (Importen) in das Partnerland gemessen<br />

an der allgemeinen Struktur des österreichischen Dienstleistungshandels.<br />

19 Nachdem der Handel mit den fünf hier berücksichtigten Partnern im Westen 71 % der österreichischen<br />

Dienstleistungsexporte ausmacht – wobei die Exporte nach Deutschland allein<br />

47 % darstellen – , wird der Durchschnitt selbstverständlich durch diese Länder und vor allem<br />

durch Deutschland wesentlich geprägt. Daher ergibt sich auch keine überdurchschnittliche<br />

Spezialisierung auf den Reiseverkehr im Handel mit dem Westen aus österreichischer Sicht,<br />

obwohl diese Spezialisierung im <strong>internationale</strong>n Vergleich (siehe Abschnitt 1.4.1) durchaus<br />

besteht.<br />

20 Der Ordnung halber seien hier die zwei Ausnahmen angeführt: Slowenien fragte unterdurchschnittlich<br />

wenige Patente nach und die Exporte an sonstigen unternehmensbezogenen<br />

Leistungen nach Ungarn lagen ebenfalls unter dem Durchschnitt unter Berücksichtigung der<br />

Größe des jeweiligen Landes.<br />

21 Es ist hier nochmals zu betonen dass dieser Abschnitt eine Evaluierung aus österreichischer<br />

Sicht darstellt. Wie zuvor erwähnt weist Österreich im <strong>internationale</strong>n Vergleich ein überaus<br />

niedriges Niveau bei den Exporten von Patenten und Lizenzen auf. Weiters war der Saldo im<br />

Jahr 2002 mit 994 Mio. Euro beinahe ebenso hoch wie die Importe von 1,1 Mrd. Euro.<br />

22 Für eine ausführliche Analyse der Standortthematik bezogen auf den Dienstleistungsstandort<br />

Wien siehe Schmee, Mesch (2000).<br />

319


15 IFIS ALS AUSSENWIRTSCHAFTS-<br />

PARTNER FÜR ÖSTERREICH<br />

Ewald Nowotny*<br />

15.1 Die für Österreichs Außenwirtschaft wichtigsten<br />

Finanzinstitutionen<br />

Für eine strategische Außen<strong>wirtschafts</strong>politik Österreichs sind Internationale Finanzinstitutionen<br />

(IFIs) von vielfacher Bedeutung:<br />

• Bei der Projektentwicklung – speziell bei Großprojekten – sind IFIs initiativ und/<br />

oder beratend tätig, so dass eine rechtzeitige Kenntnis entsprechender Planungen<br />

von größter Bedeutung für interessierte Unternehmen ist. Die Wirtschaftskammer<br />

Österreich (WKÖ) kann über ihre Dienste entsprechende Informationen weitergeben<br />

– vielfach ist es aber angesichts der weltweiten Vielzahl von Projektideen<br />

auch nützlich, durch direkte Kontakte mit den IFIs abschätzen zu können, wie<br />

realistisch eine konkrete Projektidee in technischer und finanzieller Hinsicht ist.<br />

In der Phase der Projektentwicklung sind IFIs auch in großem Umfang Initiatoren<br />

und z.T. Auftraggeber von Feasibility-Studien, Consulting- und Prüfungsanträgen.<br />

Zum einen ist dies ein wichtiger Markt hochwertiger Dienstleistungen, der gerade<br />

für ein Land mit hohem technischem Standard, wie Österreich, von Interesse ist.<br />

Zum anderen können sich aus solchen Studien bereits wichtige Voraussetzungen<br />

für nachfolgende Aufträge ergeben.<br />

• Bei der Projektfinanzierung ist die Mitwirkung einer IFI oft entscheidend für die<br />

Chance der Realisierung. Soweit mit der IFI-Finanzierung Finanzierungsvorteile<br />

verbunden sind, wird es für die Wirtschaftlichkeitsrechung speziell bei Infrastrukturprojekten<br />

von erheblichem Einfluss sein. Mindestens ebenso wichtig ist aber<br />

der Umstand, dass private Finanziers oft nur bereit sind, zu sich engagieren,<br />

wenn auch eine IFI am Paket der Gesamtfinanzierung teilnimmt, da mit dieser<br />

Teilnahme höhere Sicherheit und Seriosität erreicht werden kann.<br />

• Die Rolle von IFIs als – oft entscheidendes – Element der Verstärkung der Sicherheit<br />

und Korrektheit der Projektdurchführung ist von massiver Bedeutung in diesbezüglich<br />

„schwierigen“ Staaten. Die zunehmende Bedeutung, die IFIs dem Kampf<br />

gegen Korruption beimessen, verstärkt die Stellung aller an entsprechenden Projekten<br />

beteiligten Unternehmen (bedeutet freilich auch eine „Disziplinierungs-Funktion“<br />

gegenüber Unternehmern). Ebenso sind Projekte mit IFI-(Teil)Finanzierung<br />

im Fall von Finanzierungsproblemen öffentlicher Auftraggeber in einer besseren<br />

Verhandlungsposition.<br />

Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die für Österreichs Außenwirtschaft<br />

wichtigsten IFIs gegeben.<br />

320


Ewald Nowotny<br />

15.1.1 Europäische Investitionsbank-Gruppe (EIB, EIF), Luxemburg<br />

Die Europäische Investitionsbank (EIB) 1 hat als Hausbank der EU die Aufgabe, die<br />

Politik der EU insbesondere in Bezug auf Wirtschaft- und Regionalpolitik zu unterstützen.<br />

Mit einem Grundkapital von 150 Mrd. Euro steht sie im direkten Eigentum<br />

der (ab Mai 2004) 25 Mitgliedstaaten der EU (Anteil Österreichs: 2,4 %). Die Organe<br />

sind die Gouverneure (=EU-Finanzminister), der Verwaltungsrat (Österreichs Vertreter<br />

nominiert vom BM für Finanzen, SC Dr. Wieser) und der Vorstand (Präsident und<br />

Vizepräsidenten).<br />

Mit einem Volumen an ausstehenden Darlehen von 271 Mrd. Euro (Jahresvolumen<br />

2003: 41,7 Mrd. Euro) 2 ist die EIB volumenmäßig die weltweit größte <strong>internationale</strong><br />

öffentliche Investitionsbank (und entspricht mit dieser Größe etwa der im Eigentum<br />

der Bundesrepublik Deutschland stehenden, auch international tätigen, Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau - KfW). Die EIB selbst vergibt, mit Ausnahme von Sonderprogrammen<br />

für den AKP-Raum und den Mittelmeer-Raum (siehe unten), nur Kredite. Die<br />

Tochtergesellschaft European Investment Fund (EIF), Luxemburg, 3 stellt dagegen<br />

Eigenkapital für Beteiligungen an Venture Capital Fonds zur Verfügung, agiert demnach<br />

als „Fund of Funds“ um mitzuhelfen, den Rückstand, den Europa gerade im Bereich<br />

Wagnisfinanzierung aufweist, aufzuholen.<br />

Die Kreditvergabe durch EIB erfolgt in Form langfristiger Darlehen (Laufzeit bis 30<br />

Jahre, bis sieben Jahre tilgungsfrei), mit denen bis 50 % der Gesamtinvestitionskosten<br />

von Projekten finanziert werden können. Es handelt sich nicht um subventionierte<br />

Kredite, doch kann die EIB von einer Abgeltung ihrer Verwaltungskosten absehen und<br />

die günstigen Konditionen, die sie als großer AAA-Schuldner auf den <strong>internationale</strong>n<br />

Kapitalmärkten erhält, unmittelbar ihren Kreditnehmern weitergeben. Die Besicherung<br />

erfolgt durch Staats- oder Bankgarantien, es ist aber auch eine direkte Projektfinanzierung<br />

möglich, für die entsprechende Risikozuschläge eingehoben werden.<br />

Eine Sonderform stellen Globaldarlehen dar, die die EIB an lokale Kreditunternehmen<br />

zur Weiterleitung an kleinere Kreditnehmer (Gesamtprojekt-Volumen zwischen 40.000<br />

und 25 Mio. Euro) vergibt. Alle größeren österreichischen Kreditunternehmen verfügen<br />

über solche „Globaldarlehen-Vereinbarungen“ mit der EIB, sowohl für Projekte in<br />

Österreich, wie v.a. für Investitionsprojekte in den neuen EU-Mitgliedstaaten.<br />

Die geographische Struktur der Vergabe vom EIB-Darlehen (unterzeichnete Verträge)<br />

zeigt als überwiegende Schwerpunkte die EU-Staaten, mit besonderer Berücksichtigung<br />

regionaler Entwicklungsgebiete (Tabelle 15.1).<br />

Die Struktur nach Mittelverwendung zeigt den traditionellen Schwerpunkt der EIB<br />

als Langfrist-Finanzier von Infrastrukturinvestitionen, insbesondere in den Bereichen<br />

Transport und Telekommunikation. In der EU und in den Beitrittsstaaten spielen wei-<br />

321


Geographische Struktur der EIB-Darlehen 2003, Mrd. Euro Tab. 15.1<br />

Europäische Union 34,3<br />

Beitrittsländer 4,3<br />

Partnerländer 4 3,1<br />

Quelle: EIB Jahresbericht 2003.<br />

ters Globaldarlehen als ein Instrument zur Förderung regional breit gestreuter kleiner<br />

privater und öffentlicher (kommunaler) Investitionen eine besondere Rolle. Speziell<br />

außerhalb der bisherigen EU-Staaten setzt die EIB aber verstärkt auf die Finanzierung<br />

von Investitionen im Unternehmensbereich und hat ein eigenes Schwerpunkt-Programm<br />

für Foreign Direct Investment aufgebaut:<br />

Sektorale Struktur der EIB-Finanzierungen 1 nach Sektoren,<br />

1998–2002, Mrd. Euro<br />

322<br />

Europ. Union Beitrittsstaaten<br />

Euro-Med-<br />

Partnerstaaten<br />

Tab. 15.2<br />

AKP-Staaten<br />

Energie 12,3 0,7 1,2 0,7<br />

Kommunikation 49,5 8,3 1,3 0,3<br />

Wasser/Abwasser 14,3 2,1 1,5 0,2<br />

Industrie u. Dienstleistungen 2 19,5 1,7 1,0 0,3<br />

Globaldarlehen 51,6 1,8 1,0 0,7<br />

Insgesamt 147,2 14,0 5,9 2,1<br />

1) Die angegebenen Summen beziehen sich auf unterzeichnete Darlehensverträge.<br />

2) Einschließlich Gesundheit und Erziehung.<br />

Quelle: EIB Jahresbericht 2003.<br />

In Bezug auf Österreich belief sich das Kreditvolumen der EIB 2003 auf etwa 1 Mrd.<br />

Euro. Neben Globaldarlehen und Infrastrukturinvestitionen (Bahn, Ver- und Entsorgungseinrichtungen,<br />

öffentlicher Wohnbau) wurden Private Public Partnerships im<br />

Bereich Krankenhausbau (nach einem auch für Drittstaaten interessanten Modell) und<br />

im Transportwesen (Güterterminal Graz-Werndorf) (mit-)finanziert, sowie im Rahmen<br />

der „Europäischen Wachstumsinitiative“ betriebliche Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen.<br />

Noch wichtiger für österreichische Unternehmen ist aber die Möglichkeit von EIB-<br />

Finanzierungen auf Auslandsmärkten. Praktisch alle österreichischen Banken, die in<br />

Ost- und Zentraleuropa tätig sind, haben mit der EIB Vereinbarungen über Globaldarlehen<br />

abgeschlossen, mit denen sie Kredite an lokale Klein- und Mittelbetriebe<br />

refinanzieren. Österreichische Bauunternehmen und Anlagelieferanten sind massiv<br />

in Verkehrs-, Energie- und Umweltprojekten tätig, für die EIB-Finanzierungen<br />

bereitgestellt wurden. Verstärkt werden EIB-Darlehen auch für Direktinvestitionen<br />

österreichischer Unternehmen in Anspruch genommen, wobei die EIB nicht den Er-


Ewald Nowotny<br />

werb von Unternehmern finanzieren kann, wohl aber die meist nötigen zusätzlichen<br />

Erneuerungs- und Ausbauinvestitionen.<br />

15.1.2 Weltbank-Gruppe (IBRD, IDA, IFC, MIGA, ICSID)<br />

Die International Bank of Reconstruction and Development (IBRD-World-Bank) 5 mit<br />

Sitz in Washington ist mit dem Internationalen Währungsfonds (International Monetary<br />

Fond - IMF) Teil der Bretton-Woods-Institutionen, den 1945 als wirtschaftliche Entsprechung<br />

zur UNO geschaffenen weltumspannenden Internationalen Finanzinstitutionen.<br />

Die Weltbank ist heute das wichtigste Instrument einer <strong>wirtschafts</strong>bezogenen Hilfe<br />

für die ärmsten Staaten der Welt, insbesondere in Afrika, und wird darüber hinaus<br />

im Rahmen von Anpassungsprogrammen („adjustment lending“) bei der Bewältigung<br />

makroökonomische Krisensituationen – meist in Kooperation mit dem IMF – aktiv.<br />

In den letzten Jahren hat sich die Weltbank einem massiven Strukturwandel unterzogen.<br />

Von generellen Finanzierungsaufgaben, speziell in Bezug auf Infrastruktur, hat<br />

eine Schwerpunktverlagerung stattgefunden zu Projekten der gezielten Armutsbekämpfung<br />

durch Finanzierungen in den Bereich Unterrichts- und Gesundheitswesen<br />

und eine stärkere Betonung der Beratungs- und Kontrollfunktion („good governance“)<br />

gegenüber Finanzierungsaufgaben. Dem entsprechend haben sich die Kreditzusagen<br />

vom Fiskaljahr 1999 zum Fiskaljahr 2003 von 22,2 auf 11,2 Mrd. USD fast halbiert.<br />

Weltbank-Finanzierungen, 2003, Mrd. USD Tab. 15.3<br />

Kreditzusagen 11,2<br />

davon „adjustment lending“ 4,2<br />

Ausstehendes Kreditvolumen 116,2<br />

Quelle: Weltbank Jahresbericht 2003.<br />

Größere Weltbank-Finanzierungen, speziell im Infrastruktur-Bereich, werden meist<br />

gemeinsam mit anderen IFIs durchgeführt, wobei die Konditionen der einzelnen IFIs<br />

etwa vergleichbar sind, soweit nicht, wie etwa bei EIB-Mandaten, spezielle Garantie-<br />

Übernahmen (z.B. durch die EU) bestehen. Vielfach wird an der Zusammenarbeit mit<br />

nationalen (speziell US-) Hilfsorganisationen auch eine Kombination von Darlehen<br />

(loans) und Zuschüssen (grants) angestrebt.<br />

Das größte Engagement der Weltbank liegt traditionell in Süd-Amerika. Dies ist (auch)<br />

Ausdruck des dominierenden Einflusses der USA auf die Politik der Weltbank, ist<br />

aber auch für europäische – und damit österreichische – Exporteure von Interesse,<br />

da die starke Intervention von Weltbank und Währungsfonds zur Stabilisierung dieses<br />

zunehmend interessanten Exportmarktes beigetragen hat – und auch künftiges<br />

Interesse signalisiert.<br />

323


Die Verfahrensweise der Weltbank ist stark dezentralisiert. In allen Staaten, in denen<br />

sie Aktivitäten entwickelt, verfügt die Weltbank über regionale Büros, die intensiven<br />

Kontakt mit den jeweiligen Regierungen halten und kompetente Ansprechpartner für<br />

die Beurteilung der wirtschaftlichen und <strong>politische</strong>n Entwicklungen darstellen. Größere<br />

Kreditvergaben, wie auch grundsätzliche Politikentscheidungen, sind Kompetenz der<br />

Verwaltungsräte (board of directors) mit hauptberuflichen Mitgliedern. Das österreichische<br />

Mitglied des Verwaltungsrates (dzt. Dr. Kurt Baier) wird vom Bundesminister für<br />

Finanzen nominiert.<br />

Die International Development Association (IDA), gegründet 1960, vergibt auf der<br />

Basis direkter Zuwendungen zinsfreie Kredite und zum Teil auch Zuschüsse an die 81<br />

ärmsten Staaten der Welt (in denen 2,5 Mrd. Menschen leben). Das Vergabevolumen<br />

im Finanzjahr (FJ) 2003 betrug 7,3 Mrd. USD und wurde für spezifische Programme<br />

der Armutsbekämpfung, insbesondere im Bezug auf Erziehung und Gesundheit eingesetzt.<br />

In der Gesamtstruktur ergibt sich für die Weltbank/IDA-Kredite 2003 folgende Aufteilung<br />

nach Sektoren:<br />

Weltbank/IDA-Kredite nach Sektoren, Fiskaljahr 2003, Mrd. USD Tab. 15.4<br />

Rechtswesen und öffentl. Verwaltung 3,9<br />

Gesundheitswesen 3,4<br />

Transport 2,7<br />

Erziehung 2,3<br />

Finanzierung (Klein-Darlehen) 1,5<br />

Wasser, Kanalisation 1,4<br />

Energie, Landwirtschaft, u.ä. 3,3<br />

Insgesamt 18,5<br />

davon IBRD 11,2<br />

davon IDA 7,3<br />

Quelle: Weltbank Jahresbericht 2003.<br />

Hinsichtlich der geographischen Aufteilung ergibt sich folgende Struktur:<br />

IBRD/IDA-Kredite nach Regionen, Fiskaljahr 2003, in Prozent Tab. 15.5<br />

324<br />

IBRD IDA<br />

Latein Amerika 50 2<br />

Europa und Zentral Asien 19 8<br />

Ost Asien und Pazifik 16 7<br />

Mittlerer Osten und Nordafrika 8 3<br />

Südasien 7 29<br />

Afrika 1 51<br />

Quelle: Weltbank Jahresbericht 2004.


Ewald Nowotny<br />

Im Rahmen der Weltbank Gruppe kommt der International Finance Corporation (IFC),<br />

Washington 6 , die Rolle zu, im Tätigkeitsgebiet der Weltbank privatwirtschaftliche<br />

Projekte auf kommerzieller Basis (und zu kommerziellen Konditionen) zu finanzieren.<br />

Die IFC verfügt dabei über das gesamte Instrumentarium einer Kommerz- und Investitionsbank,<br />

d.h. neben Krediten können auch Formen der Beteiligungsfinanzierung,<br />

Garantien und Riskmanagement-Produkte bereitgestellt werden.<br />

IFC-Kredite, Fiskaljahr 2003, Mrd. USD Tab. 15.6<br />

Neue Finanzierungsverpflichtungen 2003 5,0<br />

Insgesamt bereitgestellte Darlehen 11,9<br />

Beteiligungskapital 3,6<br />

Quelle: Weltbank Jahresbericht 2003.<br />

Von speziellem Interesse für Direktinvestitionen in „Risiko-Staaten“ ist die 1988 gegründete<br />

Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA). MIGA vergibt (entgeltliche) Garantien<br />

für Auslandsinvestoren zur Abdeckung nicht kommerzieller Risiken wie Enteignung,<br />

Restriktionen im Kapitaltransfer, Krieg, Bürgerkrieg. Insgesamt hat MIGA Garantien im<br />

Ausmaß von 12,4 Mrd. USD (2003 1,4 Mrd.) übernommen. Als weiteres Instrument zur<br />

Förderung von ausländischen Direktinvestitionen dient das International Centre for Settlement<br />

of Investment Disputes (ICSID), das als Schiedsinstanz bei Konflikten zwischen<br />

Auslandsinvestoren und Nationalstaaten herangezogen werden kann.<br />

15.1.3 Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)<br />

Als Reaktion auf den Zusammenbruch der kommunistischen Wirtschaftssysteme<br />

wurde 1991 die EBRD 7 mit Sitz in London gegründet. Ihre Aufgabe war und ist zum<br />

wirtschaftlichen Wiederaufbau der entsprechenden Staaten unter besonderer Betonung<br />

der Entwicklung eines privatwirtschaftlichen Sektors beizutragen. Derzeit ist die EBRD<br />

in 27 Staaten tätig. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist dabei Russland, sowie die anderen<br />

Staaten der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS), eine wichtige Rolle spielt die<br />

EBRD auch am Balkan. In den Staaten Zentral- und Osteuropas, die nun Mitglieder<br />

der Europäischen Union werden, zieht sich die EBRD aus dem Aufgabenbereich der<br />

Kreditvergabe tendenziell zurück (wird aber wohl auf absehbare Zeit weiterhin eine<br />

wichtige Rolle im Bereich der Beteiligungsfinanzierung spielen). Dagegen wurden der<br />

EBRD neue Aufgaben in Bezug auf die Staaten der Kaukasus-Region und Zentralasien<br />

übertragen. Seit 1991 hat die EBRD insgesamt Finanzierungen im Ausmaß von<br />

21,6 Mrd. Euro durchgeführt, im Jahr 2002 davon 3,9 Mrd. Von den Finanzierungen<br />

des Jahres 2002 erfolgten 33 % in Russland, 32 % im Zentraleuropa und den balti-<br />

325


schen Staaten, 22 % im Süd-Ost-Europa, 7 % in Osteuropa und Kaukasus, 6 % in<br />

Zentralasien.<br />

Die EBRD steht im Eigentum der Geberländer (EU-Staaten, USA, Kanada, Japan),<br />

der EU, der EIB und der Empfängerländer. Die Entscheidungsorgane der EBRD sind<br />

neben dem Gouverneursrat (Finanzminister) ein hauptberuflich tätiger Verwaltungsrat<br />

und der Vorstand. Gemäß dem <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n Entwicklungsauftrag zur „Transformation“<br />

ist die EBRD in allen Staaten, in denen sie operativ tätig ist, durch eigene<br />

Büros vertreten, die auch interessante Anlaufstellen für potentielle Exporteure oder<br />

Investoren aus Österreich darstellen.<br />

Österreich ist am Gesamtkapital von knapp 20 Mrd. Euro mit 456 Mio. Euro beteiligt<br />

und am Sitz der EBRD durch ein ständiges Mitglied des Verwaltungsrates vertreten<br />

(dzt. Dr. Michael Neumayr).<br />

Gemäß ihrem Entwicklungsauftrag hat die EBRD die Staaten, in denen sie tätig ist, bei<br />

der Durchführung wirtschaftlicher Reformen zu unterstützen, sowie den Wettbewerb,<br />

die Privatisierung und das Unternehmertum zu fördern. Neben Kreditvergaben ist dabei<br />

vor allem das zeitlich begrenzte Eingehen direkter Beteiligungen von Bedeutung.<br />

Hier ist die EBRD bereit, volles unternehmerisches Risiko zu tragen (was etwa im Fall<br />

Russland auch schlagend wurde) und engagiert sich aktiv in den Aufsichtsgremien<br />

der entsprechenden Gesellschaften. Als strategischer Sektor für den Transformationsprozess<br />

wird dabei der Finanzsektor gesehen. Dem entsprechend weist die EBRD in<br />

diesem Bereich auch eine besonders große Zahl von (jeweils Minderheits-) Beteiligungen<br />

auf. Hier hat sich auch eine enge Kooperation mit den Aktivitäten österreichischer<br />

Kreditunternehmen in Zentral- und Südost-Europa entwickelt.<br />

Die EBRD verfügt auch über ein Programm für „Global-Darlehen“, d.h. Kredite an lokale<br />

Banken zur Weiterleitung an kleine und mittlere Unternehmen. So wie im analogen<br />

Fall der EIB wird auch dieses Programm der EBRD von Töchtern österreichischer<br />

Banken in der entsprechenden Region massiv in Anspruch genommen. Indirekt für<br />

österreichische Exporteure interessant ist auch das Trade Facilitation-Programm, das<br />

vor allem den Außenhandel innerhalb der EBRD-Region fördern soll. In Kooperation<br />

mit lokalen Banken (darunter prominent österreichische Töchter) werden im Rahmen<br />

dieses Programmes Garantien für Handelsfinanzierungen bereitgestellt.<br />

Die Sektorenstruktur der EBRD-Aktivitäten im Jahre 2002 wird in Tabelle 15.7 dargestellt.<br />

326


Ewald Nowotny<br />

EBRD-Finanzierungen nach Sektoren, 2002, Mrd. Euro Tab. 15.7<br />

Energie 0,6<br />

Kommunale und Umweltinfrastruktur 0,5<br />

Transport 0,5<br />

Agrarindustrie, Tourismus 0,5<br />

Telekommunikation 0,2<br />

Finanzinstitutionen 1,2<br />

Industrie 0,4<br />

Insgesamt 3,9<br />

Quelle: EBRD Jahresbericht 2003.<br />

15.1.4 Asian Development Bank (ADB)<br />

Die Asian Developement Bank (ADB) mit Sitz in Manila 8 steht im Eigentum von 44<br />

asiatischen und pazifischen und von 17 weiteren Staaten, zu denen auch Österreich<br />

gehört. Die ADB vergibt Darlehen, Garantien und stellt auch auf Zuschuss-Basis<br />

technische Hilfe und Beratung zur Verfügung.<br />

Insgesamt betrug das aushaftende Kreditvolumen per Ende 2002 98,8 Mrd. USD, das<br />

Volumen an Technical Assistance-Projekten 2,2 Mrd. USD.<br />

Im Jahre 2002 wurden Kredite im Ausmaß von 5,7 Mrd. USD und Technical Assistance-Zuschüsse<br />

im Ausmaß von 179 Mio. USD vergeben. Haupteinsatzbereiche sind<br />

Transport und Kommunikation, Energie und Umwelt, wobei zunehmendes Gewicht<br />

auf die Entwicklung der privaten Sektoren gelegt wird.<br />

Die ADB administriert auch den Asian Development Fund (ADF), der zinsbegünstigte<br />

Darlehen vergibt und den Technical Assistance Special Fund (TASF). Für beide Fonds<br />

hat Österreich Beiträge geleistet. Die ADB hat ein spezielles Programm für Projekt-<br />

Kofinanzierungen entwickelt, das neben öffentlichen und kommerziellen Kreditgebern<br />

auch Exportkredit-Finanzierungen umfaßt. Österreich hat sich bis jetzt unter diesem<br />

Programm an einer Exportfinanzierungs-Fazilität in Thailand beteiligt. Ab dem Jahr<br />

2004 wird auch ein spezielles ADB-Garantieprogramm für Exportfinanzierungen zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Die Entscheidungsgremien in der ADB sind der Gouverneursrat (=Finanzminister), ein<br />

Verwaltungsrat mit hauptberuflich tätigen Mitgliedern und der Vorstand. Im Verwaltungsrat<br />

sind die einzelnen Mitgliedstaaten nach Stimmrechts-Gruppen organisiert. Im<br />

Rahmen der Österreich umfassenden Gruppe vertritt Herr Marcus Heinz die speziellen<br />

Interessen Österreichs.<br />

Im Rahmen von ADB-finanzierten Projekten erfolgten von österreichischen Exporteuren<br />

Lieferungen im Bereich Eisenbahnwesen und bei Wasser- und Abwasseranlagen. Ebenso<br />

wurden einzelne österreichische Konsulenten für ADB-Projekte herangezogen.<br />

327


15.1.5 Council of Europe Development Bank (CEB)<br />

Die CEB mit Sitz in Paris steht im Eigentum der (meisten) Mitgliedstaaten des Europarates.<br />

Österreich hat sich an der CEB nicht beteiligt, österreichische Unternehmen<br />

können aber an Ausschreibungen CEB-finanzierter Projekte teilnehmen. Das gesamte<br />

Kreditvolumen der CEB beträgt 9,4 Mrd. Euro (Neuvergaben 2002: 1,6 Mrd.). Das<br />

Schwergewicht liegt bei Projekten des Sozialen Wohnbaus (35 % der Kreditvergaben<br />

2002), Hilfe und Wiederaufbau nach Naturkatastrophen (20 %) und Umweltmaßnahmen<br />

(13 %). Die Schwerpunkte der Vergabe liegen regional in Italien (19 %), Frankreich<br />

(16 %), Polen und Türkei.<br />

15.1.6 Nordic Investment Bank (NIB)<br />

Zu den größeren IFIs zählt auch die Nordic Investment Bank (NIB), mit Sitz in Helsinki,<br />

die sich im Eigentum der skandinavischen Staaten befindet. Das Volumen aushaftender<br />

Darlehen belief sich Ende 2003 auf 11,7 Mrd. Euro, das jährliche Darlehensvolumen<br />

betrug 2,1 Mrd. Die NIB ist auch außerhalb des skandinavischen Raumes tätig, mit<br />

einem Schwergewicht auf Asien (wo sie auch über ein Büro verfügt), Baltische Staaten<br />

und Polen. Primär ist die NIB bestrebt, skandinavische Exporteure zu unterstützen.<br />

In Fällen von Mitfinanzierung, wo <strong>internationale</strong> Ausschreibungen erforderlich sind,<br />

bestehen jedoch auch Chancen für österreichische Exporteure an entsprechenden<br />

Projekten teilzunehmen.<br />

15.2 Bereiche der Partnerschaft<br />

15.2.1 Regionale Aspekte<br />

Die einzelnen Internationalen Finanzinstitutionen (IFIs) weisen sehr unterschiedliche<br />

regionale Schwerpunkte in ihrem Tätigkeitsprofil auf, so dass sich unter Aspekten einer<br />

strategischen Außen<strong>wirtschafts</strong>politik je nach Region unterschiedliche Perspektiven<br />

einer Kooperation ergeben:<br />

Neue EU-Mitgliedsstaaten<br />

Mit dem Beitritt sind die bisherigen Beitrittswerber volle EU-Mitglieder mit allen Rechten<br />

und Pflichten, wobei sich im wirtschaftlichen Bereich Akzentuierungen (z.B. Übergangsfristen)<br />

auf der Basis der jeweiligen Beitrittsverträge ergeben. Vom Finanzierungsvolumen<br />

her stellt die EIB die bei weitem wichtigste IFI in dieser Region dar,<br />

speziell für Beteiligungsfinanzierungen bleibt die EBRD weiterhin ein interessanter<br />

potentieller Partner.<br />

328


Ewald Nowotny<br />

In der Vorbereitungsphase zum Beitritt ging es vor allem darum, die technischen Voraussetzungen<br />

für eine möglichst rasche Integration in den europäischen Binnenmarkt<br />

zu schaffen. Dem entsprechend standen von Seiten der IFIs Finanzierungen im Bereich<br />

Transport und Kommunikation im Vordergrund. Hier bestanden und bestehen weiterhin<br />

gewaltige Investitionspotenziale, die von österreichischen Unternehmen, speziell im<br />

Bereich der Bauwirtschaft auch massiv genutzt werden.<br />

Mit dem Beitritt kommen die neuen Mitgliedstaaten in den Genuss von Mitteln aus<br />

Struktur- und Kohäsionsfonds. Wie Tabelle 15. 8 zeigt, bedeutet dies gegenüber den<br />

bisherigen Förderungsmitteln bereits für den Zeitraum 2004–2006 eine gewaltige<br />

Erhöhung. Die Strukturfonds-Mittel für die nächste Finanzierungsperiode 2007–2013<br />

stehen noch nicht fest und werden wohl erst nach äußerst schwierigen Verhandlungen<br />

festgelegt werden.<br />

Die in Zukunft verfügbaren erheblichen Mittel stellen ein bedeutsames Marktpotenzial<br />

dar, das nach EU-Vergaberichtlinien von den nationalen Behörden zu vergeben ist.<br />

Österreichische Unternehmen haben angesichts ihrer bereits starken Marktpräsenz in<br />

den neuen Mitgliedsstaaten beste Chancen, für entsprechende Projekte herangezogen<br />

zu werden. Da mit Ausnahme der Hauptstadt-Regionen das gesamte Gebiet der<br />

neuen Mitgliedstaaten als „Ziel-1-Gebiet“ eingestuft ist, kommen die Mittel der Strukturfonds<br />

flächendeckend zum Einsatz. Wichtige Investitionsbereiche sind Transport,<br />

Stadterneuerung und vor allem kommunale und regionale Umweltinvestitionen, um<br />

die Aufforderungen, die sich aus dem EU-Recht (acquis communautaire) ergeben,<br />

erfüllen zu können.<br />

Das Verfahren zur Bereitstellung von Mitteln aus Struktur- und Kohäsionsfonds ist freilich<br />

kompliziert und langwierig, so dass – auch unter Berücksichtigung der Notwendigkeit<br />

nationaler Kofinanzierung – die Gefahr besteht, dass die „Absorptionsgrade“ speziell<br />

in Staaten wie Polen, Tschechien und Slowakei zunächst eher gering sein werden.<br />

EU-Förderungen 2000/02 und 2004/06, Mio. Euro Tab. 15.8<br />

Förderungen 2000/02<br />

(Phare,Ispa,Sapard)<br />

Förderungen 2004/06<br />

(Struktur- und Kohäsionsfonds)<br />

Zuwachs<br />

Tschech. Rep. 579 2,418 418 %<br />

Estland 219 648 296 %<br />

Ungarn 741 2,817 380 %<br />

Lettland 312 1,045 335 %<br />

Litauen 507 1,394 275 %<br />

Polen 2,886 12,333 427 %<br />

Slovakei 420 1,577 375 %<br />

Slovenien 177 404 228 %<br />

Total 5,841 22,636 388 %<br />

Quelle: EU-Commission, Copenhagen European Council, Information note 30/01/2002.<br />

329


Basis der Mittelvergabe ist ein mit den EU-Behörden abgestimmter regionaler Entwicklungsplan,<br />

auf dessen Basis dann wieder gemeinsam Prioritäten und entsprechende<br />

Projekte festzulegen sind. Es ist für österreichische Unternehmen wichtig, rechtzeitig<br />

über die entsprechenden Planungen und die damit verbundenen Studien unterrichtet<br />

zu werden.<br />

Dies kann einerseits durch Kontakt mit den nationalen Planungsstellen geschehen,<br />

andererseits durch Kontakte mit den EU-Stellen in den jeweiligen Staaten und mit der<br />

EIB, die auf Basis eines Dienstleistungs-Abkommens die EU-Kommission bei den<br />

Planungen im Bereich Infrastruktur unterstützt.<br />

Es besteht sowohl seitens der neuen Mitgliedsstaaten als auch seitens der EU-<br />

Kommission vehementes ökonomisches und <strong>politische</strong>s Interesse den absehbaren<br />

„time-lag“ bei den Strukturfonds möglichst zu verkürzen. Im finanziellen Bereich hat<br />

sich die EIB bereit erklärt, bei Projekten, wo in Finanzierung durch Strukturfonds<br />

absehbar ist, die Vorfinanzierung durchzuführen, um einen rascheren Projektstart zu<br />

ermöglichen. In diesen Fällen können neben den EIB-Mitteln (langfristige Darlehen<br />

für maximal 50 % der Investitionssumme) zusätzlich kurzfristige EIB-Darlehen in die<br />

Finanzierungsplanung aufgenommen werden, die die Zeitdauer bis zur Bereitstellung<br />

der Strukturfondsmittel überbrücken. Das langfristige EIB-Darlehen kann Teil der nationalen<br />

Kofinanzierung werden und muss daher mit der nationalen Finanzierungs- und<br />

– vor allem – Verschuldungsstrategie übereinstimmen, was in Staaten mit tendenziell<br />

hohen Budgetdefiziten Probleme bringen kann.<br />

Süd-Ost Europa und Türkei<br />

In den Staaten Süd-Ost-Europas, die nicht EU-Kandidaten-Staaten sind (in EU-Terminolgie<br />

„Western Balkans“) sind eine Vielzahl von <strong>internationale</strong>n Organisationen und<br />

IFIs tätig, wobei versucht wird, im Rahmen des „Stabilitätspaktes für den westlichen<br />

Balkan“ eine gewisse Koordinierung zu erreichen. Dies ist angesichts der Kleinheit<br />

dieser Staaten speziell bei Infrastrukturprojekten nötig, die unter regionalen und nicht<br />

unter nationalen Gesichtspunkten zu betrachten sind. So wurde im Rahmen des<br />

Stabilitätspaktes ein gesamtregionales Programm für den Energiesektor (Erzeugung<br />

und Netze) entwickelt um dem Wildwuchs nicht koordinierter nationaler Projekte zu<br />

begegnen. Die in der Region tätigen IFIs haben sich verpflichtet, nur solche Projekte<br />

zu finanzieren, die in diesem gesamtregionalen Programm enthalten sind. Für österreichische<br />

Exporteure, die in dieser Region sehr aktiv sind, ist es daher wichtig, dieses<br />

Kriterium der regionalen Relevanz zu beachten, um nicht – wie z.T. schon geschehen<br />

– kostspielige Fehlplanungen vorzunehmen.<br />

Im Rahmen der Staaten des „West Balkans“ hat Kroatien beste Chancen einer EU-<br />

Mitgliedschaft in absehbarer Zeit – unter Umständen (bei Verzögerung des Beitritts<br />

330


Ewald Nowotny<br />

Rumäniens und Bulgariens auf etwa 2009) gemeinsam mit diesen Staaten. Für die<br />

übrigen Staaten des „West-Balkans“ besteht eine prinzipielle, zeitlich aber nicht fixierbare<br />

Perspektive der EU-Mitgliedschaft, wobei in diesen Staaten direkte Hilfszahlungen<br />

weiter eine zentrale Rolle neben ausländischen Direktinvestitionen und Darlehen<br />

spielen werden. Wenn es im Zuge einer drohenden „aid fatigue“ zu einer Reduzierung<br />

dieser Zahlungen kommen sollte, können sich für diese Staaten sehr schwierige<br />

Finanzierungsprobleme ergeben. Für österreichische Exporte in dieser Region bleibt<br />

daher die Verfügbarkeit von entsprechenden österreichischen oder <strong>internationale</strong>n<br />

Absicherungen und Garantien weiterhin von zentraler Bedeutung.<br />

Die Türkei ist angesichts ihrer strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung Tätigkeitsbereich<br />

einer Vielzahl von IFIs. Da sich die Weltbank aber auch in diesem Land tendenziell<br />

auf Maßnahmen der direkten Armutsbekämpfung und des „institution-building“<br />

konzentriert, wird die Rolle der EIB als „Hausbank der EU“ tendenziell ansteigen. Die<br />

EIB ist in der Türkei auf Basis eines speziellen „Türkei-Mandates“ und im Rahmen der<br />

„Euro Mediterranean Partnership“ (FEMIP) tätig. Österreichische Exporteure haben die<br />

Chancen, die sich hier im Infrastrukturbereich, wie auch bei der Mitfinanzierung (Kredite<br />

und auch Beteiligungen) von Direktinvestitionen ergeben, bisher vergleichsweise wenig<br />

genützt. Hier besteht Nachholbedarf, da die EU-Märkte im nicht-agrarischen Bereich<br />

bereits jetzt im Rahmen der Assoziierungsabkommen für die Türkei offen stehen. Dies<br />

hat bereits zu entsprechenden exportorientierten Investitionen geführt, wobei vor allem<br />

die Autoindustrie und damit verbunden die Auto- Zulieferungsindustrie eine erhebliche<br />

Rolle spielen. Die Einbindung in das EU-Regelwerk bedeutet aber auch das Ende<br />

bisher bestehender spezieller bilateraler Regelungen, von denen z.B. österreichische<br />

Lieferanten im Kraftwerksbau profitieren konnten. Hier gelten nun die generellen EU-<br />

Wettbewerbs- und Ausschreibungsregelungen, die etwa auch von Seiten der EIB bei<br />

der Beurteilung der Finanzierbarkeit eines Projektes zu beachten sind.<br />

„Emerging Markets“ – AKP-Staaten<br />

Im Bereich der „Emerging Markets“ sind österreichische Exporteure vergleichsweise<br />

stark in den GUS-Staaten vertreten, wobei insbesondere in Russland und in den Kaukasus-Republiken<br />

die Zusammenarbeit mit der EBRD von Interesse ist. 2004 hat der<br />

EU-Rat auch das „Russland-Mandat“ der EIB auf 500 Mio. Euro ausgeweitet, um die<br />

Finanzierung von Infrastrukturprojekten im gemeinsamen Interesse zu erleichtern.<br />

Ein Markt von wachsender Bedeutung sind die südlichen Anrainerstaaten des Mittelmeeres.<br />

Im Rahmen der Euro-Mediterranen Partnerschaft hat die EIB gemeinsam<br />

mit der EU-Kommission die FEMIP-Initiative ins Leben gerufen mit einem Finanzierungsvolumen<br />

von rund 1,5 Mrd. Euro pro Jahr. Für österreichische Exporteure ist<br />

dies einerseits interessant in Bezug auf Lieferungen bei EIB- finanzierten Infrastruktur-<br />

