2 Kurzfassung - ZUB
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Solaroptimiertes Bauen, Teilkonzept 3<br />
Zentrum für<br />
Umweltbewusstes<br />
Bauen e.V.<br />
Messtechnische Begleitung und Evaluierung des Neubaus<br />
des Verwaltungsgebäudes der Fa. Pollmeier in Creuzburg<br />
Auftraggeber: BMWA, Forschungsvorhaben 0335007J<br />
Abschlussbericht: 01.08.2001 – 30.04.2004<br />
Auftragnehmer: Zentrum für Umweltbewusstes Bauen e.V. (<strong>ZUB</strong>)<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Laudenbach<br />
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser<br />
Bearbeitung: Dipl.-Ing. Katrin Schlegel<br />
Dipl.-Oec. Martin Heide<br />
Dipl.-Ing. Ronny Leineweber<br />
in Zusammenarbeit mit: Dipl.-Ing. Christian Neumann (solares bauen GmbH, Freiburg)<br />
Dipl.-Ing. Jens Pfafferott (Fraunhofer ISE, Freiburg)<br />
Dr.-Ing. Christian Reise (Fraunhofer ISE, Freiburg)<br />
Kassel, im April 2004<br />
Zentrum für Umweltbewusstes Bauen e.V. (<strong>ZUB</strong>)<br />
Gottschalkstraße 28a<br />
D-34127 Kassel<br />
Telefon +49 561 804 3189<br />
Telefax +49 561 804 3187<br />
E-mail zub@zub-kassel.de
Inhalt<br />
1 Einleitung 4<br />
2 <strong>Kurzfassung</strong> 5<br />
3 Förderkonzept 9<br />
4 Projektbeteiligte 11<br />
5 Objektbeschreibung 12<br />
5.1 Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
5.2 Baukonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
5.3 Geometrische Gebäudekenndaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
5.4 Energetisches Konzept und Technische Gebäudeausrüstung . . . . 18<br />
5.4.1 Heizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
5.4.2 Lüftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
5.4.3 Strom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
5.4.4 Beleuchtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
5.4.5 Warmwasserbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
5.4.6 Sonnenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
5.4.7 Gebäudleittechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
6 Projektziele 31<br />
6.1 Energetisches Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
6.2 Lüftungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
6.3 Tageslichtkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
6.4 Effizienz von Anlagenkomponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
7 Datenerfassung und Auswertung 35<br />
7.1 Datenerfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
7.1.1 Gebäudeleittechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
7.1.2 Messtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
7.2 Datenverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
7.2.1 Übertragung der Messdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
7.2.2 Datenbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
7.2.3 Datenbankstruktur und Auswertung . . . . . . . . . . . . . 38<br />
7.3 Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
8 Ergebnisse 43<br />
8.1 Energetisches Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
8.1.1 Energiebilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
von Christian Neumann (solares bauen GmbH)<br />
8.1.1.1 Messdaten 2002 und 2003 . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
1
8.1.1.2 Messdaten und Planungswerte . . . . . . . . . . . 49<br />
8.1.1.3 Vorgaben des Forschungsprogramms . . . . . . . 51<br />
8.1.1.4 Überarbeitung der Simulation . . . . . . . . . . . . 52<br />
8.1.2 Temperaturverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
von Christian Neumann (solares bauen GmbH)<br />
8.1.2.1 Raumtemperaturen im Gebäude . . . . . . . . . . . 57<br />
8.1.2.2 Einflussgrößen auf die Innentemperatur . . . . . . 64<br />
8.2 Lüftungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
8.2.1 CO2-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
8.2.2 Nachtlüftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
von Jens Pfafferott (Fraunhofer ISE)<br />
8.2.2.1 <strong>Kurzfassung</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
8.2.2.2 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
8.2.2.3 Aufgaben, Methodik und Gebäudekonzept . . . . 89<br />
8.2.2.4 Messtechnik und Datenaufbereitung . . . . . . . . 93<br />
8.2.2.5 Kurzzeitmessung im Süd-Büro im 2. OG . . . . . . 98<br />
8.2.2.6 Luftwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />
8.2.2.7 Raumtemperaturen in den Büros . . . . . . . . . . 117<br />
8.2.2.8 Energiebilanz für den Sommer . . . . . . . . . . . . 123<br />
8.2.2.9 Ausblick und offene Fragen . . . . . . . . . . . . . 130<br />
8.3 Lichtkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />
von Christian Reise (Fraunhofer ISE)<br />
8.3.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />
8.3.2 Tageslicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />
8.3.3 Kunstlicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143<br />
8.3.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147<br />
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149<br />
8.4.1 Photovoltaik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149<br />
von Christian Reise (Fraunhofer ISE)<br />
8.4.1.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149<br />
8.4.1.2 Die Photovoltaik-Anlage . . . . . . . . . . . . . . . 150<br />
8.4.1.3 Erträge und Wirkungsgrade . . . . . . . . . . . . . 152<br />
8.4.1.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157<br />
8.4.2 Wärmepumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158<br />
8.4.3 Warmwasserbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169<br />
8.4.4 Komfortaspekte und thermische Behaglichkeit . . . . . . . . 178<br />
8.4.4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178<br />
8.4.4.2 Abluftanlage und Regelung . . . . . . . . . . . . . 178<br />
8.4.4.3 Die temporäre Messeinrichtung . . . . . . . . . . . 181<br />
8.4.4.4 Vergleich stationärer und temporärer Messwerte . 185<br />
8.4.4.5 Operative Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . 194<br />
8.4.4.6 Schichtung der Raumtemperatur . . . . . . . . . . 196<br />
2
8.4.4.7 Luftgeschwindigkeit, Turbulenz und Zugrate . . . 198<br />
8.4.4.8 PMV und PPD Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . 205<br />
8.4.4.9 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209<br />
8.4.5 Kühlung Serverraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212<br />
8.4.6 Rationelle Energieverwendung im Bürobereich . . . . . . . 226<br />
8.4.6.1 Beleuchtungsstromverbrauch . . . . . . . . . . . . 226<br />
8.4.6.2 Arbeitsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235<br />
8.5 Effizienz Lüftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241<br />
von Christian Neumann (solares bauen GmbH)<br />
8.6 Abhängigkeit Heizlast von Solarstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . 242<br />
von Christian Neumann (solares bauen GmbH)<br />
8.7 Regelalgorithmen der Heizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243<br />
von Christian Neumann (solares bauen GmbH)<br />
8.7.1 Frostschutz Cafeteria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244<br />
8.7.2 Auskühlverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244<br />
8.8 Betriebszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246<br />
9 Optimierung und Erweiterung des Konzepts 248<br />
9.1 Messtechnische Erfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248<br />
9.2 Regelung der Gebäudetechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249<br />
10 Allgemeines 252<br />
10.1 Nutzerbefragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252<br />
10.2 Internetpräsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254<br />
10.3 Studentische Arbeiten und Veröffentlichungen . . . . . . . . . . . . 254<br />
Literatur 255<br />
Anhang 258<br />
A Zonierung der Simulation 259<br />
B Berechnung der Kapazität der Radiatorenheizung 260<br />
C Messdatendarstellung 261<br />
D Fensteröffnungszeiten 265<br />
E Grenzwerte der CO2-Regelung 266<br />
Die Kapitel ohne Angabe eines Autors wurden von den Bearbeitern des <strong>ZUB</strong> verfasst.<br />
3
4 1 EINLEITUNG<br />
1 Einleitung<br />
In den vergangenen Jahren wurden überwiegend Wohngebäude energetisch opti-<br />
miert, öffentlich gefördert und untersucht. Aufgrund unterschiedlicher Nutzungs-<br />
und Energieverbrauchsstrukturen ist der energieoptimierte Bau von Nichtwohn-<br />
gebäuden bisher wenig erprobt. Dabei ist der Primärenergieverbrauch, beson-<br />
ders im Bereich Elektroenergie, bei Büro- und Verwaltungsgebäuden im Bestand<br />
und auch meist bei Neubauten hoch. Das Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Arbeit (BMWA) unterstützt im Rahmen seines Förderkonzeptes „SolarBau-Teil-<br />
konzept 3“ die Planung und das Monitoring von energieeffizienten und solarop-<br />
timierten Gewerbebauten. In diesem Rahmen wurde das Verwaltungsgebäude<br />
der Massivholz GmbH Pollmeier in Creuzburg (bei Eisenach) gefördert.<br />
Die Firma Pollmeier ist ein exportorientiertes mittelständisches Unternehmen der<br />
holzverarbeitenden Industrie mit insgesamt ca. 400 Mitarbeitern. Das neue Ver-<br />
waltungsgebäude mit ca. 3500 m 2 Nutzfläche ist für 100 Mitarbeiter ausgelegt.<br />
Die Konzeption des Gebäudes ist nicht Ergebnis eines Wettbewerbs. Die Archi-<br />
tekten (Seelinger & Vogels, Darmstadt) wurden aufgrund eines vergleichbaren<br />
Referenzobjektes unmittelbar vom Bauherrn angesprochen. Das Projektteam selbst<br />
hat sich aufgrund einer früheren Zusammenarbeit bei einem ähnlichen Projekt er-<br />
geben. Der Wunsch des gesamten Planungsteams und des Bauherrn, ein innova-<br />
tives Gebäude mit entsprechender Außenwirkung zu errichten, war Motivation<br />
für ein Projekt im Rahmen des Teilkonzept 3.<br />
Im Mittelpunkt der Planungen stand, optimale Arbeitsplatzbedingungen in Be-<br />
zug auf Tages- und Kunstlicht und das Raumklima zu schaffen. Das Gebäude<br />
wurde im Herbst 2001 fertiggestellt und bezogen, die eigentliche Messphase be-<br />
gann im Februar 2002 und endete im April 2004.<br />
Der folgende Bericht beschreibt zunächst das Gebäude- und Energiekonzept. Nach<br />
der Darstellung der Zielsetzung erfolgt die Vorstellung und Diskussion der Er-<br />
gebnisse der 2-jährigen Monitoring-Phase. Die Schwerpunkte liegen hierbei auf<br />
der Energiebilanz, der Wirkung der Nachtlüftung und dem Tageslichtkonzept.<br />
Weiterhin werden die Effizienz von Anlagenkomponenten, u.a. Lüftung, Wär-<br />
mepumpe, Fotovoltaik sowie die thermische Behaglichkeit untersucht. Abschlie-<br />
ßend sind die bereits umgesetzten Optimierungen des Konzepts dokumentiert.
2 <strong>Kurzfassung</strong><br />
Ziel des Projektes war die Schaffung von optimalen Arbeitsplatzbedingungen<br />
hinsichtlich Tages- und Kunstlicht sowie Raumklima. Diese Qualität sollte mit<br />
einer „schlanken“ Gebäudetechnik und einem Höchstmaß an Energieeffizienz<br />
erreicht werden. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurde ein umfangrei-<br />
ches Energiekonzept unter Einbeziehung von Simulationswerkzeugen erarbeitet,<br />
das die Bereiche Wärmeschutz, Raumklima, Tageslicht und Haustechnik abdeckt.<br />
Über den Zeitraum des Monitoring-Projektes - Anfang 2002 bis Anfang 2004 -<br />
wurde die Einhaltung der Zielvorgaben anhand der Messdaten überprüft.<br />
Energiebilanz<br />
Die Zielwerte der Planung und des Forschungsprogramms solarbau:MONITOR<br />
wurden nicht vollständig erreicht. In Tabelle 2.1 sind die Ziel- und Planungswerte<br />
den Verbräuchen von 2003 gegenübergestellt.<br />
Tabelle 2.1: Endenergie, Primärenergie und CO2-Emissionen, Vergleich von den energetischen<br />
Zielen des Forschungsprogramm mit den Planungs- und Messwerten 2003, *Primärenergiefaktoren<br />
entsprechend EnEV, **Emissionswerte entsprechend GEMIS 4 [2]<br />
solarbau Planung 2003<br />
MONITOR<br />
Endenergie [kWh/m 2 a] ≤ 40 36,6 58,4<br />
für Heizung + WW<br />
Endenergie Wärme [kWh/m 2 a] ≤ 70 49,3 78,3<br />
+ elektrische Energie für<br />
technische Gebäudeausrüstung<br />
Primärenergie gesamt* [kWh/m 2 a] ≤ 100 37,0 65,2<br />
CO2-Emissionen** [kg/m 2 a] ≤ 23 9,3 16,1<br />
Das Gebäude wird über die betriebseigene Holzfeuerungsanlage mit Wärme ver-<br />
sorgt. Zusätzlich wird eine Abluftwärmepumpe eingesetzt, die etwa 10 % des<br />
Wärmeverbrauchs deckt.<br />
Die Vorgaben des Forschungsprogramms werden nur in den Bereichen Primär-<br />
energie und CO2-Emissionen eingehalten, da die Energieerzeugung diesbezüg-<br />
lich unter günstigen Gesichtpunkten geschieht. Bei näherer Betrachtung der Ver-<br />
5
6 2 KURZFASSUNG<br />
brauchergruppen sind der Heizwärmeverbrauch und der Stromverbrauch für die<br />
Beleuchtung für die deutlich höheren Werte verantwortlich.<br />
Heizwärmeverbrauch<br />
Um die Ursachen des erhöhten Verbrauchs zu lokalisieren wurde nach der Aus-<br />
wertung die der Planung zugrunde liegende Simulation an die realen Bedingun-<br />
gen angepasst. Das lokale Klima, die tatsächliche Belegung, die Betriebszeiten<br />
und die über die Abluftanlage messbaren Volumenströme entsprechen in etwa<br />
den angenommenen Werten. Mit verantwortlich für den Mehrverbrauch sind die<br />
deutlich höheren Raumlufttemperaturen (22,5 ◦ C gegenüber 20 ◦ C).<br />
Die Datenauswertung ergab, dass der Heizwärmeverbrauch nicht durch die so-<br />
lare Einstrahlung beeinflusst wird. Wenn man also davon ausgeht, dass der Son-<br />
nenschutz als Blendschutz verwendet wird und dies in der Simulation berück-<br />
sichtigt, erhöht sich der Bedarf ebenfalls.<br />
Bei zusätzlicher Berücksichtigung von im Betrieb auftretender Speicher- und Ver-<br />
teilverluste reduziert sich der Unterschied zwischen Simulation und Verbrauch<br />
2003 auf 6 %. Diese verbleibende Differenz kann durch nicht erfassbare Größen<br />
wie zum Beispiel den Luftwechsel über die Fenster erklärt werden.<br />
Die sich real einstellenden Verbräuche lassen sich demnach gut mit der Simulati-<br />
on nachbilden. Eine Reduzierung des Heizwärmeverbrauchs ist im vorliegenden<br />
Fall aus technischer Sicht nicht möglich, da diese Größen in hohem Maße nutzer-<br />
abhängig sind.<br />
Beleuchtungsstromverbrauch<br />
Die Betriebszeiten der Beleuchtung sind aufgrund der geringen Tageslichtversor-<br />
gung höher als angenommen. Zwar ging man bereits während der Planung von<br />
einer geringen Tageslichtversorgung, verursacht durch die Lage der Arbeitsplät-<br />
ze in Raummitte und die niedrigen Reflexionsgrade der Sichtbetondecke, aus. Im<br />
Betrieb haben Messungen jedoch gezeigt, dass vor allem der Bodenbelag, die Mö-<br />
blierung und die Stoffpaneele an den Wänden deutlich geringere Reflexionsgrade<br />
aufweisen als angenommen. Auch hier konnte durch Anpassung der Simulation<br />
der IST-Zustand gut nachgebildet werden. Die wirkungsvollste Verbesserung der<br />
Tageslichtversorgung würde durch den flächendeckenden Einsatz eines helleren
Bodenbelags erreicht.<br />
Wärmepumpe<br />
Es war geplant, die Wärmepumpe im Sommer einzusetzten, um den kompletten<br />
Warmwasserbedarf zu decken und die Nahwärmeversorgung abzuschalten. Da<br />
das Gebäude aber von der werkseigenen Holzfeuerung versorgt wird, ist Wärme<br />
in diesem Fall sowohl ökonomisch als auch ökologisch gesehen deutlich günsti-<br />
ger als Strom.<br />
Die erreichten Arbeitszahlen im Sommer liegen, aufgrund des geringen Wärme-<br />
bedarfs und der daraus resultierenden Taktung, deutlich unter 3 (siehe auch Ta-<br />
belle 2.2). Für den Fall Pollmeier sollte die Wärmepumpe im Sommer außer Be-<br />
trieb genommen werden.<br />
Tabelle 2.2: Arbeitszahlen der Wärmepumpe in 2002 und 2003, ganzjährig und getrennt nach<br />
Heizperiode und Sommermonaten<br />
Raumklima<br />
2002 2003<br />
(ab März)<br />
ganzjährig 3,15 3,57<br />
Sommer 2,52 2,64<br />
(April - Septemeber)<br />
Winter 3,46 3,80<br />
Die gemessenen Raumlufttemperaturen in den Bürozonen lagen jährlich zwi-<br />
schen 150-300 Stunden über 26 ◦ C. Das Großraumbüro im 1. OG Süd weist da-<br />
bei die höchsten Temperaturen auf. In diesem Bereich bleiben aus betrieblichen<br />
Gründen die Fenster während der sommerlichen Nachtlüftung geschlossen.<br />
Problematisch für die Behaglichkeit in den Büros ist die geringe relative Luft-<br />
feuchte in den Wintermonaten. Dies ist auf die niedrige Feuchte außen und ge-<br />
ringe interne Feuchteproduktion zurückzuführen.<br />
7
8 2 KURZFASSUNG<br />
Nachtlüftung<br />
Die maschinelle Nachtlüftung über die Abluftanlage erreicht einen Luftwechsel<br />
von ca. 1,0 h −1 . Dieser verhindert einen Temperaturanstieg jedoch nur zum Teil.<br />
Mit Hilfe der zusätzlich realisierten Fensteröffnung konnte eine wirkungsvollere<br />
Wärmeabfuhr erreicht werden.<br />
Die Effizienz der maschinellen Nachtlüftung liegt mit einem COP zwischen 8 und<br />
20 sehr hoch und damit deutlich über den Werten von konventionellen Kühlsys-<br />
temen.<br />
Gebäuderegelung<br />
Es hat sich gezeigt, dass es unerlässlich ist, die Regelung der Gebäudetechnik<br />
nach Inbetriebnahme eines Gebäudes intensiv zu überprüfen. Bei der Einrich-<br />
tung der Gebäudeleittechnik werden immer Fehler auftreten, welche erst durch<br />
geziele Überprüfung gefunden und beseitigt werden können. In diesem Projekt<br />
konnten mit Hilfe der detaillierten Datenerfassung Fehler beseitigt werden.
3 Förderkonzept<br />
Das Verwaltungsgebäude Pollmeier ist das Projekt Nr. 13 (von mittlerweile 20<br />
Projekten) im Förderprogramm SolarBau-Teilkonzept 3, Solar optimierte Ge-<br />
bäude mit minimalem Energiedarf, gefördert durch das Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Arbeit (BMWA) (1995-2005).<br />
Das Teilkonzept 3 (TK 3) umfasst zwei Phasen:<br />
• Phase I: Planung, Optimierung, Bau<br />
Planung, energetische Simulation und Optimierung, Bauausführung, Do-<br />
kumentation 1<br />
• Phase II: Evaluierung<br />
Testmessungen, Anpassungen, Abnahme, erste Messphase, Systemoptimie-<br />
rung, zweite Messphase, Projektauswertung, Dokumentation 2, Abschluss-<br />
bericht, Publikationen, Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Kriterien für die Aufnahme in das Programm sind unter anderem, dass es sich<br />
um einen mehrgeschossigen Neubau im Nichtwohnungsbau handelt (mit einer<br />
Brutto-Grundrissfläche > 1000 m 2 ) und Zugänglichkeit für die interessierte Fachöf-<br />
fentlichkeit besteht. Ausdrücklich erwünscht ist die Einbeziehung von Studieren-<br />
den bei Planung, Ausführung, Messung und Auswertung.<br />
Bereits das Entwurfskonzept muss hohen energetischen Anforderungen genü-<br />
gen, um im Planungsverlauf durch schrittweise Optimierung den Gesamtener-<br />
giebedarf weiter zu reduzieren. Projektspezifisch sollen „konventionelle “ Ener-<br />
giesparmaßnahmen sinnvoll ausgeschöpft werden, verstärkt solare Techniken und<br />
fortschrittliche, angepasste Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung einge-<br />
setzt werden. Unter Berücksichtigung der Gesamtwirtschaftlichkeit des Projekts<br />
soll diejenige Kombination, die die bestmögliche Reduzierung des Energiever-<br />
brauchs erwarten lässt, gefunden und realisiert werden. Die Auswahl wird von<br />
Simualtionsrechnungen unterstützt. Um den Gesamtbedarf von nicht regenerati-<br />
ven Energien gegenüber einem Vergleichsgebäude konventioneller Art deutlich<br />
zu vermindern, gelten folgende Sollwerte für den errechneten Bedarf und den<br />
späteren effektiven Verbrauch:<br />
9
10 3 FÖRDERKONZEPT<br />
• Heizwärmebedarf: < 40 kWh/(m 2 a)<br />
• Gesamt-Endenergiebedarf (inkl. Heizwärme): < 70 kWh/(m 2 a)<br />
• nach CO2-Emissionen bewerteter Energiebedarf: < 100 kWh/(m 2 a)<br />
Als Flächenbezug ist hier die beheizte Nutzfläche (Netto-Grundfläche nach DIN<br />
277) anzusetzen. In den Zielwerten für den Strombedarf sind nutzungsspezifi-<br />
sche Geräte nicht zu berücksichtigen. Eine konventionelle Kälterezeugung für<br />
die Raumkonditionierung ist zu vermeiden.<br />
Die Messtechnik ist bereits in der Planungphase zu berücksichtigen. Ziel ist ei-<br />
ne Konsistenz der verfügbaren Daten aller Projekte in den Kernbereichen. Die-<br />
se umfassen mindestens stündlich zu erfassende Heizenergie bzw. Heizwärme-<br />
verbräuche, Energieverbrauch zur Warmwasserbereitung und Elektrizitätsver-<br />
brauch (getrennt nach TGA, Beleuchtung und nutzungsspezifische Anwendun-<br />
gen). Darüber hinaus sollen im Rahmen von Behaglichkeitsuntersuchungen we-<br />
nigstens die Raumtemperaturen in typischen Bereichen erfasst werden. Die Au-<br />
ßenlufttemperatur sowie Global- und Diffusstrahlung sind ebenfalls zu erfassen.<br />
Darüberhinaus werden von jedem Projekt eine Vielzahl von Daten zur spezifi-<br />
schen Evaluierung erfasst.<br />
Nach einheitlichen Berechnungsgrundlagen werden Kenngrößen aus Planung<br />
und Messung ermittelt. Die wichtigste Größe ist dabei der jährliche Gesamtener-<br />
gieverbrauch. [19]
4 Projektbeteiligte<br />
Im Projekt Pollmeier war der Bauherr selbst Projektnehmer der Phase I. Die Be-<br />
arbeitung: Planung und Simulation des Energiekonzepts, Ausführungsplanung<br />
und Bauleitung für die Technische Gebäudeausrüstung sowie die Ergebnisdar-<br />
stellung im Abschlussbericht erfolgte durch die solares bauen GmbH, Freibung.<br />
Die Planungsteams sind im Abschlussbericht der Phase I detailliert aufgeführt<br />
[1].<br />
Die Projektleitung der Phase II liegt beim Zentrum für Umweltbewusstes Bauen<br />
e.V. (<strong>ZUB</strong>), Kassel. Das <strong>ZUB</strong> stellte die Messwerterfassung sicher. Unter Verwen-<br />
dung eines Datenbanksystems stehen die Daten soweit als möglich vollständig<br />
und geprüft zur Auswertung zur Verfügung. Das <strong>ZUB</strong> selbst übernimmt einen<br />
Teil der wissenschaftlichen Auswertung. In Kapitel 6 sind die Fragestellungen<br />
ausführlich dokumentiert. Um der Breite der Problemstellung Rechnung zu tra-<br />
gen, wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit der solares bauen GmbH und<br />
dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) bearbeitet. Die Zustän-<br />
digkeiten für die einzelnen Untersuchungen sind ebenfalls in Kapitel 6 vermerkt.<br />
Im Inhaltverzeichnis sind die einzelnen Autoren aufgeführt. Die Kapitel ohne<br />
Namen wurden von den Bearbeitern des <strong>ZUB</strong> verfasst.<br />
Solares bauen war zudem verantwortlich für die Wartungs- und Optimierungs-<br />
arbeiten des Betriebs der haustechnischen Anlagen.<br />
Parallel wird der SolarBau:MONITOR als Begleitforschung gefördert. Ziel ist,<br />
die Ergebnisse der geförderten Projekte zusammenfassend darzustellen. Über die<br />
unterschiedlichsten, über das Bundesgebiet verteilten, Forschungsobjekte infor-<br />
miert die Internetseite www.solarbau.de. Dort finden sich ebenfalls detaillierte<br />
Angaben zu Förderinhalten, Richtlinien und Kontakt sowie die ersten Ergebnis-<br />
se.<br />
11
12 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
5 Objektbeschreibung<br />
5.1 Architektur<br />
Das Verwaltungsgebäude der Pollmeier Massivholz GmbH wurde 2001 auf dem<br />
Gelände des Sägewerks in Creuzburg nahe Eisenach in einem Industrie- und Ge-<br />
werbegebiet errichtet (Bild 5.1). Die Architekten Seelinger + Vogels aus Darm-<br />
stadt wurden vom Bauherrn aufgrund eines vergleichbaren Objektes angespro-<br />
chen und beauftragt, den Verwaltungsneubau zu planen. Im September 2001<br />
wurde das Gebäude bezogen. Auf der entstandenen Nettogrundfläche von 3.510<br />
m 2 arbeiten heute bis zu 100 Mitarbeiter.<br />
Bild 5.1: Nord-Ost Ansicht des Verwaltungsgebäudes auf dem Betriebsgelände der Pollmeier<br />
GmbH<br />
Das dreigeschossige Gebäude hat einen quadratischen Grundriss, wobei das Erd-<br />
geschoss gegenüber den beiden oberen Geschossen nach innen verspringt. Mit<br />
dem A/V- Verhältnis von 0,32 m −1 ist der Baukörper sehr kompakt. Das Gebäu-<br />
de steht frei und ohne Verschattung.<br />
Die Fassaden sind mit einer Abweichung von 22 ◦ nach den vier Himmelsrichtun-<br />
gen ausgerichtet. Nord- und Südfassade sind mit 50% verglast, Ost- und West-<br />
fassade besitzen einen Fensterflächenanteil von 30%. Die Bilder 5.2 bis 5.4 zeigen<br />
den Lageplan, einen Grundriss und einen Gebäudeschnitt.
5.1 Architektur 13<br />
Bild 5.2: Lageplan [2]<br />
Bild 5.3: Ansicht Nordfassade mit Eingangsbereich [7]<br />
Bild 5.4: Gebäuddeschnitt längs der West-Ost Achse [7]<br />
Das zentrale Atrium erstreckt sich über alle Geschosse und grenzt lediglich mit
14 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
dem Glasdach an die Außenluft. Im Erdgeschoß befinden sich zudem die Cafe-<br />
teria, Schulungs- und Besprechungsräume sowie Service- und Technikräume. In<br />
den beiden Obergeschossen befinden sich jeweils zwei Großraumbüros, welche<br />
zum Atrium hin verglast sind und somit zusätzlich mit Tageslicht versorgt wer-<br />
den. Durch teilweise umsetzbare Wandscheiben können die Büros zoniert wer-<br />
den und werden so wechselnden Anforderungen durch verschiedene Arbeits-<br />
gruppen gerecht.<br />
Bild 5.5: Großraumbüro entlang des Atriums<br />
Bild 5.6: Blick aus der Cafeteria im Erdgeschoss in das Atrium mit dem Empfang
5.2 Baukonstruktion 15<br />
Die beiden oberen Geschosse werden über einen Aufzug im Westen und zwei<br />
Treppenhäuser erschlossen. Im Grundriss des 1.OG (Bild 5.7) sind die Erschlies-<br />
sungsbereiche markiert. Diese haben auch für das Technikkonzept eine zentrale<br />
Bedeutung. Das Abluftsystem ist unterteilt in die voneinander getrennten Berei-<br />
che Ost und West.<br />
5.2 Baukonstruktion<br />
Bild 5.7: Grundriss 1. OG, Büroetage mit zwei Großraumbüros<br />
Konstruktiv ist das Gebäude in Stahlskelettbauweise ausgeführt. Die massiven<br />
Decken werden ohne Unterzüge von Stahlbetonstützen getragen. Die Fassade<br />
besteht aus vorgefertigten Holzelementen, die von außen mit 30 cm Wärmedäm-<br />
mung (WLG 040) beplankt sind. Den äußeren Abschluss bilden vorgehängte Fa-<br />
serzementplatten. Innenseitig sind zusätzlich Betonfertigteile angeordnet um die<br />
innere Masse zu erhöhen (Bild 5.8). Teilweise wurden diese aus innenarchitekto-<br />
nischen und akustischen Gründen mit Stoff bespannt.<br />
Besondere Beachtung erhielt die Luftdichtheit der Fassadenkonstruktion. Ein Blo-<br />
wer Door Test (mit geschlossenen Schlitzschiebern in der Fassade) bestätigte mit<br />
dem Wert von n50=0,7 h −1 ein gutes Ergebnis [2].
16 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
Das Dach des Gebäudes ist als begrüntes Flachdach ausgeführt, das Dach des<br />
Atriums ist eine verglaste Holz-Stahl-Konstruktion [1].<br />
Bild 5.8: Stahlskelett mit Betonfertigteilen auf der Innenseite<br />
Weitere Informationen und zahlreiche Fotos befinden sich im Abschlussbericht<br />
der Projektphase I von der solares bauen GmbH [1], auf der projektübergrei-<br />
fenden Webseite www.solarbau.de und auf der Webseite des <strong>ZUB</strong> (www.zub-<br />
kassel.de) unter der Sparte Projekte.<br />
Bild 5.9: Begrüntes Flachdachdach und links die Atriumdachkonstruktion
5.3 Geometrische Gebäudekenndaten 17<br />
5.3 Geometrische Gebäudekenndaten<br />
Im Folgenden sind die geometrischen Gebäudekenndaten aufgeführt. Aufgrund<br />
der geringen Verkehrsflächen durch die Großraumbüros ist das Verhältnis der<br />
Hauptnutzfläche zur Nettogrundfläche sehr hoch (siehe Tabelle5.1).<br />
Tabelle 5.1: Geometrische Kenndaten [1] [3]<br />
Bruttovolumen 16.850 m 3<br />
Nettogrundfläche 3.510 m 2<br />
Hauptnutzfläche 3.489 m 2<br />
= Nettogrundfläche (beheizt)<br />
A/V-Verhältnis 0,32 m −1<br />
Hüllflächen:<br />
Außenwand 977 m 2<br />
Boden zu UG/außen 1.258 m 2<br />
Dach 1.420 m 2<br />
Fenster 1.060 m 2<br />
Die Nutzflächen der einzelnen Großraumbüros sind in der Tabelle 5.2 aufgeführt.<br />
Im 2. OG Süd befindet sich der 28,5 m 2 große Serverraum, daher ist die Nutzflä-<br />
che dieses Büros kleiner.<br />
Tabelle 5.2: Nutzflächen der Bürobereiche [m 2 ]<br />
Nord Süd<br />
1. OG 512,5 511,8<br />
2. OG 512,5 479,5<br />
Gesamt 1025,0 991,3<br />
Die Bauwerkskosten nach Kostenabrechnung sind, für die Kostengruppen 300<br />
und 400, in Tabelle 5.3 aufgeführt.<br />
Tabelle 5.3: Bauwerkskosten, Stand Kostenberechnung [3]<br />
Bezug Baukonstruktion Technische Anlagen Kosten<br />
DIN 276: KG 300 DIN 276: KG 400 KG 300+KG 400<br />
BRI 215 EUR/m 3 58 EUR/m 3 274 EUR/m 3<br />
NGF 1.034 EUR/m 2 280 EUR/m 2 1.314 EUR/m 2
18 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
5.4 Energetisches Konzept und Technische Gebäudeausrüs-<br />
tung<br />
Das Gebäude erfüllt die Anforderungen an den Standard, der gemeinhin für<br />
Niedrigenergiehäuser gilt. Während der Planungsphase wurde ein Jahresheiz-<br />
wärmebedarf von 31,2 kWh/m 2 a (nach WschVo 95) ermittelt. Der zulässige Wert<br />
wird um 49 % unterschritten [3]. Die zugrunde liegenden Bauteil-Kennwerte sind<br />
in Tabelle 5.4 dargestellt. Die erforderlichen Dämmstärken wurden „unter Be-<br />
rücksichtigung des Preis-Leistungs-Verhältnisses ermittelt“ [1].<br />
Tabelle 5.4: Wärmeschutztechnische Kennwerte der Bauteile [5]<br />
Bauteil Dämmstärke U-Wert<br />
[cm] [W/m 2 K]<br />
Außenwand EG 16 0,199<br />
Außenwand Bürogeschosse 30 0,129<br />
Boden gegen Außenluft 16 0,202<br />
Boden gegen Erdreich 12 0,263<br />
Flachdach 24 0,140<br />
Dach Atrium 24 0,162<br />
Außenfenster g-Wert: 0,58 1,400<br />
mittlerer U-Wert 0,29<br />
Neben der Energieverlustminderung durch eine gute thermische Hülle spielt die<br />
Haustechnik beim energiesparenden Bauen eine große Rolle. Das Ziel der Planer<br />
bei diesem Projekt war, die haustechnischen Anlagen so einfach und kostengüns-<br />
tig wie möglich zu halten. Oberste Priorität hatte der Nutzerkomfort bei hoher<br />
Energieeffizienz der Anlagen.<br />
5.4.1 Heizung<br />
Zur Wärmeversorgung wird die werkseigene Holzfeuerungsanlage mitgenutzt.<br />
Diese wird mit Restholz aus der eigenen Produktion betrieben. Die Wärmebe-<br />
reitstellung erfolgt also regenerativ und ohne Kostenaufwand für den Brenn-<br />
stoff. Über einen Wärmetauscher (160 kW) ist das Verwaltungsgebäude an diese<br />
Nahwärmeversorgung angeschlossen. Als weitere Wärmequelle dient eine Luft/
5.4 Energetisches Konzept und Technische Gebäudeausrüstung 19<br />
Wasser-Wärmepumpe mit einer Wärmeleistung von 15 kW.<br />
Die Aufgabe des Heizsystems ist im Wesentlichen, im Winter ausreichende Raum-<br />
temperaturen herzustellen. Eine gute Regelbarkeit mindert die Wärmeverluste<br />
bei der Verteilung. Hier kommt eine einfache Pumpenwarmwasserheizung zum<br />
Einsatz. Die Verteilung funktioniert mittels eines Zweirohrsystems mit selbstre-<br />
gelnden Energiesparpumpen. Die Wärmedämmung der Rohrleitungen ist besser<br />
als nach Heizungsanlagenverordnung vorgeschrieben.<br />
Bild 5.10: Pufferspeicher im Haustechnikraum<br />
In den Bürobereichen wird die Wärme über Rippenrohrheizkörper mit Thermo-<br />
statventilen an den Raum abgegeben. Im Erdgeschoss gibt es eine Fußboden-<br />
heizung, unterstützt durch Konvektoren in den fassadennahen Bereichen. Die<br />
Radiatoren sowie das Luftheizregister der Cafeteria-Lüftung werden direkt aus<br />
dem Heizkreis der Wärmeübergabe von der Nahwärme gespeist. Die Fußboden-<br />
heizung wird über einen Schichtenpufferspeicher (950 l) versorgt. Bild 5.10 zeigt<br />
den Pufferspeicher im Haustechnikraum, Bild 5.11 den Pufferspeicher im Schema<br />
der Gebäudeleittechnik.<br />
Der Pufferspeicher wird von der Wärmepumpe und der Nahwärme gespeist. Das<br />
im Vergleich zur Nahwärme niedrige Temperaturniveau der Wärmepumpe wird<br />
von der Fußbodenheizung genutzt.
20 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
Bild 5.11: GLT Screenshot Heizgruppen vom 19.02.2004 um 12:00 Uhr<br />
Die Heizungsregelung geschieht auf der Basis eines Zeitprogramms, in welchem<br />
für jeden Wochentag die Nutzungszeit hinterlegt ist. Regelgröße ist die Raum-<br />
temperatur, die im ganzen Gebäude eine Solltemperatur von 20 ◦ C vorsieht. Nut-<br />
zungszeiten und Raumtemperaturen für die Gebäudezonen können vom Nut-<br />
zer über die Bedienoberfläche der GLT eingegeben werden. Nach der hinterleg-<br />
ten Kennlinie stellen sich dementsprechend die Stellgrößen (z.B. Öffnungen der<br />
Ventile) ein. Außerhalb der Nutzungszeit soll die Temperatur abgesenkt werden,<br />
bzw. die Heizung ausgeschaltet werden.<br />
Die Kühlung des Gebäudes erfolgt durch nächtliche Auskühlung über erzwun-<br />
gene Luftwechsel durch die Abluftanlage. Lediglich der Serverraum, mit einer<br />
Wärmelast von rund 70 W/m 2 wird mit Hilfe eines Umluftkühlers klimatisiert<br />
[1] [3].<br />
Die Wärmeströme im Gebäude werden von sieben Wärmemengenzählern er-<br />
fasst. Diese geben zudem Temperaturen und Volumenströme aus. In Bild 5.12<br />
ist die Visualisierung der Messwerte dargestellt.
5.4 Energetisches Konzept und Technische Gebäudeausrüstung 21<br />
Bild 5.12: GLT Screenshot der Wärmemengenzähler vom 19.02.2004 um 12:00 Uhr<br />
Im Jahr 2003 wurden die im Flussdiagramm im Bild 5.13 dargestellten Wärme-<br />
ströme gemessen.<br />
Wärmepumpe<br />
9 [%]<br />
Nahwärme aus<br />
Biomasse<br />
91 [%]<br />
9 [%]<br />
23 [%]<br />
68 [%]<br />
Wärmespeicher<br />
28 [%]<br />
61 [%]<br />
7 [%]<br />
25 [%]<br />
3 [%]<br />
4 [%]<br />
Radiatorenheizung<br />
Lufterhitzer Cafeteria<br />
Fußbodenheizung<br />
Warmwasserbereitung<br />
und Zirkulation<br />
Verluste<br />
Bild 5.13: Wärmeenergieverteilung im Gebäude (%-Aufteilung entsprechend der Messwerte<br />
2003)<br />
5.4.2 Lüftung<br />
Eine reine Fensterlüftung war wegen innenliegender Räume wie WCs nicht mög-<br />
lich. Während als Heizsystem eine Standardlösung realisiert wurde, sind die An-<br />
forderungen an die Lüftung höher. Es muss ein hygienisch notwendiger Min-<br />
destluftwechsel zur Verfügung gestellt werden. Um Lüftungswärmeverluste zu<br />
minimieren, sollte eine Wärmerückgewinnung eingesetzt werden. Während der<br />
Planung wurden drei Varianten, bzw. Komponenten untersucht:
22 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
Wärmepumpe: Durch die der Abluft entzogene Energie, die dem Heizsystem zur<br />
Verfügung gestellt wird, werden die Lüftungswärmeverluste gemindert.<br />
Luftqualitätsregelung: In den Abluftkanälen der Bürobereiche wird der CO2-<br />
und Mischgasgehalt gemessen. Alternativ werden diese beiden Größen zur Luft-<br />
qualitätsregelung herangezogen. Der Volumenstrom wird entsprechend der Luft-<br />
qualität angepasst.<br />
Zu-/Abluftsystem mit Wärmerückgewinnung: Hier werden zusätzliche Kanäle<br />
für die Zuluft und ein zentraler Wärmetauscher nötig. Der Vorteil dieses erheb-<br />
lichen baulichen Mehraufwandes wäre die Möglichkeit der Zuluftkonditionie-<br />
rung.<br />
Bei dem Vergleich der untersuchten Systeme erzielten die Luftqualitätsregelung<br />
durch CO2- und Mischgassensoren und die Wärmepumpe die günstigsten Preis-<br />
Leistungs-Verhältnisse. Realisiert wurde dementsprechend ein einfaches Abluft-<br />
system mit Luftqualitätsregelung in den Großraumbüros sowie einer Abluftwär-<br />
mepumpe im Abluftstrang West zur Wärmerückgewinnung [1]. In Bild 5.14 sind<br />
Abluftstrang West und Ost im Schnitt und mit den geplanten Volumenströmen<br />
dokumentiert. Das Abluftschema im Grundriss zeigt Bild 5.16.<br />
WC D+H<br />
120 m³/h<br />
WC D+H<br />
120 m³/h<br />
WC D+H<br />
375 m³/h<br />
WP<br />
FO West<br />
2west<br />
m³/h<br />
3west<br />
m³/h<br />
1west<br />
m³/h<br />
VSR<br />
VSR<br />
VSR<br />
Sanitärräume<br />
480 m³/h<br />
Büro 2.OG<br />
880 m³/h<br />
Büro 1.OG<br />
880 m³/h<br />
Cafeteria<br />
WC D+H<br />
120 m³/h<br />
WC D+H<br />
120 m³/h<br />
3ost<br />
m³/h<br />
FO Ost<br />
2.000 m³/h<br />
2ost<br />
m³/h<br />
1ost<br />
m³/h<br />
VSR<br />
VSR<br />
Büro 2.OG<br />
880 m³/h<br />
Büro 1.OG<br />
880 m³/h<br />
Bild 5.14: Links: Schema Lüftung West; rechts: Schema Lüftung Ost mit Volumenstromangabe<br />
nach Planungsstand [2]
5.4 Energetisches Konzept und Technische Gebäudeausrüstung 23<br />
Die Bürobereiche werden zentral über die Abluftanlage entlüftet. Oberhalb der<br />
bodentiefen festverglasten Fensterelemente befinden sich Außenluftdurchlässe<br />
zur Frischluftnachströmung.<br />
Bild 5.15: Abluftabsaugung in den Bürobereichen, getrennt in die Bereiche Ost und West, Zuluftnachströmung<br />
über Fassadenelemente<br />
Die Außenluftdurchlässe stellen eine spezielle Neuentwicklung dar. Die Elemen-<br />
te sollten sich architektonisch gut in die Fassade integrieren und dabei sowohl<br />
lüftungstechnische als auch schalltechnische Anforderungen erfüllen. Auf dem<br />
Markt sind verschiedene Zuluftelemente verfügbar, jedoch keines, das alle drei<br />
Kriterien erfüllt hätte. So wurden die Zuluftöffnungen als abgewinkelter Flach-<br />
kanal im Bereich über den Fenstern integriert [2].<br />
Bild 5.16: Links: Außenluftdurchlass über der Festverglasung, rechts: manuell zu betätigender<br />
Schieberegler. Dieser sollte im Normalbetrieb immer geöffnet bleiben.
24 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
Auf der Innenseite befindet sich ein Schlitzschieber, der manuell geöffnet oder<br />
geschlossen werden kann. Um eine gute Durchlüftung sicherzustellen, ist eine<br />
Veränderung der Stellung des Schlitzschiebers durch den Nutzer auszuschließen,<br />
um nach einer einmaligen Einregulierung von einem gleichbleibenden Öffnungs-<br />
grad ausgehen zu können (Bild 5.16).<br />
Zusätzlich sind die schmalen hohen Fassadenelemente (siehe Bild 5.3) zur natür-<br />
lichen Belüftung öffenbar.<br />
Für die Abluftanlage gibt es drei prinzipiell unterschiedliche Betriebsweisen:<br />
• Bedarfsgeregelt nach CO2-Gehalt oder Mischgas<br />
• Durchspülen (morgens zwischen 6:30 und 7:30 Uhr)<br />
• Nachtlüftung zur sommerlichen Entwärmung<br />
Die Funktionsweise der drei Lüftungsarten ist in Kapitel 8.4.4 auf Seite 178 de-<br />
tailliert beschrieben.<br />
Die Wirksamkeit der Nachtlüftung wurde vom Fraunhofer Institut für Solare<br />
Energiesysteme (ISE) untersucht. Im Kapitel 8.2.2 ab Seite 85 sind die Ergebnisse<br />
dokumentiert.<br />
Die Lüftung des Serverraums wird in 8.4.5 ausführlich beschrieben.
5.4 Energetisches Konzept und Technische Gebäudeausrüstung 25<br />
Küchenabluft und Zuluftanlage der Cafeteria<br />
Die Lüftungseinheit Küche/Cafeteria ist eine Kombination aus Zu- und Abluft-<br />
anlage, in Verbindung mit dem Abluftsystem West (siehe Bild 5.17).<br />
ZU Küche<br />
Küchenabzugshaube<br />
FO Küche<br />
Küche Cafeteria<br />
VSR<br />
FO West<br />
ZU Cafeteria<br />
Überströmung<br />
durch Fassade<br />
aus Atrium/ Besprechungsräume<br />
Bild 5.17: Schema Lüftung Küche/Cafeteria [2]<br />
Die Küche verfügt über eine Dunstabzugshaube mit integrierter Zuluft. Manu-<br />
ell sind drei Stufen der Abluft wählbar, die Zuluft stellt sich danach automa-<br />
tisch eine Stufe niedriger ein. Der Ab- und Zuluftvolumenstrom der Cafeteria ist<br />
abhängig vom Betrieb der Dunstabzugshaube in der Küche und der Kombina-<br />
tion verschiedener Zeitprogramme und einem Präsenztaster. Die Zeitprogram-<br />
me mit dem Präsenztaster definieren den Nutzungsgrad der Cafeteria und den<br />
danach erforderlichen Luftwechsel. Der Zuluftvolumenstrom beträgt nach Pla-<br />
nungsstand bis zu 2.000 m 3 /h und der Abluftvolumenstrom bis zu 1.300 m 3 /h.<br />
[2]<br />
5.4.3 Strom<br />
Die Pollmeier Massivholz GmbH, als ein großes Produktionsunternehmen, be-<br />
zieht Strom zu sehr günstigen Konditionen. Der Strompreis ist konkurrenzlos ge-<br />
genüber einer eigenen Stromproduktion aus regenerativen Energiequellen oder<br />
aus Kraft-Wäme-Kopplung. Dennoch deckt eine PV-Anlage einen geringen Teil<br />
des Stromverbrauchs des Verwaltungsgebäudes.<br />
Neben dem Hauptstromzähler, der den Gesamstromfluss ins Gebäude erfasst,<br />
sind 23 weitere Stromzähler in den Unterverteilungen des Gebäudes installiert
26 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
(Bild 5.18). Der Zweck dieser Installation ist die Unterteilung des gesamten Stro-<br />
mumsatzes in folgende Bereiche: Arbeitsmittel, Beleuchtung, EDV/Serverraum,<br />
Haustechnik und Küche. Ferner sind die Stromzähler für die Analyse des elek-<br />
trischen Energieumsatzes durch einzelne Einheiten sinnvoll, wie Wärmepumpe,<br />
Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung Serverraum, Kunstlichregelung usw.<br />
Durch den Aufbau des Stromnetzes und die Anordnung der Stromzähler kann<br />
jedoch nicht jeder gemessene Verbrauch nur einem Bereich zugeordnet werden.<br />
Die Arbeitsplatzbeleuchtung zählt prinzipiell zu dem Bereich Beleuchtung, der<br />
Stromverbrauch wird allerdings mit dem Zähler des Bürobereiches erfasst und<br />
letztlich zu dem Strom der Arbeitsmittel gerechnet. Es ist demnach keine präzise<br />
Trennung der genannten Bereiche möglich.<br />
Es gibt Verbraucher, die durch keinen Unterzähler außer dem Haupzähler erfasst<br />
werden, z. B. Küchengroßgeräte. Deren Stromverbrauch wird dem Bereich für<br />
Sonstiges zugeordnet.<br />
Die Außenbeleuchtung für das Gebäude, das Pförtnerhaus und die Parkplatz-<br />
beleuchtung sind an das Stromnetz angegliedert. Die Außenbeleuchtung wurde<br />
bis Juli 2003 vom Elektrozähler EG Ost mitgezählt. Sie kann daher erst Mitte 2003<br />
eindeutig von diesem Verbrauch getrennt werden. Das Pförtnerhaus besitzt einen<br />
separaten Elektrozähler.
5.4 Energetisches Konzept und Technische Gebäudeausrüstung 27<br />
Gesamtzähler<br />
Verbraucher mit Zähler<br />
Verbraucher ohne Zähler<br />
Zähler der Solarzellen<br />
5.4.4 Beleuchtung<br />
Solarzellen, unterteilt<br />
in Himmelsrichtungen<br />
Sonstiges<br />
West EG Beleuchtung West EG +Terrasse<br />
West 1.OG Beleuchtung West 1.OG<br />
West 2.OG Beleuchtung West 2.OG<br />
Küche<br />
Küchengräte Abluft Küche<br />
Friteuse<br />
Geschirrspüler<br />
Ost EG Beleuchtung Ost EG + Außenbeleuchtung<br />
Ost 1.OG<br />
Ost 2.OG<br />
Pförtnerhaus<br />
Beleuchtung Ost 1.OG<br />
Beleuchtung Ost 1.OG<br />
EDV gesamt<br />
Durchlauferhitzer<br />
MSR Schrank Lüftung Serverraum<br />
EDV Kühlung<br />
Lüftung ohne Serverraum<br />
Wärmepumpe<br />
Pumpen<br />
Bild 5.18: Struktur der Elektrozähler. Quelle: [5]<br />
Die Büros sind im Bereich der Arbeitsplätze mit Lichtbändern (Erco T18) ausge-<br />
stattet. Sie sorgen für eine indirekte Grundbeleuchtung von 300 lux. In der Ver-<br />
kehrszone sind Einzelstrahler (Erco 22 259) angebracht. In Bild 5.19 sind die zwei<br />
Bereiche dargestellt. Zusätzlich steht jedem Arbeitsplatz eine Arbeitsplatzleuch-<br />
te zur Verfügung. Diese können für die Mindestbeleuchtungsstärke von 500 lux
28 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
sorgen. Irrtümlicher Weise wurde bei den Schreibtischlampen statt der geplan-<br />
ten 15 W Leuchtmittel 100 W Glühbirnen geliefert und eingesetzt, welche aber<br />
mittelfristig ausgetauscht werden sollen.<br />
Bild 5.19: Teilgrundriss mit markierter Arbeitsplatzzone [2]<br />
Die Deckenbeleuchtung der Büros wird tageslichtabhängig gedimmt. Das 1. OG<br />
wird über die Außenlichtstärke geregelt. Ab einem Schwellenwert wird das Licht<br />
linear bis 50 % der Leistung gedimmt und danach ausgeschaltet. Im 2. OG kommt<br />
ein System zum Einsatz, welches über Sensoren an den Unterseiten der Licht-<br />
bänder die Leistung der Lampen über die Helligkeit am Arbeitsplatz regelt. Der<br />
Sensor nimmt die Helligkeit auf den Schreibtischen wahr und hält diese entspre-<br />
chend einem eingestellten Sollwert konstant.<br />
Bild 5.20: Abgehängte Decke mit Lichtbändern zur Grundbeleuchtung in den Arbeitsbereichen<br />
der Großraumbüros
5.4 Energetisches Konzept und Technische Gebäudeausrüstung 29<br />
Über einen Taster in den jeweiligen Arbeitsplatzabschnitten kann die Automatik-<br />
Funktion (automatisches Dimmen und Ausschalten) für vier Stunden unterbro-<br />
chen werden. Damit soll die individuelle Schaltmöglichkeit durch den Nutzer<br />
ermöglicht werden [2].<br />
Mit Hilfe des Simulationswerkzeugs RADIANCE [1] wurde in der Planungspha-<br />
se die Beleuchtungsstärkeverteilung berechnet und der Einbau einer Leuchte mit<br />
möglichst geringer Lichtleistung ermöglicht.<br />
5.4.5 Warmwasserbereitung<br />
Im Gebäude wurden zwei unterschiedliche Arten der Warmwasserversorgung<br />
realisiert: In den beiden Teeküchen der Bürobereiche im 1. und 2. OG Ost ist je-<br />
weils ein dezentraler Durchlauferhitzer installiert. Der Stromverbrauch des Durch-<br />
lauferhitzers im 2. OG wird separat erfasst.<br />
Die Warmwasserbereitung für den Bereich West, inklusive Toiletten und Küche<br />
im EG, erfolgt über den Schichtenpufferspeicher als Durchflusswassererwärmer<br />
mit Zirkulation. Insgesamt werden zwölf Handwaschbecken, vier Spülen und<br />
eine Dusche mit Warmwasser versorgt. Die Spülmaschine in der Küche wird seit<br />
Ende 2003 ebenfalls direkt mit Warmwasser betrieben.<br />
5.4.6 Sonnenschutz<br />
Die Fenster der Bürogeschosse werden durch außenliegende Jalousien verschat-<br />
tet. Die im Norden des Gebäudes gemessene Außenhelligkeit bestimmt die Frei-<br />
gabe der Steuerung. Durch eingestellte Grenzwerte der Windgeschwindigkeit<br />
und Außentemperatur sind die Markisen gegen Wind- und Frostschaden gesi-<br />
chert. In jedem Stockwerk können die Jalousien für jede Himmelsrichtung sepa-<br />
rat angesteuert werden. Ein Zeitprogramm unterscheidet zwischen An- und Ab-<br />
wesenheit im Büro. Für die Anwesenheit sind Grenzwerte der Raumtemperatur<br />
zum Aktivieren und Deaktivieren des Sonnenschutzes einzustellen. Ein weite-<br />
rer Grenzwert der Raumtemperatur ist für die Aktivierung des Sonnenschutzes<br />
bei Abwesenheit anzugeben. Die Einstellung der Gebäudeleittechnik (GLT) kann<br />
durch manuelle Betätigung des Sonnenschutzes beeinflusst werden. Der aktuelle
30 5 OBJEKTBESCHREIBUNG<br />
Zustand des Sonnenschutzes, d.h. ein manueller Eingriff in das System, ist in der<br />
GLT nicht ersichtlich.<br />
Im Erdgeschoss wurde aufgrund des Überstandes der darüber liegenden Ge-<br />
schosse auf einen Sonnenschutz verzichtet. Im Dach des Atriums wurde bislang<br />
aus Kostengründen auf einen Sonnenschutz verzichtet. Allerdings ist die Kon-<br />
struktion für die Nachrüstung eines Sonnenschutzsystems vorbereitet und eine<br />
nachträgliche Installation jederzeit möglich [2].<br />
5.4.7 Gebäudleittechnik<br />
Das Gebäude ist mit einer umfassenden Leittechnik ausgestattet. Ein zentraler<br />
Rechner fasst die Funktionen aller DDC-Unterstationen durch das zugehörige<br />
Datennetz zusammen und ermöglicht eine zentrale Bedienung, Überwachung<br />
und Auswertung der Anlagensysteme. Anlagenbilder visualisieren die Betriebs-<br />
zustände, das Zeitschaltprogramm und die einzustellenden Parameter der Anla-<br />
gen.