331


projekten, zum anderen besteht hier aber auch die Möglichkeit, dass sich die EIB an<br />

privaten Unternehmen eigenkapitalmäßig beteiligt. In diesen schwierigen, aber rasch<br />

wachsenden Märkten kann die Errichtung von Tochtergesellschaften oft ein zentrales<br />

strategisches Element der Markterschließung sein.<br />

Eine bisher nur geringe Präsenz weist Österreichs Exportwirtschaft im Bereich der<br />

AKP-Staaten (Afrika-Karibik-Pazifik) auf. Auch hier bietet sich aber die strategische<br />

Möglichkeit, als Mitgliedstaat der EU über EU-Programme in Märkte vorzustoßen,<br />

die bisher weitgehend von den ehemaligen Kolonialmächten – und z.T. den USA<br />

– dominiert sind. Im Rahmen des Cotonou-Abkommens zwischen der EU und den<br />

AKP-Staaten sind für den Zeitraum 2003-2008 erhebliche Geldmittel vorgesehen,<br />

deren effiziente Verwendung, wie sich im vorhergehenden Lomé-Abkommen gezeigt<br />

hat, eine erhebliche Herausforderung dargestellt. Im Wege der EU-Kommission werden<br />

Hilfszahlungen (grants) im Gesamtvolumen von 11,3 Mrd. Euro bereitgestellt. Im<br />

Rahmen der EIB wurde die „Investment Facility“ eingerichtet, die mit 2,2 Mrd. Euro<br />

dotiert ist und die vor allem durch Darlehen, Beteiligungen und Garantien für Projekte<br />

des privaten Sektors genutzt werden soll. Darüber hinaus stellt die EIB einen Betrag<br />

von 1,7 Mrd. Euro für „konventionelle“ langfristige Infrastrukturdarlehen zur Verfügung.<br />

Speziell für Projekte im Energiebereich, der Rohstoff-Erschließung und im Transportwesen<br />

(einschließlich Flughäfen und Flugsicherung) bedeuten dies Programme<br />

für österreichische Interessenten nicht nur, dass durch die EIB eine Sicherheit der<br />

Zahlungsströme sichergestellt ist, sondern auch, dass transparente Vergabeverfahren<br />

(mehr oder weniger) sichergestellt sind, so dass sich hier größere Chancen öffnen<br />

als in der Vergangenheit.<br />

15.2.2 Sektorale Aspekte<br />

Infrastruktur<br />

Sowohl in den bisherigen, wie in den neuen EU-Staaten ist weiterhin eine erhebliche<br />

Nachfrage nach Infrastrukturinvestitionen zu erwarten. Dies betrifft neben Umweltinvestitionen<br />

vor allem Energieinvestitionen, wo sich nach Jahren niedriger Investitionen ein<br />

massiver Aufholbedarf zeigt. Besondere <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Bedeutung kommt Verkehrsinvestitionen<br />

zu. Ein Funktionieren des EU-Binnenmarktes setzt eine leistungsfähige<br />

Verkehrsinfrastruktur voraus. Das EU-Weißbuch zur Verkehrsinfrastruktur hat<br />

hier den Weg zu tiefgreifenden Reformen speziell für den Eisenbahnbereich geöffnet.<br />

Neben organisatorischen und institutionellen Neuerungen wird mit der geplanten<br />

Wegekosten-Richtlinie auch die Möglichkeit einer Querfinanzierung von der Straße zur<br />

Schiene eröffnet. Insgesamt gilt jedenfalls, dass ein leistungsfähiges Verkehrssystem<br />

für ein erweitertes Europa massive Investitionen im Verkehrsbereich erfordern wird.<br />

332


Ewald Nowotny<br />

Die EU hat entsprechend im Sommer 2003 eine Neufassung des Konzeptes der<br />

„Transeuropäischen Netze“ (TENs) vorgenommen. Die darin enthaltenen grenzüberschreitenden<br />

Projekte werden bis zum Jahr 2020 einen Gesamtinvestitionsaufwand<br />

von 235 Mrd. Euro erfordern. Für Österreich relevante Beispiele von TENs sind etwa<br />

der Ausbau der Bahnstrecke Paris-Straßburg-München-Wien-Budapest zu einem<br />

europäischen Hochleistungskorridor (für Personen- und Güterverkehr), die Strecke<br />

München-Verona (via Brenner), Hochleistungs-Verkehrsverbindungen (Straße und<br />

Schiene) zwischen Wien und Prag, bzw. Pressburg und der Ausbau der Donau für<br />

den Frachtverkehr.<br />

Zusammen mit den innenstaatlichen Projekten ergeben sich hier gewaltige Finanzierungsaufgaben<br />

für die öffentliche Hand und die IFIs. Angesichts der Finanzierungsengpässe<br />

des öffentlichen Sektors werden Private-Public-Partnerships (PPPs) als<br />

Organisations- und Finanzierungsform eine immer größere Rolle spielen. Exportanstrengungen<br />

in diesen wichtigen Infrastrukturbereichen werden daher eng mit der<br />

rechtzeitigen und intensiven Mitwirkung an der Erstellung entsprechender Konzepte<br />

für Projektfinanzierungen und PPPs verbunden sein. Das setzt erhebliche Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten im bezug auf Risikotragung voraus, sowie entsprechendes Know-how<br />

in Bezug auf hoch entwickelte Finanzierungsformen.<br />

In Europa ist die EIB der größte Einzelfinancier von PPP-Projekten und hat hierfür auch<br />

eine eigene Projekt-Direktion geschaffen (Leitung: Dir. Tom Barrett). Rechtzeitige und<br />

intensive Kontakte können hier helfen, fundierte und erfolgversprechende Formen der<br />

Beteiligung an großen europäischen Infrastrukturprojekten zu entwickeln. Gerade auch<br />

in den neuen EU-Mitgliedstaaten geht es dabei oft nicht nur um die technische Durchführbarkeit,<br />

sondern auch um den gesamtwirtschaftlichen und <strong>politische</strong>n Rahmen.<br />

Österreichische Projektträger haben etwa in Ungarn schmerzlich erfahren müssen,<br />

dass Projekte an diesen „Makro-Bedingungen“ scheitern können. Eine enge Kooperation<br />

mit IFIs, und hier insbesondere der EIB, bedeutet in solchen Konstellationen<br />

über den Finanzierungsaspekt hinaus auch eine erhöhte Sicherheit in Bezug auf die<br />

Verlässlichkeit <strong>politische</strong>r und rechtlicher Rahmenbedingungen.<br />

15.2.3 Industriell-gewerblicher und Dienstleistungs-Bereich<br />

Sowohl in den neuen EU-Mitgliedstaaten, als auch im Mittelmeer- und im AKP-Raum<br />

liegt ein Schwergewicht der nationalen und multilateralen Wirtschaftspolitik in einer<br />

Förderung des Unternehmenssektors. Eine Politik des „export-led growth“ soll Wachstumsdynamik<br />

durch den Ausbau eigener Exportindustrien erreichen. Dies geschieht<br />

primär durch ausländische Direktinvestitionen, die vielfach freilich auch mit der Verlegung<br />

von Produktionsstätten aus Hochlohn- in Niedriglohnstaaten verbunden sind.<br />

333


Für Österreichs Exportwirtschaft können sich daraus Probleme, aber auch Chancen<br />

ergeben. Chancen bestehen vor allem für die Investitionsgüterindustrie, aber auch in<br />

Form von Betriebsgründungen, die Märkte durch Importsubstitution verteidigen oder<br />

neu erobern (was z.B. in der Baustoffindustrie erreicht werden konnte).<br />

Die Rolle von IFIs kann hier in der Mitfinanzierung der auf neuen Märkten nötigen<br />

Investitionen liegen. Die EBRD hat darüber hinaus die Möglichkeit, etwa im Rahmen<br />

von Privatisierungen, über (Minderheits-) Beteiligungen auch Eigenkapital für neu<br />

gegründete oder übernommene Unternehmen bereitzustellen, was eine erhebliche<br />

Zahl österreichischer Unternehmen, auch im Bereich der Kreditwirtschaft, nutzen<br />

konnte. Es ist wichtig, darauf hinweisen, dass sich die Mitwirkung der IFIs in diesen<br />

neuen Märkten nicht nur auf Großunternehmen beschränkt. Auch kleine und mittlere<br />

Unternehmen können (z.B. via Globaldarlehen) Kredite oder Beteiligungen in Anspruch<br />

nehmen. Strategisch bedeutsam ist dabei, dass durch eine solche Auslandsexpansion<br />

eine bestehende technische und kommerzielle Know-how-Basis breiter genutzt und<br />

damit oft erst das langfristige Überleben leistungsfähiger Unternehmen gesichert<br />

werden kann. Dieser Aspekt „indirekter Exporte“ ist angesichts der großen Zahl hoch<br />

qualifizierter österreichischer Mittelbetriebe und der Chancen durch die räumliche Nähe<br />

von erheblicher strategischer Bedeutung für Österreich, was sowohl für technologie-<br />

wie auch dienstleistungsbezogene Bereiche gilt.<br />

15.3 Kooperation mit IFIs – Erfahrungen und Chancen<br />

Die Erfahrungen österreichischer Exporteure mit IFIs beziehen sich vor allem auf die<br />

Kooperation bei Projekten in den neuen EU-Mitgliedstaaten und in Süd-Ost-Europa.<br />

Dies gilt insbesondere für die Bauwirtschaft, wo große Unternehmen mit den Anforderungen<br />

und Verfahren der IFIs vertraut sind und österreichische Unternehmen den<br />

Ruf verlässlicher und kompetenter Partner haben. Ebenfalls von Bedeutung in dieser<br />

Region ist die enge Zusammenarbeit von IFIs mit österreichischen Banken, sei es über<br />

Globaldarlehen-Vereinbarungen (v.a. EIB), sei es über Kapitalbeteiligungen (EBRD).<br />

Vergleichsweise wenig genutzt wurden bis jetzt die Chancen, über IFI-finanzierte<br />

Projekte auf außereuropäischen Märkten, insbesondere im südlichen Mittelmeerraum,<br />

Afrika und Asien, Fuß zu fassen.<br />

Entwicklungsfähig ist auch die Rolle österreichischer Consulting-Unternehmen, sowohl<br />

direkt im Rahmen von IFIs, wie auch bei IFI-finanzierten Projekten. Bei der Zusammenarbeit<br />

mit IFIs ist es wichtig, die meist sehr formalisierten Verfahren, die hier für den<br />

„Projekt-Zyklus“ gelten, zu kennen und zu berücksichtigen. Ausgangspunkt ist jeweils<br />

ein spezielles Projekt, das vom „Promotor“ an die IFI herangetragen wird. Promotor<br />

kann dabei, speziell bei Infrastrukturprojekten, eine staatliche Stelle sein, ebenso aber<br />

334


Ewald Nowotny<br />

auch ein privater Projektträger. Vielfach wird der Kontakt auch durch private Banken,<br />

die das Finanzierungspaket arrangieren, hergestellt. Kein Gesprächspartner für IFIs<br />

sind in diesem Stadium potenzielle Lieferanten. Für sämtliche IFIs gilt, daß speziell<br />

öffentliche Projekte offenen <strong>internationale</strong>n Ausschreibungen zu unterwerfen sind<br />

und daher keine Festlegung in Bezug auf Lieferanten erfolgen darf. Wohl aber ist<br />

es möglich und vielfach auch sinnvoll, dass Unternehmen aus technisch relevanten<br />

Bereichen – wie etwa dem Anlagebau, der Energietechnik und dem Eisenbahnwesen<br />

– generelle Gespräche mit den technischen Abteilungen und Projektdirektionen von<br />

IFIs führen, um technische Entwicklungen, Qualitätsstandards und Leistungsfähigkeit<br />

aufzuzeigen. Gerade für international gesehen kleinere und mittlere Unternehmen,<br />

die nicht zum Kreis großer „etablierter“ Anbieter gehören, können solche Kontakte in<br />

Hinblick auf spätere Phasen des Projektzyklus sinnvoll sein.<br />

Der erste Schritt der konkreten Projektprüfung besteht in der Analyse, ob überhaupt<br />

ein prinzipiell „bankfähiges“ Projekt vorliegt. Hier geht es zum Beispiel bei Infrastruktur-<br />

und Energieprojekten um die Frage, ob und wie dieses Projekt gesamtregionalen<br />

bzw. gesamtwirtschaftlichen Perspektiven (z.B. TENs, EU-Regionalplanungen,<br />

regionalen Entwicklungsplänen) entspricht. Hierfür werden oft Pre-Feasibility- und<br />

Feasibility-Studien herangezogen, die vom Projektwerber oder auch von der IFI in<br />

Auftrag gegeben werden und für die vielfach auch direkte Fördermittel (grants) von<br />

der EU oder nationalen Institutionen in Anspruch genommen werden können (wobei<br />

im ersteren Fall wieder eine <strong>internationale</strong> Ausschreibung zu erfolgen hat). Bei positivem<br />

Ergebnis kann es dann zur technischen und wirtschaftlichen Feinplanung des<br />

Projektantrages kommen.<br />

Diese Feinplanung wird dann von den zuständigen Abteilungen der IFI überprüft. Für<br />

die EIB gilt dabei etwa, dass die Übereinstimmungen mit den Rechtsnormen der EU,<br />

insbesondere auch in Bezug auf Umweltschutz, zu prüfen seien. Analoges gilt für die<br />

von Weltbank und EBRD vorgegebenen Standards. In der ökonomischen Analyse<br />

werden sowohl volkswirtschaftliche Kriterien (economic rate of return) wie auch die<br />

betriebswirtschaftliche Leistungsfähigkeit herangezogen. Für die spezifisch bankwirtschaftliche<br />

Betrachtung ist vor allem der Aspekt der Bonität des Projektwerbers von Bedeutung<br />

(Rating, Staats- oder Bankgarantien, sonstige Sicherheiten-Arrangements).<br />

Wird das auf diese Weise vorbereitete Projekt dann von den Entscheidungsgremien<br />

der IFI akzeptiert, kann auf dieser Basis dann mit dem Projektwerber ein Kreditvertrag<br />

abgeschlossen werden. Damit kann die Ausschreibung der mit dem Projekt verbundenen<br />

Arbeiten erfolgen. Die Ausschreibung erfolgt durch den Projektträger, der Ausschreibungstext<br />

und das Ergebnis der Ausschreibung sind jedoch der finanzierenden<br />

IFI zur Bewilligung vorzulegen. Dies ist selbstverständlich eine sehr sensible Phase<br />

des Verfahrens, die vielfach zu Interventionen und Streitigkeiten führen kann. Die<br />

335


Verantwortung liegt dabei aber stets beim Projektträger, die Sanktionsmöglichkeit der<br />

IFIs besteht nur darin, die Finanzierung zu verweigern, wenn die Ausschreibung nicht<br />

vereinbarungsgemäß erfolgte oder es zu Unregelmäßigkeiten im Ausschreibungsverfahren<br />

gekommen ist, keinesfalls aber kann eine IFI direkt den Auftragnehmer<br />

bestimmen. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausschreibung erfolgt dann die Finanzierung<br />

in einer dem Kreditvertrag entsprechenden Form, die meist laufende Kontrollen<br />

vorsieht. Für IFIs, die ja öffentliche Aufgaben zu erfüllen haben, ist wesentlich, dass<br />

für den Projektabschluss nicht nur ein technischer „Completion-Report“ erforderlich<br />

ist, sondern auch eine Evaluierung hinsichtlich des Erreichens der angestrebten gesamtwirtschaftlichen<br />

Zielsetzungen erfolgt. Bei öffentlichen Projekten, z.B. im Bereich<br />

der Infrastruktur, ist das Ergebnis der Evaluierung auch öffentlich zugänglich und<br />

damit unter Umständen auch Gegenstand der Diskussion interessierter Gruppen. Bei<br />

privatwirtschaftlichen Projekten (z.B. bei der Mitfinanzierung ausländischer Direktinvestitionen)<br />

gelten selbstverständlich die <strong>internationale</strong>n Normen der bankmäßigen<br />

Verschwiegenheitspflichten.<br />

Insgesamt zeigt schon diese kurze Darstellung, dass die Welt der IFIs entsprechend<br />

ihrem Auftrag in mancher Hinsicht eine andere und manchmal kompliziertere ist als<br />

die der kommerziellen Finanzierung. Es ist aber unter vielen Aspekten von Interesse,<br />

diese Welt zu kennen und mit ihr Kooperationen zu suchen. Dabei geht es nicht nur<br />

um günstigere Kreditkonditionen. In wichtigen Regionen und Projektformen wird ohne<br />

Mitwirkung einer IFI die Durchführung eines Projektes gar nicht möglich sein und in<br />

vielen Fällen können die <strong>internationale</strong>n Erfahrungen der IFIs zu einer wesentlichen<br />

Verbesserung des Projektes und damit letztlich zu größerer Sicherheit für die beteiligten<br />

Exporteure beitragen.<br />

Was kann nun Österreichs Außen<strong>wirtschafts</strong>politik tun, um österreichischen Unternehmen<br />

diese strategisch wichtigen Kontakte mit den IFIs zu eröffnen und zu erleichtern?<br />

Ein erster Ansatz besteht in verschiedenen Aspekten einer umfassenden und intensivierten<br />

Information. Zum einen geht es dabei um verstärkte Information über die<br />

entsprechenden IFIs, ihre Mandate und ihre Verfahrensweisen. Dazu gehören Fragen<br />

wie die, ob ein geplantes Projekt nach dem Mandat der IFI finanzierbar ist („elegibility“),<br />

ob gesamtwirtschaftliche Finanzierungsbegrenzungen (z.B. durch IMF-Programme)<br />

bestehen und vor allem Fragen in Bezug auf Ausschreibungs- und Wettbewerbserfordernisse.<br />

Eine systematische und aktuelle Beratung und Information kann österreichischen<br />

Unternehmen oft viele und kostspielige „leere Kilometer“ ersparen. Ein bereits<br />

bestehendes Informationssystem wird von Seiten der Wirtschaftskammer Österreich<br />

(WKÖ) in Bezug auf Projektfinanzierungen durch IFIs angeboten (im Fall der EIB z.B.<br />

durch das Büro Brüssel).<br />

336


Ewald Nowotny<br />

In Ergänzung dazu kann es in manchen Fällen bei Projekten, die für österreichische<br />

Unternehmen von besonderem Interesse sein könnten, sinnvoll sein, diese Unternehmen<br />

bereits in einem früheren Zeitpunkt auf entsprechende Diskussionen hinzuweisen.<br />

Gerade unter dem wichtigen Aspekt der frühzeitigen Information kann dabei den<br />

Vertretern Österreichs in den Verwaltungsräten der jeweiligen IFIs eine wichtige Rolle<br />

zukommen. Selbstverständlich sind diese offiziellen Vertreter Österreichs, die für die<br />

meisten IFIs vom Finanzministerium nominiert werden, zur Beachtung der Statuten und<br />

der Verschwiegenheitspflichten der jeweiligen IFIs verhalten. In der Regel endet diese<br />

Verschwiegenheitspflicht aber ab Beschlussfassung im entsprechenden Gremium<br />

(Verwaltungsrat, Board of Directors) und darüber hinaus erscheint es sinnvoll, wenn<br />

Österreichs Vertreter nicht nur ihre „offiziellen“ Aufgaben wahrnehmen, sondern auch<br />

direkte Kontakte mit strategisch wichtigen Mitarbeitern der IFIs halten – was derzeit<br />

in unterschiedlichem Ausmaß geschieht.<br />

Dies, einschließlich der „Rückkoppelung“ in Österreich, ist freilich zeitaufwendig, was<br />

für ein kleines Land mit entsprechend geringerer Personalausstattung in den Ministerien<br />

ein erhebliches praktisches Problem sein kann. In manchen kleineren Staaten<br />

wird dieses Problem dadurch entschärft, dass zumindest Stellvertreter-Positionen mit<br />

Personen besetzt werden, die nicht notwendigerweise aus einem Ministerium kommen<br />

und die die Aufgabe haben, die Kontakte in den Fällen zu pflegen, die nicht politisch<br />

sensibel, aber vielleicht kommerziell interessant sind.<br />

Ein strategisch wichtiger Bereich, wo IFIs nicht „nur“ als Finanzier, sondern vielfach<br />

als direkter Auftraggeber auftreten ist der Bereich von technischen und wirtschaftlichen<br />

Konsulenten und Beratungstätigkeit. Selbstverständlich sind auch hier IFIs<br />

zu Ausschreibungen verpflichtet. Es ist aber verständlich, dass die entsprechenden<br />

Abteilungen in IFIs eine Präferenz für „etablierte“ Beratungsunternehmen haben, mit<br />

denen sie schon früher erfolgreich kooperiert haben. Für Österreich stellt sich hier<br />

das Problem, dass es in dem wichtigen Consulting-Bereich nach wie vor zu wenig<br />

international leistungsfähige Anbieter aufweist – und auch diese Anbieter vielfach noch<br />

als Außenseiter und „newcomer“ gesehen werden. In einer solchen Konstellation ist<br />

manchmal ein gewisses internes Lobbying von Seiten der Vertreter Österreichs nötig,<br />

um auch Chancen für qualifizierte Beratungsanbieter aus Österreich zu eröffnen. Dies<br />

ist nicht nur wichtig angesichts der strategischen Bedeutung von technischen und<br />

ökonomischen Machbarkeits-Studien im Projektzyklus. Wichtig ist auch der Umstand,<br />

dass Aufträge von IFIs auch wichtige <strong>internationale</strong> Referenzaufträge in anderen<br />

Bereichen darstellen.<br />

Neben verstärkter Information ist als zweiter wichtiger strategischer Ansatz eine systematische<br />

und intensivierte Kontaktnahme mit IFIs zu sehen. So ist es sinnvoll,<br />

wenn offizielle österreichische Stellen (Ministerien, WKÖ) kontinuierliche Kontakte<br />

337


mit den Österreicherinnen und Österreichern halten, die an verantwortlicher Stelle<br />

in IFIs arbeiten. Damit in Zusammenhang steht freilich auch die schwierige Aufgabe,<br />

auf eine entsprechende Präsenz von qualifizierten Österreichern im Personalstand<br />

der IFIs hinzuarbeiten. In Österreich wurden lange Zeit die Aufforderungen, die IFIs<br />

stellen, deutlich unterschätzt, insbesondere auch die Notwendigkeit, im Ausbildungs-<br />

und Berufsleben bereits <strong>internationale</strong> Erfahrungen aufzuweisen, um sich überhaupt<br />

für eine IFI zu qualifizieren. Inzwischen gibt es erfreulicherweise eine Vielzahl von<br />

Österreicherinnen und Österreichern, die entsprechende Qualifikationen aufweisen<br />

und es entspricht durchaus <strong>internationale</strong>n Gepflogenheiten, solchen Kandidaten in<br />

geeigneter Weise zu helfen. Legitimiert hierzu sind jeweils Österreichs Vertreter in den<br />

Verwaltungsräten der IFIs, nützliche Informationen können auch von österreichischen<br />

Mitarbeitern der jeweiligen IFI ausgehen.<br />

Für österreichische Exporteure „vor Ort“ kann es wichtig sein, direkte Kontakte mit<br />

den Länder-, bzw. Regions-Verantwortlichen der jeweiligen IFIs aufzubauen, was<br />

wieder durch österreichische Stellen unterstützt werden kann. Solche Kontakte sind<br />

von besonderer Bedeutung in „emerging markets“, sowohl in der Phase des Projektwettbewerbs,<br />

wie der Projektabwicklung. IFIs stellen in diesen Märkten oft den wichtigsten<br />

und effizienten Faktor dar, wenn es gilt, sich „problematischen“ Angeboten zu<br />

widersetzen. Ebenso aber gehören Korruptionsvorwürfe vielfach zur <strong>politische</strong>n und<br />

wirtschaftlichen Taktik in den betroffenen Staaten und es kann wichtig sein, hier eine<br />

IFI als objektiven Beurteiler heranziehen zu können. Aber auch von diesen leider nicht<br />

allzu seltenen Fällen abgesehen, ist es sinnvoll, „vor Ort“ ständig Kontakte und einen<br />

Erfahrungsaustausch zu pflegen, der auch von Seiten der IFIs in Bezug auf technische<br />

und wirtschaftliche Erfahrungen von Interesse ist.<br />

Für alle diese Bereiche gilt freilich, was für die Außen<strong>wirtschafts</strong>politik generell gilt:<br />

Exporterfolge beginnen zu Hause – durch technische und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.<br />

Die Kooperation mit IFIs kann aber dazu beitragen, leistungsfähigen österreichischen<br />

Unternehmen in schwierigen, aber langfristig wichtigen Märkten zusätzliche<br />

Chancen zu eröffnen.<br />

Anmerkungen<br />

* o. Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny ist Ordinarius am Institut für Volks<strong>wirtschafts</strong>theorie und -politik,<br />

Abteilung für Öffentliche Wirtschaft, Geld- und Finanzpolitik und Vizerektor für Finanzen an<br />

der Wirtschaftsuniversität Wien. Bis September 2003 war er Vizepräsident der Europäischen<br />

Investitionsbank in Luxemburg.<br />

1 Adresse: 100, Boulevard Konrad Adenauer, L-2950 Luxembourg, www.eib.org<br />

2 Alle Zahlenangaben zu EIB sowie zu anderen IFIs beruhen auf den jeweiligen Jahresberichten.<br />

338


3 Adresse: 43, AV.J.F.Kennedy, L-2968 Luxembourg; www.eif.org<br />

Ewald Nowotny<br />

4 Euro-Mediterranean Partnership; Africa-Caribbean-Pacific (Contonou-Vertrag); Asia, Latin<br />

America (ALA-Mandat), Balkan-Mandat<br />

5 1818, H Street, NW, Washington, DC, 20 433 USA; www.worldbank.org<br />

6 www.1.ifc.org/ar2003<br />

7 Adresse: Exchange Square, London EC2A 2JN, UK; www.ebrd.com<br />

8 Adresse: p.o. Box 789, 0980 Manila, Phillipines; Web Site: www.adb.org<br />

339


16 CLUSTER ALS EXPORTMOTOR<br />

Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker*<br />

16.1 Oberösterreich – das führende Exportbundesland<br />

Österreichs<br />

Oberösterreich ist das führende Exportbundesland in Österreich. Die wichtigsten<br />

Exportländer neben Deutschland, Italien und der Schweiz sind die Beitrittsländer im<br />

Rahmen der EU-Erweiterung.<br />

F A C T B O X<br />

EXPORTVOLUMEN<br />

INSGESAMT, 2001:<br />

Österreich: 74,0 Mrd. Euro<br />

Oberösterreich: 18,5 Mrd. Euro<br />

Anteil: 25,0 %<br />

1) Anteil an Österreichs Exporten.<br />

Quelle: Sonderauswertung der Statistik Austria im Auftrag der WKÖ.<br />

340<br />

WICHTIGSTE EXPORTLÄNDER:<br />

Deutschland, Italien, Schweiz, USA,<br />

Ungarn, Frankreich, Großbritannien,<br />

Spanien, Tschechien und Niederlande<br />

Exporte der Bundesländer, produzierender Sektor 2001 Abb. 16.1<br />

Mrd. Euro<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

% 1)<br />

13,3<br />

OÖ<br />

9,0<br />

Stmk.<br />

8,9<br />

NÖ<br />

5,5<br />

W<br />

4,0<br />

T<br />

3,2 3,0 3,0<br />

0,8<br />

26,3 17,8 17,5 10,9 7,9 6,3 5,9 5,8 1,6<br />

V<br />

S<br />

K<br />

B


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

Die oberösterreichischen Cluster-Initiativen, als wichtige Einrichtung im Technologienetzwerk<br />

OÖ, setzen seit geraumer Zeit Schwerpunkte im Internationalisierungs-<br />

Bereich und erbringen für ihre Partner-Unternehmen branchenspezifische Dienstleistungen.<br />

Derzeit arbeiten 1.500 Unternehmen in Branchen-Netzwerken (siehe Abb.<br />

16.2) wie folgt mit: Der Automobil-Cluster (AC) schließt die Fahrzeughersteller und<br />

automotiven Zulieferbetriebe sowie die relevanten Maschinen- und Anlagenbauer und<br />

Dienstleister zusammen. Der Cluster Drive Technology (CDT) bündelt die Hersteller,<br />

Zulieferer und spezifische Dienstleistungsunternehmen im Bereich des Motoren- und<br />

Antriebsstrangs, der Kunststoff-Cluster (KC) die Hersteller und Verarbeiter von Kunststoffen,<br />

Maschinen-, Formen- und Werkzeugbauer und Dienstleistungsunternehmen.<br />

Daneben gibt es den Möbel- und Holzbau-Cluster (MHC), der die Hersteller von<br />

Möbeln und Holzbauten sowie deren Zulieferbetriebe und spezifischen Dienstleister<br />

vereinigt, den Ökoenergie-Cluster (OEC) mit Unternehmen im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien und Energieeffizienztechnologien sowie den Lebensmittel-Cluster<br />

(LC). Der Gesundheits-Cluster (GC) mit Unternehmen aus dem Bereich Medizin-<br />

und Rehatechnik sowie der Mechatronik-Cluster (MC) mit Unternehmen aus dem<br />

Maschinen- und Anlagenbau, dem Geräte- und Apparatebau und den spezifischen<br />

Technologie-Lieferanten machen die Cluster-Familie komplett.<br />

Clusterland Oberösterreich, Zahlen & Daten Abb. 16.2<br />

Träger Start Partner<br />

Umsätze<br />

Mrd. Euro<br />

Mitarbeiter<br />

Automobil TMG 07/1998 304 16,20 81,332<br />

Drive Technology TMG 03/1999 80 9,40 26,862<br />

Kunststoff TMG 04/1999 300 7,46 38.013<br />

Möbel und Holzbau TMG 01/2000 196 2,44 18.200<br />

Ökoenergie ESV 01/2000 133 0,23 2.100<br />

Lebensmittel WK OÖ 09/2000 146 1,55 9.894<br />

Gesundheitstechnologie TMG 03/2002 202 4,33 29.304<br />

Mechatronik TMG 01/2003 139 3,90 17.850<br />

Summen (kum.) 1.500 45,51 223.555<br />

Quelle: TMG Archiv.<br />

Die OÖ. Technologie- und Marketinggesellschaft mbH (TMG) 1 koordiniert sechs dieser<br />

acht Cluster-Initiativen: AC, CDT, KC, MHC, GC und MC. Die entsprechenden Abteilungen<br />

sind im Bereich Cluster-Management organisiert. Der O.Ö. Energiesparverband<br />

(ESV) ist Träger des OEC, die Wirtschaftskammer OÖ (WK OÖ) betreut den LC.<br />

Wie sehr exportorientiert die Partner-Unternehmen der Cluster-Initiativen sind, zeigen<br />

die Exportquoten (in Prozent, Stand 8/2003):<br />

341


AC 58<br />

KC 56<br />

OEC über 50<br />

CDT 45<br />

MHC 38<br />

GC 7<br />

MC k.A.<br />

LC k.A.<br />

Im Folgenden werden die Schwerpunktaktivitäten der einzelnen Cluster-Initiativen im<br />

Bereich der Internationalisierung und Exportunterstützung anhand der nachstehenden<br />

Punkte dargestellt:<br />

1. Erhebung von branchenspezifischen Experten-Informationen<br />

2. Vermittlung von potenziellen <strong>internationale</strong>n Geschäftspartnern<br />

3. Direkte Kontaktherstellung mit ausländischen Geschäftspartnern<br />

4. Initiierung, Begleitung und Förderung von Kooperationsprojekten zur Markterschließung<br />

5. Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken<br />

16.2 Export-Aktivitäten des Automobil-Clusters<br />

Erhebung von branchenspezifischen Experten-Informationen<br />

Ein wichtiges Informationsmedium des Automobil-Clusters (AC) 2 ist die viermal im<br />

Jahr erscheinende Zeitung „AC-quarterly“. Darin wurden u.a. Fachbeiträge über die<br />

Automobilindustrie in Brasilien, in Kanada, im Iran, in der Slowakei und in Tschechien<br />

veröffentlicht und so den Partner-Unternehmen viele nützliche Informationen zur Verfügung<br />

gestellt. Weitere branchenrelevante Daten und Fakten werden im monatlichen<br />

E-Mail-Newsletter und auf der AC-Website (www.automobil-cluster.at) veröffentlicht.<br />

Auch der jährlich erscheinende Zulieferkatalog mit allen wichtigen Kontaktdaten der<br />

Partner-Unternehmen ist ein wichtiges Informationsmedium. Seit 2003 ist dieser in<br />

elektronischer Form über die Website abrufbar.<br />

Fachveranstaltungen<br />

Zusätzlich organisiert der AC Fachveranstaltungen, zu denen namhafte Experten<br />

aus dem In- und Ausland eingeladen werden. So wurden bei der Jahrestagung des<br />

ACs, im Rahmen von Clusterland 2003, die Möglichkeiten der oberösterreichischen<br />

Unternehmen am tschechischen Markt diskutiert. Diese Veranstaltung stand ganz im<br />

342


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

Zeichen von Vertriebsunterstützung – Schaffung von Marktzugängen – Automotiven<br />

Erfahrungsberichten. Höhepunkt war dabei die Präsentation der Einkaufsstruktur bei<br />

Skoda Auto, Mlada Boleslav, von Frau DI Hana Cejnarova, der Leiterin Forward and<br />

Global Sourcing bei Skoda Auto.<br />

Teilnahme an Messen – Studienreisen<br />

Um den Kontakt seiner Partner-Unternehmen mit <strong>internationale</strong>n Geschäftspartnern<br />

zu ermöglichen, nimmt der AC auch an in- und ausländischen Messen teil. Im letzten<br />

Jahr waren dies die Zuliefermesse Z 2003 in Sachsen, die Internationale Automobil<br />

Ausstellung Pkw in Frankfurt am Main und das Internationale Automobil-Forum in Graz.<br />

Zu den Aktivitäten in diesem Bereich zählen aber auch Delegations- und Studienreisen,<br />

wie zum Beispiel eine Delegationsreise nach Sachsen im Rahmen der Z 2003 und die<br />

AC-Technologiepräsentation in Kanada im Jahr 2002. Bei dieser gemeinsam mit der<br />

kanadischen Botschaft in Wien organisierten Reise konnten zehn AC-Partner ausgewählten<br />

nordamerikanischen Unternehmen und Forschungsstellen ihre innovativen<br />

Produkte und Verfahren zu den drei Technologiethemen „Leichtmetall“, „Kunststoff“<br />

und „Autoelektronik“ präsentieren. Mit den erfolgreichen Technologiepräsentationen<br />

wurde der Grundstein für künftige Geschäftskontakte gelegt.<br />

Kosequente Fortsetzung der Anstrengungen zur <strong>internationale</strong>n Vernetzung<br />

Der AC bemüht sich vermehrt Kontakte zu Organisationen, aber auch Unternehmen in<br />

den osteuropäischen Ländern aufzubauen. Denn dieser Markt birgt für österreichische<br />

Unternehmen ein großes Potenzial, da viele Automobilkonzerne sich dort niederlassen,<br />

um an diesen Standorten ihre Fahrzeuge für den EU-Raum zu fertigen. Im Rahmen<br />

dieser Bemühungen fand am 8. Januar 2003 eine Präsentation des AC bei der Automotive<br />

Industry Association (AIA), dem tschechischen Herstellerverband, in Prag<br />

statt. Gemeinsam mit dem österreichischen Außenhandelsdelegierten in Prag wurde<br />

auf die Stärken der österreichischen Unternehmen des automotiven Sektors sowie<br />

auf die Möglichkeiten für gemeinsame Aktivitäten hingewiesen.<br />

Einen Tag später stand der Erstkontakt zu japanischen Unternehmen im Vordergrund.<br />

Derzeit befinden sich etwa 140 japanische Unternehmen in der Tschechischen Republik,<br />

eine Vielzahl davon ist im automotiven Bereich tätig. Die Präsentationen bei den<br />

Handelshäuser-Giganten Sumitomo und Toyota Tsusho waren erfolgreich und konnten<br />

ein umfassendes Bild über das Leistungsspektrum der Cluster-Partner vermitteln. Mit<br />

diesen Erstkontakten ist ein wichtiger Schritt getan. Ziel ist es nun, die Beziehungen<br />

zu intensivieren und in der Folge gute Kontaktmöglichkeiten für Partner-Unternehmen<br />

zu schaffen.<br />

343


Zulieferbörse in Stuttgart<br />

Eine ideale Möglichkeit, um <strong>internationale</strong> Partner zu finden, bot sich auf der Kfz-Zulieferbörse<br />

der DaimlerChrysler AG im Juli 2003 in Stuttgart. Der AC fungierte dabei<br />

als Länderkoordinator für Österreich. Insgesamt nahmen elf heimische Unternehmen<br />

an dieser Zulieferbörse teil. Der Schwerpunkt lag bei den Ländern der nächsten EU-<br />

Erweiterung.<br />

Ausbau der direkten Kontakte<br />

Oberösterreich hat viele innovative Unternehmen im Zulieferbereich. Was diese brauchen<br />

sind direkte, effektive Kontakte. Der AC baut daher seine „Türöffnerfunktion“<br />

für seine Partner-Unternehmen bei <strong>internationale</strong>n Fahrzeugherstellern und Systemlieferanten<br />

Schritt für Schritt aus. Technologiepräsentationen und den Vertrieb<br />

unterstützende Maßnahmen stehen dabei im Mittelpunkt. So hatte etwa die MAN<br />

Steyr AG einen Lkw in seine kleinsten Einzelteile zerlegt. Diese wurden von innovativen<br />

Cluster-Unternehmen unter die Lupe genommen und sollen besser, schneller,<br />

billiger oder leichter werden. Die verbesserten Produkte werden in einer neuen Truck-<br />

Generation zum Einsatz kommen. Die Vorteile der Technologie-Präsentationen auf<br />

den Punkt gebracht: Die Hersteller erhalten innovative Ideen von ihren potenziellen<br />

Partnern für genau die Teile, die verbessert werden sollen. Eine Win-Win-Situation,<br />

die die gesamte Branche stärkt. Für 2004 wird vor allem versucht, Kontakte zu Tier<br />

1-Zulieferunternehmen 3 zu schließen.<br />

Kooperationsprojekte zur Markterschließung<br />

Der AC initiierte u. a. zwei Kooperationsprojekte zum Thema „Automotive English“,<br />

die im Nachfolgenden näher erläutert werden.<br />

Kooperationsprojekt „Present in English“<br />

Ein Sprachtraining für leitende Angestellte zum Thema „Integration innovativer Managementsysteme<br />

in der Automobilindustrie“ in englischer Sprache förderte einschlägiges<br />

Vokabular und bereitete die Teilnehmer auf die Abwicklung <strong>internationale</strong>r Geschäftsbeziehungen<br />

vor. Höhepunkt dabei: Eine Exkursion nach Detroit mit Kontaktgesprächen<br />

zu dort ansässigen Firmen.<br />

Kooperationsprojekt „Automotive English for Engineers“<br />

Profunde Fremdsprachenkenntnisse ebnen den Weg in <strong>internationale</strong> Märkte. Das<br />

AC-Projekt „Automotive English for Engineers“ konzentrierte sich auf automotive<br />

Anforderungen und kombinierte den Ausbau des Fachvokabulars mit grundlegendem<br />

Präsentationswissen.<br />

344


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

Teilnahme an EU-Projekten mit Schwerpunkt F&E<br />

Weiters wird die aktive Teilnahme des AC an EU-Projekten, wo der F&E-Bereich im<br />

Mittelpunkt steht, in Zukunft stark forciert. Bereits jetzt nimmt der AC an derartigen EU-<br />

Projekten wie SCIFI (Science Communication and Involvement - Following Integrated<br />

Strategies) und CrossWork teil. Das EU-Projekt SCIFI etabliert Informations- und<br />

Kommunikationsstrukturen in den Regionen Oberösterreich, Stuttgart und Mailand.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei die Bewusstseinsbildung für neue Energien, insbesondere<br />

die Brennstoffzellentechnologie. Unter anderem wurden Fachveranstaltungen sowie<br />

ein Schulwettbewerb zum Thema Brennstoffzelle organisiert.<br />

Im Zuge des 6. Rahmenprogramms der EU arbeiten der AC und die Produktionsforschungsgesellschaft<br />