6 Projektziele<br />
6.1 Energetisches Konzept<br />
Energiebilanz<br />
Aus den Messdaten soll eine Energiebilanz des Gebäudes erstellt werden. Über<br />
die Messtechnik können folgende Energieströme erfasst werden: Heizenergie (und<br />
Verteilverluste), alle elektrischen Verbraucher, maschinell bedingte Lüftungsver-<br />
luste, Energie zur Warmwasserbereitung (und Zirkulations- bzw. Bereitschafts-<br />
verluste), Wärmeabgabe der Abluftwärmepumpe. Überschlägig können die so-<br />
laren Gewinne ermittelt werden.<br />
Die Energiebilanz soll den Ergebnissen der Simulationsrechnungen gegenüber-<br />
gestellt werden. Ein wichtiger Punkt ist die Ermittlung der Jahresarbeitszahlen<br />
für die Haustechnik (Unterscheidung Nutzenergiebezug und Endenergiebezug).<br />
(Bearbeitung: <strong>ZUB</strong> und solares bauen, siehe auch Kapitel 4)<br />
Temperaturverhalten<br />
Durch die Abstimmung von Verglasung, Gebäudemassen, Sonnenschutz, Nacht-<br />
lüftung und Kunstlichtsteuerung mit Hilfe thermischer Simulationsrechnungen<br />
wurde versucht, ein angenehmes Raumklima mit minimalem Energieaufwand<br />
sicherzustellen. Inwieweit dieses Ziel in der Praxis erreicht wird, soll mit Hil-<br />
fe der Messungen überprüft werden. Der Verlauf der Raumtemperaturen in den<br />
einzelnen Bereichen muss hier in Zusammenhang mit internen Lasten, Sonnen-<br />
einstrahlungen bzw. Sonnenschutz und Lüftung betrachtet werden. Es soll ein<br />
Vergleich zu den bereits durchgeführten Simulationsrechnungen erfolgen, um<br />
Rückschlüsse auf die Eignung von thermischen Simulationen zur Vorhersage von<br />
raumklimatischen Zuständen ziehen zu können. (Bearbeitung: solares bauen)<br />
31
32 6 PROJEKTZIELE<br />
6.2 Lüftungskonzept<br />
CO2-Regelung<br />
Der Zuluftvolumenstrom in den Bürobereichen wird über CO2-Fühler dem Be-<br />
darf angepasst. Über Volumenstrommessungen soll ermittelt werden, inwieweit<br />
und mit welcher Qualität diese Funktion erfüllt wird. (Bearbeitung: <strong>ZUB</strong>)<br />
Nachtlüftung<br />
Die Nachtlüftung wird zur nächtlichen Entwärmung des Gebäudes genutzt. Die<br />
Funktion und Effizienz der Nachtlüftung sollen überprüft und bewertet wer-<br />
den. Hierzu werden Temperaturverläufe in den einzelnen Bereichen, die Volu-<br />
menströme und der Stromverbrauch aufgezeichnet. Im Atrium ist aufgrund der<br />
rein natürlichen Lüftung die Aufnahme des Volumenstroms mit der vorhande-<br />
nen Messtechnik nicht möglich.<br />
Weiterhin soll eine Kurzzeitstudie mit Hilfe einer Infrarotkamera Aufschluss über<br />
die Temperaturverteilung an den Bauteiloberflächen unter Einfluss der nächtli-<br />
chen Lüftung geben.<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts soll ein Versuchsaufbau zur Ermittlung der<br />
Wärmeübergänge an den Bauteilen entwickelt werden. Die Strömungswege im<br />
Gebäude sollen anhand von Tracergas-Messungen untersucht werden. (Bearbei-<br />
tung: solares bauen und ISE)<br />
6.3 Tageslichtkonzept<br />
Tageslichtversorgung<br />
Die Tageslichtversorgung im Gebäude wurde in der Planungsphase mit Hilfe von<br />
Simulationsrechnungen überprüft. Mit Hilfe von einzelnen permanent installier-<br />
ten Fühlern und ergänzenden Einzelmessungen soll die Tageslichtversorgung im<br />
realen Gebäude untersucht werden, um anschließend einen Vergleich mit der<br />
Simulation durchführen zu können. Zu überprüfen sind der Tageslichtquotient<br />
(bedeckter Himmel) und die Lichtverhältnisse am Bildschirmarbeitsplatz bei di-<br />
rekter Sonne (Blendung, Kontraste). (Bearbeitung: ISE)
6.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 33<br />
Kunstlichtsteuerung<br />
In Abhängigkeit von der Strahlung auf die Fassaden wird das Kunstlicht im Ge-<br />
bäude zonenweise gesteuert. Neben der automatischen Steuerung kann der Nut-<br />
zer jederzeit in das System eingreifen. Anhand der Messdaten soll die Funktion<br />
bewertet und die Energieeinsparung gegenüber dem ungeregelten Betrieb abge-<br />
schätzt werden. Anhand einer Nutzerbefragung soll die Akzeptanz untersucht<br />
werden. (Bearbeitung: ISE)<br />
6.4 Effizienz von Anlagenkomponenten<br />
Photovoltaik<br />
Das Gebäude besitzt eine PV-Anlage bestehend aus vier Modulfeldern mit je-<br />
weils unterschiedlicher Orientierung. Aus der Einstrahlung auf die vier Felder<br />
und dem AC-Ertrag soll eine Überprüfung der Effizienz durchgeführt werden.<br />
(Bearbeitung: ISE)<br />
Abluftwärmepumpe<br />
Zur Lüftungswärmerückgewinnung wird eine Abluftwärmepumpe eingesetzt.<br />
Zu ermitteln sind die gewonnene Wärmemenge und die Stromaufnahme (Kom-<br />
pressor und Nebenaggregate) sowie die sich daraus ergebende Jahresarbeitszahl.<br />
Die Ergebnisse sollen mit einer üblichen Lüftungswärmerückgewinnung über<br />
Wärmetauscher verglichen werden. (Bearbeitung: <strong>ZUB</strong>)<br />
Warmwasserbereitung<br />
Die Warmwasserbereitung erfolgt in einem Teil des Gebäudes zentral mit Zirku-<br />
lation, während im anderen Teil kleine elektrische Durchlauferhitzer zum Ein-<br />
satz kommen. Durch Wärmemengenmessungen bzw. die Erfassung des Strom-<br />
verbrauchs sollen die beiden Systeme in ihrer Effizienz überprüft werden. (Bear-<br />
beitung: <strong>ZUB</strong>)
34 6 PROJEKTZIELE<br />
Komfortaspekte der Zuluftöffnungen<br />
Die Zuluftöffnungen in der Fassade wurden speziell für das Gebäude entwickelt.<br />
In Einzelraumuntersuchungen sollen diese in Hinblick auf Funktion (Kennlinie:<br />
Druckdifferenz - Volumenstrom) und Komfort (Zugerscheinungen, Schallschutz)<br />
untersucht werden. (Bearbeitung: <strong>ZUB</strong>)<br />
Kühlung Serverraum<br />
Der Serverraum wird bis zu einer Raumlufttemperatur von 26 ◦ C mit Außenluft<br />
gekühlt. Es soll der benötigte Energieaufwand für die Lüftung und die darüber<br />
hinaus notwendige maschinelle Kühlung ermittelt werden. (Bearbeitung: <strong>ZUB</strong>)<br />
Rationelle Energieverwendung im Bürobereich<br />
Neben der gesamten Haustechnik wird auch der Stromverbrauch von Beleuch-<br />
tung separat erfasst. Hier sollen zum einen der Verbrauch an sich, aber auch<br />
Gleichzeitigkeitsfaktoren und Mittelwerte bestimmt werden. Für den Beleuch-<br />
tungsstromverbrauch ist eine Differenzierung nach Himmelsrichtungen anzu-<br />
streben. (Bearbeitung: <strong>ZUB</strong>)
7 Datenerfassung und Auswertung<br />
7.1 Datenerfassung<br />
7.1.1 Gebäudeleittechnik<br />
Die Regelung der Haustechnik und die Messdatenerfassung des Verwaltungsge-<br />
bäudes der Firma Pollmeier Massivholz GmbH erfolgt über das Sauter EY3600<br />
Gebäudemanagementsystem.<br />
EY3600 stellt eine Gebäudeleittechnik (GLT) nach [18] dar. Sie besteht aus der<br />
Gesamtleitebene, der Einzelleitebene und den Gebern 7.1. Als Geber bezeichnet<br />
[18] Sensoren und Aktoren.<br />
In gegebener Ausführung besteht die Gesamtleitebene aus einem zentralen Rech-<br />
ner mit NovaPro Managementsoftware und einer grafischen Benutzerschnittstel-<br />
le. Die Aufgaben der Gesamtleitebene sind die Visualisierung der Regelkreise der<br />
Haustechnik, die temporäre Messdatenspeicherung und das Zurverfügungstel-<br />
len einer DFÜ-Schnittstelle zur Datenübertragung auf einen externen Rechner.<br />
Die Einzelleitebene besteht aus Unterstationen (US), auch Automationsstationen<br />
(AS) genannt, die jede für sich einen Mikrorechner darstellt. Diese erfüllen die<br />
Aufgaben der Regelung, der Digitalisierung der analogen Messwerte und der<br />
Abfrage der digitalen Energiezähler.<br />
Folgende Unterstationen kommen zum Einsatz: Eine Nova 210 und zwei Nova<br />
230 Kompaktstationen, sowie eine Nova 106 Prozessorkarte mit Funktionsmodu-<br />
len zur Messdatenerfassung.<br />
35
36 7 DATENERFASSUNG UND AUSWERTUNG<br />
Dreiebenenmodell nach VDI 3814<br />
UZ<br />
Leitzentrale<br />
Feldbus<br />
Sensoren Sensoren<br />
Aktor Aktor<br />
UZ<br />
US US US<br />
Sensoren<br />
Gesamtleitebene<br />
Gruppenleitebene<br />
Einzelleitebene<br />
Aktor<br />
Bild 7.1: Dreiebenenmodell der Gebäudeleittechnik nach VDI 3814, UZ: Unterzentrale, US: Unterstation<br />
7.1.2 Messtechnik<br />
Für das Forschungsprogramm ist eine Vielzahl von Fühlern und Zählern zusätz-<br />
lich zu den im Normalfall vorhandenen eingebaut worden.<br />
Folgende Fühler dienen zur Regelung und Messdatenerfassung:<br />
Anzahl Bezeichung<br />
11 Raumtemperaturfühler<br />
4 Beleuchungsstärkesensoren<br />
1 Außentemperaturfühler<br />
1 Regenwächter<br />
1 Wingeschwindigkeitsmesser<br />
1 Windrichtungsmesser<br />
2 Anlegetemperaturfühler für Erdreich und Fußbodenheizung<br />
4 Vor- und Rücklauftemperaturen der Heizung<br />
3 Temperaturfühler des Pufferspeichers<br />
4 CO2-Sensoren, einer je Abluftkanal des Bürobereichs<br />
2 Druckfühler, einer je Abluftkanal
7.2 Datenverarbeitung 37<br />
Folgende Fühler bzw. Zähler dienen ausschließlich dem Forschungspro-<br />
gramm:<br />
Anzahl Bezeichung<br />
1 Pyranometer<br />
4 Strahlungssensoren nach Himmelsrichtungen<br />
6 Beleuchtungsstärkesensoren<br />
7 m-bus Wärmemengenzähler mit je 3 Datenpunkten (Vor-/Rücklauftemperaturen,<br />
Volumenstrom)<br />
29 M-Bus Elektrozähler<br />
3 Ablufttemperaturfühler<br />
1 Feuchtesensor<br />
2 Mischgassensoren (im 2. OG, Büro Nord und im 1. OG, Büro Süd)<br />
9 Abluftvolumenstrommesser<br />
7.2 Datenverarbeitung<br />
7.2.1 Übertragung der Messdaten<br />
Ein zentraler Rechner mit der NovaPro Managementsoftware und einer grafi-<br />
schen Benutzerschnittstelle visualisiert die Regelkreise der Haustechnik und er-<br />
fasst temporär die Messdaten. Die Frequenz der Messdatenerfassung beträgt zwei<br />
Minuten. Die Daten werden zunächst in einer NovaPro eigenen Datenbank ge-<br />
speichert und stündlich in dBase-Dateien konvertiert, die als Schnittstellen zur<br />
Datenbank dienen. Die temporären dBase-Dateien werden täglich komprimiert,<br />
über eine ISDN Leitung an einen Server im <strong>ZUB</strong> übertragen, anschließend forma-<br />
tiert und in ein Relationales Datenbankmanagementsystem (RDBMS) gelesen.<br />
7.2.2 Datenbank<br />
Die Datenerfassung und -auswertung wird datenbankgestützt durchgeführt. Das<br />
ermöglicht einen effizienten Ablauf der Auswertung und die Fähigkeit, die Mess-<br />
daten mit hoher Frequenz (2 Minuten) zu erfassen, ohne den Datenbankserver<br />
durch zu hohe Datenmengen zu überfordern.<br />
Der Grund für das effizientere Datenmanagement durch den Einsatz eines RDBMS
38 7 DATENERFASSUNG UND AUSWERTUNG<br />
gegenüber z. B. Tabellenkalkulationen ist erstens die Trennung zwischen der logi-<br />
schen und der physischen Datenverwaltung, zweitens die Senkung des maxima-<br />
len asymptotischen Wachstumsverhaltens der Datenverarbeitung auf O(n·log(n))<br />
durch den Einsatz von Hashtabellen oder B*-Bäumen und drittens die sichere,<br />
verklemmungsfreie, parallele Verarbeitung vieler Nutzer (Multiuser System) mit<br />
Hilfe von Transaktionen und Sperren.<br />
7.2.3 Datenbankstruktur und Auswertung<br />
Der Nutzer der Datenbank hat lediglich die logische Sicht auf die zentrale Da-<br />
tenbank (Tabellen, Views, Prozeduren, Funktionen) zu berücksichtigen, die phy-<br />
sische Datenverwaltung (Organisation der Tablespaces, Datensicherung, Perfor-<br />
mance Tuning, usw.) kann dem Datenbankadministrator überlassen werden. Die<br />
Datenabfragen werden über SQL, die Visualisierung der vorverabeiteten Daten<br />
über ein Client/Server-fähiges Tabellenkalkulationsprogramm durchgeführt. Als<br />
Schnittstelle zwischen der Datenbank und der Tabellenkalkulation dient das ODBC<br />
(Open Database Connectivity).<br />
Die Datenbankstruktur gliedert sich in zwei Haupttabellen, drei verdichtete Ener-<br />
giezählertabellen, drei Fehlersuchtabellen, zwei Tabellen für Messwerte aus mo-<br />
bilen temporären Messungen und sieben Hilfstabellen für prozedurale Daten-<br />
verarbeitung mit PL/SQL. Ferner sind vierzehn Ansichten zur Erleichterung der<br />
Datenabfragen bzw. für prozedurale Verarbeitung implementiert worden.
7.3 Probleme 39<br />
7.3 Probleme<br />
Leitzentrale<br />
Als Leitzentrale dient ein PC mit NovaNet-Anbindung zu den Unterstationen.<br />
Ihre primäre Funktion besteht in der Visualisierung der Regelkreise und in der<br />
temporären Messdatenspeicherung.<br />
Eine Leitzentrale muss laut [18] ein „für den Dauerbetrieb geeigneter Rechner“<br />
sein. Diese Forderung war zu Beginn des Projekts in sofern nicht erfüllt, als ein la-<br />
biles Betriebssystem installiert war, das keine lückenlose Datenerfassung ermög-<br />
lichte. Der Einsatz eines stabilen Betriebssystems, wie z. B. Windows NT, war<br />
wegen mangelnder Kompatibilität des M-Bus Treibers mit anderen Betriebssys-<br />
temen nicht möglich.<br />
Die durchschnittliche Ausfallszeit im Jahr 2002 betrug ca. 24 h/Monat. Durch<br />
den Einsatz eines Watchdogcontrollers wurde ein technisches Mittel gefunden,<br />
das den Rechner nach einem Ausfall automatisiert neu startet. Durch diese Maß-<br />
nahme konnte die betriebssystembedingte durchschnittliche Ausfallszeit auf 1 h<br />
/Monat gesenkt werden.<br />
Ein Watchdogcontroller führt eine interne Uhr und setzt diese neu, sobald ein Si-<br />
gnal des Watchdogtreibers eintrifft. Trifft das Signal länger als eine fest definierte<br />
Offsetzeit nicht ein - diese wird im Controller über Switchschalter einprogram-<br />
miert - dann löst der Controller einen Busreset aus, so dass der betroffene Rech-<br />
ner neu hochfährt. Die Offsetzeit sollte ausreichend lang sein (etwa 30 Minuten),<br />
denn das Hochfahren des Betriebssystems kann durch Diagnoseprogramme wie<br />
Scandisc so lange verzögert werden, dass die Offsetzeit erneut ausläuft bevor der<br />
Watchdogtreiber geladen ist und Signale an den Controller senden kann.<br />
Ein weiteres Problem war das Fehlen einer unabhängigen Stromversorgung für<br />
die Leitzentrale. Aufgrund wartungsbedingter Stromabschaltungen bei Pollmei-<br />
er führte dies zu den zusätzlichen Ausfällen im Sommer 2002. Dieser Mangel<br />
wurde durch die Installation einer UPS-Einheit (Unit Power Supply) behoben.<br />
Die Ausfälle der Datenspeicherung auf der Leitzentrale sind besonders bei der<br />
Erfassung von Wärme- und Strommengen störend. Die Energiemengen werden<br />
in den Zählern erfasst, aufaddiert und alle zwei Minuten an die Unterstationen
40 7 DATENERFASSUNG UND AUSWERTUNG<br />
gesendet. Bei einem Ausfall können die Verbrauchswerte nicht aus den Untersta-<br />
tionen ausgelesen werden. Sobald der Ausfall behoben ist, wird der komplette<br />
Verbrauchswert des Ausfallzeitraums übertragen. Eine Zuordnung dieses Wer-<br />
tes nach Zeitpunkt ist dann nicht mehr möglich. Auch der Erfolg temporärer<br />
Messungen anhand mobiler Messstationen ist von der Stabilität der Leitzentra-<br />
le abhängig, denn die Auswertung der temporären Daten ist in der Regel nur<br />
im Zusammenhang (Vergleich) mit der permanenten Datenerfassung der EY3600<br />
Anlage sinnvoll.<br />
Auch der Betrieb der betriebstechnischen Einrichtungen kann durch Ausfall der<br />
Leitzentrale gestört werden, da sie für das Schalten der Zeitprogramme zustän-<br />
dig ist. Fällt der Rechner in der Nacht aus, wird am nächsten Morgen nicht die<br />
Heizung in Betrieb genommen, da das ensprechende Schaltsignal nicht gesendet<br />
werden kann.<br />
Ein weiterer Punkt betrifft die Messdatenspeicherung seitens der Leitzentrale.<br />
Ein Projekt, das sich intensiv mit der Messdatenauswertung beschäftigt, setzt<br />
voraus, dass die GLT die Messdaten in einem allgemeinen, auslesbaren Format<br />
zur Verfügung stellt, z. B. ASCII Format. Die hier beschriebene GLT liefert die<br />
Daten im dBase Format, wobei für jeden Datenpunkt eine eigene, atomare Datei,<br />
bestehend aus Zeitwert und Datenpunktwert, angelegt und fortlaufend geführt<br />
wird ohne Aufteilung in z. B. Tagesdateien.<br />
Die Problematik besteht darin, dass die atomaren Dateien oft asynchron laufen.<br />
Fällt ein Datenpunkt kurzzeitig aus, dann ist die betroffene Datei kürzer als der<br />
Rest der Dateien. Für die Auswertung wird aber eine Tabelle aller Datentupel<br />
benötigt, etwa in der Form Zeitwert, Datenwert 1, Datenwert 2, ..., Datenwert n.<br />
Diese Tabelle lässt sich nicht über Kopieren und Einfügen, sondern nur über ent-<br />
sprechende Algorithmen aus den atomaren Dateien ableiten. Da die GLT nicht<br />
über die Funktionalität verfügte, eine ASCII Tabelle herzustellen, musste ein ent-<br />
sprechender Algorithmus auf der Datenbankebene entwickelt werden, der eine<br />
Tabelle erstellt.<br />
Aus den oben beschriebenen Erfahrungen lässt sich folgende Empfehlung ablei-<br />
ten:<br />
Bei der Auslegung der GLT, die der Messdatenerfassung dienen soll, ist darauf
7.3 Probleme 41<br />
zu achten, dass die Messdatenspeicherung möglichst im ASCII Format in tabel-<br />
larischer Form erfolgt. Die Dateien sollten sich nach Zeiträumen trennen lassen,<br />
sinnvollerweise in Tages- oder Monatsdateien.<br />
Auch ist der Einsatz von Watchdogcontrollern und von UPS Einheiten sehr zu<br />
empfehlen. Oft werden diese nicht im Komplettpaket mit der GLT geliefert.<br />
Es sollte auch ein Notzeitprogramm in den Unterstationen einprogrammiert sein,<br />
damit bei Ausfall der Leitzentrale nicht die Betriebstechnik anhält. (Ein mögliches<br />
Prüfverfahren wäre einfach nur die Unterbrechung der Stromversorgung im Ge-<br />
bäude. Laufen nach dem Wiedereinschalten der Stromversorgung die GLT und<br />
BTA wieder an, dann ist die GLT wenigstens resistent gegen Auswirkungen von<br />
Stromausfällen.)<br />
Unterstationen<br />
Im Laufe des Projekts wurden Kommunikationsfehler zwischen den M-Bus Wär-<br />
memengenzählern und einer Unterstation festgestellt. Das Verwirrende an die-<br />
ser Situation war: Die Unterstation füllte ihre Speicherzelle mit den Werten des<br />
nächstadressierten Wärmemengenzählers, was auf einen Adressierungsfehler hin-<br />
wies. Das manuelle Auslesen der M-Bus Adressen der Wärmemengenzähler er-<br />
gab jedoch keine Fehler. Nach dem Neustart der Unterstation konnten die Daten<br />
fehlerfrei übertragen werden. Da die Fehlermeldung nicht von den Unterstatio-<br />
nen an die Leitzentrale gereicht wurde, wurde auf der Datenbankebene eine Pro-<br />
zedur entwickelt, um solche Kommunikationsfehler aufzudecken und zu mel-<br />
den.<br />
Zu Beginn der zweiten Heizperiode 2002 und Anfang 2003 fielen zwei Wärme-<br />
mengenzähler aus. Trotz fehlender M-Bus Kommunikation übertrug die Unter-<br />
station den letzten Wert der Speicherzelle an die Leitzentrale, ohne diesen ge-<br />
sondert auszuweisen, dies führte dazu, dass der Ausfall 2002 erst nach Wochen<br />
festgestellt wurde. Daraufhin wurde eine Prozedur auf der Datenbankebene ent-<br />
wickelt, um diese Art von Fehlern aufzudecken. 2003 konnte eine ähnliche Stö-<br />
rung nach wenigen Tagen entdeckt werden.<br />
Weitere Störungen traten im Zusammenhang mit der Auswertung des CO2-Ge-<br />
haltes im 1. und 2. Obergeschoss Abluft West auf. Die Kurvenverläufe änderten
42 7 DATENERFASSUNG UND AUSWERTUNG<br />
sich abrupt, obwohl der Lüftungsbetrieb eher auf kontinuierliche Verläufe hin-<br />
wies. Die Ursache wird in der Überlastung der Unterstation bzw. des Bussystems<br />
vermutet, konnte jedoch nicht eindeutig geklärt werden.<br />
Einer der Vorteile eines Bussystems ist die Möglichkeit einer Fehlerzuordnung<br />
bei Kommunikationsverlust, die es bei einfachen impulsgebenden Geräten nicht<br />
gibt. Dieser Vorteil wird von der hier beschriebenen GLT nicht genutzt, weil es<br />
keine auswertbare Fehlermeldung gibt.<br />
Wärmemengenzähler<br />
Die vorhandenen Wärmemengenzähler besitzen eine minimale Auflösung von<br />
10 kWh, was keine Auswertung der Verläufe von schwachen Verbrauchern (etwa<br />
Zirkulation oder Warmwasserbereitung) über kurze Zeiträume ermöglicht.<br />
Elektrozähler<br />
Für die Erfassung des Stromverbrauchs der Arbeitsmittel ist für jedes Büro ein ei-<br />
gener Elekrtozähler vorhanden. Jedoch werden die Energieumsätze der Arbeits-<br />
mittel und der Beleuchtung nicht getrennt erfasst, sondern der Strombedarf der<br />
Arbeitsmittel errechnet sich aus der Differenz des Zählers für den Bürobereich<br />
und des Zählers für die Deckenbeleuchtung (Siehe Bild 5.18 im Kapitel 5).<br />
Das auftretende Problem dabei ist, dass die Zähler untereinander die Werte nicht<br />
synchron erfassen. Die errechneten Energieumsätze der Arbeitsmittel fallen da-<br />
her von Zeit zu Zeit negativ aus.<br />
Ferner deckt der Zähler „Beleuchtungsstromverbrauch“ nur die Deckenbeleuch-<br />
tung, nicht aber die Schreibtischlampen ab, deren Verbrauch nur pauschal abge-<br />
schätzt werden kann.<br />
Weitere Störfaktoren sind Abnehmer aus Toiletten und Fluren sowie im 2.OG<br />
die äußere und innere Dachbeleuchtung, die von den Zählern „Bürobereich“ mit<br />
erfasst werden.<br />
Eine Interpretation des Beleuchtungsstromverbrauchs über die abgelesenen Zäh-<br />
lerstände ist daher nicht eindeutig möglich, sondern kann nur in Zusammenhang<br />
mit oben genannten Randbedingungen erfolgen.
8 Ergebnisse<br />
8.1 Energetisches Konzept<br />
8.1.1 Energiebilanz von Christian Neumann<br />
Für das Gebäude liegen für das Jahr 2002 und 2003 fast vollständige Messdaten<br />
für den Energiebedarf vor. Anhand dieser Daten kann zum einen das Erreichen<br />
der Ziele des Forschungsprogramms und zum anderen das Erreichen der Ziel-<br />
werte aus der Planung überprüft werden.<br />
8.1.1.1 Messdaten 2002 und 2003<br />
Für den Beginn des Jahres 2002 fehlen Messdaten. Zuverlässige Verbrauchsdaten<br />
der GLT sind erst für den kompletten Monat März vorhanden. Für die Monate<br />
Januar und Februar wird der Wärmeverbrauch aus den ermittelten Gradtags-<br />
zahlen hochgerechnet. Für das Jahr 2003 liegen bis auf einzelne kurze Ausfälle<br />
vollständige Messdaten vor.<br />
Wärme<br />
Energie / [kWh]<br />
50 000<br />
40 000<br />
30 000<br />
20 000<br />
10 000<br />
Fernwärme WP Heizenergie Warmwasser Verlust<br />
0<br />
Jan 02 Feb 02 Mrz 02 Apr 02 Mai 02 Jun 02 Jul 02 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02<br />
Bild 8.1: Wärmeverbrauch und -Bereitstellung im Jahr 2002<br />
43
44 8 ERGEBNISSE<br />
Energie / [kWh]<br />
50 000<br />
40 000<br />
30 000<br />
20 000<br />
10 000<br />
Fernleitung Wärmepumpe Heizung Warmwasser Verluste<br />
0<br />
Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03 Mai 03 Jun 03 Jul 03 Aug 03 Sep 03 Okt 03 Nov 03 Dez 03<br />
Bild 8.2: Wärmeverbrauch und -Bereitstellung im Jahr 2003<br />
Tabelle 8.1: Energiebilanz aus den Messdaten für 2002 und 2003<br />
2002 ∗ 2003<br />
MWh/a kWh/(m2a) MWh/a kWh/(m2a) Erzeugung<br />
Fernwärme 196,8 56,2 194,6 55,6<br />
Wärmepumpe<br />
Verbrauch<br />
Heizung<br />
18,5 5,3 17,3 5,0<br />
Radiatorenheizung 143 40,1 129,8 37,1<br />
Fußbodenheizung 67,6 19,3 54,8 15,7<br />
Zuluftheizregister Cafeteria 8,2 2,3 14,3 4,1<br />
Warmwasser ∗∗ 3,3 0,9 5,1 1,5<br />
Verluste 6,2 1,8 7,8 2,2<br />
∗ Werte für Januar, Februar aus Gradtagzahlen hochgerechnet<br />
∗∗ Bedarf ist überschätzt, da Wärmemengenzähler für Warmwasser falsch eingebaut ist<br />
Aus den Daten in Tabelle 8.1 ist ersichtlich, dass die Wärmeversorgung maßgeb-<br />
lich über die Fernwärme erfolgt. Die Wärmepumpe trägt knapp 10% zur Versor-<br />
gung bei.
8.1 Energetisches Konzept 45<br />
Der Hauptverbraucher ist erwartungsgemäß die Heizung (Radiatoren, Fußbo-<br />
denheizung sowie Luftheizregister für die Zuluft Cafeteria). Der Anteil der Warm-<br />
wasserbereitung beträgt lediglich 2-3%, wobei zu beachten ist, dass die Messda-<br />
ten für den Warmwasserverbrauch etwas zu hoch liegen, da der Temperaturfüh-<br />
ler für die Warmwassertemperatur falsch eingebaut ist. Die Verluste von Speicher<br />
und Rohrleitungen liegen bei 3-4%.<br />
Der Gesamtverbrauch verändert sich im Verlauf der beiden Jahre nur unwesent-<br />
lich. Allerdings findet eine Verschiebung unter den Verbrauchern statt. Vor al-<br />
lem steigen der Warmwasserverbrauch und der Heizenergiebedarf für das Zu-<br />
luftheizregister der Cafeteria durch den durchgehenden Betrieb der Küche und<br />
Cafeteria in 2003 (die Küche wurde erst Mitte 2002 in Betrieb genommen). Der ge-<br />
ringere Verbrauch bei Radiatoren und Fußbodenheizung in 2003 wird unter dem<br />
Gesichtspunkt, dass der Bedarf für Januar und Februar 2002 aus Gradtagszahlen<br />
hochgerechnet werden musste nicht als besonders bewertet.<br />
Strom<br />
Beim Stromverbrauch werden verschiedene Verbrauchergruppen unterschieden.<br />
Tab. 8.2 gibt die Gruppen wieder und verdeutlicht Besonderheiten, die beim Pro-<br />
jekt Pollmeier zu berücksichtigen sind.
46 8 ERGEBNISSE<br />
Tabelle 8.2: Verbrauchergruppen und deren Besonderheiten beim Projekt Pollmeier<br />
Verbraucher- typische Vergruppebraucher<br />
Beleuchtung alle Arten von<br />
Beleuchtungssystemen<br />
Arbeitsmittel Computer, Drucker,<br />
Kopierer<br />
zentrale<br />
Dienste /<br />
Serverraum<br />
Server, USV, zentrale<br />
EDV<br />
Besonderheit bei Projekt Pollmeier<br />
Die Außenbeleuchtung wurde bis Juli 2003 mit<br />
dem Verbrauch der Beleuchtung des EG Ost<br />
erfasst. Erst zu diesem Zeitpunkt kann der Verbrauch<br />
separiert werden. Der Verbrauch bis Juli<br />
2003 wird aus den dann vorliegenden Messdaten<br />
abgeschätzt.<br />
An jedem Arbeitsplatz ist eine Arbeitsleuchte<br />
installiert, die eigentlich zur Gruppe „Beleuchtung“<br />
zählt, deren Verbrauch jedoch mit dem<br />
der Arbeitsmittel erfasst wird.<br />
Weiterhin kann der Verbrauch der Arbeitsmittel<br />
nur als Differenz von Gesamtverbrauch für<br />
einen Bereich und dem Verbrauch für die Beleuchtung<br />
des selben Bereichs berechnet werden.<br />
Beim 2.OG West wird der Verbrauch einer elektrischen<br />
Begleitheizung für die Regenrinnen mit<br />
erfasst. Dieser Verbrauch wird über die Außentemperatur<br />
abgeschätzt und abgezogen.<br />
Es wird der Verbrauch der Rechner im EDV<br />
Raum im 2.OG erfasst.<br />
Küche Küchengeräte Hier wird nur der Verbrauch der Küche ohne<br />
Großgeräte und Abluft erfasst.<br />
Haustechnik Pumpen, Ventila- Es werden alle Pumpen, Ventilatoren, die MSR<br />
toren, Regelung und die Wärmepumpe erfasst.<br />
Sonstiges - Der Verbrauch „Sonstiges“ umfasst beim Projekt<br />
Pollmeier alle Verbraucher, die nicht über<br />
separate Zähler erfasst werden bzw. deren Verbrauch<br />
sich nicht mit genügender Sicherheit abschätzen<br />
lässt. (Vor allem Küchengeräte)<br />
Mit den beschriebenen Besonderheiten ergibt sich der in den folgenden beiden<br />
Abbildungen gezeigte Verlauf des Verbrauchs.
8.1 Energetisches Konzept 47<br />
Stromverbrauch / [kWh]<br />
7 000<br />
6 000<br />
5 000<br />
4 000<br />
3 000<br />
2 000<br />
1 000<br />
0<br />
Beleuchtung Arbeitsmittel zantrale EDV Küche Haustechnik Sonstiges<br />
Jan 02 Feb 02 Mrz 02 Apr 02 Mai 02 Jun 02 Jul 02 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02<br />
Bild 8.3: Elektroenergieverbrauch im Jahr 2002, Außenbeleuchtung und Begleitheizung Regenrinnen<br />
Stromverbrauch / [kWh]<br />
7 000<br />
6 000<br />
5 000<br />
4 000<br />
3 000<br />
2 000<br />
1 000<br />
0<br />
Beleuchtung Arbeitsmittel zantrale EDV Küche Haustechnik Sonstiges<br />
Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03 Mai 03 Jun 03 Jul 03 Aug 03 Sep 03 Okt 03 Nov 03 Dez 03<br />
Bild 8.4: Elektroenergieverbrauch im Jahr 2003, Außenbeleuchtung und Begleitheizung Regenrinnen<br />
Bemerkenswert am Verlauf der Last im Jahr 2002 ist vor allem der starke Anstieg
48 8 ERGEBNISSE<br />
der Verbrauchergruppe „Sonstiges“, der offensichtlich in der Inbetriebnahme der<br />
Küche begründet ist. Alle großen Küchengeräte werden nicht separat erfasst und<br />
tauchen so in dieser Verbrauchergruppe auf.<br />
Der erhöhte Verbrauch der Gruppe „Arbeitsmittel“ zu Beginn von 2002 kann aus<br />
den vorliegenden Daten nicht schlüssig erläutert werden.<br />
Der Verlauf der Last in 2003 zeigt insgesamt ein gleichmäßigeres und schlüssige-<br />
res Bild. Der Verbrauch von Küche, EDV, Sonstigem und Arbeitsmitteln verläuft<br />
über das Jahr relativ konstant. Der Einbruch des Verbrauchs bei Beleuchtung und<br />
Arbeitsmitteln im Dezember ist mit den Weihnachtsferien zu begründen.<br />
Die Beleuchtung zeigt erwartungsgemäß im Winter wesentlich höhere Werte. Die<br />
Erhöhung des Verbrauchs der diversen Haustechnik im Sommer ist mit dem Be-<br />
trieb der Nachtlüftung und der Umluftkühlung für den Serverraum zu erklären.<br />
Die Gesamtbilanz des Stromverbrauchs ergibt sich entsprechend Tabelle 8.3<br />
Tabelle 8.3: Stromverbrauch in den Jahren 2002 und 2003 nach Verbrauchergruppen<br />
Verbrauchergruppe 2002 2003<br />
MWh kWh/(m 2 a) MWh kWh/(m 2 a)<br />
Beleuchtung 53,4 15,3 50,8 14,5<br />
div. Haustechnik 17,6 5 17,5 5<br />
Küche (ohne Geräte und Abluft) 4,2 1,2 4,9 1,4<br />
Ertrag PV -3,1 -0,9 -6,3 -1,8<br />
Arbeitsmittel 45,2 12,9 38,5 11<br />
zentrale EDV 16,9 4,8 20,6 5,9<br />
Außenbeleuchtung 10,1 ∗ 2,9 10,1 2,9<br />
Begleitheizung Regenrinnen 6,5 1,9 8,3 2,4<br />
Sonstiges 18,9 5,4 30 8,6<br />
Summe Sonstiges 169,7 48,5 174,7 49,9<br />
∗ mangels Daten von 2003 übernommen<br />
Der Stromverbrauch der beiden Jahre (ohne Berücksichtigung der Sonderanwen-<br />
dungen: Außenbeleuchtung, Begleitheizung Regenrinnen, Sonstiges) ist recht gleich-<br />
bleibend. Es ist eine leichte Zunahme der zentralen EDV festzustellen, was sicher<br />
mit der Zunahme der Zahl der Mitarbeiter und insgesamt der Aktivität im Ge-<br />
bäude zu erklären ist. Zur Beurteilung des Stromverbrauchs scheinen dennoch<br />
die Daten aus dem Jahr 2003 geeigneter, da hier ein gleichmäßiger Betrieb er-
8.1 Energetisches Konzept 49<br />
reicht zu sein scheint.<br />
8.1.1.2 Messdaten und Planungswerte<br />
Tabelle 8.4: Vergleich von Messwerten und Planung<br />
2003 Planung<br />
kWh/(m2a) kWh/(m2a) Verbrauch<br />
Heizung 56,9 36,4<br />
Warmwasserbereitung 1,5 0,2<br />
Verluste 2,2 3<br />
Summe<br />
Erzeugung<br />
60,6 39,6<br />
Fernwärme 55,6 34,7<br />
Wärmepumpe<br />
Strom Haustechnik<br />
5 4,9<br />
Beleuchtung 14,5 5,9<br />
div. Haustechnik 5 5,6<br />
Ertrag PV -1,8 -1,8<br />
Summe<br />
Strom Arbeitshilfen und Sonstiges<br />
17,7 9,7<br />
Arbeitsmittel 11 7,2<br />
zentrale EDV 5,9 4,3<br />
Küche (ohne Geräte und Abluft) 1,4 -<br />
Außenbeleuchtung 2,9 -<br />
Begleitheizung Regenrinnen 2,4 -<br />
Sonstiges (hauptsächlich Küchengeräte) 8,6 -<br />
Summe 32,2 11,5<br />
Tabelle 8.4 zeigt den Vergleich der Messwerte aus dem Jahr 2003 und den entspre-<br />
chenden Werten aus der Planung bzw. dem Energiekonzept, soweit diese dort<br />
betrachtet wurden.<br />
Es ist festzustellen, dass sowohl der gemessene Wärme-, als auch der Stromver-<br />
brauch deutlich über den Planungswerten liegen. Bei der Wärme liegt der Wert<br />
rund 50% über der Planung, beim Strom sind es knapp 100%.<br />
Bei der Wärme ist die Heizenergie die entscheidende Größe. Der Warmwasser-<br />
verbrauch spielt nur eine untergeordnete Rolle beim Mehrverbrauch gegenüber<br />
der Planung. Die Ursachen für den erhöhten Heizenergieverbrauch werden in
50 8 ERGEBNISSE<br />
Abschnitt 8.1.1.4 näher untersucht.<br />
Beim Stromverbrauch der Haustechnik zeigt vor allem die Beleuchtung real sehr<br />
viel höhere Werte als in der Planung ermittelt. Dies ist hauptsächlich zurück-<br />
zuführen auf zu optimistische Annahmen über die Betrieszeit. Trotz installierter<br />
Lichtsteuerung bzw. -Regelung werden sehr hohe Betriebszeiten erreicht. Insge-<br />
samt lässt sich feststellen, dass die Tageslichtversorgung der Arbeitsplätze nicht<br />
optimal ist. Das ist einerseits mit ihrer Lage in der Mitte des Raumes und zum<br />
anderen mit den relativ dunklen Umschließungsflächen und Einrichtungsgegen-<br />
ständen zu erklären (Abb. 8.5).<br />
Bild 8.5: Beispiel für die Lage der Arbeitsplätze und die Art der Inneneinrichtung auf den Bürogeschossen<br />
Der Verbrauch der Arbeitsmittel wurde in der Planung leicht unterschätzt. An-<br />
dere Verbraucher, wie die Außenbeleuchtung, die Begleitheizung der Regenrin-<br />
nen und die Küchengeräte waren zum Zeitpunkt der Planung entweder nicht<br />
bekannt oder zählen nicht direkt zum Gebäude. Trotzdem sei angemerkt, dass<br />
diese Verbraucher einen Anteil von knapp 30% des Gesamtstrombedarfs haben.
8.1 Energetisches Konzept 51<br />
8.1.1.3 Vergleich der Messdaten mit den Vorgaben des Forschungspro-<br />
gramms<br />
Das Forschungsprogramm solarbau:MONITOR gibt Zielwerte für die Nutzener-<br />
gie Wärme, die Summe Endenergie Wärme und elektrische Energie für Haus-<br />
technik und den damit korrespondierenden Primärenergiebedarf bzw. CO2-Em-<br />
issionen vor.<br />
Energie / [kWh/m²a]<br />
CO2-Emissionen / [kg/m²a]<br />
120.0<br />
100.0<br />
80.0<br />
60.0<br />
40.0<br />
20.0<br />
0.0<br />
Messwerte 2003<br />
Planung<br />
Anforderungen solbau:MONITOR<br />
Endenergie für Heizung<br />
+ WW<br />
Endenergie Wärme +<br />
elektr. Energie für<br />
technische<br />
Gebäudeausrüstung<br />
Primärenergie gesamt CO2 Emissionen<br />
Bild 8.6: Endenergie, Primärenergie, CO2-Emissionen - Vergleich von Messwerten, Planung und<br />
Zielen des Forschungsprogramms<br />
Tabelle 8.5: Vergleich von Messwerten und Planung<br />
2003 Planung solarbau:<br />
Monitor<br />
Endenergie für Heizung + WW kWh/(m 2 a) 58,4 36,6 ≤ 40<br />
Endenergie Wärme<br />
+ elekt. Energie für TGA kWh/(m 2 a) 78,3 49,3 ≤ 70<br />
Primärenergie gesamt ∗ kWh/(m 2 a) 65,2 37 ≤ 100<br />
CO2-Emissionen ∗∗ kg/(m 2 a) 16,1 9,3 ≤ 23<br />
∗ Primärenergiefaktoren entsprechend EnEV<br />
∗∗ Emissionswerte entsprechend GEMIS 4
52 8 ERGEBNISSE<br />
Die Anforderung für Endenergie Wärme und die Summe Endenergie Wärme und<br />
elektrische Energie für Haustechnik können vor allem aufgrund des erhöhten<br />
Heizenergiebedarfs nicht eingehalten werden.<br />
Die Anforderungen an den Primärenergiebedarf und die CO2-Emissionen wer-<br />
den dank der Wärmeversorgung über den nachwachsenden Rohstoff Holz er-<br />
füllt.<br />
8.1.1.4 Überarbeitung der Simulation<br />
Der Heizenergiebedarf des Verwaltungsgebäudes wurde in der Planungsphase<br />
mit Hilfe des Simulations-Werkzeugs TRNSYS berechnet. Das dafür benötigte<br />
Gebäudemodell wurde in Bezug auf die Größe der Hüllflächen, den Aufbau der<br />
Bauteile und die Orientierung des Gebäudes möglichst realitätsgetreu nachge-<br />
bildet. Für die dynamische Simulation wurde das Gebäude in 12 Zonen unter-<br />
teilt. Dabei wurden jeweils Räume zu einer Zone zusammengefasst, die ähnli-<br />
chen Nutzungs- und klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind (siehe Anhang).<br />
Wetter- und Klimaeinflüsse am Standort Creuzburg sind mit dem Testreferenz-<br />
jahr von Kassel berücksichtigt worden. Interne Einflüsse auf den Heizenergiebe-<br />
darf durch die Gebäudenutzung, Heizung und Lüftung wurden in der Simulati-<br />
on einbezogen.<br />
Die Messwerte erlauben nun eine Anpassung der Simulation an den realen Be-<br />
trieb. Diese Anpassung wurde in mehreren Schritten durchgeführt, um jeweils<br />
den Effekt der einzelnen Schritte nachvollziehen zu können.<br />
Aus den erfassten Messwerten lassen sich für die Simulation folgende Randbe-<br />
dingungen direkt entnehmen:<br />
• Klimadaten<br />
Es werden Außentemperatur, Einstrahlung und Außenfeuchte, die von der<br />
Wetterstation auf dem Dach erfasst werden übernommen.<br />
• Zeitprogramme Heizung, Lüftung, Belegung<br />
Die Zeitprogramme der Radiatoren- und Fußbodenheizung sowie für die<br />
Lüftung der einzelnen Zonen werden entsprechend den realen Betriebszei-<br />
ten übernommen. Die realen Betriebszeiten umfassen dabei den normalen
8.1 Energetisches Konzept 53<br />
Tagbetrieb sowie gegebenenfalls den morgendlichen Aufheizbetrieb und<br />
den Frostschutzbetrieb. Da die Einstellungen für diese speziellen Betriebs-<br />
weisen mehrfach über das Jahr geändert wurden, werden Heizung und Lüf-<br />
tung in der Simulation einfach dann betrieben, wenn real auch Betrieb war<br />
(unabhängig von der Parametern der GLT).<br />
Die Anzahl der Personen wurde entsprechend den Aussagen des Bauherren<br />
verringert. Die Anwesenheitszeiten der Mitarbeiter wurde entsprechend<br />
der Ergebnisse aus Abschnitt 8.8 angepasst.<br />
• Raumtemperaturen, Heizungsregelung<br />
Für die einzelnen Zonen im Gebäude wurden für jeden Tag des Jahres die<br />
Tagesmitteltemperatur während der Anwesenheit bestimmt und der Simu-<br />
lation aufgeprägt. Gleichzeitig wurde die Heizungsregelung in der Simu-<br />
lation so geändert, dass statt der Raumlufttemperatur nun die operative<br />
Raumtemperatur als Regelgröße dient.<br />
• Luftvolumenströme<br />
Die Luftvolumenströme in der Simulation der Planungsphase errechnen<br />
sich für die Betriebszeit aus der Personenzahl der jeweiligen Zone und ei-<br />
nem spezifischen Luftvolumenstrom von 40 m 3 /h pro Person. Nachts wird<br />
mit 2-fachem Luftwechsel gelüftet, wenn die Temperatur im 1. OG Atri-<br />
um 25 ◦ C überschreitet. Der Grundluftwechsel ist mit 0,1 h −1 bestimmt. Für<br />
die Anpassung der Simulation werden die gemessenen Luftvolumenströme<br />
der Büroräume und der Cafeteria als Datenfile in die Berechnung eingele-<br />
sen. Der Grundluftwechsel wird mit 0,1 h −1 beibehalten.<br />
• Interne Lasten<br />
Die internen Lasten durch Arbeitsmittel und Beleuchtung und sonstige Klein-<br />
verbraucher können für die Bürozonen und das Erdgeschoss (ohne Küche)<br />
direkt aus den Messdaten für die Simulation übernommen werden.<br />
• Sonnenschutz<br />
Die Bedienung und der aktuelle Zustand des Sonnenschutzes können zwar<br />
nicht aus den Messdaten abgelesen werden. Jedoch zeigen die Messdaten<br />
von Heizleistung und Solarstrahlung, dass die Heizleistung bei höherer<br />
Strahlung nicht nachweisbar sinkt (siehe Abschnitt 8.6). Offensichtlich wird
54 8 ERGEBNISSE<br />
der Sonnenschutz auch als Blendschutz verwendet. Die Simulation wurde<br />
daher so angepasst, dass der Sonnenschutz in Abhängigkeit der Strahlung<br />
auf die Fassade geschlossen wird. Dadurch ergeben sich im Winter und der<br />
Übergangszeit verringerte solare Gewinne.<br />
• Speicher- und Auskühlverluste<br />
Die Speicher- sowie Auskühlverluste des Heizungssystems werden in der<br />
Simulation nicht berücksichtigt. Diese Verluste wurden entsprechend Ab-<br />
schnitt 8.7 abgeschätzt, wobei die Speicher- und Verteilverluste nur mit 50 %<br />
eingerechnet wurden.<br />
Tabelle 8.6: Abgeschätzte Werte<br />
[kWh/a] [kWh/m 2 NGF a]<br />
Speicher- und Verteilverluste (50 %) 3.900 1,1<br />
Auskühlung des Heizungssystems 7.300 2,1<br />
Summe 11.200 3,2<br />
Die Ergebnisse der überarbeiteten Simulation sind in Abb. 8.7 gezeigt.<br />
Heizenergie / [kWh/m²a]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
36.4 36.7 35.2<br />
Planung<br />
Klimadaten<br />
Wetterstation<br />
Schrittweise Anpassung der Simulation an den realen Betrieb<br />
Zeitprogramme<br />
Heizung, Lüftung,<br />
Belegung<br />
44.5<br />
Raumtemperatur,<br />
Regelung nach<br />
T_operativ<br />
Bild 8.7: Simulierter Heizenergiebedarf bei schrittweiser Anpassung der Simulation an den realen<br />
Betrieb<br />
42.8<br />
Luftvolumenströme<br />
44.4<br />
interne Lasten<br />
50.3<br />
Sonnenschutz<br />
nach Strahlung<br />
53.5<br />
Speicher- und<br />
Verteilverluste<br />
56.9<br />
Verbrauch 2003
8.1 Energetisches Konzept 55<br />
Tabelle 8.7: Simulierter Heizenergiebedarf bei schrittweiser Anpassung der Simulation an den<br />
realen Betrieb<br />
Variante Qh Q ′′<br />
h<br />
[MWh/a] [kWh/m 2 NGF a]<br />
0 Simulation nach Planungsstand 127,4 36,4<br />
1 Klimadaten der Wetterstation auf dem Gebäude 127,9 36,7<br />
2 Personenbelegung, Betriebzeit, Zeitprogramme 122,7 35,2<br />
3 Raumtemperatur, Heizungsregelung 155,4 44,5<br />
4 Luftvolumenströme 149,3 42,8<br />
5 interne Lasten 154,8 44,4<br />
6 Sonnenschutzregelung nach Strahlung auf Fassade 175,6 50,3<br />
7 zusätzliche Verluste (Speicher- und Auskühlverluste) 186,8 53,5<br />
Messwerte 2003 199,0 56,9<br />
Wie aus Tab. 8.7 und Abb. 8.7 ersichtlich, sind die Hauptursachen für den er-<br />
höhten Heizenergiebedarf die im Vergleich zur Planung erhöhten Raumtempe-<br />
raturen und die Reduzierung der solaren Gewinne durch die Verwendung des<br />
Sonnenschutzes als Blendschutz. Die real vorhandenen Luftvolumenströme und<br />
internen Lasten führen in der Simulation zu keiner deutlichen Veränderung des<br />
Heizenergiebedarfs.<br />
Es muss deutlich gesagt werden, dass die Annahmen zur Regelung des Sonnen-<br />
schutzes nicht durch Messwerte gedeckt ist, da die Datenerfassung nicht genü-<br />
gend genau über den Zustand des Sonnenschutzes Auskunft gibt. Daher besteht<br />
hier eine relativ große Unsicherheit. Die Aussage, dass die Heizlast nicht maß-<br />
geblich von der Solarstrahlung beeinflusst wird, lässt sich jedoch klar nachweisen<br />
(Abschnitt 8.6).<br />
Unter Berücksichtigung der zusätzlichen Speicher- und Auskühlverluste ergibt<br />
sich ein Heizenergiebedarf von rund 187 MWh/a. Die Abweichung zum realen<br />
Heizenergieverbrauch (199 MWh/a) beträgt so nur noch ca. 6 %.<br />
Die Ursachen für diese Abweichung können zum einen in ungenauen Messwer-<br />
ten oder mangelhafter Abbildung der entsprechenden Messdaten in der Simula-<br />
tion liegen. Zum anderen können in der Simulation eine Reihe von Größen bzw.<br />
Ereignissen nicht erfasst werden, z.B. Wärmebrücken, erhöhter Lüftungswärme-<br />
verlust durch Fensterlüftung und Wärmeverluste durch die Küchenabluftanlage.<br />
Insgesamt scheint die Simulation jedoch ein geeignetes Mittel um das reale Ver-
56 8 ERGEBNISSE<br />
halten des Gebäudes abzubilden und die Ursachen für den erhöhten Heizener-<br />
gieverbrauch zu identifizieren.
8.1 Energetisches Konzept 57<br />
8.1.2 Temperaturverhalten von Christian Neumann<br />
8.1.2.1 Raumtemperaturen im Gebäude<br />
Das Gebäude wird zur Betrachtung des thermischen Verhaltens in 3 Bereiche un-<br />
terteilt: das Hauptaugenmerk liegt auf der Bürozone, als weitere werden das Erd-<br />
geschoss und das Atrium hinsichtlich des winterlichen und sommerlichen Raum-<br />
klimas untersucht. In den einzelnen Zonen sind 3 bzw. 4 Temperaturfühler instal-<br />
liert. Auf Grund der Anordnung und Einbausituation sind die Messwerte kritisch<br />
zu betrachten. In der Bürozone gibt es in jedem Büroraum einen Fühler, der in<br />
einer Unterputzdose in einer Säule angebracht ist. Ein Vergleich dieser Messda-<br />
ten mit der gemessenen Ablufttemperatur zeigt, dass die Fühler in den Räumen<br />
einen verzögerten und gedämpften, unterschiedlichen Temperaturverlauf erfas-<br />
sen. Durch den Einbauort wird der Messwert durch die Bauteiltemperatur be-<br />
einflusst und gibt ein unbekanntes Verhältnis von Luft- und Bauteiltemperatur<br />
wieder.<br />
Im Erdgeschoss werden drei Temperaturwerte erfasst. Ein Fühler befindet sich<br />
im Showroom, mit Orientierung der Fensterfront nach Norden. Zentral im Erd-<br />
geschoss ist ein Fühler bei der Empfangstheke angebracht. Dieser ist in einer Un-<br />
terputzdose in einer Schranktür montiert. Im Schrank befindet sich ein Compu-<br />
ter, so dass der Temperaturfühler die Abwärme von diesem Gerät miterfasst und<br />
einen erhöhten Wert liefert. Im Bereich der Cafeteria ist der dritte Fühler an ei-<br />
ner verschatteten Innenwand installiert. Das Atrium weist vier Temperaturfüh-<br />
ler auf. Diese sind am Aufzugsschacht jeweils auf halber Stockwerkshöhe (EG, 1.<br />
und 2. OG) und direkt unter der Dachverglasung montiert.<br />
Auf Grund fehlender exakter Messwerte der operativen Raumtemperatur als Ver-<br />
gleich zu den Daten der GLT, kann keine Korrekturgleichung ermittelt werden.<br />
Im Folgenden werden zur Betrachtung des thermischen Verhaltens des Gebäudes<br />
die Daten der GLT verwendet.
58 8 ERGEBNISSE<br />
Bild 8.8: Behaglichkeitsbereich nach DIN 1946-2 [23]<br />
Für das Raumklima in Arbeitsräumen bestehen verschiedene Richtlinien bzw.<br />
Empfehlungen. Laut Arbeitsstättenrichtlinie [24] muss die Raumtemperatur in<br />
Büroräumen mindestens 20 ◦ C betragen und soll 26 ◦ C nicht überschreiten. Die<br />
DIN 1946-2 [23] gilt für Räume mit raumlufttechnischen Anlagen und gibt Grenz-<br />
temperaturen der operativen Raumlufttemperatur in Abhängigkeit der Außen-<br />
lufttemperatur an. Bei sehr hohen Außentemperaturen kann die operative Raum-<br />
temperatur auf bis zu 27 ◦ C ansteigen (siehe Abb. 8.8).<br />
Bei der Untersuchung des Raumklimas wird als Kriterium ein akzeptabler Be-<br />
reich der gemessenen Raumtemperatur zwischen 20 ◦ C und 26 ◦ C angesetzt, so-<br />
wohl in den Büroräumen, als auch in den Aufenthaltsräumen im Erdgeschoss.<br />
Bürogeschosse<br />
Abb. 8.9 zeigt für das Jahr 2002 die mittlere Monatstemperatur in den Büroge-<br />
schossen, die mittlere Außentemperatur und die monatliche Strahlungssumme.<br />
Die Temperaturen schwanken zwischen 21,5 ◦ C und 24,2 ◦ C; die mittlere Tempe-<br />
ratur in den Bürogeschossen über das ganze Jahr gesehen beträgt 22,8 ◦ C.
8.1 Energetisches Konzept 59<br />
Temperatur [°C]<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
Strahlungssumme AT 1OG Nord 1OG Süd 2OG Nord 2OG Süd<br />
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />
Bild 8.9: Temperaturverlauf in den Bürogeschossen, Außentemperatur und Strahlungssumme für<br />
das Jahr 2002<br />
Monatsmitteltemperaturen dienen einem groben Überblick, können jedoch nicht<br />
als Kriterium für das Raumklima herangezogen werden. Die folgende Abb. 8.10<br />
zeigt die Stundenmittelwerte der Raumtemperatur in den Bürogeschossen über<br />
der Außentemperatur. Raumtemperaturen unter 20 ◦ C werden durch die Hei-<br />
zung verhindert.<br />
180<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
Strahlungssumme [kWh/m²]
60 8 ERGEBNISSE<br />
Bild 8.10: Raumtemperatur in den Bürogeschossen über der Außentemperatur für das Jahr 2002<br />
Insgesamt ergeben sich 69 Messwerte, die eine Temperatur über 26 ◦ C zeigen,<br />
27 ◦ C werden dabei nicht überschritten. Diese Werte werden an 6 Tagen gemes-<br />
sen.<br />
Am häufigsten wird im 2. OG Nord die Temperatur von 26 ◦ C überschritten. Auf<br />
Grund der Orientierung nach Norden, ist die Ursache hierfür bei den internen<br />
Lasten zu finden (siehe dieses Kapitel Abs. Einflüsse auf die Innenraumtemperatur).<br />
Mit Ausnahme eines Tages wird die Temperatur von 26 ◦ C erst zwischen 15 Uhr<br />
und 17 Uhr überschritten, zum Teil noch später. Die Bürokernarbeitszeit ist also<br />
nur zum Teil durch die Überhitzung betroffen.<br />
Die Betrachtung der Ablufttemperaturen ergibt ein ähnliches Ergebnis. Während<br />
35 Stunden wird in beiden Abluftsystemen die Temperatur von 26 ◦ C überschrit-<br />
ten. Im Abluftsystem Ost wird eine maximale Temperatur von 26,2 ◦ C und im<br />
Abluftsystem West eine maximale Temperatur von 27,0 ◦ C erreicht. Hierbei muss<br />
beachtet werden, dass die gemessene Ablufttemperatur ein nach Volumenstrom<br />
gewichteter Mittelwert der Lufttemperaturen in den einzelnen Stockwerken ist.
8.1 Energetisches Konzept 61<br />
In Anbetracht der geringen Anzahl an Stunden, während denen 26 ◦ C Raumtem-<br />
peratur überschritten werden und der absolut maximalen Raumtemperatur von<br />
26,9 ◦ C bzw. 27,0 ◦ C Lufttemperatur ist das sommerliche Raumklima aus techni-<br />
scher Sicht als angenehm zu werten.<br />
Für das Jahr 2003 ergibt sich trotz des sehr heißen Sommers ein ganz ähnliches<br />
Bild der Raumtemperaturen. Insgesamt ist die Streuung der Temperaturwerte je-<br />
doch höher. Insbesondere zeigt das 1. OG Süd höhere Werte, was laut Auskunft<br />
des Bauherren nicht auf eine höhere Belegung mit Personen zurückgeführt wer-<br />
den kann. Evtl. kann die Ursache auch in der Installation von Trennwänden in<br />
diesem Bereich liegen, so dass die Nachtlüftung hier behindert wird.<br />
R aumtempertauren / [°C]<br />
30<br />
29<br />
28<br />
27<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40<br />
Außentemperatur / [°C]<br />
1.OG Nord °C 1.OG Sü d °C 2.OG Nord °C 2.OG Sü d °C<br />
T rend 1.OG Nord T rend 1.OG Sü d T rend 2.OG Nord T rend 2.OG S üd<br />
Bild 8.11: Raumtemperatur in den Bürogeschossen über der Außentemperatur für das Jahr 2003<br />
Der Mittelwert der Raumtemperaturen in den Wintermonaten von Oktober bis<br />
April beträgt in den Bürogeschossen für 22,5 ◦ C (2002) bzw. 22,2 ◦ C (2003). Wäh-<br />
rend der Büroarbeitszeit liegen die Mitteltemperaturen noch einmal um ca. 0,5 ◦ C<br />
höher. Damit liegen die realen Temperaturen 2 bis 3 ◦ C höher als in der Planung<br />
angesetzt.<br />
Erdgeschoss<br />
Wie bereits erwähnt ist die Temperatur des Messfühlers im Bereich des Empfangs
62 8 ERGEBNISSE<br />
kritisch zu betrachten. In Abb. 8.12 zeigt sich vor allem im Bereich zwischen 22 ◦ C<br />
und 31 ◦ C Außentemperatur eine stetige Differenz von 1,5 K zwischen dem Trend<br />
der Temperaturen am Empfang und dem Trend der Temperaturen bei der Cafete-<br />
ria. Die durchschnittlichen Temperaturen im Showroom sind im Mittel um 0,7 K<br />
unter der Temperatur bei der Cafeteria. Zu begründen ist dies durch die Orien-<br />
tierung des Showrooms nach Norden und der internen Last. Im Bereich der Cafe-<br />
teria halten sich wesentlich mehr und länger Personen auf als im Showroom. Die<br />
Temperatur, die im Bereich der Cafeteria gemessen wird, ist für das Raumklima<br />
im EG am aussagekräftigsten.<br />
Bild 8.12: Raumtemperatur und AT-bezogene Temperaturmittelwerte im Erdgeschoss über der<br />
Außentemperatur für 2002<br />
In 2002 werden während 15 Stunden 26 ◦ C überschritten, davon sind 12 Stunden<br />
außerhalb der Bürokernarbeitszeit. Das sommerliche Raumklima im Erdgeschoss<br />
ist demnach sehr zufriedenstellend.<br />
Im Winter 2002 berechnet sich der Mittelwert der Temperaturen in allen drei Be-<br />
reichen über den Zeitraum von Oktober bis April zu 20,6 ◦ C.<br />
Die Werte für das Jahr 2003 sind vergleichbar, das Temperaturverhalten identisch.
8.1 Energetisches Konzept 63<br />
Atrium<br />
Vom Atrium zählt nur der Bereich des Erdgeschosses zur Aufenthaltszone im<br />
Gebäude. Die Temperaturen im oberen Teil des Atriums sind für die Nutzer,<br />
mit Ausnahme des möglichen Wärmeüberganges von oder in die Bürogeschosse<br />
durch die Verglasung, unrelevant.<br />
Bild 8.13: Trendlinien der Temperaturen im Atrium über der Außentemperatur für das Jahr 2003<br />
Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind in Abb. 8.13 nur die Trendlinien der Da-<br />
ten aufgetragen. Die Temperaturen von EG bis 2. OG verlaufen sehr ähnlich mit<br />
maximalen Differenzen von 0,5 ◦ C. Der sehr ähnliche Verlauf dieser drei Tempe-<br />
raturen zeigt die enge thermische Kopplung zwischen den Ebenen. Die Messwer-<br />
te des Temperaturfühlers unter dem Dach heben sich erwartungsgemäß deutlich<br />
von den Werten der anderen drei Fühlern ab. Sowohl bei sehr kalten als auch bei<br />
sehr warmen Außentemperaturen ist die Differenz zu dem Temperaturfühler im<br />
obersten Geschoss mit ca. ±3 K am größten. Der Temperaturfühler wird durch<br />
die Außentemperatur, bzw. durch die Transmission durch die Dachverglasung<br />
stark beeinflusst. Wie dick das Wärmepolster im Sommer, bzw. das Kältepolster<br />
im Winter wird, lässt sich mit den vorhanden Temperaturfühlern nicht genau er-<br />
mitteln. Die Grenze ist aber deutlich vom Temperaturfühler des 2. OG entfernt.<br />
In der Aufenthaltszone des Atriums, dem Erdgeschoss, sinken die Temperaturen
64 8 ERGEBNISSE<br />
unter 20 ◦ C, bei Außentemperaturen unter -5 ◦ C. Ursache ist die Nachtabsenkung<br />
der Heizung. Am Tag steigt die Außentemperatur über -5 ◦ C und die Raumtem-<br />
peratur wird auf über 20 ◦ C geheizt. Im Bereich zwischen -5 ◦ C und +5 ◦ C Au-<br />
ßentemperatur werden im Atrium ca. 20,5 ◦ C gemessen; zwischen 6 ◦ C und 13 ◦ C<br />
Außentemperatur steigt die Raumtemperatur auf ca. 21 ◦ C. Mit steigender Au-<br />
ßentemperatur über 13 ◦ C erhöht sich die Raumtemperatur um ca. 0,2 K je Grad<br />
Außentemperatur.<br />
8.1.2.2 Einflussgrößen auf die Innentemperatur<br />
Interne Lasten durch Arbeitsmittel, Beleuchtung und Personen sowie solare Ein-<br />
strahlung erhöhen die Raumtemperatur. Transmissions- und Lüftungsverluste<br />
wirken der Temperaturerhöhung entgegen, wenn die Außentemperatur unter<br />
der Raumtemperatur liegt. Interne Lasten durch Arbeitsmittel und Beleuchtung<br />
werden durch den Stromverbrauch der Arbeitsmittel und der Beleuchtung er-<br />
fasst. Dabei wird angenommen, dass der verbrauchte Strom im Raum zu 100 %<br />
in Wärme umgesetzt wird.<br />
Solare Strahlung, die durch die transparenten Bauteile in das Gebäude gelangt,<br />
wird von den Bauteiloberflächen, auf die sie auftrifft absorbiert und zum Teil<br />
wieder reflektiert. Dies führt zur Erwärmung der Bauteile und durch die thermi-<br />
sche Kopplung zur Erwärmung der Luft. Beeinträchtigt wird der Wärmeeintrag<br />
durch den Sonnenschutz.<br />
Auf Grund fehlender Daten des Aktivierungszustandes des Sonnenschutzes, ist<br />
der Strahlungsanfall im Raum unbekannt. Interne Lasten durch Personen und<br />
Lüftungswärmeverluste über Fensteröffnung sind ebenfalls Faktoren, die über<br />
die GLT nicht erfasst werden können.<br />
Der Büroraum im 1. OG Süd wird für die Betrachtung der Innentemperatur in<br />
Abhängigkeit der internen und solaren Lasten als Referenzraum verwendet. Der<br />
Einfluss der solaren Strahlung ist im Raum mit Orientierung nach Süden stärker<br />
als in einem nördlich orientierten Raum, und beim Stromverbrauch werden keine<br />
zusätzlichen Verbraucher erfasst, die sich nicht im Raum befinden. Die folgende<br />
Abbildung 8.14 zeigt die mittlere Raumtemperatur über der mittleren Außen-<br />
temperatur an Werktagen. Die Datenreihen sind aufgeteilt nach der Summe der
8.1 Energetisches Konzept 65<br />
internen Lasten pro Tag.<br />
Raumtemperatur [°C<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
R 2 =0,02 R 2 =0,20 R 2 =0,49<br />
-15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30<br />
Außentemperatur [°C]<br />
60 - 80 kWh/d 40 - 60 kW h/d 20 - 40 kWh/ d 0 - 20 kW h/d<br />
R 2 = 0,05<br />
Bild 8.14: Tagesmittelwerte der Raumtemperatur über dem Tagesmittelwert der Außentemperatur<br />
nach Klassen der internen Lasten (2002)<br />
Die höchsten internen Lasten treten bei mittleren Außentemperaturen von -10 ◦ C<br />
bis 15 ◦ C auf. Wie in Kapitel 8.1.1.1 Abs. Strom gezeigt, ist die Summe der internen<br />
Lasten im Winter, auf Grund des erhöhten Verbrauchs der Beleuchtung, höher als<br />
im Sommer. Die erhöhte Raumtemperatur im Sommer ist also nicht maßgeblich<br />
auf interne Lasten zurückzuführen.<br />
Insgesamt nimmt die Abhängigkeit der Raumtemperatur von der Außentempe-<br />
ratur aufgrund eben dieses Zusammenhangs mit steigender interner Last ab.
66 8 ERGEBNISSE<br />
R aumtemperatur [°C<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
R 2 =0,00 R 2 =0,06 R 2 =0,02<br />
-15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30<br />
Außentemperatur [°C]<br />
7,5-10,0 kWh/dm² 5,0-7,5 kW h/dm² 2,5-5,0 kWh/dm² 0,0-2,5 kWh/dm²<br />
R 2 = 0,04<br />
Bild 8.15: mittlere Raumtemperatur über Außentemperatur nach Klassen der Strahlung<br />
In Abb. 8.15 ist die mittlere Raumtemperatur über der mittleren Außentempe-<br />
ratur je Tag in Klassen der äußeren solaren Strahlungssumme aufgetragen. Die<br />
höchsten Raumtemperaturen werden nicht bei höchster äußeren Strahlungssum-<br />
me am Tag gemessen. Die Darstellung in Abb. 8.16 macht den Zusammenhang<br />
noch etwas deutlicher.<br />
Str ahlungssumme [kWh/m²d<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
R 2 =0,51<br />
R 2 =0,35 R 2 =0,31<br />
15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27<br />
Außentemperatur [°C]<br />
22°C 23°C 24°C 25°C<br />
R 2 = 0,25<br />
Bild 8.16: Strahlungssumme über Außentemperatur nach Klassen der Raumtemperatur
8.1 Energetisches Konzept 67<br />
Bei höchster Strahlungssumme wird nicht die höchste Raumtemperatur erreicht.<br />
D.h. der solare Gewinn des Gebäudes wird durch den Einsatz des Sonnenschut-<br />
zes reduziert.
68 8 ERGEBNISSE<br />
8.2 Lüftungskonzept<br />
8.2.1 CO2-Regelung<br />
Funktionsweise<br />
Um Lüftungswärmeverluste zu minimieren, werden die Abluftmengen über Mes-<br />
sungen der CO2-Konzentrationen im Abluftkanal bedarfsgerecht geregelt. Dazu<br />
wird der Regelung ein variabler CO2-Sollwert zugewiesen, welcher abhängig von<br />
der Außenlufttemperatur berechnet wird, d.h. bei kälteren Außentemperaturen<br />
wird ein höherer CO2-Gehalt zugelassen und umgekehrt, siehe dazu Bild 8.17.<br />
Zulässige CO −Konzentration<br />
2<br />
(qualitativ)<br />
[ppm]<br />
ü<br />
-20 -12 -4 4 12 [ o C] 28<br />
Außentemperatur<br />
Bild 8.17: Qualitativer Verlauf der zulässigen CO2-Konzentration in Abhängigkeit von der Außentemperatur<br />
Die Ober- und Untergrenzen sind bei -12 und +20 ◦ C festgelegt, der Verlauf da-<br />
zwischen ist linear. Im Intervall von zwei Minuten wird die Außentemperatur<br />
erfasst und daraus der CO2-Sollwert neu berechnet.<br />
Im Verlauf des Projektes wurden die Grenzwerte mehrfach zu Versuchszwecken<br />
geändert. Die eingestellten Grenzwerte mit den dazugehörigen Zeiten sind im<br />
Anhang in Tabelle 5.2 aufgeführt.<br />
Bild 8.18 zeigt den berechneten CO2-Sollwert am Beispiel eines Tagesverlaufs.
8.2 Lüftungskonzept 69<br />
Außentemperatur<br />
CO 2 −Sollwert<br />
12<br />
[ C]<br />
4<br />
0<br />
-4<br />
1000<br />
[ppm]<br />
800<br />
700<br />
600<br />
Außentemperatur<br />
ü<br />
ü<br />
Berechneter CO 2 −Sollwert<br />
Grenze bei −12 °C<br />
Grenze bei 20 °C<br />
500<br />
00:00 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 00:00<br />
Bild 8.18: Außentemperatur, berechneter CO2-Sollwert und die Grenzwerte vom 15.10.2003 für<br />
das Büro im 2. OG Nord<br />
Die Berechnung des CO2-Sollwerts erfolgt von 6:00 bis 20:00 Uhr, während des<br />
Zeitprogramms „Anwesenheit“. Die Abluftmengen werden über die Volumen-<br />
stromregeler im Kanalsystem für jeden Bürobereich einzeln geregelt. Die Rege-<br />
lung erfolgt proportional. Das Regelband liegt zwischen 50 ppm unter- und 50 ppm<br />
oberhalb des berechneten Sollwerts. In Bild 8.19 wird das Regelband anhand ge-<br />
messener Werte dargestellt.
70 8 ERGEBNISSE<br />
Stellsignal VSR<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-100 -50 0 [ppm] 100<br />
Differenz aus CO 2 -Konzentration und CO 2 -Sollwert<br />
Bild 8.19: Stellsignal des Volumenstromreglers über die Differenz aus CO2-Konzentration und<br />
CO2-Sollwert. Daten von August 2003<br />
Bei CO2-Konzentrationen von 50 ppm unterhalb des berechneten Sollwerts ist der<br />
Volumenstromregler geschlossen, ab 50 ppm oberhalb des Sollwerts vollständig<br />
geöffnet. Die Streuung der Werte ist auf die eingestellte Hysterese zurückzufüh-<br />
ren, die ein ständiges Öffnen und Schließen bei minimaler Änderung der Regel-<br />
größe verhindert.<br />
Das nachfolgende Bild 8.20 zeigt die Funktionsweise der CO2-Regelung am Bei-<br />
spiel eines Tages.
8.2 Lüftungskonzept 71<br />
CO 2 -Konzentration<br />
VSR<br />
Volumenstrom<br />
1000<br />
[ppm]<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1500<br />
[m 3 /h]<br />
900<br />
600<br />
300<br />
CO 2 -Konzentration<br />
CO 2 -Sollwert<br />
Grenze Regelband<br />
VSR<br />
Volumenstrom /<br />
Luftwechselrate (1500 m 2 )<br />
1,00<br />
0,80 [1/h]<br />
0,60<br />
0,40<br />
0,20<br />
0<br />
0,00<br />
00:00 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 24:00<br />
Bild 8.20: Tagesverlauf des CO2-Gehalts, des berechneten CO2-Sollwerts, der Volumenstromregelung<br />
und des Volumenstroms im 2.OG Nord vom 15.10.2003. Die Luftwechselrate ist<br />
für das Raumvolumen von 1500 m 3 angegeben<br />
Von 6:00 bis 20:00 Uhr läuft das Programm „Anwesenheit“. Während dieser Zeit<br />
ist der Ventilator in Betrieb, und der CO2-Sollwert wird berechnet. Ab 6:30 wird<br />
für eine Stunde das Programm „Durchspülen“ gefahren. Zu beobachten ist ein<br />
starkes Ansteigen der CO2-Konzentration zu Arbeitsbeginn um 8:00 Uhr. Ab<br />
10:00 Uhr liegt der CO2-Gehalt innerhalb des Regelbandes. Der maximale Vo-<br />
lumenstrom von ca. 1300 m 3 /h wird erreicht. Zur Mittagspause verringert sich<br />
der CO2-Eintrag. Die Konzentrationen sinken wieder unterhalb des Sollwerts. Da<br />
durch wird der Öffnungsgrad der Volumenstromklappe auf etwa 25 % geregelt.<br />
In der Zeit von 14:00 bis 17:00 Uhr liegt die CO2-Konzentration oberhalb des Re-<br />
gelbereichs. Der maximale Volumenstrom ist in dieser Zeit nicht ausreichend, um<br />
die vorhandenen Konzentrationen innerhalb der Vorgabewerte zu halten.<br />
Luftwechselrate
72 8 ERGEBNISSE<br />
Die Regelung in Bild 8.20 ist nur am Stellsignal der VSR zu erkennen, nicht aber<br />
am Volumenstrom. Ein Öffnungsgrad von 60 bis 100 % bewirkt kaum Verände-<br />
rungen im Volumenstrom.<br />
Während der Bauphase wurde fälschlicherweise ein unterdimensionierter Ven-<br />
tilator in der Abluftanlage Nord installiert. Dieser wurde im März 2003 durch<br />
einen den Leistungsanforderungen entsprechenden Ventilator ersetzt. Die Bilder<br />
8.21 und 8.22 zeigen den Volumenstrom der Abluftanlage in Abhängigkeit vom<br />
Öffnungsgrad der VSR für den Bürobereich im 2. OG Nord jeweils vor und nach<br />
dem Ventilatorwechsel. Die Grafiken zeigen Messwerte während der Arbeitszeit<br />
an dem das Lüftungsprogramm „Anwesenheit“ lief. Die Drehzahl des Ventilators<br />
wird in dieser Zeit über den Druck im Kanalsystem geregelt.<br />
Volumenstrom<br />
1800<br />
[m 3 /h]<br />
1200<br />
900<br />
600<br />
300<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 [%] 100<br />
Öffnungsgrad der VSR<br />
Bild 8.21: Volumenstrom aufgetragen über den Öffnungsgrad der Volumenstromklappe im 2. OG<br />
Nord während des Zeitraums März 2002 bis Februar 2003 („alter“ Ventilator)<br />
ü
8.2 Lüftungskonzept 73<br />
Volumenstrom<br />
1800<br />
[m 3 /h]<br />
1200<br />
900<br />
600<br />
300<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 [%] 100<br />
Öffnungsgrad der VSR<br />
Bild 8.22: Volumenstrom aufgetragen über den Öffnungsgrad der Volumenstromklappe im 2. OG<br />
Nord während des Zeitraums Mai bis August 2003 („neuer“ Ventilator)<br />
Durch den Austausch des Ventilators können deutlich höhere Luftmengen geför-<br />
dert werden. Der maximal erreichbare Volumenstrom stieg von ca. 900 m 3 /h auf<br />
1.400 m 3 /h.<br />
Während der Nachtlüftung läuft der Ventilator auf maximaler Leistung und der<br />
Bypass (Querschnittsverkleinerung des Kanals), welcher für die Regelung not-<br />
wendig ist, wird umgangen. Während dieser Zeit ist der Anstieg des Volumen-<br />
stroms noch deutlicher. Dieser erhöhte sich von 900 m 3 /h auf etwa 2.200 m 3 /h.<br />
In beiden Bilder (8.21 und 8.22) ist zu erkennen, dass die Regelung des Volumen-<br />
stroms über die VSR nicht über den gesamten Öffnungsbereich der VSR funktio-<br />
niert. Der maximale Volumenstrom wird in beiden Fällen schon erreicht, bevor<br />
die Volumenstromregler vollständig geöffnet sind. Im Bild 8.21 ist zu erkennen,<br />
dass die VSR nur bis zu einem Öffungsgrad von etwa 40 % Einfluss auf den Vo-<br />
lumenstrom hat. Der Wechsel des Ventilators wirkt sich günstig auf diesen Effekt<br />
aus. Das Bild 8.22 zeigt, dass dieser Einflussbereich auf etwa 70 % steigt.<br />
Die Sensoren liefern keine realen Messwerte, wenn der Volumenstrom unter 500<br />
m 3 /h sinkt. In diesem Fall wird ein Wert von ca. 500 m 3 /h ausgegeben. Der ge-<br />
zeigte Volumenstrom bei einem VSR-Öffnungsgrad unter 25 % ist demnach kein<br />
Fehler der Regelung sondern ein Messfehler. Der nachgezogene Verlauf in beiden<br />
ü
74 8 ERGEBNISSE<br />
Bilder zeigt, dass eine Regelung in diesem Bereich durchaus plausibel ist.<br />
Qualität der Raumluft<br />
Um die Frage beantworten zu können, in wie weit die Luftqualität mit der vor-<br />
handenen Lüftungsanlage sichergestellt werden kann, muss insbesondere auf<br />
die Grenzwerte der Regelung eingegangen werden, siehe dazu Bild 8.17. Diese<br />
Grenzwerte müssen als Kompromiss zwischen Anforderungen aus Hygiene, Be-<br />
haglichkeit und Lüftungswärmeverlust gesehen werden. Mit den einstellbaren<br />
Werten bei -12 ◦ C und 20 ◦ C wird der Rahmen abgesteckt, aus dem der CO2-<br />
Sollwert berechnet wird. Die Einhaltung dieses Wertes soll hier als Qualitätskri-<br />
terium dienen.<br />
Bild 8.23 zeigt die monatliche Überschreitungsdauer, d.h. die Zeit, in der die CO2-<br />
Konzentration mindestens 50 ppm über dem berechneten Sollwert liegt. Dazu<br />
sind die berechneten mittleren monatlichen CO2-Sollwerte aufgetragen.<br />
Überschreitungsstunden<br />
125<br />
[h/Monat]<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
ü<br />
Überschreitungsstunden<br />
Mittlerer CO2−Sollwert<br />
03/02 06/02 09/02 12/02 03/03 06/03 09/03<br />
Bild 8.23: Monatliche Überschreitungsdauer und mittlerer monalicher CO2-Sollwert für das 2. OG<br />
Nord. Die Werte sind aufgetragen für die Zeit von Montag bis Freitag 8:00 bis 17:00 Uhr<br />
In dieser Darstellung wird deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen dem nach<br />
Außenlufttemperatur berechneten CO2-Sollwert und der Dauer der Überschrei-<br />
tung besteht. Beide Werte verhalten sich gegenläufig. In Wintermonaten mit ho-<br />
hem Sollwert sind weniger Überschreitungsstunden zu verzeichnen als in den<br />
ü<br />
1000<br />
[ppm]<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
Mittlerer CO2−Sollwert
8.2 Lüftungskonzept 75<br />
Sommermonaten mit niedrigem Sollwert.<br />
Im Juni 2002 war sowohl der obere als auch untere Grenzwert zu Versuchszwe-<br />
cken größtenteils auf 1000 ppm eingestellt, d.h. der berechnete Sollwert lag wäh-<br />
rend dieser Zeit fast durchgängig bei 1000 ppm. Diese niedrige Luftqualitätsan-<br />
forderung war wiederum der Grund für die geringen Überschreitungsstunden in<br />
diesem Monat.<br />
Dieser Zusammenhang wird in Bild 8.24 für alle Büros nochmals in anderer Form<br />
dargestellt. Das Bild zeigt die Überschreitungen der CO2-Konzentration, d.h. wie<br />
häufig die CO2-Konzentration während des Messzeitraums bei gegebenem Soll-<br />
wert außerhalb des Regelbereiches lag. Als Messzeitraum ist die tägliche Arbeits-<br />
zeit von Montag bis Freitag zwischen 8:00 und 17:00 Uhr gewählt. Die Werte sind<br />
in der Darstellung in 10-ppm-Schritten klassiert über die berechneten Sollwerte<br />
aufgetragen.
76 8 ERGEBNISSE<br />
Überschreitungshäufigkeit<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
ü<br />
ü<br />
ü<br />
ü<br />
0<br />
500 600 700 800 [ppm] 1000<br />
CO2−Sollwert<br />
1. OG Nord<br />
2. OG Nord<br />
1. OG Süd<br />
2. OG Süd<br />
Bild 8.24: Überschreitungshäufigkeit des CO2-Sollwertes überhalb des Regelbandes. Messzeitraum<br />
von März 2002 bis November 2003 während der Arbeitszeit von 8:00 bis 17:00 Uhr<br />
und gültig für die Grenzwerte von 1000/500 ppm<br />
Zu beobachten ist ein ähnlicher Verlauf in allen Büros - mit abnehmenden CO2-<br />
Sollwert steigen die Überschreitungen. Oberhalb von 800 ppm geht die Über-<br />
schreitungshäufigkeit gegen null. Bei einem CO2-Sollwert von etwa 500 ppm liegt<br />
die Überschreitung in den einzelnen Büros zwischen 40 und 60 %.<br />
Die Gründe für die Überschreitungen liegen einerseits in einem zu geringen ma-
8.2 Lüftungskonzept 77<br />
ximalen Abluftvolumenstrom. Anderseits ist ein CO2-Sollwert von 500 ppm auch<br />
eine nur schwer einzuhaltene Luftqualitätsanforderung an den vorhandenen Ar-<br />
beitsplätzen.<br />
In Bild 8.25 sind die mittleren CO2-Konzentrationen, der berechnete CO2-Sollwert<br />
sowie die Volumenströme aller Büros klassiert über die Außentemperaturen auf-<br />
getragen.
78 8 ERGEBNISSE<br />
Mittlere CO2−Konzentration und −Sollwert<br />
1000<br />
[ppm]<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
1000<br />
[ppm]<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
1000<br />
[ppm]<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
1000<br />
[ppm]<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
CO2−Konzentration<br />
CO2−Sollwert<br />
400<br />
0<br />
-10 -5 0 5 10 15 20 25 30<br />
o<br />
[ C] 40<br />
Außentemperatur<br />
Volumenstrom<br />
1. OG Nord<br />
ü<br />
2. OG Nord<br />
1. OG Süd<br />
ü<br />
ü<br />
2. OG Süd<br />
Bild 8.25: Mittlere CO2-Konzentration und CO2-Sollwert sowie der mittlere Volumenstrom klassiert<br />
über die Außentemperatur. Die Werte sind aufgetragen von April bis Dezember<br />
2003 in der Zeit von Montag bis Freitag 8:00 bis 17:00 Uhr und gültig für die Grenzwerte<br />
1000/500 ppm<br />
ü<br />
ü<br />
ü<br />
1200<br />
[m 3 /h]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1200<br />
[m 3 /h]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1200<br />
[m 3 /h]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1200<br />
[m 3 /h]<br />
Der berechnete CO2-Sollwert wird entsprechend der Regelung abgebildet. Beide<br />
Büros der Nord- bzw. der Südseite haben einen tendenziell ähnlichen Verlauf der<br />
CO2-Konzentrationen und des Volumenstroms. Die angezeigten Volumenstrom-<br />
ü<br />
ü<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Mittlerer Volumenstrom
8.2 Lüftungskonzept 79<br />
werte von circa 480 m 3 /h im Bereich geringer Außentemperaturen, sind wieder<br />
damit zu erklären, dass die Sensoren keine Volumenströme unter 500 m 3 /h er-<br />
fassen können und für diesen Fall 480 m 3 /h als Wert ausgeben.<br />
Die Nordbüros haben im Bereich von keinem bzw. geringem Volumenstrom CO2-<br />
Konzentrationen von etwa 700 ppm. Liegen die CO2-Konzentrationen innerhalb<br />
des Regelbandes steigt der Volumenstrom an. Ab etwa 13 ◦ C Außentemperatur<br />
liegen die Konzentrationen in beiden Räumen oberhalb des Vorgabewerts (Öff-<br />
nungsgrad der VSR > 50 %, vgl. Bild 8.19). Schon jetzt wird der maximale Vo-<br />
lumenstrom erreicht. Trotz des von da an kontinuierlich verlaufenden Volumen-<br />
stroms sinken die Konzentrationen. Dieser Effekt wird möglicherweise durch zu-<br />
nehmende Fensterlüftung hervorgerufen.<br />
In den nach Süden ausgerichteten Büros liegen die CO2-Konzentrationen mit cir-<br />
ca 400 bis 600 ppm durchgehend auf niedrigen Niveau. Bis etwa 15 ◦ C Außentem-<br />
peratur ist praktisch kein Volumenstrom notwendig. Liegen die Konzentrationen<br />
im Regelbereich, müssen wesentlich geringere Volumenströme vorhanden sein,<br />
um den Vorgabewert zu erreichen. Ein Grund für die niedrigen Konzentratio-<br />
nen kann eine geringe bzw. wechselnde Belegungsdichte sein. Eventuell wird die<br />
Möglichkeit der natürliche Lüftung über Fenster in diesen Büros stärker wahrge-<br />
nommen als in den Nordbüros.<br />
Vergleich der CO2- und Mischgaskonzentrationen<br />
In den Büros im 2. OG Nord und im 1. OG Süd sind zusätzlich zu den CO2-<br />
auch Mischgas-Sensoren im Abluftkanal integriert. Dies ermöglicht einen direk-<br />
ten Vergleich zwischen beiden Werten. Die Bilder 8.26 und 8.27 zeigen den Lang-<br />
zeitverlauf des CO2- und des Mischgas-Gehalts in den beiden Büros.
80 8 ERGEBNISSE<br />
CO2-Gehalt<br />
800<br />
[ppm]<br />
600<br />
500<br />
400<br />
CO2 2. OG Nord<br />
Mischgas 2. OG Nord<br />
300<br />
03/02 06/02 09/02 12/02 03/03 06/03 09/03<br />
[-]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
12/03<br />
Bild 8.26: Langzeitverlauf des CO2- und des Mischgasgehalts im 2. OG Nord. Abgebildet sind<br />
mittlere Tageswerte mit berechnetem gleitenden Durchschnitt (30 Tage)<br />
CO2−Gehalt<br />
800<br />
[ppm]<br />
600<br />
500<br />
400<br />
CO2 1. OG Süd<br />
Mischgas 1. OG Süd<br />
300<br />
03/02 06/02 09/02 12/02 03/03 06/03 09/03<br />
100<br />
[-]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
12/03<br />
Bild 8.27: Langzeitverlauf des CO2- und des Mischgasgehalts im 1. OG Süd. Abgebildet sind<br />
mittlere Tageswerte mit berechnetem gleitenden Durchschnitt (30 Tage)<br />
Durch den, nach Außentemperatur berechneten, CO2-Sollwert wird bei den ein-<br />
gestellten Grenzwerten im Sommer mehr gelüftet als in den Wintermonaten. Dies<br />
zeigt auch der Langzeitverlauf der CO2-Konzentrationen. In Zeiten niedriger Au-<br />
ßentemperaturen (hoher CO2-Sollwert) steigen die CO2-Konzentrationen an bzw.<br />
sinken bei hohen Außentemperaturen (niedriger CO2-Sollwert). Anzunehmen<br />
wäre, dass die Mischgaskonzentrationen ebenfalls einen solchen Verlauf haben,<br />
dies ist aber nicht bzw. kaum der Fall (betrachteter Zeitraum: September 2002<br />
100<br />
Mischgas-Gehalt<br />
Mischgas−Gehalt
8.2 Lüftungskonzept 81<br />
bis Dezember 2003). In beiden Büros ist im April 2002 eine deutliche „Spitze“<br />
im Mischgasverlauf zu sehen. Dies ist möglicherweise auf Ausdünstungen von<br />
neuem Mobilar oder neuen Bürogeräten zurückzuführen.<br />
Die nachfolgenden Bilder zeigen einen Wochenverlauf des CO2- bzw. des Misch-<br />
gasgehalts sowie den zugehörigen Volumenstrom im 2. OG Nord. Bild 8.28 reprä-<br />
sentiert dabei eine typische Woche im Winter, Bild 8.29 zeigt eine Sommerwoche.<br />
CO2-Gehalt<br />
Volumenstrom<br />
1400<br />
[ppm]<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
2500<br />
[m 3<br />
/h]<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
CO2 2. OG Nord<br />
Mischgas 2. OG Nord Volumenstrom 2. OG Nord<br />
0<br />
06.01.2003 08.01.2003 10.01.2003 12.01.2003<br />
Bild 8.28: Wochenverlauf des CO2- und Mischgasgehalts im 2. OG Nord vom 6.1.2003 bis<br />
12.1.2003 (Winterfall) mit Grenzwerten bei 1200/650 ppm<br />
Der Winterfall zeigt, bis auf vereinzelte Spitzenwerte, einen ähnlichen Verlauf<br />
beider Konzentrationen. Während der Werktage hält sich der CO2-Wert immer<br />
über 550 ppm, erst am Wochenende sink der Wert auf etwa 400 ppm, da kein<br />
Eintrag durch Personen mehr stattfindet. Eine Regelung nach den vorhandenen<br />
Mischgaskonzentrationen im Büro wäre hier durchaus möglich.<br />
60<br />
[-]<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Mischgas-Gehalt
82 8 ERGEBNISSE<br />
CO2-Gehalt<br />
Volumenstrom<br />
1400<br />
[ppm]<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
2500<br />
[m 3<br />
/h]<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
CO2 2. OG Nord<br />
Mischgas 2. OG Nord Volumenstrom 2. OG Nord<br />
0<br />
04.08.2003 06.08.2003 08.08.2003 10.08.2003<br />
Bild 8.29: Wochenverlauf des CO2- und Mischgasgehalts im 2. OG Nord vom 4.8.2003 bis<br />
10.8.2003 (Sommerfall) mit Grenzwerten bei 1000/500 ppm<br />
Die abgebildete Sommerwoche steht im klaren Gegensatz zu dem in Bild 8.28<br />
gezeigten Wochenverlauf im Winter. Auf Grund des durch die CO2-Regelung<br />
vorgegebenen niedrigen CO2-Sollwertes, liegt, entsprechend der Regelung, die<br />
CO2-Konzentration ebenfalls auf niedrigem Niveau. Ein ausgeprägter Tagesver-<br />
lauf, wie in Bild 8.28 gezeigt, ist nicht mehr zu erkennen.<br />
Ist der Ventilator aus, werden nur noch die Konzentrationen im Abluftkanal,<br />
nicht aber die im Raum gemessen. Die größeren Sprünge in den Verläufen sind<br />
auf das Einsetzen der Nachtlüftung zurückzuführen, da durch die Förderung der<br />
Abluft wieder die Konzentrationen aus den Büros gemessen werden.<br />
Während der Nachtlüftungszeiten ist ein Sinken des Mischgasgehalts zu beob-<br />
achten. Im Gegensatz dazu steigt der CO2-Gehalt leicht an.<br />
In Bild 8.30 ist nochmals der direkte Zusammenhang zwischen den vorhandenen<br />
Raumkonzentrationen für längere Messperioden dargestellt.<br />
60<br />
[-]<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Mischgas-Gehalt
8.2 Lüftungskonzept 83<br />
Mischgas-Konzentration<br />
100<br />
[-]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
300 400 500 600 700 [ppm] 900<br />
CO2-Konzentration<br />
Sommer<br />
100<br />
[-]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
300 400 500 600 700 [ppm] 900<br />
CO2-Konzentration<br />
Winter<br />
Bild 8.30: Zusammenhang zwischen CO2- und Mischgaskonzentrationen im Büro 2. OG Nord.<br />
Abgebildet sind mittlere Stundenwerte im Zeitraum Mai bis August 2003 (Sommer) und<br />
November 2003 bis Februar 2004 (Winter).<br />
Deutlich wird, dass im Sommer kein Zusammenhang zwischen beiden gemes-<br />
senen Konzentrationen vorhanden ist. Die häufigsten CO2-Konzentration liegen<br />
hier zwischen 400 und 700 ppm. Im Winter steigen diese bis etwa 850 ppm an.<br />
Trotz der hohen Luftwechsel im Sommer liegt die Mischgaskonzentration höher<br />
als in den Wintermonaten.<br />
Im Winter ist ein Zusammenhang zwischen beiden Messwerten zu erkennen.<br />
Mit steigenden CO2-Konzentrationen nimmt, wenn auch nur geringfügig, die<br />
Mischgas-Konzentration zu. Allerdings liegen die Werte in einen breit gestreu-<br />
ten Bereich.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Auswertung der Messdaten zeigt, dass die bedarfsgerechte Regelung der<br />
Lüftung nach CO2-Konzentration in weiten Bereichen wirkungsvoll ist. Durch<br />
die eingestellten Grenzen der Sollwerte (1000 ppm bei -12 ◦ C und 500 ppm bei<br />
20 ◦ C) wurde aber erzwungen, dass in den Zeiten hoher Außentemperaturen<br />
die Abluftanlage größtenteils im Leistungsmaximum betrieben wurde. Trotzdem<br />
konnte in diesem Bereich der CO2-Sollwert nicht bzw. kaum eingehalten werden.<br />
Dieser liegt mit 500 ppm jedoch deutlich unter den in DIN 1946 Teil 2 für Aufent-
84 8 ERGEBNISSE<br />
haltsräume empfohlenen 1000 ppm.<br />
Zur Optimierung der Lüftungsregelung, ist im März 2004 der Grenzwert bei<br />
20 ◦ C Außentemperatur von 500 ppm auf 700 ppm angehoben worden. Bild 8.25<br />
(1.und 2. OG Nord) zeigt, dass dieser Wert noch ohne maximalen Volumenstrom<br />
erreichbar ist.<br />
In Bild 8.22 wurde deutlich, dass bei einem Öffnungsgrad der Volumenstromre-<br />
gelung von 70 % schon der maximale Volumenstrom erreicht wird. Eine Verbes-<br />
serung der Regelung könnte in diesem Fall durch Versetzen der Regelparameter<br />
erreicht werden. Die Regelung müsste dahin gehend verändert werden, dass der<br />
in Bild 8.22 dargestellte Einflussbereich des Volumenstromreglers das gesamte<br />
Regelband der P-Regelung abdeckt.<br />
Bild 8.31 zeigt den Öffnungsgrad der VSR mit veränderten Regelparametern (vgl.<br />
dazu Bild 8.19).<br />
Öffnungsgrad VSR<br />
70<br />
[%]<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-75 -50 -25 0 25 [ppm] 75<br />
Differenz aus CO2−Konzentrationen und CO2−Sollwert<br />
Bild 8.31: Optimierte Regelparameter der CO2-Regelung
8.2 Lüftungskonzept 85<br />
8.2.2 Nachtlüftung von Jens Pfafferott<br />
8.2.2.1 <strong>Kurzfassung</strong><br />
Dieses Kapitel fasst die Ergebnisse aus der Analyse von Messdaten im Verwal-<br />
tungsgebäude der Pollmeier Massivholz GmbH in Creuzburg zusammen. Dabei<br />
liegt der Schwerpunkt auf dem (sommerlichen) Temperaturverhalten in den Bü-<br />
ros und der passiven Kühlung durch Nachtlüftung.<br />
1. Die Zielwerte aus der Planung zum sommerlichen Temperaturverhalten<br />
werden im realen Gebäudebetrieb eingehalten: Die operative Raumtempe-<br />
ratur liegt während der Betriebszeit (2.600 Stunden) an 70 Stunden über<br />
25 ◦ C. Das entspricht einer Überschreitungshäufigkeit von 2,7 %.<br />
2. Die operative Raumtemperatur liegt (fast) immer im Komfortbereich gemäß<br />
der DIN 1946.<br />
3. Durch die Reduzierung der internen und solaren Wärmelasten wird auch<br />
im Sommer ein sehr ausgeglichenes Temperaturniveau ohne einen ausge-<br />
prägten Tagesgang erreicht.<br />
4. Die Temperaturunterschiede zwischen innen und außen reichen aus, um<br />
mit der Nachtlüftung (trotz Problemen mit der Bypass-Steuerung) die täg-<br />
liche Wärmezufuhr auszugleichen.<br />
5. Taglüftung: Der Luftwechsel im Großraumbüro bildet sich räumlich nicht<br />
gleichmäßig aus. In allen Bereichen stellt sich jedoch ein ausreichender Luft-<br />
wechsel ein. Der Mindest-Luftwechsel entspricht, abgesehen von der örtli-<br />
chen Verteilung, den Planwerten. Der Luftwechsel der hybriden Taglüftung<br />
wird im Sommer weitgehend durch den freien Luftwechsel bestimmt.<br />
6. Obwohl nicht alle Bauteile thermisch direkt an die Raumluft angekoppelt<br />
sind (abgehängte Akustikdecke und textile Schallabsorber an den Innen-<br />
wänden) ist die aktivierbare Speicherkapazität des Raumes ausreichend di-<br />
mensioniert, um tägliche Temperaturschwankungen wirkungsvoll auszu-<br />
gleichen und für die nächtliche Entwärmung nutzbar zu machen: Rund<br />
70 % der Wärmezufuhr wird in den Bauteilen gespeichert und nachts ab-<br />
gegeben.
86 8 ERGEBNISSE<br />
7. Die Verteilung von direkt (Betondecke) und indirekt (abgehängte Akustik-<br />
decke) angekoppelten Speichermassen gewährleistet einerseits einen wir-<br />
kungsvollen Ausgleich von Tagesschwankungen (geringe thermische Ein-<br />
dringtiefe bei abgehängter Decke oder verkleideter Innenwand) und ver-<br />
hindert andererseits ein Aufschaukeln der Raumtemperatur (thermisch schwe-<br />
re Betondecke mit großer thermischer Eindringtiefe) über einen längeren<br />
Zeitraum.<br />
8. Die freie Querströmung ist stark von den Windkräften abhängig. Durch den<br />
Winddruck an der Außenfassade kann es in einzelnen Bereichen des Groß-<br />
raumbüros zu sehr hohen Luftwechselraten kommen, während der Luft-<br />
wechsel in anderen Bereichen davon kaum beeinflusst wird.<br />
8.2.2.2 Einleitung<br />
Im Förderkonzept SolarBau wird ein Gesamt-Primärenergiebedarf für Gebäude-<br />
technik von 100 kWh/m 2 ·a bezogen auf die NGF nach DIN 277 als Obergrenze<br />
vorgegeben. Dieser geringe Energieverbrauch wird durch Reduzierung der Wär-<br />
meverluste, Tageslichtnutzung und Verzicht auf die Klimatisierung von Büros<br />
erreicht.<br />
Der Verzicht auf eine aktive Kühlung macht die Nutzung einer anderen Wärme-<br />
senke notwendig, um den thermischen Komfort im Sommer einhalten zu können.<br />
Als Wärmesenke wird dabei die kühle Nachtluft genutzt: In den Sommernäch-<br />
ten durchströmt kühle Außenluft die Büros und entzieht der Baukonstruktion<br />
Wärme. Die schweren Bauteile können dann im Laufe des Tages Wärme aufneh-<br />
men und verhindern damit eine Überhitzung des Gebäudes, s. a. Abb. 8.34. Im<br />
Verwaltungsgebäude Pollmeier wird dazu ein Abluftventilator genutzt, der wäh-<br />
rend der Nachtlüftung einen 1,5-fachen Luftwechsel fördern soll.<br />
Den Auswertungen zur Messkampagne im Verwaltungsgebäude Pollmeier liegt<br />
die folgende These zugrunde.<br />
Durch die Abstimmung von Verglasung, Gebäudemassen, Sonnen-<br />
schutz, Nachtlüftung und Kunstlichtsteuerung wurde versucht, ein<br />
angenehmes Raumklima mit minimalem Energieaufwand sicherzu-
8.2 Lüftungskonzept 87<br />
stellen. Inwieweit dieses Ziel in der Praxis erreicht wird, soll mit Hilfe<br />
von Messungen überprüft werden.<br />
Diese Fragestellung wurde bereits im Projektantrag zum „Forschungsvorhaben<br />
Pollmeier, Phase 2“ formuliert. Messungen und Auswertemethode folgen diesem<br />
Leitgedanken.<br />
Die Aufgaben im Bereich „Nachtlüftung“ werden im Projektantrag - auf Grund-<br />
lage dieser These - wie folgt abgegrenzt: „[...] Die Nachtlüftung wird zur nächtli-<br />
chen Entwärmung des Gebäudes genutzt. Die Funktion und Effizienz der Nacht-<br />
lüftung sollen überprüft und bewertet werden. Hierzu werden Temperaturver-<br />
lauf in den einzelnen Bereichen, die Volumenströme und der Stromverbrauch<br />
[der Abluftventilatoren] aufgezeichnet. [...] Weiterhin soll eine Kurzzeitstudie mit<br />
Hilfe einer Infrarotkamera Aufschluss über die Temperaturverteilung an den Bau-<br />
teiloberflächen unter Einfluss der natürlichen Lüftung geben. [...] Die Strömungs-<br />
wege im Gebäude sollen an Hand von Tracergas-Messungen untersucht werden.<br />
[...]“<br />
Komfortgrenzen werden durch die DIN 1946 für Gebäude mit raumlufttechni-<br />
schen Anlagen vorgegeben. Strenggenommen gelten diese Komfortgrenzen nicht<br />
für Gebäude ohne lüftungstechnische Anlagen, werden - gerade im Nichtwoh-<br />
nungsbau - aber häufig auch auf passiv gekühlte Gebäude angewendet.<br />
Zwar werden in der Literatur unterschiedliche Modelle zur Bewertung des som-<br />
merlichen Komforts in passiv gekühlten Gebäuden vorgestellt, um aber einen<br />
einheitlichen Bewertungsmaßstab zu haben, werden die operativen Raumtem-<br />
peraturen mit dem Behaglichkeitskennfeld aus der DIN 1946 bewertet, Bild 8.32.
88 8 ERGEBNISSE<br />
Bild 8.32: Behaglichkeitskennfeld aus DIN 1946-2 (für Räume mit raumlufttechnischen Anlagen)<br />
In der Planungsphase wurden unterschiedliche Gebäudekonzepte verglichen. Die<br />
prognostizierten Temperaturen sollen daher auch mit den im realen Gebäudebe-<br />
trieb gemessenen Temperaturen verglichen werden, um einen Vergleich zwischen<br />
Planung und Gebäude ziehen zu können, s.a. Kapitel 8.2.2.7. Bild 8.33 stellt - als<br />
ein Teil-Ergebnis des gesamten Planungsprozesses - die Dauerlinie der operati-<br />
ven Raumtemperatur für die sogenannte „optimierte Variante“ vor.<br />
Temperaturen / [°C]<br />
32.00<br />
30.00<br />
28.00<br />
26.00<br />
24.00<br />
22.00<br />
Außentemperatur<br />
20.00<br />
0 200 400 600 800 1 000 1 200 1 400 1 600 1 800 2 000<br />
Stunden im Jahr (insges. 8760 h/a)<br />
Bild 8.33: Dauerlinie der operativen Raumtemperatur für die „optimierte Variante“, aus: „Erweitertes<br />
Energiekonzept Pollmeier Massivholz GmbH“, solares bauen GmbH, Dezember<br />
2001<br />
Die Grundlagen für die Analyse der Nachtlüftung und eine Reihe der geforder-<br />
ten Untersuchungen konnten im Rahmen der Diplomarbeit von Jeannette Wapler<br />
Monitoring, Experimente und Datenanalyse für die Nachtlüftung im Verwaltungsgebäu-<br />
de Pollmeier vorgelegt an der FH Erfurt im Dezember 2002 und am Fraunhofer ISE<br />
bearbeitet, geschaffen bzw. durchgeführt werden [4].