Profactor in Steyr mit <strong>internationale</strong>n Partnern an einer elektronischen<br />

Arbeitsplattform im Rahmen des Projekts CrossWork.<br />

16.2.1 Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken<br />

Der AC eröffnet seinen Partner-Unternehmen den Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken.<br />

Die Aktivitäten in den einzelnen Ländern im Detail:<br />

Slowenien<br />

Bei der Gründung des Automobil-Clusters in Slowenien 2001 wurde der AC als Vorbild<br />

angesehen. 2003 fand ein Treffen zwischen dem Automotive Cluster of Slovenia (ACS)<br />

und dem AC in Linz statt. Ziel war es, die möglichen Aktivitäten für die Zukunft zu<br />

diskutieren. Aufbauend auf diesen Kontakt hat der ACS bei der größten Veranstaltung<br />

des AC, der automotive.2003, und auch bei der Jahrestagung 2003 teilgenommen.<br />

Ungarn<br />

Seit 1999 gibt es enge Kontakte mit dem ungarischen Automobil-Cluster PANAC. Unter<br />

anderem fand ein ungarisch-österreichischer Zuliefertag mit über 80 Teilnehmern<br />

statt. Ziel dieser Aktivitäten ist es, Kontakte und Geschäftsbeziehungen zwischen den<br />

Unternehmen der beiden Länder herzustellen.<br />

Bayern<br />

Der AC arbeitet bereits seit einigen Jahren erfolgreich mit der bayerischen Zulieferinitiative<br />

BAIKA zusammen und veranstaltete u.a. das Expertenforum Dieseltechnologie<br />

im November 2003.<br />

345


16.3 Export-Aktivitäten des Kunststoff-Clusters<br />

Bereitstellung von Experteninformation<br />

Der Kunststoff-Cluster (KC) 4 stellt seinen Partner-Unternehmen relevante, branchenspezifische<br />

Informationen zur Verfügung. Neben der Quartalszeitschrift KC-aktuell und<br />

dem monatlichen Newsletter (per E-Mail) zählt auch die Homepage des KC zu den<br />

umfangreichen Informationsangeboten. In dem jährlich erscheinenden zweisprachigen<br />

(d/e) Leistungskatalog des KC wird das gesamte Produkt- und Dienstleistungsspektrum<br />

der Partner-Unternehmen dargestellt. Der Katalog wird international vertrieben.<br />

Durch die großteils technologisch orientierten Fachveranstaltungen werden überdies<br />

wichtige Impulse und Qualifizierungsschübe ausgelöst.<br />

Vermittlung von Kontakten zu potenziellen <strong>internationale</strong>n Geschäftspartnern<br />

Kontakte des KC zu <strong>internationale</strong>n Kunststoff-Experten und <strong>internationale</strong>n Kunststoff-Forschungseinrichtungen<br />

ermöglichten den oberösterreichischen Betrieben einen<br />

Benchmark in den Bereichen Werkzeug- und Formenbau und Spritzgießen. Ein<br />

Benchmark zum Thema Extrusion ist in Vorbereitung. Dieser <strong>internationale</strong> Vergleich<br />

ermöglicht den Betrieben eine Standortbestimmung und zeigt Verbesserungspotenziale<br />

auf.<br />

Ausstellung bei K in Düsseldorf<br />

Der KC stellt auf der K 2004, der weltweit bedeutendsten Fachmesse für Kunststoff<br />

und Kautschuk, aus. Beim sehr erfolgreichen Auftritt auf der letzten K, im Jahr 2001,<br />

wurden zahlreiche Kontakte zu <strong>internationale</strong>n Unternehmen und Unternehmensnetzwerken<br />

geknüpft und bei Anfragen (sehr fachspezifisch) oberösterreichische<br />

Unternehmen vermittelt.<br />

Präsentation bei ausländischen Delegationsbesuchen<br />

Der KC wird und wurde bei Delegationsbesuchen aus dem Ausland präsentiert (z.B:<br />

Delegationen aus Brandenburg, Slowenien, Niedersachsen).<br />

Direkte Kontaktherstellung mit ausländischen Geschäftspartnern<br />

Der KC plante für Juni 2004 eine Studienreise nach Slowenien, deren Ziel es war,<br />

konkrete Geschäftskontakte zwischen oberösterreichischen und slowenischen Unternehmen<br />

herzustellen. Die ersten Gespräche mit slowenischen Partnern fanden zu<br />

Jahresbeginn statt.<br />

346


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

Bei zahlreichen Anfragen aus dem Ausland an den KC (durch Pressearbeit und Inserate<br />

in <strong>internationale</strong>n Medien, Quartalszeitung KC-aktuell) werden direkt Kontakte zu den<br />

entsprechenden Partner-Unternehmen hergestellt.<br />

Kooperationsprojekt „Internationalisierung und Markterweiterung“<br />

Im November 2003 startete das einjährige Kooperationsprojekt „Internationalisierung<br />

und Markterweiterung“. Ziel des Kooperationsprojekts ist eine Steigerung des Exportumsatzes<br />

der beteiligten Unternehmen durch eine systematische und methodische<br />

Vorgehensweise unter Nutzung von gemeinsamen Erfahrungsmeetings.<br />

Die Projektteilnehmer sind: Kunststoffwerk Zitta GmbH, Ludwig Praher Kunststofftechnik<br />

GmbH, Haratech Haiberger & Rapperstorfer OEG.<br />

Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken<br />

Der KC ebnet seinen Partner-Unternehmen den Weg zu <strong>internationale</strong>n Branchen-<br />

Netzwerken. Besonders enge Kontakte bestehen zu Kunststoff-Netzwerken in Niedersachsen,<br />

Baden Württemberg und Slowenien. Mit ersterem ist auch ein gemeinsames<br />

EU-Projekt in Planung.<br />

16.4 Export-Aktivitäten des Möbel- und Holzbau-<br />

Clusters<br />

Bereitstellung von Branchenwissen<br />

Über den Möbel- und Holzbau-Cluster (MHC) 5 stehen seinen Partnern Ergebnisse<br />

von Studien und Marktanalysen zur Verfügung. Dieses Branchenwissen wird über die<br />

Homepage, im Rahmen von Veranstaltungen, Workshops und Stammtischen sowie<br />

im MHC-Monatsmail und in Form von persönlichen Gesprächen bei Firmenbesuchen,<br />

verbreitet.<br />

Workshops<br />

Der MHC veranstaltete Anfang Juni 2003 zwei Exportworkshops. Im Vorfeld wurden<br />

dazu Unternehmen mittels Fragebogen zu exportrelevanten Daten und Interessen<br />

beziehungsweise Absichten befragt. Die Workshops fanden am 4. Juli 2003 und 19.<br />

August 2003 gemeinsam mit dem Fachverband der Holzindustrie statt. Insgesamt<br />

waren 17 Firmen aus ganz Österreich mit 23 Teilnehmern vertreten.<br />

347


Exportstammtische<br />

Am 9. Oktober 2003 fand ein Exportstammtisch zum Thema Slowenien, aufbauend<br />

auf einer Studie der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) „Exportchancen für Möbelindustrie<br />

und -handel in den EU-Beitrittsländern Slowenien, Ungarn, Slowakei<br />

und Tschechien“ statt. Daraus entwickelte sich ein gemeinsamer Messebesuch in<br />

Laibach bei der <strong>internationale</strong>n Möbelmesse. Das Ziel: Neue Verbindungen und Exportmöglichkeiten<br />

aufzubauen. Dabei wurden Gespräche mit den Geschäftsführern<br />

der Handelshäuser vor Ort geführt.<br />

Ebenfalls auf diese OeKB-Studie aufbauend wurde am 25. November 2003 ein Exportstammtisch<br />

zum Thema Tschechien abgehalten. Ziele waren die Auslotung und<br />

Koordinierung von Kooperationsmöglichkeiten bezüglich Möbelmessen in Tschechien<br />

im Frühjahr 2004 und der Kontakt- und Erfahrungsaustausch bezüglich in Prag ansässiger<br />

Möbelstudios.<br />

Weitere Stammtische im Frühjahr 2004 dienten den exportinteressierten österreichischen<br />

Möbelbetrieben als Branchentreff, boten die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch<br />

und fungierten als Kooperations- und Synergiebörsen. Die Kooperationsbereitschaft<br />

der Teilnehmer war, genauso wie der Wunsch nach Kooperationsbörsen und<br />

Insiderwissen aus der Branche, sehr groß. Eine Gruppenbildung für weiterführende<br />

Kooperationsprojekte ist möglich und wird durch den MHC unterstützt. Tagesthemen<br />

und Termine für die weiteren Exportstammtische werden in der Gruppe ausdiskutiert<br />

und festgelegt. Für die Organisation und Koordination ist das MHC-Team verantwortlich.<br />

Ressourcenbörse<br />

Zusätzlich soll 2004 eine Ressourcenbörse eingerichtet werden. Dabei wird bestehende<br />

Infrastruktur von Partnern im Ausland für Partner vermittelt. Beispiele dafür sind<br />

Schauräume, Vertriebspersonal, Logistik oder Montageteams, die in einer Firma im<br />

Ausland bereits existieren und gemeinsam mit einem weiteren Unternehmen genutzt<br />

werden könnten.<br />

Interessenbörse<br />

Auch eine Interessenbörse, eine Sammlung von konkreten Unternehmensinteressen<br />

im Internationalisierungsbereich, soll installiert werden. Der MHC versucht, Betriebe<br />

die ins Ausland expandieren wollen, mit anderen in Kontakt zu bringen, damit diese<br />

gemeinsam den Markt bearbeiten können. Dabei geht es vor allem um den Aufbau von<br />

Adressen aus dem Objektbereich und darum, den Kontakt zu potenziellen Partnern im<br />

Ausland aufzubauen. Hier wird verstärkt mit der Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation (AWO)<br />

der WKÖ zusammengearbeitet.<br />

348


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

Andere exportfördernde Aktivitäten sind Studienreisen beziehungsweise Messeteilnahmen:<br />

Der MHC führte z.B. eine in das „Sesseldreieck“ Manzano durch. Für 2004<br />

sind weitere Studienreisen geplant.<br />

Kooperationsprojekt „Strapamo“<br />

Das laufende Kooperationsprojekt „Strapamo‘‘ ist die Vertiefung einer österreichisch-<br />

ungarischen Partnerschaft zur Errichtung eines Netzwerkes für Forschung, Entwicklung,<br />

Technologieaustausch und Qualitätsförderung im Bauwesen.<br />

Ziel des Projekts ist, ein Firmennetz für die Koordinierung des Qualitätsüberwachungssystems<br />

im Bereich des Hoch-, Tief- und Verkehrsbaus in Ungarn und Österreich<br />

aufzubauen. Dieses Firmennetz soll nicht die Rolle der in beiden Ländern bereits<br />

vorhandenen Institute mit ähnlichen Zielen übernehmen, sondern im Interesse der<br />

kleineren und mittleren Unternehmen bei der Aufklärung und Informationsverteilung<br />

als Katalysator und Beschleuniger ergänzend wirken.<br />

Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken<br />

Der MHC tauscht sich mit den Holz-Clustern in Ungarn und Südtirol aus. Für die<br />

Partner-Unternehmen ergeben sich daraus Synergieeffekte und direkte Geschäftskontakte.<br />

Darüber hinaus ist der MHC im interregionalen Projekt „Value Added Wood“ involviert.<br />

Dabei arbeiten Cluster aus Finnland, Lettland, Schweden und Österreich zusammen.<br />

Der Kern des Projektes ist die Entwicklung von Problemlösungen für die Holzindustrie<br />

auf Clusterebene. In weiterer Folge werden Tools geschärft, die für die Clusterbildung<br />

in den einzelnen Regionen nötig sind. Somit können bessere Dienstleistungen für<br />

KMUs angeboten werden.<br />

16.5 Export-Aktivitäten des Lebensmittel-Clusters<br />

Erhebung von branchenspezifischen Experteninformationen<br />

In Zusammenarbeit mit den jeweiligen Außenhandelsstellen sowie den jeweiligen<br />

Länderexperten liegen dem Lebensmittel-Cluster (LC) OÖ 6 Übersichten über die Nahrungsmittel-<br />

und Getränkemärkte in Ländern wie beispielsweise Italien, Deutschland,<br />

Belgien, Dänemark, Schweden, Finnland, Estland, Tschechien, Slowenien, Ungarn,<br />

Polen, Kroatien, Serbien aber auch Kanada, Iran und Japan vor.<br />

Die Analyse von Trends erfolgt auch regelmäßig durch den Besuch von <strong>internationale</strong>n<br />

Lebensmittelmessen, wie z.B. der ANUGA in Köln (weltgrößte Lebensmittelmesse) bzw.<br />

der Biofach in Nürnberg (größte europäische Gesamtschau für Bio-Lebensmittel).<br />

349


Im Rahmen der „Grenzüberschreitenden Technologieplattform Oberösterreich-Niederbayern-Südböhmen“<br />

wurden unterschiedliche Aktivitäten, wie z.B. Veranstaltungen,<br />

Expertenrunden etc., geplant, um die drei Landesteile als Life-Science-Region<br />

(Schwerpunkte: Biotechnologie, Functional Food, Bionik, molekulargenetische Analysen,<br />

etc.) zu positionieren.<br />

In diesem Zusammenhang wurde am 26. Juni 2003 gemeinsam mit der WK OÖ, der<br />

Industrie- und Handelskammer für Niederbayern in Passau und der Südböhmischen<br />

Wirtschaftskammer eine Veranstaltung zum Thema „Functional Food“ abgehalten, bei<br />

der sich Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und Tschechien über dieses aktuelle<br />

Thema informierten und grenzüberschreitende Kontakte knüpften.<br />

Ebenso wurde in den Medien des LC OÖ der für das Jahr 2004 festgelegte Internationalisierungsschwerpunkt<br />

aufgegriffen, indem speziell im Dezember 2003 im<br />

Quartalsmedium LC-Updates über Chancen der EU-Erweiterung und der daraus<br />

resultierenden neuen Absatzmärkte berichtet wurde.<br />

Vermittlung von Kontakten zu potenziellen <strong>internationale</strong>n Geschäftspartnern<br />

Der LC OÖ unterstützte die Veranstaltung „Fit in die Zukunft“, die im Rahmen der<br />

ARGE 28 durchgeführt wurde. Die am Workshop bzw. der Exkursion nach Tschechien<br />

teilnehmenden Personen informierten sich dabei über den tschechischen Markt und<br />

mögliche grenzüberschreitende Kooperationen.<br />

Im Oktober 2004 findet weiters eine Veranstaltung im Rahmen einer <strong>internationale</strong>n<br />

Kooperationsbörse zur Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft statt.<br />

Vermehrt sollen in Zusammenarbeit mit der Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation der WKÖ<br />

auch Lebensmittelpräsentationen organisiert werden, um heimische Lebensmittel und<br />

deren Qualität bei <strong>internationale</strong>n Handelsketten zu positionieren.<br />

Direkte Kontaktherstellung mit ausländischen Geschäftspartnern<br />

Im September 2002 fand eine „Informations- und Präsentationsreise zum Thema<br />

Lebensmittel-Technologien“ nach Kanada statt. Das Programm bestand aus einem<br />

Mix von Firmen- und Institutsbesuchen, Präsentationen der österreichischen Firmen<br />

und individuellen Geschäftskontakten. Hier konnten Einblicke in die kanadische Lebensmittelwirtschaft<br />

gewonnen und viele Kontakte geknüpft werden. Bereits in Kanada<br />

wurden sehr konkrete Gespräche über mögliche Kooperationen geführt.<br />

Der LC OÖ wurde von der Außenhandelsstelle Shanghai informiert, dass eine der<br />

größten Supermarktketten in Shanghai, „Hua Lian“, österreichische Lebensmittel in<br />

ihr Produktsortiment aufnehmen möchte. Am 25. August 2003 fanden daher in der WK<br />

OÖ Listungsgespräche mit dem General Management der Supermarktkette statt. An<br />

den Produkten von Cluster-Firmen wurde bereits großes Interesse gezeigt.<br />

350


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

Zwei LC-Partner nutzten von 3. bis 5. Oktober 2003 die Gelegenheit, ihre Produkte<br />

auf dem „Asso di Gusto“ – einem italienischen Lebensmittelfestival – zu präsentieren<br />

und Vertriebspartner zu finden.<br />

Kooperationsprojekte zur Markterschließung<br />

Im Rahmen eines LC-Kooperationsprojektes mit dem Titel „Exportkooperation oberösterreichischer<br />

Brauereien“ wurden die Premiummarken von vier Brauereien „exportfit“<br />

gemacht. Das betrifft zuallererst die Haltbarkeit. Die dementsprechend angepassten<br />

Bierflaschen werden unter dem Namen „birre del austria“ vermarktet. Die viersprachig<br />

bedruckten Exportkartons zu je 24 Flaschen (sechs pro Brauerei) werden in Norditalien<br />

via Handelsagent vertrieben.<br />

Dem Trend zur Internationalisierung folgend, haben es sich drei LC-Partner zum<br />

Ziel gesetzt, durch ein Kooperationsprojekt mit regionsspezifischen Getreideprodukten<br />

einen Schritt in neue Exportländer zu wagen. Die ersten Schritte sind eine<br />

Sortimentabstimmung zwischen den beteiligten Partnern und eine umfangreiche<br />

Marktforschung. Die nächsten Schritte sind die Optimierung bestehender Produkte<br />

und die Weiterentwicklung neuer Produkte, insbesondere im Convenience-, Snack-<br />

und Tiefkühlbereich.<br />

Auf Wunsch der Teilnehmer der Veranstaltung „Grenzüberschreitende Technologieplattform<br />

Oberösterreich-Niederbayern-Südböhmen“ wurde am 11. September 2003<br />

ein erstes Arbeitsgruppentreffen zum Thema „Produktentwicklung Functional Food“<br />

abgehalten, dessen Ziel es war, konkrete Projektideen zu erarbeiten und Firmen über<br />

Landesgrenzen hinweg zu vernetzen.<br />

Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken<br />

Hier besteht vor allem eine Zusammenarbeit mit Initiativen der EU, wie Flair Flow<br />

Europe, aber auch Kontakte mit anderen <strong>internationale</strong>n Lebensmittelnetzwerken<br />

sollen zunehmend forciert werden.<br />

16.6 Export-Aktivitäten des Gesundheits-Clusters<br />

Bereitstellung von branchenspezifischen Experteninformationen<br />

Der Gesundheits-Cluster (GC) 7 informiert seine Partner-Unternehmen regelmäßig über<br />

<strong>internationale</strong> Trends und Entwicklungen im Gesundheitsmarkt. Die Informationen werden<br />

über die GC-Medien verbreitet: das monatliche Infomail (wird an 1.700 Adressen<br />

versendet), die Homepage (Rubrik News) sowie über die GC-Quartalszeitschrift.<br />

351


Weiters werden bei den GC-Fachveranstaltungen anerkannte Experten aus dem<br />

Ausland als Referenten eingeladen. Bei der GC-Jahrestagung 2003 referierte z.B.<br />

Corinna Mühlhausen, Mitarbeiterin des Zukunftsforschers Matthias Horx, über die<br />

<strong>internationale</strong>n Trends im Gesundheitsmarkt. Immer wieder werden Internationalisierungsaktivitäten<br />

als Themen bei den Fachveranstaltungen des GC aufgegriffen: Z.B.<br />

„Amerika, Asien, Europa: Medizinprodukte international vertreiben – So geht´s!“ im<br />

Dezember 2003, „EU-Erweiterung“ im März 2004.<br />

Vermittlung von Kontakten zu potenziellen <strong>internationale</strong>n Geschäftspartnern<br />

Der GC legt jedes Jahr ein zweisprachiges Leistungsverzeichnis der GC-Partner-<br />

Unternehmen auf (Deutsch/Englisch). Der Katalog mit einer Auflage von 5.000 Stück<br />

wird international vertrieben und liegt insbesondere bei den österreichischen Außenhandelsstellen<br />

auf.<br />

Weiters nutzt der GC intensiv die IRC-Datenbank (Innovation Relay Centre Austria).<br />

Unter http://www.irca.at findet man <strong>internationale</strong> Kooperationsangebote, die der GC<br />

an seine Partner weitervermittelt.<br />

Spezielle Kooperationsangebote aus dem Gesundheitsbereich werden in Zusammenarbeit<br />

mit CATT Innovation Management GmbH. ausgewählt und regelmäßig im<br />

Monatsmail und auf der Homepage (Forum) veröffentlicht – es wurden bereits einige<br />

Kontakte vermittelt.<br />

Der Nutzen für die Unternehmen liegt auf der Hand:<br />

• Suche und Verwertung von innovativen Technologien und Forschungsergebnissen<br />

in Europa<br />

• Suche neuer Absatzmärkte und Anwendungsmöglichkeiten für innovative Technologien<br />

oder F&E-Ergebnisse<br />

Direkte Kontaktherstellung mit ausländischen Geschäftspartnern<br />

Um einen direkten Kontakt mit ausländischen Geschäftspartnern zu ermöglichen,<br />

organisiert der GC für seine Partner Studienreisen (Firmenbesuche) und One-toone-Gespräche:<br />

• Im März 2003 führte eine Studienreise nach Baden-Württemberg. Die Unternehmen<br />

konnten dort an der Innovationsbörse „Gesundheitstechnologien“ teilnehmen:<br />

Durch Unternehmenspräsentationen und Gespräche wurden neue Kontakte zu<br />

europäischen Firmen geknüpft.<br />

• Für die GC-Partner, die im Pharmabereich tätig sind, wurden im September 2003<br />

One-on-one-Gespräche beim Forum MedTech in München organisiert.<br />

• Im Februar 2004 fanden im Forum der Generationen in Bad Tölz Kooperationsgespräche<br />

statt, die vom GC organisiert wurden. Zielgruppen sind hier Unternehmen,<br />

352


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

die Produkte und Dienstleistungen für ältere Menschen sowie für Personen mit<br />

Handicap anbieten.<br />

Kooperationsprojekte zur Markterschließung<br />

Durch den erfolgreichen Abschluss des ersten Kooperationsprojekts des GC (Entwicklung<br />

eines Blutanalysegerätes zur Serienreife) konnten anschließend <strong>internationale</strong><br />

Märkte erschlossen werden. Mittels intensiver Medienarbeit stieg der Bekanntheitsgrad<br />

des Gerätes – mittlerweile wird der Eurolyser international vertrieben (USA, Spanien,<br />

Irland, China usw.).<br />

Der GC bereitet weiters mit befreundeten Regionen die Teilnahme an zwei Interreg-IIIc-Projekten<br />

vor. Dabei handelt es sich um geförderte EU-Projekte, an denen sich mehrere<br />

EU-Länder beteiligen. Hierbei arbeitet der GC mit Institutionen bzw. Netzwerken<br />

aus Deutschland (Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen<br />

Kreis), Polen (Pro Europa Ratibor) und Italien (Ervet) zusammen. Ziel der Projekte<br />

ist die Vernetzung der Regionen und damit der Unternehmen und die Erschließung<br />

neuer Märkte für die GC-Partner.<br />

Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken<br />

Der GC hat bereits intensive Kontakte zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken aufgebaut:<br />

• Stadt Leipzig: Der GC wird Leipzig beim Aufbau eines Clusters im Gesundheitsbereich<br />

unterstützen.<br />

• Bayern innovativ: Es werden laufend gemeinsame Veranstaltungen mit dem GC<br />

organisiert.<br />

• Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis (GWS):<br />

Ein Gemeinschaftsstand bei der MEDTEC in Stuttgart wird vorbereitet.<br />

• Neue Kontakte zu anderen europäischen Institutionen wurden über die One-onone-Gespräche<br />

bei der Medica angebahnt (Finnland, Schweiz, Spanien usw.)<br />

sowie über das Kooperationsforum Biotech for Pharma.<br />

16.7 Export-Aktivitäten des Mechatronik-Clusters<br />

Branchenspezifische Experteninformation<br />

Der Mechatronik-Cluster (MC) 8 wird 2004 vermehrt den Kontakt zu Netzwerken in<br />

Nachbarregionen (vor allem Bayern, Tschechien und Slowenien) pflegen und will<br />

damit den oberösterreichischen Unternehmen als Brücke in andere Regionen dienen.<br />

353


Dieser Kontakt und diese Unterstützung der Unternehmen sollen unter Einsatz aller<br />

Medien erfolgen.<br />

Besonders der Leistungskatalog mit einer Auflage von 3.000 Stück und der monatliche<br />

Newsletter werden an alle Partner sowie an interessierte Unternehmen in Oberösterreich,<br />

Österreich und den angrenzenden Nachbarländern verschickt. Auch die<br />

Homepage informiert über Aktuelles aus dem MC.<br />

Im Zuge einer Fachveranstaltung im Herbst 2003 konnten interessierte Unternehmen<br />

Einblick in die Möglichkeiten von Beteiligungen an EU-Projekten gewinnen. Der MC<br />

konnte in Kooperation mit CATT Innovation Management GmbH nationale und <strong>internationale</strong><br />

Vortragende gewinnen, die den Teilnehmern wichtige Informationen und Tipps<br />

gaben, um den ersten Schritt in <strong>internationale</strong> Projekte zu erleichtern.<br />

Vermittlung von potenziellen <strong>internationale</strong>n Geschäftspartnern<br />

Auf zahlreichen Veranstaltungen wurden 2003 Kontakte zu ausländischen Unternehmen<br />

angebahnt und gepflegt. Der Mechatronik-Kongress in Düsseldorf im März bot<br />

die Möglichkeit zur Kontaktherstellung zu einer Vielzahl von Mechatronik-orientierten<br />

Unternehmen aus Deutschland. Auf der MSV in Brünn/Tschechien im September und<br />

der EMO in Mailand/Italien im Oktober wurden neue Kontakte geknüpft.<br />

In den angrenzenden Regionen sind gemeinsame Messebesuche mit den MC-Partnern<br />

geplant. Darüber hinaus sind auch Messeauftritte auf Fachmessen vorgesehen.<br />

Auch Studienreisen zu Best-Practise-Mechatronikbetrieben und F&E-Einrichtungen<br />

sind in Vorbereitung. Das rege Interesse von ausländischen Unternehmen zeigt sich<br />

auch darin, dass im MC nach einem Jahr Laufzeit bereits sieben Partner aus dem<br />

angrenzenden Ausland mitwirken.<br />

Direkte Kontaktherstellung mit ausländischen Geschäftspartnern<br />

Im vergangenen Jahr gab es bereits zahlreiche Anfragen von ausländischen Unternehmen<br />

zum Thema Partnerschaft im MC, zur Akquisition von Technologiepartnern oder<br />

zur Knüpfung von Kontakten mit anderen Unternehmen, die entweder direkt an den<br />

MC gestellt wurden oder über die Außenhandelsstellen erfolgten. Dieser Kontakt zu<br />

interessierten Unternehmen aus den Nachbarregionen soll 2004 noch verstärkt werden.<br />

Darüber hinaus beteiligte sich der MC an der grenzüberschreitenden Technologieplattform<br />

Oberösterreich-Niederbayern-Südböhmen, die von den Wirtschaftskammern<br />

der drei Regionen initiiert wird. Im März präsentierte der MC sein Netzwerk auf der<br />

Kontaktbörse in der Wirtschaftskammer Oberösterreich und trat auch als Teilnehmer an<br />

der Kontaktbörse auf. Im Zuge der grenzüberschreitenden Technologieplattform fand<br />

im Herbst 2003 die Besichtung des Unternehmens Parat Automotive Schönenbach<br />

GmbH in Neureichenau/Deutschland statt.<br />

354


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

Kooperationsprojekte zur Markterschließung<br />

Bis dato wurden keine EU-Projekte mit Partnern in Nachbarregionen initiiert, für 2004<br />

sind jedoch gemeinsame Maßnahmen geplant.<br />

Zugang zu <strong>internationale</strong>n Branchen-Netzwerken<br />

Im November 2003 gab es bereits Gespräche des Cluster Managers, Mag. Weinberger,<br />

mit dem Bayerischen Kompetenznetzwerk für Mechatronik und im Dezember<br />

2003 konnte der MC Vertreter von Netzwerken aus der Region Moravian-Silesian,<br />

Tschechien sowie aus der Region Gorenjska, Slowenien begrüßen.<br />

Im März 2004 fand eine Studienreise nach Baden-Württemberg statt, bei der der<br />

MC seinen Partnern beispielgebende Mechatronik-Betriebe und F&E-Einrichtungen<br />

präsentierte.<br />

Der Kontakt zu ausländischen F&E-Einrichtungen soll 2004 verstärkt werden.<br />

16.8 Export-Aktivitäten des Ökoenergie-Clusters<br />

Der Ökoenergie-Cluster (OEC) 9 ist ein Netzwerk von Unternehmen und Institutionen,<br />

die im Bereich Ökoenergie tätig sind – das sind unter anderem Technologien zur<br />

Nutzung von Sonnenenergie, Biomasse (Holz), Wind und Wasserkraft – und wird<br />

vom O.Ö. Energiesparverband (ESV) gemanagt. Derzeit hat der OEC 134 Partner.<br />

Die Exportquote der Partner-Unternehmen beträgt über 50 %. Einen entsprechend<br />

hohen Stellenwert haben Internationalisierungsaktivitäten seit dem Start des OEC im<br />

Jahr 2000.<br />

Dementsprechend sind sämtliche wichtige Informationsmedien, wie die Homepage<br />

oder der Cluster-Katalog (in dem die Produkte und Dienstleistungen der OEC-Partner<br />

detailliert beschrieben sind) in Englisch und Deutsch verfasst.<br />

Die Trägerorganisation des OEC, der ESV, arbeitet in einer Reihe von EU-Projekten<br />

mit, und der Know-How-Transfer im Rahmen dieser Projekte kommt den oberösterreichischen<br />

Unternehmen zugute. So koordiniert der ESV das europäische Ökostrom-<br />

Technologie-Netzwerk mit 18 Partnern aus elf europäischen Ländern sowie Indien und<br />

China. Dieses Netzwerk dient der Unterstützung erneuerbarer Energietechnologien<br />

zur Stromerzeugung. OEC-Partner haben damit direkten Zugang zu Marktpartnern<br />

in all diesen Ländern.<br />

Einmal pro Jahr organisiert der OEC eine Exporttour, die Länder mit potenziell interessanten<br />

Exportmärkten zum Ziel hat, 2003 war dies Frankreich. Ebenso der Unterstützung<br />

konkreter Exportaktivitäten dienen OEC-Gemeinschaftsstände, 2003 war<br />

dies die „Solar-Expo“ in Verona, bei der v.a. Kontakte zu künftigen Vertriebspartnern<br />

geknüpft wurden.<br />

355


Intensiv ist auch die Zusammenarbeit mit Südböhmen im Nachbarland Tschechien,<br />

neben der gegenseitigen Teilnahme an Veranstaltungen wurden 2003 sogar vier<br />

tschechische Unternehmen Partner des OEC.<br />

Der OEC unterstützt seine Partner auch bei der konkreten Suche nach Handelspartnern,<br />

Investoren oder auch Fachexperten im Ausland. Ebenso organisiert er Besuchsreisen<br />

ausländischer Delegationen, die die Ökoenergieunternehmen in Oberösterreich<br />

kennen lernen wollen. 2003 waren unter anderem Wirtschaftsdelegationen aus Japan,<br />

Deutschland, Südtirol, Großbritannien und Finnland zu Gast in Oberösterreich.<br />

All diese Aktivitäten zielen darauf, die Markt- und Technologieführerschaft der OEC-<br />

Partner abzusichern, sowie die Position Oberösterreichs als führende Ökoenergietechnologie-Region<br />

in Europa auszubauen.<br />

16.9 Die Zeit ist reif für Europäische Unternehmens-<br />

Netzwerke<br />

Die Cluster-Initiativen sind zurzeit regional ausgerichtet. Jetzt gilt es, die Zeichen der<br />

Zeit zu erkennen und Europäische Unternehmens-Netzwerke zu forcieren.<br />

Die Cluster-Philosophie – ursprünglich regional ausgerichtet – wird zunehmend <strong>internationale</strong>r.<br />

Die Europäische Kommission, die UNIDO und die OECD setzen in einem<br />

immer höheren Ausmaß auf Vernetzung und sehen in dieser zukunftsorientierten<br />

Wirtschaftspolitik große Potenziale. Jetzt gilt es, die Zeichen der Zeit zu erkennen<br />

und konkrete Umsetzungsmaßnahmen zu setzen.<br />

Wachstum durch Innovation<br />

Die Cluster-Politik ist ein relativ junges Gebiet der Wirtschaftspolitik. Durch dynamische<br />

Unternehmensnetzwerke werden dabei Wachstum und Innovation erzielt. Die<br />

Cluster-Philosophie ist mittlerweile in den meisten europäischen Staaten ein wichtiges<br />

Thema. An die 200 organisierte Cluster-Initiativen haben bewiesen, dass durch<br />

gezielte Zusammenarbeit wichtige Wettbewerbsvorteile erzielt werden können. Doch<br />

das Potenzial ist noch viel größer: Experten gehen von bis zu 500 möglichen Cluster-<br />

Initiativen aus. Diese Netzwerke könnten sich an der in Oberösterreich erprobten und<br />

bewährten Cluster-Methodik orientieren, denn dieses Bundesland hat sich zu einer<br />

wahren Modellregion entwickelt. Die Erfahrungen haben aber auch gezeigt, dass die<br />

Vernetzung weiter voranschreiten muss. „Go international“ ist dabei das Gebot der<br />

Stunde. Angesichts immer stärker international ausgerichteter Märkte, der steigenden<br />

Bedeutung der Exporttätigkeit und einer durch die Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

ausgelösten allgemeinen Zunahme der Geschwindigkeit im Wirtschaftsleben<br />

erhält der Netzwerkgedanke eine zusätzliche Dimension.<br />

356


Harald Hochgatterer, Gerlinde Pöchhacker<br />

Europa ist gefragt<br />

Einzelne Unternehmen werden langfristig nur dann überleben können, wenn sie sich<br />

mit anderen zusammenschließen und so eine Größe erreichen, die sie am <strong>internationale</strong>n<br />

Markt bestehen lässt. Das ist auch angesichts der verschwindenden nationalen<br />

Grenzen von zunehmender Bedeutung. Die nationalen Identitäten und Gepflogenheiten<br />

werden zunehmend mit einer europäischen Identität ergänzt. Diese Entwicklung gilt es<br />

jetzt vehement zu unterstützen, weiter zu entwickeln und vor allem auch geeignete Unterstützungsmaßnahmen<br />

für die Unternehmen anzubieten. Gefragt ist dabei natürlich<br />

die Europäische Union. Durch ein Europäisches Cluster-Netzwerk als eine Innovations-<br />

und Kooperationsplattform könnte etwa die Basis für einen branchenspezifischen<br />

und methodischen Know-how-Austausch geschaffen werden. Durch die Kooperation<br />

von Branchen-Netzwerken könnte die kleinstrukturierte europäische Wirtschaft mehr<br />

Schlagkraft im Wettbewerb mit Amerika und Asien erhalten.<br />

Europäisches Cluster-Netzwerk forcieren<br />

Die Richtung dabei ist klar: Durch die projekthafte Zusammenarbeit und die Bündelung<br />

von europäischen Netzwerken können globale Projekte angegangen werden,<br />

die ein Cluster allein nicht bewältigen könnte. Dadurch werden für die Partner neue<br />

Marktzugänge erschlossen, der Zugang zu Forschungswissen verbreitert und eine<br />

Stärkung der europäischen Identität erreicht. Realisieren ließe sich ein Europäisches<br />

Branchen-Netzwerk relativ rasch und ohne nennenswerten finanziellen Aufwand.<br />

Die Zeichen der Zeit stehen ganz eindeutig auf Fortschritt durch Vernetzung. Jetzt gilt<br />

es darauf entsprechend zu reagieren.<br />

Anmerkungen<br />

* Mag. Harald Hochgatterer ist zuständig für Unternehmenskommunikation bei der OÖ. Technologie-<br />

und Marketinggesellschaft mbH in Linz. Mag. Gerlinde Pöchhacker ist Prokuristin<br />

und Leiterin Cluster-Management bei der OÖ. Technologie- und Marketinggesellschaft mbH.<br />

in Linz.<br />

1 Alle Informationen zum Clusterland OÖ:<br />

Prok. Mag. Gerlinde Pöchhacker<br />

OÖ. Technologie- und Marketinggesellschaft mbH<br />

Telefon: 070-79810-5063<br />

E-Mail: clusterland@tmg.at<br />

Homepage: www.clusterland.at, www.tmg.at<br />

2 Informationen: www.automobil-cluster.at<br />

3 Tier 1-Zulieferunternehmen sind Zulieferunternehmen der obersten Ebene (=Systemlieferanten).<br />

357


4 Informationen: www.kunststoff-cluster.at<br />

5 Informationen: www.m-h-c.at<br />

6 Informationen: www.lebensmittel-cluster.at<br />

7 Informationen: www.gesundheits-cluster.at<br />

8 Informationen: www.mechatronik-cluster.at<br />

9 Informationen: www.oec.at<br />

358


17 BEDEUTUNG DER ANALYSE INTERNATI-<br />

ONALER WIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN<br />

Michael Landesmann, Julia Wörz*<br />

Die Analyse <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen wandelte sich historisch gesehen<br />

sowohl in theoretischer als auch in empirischer Hinsicht: In theoretischer Hinsicht<br />

wurde das Fachgebiet der Wachstums- und Entwicklungstheorie zunehmend in die<br />

Handelstheorie und in jüngerer Zeit auch in die Analyse von Firmenstrategien und<br />

Marktstrukturen integriert. Empirisch betrachtet bildete sich eine systematische Form<br />

der Analyse erst in der Zwischenkriegszeit heraus und erfuhr mit der umfassenderen<br />

und systematischen Erstellung von Statistiken (u.a. auch durch <strong>internationale</strong> Organisationen)<br />

und der starken qualitativen Verbesserung der Methodik der quantitativen<br />

Analyse einen Aufschwung, der sich auch in der Gründung von wirtschaftlichen Forschungsinstitutionen<br />

niederschlug. Für den vorliegenden Beitrag wurden quantitative<br />

Input-Maßzahlen zur Beurteilung der österreichischen Expertise im Bereich der empirischen<br />

Analyse <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen im Vergleich zu anderen,<br />

kleinen, westeuropäischen Ländern erhoben. In Österreich sind überdurchschnittlich<br />

viele empirische Wirtschaftsforscher tätig, gleichzeitig ergibt sich jedoch eine relativ<br />

starke Inlandsorientierung in der Forschung. Weiters zeichnet sich Österreich durch<br />

eine geringe Vernetzung mit der Grundlagenforschung an den Universitäten aus.<br />

Angesichts der derzeitigen globalen und v.a. der europäischen Integrationsprozesse<br />

sowie der besonderen geographischen Lage erscheint das Know-how der <strong>internationale</strong>n<br />

Wirtschaftsbeziehungen gerade für Österreich von besonderer Bedeutung zur<br />

Nutzung der sich bietenden wirtschaftlichen Chancen zu sein.<br />

17.1 Einleitung<br />

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Rolle von Know-how im Bereich der wissenschaftlichen<br />

Analyse <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen sowie mit Institutionen, die<br />

dieses Know-how besitzen und auch in Beratungstätigkeit zur Anwendung bringen.<br />

Im Detail werden folgende Fragestellungen behandelt:<br />

• Worin besteht dieses Know-how und ist dieses in den jetzigen historischen und<br />

geographischen Umständen besonders wichtig?<br />

• Welche Institutionen braucht man um dieses Know-how zu besitzen und es nützlich<br />

einzusetzen?<br />

• Wie sind die Institutionen in unterschiedlichen Ländern organisiert, besonders in<br />

europäischen Kleinstaaten?<br />

• Was sind die besonderen Aufgaben in diesem Bereich in Österreich?<br />

359


17.2 Zur Entwicklung der Analyse <strong>internationale</strong>r<br />

Wirtschaftsbeziehungen<br />

Die Analyse <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen ist wohl einer der ältesten Zweige<br />

der Wirtschaftstheorie. Schon sehr früh gab es eine starke Beziehung zwischen Außen<strong>wirtschafts</strong>-<br />

und Wachstumstheorie (siehe A. Smith’s „Wealth of Nations” aber auch<br />

Beiträge von James Steuart, David Ricardo, etc.). Die Fragen, welche immer wieder<br />

gestellt wurden, bezogen sich besonders auf die Beziehungen zwischen <strong>internationale</strong>m<br />