8.2 Lüftungskonzept 89<br />
8.2.2.3 Aufgaben, Methodik und Gebäudekonzept<br />
Die Analyse der Messdaten aus dem zweijährigen Monitoring ist Basis für die<br />
Zustandsanalyse des Gebäudes. Damit wird der Grundsatz geplant - gebaut - ge-<br />
prüft verfolgt. Die Aufgaben sowie Herangehensweise und Auswertetechniken<br />
für den Bereich Nachtlüftung werden in diesem Kapitel vorgestellt.<br />
Aufgaben und Ziele<br />
Die Messdatenanalyse verfolgt im Rahmen der Aufgabenstellung „Nachtlüftung“<br />
(Kapitel 8.2.2.2) folgende Ziele:<br />
• Bewertung des sommerlichen Temperaturverhaltens.<br />
• Erstellung einer Energiebilanz für den Raum im Sommer.<br />
• Bestimmung der Effektivität der Nachtlüftung.<br />
Dazu ist es notwendig, unterschiedliche Messkampagnen durchzuführen und<br />
auszuwerten. Die Messkampagnen werden in Kapitel 8.2.2.4 vorgestellt.<br />
Methode<br />
Messdaten alleine geben grundsätzlich noch keine Auskunft über das thermische<br />
Gebäudeverhalten. Erst die Auswertung von Messdaten unter einem bestimm-<br />
ten Aspekt lässt Rückschlüsse auf die thermodynamischen Zusammenhänge zu.<br />
Damit kann das Gebäude - auch im Vergleich mit anderen Gebäuden - bewertet<br />
werden. Hier wird der Effekt der Nachtlüftung bewertet. Um die nächtliche Ent-<br />
wärmung von anderen Einflussgrößen auf die Energiebilanz trennen zu können,<br />
wird eine entsprechende Methode angewendet.<br />
Die Analysemethodik lässt sich wie folgt zusammenfassen: Messdaten aus dem<br />
Langzeitmonitoring und aus Kurzzeitmessungen werden über Standardgrafiken<br />
zunächst grafisch ausgewertet. In einem zweiten Schritt wird aus einer komplet-<br />
ten Energiebilanz der thermische Effekt der Nachtlüftung isoliert. Dabei werden<br />
drei Auswertemethoden genutzt:
90 8 ERGEBNISSE<br />
1. Quantitative Messdatenauswertung. Viele Messdaten können quantitativ aus-<br />
gewertet werden. Dazu gehört z.B. die Berechnung von Tagessummen von<br />
Energieverbräuchen oder Tagesmittelwerte von Temperaturen.<br />
Für einzelne Größen ist in Ergänzung eine statistische Auswertung sinn-<br />
voll, z.B. Häufigkeit einer Temperatur in einem bestimmten Temperaturbe-<br />
reich.<br />
2. Grafische Darstellung. Zeitliche Verläufe geben zwar einen Eindruck vom Ge-<br />
bäudeverhalten, aussagekräftiger sind aber häufig Grafiken, die verschiede-<br />
ne Größen zueinander in Beziehung setzen (z.B. Raumlufttemperatur mit<br />
und ohne Nachtlüftung). Darüber hinaus können auch zusätzliche Abhän-<br />
gigkeiten dargestellt werden (z.B. Lufttemperatur im Gebäude in Abhän-<br />
gigkeit von der Außentemperatur für verschiedene Klassen der Solarstrah-<br />
lung).<br />
Grundsätzlich sollten die grafischen Darstellungen auch durch funktionale<br />
Zusammenhänge beschrieben werden, um die Abhängigkeiten tatsächlich<br />
quantifizieren zu können.<br />
3. Modellbasierte Messdatenauswertung. Einzelne Größen können nicht im Lang-<br />
zeitmonitoring gemessen werden. Dazu gehört z.B. der freie Luftwechsel in<br />
den Büros durch Fensterlüftung. Mit Kurzzeitmessungen (hier: Luftwech-<br />
selmessungen) können fehlende Messwerte bestimmt werden. Über eine<br />
modellbasierte Auswertung können dann Kurz- und Langzeitmessungen<br />
zusammengeführt werden.<br />
Andere Größen können messtechnisch nicht erfasst werden. Dazu gehört<br />
z.B. die Speicherkapazität der Decke. Diese Größen können nur über ein<br />
Rechenmodell und ggf. über eine Parameteridentifikation bestimmt wer-<br />
den.<br />
Wichtigstes Hilfsmittel bei der modellbasierten Messdatenauswertung ist die Ener-<br />
giebilanz. Darüber können einerseits Kurz- und Langzeitmessungen zusammen-<br />
geführt und andererseits nicht messbare Energieströme bestimmt werden. Die<br />
Wärmeabfuhr durch Nachtlüftung ist ein Term in dieser Energiebilanz. Bild 8.34<br />
skizziert die Funktionsweise der Nachtlüftung.
8.2 Lüftungskonzept 91<br />
zeitliche Verzögerung<br />
Verzögerung<br />
thermischer<br />
Wärmezufuhr Wärmeabfuhr<br />
Speicher<br />
Fassade:<br />
Sonnenschutz<br />
Tageslichtnutzung<br />
Kunstlichtkonzept<br />
Bürogeräte<br />
Personen<br />
aktivierbare<br />
Speicherschicht<br />
freie Oberflächen<br />
Bild 8.34: Funktionsweise der Nachtlüftung: Energiebilanz<br />
Fassade:<br />
Fenster<br />
Nachtlüftung<br />
Der Raum mit seinen Umschließungsflächen ist im Sinne der Thermodynamik<br />
ein thermischer Speicher, der durch Wärmezufuhr geladen und -abfuhr entla-<br />
den wird. Die Nachtlüftung macht sich diesen thermischen Speicher in Form ei-<br />
ner zeitlichen Entkopplung von Wärmezu- und abfuhr zu Nutze. Die Terme der<br />
Energiebilanz werden im Verwaltungsgebäude Pollmeier durch folgende Ein-<br />
flussgrößen bestimmt:<br />
1. Die Wärmezufuhr wird geprägt durch die solaren (in Abhängigkeit vom<br />
Sonnenschutz) und internen Wärmelasten (Personen und Bürogeräte). Durch<br />
die Nutzung von Tageslicht und die lichtabhängig Kunstlichtsteuerung wer-<br />
den interne Lasten (und der elektrische Energieverbrauch) reduziert.<br />
2. Die Wärmeabfuhr wird nur durch Lüftung (Tag und Nacht) realisiert. Au-<br />
ßenluft strömt durch die Zuluftöffnungen über den Fenstern, s.a. Abschnitt<br />
Gebäude- und Lüftungskonzept.<br />
3. Die thermisch aktivierbare Speicherkapazität wird durch die thermischen<br />
Eigenschaften der Bauteile selbst aber auch durch die Ankopplung der Luft<br />
an die Speichermasse bzw. die Bauteile bestimmt. Dabei ist der Wärmeüber-<br />
gang an der Oberfläche zu beachten. An freien Oberflächen ist der Wärme-<br />
übergang besser als an verdeckten Oberflächen (z.B. Akustikdecke).<br />
Aufgabe der Energiebilanz ist es also, diese einzelnen Terme zu beschreiben und<br />
den Effekt der Nachtlüftung von den anderen Effekten zu isolieren.
92 8 ERGEBNISSE<br />
Gebäude- und Lüftungskonzept<br />
Das Gebäude- und Lüftungskonzept wird in den Kapiteln 5.4.2 und 8.4.4 detail-<br />
liert vorgestellt.<br />
Die Abluftanlage sorgt für den hygienisch notwendigen Luftwechsel. Der Luft-<br />
wechsel am Tag (Nenn-Luftwechsel 0,65 h −1 ) wird über Luftqualitätssensoren<br />
dem Bedarf angepasst. Die Zuluft strömt über Lüftungsgitter oberhalb der Fens-<br />
ter ein. Die Abluft wird im Deckenbereich zentral abgesaugt. Im Winter wird der<br />
Abluft über eine Abluft-Wärmepumpe Abwärme entzogen und dem Heizungs-<br />
system zugeführt. Die Abluftanlage dient auch zur nächtlichen Entwärmung im<br />
Sommer. Für einen 1,5-fachen Luftwechsel in der Nacht (Planungswert) wird ein<br />
Unterdruck im Gebäude von ca. 50 Pa realisiert. Der Bedarf an elektrischer An-<br />
triebsenergie liegt am Tag bei 0,09 und in der Nacht bei 0,15 W pro m 3 /h Luftvo-<br />
lumenstrom (Planungswert).<br />
Inwieweit diese Planwerte tatsächlich erreicht werden, ist zu überprüfen.<br />
Großraumbüro Süd im 2. OG<br />
Die Messdaten werden für das Großraumbüro im 2. OG auf der Süd-Seite aus-<br />
gewertet. Die Lage des Büros sowie die Geometrie wird in Bild 8.35 bis Bild 8.37<br />
vorgestellt. Die Grundfläche beträgt 490 m 2 und die lichte Raumhöhe 3,0 m.<br />
Bild 8.35: Schnitt Nord - Süd
8.2 Lüftungskonzept 93<br />
Bild 8.36: Südansicht<br />
Bild 8.37: Grundriss 2.OG<br />
8.2.2.4 Messtechnik und Datenaufbereitung<br />
Die Messdaten werden aus mehreren Messkampagnen gewonnen:<br />
• Messwerte aus der zentralen Messdatenerfassung.<br />
• Luftwechselmessungen und Strömungsvisualisierung.<br />
• Thermografie von Bauteilen.
94 8 ERGEBNISSE<br />
• Kurzzeitmessungen mit Komfortmesstechnik: Luft-, Strahlungs-, Oberflä-<br />
chen- und Taupunkttemperatur, Luftgeschwindigkeit.<br />
• Örtliches und zeitliches Temperaturprofil mit 10 Temperatursensoren.<br />
Messwerte aus der zentralen Messdatenerfassung<br />
Die Messdaten aus dem Monitoring werden vom <strong>ZUB</strong> Kassel zentral verwaltet.<br />
Die Messdaten stehen in einer Datenbank als 2-Minuten-Werte zur Verfügung<br />
und können vom Fraunhofer ISE direkt abgefragt werden. Folgende Werte wer-<br />
den als 60-Minuten-Mittelwerte verwendet:<br />
• Klima: Außentemperatur; Globalstrahlung, horizontal; Windgeschwindig-<br />
keit und -richtung.<br />
• Für das Süd-Büro im 2. OG: Abluftvolumenstrom, elektrische Leistung, Sta-<br />
tus des Sonnenschutzes (GLT-Befehl, ohne Nutzerverhalten) und Raum-<br />
temperatur.<br />
Neben diesen Daten stehen zwar weitere Messwerte zur Verfügung, diese wer-<br />
den aber zur Bewertung des sommerlichen Temperaturverhaltens nicht heran-<br />
gezogen. Fehlende Daten zu einzelnen Stunden werden ersetzt, vgl. [4] (Seite 19<br />
ff).<br />
Probleme mit der zentralen Messdatenerfassung<br />
Im Laufe der Auswertung der Messwerte konnten Störungen von mehreren Mess-<br />
werten identifiziert werden. Eine systematische Plausibilitätsprüfung bildete da-<br />
bei die Grundlage für die Fehleranalyse mit Hilfe von Kurzzeitmessungen. Im<br />
Folgenden werden die Probleme mit diesen Messwerten dokumentiert und so-<br />
weit möglich Korrekturvorgaben gemacht. Eine systematische Fehlersuche ist<br />
nicht Bestandteil dieser Analyse.<br />
1. Die Außentemperatur wird an zwei Stellen erfasst. Während eine Mess-<br />
stelle ungünstig in einer Gebäudekante angebracht ist, liefert die andere<br />
Messstelle eine von der Solarstrahlung abhängige Außentemperatur, was
8.2 Lüftungskonzept 95<br />
auf einen ungenügenden Strahlungsschutz schließen lässt: Die maximale<br />
Außentemperatur liegt an manchen Tagen deutlich über den Messwerten<br />
anderer Messstationen in der Nähe von Creuzburg / Eisenach. Die gemes-<br />
sene Außentemperatur wird nicht korrigiert, weil keine eindeutige Abhän-<br />
gigkeit von der Solarstrahlung hergeleitete werden kann.<br />
2. Das Pyranometer für die Globalstrahlung auf die Horizontale gibt - im Ver-<br />
gleich mit den Pyranometern in der Ebene der PV-Anlage - einen zu nied-<br />
rigen Wert an. Nach einem aufwändigen Abgleich mit dem Strahlungsda-<br />
tenprogramm INSEL wird ein konstanter Korrekturwert von 1,36 auf Basis<br />
des Perez-Modells eingeführt.<br />
3. Die Windgeschwindigkeit wird in sehr grober Auflösung gemessen. Dar-<br />
über hinaus liefert der Sensor stark schwankende Windgeschwindigkei-<br />
ten im Stundenbereich. Diese Schwankungen können nicht mit Windböen<br />
erklärt werden, die in deutlich kürzeren Zeitabständen wirksam werden.<br />
Damit ist es auch schwierig, die Plausibilität des Windrichtungsgebers zu<br />
überprüfen. Die Messwerte Windgeschwindigkeit und -richtung sind da-<br />
her jeweils auf ihre Plausibilität zu überprüfen. Beide Werte werden da-<br />
her lediglich im Zusammenhang mit den Luftwechselmessungen verwen-<br />
det (Vor-Ort-Überprüfung).<br />
4. Die Raumtemperatur wird in einer Unterputzdose gemessen, die konstruk-<br />
tiv bedingt nur schwach an die Raumluft angekoppelt ist. Der Korrektur<br />
der Raumtemperatur mit Daten aus der mobilen Messwerterfassung ist in<br />
[4] (Seite 63 ff) ein eigenes Kapitel gewidmet. In dem vorliegenden Bericht<br />
wird diese Korrekturfunktion in Kapitel 8.2.2.5 weiterentwickelt.<br />
5. Der elektrische Energieverbrauch für das Süd-Büro im 2. OG schließt auch<br />
die Beleuchtung für das Atrium ein. Da das Licht im Atrium während der<br />
Sommermonate selten eingeschaltet ist, wird der Messwert als Verbrauchs-<br />
wert für das Büro ohne Korrektur verwendet.<br />
6. Ein Vergleich der verschiedenen Messstellen am Abluftventilator (2 Volu-<br />
menstromgeber, 2 Bypass-Klappen und Stellsignale) ergab, dass der Volu-<br />
menstromgeber N002M138 plausible Messwerte liefert.
96 8 ERGEBNISSE<br />
Luftwechselmessungen und Strömungsvisualisierung<br />
Um den Luftwechsel in den Büroräumen quantifizieren zu können, wurden im<br />
Juli 2002 und im April 2003 Luftwechselmessungen im Süd-Büro im 2. OG durch-<br />
geführt. Der Luftwechsel wird mit Hilfe eines Spurengases (hier: SF6) gemessen.<br />
Als Messmethode wird die Konzentrationsabfallmethode gewählt: Bei gegebe-<br />
nem Luftwechsel nimmt die Spurengaskonzentration mit der Zeit exponentiell<br />
ab, und zwar bei höherem Luftwechsel schneller als bei einem niedrigen Luft-<br />
wechsel. So kann aus dem Konzentrationsabfall der Luftwechsel bestimmt wer-<br />
den. Da der Konzentrationsabfall nur für einen ideal durchmischten Raum aus-<br />
gewertet werden kann, wird zwischen den Probenahmen die Luft im Raum gut<br />
durchmischt. Um die Raumluftströmung während der Nachtlüftung qualitativ<br />
beschreiben zu können, wurde die Strömung visualisiert. Dazu wurde eine soge-<br />
nannte Nebelmaschine (Verdampfung eines organischen Lösemittels) verwendet.<br />
Die Luftführung an der Außenfassade gewährleistet, dass der Nebel der Luftströ-<br />
mung bei Außentemperatur und mit der Dichte von Luft zugeführt wird.<br />
Thermografie von Bauteilen<br />
Da im Verwaltungsgebäude Pollmeier weder Bauteil- noch Oberflächentempera-<br />
turen gemessen werden, wurde im Juli 2002 die örtliche und zeitliche Entwick-<br />
lung der Oberflächentemperatur mit einer IR-Kamera gemessen:<br />
• In einem Experiment wurde die zeitliche Entwicklung eines (örtlichen) Tem-<br />
peraturfeldes über eine Nacht beobachtet.<br />
• In einem anderen Experiment wurde die Entwicklung der Oberflächentem-<br />
peratur an einer Stelle über einen Tag (24 Stunden) aufgenommen.<br />
Während der Auswertung der Thermografien müssen die Temperaturen der an-<br />
deren Raumumschließungsflächen berücksichtigt werden, da die langwellige Strah-<br />
lung dieser Flächen sonst die Messung verfälscht. Diese Korrektur wird im Auslese-<br />
und Auswertungsprogramm für die IR-Kamera vorgenommen.
8.2 Lüftungskonzept 97<br />
Kurzzeitmessungen mit Komfortmesstechnik<br />
In Ergänzung zu den Langzeitessungen (Monitoring) wurden Kurzzeitmessun-<br />
gen im Süd-Büro im 2. OG mit dem Ziel durchgeführt,<br />
• Detailinformationen zu den Temperaturmessungen im Monitoring zu er-<br />
halten.<br />
• den sommerlichen Komfort am Arbeitsplatz bewerten zu können. Bild 8.38<br />
skizziert den Aufbau der Messtechnik im Büro. Zum Einsatz kommt eine<br />
soge-nannte Komfortmesstechnik mit einer zeitlichen Auflösung von 5 Mi-<br />
nuten: In 1,1 m Höhe wird<br />
• die Lufttemperatur,<br />
• die Strahlungstemperatur in zwei Halbräumen (hier: Decke und Boden),<br />
• die Luftgeschwindigkeit (Mittelwert und Schwankung) sowie<br />
• die Luftfeuchtigkeit / Taupunkttemperatur (hier nicht verwendet) gemes-<br />
sen.<br />
• Zusätzlich kann eine Oberflächentemperatur (hier: Innenwand am GLT-<br />
Raumtemperatursensor) erfasst werden.
98 8 ERGEBNISSE<br />
A A<br />
B<br />
Position der Sensoren<br />
im Raum<br />
B<br />
Atrium<br />
Schnitt A-A<br />
(Luft- , Obf.temp., L’geschw.)<br />
AW Atrium<br />
Schnitt B-B<br />
(Strahlungstemperatur)<br />
Bild 8.38: Aufbau der Kurzzeitmessungen im Süd-Büro im 2.OG<br />
Temperaturprofil mit 10 Temperatursensoren<br />
Im Juli und August 2002 wurden mit mobilen Lufttemperatursensoren (Typ: HO-<br />
BO mit internem Datenspeicher) Lufttemperaturen an unterschiedlichen Stellen<br />
im Süd-Büro im 2. OG mit dem Ziel gemessen, Aussagen über das örtliche und<br />
zeitliche Temperaturprofil im Raum zu erhalten. Die Sensoren sind nicht kali-<br />
briert. Daher wird ein einfacher Abgleich der Sensoren für eine Temperatur von<br />
20 ◦ C durchgeführt: Korrektur des Offsets.<br />
8.2.2.5 Kurzzeitmessung im Süd-Büro im 2. OG<br />
Unter „Kurzzeitmessungen“ werden sämtliche Temperaturmessungen zusam-<br />
mengefasst, die mit mobiler Messtechnik erfasst wurden:<br />
1. Mit Kurzzeitmessungen am Arbeitsplatz soll der sommerliche Komfort stich-<br />
probenartig bewertet werden. Gleichzeitig liefern diese mobilen Messun-<br />
gen wichtige Hinweise auf die stationäre Messung.<br />
V<br />
¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡<br />
¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡<br />
IW
8.2 Lüftungskonzept 99<br />
2. Mit der Messung von Lufttemperaturen soll in erster Linie das Tempera-<br />
turprofil im Raum bestimmt werden. Damit kann in einem weiteren Schritt<br />
auch der (konvektive) Wärmeübergang an den Bauteilen bewertet werden.<br />
3. Diese Kurzzeitmessung wird darüber hinaus herangezogen, um die Tem-<br />
peraturen aus der Langzeitmessung bewerten zu können.<br />
4. Die thermografische Messung der Oberflächentemperatur der Decke gibt<br />
Hinweise auf die zeitliche und örtliche Abkühlung der Decke während der<br />
Nachtlüftung. Dabei wird berücksichtigt, dass ein Teil der Decke abgehängt<br />
ist.<br />
Der Auswertung der Luftwechselmessungen (inkl. Strömungsvisualisierung) ist<br />
ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />
Kurzzeitmessungen: Randbedingungen.<br />
Die Kurzzeitmessungen wurden im Süd-Büro im 2. OG zwischen dem 4. Juli 2002<br />
um 20:00 Uhr und dem 9. Juli 2002 um 10:00 Uhr durchgeführt und geben wich-<br />
tige Hinweise auf das thermische Gebäudeverhalten. (Aufgrund eines Speicher-<br />
fehlers fehlen die Messdaten zwischen 07/07/02 15:00 und 08/07/02 13:00 Uhr.)<br />
Die Lufttemperatur am Arbeitsplatz liegt - von einigen Ausreißern abgesehen -<br />
im Komfortbereich, selbst wenn die Außentemperatur auf über 30 ◦ C ansteigt,<br />
Bild 8.39.<br />
Bild 8.40 vergleicht die Lufttemperatur mit der Oberflächentemperatur der Wand:<br />
Der Temperaturgang an der Wandoberfläche ist gegenüber der Luft stark ge-<br />
dämpft und zeitlich geringfügig verschoben. Zum Vergleich wird auch die Raum-<br />
temperatur aus der zentralen Messdatenerfassung (Auflösung: 0,1 K) gezeigt:<br />
Diese ist gegenüber der Lufttemperatur stark zeitlich verzögert und liegt meist<br />
zwischen Luft- und Wandtemperatur, s.a. Bild 8.46.
100 8 ERGEBNISSE<br />
Temperatur [°C]<br />
Temperatur [°C]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Lufttemperatur<br />
Außentemperatur<br />
04.07.02 05.07.02 06.07.02 07.07.02 08.07.02 09.07.02 10.07.02<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
Bild 8.39: Luft- und Außentemperatur<br />
Lufttemperatur<br />
Raumtemperatur - GLT<br />
Wandtemperatur<br />
04.07.02 05.07.02 06.07.02 07.07.02 08.07.02 09.07.02 10.07.02<br />
Bild 8.40: Luft-, Raum- und Wandtemperatur<br />
Die (örtliche) Strahlungstemperatur ist die mittlere Temperatur der Oberflächen<br />
im Halbraum über dem Thermometer. Aus dem Vergleich der Strahlungstempe-<br />
ratur in zwei Halbräume am Arbeitsplatz kann auf das Strahlungs-(un-) gleich-<br />
gewicht zurückgeschlossen werden: Bild 8.41 zeigt die Strahlungstemperatur im<br />
Halbraum Decke und Boden in 1,1 m Höhe am Arbeitsplatz. Die Strahlungstem-<br />
peraturen unterscheiden sich nur geringfügig, was auf eine nahezu ausgegliche-
8.2 Lüftungskonzept 101<br />
ne Strahlungsbilanz hinweist. Dabei fällt auf, dass die mittlere Oberflächentem-<br />
peratur am Boden höher als die liegt als an der Decke. Das kann in erster Linie<br />
mit der absorbierten Solarstrahlung erklärt werden.<br />
Temperatur [°C]<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
Boden : Str.temperatur<br />
Decke : Str.temperatur<br />
04.07.02 05.07.02 06.07.02 07.07.02 08.07.02 09.07.02 10.07.02<br />
Bild 8.41: Vergleich der Strahlungstemperaturen im Halbraum: Boden und Decke<br />
Die Luftgeschwindigkeit im Raum sollte 0,1 m/s (Quelllüftung) nicht überschrei-<br />
ten, um unangenehme Zugerscheinungen zu vermeiden. Bild 8.42 zeigt, dass die<br />
Luftgeschwindigkeit am Arbeitsplatz in diesem Bereich liegt und die Strömung<br />
nur schwach turbulent ist. Nur wenn die Fenster geöffnet sind, steigt die Luftge-<br />
schwindigkeit kurzfristig an.<br />
Soweit diese stichprobenartigen Kurzzeitmessungen als repräsentative Messung<br />
akzep-tiert werden, kann der thermische Komfort als gut bezeichnet werden. Das<br />
lässt zwar noch keinen direkten Rückschluss auf die thermische Effektivität der<br />
Nachtlüftung zu, ist aber ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Energiebilanz<br />
(vgl. Bild 8.34) im Gebäude durch die Nachtlüftung ausgeglichen wird.
102 8 ERGEBNISSE<br />
Geschwindigkeit [m/s]<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
mittlere Geschwindigkeit<br />
Abweichung v. Mittelwert<br />
04.07.02 05.07.02 06.07.02 07.07.02 08.07.02 09.07.02 10.07.02<br />
Bild 8.42: Luftgeschwindigkeit im Raum. Die Abweichung vom Mittelwert ist ein Maß für die Turbulenz<br />
der Strömung.<br />
Lufttemperaturen: Profil<br />
Zwischen dem 29. Juli und dem 9. August 2002 wurden die Lufttemperaturen<br />
an 10 unterschiedlichen Stellen im Raum gemessen, Bild 8.43. Die Messungen<br />
werden detailliert in [4] (Seite 56 ff) vorgestellt und ausgewertet.<br />
B<br />
B<br />
A<br />
A<br />
Bild 8.43: Messstellen für die Lufttemperatur im Raum. Die Temperatur wird in drei verschiedenen<br />
Höhen gemessen: 0,1 m, 1,1 m und 2,9 m. (Der Schnitt A-A bezieht sich auf die<br />
Messung der Luft-, der Schnitt B-B auf die Messung der Deckentemperaturen, Kapitel<br />
5.4.)<br />
Eine örtliche Auswertung der Temperaturmessung im Schnitt A-A liefert das<br />
Temperaturprofil im Raum, Bild 8.44. Die Temperaturschichtung ist deutlich aus-<br />
geprägt, ohne den Temperaturverlauf in der Grenzschicht an der Decke und am<br />
Boden. Zwei wichtige Informationen können hieraus entnommen werden:
8.2 Lüftungskonzept 103<br />
• Die Temperaturschichtung ist nachts größer als tagsüber: Die einströmende<br />
Luft sinkt offensichtlich ab und strömt in Höhe des Bodens zum Abluftven-<br />
tilator, s.a. Bild 8.57 und Bild 8.58.<br />
• Die Temperaturschichtung ist stabil. Der konvektive Wärmeübergang am<br />
Boden ist demnach verhältnismäßig hoch, an der Decke verhältnismäßig<br />
niedrig.<br />
Höhe [m]<br />
3<br />
5 Uhr 16 Uhr<br />
0<br />
21,0 21,5 22,0 22,5 23,0 23,5 24,0 24,5 25,0 25,5 26,0<br />
Temperatur [°C]<br />
Atrium<br />
Fassade<br />
Bild 8.44: Vertikaler Temperaturverlauf in 2,2 und 7,6 m Entfernung von der Fassade (Mittelwerte<br />
über die gesamte Messperiode).<br />
Die Temperaturverteilung nach Bild 8.44 wird mit der Strahlungstemperatur in<br />
Bild 8.41 (Boden- und Deckentemperatur ähnlich) und der Strömungsvisualisie-<br />
rung in Bild 8.58 (Strömung am Boden) qualitativ zusammengeführt, Bild 8.45.<br />
Aus diesem Temperaturprofil kann zusätzlich ein Hinweis auf den konvektiven<br />
Wärmeübergang abgeleitet werden. Während sich am Boden eine Auftriebsströ-<br />
mung ausbilden kann, ist die Temperaturschichtung an der Decke stabil. Der<br />
konvektive Wärmeübergangskoeffizient am Boden ist demnach höher als an der<br />
Decke. Dieses Verhalten wird (indirekt) in der Energiebilanz für den Raum be-<br />
rücksichtigt, vgl. Kapitel 8.2.2.8.
104 8 ERGEBNISSE<br />
3,0 m<br />
2,9 m<br />
1,1 m<br />
0,1 m<br />
0 m<br />
21 °C 22 °C 23 °C<br />
schlechter<br />
Wärmeübergang<br />
Nachtlüftung<br />
guter<br />
Wärmeübergang<br />
Bild 8.45: Vertikaler Temperaturverlauf, qualitativ<br />
Abgleich: Kurz- und Langzeitmessung<br />
„Ein Thermometer misst immer seine eigene Temperatur.“ Vor der Auswertung<br />
einer Messkampagne sollte daher ein Vorversuch durchgeführt werden, mit dem<br />
die Messwerte an Hand einer Standardmessung überprüft werden. Die Lufttem-<br />
peraturen aus der mobilen Messung werden dazu verwendet, die Raumtempe-<br />
ratur aus der zentralen Messwerterfassung (GLT) zu korrigieren, vgl. Bild 8.40.<br />
Tabelle 8.8 stellt dazu Kurz- und Langzeitmessung für einige charakteristische<br />
Werte gegenüber:<br />
• Erwartungsgemäß ist der Unterschied zwischen Kurz- und Langzeitmes-<br />
sung für den Minimalwert mit 2,5 K am größten, weil infolge der Nachtlüf-<br />
tung die Luft stärker als die Wandtemperatur abkühlt: Konvektiver Wär-<br />
meübergang von der Wand an die Luft. Dementsprechend misst der Raum-<br />
temperaturfühler in der Unterputzdose eine zu hohe Temperatur.<br />
• Kurz- und Langzeitmessungen unterscheiden sich im Mittelwert um rund<br />
0,7 K.<br />
• Die Maximaltemperatur in Kurz- und Langzeitmessung unterscheiden sich<br />
kaum.
8.2 Lüftungskonzept 105<br />
Tabelle 8.8: Vergleich von Kurz- und Langzeitmessung (60 Minuten-Mittelwerte) für Juli/August<br />
2002.<br />
Kurzzeitmessung Langzeitmessung<br />
(mobil: 1,1 m) (GLT)<br />
tiefste Lufttemperatur 19,7 ◦ C 22,2 ◦ C<br />
Mittelwert 23,6 ◦ C 24,3 ◦ C<br />
höchste Lufttemperatur 25,7 ◦ C 25,6 ◦ C<br />
Die GLT-Raumtemperatur wird dementsprechend an den Verlauf der Lufttempe-<br />
ratur (Referenztemperatur: Lufttemperatur in 1,1 m.) angepasst:<br />
Die Korrekturfunktion wird in [4] (Seite 63 ff) detailliert beschrieben.<br />
Dabei wird die Temperaturamplitude von GLT- und Lufttemperatur<br />
und die Phasenverschiebung zwischen diesen beiden berücksichtigt.<br />
In Ergänzung zu dieser Korrekturfunktion wird ein weiterer konstan-<br />
ter Wert von -0,68 K eingeführt, um die korrigierte Raumlufttempera-<br />
tur auf die Raumlufttemperatur am Arbeitsplatz (Modell) umzurech-<br />
nen, s.a. Temperaturprofil gemäß [4] (Seite 57 f) und in Bild 8.44.<br />
Bild 8.46 zeigt das Ergebnis dieser Korrektur beispielhaft für vier Tage im Som-<br />
mer 2002.<br />
Temperatur [°C]<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
Raumtemperatur - GLT<br />
Lufttemperatur - Modell<br />
Lufttemperatur - mobil<br />
30.07.02 31.07.02 01.08.02 02.08.02 03.08.02<br />
Bild 8.46: Vergleich von Kurzzeitmessung (Lufttemperatur - mobil) und Langzeitmessung (Raumtemperatur<br />
- GLT) mit Raumlufttemperatur nach Korrektur (Lufttemperatur - Modell).
106 8 ERGEBNISSE<br />
Mit Hilfe dieser Vergleichsmessung können die im Monitoring erfassten Tem-<br />
peraturen näherungsweise auf die Lufttemperatur am Arbeitsplatz umgerechnet<br />
werden. Die folgenden Auswertungen in diesem Bericht werden mit diesen kor-<br />
rigierten Werten vorgenommen.<br />
Oberflächentemperatur der Decke: Ort und Zeit<br />
Die Messung der Oberflächentemperaturen mit der IR-Kamera wird ausführlich<br />
in [4] (Seite 47 ff) beschrieben und ausgewertet. An dieser Stelle soll lediglich die<br />
Thermografie über den Querschnitt B-B in Bild 8.43 dargestellt werden. Bild 8.47<br />
zeigt den örtlichen Verlauf zu einem bestimmten Zeitpunkt.<br />
Hintergrund: Im Verwaltungsgebäude Pollmeier werden zur Verbesserung der<br />
Raumakustik (und als gestalterisches Element) an den Innenwänden stoffbezo-<br />
gene Absorber eingesetzt, die Decke ist zum Teil abgehängt. Im Ausgleich dazu<br />
wurde die Speicherkapazität des Gebäudes durch Betonfertigteile in der Holz-<br />
fassade erhöht. Damit stellt sich die Frage, inwieweit die vorhandenen Speicher-<br />
massen thermisch aktiviert werden können, vgl. [4] (Seite 73 ff).<br />
Bild 8.47: Thermografie im Schnitt B-B am 4. Juli 2002 um 20:45 Uhr mit Hervorhebung der Flächen<br />
für die Auswertung.<br />
Die Oberflächentemperatur kann in einem nächsten Schritt für die ausgewählten<br />
Flächen ausgewertet werden. Bild 8.48 zeigt den örtlichen Verlauf der Oberflä-<br />
chentemperaturen zu mehreren Zeitpunkten:<br />
• Erwartungsgemäß fällt die Oberflächentemperatur am Ende des Tages bzw.<br />
zu Beginn der Nachtlüftung (20:45 Uhr) von außen nach innen ab: Solar-<br />
strahlung im Außenbereich.<br />
• Im Laufe der Nacht reduziert sich dieses Temperaturgefälle (04:45 Uhr): Die
8.2 Lüftungskonzept 107<br />
Ober-flächentemperatur im Innen- und Außenbereich unterschieden sich<br />
nicht mehr.<br />
• Die abgehängte Decke reagiert thermisch deutlich schneller als die Betonde-<br />
cke: Zu Beginn der Nachtlüftung ist die Gipsplatte wärmer als die Decke,<br />
weil der Wärmeeintrag nur über einen verhältnismäßig hohen Wärmewi-<br />
derstand an die Speichermasse hinter der Abhängung abgeführt werden<br />
kann. Infolge der Nachtlüftung kühlt diese Platte schneller als die massive<br />
Betondecke ab, weil entsprechend weniger Wärme aus der Speicherschicht<br />
nachfließt.<br />
Die leichte Abhängung gleicht damit kurz-, die massive Betondecke mittel- und<br />
langfristige Temperaturänderungen aus.<br />
Temperatur [°C]<br />
23,0<br />
22,6<br />
22,2<br />
21,8<br />
21,4<br />
21,0<br />
20:45 22:45 00:45 02:45 04:45<br />
Betondecke außen Abhängung Betondecke innen<br />
Bild 8.48: Auswertung der Thermografie im Schnitt B-B in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 2002.<br />
8.2.2.6 Luftwechsel<br />
Im Juli 2002 und April 2003 wurde der Luftwechsel in den Büros mit Hilfe von<br />
Tracergas stichprobenartig gemessen. Ziel der Messungen ist es, den Luftwechsel<br />
in unterschiedlichen Betriebszuständen im Gebäude zu bestimmen.<br />
Da die Messungen unter den sich ändernden Randbedingungen grundsätzlich<br />
nicht reproduzierbar sind, müssen sie im Quervergleich auf ihre Plausibilität
108 8 ERGEBNISSE<br />
überprüft werden. Aus der Kombination der verschiedenen Luftwechselmessun-<br />
gen kann - zusätzlich zu der Bestimmung des Luftwechsels in einem Raum - auch<br />
der interzonale Luftwechsel bestimmt werden.<br />
Das Messprinzip wird in Kapitel 8.2.2.4 Abs. Luftwechselmessung und Strömungsvi-<br />
sualisierung vorgestellt. Das Spurengas SF6 wird mit einer Anfangskonzentration<br />
von je ungefähr 30 ppb in das Süd-Büro im 2. OG eingebracht. Die Probenent-<br />
nahme und -auswertung erfolgte im Juli 2002 manuell und im April 2003 auto-<br />
matisch. Das Raumvolumen beträgt knapp 1.500 m 3 .<br />
Wichtiger Hinweis: Die Luftwechselmessungen zeigen eine momentane Aufnah-<br />
me der Lüftungssituation. Unter geänderten Randbedingungen kann sich der<br />
Luftwechsel entsprechend anders einstellen.<br />
Luftwechselmessungen im Juli 2002<br />
Die Luftwechselmessungen vom Juli 2002 werden in [4] (Seite 42 ff) ausführ-<br />
lich dokumentiert und ausgewertet. Fast jede Luftwechselmessung ist mit einem<br />
großen Messfehler behaftet. Die Messungen werden daher nur zu Vergleichszwe-<br />
cken, nicht aber zur Bestimmung des Luftwechsels herangezogen: Die Messun-<br />
gen vom Juli 2002 lassen sich - unter Berücksichtigung der Messfehler - qualitativ<br />
mit den Messungen vom April 2003 vergleichen.<br />
Daher werden im Folgenden nur die Messungen vom April 2003 verwendet.<br />
Luftwechselmessungen im April 2003<br />
Mit den Erfahrungen aus der Messkampagne im Juli 2002 wurden für die Mes-<br />
sungen im April 2003 (fiktive) Kontrollvolumina eingeführt: Jedes Kontrollvolu-<br />
men soll vollständig durchmischt sein. Damit kann ein unterschiedlicher Luft-<br />
wechsel in einzelnen Raumzonen berücksichtigt werden. Diese Zonen sind in<br />
den Grafiken mit p1 bis p4 bezeichnet.<br />
Hinweis: Alle Messungen wurden mit einer Fehlerabweichung von unter 5 %<br />
durchgeführt. Daher wird auf eine Angabe des Messfehlers im Folgenden ver-<br />
zichtet.<br />
Bild 8.49 zeigt Windgeschwindigkeit und -richtung während der Luftwechsel-
8.2 Lüftungskonzept 109<br />
messungen. Insbesondere während der Messungen für den Tagluftwechsel kommt<br />
ein mäßiger Wind aus Süd-West. Bei diesem Wind wird eine intensive Querlüf-<br />
tung erwartet.<br />
Bild 8.50 zeigt die Innen- und Außentemperatur (Temperaturdifferenz als An-<br />
trieb für die freie Lüftung) sowie den Betrieb der Lüftungsanlage (mechanische<br />
Lüftung). Diese Randbedingungen werden in der Auswertung der Luftwechsel-<br />
messungen berücksichtigt.<br />
Windgeschwindigkeit [m/s]<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Windgeschwindigkeit<br />
Windrichtung<br />
Messung 1<br />
Taglüftung<br />
Messung Messung 2<br />
Nachtlüftung<br />
0:00 4:00 8:00 12:00 16:00 20:00 0:00<br />
Bild 8.49: Windgeschwindigkeit und Windrichtung am 15. April 2003. (Die orange farbenen Rahmen<br />
kennzeichnen den Zeitbereich für die einzelnen Luftwechselmessungen.)<br />
360<br />
270<br />
180<br />
90<br />
0<br />
Windrichtung 0N270W [°]
110 8 ERGEBNISSE<br />
Temperatur [°C]<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Außentemperatur<br />
Raumtemperatur<br />
Abluftvol.strom<br />
Messung 1<br />
Taglüftung<br />
300<br />
Messung 2<br />
Nachtlüftung<br />
0:00 4:00 8:00 12:00 16:00 20:00 0:00<br />
1.500<br />
1.200<br />
Bild 8.50: Außentemperatur und Sonnenstrahlung (global-horizontal) am 15. April 2003. (Die<br />
orange farbenen Rahmen kennzeichnen den Zeitbereich für die einzelnen Luftwechselmessungen.)<br />
Die Luftwechselmessungen werden für mehrere typische Betriebszustände durch-<br />
geführt, die im Folgenden beschrieben werden. Dabei wird davon ausgegangen,<br />
dass die zentrale Messwerterfassung einen korrekten Wert für den Abluftvolu-<br />
menstrom bereitstellt, s.a. Kapitel 8.2.2.4 Abs. Messwerte aus der zentralen Messda-<br />
tenerfassung.<br />
Mechanische Taglüftung<br />
Der Luftwechsel bei mechanischer Taglüftung wird bei geschlossenen Fenstern<br />
gemessen, Bild 8.51. Die Luft strömt dann ausschließlich über die Zuluftöffnun-<br />
gen nach. Der durch den Abluftventilator geförderte Volumenstrom entspricht<br />
einem mittleren Luftwechsel von 0,8 h −1 . Der Luftwechsel nimmt mit der Entfer-<br />
nung des Kontrollvolumens zum Ventilator ab. Der Gesamtluftwechsel kann mit<br />
den Einzelluftwechseln abgeschätzt werden: 1 h −1 .<br />
Der mechanische Luftwechsel wird also von einem freien Luftwechsel mit 0,2 h −1<br />
überlagert. Wird die Überlagerung von mechanischer und freier Nachtlüftung<br />
vereinfachend als Addition der beiden Lüftungsanteile angenommen, liegt der<br />
Mindest-Luftwechsel bei geschlossenen Fenstern und geöffneten Zuluftöffnun-<br />
900<br />
600<br />
0<br />
Volumenstrom [m³/h]
8.2 Lüftungskonzept 111<br />
gen demnach bei 0,2 h −1 , s.a. [4] (Seite 28 ff). Dieses Ergebnis deckt sich mit einer<br />
vergleichbaren Messung im Juli 2002 mit einem Mindestluftwechsel von 0,15 h −1<br />
(+/- 0,09), [4] (Seite 43).<br />
Zum Vergleich: Die Luftdichtigkeitsprüfung ergab einen nL50-Wert von 0,7 h −1 .<br />
Strenggenommen darf der Betriebsfall (geöffnete Zuluftöffnungen) nicht mit der<br />
Luftdichtigkeitsprüfung (geschlossene Zuluftöffnungen) gleichgesetzt werden,<br />
weil der hydraulische Widerstand sich unterscheidet. Zur Abschätzung kann aber<br />
für beide Betriebsfälle die Abhängigkeit V ≈ ∆p 2/3 für Fugenlüftung verwendet<br />
werden. Damit ergibt sich rechnerisch ein Differenzdruck zwischen innen und<br />
außen von 7,6 Pa.<br />
p2<br />
0,85 h -1<br />
p4<br />
0,99 h -1<br />
ΔT = 0,5 °C<br />
p3<br />
1,07 h -1<br />
p1<br />
1,08 h -1<br />
1.020 m³/h<br />
3 m/s<br />
Bild 8.51: Mechanische Taglüftung: Messung am 15. April 2003 zwischen 16:00 und 17:20 Uhr.<br />
Hybride Taglüftung<br />
Die hybride Taglüftung (Überlagerung von freier und mechanischer Lüftung)<br />
wird zunächst für den Fall „alle Fenster geöffnet“ gemessen. Hier tritt - auch we-<br />
gen des auffrischenden Windes - eine intensive Querlüftung ein mit einem Luft-<br />
wechsel über 12 h −1 , Bild 8.52. Wird jedes zweite Fenster geschlossen, steigen die<br />
hydraulischen Widerstände entsprechend an, Bild 8.53. Bei vergleichbaren Rand-<br />
bedingungen sinkt der Luftwechsel im Fall „jedes zweite Fenster geöffnet“ auf<br />
ca. 3,6 h −1 . Hier liegt der Luftwechsel in Nähe des Abluftventilators niedriger als<br />
in den anderen Kontrollvolumen. Das kann mit einer intensiven Querströmung
112 8 ERGEBNISSE<br />
erklärt werden. (Die Strömungspfade sind - entsprechend der Volumenstrombi-<br />
lanz - qualitativ in dieser Skizze eingezeichnet.)<br />
p2<br />
15,1 h -1<br />
p4<br />
11,4 h -1<br />
ΔT = 2,3 °C<br />
p3<br />
13,2 h -1<br />
p1<br />
12,0 h -1<br />
800 m³/h<br />
4 m/s<br />
Bild 8.52: Hybride Taglüftung 1: Messung am 15. April 2003 zwischen 18:45 Uhr und 19:00 Uhr.<br />
p2<br />
3,6 h -1<br />
p4<br />
3,9 h -1<br />
ΔT = 3,8 °C<br />
p3<br />
3,7 h -1<br />
p1<br />
3,0 h -1<br />
800 m³/h<br />
4 m/s<br />
Bild 8.53: Hybride Taglüftung 2: Messung am 15. April 2003 zwischen 19:20 Uhr und 19:45 Uhr.<br />
Freie Taglüftung<br />
Der freie Luftwechsel kann zwar einfach gemessen werden. Die Interpretation<br />
bzw. Auswertung der Messungen ist aber schwierig, weil die Strömungspfade<br />
nicht bekannt sind und nur grob geschätzt werden können. Der freie Luftwech-
8.2 Lüftungskonzept 113<br />
sel wird für den Fall „jedes zweite Fenster geöffnet“ bestimmt. Gemäß Bild 8.54<br />
liegt der freie Luftwechsel bei mittleren Windgeschwindigkeiten zwischen 1 und<br />
2 h −1 .<br />
p2<br />
0,8 h -1<br />
p4<br />
1,4 h -1<br />
ΔT = 3,8 °C<br />
p3<br />
1,2 h -1<br />
p1<br />
1,8 h -1<br />
0 m³/h<br />
4 m/s<br />
Bild 8.54: Freie Taglüftung: Messung am 15. April 2003 zwischen 19:45 Uhr und 20:20 Uhr.<br />
Nachtlüftung<br />
Während der Nachtlüftung soll entsprechend der Planung ein Luftwechsel von<br />
1,5 h −1 erreicht werden. Der Abluftventilator fördert allerdings - gemäß Messung<br />
- lediglich 1.280 m 3 /h, was einem mittleren Luftwechsel von 0,85 h −1 entspricht.<br />
Der gemessene Abluftvolumenstrom wird durch die Luftwechselmessungen be-<br />
stätigt.
114 8 ERGEBNISSE<br />
p2<br />
0,9 h -1<br />
p4<br />
0,8 h -1<br />
ΔT = 8,0 °C<br />
p3<br />
1,0 h -1<br />
p1<br />
0,8h -1<br />
1.280 m³/h<br />
2 m/s<br />
Bild 8.55: Nachtlüftung: Messung am 15. April 2003 zwischen 22:20 Uhr und 23:30 Uhr.<br />
Zusammenfassung<br />
Das Zusammenspiel von freier und mechanischer Lüftung sowie das Verhältnis<br />
zwischen einseitiger Fensterlüftung und Querlüftung wird neben den treibenden<br />
Kräften selbst stark von der Verteilung der hydraulischen Widerstände bestimmt,<br />
s.a. [4] (Seite 28 ff). In einem ersten Vergleich<br />
• von Bild 8.53 und Bild 8.54 kann der Einfluss des Abluftventilators,<br />
• von Bild 8.51 und Bild 8.55 der Einfluss des Windes sowie der Temperatur-<br />
differenz zwischen innen und außen und<br />
• zwischen Bild 8.51, Bild 8.52 und Bild 8.53 der Einfluss der Fenster<br />
auf den Luftwechsel bewertet werden:<br />
1. Der durch den Abluftventilator induzierte Luftwechsel ist nicht in allen<br />
Raumzonen (virtuelle Kontrollvolumina) gleich, sondern örtlich unterschied-<br />
lich. Im Bereich des Abluftventilators ist der Luftwechsel höher.<br />
2. Bei geschlossenen Fenstern wird der Luftwechsel erwartungsgemäß durch<br />
den Abluftvolumenstrom dominiert.
8.2 Lüftungskonzept 115<br />
3. Nahezu unabhängig von der Temperaturdifferenz zwischen innen und au-<br />
ßen stellt sich ein Luftwechsel von 0,1 bis 0,2 h-1 bei geschlossenen Fenstern<br />
ein. Da das Gebäude sehr luftdicht ist, ist auch der Windeinfluss gering<br />
(nicht gemessen, sondern plausible Annahme).<br />
4. Der freie Luftwechsel wird stark durch den Winddruck beeinflusst: Wäh-<br />
rend der Nachtlüftung ist die Temperaturdifferenz zwischen innen und au-<br />
ßen deutlich höher als im vergleichbaren Tagfall, der Wind aber schwächer.<br />
Der sich einstellende Luftwechsel liegt nachts aber - trotz eines kleinen ge-<br />
öffneten Fensters - unter dem Luftwechsel am Tag bei geschlossenen Fens-<br />
tern.<br />
5. Den größten Einfluss auf den Luftwechsel hat - (fast) unabhängig von den<br />
genannten Randbedingungen - die Fensteröffnung. Offensichtlich stellt sich<br />
bereits bei geringen treibenden Druckdifferenzen eine intensive Querlüf-<br />
tung ein.<br />
6. Die einseitige Fensterlüftung spielt eine untergeordnete Rolle.<br />
Bild 8.56 skizziert die zentralen Ergebnisse der Messungen für die hybride Lüf-<br />
tung - unter Berücksichtigung dieser Abhängigkeiten - für einen typischen Lüf-<br />
tungsfall qualitativ und unter Berücksichtigung der vereinfachenden Annahmen.<br />
75 m³/h<br />
400<br />
m³/h<br />
300<br />
m³/h<br />
300 m³/h<br />
ΔT = 4,0 °C<br />
200 m³/h<br />
200 m³/h<br />
200<br />
m³/h<br />
1.000 m³/h<br />
200<br />
m³/h<br />
200<br />
m³/h<br />
Bild 8.56: Typische Luftvolumenströme bei der hybriden Lüftung.<br />
2 m/s
116 8 ERGEBNISSE<br />
Strömungsvisualisierung<br />
Die Tracergas-Messungen liefern einen Wert für den Luftwechsel. Neben der Kennt-<br />
nis des Luftwechsels [h −1 ] ist es aber auch wichtig, die Strömungspfade bzw. die<br />
Ausbreitung der Luft zu bestimmen. Während der Luftwechselmessungen im Ju-<br />
li 2002 wurde daher die Luftströmung für die Nachtlüftung visualisiert. Bild 8.57<br />
gibt einen Eindruck vom Messaufbau: Auf der Terrasse vor dem Gebäude wird<br />
Nebel erzeugt und über ein flexibles Rohr bis vor ein Fenster des Süd-Büros im<br />
2.OG geführt. Das Bild zeigt, dass die Luft frei - also nicht erzwungen - von außen<br />
durch die Spaltöffnungen nach innen strömen kann.<br />
Hinweis: Für die Versuchsauswertung ist wichtig, dass der Nebel die Stoffwer-<br />
te der Luft (insbesondere die Dichte) nicht verändert. Darüber hinaus darf der<br />
Versuchsaufbau die Strömung selbst nicht stören bzw. verändern.<br />
Bild 8.57: Strömungsvisualisierung mit Hilfe von Rauchgas: Versuchsdurchführung im Juli 2002.<br />
Bild 8.58 zeigt, wie die Luft in das Großraumbüro einströmt und unmittelbar<br />
nach Eintritt absinkt (links). Es bildet sich ein Kaltluftsee aus: Die kühle Luft<br />
strömt in einer Schicht mit einer Dicke von ca. 0,8 m (rechts) langsam zum Ab-<br />
luftventilator. Erwartungsgemäß stellt sich die Strömung also in Abhängigkeit<br />
der thermischen Kräfte (große Temperaturdifferenz) und nicht der Trägheitskräf-<br />
te (kleine Strömungsgeschwindigkeit) ein: Große Archimedes-Zahl = Trägheits-<br />
kraft / Schwerkraft.
8.2 Lüftungskonzept 117<br />
Bild 8.58: Strömungsvisualisierung mit Hilfe von Rauchgas.<br />
8.2.2.7 Raumtemperaturen in den Büros<br />
Die Büro-(luft-)temperaturen werden (1) im zeitlichen Verlauf und in Abhängig-<br />
keit von der Außentemperatur, (2) als Dauerlinie und (3) separat für die Sommer-<br />
periode ausgewertet. Grundsätzlich wird die mit dem Modell aus Kapitel 8.2.2.5<br />
modellierte Raumlufttemperatur in der Auswertung verwendet. Zu Vergleichs-<br />
zwecken wird aber auch explizit auf die GLT-Raumtemperatur verwiesen.<br />
Raumluft- und Außentemperatur<br />
Bild 8.59 zeigt den Verlauf der Raumluft- und der Außentemperatur für ein Jahr.<br />
Während die Raumtemperatur im Winter-Halbjahr sich nahezu unabhängig von<br />
der Außentemperatur zwischen 22 und 23 ◦ C bewegt, ist im Sommer eine Ab-<br />
hängigkeit zu erkennen: Mit steigender Außentemperatur steigt auch die Raum-<br />
lufttemperatur. Sinkt die Außentemperatur wieder, sinkt auch die Raumlufttem-<br />
peratur. Das ist ein typisches Verhalten für nicht aktiv klimatisierte Räume. Of-<br />
fensichtlich ist das Gebäude (sehr) thermisch schwer, denn die Schwankung der<br />
Außentemperatur wirkt im Gebäude nur stark gedämpft.
118 8 ERGEBNISSE<br />
Temperatur [°C]<br />
35<br />
25<br />
15<br />
5<br />
-5<br />
-15<br />
Außentemperatur Lufttemperatur<br />
0 1.460 2.920 4.380 5.840 7.300 8.760<br />
Stunde des Jahres [15.03.2002 - 14.03.2003]<br />
Bild 8.59: Zeitlicher Verlauf von Raumluft- und Außentemperatur für das ganze Jahr.<br />
Bild 8.60 zeigt - als Ausschnitt aus dem Jahresgang - beispielhaft den Tempera-<br />
turverlauf am 29. Juli 2002.<br />
Temperatur [°C]<br />
36<br />
32<br />
28<br />
24<br />
20<br />
16<br />
12<br />
Außentemperatur<br />
Raumlufttemperatur<br />
Betriebszeit<br />
0:00 4:00 8:00 12:00 16:00 20:00 0:00<br />
Bild 8.60: Zeitlicher Verlauf von Raumluft- und Außentemperatur für Montag, 29. Juli 2002.<br />
Bild 8.61 zeigt die Abhängigkeit der Lufttemperatur in den Büros von der Au-<br />
ßentemperatur. Zur Orientierung ist die Gerade gleicher Temperaturen (Winkel-<br />
halbierende) eingezeichnet. Die Streuung der Lufttemperaturen ist - trotz der Si-<br />
tuation im Großraumbüro (Nutzerverhalten wird kompensiert) - verhältnismä-
8.2 Lüftungskonzept 119<br />
ßig groß: Die Lufttemperatur reagiert schnell auf kurzfristige Änderungen der<br />
Randbedingungen (im Sommer: Fensteröffnung oder Sonnenschutz, vgl. Beispiel<br />
in Bild 8.60), so dass sich bei gleicher Außentemperatur unterschiedliche Raum-<br />
lufttemperaturen einstellen können.<br />
Raumlufttemperatur [°C]<br />
28<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
-15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Außentemperatur [°C]<br />
Bild 8.61: Sortierte Werte der Lufttemperatur über der Außentemperatur für die Nutzungszeit mit<br />
dem Behaglichkeitsfeld nach DIN 1946.<br />
Die Komfortbedingungen nach dem Behaglichkeitsfeld der DIN 1946 werden<br />
(fast) immer eingehalten. Die sortierten Werte nach Bild 8.61 geben zwar einen<br />
guten Überblick über das Temperaturverhalten, einen besseren Vergleich liefen<br />
aber Regressionsgeraden. Als Gleichung wird hier<br />
und<br />
TBuero = TBasis<br />
TBuero = TBasis + S · (TUmgebung − TGrenze)<br />
verwendet. Mit diesen Funktionen wird das Temperaturverhalten unterschiedli-<br />
cher Gebäude für den realen Betrieb vergleichbar, unabhängig von der eingesetz-<br />
ten Haustechnik. Die Parameter TGrenze, TBasis und S werden mit gnuplot nach der<br />
Methode „Minimierung des Fehlerquadrates“ identifiziert.
120 8 ERGEBNISSE<br />
Tabelle 8.9: Parameter zur Beschreibung der Abhängigkeit der Raumtemperatur (GLT-Messwerte<br />
und Lufttemperatur gemäß Modell aus Kapitel 5.3) von der Außentemperatur.<br />
TGrenze [ ◦ C] TBasis [ ◦ C] S [KRT /KAT ]<br />
Raumtemperatur (GLT) 5,1 21,5 0,1<br />
Lufttemperatur (Modell) 5,3 21,9 0,12<br />
Raum- und Lufttemperatur sind zu einer Grenztemperatur von 5,1 bzw. 5,3 ◦ C<br />
weitgehend unabhängig von der Außentemperatur. Die mittlere Raumtempera-<br />
tur liegt bis zu dieser Grenztemperatur bei 21,9 ◦ C und die mittlere Lufttempe-<br />
ratur bei 21,5 ◦ C. Über dieser Grenztemperatur steigt die Raumtemperatur mit<br />
0,1 KRT /KAT , die Lufttemperatur mit 0,12 KRT /KAT bei einem Anstieg der Au-<br />
ßentemperatur um 1 K.<br />
Das Gebäude reagiert thermisch sehr träge. Die Grenztemperatur ist daher nur<br />
schwer zu bestimmen, weil der Übergang vom Heiz- zum Passivbetrieb fließend<br />
ist. Auffällig ist die schwache Abhängigkeit der Raum- von der Außentempera-<br />
tur: Typische Werte in vergleichbaren Gebäuden liegen in der Größenordnung 0,2<br />
bis 0,3 KRT /KAT , Quelle:<br />
www.solarbau.de/monitor/analyse/index_0.htm (Passive Kühlung).<br />
Dauerlinie der Lufttemperatur im Büro<br />
Bild 8.62 zeigt die Dauerlinie für die Raumtemperatur (GLT) und die Lufttempe-<br />
ratur (Modell) im Großraumbüro während der Betriebszeit. Zum Vergleich ist die<br />
Dauerlinie für die Außentemperatur für den oberen Temperaturbereich einge-<br />
zeichnet. (Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass die Mess-<br />
werte für die Außentemperatur im Sommerfall offensichtlich zu hoch sind.)
8.2 Lüftungskonzept 121<br />
Temperatur [°C]<br />
28<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
AT max = 35,7 °C<br />
RT max = 26,4 °C<br />
LT max = 26,7 °C<br />
Außentemperatur<br />
Raumtemperatur<br />
Lufttemperatur<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Betriebszeit [% von 2.540 h]<br />
Bild 8.62: Dauerlinie für die Nutzungszeit, vgl. Bild 8.33<br />
Tabelle 8.9 stellt in Auswertung der Dauerlinie die Überschreitungshäufigkeit (in<br />
[h] und [%]) für 25 ◦ C und die Überhitzungsstunden [Kh] zusammen. Auch wenn<br />
die gemessenen Außentemperaturen nicht mit den in der Planung verwendeten<br />
Außentemperaturen verglichen werden können (Testreferenzjahr vs. fehlerhafte<br />
Messung), kann festgestellt werden, dass die Planwerte gemäß Bild 8.33 im realen<br />
Gebäudebetrieb eingehalten werden.<br />
Tabelle 8.10: Überhitzungsstunden und Häufigkeit (bezogen auf 2.540 Betriebsstunden).<br />
Häufigkeit > 25 ◦ C Überhitzungsstunden<br />
(25 ◦ C)<br />
Umgebung 188 h 7,40% 555 Kh<br />
Raumtemperatur (GLT) 70 h 2,70% 29 Kh<br />
Lufttemperatur (Modell) 96 h 3,80% 54 Kh<br />
Häufigkeit > 26 ◦ C<br />
Raumtemperaturen (Planung) 100 h 4,00% -<br />
Sommerliches Temperaturverhalten Für die Sommermonate Juni bis August<br />
2002 wird das Temperaturverhalten bewertet. Bild 8.63 zeigt den Temperatur-<br />
verlauf im Bewertungszeitraum. Fehlende Messdaten wurden jeweils so ersetzt,<br />
dass der Wert zur Uhrzeit des Vortages verwendet wird. Damit wird eine mög-<br />
lichst gute Abbildung der Temperaturdynamik erreicht. (Grafisch: Zeitachse läuft
122 8 ERGEBNISSE<br />
rückwärts, z.B. am 3. August.)<br />
Lufttemperatur [°C]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
außen<br />
innen<br />
1.6 8.6 15.6 22.6 29.6 6.7 13.7 20.7 27.7 3.8 10.8 17.8 24.8 31.8<br />
Bild 8.63: Temperaturverlauf im Bewertungszeitraum.<br />
Die Temperaturen werden für diesen Bewertungszeitraum zunächst für einen<br />
mittleren Tag ausgewertet. Dazu werden alle Temperaturen nach der Uhrzeit sor-<br />
tiert, Bild 8.64. In einem zweiten Schritt werden die Temperaturverläufe mit einer<br />
Regressionsfunktion ausgewertet.<br />
Temperatur [°C]<br />
28<br />
24<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
Außentemperatur<br />
Raumtemperatur<br />
Lufttemperatur<br />
0 4 8 12 16 20 24<br />
Bild 8.64: Über die Uhrzeit aufgetragene Lufttemperatur innen (Modell) und außen (Messung)<br />
sowie Raumtemperatur (GLT).
8.2 Lüftungskonzept 123<br />
Tabelle 8.11 zeigt die Parameter aus der Regressionsfunktion<br />
T (t) = T + sin[2π(t − t ∗ )/24] · ∆T<br />
für die Werte in Bild 8.64, wobei statt der Phasenverschiebung die anschaulichere<br />
Uhrzeit [Winterzeit] für das Tagesmaximum tabelliert wird:<br />
• Die Lufttemperatur liegt entsprechend der Korrekturfunktion gerade 0,68<br />
K unter der gemessenen Raumtemperatur.<br />
• Die Temperaturschwankung der Lufttemperatur ist 2,6 mal größer als die<br />
der Raumtemperatur.<br />
• Raum- und Lufttemperatur erreichen rund 1 Stunde nach der Außentem-<br />
peratur das Tagesmaximum.<br />
Tabelle 8.11: Auswertung für die Regressionsfunktion für den „Mittleren Tag“.<br />
Mittelwert [ ◦ C] Amplitude [K] Maximum [Uhrzeit]<br />
Umgebung 12,25 4,14 16:00<br />
Raumtemperatur 23,52 0,48 17:00<br />
Lufttemperatur 22,84 1,27 17:00<br />
In einer weiterführenden Auswertung kann diese Regressionsfunktion genutzt<br />
werden, um die thermisch aktivierbare Speicherkapazität des Raumes zu bestim-<br />
men. Im Folgenden wird die Speicherkapazität jedoch analytisch bestimmt.<br />
8.2.2.8 Energiebilanz für den Sommer Die Energiebilanz wird für die sola-<br />
ren und internen Wärmelasten (inkl. Personen), die Transmission (Wärmedurch-<br />
gang durch die Außenwand inkl. Fenster), die Lüftung getrennt nach Tag- und<br />
Nachtlüftung sowie unter Berücksichtigung der Wärmespeicherung in den Bau-<br />
teilen für einen Tag in der Einheit [kWh/d] erstellt:<br />
0 = Qsolar + Qintern + QT ransmission + QNachtlueftung + QT aglueftung + QSpeicher
124 8 ERGEBNISSE<br />
Die Energiebilanz wird modellbasiert berechnet. Die Bestimmung der einzelnen<br />
Terme der Energiebilanz wird in [4] (Seite 90 ff) ausführlich dargestellt. Dabei<br />
liegt ein Schwerpunkt auf der Berechnung der Speicherkapazität der Bauteile,<br />
siehe [4] (Seite 73 ff). Die Energiebilanz wird für den Sommer 2002 erstellt:<br />
1. Juni 2002 - 31. August 2002<br />
Der mit „Nachtlüftung“ bezeichnete Wärmestrom ist der Lüftungswärmestrom<br />
zwischen 20:00 und 06:00 Uhr. Der Lüftungswärmestrom zur übrigen Zeit ist mit<br />
„Taglüftung“ bezeichnet. Soweit möglich wurden die Farben in den Grafiken ein-<br />
heitlich verwendet. Dabei stehen kalte Farbtöne für Wärmeverluste, warme Farb-<br />
töne für Wärmegewinne.<br />
Wärmeströme<br />
In einem ersten Schritt wird die Energiebilanz in Stundenschritten berechnet. Die-<br />
se Werte können dann zu Tageswerten zusammengefasst oder über der Uhrzeit<br />
als „Mittlerer Tag“ dargestellt werden.<br />
Bild 8.65 zeigt die einzelnen Tagesbilanzen für die gesamte Sommerperiode. Tag-<br />
lüftung und Wärmedurchgang sind in der Regel ein Wärmeverlust (wie die Nacht-<br />
lüftung), können an einzelnen, sehr warmen Tagen aber ein zusätzlicher Wärme-<br />
gewinn (wie die solaren und internen Wärmegewinne) sein.<br />
Werden die Ergebnisse aus der Stundenbilanz als Stundenmittelwerte für die ein-<br />
zelnen Tage über der Uhrzeit aufgetragen, ergibt sich die Grafik „Mittlerer Tag“,<br />
Bild 8.66. Hier wird deutlich, wie die Nachtlüftung die thermische Speicherfähig-<br />
keit des Raumes nutzt, vgl. Abb. 8.34:<br />
• Im Laufe des Tages werden die Wärmegewinne in den Bauteilen gespei-<br />
chert.<br />
• Diese Wärme wird dem Speicher durch die Nachtlüftung entzogen.<br />
Damit ist der Wärmespeicher am Tag eine Wärmesenke (negativer Wärmestrom),<br />
in der Nacht eine Wärmequelle (positiver Wärmestrom) für den Raum, gleicht
8.2 Lüftungskonzept 125<br />
die Energiebilanz aus und gewährleistet damit ein ausgeglichenes Temperaturni-<br />
veau während der Arbeitszeit, vgl. Kapitel 8.2.2.7 Abs. Sommerliches Tempera-<br />
turverhalten.<br />
Wärmemenge [kWh/d]<br />
Wärmestrom [kWh/h]<br />
250<br />
125<br />
0<br />
-125<br />
-250<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
-10<br />
1.6 15.6 29.6 13.7 27.7 10.8 24.8<br />
W'durchgang Tag'lftg. Nacht'lftg. Geräte + Personen Sonne<br />
Bild 8.65: Energiebilanz für den Sommer 2002.<br />
Sonne Lüftung Geräte + Personen W'durchgang W'speicher<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />
Bild 8.66: Mittlerer Tag: Wärmeströme für den Sommer 2002. (Die hohen Wärmegewinne durch<br />
Geräte in den Morgenstunden treten auf, wenn das Gebäude gereinigt wird.)
126 8 ERGEBNISSE<br />
Energiebilanz<br />
Bild 8.67 zeigt die Energiebilanz für die Sommerperiode Juni bis August. Wär-<br />
megewinne sind in warmen, Wärmeverluste in kalten Farbtönen gedruckt. Die<br />
Wärmespeicherung (ausgeglichene Bilanz) wird in Grautönen gedruckt. Dabei<br />
wird besonders gut deutlich, dass ein Schwerpunkt im Gebäudekonzept auf der<br />
Minimierung der Wärmegewinne liegt: Die internen und solaren Wärmelasten<br />
liegen im Tagesmittel während der Sommerperiode bei nur 66 Wh/m 2 /d (100<br />
kWh/d bezogen auf ca. 1.500 m 2 ).<br />
-18<br />
-80<br />
-69<br />
49<br />
69<br />
50<br />
Q_Sonne<br />
Q_G+P<br />
Q_Speicher +<br />
Q_Speicher -<br />
Q_Tag'lftg.<br />
Q_Nacht'lftg.<br />
Bild 8.67: Energiebilanz für das Süd-Büro im 2. OG (Sommerperiode: Juni - August). Tagesmittelwerte<br />
der Wärmeströme, alle Werte in kWh.<br />
QSonne<br />
QG+P<br />
= AAF ·g·fkorr, lt. [4] (Seite 95 ff)<br />
= interne Wärmelasten, lt. Anhang (Seite 98)<br />
QSpeicher = Wärmestrom über die Raumumschließungsflächen, lt. [4] (Seite 74 ff)<br />
QT ag ′ lftg<br />
= Lüftungswärmestrom von 7:00 - 19:00 Uhr.<br />
QNacht ′ lftg = Lüftungswärmestrom von 19:00 - 7:00 Uhr.<br />
Effektivität der Nachtlüftung<br />
Im Kapitel 8.2.2.7 Abs. Sommerliches Temperaturverhalten wird das sommerliche<br />
Temperaturverhalten bewertet. Das Temperaturverhalten stellt sich in Abhängig-<br />
keit der Energiebilanz für den Raum ein. Im Kapitel 8.2.2.8 Abs. Wärmeströme<br />
und Energiebilanz wird daher die Energiebilanz auf Basis von Messwerten er-
8.2 Lüftungskonzept 127<br />
stellt. Daraus kann schließlich die thermische Wirkung der Nachtlüftung abge-<br />
leitet werden:<br />
• Die Effektivität der Nachtlüftung wird zunächst singulär bewertet: Welche<br />
Wärmemenge kann durch die Nachtlüftung im Laufe einer Nacht abgeführt<br />
werden?<br />
• In einem zweiten Schritt kann die Nachtlüftung mit alternativen Techniken<br />
verglichen werden: Wie hoch ist die Arbeitszahl für die Nachtlüftung?<br />
Durch Nachtlüftung abgeführte thermische Energie<br />
Bild 8.68 stellt die durch Nachtlüftung abgeführte thermische Energie [kWh/d]<br />
dem Tagesmittel der Außentemperatur gegenüber. Die abgeführte thermische<br />
Leistung wird nach Q pkt = V pkt · r · c ·∆ T berechnet. Damit ist die abgeführte<br />
Wärmemenge von ∆T und V pkt abhängig:<br />
• Erwartungsgemäß sinkt der Effekt der Nachtlüftung mit steigender Außen-<br />
temperatur, weil dann die wirksame Temperaturdifferenz ∆T zwischen in-<br />
nen und außen entsprechend Bild 8.61 (mit Auswertung) bei hohen Außen-<br />
temperaturen geringer ist. Darin ist nicht berücksichtigt, dass eine höhere<br />
Temperaturdifferenz zusätzlich den Luftwechsel (hier: V pkt ) erhöht.<br />
• Je mehr Fenster geöffnet sind, desto mehr thermische Energie kann abge-<br />
führt werden, weil der Luftwechsel (hier: V pkt ) gemäß Bild 8.51, Bild 8.52<br />
und Bild 8.53 entsprechend ansteigt.<br />
• Je mehr Fenster geöffnet sind, desto größer ist die Streuung der Messwer-<br />
te. Die Streuung wird mit dem Anteil der freien Lüftung am Gesamtluft-<br />
wechsel größer. Der mechanisch geförderte Abluftvolumenstrom ist zwar<br />
konstant, die freie Lüftung stellt sich aber in Abhängigkeit von der Au-<br />
ßentemperatur und von Windgeschwindigkeit und -richtung ein. Da diese<br />
Randbedingungen variieren, variiert auch der Luftwechsel und damit die<br />
abgeführte thermische Energie.
128 8 ERGEBNISSE<br />
Nachtlüftung [kWh/d]<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
-150<br />
-200<br />
-250<br />
12 14 16 18 20 22 24 26 28<br />
Außentemperatur (Tagesmittel) [°C]<br />
AF = 0 %<br />
AF = 50 %<br />
AF = 100 %<br />
Bild 8.68: Durch Nachtlüftung abgeführte thermische Energie. (Sommerperiode: Juni - August).<br />
AF bezeichnet die Öffnung der Außenfenster, zusätzlich zu den Zuluftöffnungen.<br />
Betrieb der Abluftanlage in der Nacht<br />
Der Abluftventilator wurde im Sommer - wie geplant - während der Nachtlüf-<br />
tung mit voller Leistung betrieben, allerdings wurden zwei Bypässe nicht ge-<br />
nutzt:<br />
Bypass am Volumenstromregler. Die Lüftungsanlage wurde mit einem Bypass aus-<br />
gestattet, um im Nachtlüftungsbetrieb den - dann nicht erforderlichen - Volumen-<br />
stromregler umgehen zu können. Damit soll der Druckverlust reduziert werden,<br />
s.a. [1]. Dieser Bypass wurde zwar von der Steuerung angesprochen (s.a. Mess-<br />
daten - Stellsignal), aber nicht geschaltet. Infolge des höheren hydraulischen Wi-<br />
derstandes<br />
• nimmt der geförderte Volumenstrom ab: Der gemessene Nachtluftwechsel<br />
beträgt knapp 0,9 h −1 statt 1,6 h −1 (geplant).<br />
• steigt der Druckverlust und damit verbunden der elektrische Energieauf-<br />
wand für die Förderung des Luftvolumenstroms.<br />
Bypass an der Wärmepumpe. Die Abluft-Wärmepumpe soll planmäßig nur im Win-
8.2 Lüftungskonzept 129<br />
ter betrieben werden. Im Sommer 2002 war der Bypass an der Wärmepumpe aber<br />
teilweise geöffnet, teilweise geschlossen. Der Abluftventilator lief während der<br />
Nachtlüftung im Sommer 2002 also bei einem verhältnismäßig hohen Differenz-<br />
druck (Bypass am Volumenstromregler) in zwei Betriebspunkten, vgl. [4] (Seite<br />
40 f). Entsprechend ist die elektrische Antriebsleistung unterschiedlich:<br />
• 0,16 W pro m 3 /h Luftvolumenstrom bei einem Abluftvolumenstrom von<br />
1.336 m 3 /h bzw. einem Luftwechsel von knapp 0,9 h −1 .<br />
• 0,18 W pro m 3 /h Luftvolumenstrom bei einem Abluftvolumenstrom von<br />
1.064 m 3 /h bzw. einem Luftwechsel von ca. 0,7 h −1 .<br />
Arbeitszahl der Nachtlüftung<br />
Wird die abgeführte thermische auf die dafür aufgewendete elektrische Leistung<br />
bezogen, kann die energetische Effizienz der Nachtlüftung in Form der Leis-<br />
tungszahl ɛ beschrieben werden. Dabei darf nur der mechanische Anteil am Ge-<br />
samtluftwechsel berücksichtigt werden:<br />
ɛ = [V pkt<br />
NL,mech · cLuft · rLuft · (TLuft,innen − TLuft,aussen)]/Pelt]<br />
(Im Sommer 2002 lief die Nachtlüftung bei geschlossenen Außenfenstern an 14<br />
Tagen.) Die Leistungszahl ist von der Temperaturdifferenz zwischen innen und<br />
außen abhängig. Diese Temperaturdifferenz ändert sich im Laufe der Nacht. Da-<br />
her wird die Arbeitszahl bzw. der „Coefficient of Performance“ COP für die ge-<br />
samte Zeit der Nachtlüftung (20:00 - 06:00 Uhr) berechnet:<br />
COP = abgeführte thermische Energie / aufgebrachte elektrische Energie<br />
Bild 8.69 zeigt den COP in Abhängigkeit von der Tagestiefsttemperatur. Die Tiefst-<br />
temperatur beschreibt dabei das thermische Potential für die Nachtlüftung in der<br />
entsprechenden Nacht: Je kälter die Nacht ist, desto effizienter ist die Nacht-<br />
lüftung. Die Arbeitszahl COP liegt zwischen 10 (warme Nacht) und 20 (kühle
130 8 ERGEBNISSE<br />
Nacht). Damit liegen die erzielten Werte an einzelnen Tagen zwar in der geplan-<br />
ten Größenordnung (Planungswert: 21,9 kWhth/kWhelt), in der gesamten Som-<br />
merperiode aber deutlich niedriger, vgl. [1].<br />
COP [kWh th / kWh elt]<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
10 12 14 16 18 20<br />
Außentemperatur (Minimum) [°C]<br />
Bild 8.69: Arbeitszahl „Coefficient of Performance“ für die Nachtlüftung an 14 Tagen (Nachtlüftung<br />
in Betrieb und Fenster geschlossen) im Sommer 2002.<br />
8.2.2.9 Ausblick und offene Fragen<br />
Grundsätzlich hat sich die vorgestellte Analysemethodik bewährt: Messdaten<br />
aus dem Langzeitmonitoring und aus Kurzzeitmessungen werden über Stan-<br />
dardgrafiken zu-nächst grafisch ausgewertet. In einem zweiten Schritt wird aus<br />
einer kompletten Energiebilanz der thermische Effekt der Nachtlüftung isoliert.<br />
Ausblick<br />
Diese Methodik sollte auf weitere Projekte angewendet werden, um aus dem<br />
Quervergleich Hinweise für einen verbesserten Planungsprozess und eine op-<br />
timierte Betriebsführung für Gebäude mit passiver Kühlung ableiten zu können.
8.2 Lüftungskonzept 131<br />
Offene Fragen<br />
• Im Rahmen der Auswertung der Messdaten tauchen einige Fragen auf, die<br />
noch nicht abschließend behandelt werden konnten:<br />
• Zwar liegt ein Ansatz für die modellbasierte Messdatenauswertung auf Ba-<br />
sis eines vereinfachten Parametermodells vor, s.a. [4] (Seite 117 ff). Eine<br />
Auswertung ist damit aber noch nicht gelungen. (Das kann zum Teil auf<br />
die schlechte Qualität der Messdaten aus dem Sommer 2002 zurückgeführt<br />
werden.) Hier kann evtl. eine thermische Gebäudesimulation herangezogen<br />
werden, um kritische Parameter identifizieren und einzelne Energieströme<br />
bestimmen zu können.<br />
• Die Luftwechselmessungen wurden dazu herangezogen, den Luftwechsel<br />
bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen zu bestimmen. Zwar konnte in<br />
einer ersten Querauswertung ein erstes, stark vereinfachtes Strömungsmo-<br />
dell aufgestellt werden, ein belastbares Modell für den „interzonalen Luft-<br />
wechsel“ im Großraumbüro kann damit aber noch nicht erstellt werden.<br />
Dazu ist eine thermische Gebäudesimulation mit einem Netz-Knoten- Mo-<br />
dell für den interzonalen Luftwechsel notwendig.<br />
• Die Beschreibung der Raumluftströmung ist wichtig, um die Aktivierung<br />
der Speichermassen (Wärmeübergang) mit ausreichender Genauigkeit vor-<br />
hersagen zu können. Durch die Luftwechselmessungen (und ergänzend<br />
durch die Strömungsvisualisierung) kann zwar der Luftwechsel im Raum<br />
und einzelne Strömungspfade bestimmt werden, die Raumluftströmung<br />
selbst konnte aber (noch) nicht beschrieben werden. Temperaturprofile und<br />
insb. Thermografieaufnahmen liefern zwar eine erste Abschätzung zur Raum-<br />
luftströmung am Tag innerhalb und außerhalb der Nutzungszeit sowie in<br />
der Nacht, verlässliche Strömungsbilder können aber nur durch CFD-Simu-<br />
lation bereitgestellt werden.
132 8 ERGEBNISSE<br />
8.3 Lichtkonzept von Christian Reise<br />
8.3.1 Einleitung<br />
Schon im vorherigen Kapitel 8.1.1 wird festgestellt, dass vor allem der Strom-<br />
verbrauch für Beleuchtung im vermessenen Betrieb sehr viel höhere Werte als<br />
in der Planung annimmt. Dies ist hauptsächlich auf zu optimistische Annahmen<br />
über die Betriebszeit zurückzuführen. Trotz installierter Lichtsteuerung bzw. -<br />
Regelung werden sehr hohe Betriebszeiten erreicht. Dies liegt an der eher gerin-<br />
gen Versorgung der Büroarbeitsplätze mit Tageslicht. Das ist einerseits mit ihrer<br />
Lage in der Mitte der Räume und zum anderen mit den relativ dunklen Um-<br />
schließungsflächen und Einrichtungsgegenständen zu erklären.<br />
Die ungünstigen Raum- und Oberflächeneigenschaften wurden bereits bei der<br />
Planung vorhergesehen und zum Teil berücksichtigt, für zahlreiche Oberflächen<br />
liegen die gemessenen Reflektionsgrade allerdings deutlich unter den Planungs-<br />
annahmen. Die vom Bauherrn gewünschte Raumgestaltung führt damit zu ei-<br />
nem ästhetisch ansprechenden Arbeitsumfeld, die energetischen Zielwerte aus<br />
der Gebäudeplanung werden allerdings zum Teil verfehlt.<br />
8.3.2 Tageslicht<br />
Der Fassadenentwurf folgte zunächst hauptsächlich den Anforderungen des som-<br />
merlichen Wärmeschutzes. Der Fensteranteil auf der Ost- und Westseite ist – zur<br />
Verringerung der thermischen Lasten durch direkte Einstrahlung der tiefstehen-<br />
den Sonne – kleiner als auf der Süd- und Nordseite.<br />
Für das Erdgeschoss ergibt sich eine positive Tageslichtsituation mit hohen Wer-<br />
ten des Tageslichtquotienten. Speziell das Atrium liegt bei sehr hohen Werten von<br />
über 10 %.<br />
Geht man von den offenen Grundrissen im Entwurf aus, zeigen die Grundflächen<br />
im 1. und 2. Obergeschoss im Fensterbereich eine nach DIN 5034 ausreichende<br />
Helligkeit. Auch die Bereiche hinter der Innenverglasung zum Atrium hin zeigen<br />
Werte des Tageslichtquotienten von 2,5 bis 5 %. Kritisch sind die Bereiche in der<br />
Raummitte zwischen Atrium und Außenfassade, in denen sich die Arbeitsplät-
8.3 Lichtkonzept 133<br />
ze befinden (Abbildung 8.70). Hier besteht das Problem, dass trotz der Belich-<br />
tung über Aussenfassade und Atrium nicht die erwartete Menge an Tageslicht<br />
für die innenliegenden Büroflächen zur Verfügung gestellt werden kann. Diese<br />
Schwierigkeit wurde schon in der Planungsphase erkannt, zur Verbesserung der<br />
Situation wurde im Bereich der Arbeitsplätze eine umlaufender weißer Decken-<br />
streifen abgehängt, der den Mittelbereich der Bürogeschosse aufhellen soll und<br />
gleichzeitig raumakustische Funktionen wahrnimmt.<br />
In den folgenden Abschnitten wird die Tageslichtversorgung der Bürozonen im<br />
1. und 2. OG im realisierten Zustand untersucht.<br />
Raumsituation und Oberflächen<br />
Abbildung 8.70 zeigt die Lage der Büroarbeitsplätze in Bezug zu Aussen- und<br />
Innenfassade. Die dort gezeigte dichte Möblierung ist noch nicht in allen Gebäu-<br />
deteilen realisiert, sie stellt vielmehr ein Muster für die Maximalbelegung des<br />
Gebäudes dar.<br />
Eine zur Zeit des Berichts typische Bürosituation zeigt Abbildung 8.71. Man er-<br />
kennt die nahezu flächendeckende Belegung aller massiven Wände (die Aussen-<br />
wände und die Betonscheiben in der Bürozone) mit farbig bespannten Wandpa-<br />
neelen sowie den Bereich der abgehängten weissen Decke über der Bürozone.<br />
Der Boden, die meisten Wandflächen und ein Teil der Decke sind (im Vergleich<br />
zu anderen Büroumgebungen) untypisch dunkel, d. h. sie weisen vergleichsweise<br />
geringe Reflektionsgrade auf.<br />
Tabelle 8.12 vergleicht die Werte des Reflektionsgrads, die normalerweise bei der<br />
Lichtplanung angenommen werden, mit den Werten aus der speziellen Planung<br />
für das untersuchte Gebäude und mit den (noch niedrigeren) Werten, die am<br />
ausgeführten Objekt gemessen wurden. Vor allem beim Boden (Standardannah-<br />
me 0,30, gemessen 0,08) und bei den Wänden (0,50 zu 0,20) wird die eher dunkle<br />
Ausführung der Oberflächen deutlich. Für die Beurteilung des Reflektionsgrads<br />
der Wände wurden insgesamt 20 der Stoffpaneele vermessen, Abbildung 8.72<br />
zeigt eine Auswahl der Messwerte.
134 8 ERGEBNISSE<br />
Bild 8.70: Lage der Bürozone im Grundriss. Die Verkehrsflächen sind entlang der Aussenfassade<br />
und der Verglasung zum Atrium angeordnet. Die Arbeitsplätze befinden sich ausschliesslich<br />
im Innenbereich (hier gelb hinterlegt).
8.3 Lichtkonzept 135<br />
Bild 8.71: Beispiel für eine typische Bürozone. Die Verkehrsflächen sind entlang der Aussenfassade<br />
(rechts) und der Verglasung zum Atrium (links hinten sichtbar) angeordnet. Die Arbeitsplätze<br />
befinden sich ausschliesslich im Innenbereich unter der abgehängten weissen<br />
Akustikdecke.<br />
Tabelle 8.12: Werte des Reflektionsgrads für verschiedene Oberflächen des Pollmeier-Gebäudes.<br />
Angegeben sind die typischen Annahmen bei Auslegungen ohne weiteres Vorwissen,<br />
die bei der Planung verwendeten Werte (vgl. Bericht zu Phase I) und die am<br />
realisierten Objekt gemessenen Reflektionsgrade.<br />
Oberfläche Norm-Ann. Planung Messung<br />
Boden 0,30 0,30 0,08<br />
Wand 0,50 0,40 0,40<br />
Stoffpaneele – 0,40 0,20<br />
Decke 0,70 0,40 0,43<br />
Akustikdecke – 0,70 0,85<br />
Möbel – – 0,02
136 8 ERGEBNISSE<br />
0,12 0,24<br />
0,21 0,49<br />
0,13<br />
0,10<br />
0,11<br />
0,27<br />
0,18 0,10<br />
0,08 0,25<br />
Bild 8.72: Beispiele für gemessene Reflektionsgrade der stoffbespannten Wandpaneele.<br />
Die Möblierung der Bürozone besteht aus zwei sich stets wiederholenden Ele-<br />
menten. Nahezu alle Arbeitsplätze sind an grossen quadratischen Arbeitstischen<br />
angordnet, an deren Ecken bis zu vier Computerarbeitsplätze angeordnet sind.<br />
Die Arbeitstische sind in grauer Farbe (r = 0,20) ausgeführt, die Unterschränke<br />
und die Bürostühle sind schwarz. Das zweite Element bilden die einheitlichen
8.3 Lichtkonzept 137<br />
schwarzen Aktenschränke (L×B×H: 1,20 m × 0,40 m × 1,35 m), die oft in Grup-<br />
pen oder Reihen angeordnet sind und einzelne Arbeitsbereiche voneinander ab-<br />
trennen.<br />
Messung von Tageslichtquotienten<br />
Eine einfache Masszahl zur Beurteilung der Tageslichtversorgung eines Raums<br />
ist der Tageslichtquotient (TQ), das Verhältnis der innen beobachteten Beleuch-<br />
tungsstärke auf eine horizontale Fläche zu der gleichzeitig im Freien beobach-<br />
teten horizontalen Beleuchtungsstärke. Die Verhältnisbildung ist nur bei einem<br />
gleichförmig bedeckten Himmel zulässig, beschreibt also den „optischen Wir-<br />
kungsgrad“ eines Raums bzw. Gebäudes für den Anteil der diffusen (ungerich-<br />
teten) Einstrahlung. Typische Werte liegen zwischen 1 und 5 %.<br />
Die Bedingung des gleichförmig diffusen Himmels erleichtert die rechnereische<br />
Bestimmung des TQ mit Simulationsprogrammen, erschwert aber gleichzeitig<br />
die Messung von TQ-Werten an realisierten Objekten. Bei keinem von drei ver-<br />
schiedenen Besuchsterminen am Gebäude waren akzeptable Bewölkungsbedin-<br />
gungen vorhanden.<br />
Um dennoch brauchbare Messwerte des TQ zu erhalten, wurde beim dritten<br />
Besuchstermin eine stationäre Beleuchtungsstärke-Messung aufgebaut und ge-<br />
startet, die dann für drei Wochen im April 2003 in Betrieb ging. In einem we-<br />
nig genutzten Raum auf der Westseite des 1. OG wurden 8 Beleuchtungsstärke-<br />
Sensoren montiert, deren Werte alle 5 Minuten von einem kleinen Datenlogger<br />
erfasst wurden. Die Abbildungen 8.73 und 8.74 zeigen die Lage und Montage<br />
der Sensoren. Für die zeitgleich benötigten Werte der Aussenbeleuchtungsstärke<br />
wurde die vorhandene und in Kapitel 7 beschriebene Gebäude-Datenerfassung<br />
herangezogen.<br />
Auf den zusammengeführten Daten wurden dann Bedingungen definiert, um<br />
geeignete Zeiträume mit diffuser Aussenbeleuchtung auszuwerten:<br />
• Der Wert der horizontalen solaren Einstrahlung ist deutlich grösser als Null<br />
(es ist Tag)<br />
• Die vier Werte der vertikalen Aussenbeleuchtungsstärke (N, O, S, W) stimmem<br />
nahezu überein (der Himmel ist gleichförmig bedeckt)
138 8 ERGEBNISSE<br />
• Der Messwert des Innensensors 1 (an einer Pendelleuchte montiert) ist fast<br />
gleich Null (das Kunstlicht ist nicht eingeschaltet)<br />
6<br />
�<br />
3<br />
�<br />
8<br />
�<br />
2<br />
�<br />
� 7<br />
� 4<br />
� 5<br />
Bild 8.73: Montageorte der Beleuchtungsstärke-Sensoren in einem Raum mit Westfassade<br />
im 1. OG. Sensor 1 (hier nicht eingezeichnet) war direkt an einer der Decken-<br />
Pendelleuchten montiert, um den Einschaltzustand der Beleuchtung zu erfassen.<br />
Tabelle 8.13: Aus der 3-Wochen-Messung ermittelte Werte des Tageslichtquotienten (TQ) für die<br />
verschiedenen Messpunkte.<br />
# Ort Höhe Meßebene TQ<br />
2 Arbeitsbereich 0,77 m horizontal 0,45<br />
3 Arbeitsbereich 0,77 m horizontal 0,35<br />
4 Schrank 1,39 m horizontal 0,30<br />
5 Schrank 1,39 m horizontal 0,45<br />
6 Schrank 1,39 m horizontal 0,80<br />
7 Wand 1,46 m vertikal 0,45<br />
8 Wand 1,46 m vertikal 0,40
8.3 Lichtkonzept 139<br />
Bild 8.74: Montage der Beleuchtungsstärke-Sensoren an einem Stoffpaneel (Messpunkt 7), auf<br />
einem Stativ in Arbeitsflächenhöhe (Messpunkt 2) und auf einem der Schränke (Messpunkt<br />
6).<br />
Mit der Lichtwirksamkeit für diffuse Einstrahlung (etwa 120 Lumen/Watt) kann<br />
dann die horizontale Aussenbeleuchtungsstärke bestimmt werden und zu den<br />
Messwerten im Innenraum in Verhältnis gesetzt werden. Aus den 3 Wochen Mess-<br />
zeit erfüllten 3 Stunden die beschriebenen Bedingungen, Tabelle 8.13 zeigt die<br />
daraus ermittelten Werte des Tageslichtquotienten. Die Genauigkeit dieser Werte<br />
wird (vor allem wegen der Unsicherheit des Messwerts der horizontalen solaren<br />
Einstrahlung und der Umrechnung mit der prinzipiell variablen Lichtwirksam-<br />
keit) zu ±10 % abgeschätzt.<br />
TQ-Simulation: Vergleich Planung / Messwerte<br />
Die so gemessenen Werte des TQ können nun mit der Simulationsrechnung aus<br />
der Gebäudeplanung verglichen werden. Das bereits im Schlussbericht zu Phase I<br />
[1] beschriebene RADIANCE-Modell wurde reaktiviert, um die Werte des TQ für<br />
die in Abbildung 8.73 angegebenen Sensorpositionen zu berechnen. Dabei wur-<br />
den zunächst alle Einstellungen und Parameter direkt aus den Rechenläufen der<br />
Gebäudeplanung übernommen. In Abbildung 8.75 werden die deutlichen Un-
140 8 ERGEBNISSE<br />
terschiede zwischen der Auslegungs-Simulation (oberster Linienzug) und den<br />
Messwerten (unterster Linienzug) deutlich.<br />
Natürlich sollte die Lichtsimulation auch den Ist-Zustand im Gebäude widerge-<br />
ben können, wenn die Oberflächeneigenschaften in der Modellrechnung an die<br />
des realisierten Objekts angepasst werden. Die in Tabelle 8.12 bereits zusammen-<br />
gestellten Werte wurden dazu in das bestehende Modell übernommen. Für die<br />
meisten der 7 Messpunkte lässt sich so in der Tat eine gute Übereinstimmung<br />
zwischen Modell und Messung erzielen. Lediglich für Messpunkt 6 (auf einem<br />
Aktenschrank in der Nähe eines Fensters der Aussenfassade) und die beiden ver-<br />
tikal orientierten Sensoren bleiben deutliche Abweichungen (mittlerer Linienzug<br />
in Abbildung 8.75).<br />
Tageslichtquotient TQ<br />
2.4<br />
2.2<br />
2.0<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
2 3 4 5 6 7 8<br />
Messpunkt-Nr.<br />
Planungsmodell<br />
Auswertemodell<br />
Messwerte<br />
Bild 8.75: Vergleich der Tageslichtquotienten TQ aus der Simulationsrechung der Planungsphase<br />
(mit optimistischen Annahmen bei den Reflektionsgraden, vgl. Tab. 8.12), aus der<br />
Simulationsrechung mit den gemessenen Reflektionsgraden und aus der 3-Wochen-<br />
Messung am realisierten Objekt.
8.3 Lichtkonzept 141<br />
Erhöhung des TQ durch Veränderungen der Innenausstattung?<br />
Das auf diese Art in die Nähe der Realität gebrachte Simulationsmodell erlaubt<br />
nun, die Auswirkungen einiger Änderungen an den Oberflächeneigenschaften<br />
zu untersuchen. Da die Verteilung der Messpunkte keine besonders grosse All-<br />
gemeingültigkeit hat (die Sensoren wurden so angeordnet, dass die Raumnut-<br />
zung während der Messzeit möglichst wenig beeinträchtigt wurde), wird für die<br />
folgenden Betrachtungen ein neuer Querschnitt durch den betrachteten Raum<br />
definiert, der sich über die 10 m Raumbreite von der Aussenfassade zur Atrium-<br />
Verglasung erstreckt. Dieser Querschnitt ist in Abbildung 8.73 durch die schwar-<br />
ze Linie gekennzeichnet.<br />
Für diesen Querschnitt wurden zunächst die Rechnungen mit dem Modell aus<br />
der Gebäudeplanung und mit dem angepassten Modell aus der Auswertung<br />
(Auswertemodell) wiederholt. Abbildung 8.76 zeigt diese Ergebnisse mit dem<br />
obersten und dem untersten Linienzug. Der TQ des realisierten Objekts erreicht<br />
demnach über grosse Teile dieses Querschnitts nur 50 bis 60 % der Planungswerte<br />
(welche die Forderungen aus DIN 5034 gerade erfüllen).<br />
Tageslichtquotient TQ<br />
2.4<br />
2.2<br />
2.0<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Planungsmodell<br />
Alles-hell-Modell<br />
Boden-hell-Modell<br />
Auswertemodell<br />
0.0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Raumbreite [m]<br />
Bild 8.76: Vergleich der Tageslichtquotienten TQ aus der Simulationsrechung der Planungsphase,<br />
aus zwei Simulationsrechnungen mit zu kleinen bzw. grossen Optimierungsmassnahmen<br />
und aus der Simulationsrechung mit den gemessenen Reflektionsgraden.<br />
Die Planungswerte liessen sich nahezu erreichen, wenn alle Innenoberflächen
142 8 ERGEBNISSE<br />
Reflektionsgrade aufweisen würden, die den Standard-Annahmen entsprechen.<br />
Der mit „Alles-hell-Modell“ bezeichnete Linienzug zeigt die Ergebnisse einer<br />
Rechnung, in der durchgängig die Werte 0,30, 0,50 und 0,70 für die Reflektions-<br />
grade von Böden, Wandflächen und Decken verwendet wurden. Auch für die<br />
Möbeloberflächen wurde der Reflektionsgrad auf 0,50 gesetzt. Dass am Rand des<br />
Atriums (in Abbildung 8.76 bei Raumbreite oberhalb von 7 m) die Planungswer-<br />
te nicht erreicht werden, liegt an der gegenüber dem ursprünglichen Gebäude-<br />
modell geänderten Ausführung des Atriumdachs, die auch ins Auswertemodell<br />
übernommen wurde.<br />
Da eine Veränderung aller Innenoberflächen aus verschiedenen Gründen sehr<br />
unrealistisch erscheint, wurde auch die Wirksamkeit verschiedener Einzelmass-<br />
nahmen untersucht. Am deutlichsten ist die Auswirkung bei der Veränderung<br />
des Reflektionsgrads des Bodens von 0,08 auf 0,30, siehe auch Abblidung 8.76.<br />
Durch einen Austausch des Bodens lässt sich mehr als die Hälfte des Unter-<br />
schieds zwischen Planung und Realisierung wett machen. Dies ist naheliegend,<br />
da zum einen der Boden einen grossen Anteil an den Innenoberflächen einnimmt,<br />
zum anderen der Boden für grosse Anteile des einfallenden Lichts die erste reflek-<br />
tierende Fläche darstellt, bevor Wandflächen oder die Decke ins Spiel kommen.<br />
Andere Massnahmen, so auch eine Änderung bei der Farbgebung der Möbel, ha-<br />
ben deutlich geringere Auswirkungen.
8.3 Lichtkonzept 143<br />
8.3.3 Kunstlicht<br />
Ziele bei der Auslegung<br />
Bei der Planung des Kunstlichtes war der Einsatz geeigneter Planungshilfsmit-<br />
tel von besonderer Bedeutung. Nach der Auswahl des Leuchtentyps „ERCO T16<br />
Lichtstruktur“ konnte seitens des Leuchtenherstellers die geforderte mittlere Be-<br />
leuchtungsstärke von 300 Lux für die vorgesehenen Montagegeometrie nicht ga-<br />
rantiert werden. Dies lag maßgeblich daran, dass das verwendete Berechnungs-<br />
werkzeug die Gebäudegeometrie nicht richtig abbilden konnte. Aus diesem Grund<br />
wurde die Beleuchtungsstärkeverteilung für die elektrische Grundbeleuchtung<br />
mit Hilfe des Lichtsimulationsprogramms RADIANCE nachgerechnet. Hierbei<br />
konnte im Arbeitsbereich eine mittlere Beleuchtungsstärke von 310 Lux nachge-<br />
wiesen werden.<br />
Messwerte an der realisierten Beleuchtung<br />
Eine exemplarische Messung der Beleuchtungsstärke entlang eines Profils quer<br />
durch ein Bürogeschoss zeigt, dass innerhalb der Bürozone der Wert von 300 Lux<br />
im Mittel in der Tat erreicht wird. Wenn die Beleuchtung der Gangzone nicht ein-<br />
geschaltet ist, fällt die Beleuchtungsstärke am Rand der Bürozone (hier definiert<br />
durch den Bereich der abgehängten Decke) allerdings schon unter den Wert von<br />
300 Lux (vgl. Abbildung 8.78).<br />
Um die Einhaltung der Mindest-Beleuchtungsstärke und ihre Gleichmässigkeit<br />
beurteilen zu können, wurden an drei ausgewählten Arbeitsplätzen im 1. OG ört-<br />
lich feiner aufgelöste Messungen durchgeführt. Abbildung 8.79 gibt diese Mess-<br />
werte wieder. An allen drei betrachtenen Arbeitsplätzen werden Beleuchtungs-<br />
stärken von 300 Lux auf der unmittelbaren Arbeitsfläche erreicht, ohne dass die<br />
(überall vorhandene) Arbeitsplatzleuchte eingeschaltet werden muss. Mit ein-<br />
geschalteter Arbeitsplatzleuchte werden Beleuchtungsstärken grösser 500 Lux<br />
ebenfalls sicher erreicht.
144 8 ERGEBNISSE<br />
Regelung bzw. Steuerung<br />
Im 1. OG werden sowohl die Arbeitsplatzzonen als auch die Verkehrszonen über<br />
einen zentralen Helligkeitssensor auf der Nordfassade gesteuert. Ab einem be-<br />
stimmten Schwellwert der Außenhelligkeit wird das Kunstlicht linear bis 50 %<br />
der Leistung gedimmt und danach ausgeschaltet. Im Gegensatz zu den Verkehrs-<br />
zonen hat der Nutzer in den Arbeitsplatzzonen Eingriffsmöglichkeiten auf die<br />
Beleuchtung. Schaltet der Nutzer das Licht an, so erfolgt für 4 Stunden keine An-<br />
steuerung über die Gebäudeleittechnik.<br />
Das Kunstlicht in den Arbeitsplatzzonen im 2. OG wird über dezentrale Hel-<br />
ligkeitssensoren (Philips TRIOS Luxsense) am Arbeitspatz geregelt. Der Fühler<br />
wird mit Hilfe eines Clips direkt am Leuchtmittel befestigt. Der Sensor nimmt<br />
die Helligkeit auf den Schreibtischen wahr und hält diese entsprechend einem<br />
eingestellten Sollwert konstant. Dies soll dazu führen, dass das Kunstlicht bei<br />
steigendem Tageslichtanteil gedimmt und schließlich ausgeschaltet wird.
8.3 Lichtkonzept 145<br />
100 Lux 300 Lux 100 Lux<br />
A A<br />
Bild 8.77: Sollwerte der Beleuchtungsstärken im Grundriss. An den einzelnen Arbeitsplätzen wird<br />
eine Beleuchtungsstärke von 500 Lux durch Arbeitsplatzleuchten sichergestellt. Die Linie<br />
A–A zeigt die Lage des Messprofils für Abb. 8.78.<br />
Beleuchtungsstaerke [Lux]<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
(Atrium) Raumbreite [m] (Fassade)<br />
Bild 8.78: Beleuchtungsstärke in 77 cm Höhe, aufgenommen im 1. OG entlang einer Linie vom<br />
Atrium zur Aussenfassade. Die senkrechten Linien markieren die Grenzen der Bürozone,<br />
die Gang-Beleuchtung war nicht eingeschaltet.<br />
Im Betrieb hat sich jedoch gezeigt, dass der Sensor wechselnde Tageslichtanteile<br />
nicht bzw. nur sehr reduziert wahrnimmt. Zum einen mag das an mangelnder<br />
Empfindlichkeit des Sensors liegen. Andererseits bietet wiederum die in dunklen<br />
Tönen gehaltene Büroeinrichtung wenig Reflexion, das Tageslicht erreicht kaum<br />
den Sensor.
146 8 ERGEBNISSE<br />
Platz 1:<br />
Platz 2:<br />
Platz 3:<br />
398 390 370 397<br />
376 372 378 381<br />
353 350 363 378<br />
464 421 407 445<br />
451 443 434 434<br />
449 439 427 411<br />
409 421 410 382<br />
434 434 406 375<br />
425 432 406 372<br />
Bild 8.79: Beleuchtungsstärken in Lux an drei Arbeitsplätzen. Jedes Feld steht für eine Fläche<br />
von 20 × 20 cm 2 , in deren Mitte der Wert gemessen wurde.<br />
Hintergrund des hohen Beleuchtungs-Stromverbrauchs<br />
Beim Stromverbrauch der Haustechnik zeigt vor allem die Beleuchtung real sehr<br />
viel höhere Werte als in der Planung ermittelt. Dies ist hauptsächlich auf zu op-<br />
timistische Annahmen über die Betriebszeit zurückzuführen. Die im Abschnitt<br />
„Tageslicht“ beschriebene Situation führt dazu, dass das Kunstlicht praktisch
8.3 Lichtkonzept 147<br />
während der gesamten Nutzungszeit der Büros eingeschaltet ist. Damit kann sich<br />
allerdings die „knappe“, an den Mindestwerten der notwendigen Beleuchtungs-<br />
stärke orientierte Auslegung der Kunstlichtanlage als vorteilhaft erweisen.<br />
Gegenüber einer Beleuchtungsanlage, die ohne besondere Berücksichtigung nach<br />
den Vorgaben der DIN 5035 geplant wurde, kann mit dem vorgestellten Kunst-<br />
lichtkonzept eine Energiemenge von etwa 90 MWh/a (32 kWh pro m 2 Nutzflä-<br />
che) eingespart werden [1]. Der tatsächliche Verbrauch von etwa 14,5 kWh/m 2 a<br />
[2] liegt zwar deutlich über dem Planungsziel, ist aber ebenso deutlich von den<br />
etwa 35 kWh/m 2 a entfernt, die bei einer „klassischen“ Kunstlichtanlage erreicht<br />
werden würden.<br />
Ausserdem ist zu bemerken, dass bei der Erstausstattung des Gebäudes für die<br />
Arbeitsplatzleuchten statt der geplanten 15-W-Energiesparlampen versehentlich<br />
normale Glühlampen mit 100 W Leistung eingesetzt wurden. Diese sollten mit-<br />
telfristig ausgetauscht werden, waren allerdings zum Zeitpunkt der Messungen<br />
(April 2003) noch in vielen Arbeitsplatzleuchten anzutreffen. (Der Stromverbrauch<br />
der Schreibtischlampen ist jedoch nicht in dem gemessenen Wert für 2003 von<br />
14,5 kWh/m 2 a enthalten. Siehe Kapitel 8.4.6.1)<br />
8.3.4 Zusammenfassung<br />
Aufgrund der Lage der Büroarbeitsplätze in der Mitte der Geschossflächen und<br />
aufgrund der in vergleichsweise dunklen Tönen gehaltenen Innenausstattung ist<br />
die Tageslichtversorgung an den Arbeitsplätzen im Verwaltungsgebäude Poll-<br />
meier deutlich unterdurchschnittlich.<br />
Die vom Bauherrn gewünschte Raumgestaltung führt zu einem ästhetisch an-<br />
sprechenden Arbeitsumfeld, die energetischen Zielwerte aus der Gebäudepla-<br />
nung werden allerdings zum Teil verfehlt, indem der Stromverbrauch für Kunst-<br />
licht die Planungswerte deutlich übersteigt.<br />
Veränderungen in den Innenräumen, die zu einer Verbesserung der Tageslicht-<br />
versorgung führen können, sind sehr aufwendig. Solche Veränderungen hätten<br />
nur dann merkbare Auswirkungen, wenn grosse Flächen, z. B. der gesamte Bo-<br />
den, ausgetauscht werden würden. Kleine Änderungen, z. B. an einzelnen Mö-
148 8 ERGEBNISSE<br />
beloberflächen, spielen tageslichttechnisch keine Rolle.<br />
Die Kunstlichtanlage kommt gegenüber den Planungsannahmen auf deutlich grös-<br />
sere Betriebszeiten. Aufgrund der durch Simulationswerkzeuge unterstützten Aus-<br />
legung der Anlage bleibt der Stromverbrauch aber noch unterhalb von 50 % des<br />
Werts, der von einer klassisch ausgelegten Beleuchtungsanlage unter ähnlichen<br />
Bedingungen erreicht werden würde.<br />
Das Gebäude steht beispielhaft für die Aussage, dass gute Tageslichtnutzung<br />
sehr eng mit dem Gebäude-Gesamtkonzept verknüpft ist. Je früher dieser en-<br />
ge Zusammenhang in der Planungsphase eines Gebäudes berücksichtigt wird,<br />
desto einfacher lassen sich gestalterische und lichttechnische Ansprüche verei-<br />
nen. Nachträgliche Veränderungen der Tageslichtsituation erweisen sich als sehr<br />
aufwendig bis unmöglich.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 149<br />
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten<br />
8.4.1 Photovoltaik von Christian Reise<br />
8.4.1.1 Übersicht<br />
Der Neubau des Verwaltungsgebäudes der Pollmeier Massivholz GmbH in Creuz-<br />
burg umfaßt etwa 3500 m 2 Nettogrundfläche. Das Gebäude hat einen quadrati-<br />
schen Grundriss, der um 22 o aus der Nord-Süd-Orientierung nach West gedreht<br />
ist.<br />
Um ein 3-geschossiges verglastes Atrium gruppieren sich im Erdgeschoss meh-<br />
rere Besprechungs- und Serviceräume sowie eine Cafeteria. In den Obergeschos-<br />
sen befinden sich großzügige Bürobereiche, die zum Atrium großflächig verglast<br />
sind. Das Dach des Atriums besteht aus einer rostartigen Holz-Stahl-Konstruktion,<br />
die, an den vier Ecken abgestützt, über dem umlaufenden Baukörper schwebt.<br />
Über dem Atrium ist eine Shed-Verglasung angeordnet, während die vier leicht<br />
geneigten Randbereiche des Dachs jeweils einen Teil des Photovoltaik-Generators<br />
aufnehmen.<br />
Das Energiekonzept des Gebäudes ist im Abschlussbericht der Energieplaner zur<br />
ersten Projektphase [1] ausführlich beschrieben. Die Ergebnisse aus zwei Jah-<br />
ren Gebäudebetrieb (2002–2003) sind, ebenfalls von den Energieplanern, im Ab-<br />
schlussbericht zu Phase II [2] zusammengefasst. Spezielle Berichte befassen sich<br />
mit der Auswertung der Nachtlüftung (Kapitel 8.2.2) und der Tages- und Kunst-<br />
lichtsituation (Kapitel 8.3.2 und 8.3.3), während der vorliegende Bericht die Be-<br />
triebsergebnisse der Solarstromanlage zusammenfasst.