Handel (und damit verbunden handels<strong>politische</strong>n Regimes) und strukturellen<br />

wirtschaftlichen Entwicklungen bzw. Wohlfahrts- und Wachstumseffekten. Mit der<br />

Entwicklung der statischen (neoklassischen) Allokationstheorie im späten 19. Jahrhundert<br />

(L. Walras, C. Menger, A. Marshall) wurde einerseits das Studium <strong>internationale</strong>r<br />

Handelsbeziehungen von der Analyse von Wachstums- und Entwicklungsprozessen<br />

etwas losgelöst, andererseits wurden wichtige Effekte <strong>internationale</strong>r wirtschaftlicher<br />

Integration auf Verteilungsstrukturen herausgearbeitet; diese wurden auch in der jüngsten<br />

Debatte bezüglich der Effekte der „Globalisierung” zur Anwendung gebracht (siehe<br />

z.B. Feenstra und Hanson, 2001). Es wurde gezeigt, dass Strukturwandel, welcher<br />

durch <strong>internationale</strong> Produktionsspezialisierung bedingt ist, sehr wohl zu dramatischen<br />

Effekten („Vergrößerungseffekten”) in der funktionalen Einkommensverteilung<br />

führen kann. Anders ausgedrückt, es gibt Gewinner und Verlierer von <strong>internationale</strong>n<br />

Integrationsprozessen und das nicht nur relativ, sondern auch absolut (siehe Stolper-Samuelson<br />

Theorem) – auch wenn die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt durch<br />

derartige Integrations- und Spezialisierungsprozesse gesteigert wird (und daher die<br />

Mittel existieren, um die „Verlierer” zu kompensieren).<br />

Ab etwa 1970 gab es eine rapide Entwicklung „neuerer Handelstheorie” (sie wird mit<br />

den wichtigen Beiträgen von Krugman, Helpman, und Ethier begründet), die neue<br />

analytische Bausteine, insbesondere die Betrachtung unvollkommenen Wettbewerbs,<br />

zunehmender Skalenerträge und intra-industrieller Produktdifferenzierung in die Analyse<br />

von Handelsbeziehungen einbaute. Dies erlaubte eine viel stärkere Betonung der<br />

Determinanten von Handelsströmen zwischen entwickelten Wirtschaften (intra-industrieller<br />

Handel), welche empirisch einen Großteil der <strong>internationale</strong>n Handelströme bilden.<br />

Das neue analytische Instrumentarium eröffnete – verglichen mit der klassischen<br />

Handelstheorie – ein viel breiteres Spektrum von handels<strong>politische</strong>n Implikationen.<br />

Es lieferte auch fundierte Argumente zur wohlfahrtsökonomischen Untermauerung<br />

bestimmter handels<strong>politische</strong>r und auch industrie<strong>politische</strong>r Interventionen (siehe<br />

z.B. Brander, 1995).<br />

360


Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

Mit der sich parallel entwickelnden, „endogenen Wachstumstheorie” – so genannt, weil<br />

sie die Determinanten von technologischem Fortschritt und daher von Produktivitätswachstum<br />

endogenisiert – ergab sich wieder verstärkt die Möglichkeit, Wachstums-<br />

und Entwicklungstheorie in die Handelstheorie zu integrieren (siehe insbesondere das<br />

synthetische Werk von Grossman und Helpman, 1991). Gleichzeitig gab es starke<br />

Fortschritte in der empirischen und letztendlich auch theoretischen Analyse von <strong>internationale</strong>n<br />

Direktinvestitionen und den Hauptträgern dieser Investitionsströme, den<br />

multinationalen Unternehmen (siehe die Beiträge von Markusen, 1995, 2002).<br />

Diese theoretischen Entwicklungen erlaubten nun nicht mehr nur die getrennte Analyse<br />

des <strong>internationale</strong>n Austausches von Gütern und Dienstleistungen (Produktmarktintegration),<br />

sondern auch die gleichzeitige Analyse der Determinanten und Effekte von<br />

Direktinvestitionen (<strong>internationale</strong> Kapitalmarktintegration) sowie – in weiterer Folge<br />

– von Migrationsströmen (i.e. direkte Arbeitsmarktintegration) und der wechselseitigen<br />

Beziehungen zwischen diesen drei Dimensionen <strong>internationale</strong>r wirtschaftlicher<br />

Integration. Man kann somit im jetzigen Stadium davon sprechen, dass in den letzten<br />

Jahrzehnten große Fortschritte in der Entwicklung einer Synthese von analytischem<br />

und empirischem Verständnis unterschiedlicher Bereiche <strong>internationale</strong>r Integrationsprozesse<br />

gemacht wurden. Ein zusätzliches und für das Verständnis globaler Entwicklungsprozesse<br />

wichtiges Anwendungsgebiet dieser Erkenntnisse ist die Analyse von<br />

regional beschränkten Integrationsprozessen („Regionalismus”). Hier geht es darum,<br />

die Effekte einer verstärkten regionalen Integration (z.B. EU, NAFTA, ASEAN+3,<br />

Mercosur, etc.) auf globale und regionale Entwicklungen zu verstehen. Diese werden<br />

oft nicht nur von handels<strong>politische</strong>n Präferenzen getragen, sondern können auch von<br />

weitergehenden <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n Maßnahmen wie Abstimmung bzw. Koordination<br />

von Wettbewerbs-, Steuer-, Währungspolitik etc. getragen werden (siehe z.B. die<br />

Überblicksartikel von Panagariya, 2000, Baldwin und Venables, 1995).<br />

Im Bereich der normativen Analyse der Handelspolitik wurden die Entwicklungen im<br />

Bereich der „neueren Handelstheorie” bereits erwähnt. Ein zusätzliches dynamisches<br />

Forschungsgebiet ist die Analyse der <strong>politische</strong>n Mechanismen, welche die Formulierung<br />

nationaler und <strong>internationale</strong>r Wirtschaftspolitik bestimmen. Dieses Gebiet,<br />

welches zu einer Integration von politik- und <strong>wirtschafts</strong>wissenschaftlichen Ansätzen<br />

im Bereich der „neuen <strong>politische</strong>n Ökonomie” geführt hat (siehe insbesondere das<br />

Werk von Grossman und Helpman, 2002), erlaubt ein Verständnis der tatsächlichen<br />

handels<strong>politische</strong>n Positionen von Ländern und Ländergruppen und deren strategischer<br />

interaktiver Dynamik.<br />

Die letzten beiden Gebiete, die wir in diesem kurzen Abriss der Entwicklung der Analysen<br />

<strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen erwähnen wollen, sind einerseits die<br />

verstärkte Analyse von Firmenstrategien, Marktstrukturen und <strong>internationale</strong>r Verflech-<br />

361


tung (siehe Marin und Verdier, 2002, Neary, 2003), andererseits die Entwicklungen im<br />

Bereich der „Neuen Wirtschaftsgeographie” (siehe Fujita, Krugman, Venables, 1999).<br />

In letzterem Gebiet, welches wiederum durch Beiträge von Krugman wiederbelebt<br />

wurde, geht es um die wichtige Frage der Lokation von ökonomischen Aktivitäten,<br />

der Determinanten von Agglomerations- bzw. Peripherisierungstendenzen. Dieser<br />

Forschungsbereich versucht eine umfassende Analyse der regionalen Entwicklung<br />

in größeren Wirtschaftsräumen, wie z.B. in der erweiterten EU, zu geben. In diesem<br />

Bereich ist <strong>internationale</strong> Wirtschaftsanalyse ganz eng mit Regionalökonomie zusammengewachsen<br />

und erlaubt die Analyse wichtiger standort<strong>politische</strong>r Fragestellungen<br />

(ein wichtiger jüngerer Beitrag auf diesem Gebiet ist Fujita und Thisse, 2002).<br />

17.3 Theorie und Empirie – die Rolle von Datenbanken<br />

und Forschungsinstituten<br />

Während klassische <strong>wirtschafts</strong>analytische Studien empirische Beobachtungen eher<br />

in der Form qualitativer und <strong>wirtschafts</strong>historischer Beispiele anstellten, entwickelte<br />

sich eine systematische empirische Wirtschaftsforschung erst in der Zwischenkriegszeit<br />

und erfuhr dann eine explosive Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg. Der Grund<br />

für diese Entwicklung liegt in der umfassenderen und systematischen Erstellung von<br />

Statistiken und der starken qualitativen Verbesserung der Methodik der quantitativen<br />

Analyse (siehe z.B. Morgan, 1990). Durch Bemühungen <strong>internationale</strong>r Organisationen<br />

(z.B. Vereinheitlichung der statistischen Erfassung der Volkseinkommensrechnung)<br />

wurden Datensätze zunehmend nach einheitlichen Kriterien erfasst und waren daher<br />

für vergleichende <strong>internationale</strong> Studien geeignet. Natürlich führte auch die „Internationalisierung”<br />

von ökonomischer Theorieentwicklung und die nun weit verbreitete Kenntnis<br />

ökonometrischer Methoden dazu, dass sich Studien zunehmend auf einheitliche<br />

theoretische und statistisch-methodische Fundamente stützten. Dies ist in anderen<br />

Bereichen der Wirtschaftsanalyse (z.B. Makro-, Arbeitsmarkt-, Industrieökonomie)<br />

ebenso der Fall wie in den Bereichen <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Die Entwicklung von wirtschaftlichen Forschungsinstitutionen, welche die Möglichkeit<br />

bieten, die Vorteile interner Projektzusammenarbeit und die Zusammenlegung unterschiedlicher<br />

Kompetenzen auszunützen, ist ebenfalls eine historische Erscheinung,<br />

die auf die Zwischenkriegszeit zurückgeht. Im Bereich der Konjunkturanalyse (Harvard<br />

Barometer, Berliner Institut für Konjunkturanalyse), aber auch schon im Bereich der<br />

Analyse <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen (z.B. Kieler Institut für Weltwirtschaft;<br />

Hamburger Institut für Seeverkehr, etc.), wurde damals die Notwendigkeit erkannt, dass<br />

die Erstellung solider Datensätze und deren kontinuierliche Analyse die Zusammen-<br />

362


Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

legung von größeren administrativen und persönlichen Ressourcen erfordert. Nach<br />

dem 2. Weltkrieg gab es eine dramatische Entwicklung der Techniken quantitativer<br />

empirischer Wirtschaftsforschung sowie eine starke Zunahme von Datenerfassung,<br />

welche auch durch die Aktivitäten einer Vielzahl <strong>internationale</strong>r Organisationen (UN,<br />

OECD, ILO, IWF, Weltbank, UNCTAD, etc.) begünstigt wurde. Die jüngsten Entwicklungen,<br />

besonders informationstechnologischer Art, haben es mit sich gebracht, dass<br />

auch der Zugang von Einzelwissenschaftern zu <strong>internationale</strong>n Datenbanken und<br />

<strong>internationale</strong>n Forschungsergebnissen viel leichter geworden ist. Dies impliziert,<br />

dass auch Kontakte von Forschungszentren mit Einzelforschern intensiviert werden<br />

können und Arbeitsbeziehungen nicht nur mit Mitarbeitern, welche direkt in den<br />

Forschungszentren angestellt sind, entstehen. Internationale Forschungsnetzwerke,<br />

welche Einzelwissenschaftler und Forschungsinstitute inkorporieren, sind jetzt viel<br />

üblicher und werden auch von den Forschungsprogrammen der EU stark gefördert.<br />

Wichtig ist dabei, dass Infrastrukturkosten (Zugang zu Datenbanken, buchhalterische<br />

Administration, etc.) die Bildung derartiger Netzwerke nicht behindern. Der Zugang<br />

auch für nicht-kommerzielle Forschungsinstitute zu <strong>internationale</strong>n Datenbanken<br />

(inklusive EU-Statistiken) sind immer noch sehr teuer (für Einzelforscher meist unerschwinglich)<br />

und macht eine Vernetzung von nationalen Forschungseinrichtungen zur<br />

gemeinsamen Benutzung, Betreuung (Schreiben von benutzerfreundlicher Software,<br />

akkurates Updaten, Bereitstellen von Basisindikatoren und graphischen Darstellungen)<br />

und Kosteneinsparung sinnvoll.<br />

In dem jetzigen <strong>internationale</strong>n Kontext gibt es eine erhöhte Nachfrage nach wissenschaftlich<br />

gut abgestützter Politikberatung. Internationale Integration führt zu einer<br />

stärkeren qualitativen Herausforderung in der Politikformulierung. Die Interaktion mit<br />

<strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n Entscheidungsträgern anderer Länder sowie mit <strong>internationale</strong>n<br />

Institutionen (IWF, Weltbank, OECD, etc.) und den Koordinationsinstitutionen der<br />

regional integrierten Wirtschaftsräume (EU, NAFTA, ASEAN, etc.) hat sich in den<br />

letzten Jahrzehnten stark intensiviert. Dies stellt einen wichtigen Impetus dar, die<br />

Formulierung von <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n Strategien und von Verhandlungspositionen<br />

auf nationaler und regionaler Ebene auf eine rigorosere, wissenschaftlich fundiertere<br />

Basis zu stellen als dies früher der Fall war, als die <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Diskussion<br />

noch vorwiegend auf nationaler Ebene geführt wurde. Dazu kommt noch, dass in<br />

der jetzigen Phase die EU noch als Staatenbund und nicht als föderalistische Einheit<br />

agiert. In diesem Kontext ist der Druck auf Kleinstaaten besonders hoch, die Qualität<br />

der Beiträge nicht hinter der größerer Staaten nachhinken zu lassen, um nicht<br />

Einbußen in der wissenschaftlichen Untermauerung ihrer Positionen und in ihrer<br />

Verhandlungsmacht hinnehmen zu müssen. Da die Mittel von Kleinstaaten jedoch<br />

absolut limitierter sind, ist es besonders wichtig, diese Mittel effizient einzusetzen, um<br />

363


das Qualitäts-Ressourceneinsatz-Verhältnis zu maximieren. Natürlich bildet sich eine<br />

Agglomeration von statistischer, analytischer und <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>r Kompetenz in<br />

den Institutionen und Entscheidungsgremien der über-regionalen Entscheidungsträger<br />

(EU) heran, welche einerseits eine Asymmetrie zu den Möglichkeiten auf nationaler<br />

Ebene schafft (besonders in Kleinstaaten), aber andererseits auch Zugang zu Knowhow<br />

bringt (besonders auf dem Gebiet von Vergleichsstudien), welches vordem national<br />

kaum aufzubauen war. Daher ist es wichtig, die Kompetenz auf nationaler und<br />

regionaler Ebene zu haben, dieses Know-how zu absorbieren und für eigene Zwecke<br />

verwenden zu können.<br />

Im Rahmen der Prozesse <strong>internationale</strong>r Integration partizipieren <strong>wirtschafts</strong>wissenschaftliche<br />

Forschungsinstitutionen zunehmend in international koordinierten Großprojekten,<br />

für die ein laufender Zugang zu <strong>internationale</strong>n Statistiken und eine starke<br />

Vernetzung der wissenschaftlichen Kapazitäten der partizipierenden Institutionen<br />

eine absolute Notwendigkeit darstellen. Die beste Forschung – das gilt sowohl im<br />

Grundlagenbereich als auch in der angewandten Forschung – wird jetzt in einem<br />

stark internationalisierten Kontext betrieben, im Rahmen von rigorosen <strong>internationale</strong>n<br />

Ausschreibungsverfahren, „peer-group reviews” und einem starken qualitativen<br />

<strong>internationale</strong>n Wettbewerb. Die Präsenz von Centres of Excellence auf nationaler<br />

Ebene ist eminent wichtig, um hier auf dem Gebiet der international anerkannten<br />

Forschung mithalten zu können. Von der Existenz derartiger Zentren profitiert dann<br />

wiederum ein Umfeld von Forschern in Universitäten, Studenten in post-gradualer<br />

Ausbildung und auch Forschergruppen in Nachbarländern, welche von der regionalen<br />

Vernetzung profitieren.<br />

17.4 Besondere Aspekte der Analyse <strong>internationale</strong>r<br />

Wirtschaftsbeziehungen in Österreich<br />

In Österreich verdient in der jetzigen historischen Situation die Analyse <strong>internationale</strong>r<br />

Wirtschaftsbeziehungen ganz besondere Aufmerksamkeit: Österreich befindet sich<br />

an der Schnittstelle des „Erweiterungsprozesses” der EU, d.h., es muss sich ganz<br />

besonders mit der Frage der Integration von Wirtschaftsregionen mit sehr unterschiedlichen<br />

Einkommens-, Lohn- und Produktivitätsniveaus beschäftigen. Zusätzlich<br />

ist die jetzige Integrationsphase in der EU ein Fall von „deep integration” (Lawrence<br />

et al, 1996), sprich nicht nur eine Integration von Produkt-, Kapital- und (letztendlich<br />

auch) Arbeitsmärkten, sondern auch eine starke Adaptation von institutionellen und<br />

<strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n Rahmenbedingungen. Es ist daher eine Situation gegeben, in<br />

der alle Bereiche der <strong>internationale</strong>n Integrationsanalyse (siehe oben) stark gefordert<br />

364


Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

sind, um das regionale wirtschaftliche Umfeld Österreichs und dessen Wirkung auf<br />

die nationalen und regionalen Entwicklungen in Österreich analytisch und empirisch<br />

erfassen zu können. Eine gut fundierte <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Agenda kann daher nicht<br />

ohne sehr gute Kenntnis international vergleichender Wirtschaftsforschung und des<br />

Standes und der Dynamik eben dieser Integrationsprozesse auskommen.<br />

Im Folgenden nur ein kurzer Überblick der wichtigen außenwirtschaftlichen Themenbereiche,<br />

die für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs mittel- bis längerfristig<br />

besonders relevant sein werden:<br />

• Monitoring der Entwicklung und der Effekte der auf EU-Ebene betriebenen oder koordinierten<br />

Wirtschaftspolitik (Geld- und Fiskalpolitik, Wettbewerbs-, Forschungs-,<br />

Regionalpolitik, etc.): Die Analyse der unterschiedlichen Effekte der Handhabung<br />

dieser <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n Instrumente in verschiedenen nationalen und regionalen<br />

Kontexten ist ein wichtiges Forschungsgebiet, das natürlich auch die nationalen<br />

Standpunkte bezüglich der weiteren Entwicklungen von EU- und (verbliebener)<br />

nationaler Wirtschaftspolitik mitdefinieren kann.<br />

• Vergleich Österreichs mit erfolgreichen EU-Ländern: Vergleiche <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>r<br />

Strategien innerhalb der EU in wichtigen Bereichen der Standortpolitik<br />

(Steuersystem, wohlfahrtsstaatliche Institutionen, Entwicklung von Marktstrukturen,<br />

Arbeitsmarktorganisation, etc.) ist ein in den letzten Jahren intensivierter<br />

Themenbereich vergleichender Wirtschaftsanalyse, der für die Formulierung österreichischer<br />

Wirtschaftspolitik von großer Bedeutung ist.<br />

• Integrationsprozesse der neuen Mitgliedsländer in die EU: Hier wird es wichtig<br />

sein, die makroökonomischen und strukturellen Adaptationsprozesse mitzuverfolgen,<br />

welche die neuen Mitglieder der EU nach ihrem Beitritt durchlaufen. Diese<br />

Prozesse werden Österreich als direktes Nachbarland ganz besonders betreffen<br />

sowohl was die Wachstumsentwicklungen dieser Region anlangt als auch in<br />

Bezug auf die strukturellen und standort<strong>politische</strong>n Implikationen, welche sie für<br />

die österreichische Wirtschaft haben werden.<br />

Bevor wir zu weiteren geographischen Bereichen kommen, welche für österreichische<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>interessen von Bedeutung sind, noch kurz und selektiv zu einigen<br />

Themenbereichen, welche in mittlerer und längerer Frist mit Expertise zu verfolgen<br />

sein werden:<br />

• Entwicklungen in der handels<strong>politische</strong>n Agenda: Obwohl die Europäische Kommission<br />

die Vertretung der handels<strong>politische</strong>n Interessen der Mitgliedsländer<br />

übernommen hat, ist es im Interesse jedes EU-Landes, die Entwicklung der WTO<br />

und der EU-handels<strong>politische</strong>n Agenda (auch in bilateralen Verträgen) genau<br />

mitzuverfolgen: Erstens, weil diese Agenda Bereiche enthält, welche viel tiefer<br />

ins Wirtschaftsgeschehen eingreifen (Dienstleistungsbereiche, Liberalisierung<br />

365


vormals staatlich betriebener Bereiche, <strong>internationale</strong> Patentrechte, etc.) als dies<br />

in früheren Liberalisierungsrunden der Fall war, und zweitens, weil die Effekte der<br />

handels<strong>politische</strong>n Entwicklungen auf Drittstaaten (z.B. auf Ost- und Südosteuropa,<br />

auf die Mittelmeerregion) von unterschiedlichem Interesse für EU Mitglieder<br />

sind und diese unterschiedliche Interessenslagen auch in der Ausarbeitung der<br />

EU-Positionen artikuliert werden müssen.<br />

• Sektorale Entwicklungen: Internationale Integrationsprozesse betreffen verschiedene<br />

Sektoren in unterschiedlicher Weise und hier ist eine Verknüpfung von sektoralem<br />

Know-how und den Gegebenheiten <strong>internationale</strong>r Rahmenbedingungen<br />

und Wettbewerbsstrukturen geboten. Solch spezifische sektorale Expertise ist<br />

besonders notwendig im Agrarbereich, in Hightech-Bereichen, wo die Fragen<br />

<strong>internationale</strong>r Forschungsstandortpolitik besonders wichtig sind, sowie im Finanzbereich<br />

und in Bereichen produktionsnaher Dienstleistungen, in denen die<br />

<strong>internationale</strong> Vernetzung rapid zugenommen hat.<br />

• Preisentwicklungen, Wechselkursentwicklungen und umweltökonomische Verpflichtungen:<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>beziehungen sind immer auch maßgeblich von<br />

Preis- und monetären Entwicklungen geprägt. Wiederum betreffen Wechselkursentwicklungen<br />

(z.B. zu neuen Mitgliedsländern, solange diese nicht Vollmitglieder<br />

der Europäischen Währungsunion sind) nicht alle EU Mitgliedsstaaten in gleicher<br />

Weise, da die realwirtschaftliche und finanzwirtschaftliche Verknüpfung unterschiedlich<br />

ist. Ebenso ist der Einfluss von Schlüsselpreisen im Rohmaterialbereich<br />

(besonders des Rohölpreises) auf nationale und regionale Wirtschaftsgeschehen<br />

aufgrund unterschiedlicher Wirtschaftsstrukturen genau und spezifisch mitzuverfolgen.<br />

Dasselbe gilt für Kosten-/Nutzenimplikationen von international verhandelten<br />

umweltökonomischen Verpflichtungen.<br />

Kehren wir noch kurz zu anderen geographischen Fokusbereichen zurück, in denen<br />

Österreich spezifisches Know-how zur Untermauerung seiner <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>n<br />

Interessen weiterentwickeln sollte:<br />

• Entwicklungsprozesse in Südosteuropa: Der südosteuropäische Raum beinhaltet<br />

sowohl Länder, die bereits Kandidatenstatus erreicht haben (Bulgarien, Rumänien),<br />

als auch solche, welche darum angesucht haben (Kroatien, Mazedonien,<br />

Türkei) und/oder noch mit großen wirtschaftlichen und <strong>politische</strong>n Integrationsproblemen<br />

zu kämpfen haben (die Länder Ex-Jugoslawiens, Albanien). Die geographische<br />

Nähe Österreichs zu diesem Raum bedeutet ein hohes wirtschaftliches<br />

Interesse, die Entwicklungen mitzuverfolgen und auch aktiv an der Formulierung<br />

der nächsten EU-Erweiterungsstrategie beteiligt zu sein.<br />

• Geschäftsmöglichkeiten in Russland, Ukraine und anderen CIS-Ländern: In diesem<br />

Raum gibt es keine mittelfristigen Chancen der EU-Mitgliedschaft, wohl aber ein<br />

366


Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

starkes Interesse an verstärkten wirtschaftlichen Beziehungen mit dem EU-Raum.<br />

Mit der graduellen Bewältigung der Transformationsprobleme in diesen Ländern<br />

ist das Wachstumspotenzial in diesem Raum hoch und die Komplementarität mit<br />

den EU-Wirtschaftsstrukturen gegeben.<br />

• Wichtigkeit asiatischer Märkte und Produktionsstandorte: Die starke Wirtschaftsdynamik<br />

Südostasiens und jetzt auch Südasiens (Indien) bedeutet, dass österreichische<br />

Wirtschaftsinteressen (Exporte, Direktinvestitionen) zunehmend auch<br />

in diesem Raum liegen werden und ein Monitoring der Wachstumsdynamiken, der<br />

Spezialisierungs- und Wachstumstendenzen sowie von potenziellen Instabilitäten<br />

daher von Interesse ist.<br />

• Investitionsbedingungen in anderen globalen Regionen: Während die oben genannten<br />

Regionen aus unterschiedlichen Gründen (geographische Nähe, Vergleichsländer,<br />

Wachstumsdynamiken) für Österreichs außenwirtschaftliche Interessen<br />

und die Formulierung <strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong>r Strategien von besonderer<br />

Wichtigkeit sind, sollte auch ein gewisses Maß an Know-how bezüglich anderer<br />

geographischer Bereiche (Lateinamerika, Naher Osten, Afrika) in Österreich bestehen,<br />

da die weltwirtschaftliche Vernetzung sich auch auf diese Regionen bezieht<br />

und auch mit diesen Außen<strong>wirtschafts</strong>beziehungen bestehen und weitere<br />

Potenziale erschlossen werden können.<br />

17.5 Österreichische <strong>wirtschafts</strong>wissenschaftliche<br />

Institute im Internationalen Vergleich<br />

In diesem Abschnitt wird der Versuch unternommen, die österreichische Expertise im<br />

Bereich der empirischen Analyse <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen im Vergleich<br />

zu anderen kleinen europäischen Ländern zu beurteilen. Konkret erhoben wir folgende<br />

Daten bezüglich empirischer Wirtschaftsforschungsinstitute in Österreich, der Schweiz,<br />

den Niederlanden, Dänemark und Schweden: Zahl der Mitarbeiter und Zahl der Ökonomen,<br />

Art des Instituts (Forschung, Lehre, Politikberatung/Consulting), inhaltliche<br />

Spezialisierung (siehe dazu die Tabellen im Anhang dieses Kapitels) und nationale<br />

und <strong>internationale</strong> Kooperationen. Relevant für die vorliegende Analyse waren nur<br />

jene Institute, die sich auch explizit mit <strong>internationale</strong>n Wirtschaftsangelegenheiten<br />

befassten. D.h., all jene Institute, die sich ausschließlich mit der nationalen Konjunktur,<br />

mit spezifischen Themen wie z.B. Arbeitsmarkt, Umwelt, Klein- und Mittelbetrieben, etc.<br />

auseinander setzen, wurden nicht in die Berechnungen bzw. Betrachtungen aufgenommen.<br />

Das niederländische Forschungsinstitut für Agrarökonomie (LEI), das eine eigene<br />

Abteilung für Internationale Ökonomie hat, wurde hingegen sehr wohl berücksichtigt.<br />

367


Die Auswahl der Institute erfolgte aufgrund der persönlichen Einschätzung einzelner<br />

Wirtschaftsforscher in den jeweiligen Ländern. Dadurch ergab sich selbstverständlich<br />

eine subjektive Auswahl an Forschungseinrichtungen, die jedoch qualitativ zufriedenstellend<br />

sein dürfte, auch wenn die jeweilige Erfassung aller relevanten Institutionen<br />

nicht exakt dieselbe in allen fünf Ländern ist.<br />

Vorbehaltlich dieser Erfassungsproblematik ist die Anzahl der Institute je nach Land<br />

sehr verschieden. Österreich liegt mit fünf Forschungseinrichtungen (IHS, WIFO, wiiw,<br />

Institut für Europafragen IEF, IWI) gleichauf mit Schweden. In Dänemark konnten sechs<br />

Wirtschaftsforschungsinstitute identifiziert werden, in der Schweiz sieben und für die<br />

Niederlande ergaben sich acht relevante Einrichtungen (siehe dazu Tabelle 17.1). Bei<br />

der Zahl der Gesamtmitarbeiter liegt Österreich mit rd. 260 Mitarbeitern deutlich über der<br />

Schweiz (128), Dänemark (160) und Schweden (161). In den Niederlanden hingegen<br />

arbeiten rd. 638 Personen in den acht Instituten. Daraus lässt sich eine überdurchschnittliche<br />

Größe für österreichische und niederländische Institute ableiten. Mit teilweise nur<br />

drei bis fünf Mitarbeitern ist die durchschnittliche Institutsgröße vor allem in Dänemark<br />

und der Schweiz besonders klein. Diese besonders kleinen Institute sind häufig private<br />

Consulting-Unternehmen oder in Universitäten eingebundene Forschungszentren.<br />

Der Vergleich anhand der Zahl der Mitarbeiter ist gerade aufgrund der unterschiedlichen<br />

Administration der Forschungseinrichtungen (eigenständig versus in Universitäten<br />

eingebunden, öffentlich versus rein privatwirtschaftlich finanziert) mit einer Reihe von<br />

Problemen behaftet. Zum Beispiel sind in Schweden, Dänemark und der Schweiz<br />

jeweils drei bis fünf der berücksichtigten Institute innerhalb eines Universitätsinstituts<br />

eingerichtet und können daher auf die administrativen Einrichtungen der Universität<br />

zurückgreifen, während die vorwiegend eigenständigen Forschungsinstitute (z.B.<br />

in Österreich und den Niederlanden) ihre Administration selber bestreiten müssen.<br />

Weiters zeichnen sich einzelne Institute (WIFO und wiiw in Österreich, Central Planning<br />

Bureau in den Niederlanden) durch relativ große statistische Abteilungen aus,<br />

während in anderen Instituten die Datensammlung durch das wissenschaftliche Personal<br />

erfolgt. Eingedenk dieser Probleme in der Vergleichbarkeit ergibt sich folgendes<br />

Bild, wenn man nur das wissenschaftliche Personal der betrachteten Forschungsinstitute<br />

berücksichtigt: Mit rd. 110 Wirtschaftswissenschaftern liegt Österreich immer<br />

noch gut im absoluten Vergleich, allerdings sind die Unterschiede zu den anderen<br />

Vergleichsländern wesentlich geringer. In Dänemark arbeiten in den ausgewählten<br />

Instituten 67 Ökonomen, 85 in der Schweiz, 96 in Schweden und mehr als 400 in<br />

den Niederlanden.<br />

Für diesen Beitrag versuchten wir darüber hinaus die Zahl der Experten auf dem<br />

Gebiet Internationale Wirtschaftsbeziehungen zu ermitteln. Sofern diese Information<br />

nicht direkt aus den Internet-Seiten der einzelnen Institute hervorging, wurde folgender<br />

368


Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

Berechnungsschlüssel angewandt: Die Zahl der Spezialisierungsgebiete im Bereich<br />

Internationale Wirtschaftsanalysen (hierzu zählten wir Bereiche wie: Außenwirtschaft,<br />

Handel, EU-Integration und -Erweiterung, Globalisierung, Wettbewerbsfähigkeit, etc.)<br />

wurde durch die Gesamtzahl der Spezialisierungsgebiete der einzelnen Forschungseinrichtungen<br />

dividiert. Die Zahl der Experten auf dem Gebiet Internationale Volkswirtschaft<br />

ergab sich dann durch Multiplikation der Gesamtzahl der wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter mit diesem Gewicht.<br />

Internationaler Vergleich der Wirtschaftsforschungsinstitute Tab. 17.1<br />

Österreich Schweiz Niederlande Dänemark Schweden<br />

Zahl der Institute 5 8 8 6 5<br />

davon an einer Universität 1 5 5 3 3<br />

Zahl der Mitarbeiter (insgesamt) 261 128 638 160 161<br />

Zahl der Ökonomen 109 85 408 67 96<br />

Zahl der <strong>internationale</strong>n Ökonomen 30,5 38,3 51,8 25,9 34,1<br />

Anteil int. Ökonomen an Ökonomen 0,37 0,38 0,16 0,35 0,37<br />

Ökonomen pro Mio. Einwohner 13,5 11,8 25,3 12,4 10,8<br />

Int. Ökonomen pro Mio. Einwohner 3,8 5,3 3,2 4,8 3,8<br />

Bevölkerung (in Mio.) 8,1 7,2 16,1 5,4 8,9<br />

Es zeigt sich, dass die Reihung der Vergleichsländer nach der Zahl der Experten 1 pro<br />

Kopf der Bevölkerung wesentlich anders ausfällt als nach der absoluten Anzahl an<br />

Experten, auch wenn Österreich in beiden Fällen auf Platz vier unter den fünf Ländern<br />

rangiert. Im Wesentlichen bestätigt sich hier die negative Beziehung zwischen der<br />

Größe eines Landes und seiner Offenheit: In diesem Fall ergibt sich ein negativer<br />

Zusammenhang zwischen der Größe eines Landes und dessen Interesse an der<br />

Analyse <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen. Auch die Zahl der empirisch arbeitenden<br />

<strong>internationale</strong>n Ökonomen 2 nimmt relativ gesehen mit der Größe des Landes<br />

ab. Die beiden kleinsten Länder, Dänemark und die Schweiz, erreichen den größten<br />

Pro-Kopf-Durchschnitt an <strong>internationale</strong>n Ökonomen. Dänemark, welches aufgrund<br />

seiner geringen Größe (5,4 Mio. Einwohner) nur knapp 26 <strong>internationale</strong> Ökonomen<br />

aufweist, kommt mit einem Schnitt von 4,8 Experten pro Million Einwohner auf den<br />

2. Rang hinter der Schweiz (5,3 <strong>internationale</strong> Ökonomen pro Million bei 7,2 Mio.<br />

Einwohnern). Österreich und Schweden liegen sowohl bei der Einwohnerzahl mit 8<br />

bzw. 9 Mio. als auch bei den <strong>internationale</strong>n Ökonomen mit jeweils rd. 3,8 Experten<br />

pro Million Einwohner in etwa in der Mitte der Stichprobe. Österreich (siehe Tabelle<br />

17.2 im Anhang) weist also sowohl absolut als auch relativ gesehen ein hohes Ausmaß<br />

an Inlandsorientierung auf. Dies, obwohl zwei der fünf Institute (wiiw und Institut<br />

für Europafragen) den Schwerpunkt ihrer Forschung auf Fragen der <strong>internationale</strong>n<br />

369


Wirtschaftsbeziehungen bzw. <strong>internationale</strong> Vergleichsstudien richten. Dabei handelt<br />

es sich allerdings auch um relativ kleine Institute. In den beiden größten Instituten (IHS<br />

und WIFO) ergab sich hingegen aufgrund unserer Schätzungen ein relativ geringer<br />

Prozentsatz an <strong>internationale</strong>n Ökonomen.<br />

Die Niederlande, mit rd. 16 Mio. Einwohnern bei weitem das größte der fünf Länder,<br />

erreichen mit 3,2 <strong>internationale</strong>n Ökonomen pro Million Einwohner den geringsten<br />

Durchschnittswert. Wenig überraschend nehmen die Niederlande jedoch absolut<br />

gesehen mit rd. 52 <strong>internationale</strong>n Ökonomen den ersten Rang ein. So gesehen ist<br />

die empirische Wirtschaftsforschung in den Niederlanden ebenso wie in Österreich<br />

relativ stark auf das Inland konzentriert. Das mit Abstand größte Forschungsinstitut,<br />

das Central Planning Bureau in Den Haag, beschäftigt 101 Wissenschafter, davon<br />

17 <strong>internationale</strong> Ökonomen.<br />

Eine etwas genauere Analyse des erhobenen qualitativen Datenmaterials macht darüber<br />

hinaus deutlich, dass Österreich das einzige Land ist, in welchem die empirische<br />

Wirtschaftsforschung relativ getrennt von der Grundlagenforschung an den Universitäten<br />

erfolgt. Mit Ausnahme des Instituts für Europafragen an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien sind alle vier übrigen Institute eigenständig organisiert. In dieser Gruppe unterhält<br />

das IHS als einziges rechtlich eigenständiges Institut formelle Beziehungen zur<br />

Universität Wien und widmet darüber hinaus einen großen Teil seiner (personellen)<br />

Ressourcen der Grundlagenforschung sowie der postgradualen Ausbildung. Im Gegensatz<br />

dazu stehen die Schweiz und Schweden, wo beinahe zwei Drittel der betrachteten<br />

empirischen Wirtschaftsforschungsinstitute an einer Universität eingerichtet sind. In<br />

Schweden nimmt auch der wissenschaftliche Output in Form von Publikationen in<br />

anerkannten Fachzeitschriften einen hohen Stellenwert ein. 3<br />

Ein wesentlicher Aspekt dieser institutionellen Unterschiede liegt einerseits in der<br />

unterschiedlichen administrativen Infrastruktur, wobei eigenständige Forschungsinstitute<br />

hier durch eigene Statistikabteilungen und vor allem gut ausgebildete Statistiker<br />

bevorzugt sein dürften. Häufig ist auch der Zugang zu <strong>internationale</strong>n Datenbanken<br />

in eigenständigen Forschungsinstituten besser ausgebaut und effizienter organisiert.<br />

Andererseits ist die Zahl der Mitarbeiter in Instituten innerhalb einer Universität de<br />

facto durch Doktoratsstudenten sowie durch international renommierte, assoziierte<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter meist höher als im obigen Vergleich angenommen.<br />

Zusätzlich ist innerhalb der Universität die Möglichkeit einer stärkeren Vernetzung mit<br />

Grundlagenforschung und neuesten theoretischen Erkenntnissen gegeben.<br />

In den Niederlanden lassen sich ebenfalls viele Institute finden, die als eigene Kompetenzzentren<br />

(„Centres“) an den Universitäten beheimatet sind. Alleine die Universität<br />

Tilburg beherbergt 18 solcher Institute, davon drei, die sich mit Internationaler<br />

Ökonomie teilweise oder schwerpunktmäßig befassen (Center Applied Research,<br />

370


Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

GLOBUS – Schwerpunkt Globalisierungsfragen, IVO Development Research Institute).<br />

Zusätzlich sind gerade die Niederlande durch einige sehr große empirische Wirtschaftsforschungsinstitute<br />

gekennzeichnet, wie das bereits erwähnte, von Tinbergen<br />

gegründete, Central Planning Bureau mit 196 Mitarbeitern (davon 101 Ökonomen)<br />

oder das Agrarinstitut LEI in Wageningen (mit 300 Mitarbeitern). Weiters gibt es in den<br />

Niederlanden eine Reihe sehr eng spezialisierter Institute (im Arbeitsmarktbereich,<br />

für Kleine und Mittlere Unternehmen – KMU, etc.), welche hier nicht berücksichtigt<br />

wurden.<br />

In Dänemark sind in vieler Hinsicht ähnliche Beobachtungen zu machen. Einerseits gibt<br />

es eine starke Einbindung von empirischen Forschungsinstituten an den Universitäten,<br />

andererseits gibt es ebenfalls hochspezialisierte Institute, vor allem in den Bereichen<br />

Arbeitsmarkt, Sozialsysteme, Wohlfahrtsökonomie und Technologie/Forschung und<br />

Entwicklung. Hier sind die einzelnen Institute darüber hinaus noch im Inland relativ eng<br />

innerhalb von formellen Netzwerken wie z.B. DRUID, das verschiedene Universitäten<br />

umfasst, miteinander verbunden. Andererseits gibt es gerade in Dänemark besonders<br />

viele kleine private Forschungsinstitute mit einer starken Ausrichtung auf Consulting<br />

und Politikberatung (Copenhagen Economics, Oxford Research).<br />

Gemessen an quantitativen Input-Maßstäben (Zahl der Wissenschafter pro Kopf der<br />

Bevölkerung) erscheint die empirische Wirtschaftsforschung in Österreich durchaus gut<br />

vergleichbar mit der Situation in anderen, kleinen europäischen Ländern. Mit Ausnahme<br />

der Niederlande, welche – verglichen mit Österreich – bei doppelt soviel Einwohnern<br />

beinahe viermal so viele Ökonomen (in empirischen Wirtschaftsforschungsinstituten)<br />

aufweisen, liegt die Zahl der Ökonomen pro Million Einwohner in Österreich mit 13,5<br />