150 8 ERGEBNISSE<br />
8.4.1.2 Die Photovoltaik-Anlage<br />
Die Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) auf dem Verwaltungsgebäude Pollmeier<br />
besteht aus vier identisch aufgebauten Teilanlagen, die auf jeweils einer der vier<br />
Randflächen des Atriumdachs angeordnet sind. Diese Flächen sind um 7 o gegen<br />
die Horizontale geneigt. Die Ausrichtungen entsprechen denen der vier Fassaden<br />
des quadratischen Gebäudes, also 22 o (NNO, bezeichnet als „Nord“), 112 o (OSO,<br />
„Ost“), 202 o (SSW, „Süd“) und 292 o (WNW, „West“).<br />
Jede Teilanlage besteht aus 30 Modulen „Thyssen SolarTec T2“ mit einer Nenn-<br />
leistung von jeweils 64 Wp, die in 2 parallelen Strängen verschaltet sind. Im Ge-<br />
gensatz zu gebräuchlichen PV-Modulen, die als eigenes Bauteil montiert wer-<br />
den und keine Funktion der Gebäudehülle übernehmen, sind die Solarzellen<br />
der Thyssen-Module direkt auf Stahl-Trapezbleche laminiert. Die Montage und<br />
die bautechnische Funktion der Solarmodule entspricht damit der von norma-<br />
len Trapezblechen. Eine weitere Besonderheit ist das als Zellenmaterial verwen-<br />
dete amorphe Silizium (heutige Standard-Module verwenden kristallines Silizi-<br />
um). Der Wirkungsgrad dieser a-Si-Module liegt unter dem von Modulen mit<br />
kristallinen Zellen, was aber durch die geringeren Kosten des Materials wettge-<br />
macht werden kann. Die Verringerung des Wirkungsgrads mit steigender Zell-<br />
Temperatur ist bei a-Si-Modulen unkritischer als bei kristallinen Modulen, für<br />
den Einsatz in wenig hinterlüfteten Teilen der Gebäudehülle ist diese Eigenschaft<br />
von Vorteil.<br />
Jede Teilanlage verfügt über einen Wechselrichter „SMA SunnyBoy SWR 2000“<br />
mit einer Eingangs-Nennleistung von 1800 W. Dieser Wechselrichter ist ein be-<br />
währtes und vielfach eingesetztes Standardprodukt. Das Leistungsverhältnis Wech-<br />
selrichter zu PV-Generator ist mit 0,94 vernünftig gewählt.<br />
Der Anlagenbetrieb wird an je zwei Meßpunkten pro Teilanlage erfaßt: Ein Sili-<br />
zium-Sensor mißt die solare Einstrahlung in der Ebene der Module, ein Strom-<br />
zähler erfaßt die Wechselstromerzeugung in Schritten von 0,1 kWh.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 151<br />
Bild 8.80: Teilansicht des östlichen Anlagenteils. Die Solarzellen sind auf das Stahl-Trapezblech<br />
laminiert. Der Blechfalz führt bei niedrigen Sonnenständen zur Verschattung eines Teils<br />
der Zellenfläche.<br />
Bild 8.81: Einer der vier Einstrahlungssensoren, die parallel zur Moduloberfläche bei den vier Teilgeneratoren<br />
montiert sind.
152 8 ERGEBNISSE<br />
8.4.1.3 Erträge und Wirkungsgrade<br />
Die gesamte PV-Anlage erzeugte im Jahr 2003 6156 kWh elektrische Energie,<br />
das entspricht einer Produktion von 802 kWh pro kWp installierter Generator-<br />
leistung. Sie erreicht damit im sehr sonnenreichen Jahr 2003 gerade den in der<br />
Planung angesetzten Wert der mittleren Jahreserzeugung. Die Monatssummen<br />
der solaren Einstrahlung und des Anlagenertrags sind in den Abbildungen 8.82<br />
und 8.83 dargestellt, die Jahressummen finden sich in der Tabelle 8.14. Die gerin-<br />
ge Neigung der Dachflächen führt dazu, daß sich weder Einstrahlungsummen<br />
noch Erträge für die vier Ausrichtungen deutlich unterscheiden. Der Südteil und<br />
der Ostteil bringen jeweils etwa 10 % mehr Ertrag als der Westteil und der Nord-<br />
teil, die Ähnlichkeit innerhalb dieser beiden Paare liegt an der von den Haupt-<br />
himmelsrichtungen abweichenden Ausrichtung (SSW und OSO sowie WNW und<br />
NNO).<br />
Aus dem Vergleich von Einstrahlungssummen und Ertragswerten läßt sich der<br />
Anlagenwirkungsgrad ermitteln. Diese auch als Performance Ratio (PR) bezeich-<br />
nete Größe ist das Verhältnis aus erzeugter Energie (am Einspeisezähler) zur<br />
theoretisch erzeugbaren Energie, die sich aus der Einstrahlung, der Generatorflä-<br />
che und dem Generatorwirkungsgrad (unter Standard-Test-Bedingungen, nach<br />
Datenblattangaben) ergibt. Die Differenz zwischen 100 % und dem ermittelten<br />
Anlagenwirkungsgrad fasst alle Verluste zusammen, die neben dem Umwand-<br />
lungsverlust von Licht in Strom im Modul (durch den Modulwirkungsgrad be-<br />
schrieben) auftreten. Die drei wichtigsten Mechanismen sind:<br />
• Der Betrieb der Module bei geringerer Einstrahlung als 1000 W/m 2 und hö-<br />
herer Temperatur als 25 o C, den Bedingungen, von denen das Datenblatt bei<br />
der Angabe der Nennleistung ausgeht. Beide Abweichungen verringern den<br />
Modulwirkungsgrad.<br />
• Der Wechselrichter, der einen Jahreswirkungsgrad zwischen 90 % und 95 %<br />
aufweist.<br />
• Teilverschattungen der Generatorfläche, die von der Einstrahlungsmessung<br />
nicht erfaßt werden.<br />
Gute Großanlagen mit verschattungsfreier Montage erreichen Anlagenwirkungs-<br />
grade von 80 % und darüber, kleinere gebäudeintergrierte Anlagen in der Grö-<br />
ßenklasse wie die hier untersuchte Anlage erreichen typisch Werte um 75 %. In
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 153<br />
den Sommermonaten liegen auch die Werte der Pollmeier-Anlage zwischen 70 %<br />
und 80 %, in den Wintermonaten allerdings deutlich niedriger, was zum einem<br />
Jahreswert der PR von 69 % führt. Die wesentliche Ursache für diesen vergleichs-<br />
weise niedrigen Wert dürfte die bei flachen Sonnenständen auftretende Teilver-<br />
schattung der Solarzellen durch die Falze des Trapezblechs sein.<br />
Tabelle 8.14: Solare Einstrahlung und Anlagenerträge für das Jahr 2003.<br />
Nord Ost Süd West<br />
Einstrahlung 1117 1197 1106 kWh/m 2<br />
Ertrag 1427 1649 1598 1482 kWh<br />
Spez. Ertrag 743 859 832 772 kWh/kWp<br />
PR 66,5 69,5 69,8 %<br />
Die vorhandenen Meßwerte erlauben leider keine genaue Untersuchung dieses<br />
Sachverhalts, da es keinen Daten der momentanen Erzeugung gibt, die zum Bei-<br />
spiel zum Sonnenstand in Beziehung gesetzt werden könnten. Die eingesetzten<br />
Stromzähler ermöglichen nur die Registrierung der Energieerzeugung in Schrit-<br />
ten von 0,1 kWh. In den Abbildungen 8.86 und 8.87 kann daher nur der Anla-<br />
genwirkungsgrad für eine Reihe von Einstrahlungsklassen dargestellt werden.<br />
Die Einstrahlungsklassen wiederum wurden für die möglichen diskreten Werte<br />
der Erzeugung pro Stunde (zwischen 0,0 und 1,6 kWh) ermittelt. Bei der Betrach-<br />
tung der PR für diese einzelnen Einstrahlungsklassen zeigt sich, dass die niedri-<br />
gen Werte (unter 70 %) im Bereich kleiner Stundenmittel der Einstrahlung (unter<br />
300 W/m 2 ) auftreten. Dieser Rückgang ist deutlicher, als sich allein durch das<br />
Teillastverhalten der Module und des Wechselrichters erklären läßt. Da niedrige<br />
Einstrahlungswerte (bei klarem Himmel) mit niedrigen Sonnenständen verbun-<br />
den sind, kann der Schatten der Blechfalze einen merkbaren Anteil an der Verrin-<br />
gerung des Anlagenwirkungsgrads haben.
154 8 ERGEBNISSE<br />
Einstrahlung [kWh/m2]<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
MONAT<br />
Nord<br />
Ost<br />
Sued<br />
West<br />
Bild 8.82: Meßwerte der Einstrahlung auf die vier Generatorflächen. Die Meßwerte für den Ostteil<br />
des Dachs liegen systematisch (und immer um einen konstanten Faktor) zu niedrig, hier<br />
wurde offenbar ein falscher Kalibrierfaktor verwendet. Die Meßwerte für die anderen<br />
drei Himmelsrichtungen liegen sehr eng zusammen, bei der geringen Dachneigung<br />
von 7 o ist die Orientierung der Empfangsfläche kaum maßgeblich.<br />
Ertrag [kWh]<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
MONAT<br />
Nord<br />
Ost<br />
Sued<br />
West<br />
Bild 8.83: Monatliche Erträge der vier Anlagenteile. Analog zu Abbildung 8.82 liegen die Erträge<br />
der vier Teilgeneratoren eng beieinander.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 155<br />
Performance Ratio<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Nord<br />
Ost<br />
Sued<br />
West<br />
Jahreswert Gesamtanlage<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
MONAT<br />
Bild 8.84: Monatlicher Anlagenwirkungsgrad (Performance Ratio (PR)) für drei Anlagenteile. Die<br />
PR für den Anlagenteil „Ost“ ist aufgrund der fehlerhaften Einstrahlungswerte nicht zu<br />
ermitteln. Im Sommer werden Anlagenwirkungsgrade zwischen 70 % und 80 % erreicht,<br />
der Jahreswert für die Gesamtanlage liegt bei 69 %.<br />
kumulierter Ertrag [kWh]<br />
1800<br />
1500<br />
1200<br />
900<br />
600<br />
300<br />
0<br />
Nord<br />
Ost<br />
Sued<br />
West<br />
0 1460 2920 4380 5840 7300 8760<br />
Stunden im Jahr [h]<br />
Bild 8.85: Kumulierte Erträge der vier Teilanlagen. Der PV-Generator arbeitete im Jahr 2003 ausfallfrei,<br />
der leichte Sprung im Kurvenverlauf bei der Stunde 3000 ist durch einen Ausfall<br />
der Datenerfassung bedingt.
156 8 ERGEBNISSE<br />
AC-Leistung [kW]<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
Klassenmittel<br />
Stundenwerte<br />
0.0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200<br />
Einstrahlung Sued [W/m2]<br />
Bild 8.86: Ausgangsleistung des südlichen Anlagenteils in Abhängigkeit der Einstrahlung. Durch<br />
die Erfassung des Anlagenertrags in 0,1 kWh-Schritten ist ein direkter Vergleich der<br />
momentanen Abgabeleistung mit der momentanen Einstrahlung nicht möglich. In dieser<br />
Grafik sind daher die über jeweils eine Stunde summierten Erträge über dem entsprechenden<br />
Stundenmittelwert der Einstrahlung aufgetragen (kleine Punkte). Diese<br />
Einstrahlungs-Stundenmittel weisen aufgrund der Quantisierung der Ertragswerte immer<br />
noch eine sehr große Streuung auf. Erst die Mittelwerte innerhalb der einzelnen<br />
Ertragsschritte (Quadrate) lassen Aussagen zum Teillastverhalten des PV-Generators<br />
zu.<br />
spezifische AC-Leistung [W/Wp] & PR<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
PR<br />
Pac-Klassenmittel<br />
0.0<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
Einstrahlung Sued [W/m2]<br />
Bild 8.87: Spezifische Ausgangsleistung des südlichen Anlagenteils in Abhängigkeit der Einstrahlung<br />
(Darstellung wie in Abbildung 8.86, aber auf 1 Wp Nennleistung bezogen). Für<br />
dieselben Auswertepunkte ist der Anlagenwirkungsgrad (PR) aufgetragen (Dreiecke).<br />
Erst bei Einstrahlungswerten oberhalb von etwa 300 W/m 2 werden Anlagenwirkungsgrade<br />
zwischen 70 % und 80 % erreicht.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 157<br />
8.4.1.4 Zusammenfassung<br />
Die Photovoltaik-Anlage am Verwaltungsgebäude Pollmeier arbeitete im Jahr<br />
2003 unterbrechungs- und störungsfrei. Sie erzeugte in diesem Jahr 6156 kWh<br />
elektrische Energie, das entspricht einer Produktion von 802 kWh pro kWp in-<br />
stallierter Generatorleistung. Sie erreicht damit im sehr sonnenreichen Jahr 2003<br />
gerade den in der Planung angesetzten Wert der mittleren Jahreserzeugung.<br />
Der Anlagenwirkungsgrad, der eine Bewertung unabhängig von der Jahressum-<br />
me der Einstrahlung zulässt, liegt bei 69 %. Er liegt damit 5 % bis 10 % unter den<br />
Werten, die PV-Anlagen vergleichbarer Größe heute erreichen. Eine wesentliche<br />
Ursache für diesen Minderertrag ist die konstruktiv bedingte Teilverschattung<br />
der aktiven Solarzellenfläche durch die Falze der Trapezbleche, die als Grundla-<br />
ge für die Module dienen.
158 8 ERGEBNISSE<br />
8.4.2 Wärmepumpe<br />
Einleitung<br />
Während der Planung wurden verschiedene Systeme zur Energieeinsparung bei<br />
der Lüftung betrachtet:<br />
• Wärmepumpe<br />
• Luftqualitätsregelung<br />
• Zu-/Abluftsystem mit Wärmerückgewinnung<br />
Bei dem Vergleich erzielten die Luftqualitätsregelung durch CO2- und Misch-<br />
gassensoren und die Wärmepumpe die günstigsten Preis-Leistungs-Verhältnisse.<br />
Realisiert wurde dementsprechend ein einfaches Abluftsystem mit Luftqualitäts-<br />
regelung in den Großraumbüros sowie einer Abluftwärmepumpe im Abluftstrang<br />
West zur Wärmerückgewinnung. Erwartet wurde eine jährliche Heizwärmeein-<br />
sparung von 17,4 MWh (Dies entspricht 13,5 % des berechneten Heizwärmebe-<br />
darfs) [1].<br />
Einbausituation<br />
Die Abluft/Wasser-Wärmepumpe mit einer Nenn-Wärmeleistung von 14,8 kW<br />
(elektrische Leistungsaufnahme 4,8 kW) nutzt die Abluft des Abluftstrangs West<br />
als Wärmequelle und speist den Pufferspeicher auf dem unteren Temperaturni-<br />
veau. Die genaue Einbausituation ist in den beiden folgenden Grafiken (Bild 8.88<br />
und 8.89) dargestellt.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 159<br />
Bild 8.88: Screenshot der GLT Übersicht Pufferspeicher, am 19.02.2004 um 12:00 Uhr<br />
Bild 8.89: Screenshot der GLT Übersicht Abluft West, 19.02.2004 um 12:00 Uhr
160 8 ERGEBNISSE<br />
Betriebsweise<br />
Es war geplant, die Wärmepumpe ganzjährig mit folgenden Regelparametern zu<br />
betreiben: Bei Heizbetrieb ist die untere Temperatur des Schichtenpufferspeichers<br />
maßgebend. Sinkt diese unter 45 ◦ C, schaltet die Wärmepumpe ein. Vorausset-<br />
zung ist, dass der Abluftventilator in Betrieb ist.<br />
Im Sommer besteht die Heizanforderung lediglich durch den Warmwasserbe-<br />
darf. Die Wärmepumpe schaltet ein, sobald die mittlere Speichertemperatur un-<br />
ter 55 ◦ C sinkt. Die Hysterese beträgt in beiden Fällen 4 K [1].<br />
Diese unterschiedlichen Wärmeanforderungen lassen im Winter deutlich längere<br />
Betriebszeiten erwarten als im Sommer.<br />
Laufzeit 2002<br />
Das Bild 8.90 zeigt die monatliche Laufzeit der Wärmepumpe sowie die Laufzeit<br />
des Abluftventilators.<br />
Laufzeit<br />
700<br />
[h/Monat]<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
180<br />
Laufzeit WP<br />
Laufzeit Ventilator<br />
ü ü<br />
ü<br />
90<br />
48 45<br />
62<br />
Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
39<br />
Jahr 2002<br />
50<br />
lange Laufzeiten des<br />
Abluftventilators in den<br />
Sommermonaten<br />
durch die Nachtlüftung<br />
Bild 8.90: Monatliche Laufzeit des Abluftventilators West und der Wärmepumpe (Vollständige Daten<br />
sind ab Mitte Februar gegeben; ein mittlerer Monat hat 720 Stunden)<br />
Die Auslastung der Wärmepumpe, also das Verhältnis der Zeit, in der die Wär-<br />
mepumpe lief, zu der Zeit, in der ein Abluftvolumenstrom zur Verfügung stand,<br />
ist in den Sommermonaten sehr gering und steigt im Herbst wieder an. Zurück-<br />
151<br />
212<br />
219
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 161<br />
zuführen ist dies auf die geringere Wärmeanforderung im Sommer. Die Auslas-<br />
tung der Wärmepumpe hat einen Einfluss auf ihre Effizienz. Im Bild 8.91 zeigt<br />
sich dieser Einfluss deutlich.<br />
Leistung 2002<br />
In Bild 8.91 sind für das Jahr 2002 der monatliche Energieertrag, der Stromver-<br />
brauch und die, sich als Quotient der vorherigen Größen ergebenden, Arbeitszah-<br />
len dargestellt. Über den Zeitraum von März bis Dezember betrug die Arbeits-<br />
zahl 3,14. Über die Sommermonate (April bis einschließlich September) wurde<br />
lediglich eine mittlere Arbeitszahl von 2,52 erreicht. Von Oktober bis Dezember<br />
betrug diese 3,65.<br />
Stromverbrauch und gelieferte<br />
Wärmemenge<br />
3500<br />
[kWh/Monat]<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
Energiemenge Wärmepumpe<br />
Stromverbrauch WP<br />
Arbeitszahl<br />
ä<br />
ä ä<br />
Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Monatliche Arbeitszahl 2002<br />
Bild 8.91: Monatlicher Energieverbrauch und -ertrag, sowie die sich aus der Divison ergebene Arbeitszahl<br />
der Abluftwärmepumpe, im Jahr 2002 (sinnvolle Daten sind ab März gegeben)<br />
Die Wärmemengenzähler im gesamten Gebäude wurden Mitte Februar einge-<br />
setzt, so dass sich erst danach verwertbare Daten ergeben. In den Sommermona-<br />
ten dient die Wärmepumpe lediglich zur Bereitstellung von Warmwasser (siehe<br />
Betriebsweise). Sowohl der Wärmertrag, als auch der Stromverbrauch sind wäh-<br />
rend der Heizperiode deutlich höher. In diesem Zeitraum leistet die Wärmepum-<br />
pe ihren Beitrag zur Versorgung der Fußbodenheizung.<br />
Beachtenswert ist der Anstieg der Arbeitszahl Anfang Oktober. Zu diesem Zeit-<br />
4,0<br />
[-]<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
Arbeitszahl
162 8 ERGEBNISSE<br />
punkt wurden zwei Fehler in der Programmierung behoben: Zum einen lief die<br />
Ladepumpe der Wärmepumpe bei Betrieb des Abluftventilators ständig, zum<br />
anderen setzte sich die Wärmepumpe zwar entsprechend der Anforderungen in<br />
Betrieb, jedoch auch wenn kein Abluftvolumenstrom vorhanden war.<br />
Fehlsteuerungen<br />
In Bild 8.92 sind die Auswirkungen einer Fehlprogrammierung in der Gebäude-<br />
leittechnik dargestellt.<br />
Laufzeit<br />
WP Betrieb<br />
Rel. Luftfeuchte<br />
Lufttemperaturen<br />
[min/h]<br />
üä<br />
60<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1<br />
0<br />
80<br />
[%]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
30<br />
[ o<br />
C]<br />
10<br />
0<br />
üä<br />
ü<br />
ü<br />
Wärmepumpe Betrieb=1<br />
ü<br />
ü<br />
Rel. Abluftfeuchte vor der Wärmepumpe<br />
Ablufttemperatur vor der Wärmepumpe<br />
Ablufttemperatur nach der Wärmepumpe<br />
Leistung des Abluft Ventilators<br />
-10<br />
00:00 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 24:00<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Laufzeit WP<br />
Laufzeit WP Pumpe<br />
Laufzeit Ventilator<br />
Bild 8.92: Betrieb der Wärmepumpe am Samstag, den 2. März 2002, sowie die sich einstellenden<br />
Ablufttemperaturen und Abluftfeuchte in Abhängigkeit der TAgeszeit<br />
Leistung Abluftventilator
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 163<br />
An diesem Tag ist die Lüftungsanlage planmäßig von 7:00 bis 12:00 Uhr in Betrieb<br />
(Stellsignal Ventilator). Während der gesamten Zeit läuft auch die Wärmepum-<br />
pe. Dies ist zum einen an der Betriebsmeldung erkennbar, aber ebenfalls sehr<br />
deutlich sichtbar ist die Spreizung der Abluftemperaturen. Die Ablufttempera-<br />
tur nach der Wärmepumpe sinkt hier auf rund 8 ◦ C. Gegen 20:00 Uhr, die Abluft-<br />
anlage ist nicht mehr in Betrieb, springt die Wärmepumpe erneut an. Die Folge<br />
ist diesmal, dass sowohl die Lufttemperatur vor als auch nach der Wärmepum-<br />
pe sinkt. Durch dieses schnelle Abkühlen, ohne einen zur Verfügung stehenden<br />
warmen Volumenstrom, steigt die relative Luftfeuchte sprunghaft an. Es ist an-<br />
zunehmen, dass das ausfallende Wasser vereist. Hat die Speichertemperatur den<br />
Grenzwert wieder überschritten (Hysterese 4 K), schaltet sich die Wärmepumpe<br />
wieder ab und die Umgebungsverhältnisse stabilisieren sich langsam wieder.<br />
Am nächsten Tag, es steht den ganzen Tag kein Abluftvolumenstrom zur Verfü-<br />
gung, wiederholt sich dieser Prozess acht mal !<br />
Wochengänge<br />
Im folgenden sind jeweils ein Wochengang der Betriebweise, Ablufttemperaturen<br />
und der Arbeitszahlen der Wärmepumpe einer Sommerwoche (Bild 8.93) und<br />
einer Winterwoche (Bild 8.94) dargestellt:
164 8 ERGEBNISSE<br />
WP Betrieb<br />
Rel. Luftfeuchte<br />
Lufttemperaturen<br />
Stromverbrauch und<br />
gelieferte Wärmemenge<br />
1<br />
0<br />
80<br />
[%]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
30<br />
[ o<br />
C]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
200<br />
[kWh/d]<br />
120<br />
80<br />
40<br />
0<br />
ü<br />
ü<br />
ü<br />
Wärmepumpe Betrieb=1<br />
ü<br />
Rel. Abluftfeuchte vor der WP<br />
Leistung des Abluftventilators<br />
100<br />
Ablufttemperatur vor der WP<br />
Ablufttemperatur nach der WP<br />
02.06 03.06 04.06 05.06 06.06 07.06 08.06<br />
Datum 2002<br />
Energiemenge Wärmepumpe<br />
Stromverbrauch WP<br />
Arbeitszahl<br />
Sonntag<br />
Bild 8.93: Wochengang des Betriebszustandes, der Lufttemperaturen und der Arbeitszahl der<br />
Wärmepumpe im Juni 2002<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
5<br />
[-]<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Leistung Abluftventilator<br />
Arbeitszahl
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 165<br />
WP Betrieb<br />
Rel. Luftfeuchte<br />
Lufttemperaturen<br />
Stromverbrauch und<br />
gelieferte Wärmemenge<br />
1<br />
0<br />
80<br />
[%]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
30<br />
[ o<br />
C]<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
200<br />
[kWh/d]<br />
120<br />
80<br />
40<br />
0<br />
Wärmepumpe Betrieb=1<br />
Rel. Abluftfeuchte vor der WP<br />
üü<br />
Energiemenge Wärmepumpe<br />
Stromverbrauch WP<br />
Leistung des Abluftventilators<br />
ü<br />
ü<br />
Ablufttemperatur vor der WP<br />
Ablufttemperatur nach der WP<br />
16.12 17.12 18.12 19.12 20.12 21.12 22.12<br />
Datum 2002<br />
üüüü<br />
ü<br />
Arbeitszahl<br />
ü<br />
Sonntag<br />
Bild 8.94: Wochengang des Betriebszustandes, der Lufttemperaturen und der Arbeitszahl der<br />
Wärmepumpe im Dezember 2002<br />
Auf Grund der längeren und kontinuierlichen Laufzeit der Wärmepumpe ist die<br />
Effizienz im Winter deutlich höher. Durch die geringe Wärmeanforderung und<br />
die niedrige Hysterese (die WP schaltet bei Unterschreitung von 51 ◦ C mittler-<br />
er Pufferspeichertemperatur ein und bei Erreichen von 55 ◦ C wieder aus) taktet<br />
die Wärmepumpe sehr oft. Dieses wiederholte Ein- und Ausschalten mindert die<br />
Nutzwärmeproduktion [11]. Dies zeichnet sich auch im Jahr 2003 ab. Da geplant<br />
ü<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
5<br />
[-]<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Arbeitszahl<br />
Leistung Abluftventilator
166 8 ERGEBNISSE<br />
war, die Wärmepumpe in den Sommermonaten ebenfalls zu betreiben, um den<br />
Warmwasserbedarf zu decken, wird im Juli 2003 die Einschalthysterese von 4 K<br />
auf 10 K erhöht. Bisher ist es, wahrscheinlich aufgrund der interenen Einstellun-<br />
gen der Wärmepumpe, nicht gelungen, eine ähnliche Effizienz wie während der<br />
Heizperiode zu erzielen. Ist dies auch in Zukunft nicht der Fall, sollte die Wär-<br />
mepumpe im Sommer außer Betrieb genommen werden.<br />
Laufzeit und Leistung 2003<br />
Zunächst ist in Bild 8.95 der Energieverbrauch und -ertrag sowie die daraus re-<br />
sultierende Arbeitszahl grafisch dargestellt. Auch in diesem Jahr ist die Effizienz<br />
der Wärmepumpe im Sommer deutlich niedriger als im Winter, wenn mehr Wär-<br />
me durch das Heizsystem angefordert wird. Die oben angesprochenen Fehlerkor-<br />
rekturen haben zu einer geringeren Laufzeit und zu einer höheren Arbeitszahl,<br />
in den jeweiligen Monaten und über das ganze Jahr gemittelt, geführt. In Tabelle<br />
8.15 sind der Wärmeertrag, der Stromverbrauch und die Laufzeit aus 2002 und<br />
2003 zusammenfassend aufgeführt.<br />
Stromverbrauch und gelieferte<br />
Wärmemenge<br />
3500<br />
[kWh/Monat]<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
Energiemenge Wärmepumpe<br />
Stromverbrauch WP<br />
üüüüüü ü<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Monatliche Arbeitszahl 2003<br />
Arbeitszahl<br />
Bild 8.95: Monatlicher Energieverbrauch und -ertrag sowie die sich aus der Divison ergebene<br />
Arbeitszahl der Abluftwärmepumpe, im Jahr 2003<br />
ü<br />
4,5<br />
[-]<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
Arbeitszahl
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 167<br />
Tabelle 8.15: Stromverbrauch, Wärmemenge, Arbeitszahl und Laufzeit der Wärmepumpe in 2002<br />
und 2003<br />
Strom Wärmemenge eta Laufzeit<br />
[kWh] [kWh] [-] [h]<br />
2002 2003 2002 2003 2002 2003 2002 2003<br />
Jan - 770 - 2860 - 3,71 - 204<br />
Feb - 681 - 2500 - 3,67 81 181<br />
Mrz 732 407 2120 1430 2,90 3,51 180 107<br />
Apr 369 320 980 1010 2,66 3,16 90 79<br />
Mai 222 109 550 280 2,48 2,56 48 20<br />
Jun 208 40 510 80 2,45 2,00 45 5<br />
Jul 296 147 760 250 2,57 1,70 62 32<br />
Aug 192 188 490 480 2,56 2,55 39 40<br />
Sep 216 145 500 410 2,32 2,83 50 33<br />
Okt 620 713 2180 2800 3,52 3,93 151 200<br />
Nov 790 614 2960 2570 3,75 4,18 212 177<br />
Dez 817 685 2980 2530 3,65 3,70 219 187<br />
gesamt 4.460 4.820 14.030 17.200 3,15 3,57 1.178 1.265<br />
Zusammenfassung<br />
Insgesamt hat die Wärmepumpe von April 2002 bis März 2003 18,7 MWh und da-<br />
mit 9,4 % vom Jahresenergieverbrauch (56,6 kWh/(m 2 · a) Fernwärme und Wär-<br />
mepumpe) geleistet. Die Arbeitszahl über diesen Zeitraum liegt bei 3,35. Damit<br />
hat die Wärmepumpe im ersten Betriebsjahr die erwartete Energiemenge gelie-<br />
fert, jedoch mit einem relativ hohen elektrischen Energieverbrauch. Somit wur-<br />
de die erwartete Arbeitszahl von 5,2 [3] nicht erreicht. Im Jahr 2002 trugen zum<br />
einen die oben angesprochenen korrigierten Fehlsteuerungen und zum anderen<br />
die kurzen nicht zusammenhängenden Laufzeiten in den Sommermonaten zu<br />
dieser geringen Effizienz bei.<br />
In Bild 8.96 ist die Abhängigkeit der Arbeitszahl von dem Quotient der Einschalt-<br />
vorgänge pro Woche / Laufzeit [h/Woche] aufgezeigt. Um eine Arbeitszahl über<br />
3 zu erreichen, sollte dieses Verhältnis möglichst unter 2,5 sein. Theoretisch wären<br />
also alle zusammenhängenden Laufzeiten unter 24 Minuten ineffizent.
168 8 ERGEBNISSE<br />
Arbeitszahl<br />
5,0<br />
[-]<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
ü<br />
KW 40 2002<br />
bis KW 10 2003<br />
KW 11 2003<br />
bis KW 38 2003<br />
KW 39 2003<br />
bis KW 5 2004<br />
0,0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 [1/h] 12<br />
Einschaltvorgänge pro Woche<br />
/ Laufzeit pro Woche<br />
Bild 8.96: Wöchentliche Arbeitszahl in Abhängigkeit der Einschaltvorgänge pro Woche/ Laufzeit<br />
pro Woche (Zeitraum 1.10.02 - 1.2.04)<br />
Bei der hier vorliegenden, primärenergetisch sehr günstigen Wärmeversorgung<br />
des Gebäudes ist der Einsatz einer Abluftwärmepumpe sicher nicht sinnvoll. Der<br />
Rahmen dieses Forschungsprojektes bietet jedoch eine gute Möglichkeit, die tat-<br />
sächliche Effizienz sowie die Regelung zu untersuchen und zu optimieren.<br />
Die Fehlsteuerungen der Wärmepumpe sind ein gutes Beispiel dafür, dass gu-<br />
te Konzepte und vorgesehene Energiesparmaßnahmen schnell zunichte gemacht<br />
werden können, wenn die technische Umsetzung nicht sorgfältig durchgeführt<br />
und vor allem überprüft wird. Da im Regelfall die Betriebsweise und die Ener-<br />
gieströme eines Gebäudes nicht entsprechend detailliert ausgewertet werden, of-<br />
fenbaren sich Fehler wie diese dem Betreiber im Normalbetrieb nicht.<br />
Es bleibt zu überprüfen, ob mit angepassten Ein- und Ausschaltkriterien der<br />
sommerliche Warmwasserbedarf von der Wärmepumpe gedeckt werden kann.<br />
Ist dies der Fall, könnte man in einigen Fällen die niedrigen Arbeitszahlen im<br />
Sommer hinnehmen, wenn dafür der herkömmliche Wärmeversorger im Som-<br />
mer stillgelegt werden kann. Im Fall Pollmeier, wo auch im Sommer die sowohl<br />
ökonomisch und ökologisch günstige Nahwärme aus der Holzfeuerung zur Ver-<br />
fügung steht, sollte die Wärmepumpe im Sommer außer Betrieb genommen wer-<br />
den.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 169<br />
8.4.3 Warmwasserbereitung<br />
Einleitung<br />
Für die Warmwasserversorgung wurden im Gebäude zwei unterschiedliche Ar-<br />
ten der Warmwasserbereitung realisiert. Für die Toiletten sowie die Teeküchen<br />
der Büros im 1. und 2. OG Nord ist jeweils ein dezentraler Durchlauferhitzer<br />
installiert. Der Stromverbrauch des Durchlauferhitzers im 2. OG wird separat<br />
erfasst und kann damit zur Auswertung des Energieverbrauchs herangezogen<br />
werden.<br />
Die Warmwasserbereitung der Toiletten und Teeküchen der Südbüros inklusi-<br />
ve Toiletten und Cafeteriaküche im EG erfolgt über den Schichtenpufferspeicher<br />
als Durchflusswassererwärmer mit Zirkulation. Insgesamt werden zwölf Hand-<br />
waschbecken, vier Spülen und eine Dusche mit Warmwasser versorgt.<br />
Die Küche der Cafeteria wurde im Juni 2002 in Betrieb genommen. Die in der Kü-<br />
che befindliche Spülmaschine wurde zu diesem Zeitpunkt noch mit kaltem Was-<br />
ser betrieben. Ab Mitte November 2003 wurde aber auf den Betrieb mit Warm-<br />
wasser umgestellt.<br />
Einbausituation der zentralen Warmwasserversorgung<br />
Die Einbausituation der Anlagentechnik zur zentralen Warmwasserbereitung zeigt<br />
Bild 8.97. Die Rückflussleitung der Zirkulation wurde nicht wie geplant in mitt-<br />
lerer Höhe an den Pufferspeicher, sondern durch einen externen Zirkulationsan-<br />
schluss an den Warmwasserabgang angeschlossen.
170 8 ERGEBNISSE<br />
nicht vorhanden<br />
Z 1<br />
000<br />
m³<br />
Z 2<br />
WW 2<br />
000 WW 1<br />
m³<br />
Bild 8.97: Einbausituation der Warmwasserversorgung mit Zirkulation. Links: Screenshot der GLT,<br />
rechts: schematische Darstellung<br />
Beim externen Zirkulationsanschluss wird der Rücklauf der Zirkulation durch<br />
ein Rohr kleineren Durchmessers ein Stück in den Speicher geführt. Dort mischt<br />
sich das Warmwasser des Speichers mit dem Wasser aus dem Zirkulationsrück-<br />
lauf. Durch die Wassermengenzähler und die zugehörigen Temperaturfühler wer-<br />
den die Zirkulationsverluste und die Energiemengen für die Warmwasserberei-<br />
tung berechnet.<br />
Durch die Anordnung des Temperaturfühlers (WW 2) sind die berechneten Ener-<br />
giemengen der Warmwasserbereitung zu hoch, da das Temperaturniveau im Warm-<br />
wasserzulauf gegenüber der Nutztemperatur höher ist. Außerdem wird das Kalt-<br />
wasser, welches direkt zum Mischer fließt, ebenfalls durch den Wassermengen-<br />
zähler (WW) erfasst, was zu einer weiteren Verfälschung der Ergebnisse führt.<br />
Wassertemperaturen<br />
Die kleinste auslesbare Einheit des Durchflusszählers in der Kaltwasserleitung<br />
liegt bei 0,1 m 3 und ist damit zu groß um Tagesprofile der Warmwasserentnah-<br />
me zu ermitteln. An repräsentativen Arbeitstagen werden rund 200 l, also zwei<br />
Zählereinheiten entnommen. Teilweise kann das Entnahmeverhalten an den un-<br />
ten dargestellten Wassertemperaturen abgeschätzt werden. In Bild 8.98 sind die<br />
Wassertemperaturen der Zirkulationsleitung sowie Kaltwasser (KW) und Warm-
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 171<br />
wasser (WW) an einem Tag dargestellt.<br />
Temperatur<br />
80<br />
[ o C]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Warmwasser<br />
Kaltwasser<br />
Zirkulationsvorlauf<br />
Zirkulationsrücklauf<br />
Pufferspeicher oben<br />
Betrieb Speicherladepumpe<br />
Mischertemperatur<br />
10<br />
0<br />
Ü Ü<br />
Zirkulationsbetrieb<br />
00:00 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 24:00<br />
Tageszeit<br />
Bild 8.98: Tagesgang der Wassertemperaturen am 3. Juni 2003 (Dienstag)<br />
Die erste Entnahme fand offensichtlich gegen 5:00 Uhr statt. Dabei steigt die<br />
Warmwassertemperatur an, da warmes Wasser direkt aus den Speicher strömt.<br />
Die Temperatur im Zirkulationsvorlauf nimmt ebenfalls dieses Niveau an, weil<br />
die Zirkulation zu diesem Zeitpunkt noch außer Betrieb ist. Die Temperatur des<br />
Kaltwassers sinkt bei dieser Entnahme auf Grund des nachströmenden Wassers<br />
aus dem Hausanschluss. Dies tritt über den Tag verteilt mehfach auf und lässt<br />
somit Rückschlüsse auf die Wasserentnahme zu.<br />
Die Zirkulation war während dieses Tages zwischen 7:00 und 17:00 Uhr in Be-<br />
trieb. Nach Einschalten der Zirkulationspumpe sinken die Warmwassertempera-<br />
tur und die Temperatur im Zirkulationsvorlauf. Die Temperatur am Warmwas-<br />
sersensor ergibt sich aus der Vermischung des Wassers aus dem Speicher und<br />
dem Zirkulationsrücklauf im externen Zirkulationsanschluss. Die Temperatur im<br />
Zirkulationsvorlauf sinkt noch wesentlich stärker, da durch den Mischer zusätz-<br />
lich kaltes Wasser zugeführt wird. Da die Mischertemperatur auf 55 ◦ C eingestellt<br />
ist und das Temperaturniveau des zugeführten Warmwassers unter dieser liegt,
172 8 ERGEBNISSE<br />
ist es nicht notwendig, Kaltwasser beizumischen. Dies zeigt, dass der Mischer<br />
Schwächen in der Regelung hat.<br />
Die sich während der Zirkulation einstellende, nahezu konstante Temperaturdif-<br />
ferenz zwischen Zirkulationsvor- und rücklauf von ca. 2 K spiegelt die Leitungs-<br />
verluste der Zirkulation wieder.<br />
Die nachfolgenden Bilder 8.99 und 8.100 zeigen die gemessenen Wassertempera-<br />
turen im Intervall von zwei Minuten. Alle Werte sind absteigend nach der Tempe-<br />
ratur des Warmwasserabgangs sortiert. Dargestellt ist eine repräsentative Woche<br />
im Sommer und im Winter.<br />
Durch die Sortierung der Messwerte nach der Warmwassertemperatur (Dauerli-<br />
nie) zeichnen sich verschiedene Temperaturbereiche ab. Die Kaltwassertempera-<br />
tur und die Temperatur im Zirkulationsvorlauf bilden im Bereich hoher Warm-<br />
wassertemperatur ein Plateau aus. Dieser Bereich ist im Wesentlichen auf den<br />
Zirkulationsbetrieb und Warmwasserentnahme ohne Zirkulation zurückzufüh-<br />
ren, was aus Bild 8.98 ersichtlich wird. Ist die Zirkulation ausgeschaltet, steigt<br />
die Kaltwassertemperatur an, da das Wasser in der Leitung „steht“ und erwärmt<br />
wird, die Warmwassertemperatur und die Temperatur im Zirkulationsvorlauf<br />
sinken ab. Auffällig ist, dass die Kaltwassertemperatur in dem sich einstellenden<br />
Niveau aller Wassertemperaturen am höchsten liegt.<br />
Temperatur<br />
80<br />
[ o C]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Zirkulationsvorlauf<br />
Kaltwasser<br />
Warmwasser<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 [h] 180<br />
Zeitdauer<br />
Bild 8.99: Wassertemperaturen in der Woche vom 14. bis 20. Juli 2003. Die Messwerte sind sortiert<br />
nach den Warmwassertemperaturen aufgetragen
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 173<br />
Temperatur<br />
80<br />
[ o C]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Zirkulationsvorlauf<br />
Kaltwasser<br />
Warmwasser<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 [h] 180<br />
Zeitdauer<br />
Bild 8.100: Wassertemperaturen in der Woche vom 2. bis 8. Februar 2004. Die Messwerte sind<br />
sortiert nach den Warmwassertemperaturen aufgetragen<br />
Die Warmwasser- sowie die Zirkulationsvorlauftemperatur sind hauptsächlich<br />
abhängig von der Temperatur im Pufferspeicher (oben). Diese lag in der Som-<br />
merwoche im Mittel bei 57,6 ◦ C, in der Winterwoche bei 70,2 ◦ C. Die niedrige<br />
Speichertemperatur im Sommer ist demnach der Grund, warum die im Mischer<br />
voreingestellte Temperatur von 55 ◦ C nicht eingehalten werden kann.<br />
Die abgebildeten Messwerte der Kaltwassertemperatur haben deutliche Unter-<br />
grenzen, aus denen man Rückschlüsse auf die tatsächliche Temperatur des direkt<br />
aus dem Hausanschluss strömenden Wassers ziehen kann. Im Sommer liegen<br />
diese Temperaturen demnach bei etwa 15 ◦ C, in Winter bei 9 ◦ C.<br />
Aus hygienischer Sicht sollten Wassertemperaturen zwischen 30 und 50 ◦ C we-<br />
gen der Gefahr der Legionellenbildung verminden bzw. möglichst gering gehal-<br />
ten werden. Die aus den Bildern 8.99 und 8.100 ersichtlichen Zeiten, in denen<br />
die Wassertemperaturen des Systems in diesem Bereich liegen, sind bedenklich.<br />
In der abgebildeten Sommerwoche liegen die Warmwassertemperaturen und die<br />
Temperaturen im Zirkulationsvorlauf bis auf wenige Stunden fast durchgängig<br />
unter 50 ◦ C. Aus Bild 8.98 ist ersichtlich, dass die Temperaturen an diesem Ar-<br />
beitstag etwa 12 Stunden in diesem kritischen Bereich liegen.
174 8 ERGEBNISSE<br />
Energieverbrauch<br />
Im Bild 8.101 ist der monatliche Gesamtenergieverbrauch der zentralen Warm-<br />
wasserbereitung, getrennt nach Energieverbrauch für die Bereitung und dem Zir-<br />
kulationsverlust sowie der monatliche Warmwasserverbrauch dargestellt. Im Ab-<br />
schnitt Einbausituation wurde auf die Anordnung der Wassermengenzähler und<br />
der zugehörigen Temperatursensoren sowie der daraus resultierenden Folgen für<br />
den gemessenen Energieverbrauch eingegangen. Zu beachten ist demnach, dass<br />
die abgebildeten Werte nur annähernd den tatsächlichen Energieverbrach wie-<br />
dergeben. Eine Fehlerquote kann nicht abgeschätzt werden.<br />
[kWh/Monat]<br />
Energieverbrauch<br />
600<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Energieverbrauch Warmwasserbereitung<br />
Zirkulationsverluste<br />
Warmwasserverbrauch<br />
0<br />
05/02 09/02 01/03 05/03 09/03 01/04<br />
[m 3 /Monat]<br />
Bild 8.101: Monatlicher Energie- und Wasserverbrauch der zentralen Warmwasserbereitung (Zirkulationsleitung)<br />
In den ersten drei Monaten des Messzeitraums lag, wie schon in der Einleitung<br />
erwähnt, der Energie- sowie der Warmwasserverbrauch gegenüber den restli-<br />
chen Monaten auf niedrigerem Niveau, da die Küche der Cafeteria noch nicht in<br />
Betrieb war. Die zweiwöchigen Betriebsruhen im Juli 2002 und August 2003 sind<br />
in der Grafik ebenfalls zu erkennen. Deutlich wird, dass der Energieverbrauch<br />
tendenziell abhängig vom Warmwasserverbrauch ist.<br />
Im August 2002 wurde für einen der zwei Durchlauferhitzer ein Elektrozähler in-<br />
stalliert. Ein Wasserzähler ist für diesen Durchlauferhitzer nicht vorhanden, da-<br />
her ist der Wasserverbrauch nicht messbar. Mit den technischen Daten aus dem<br />
Datenblatt des Durchlauferhitzers lässt sich der ungefähre Wasserverbrauch er-<br />
14<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Warmwasserverbrauch
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 175<br />
rechnen. In [22] ist eine Nennleistung von 4,4 kW sowie eine Warmwasserleistung<br />
bei ∆t = 25 K von 2,6 l/min zu entnehmen. Über die Nennleistung können die Be-<br />
triebszeiten und aus der Warmwasserleistung die entnommenen Wassermengen<br />
berechnet werden. Aus diesen Angaben ergibt sich ein rechnerischer Aufwand<br />
von 28,21 kW/m 3 .<br />
Der ab diesem Zeitpunkt angefallene monatliche Stromverbrauch sowie die be-<br />
rechneten Wassermengen sind in Bild 8.102 aufgezeigt.<br />
Stromverbrauch<br />
12<br />
[kWh]<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0,43<br />
0,35 [m3 ]<br />
0,28<br />
0,21<br />
0,14<br />
0,07<br />
0,00<br />
05/02 10/02 03/03 08/03 01/04<br />
Bild 8.102: Monatlicher gemessener Energieverbrauch der dezentralen Warmwasserbereitung<br />
(Durchlauferhitzer) und die berechneten Wassermengen<br />
Das Fehlen der Werte von Mai bis August 2003 ist auf einen Defekt des Durch-<br />
lauferhitzers zurückzuführen. Der mittlere monatliche Stromverbrauch lag wäh-<br />
rend des Messzeitraums bei 6,7 kWh/Monat (Monate mit Verbrauch = null sind<br />
nicht mit berücksichtigt) bei einer mittleren Betriebszeit von etwa 1,5 h/Monat.<br />
Der Wasserverbrauch kann mit 0,2 m 3 /Monat für eine Entnahmestelle angegeben<br />
werden.<br />
Die nachfolgende Tabelle 8.16 stellt die zwei installierten Warmwasserbereitungs-<br />
systeme während des Messzeitraums von März 2002 bis Dezember 2003 gegen-<br />
über. Der Primärenergiefaktor der zentralen Warmwasserbereitung ist dabei mit<br />
1, der der dezentralen mit 3 angenommen. Für die fehlenden monatlichen Energie-<br />
und Wasserverbrauchswerte des Durchlauferhitzers sind die Mittelwerte aus den<br />
Monaten mit den vorhandenen Werten angesetzt. Der Wirkungsgrad des dezen-<br />
Rechn. Wasserverbrauch
176 8 ERGEBNISSE<br />
tralen Warmwasserbereiters ist mit 100 % festgelegt.<br />
Tabelle 8.16: Energetischer Vergleich der Warmwasserbereitungssysteme für den gezeigten<br />
Messzeitraum von März 2002 bis Januar 2003<br />
Warmwasser- Zentral Dezentral<br />
bereitung (Zirkulation) (Durchlauferhitzer)<br />
Nutzenergie [kWh] 8.600,0 155,6<br />
Primärenergiefaktor<br />
[-] 1 3<br />
Primärenergie [kWh] 8.600,0 466,8<br />
Warmwasserverbrauch<br />
[m 3 ] 125,1 5,5<br />
Primärenergie<br />
pro m 3 [kWh/m 3 ] 68,75 84,72<br />
Bekannt ist, dass der Einsatz von Warmwasserbereitungssystemen mit Zirkula-<br />
tionsleitungen auf Grund der ständig vorhandenen Zirkulationsverluste erst ab<br />
einer bestimmten Mindestmenge entnommenen Wassers sinnvoll ist. Das Bild<br />
8.103 zeigt grafisch den primärenergetischen Vergleich beider Systeme und die<br />
Warmwassermenge, bei der eine Warmwasserbereitung mit Zirkulationsleitung<br />
gegenüber einer mit Durchlauferhitzern vorzuziehen ist.<br />
Die aufgetragenen Werte für die zentrale Warmwasserbereitung sind Mittelwer-<br />
te eines Jahres im Zeitraum von August 2002 bis Juli 2003 (vgl. Bild 8.101). Der<br />
Zirkulationsverlust ist als fixer Wert berücksichtigt. Der energetische Aufwand<br />
für die zentrale und dezentrale Warmwasserbereitung sind als lineare variable<br />
Größen aufgetragen.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 177<br />
[kWh/Monat]<br />
Primärenergie<br />
800<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Durchlauferhitzer<br />
Warmwasser<br />
Zirkulation<br />
0 1 2 3 4 5 6 [m3 0<br />
/Monat] 8<br />
Warmwassermenge<br />
Bild 8.103: Primärenergetischer Vergleich beider Warmwasserbereitungssysteme<br />
Die Grafik zeigt, dass beim Vergleich dieser zwei Systeme ab einer entnommenen<br />
Wassermenge von 4 m 3 /Monat ein Warmwasserbereitungssystem mit Zirkulati-<br />
on kleinere Energieverbrauchswerte liefert. Dieses Ergebnis ist aber äußerst kri-<br />
tisch zu betrachten, da alle Werte mit einer hohen Fehlerquote in die Rechnung<br />
eingehen.<br />
Die Werte des Durchlauferhitzers wurden ausschließlich berechnet. Dabei liegt<br />
zu Grunde, dass das Wasser um 25 K erwärmt wird. Ob das entnommene Wasser<br />
des dezentralen Systems auf dem gleichen Temperaturniveau liegt, wie das der<br />
zentralen Warmwasserbereitung, konnte nicht geprüft werden.<br />
Die Speicherverluste wurden bei dieser Rechnung nicht beachtet. Diese sind er-<br />
heblich und müssen differenziert zwischen Sommer und Winter betrachtet wer-<br />
den. Während der Heizperiode teilen sich diese auf in Verluste der Heizanlage<br />
und Verluste der Warmwasserbereitung. Außerhalb der Heizperiode müssen die<br />
Speicherverluste komplett der Warmwasserbereitung zugeschrieben werden.<br />
Durch die Einbausituation der Wassermengenzähler und Temperatursensoren<br />
entstehen die zuvor schon beschriebenen Messfehler unbekannter Höhe. Klar ist<br />
nur, dass die gemessenen Werte zu hoch sind.
178 8 ERGEBNISSE<br />
8.4.4 Komfortaspekte und thermische Behaglichkeit<br />
8.4.4.1 Einleitung<br />
Durch die stationäre Messdatenerfassung werden, das Raumklima betreffend,<br />
nur wenige Größen erfasst: Es gibt einen Temperaturfühler pro 500 m 2 Büroflä-<br />
che, einen CO2-Sensor im Abluftkanal jeden Bürobereichs und die relative Luft-<br />
feuchte wird einmal vor der Wärmepumpe im Kanal gemessen.<br />
Da es von einigen Mitarbeitern Klagen über Zugerscheinungen gab, wurde im<br />
Frühjahr 2003 eine Komfortmesseinrichtung u.a. mit Lufttemperatur- und Luft-<br />
geschwindigkeitssensoren in unterschiedlichen Höhen jeweils eine Woche an vier<br />
unterschiedlichen Arbeitsplätzen eingerichtet. Es sollte nun möglich sein, die Ein-<br />
flüsse der raumlufttechnischen Anlage und der zusätzlichen Fensterlüftung auf<br />
die thermischen Bedingungen am Arbeitsplatz darzustellen und mittels Mess-<br />
werten und normativ vorgegebenen Grenzwerten, bzw. Behaglichkeitsfeldern zu<br />
bewerten. Im Folgenden werden die Ergebnisse dokumentiert und diskutiert.<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse dokumentiert und diskutiert.<br />
8.4.4.2 Abluftanlage und Regelung<br />
Für die Abluftanlage gibt es drei prinzipiell unterschiedliche Betriebsweisen, wel-<br />
che an der Bedienoberfläche der GLT (Bild 8.104) erläutert werden.<br />
1. Bedarfsregelung<br />
Während der Nutzungszeit wird die Anlage bedarfsgeregelt. Der Abluftventila-<br />
tor läuft druckgeregelt, d. h. er baut den voreingestellten Solldruck im Kanal auf.<br />
Der Volumenstromregler (VSR) regelt die dem Raum entzogene Abluftmenge.<br />
Am Beispiel der GLT Oberfläche (Bild 8.104) sei ein Solldruck von 180 Pa vorge-<br />
geben. Das Stellsignal des VSR im 1. OG West steht auf 23 %, woraufhin sich ein<br />
Volumenstrom von 530 m 3 /h einstellt. Die Öffnung des VSR wiederum wird be-<br />
darfsabhängig geregelt. Als Regelgröße wird bei dieser Anlage der CO2-Gehalt<br />
im Abluftkanal jedes Bürobereichs herangezogen (Momentanwert im Beispiel:<br />
586 ppm). Die CO2-Konzentration ist ein Indikator für die vom Menschen abge-<br />
gebenen Körpergerüche und die ausgeatmete Luft [23]. Alternativ steht im Ab-<br />
luftkanal ein Mischgassensor zur Regelung zur Verfügung. Von diesem wird eine
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 179<br />
relative Mischgaskonzentration (z.B. Küchendunst, Reinigungsmittel, menschli-<br />
che Ausdünstungen und Tabakrauch) gemessen.<br />
Bild 8.104: Screenshot der GLT Oberfläche „Abluft West“ am 19.02.04 um 12:00 Uhr<br />
In Bild 8.105 ist der Regelkreis nach CO2 dargestellt. Der Sollwert wird in linearer<br />
Abhängigkeit der Außentemperatur berechnet. Die Kennlinie ist in der GLT vom<br />
Nutzer einstellbar. Momentan werden in den Südbüros bei -12 ◦ C 1000 ppm und<br />
bei +20 ◦ C 500 ppm CO2-Gehalt zugelassen. Diese Regelung beabsichtigt geringe<br />
Luftwechselraten bei niedrigen Außentemperaturen um Lüftungswärmeverluste<br />
zu minimieren. Zudem sinkt das Zugluftrisiko, wenn bei niedrigen Außentem-<br />
peraturen die Luftwechselrate gering ist.