über dem Wert für Dänemark, der Schweiz und Schweden. Betrachtet man jedoch<br />

den geschätzten Wert der Experten auf dem Gebiet <strong>internationale</strong> Ökonomen, so liegt<br />

Österreich im Vergleich an vorletzter Stelle vor den Niederlanden. Die hier angestellte,<br />

vorläufige Analyse zeigt, dass Österreich durch einige wenige, dafür jedoch relativ<br />

große Institute charakterisiert ist. Entsprechend der auch in Deutschland vorherrschenden<br />

Tradition sind diese Institute meist als eigenständige Forschungseinrichtungen<br />

außerhalb der Universitäten eingerichtet. Daraus ergeben sich Vorteile bezüglich der<br />

administrativen Infrastruktur sowie des Zugangs, der fachgemäßen Aufbereitung sowie<br />

des Aufbaus nationaler und <strong>internationale</strong>r Datenbanken. Andererseits ist innerhalb<br />

der Universität die Vernetzung und Integration der jüngsten Erkenntnisse der Grundlagenforschung<br />

in die empirische Forschung u.U. besser gegeben.<br />

Es sei an dieser Stelle explizit darauf hingewiesen, dass die vorliegende Beurteilung<br />

der österreichischen Expertise alleinig auf Input-Messungen beruht und keine Indikatoren<br />

für die Quantität und Qualität des Outputs (Einfluss auf die Wirtschaftspolitik,<br />

Zahl und Art der Veröffentlichungen, etc.) erhoben wurden. Dies ist verständlicher-<br />

371


weise schwieriger zu erheben und würde wiederum ein hohes Maß an subjektiver<br />

Bewertung beinhalten. Gemessen am Input an Humankapital schneidet die empirische<br />

Wirtschaftsforschung in Österreich im <strong>internationale</strong>n Vergleich relativ gut ab, 4<br />

jedoch zeigt sich gleichzeitig eine überdurchschnittlich hohe Inlandorientierung in der<br />

empirischen Wirtschaftsforschung.<br />

In Anbetracht der EU-Erweiterung zusammen mit der besonderen, sich nun verändernden<br />

geographischen Position Österreichs – welches vom Rand des integrierten Europas<br />

in die Mitte rückt – sowie in Anbetracht des allgemeinen Globalisierungsprozesses<br />

ergibt sich gerade für Österreich eine besondere wirtschaftliche Situation, in der das<br />

Know-how der <strong>internationale</strong>n Wirtschaftsbeziehungen sowie dessen Entwicklung zur<br />

Nutzung der sich daraus bietenden Chancen von besonderer Bedeutung ist. Daher ist<br />

eine verstärkte Ausrichtung auf <strong>internationale</strong> ökonomische Zusammenhänge, gerade<br />

in der Forschung, von besonderem Interesse.<br />

17.6 Abschließende Betrachtungen<br />

In diesem kurzen Essay wurde zunächst die Wichtigkeit eines gezielten Ausbaus von<br />

Know-how im Bereich Außen<strong>wirtschafts</strong>beziehungen (oder: <strong>internationale</strong>r Integrationsprozesse)<br />

hervorgehoben. Besonders die Position Österreichs an der Schnittstelle<br />

von sich schnell integrierenden, aber – vom Entwicklungsniveau her – sehr heterogenen<br />

Wirtschaftszonen verlangt nach einer vertieften Kenntnis dieser Prozesse.<br />

Es wurde kurz dargestellt, dass jüngere analytische Entwicklungen zu einer starken<br />

Reintegration von Wachstums- und Integrationsanalyse, von Regional- und Außen<strong>wirtschafts</strong>forschung<br />

und zu einer synthetischen Betrachtung von Produkt-, Kapital-<br />

und Arbeitsmarktintegration geführt haben. Qualitativ stark verbesserte statistische<br />

Datensätze erlauben verbesserte Einsichten durch vergleichende Wirtschaftsforschung,<br />

die auch die Formulierung von „best practice”-Wirtschaftspolitik stark positiv<br />

beeinflussen kann.<br />

Es wurde hervorgehoben, dass Forschungsinstitutionen in Kleinstaaten besonderes<br />

Augenmerk auf die Qualität und Effizienz des Ressourceneinsatzes Wert legen<br />

müssen, um eine schlechtere Startposition in <strong>internationale</strong>n Verhandlungen auszugleichen.<br />

Die Spin-off-Effekte von international anerkannten Forschungszentren<br />

im Bereich der Analyse regionaler und <strong>internationale</strong>r Integrationsprozesse können<br />

besonders hoch sein, da diese nicht nur die nationale sondern auch die <strong>internationale</strong><br />

<strong>wirtschafts</strong><strong>politische</strong> Diskussion beeinflussen können.<br />

In einer ersten quantitativen Analyse zeigt sich, dass Österreich, verglichen mit anderen<br />

europäischen Kleinstaaten, ganz gut mit empirischen Wirtschaftswissenschaftern<br />

ausgestattet ist, in der Ausstattung mit Experten im Bereich <strong>internationale</strong>r Wirtschafts-<br />

372


Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

beziehungen jedoch eher im unteren Drittel liegt. Österreich hat auch – ähnlich wie<br />

Deutschland – eine institutionelle Forschungsstruktur, die viele Ressourcen in außeruniversitäre<br />

wirtschaftwissenschaftliche Institute investiert, was gewisse Vorteile, aber<br />

auch Nachteile mit sich ziehen kann; in diesem Fall muss besonderes Augenmerk<br />

auf eine intensive Interaktion mit Universitätsinstituten und mit wissenschaftlichem<br />

Universitätspersonal gelegt werden.<br />

Außerdem sollte der für den Forschungsprozess notwendige freie Zugang zu <strong>internationale</strong>n<br />

Datenbanken für die in diesem Bereich tätigen Forscher und Forschungsinstitute<br />

durch öffentliche Unterstützung und Netzwerkeinrichtungen gewährleistet sein.<br />

Anhang<br />

Die folgenden Tabellen geben eine Übersicht über die Größe und Ausrichtung empirischer<br />

Wirtschaftsforschungsinstitute in Österreich und in vergleichbaren, kleineren<br />

Ländern.<br />

373


Vergleich der österreichischen Institutionen Tab. 17.2<br />

IHS<br />

WIFO<br />

WIIW<br />

IEF<br />

IWI<br />

Institut für Höhere Österreichisches Institut Wiener Institut f. Int. Institut für Europafragen Industriewissenschaft-<br />

Studien<br />

für Wirtschaftsforschung Wirtschaftsvergleiche (Universität)<br />

liches Institut<br />

Mitarbeiter 94 100 36 19 12<br />

Ökonomen 35 41 17 7 9<br />

Internationale Ök. 5,8 8,2 9,6 4,7 2,3<br />

Art/Ausrichtung Grundlagenforschung, Empirie, Politikbera- Empirie, Politikbera- Wirtschaftsforschung, Empirie, Politik- und<br />

Empirie, Lehre tung,Grundlagenfortung,Grundlagenfor- Lehre<br />

UnternehmensberaschungschungtungSpezialisierungs-<br />

Gesundheitsökonomie Makroökonomie und Makroökonomische Zukunft der EU (Ver- Innovationsökonomie<br />

gebiete<br />

und -politik<br />

europäische Wirt- Studien<br />

fassungsentwicklungschaftspolitik<br />

und Erweiterung)<br />

Finanzwirtschaft Arbeitsmarkt, Ein- Ökonomische Inte- Außenbeziehungen Internetökonomie<br />

kommen und soziale gration<br />

der EU<br />

Sicherheit<br />

Internationale Wirt- Industrieökonomie, EU-Erweiterung Wirtschafts- und Wäh- Internationale Wirtschaft<br />

Innovation und int.<br />

rungsunionschaft<br />

Wettbewerb<br />

Arbeitsmarkt und Strukturwandel und Industrie und Handel Kapitalmarkt<br />

Sozialsysteme Regionalentwicklung<br />

Finanzwissenschaft Umwelt, Landwirt- Ausländ. Direktinves-<br />

und -politik<br />

schaft und Energie titionen<br />

374<br />

Arbeitsmärkte und<br />

Sozialsysteme<br />

Strukturwandel und<br />

neue Technologien<br />

Landwirtschaft<br />

Regionale Entwicklung


Vergleich der Schweizer Institutionen Tab. 17. 3<br />

Graduate Institute<br />

for International<br />

Economics<br />

Genf<br />

(Universität)<br />

SIAW St. Gallen<br />

- Schweizer<br />

Institut für die<br />

Außenwirtschaft<br />

CREA - Institute<br />

of Applied Macroeconomics<br />

Lausanne<br />

BAK Basel<br />

Economics<br />

Econcept Zürich KOF Zürich<br />

Konjunkturforschungsstelle<br />

der ETH<br />

(Universität)<br />

World Trade<br />

Institute Bern<br />

(Universität)<br />

(Universität)<br />

(Universität)<br />

Mitarbeiter 11 14 42 20 5 25 11<br />

Ökonomen 8 2 32 13 3 22 8<br />

Internationale Ök. 4,0 0,3 10,7 6,5 1,5 7,3 8,0<br />

Lehre<br />

Forschung und<br />

Consulting<br />

Wirtschaftsforschung<br />

Wirtschaftsforschung<br />

Wirtschaftsforschung<br />

Forschung,<br />

Beratung,<br />

Projektmanage-<br />

Art/Ausrichtung Forschung und<br />

Lehre<br />

ment<br />

Aussenwirtschaft<br />

Regionale und<br />

<strong>internationale</strong><br />

Analysen und<br />

Prognosen<br />

Branchenprognosen<br />

für<br />

Triade<br />

Gesamtwirtschaftliche<br />

Modelle und<br />

Analysen<br />

Energie, Verkehr,<br />

Umwelt<br />

Internationales<br />

Handelsrecht<br />

Spezialisierunggebiete<br />

Schweiz<br />

Wirtschaftspolitik<br />

und<br />

Ökonometrie<br />

Makroökonomie<br />

und Angewandte<br />

Quantitative<br />

Regionen in<br />

Europa<br />

Internationale<br />

Wirtschaft<br />

Ökonomie Public Management<br />

Methoden<br />

LINK-Modell Arbeitsmarkt<br />

und Ökonometrie<br />

Wirtschafts-,<br />

Finanz- und<br />

Sozialpolitik<br />

Arbeits- und<br />

Wohnungsmarkt,Wettbe-<br />

Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

werbsfragen<br />

Auftragsforschung<br />

Innovation,<br />

Wachstum und<br />

Beschäftigung<br />

Soziale Sicherheit,<br />

Integration<br />

und Beteiligung<br />

Wissenschaftsmanagement<br />

Marktdynamik<br />

und WettbewerbKonjunkturumfragen<br />

375


Vergleich der niederländischen Institutionen Tab. 17.4<br />

LEI - Agricultural<br />

economics<br />

research<br />

Institute Wageningen<br />

ESI-VU - Economic<br />

and<br />

Social Institute<br />

of the Free<br />

University<br />

IVO - Development<br />

Research<br />

Insitute<br />

(Universität)<br />

GLOBUS - Institute<br />

for Globalization<br />

and<br />

Sustainable<br />

Development<br />

CentER Applied<br />

Research<br />

(Universität)<br />

OCFEB -<br />

Research<br />

Centre for Economic<br />

Policy<br />

(Universität)<br />

SEO -<br />

Amsterdam<br />

Economics<br />

CPB -<br />

Central Planning<br />

Bureau<br />

376<br />

Mitarbeiter 196 41 27 14 14 11 35 300<br />

Ökonomen 101 34 23 13 12 8 15 210<br />

Internationale Ök 17 3,4 2,3 0,5 4,0 5,3 4,3 15<br />

Art/Ausrichtung Forschung Forschung/ Forschung Forschung Forschung Forschung Forschung/ Forschung<br />

Consulting<br />

Consulting<br />

Spezialisierung Arbeitsmärkte Arbeitsmarkt- Märkte und 13 Gebiete Globalisie- Arbeit Ländl. Agro-Busi-<br />

und Sozialökonomie Wettbewerb<br />

rung<br />

Haushalte in nessstaat<br />

und Bildung<br />

Entwicklungsländern<br />

Kurzfristige Soziale Umweltöko- darunter: NachhaltigEinkommens- Firmen und Soziale und<br />

Analysen und Sicherheit nomieInvestitionsrikeitverteilung Arbeiter im wirtschaftli-<br />

Steuerfragen<br />

sikeninternationache<br />

Studien<br />

len Umfeld in der Landwirtschaft<br />

Wachstum, Regionen und Wissen und<br />

New GoverGlobalisie- KMUs in<br />

Struktur- Transport Innovation<br />

nancerungEntwicklungswandel und<br />

ländernWissensöko-<br />

(Universität)<br />

(Universität)<br />

nmie<br />

Ursachen von<br />

Produktivitäts-<br />

Europäische<br />

Integration<br />

Regulierung<br />

und Wettbe-<br />

Wettbewerb<br />

und Regulie-<br />

wachstum<br />

werbspolitik<br />

rung<br />

Altern Risikomanagement<br />

im<br />

Primärgüterbereich<br />

Amsterdam<br />

Aviation<br />

Economics<br />

Physische<br />

Aspekte<br />

(Mobilität,<br />

Infrastruktur,<br />

etc.)<br />

Armut, Schulbildung<br />

und<br />

Gesundheit<br />

Internationale<br />

Wirtschaft<br />

Bildung


Vergleich der dänischen Institutionen Tab. 17.5<br />

CBS - Dep. of<br />

Industrial Economics<br />

and Strategy,<br />

Copenhagen<br />

Business School<br />

(Universität)<br />

IKE - Innovation,<br />

Knowledge and<br />

Economic Dynamics<br />

Aalborg<br />

(Universität)<br />

Danish Insitut for<br />

Studies in Research<br />

and Research Policy<br />

(Universität)<br />

Oxford Research CEBR - Centre for<br />

Economic and<br />

Business Research<br />

Copenhagen<br />

Economics<br />

Mitarbeiter 3 44 25 20 29 39<br />

Ökonomen 3 6 16 7 15 20<br />

Internationale Ök. 1,2 1,5 6,4 1,8 5,0 10,0<br />

Art/Ausrichtung Consulting Consulting Forschung Forschung Forschung und Forschung und<br />

Lehre<br />

Lehre<br />

Spezialisierung Klimapolitik Wohlfart und Wirtschaftswachs- Forschung über Evolutionäre Wirt- Technologie und<br />

Kompetenz tum<br />

Forschung schaftsmodelle Strategie<br />

Wettbewerbs- Industrialisierung HumankapitalbilForschungssta- Theorie der Firma Organisation<br />

politik<br />

und Regionalentdungtistiken wirtschaftlicher<br />

wicklung<br />

Aktivitäten<br />

Umweltökonomie Benchmarking Innovation and F&E Messungen Nationale Innovati-<br />

von dänischen Unternehmertum<br />

onssysteme<br />

und europäischen<br />

Arbeitsplätzen<br />

Internationaler<br />

Handel<br />

Wissenschaft und<br />

Gesellschaft<br />

Corporate Governance<br />

Regional-öknomie Nachhaltige<br />

Entwicklung und<br />

Corporate Governance<br />

Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Globalisierung<br />

und Europäische<br />

Regulierungsfragen<br />

Integration<br />

Soziale Sicherheit Ökonomische<br />

und ökologische<br />

Themen<br />

377


Vergleich der schwedischen Institutionen Tab. 17.6<br />

Konjunkturinstitutet Institute for Internatio- Trade Union Institute SITE - Stockholm IUI - Research Institute<br />

nal Economic Studies (Universität) School of Economics of Industrial Economics<br />

(Universität)<br />

(Universität)<br />

Mitarbeiter 60 39 14 18 30<br />

Ökonomen 36 15 11 8 26<br />

Internationale Ök. 9,0 7,5 4,1 4,8 8,7<br />

Art/Ausrichtung Forschung Forschung Forschung Forschung/Politikbe- Forschung<br />

ratung<br />

Spezialisierung Prognosen Makroökonomische Arbeitsmarktstudien TransformationslänWissensakkumulie- Analyse offener Volks- (17 Projekte)<br />

der: Institutionelle rung, Humankapital<br />

wirtschaften<br />

Herausforderungen und Wirtschaftswachstum<br />

378<br />

Unternehmensorganisation<br />

und Internatio-<br />

Außenhandel Makroökonomische<br />

Studien (2 Projekte)<br />

Geschäftsklima-<br />

Erhebungen<br />

nale Spezialisierung<br />

Ökonomie des Wohlfartsstaats<br />

Änderungen in Strukturwandel<br />

und Wachs-<br />

Makroökonomie Allgemeine Wirtschaftstheorie<br />

und<br />

tum (3 Projekte)<br />

Methodologie<br />

Umweltökonomie Einkommensverteilungs-<br />

und Vermögensstudien<br />

(2 Projekte)


Literaturverzeichnis<br />

Michael Landesmann, Julia Wörz<br />

Baldwin, R., Venables, A. (1995), Regional Economic Integration, Ch. 31, in: Handbook of International<br />

Economics, hrsg. von Grossman, G., Rogoff, K., North Holland Elsevier.<br />

Brander, J. A. (1995), Strategic Trade Policy, Ch.27, in: Handbook of International Economics,<br />

hrsg. von Grossman, G., Rogoff, K., North Holland Elsevier.<br />

Feenstra, R., Hanson, G. (2001), Globalisation, Production Sharing and Rising Inequalities, A<br />

Survey of Trade and Wages, NBER, WP 8377.<br />

Fujita, M., Krugman, P., Venables, A. (1999), The Spatial Economy, Cities, Regions and International<br />

Trade, MIT Press, Cambridge Mass.<br />

Fujita, M., Thisse, J-F. (2002), Economics of Agglomeration, Cities, Industrial Location and<br />

Regional Growth, Cambridge Univ. Press.<br />

Grossman, G., Helpman, E. (1991), Innovation and Growth in the Global Economy, MIT Press,<br />

Cambridge Mass.<br />

Grossman, G., Helpman, E. (2002), Interest Groups and Trade Policy, Princeton University<br />

Press.<br />

Marin, D., Verdier, T. (2002), Globalisation and the ‚New Enterprise’, CEPR Discussion Paper<br />

3640, London.<br />

Lawrence, R., Bressand, A., Ito, T. (1996), A Vision for the Economy: Openness, Diversity and<br />

Cohesion, Brookings, Washington.<br />

Markusen, J. (1995), The boundaries of multinational enterprises and the theory of international<br />

trade, Journal of Economic Perspectives, vol. 9 (2).<br />

Markusen, J. (2002), Multinational Firms and the Theory of International Trade; MIT Press.<br />

Morgan, M.S. (1992), The History of Econometric Ideas, Cambridge Univ. Press.<br />

Neary, P. (2003), Globalisation and market structure, in: Journal of the European Economic<br />

Association, April-May 2003, S. 245-271.<br />

Panagariya, A. (2000), Preferential Trade Liberalization: The Traditional Theory and New Developments,<br />

in: Journal of Economic Literature, Vol. 38 (2) S. 287-331.<br />

Anmerkungen<br />

* Univ.-Prof. Dr. Michael Landesmann ist wissenschaftlicher Leiter des Wiener Instituts für<br />

Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) und Professor für Volks<strong>wirtschafts</strong>lehre an der<br />

Johannes Kepler Universität Linz, Dr. Julia Wörz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am wiiw<br />

und Lehrbeauftragte an der Universität Wien.<br />

1 Die Bezeichnung Experten bzw. <strong>internationale</strong> Ökonomen erfasst lediglich jene Wissenschaftler,<br />

welche in den ausgewählten Instituten tätig sind. Daher werden all jene Experten,<br />

welche ausschließlich an den Universitäten forschen – somit der Großteil der <strong>internationale</strong>n<br />

Ökonomen, welche Grundlagenforschung betreiben – hier nicht berücksichtigt. Würde man<br />

379


den Vergleich weiter ziehen und Universitätsinstitute ebenfalls hereinnehmen, ergäbe sich<br />

vermutlich ein anderes Bild.<br />

2 Die Bezeichnung <strong>internationale</strong> Ökonomen wird stellvertretend für Wissenschaftler verwendet,<br />

welche in empirischen Forschungsinstituten im Bereich Internationale Wirtschaftsbeziehungen<br />

wie oben definiert arbeiten.<br />

3 Im Rahmen dieses Artikels war es nicht möglich, vergleichendes Datenmaterial über den<br />

Output der einzelnen Institute zu recherchieren.<br />

4 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Autoren dieses Beitrags mit der österreichischen<br />

Situation am besten vertraut sind. Genau genommen müsste ein gewisser Verzerrungsfaktor<br />

in Abzug gebracht werden, welcher die Tatsache reflektiert, dass die Wahrscheinlichkeit, alle<br />

relevanten Forschungseinrichtungen erfasst zu haben, für Österreich höher ist. Aufgrund der<br />

Tatsache, dass auch ohne Berücksichtigung dieses Faktors die Ergebnisse für Österreich<br />

nicht übermäßig gut waren, wurde von einer derartigen zusätzlichen Korrektur Abstand<br />

genommen.<br />

380


18 DAS „KLEINE“, DAS „GROSSE“ UND<br />

DAS „NEUE LERNEN“<br />

Harald Steindl*<br />

Der Weg des Daxue 1 besteht darin, die klare moralische Kraft zum Strahlen zu<br />

bringen, das Volk zur moralischen Erneuerung zu bewegen und beim Guten in<br />

seiner höchstvollendeten Form zu verharren. (Konfuzius)<br />

Zukunft beginnt in den Schulen. Diese schlichte Feststellung enthält nicht erst seit der<br />

Veröffentlichung der „PISA-Studie“ der OECD unglaubliche Sprengkraft. Während in<br />

Deutschland der nationale Notstand ausgerufen wurde, verfiel Österreich dem „Cordoba-Syndrom“.<br />

2 Obgleich die nackten Zahlen in allen Kategorien einen deutlichen<br />

Abstand zu den Punktbesten signalisierten, brach dank der klaren Distanzierung<br />

beinahe aller deutschen Bundesländer schriller Jubel aus. 3 Von New York bis Tokio<br />

überraschte die Fallhöhe der Neugriechen Hölderlins 4 . Das idealistische Bildungspathos<br />

war im harten Widerspruch mit den Erziehungswirklichkeiten zerstoben. 5 Wie<br />

konnte das großartige Erbe der Gebrüder Humboldt und der Weimarer Klassik so rasch<br />

verspielt werden, der geistige Humus für Legionen von Dichtern, Denkern, Musikern,<br />

Pädagogen, Juristen, Technologen und Erfindern 6 im Wechselspiel der Bonner und<br />

Berliner Republik so jäh veröden?<br />

Gerade Österreich hatte seit dem Vormärz voller Bewunderung gen Norden geblickt<br />

und seine Universitäten, Gymnasien, gewerblichen Lehranstalten, Grundschulen<br />

und Kindergärten immer wieder an deutschen Vorbildern orientiert. 7 Die gemeinsame<br />

Geschichte, Sprache und Kultur hatte die intensive Zusammenarbeit der Unterrichtsbehörden<br />

und Kultusministerien bis hin zu den Rechtschreibreformen und der gegenseitigen<br />

Anerkennung von Abschlüssen gefördert. Die bayrische Staatskanzlei sorgte<br />

für die Vermittlung. Das behutsame Nachahmen und Agieren im Windschatten des<br />

„Wirtschaftswunders“ und in den Spuren Ludwig Erhards war lange Zeit bequem und<br />

risikolos. Die Erkenntnis „Deutschland ist kein Bildungsland mehr.“ 8 ist eine Hiobsbotschaft<br />

für ganz Mitteleuropa, ein Fanal für Wissenschaft und Forschung. Nach dem<br />

ersten Schrecken dämmert das wahre Ausmaß der Misere: Wo liegen – jenseits des<br />

Desasters der Bundesrepublik und der Schweizer Eigenbrötelei 9 – unsere ureigenen<br />

Perspektiven?<br />

18.1 Schlüsselqualifikationen für die Wissensgesellschaft<br />

Die Brisanz von PISA 2000 10 und ihren Folgestudien verbirgt sich hinter der Fragestellung.<br />

Die Testreihe überprüft nicht die Erfüllung der Vorgaben aus Lehrplänen,<br />

Verordnungen für das Unterrichtswesen und Gesetzen, wie sie von Schulbehörden<br />

381


traditionell überwacht werden. Die OECD will wissen, „wie gut die Schüler/innen in den<br />

drei getesteten Kompetenzbereichen jene allgemeinen Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

erworben haben, die sie später als Erwachsene benötigen werden.“ 11 Den zentralen<br />

Referenzpunkt liefert ein dynamisches Modell des lebenslangen Lernens. Welche<br />

Basisqualifikationen sind erforderlich, damit eine erfolgreiche Anpassung an veränderte<br />

Gegebenheiten, Arbeitsbedingungen, Zeitumstände und kritische Herausforderungen<br />

gelingt. Was braucht ein 15/16-Jähriger, um im realen Leben, in Staat, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft bestehen zu können – und nicht nur unmittelbar nach seinem Abschluss,<br />

sondern nach Möglichkeit bis ins hohe Alter?<br />

Dieser ambitionierte Ansatz für eine weltweit angelegte, vergleichende Untersuchung<br />

verdient nach Inhalt und Methode höchste Anerkennung. OECD-Koordinator Schleicher<br />

und seinen Länderteams kommt das Verdienst zu, im Feld der empirischen Sozialforschung<br />

eine Pionierleistung vollbracht zu haben. Die Konzeption widerlegt im Keim<br />

die Unterstellung, die Tests verfolgten nur den Zweck, den Leistungsdruck zu erhöhen<br />

und die ökonomische Verwertbarkeit von Bildung zu erzwingen. Zur Illustration:<br />

„Lesekompetenz“ bedeutet, „geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über<br />

sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial<br />

weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“ 12 Der bekannte<br />

Spruch aus dem Zitatenlexikon für akademische Zeremonien und Abschlussfeiern:<br />

„Non scholae sed vitae discimus“ sollte auf seinen Realitätsgehalt hin überprüft werden.<br />

„Quod erat demonstrandum!“<br />

18.1.1 Zur Leistungsfähigkeit des Schulsystems<br />

Österreich konnte sich in der Punktetabelle zu PISA 2000 jeweils über dem OECD-<br />

Durchschnitt einreihen und landete in den Rankings am zehnten Platz bezüglich<br />

Lesekompetenz, am elften hinsichtlich mathematischer Grundbildung und im naturwissenschaftlichen<br />

Feld am achten Platz, d.h. in Summe jeweils am Ende des obersten<br />

Drittels. Die Ernüchterung kam mit der Lektüre des Kleingedruckten. 13 Unsere Schulen<br />

bieten mittlere Qualitäten zu exorbitanten Preisen. Österreich liegt bei den Ausgaben<br />

pro Schüler an der Spitze, beschäftigt ein Heer von teuren Beamten in der Schulaufsicht,<br />

leistet sich bei sinkenden Schülerzahlen eine nach dem Anciennitätsprinzip gut<br />

besoldete, in Summe überalterte Lehrerschaft, deren Pensionsbezüge noch Jahrzehnte<br />

die Haushalte belasten werden. Am Aufwand gemessen fallen die Ergebnisse eher<br />

bescheiden aus und auch die Qualität des Unterrichts gilt als dürftig.<br />

Die systembedingten Mängel sind in der Analyse der Zukunftskommission des Bundesministeriums<br />

für Bildung, Wissenschaft und Kunst (BMBWK) pointiert aufgelistet. 14<br />

Heterogene Angebote, suboptimale Schulwahl, schwierige Rahmenbedingungen (hohe<br />

382


Harald Steindl<br />

Regelungsdichte, geringe Autonomie, starre Strukturen) und bescheidene Professionalität<br />

der Lehrer/innen werden als Ursachen genannt. Die Fragen einer gerechten<br />

Leistungsbeurteilung seien ebenso ungelöst, wie die Dominanz der Noten ein nachhaltiges<br />

Lernen unterlaufe. Abweichend von den meisten OECD-Ländern zeigen sich<br />

bei den heimischen Schülern starke Einflüsse des kulturellen Milieus, der sozialen<br />

Herkunft und des Geschlechts. Besonders auffällig seien die großen Leistungsunterschiede<br />

innerhalb gleicher Schularten in Verbindung mit regionalen Differenzen. „Diese<br />

Ungleichheiten begünstigen in Summe Kinder aus Großstädten und aus höheren<br />

soziokulturellen Milieus.“ 15 Bis zum Ende der Volksschule dominiere eine positive<br />

Grundstimmung. Ab dem 10. Lebensjahr machen sich negative Entwicklungen im<br />

Bereich Motivation (Rückgang der Freude am Lernen) und Befinden (Angst, Stress,<br />

psychosomatische Beschwerden, Nachhilfe) immer stärker bemerkbar. Frustration,<br />

Verhaltensauffälligkeiten und Burn-out-Phänomene breiten sich aus.<br />

18.1.2 Mehr als ein Armutszeugnis<br />

Besondere Sorgen muss die erschreckende Leseschwäche unter den 15-Jährigen<br />

wecken, rund 4 % sind nach neun Jahren Schulpflicht Analphabeten geblieben, über<br />

10 % sind nicht in der Lage, zusammenhängende Texte in ihrem Sinn zu erfassen und<br />

zu verstehen. Die Zukunftskommission geht davon aus, dass „etwa 18 – 20 % der 16-<br />

Jährigen als schlechte Leser/innen einzustufen sind, die aufgrund ihrer eingeschränkten<br />

Lesekompetenz kaum zu einem selbstständigen Bildungserwerb in der Lage sind.“ 16<br />

Daraus resultiere eine „große Zahl von Jugendlichen, die jährlich mit fehlenden oder<br />

unzureichenden Basisqualifikationen einen Einstieg in den Arbeitsmarkt versuchen<br />

und häufig daran scheitern.“ 17 Von „Chancengleichheit und Privilegienabbau“ – den<br />

Lieblingsvokabeln der 68er-Generation – keine Spur.<br />

Unter Otto Glöckels 18 ideologischen Nachfahren wirken sich die sozialen Unterschiede<br />

besonders gravierend aus. Die gesellschaftlichen Benachteiligungen von Kindern aus<br />

Arbeiterhaushalten oder von Alleinerzieher/innen, von Flüchtlingen und Asylanten,<br />

von Schüler/innen nichtdeutscher Muttersprache werden weder durch städtische<br />

Sozialprojekte noch durch Integrationsprogramme bzw. durch gezielte Förderungen<br />

des Wiener Stadtschulrats in Zusammenarbeit mit den Sozialämtern abgebaut. Wer<br />

in eine Sonderschule verschlagen wird, der gerät in einen Teufelskreis aus Defiziten<br />

und Kompetenzmängeln, die sein gesamtes Fortkommen überschatten: Ein Stigmatisierungsprozess,<br />

der durch die Selektionsmechanismen auf allen Ebenen noch<br />

verstärkt wird. Das soziale Milieu und die familiären Beziehungen entscheiden über<br />

Lebenschancen und beruflichen Werdegang.<br />

383


Wenn ein Schulsystem bei mehr als einem Zehntel – nach PISA-Kriterien sogar bei<br />

rund einem Sechstel – seines Klientels mit dem primären Auftrag, die wichtigsten<br />

Kulturtechniken zu vermitteln, versagt, dann hat dies nicht nur für die Betroffenen<br />

und ihr persönliches Umfeld, sondern für das gesamte Gemeinwesen langfristige<br />

Konsequenzen. Jugendliche Analphabeten finden kaum eine Lehrstelle, sie haben<br />

damit auch auf den Arbeitsmärkten im Wandel keine Perspektive. Wer den Einstieg<br />

in eine geregelte Berufsausbildung nicht schafft, ist für die Arbeitswelt fast schon<br />

verloren. Ein Leben von der Sozialhilfe, am Tropf der Ämter und Behörden, ist vorgezeichnet.<br />

Stimmt die Einschätzung 19 , dass die Pflichtschulen derzeit per anno mehr<br />

als 3.000 Absolvent/innen ohne das notwendigste Rüstzeug und knapp 10.000 mit<br />

einem äußerst dürftigen Fundament entlassen, dann summiert sich die Zahl der für die<br />

Volkswirtschaft nur schwer Beschäftigungsfähigen in 40 Jahren des durchschnittlichen<br />

Erwerbslebens auf über eine halbe Million Menschen. Eine erbärmliche Lage, die<br />

sich, wie die Sozialforschung diagnostiziert, von Generation zu Generation milieuhaft<br />

vererbt, ist vorgezeichnet.<br />

Ohne energische Gegenmaßnahmen dürfte es an die 250.000 Mitbürger/innen auf<br />

Dauer verwehrt sein, jemals einen eigenen Beitrag zur Sicherung eines ausreichenden<br />

Einkommens zu leisten; sie sind – und das macht mehr als betroffen – von Geburt an<br />

von staatlicher Unterstützungen abhängig. Eines der wichtigsten Menschenrechte, das<br />

Grundrecht auf Erwerbsfreiheit, d.h. sich durch eigene Arbeit Unterhalt verschaffen<br />

zu können, wird durch ein öffentliches Schulwesen nicht befestigt, sondern – wie die<br />

Kritiker betonen – ausgehöhlt, in Summe ein skandalöser Zustand, eines sozialen<br />

und demokratischen Rechtsstaats unwürdig. Wie kann dieser Verwahrlosung und<br />

Marginalisierung begegnet werden?<br />

Eklatante Mängel in den Schlüsselqualifikationen zeigen sich bereits beim Einstieg in<br />

einen Lehrberuf. Wenn Jugendliche Schwierigkeiten haben, einen Ausbildungsplatz<br />

zu finden, dann liegen die Gründe nicht nur in der lauthals beklagten, sinkenden<br />

Bereitschaft der Unternehmen, Lehrlinge überhaupt zu beschäftigen und sich den<br />

Mühen des Berufsbildungsrechts zu unterziehen, immer öfter wird von Unternehmerseite<br />

über unzureichende Kenntnisse und gravierende Defizite berichtet. Das Institut<br />

für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) hat in Verbindung mit dem nationalen<br />

PISA-Zentrum jüngst eine Studie über Eingangsqualifikationen von Lehranfängern 20<br />

veröffentlicht und deutlich gemacht, dass gerade drei Viertel der Mädchen und nur<br />

zwei Drittel der männlichen Pflichtschulabsolventen über ein ausreichendes Wissen<br />

und Können verfügen, um die gestiegenen Anforderungen einer Lehre zu bewältigen.<br />

42 % der Jugendlichen mit Laufbahnverzögerungen (Repetenten) sind sehr schwache<br />

Leser und kommen damit für viele ihrer Wunschberufe nicht in Betracht. Wissens- und<br />

informationsbasierte Tätigkeiten sind ihnen ohne gezielte Förderungen und Kurse<br />

384


Harald Steindl<br />

völlig verwehrt. Während der Bedarf der Wirtschaft an gut qualifizierten Arbeitskräften<br />

kontinuierlich steigt 21 , drohen Arbeitslose ohne Abschluss jede Einstiegsmöglichkeit<br />

zu verlieren.<br />

Die Autoren der ibw-Studie setzen daher auf die „Verdeutlichung der wesentlichen<br />

Standards“ an den „institutionellen Nahtstellen“ der Bildungslaufbahnen. Um die Ergebnisse<br />

zu verbessern, sollten die seit Jahren praktizierten „Auffangnetze“ evaluiert<br />

und bewährte Modelle „auf Dauer gestellt“ werden. Entscheidend dürfte jedoch sein,<br />

„ob und in welchem Ausmaß man vor der Ausbildung ausreichend Motivation erreichen<br />

kann, um Bildungsdefizite (z.B. Rechnen und Deutsch mündlich) nachzuholen oder ob<br />

nur in integrierter Form ausreichend Lernmotivation aufzubauen ist.“ 22 Die Befragung<br />

der Lehrbetriebe und Berufsschüler/innen weist auf die entscheidenden Prägungen<br />

in Kindheit und Adoleszenz zurück. Ohne Neugierde, Freude am Unterricht, Lust<br />

auf Lernen und einer spielerischen Annäherung an Kommunikation und Information<br />

endet schulische Erziehung in schweren Frustrationen, psychischen Störungen und<br />

sozialer Verweigerung. 23<br />

18.1.3 Nachdenken statt Nachsitzen<br />

Die OECD-Diagnose hat die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern alarmiert.<br />

Die zuständige Bundesministerin Elisabeth Gehrer rief im Oktober 2002 die<br />

Aktion „LESEFIT“ mit dem Ziel aus, bis zum Jahr 2010 die Zahl der 15-Jährigen mit<br />

Leseschwierigkeiten um 20 % zu senken. Über 60.000 Buben und Mädchen in der<br />

dritten Schulstufe wurden Tests unterzogen, um Schwächen zu erkennen und mittels<br />

Förderunterricht Freude am Lesen zu wecken. 24 Im Frühjahr 2003 wurde die bereits<br />

mehrfach zitierte Zukunftskommission mit dem Auftrag eingesetzt, Eckpunkte eines<br />

Innovationskonzepts für das österreichische Schulwesen zu erarbeiten. Sie stellte im<br />

Herbst 2003 ihre Empfehlungen für eine umfassende strategische Neuausrichtung<br />

zur Diskussion: Österreich befinde sich auf dem Weg in die „Wissensgesellschaft“<br />

in einer Phase schnellen strukturellen Wandels in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher<br />

und kultureller Hinsicht. Im Zeichen der europäischen Integration habe ein scharfer<br />

Wettbewerb auch die Institutionen des Bildungswesens erfasst. Unternehmen sehen<br />

in der Qualität und Vielfalt des Angebots einen wichtigen Standortfaktor. „Die Schule<br />

muss die Basis legen, um mit diesem Wandel, der alle Lebens- und Arbeitsbereiche<br />

erfasst, erfolgreich umgehen zu können – sowohl in der eigenen Lebensplanung als<br />

auch als Bürger und als Bürgerin eines Landes. Gerade in der Wissensgesellschaft<br />

ist Bildung ausschlaggebend für die Zukunft der Kinder.“ 25<br />

„Employability” lässt sich nicht allein über Auflagen an das „duale System“ sichern,<br />

wie sie von Gewerkschaftsseite immer wieder gefordert werden. Weder Quotenrege-<br />

385


lungen noch Fonds und Abgaben können jene Zugangskriterien, die der Arbeitsmarkt<br />

setzt, mit bürokratischen Mitteln überwinden. Wer erkennbare Schwächen in der Berufsausbildung<br />

als Vorwand nimmt, um eine Verstaatlichung zu propagieren, hat die<br />

Grundvoraussetzungen des österreichischen Modells, das EU-weit als vorbildlich gilt,<br />

nicht verstanden. Der Praxisbezug sichert nicht nur <strong>wirtschafts</strong>nahe Erfahrungen und<br />

realistisches Lernen im sozialen Kontext, er stiftet die entscheidende Eigenmotivation<br />

zur besseren (Selbst-)Orientierung in der Arbeitswelt. Je früher diese Zusammenhänge<br />

den Schulalltag prägen, desto größere Chancen bestehen für benachteiligte Gruppen.<br />

In der didaktischen Brücke zum gesellschaftlichen Umfeld liegt auch der Schlüssel<br />

zur Professionalisierung der Lehrerschaft. 26<br />

18.1.4 Das neue Fundament: Lernen lernen<br />

In der wissenschaftlichen Diskussion herrscht von Neuseeland über Kanada, die<br />

Niederlande und Frankreich bis nach Skandinavien ein erstaunlicher Gleichklang.<br />

Obzwar Fragen der Sprachvermittlung, Schulerziehung, Bildung und Kultur zu den<br />

Kernbereichen nationaler Identität zählen, hat sich bei aller Betonung der Eigenständigkeit<br />

und Verantwortung die Meinung durchgesetzt, dass moderne Gemeinwesen<br />

– gerade aus dem Respekt vor den historischen Wurzeln, spezifischen Entwicklungen<br />

und Prägungen heraus – verpflichtet sind, ihren Bürger/innen ein Höchstmaß an<br />

Lebenschancen zu bieten, d.h. freien Zugang zu den Möglichkeiten einer globalen<br />

Wissensgesellschaft zu gewährleisten. Die „Millenium-Declaration“ der UNO vom<br />