180 8 ERGEBNISSE<br />
CO-Sollwert<br />
2<br />
2. Spülbetrieb<br />
Proportionalregler<br />
Stellsignal Volumenstromregler<br />
(VSR)<br />
CO-Istwert<br />
2<br />
Zuluft<br />
CO-Sensor<br />
2<br />
Volumenstrom<br />
Bild 8.105: Regelkreis Lüftung<br />
Störgröße,<br />
CO-Emissionen<br />
2<br />
Raum<br />
CO-Gehalt<br />
2<br />
Morgens zwischen 6:30 und 7:30 Uhr läuft die Anlage im Spülbetrieb. In dieser<br />
Zeit läuft der Ventilator ebenfalls druckgeregelt, allerdings ist der VSR unabhän-<br />
gig vom CO2-Gehalt, zu 100 % auf. Mit dem sich einstellenden, erhöhten Ab-<br />
luftvolumenstrom soll der während der Nacht unbelüftete Bürobereich für kurze<br />
Zeit „durchspült“ werden.<br />
3. Nachtlüftung<br />
Im Sommer soll das Gebäude mittels Nachtlüftung entwärmt werden. Diese Be-<br />
triebsweise stellt sich ein, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:<br />
Im Zeitprogramm ist die Nachtlüftung aktiviert und die Raumtemperatur über-<br />
schreitet einen einstellbaren Grenzwert und die Außentemperatur unterschreitet<br />
einen voreingestellten Grenzwert nicht und die Differenz zwischen beiden hat<br />
mindestens eine einstellbare Größe.<br />
Bei der Nachtlüftung läuft der Ventilator druckunabhängig auf 100 %, der VSR<br />
ist ebenfalls ganz offen und zusätzlich öffnet sich die Bypassklappe im Kanal.<br />
Der Bypass wird benötigt, um die bedarfsgerechte Regelung zu ermöglichen. Der<br />
Volumenstromregler (VSR) ist auf eine Mindestgeschwindigkeit im Kanal ange-<br />
wiesen. Diese wird durch den verkleinerten Kanalquerschnitt in diesem Bereich<br />
erzeugt. Um während der Nachtlüftung einen möglichst hohen Volumenstrom<br />
zu fördern ist jedoch ein großer Querschnitt nötig, welcher durch die Öffnung
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 181<br />
der Bypassklappe erreicht wird.<br />
Bild 8.106: Abluftkanal mit Bypass<br />
Von Interesse für die vorgenommenen Messungen war, ob und wie die Luftge-<br />
schwindigkeit im Raum von den gefahrenen Volumenströmen abhängt. Daher<br />
wurden folgende Einstellvarianten gefahren, um verschiedene Volumenströme<br />
zu erreichen:<br />
• Lüftung aus<br />
• CO2-abhängige Regelung<br />
• Spülbetrieb, Solldruck auf 100 Pa<br />
• Spülbetrieb, Solldruck auf 200 Pa<br />
• Nachtlüftung<br />
8.4.4.3 Die temporäre Messeinrichtung<br />
Mittels zweier mobiler Datenlogger wurden 10 Messwerte als Momentanwerte<br />
im Intervall von 10 Sekunden, bzw. 1 Minute (Luftgeschwindigkeiten) erfasst<br />
(siehe auch Bild 8.107).<br />
CO2 - Messwertgeber (1) IR-spektroskopischer Sensor, CO2-Konzentration der<br />
Luft in ppm (parts per million)
182 8 ERGEBNISSE<br />
Operative Temperatur (2) Der hier verwendete Sensor bildet durch Form, Far-<br />
be und möglicher Orientierung den menschlichen Körper ab. Laut Herstelleran-<br />
gaben können die ermittelten Werte (in ◦ C) für die Berechnung des PMV-Index<br />
verwendet werden [21].<br />
Globe Temperatur (3) Thermometer (Pt100) im Inneren einer schwarzen Hohlku-<br />
gel ( ◦ C) [16]. Nach DIN 1946 kann auch ein Globe Thermometer zur Bestimmung<br />
der operativen Temperatur benutzt werden.<br />
Lufttemperatur (4) Pt100 Sensor mit einem luftdurchströmbaren Zylinder aus<br />
Aluminiumfolie<br />
Wet Bulb Temperatur (5) Natürlich belüftetes Feuchtthermometer, ein mit einem<br />
feuchten „Strumpf“ überzogenes Thermometer. Durch Verdunstung, welche bei<br />
geringer Luftfeuchte und erhöhter Luftgeschwindigkeit beschleunigt wird, kühlt<br />
das Thermometer ab. Die Einheit ist ebenfalls ◦ C.<br />
Relative Luftfeuchte (6) Bei der Messung der Feuchte ist das Temperaturgleich-<br />
gewicht zwischen Sensor und Umgebung von großer Bedeutung. Bei schnellen<br />
Veränderungen der Luftemperatur, bereits ab ± 1 K, können erhebliche Messfeh-<br />
ler auftreten.<br />
Luftgeschwindigkeit und Temperatur (7/8) Richtungsunabhängige Hitzdrahta-<br />
nemometer
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 183<br />
(1)<br />
(2)<br />
(3)<br />
(4) (5)<br />
(6)<br />
(7)<br />
(8)<br />
0,50m<br />
0,50 m<br />
0,10 m<br />
Bild 8.107: Aufbau der verwendeten Messeinrichtung: (1) CO2-Sensor, (2) operative Raumtemperatur,<br />
(3) mittlere Strahlungstemperatur, (4) Raumlufttemperatur, (5) Feuchttemperatur,<br />
(6) rel. Luftfeuchte, (7) Luftgeschwindigkeit und Temperatur OBEN, (8) Luftgeschwindigkeit<br />
und Temperatur UNTEN<br />
Die EN ISO 7726 Umgebungsklima - Instrumente und Verfahren zur Messung<br />
physikalischer Größen [14] gibt Empfehlungen für Messhöhen (Tabelle 8.17).<br />
Tabelle 8.17: Empfohlene Höhe der Messwertaufnehmer bei der Messung von Klimagrößen nach<br />
EN ISO 7726 2002-04 [14]<br />
Anordnung der Messwertaufnehmer Sitzend Stehend<br />
Kopfhöhe 1,1 m 1,7 m<br />
Unterleibhöhe 0,6 m 1,1 m<br />
Fußknöchelhöhe 0,1 m 0,1 m<br />
Es standen zwei Hitzdrahtanemometer zu Luftgeschwindigkeits- und Tempera-<br />
turmessungen zur Verfügung. Um eine deutliche Schichtung zu erhalten, wurden<br />
diese in den Höhen 0,10 m und 1,10 m eingerichtet.<br />
Die auf die Messdaten einflußnehmenden Randbedingungen wie Außentempe-<br />
ratur, Außenfeuchte, Ventilator Stellsignale und Luftvolumenströme wurden par-<br />
allel von der stationären Messdatenerfassung dokumentiert. Im Anhang sind alle<br />
Ergebnisse jeweils für jeden Messzeitraum und Messort unkommentiert, grafisch
184 8 ERGEBNISSE<br />
dargestellt.<br />
Die Fensteröffnungszeiten wurden von den Nutzern dokumentiert.<br />
Messzeiträume und Standorte<br />
Über die bereits vorgestellten Wanddurchlässe strömt die Außenluft direkt in<br />
den Raum. Das Auftreten von Zugerscheinungen ist umso größer, je kälter die<br />
Außenluft ist, die in den Raum kommt. Die Messungen wurden allerdings nicht<br />
bei extrem niedrigen Außentemperaturen am Tag durchgeführt. Um die Auswir-<br />
kungen möglichst niedriger Außentemperaturen zu untersuchen, wurde die Lüf-<br />
tungsanlage auch nachts betrieben. Entsprechend der Anforderungen war auch<br />
die Heizung nachts freigegeben, so dass sich zumindest von der Haustechniksei-<br />
te Tagbedingungen einstellen konnten.<br />
Insgesamt wurden vier Wochen an unterschiedlichen Standorten (Bild 8.108) ge-<br />
messen. In der letzten Woche fiel ein Datenlogger aus, daher liegen einige Werte<br />
nur bis zum 18.04.2003 vor.<br />
Bild 8.108: Standorte der Messapparatur in den 4 Messwochen im 1., bzw. 2. OG Süd und die<br />
Lage des Temperatursensors der stationären Messwerterfassung<br />
(1) 24.03.2003 - 30.03.2003 1. OG Süd, nahe Schreibtisch und Fassade<br />
(2) 01.04.2003 - 08.04.2003 1. OG Süd, Gang nahe Abluftansaugung<br />
(3) 08.04.2003 - 15.04.2003 2. OG Süd, Gang nahe Abluftansaugung<br />
(4) 15.04.2003 - 22.04.2003 2. OG Süd, am Arbeitsplatz
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 185<br />
8.4.4.4 Vergleich stationärer und temporärer Messwerte<br />
Mittels der durchgeführten Messungen können die kontinuirlich erfassten Mess-<br />
werte abgeglichen werden und so ihre Aussagekraft überprüft werden.<br />
Lufttemperatur<br />
Zur Erfassung der Raumtemperatur eines Großraumbüros (ca. 500 m 2 ) wird ein<br />
Ni 1000 Sensor in Unterputzausführung an einer Betonwand verwendet, die Lage<br />
ist in Bild 8.108 eingezeichnet.<br />
Lufttemperatur<br />
27<br />
[ o<br />
C]<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
ä<br />
Raumlufttemperatur (4)<br />
stationäre Raumtemperatur<br />
19<br />
24.03 25.03 26.03 27.03 28.03 29.03 30.03 31.03<br />
Datum<br />
Bild 8.109: Zwei-Minuten-Mittelwerte der Trockentemperatur (4) im Vergleich mit der stationären<br />
Temperatur, Montag 24.03 - Sonntag 30.03.2003<br />
In Bild 8.109 sind die gemessenen Werte dieses Sensors mit denen des Trocken-<br />
thermometers der Messeinrichtung verglichen.<br />
Auffällig ist, dass das fest installierte Thermometer wesentlich träger auf Tempe-<br />
raturschwankungen reagiert und die Amplituden deutlich geringer ausfallen. Im<br />
Tagesmittel beider Fühler hingegen ergeben sich nur wenig Abweichungen (hier<br />
nicht dargestellt). Für dieses Verhalten gibt es offensichtliche Gründe: Die Luft-<br />
temperatur nahe der Fassade ist durch Fensteröffnungen, Sonneneinstrahlung<br />
und Transmission größeren Schwankungen unterworfen. Es liegt jedoch eben-<br />
falls nahe, dass durch die Montage direkt auf der Betonwand von dem Sensor
186 8 ERGEBNISSE<br />
ein relativ hoher Anteil der Bauteiltemperatur miterfasst wird. Dies wird an der<br />
zeitlichen Verschiebung der beiden Temperaturverläufe deutlich.<br />
Für die Langzeitmessung hat dies folgende Konsequenzen: Bei Mittelwertbildun-<br />
gen über mindestens einen Tag wird die mittlere Raumtemperatur relativ treffend<br />
wiedergegeben. Im Mittel, über die in Bild 8.109 dargestellte Woche, liefert der<br />
Unterputzfühler einen Wert von 23,19 ◦ C, der temporäre Sensor 23,16 ◦ C. Die für<br />
den Sommerfall interessante Betrachtung der Übertemperaturgradstunden wird<br />
ein moderates Ergebnis liefern, obwohl in großen Teilen des Büros deutlich hö-<br />
here Temperaturen vorliegen können.<br />
Im Juli 2003 wurden die Unterputzfühler der Büros in Aufputzfühler umgerüstet,<br />
um den Abstand und damit die Entkopplung von der Wand etwas zu vergrößern.<br />
Referenzmessungen nach dem Umbau wurden noch nicht durchgeführt.<br />
CO2-Gehalt<br />
Der CO2-Gehalt wird im Abluftkanal ermittelt. Im folgenden werden diese Werte<br />
mit denen der temporären Messeinrichtung der 1. Messwoche verglichen. Die ge-<br />
glätteten Kurven stellen den Verlauf der Durchschnittswerte über ein bestimmtes<br />
Intervall dar. Werden beispielsweise 2-Minuten-Werte über 720 Punkte geglättet,<br />
gibt der jeweilige Wert den Durchschnitt über 24 Stunden (12 Stunden zurück<br />
und 12 Stunden vor) an.<br />
In diesem Büro arbeiten etwa 20 Personen, also etwa eine Person pro 25 m 2 Bü-<br />
rofläche. Dies entspricht einer eher geringen Belegungsdichte. Der Einfluss der<br />
Personenbelegung auf den CO2-Gehalt wird in Bild 8.110 sehr gut deutlich.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 187<br />
CO2 −Gehalt<br />
750<br />
[ppm]<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
CO2−Raum<br />
CO2−Kanal<br />
CO2−Kanal, geglättet<br />
CO2−Raum, geglättet<br />
über 720 Messpunkte<br />
350<br />
300<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
24.03 25.03 26.03 27.03 28.03 29.03 30.03 31.03<br />
Datum<br />
Bild 8.110: Zwei-Minuten-Mittelwerte des CO2-Gehalts im Raum im Vergleich mit den im Abluftkanal<br />
gemessenen Werten, Montag 24.03 - Sonntag 30.03.2003<br />
Um 8:00 Uhr morgens steigt der Gehalt sprunghaft an. An allen Tagen ist ein<br />
Einbruch um die Mittagszeit zu beobachten. Am Freitag arbeiten weniger Men-<br />
schen, am Samstag arbeitet in diesem Büro niemand und durch den dennoch ge-<br />
förderten Außenluftvolumenstrom sinkt der CO2-Gehalt. Am Sonntag scheinen<br />
Personen im Raum gewesen zu sein.<br />
Die grobe Auflösung der stationären Messwerterfassung, auch bei der relativen<br />
Luftfeuchte in Bild 8.111 zu beobachten, ist auf die voreingestellte Priorität des<br />
Messwertes zurückzuführen. Die Daten werden mittels eines M-Bus übertragen.<br />
Ist das Datenaufkommen hoch, werden die Abfragen der Messwerte mit niedri-<br />
gen Prioritäten zurückgestellt.<br />
Beide Verläufe stimmen qualitativ gut überein. Quantitativ ergibt sich eine na-<br />
hezu konstante Differenz der über einen Tag geglätteten Werte von ca. 80 ppm.<br />
(Für die folgenden drei Wochen an unterschiedlichen Standorten zeigt sich diese<br />
Tendenz ebenfalls.) Die Messungen beider Sensoren sind mit einer Messunge-<br />
nauigkeit von ± 40 ppm, bzw. ± 20 ppm behaftet, was die Erklärung für die<br />
Unterschiede sein könnte.<br />
Die unterschiedlichen Messorte spielen bei dieser Betrachtung ebenfalls eine Rol-<br />
le. Während der im Kanal gemessene Wert die gesamte Luftqualität des Bürobe-<br />
ä
188 8 ERGEBNISSE<br />
reichs abbildet, misst der Sensor im Raum nur an einer Stelle.<br />
Aus der bleibenden Differenz beider Sensoren kann keine negative Auswirkung<br />
auf die Regelung abgeleitet werden.<br />
Die absoluten Werte (von 400 bis 700 ppm) liegen im für Büroräume akzeptablen<br />
Bereich. Der Grenzbereich liegt nach Pettenkofer bei 1000 bis 1500 ppm [8].<br />
Am Samstag und Sonntag erreicht zumindest der temporäre Sensor Werte im Be-<br />
reich des CO2-Gehalts der Außenluft (350 ppm bis 400 ppm). An beiden Tagen<br />
wurde nahezu konstant mit einer Luftwechselrate von 0,7 h −1 gelüftet (siehe An-<br />
hang A).<br />
Relative Raumluftfeuchte<br />
Auch bei den im Raum und im Abluftkanal gemessen Werte der relativen Luft-<br />
feuchte läßt sich ein nahezu paralleler Verlauf beobachten (Bild 8.111).<br />
relative Luftfeuchte<br />
50<br />
[%]<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Woche 1<br />
Woche 2<br />
rel. Feuchte Kanal<br />
rel. Luftfeuchte Raum<br />
Woche 3<br />
24.03 27.03 30.03 02.04 05.04 08.04 11.04 14.04 17.04<br />
Datum 2003<br />
Bild 8.111: Zwei-Minuten-Mittelwerte der rel. Luftfeuchte im Raum im Vergleich mit den im Abluftkanal<br />
gemessenen Werten<br />
Die hier miteinander verglichenen Messwerte werden allerdings an unterschied-<br />
lichen Positionen gewonnen: Die Feuchte im Raum an den in Bild 8.108 ver-<br />
zeichneten Standorten. Der Feuchte-Sensor im Kanal befindet sich kurz vor dem
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 189<br />
Abluftventilator (siehe Bild 8.104). Dem entsprechend wird ein Luftgemisch aus<br />
zwei Bürobereichen (1. und 2. OG Süd), den jeweiligen Toiletten sowie der Abluft<br />
aus dem Atrium und der darin befindlichen Cafeteria gemessen. Die gemessene<br />
Feuchte im Kanal kann also nur indirekt Hinweise auf die rel. Feuchte im Büro<br />
geben. Die mittleren Abluft- und Raumtemperaturen liegen auf gleichem Niveau,<br />
wobei die Raumlufttemperatur stärkeren Schwankungen unterworfen ist.<br />
Auffällig ist, dass an fast 95 % des Messzeitraumes die relative Luftfeuchte im<br />
Raum unter 30 % liegt. Nach [23] liegt die obere Grenze des Feuchtegehalts für<br />
die Behaglichkeit bei 65 % rel. Feuchte (11,5 g Wasser je kg trockene Luft). Für die<br />
untere Grenze liegen keine gesicherten Werte vor, es können aber für die Behag-<br />
lichkeit 30 % gelten, wobei gelegentliche Unterschreitungen vertretbar sind. Die<br />
30 % gelten weitgehend unabhängig von der Temperatur.<br />
Es ist jedoch bekannt, dass Schädigungen der Schleimhäute der Atmungsorgane<br />
bei längerfristigem Unterschreiten der relativen Luftfeuchten von 30 % auftreten<br />
können und damit das Infektionsrisiko steigt [8].<br />
Im Weiteren wird untersucht, welchen Einfluss die Feuchte außen auf die rel.<br />
Luftfeuchte innen hat. Um die Innenfeuchte mit der Außenfeuchte vergleichen zu<br />
können, muss der Wassergehalt in g Wasser pro kg trockener Luft bestimmt wer-<br />
den, also der Einfluss der Temperatur berücksichtigt werden. Die relative Feuchte<br />
allein gibt noch keine Auskunft über den absoluten Wassergehalt.<br />
20 ◦ C warme Luft kann beispielsweise maximal 14,89 g/kg Wasser aufnehmen<br />
(rH=100 %). Luft mit einer Temperatur von 0 ◦ C hingegen hat bei rH=100 % eine<br />
absolute Feuchte von 3,82 g/kg<br />
Anhand der durch die Wetterstation auf dem Dach des Forschungsgebäudes er-<br />
mittelte Außentemperatur und Außenfeuchte, kann der absolute Feuchtegehalt<br />
innen mit dem der Außenluft verglichen werden. In Bild 8.112 sind die Tagesmit-<br />
telwerte der absoluten Innen- und Außenfeuchte über die Zeit dargestellt.
190 8 ERGEBNISSE<br />
Wassergehalt der Luft<br />
9<br />
[g/kg]<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Woche 1 Woche 2 Woche 3<br />
ß<br />
ß<br />
Wassergehalt innen<br />
Wassergehalt außen<br />
1<br />
24.03 27.03 30.03 02.04 05.04 08.04 11.04 14.04 17.04<br />
Datum<br />
Bild 8.112: Tagesmittelwerte der absoluten Feuchte außen, ermittelt aus den Daten der Wetterstation<br />
und Tagesmittelwerte der absoluten Feuchte innen, ermittelt über die temporären<br />
Messungen<br />
Wie die Auswertung zeigt, liegen die beiden Kurven über den gesamten Mess-<br />
zeitraum nahe beieinander.<br />
Aufgrund der einströmenden, unkonditionierten Außenluft und der in Büro-<br />
gebäuden überlicherweise geringen internen Feuchteproduktion, ist die Innen-<br />
feuchte vom Wassergehalt außen abhängig (siehe auch Bild 8.113). Im Messzeit-<br />
raum war die absolute Feuchte der Außenluft ebenfalls gering. Ein Unterschied<br />
von 1 g Wasserdampf (in diesem Temperaturbereich) bedeutet etwa 4-6 % Unter-<br />
schied der rel. Feuchte. In Bild 8.113 ist nocheinmal die Abhängigkeit der Innen-<br />
feuchte von der Außenfeuchte dargestellt:
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 191<br />
Absolute Feuchte innen<br />
9<br />
[g/kg]<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
ß<br />
Absolute Feuchte innen<br />
1<br />
1 2 3 4 5 6 7 [g/kg] 9<br />
Absolute Feuchte außen<br />
Bild 8.113: Stundenmittelwerte der absoluten Feuchte innen in Abhängigkeit der absoluten<br />
Feuchte außen über den gesamten Messzeitraum<br />
Bei höheren absoluten Feuchten außen liegt die abs. Feuchte innen etwas darun-<br />
ter. Bei geringeren abs. Feuchten außen liegt die abs. Feuchte im Raum deutlich<br />
über dieser. Das Gebäude reagiert also träge auf Veränderungen der Außenfeuch-<br />
te. Über Sorptionsvorgänge im Gebäude können keine abschließenden Aussagen<br />
gemacht werden. Die auftretenden zu geringen relativen Feuchten innen sind<br />
jedoch eindeutig auf die Trockenheit der Außenluft (und die geringe Feuchtepro-<br />
duktion innen) während der Messungen zurückzuführen.<br />
Um das Feuchteverhalten im Raum etwas detallierter zu untersuchen, ist in Bild<br />
8.114 die ermittelte Feuchte in Verbindung mit dem Abluftvolumenstrom an zwei<br />
Tagen dargestellt.
192 8 ERGEBNISSE<br />
Volumenstrom<br />
rel. Luftfeuchte<br />
Wassergehalt der Luft<br />
1500<br />
[m 3<br />
/h]<br />
1000<br />
750<br />
500<br />
250<br />
0<br />
30<br />
[%]<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
5,5<br />
[g/kg]<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
ü<br />
V Kanal<br />
ß<br />
ü<br />
rel. Innenfeuchte<br />
Absolute Feuchte Außen<br />
Absolute Feuchte Innen<br />
ß<br />
12.04.2003 00:00<br />
12.04.2003 02:00<br />
12.04.2003 04:00<br />
12.04.2003 06:00<br />
12.04.2003 08:00<br />
12.04.2003 10:00<br />
12.04.2003 12:00<br />
12.04.2003 14:00<br />
12.04.2003 16:00<br />
12.04.2003 18:00<br />
12.04.2003 20:00<br />
12.04.2003 22:00<br />
13.04.2003 00:00<br />
13.04.2003 02:00<br />
13.04.2003 04:00<br />
13.04.2003 06:00<br />
13.04.2003 08:00<br />
13.04.2003 10:00<br />
13.04.2003 12:00<br />
13.04.2003 14:00<br />
13.04.2003 16:00<br />
13.04.2003 18:00<br />
13.04.2003 20:00<br />
13.04.2003 22:00<br />
Tageszeit am 12.04 und 13.04.2003, Samstag und Sonntag<br />
Bild 8.114: Abluftvolumenstrom des 2. OG Süd (mit einem Raumvolumen von ca. 1500 m3 ), 2-<br />
Minuten-Werte der absoluten Feuchte innen und außen, sowie der rel. Raumluftfeuchte<br />
am 12. und 13. April 2003 (Samstag und Sonntag)<br />
Da es sich um ein Wochenende handelt, waren die Fenster geschlossen. Die Lüf-<br />
tungsanlage lief über Nacht mit nahezu konstantem Volumenstrom.<br />
Während ein Luftaustausch stattfand, Samstag morgen von 6:30 bis 7:30 Uhr, in<br />
der Nacht zum Sonntag und Sonntag von 17:30 bis 20:00 Uhr, orientiert sich die<br />
Innenfeuchte an der äußeren Feuchte. In allen Fällen sinkt sie, da es draußen<br />
absolut gesehen trockener ist. In den Zeiten, in welchen nur ein sehr geringer,<br />
oder gar kein Luftaustausch stattfand, steigt die Innenfeuchte langsam an.<br />
Auch hier zeigt sich, dass die problematische niedrige Innenfeuchte auf die extre-<br />
me Trockenheit außen zurückzuführen ist. Wie in Büros üblich, findet im Raum<br />
ß<br />
ß<br />
ß
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 193<br />
nahezu keine Feuchteproduktion statt. Zudem ist die Personenbelegung mit 15-<br />
20 Personen pro 500 m 2 sehr niedrig. Da eine Konditionierung der Außenluft<br />
über die Lüftungsanlage nicht möglich ist, müsste die Raumluft dezentral be-<br />
feuchtet werden, um eine „behagliche“ Raumluftfeuchte zu erreichen.<br />
rel. Feuchte innen<br />
80<br />
[%]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
rel. Feuchte innen<br />
ä<br />
untere Grenze der rel.<br />
Feuchte im Abluftkanal<br />
10<br />
0 2 4 6 8 10 12 [g/kg] 16<br />
ä<br />
absolute Feuchte außen<br />
Bild 8.115: Rel. Abluftfeuchte im Bereich West in Abhängigkeit der absolute Feuchte der Außenluft<br />
über den gesamten Projektzeitraum, Tagesmittelwerte<br />
Der Einfluss der absoluten Feuchte der Außenluft auf die rel. Feuchte im Abluft-<br />
kanal ist in Bild 8.115 zu erkennen. Wie aus Bild 8.111 hervorgeht liegt die rel.<br />
Feuchte im Büro etwa 5 bis 10 % unter der Feuchte im Kanal. Die rel. Feuch-<br />
te im Büro unterschreitet die 30 % also wahrscheinlich nicht, wenn die Feuchte<br />
im Kanal bei mindestens 35 % liegt. Dies ist nach Bild 8.115 bei einer absoluten<br />
Außenfeuchte von größer 5 g/kg der Fall.<br />
Im nächsten Bild ist der absolute Feuchtegehalt der Außenluft über den gesam-<br />
ten Projektzeitraum dargestellt. Zwischen November und April liegt diese unter<br />
5 g/kg.
194 8 ERGEBNISSE<br />
Wassergehalt der Außenluft<br />
15<br />
[g/kg]<br />
13<br />
12<br />
ß<br />
Tagesmittel der absoluten Feuchte<br />
Glätten über 30 Tage<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov<br />
Dezember 2001 bis Dezember 2003<br />
Bild 8.116: Absolute Feuchte der Außenluft über den gesamten Projektzeitraum, Tagesmittelwerte<br />
Um die Behaglichkeit hinsichtlich der Feuchte in den trockenen Jahreszeiten (sie-<br />
he Bild 8.116) zu verbessern, werden im nächsten Jahr Luftbefeuchter in den Bü-<br />
ros und im Atrium des Verwaltungsgebäudes eingesetzt.<br />
8.4.4.5 Operative Temperatur<br />
Zunächst werden die beiden Sensoren für die operative Temperatur über den<br />
gesamten Messzeitraum miteinander verglichen: Der graue Kegel und das Glo-<br />
bethermometer (siehe Bild 8.117).<br />
Beide Sensoren liefern operative Temperaturen, die sehr nah an der Lufttempera-<br />
tur liegen. D.h. die umgebenden Flächen haben der Lufttemperatur sehr ähnliche<br />
Oberflächentemperaturen. Der Wärmeschutz der Gebäudehülle ist also sehr gut.<br />
Die Temperaturen des Globethermometers liegen jedoch größtenteils über der<br />
Lufttemperatur wohingegen die Werte der gemessenen operativen Temperatur<br />
eher unter denen der Lufttemperatur liegen.<br />
Ebenso ist ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Sensoren bzgl. ihrer Ab-<br />
hängigkeit von der Raumlufttemperatur zu erkennen. Mit steigender Lufttempe-<br />
ratur steigt die Globetemperatur und fällt die operative Temperatur. Wahrschein-<br />
lich ist der Einfluss der Strahlung auf das runde, schwarze Globethermometer<br />
größer als auf das spitz zulaufende, hellgraue Thermometer.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 195<br />
operative Temperatur<br />
30<br />
[ o<br />
C]<br />
28<br />
27<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
19<br />
operative Temperatur<br />
18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 [ o<br />
18<br />
C] 30<br />
Lufttemperatur<br />
Globe Temperatur<br />
30<br />
[ o<br />
C]<br />
28<br />
27<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
19<br />
Globe Temperatur<br />
18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 [ o<br />
18<br />
C] 30<br />
Lufttemperatur<br />
Bild 8.117: Vergleich der beiden Sensoren für operative Temperatur in Abhängigkeit der Raumlufttemperatur<br />
Beide Thermometer sind vom gleichen Hersteller. Die Messungenauigkeit ist im<br />
Bereich zwischen 0 und 40 ◦ C mit ± 0,5 ◦ C (Globe) und ± 0,3 ◦ C (operative Tem-<br />
peratur) angegeben.<br />
Wegen der besseren Nachbildung des menschlichen Körpers wird zur weiteren<br />
Auswertung die operative Temperatur von Sensor (2) verwendet.<br />
In Bild 8.118 ist der empfohlene Bereich der operativen Temperatur grün und<br />
die gemessenen Werte des operativen Thermometers (2) in Abhängigkeit von der<br />
Außentemperatur dargestellt. Bei hohen Außentemperaturen oder kurzzeitig ho-<br />
hen internen Lasten können höhere Werte zugelassen werden. Ebenso sind bei<br />
bestimmten Lüftungssystemen (z.B. Quelllüftung) operative Temperaturen zwi-<br />
schen 20 und 22 ◦ C zulässig [DIN 1946 Teil 2] .
196 8 ERGEBNISSE<br />
operative Lufttemperatur<br />
28<br />
[ o<br />
C]<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
19<br />
18<br />
operative Temperatur<br />
-5 0 5 10 15 20 [ o<br />
C]<br />
Außentemperatur<br />
Bild 8.118: Operative Raumtemperatur im kompletten Messzeitraum (jeweils von Mo-Sa, 8:00-<br />
18:00 Uhr) in Abhängigkeit von der Außentemperatur, im Behaglichkeitsfeld nach DIN<br />
1946<br />
Die extremen Ausreißer nach oben und unten sind hier auf direkte Sonnenbe-<br />
strahlung, bzw. Fensteröffung zurückzuführen und werden vom Nutzer nicht<br />
als unangenehm empfunden. Im Bereich zwischen 5 und 10 ◦ C Außentempera-<br />
tur liegt die operative Temperatur z.T. deutlich unter 22 ◦ C. Diese Zeiten können<br />
beim Nutzer zu leicht unbehaglichem Temperaturempfinden geführt haben. Be-<br />
trachtet man die vier Messstandorte getrennt voneinander, liegen in den Wochen<br />
2 und 4 die meisten Werte unter 22 ◦ C.<br />
Aufgrund der Großraumsituation und den vielfältigen Einflussgrößen kann kei-<br />
ne allgemein gültige Aussage über Auswirkungen der Zuluftnachströmung auf<br />
die operativen Temperaturen gemacht werden.<br />
8.4.4.6 Schichtung der Raumtemperatur<br />
Hohe Temperaturunterschiede zwischen Knöchel- und Kopfhöhe werden, beson-<br />
ders bei niedrigen Knöcheltemperaturen, als störend empfunden. Nach Fanger<br />
liegt der Anteil der Unzufriedenen bei 5 %, solange eine Temperaturdifferenz<br />
von 3 K/m nicht überschritten wird [10].<br />
In Anlehnung daran gibt die DIN 1946 Teil 2 einen vertikalen Temperaturgradi-<br />
ß<br />
30
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 197<br />
enten in Aufenthaltszonen von höchstens 2 K/m Raumhöhe vor. Die Temperatur<br />
in 0,1 m Höhe sollte dabei 21 ◦ C nicht unterschreiten.<br />
In der nächsten Grafik (Bild 8.119) ist die Temperaturschichtung am Montag, den<br />
24.03.2003 im ersten OG im Großraumbüro in Arbeitsplatznähe dargestellt:<br />
Raumlufttemperatur, bzw. −gradient<br />
4<br />
[K/m]<br />
2<br />
1<br />
0<br />
27<br />
[ o<br />
C]<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
19<br />
18<br />
17<br />
24.03.2003 00:00<br />
24.03.2003 04:00<br />
24.03.2003 08:00<br />
24.03.2003 12:00<br />
24.03.2003 16:00<br />
24.03.2003 20:00<br />
ä<br />
Montag, 24.03.2003 25.03.2003<br />
24.03.2003 24:00<br />
25.03.2003 04:00<br />
vertikaler Temperaturgradient<br />
25.03.2003 08:00<br />
25.03.2003 12:00<br />
25.03.2003 16:00<br />
T oben<br />
T mitte<br />
T unten<br />
Zeit am 24. und 25. März 2003<br />
Datum, Zeit<br />
Bild 8.119: Temperaturschichtung und Temperaturgradient als Differenz aus T oben und T unten<br />
im zeitlichen Verlauf<br />
Die extremen Temperatureinbrüche sind auf die dokumentierten Fensteröffnungs-<br />
zeiten zurückzuführen:<br />
Datum Fenster auf Fenster zu<br />
24.3. 14:15 14:48<br />
15:20 15:56<br />
17:15 19:30<br />
25.3. 13:15 18:02<br />
Über den gesamten Messzeitraum liegt der Temperaturgradient zu 91 % unter<br />
ä<br />
25.03.2003 20:00<br />
25.03.2003 24:00
198 8 ERGEBNISSE<br />
1 K, und an 94 % der Zeit unter 2 K/m. Die Temperatur in h=0,1 m liegt in 11 %<br />
der Zeit (einschließlich nachts) unter 21 ◦ C.<br />
Zustände, welche außerhalb der o.a. Behaglichkeitsgrenzen liegen, treten lokal al-<br />
so im wesentlichen bei einem geöffneten Fenster ein. Für den Nutzer, welcher das<br />
Fenster selbsttätig öffnen und schließen kann, bedeutet das eine gewollte Kom-<br />
forteinbuße, die nicht zur Unzufriedenheit führt.<br />
8.4.4.7 Luftgeschwindigkeit, Turbulenz und Zugrate<br />
Der menschliche Körper ist für Schwankungen der Luftgeschwindigkeiten emp-<br />
findlich. Das Empfinden hängt im Wesentlichen von der Gleichförmigkeit der<br />
Strömung, bzw. dem Turbulenzgrad und der Lufttemperatur ab.<br />
Nach [15] ist der Turbulenzgrad (TU) definiert als der Quotient aus der Standard-<br />
abweichung der Geschwindigkeit und der mittleren Geschwindigkeit in Prozent:<br />
T U = SD/va ∗ 100 %<br />
In der folgenden Grafik (Bild 8.120) sind die Turbulenzgrade pro Stunde über<br />
den Messzeitraum und alle Messstandorte für beide Messhöhen dargestellt. Die<br />
Standardabweichung wurde jeweils für die Minutenwerte bezogen auf das Stun-<br />
denmittel berechnet.<br />
In konventionell belüfteten Räumen liegt der Turbulenzgrad zwischen 30 und<br />
60 %. Wenn keine konkreten Werte vorliegen wird ein Turbulenzgrad von 40 %<br />
angenommen [12]. Die in Bild 8.120 dargestellten Werte liegen gestreut in die-<br />
sem Bereich. Nur am 12/13.4. und 19/20.4., jeweils Samstag und Sonntag mit<br />
geschlossenen Fenster, liegen die Werte deutlich unter 30 %.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 199<br />
Turbulenzgrad<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
[%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
24.03. 25.03. 26.03. 27.03. 28.03. 29.03. 30.03.<br />
TU oben<br />
TU unten<br />
ß<br />
ß<br />
31.03. 01.04. 02.04. 03.04. 04.04. 05.04. 06.04.<br />
ß<br />
07.04. 08.04. 09.04. 10.04. 11.04. 12.04. 13.04.<br />
ß<br />
TU oben<br />
TU unten<br />
TU oben<br />
TU unten<br />
TU oben<br />
TU unten<br />
14.04. 15.04. 16.04. 17.04. 18.04. 19.04. 20.04.<br />
Bild 8.120: Turbulenzgrade pro Stunde über alle Messzeiträume und -standorte<br />
Luftgeschwindigkeit<br />
In DIN 1946 Teil 2 [23] werden die Grenzwerte des Behaglichkeitsbereichs für die<br />
Luftgeschwindigkeit in Abhängigkeit der Temperatur und des Turbulenzgrades<br />
grafisch dargestellt. Demnach gilt bei einem Turbulenzgrad von 5 % und einer<br />
Temperatur von 20 ◦ C eine Luftgeschwindigkeit bis zu 0,2 m/s als unkritisch. Der<br />
Wert von 0,2 m/s wird weithin als Richtgröße benutzt. Mit steigender Tempera-<br />
tur können höhere Luftgeschwindigkeiten zugelassen werden. Bei größeren Tur-<br />
bulenzen allerdings werden die Luftgeschwindigkeiten nach unten verschoben.<br />
So sollte bei einer Turbulenz von 40 % die Temperatur 26 ◦ C nicht unterschreiten,<br />
um eine Luftgeschwindigkeit von 0,2 m/s als noch nicht störend zu empfinden.<br />
Im Anhang A werden Messwerte aller Messwochen einzeln im Zusammenhang
200 8 ERGEBNISSE<br />
mit den aus der GLT ermittelten Einflussgrößen dargestellt.<br />
Lufttemperatur<br />
Luftgeschwindigkeit<br />
27<br />
[ o<br />
C]<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
2,0<br />
[m/s]<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
12:00<br />
12:30<br />
ü<br />
° ä<br />
°<br />
13:00<br />
ü<br />
ä<br />
13:30<br />
14:00<br />
14:30<br />
15:00<br />
ä<br />
15:30<br />
16:00<br />
16:30<br />
Tageszeit<br />
17:00<br />
17:30<br />
T, h=0,1 m<br />
T, h=1,1 m<br />
operative Temperatur<br />
mittelere Turbulenz<br />
V, h=1,1 m<br />
V, h=0,1 m<br />
V, geglättet über 15 min<br />
V, geglättet über 15 min<br />
Bild 8.121: Lufttemperatur und -geschwindigkeit in h=0,1 m und h=1,1 m, sowie der mittlere Turbulenzgrad<br />
je Stunde, am Montag den 24. März 2003<br />
In Bild 8.121 ist der Einfluss des geöffneten Fensters auf die Temperatur und Luft-<br />
geschwindigkeit zu erkennen. Nach dem Öffnen des Fensters fällt die Tempe-<br />
ratur in den unterschiedlichen Höhen unterschiedlich stark. Die Luftgeschwin-<br />
digkeit in Knöchelhöhe übersteigt zeitweise 2,0 m/s. Während das Fenster ge-<br />
schlossen ist liegt diese bei etwa 0,3 m/s. Nach DIN 1946, die für Gebäude mit<br />
raumlufttechnischen Anlagen gilt, wäre bei der vorhanden Turbulenz und der<br />
Temperatur von 25 ◦ C eine Geschwindigkeit von 0,2 m/s einzuhalten. An die-<br />
sem Tag könnte also die Luftgeschwindigkeit in h=0,1 m als leicht unangenehm<br />
empfunden worden sein.<br />
18:00<br />
18:30<br />
19:00<br />
19:30<br />
20:00<br />
150<br />
[%]<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
Turbulenzgrad
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 201<br />
Weiterhin soll der Einfluss der Abluftanlage auf die Luftgeschwindigkeit unter-<br />
sucht werden. In Bild 8.122 ist die Luftgeschwindigkeit über einen Tag und zu-<br />
sätzlich der Abluftvolumenstrom dargestellt. Am 07.04. war die Messeinrichtung<br />
im 1. OG nahe der Abluftansaugung und den Versorgungseinrichtungen statio-<br />
niert (siehe Bild 8.108). Beim Einschalten der Anlage um 6:30 Uhr zum „Durch-<br />
spülen“ steigt die Luftgeschwindigkeit an. Zwischen 7:30 und 17:30 Uhr wurde<br />
ein Volumenstrom im Kanal von 180 m 3 /h gemessen. Dieser Wert stellt jedoch<br />
nicht den tatsächlichen Volumenstrom dar. Geringere Ströme als 500 m 3 /h kön-<br />
nen von dem Sensor nicht erfasst werden, sie werden pauschal mit 180 m 3 /h<br />
ausgegeben. Zusätzlich findet, bei Betrieb des Abluftventilators ständig eine Ent-<br />
lüftung des WC statt (Bild 8.104). Auch dieser Volumenstrom könnte die an die-<br />
sem Standort gemessene Luftgeschwindigkeit beeinflussen. Erst nach Abschalten<br />
der ganzen Anlage sinkt die Luftgeschwindigkeit wieder auf 0,1 m/s wie in der<br />
Nacht zuvor.<br />
Luftgeschwindigkeit<br />
Volumenstrom<br />
0,5<br />
[m/s]<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
1400<br />
[m<br />
1000<br />
3<br />
/h]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
07.04.2003 00:00<br />
07.04.2003 04:00<br />
ä ü<br />
üä<br />
07.04.2003 08:00<br />
ß<br />
07.04.2003 12:00<br />
Tageszeit<br />
v unten<br />
glätten über 60 Minuten<br />
Bild 8.122: Luftgeschwindigkeit und zugehöriger Volumenstrom am Montag, den 07.04.2003 bei<br />
geschlossenen Fenstern, Standort 1. OG, nahe Absaugung<br />
Der Betrieb der Abluftanlage ruft demnach einen Anstieg der Luftgeschwindig-<br />
keit hervor. Die gemessenen Geschwindigkeiten liegen jedoch unter 0,2 m/s und<br />
07.04.2003 16:00<br />
07.04.2003 20:00<br />
07.04.2003 24:00
202 8 ERGEBNISSE<br />
damit nicht in kritischen Bereichen. Dasselbe gilt für die Werte des 19.04. (Bild<br />
8.123). Nach Beendigung der Nachtlüftung sinkt die Luftgeschwindigkeit auf<br />
rund 0,08 m/s. Nach dem kompletten Ausschalten um 20:00 Uhr verändert sich<br />
dieser Wert nicht mehr.<br />
Luftgeschwindigkeit<br />
Volumenstrom<br />
0,5<br />
[m/s]<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
1400<br />
[m<br />
1000<br />
3<br />
/h]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
19.04.2003 00:00<br />
19.04.2003 04:00<br />
19.04.2003 08:00<br />
ß<br />
ü<br />
19.04.2003 12:00<br />
Tageszeit<br />
V_u<br />
glätten über 60 Minuten<br />
Bild 8.123: Luftgeschwindigkeit und zugehöriger Volumenstrom am Samstag, den 19.04.2003 bei<br />
geschlossenen Fenstern, Standort 2. OG, mitte Großraumbüro<br />
Nicht an allen Tagen stellt sich dieser Zusammenhang so klar dar. Daher ist es<br />
nicht möglich, die Luftgeschwindigkeit in Abhängigkeit von dem Volumenstrom<br />
aufzutragen, bzw. wird in dieser Darstellung kein eindeutiger Zusammenhang<br />
deutlich.<br />
Zugrate<br />
EN ISO 7730 bietet eine Möglichkeit, den Prozentsatz, der durch Zugluft beein-<br />
trächtigten Menschen, zu bestimmen. Die Zugrate DR (draft risk), auch Zugluftri-<br />
siko genannt, kann durch folgende Gleichung ermittelt werden:<br />
DR= (34−ta) ∗ (v−0, 05) 0,62 ∗ (0, 37∗v∗Tu+3, 14)<br />
ü<br />
19.04.2003 16:00<br />
19.04.2003 20:00<br />
19.04.2003 24:00
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 203<br />
DR: Prozentsatz von Menschen, die aufgrund der Zugluft unzufrieden sind<br />
ta: lokale Lufttemperatur in ◦ C<br />
v: lokale mittlere Luftgeschwindigkeit in m/s<br />
Tu: lokaler Turbulenzgrad in %<br />
Bild 8.124 zeigt die berechneten Zugraten (Stundenmittel) über die vier Wochen.<br />
Die Zugrate „unten“ ( „oben“) bezeichnet dabei die Werte, welche aus der in<br />
h=0,1 m (h=1,1 m) gemessenen Lufttemperatur und -geschwindigkeit berechnet<br />
wurde.<br />
Zugrate<br />
40<br />
[%]<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Zugrate unten<br />
Zugrate oben<br />
ß<br />
0<br />
24.03 27.03 30.03 02.04 05.04 08.04 11.04 14.04 17.04 20.04<br />
Datum 2003<br />
Bild 8.124: Mittlere Zugrate (Stundenwerte)<br />
Die über den gesamten Messzeitraum auftretenden Zugraten (Bild 8.124) kom-<br />
men zum Teil durch geöffnete Fenster zustande. Das Zugluftrisiko durch offene<br />
Fenster ist nicht kontrollierbar. Dies spielt aber für Behaglichkeitsbetrachtungen<br />
keine Rolle, da, wie bereits erwähnt, der Nutzer dies nicht als unangenehm emp-<br />
findet, solange er die Möglichkeit hat, das Fenster zu schließen. Nachts und am<br />
Wochenende kann ein Einfluss durch geöffnete Fenster größtenteils ausgeschlos-<br />
sen werden. Entsprechend niedrigere Zugraten treten daher besonders an den<br />
beiden letzen Wochenenden(12/13.04. und 19/20.04.) auf. An diesen Tagen ist<br />
die Lüftungsanlage außer Betrieb. In der Nacht vom 16.04 und 17.04.2003 scheint<br />
ein Fenster offen gewesen zu sein. Im Anhang A sind Volumenströme und Tem-<br />
peraturschichtungen der jeweiligen Zeiten aufgeführt.