8. September 2000 hat die Regierungen der Welt aufgerufen, „to ensure that, by the<br />

year 2015, children everywhere, boys and girls alike, will be able to complete a full<br />

course of primary schooling and that girls and boys will have equal access to all levels<br />

of education.“ 27 Denn die Chancen der Globalisierung können nur genutzt werden,<br />

wenn die Potenziale der Informationstechnologien ungehindert verfügbar sind.<br />

Nach den Vorstellungen der Zukunftskommission kommt es vor allem darauf an, Schule<br />

und Unterricht systematisch zu verbessern, klare Ziele und sichtbare Orientierung zu<br />

geben, Handlungs- und Entscheidungsspielräume zu schaffen, insbesondere den<br />

schulorganisatorischen Rahmen zu straffen, die Professionalisierung (Didaktik, Methodenvielfalt)<br />

des Lehrberufs zu stärken und seine Attraktivität zu erhöhen, Qualität<br />

auf allen Ebenen zu prüfen und nachhaltig zu sichern und nicht zuletzt Unterstützungssysteme<br />

im Umfeld einzurichten, d.h. ein Vertrauensverhältnis zu Eltern, Behörden,<br />

lokalen Vereinen, sozialen Initiativen, Betrieben etc. zu pflegen und Partnerschaft zu<br />

leben.<br />

Die PISA-Studie belegt, dass die „positive Einstellung der Schülerinnen und Schüler<br />

eine notwendige Voraussetzung für schulischen Erfolg“ darstellt. Sie müssen „über<br />

386


Harald Steindl<br />

Motivation und Selbstvertrauen verfügen und Lernstrategien beherrschen, die sie<br />

befähigen, ihre eigene Lerntätigkeit zielbewusst zu verfolgen und zu regulieren.“ 28 Die<br />

Lernansätze haben einen „noch größeren Einfluss auf die Leistung als der familiäre<br />

Hintergrund.“ 29 Für Bildungssysteme lohne es generell, die Fähigkeit zu effektivem<br />

und selbst reguliertem Lernen zu fördern. Besonderes Gewicht komme verstehensorientierten<br />

Lernstrategien zu. Im Feld der instrumentellen Motivation sei nachweisbar,<br />

dass sich Jugendliche, die durch Faktoren wie berufliche Aussichten geleitet werden,<br />

eher Lernziele setzen und deren Realisierung überwachen, „womit sie sich selbst<br />

eine bessere Chance für die Erzielung guter Leistungen geben.“ 30 „Deshalb sollten<br />

Schulen und Lehrer sorgfältig evaluieren, wo das größte Potenzial für die Förderung<br />

einer stärkeren Motivation besteht und welche Art von Motivation am ehesten geeignet<br />

ist, die Lernaussichten und -leistungen jedes einzelnen Schülers wirklich positiv zu<br />

beeinflussen.“ Die Techniken zur Bewältigung von Aufgaben können unterstützt und<br />

verändert werden. Diese Erkenntnis ist die wichtigste Botschaft, um die familiär und<br />

sozial bedingten Abstände zu verringern.<br />

Wie man eigenständig lernt, – so lautet die Kernaussage – werde nur selten vermittelt.<br />

31 Auf professionelle Hilfen sind in jedem Fall Jugendliche mit schwächeren<br />

Lernmerkmalen angewiesen. PISA zeigt, wie diese identifiziert werden können. Die<br />

Entwicklung geeigneter Instrumentarien und adaptiver Förderungen zählt zu den<br />

zentralen Aufgaben einer Bildungspolitik der Zukunft. Großer Nachholbedarf herrsche<br />

auch in der Forschung. Jede Reform benötige einen breit angelegten Dialog mit der<br />

Öffentlichkeit: „Über Bildung reden!“ sei daher das Gebot der Stunde. 32<br />

18.2 Wa(h)re Bildung<br />

Am 2. April 2004 demonstrierten hunderte Schüler/innen in Wien gegen „neoliberale<br />

Reformen“ und Studiengebühren. Die Losung: „Unsere Bildung ist keine Ware“ zeugt<br />

allerdings von erheblichen, nicht nur ideologischen bedingten Fehleinschätzungen.<br />

Wer sich implizit auf Schleiermachers Traktat „Über den Beruf des Staates zur Erziehung“<br />

aus 1814 stützt, sollte sich nicht nur die Legitimation obrigkeitlicher Züchtigung<br />

und Drills bewusst sein, sondern auch die Konsequenzen für das Unterrichtswesen<br />

bedenken. 33 Öffentliche Anstalten werden durch Normen beherrscht und nach deren<br />

Vorgaben beaufsichtigt. Selbst die Einführung der Schulpflicht unter Maria Theresia<br />

verfolgte militärische Ziele. Im Heerwesen wurden Soldaten gebraucht, die schriftliche<br />

Befehle lesen und Meldungen weitergeben konnten. Diese Intention wird auch aus<br />

der Anweisung an die Gemeinden deutlich, als Lehrer in erster Linie Militärinvalide<br />

zu beschäftigen.<br />

387


Bildung wird üblicher Weise als die Form definiert, in der sich der Mensch selbst<br />

versteht, sein Leben und Wirken in Auseinandersetzung mit der Umwelt einordnet,<br />

seine Fähigkeiten und Talente voll entwickelt – in letzter Konsequenz ein normativer,<br />

theologisch oder philosophisch fundierter Begriff. Heinz von Foerster hat in seiner Kritik<br />

der traditionellen Pädagogik, die das Kind wie eine triviale Maschine beschreibt und<br />

daher mit dem Rohrstock und Nürnberger Trichter traktiert, den Nagel auf dem Kopf<br />

getroffen. Bildung für die Wissensgesellschaft heißt in seinem Sinn, für eine Vielzahl<br />

von Optionen zu sorgen, Chancen zu eröffnen, Talente zu fördern, Abschied vom standardisierten<br />

Massenunterricht in geregelten und genormten Curricula zu nehmen. 34<br />

18.2.1 Everything – Anything for Sale?<br />

Individuelle Fähigkeiten sind wesentliche Elemente der Persönlichkeit und stehen<br />

unter dem Schutz der Grund- und Freiheitsrechte. Sie sind im Selbstverständnis der<br />

Aufklärung angeboren und unveräußerlich (§ 16 ABGB). Wissen und Können benötigen<br />

jeweils spezifische Bedingungen zur vollkommenen Entfaltung. Ob die Ausprägung<br />

einer unverwechselbaren Persönlichkeit gelingt oder scheitert hängt sehr häufig von<br />

frühkindlichen Erlebnissen ab. Erfinder und Urheber können andererseits die Früchte<br />

ihrer Talente nur genießen, wenn ihnen die Rechtsordnung die Möglichkeiten zur<br />

Verwertung und damit auch zur Kommerzialisierung verleiht. Wie das Verbot des<br />

Nachdrucks ohne ausdrückliche Genehmigung den Autoren erst ab der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts die Sicherung ihrer Existenz ermöglicht hat, so stellt die staatliche<br />

Anerkennung von Schul- und Universitätsabschlüssen die Voraussetzung zur Professionalisierung<br />

vieler, insbesondere akademischer, Qualifikationen dar. Kurz gesagt:<br />

Bildung ist eine Investition, im Zeichen der „Knowledge Economy“ die wichtigste Form<br />

einer nachhaltigen Wertschöpfung. Berufliche Aus- und Weiterbildung dient aber nicht<br />

nur der umfassenden Entwicklung jedes Einzelnen, es schafft als „kollektives Kapital“<br />

die Voraussetzungen für Wohlstand, soziale Sicherheit und kulturelle Leistungen.<br />

Dieses „Intelectual Capital“ ist vielen Gefährdungen ausgesetzt. Denn die neuen<br />

Informationstechnologien machen Wissen jederzeit, allerorts und in vielfältiger Weise<br />

verfügbar. Die explosionsartige Vermehrung der Angebote beunruhigt und irritiert. Am<br />

Widerstreit um die Bedeutung des neuen Produktionsfaktors scheiden sich die Geister.<br />

Für die Pioniere der „Knowledge Economy“ gewinnt die Frage, wie sich Zukunft durch<br />

Innovation erringen und auf welchen verschlungenen Wegen sich menschliche Phantasie<br />

managen lässt, an Stringenz. Descartes „cogito ergo sum“ begründet Freiheit<br />

und Autonomie, stiftet Identität und Selbstwertgefühle, es verpflichtet aber auch zur<br />

<strong>politische</strong>n Gestaltung, zur Überwindung des von der Kirche im Mittelalter geprägten<br />

religiös bestimmten Bildungsbegriffs. Lernen wird unter dem Einfluss der Aufklärung<br />

388


Harald Steindl<br />

mit dem Leisten verknüpft und kann zur Grundlage eines Berufes gemacht werden. 35<br />

Doch eine Aufgabe bleibt: „Kenntnisse sind nicht Bildung; Bildung macht reif und frei,<br />

Kenntnisse nicht; sie sind Werkzeuge, die jedes für sich und alle zusammen nichts<br />

Tüchtiges vermögen, aber von der Bildung dem Schaffen dienstbar gemacht werden:<br />

Sie sind Knechte und ihr Herr ist die Bildung.“ 36<br />

Die Explosion des Wissens und die Flut an Informationen stellen nur auf dem ersten<br />

Blick eine Gefährdung der alteuropäischen Traditionen dar. Je drängender Fragen<br />

einer sinnvollen Auswahl und begründeten Selektion werden, desto wichtiger wird<br />

die Fähigkeit zur Unterscheidung und Orientierung, zur Entwicklung von Sichtweisen,<br />

Blickrichtungen und Standpunkten. Im Gegensatz zum Neuhumanismus kann es nicht<br />

(mehr) darum gehen, einen Idealzustand losgelöst von den Mühen des Alltags anzustreben.<br />

In Zeiten tief greifenden Wandels hilft nur das engagierte Ringen um stützende<br />

Koordinatensysteme und auch in Zukunft tragfähige Perspektiven. Während sich in<br />

den Medien die Kulturpessimisten austoben und zur Beschwörung des Untergangs<br />

des Abendlandes versammeln oder als Spähtrupp durch das Niemandsland streifen 37 ,<br />

fürchten die Mitgliedsstaaten der EU, den Anschluss an die Entwicklung in den USA<br />

zu verlieren und mit hoher Arbeitslosigkeit, sozialen Konflikten, Stagflation, Staatsverschuldung<br />

sowie explodierenden Gesundheitskosten den Preis für Überalterung,<br />

versteinerte Strukturen, Mangel an Innovation und Unternehmergeist zu bezahlen. Die<br />

Botschaft an die traditionellen Institutionen des Bildungswesens, an Kultusbehörden,<br />

Schulträger, Lehrer, Universitäten und Weiterbildungseinrichtungen ist unmissverständlich:<br />

Wer sich dem Auftrag verweigert, versündigt sich an den Lebensperspektiven<br />

der Jugend, sabotiert den Zusammenhalt, torpediert die Wirtschaftsentwicklung. Eine<br />

unerträgliche Zumutung an eine humanistische Pädagogik ? Homo non nascitur, sed<br />

fit – fit für die Wissensgesellschaft?<br />

18.2.2 McKinsey kommt – und bildet 38<br />

Im Juni 2001 reagierte das berühmt-berüchtigte Beratungsunternehmen mit einer ungewöhnlichen<br />

Initiative auf die deutschen Jeremiaden: „McKinsey bildet“ ist von dem<br />

Anspruch getragen, nicht länger über Mängel und Fehlentwicklungen zu klagen und<br />

an den Rändern des Systems herumzudoktern, sondern durch beherztes Umsetzen<br />

von Veränderungen zu handeln und zu gestalten. „Wir brauchen eine Blaupause für<br />

ein Bildungssystem der Zukunft und einen Masterplan“ lautete die Botschaft. „Der<br />

Anspruch: Wir wollen die eigene Kompetenz nutzen, die wir sonst als Dienstleistung<br />

unseren Klienten anbieten, um konkrete, berechenbare und umsetzbare Vorschläge<br />

zu Verbesserungen des Bildungssystems zu entwickeln.“ Aus einer Reihe von Werkstattgesprächen<br />

und Kongressen entstanden ein Vier-Punkte-Plan und ein Manifest.<br />

389


Als Resümee präsentierte der McKinsey-Deutschland-Chef Jürgen Kluge ein konkretes<br />

Sanierungskonzept mit dem Titel: „Schluss mit der Bildungsmisere“. 39 Seine Diagnose:<br />

„Deutschland verspielt seine Zukunft, wenn wir es nicht schaffen, das Bildungswesen<br />

durch eine Qualitätsoffensive grundlegend zu erneuern.“ ... Wenn „wir nicht das Tor<br />

zur Zivilisation schließen wollen,“ ... „brauchen wir eine Bildungsexplosion.“ Der Fokus<br />

liegt auf vier Stoßrichtungen:<br />

• Früh investieren, anstatt spät reparieren – am Beispiel der frühkindlichen Bildung;<br />

• konsequente Qualitätsmessung und -sicherung – am Beispiel der Schule;<br />

• mehr Freiräume für Bildungsinstitutionen, ebenfalls am Beispiel der Schule;<br />

• Bildung als Investition verstehen und Investitionen fördern – am Beispiel der<br />

Hochschule. 40<br />

Besonders erstaunlich ist der Schwerpunkt in der Kleinkindphase. Der McKinsey-Chef<br />

sieht hier „überraschende und nicht zu verantwortende Defizite“: Das Angebot im<br />

Vorschulbereich ist unzureichend. Nur für 25 % gibt es eine ganztägige Betreuung,<br />

nur für 7 % der Unter-Dreijährigen Krippenplätze. Die Bildungsbeteiligung der Kinder<br />

aus sozial schwachen Familien ist dramatisch gering. Sind Eltern mehr als drei Jahre<br />

arbeitslos, dann sinkt der Kindergartenbesuch unter 45 %. Obwohl die frühkindliche<br />

Bildung entscheidend für die spätere Entwicklung ist, fehlt es in den Einrichtungen an<br />

qualifiziertem Personal und gesellschaftlicher Wertschätzung.<br />

Zur Verbesserung der Situation schlägt McKinsey die Bereitstellung von 2,2 Mrd. Euro<br />

zur Schaffung von mehr Krippen- und Ganztagsplätzen vor. 41<br />

Furore machten aber nicht nur die Initiativen von McKinsey, der Bertelsmann- und<br />

der Körber-Stiftung, die sich dem Schulmanagement und der Leseförderung widmeten.<br />

42 Der deutsche Bundeskanzler Gerd Schröder verkündete am 14. März 2003 im<br />

Rahmen der Agenda 2010 einen Schwerpunkt zur Bildungsförderung. „Wir sollten<br />

zu einer nationalen Gesamtanstrengung kommen, um Standards zu setzen und die<br />

Defizite zu überwinden. Wir brauchen das Angebot einer Ganztagsbetreuung“, welche<br />

die pädagogischen Chancen dieser Schulform wirklich nutzt. Wir brauchen – nicht<br />

zuletzt aus ökonomischen Gründen – ein neues Interesse an naturwissenschaftlichmathematischen<br />

Fächern.“ „Wir werden unser Wohlstandsniveau nur dann halten<br />

können, wenn wir in dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation verstärkt in Bildung<br />

und Forschung investieren.“ 43 Klare Worte, die sich wie ein Nachruf auf das Modell<br />

Deutschland anhören. 44<br />

390


18.2.3 „School Governance“ auf dem Prüfstand<br />

Harald Steindl<br />

Schule beginnt in den Köpfen. Reichen unsere pädagogischen Vorstellungen und<br />

Managementkonzepte, um den großen Herausforderungen entsprechen zu können?<br />

Ohne Vision, keine Strategie, ohne Mission, keine Steuerung. Im Herbst 2003 stellte<br />

die Zukunftskommission des BMBWK folgende Reformziele zur Diskussion:<br />

• Leistungsförderung, damit ein möglichst hohes Niveau an Wissen, Kenntnissen,<br />

Kompetenzen und Qualifikationen in der Gesamtbevölkerung erreicht wird;<br />

• Chancenausgleich, um Leistungsunterschiede zwischen unterschiedlichen Schülergruppen<br />

möglichst gering zu halten, d.h. das Entstehen von Scheren der Kompetenzentwicklung<br />

zu vermeiden;<br />

• Integration: Jede Form des sozialen Ausschlusses beim Zugang zu Bildung ist zu<br />

vermeiden, d.h. den Anteil der Risikogruppen minimieren;<br />

• Gerechtigkeit: Die Vergabe von Berechtigungen an Schnittstellen des Schulwesens<br />

ist an objektiven Leistungsstandards zu orientieren. 45<br />

Im Kapitel 11 des Regierungsprogramms vom 28.2.2003 (Kabinett Schüssel II) sind<br />

die Aufgaben abgesteckt: „Das große Ziel von Bildung ist nicht die Reproduktion von<br />

Wissen, sondern die Anwendung von Wissen zur Lösung von neuen Herausforderungen.<br />

Durch beste Bildung und Ausbildung erhalten die jungen Menschen unseres<br />

Landes die Grundlagen zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit, für ein sinnerfülltes Leben<br />

und für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Die österreichische Bundesregierung<br />

wird im Rahmen einer Bildungsoffensive die Qualität der Bildungsangebote im <strong>internationale</strong>n<br />

Vergleich weiter steigern, die Vielfalt fördern und neue Entwicklungen in<br />

die Angebote aufnehmen.“<br />

An der Spitze der Agenda findet sich die Erarbeitung von Leistungsstandards. Bundesministerin<br />

Gehrer konnte dazu im Ministerrat vom 14. April 2004 einen Bericht<br />

über die Entwicklungs- und Durchführungsschritte vorlegen. 46 Der Vortrag betont ihre<br />

Funktion als „wichtige Rückmeldung zur Unterrichtsarbeit“, die zu Veränderungen in<br />

der methodischen und didaktischen Gestaltung führen soll. Die Standards legen fest,<br />

welche Kompetenzen in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch von Schülerinnen<br />

und Schüler bis zu den Nahtstellen vierte Klasse Volksschule und vierte Klasse<br />

Hauptschule oder Gymnasium zu erwarten sind. Sie konzentrieren sich auf fachliche<br />

und fachübergreifende Basisqualifikationen, die für die weitere schulische Bildung bzw.<br />

berufliche Ausbildung von Bedeutung sind. Nach einer ersten Erprobungsphase sollen<br />

ab dem Schuljahr 2008 jährlich verbindliche Überprüfungen in der vierten und achten<br />

Schulstufe stattfinden, die in ein breit angelegtes Bildungsmonitoring einfließen. Ziel<br />

sei die Erweiterung der Evaluierungsgrundlagen von Bildungseinrichtungen von einer<br />

ausschließlichen Inputorientierung zur Bewertung des Outputs.<br />

391


Österreich greift mit dem Konzept der Qualitätssicherung nicht nur Empfehlungen der<br />

OECD auf, es folgt damit jenen Vorgaben, welche die EU im Jahre 2000 unter dem<br />

Stichwort „Lissabon-Strategie“ beschlossen hat. Denn das ehrgeizige Vorhaben, bis<br />

zum Jahr 2010 zur global wettbewerbsfähigen, nachhaltig wachsenden, wissensbasierten<br />

Volkswirtschaft zu werden und die USA bzw. NAFTA zu überholen, kann nur über<br />

entscheidende Verbesserungen in den nationalen Schulsystemen, insbesondere aber<br />

durch eine Fokussierung der Anstrengungen auf die Weiterbildung gelingen. Leider<br />

sind fast alle Mitgliedsländer der Union mit der Umsetzung in wichtigen Feldern in<br />

Verzug. 47 Die mittelfristige Entwicklung der Wissensgesellschaft werde nur gelingen,<br />

wenn die Angebote des lebenslangen Lernens intensiviert und die Wirksamkeiten der<br />

nationalen Bildungs- und Ausbildungssysteme erhöht werden. Nach Einschätzung des<br />

Europäischen Rates sind mehr und effektivere Investitionen in das Humankapital und<br />

energische Reformen erforderlich. 48<br />

18.2.4 Kindheit ist Lernen – Die neurobiologische Revolution<br />

Zukunft beginnt im Kindergarten. Denn der Einstieg in eine Kultur des lebenslangen<br />

Aus- und Weiterbildens sollte spielend und möglichst früh gelingen, damit die Berufschancen<br />

nicht verbaut sind. Was kann angesichts der hohen Zahl so genannter<br />

„Low-Performer“ getan werden, um die berühmt-berüchtigte „Digitale Kluft“, den Zerfall<br />

der Gesellschaft in zwei Drittel Aktive, welche die technologischen Möglichkeiten voll<br />

nutzen und einem Drittel Deprivierte, denen der Zugang zur Information verwehrt ist, im<br />

Ansatz zu bekämpfen? In einer flächendeckenden Vorschulerziehung, die auch Kinder<br />

mit einer fremden Muttersprache erfasse, liegt nach Meinung der Bildungsforscher der<br />

Schlüssel. Diese Erkenntnis stützt sich auf Einsichten der Entwicklungspsychologie<br />

und Neurobiologie. Die <strong>politische</strong>n Konsequenzen sind noch zu ziehen. Als vor mehr<br />

als 12 Jahren Wissenschaftler der Universität Mainz feststellten, dass rund 25 % der<br />

Drei- bis Fünfjährigen an Sprachstörungen litten, wurden diese Befunde von den Pädagogen<br />

stark bezweifelt. 49 Heute liegen ihre Zahlen, nicht zuletzt dank verbesserter<br />

Diagnosetechniken, bei über 30 % und die Kultusbehörden in den deutschen Ländern<br />

haben begonnen, mit einem umfassenden Screening (Erfassung von Kindern mit einem<br />

Risiko für Sprach- und Schriftsprachenerwerbsprobleme) zu reagieren. In Österreich<br />

hat das Land Salzburg bereits mit einer Testserie begonnen.<br />

Mag das tatsächliche Ausmaß durch die hohe Zahl fremdsprachlicher Kleinkinder<br />

verzerrt sein, physisch und psychisch begründete Kommunikationsdefizite haben in<br />

den letzten Jahren zugenommen. Spezifische Sprachentwicklungsstörungen 50 bewegen<br />

sich in einer Größenordnung unter 10 %. Wenn Verständigungsprobleme erst in<br />

den Grundschulen entdeckt werden, dann sind Therapien besonders aufwendig und<br />

392


Harald Steindl<br />

schwierig. Da die Prägung der Hirnfunktionen mit Sprachbezug zwischen dem zweiten<br />

und fünften Lebensjahr erfolgt, müssen gezielte Aufklärung der Bezugspersonen,<br />

Behandlungen und Fördermaßnahmen so früh wie möglich einsetzen. Je länger abgewartet<br />

wird, desto geringer sind die Chancen, den Kampf gegen einen funktionalen<br />

Analphabetismus zu gewinnen. Vorschulischer Unterricht und Ganztagesbetreuung<br />

sind nicht nur für Kinder von Zuwanderern vordringliche Anliegen. In der Steiermark<br />

gehen die Uhren erfreulicher Weise bereits anders. 51 Grundschüler sollen ab kommenden<br />

Herbst nach einem ganzheitlichen Ansatz unterrichtet, gefördert, zu sportlicher<br />

Betätigung angeleitet und verpflegt werden. 52<br />

Zukunft beginnt in den Geburtsstationen. Dieser Satz erhält durch die demographische<br />

Entwicklung ein besonderes Gewicht. Die Überalterung ist nicht mehr zu stoppen.<br />

Sollten nach 2010 alle negativen Faktoren (Innovationsschwäche, Arbeitskräfte- und<br />

Jungunternehmermangel, steigender Sozialaufwand, Überschuldung der Haushalte,<br />

hohe Staatsquote, geringe Investitionsbereitschaft) zusammen kommen, dann stellt<br />

sich die entscheidende Frage, wie Österreichs Wirtschaft jene höhere Produktivität<br />

erreichen will, damit das BIP trotz sinkender Beschäftigung noch ordentlich zunehmen<br />

kann. Um ein nachhaltiges Wachstum um 3 % zu sichern, sind in den kommenden<br />

Monaten die Grundlagen zu legen und die Weichen zu stellen. Wer die Produktivität um<br />

4 – 5 % p.a. zu erhöhen hat, sollte nicht auf den Import von Innovationen und Knowhow<br />

setzen, sondern auf Nutzung aller nur erdenklichen Optimierungsmöglichkeiten in<br />

Staat und Wirtschaft drängen. Das „Neue Europa“ der 25 kann es sich weder leisten,<br />

auf Begabungsreserven zu verzichten, noch damit begnügen, sein bescheidenes<br />

Nachwuchspotenzial nur rudimentär zu nutzen. Im <strong>internationale</strong>n Wettbewerb wird<br />

es darauf ankommen, die Beschäftigungsquote in allen Teilen der Bevölkerung zu<br />

erhöhen und die Nachwuchstalente besonders anzuspornen.<br />

Wenn Frühförderung die wirksamste Form darstellt, die Probleme zu minimieren,<br />

soziale Defizite auszugleichen und die Pflichtschulen zu entlasten, dann sind die<br />

vorhandenen Ressourcen zu bündeln, um bei stark gesunkenen Kinderzahlen ein<br />

Optimum an Betreuung für jeden Einzelnen durch exzellent qualifizierte Lehrer zu<br />

garantieren.<br />

18.2.5 Im Netzwerk des Wissens<br />

Während der Streit zwischen den Anhängern der reinen Erziehungslehre(n) und<br />

hemdsärmeligen Schulpraktikern tobt, die sich mit Zähnen und Klauen gegen Evaluierung,<br />

Standards, hoheitliche Bevormundung, Einmischung der Eltern und störrische<br />

Kinder wehren, sind die Europäischen Institutionen – und in ihrem Geleitzug die<br />

nationalen Schulbehörden – längst zu neuen Ufern unterwegs. Im März 2000 stellte<br />

393


der Europäische Rat auf seiner Tagung in Lissabon fest, dass die Union mit einem<br />

„Quantensprung“ konfrontiert sei, „der aus der Globalisierung und der wissensbestimmten<br />

Wirtschaft resultiert“. Man habe sich deshalb auf ein strategisches Ziel<br />

für das Jahr 2010 geeinigt: Europa zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten<br />

wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen.“<br />

Obwohl in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften seit über 30 Jahren über den<br />

qualvollen Abschied von der Industriegesellschaft und der Übergang zur „Knowledge<br />

Society“ diskutiert wird, sind die Schlüsselbegriffe dieses Transformationsprozesses<br />

nur sehr zögerlich in den Wortschatz der Politiker und Journalisten eingesickert. Besonders<br />

grotesk sind die Missverständnisse, wie sie seitens der Vertreter traditioneller<br />

Träger der so genannten „Scientific Community“, wie Universitäten, Akademien der<br />

Wissenschaften etc., kolportiert werden. Die Tatsache, dass Wissen und fachliches<br />

Können in den Rang der führenden Produktionsressource aufgerückt ist, hat gerade<br />

nichts mit dem institutionellen Selbstverständnis der Hohen Schule, mit „Lehre und<br />

Forschung“ im überkommenen Sinn zu tun. Völlig verfehlt ist die gängige Unterstellung,<br />

bei der Implementierung von Strukturelementen der Wissensgesellschaft sei die<br />

Kommerzialisierung der Universitäten, der Verkauf ihrer geistigen Schöpfungen und<br />

die Verschleuderung der leitenden Ideen an neoliberale Profitgier das Ziel. Im Kern<br />

geht es um die Frage, wie Wissen zu organisieren, zu kommunizieren, zu vernetzen,<br />

zu verteilen und zu generieren ist, damit es sich wirksam entfalten kann und zwar innovativ<br />

in jeder Hinsicht, d.h. sozial, politisch, kulturell. Dass dabei emotionale Aspekte,<br />

Sensibilität und Respekt eine wichtige Rolle spielen, ist mit Nachdruck zu betonen. Die<br />

alten Unterrichtsmethoden haben ausgedient, neue Lernmodelle sind erforderlich!<br />

Wer vor ökonomischen Reduktionismen warnt, beweist nicht nur den Hang zum lieb<br />

gewonnenen Vorurteil, sondern auch die Unfähigkeit zur Phantasie. Markt und Wettbewerb<br />

sind mühsam errungene Leistungen der Zivilisation, für führende Köpfe der<br />

Aufklärung gilt die komplexe Steuerung der Versorgung der Bevölkerung durch eine<br />

funktionsfähige Marktwirtschaft als die größte soziale Errungenschaft schlechthin.<br />

Konkurrenz stimuliert nicht nur den Fortschritt, fördert Experimente und belohnt den<br />

wagemutigen Unternehmer, sie bündelt die Anstrengungen, Produkte und Dienstleistungen<br />

zu verbessern, ermöglicht den ständigen Vergleich mit dem Mitbewerber. In<br />

dieser von der <strong>politische</strong>n Ordnung zu garantierenden Transparenz der Verhältnisse<br />

verbirgt sich die zentrale Funktion der Märkte, sie sind Kommunikationsforen, Ideenbörsen,<br />

Testfelder, Lernplätze und Erfahrungsräume – in Summe Wissensbasen. In<br />

ihrer Digitalisierung, Vernetzung und Verschmelzung, wie sie die Globalisierung des<br />

Finanzsystems seit der Abschaffung des Bretton-Woods-Standards vorgeführt hat,<br />

liegt die revolutionäre Dimension: Die Eroberung eines neuen Kontinents (K. Ohmae),<br />

unermesslich reich an Wissens-Werten, ein „El Dorado“ für Jäger nach verborgenen<br />

394


Harald Steindl<br />

Talenten, kreativen Geschäftsmodellen, lernenden Organisationen und „Intellectual<br />

Capital“ in allen seinen Formen. Den Weg dorthin wird uns ein vollkommen „neues“<br />

Bildungssystem weisen!<br />

18.2.6 Jedem sein Ariadnefaden<br />

Wer in turbulenten Zeiten zu neuen Ufern aufbricht, braucht nautischen Spürsinn,<br />

Selbstvertrauen, unternehmerischen Mut, Risikobereitschaft, Zivilcourage, Sensibilität<br />

und eine breite, historisch und philosophisch fundierte Allgemeinbildung. Nicht zuletzt<br />

die Fähigkeit zum Lernen und „Ent-Lernen“, die Lust an der Veränderung. Die Förderung<br />

der berufsbegleitenden Weiterbildung ist daher auch das Gebot der Stunde.<br />

Denn sie vermag in ihrer besten Ausgestaltung jene Schlüsselfertigkeiten zu vermitteln,<br />

die helfen, den sozialen, gesellschaftlichen, <strong>politische</strong>n und technologischen Wandel<br />

zu begreifen, Umbrüche zu meistern, Zukunft zu erfinden. Wer in chaotischen Zeiten<br />

Orientierung sucht, sollte sich an der unstillbaren Sehnsucht und radikalen Neugierde<br />

der „alten Griechen“ ein Beispiel nehmen. Friedrich Hölderlin hat in der Vorrede zum<br />

„Hyperion“ die Anleitung geliefert:<br />

„Wer blos an meiner Pflanze riecht, der kennt sie nicht, und wer sie pflükt, blos, um<br />

daran zu lernen, kennt sie auch nicht.“<br />

Die Mühe einer umfassenden Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit lohnt !<br />

18.3 Fabula docet: Navigare necesse est (et non vivere)<br />

Im äußersten Südwesten, an den Gestaden des Atlantiks sind die Wurzeln für den<br />

Aufstieg der europäischen Mächte und die Anfänge der Globalisierung zu besichtigen.<br />

Der portugiesische Infant Heinrich der Navigator (1394 – 1460) träumte von fernen<br />

Ländern, sammelte kartographische Darstellungen arabischer Provenienz und schickte<br />

seine Kapitäne auf Erkundungsreisen. 1415 gründete er in Sagres eine Sternwarte,<br />

ein nautisches Kolleg, eine Musterwerft und eine Art meereskundliches Institut. Unter<br />

größter Geheimhaltung wurde die Basis für die Erforschung der Ozeane und die<br />

Eroberung gewaltiger Kolonien rund um den Erdball gelegt. Methodisches Vorgehen,<br />

mit Wagemut und seemännischem Geschick gepaart, sollte das Jahrhundert der Entdeckungen<br />

einleiten und dem Umbruch des Weltbildes 53 vorauseilen. Die systemische<br />

Auswertung von Beobachtungen und Erfahrungen schuf nicht nur die Voraussetzungen<br />

für die „Europäische Expansion“, sie erzwang die „Kopernikanische Wende“ und lieferte<br />

damit die erkenntnistheoretischen Grundlagen für die modernen Naturwissenschaften<br />

und ihre experimentellen Verfahren.<br />

395


Zur gleichen Zeit segelte der chinesische Admiral Zheng He (1371 – 1433) mit einer<br />

mächtigen Flotte mehrmals durch das malaysische Archipel und den Küsten Südostasiens<br />

und Indiens entlang. Als Kind armer Moslems geboren und in Gefangenschaft<br />

kastriert, gelang ihm unter der Ming-Dynastie eine atemberaubende Karriere. Er forcierte<br />

den Werftbau und die Sicherung der Küsten, über 300 Großsegler und mehr als<br />

37.000 Soldaten standen in seinen Diensten. Von seinen Reisen bis an das Horn von<br />

Afrika brachte er nicht nur reiche Schätze, exotische Tiere und seltene Gewürze mit,<br />

er ließ die Routen dokumentieren und detaillierte Karten anfertigen. Sein 150 Meter<br />

langes Flaggschiff mit neun Masten beeindruckte ungeheuer.<br />

Der Drang gen Westen – nach den Spekulationen des englischen Hobbyhistorikers<br />

Gavin Menzies 54 soll Zheng He 1421 Amerika entdeckt und durch die Magellan-Straße<br />

via Australien 1423 heimgekehrt sein – fand jäh ein fatales Ende. Trotz der großen<br />

Erfolge und des gewaltigen technologischen Potenzials gewannen gegen Ende des<br />

15. Jahrhunderts isolationistische Tendenzen die Oberhand. Die Reiseberichte wurden<br />

vernichtet, Werften und Marinestützpunkte geschlossen und die kaiserliche Flotte stark<br />

reduziert. Ab dem Jahr 1500 waren Seereisen außerhalb der Küsten unter Androhung<br />

der Todesstrafe verboten und 1525 wurden mit den letzten meerestauglichen Schiffen<br />

auch die Hafenanlagen zerstört. China zog sich vom Überseehandel zurück und<br />

konzentrierte seine Kräfte auf die Sicherung der staatlichen Einheit nach innen. Eine<br />

blühende Zivilisation entschied, die Organisation des Welthandels, den Einfluss auf<br />

ferne Länder und Kontinente den christlichen Seefahrern, Konquistadoren, Merchant<br />

Adventures, Glücksrittern und Pfeffersäcken zu überlassen.<br />

Die Gründe dieses historischen „Opting-Out“ (Lester Thurow) 55 sollen in der konfuzianischen<br />

Ideologie der höfischen Würdenträger liegen, die sich in Krisenzeiten gegen<br />

mächtige Eunuchen in der Staatsverwaltung durchsetzten. Obwohl das Reich der<br />

Mitte über alle notwendigen Ressourcen und Kenntnisse verfügte, um Wasserenergie<br />

zu nutzen, Maschinen zu bauen, Schießpulver zu produzieren, Nachrichten zu<br />

übermitteln und ein modernes Wirtschaftssystem einzuführen, unterblieb jede soziale<br />

und ökonomische Innovation. Denn das traditionelle Bildungsideal verhinderte, durch<br />

kaiserliche Autorität abgestützt, die eigenständige Entwicklung bzw. die Übernahme<br />

fremder Vorstellungen und Ideen. Dem Reich der Mitte blieben seine Küsten, Inseln,<br />

Grenzen, Hochgebirge und Vorposten immer ein Rätsel. Die Sehnsucht nach dem<br />

freien Meer fühlten dagegen Portugiesen, Spanier, Niederländer, Franzosen und<br />

Briten. Sie sollten die Wellen der Ozeane regieren, den Welthandel beherrschen,<br />

neue Kontinente entdecken. Heute führt ihr Weg ins All, in den Mikrokosmos und ins<br />

Gen-Labor.<br />

396


18.3.1 Eipeldauer im Tschad: 21 Thesen zum „Neuen Lernen“ 56<br />

Harald Steindl<br />

1. Bildung wird zumeist als jene Form definiert, in der sich der Mensch selbst versteht,<br />

sein Leben und Wirken in Auseinandersetzung mit der Umwelt einordnet, seine<br />

Fähigkeiten und Talente voll entwickelt. Moderne Medien und Lerntechnologien<br />

haben an diesem Prägungsprozess steigenden Anteil.<br />

2. Die neuen Informationstechnologien machen Wissen jederzeit, allerorts und in<br />

vielfältiger Weise verfügbar. Sie lösen die klassischen Bildungsinstitutionen auf,<br />

schaffen alternative Foren des Lernens und der Kommunikation. Die explosionsartige<br />

Vermehrung der Angebote beunruhigt und irritiert: „To be or not to be digital?“<br />

3. Wissen ist nicht nur der entscheidende, sondern auch der einzige Schlüssel zum<br />

Können. In der „Knowledge Society“ geht es im Kern um die Frage, wie Wissen<br />

zu organisieren, zu kommunizieren, zu vernetzen, zu verteilen und zu generieren<br />

ist, damit es sich wirksam entfalten kann, d.h. im optimalen Moment ökonomische,<br />

soziale, <strong>politische</strong>, kulturelle Innovationen evoziert.<br />

4. Im Lernen erfolgt die individuelle Konstruktion von Wissen. Dieser Akt gewinnt<br />

an intellektueller Qualität, wenn es dem Lernenden gelingt, bisher unbekannte<br />

Informationen aufzunehmen und kreativ in den Schatz seiner Erfahrungen und<br />

Erkenntnisse zu integrieren.<br />

5. In den letzten 25 Jahren hat sich unser Verständnis von individuellen und kollektiven<br />

Lernprozessen radikal verändert. Erkenntnisse der Hirnforschung, Cognitive Science<br />

und Sozialanthropologie haben auf das Design von Curricula, auf Lernarchitektur<br />

und Unterrichtsmethoden, auf Lehrmittel und Motivation erheblichen Einfluss.<br />

6. Kindheit ist Lernen – unsere Zukunft beginnt in den Kindergärten und im Vorschulunterricht.<br />

Frühförderung und Begabungstests sind der beste Weg, um Defizite<br />

auszugleichen, den Zugang zu Lehrberufen und Arbeitsmärkten zu sichern und<br />

die Fundamente für die richtige Motivation zum lebenslangen Lernen zu legen.<br />

7. Der Erwerb anspruchsvoller Kompetenzen wie analytisches Denken, Ausdrucksfähigkeit,<br />

Mehrsprachigkeit, aber auch in Mathematik, Naturwissenschaften, Technik,<br />

Medizin, Recht, Kunst und Kultur ist ein mühseliges Unterfangen. Komplexe<br />

Herausforderungen sind nur durch Ausdauer, Übung und hohe Ansprüche bereits<br />

in früher Kindheit zu bewältigen.<br />

8. Institutionen der Aus- und Weiterbildung haben für die Verfügbarkeit stabiler<br />

Studienbedingungen und einer breit gefächerten, intelligenten Wissensbasis zu<br />

sorgen, die es jedem Bürger/jeder Bürgerin ermöglicht, sich neuen Situationen<br />

flexibel anzupassen. Erfahrungsorientiertes Lernen (Fallstudien, Selbst-Reflexion,<br />

Coaching, Supervision) und multimediale Angebote gewinnen an Gewicht.<br />

397


9. Schule bzw. Bildung für die Wissensgesellschaft heißt, für eine Vielzahl von Optionen<br />

zu sorgen, Alternativen zu bieten, Chancen zu eröffnen, in Talente zu investieren,<br />

aber auch Abschied vom standardisierten Massenunterricht in geregelten<br />

und genormten Curricula zu nehmen. Den persönlichen Fächerkombinationen<br />

gehört die Zukunft.<br />

10. Diese Einschätzung wird durch zahlreiche <strong>internationale</strong> Studien zum Unterrichtsvergleich<br />

(PISA, TIMMS) belegt. Länder, die auf Wissensreproduktion setzen (wie<br />

Deutschland, Frankreich, Italien) schneiden erheblich schlechter ab als Länder<br />

mit Schulsystemen, welche Freiheiten bei der Entwicklung von Lösungsansätzen<br />

zulassen und das Denken in alternativen Strategien fördern.<br />

11. Der Einsatz von E-Learning bzw. standardisierten Programmen birgt die Gefahr in<br />

sich, Pauktechniken zu forcieren und damit auf bequemem Weg vielen Schülern<br />

das Erreichen eines Klassenziels bzw. einer Punktzahl zu ermöglichen, ohne<br />

die Gewähr zu haben, diese hätten wirklich etwas verstanden und könnten im<br />

Bedarfsfall auf eine intelligente Wissensbasis zurückgreifen.<br />

12. Video-Clips, Instant-Quickies, Management-Summeries, Powerpoint-Präsentationen,<br />

Flip-Charts, Skripten und Folien können die intensive, zeitraubende<br />

Beschäftigung mit schwierigen Fragen niemals ersetzen. Crash-Kurse führen<br />

zum Crash! Mitarbeiterführung lässt sich nicht auslagern.<br />

13. Automatisiertes Wissen und Können, wie es für erprobte Autofahrer/innen, Dolmetscher/innen,<br />

Spitzensportler/innen prototypisch ist, muss daher immer wieder<br />

in sinnstiftendes Lernen, d.h. in Verstehen und Begreifen, eingebettet sein, damit<br />

auch kritische Situationen bewältigt werden können.<br />

14. Nachhaltig wirkendes Training im kreativen Umgang mit den wissenschaftlichen<br />

Werkzeugen der „Knowledge Economy“ hat im Mittelpunkt einer „neuen Lehr- und<br />

Lernkultur“ zu stehen. Massenmedien sollten dafür die Neugierde wecken. Dieses<br />

Bildungssystem der Zukunft ist uns erst in vagen Ansätzen bekannt.<br />

15. Berufsbegleitende Lehrgänge sind besonders erfolgreich, wenn sie kunden- bzw.<br />

klientenzentriert organisiert sind. Eine Potenzialanalyse (Stärken/Schwächen-<br />

Profil) bildet die Grundlage eines auf die Erwartungen aber auch Defizite des(r)<br />

Teilnehmers/in maßgeschneiderten Kurses. In einer detaillierten Vereinbarung sind<br />

Lernschritte, Leistungskontrollen, Studienphasen etc. festzuhalten. Je nach den<br />

persönlichen Anforderungen und Präferenzen werden unterschiedliche Lernmodelle<br />

(One-to-One, Community Learning, Computer-based Training, Classroom<br />

Discussion, Case-Study-Method etc.) angeboten. Diesen Weg gehen weltweit<br />

nicht nur renommierte Executive MBA-Programme, sondern auch zahlreiche<br />

WIFI-Kurse in Österreich.<br />

398


Harald Steindl<br />

16. „Duale Ausbildungen“ haben den Vorteil, dass das Erlernte unmittelbar ge- und<br />

erprobt werden kann. Arbeitgeber, Kollegen und das private Umfeld sehen sofort,<br />

ob und welche Fortschritte erzielt worden sind, ob sich die Investition an Zeit<br />

und Geld lohnen wird. Das entscheidende Plus liegt in der Motivation und in der<br />

Entwicklung einer realitätsnahen Lernstrategie.<br />

17. EDV-Kompetenz, wie sie im Europäischen Computer-Führerschein dokumentiert<br />

ist, oder ein Wirtschaftsverständnis, wie dies der bereits erfolgreich erprobte<br />

„Unternehmer-Führerschein“ signalisieren will, eröffnen berufliche Perspektiven<br />

im weiten Feld der Informationsgesellschaft und stiften zum Unternehmertum<br />

an. Derartige Angebote sollten bereits in den Grundschulen um ökonomische<br />

Fragen, regionale und europäische Belange, <strong>internationale</strong> Beziehungen und<br />

grenzüberschreitende Kontakte angereichert werden.<br />

18. „Go international“ ist der Schlüssel zum Erfolg. Wie einst „Reisen bildete“, so<br />

kommt es im Vorzeichen von EU-Erweiterung und Globalisierung darauf an, Offenheit,<br />

Sensibilität und multikulturelle Kompetenz zu entwickeln, damit Österreich<br />

als Drehscheibe, Wissensplattform, Experimentierraum und „Center of Excellence“<br />

zu fungieren und die Zwillingsstadt Wien-Bratislava in den Rang einer Metropole<br />

des 21. Jahrhunderts aufzusteigen vermag.<br />

19. Der Zugang zu Informationen und zur Weiterbildung steigert nicht nur die so<br />

genannte „Employ-Ability“. Vorstellungen, Sichtweisen, Problembeschreibungen,<br />

Deutungen, kulturelle Codes werden produziert, bestimmen die Strategien großer<br />

Organisationen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. In den Medien liegt Definitionsmacht<br />

und doppelte Verantwortung (ORF-Gesetz).<br />

20. Europäische Studiengänge, Austauschprogramme für Lehrlinge, Schüler, Studenten,<br />

Lehrer, Wissenschaftler und Beamte eröffnen verheißungsvolle Perspektiven.<br />

Gemischte Klassen diesseits und jenseits der alten Grenzlinien machen Hoffnung,<br />

dass der Brückenschlag nicht nur zwischen den Völkern sondern auch in<br />

Richtung zukunftsweisender Standortqualitäten gelingen wird. Das Mitteleuropa<br />

der Regionen wird sich rund um innovative Cluster, wie Creative Industries, Biotechnologie,<br />

revolutionäre Werkstoffe und Lernsysteme bilden. Die Pforten zur<br />

Knowledge-Economy liegen an der Donau.<br />

21. Wer in Zeiten des Niedergangs der überkommenen Industriegesellschaft zu neuen<br />

Ufern aufbricht, muss nicht nur die „Fesseln alter Denkweisen“ abwerfen, er<br />

braucht nautischen Spürsinn, Selbstvertrauen, unternehmerischen Mut, Risikobereitschaft,<br />

Zivilcourage, Sensibilität und eine breite, historisch und philosophisch<br />

fundierte Allgemeinbildung – und: Märkte als Lernplätze!<br />

Exportare necesse est!<br />

399


Literaturverzeichnis<br />

Achs, Oskar; Krassnig, Albert (1974), Drillschule-Lernschule-Arbeitsschule: Otto Glöckel und<br />

die österreichische Schulreform in der ersten Republik, Wien.<br />

Angerer, Paul (Hrsg) (1998), Briefe eines Eipeldauers an seinen Vetter in Kakran, über<br />

d´Wienstadt“, Wien.<br />

Biffl, Gudrun; Kratena, Kurt (2001), Die Zukunft der österreichischen Berufs- und Qualifikationslandschaft<br />

bis 2005, Wien.<br />

Bräuer, Gerd (2004), Schreiben(d) lernen, Ideen und Projekte für die Schule, Hamburg.<br />

Fischer, Ernst Peter (2003), Die andere Bildung. Was man von den Naturwissenschaften wissen<br />

sollte, Berlin.<br />

Foerster, Heinz von (1993), Wissen und Gewissen. Versuch einer Brücke, Frankfurt am Main.<br />

Foerster, Heinz von; Glasersfeld, Ernst von; Hejl, Peter (2000), Einführung in den Konstruktivismus,<br />

München.<br />

Fried, Johannes; Süßmann, Johannes (Hrsg.) (2001), Revolutionen des Wissens. Von der<br />

Steinzeit bis zur Moderne, München.<br />

Friedrichs, Werner; Sanders, Olaf (Hrsg.) (2002), Bildung/Transformation. Kulturelle und gesellschaftliche<br />

Umbrüche aus bildungstheoretischer Perspektive, Bielefeld.<br />

Fuhrmann, Manfred (2002), Bildung. Europas kulturelle Identität, Stuttgart.<br />

Haider, Günter; Reiter, Claudia (Hrsg.) (2001), PISA 2000. Nationaler Bericht, Innsbruck.<br />

Haider, Günter (Hrsg.) (2001), PISA 2000. Technischer Report, Innsbruck.<br />

Haider, Günter; Lang, Birgit (Hrsg.) (2001), PISA Plus 2000. Nationaler Bericht, Innsbruck.<br />

Haider, Günter; Eder, Ferdinand; Specht, Werner; Spiel, Christiane (2003), Zukunft: Schule<br />

– Strategien und Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung. Das Reformkonzept der österreichischen<br />

Zukunftskommission, Wien.<br />

Hochhuth, Rolf (2003), McKinsey kommt, München.<br />

Hölderlin, Friedrich, Hyperion oder der Eremit in Griechenland, erschienen in zwei Bänden,<br />

1797 – 1799.<br />

Killius, Nelson; Kluge, Jürgen; Reisch, Linda (2003), Die Bildung der Zukunft, Frankfurt am<br />

Main.<br />

Kluge, Jürgen (2003), Manifest zur Bildung, Berlin 6. September 2002, Manuskript, abgedruckt<br />

in: Killius, Nelson; Kluge, Jürgen; Reisch, Linda (Hrsg.), Die Bildung der Zukunft, Frankfurt am<br />

Main.<br />

Kluge, Jürgen (2003), Schluss mit der Bildungsmisere. Ein Sanierungskonzept, Frankfurt am<br />

Main.<br />

Koselleck, Reinhart (2000), Zeitschichten. Studien zur Historik, Frankfurt am Main.<br />

Koselleck, Reinhart (1995) Geist und Bildung – zwei Begriffe kultureller Innovation zur Zeit<br />

Mozarts, in: Csaky, Moritz; Pass, Walter (Hrsg.), Europa im Zeitalter Mozarts, Wien – Köln.<br />

400


Harald Steindl<br />

Krautkrämer, Ursula (1979), Staat und Erziehung. Begründung öffentlicher Erziehung bei Humboldt,<br />

Kant, Fichte, Hegel und Schleiermacher, München.<br />

Kuhn, Thomas S. (1973), Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt am Main.<br />

Kuhn, Thomas S. (1977), Die Entstehung des Neuen, Frankfurt am Main.<br />

Kuhn, Thomas S. (2000), The Road Since Structure: Philosophical Essays, 1970 –1993, Chicago.<br />

Lepenies, Wolf (2003), Bildungspathos und Erziehungswirklichkeit, in:<br />

Killius, Nelson; Kluge, Jürgen; Reisch, Linda (Hrsg.), Die Bildung der Zukunft, Frankfurt am<br />

Main.<br />

Lentze, Hans (1962), Die Universitätsreform des Ministers Graf Leo Thun-Hohenstein, Wien.<br />

Liessmann, Konrad Paul (2004), Spähtrupp im Niemandsland, Wien.<br />

Luhmann, Niklas (2002), Das Erziehungssystem der Gesellschaft, Frankfurt am Main.<br />

Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (2003) (Hrsg.), Sozialwort des Ökonomischen<br />

Rates der Kirchen in Österreich, Wien.<br />

Ohmae, Kenichi (2001), Der unsichtbare Kontinent. Vier strategische Imperative für die New<br />

Economy, Wien.<br />

Menzies, Gavin (2003), 1421. Als China die Welt entdeckte, München.<br />

Moritz, Ralf (2003), Das Große Lernen (Daxue), Leipzig.<br />

Reisch, Linda (2002), Deutschland ist kein Bildungsland mehr, in: Terhart, Ewald, Nach PISA,<br />

Bildungsqualität entwickeln, Hamburg.<br />

Reiter, Claudia; Haider, Günter (Hrsg.) (2002), PISA 2000 – Lernen für das Leben. Österreichische<br />

Perspektiven des <strong>internationale</strong>n Vergleichs, Innsbruck.<br />

Schneeberger, Arthur; Kastengruber, Bernd (1998), Weiterbildung der Erwerbsbevölkerung in<br />

Österreich, Wien.<br />

Schneeberger, Arthur; Petanovitsch, Alexander (2004), Eingangsqualifikationen von Lehranfängern.<br />

Analysen und Schlussfolgerungen, Wien.<br />

Schnider, Andreas (2003), Schul- und Bildungsreform. Miteinander zum Bildungskonsens, in:<br />

Steirisches Jahrbuch für Politik 2003.<br />

Schöler, Hermann (20.1.2004), Zur „Sprachstandsmessung“. Ein Vorschulscreening zur Erkennung<br />

von Risikokindern für Sprach- und Schriftspracherwerbsprobleme, Gastvortrag an der<br />

Universität Köln.<br />

Schöler, Hermann; Fromm, Waldemar; Kany, Werner (1998), Spezifische Sprachentwicklungsstörung<br />

und Sprachlernen, Heidelberg.<br />

Schönbach, Anton (1907), Über Lesen und Bildung, 7. Aufl. Graz.<br />

Schurr, Johannes (1975), Schleiermachers Theorie der Erziehung, Düsseldorf.<br />

Schwanitz, Dietrich (1999), Bildung. Alles, was man wissen muß, Frankfurt am Main.<br />

Steindl, Harald (1997), Am Vorabend der Lernrevolution, in: BMwA (Hrsg.), Der österreichische<br />

Außenhandel 1997, Wien.<br />

401


Steindl, Harald (1998), Von der Kunst, den Markt zu lieben, in: Mitterlehner, Hammerer (Hrsg.),<br />

Marktwirtschaft 2000, Wien.<br />

Steindl, Harald (2001), Wissen ist Markt, in: Österreichische Monatshefte 5/2001.<br />

Steindl, Harald (2002), Das Leitbild des Unternehmers im 21. Jahrhundert – eine Spurensuche,<br />

in: Baudenbacher, Carl; Busek, Erhard (Hrsg.), Europa und die Globalisierung, Wien.<br />

Ders. (2002), Sternzeit 0X050.1: „Creativity-Day“ in: Kopf, Karlheinz; Hammerer, Gerhard (Hrsg.),<br />

Unternehmerisches Österreich, Wien.<br />

Steinhart, Gabor (2004), Deutschland, Der Abstieg eines Superstars, München.<br />

Terhart, Ewald (2001), Lehrerberuf und Lehrerbildung. Forschungsbefunde, Problemanalysen,<br />

Reformkonzepte, Weinheim – Basel.<br />

Thurow, Lester (2004), Die Zukunft der Weltwirtschaft, Frankfurt am Main.<br />

Watzlawick, Paul (2002), Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben?<br />

München.<br />

Willke, Helmut (1997), Dumme Universitäten intelligente Parlamente, in: Grossmann, Ralph<br />

(Hrsg.), Wie wird Wissen wirksam? Wien – New York.<br />

Willke, Helmut (1998), Systemisches Wissensmanagement, Stuttgart.<br />

Willke, Helmut (2001), Atopia, Frankfurt am Main.<br />

Willke, Helmut (2002), Dystopia. Studien zur Krisis des Wissens, Frankfurt am Main.<br />

Willke, Helmut (2003), Heterotopia, Frankfurt am Main.<br />

Wittmann, Walter (2002), Der helvetische Filz. Eine geschlossene Gesellschaft, Frauenfeld.<br />

Anmerkungen<br />

* Dr. Harald Steindl ist Referent in der Abteilung für Rechtspolitik der Wirtschaftskammer<br />

Österreich in Wien.<br />

1 Vgl. Moritz, Ralf (Hrsg.), Das Große Lernen (Daxue), Leipzig 2003, 7, 48: Die kleine Schrift<br />

ist „das Tor, durch das jener, der zu lernen beginnt, zu moralischer Kraft für die Ordnung<br />

der Welt gelangt.“ Sie „zeigt den Pfad und mithin die Richtung, in die das Lernen führt.“ Die<br />

konfuzianische Erziehung ist handlungsorientiert und hat die Verinnerlichung der Normen<br />

zum Ziel. Denn mit dem Lernen fängt alles an: „Je mehr die Fähigkeit zum verantwortlichen<br />

Handeln für die Gemeinschaft ausgeprägt ist, desto höher kann das Amt sein, das der Einzelne<br />

zu übernehmen vermag, denn desto größer ist der Radius potentieller Ordnungsstiftung.“<br />

(49). Von 1313 bis 1905 bildete der zentrale Traktat des Staatskonfuzianismus die Grundlage<br />

der zivilen Beamtenexamina. Die Bewahrung der Tradition, der Dienst an der gottgegebenen<br />

natürlichen Ordnung und die Kanonisierung kultureller Werte stehen im Mittelpunkt. Das<br />

„Große Lernen“ ist als „Prozess moralischer Qualifizierung und sittlicher Vervollkommnung<br />

und in diesem Sinn als Persönlichkeitsbildung und Menschenformung“ (61) zu verstehen.<br />

Der Verfasser des „da xue“, der Philosoph Zhu Xi (1130 – 1200), stellte seiner Synthese ein<br />

Kompendium des „Kleinen Lernens“ (xiao xue – Lernen des Heranwachsenden) zur Seite.<br />

Denn der moralische Lernprozess des Erwachsenen bedürfe frühzeitig einer im Kindesalter<br />

402


Harald Steindl<br />

einsetzenden Vorbereitung. (67) In Dorf- und Clanschulen wurde so die Gewöhnung der<br />

Kinder und Jugendlichen an „Selbst-Zurücknahme, an Ein- und Unterordnung“ und an die<br />

Integration in die Gemeinschaft vermittelt. (68) Dem Schüler soll durch eigene Erfahrungen<br />

der Weg gewiesen werden, wie er sein Mensch-Sein verwirklicht, zum moralischen Schöpfer<br />

seiner Selbst werden kann. (79). „Das im Sein der Welt ruhende Gute entfaltet sich über die<br />

Strahlkraft des ordnenden Beispiels.“<br />

2 21. Juni 1978 Fußballweltmeisterschaft in Argentinien: Deutschland gegen Österreich 2:3.<br />

Das Siegestor durch Hans Krankl fällt in der 88. Minute. Krankl versetzt seinen Bewacher<br />

Rüßmann, geht am Libero Manfred Kaltz vorbei und lässt Torwart Sepp Maier keine Chance.<br />

Erstmals nach 47 Jahren konnte das ÖFB-Team den Nachbarn besiegen. ORF-Reporterlegende<br />

Edi Finger sen.: „I werd narrisch!“<br />

3 Habsburg vor Hohenzollern, Grillparzer vor Goethe, Raimund vor Schiller, Anzengruber vor<br />

Hauptmann, Freud vor Marx, Thomas B. vor Thomas M. frohlockte nicht nur das Wiener<br />

Kleinformat.<br />

4 Hölderlin, Friedrich, Hyperion oder der Eremit in Griechenland, erschienen in zwei Teilen,<br />

1797 – 1799.<br />

5 Vgl. mit weiterführenden Hinweisen Lepenies, Wolf, Bildungspathos und Erziehungswirklichkeit,<br />

in: Killius, Nelson; Kluge, Jürgen; Reisch, Linda (Hrsg.), Die Bildung der Zukunft,<br />

Frankfurt am Main 2003, S. 13 – 31.<br />

6 „Der Schelling und der Hegel, der Uhland und der Hauff, das ist bei uns die Regel. Das fällt<br />

bei uns nicht auf.“ (Volksmund).<br />

7 Der Bogen lässt sich von den Thun-Hohenstein‘schen Reformen nach 1850 über die Umwandlung<br />

der Polytechnischen Anstalten in Hochschulen, die enge Kooperation am Vorabend<br />

des 1. Weltkriegs sowie im Zeichen der pädagogischen Aufbruchsstimmung der Weimarer<br />

Republik und des „Roten Wien“, die Ausstrahlung der Studentenrevolte 1968 und Herta Firnbergs<br />

Demokratisierungsversuche bis zum verspäteten Aufbau eines Fachhochschulsektors<br />

spannen. Vgl. Lentze, Hans, Die Universitätsreform des Ministers Graf Leo Thun-Hohenstein,<br />

Wien 1962.<br />

8 So die ehemalige Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main Linda Reisch, in: Terhart,<br />

Ewald, Nach PISA. Bildungsqualität entwickeln, Hamburg 2002, S. 7 –16.<br />

9 Wittmann, Walter, Der helvetische Filz. Eine geschlossene Gesellschaft, Frauenfeld 2002.<br />

10 „PISA 2000“ stellt den ersten Zyklus der PISA-Studie dar. Im Mai 2000 wurden in 32 Ländern<br />

mehr als 200.000 Schülerinnen und Schüler getestet. Die österreichische Stichprobe<br />

umfasste ca. 6.000 Schüler/innen aus verschiedensten Schultypen. Im Mittelpunkt des Interesses<br />

dieses Zyklus (PISA 2000) stand die Lese-Kompetenz 15-/16-jähriger Schüler/innen.<br />

Untergeordnete Testgebiete waren Mathematik- und Naturwissenschafts-Kompetenz. Zudem<br />

wurden von Schüler/innen und Schulen umfangreiche Kontextinformationen erhoben, welche<br />

die Grundlage für die Interpretation der Ergebnisse bilden.<br />

11 Vgl. Reiter, Claudia; Haider, Günter (Hrsg.), PISA 2000. Lernen für das Leben. Österreichische<br />

Perspektiven des <strong>internationale</strong>n Vergleichs, Innsbruck 2002, S.145.<br />

403


12 Reiter, Haider (2000), S. 146. Vgl. dort auch die weiteren Definitionen:<br />

„Mathematik-Kompetenz ist die Fähigkeit einer Person, die Rolle zu erkennen und zu verstehen,<br />

welche die Mathematik in der Welt spielt, fundierte mathematische Urteile abzugeben<br />

und sich auf eine Weise mit der Mathematik zu befassen, die den Anforderungen des<br />

gegenwärtigen und künftigen Lebens dieser Person als konstruktivem, engagiertem und<br />

reflektierendem Bürger entspricht.“<br />

„Naturwissenschaftskompetenz“ wird als Fähigkeit beschrieben, „die Kapazität naturwissenschaftlichen<br />

Wissens anzuwenden, naturwissenschaftliche Fragen zu erkennen und aus<br />

Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu verstehen und zu treffen,<br />

die die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an ihr vorgenommenen Veränderungen<br />

betreffen.“<br />

13 Im Dezember 2001 legte der Österreich-Koordinator Günter Haider drei nationale PISA-<br />

Berichte vor.<br />

Haider, Günter (Hrsg.), PISA 2000. Technischer Report, Innsbruck 2001;<br />

Haider, Günter; Lang, Birgit (Hrsg.), PISA Plus 2000. Nationaler Bericht, Innsbruck 2001;<br />

Haider, Günter; Reiter, Claudia (Hrsg.), PISA 2000. Nationaler Bericht, Innsbruck 2001.<br />

Zur Analyse der Defizite vgl. Reiter, Claudia; Haider, Günter (Hrsg.), PISA 2000 – Lernen für<br />

das Leben. Österreichische Perspektiven des <strong>internationale</strong>n Vergleichs, Innsbruck 2002,<br />

insbes. LOW 10 – Analyse der unteren 10 %, S. 47 – 54.<br />

14 Haider, Günter; Eder, Ferdinand; Specht, Werner; Spiel, Christiane, Zukunft: Schule. Strategien<br />

und Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung. Das Reformkonzept der österreichischen<br />

Zukunftskommission, Wien 2003, S. 11 – 33; vgl. www.klassezukunft.at sowie die Homepage<br />

des BMBWK: www.bmbwk.gv.at.<br />

15 Haider, Eder, Specht (2003), S. 15.<br />

16 Haider, Eder, Specht (2003), S. 13.<br />

17 Haider, Eder, Specht (2003), S. 14.<br />

18 Vgl. Achs, Oskar; Krassnig, Albert, Drillschule-Lernschule-Arbeitsschule: Otto Glöckel und<br />

die österreichische Schulreform in der ersten Republik, Wien 1974.<br />

19 Schneeberger, Arthur; Petanovitsch, Alexander, Eingangsqualifikationen von Lehranfängern.<br />

Analysen und Schlussfolgerungen, Wien 2004, S. 65.<br />

20 Schneeberger, Arthur; Petanovitsch, Alexander, Eingangsqualifikationen von Lehranfängern.<br />

Analysen und Schlussfolgerungen, Wien 2004.<br />

21 Vgl. Biffl, Gudrun; Kratena, Kurt, Die Zukunft der österreichischen Berufs- und Qualifikationslandschaft<br />

bis 2005, Wien 2001.<br />

22 Schneeberger, Petanovitsch, S.13.<br />

23 Dieser Hinweis sollte nicht als Plädoyer für „lustbetonten Event-Unterricht“ missverstanden<br />

werden. Kuschelecken bringen keine Kompetenz. Ohne Einsatz der pädagogischen Autorität<br />

lässt sich der Wert der intellektuellen Anstrengungen, die Bedeutung von Disziplin, Ernsthaftigkeit,<br />

Ausdauer und Mühe nicht vermitteln.<br />

404


Harald Steindl<br />

24 Bei allen Anstrengungen des Bildungsministeriums, der Landesschulbehörden, der Bibliotheken<br />

und Schulverlage darf die problematische Rolle von Radio, Fernsehen und der<br />

Musikindustrie nicht übersehen werden. Leider wird diese wichtige Kulturtechnik in der<br />

Freizeit kaum noch benötigt und trainiert. Man kann mit dem Lesen – so klagen unbedarfte<br />

Grundschüler – kaum etwas anfangen, es ist nur mühsam und lästig. Aus den Leseratten<br />

von früher sind heute Fernsehsüchtige und Internetfreaks geworden. Da es mittlerweile<br />

Sprachprogramme gibt, die Texte akustisch darbieten, ist zu befürchten, dass demnächst<br />

auch der Computer über Symbole voll und ganz ohne intensives Lesen genutzt werden<br />

kann. Das Elend der Gutenberg-Galaxis. Was werden wohl Lehrer anstellen müssen, um<br />

Lust auf Lesen zu wecken?<br />

25 Mandat der Zukunftskommission.<br />

26 Terhart, Ewald, Lehrerberuf und Lehrerbildung. Forschungsbefunde, Problemanalysen,<br />

Reformkonzepte, Weinheim – Basel 2001.<br />

27 Resolution adopted by the General Assembly 55/2. Die Staaten betonen ihre „collective<br />

responsibility to uphold the principles of human dignity, equality and equity at the global<br />

level“.<br />

28 OECD 2003, S. 80.<br />

29 Zur Verringerung der in Österreich sehr ausgeprägten „sozial bedingten Leistungsdifferenzen“<br />

wird empfohlen, die „Unterschiede bei den Lernansätzen zu reduzieren, die offenbar zu einem<br />

großen Teil für diese sozialen Disparitäten verantwortlich sind.“ Im <strong>internationale</strong>n Vergleich<br />

fällt auf, dass es „nur relativ wenigen Schulen“ gelingt, „besonders starke Lernansätze zu<br />

fördern. Daher sollte sich die Aufmerksamkeit gezielt auf die Lehrpraktiken in den Schulen<br />

und auf systemweite Änderungen zur Verbesserung dieser Unterrichtspraktiken richten.“ Kein<br />

Land könne die „Existenz von Schülerinnen und Schülern mit vielfachen Schwächen ignorieren“.<br />

Diese Gruppe „benötige zweifellos eine gezielte Unterstützung – nicht nur um ihnen zu<br />

schulischem Erfolg zu verhelfen, sondern auch um ihre Einstellungen und Gewohnheiten in<br />

Bezug auf das Lernen zu vermitteln, die für ihr späteres Leben wichtig sind.“<br />

30 OECD 2003, 83.<br />

31 „Ein Strategierepertoire entwickelt sich zusammen mit anderen lernfördernden Attributen<br />

nach und nach durch Lehrer, die effektives Lernverhalten modellieren und die Verantwortung<br />

für den Lernprozess nach und nach dem Lerner übertragen sowie durch eine Analyse der<br />

Gründe für den akademischen Erfolg oder Misserfolg.“<br />

32 Vgl. dazu die Statements auf der Homepage: www.klassezukunft.at<br />

33 Vgl. Schurr, Johannes, Schleiermachers Theorie der Erziehung, Düsseldorf 1975.<br />

34 Die Forcierung von Wahlmöglichkeiten wird gerne als Beliebigkeit missverstanden. Nicht<br />

bequeme Lösungen sind das Ziel, sondern anspruchsvolle Fächerkombinationen und Aufgaben,<br />

welche mit realen Problemen aus dem persönlichen Umfeld verknüpft sind. Der Schüler<br />

sollte erkennen, wie sehr er mit anspruchsvollen Vorgaben seinen eigenen Lernfortschritt<br />

bestimmen kann.<br />

35 Schönbach, Anton, Über Lesen und Bildung, 7. Aufl. Graz 1907, S. 5.<br />

405


36 Schönbach, S. 10.<br />

37 Liessmann, Konrad Paul, Spähtrupp im Niemandsland, Wien 2004, auf der Suche nach<br />

spirituellen Substanzen.<br />

38 Vgl. dazu Hochhuth, Rolf, McKinsey kommt, München 2003, 48: „Wenn man vor hundert<br />

Jahren Gründerzeit sagte – so heute McKinsey-Zeit!“<br />

39 Kluge, Jürgen, Schluss mit der Bildungsmisere. Ein Sanierungskonzept, Frankfurt am Main,<br />

2003.<br />

40 Einführung von Studiengebühren: Durch Studiengebühren beteiligt man Hochschüler, die in<br />

Form höherer Gehälter später maßgeblich vom Studium profitieren, auch an der Finanzierung<br />

der Investition Bildung. Die Studiengebühren machen aus Konsumenten Kunden, die eine<br />

Gegenleistung für ihre Zahlung verlangen. So können Gelder nachfrageorientiert dorthin<br />

fließen, wo das Angebot auf Grund hoher Qualität seinen Preis wert ist. Entscheidungsfreiheit<br />

der Hochschulen über Verwendung der Studiengebühren. Reform des Förderungssystems:<br />

Parallel zur Einführung von Studiengebühren muss ein neues Bildungsdarlehen mit Rückzahlung<br />

über die Einkommenssteuer eingeführt werden.<br />

41 Vgl. Kluge, Jürgen, Manifest zur Bildung, Berlin 6. September 2002, Manuskript, abgedruckt<br />

in: Killius, Nelson; Kluge, Jürgen; Reisch, Linda (Hrsg.), Die Bildung der Zukunft, Frankfurt<br />

am Main 2003, S. 321 - 335. Im Detail:<br />

• Umstellung der finanziellen Förderung von Kindertagesstätten zur Förderung eines qualitativ<br />

hochwertigen und vielfältigen Angebots: Jede Kindertagesstätte, die bestimmte,<br />

einheitliche Qualitätskriterien erfüllt, sollte unabhängig von der Trägerschaft die gleiche<br />

Förderung erhalten. Dann wäre es auch für private Anbieter und Arbeitgeber attraktiv,<br />

Kindertagesstätten zu betreiben. Parallel sollte der Einfluss auf der Nachfrageseite gestärkt<br />

werden, indem die Betriebskosten zukünftig nach tatsächlich nachgefragten Plätzen<br />

gefördert werden und nicht – wie heute – nach der Anzahl der angebotenen Plätze.<br />

• Aufwertung des Berufsstands der Erzieherinnen und Erzieher: Etwa ein Viertel der Erzieherinnen<br />

sind heute über 50 Jahre alt, in den neuen Bundesländern liegt der Anteil sogar<br />

bei knapp 40 %. Die anstehende altersbedingte Fluktuation bietet gleichermaßen Gelegenheit<br />

und Notwendigkeit, die Ausbildung zu reformieren. Künftig sollten Erzieherinnen<br />

und Erzieher an der Fachhochschule zu einem Master of Education mit Schwerpunkt auf<br />

frühkindlicher Pädagogik ausgebildet werden. Entscheidend ist, die Reform der Ausbildung<br />

mit einer Reform des Berufsbildes und der Gehaltsstrukturen zu verbinden, will<br />

man genügend Interessenten finden. Für die bessere Ausbildung und eine Erhöhung der<br />

Gehälter entsteht ein zusätzlicher Finanzbedarf von etwa 1,5 Milliarden Euro jährlich.<br />

• Gezielte Förderung von Kindern und Eltern aus sozial schwachem Umfeld: Das Bewusstsein<br />

für die Bedeutung frühkindlicher Erziehung muss insbesondere bei Eltern aus sozial<br />

schwachen Verhältnissen gestärkt werden. Vorbild kann hierfür Großbritannien sein. Hier<br />

werden Familien und Kinder zumeist aus sozialen Brennpunkten in heute über 50 Early-<br />

Excellence-Centern gezielt und gemeinsam gefördert. Mit Erfolg, wie erste Ergebnisse<br />

zeigen: So erzielten die Kinder eines solchen Centers in der Grundschule signifikant bes-<br />

406


Harald Steindl<br />

sere Ergebnisse als der Durchschnitt – und das bei nachteiligen Startbedingungen. Eine<br />

solche Förderung für Deutschland hat ihren Preis: So würde ein Aufbau von integrierten<br />

Angeboten zur Unterstützung von 60.000 sozial schwachen Kindern mitsamt ihren Eltern<br />

nach britischem Vorbild in Deutschland etwa 400 Mio. Euro jährlich kosten.<br />

Der Finanzbedarf des McKinsey-Reformpakets beläuft sich auf insgesamt etwas mehr als<br />

4 Mrd. Euro. Nach dem Motto „Lieber früh investieren, anstatt spät reparieren“ entspricht<br />

dies einer deutlichen Steigerung der bisherigen staatlichen Mittel um ca. 50 %. Hätte man<br />

auf die Kindergelderhöhung im Jahr 1999 verzichtet, würde dieses Geld zur Verfügung<br />

stehen. Und es rechnet sich: Untersuchungen aus der Schweiz und den USA zeigen,<br />

dass diese Investitionen mit einem Faktor 3 bis 4 volkswirtschaftlich zurückfließen.<br />

42 Bräuer, Gerd (Hrsg.), Schreiben(d) lernen. Ideen und Projekte für die Schule, Hamburg<br />

2004.<br />

43 Wir haben die Pflicht, den nachfolgenden Generationen die Chancen auf ein gutes Leben in<br />

einer friedlichen und gerechten Welt nicht durch Unbeweglichkeit zu verbauen. Das ist der<br />

Grund dafür, dass wir den Mut zu Veränderungen brauchen. Unser Land muss wieder zu einem<br />

Zentrum der Zuversicht in Europa werden – unsertwegen, aber auch Europas wegen.<br />

44 Steinhart, Gabor, Deutschland. Der Abstieg eines Superstars, München 2004.<br />

45 Zukunftskommission, S. 35 – 36.<br />

46 BMBWK GZ 11.012/34-I/2c/2004: Vortrag an den Ministerrat „Bildungsstandards. Ein weiterer<br />

Qualitätssprung für das österreichische Schulwesen“.<br />

47 Vgl. Bericht der Kommission für die Frühjahrstagung des Europäisches Rates 2004: Die<br />

Lissabon Strategie realisieren. Reformen für die erweiterte Union, KOM (2004) 29.<br />

48 Europäischer Rat (Brüssel) 25./26. März 2004: Schlussfolgerungen des Vorsitzes, 7: „Soll die<br />

EU weltweit zum führenden wissensbasierten Wirtschaftsraum werden, so wird die allgemeine<br />

und berufliche Bildung eine Schlüsselrolle spielen.“<br />

49 Guter Überblick bei Schöler, Hermann, Zur „Sprachstandsmessung“. Ein Vorschul-Screening<br />

zur Erkennung von Risikokindern für Sprach- und Schriftspracherwerbsprobleme, Gastvortrag<br />

an der Universität Köln, 20.1.2004. In Heidelberg wird der so genannte HASE-Test (Heidelberger<br />

Auditives Screening in der Einschulungsuntersuchung) eingesetzt. Vgl. ferner Schöler,<br />

Hermann; Fromm, Waldemar; Kany, Werner, Spezifische Sprachentwicklungsstörung und<br />

Sprachlernen, Heidelberg 1998. In Österreich finden ähnliche Tests bereits in Salzburg statt.<br />

Vgl. dazu den Vortrag an den Ministerrat vom 14.4.2004: BMBWK GZ 11.012/34-I/2c/2004.<br />

50 Das sind erwartungswidrige Minderleistungen im sprachlichen Können, vor allem bei der<br />

Äußerungsproduktion ohrenfällig.<br />

51 Vgl. Schnider, Andreas, Schul- und Bildungsreform. Miteinander zum Bildungskonsens, in:<br />

Steirisches Jahrbuch für Politik 2003, S. 77 – 81, zur „steirischen Tagesschule“.<br />

52 Dieses Modell verknüpft sinnvoll drei Koordinaten im System Schule: Ziele und Standards,<br />

Zeit und biologischen Rhythmus, Raum und Gemeinschaft. Im Mittelpunkt jedoch steht die<br />

soziale Gemeinschaft von Lehrern, Schülern und Eltern in ihrem kulturellen, sprachlichen<br />

und spirituellen Zusammenwirken. Ausgehend von diesen Parametern stellt sich die Frage<br />

407


sinnvoller und effektiver ganzheitlicher Wissensvermittlung. Informationen sollen am Vormittag<br />

gesammelt und diese am Nachmittag vernetzt werden. An den Rändern dieses Schultages,<br />

der von 9.00 bis 16.00 Uhr dauert, sind Betreuungsmöglichkeiten angesiedelt, die in der<br />

Früh Ankommen und auf die Schule Einstimmen beinhalten sollten und am Nachmittag, nach<br />

16.00 Uhr, als Phase des Wartens und Abholens angelegt sind. Die steirische Tagesschule<br />

dauert von Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 16.00 Uhr und schließt am Freitag mit der<br />

Mittagsgemeinschaft.<br />

53 Damit ist nicht nur der Paradigmenwechsel vom ptolemäischen zum kopernikanischen Weltbild<br />

gemeint, sondern auch die Frage nach Ursprung und Sinn der Welt. Die Natur, nicht die<br />

Heilige Schrift, liefert die Antwort.<br />

54 Menzies, Gavin, 1421. Als China die Welt entdeckte, München, 2003.<br />

55 Thurow, Lester, Die Zukunft der Weltwirtschaft, Frankfurt am Main 2004, S. 20 - 25.<br />

56 Vulgo: Chat – frei nach: Anno Domini 1802: „Von ein Studiplan wird jetzt stark gredt, und<br />

da soll d´Jugend ein ganz andre Erziehung kriegen, und das kommet ja grad so heraus, als<br />

wenn d´jetzige Jugend schlecht erzogen würd; das laß ich aber in Ewigkeit nicht zu; denn<br />

wenn d´jetzige Erziehung nicht so gut wär, wie könnten denn die 12jährigen Töchter schon<br />

mehr wissen, als ihr Mama?“ Aus: Briefe eines Eipeldauers an seinen Vetter in Kakran, über<br />

d´Wienstadt“, zitiert nach der Edition von Paul Angerer, Wien 1998, S. 285.<br />

408


19 VERZEICHNIS DER TABELLEN UND<br />

ABBILDUNGEN<br />

WELTWIRTSCHAFT UND WELTHANDEL 13<br />

1 Lage der Weltwirtschaft 2003 und Ausblick 2004 15<br />

Abb. 1.1 Konjunkturverlauf in den wichtigsten OECD-Regionen 16<br />

Abb. 1.2 „Zwillings-Defizit“ in den USA 17<br />

Tab. 1.1 Budgetdefizit / -überschuss (Gesamter Staatshaushalt)<br />

in % des BIP/ des potenziellen BIP 20<br />

3 Entwicklung des Welthandels 57<br />

Abb. 3.1 Exporte, Produktion und globales BIP, reales Wachstum, 1995–2002 58<br />

Tab. 3.1 Entwicklung des Warenhandels, 2001–2003 59<br />

Tab. 3.2 Die 10 wichtigsten Handelsnationen 2003 (exklusive Intra-EU-Handel) 63<br />

Abb. 3.2 Entwicklung der wichtigsten Wechselkurse zum Euro<br />

(jeweilige Währungseinheit pro Euro) 68<br />

Abb. 3.3 Entwicklung der wichtigsten Weltmarktpreise (1995=100) 69<br />

Tab. 3.3 Sektorale Gliederung des Welthandels 70<br />

ÖSTERREICHS AUSSENWIRTSCHAFT 77<br />

4 Wirtschaftsentwicklung Österreichs im Überblick 79<br />

Abb. 4.1 Entwicklung des realen BIP<br />

Veränderung zum Vorjahr/Vorquartal (in %) 80<br />

Tab. 4.1 Beiträge zum realen Wirtschaftswachstum 81<br />

Abb. 4.2 Wirtschaftswachstum in Österreich und in der EU-15 82<br />

Tab. 4.2 Indikatoren zur Wettbewerbsfähigkeit Österreichs 88<br />

Abb. 4.3 Nominelle Exportquoten lt. VGR 90<br />

Abb. 4.4 Nominelle Importquoten lt. VGR 90<br />

Abb. 4.5 Außenbeitrag, nominell 91<br />

Tab. 4.3 Transferzahlungen Österreichs an die EU und Rückflüsse (in Mio. Euro) 94<br />

5 Österreichs Warenhandel 96<br />

Tab. 5.1 Österreichs Außenhandel: Überblick 97<br />

Abb. 5.1 Österreichs Export: Quartale nominell 98<br />

Tab. 5.2 Österreichs Export-Marktanteile: Real und nominell 100<br />

Tab. 5.3 Handelsbilanz: Preis- und Mengeneffekte 101<br />

Tab. 5.4 Österreichs Energieimporte 106<br />

409


Abb. 5.2 Standardisierte Marktanteile in MOEL-5 und Estland 20021:<br />

Österreich und Vergleichsländer 109<br />

Abb. 5.3 Österreichs Handelsbilanz, Saldo in % des BIP 112<br />

Tab. 5.5 Handelsbilanzsalden nach Warengruppen 1993–2003 113<br />

Tab. 5.6 Österreichs Fahrzeug-Außenhandel 2003 117<br />

6 Der Außenhandel mit Dienstleistungen 119<br />

Abb. 6.1 Entwicklung der Dienstleistungsbilanz 121<br />

Abb. 6.2 Struktur der Dienstleistungseinnahmen 122<br />

Abb. 6.3 Struktur der Dienstleistungsausgaben 122<br />

7 Grenzüberscheitende Direktinvestitionen 130<br />

Abb. 7.1 Globale FDI-Ströme, 1980–2002 (Mrd. USD) 131<br />

Tab. 7.1 Desinvestitionen nach Übernahmen und Fusionen: Änderungen<br />

in der Anzahl der Tochterunternehmen und Gastländer<br />

(ausgewählte Fälle) 132<br />

Abb. 7.2 Regionale Verteilung der FDI-Ströme, 1980–2002 (in %) 133<br />

Abb. 7.3 Direktinvestitionsbestände 1980–2002 (in % des BIP) 134<br />

Abb. 7.4 Aktive FDI: Anteile der MOEL-19 an Eigenkapital, Anzahl<br />

Tochterunternehmen und Beschäftigung (in %) 1991–2001 137<br />

Abb. 7.5 Arbeitsintensität der Tochterunternehmen, 1991–2001 138<br />

Abb. 7.6 Eigenkapitalrentabilität nach Regionen, 1991–2001 141<br />

Abb. 7.7 Eigenkapitalrentabilität einzelner MOEL, 1991–2001 141<br />

Tab. 7.2 Eigenkapitalrentabilität in % (unterschieden nach verschiedenen<br />

Kriterien – Medianwert), 2001 142<br />

Abb. 7.8 Beschäftigungsentwicklung der aktiven und<br />

passiven Direktinvestitionen, 1991–2001 144<br />

Statistische Übersichten 149<br />

Tab. 1.2 Reales BIP-Wachstum 151<br />

Tab. 1.3 Wachstum der Verbraucherpreise 152<br />

Tab. 1.4 Arbeitslosenrate (standardisiert) 153<br />

Tab. 1.5 Budgetdefizit/-überschuss in % des nominellen BIP 154<br />

Tab. 1.6 Wirtschaftslage in den MOEL (2002–2003)<br />

und Prognose (2004–2005) 155<br />

Tab. 1.7 Wirtschaftslage in den SOEL (2002–2003) und wiiw-Prognose (2004–2005) 156<br />

410


Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen<br />

Tab. 3.4 Außenhandelsströme ausgewählter Ländergruppen 157<br />

Tab. 3.5 Handelsbilanzen ausgewählter Ländergruppen 158<br />

Tab. 3.6 Entwicklung der Warenexporte (fob) für ausgewählte Länder 159<br />

Tab. 3.7 Entwicklung der Warenimporte (cif) für ausgewählte Länder 160<br />

Tab. 3.8 Handelsbilanz ausgewählter Länder 161<br />

Tab. 3.9 Entwicklung der Dienstleistungsexporte für ausgewählte Länder 162<br />

Tab. 3.10 Entwicklung der Dienstleistungsimporte für ausgewählte Länder 163<br />

Tab. 3.11 Entwicklung der Dienstleistungsbilanz für ausgewählte Länder 164<br />

Tab. 3.12 Bedeutung von FDI für ausgewählte Regionen 165<br />

Tab. 3.13 Passive FDI-Flüsse ausgewählter Länder 166<br />

Tab. 3.14 Aktive FDI-Flüsse ausgewählter Länder 167<br />

Tab. 3.15 Passive Portfolioinvestitionen ausgewählter Länder 168<br />

Tab. 3.16 Aktive Portfolioinvestitionen ausgewählter Länder 169<br />

Tab. 4.4 Hauptergebnisse der WIFO-Konjunkturprognose für Österreich 170<br />

Tab. 4.5 Österreichs Exporte lt. VGR 171<br />

Tab. 4.6 Österreichs Importe lt. VGR 172<br />

Tab. 4.7 Der österreichische Außenbeitrag lt. VGR 173<br />

Tab. 4.8 Beiträge zur Österreichischen Zahlungsbilanz 174<br />

Tab. 5.7 Österreichs Warenhandel mit ausgewählten Ländern 175<br />

Tab. 5.8 Österreichs Handelsbilanz mit ausgewählten Ländern 176<br />

Tab. 5.9 Regionale Gliederung des österreichischen Warenhandels 177<br />

Tab. 5.10 Regionale Gliederung der österreichischen Handelsbilanz 178<br />

Tab. 5.11 Sektorale Gliederung des österreichischen Warenhandels 179<br />

Tab. 5.12 Sektorale Gliederung der österreichischen Handelsbilanz 180<br />

Tab. 6.1 Österreichischer Handel mit Dienstleistungen nach Sektoren 181<br />

Tab. 6.2 Österreichische Dienstleistungsbilanz nach Sektoren 182<br />

Tab. 6.3 Österreichische Dienstleistungsexporte<br />

nach Haupthandelspartnern 183<br />

Tab. 6.4 Österreichische Dienstleistungsimporte<br />

nach Haupthandelspartnern 184<br />

Tab. 6.5 Österreichische Dienstleistungsbilanz<br />

gegenüber den wichtigsten Haupthandelspartnern 185<br />

Tab. 6.6 Der Handel mit Dienstleistungen nach Ländergruppen 186<br />

Tab. 6.7 Österreichische Dienstleistungsbilanz nach Ländergruppen 187<br />

Tab. 7.3 Passive Direktinvestionsströme, 1980–2002 (Mrd. USD) 188<br />

Tab. 7.4 Direktinvestitionsbestände nach Regionen, 1980–2002 (in % des BIP) 189<br />

411


Tab. 7.5 Aktive Direktinvestitionen: Investiertes Eigenkapital, Anzahl der<br />

Beteiligungen und Beschäftigung, 1991–2001 190<br />

Tab. 7.6 Passive Direktinvestitionen: Investiertes Eigenkapital, Anzahl der<br />

Beteiligungen und Beschäftigung, 1991–2001 191<br />

Tab. 7.7 Passive Direktinvestitionen: Eigenkapital und Beschäftigung pro -<br />

Beteiligungen, 1991–2001 192<br />

Tab. 7.8 Branchenstruktur der aktiven Direktinvestitionen, 2001 193<br />

Tab. 7.9 Branchenstruktur der passiven Direktinvestitionen, 2001 194<br />

Tab. 7.10 a Eigenkapitalrentabilität nach Regionen, 1991–2001 195<br />

Tab. 7.10 b Eigenkapitalrentabilität nach Regionen, 1991–2001 196<br />

Tab. 7.11 Beschäftigungsentwicklung der aktiven Direktinvestitionen, 1991–2001,<br />

Zielregion der Tochterunternehmen 197<br />

Tab. 7.12 Beschäftigungsentwicklung der passiven Direktinvestitionen, 1991–2001,<br />

Herkunftsregion der Mutterunternehmen 198<br />

Eine strategische Außen<strong>wirtschafts</strong>politik für<br />

Österreich: Die Internationalisierungsoffensive<br />

2003/2005 203<br />

9 Eine strategische Außen<strong>wirtschafts</strong>politik für Österreich 205<br />

Abb. 9.1 Entwicklung der Welt-Warenexporte und des Welt-BIP 1950–2002 209<br />

Abb. 9.2 Entwicklung des Welt-Dienstleistungsexporte 1980–2002 210<br />

Abb. 9.3 Entwicklung der weltweiten Direktinvestitionsbestände 1980–2002 211<br />

Tab. 9.1 Importzollentwicklung ausgewählter Länder seit 1875 212<br />

Abb. 9.4 Österreichische Export- und Importquoten (Waren) seit 1995 213<br />

Abb. 9.5 Anteil der Dienstleistungsexporte am BIP in ausgewählten Ländern 2002 214<br />

Abb. 9.6 Österreichische Direktinvestitionsbestände seit 1980 215<br />

11 Außenhandelsstruktur der österreichischen Industrie 234<br />

Tab. 11.1 Taxonomien der Sachgüterproduktion 238<br />

Tab. 11.2 Exportspezialisierung Österreichs und der EU,<br />

Branchentypen und Regionen, 2002 240<br />

Abb. 11.1 Anteil anspruchsvoller Produktgruppen am Industrie-<br />

warenexport, Österreich und EU im Vergleich, 2002 241<br />

Tab. 11.3 Anteil anspruchsvoller Produktgruppen am Industriewarenexport,<br />

Österreich und EU-Länder im Vergleich, 2002 242<br />

412


Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen<br />

Tab. 11.4 RCA-Werte im Außenhandel mit Industriewaren nach Branchentypen und<br />

Regionen, Österreich und die EU im Vergleich, 2002 244<br />

Tab. 11.5 a Strukturwandel im Außenhandel mit Industriewaren,<br />

Österreich, 1995 und 2002 247<br />

Tab. 11.5 b Strukturwandel im Außenhandel mit Industriewaren, EU, 1995 und 2002 248<br />

Tab. 11.6 Struktur der komparativen Vorteile Österreichs im Osthandel,<br />

1995 und 2002 251<br />

Tab. 11.7 Exportspezialisierung und Export-Unit Values, Österreich<br />

und osteuropäische Beitrittskandidaten im EU-Export nach<br />

Branchentypen im Zeitvergleich, 1995 und 2002 252<br />

13 Direktinvestitions-Förderung heute und morgen 273<br />

Abb. 13.1 Österreichische Direktinvestitionen 1990 bis 2002 274<br />

Abb. 13.2 Stufenschema <strong>internationale</strong>r Unternehmenstätigkeit 275<br />

Abb. 13.3 Direktinvestitions-Förderung für österreichische Unternehmen 278<br />

Tab. 13.1 Österreichische Direktinvestitionen, Brutto-Neuinvestitionen und<br />

Neuzusagen von G4-Beteiligungsgarantien 281<br />

Abb. 13.4 Gegenüberstellung der Brutto-Neuinvestitionen und der G4-Neuzusagen 282<br />

Tab. 13.2 Regionale Aufschlüsselung gewährter G4-Beteiligungsgarantien 283<br />

Abb. 13.5 Garantie-Angebot der AWS im Internationalisierungsbereich 284<br />

Tab. 13.3 KMU-Internationalisierung, Aushaftendes Obligo nach<br />

Zielländern per 31. Dezember 2002 285<br />

Tab. 13.4 Entwicklung der Ost-West-Fonds-Projekte, 1990–2002 287<br />

Tab. 13.5 Regionale Verteilung der Ost-West-Fonds-Projekte, 1990–2002 287<br />

Abb. 13.6 Kapitalbereitstellung zur Finanzierung österreichischer Direktinvestitionen 289<br />

14 Dienstleistungen: Export ist mehr als Warenverkehr 297<br />

Abb. 14.1 Exportstruktur der Dienstleistungen, 2002 304<br />

Abb. 14.2 Exportspezialisierung bei Dienstleistungen, 2002 305<br />

Abb. 14.3 Spezialisierungsindex nach Balassa, 2002 307<br />

Abb. 14.4 Österreichisches Exportspezialisierungsmuster, 1995 und 2002 311<br />

Abb. 14.5 Österreichisches Importspezialisierungsmuster, 1995 und 2002 312<br />

15 IFIs als Außen<strong>wirtschafts</strong>partner für Österreich 320<br />

Tab. 15.1 Geographische Struktur der EIB-Darlehen 2003, Mrd. Euro 322<br />

Tab. 15.2 Sektorale Struktur der EIB-Finanzierungen nach Sektoren,<br />

1998–2002, Mrd. Euro 322<br />

Tab. 15.3 Weltbank-Finanzierungen, 2003, Mrd. USD 323<br />

413


Tab. 15.4 Weltbank/IDA-Kredite nach Sektoren, Fiskaljahr 2003, Mrd. USD 324<br />

Tab. 15.5 IBRD/IDA-Kredite nach Regionen, Fiskaljahr 2003, in Prozent 324<br />

Tab. 15.6 IFC-Kredite, Fiskaljahr 2003, Mrd. USD 325<br />

Tab. 15.7 EBRD-Finanzierungen nach Sektoren, 2002, Mrd. Euro 327<br />

Tab. 15.8 EU-Förderungen 2000/02 und 2004/06, Mio. Euro 329<br />

16 Cluster als Exportmotor 340<br />

Abb. 16.1 Exporte der Bundesländer, produzierender Sektor 2001 340<br />

Abb. 16.2 Clusterland Oberösterreich, Zahlen & Daten 341<br />

17 Bedeutung der Analyse <strong>internationale</strong>r Wirtschaftsbeziehungen 359<br />

Tab. 17.1 Internationaler Vergleich der Wirtschaftsforschungsinstitute 369<br />

Tab. 17.2 Vergleich der österreichischen Institutionen 374<br />

Tab. 17. 3 Vergleich der Schweizer Institutionen 375<br />

Tab. 17.4 Vergleich der niederländischen Institutionen 376<br />

Tab. 17.5 Vergleich der dänischen Institutionen 377<br />

Tab. 17.6 Vergleich der schwedischen Institutionen 378<br />

414


20 STICHWORTVERZEICHNIS<br />

A<br />

AFTA-ASEAN Free Trade Area ...........49f<br />

Arbeitslosenquote ................................21<br />

Beitrittsländer ......................................22<br />

Österreich ......................................82,86<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Deutschland ........................................21<br />

MOEL ............................................22, 30<br />

SOEL ..................................................31<br />

USA ....................................................21<br />

Arbeitsmarkt<br />

Österreich ..................................80f, 84ff<br />

ASEAN ...................................................49<br />

ASEM .....................................................47<br />

Asian Development Bank ..................327<br />

Asien<br />

regionale Integration ...........................60<br />

-krise ...................................................35<br />

Ausfuhrförderungsgesetz (AFG 1981)<br />

............................................279f, 288f, 292<br />

Außenbeitrag ........................................98<br />

Österreich ...................79, 80, 83, 91, 95<br />

Außenhandelspreise<br />

Österreich ...........................................89<br />

außenwirtschaftliches Leitbild ..........221<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>politik<br />

strategische ..............................205, 217<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>theorie ...................360<br />

Außenhandelstheorie .........................235<br />

neue ..................................................235<br />

technologieorientierte Modelle ..........236<br />

traditionelle .......................................235<br />

klassische .........................................301<br />

Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation (AWO)<br />

..............................216, 227, 231, 256, 260<br />

B<br />

Bildungsoffensive ..............................391<br />

Binnennachfrage<br />

Asien ...................................................34<br />

Deutschland ........................................23<br />

BIP-Wachstum<br />

Asien ..................................................34f<br />

EU ......................................................22f<br />

Japan ..................................................27<br />

MOEL ..................................................28<br />

OECD-Länder .....................................16<br />

Österreich .............79, 83, 84, 85, 91, 95<br />

SOEL ..................................................30<br />

Türkei ..................................................33<br />

USA ...............................................15,18<br />

Welt .....................................................57<br />

C<br />

Cluster<br />

oberösterreichische Initiativen ..........341<br />

Schwerpunktaktivitäten .....................342<br />

-Philosophie ......................................356<br />

Politik ................................................356<br />

Clusterland OÖ ...........................341, 357<br />

D<br />

Deep integration .................................364<br />

Deflation<br />

Japan ..................................................27<br />

Bosnien-Herzegowina ........................32<br />

Dienstleistungen<br />

Exporte, Anteil am BIP ......................298<br />

Exporte, Bedeutung ..........................218<br />

Globalisierung ...................................297<br />

koordinierende ..................................298<br />

Österreich-MOEL ..............................128<br />

Reiseverkehr, weltweit ........................70<br />

statistische Erfassung ...............302, 315<br />

Transportleistungen, weltweit .............70<br />

unternehmensnahe, weltweit ..............70<br />

Dienstleistungshandel<br />

Österreich ......................................... 119<br />

Österreich-China ..............................128<br />

Österreich-SOEL ..............................128<br />

415


Dienstleistungshandel<br />

Bauleistungen ...................................127<br />

EDV- und Informationsleistungen .....125<br />

EU .......................................................62<br />

Exportstruktur ...................................125<br />

intra-industrieller Handel ...................313<br />

Kommunikationsdienstleistungen .....126<br />

Lateinamerika .....................................65<br />

Liberalisierung ..................................298<br />

MOEL ..................................64, 310, 314<br />

NAL ...........................................121, 303<br />

Patente und Lizenzen<br />

................................121, 217, 306f, 313f<br />

Regulierung ..............................298, 315<br />

Reiseverkehr ....................................123<br />

Spezialisierung, international ............305<br />

Spezialisierung, Österreich ...............310<br />

Struktur, international ........................304<br />

unternehmensbezogene ...........121, 124<br />

Wettbewerbsfähigkeit .......................306<br />

wissensbasierte ................................124<br />

Direktinvestitionen ...............................72<br />

aktive ..................................................73<br />

China ..........................................74, 133<br />

Fusionen ...........................................144<br />

MOEL ..................................................73<br />

passive ...............................................73<br />

weltweite .............................................72<br />

Direktinvestitionen Österreich<br />

aktive, Branchen ...............................139<br />

Anlaufverluste ...................................143<br />

Arbeitsintensität ................................137<br />

Beschäftigung ...........................139, 143<br />

Branchen ..........................................139<br />

Eigenkapitalrentabilität .....................140<br />

ERP-Internationalisierungsprogramm<br />

..........................................................290<br />

Förderungszuschüsse ......................279<br />

MOEL ................................................137<br />

Medianwert Eigenkapitalrentabilität ..142<br />

416<br />

passive .............................................135<br />

passive, Branchen ............................140<br />

regionale Verteilung .........133, 136f, 138<br />

Rentabilität ........................................140<br />

Starthilfekredite .................................290<br />

Direktinvestitions-Risiken<br />

Absicherung ......................................280<br />

Beteiligungsgarantien .....................280ff<br />

creeping expropriation ......................280<br />

Deckung wirtschaftliches Risiko .......283<br />

<strong>politische</strong> Absicherung ......................281<br />

Risk-Sharing .....................................283<br />

Doppelbesteuerungsabkommen .........75<br />

E<br />

EBRD<br />

Aufgaben ..........................................325<br />

Finanzierungen .................................325<br />

Trade Facilitation-Programm ............326<br />

EIB<br />

Darlehen ...........................................322<br />

Globaldarlehen .................................321<br />

Kreditvergabe ...................................321<br />

Kreditvolumen ...................................322<br />

Emerging Markets ..............................331<br />

Employability ......................................385<br />

ERP-Kreditkonditionen ......................290<br />

EU<br />

acquis communautaire .................29, 73<br />

Agenda 2007 ......................................42<br />

Assoziationsabkommen EU-Chile ......46<br />

Binnenmarkt .......................................43<br />

Cotonou-Abkommen ...................46, 332<br />

Doppelnull-Abkommen EU-MOEL ......46<br />

Erweiterung ......................................107<br />

Kopenhagener Kriterien ................43, 44<br />

Lissabon-Strategie ............................392<br />

MEDA .................................................47<br />

Mehrjähriges Strategieprogramm .......42<br />

EU-Arbeitsgruppe Beschäftigung .......41


EU-Beitritt ..............................................28<br />

Migration .............................................30<br />

EU-Beitrittsverhandlungen ..................44<br />

EU-Beitrittsvertrag ...............................40<br />

EU-Defizitverfahren ..............................45<br />

EU-Erweiterung .....................40, 127, 364<br />

EU-Transfers .........................................28<br />

Europa-Abkommen ............................127<br />

Europäische Kommission<br />

Fortschrittberichte ...............................44<br />

Monitoring-Berichte ............................43<br />

Europäischer Konvent .........................40<br />

Europäischer Stabilitäts- und<br />

Wachstumspakt ........................19, 21, 45<br />

Europäisches Cluster-Netzwerk .......357<br />

Europäisches Patentübereinkommen .43<br />

Europäische Investitionsbank . siehe EIB<br />

Europäische Sicherheits- und<br />

Verteidigungspolitik (ESVP) ................42<br />

Europäische Wachstumsinitiative ......41<br />

Europäische Währungsunion (EWU) ..20<br />

Europäische Zentralbank (EZB) ..........17<br />

European Development Finance<br />

Institutions ..........................................279<br />

Euro Mediterranean Partnership .......331<br />

EU Stabilisierungs- und Assoziierungsprozess<br />

(SAP) .......................................46<br />

export-led growth ...............................333<br />

Exportbarrieren ..................................257<br />

unternehmensexterne ...............257, 258<br />

unternehmensinterne ........................257<br />

Exporte ............. siehe auch Warenhandel<br />

Beitrittsländer ............ 103, 104, 107, 115<br />

Deutschland ......................................102<br />

direkte ...............................................269<br />

Entwicklungsländer ................... 103, 110<br />

EU ...............................................99, 102<br />

Fahrzeugindustrie ............................. 116<br />

Fernost ..................................... 103, 110<br />

indirekte ....................................269, 334<br />

Stichwortverzeichnis<br />

Maschinen ................................ 104, 112<br />

Mittel- und Osteuropa .......................108<br />

MOEL ........................................104, 108<br />

Nordamerika .....................................103<br />

Österreich .....................80ff, 96, 99, 102<br />

Preise .........................................99, 102<br />

Südosteuropa .....................99, 103, 108<br />

Schwerpunktländer ........................... 114<br />

Spezialisierung ................................. 116<br />

Ungarn ..............................................104<br />

Warenstruktur ................................... 112<br />

Exporte laut VGR<br />

Österreich .....................................86, 87<br />

Exportförderung .................256, 257, 291<br />

funktionelle .......................................260<br />

Exportkooperation<br />

Cluster .............siehe auch unter Cluster<br />

Exportringe .......................................271<br />

Projektkooperation ............................271<br />

Exportmarketing .................................256<br />

Hauptprobleme des ..........................256<br />

Exportoffensive ..........................220, 228<br />

Exportpolitik, Österreich ...................277<br />

Exportquote<br />

Österreich .....................................89, 91<br />

Welt ...................................................214<br />

Exportworkshops ...............................347<br />

F<br />

F&E-Projekte<br />

CrossWork ........................................345<br />

SCIFI ................................................345<br />

FDI-Flüsse ..........siehe Direktinvestitionen<br />

Feasibility-Studien ......................320, 335<br />

Federal Reserve Bank ..........................17<br />

Finanzierungssaldo des Staates<br />

Österreich ...............................82, 84, 86<br />

Fiskal- und Geldpolitik<br />

MOEL ..................................................28<br />

USA ....................................................25<br />

417


Flair Flow Europe ...............................351<br />

Förderpolitik<br />

KMU ..........................................275, 284<br />

Freihandelsabkommen<br />

EU-SOEL ............................................32<br />

EU-Mexiko ..........................................46<br />

FTAA ..................................................48<br />

G<br />

Geldpolitik<br />

Brasilien ..............................................38<br />

Japan ..................................................27<br />

GATS ....................................................299<br />

„go international”<br />

.............206, 219f, 228, 231, 233, 356, 399<br />

H<br />

Handelsabkommen, regionale ...62, 212<br />

Handelsbilanz ..80, 92, 96f, 99ff, 110f, 113<br />

Überschuss Österreich .......................80<br />

Handelstheorie, neuere .....................360f<br />

I<br />

Importe<br />

Energie .............................................105<br />

gesamt ..................................97, 99, 100<br />

Maschinen ........................................105<br />

Österreich ...............................80, 85, 87<br />

Preise .......................................102, 105<br />

Importe laut VGR<br />

Österreich .....................................86, 87<br />

Importquote<br />

Österreich ...........................................91<br />

Importzölle auf Stahlprodukte<br />

USA ....................................................66<br />

Industrietaxonomien ..........................237<br />

Inflation<br />

Österreich ...............................81, 84, 85<br />

Argentinien .........................................37<br />

Inflation targeting .................................20<br />

418<br />

Informationstechnologien ...................34<br />

Infrastrukturinvestitionen ..........321, 332<br />

Innovation Relay Centre Austria<br />

(IRC) .....................................................352<br />

Intellectual Capital ......................388, 395<br />

Internationalisierung<br />

Österreich ....................89,130, 135, 146<br />

Internationalisierungsgrad ........216, 218<br />

KMU ..................................................284<br />

Internationalisierungsoffensive<br />

.....................................206, 226, 228f, 316<br />

IBRD .....................................................323<br />

ICSID ....................................................325<br />

IDA .......................................................324<br />

Interreg-III-c-Projekte .........................353<br />

Intra-EU-Handel ....................................62<br />

Intra-Firmen-Handel ........................... 110<br />

Investitionen<br />

Österreich ...............................79, 83, 94<br />

Investitionsabkommen ........................75<br />

Investitionsschutzabkommen<br />

österreichische .................................145<br />

bilaterale ...........................................145<br />

Irakkrieg ....................................15, 25, 34<br />

K<br />

Kapitalflucht<br />

Russland .............................................33<br />

Knowledge Economy .........................388<br />

Knowledge Society.............................397<br />

Konjunktur<br />

Europa ................................................23<br />

global ..................................................15<br />

USA ....................................................25<br />

Konsum<br />

Österreich ...............................80, 83, 84<br />

Kunststoff-Netzwerke .........................347


L<br />

Leistungsbilanz<br />

Österreich ........... 80, 91, 93, 94, 95, 119<br />

Leistungsbilanzdefizit<br />

USA ..............................................15, 61<br />

Life-Science-Region ...........................350<br />

Lohnkosten<br />

MOEL ..........................................73, 313<br />

Lohnstückkosten<br />

MOEL ..................................................29<br />

Österreich ...................................88f,102<br />

M<br />

Marktanteile Österreich<br />

..........................96, 99, 100, 102, 104, 108<br />

Markteintrittsstrategie ........................268<br />

Markterschließung<br />

......................228, 257, 344, 351, 353, 355<br />

Marktsegmentierung ..........................268<br />

kundenspezifische ............................268<br />

regionale ...........................................268<br />

Mercosur ...............................................48<br />

Messen<br />

ANUGA .............................................349<br />

K 2004 ..............................................346<br />

MIGA ....................................280, 323, 325<br />

N<br />

Neue Politische Ökonomie ................361<br />

Neue Wirtschaftsgeografie ................362<br />

O<br />

OECD<br />

Leitsätze ...........................................276<br />

P<br />

PISA-Studie ................................381f, 386<br />

Preisentwicklung<br />

Energie ...............................................32<br />

Öl ............................................15, 60, 69<br />

Stichwortverzeichnis<br />

Private Public Partnership ..........322,333<br />

Privatisierungen<br />

China ..................................................36<br />

SOEL ..................................................31<br />

Transformationsländer ........................72<br />

Türkei ..................................................34<br />

Privatisierungsprogramme ................133<br />

Q<br />

Qualitätswettbewerb ..................236, 237<br />

Quick-Start-Package ..................231, 232<br />

S<br />

SARS...............................................34f, 59<br />

Spezialisierungsindex nach Balassa<br />

.............................................302, 306f, 309<br />

Spezialisierungsmuster .....................234<br />

Dienstleistungen ......................310f, 314<br />

Exportstruktur ...........................239, 246<br />

Marktanteil ........................................249<br />

RCA-Werte .......................239, 243, 249<br />

Theorie .............................................235<br />

Unit Value .................................239, 245<br />

Stabilitätspakt für den<br />

westlichen Balkan ..............................330<br />

Stabilitätsprogramm<br />

Türkei ..................................................33<br />

Standortpolitik Österreich .........217, 315<br />

Steuerreform 2005 ......................217, 279<br />

Strategisches Management .............205ff<br />

Struktur- und Kohäsionsfonds .........329f<br />

T<br />

Terms of Trade ..........................61, 96, 98<br />

Österreich .........................88, 89, 92, 97<br />

Tourismus<br />

Österreich .................................123, 306<br />

Transeuropäische Netze ..............41, 333<br />

419


U<br />

Übernahmen und Fusionen ......131, 144f<br />

V<br />

Value Added Wood .............................349<br />

Venture Capital Fonds ........................321<br />

Vermögenseinkommensbilanz<br />

Österreich .........................................216<br />

VPI……………………………siehe Inflation<br />

W<br />

Warenhandel ........siehe auch Ex-/Importe<br />

Bedeutung ........................................208<br />

Österreich .............................91, 93, 213<br />

Welt .....................................................57<br />

Wechselkurs<br />

USD/Euro .......................59, 61, 67, 124<br />

USD/Yen .............................................67<br />

Weltbank<br />

Finanzierungen ...............................323ff<br />

Weltmarktpreise ..............................60, 69<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

MOEL ..................................................29<br />

Lohnstückkosten ...............85, 88, 89, 95<br />

Österreich .........................87, 88, 92, 95<br />

Wirtschaftsentwicklung<br />

Japan, Bilanz-Rezession ....................27<br />

Argentinien .........................................37<br />

Wirtschaftsforschung ................362, 370<br />

Grundlagenforschung .......................370<br />

<strong>internationale</strong> Integration ..................364<br />

Wirtschaftsforschungsinstitute<br />

<strong>internationale</strong>r Vergleich ...................367<br />

Wirtschaftswachstum .. s. BIP-Wachstum<br />

WTO<br />

5. Ministerkonferenz, Cancún .............51<br />

China ..................................................36<br />

TRIPs-Übereinkommen ......................54<br />

Doha-Runde .......................................52<br />

420<br />

WTO-Verhandlungen<br />

Dienstleistungen .................................53<br />

Landwirtschaft ....................................53<br />

Marktzugang .......................................52<br />

Singapur-Themen ...............................53<br />

Umwelt ................................................54<br />

Y<br />

Yukos Affäre ..........................................33<br />

Z<br />

Zahlungsbilanz<br />

Österreich ...............................92, 93, 94<br />

Zahlungsbilanzstatistik ......................121<br />

Zinssätze<br />

kurzfristige ..........................................20<br />

Zukunftskommission .......382f, 385f, 391<br />

Zwillingsdefizit ......................................16<br />

Großbritannien ....................................25<br />

USA ....................................................26


21 VERZEICHNIS DER LÄNDER-<br />

AGGREGATE UND ABKÜRZUNGEN<br />

21.1 Länderaggregate<br />

Die Ländergruppen in den Statistischen Übersichten sind folgendermaßen definiert:<br />

Afrika Ägypten, Algerien, Angola, Äquatorial Guinea, Äthiopien,<br />

Benin, Burkina Faso, Burundi, Côte d’ Ivoire,<br />

Djibuti, Dem. Republik Kongo, Gabun, Gambia, Ghana,<br />

Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Liberia,<br />

Libyen, Madagaskar, Malawi, Mali, Marokko, Mauretanien,<br />

Mosambik, Niger, Nigeria, Republik Kongo,<br />

Ruanda, Sambia, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe,<br />

Somalia, Südafrika, Sudan, Tansania, Togo, Tschad,<br />

Tunesien, Uganda, Zentralafrikanische Republik<br />

ASEAN Indonesien, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur,<br />

Thailand<br />

ASEAN+3 ASEAN, China, Japan, Republik Korea<br />

Asien ASEAN+3, Afghanistan, Arabische Halbinsel, Bangladesch,<br />

Hongkong, Indien, Macao, Mongolei, Naher<br />

Osten, Nepal, Pakistan, Sri Lanka, Volksrepublik<br />

Korea<br />

EFTA Island, Norwegen, Schweiz<br />

Entwicklungsländer Welt ohne Westliche Industriestaaten, ohne Oststaaten,<br />

bzw. in Tabelle 3.8: Welt ohne Industrieländer,<br />

ohne Oststaaten<br />

EU-15 Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,<br />

Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien,<br />

Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal,<br />

Schweden, Spanien<br />

EU-Beitrittsländer Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien,<br />

Tschechische Republik, Ungarn, Zypern<br />

EU-25 EU-15, Beitrittsländer<br />

Europa EU-15, EFTA, MOEL-5, Südosteuropa, Estland, Lettland,<br />

Litauen<br />

Eurozone EU-15 ohne Großbritannien, Dänemark, Schweden<br />

Extra-EU Welt ohne EU-15, bzw. ohne EU-25<br />

421


G-7 Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien,<br />

Japan, Kanada, USA<br />

Industrieländer EU-15, Australien, Island, Israel, Japan, Kanada,<br />

Malta, Neuseeland, Norwegen, Schweiz, USA<br />

MOEL-5 Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik,<br />

Ungarn<br />

MOEL-19 MOEL5, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien,<br />

Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien,<br />

Moldawien, Rumänien, Russland, Serbien und Montenegro,<br />

Ukraine, Weißrussland<br />

MOEL-27 MOEL-5, SOEL-7, Armenien, Aserbaidschan, Belarus,<br />

Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Lettland,<br />

Litauen, Moldawien, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan,<br />

Ukraine, Usbekistan<br />

NAFTA Kanada, Mexiko, USA<br />

NIC-6 Hongkong, Malaysia, Republik Korea, Singapur, Taiwan,<br />

Thailand<br />

Nordamerika Kanada, USA<br />

OECD EU-15, NAFTA, Australien, Island, Japan, Korea,<br />

Neuseeland, Norwegen, Polen, Schweiz, Tschechische<br />

Republik, Türkei, Ungarn<br />

OPEC Algerien, Indonesien, Irak, Iran, Katar, Kuwait, Libyen,<br />

Nigeria, Saudi Arabien, Venezuela, Vereinigte Arabische<br />

Emirate<br />

SOEL-7 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien,<br />

Mazedonien, Rumänien, Serbien-Montenegro<br />

Südamerika Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Guyana,<br />

Französisch-Guayana, Kolumbien, Paraguay,<br />

Peru, Surinam, Uruguay, Venezuela,<br />

Süd- und Südostasien Bangladesch, Bhutan, China, Hongkong, Indien,<br />

Indonesien, Kambodscha, Laos, Macao, Malaysia,<br />

Malediven, Mongolei, Myanmar, Nepal, Pakistan,<br />

Philippinen, Singapur, Sri Lanka, Südkorea, Taiwan,<br />

Thailand, Vietnam<br />

422


Verzeichnis der Aggregate und Abkürzungen<br />

Westeuropa EU-15, Island, Norwegen, Schweiz, Türkei<br />

Westliche Industriestaaten OECD ohne Tschechische Republik, Polen, Ungarn<br />

Zentral- und Osteuropa MOEL-5, SOEL-7, Estland, Lettland, Litauen, Russland,<br />

Ukraine, Weißrussland<br />

21.2 Abkürzungen<br />

ADB Asian Development Bank<br />

AEC ASEAN Economic Community<br />

AFG Ausfuhrförderungsgesetz<br />

AFTA ASEAN Free Trade Area<br />

AKP Afrikanische, Karibische und<br />

Pazifische Staaten<br />

ANDEAN ANDEAN Gemeinschaft,<br />

besteht aus Bolivien,<br />

Kolumbien, Ecuador, Peru<br />

und Venezuela<br />

APEC Asia Pacific Economic<br />

Cooperation<br />

ASEAN Association of South-East<br />

Asian Nations<br />

ASCM Agreement on Subsidies and<br />

Countervailing Measures<br />

ASEM Asia Europe Meeting<br />

AWO Außen<strong>wirtschafts</strong>organisation<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BITs Bilateral Investment<br />

Promotion and Protection<br />

Treaties<br />

BNP Bruttonationalprodukt<br />

BOP Balance of Payments<br />

CEB Council of Europe<br />

Development Bank<br />

DIW Deutsches Institut für<br />

Wirtschaftsforschung<br />

EBRD Europäische Bank für<br />

Wiederaufbau und<br />

Entwicklung<br />

EFTA European Free Trade Area<br />

EIB Europäische Investitionsbank<br />

ESVG Europäisches System<br />

der Volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnung<br />

ESVP Europäische Sicherheits-<br />

und Verteidigungspolitik<br />

EU Europäische Union<br />

EVF Exportfinanzierungsverfahren<br />

EWR Europäischer<br />

Wirtschaftsraum<br />

EZB Europäische Zentralbank<br />

FDI Foreign Direct Investment<br />

423


FTAA Free Trade Area of the<br />

Americas<br />

GATS General Agreement on Trade<br />

in Services<br />

GATT General Agreement on Trade<br />

Tariffs<br />

GSP Generalized System of<br />

Preferences<br />

GUS Gemeinschaft Unabhängiger<br />

Staaten<br />

IACS Integrated accounting and<br />

controlling system<br />

IFC International Finance<br />

Corporation<br />

IFIs Internationale<br />

Finanzinstitutionen<br />

IBRD International Bank of<br />

Reconstruction and<br />

Development<br />

ibw Institut für Bildungsforschung<br />

der Wirtschaft<br />

ICSID International Centre for the<br />

Settlement of Investment<br />

Disputes<br />

IDA International Development<br />

Association<br />

IFC International Finance<br />

Corporation<br />

ILO International Labour<br />

Organisation<br />

IMF International Monetary Fund<br />

424<br />

IT Informationstechnologie<br />

IWF Internationaler<br />

Währungsfonds<br />

MAI Multilateral Agreement on<br />

Investment<br />

MEA Multilateral Environmental<br />

Agreement<br />

MEDA Programm für finanzielle<br />

und technische<br />

Begleitmaßnahmen zur<br />

Reform der wirtschaftlichen<br />

und sozialen Strukturen im<br />

Rahmen der Partnerschaft<br />

Europa-Mittelmeer<br />

(Verordnung [EG]<br />

Nr. 1488/96)<br />

M&As Mergers and Acquisitions<br />

MIGA Multilateral Investment<br />

Guarantee Agency<br />

MOEL Mittel- und Osteuropäische<br />

Länder<br />

NACE Nomenclature statistique des<br />

Activités économiques dans<br />

la Communauté Européenne<br />

NAFTA North American Free Trade<br />

Area<br />

NAL Nicht aufteilbare Leistungen<br />

NATO North Atlantic Treaty<br />

Organisation<br />

NIB Nordic Investment Bank<br />

NIC Newly Industrialised<br />

Countries


NOVA Normverbrauchsabgabe<br />

NTC Non-Trade Concerns<br />

OECD Organisation of Economic<br />

Co-operation and<br />

Development<br />

OeKB Oesterreichische<br />

Kontrollbank<br />

OeNB Oesterreichische<br />

Nationalbank<br />

OPEC Organization of the<br />

Petroleum Exporting<br />

Countries<br />

OSZE Organisation für Sicherheit<br />

und Zusammenarbeit in<br />

Europa<br />

PPP Private-Public-Partnership<br />

SAA Stabilisierungs- und<br />

Assoziierungsabkommen<br />

SAP Stabilisierungs- und<br />

Assoziierungsprozess<br />

SARS Severe Acute Respiratory<br />

Syndrom<br />

SOEL Südosteuropäische Länder<br />

TENs Transeuropäischen Netze<br />

TOT Terms of Trade<br />

TRIPs Trade-Related Aspects of<br />

Intellectual Property Rights<br />

UNCTAD United Nations Conference<br />

on Trade and Development<br />

UNO United Nations Organisation<br />

Verzeichnis der Aggregate und Abkürzungen<br />

VGR Volkswirtschaftliche<br />

Gesamtrechnung<br />

WIFO Österreichisches Wirtschaftsforschungsinstitut<br />

wiiw Wiener Institut<br />

für Internationale<br />

Wirtschaftsvergleiche<br />

WKÖ Wirtschaftskammer<br />

Österreich<br />

WPA Wirtschaftspartnerschafts-<br />

abkommen<br />

WTO World Trade Organisation<br />

425


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

A-1011 Wien · Stubenring 1<br />

www.bmwa.gv.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!