204 8 ERGEBNISSE<br />
Trotz schlecht einzustufender Einflüsse aller Randbedingungen erscheint die Aus-<br />
sage möglich, dass die Standorte im 1. OG (siehe Bild 8.108) anfälliger für Zuger-<br />
scheinungen sind, als die Standorte im 2. OG.<br />
In der nächsten Grafik (Bild 8.125) wird die Zugrate in Abhängigkeit vom Volu-<br />
menstrom an einem Tag bei geschlossenen Fenstern betrachtet.<br />
Zugrate<br />
Volumenstrom<br />
50<br />
[%]<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1400<br />
[m<br />
1000<br />
3<br />
/h]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
25.03.2003 00:00<br />
25.03.2003 04:00<br />
25.03.2003 08:00<br />
ß<br />
ü<br />
Bild 8.125: Zugrate ermittelt aus Stundenmittelwerten und mittlerer Volumenstrom am Dienstag<br />
den 25.03.2003 (Fenster geschlossen)<br />
Beim Anstieg des Volumenstroms erhöht sich die Zugrate. Während der Abend-<br />
stunden ist der Volumenstrom nahezu konstant bei 650 m 3 /h. Die Zugraten, al-<br />
lein durch die Abluftanlage hervorgerufen, liegen bei rund 15 %. Das Volumen<br />
des Büros beträgt 1500 m 3 , die Luftwechselrate bei 650 m 3 /h ist 0,43 h −1 . Es ist<br />
also im Normalbetrieb durchaus möglich, dass Zugerscheinungen, aufgrund der<br />
Luftwechsel bei niedrigen Außentemperaturen, auftreten.<br />
25.03.2003 12:00<br />
Fenster geöffnet<br />
Fenster geöffnet<br />
25.03.2003 16:00<br />
25.03.2003 20:00<br />
25.03.2003 24:00
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 205<br />
Zugrate<br />
100<br />
[%]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
ß<br />
Zugrate unten<br />
Zugrate oben<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 [h] 700<br />
Anzahl Stunden<br />
Bild 8.126: Anzahl der Stunden, an denen eine bestimmte Zugrate überschritten wird, ermittelt<br />
aus den Stundenmittelwerten (671 Stunden) über den gesamten Messzeitraum<br />
Die häufigste Ursache für lokales Unbehagen ist Zugluft. Die Norm EN ISO 7730<br />
[17] empfiehlt, die Zugrate unter 15 % zu halten, d.h. weniger als 15 % der Per-<br />
sonen fühlen sich durch Zugluft beeinträchtigt. In Bild 8.126 sind die Anzahl der<br />
Stunden, in denen bestimmte Zugraten überschritten werden als Dauerlinien auf-<br />
getragen. Beispielhaft wird hier ermittelt, dass in 230 Stunden (34 % des gesam-<br />
ten Messzeitraums) das Stundenmittel der Zugrate in h=0,1 m über 15 % liegt.<br />
In Knöchelhöhe ist die Zugrate während 100 Stunden des Messzeitraums höher<br />
als 20 %. Die unterschiedlichen Niveaus in Knöchel- und Kopfhöhe werden hier<br />
gut ersichtlich. Es stellt sich also durch die Lüftung eine Schichtung der Luftge-<br />
schwindigkeit und Temperatur ein, deren Einfluss hier als Zugrate dokumentiert<br />
wird.<br />
Aufgrund der vorgenommenen Messungen kann nun davon ausgegangen wer-<br />
den, dass es bei ungünstig zusammentreffenden Bedingungen (z.B. hoher Abluft-<br />
volumenstrom bei niedriger Außentemperatur) temporär zu thermischen Kom-<br />
forteinbußen durch Zugluft kommen kann.<br />
8.4.4.8 PMV und PPD Indizes<br />
Möchte man den Begriff „Behaglichkeit“ allgemein definieren, wird man schnell
206 8 ERGEBNISSE<br />
feststellen, dass es sich um eine subjektive Bewertung handelt. Beim Planen, Bau-<br />
en und Bewerten eines Gebäudes sollte jedoch immer das Wohlbefinden im Zen-<br />
trum stehen. Also wurden mit dem PMV- und PDD-Index Größen geschaffen,<br />
welche zumindest eine Bewertung der thermischen Behaglichkeit ermöglichen<br />
sollen.<br />
Das thermische Gleichgewicht eines Menschen wird von seiner körperlichen Tä-<br />
tigkeit, seiner Bekleidung und den Parametern des Umgebungsklimas (Lufttem-<br />
peratur, mittlere Strahlungstemperatur, Luftgeschwindigkeit und Luftfeuchte) be-<br />
einflusst [17].<br />
Mittels dieser Größen kann das PMV (predicted mean vote - vorausgesagtes mitt-<br />
leres Votum) ermittelt werden. Ergebnis ist eine Zahl, welche den Durchschnitts-<br />
wert für die Klimabeurteilung durch eine große Personengruppe vorhersagt:<br />
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3<br />
zu warm warm etwas warm neutral etwas kühl kühl kalt<br />
Die in der EN ISO 7730 angegebene Gleichung läßt sich nur iterativ lösen. In der<br />
hier verwendeten Datenbank wurde daher eine Funktion programmiert, welche<br />
zu jedem vorhandenen Datensatz (hier 1-Minuten-Werte) einen Ausgabewert lie-<br />
fert. Sollen Mittelwerte über einen bestimmen Zeitraum berechnet werden, wer-<br />
den bereits gemittelte Eingangsgrößen verwendet. M (Energieumsatz), W (abge-<br />
gebende mechanische Leistung) und Icl (Wärmedurchlasswiderstand oder Isola-<br />
tionswert der Bekleidung) können frei gewählt werden. Auf diese Weise wurden<br />
die in Bild 8.127 dargestellten Werte gewonnen.<br />
[17]
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 207<br />
PMV<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
Woche 1 Woche 2 Woche 3<br />
ü<br />
ä<br />
ä<br />
PMV<br />
geglättet über 24 Std.<br />
-3<br />
24.03 27.03 30.03 02.04 05.04 08.04 11.04 14.04 17.04<br />
Datum 2003<br />
etwas warm<br />
neutral<br />
etwas kühl<br />
Bild 8.127: Minütlicher PMV-Index über den kompletten Zeitraum und alle Standorte, M=1,2 met,<br />
W=0 met, Icl=0,6 clo, die rote Kurve ist über jeweils einen Tag geglättet<br />
Als Grenzwerte für ein akzeptables Raumklima werden -0,5 < PMV < 0,5 emp-<br />
fohlen. Die extremen Ausreißer der Minutenwerte bis zu einem PMV von -3 sind<br />
auf die niedrigen Temperaturen und hohen Luftgeschwindigkeiten während der<br />
Fensteröffnungen zurückzuführen.<br />
Mittels des vorausgesagten mittleren Votums läßt sich der vorausgesagte Pro-<br />
zentsatz Unzufriedener (PPD) über folgenden Zusammenhang ermitteln:<br />
P P D = 100 − 95 ∗ e −(0,03353∗P MV 4 +0,2179∗P MV 2 )<br />
Auch dieser Zusammenhang wurde empirisch gewonnen. Das PMV sagt den<br />
Durchschnitt der Klimabewertung voraus. Da einzelne Urteile um diesen Wert<br />
streuen, ist es nützlich vorhersagen zu können, wieviel Prozent der Menschen in<br />
einem Umgebungsklima unzufrieden sind. So sind bespielsweise bei einem PMV<br />
von 0, +1 oder +2 5 %, 25 % bzw. 75 % unzufrieden, d.h. es wird nie gelingen<br />
100 % Zufriedene zu erreichen. In der folgenden Grafik (Bild 8.128) ist neben der<br />
Häufigkeit der auftretenden PMV-Indizes der Zusammenhang zwischen PMV<br />
und PPD dargestellt:<br />
kühl<br />
kalt
208 8 ERGEBNISSE<br />
Anzahl der Stunden<br />
100<br />
[h]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-3 -2 -1 0 1 2 [-] 3<br />
zu kalt<br />
PMV zu warm<br />
Bild 8.128: Auftretender Prozentsatz der Unzufriedenen (PPD) in Abhängigkeit der Häufigkeiten<br />
der PMV über den gesamten Messzeitraum, M=1,2 met, W=0 met, Icl=0,6 clo<br />
In 82 h des Messzeitraums lag das PMV bei -0,75. Der funktionale Zusammen-<br />
hang zwischen PMV und PPD ist hier ebenfalls dargestellt. Darüber kann ermit-<br />
telt werden, dass in 82 h des Messzeitraums ca. 17 % der Personen unzufrieden<br />
waren. Ihnen war, nach dieser Bewertung, etwas kühl. Der Einfluss der Beklei-<br />
dung auf das thermische Wohlbefinden wird deutlich,<br />
Anzahl der Stunden<br />
100<br />
[h]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-3 -2 -1 0 1 2 3<br />
zu kalt<br />
PMV zu warm<br />
Bild 8.129: Auftretender Prozentsatz der Unzufriedenen (PPD) in Abhängigkeit der Häufigkeiten<br />
der PMV über den gesamten Messzeitraum, M=1,2 met, W=0 met, Icl=1,0 clo<br />
0<br />
100<br />
[%]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
100<br />
[%]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
PPD<br />
PPD
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 209<br />
wenn der Wärmedurchlasswiderstand (in [17] als Isolationswert bezeichnet) der<br />
Bekleidung in der Berechnung des PMV von 0,6 clo auf 1,0 clo erhöht wird Die<br />
Streuung der auftretenden PMV liegt nun zwischen -1 und 1, der Modalwert von<br />
100 h bei 0 und daraus folgt der, im besten Fall zu erreichende, PPD von 5 %<br />
Unzufriedener (Bild 8.129).<br />
Unter den im letzten Fall angenommenen Randbedingungen (M=1,2 met, W=0 met,<br />
Icl=1,0 clo) liegen die Werte des PMV in einem sehr guten Bereich. Die hier vorge-<br />
nommenen Variationen betreffen lediglich den Wärmedurchlasswiderstand der<br />
Bekleidung. Wurde also in dem vorliegenden Messzeitraum (sommerlicher März<br />
/April) „Winterkleidung für Innenräume“ getragen, war die thermische Zufrie-<br />
denheit der Nutzer theoretisch sehr hoch. Bei „leichter Arbeitskleidung“ hinge-<br />
gen waren rechnerisch meistens rund 17 % unzufrieden, ihnen war „etwas kühl“.<br />
Neben allen einfließenden Messunsicherheiten kann das PMV bzw. PPD entspre-<br />
chend der Wahl der Parameter eine mehr oder weniger zutreffende Einschätzung<br />
des thermischen Wohlbefindens des Menschen liefern.<br />
8.4.4.9 Zusammenfassung<br />
Es gibt viele normative Möglichkeiten die thermische Behaglichkeit des Men-<br />
schen zu bewerten. In diesem Kapitel wurden alle Einflüsse, wie Lufttemperatur,<br />
Strahlungstemperatur, Luftgeschwindigkeit, relative Luftfeuchte und Luftquali-<br />
tät erläutert. Die während der Messungen im März und April 2003 gewonnenen<br />
Daten wurden einzeln ausgewertet und nach gegebenen Grenzwerten bewertet.<br />
Größen wie der CO2-Gehalt und der Temperaturgradient liegen in den empfoh-<br />
lenen Bereichen. Die für das Behaglichkeitsempfinden wichtige operative Tem-<br />
peratur befindet sich sehr dicht an der Lufttemperatur. Dies spricht für eine gu-<br />
te thermische Gebäudehülle. Zeitweise liegt die operative Temperatur allerdings<br />
deutlich unter den empfohlenen 22 ◦ C. Die relative Luftfeuchte ist in weiten Be-<br />
reichen des Messzeitraums geringer als 30 %. Zwar liegen über die untere Grenze<br />
der rel. Feuchte keine gesicherten Ergebnisse vor, als Behaglichkeitsgrenze kön-<br />
nen aber 30 % (nahezu unabhängig von der Temperatur) gelten [23].<br />
Es konnte gezeigt werden, dass die Beeinträchtigungen nicht auf konstruktive<br />
oder anlagentechnische Mängel zurückzuführen sind. Die Innenfeuchte ist stark
210 8 ERGEBNISSE<br />
abhängig von der außerhalb des Gebäudes. Von November bis April ist die ab-<br />
solute Feuchte außen zu gering um zu einer behaglichen rel. Raumluftfeuchte zu<br />
führen. Als Verbesserung werden in der nächsten trockenen Periode Luftbefeuch-<br />
ter eingesetzt.<br />
Eine weitere wesentliche Größe für die thermische Behaglichkeit ist die Luftge-<br />
schwindigkeit. Die gemessenen Werte sind nicht, wie nach DIN 1946 vorgeschrie-<br />
ben, je Sekunde erfasst und über 100 s gemittelt worden. Mittels zweier rich-<br />
tungsunabhängigen Hitzdrahtanemometer ist pro Minute ein Wert aufgezeich-<br />
net worden. Alle Aussagen beruhen also auf eventuellen Messungenauigkeiten<br />
und gelten für die während der Messungen vorliegenden Randbedingungen.<br />
Zwar war es nicht eindeutig möglich den gemessenen Luftgeschwindigkeiten<br />
einen Abluftvolumenstrom zuzuordnen, aber der Betrieb der Abluftanlage hat<br />
einen Einfluss auf die Luftgeschwindigkeiten. Bei der Betrachtung einzelner Ta-<br />
gesverläufe wird dies deutlich. Es kann davon ausgegangen werden, dass ver-<br />
einzelt Zugerscheinungen auftreten können. Um dies komplett auszuschließen<br />
müsste die Luft vor Eintritt in den Raum konditioniert (erwärmt) werden. Die-<br />
ser Aufwand wäre jedoch im Rahmen des angestrebten „schlanken“ Technikkon-<br />
zepts nicht zu vertreten.<br />
Die Ermittlung des PMV und PPD (vorausgesagtes Mittleres Votum und der<br />
vorausgesagte Prozentsatz der Unzufriedenen) hat gezeigt, dass geringfügige<br />
Variationen der Parameter (hier wurde der Wärmedurchlasswiderstand der Be-<br />
kleidung als unsicherste Größe verändert) zu unterschiedlichen Aussagen führt.<br />
Wird dieser von 0,60 clo (leichte Arbeitskleidung) auf 1,0 (Winterkleidung für<br />
Innenräume) erhöht liegt das PMV im gesamten Messzeitraum im empfohlenen<br />
Bereich. Vorher konnten im Mittel 30 % Unzufriedene zugeordnet werden.<br />
Die Großraumbürosituation kann bei dem Verwaltungsgebäude Pollmeier zu-<br />
sätzlich zu Unzufriedenheit führen. Grundsätzlich ist es aufgrund individueller<br />
Unterschiede nicht möglich ein Umgebungsklima festzulegen, das alle Personen<br />
zufrieden stellt [17]. Allein das Temperaturempfinden bei Männern und Frauen<br />
ist unterschiedlich.<br />
Erwähnenswert ist weiterhin, dass der Nutzer es begrüßt auf sein Umgebungs-<br />
klima direkten Einfluss nehmen zu können. Öffnet er beispielsweise ein Fenster,
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 211<br />
überschreiten Größen wie Luftgeschwindigkeit und Temperaturschichtung die<br />
Grenzwerte deutlich. Diese Komforteinbuße wird hingenommen oder sogar ge-<br />
wünscht. Schließlich kann das Fenster jederzeit wieder geschlossen werden.<br />
Das thermische Wohlbefinden des Menschen kann, mittels der in diesem Kapi-<br />
tel vorgestellten Messungen und Vorgaben, relativ gut vorhergesagt werden. Es<br />
macht jedoch nur einen Teil des allgemeinen Wohlbefindens aus. Der Mensch ist<br />
nicht immer in der Lage, dies zu differenzieren. Wird ein Raum beispielsweise<br />
nicht ausreichend mit Tageslicht versorgt, stimmt die Akustik oder auch das Be-<br />
triebsklima nicht, kann sich der Mensch unbehaglich fühlen ohne den genauen<br />
Grund angeben zu können.<br />
Abschließend kann gesagt werden, dass die zu messende thermische Behaglich-<br />
keit in den Bürobereichen des Verwaltungsgebäudes als akzeptabel bis gut an-<br />
gesehen werden kann. Die konstruktiven- und anlagentechnischen Elemente, in<br />
Bezug auf die Lüftungsanlage, sind dementsprechend ausgelegt.
212 8 ERGEBNISSE<br />
8.4.5 Kühlung Serverraum<br />
Einleitung<br />
Der Serverraum wird mit Hilfe von zwei unterschiedlichen Systemen gekühlt:<br />
Solange die Außentemperatur mindestens 3 K niedriger als die Raumtemperatur<br />
ist, wird über einen Zuluftventilator mit Außenluft (im Weiteren als Lüfter be-<br />
zeichnet), bei höheren Außentemperaturen mit einem Umluftklimagerät gekühlt.<br />
Der fensterlose, 28,5 m 2 große Serverraum befindet sich im 2. OG West. Im No-<br />
vember 2003 laufen darin 10 Server im Dauerbetrieb. Seit Bezug des Gebäudes<br />
hat sich die Anzahl, bzw. die Leistungsstärke der Geräte, deren Stromverbrauch<br />
im Rahmen des Monitorings erfasst wird, erhöht. Im Jahr 2002 hatten diese ei-<br />
ne durchschnittliche Leistung von 68 W/m 2 (Serverraumfläche), im Jahr 2003 lag<br />
diese bei durchschnittlich 80 W/m 2 . Auf Grund dieser internen Wärmelasten ist<br />
eine Kühlung unumgänglich. Da es sich nicht um einen Aufenthaltsraum han-<br />
delt, gelten die Anforderungen an die Raumtemperatur nach DIN 1946-2 nicht.<br />
Es dürfen Raumtemperaturen größer 26 ◦ C zugelassen werden.<br />
Te−Ti<br />
40<br />
[K]<br />
20<br />
10<br />
ß<br />
ß<br />
Te − Ti<br />
0<br />
−3<br />
ä<br />
18<br />
-10<br />
15<br />
ä<br />
-20<br />
12<br />
-30<br />
-40<br />
Lüfter läuft<br />
nicht<br />
Lüfter läuft allein<br />
oder in Kombination mit der Kühlung<br />
oder beide Syteme sind aus<br />
ä<br />
9<br />
6<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 [h] 8760<br />
Stunden<br />
Raumlufttemperatur<br />
Bild 8.130: Dauerlinie der Stundenmitteltemperaturen, Differenz zwischen Außen- und Raumlufttemperatur<br />
und Raumlufttemperatur im Jahr 2003<br />
In unregelmäßigen Abständen arbeitet ein Administrator, gegebenenfalls auch<br />
über einen längeren Zeitraum, in dem Raum.<br />
Es wird der benötigte Energieaufwand für die Lüftung und die darüber hinaus<br />
ßä<br />
30<br />
[ o<br />
C]<br />
24<br />
21<br />
Raumtemperatur
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 213<br />
notwendige maschinelle Kühlung ermittelt.<br />
Aus Bild 8.130 geht hervor, dass 2003 die Außenlufttemperatur 1302 Stunden<br />
(15 % des Jahres) wärmer war als die Raumtemperatur minus 3 Kelvin. In den<br />
verbleibenden 7458 Stunden konnte der Lüfter laufen.<br />
Einbausituation und Regelung<br />
Nachfolgend, in Bild 8.131, ist die Einbausituation anhand der Gebäudeleittech-<br />
nik (GLT) Übersicht dargestellt:<br />
Bild 8.131: GLT Übersicht Lüftung Serverraum am 19.02.2004 um 12:00 Uhr<br />
Der Zuluftkanal (50/50 cm), in dem der Ventilator angebracht ist, wird vom Dach<br />
gerade nach unten bis auf etwa 1 m über den Fußboden im Serverraum geführt.<br />
Diese Konstruktion wurde gewählt, um eine bessere Luftdurchmischung zu er-<br />
reichen. Nachteilig gegenüber einem Abluftventilator ist, dass die Abwärme des<br />
Ventilators der Zuluft zugeführt wird. Der Abluftkanal beginnt unterhalb der De-<br />
cke und wird, ebenso wie der Zuluftkanal, bei Nichtbetrieb durch eine Jalousie-
214 8 ERGEBNISSE<br />
klappe verschlossen.<br />
Die Drehzahl des Lüfters (Angaben in %) wird in Abhängigkeit von der Raum-<br />
temperatur geregelt. In der GLT können die Einschalttemperatur (Mindestdreh-<br />
zahl bei 15 %) und die Temperatur, ab der der Ventilator auf 100 % laufen soll,<br />
gewählt werden (hier 20 und 25 ◦ C, siehe Bild 8.131). Wie Bild 8.132 zeigt, ent-<br />
sprechen die Messwerte aus dem Jahr 2002 nicht der zugrunde liegenden Kennli-<br />
nie. Bei 25 ◦ C Raumlufttemperatur lief der Ventilator auf 75 %, und offensichtlich<br />
lag die Raumtemperatur, während der Lüfter in Betrieb war, nie unter 21,5 ◦ C.<br />
Drehzahl Lüfter<br />
100<br />
[%]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Drehzahl Lüfter<br />
20 21 22 23 24 [ o<br />
C]<br />
Raumlufttemperatur<br />
Bild 8.132: Drehzahl des Lüfters in Abhängigkeit der Raumlufttemperatur, 2-Minuten-Werte von<br />
Februar 2002 bis zum 15. März 2003, Regelparameter 20 und 25 ◦ C<br />
Bisher konnte nicht geklärt werden, welche Ursache das veränderte Regelverhal-<br />
ten hatte. Ab Mitte März 2003 zeigt die Trendlinie die eingestellten Regelparame-<br />
ter ( Bild 8.133):<br />
26
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 215<br />
Drehzahl Lüfter<br />
100<br />
[%]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Drehzahl Lüfter<br />
20 21 22 23 24 [ o<br />
C]<br />
Raumlufttemperatur<br />
Bild 8.133: Drehzahl des Lüfters in Abhängigkeit der Raumlufttemperatur, 2-Minuten-Werte vom<br />
20. März bis 31. Dezember 2003, Regelparameter 20 und 25 ◦ C<br />
Das Klimagerät funktioniert autark mit einer Soll-Raumtemperatur als Vorga-<br />
be. Sowohl der Betriebszustand des Umluftkühlers als auch dessen Energiever-<br />
brauch wird erfasst. Bis zum Januar 2003 wurde die Raumtemperatur (Ti) intern<br />
von dem Klimagerät selbst gemessen, das heißt, der Ventilator des Geräts musste<br />
ständig laufen. Dieser unnötige Energieverbrauch zeigt sich in den Bildern 8.136<br />
bis 8.139 deutlich. Im Januar 2003 wurde ein externer Thermostat angeschlossen.<br />
Das Klimagerät springt seitdem nur an, wenn Kühlbedarf ensteht. Der Sollwert<br />
(Ti,soll) ist über einen Drehregler einstellbar. Dieser Wert wird von der Messda-<br />
tenerfassung nicht aufgezeichnet. Zudem wird er vom Administrator individuell<br />
eingestellt und verändert. In 2003 lag der Sollwert etwa bei 24 ◦ C. Der Regler hat<br />
eine Hysterese von 2 K. Die Energieeinsparung für die maschinelle Kühlung ist<br />
umso größer, je höher dieser Wert gewählt wird.<br />
Je nach Temperaturverhältnissen können sich vier unterschiedliche Betriebszu-<br />
stände einstellen. Zu welchen Anteilen die Betriebszustände in 2002 und 2003<br />
aktiv waren zeigen die Bilder 8.141 und 8.142.<br />
• nur Klimagerät (Te > Ti-3 und Ti > Ti,soll)<br />
• nur Lüfter (Te < Ti-3 und Ti < Ti,soll und Ti > 20 ◦ C)<br />
26
216 8 ERGEBNISSE<br />
• beide EIN (Te < Ti-3 und Ti > Ti,soll)<br />
• beide AUS (Te > Ti-3 und Ti < Ti,soll oder Ti < 20 ◦ C)<br />
Tagesgänge<br />
Nach Inbetriebnahme der Gebäudeleittechnik war der Wert des Ausschaltkrite-<br />
riums für den Lüfter fehlerhaft in der Programmierung hinterlegt. Dies hatte zur<br />
Folge, dass der Lüfter, unabhängig von der Außentemperatur, im Dauerbetrieb<br />
lief. Am Tagesverlauf aller relevanten Größen des heißesten Tages im Juni 2002<br />
(Bild 8.134) werden die Auswirkungen deutlich: Das zusätzliche „Hineinlüften“<br />
von warmer Außenluft führt zu erhöhtem Stromverbrauch des Klimageräts.<br />
Leistung<br />
3000<br />
[W]<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
18.06.2002 00:00<br />
öü<br />
18.06.2002 02:00<br />
Leistung Lüfter<br />
Leistung Klimagerät<br />
Ti−Te > 7 K:<br />
keine Kühlung nötig<br />
18.06.2002 04:00<br />
18.06.2002 06:00<br />
18.06.2002 08:00<br />
18.06.2002 10:00<br />
18.06.2002 12:00<br />
18.06.2002 14:00<br />
Außentemperatur<br />
Raumtemperatur<br />
3 K unter Raumtemperatur<br />
(1) Ausschaltbedingung für den Lüfter, bei fehlerfreiem Betrieb<br />
ß<br />
ö<br />
(1)<br />
ä<br />
18.06.2002 16:00<br />
Tageszeit am 18. Juni 2002<br />
Bild 8.134: Stundenmittel der Leistung der Kühleinrichtungen sowie Raum- und Außenlufttemperatur<br />
am 18.06.2002<br />
Der zuvor beschriebene Fehler im Programm wurde im August 2002 korrigiert.<br />
Die Auswirkungen werden im Vergleich zweier Tage, dem 18.06.2002 (Bild 8.134)<br />
und dem 12.08.2003 (Bild 8.135) deutlich. In Tabelle 8.18 sind die Energiever-<br />
ü<br />
18.06.2002 18:00<br />
18.06.2002 20:00<br />
18.06.2002 22:00<br />
19.06.2002 00:00<br />
40<br />
[ o<br />
C]<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Temperatur
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 217<br />
brauchswerte des Klimageräts, des Lüfters und der Server an beiden Tagen auf-<br />
geführt.<br />
Tabelle 8.18: Stromverbrauch, mittlere Leistung des Klimageräts und des Lüfters und Leistung der<br />
Server, an zwei Tagen mit ähnlicher Außentemperatur, einmal mit Lüfter im Dauerbetrieb<br />
(18.06.2002) und mit geregeltem Lüfterbetrieb am 12.08.2003<br />
Verbrauch Leistung Wärmeleistung<br />
[kWh] [W] [kW]<br />
Klimagerät Lüfter Klimagerät Lüfter Server<br />
18.06.2002 35,6 1,3 1500 54 2,0<br />
12.08.2003 17,2 0,8 720 33 2,4<br />
Bei nahezu gleichen Außentemperaturverhältnissen und trotz höherer Wärme-<br />
last durch die Server verbraucht das Klimagerät am 12.08.2003 nur halb so viel<br />
Energie wie am 18.06.2002.<br />
Leistung<br />
Leistung Klimagerät<br />
Leistung Lüfter<br />
3000<br />
(1) Ausschaltbedingung für den Lüfter<br />
[W]<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
12.08.2003 00:00<br />
ö<br />
12.08.2003 02:00<br />
ö<br />
ü<br />
Ti−Te > 7 K:<br />
keine Kühlung nötig<br />
12.08.2003 04:00<br />
12.08.2003 06:00<br />
12.08.2003 08:00<br />
ü<br />
(1)<br />
12.08.2003 10:00<br />
12.08.2003 12:00<br />
12.08.2003 14:00<br />
12.08.2003 16:00<br />
12.08.2003 18:00<br />
Tageszeit am 12. August 2003<br />
Außentemperatur<br />
Raumtemperatur<br />
3 K unter Raumtemperatur<br />
Bild 8.135: Stundenmittel der Leistung der Kühleinrichtungen sowie Raum- und Außenlufttemperatur<br />
am 12.08.2003<br />
Überschreitet die Außentemperatur den Schwellenwert (Raumtemperatur-3 K),<br />
schaltet der Ventilator ab (10:06 Uhr). Die Raumtemperatur steigt kontinuierlich<br />
an und überschreitet um 10:36 Uhr den eingestellten Grenzwert von ungefähr<br />
12.08.2003 20:00<br />
12.08.2003 22:00<br />
13.08.2003 00:00<br />
40<br />
[ o<br />
C]<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Temperatur
218 8 ERGEBNISSE<br />
25,5 ◦ C. Daraufhin läuft das Klimagerät an, kühlt die Raumluft um etwa 2 K ab<br />
und schaltet wieder ab. Dieser Prozess wiederholt sich an diesem Tag vier mal.<br />
Die Laufzeit des Klimageräts beträgt dabei zwischen 1,5 und 2,5 Stunden. Dazwi-<br />
schen läuft das Gerät ca. eine Stunde nicht. Um 23:18 Uhr läuft der Lüfter wieder<br />
an.<br />
Der Lüfter wird, wie bereits erwähnt, nach Raumtemperatur geregelt. Diese bleibt<br />
bei ausreichend kalter Außenluft nahezu konstant. Das Klimagerät hingegen läuft<br />
ungeregelt mit voller Leistung, bis die Hysterese von 2 K unterschritten ist, was<br />
eine schwankende Raumtemperatur zur Folge hat.<br />
Der Energieverbrauch im Juli ist trotz Fehlerkorrektur in 2003 gegenüber dem<br />
Verbrauch von 2002 gestiegen. Die Tabelle 8.19 zeigt eine Gegenüberstellung der<br />
auf den Energieverbrauch Einfluss nehmenden Randbedingungen.<br />
Tabelle 8.19: Mittlere Raum- und Außenlufttemperatur, Leistung der Server und Stromverbrauch<br />
der Kühleinrichtungen im Juli 2002 und 2003<br />
Außen- Raum- Leistung Verbrauch Verbrauch<br />
temperatur temperatur Server Lüfter Kühlung<br />
[ ◦ C] [ ◦ C] [W] [kWh] [kWh]<br />
2002 18,4 23,5 2110 1,4 18,0<br />
2003 19,5 22,9 2370 1,0 21,6<br />
Der Stromverbrauch des Lüfters ist aufgrund der kürzeren Laufzeiten gesunken.<br />
Der Verbrauch der Kühlung ist wegen der höheren internen Wärmelast, der er-<br />
zeugten niedrigeren Raumtemperatur und den höheren Außentemperaturen ge-<br />
stiegen.<br />
Energieverbrauch<br />
Der Energieverbrauch beider Systeme ist von der Außentemperatur, bzw. von der<br />
Differenz zwischen Raumluft- und Außenlufttemperatur (je wärmer die Außen-<br />
luft, umso kleiner die Differenz) abhängig. Die Leistung des Klimageräts steigt<br />
mit der Temperatur der Außenluft. In Bild 8.136 sind der Energieverbrauch so-<br />
wie die mittlere Temperaturdifferenz dargestellt.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 219<br />
[kWh/m 2<br />
]<br />
Stromverbrauch<br />
30<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Wärmelast der Server im Mittel 67,4 W/m 2<br />
ü<br />
Stromverbrauch Kühlung<br />
Stromverbrauch Lüftung<br />
ü<br />
ß<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
2002<br />
ü<br />
Ti,m−Te,m<br />
Bild 8.136: Energieverbrauch des Lüfters und des Klimageräts im Jahr 2002, bezogen auf die<br />
Fläche des Serverraums<br />
Der Energieverbrauch des Jahres 2003 unterscheidet sich im Wesentlichen durch<br />
den Wegfall des Grundverbrauchs durch das Klimagerät gegenüber dem Ver-<br />
brauch von 2002.<br />
[kWh/m 2<br />
]<br />
Stromverbrauch<br />
30<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Wärmelast der Server im Mittel 81,6 W/m 2<br />
ü<br />
Stromverbrauch Kühlung<br />
Stromverbrauch Lüftung<br />
ü<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
2003<br />
ü<br />
ß<br />
Ti,m−Te,m<br />
Bild 8.137: Energieverbrauch des Lüfters und des Klimageräts im Jahr 2003, bezogen auf die<br />
Fläche des Serverraums<br />
Die Bilder 8.138 und 8.139 zeigen den Energieverbrauch in Abhängigkeit von der<br />
ß<br />
ß<br />
30<br />
[K]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
30<br />
[K]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Ti,m − Te,m<br />
Ti,m−Te,m
220 8 ERGEBNISSE<br />
Temperaturdifferenz. Gegenüber dem Verbrauch des Jahres 2002 ist dieser um<br />
15 % gesunken. Die Tabelle 8.20 stellt die entsprechenden Daten des Jahres 2002<br />
denen aus 2003 gegenüber. Trotz höherer interner Lasten und einer erreichten<br />
geringeren mittleren Raumtemperatur in 2003 wurde für die Kühlung insgesamt<br />
deutlich weniger Energie benötigt.<br />
Tabelle 8.20: Energieverbrauch für Kühlung, Lüftung und Geräte, sowie mittlere Temperaturen<br />
des Jahres 2002 und 2003<br />
Verbrauch Verbrauch Verbrauch mittlere mittlere<br />
Klimagerät Lüfter Server Außentemperatur Raumtemperatur<br />
[kWh] [kWh] [kWh] [ ◦ C] [ ◦ C]<br />
2002 3.673 293 16.832 10,88 22,89<br />
2003 3.141 363 20.371 9,74 22,42<br />
Der Zusammenhang zwischen Verbrauch und Temperaturdifferenz wird auch in<br />
Bild 8.138 deutlich. Zudem veranschaulicht diese Darstellung die unterschiedli-<br />
chen Niveaus der benötigten Energie. Das Klimagerät verbraucht das zehnfache<br />
der Energie des Lüfters.<br />
Stromverbrauch<br />
35<br />
[kWh/d]<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
2,5<br />
[kWh/d]<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
ü<br />
ü<br />
ü<br />
ü<br />
Stromverbrauch Klimagerät<br />
Verbrauch 5.9. bis 12.9., Lüfter aus<br />
Stromverbrauch Lüfter<br />
Verbrauch 5.9. bis 12.9., Lüfter aus<br />
0,0<br />
-5 0 5 10 15 20 [K] 30<br />
Ti,m−Te,m<br />
Bild 8.138: Energieverbrauch in Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz zwischen Raumluftund<br />
Außenlufttemperatur, Tagesmittelwerte des Jahres 2002<br />
Unabhängig von der Außentemperatur hatte das Klimagerät einen Grundver-
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 221<br />
brauch von etwa 8 kWh/d. Seit Januar 2003 ist ein externes Thermostat ange-<br />
schlossen, der temperaturunabhängige Verbrauch entfällt seitdem.<br />
Die roten Datenpunkte stellen den Verbrauch des Klimageräts an fünf Tagen im<br />
Sommer dar, an denen der Lüfter aus war. Die Werte liegen höher als der Ver-<br />
brauch, der an Tagen aufgezeichnet wurde, an denen der Lüfter das Klimagerät<br />
mit kalter Außenluft in den Nachtstunden unterstützte. Ein weiterer Vorteil die-<br />
ser Kombination aus Außenluftkühlung und Umluftkühler ist, dass der Server-<br />
raum mit Frischluft versorgt wird.<br />
Stromverbrauch<br />
35<br />
[kWh/d]<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
2,5<br />
[kWh/d]<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
ü<br />
ü<br />
ü<br />
Stromverbrauch Lüfter<br />
0,0<br />
-5 0 5 10 15 20 [K] 30<br />
Ti,m−Te,m<br />
Stromverbrauch Klimagerät<br />
Bild 8.139: Energieverbrauch des Lüfters und des Klimageräts in Abhängigkeit der Temperaturdifferenz<br />
zwischen Raumluft- und Außenlufttemperatur, Tagesmittelwerte des Jahres<br />
2003<br />
Laufzeiten<br />
Der Lüfter erreicht bei einer mittleren monatlichen Außentemperatur bis 6 ◦ C die<br />
maximale Laufzeit von 744 h/ Monat (bei 31 Tagen, siehe Bild 8.140).<br />
ü
222 8 ERGEBNISSE<br />
[h/Monat]<br />
Laufzeit<br />
744<br />
496<br />
372<br />
248<br />
124<br />
0<br />
ü<br />
Außentemperatur<br />
Laufzeit Klimagerät<br />
Laufzeit Lüfter<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Monat 2003<br />
Bild 8.140: Laufzeit des Klimageräts und des Lüfters sowie die mittlere monatliche Außentemperatur<br />
pro Monat im Jahr 2003<br />
Dies entspricht einer Temperaturdifferenz Ti-Te von etwa 17 K. Wie aus den Bil-<br />
dern 8.138 und 8.139 hervorgeht, ist dies die Temperatur, bei der sich die Kühlung<br />
zuschaltet. Bei steigenden Temperaturen nimmt die Laufzeit des Lüfters ab, der<br />
Stromverbrauch steigt jedoch bis zu einer Temperaturdiffernz von etwa 10 K wei-<br />
ter an. Die hier betrachteten Temperaturen sind über Monate, bzw. Tage gemittelt.<br />
Bei der genaueren Betrachtung eines Tagesganges, wie in den Bildern 8.134 und<br />
8.135 dargestellt, zeigt sich, dass der Lüfter bis zu einer Temperaturdifferenz von<br />
7 K den Serverraum kühlt.<br />
nur Klimagerät<br />
nur Lüfter<br />
beide EIN<br />
beide AUS<br />
ä<br />
80%<br />
11.7%<br />
3.4%<br />
4.9%<br />
Bild 8.141: Laufzeiten der Kühlsysteme allein oder in Kombination im Jahr 2002<br />
ß<br />
ü<br />
ß<br />
25<br />
[ o<br />
C]<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
Außentemperatur
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 223<br />
nur Klimagerät<br />
nur Lüfter<br />
beide EIN<br />
beide AUS<br />
ä<br />
42.9%<br />
15.7%<br />
39.5%<br />
Bild 8.142: Laufzeiten der Kühlsysteme allein oder in Kombination im Jahr 2003<br />
In den Bildern 8.141 und 8.142 ist der Anteil der vier Betriebszustände, wie unter<br />
Kapitel 8.4.5 beschrieben, dargestellt. 2003 ist eine ausschließliche Kühlung durch<br />
den Lüfter in 42,9 % des ganzen Jahres möglich.<br />
Effizienz der Kühlsysteme<br />
Man kann davon ausgehen, dass der Stromverbrauch der Server voll als interne<br />
Wärmelast anfällt. Zusätzliche Wärmegewinne oder -verluste durch Transmissi-<br />
on werden in den nächsten Überlegungen nicht berücksichtigt. Der Einfluss ge-<br />
genüber der internen Last ist sehr gering. In den Zeiten in denen nur eines der<br />
beiden Systeme aktiv ist, kann, wenn man davon ausgeht, dass die Raumtempe-<br />
ratur konstant gehalten wird, die interne Last als Kühlleistung angesetzt werden.<br />
Um die Effizienz beider Systeme zu bewerten, wurde diese Kühlleistung und<br />
die sich als Quotient aus benötigter Leistung und Kühlleistung ergebende Auf-<br />
wandszahl berechnet.<br />
Der sich ergebende Zusammenhang zwischen Temperaturdifferenz, Leistung und<br />
Aufwandszahl ist bei beiden Systemen gleich: Mit steigender Außentempera-<br />
tur steigen Leistung und Aufwandszahl. Das Niveau ist jedoch, wie erwartet,<br />
deutlich unterschiedlich. Während das Klimagerät Aufwandszahlen zwischen<br />
0,3 und 0,7 aufweist, bleibt der Lüfter deutlich unter 0,1. Da die beiden Systeme<br />
aber in unterschiedlichen Temperaturbereichen arbeiten, können die Aufwands-<br />
zahlen nicht direkt miteinander verglichen werden. Offensichtlich ist dennoch:<br />
2%
224 8 ERGEBNISSE<br />
Der Lüfter kühlt den Serverraum wesentlich effizienter als das Klimagerät. Al-<br />
lein könnte er aber die Klimatisierung des Serverraums nicht gewährleisten.<br />
Leistung Lüfter<br />
4,0<br />
[W/m 2<br />
]<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
Leistung Lüfter<br />
0,0<br />
-30 -25 -20 -15 -10 -5 0 [K] 10<br />
Aufwandszahl Lüfter<br />
0,06<br />
[-]<br />
0,04<br />
0,03<br />
0,02<br />
0,01<br />
Temperaturdifferenz Te−Ti<br />
Aufwandszahl Lüfter<br />
0,00<br />
-30 -25 -20 -15 -10 -5 0 [K] 10<br />
Bild 8.143: Leistung und Aufwandszahl des Lüfters in Abhängigkeit von der Differenz zwischen<br />
Raum- und Außentemperatur, ermittelt aus den Tagesverbräuchen, an den Tagen des<br />
Jahres 2003, an denen das Klimagerät nicht lief<br />
Leistung Klimagerät<br />
80<br />
[W/m 2<br />
]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
Leistung Klimagerät<br />
20<br />
-30 -25 -20 -15 -10 -5 0 [K] 10<br />
ä<br />
1,0<br />
[-]<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
Temperaturdifferenz Te − Ti<br />
Aufwandszahl Klimagerät<br />
0,0<br />
-30 -25 -20 -15 -10 -5 0 [K] 10<br />
Bild 8.144: Leistung und Aufwandszahl des Klimageräts in Abhängigkeit von der Differenz zwischen<br />
Raum- und Außentemperatur. Tagesmittelwerte aller Stunden des Jahres 2003,<br />
in denen nur das Klimagerät lief<br />
Aufwandszahl Klimagerät<br />
ü
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 225<br />
Zusammenfassung<br />
Beim Kühlkonzept des Serverraums haben Regelungsprobleme zunächst zu Fehl-<br />
funktionen und damit erhöhtem Energieverbrauch geführt. Nach der Fehlerkor-<br />
rektur und der zusätzlichen Ausstattung des Klimageräts mit einem externen<br />
Thermostat läuft die Klimatisierung des Serverraums nun wie geplant.<br />
Um die Effizienz des Lüfters möglichst voll auszunutzen, sollte der Grenzwert<br />
der Raumlufttemperatur für das Zuschalten des Klimageräts möglichst hoch ge-<br />
wählt werden. Der eingestellte Wert von 25 ◦ C könnte in den Sommermonaten<br />
noch erhöht werden. Für den Serverraum gelten die Richtwerte für Aufenthalts-<br />
räume nicht, so dass auch höhere Temperaturen als nach DIN 1946-2 zugelassen<br />
werden können.<br />
Die Kombination der beiden untersuchten Komponenten ist unter energetischen<br />
Aspekten sehr gut. Mit der Außenluft wird eine günstige Umweltenergie zur<br />
Kühlung genutzt. Zudem wird der Raum mit Frischluft belüftet. Dies erhöht den<br />
Komfort gegenüber einem unbelüfteten Serverraum deutlich. Die räumliche An-<br />
ordnung des Serverraums hat in diesem Projekt den Einsatz beider Systeme erst<br />
ermöglicht. Es gibt keinen langen Zu-, bzw. Abluftkanal. Der Einfluss der Archi-<br />
tektur auf den Energieverbrauch wird an dieser Stelle deutlich.
226 8 ERGEBNISSE<br />
8.4.6 Rationelle Energieverwendung im Bürobereich<br />
8.4.6.1 Beleuchtungsstromverbrauch<br />
Die Deckenbeleuchtung der Büros wird tageslichtabhängig gedimmt. Das 1. OG<br />
wird über die Beleuchtungsstärke (außen) gesteuert. Im 2. OG kommt ein Sys-<br />
tem zum Einsatz, welches über Sensoren an den Unterseiten der Lichtbänder die<br />
Leistung der Leuchtmittel regelt.<br />
Die Büros sind im Bereich der Arbeitsplätze mit Lichtbändern (Erco T18) ausge-<br />
stattet. In den Außenseiten sind Einzelstrahler (Erco 22 259) angebracht. Zusätz-<br />
lich steht jedem Arbeitsplatz eine Schreibtischlampe zur Verfügung. Fälschlicher<br />
Weise wurde für die Schreibtischlampen statt der geplanten 15 W Leuchtmittel<br />
100 W Glühbirnen geliefert und eingesetzt, welche aber mittelfristig ausgetauscht<br />
werden sollen. In Tabelle 8.21 sind die Anschlussleistungen der installierten Be-<br />
leuchtung aufgeführt.<br />
Tabelle 8.21: Installierte Beleuchtung und deren Anschlussleistung pro Bürobereich (Referenzraum:<br />
1.OG Süd - 512 m 2 )<br />
Anzahl Leistung Maximale Gesamtleistung<br />
[Stk] [W] [W/m 2 ]<br />
Erco T 18 38 54 4,0<br />
Erco 22 259 40 2x 42 6,6<br />
Schreibtischlampe 15 100 2,9<br />
Arbeitsplatzbeleuchtung<br />
Der Stromverbrauch der Schreibtischlampen wird nicht mit den Elektrozählern<br />
der Beleuchtung erfasst, sondern mit den Zählern der Arbeitsmittel. Aus diesem<br />
Grund können diese Verbräuche nur pauschal ermittelt und angerechnet werden.<br />
Eine Befragungen des Personals war Grundlage für die folgende Abschätzung<br />
des Stromverbrauchs der Arbeitsplatzbeleuchtung. Durch die ungenügende Ta-<br />
geslichtversorgung (vgl. Kapitel ...) der Büros werden die Schreibtischlampen z.T.<br />
auch in den Tageszeiten mit dem größten Tageslichtangebot betrieben. Eine Be-<br />
schränkung auf spezifische Nutzungszeiten ist daher nicht möglich. Mit den fol-<br />
genden Annahmen wurde der Stromverbrauch ermittelt:
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 227<br />
• 80% Auslastung der Großraumbüros<br />
• 50% Nutzung während der Arbeitszeit (8h)<br />
Unter diesen Randbedingungen ergibt sich ein jährlicher Stromverbrauch der Ar-<br />
beitsplatzbeleuchtung, bezogen auf die Bürofläche, von 3-5 kWh/(m 2 ·a), welcher<br />
beim gesamten Beleuchtungsstromverbrauch berücksichtigt werden muss. Die<br />
gemessenen Verbrauchswerte bestätigen diese Annahmen, siehe dazu Bild 8.153.<br />
Monatsverbräuche<br />
Bild 8.145 zeigt, getrennt nach Himmelsrichtungen, den Beleuchtungsstromver-<br />
brauch der Büros des Jahres 2002 und 2003. Entsprechend dazu ist die außen<br />
gemessene mittlere monatliche Beleuchtungsstärke aufgetragen.
228 8 ERGEBNISSE<br />
Spezifischer Stromverbrauch der künstlichen Beleuchtung<br />
3,2<br />
[kWh/(m 2 *Monat)]<br />
2,4<br />
2,0<br />
1,6<br />
1,2<br />
0,8<br />
0,4<br />
0,0<br />
3,2<br />
[kWh/(m 2 *Monat)]<br />
2,4<br />
2,0<br />
1,6<br />
1,2<br />
0,8<br />
0,4<br />
0,0<br />
01/02 03/02 05/02 07/02 09/02 11/02<br />
ü<br />
Stromverbrauch Nord<br />
Stromverbrauch Süd<br />
ü<br />
Beleuchtungsstärke Nord<br />
Beleuchtungsstärke Süd<br />
01/03 03/03 05/03 07/03 09/03 11/03<br />
ü<br />
2002<br />
2003<br />
Bild 8.145: Beleuchtungsstromverbrauch und die mittlere Beleuchtungsstärke. Die Verbrauchswerte<br />
der Büros der Nord- bzw. Südseite sind zusammengefasst und beziehen sich<br />
auf die jeweiligen Bürogrundflächen. Die Verbräuche der Arbeitsplatzbeleuchtung sind<br />
nicht enthalten<br />
Die nach Norden ausgerichteten Büros weisen erwartungsgemäß einen höheren<br />
Stromverbrauch auf als die der Südseite. Das Einbrechen der „Verbrauchskurve“<br />
im Juli und Dezember ’02 sowie August und Dezember ’03 sind auf ein- bzw.<br />
zweiwöchige Betriebsruhen zurückzuführen.<br />
In der Grafik wird deutlich, dass das Dimmen der künstlichen Beleuchtung zwar<br />
Einfluss auf den monatlichen Verbrauch hat, die Einsparungen (Sommer gegen-<br />
über Winter) aber relativ gering sind. In Tabelle 8.22 sind die mittleren monat-<br />
ü<br />
16<br />
[kLx]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
16<br />
[kLx]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Mittlere Beleuchtungsstärke außen
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 229<br />
lichen Verbrauchswerte der Jahre 2002 und 2003 gegenübergestellt. Sommer be-<br />
zeichnet den mittleren Verbrauch in den Monaten April bis September, Winter<br />
den der restlichen Monate des Jahres.<br />
Tabelle 8.22: Vergleich mittlerer monatlicher Stromverbrauchswerte aller Büros in<br />
kWh/(m 2 ·Monat)<br />
Jahr Sommer Winter<br />
2002 1,5 1,9<br />
2003 1,4 2,1<br />
In Bild 8.146 sind nochmals die Stromverbräuche aller Büros der Jahre 2002 und<br />
2003 einzeln aufgeführt.<br />
[kWh/(m 2 *Monat)]<br />
Spez. Stromverbrauch<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
ü<br />
1.OG Nord<br />
2.OG Nord<br />
1.OG Süd<br />
2.OG Süd<br />
0,0<br />
01/02 04/02 07/02 10/02 01/03 04/03 07/03 10/03<br />
Bild 8.146: Monatlicher Stromverbrauch der künstlichen Beleuchtung aller Büros. Die Stromverbrauchswerte<br />
beziehen sich ausschließlich auf die Bürogrundflächen. Die Verbräuche<br />
der Arbeitsplatzbeleuchtung sind nicht enthalten.<br />
Zu beachten ist, dass die Dach- sowie die Atriumbeleuchtung zu je 50 % mit den<br />
Beleuchtungszählern der Büros im 2. OG erfasst werden. Die Verbräuche der<br />
Nordbüros liegen auf ähnlichem Niveau, das Südbüro im 2. OG weicht in den<br />
Verbrachswerten aber stark von dem im 1. OG ab. Da die baulichen Gegebenhei-<br />
ten sowie die Belegungsdichte etwa denen des 1. OG Süd entsprechen, könnte in<br />
unterschiedlichen Nutzungszeiten der Grund für diesen Mehrverbrauch liegen.
230 8 ERGEBNISSE<br />
Jahresverbräuche<br />
Der Stromverbrauch der Beleuchtung der einzelnen Büros für das Jahr 2002 und<br />
2003 ist in Tabelle 8.23 abgebildet. Zur Errechnung der gesamten Energiemenge<br />
ist der Verbrauch der Arbeitsplatzbeleuchtung pauschal mit 4 kWh/(m 2 ·a) ange-<br />
setzt.<br />
Tabelle 8.23: Jährlicher Beleuchtungsstromverbrauch der Großraumbüros für das Jahr 2002 und<br />
2003 in kWh/(m 2 ·a). Die Werte der Deckenbeleuchtung sind gemessene Verbräuche,<br />
die Werte der Arbeitsplatzbeleuchtung sind pauschal angesetzt<br />
Jahr 1. OG Nord 2. OG Nord 1. OG Süd 2. OG Süd<br />
Decke 21,3 21,9 16,0 24,7<br />
2002 Arbeitsplatz 4,0 4,0 4,0 4,0<br />
Gesamt 25,2 25,8 20,0 28,6<br />
Decke 20,8 22,2 15,9 25,2<br />
2003 Arbeitsplatz 4,0 4,0 4,0 4,0<br />
Gesamt 24,8 26,2 19,9 29,2<br />
In [13] sind Grenz- und Zielwerte für den Einsatz von elektrischer Energie in Ge-<br />
bäuden aufgeführt. Für die vorliegende Art von Bürogebäude mit 500 Lux Nenn-<br />
beleuchtungsstärke und einer teilweisen Tageslichtausnutzung ist als Grenzwert<br />
22 kWh/(m 2 a) angegeben. Als Zielwert wird 12 kWh/(m 2 a) genannt. Der mittle-<br />
re Verbrauch aller Büros lag 2002 sowie 2003 bei 25,0 kWh/(m 2 a).<br />
Der Anteil des Stromverbrauchs für künstliche Beleuchtung aller Büros beträgt<br />
für das Jahr 2002 67 % und für das Jahr 2003 76 % des gesamten Beleuchtungs-<br />
stromverbrauchs des Gebäudes.<br />
Tagesgänge<br />
Die Bilder 8.147 bis 8.149 zeigen den Tagesverlauf der mittleren Leistung der<br />
künstlichen Beleuchtung eines Jahres (04/2002 - 03/2003), des Zeitraums April<br />
2002 bis September 2002 und des Zeitraums Oktober 2002 bis März 2003. Die Bü-<br />
ros der Nord- und Südseite sind hierbei zusammengefasst. Darüber aufgetragen<br />
sind die gemittelten Stundenwerte der gemessenen Beleuchtungsstärke (außen).
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 231<br />
Mittlere äußere<br />
Beleuchtungsstärke<br />
Spezifische mittlere Leistung<br />
40<br />
[kLx]<br />
20<br />
10<br />
0<br />
9<br />
[W/m 2 ]<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
ü<br />
ü<br />
ä<br />
0<br />
0:00 3:00 6:00 9:00 12:00 15:00 18:00 21:00<br />
Bild 8.147: Tagesgang der mittleren Leistung der Deckenbeleuchtung und der äußeren Beleuchtungstärke<br />
im Zeitraum 04/2002 bis 03/2003 (ganzjährig)<br />
ä<br />
Nord<br />
Süd<br />
Nord<br />
Süd
232 8 ERGEBNISSE<br />
Mittlere äußere<br />
Beleuchtungsstärke<br />
Spezifische mittlere Leistung<br />
40<br />
[kLx]<br />
20<br />
10<br />
0<br />
9<br />
[W/m 2 ]<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
ü<br />
ü<br />
ä<br />
0<br />
0:00 3:00 6:00 9:00 12:00 15:00 18:00 21:00<br />
Bild 8.148: Tagesgang der mittleren Leistung der Deckenbeleuchtung und der äußeren Beleuchtungsstärke<br />
im Zeitraum 04/2002 bis 09/2002 (Sommermonate)<br />
ä<br />
Nord<br />
Süd<br />
Nord<br />
Süd
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 233<br />
Mittlere äußere<br />
Beleuchtungsstärke<br />
Spezifische mittlere Leistung<br />
40<br />
[kLx]<br />
20<br />
10<br />
0<br />
9<br />
[W/m 2 ]<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
ü ä<br />
ü<br />
0<br />
0:00 3:00 6:00 9:00 12:00 15:00 18:00 21:00<br />
Bild 8.149: Tagesgang der mittleren Leistung der Deckenbeleuchtung und der äußeren Beleuchtungstärke<br />
im Zeitraum 10/2002 bis 03/2003 (Wintermonate)<br />
Im Zeitraum von ca. 5:00 bis 8:00 Uhr liegt die Arbeitszeit des Reinigungsperso-<br />
nals. Der Stromverbrauch ist in dieser Zeit etwa doppelt so hoch, als der des rest-<br />
lichen Arbeitstages. Im Eingangsbereich des Gebäudes befindet sich ein Bedien-<br />
panel, das es dem Reinigungspersonal erlaubt, den größten Teil der Beleuchtung<br />
des Gebäudes zentral einzuschalten, was der mögliche Grund für den erhöhten<br />
Verbrauch sein kann.<br />
Die mittlere Leistung ist während der Hauptarbeitszeit in den Wintermonaten<br />
etwa 20 % höher als in den Sommermonaten. Besonders in den Morgen- und<br />
Abendstunden werden die Unterschiede zwischen Sommer und Winter deutlich<br />
(vgl. Bild 8.148 und 8.149).<br />
Im Zeitraum von 9:00 bis 16:00 Uhr ist die Wirkung der Steuerung bzw. Regelung<br />
der Bürobeleuchtung gut zu beobachten, dass heißt, der Stromverbrauch nimmt<br />
mit zunehmender Beleuchtungsstärke ab und umgekehrt.<br />
ä<br />
Nord<br />
Süd<br />
Nord<br />
Süd
234 8 ERGEBNISSE<br />
Globalstrahlung und Stromverbrauch des Kunstlichts<br />
Die Grafiken in Bild 8.150 liefern den Zusammenhang zwischen Leistung der<br />
künstlichen Beleuchtung und der Globalstrahlung für die Büros im 1. OG. Die<br />
abgebildeten Werte geben nur die Leistung der Deckenbeleuchtung nicht aber<br />
der der Arbeitsplatzbeleuchtung wieder.<br />
[W/m 2 ]<br />
Leistung<br />
8<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1.OG Nord<br />
0 50 100 150 [W/m 2 0<br />
] 250<br />
Globalstrahlung<br />
[W/m 2 ]<br />
Leistung<br />
8<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
ü<br />
1.OG Süd<br />
0 50 100 150 [W/m 2 0<br />
] 250<br />
Globalstrahlung<br />
Bild 8.150: Zusammenhang zwischen Leistung der Deckenbeleuchtung und Globalstrahlung der<br />
Büros im 1. OG Nord und 1. OG Süd. Die Werte sind mittlere Tageswerte der Werktage<br />
von 2002. Die Werte beziehen sich auf die Bürogrundflächen<br />
Bild 8.150 zeigt, dass beide Büros (verschiedene Himmelsrichtungen) eine etwa<br />
gleiche Neigung der Regressionsgeraden haben, was auf gleiche bauliche Gege-<br />
benheiten hindeutet. Erkennbar ist, dass an jedem Tag ein Bedarf an Kunstlicht<br />
vorhanden ist. Die Punktwerte im Bereich: Leistung < 1 W/m 2 sind auf arbeits-<br />
freie Feiertage zurückzuführen.<br />
In Bild 8.151 sind zusammenfassend für alle Büros der Zusammenhang zwi-<br />
schen Leistung der Beleuchtung und der Globalstrahlung dargestellt. Abgebildet<br />
sind nur die Regressionsgeraden, die als Basis dienenden mittleren Tageswerte<br />
(Punktwerte Bild 8.150) sind auf Grund der Übersichtlichkeit weggelassen.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 235<br />
Leistung<br />
8<br />
[W/m 2 ]<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
ü<br />
1.OG Nord<br />
2.OG Nord<br />
1.OG Süd<br />
2.OG Süd<br />
0 50 100 150 [W/m 2 0<br />
] 250<br />
Globalstrahlung<br />
Bild 8.151: Zusammenhang zwischen Leistung der Deckenbeleuchtung und Globalstrahlung aller<br />
Büros. Die Werte sind mittlere Tageswerte der Werktage von 2002. Die Werte beziehen<br />
sich auf die Bürogrundflächen<br />
Die sich aus den gemessenen Werten ergebenen mittleren Leistungen der De-<br />
ckenbeleuchtung der Büros sind in Tabelle 8.24 für verschiedene Zeiträume auf-<br />
geführt.<br />
Tabelle 8.24: Mittlere Leistung der Deckenbeleuchtung der Großraumbüros in W/m 2 . Die Werte<br />
beziehen sich ausschließlich auf die Bürogrundfläche<br />
Zeitraum 1. OG Nord 2. OG Nord 1. OG Süd 2. OG Süd<br />
Jahresdurchschnitt 3,5 3,8 2,7 4,3<br />
Sommer (04/02-09/02) 3,0 3,0 2,1 3,5<br />
Winter (10/02-03/03) 4,1 4,5 3,4 5,1<br />
8.4.6.2 Arbeitsmittel<br />
Das Energiekonzept des Gebäudes sieht vor den Strombedarf für Bürogeräte so<br />
weit wie möglich zu minimieren. Aus diesem Grund kommen in den Büros ener-<br />
giesparende Arbeitsplatzrechner (55 W) mit Flachbildschirmen (35 W), sowie ener-<br />
giesparende Peripherie zum Einsatz.
236 8 ERGEBNISSE<br />
Monatsverbräuche<br />
Bild 8.152 zeigt den monatlichen Stromverbrauch der Arbeitsmittel des Jahres<br />
2002 und 2003.<br />
Spezifischer monaltlicher Stromverbrauch<br />
2003 2002<br />
5<br />
[kWh/(m 2 *Monat)]<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
01/02 04/02 07/02 10/02<br />
5<br />
[kWh/(m 2 *Monat)]<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1. OG Nord<br />
2. OG Nord<br />
0<br />
01/03 04/03 07/03 10/03<br />
1. OG S d<br />
2. OG S d<br />
Bild 8.152: Monatlichen Stromverbräuche der Arbeitsmittel des Jahres 2002 und 2003. Enthalten<br />
sind außerdem die Verbräuche aus den Arbeitsplatzleuchten<br />
Die Büros der Nordseite sowie das Büro im 1. OG Süd haben einen ähnlichen<br />
Verlauf des Energieverbrauchs, welcher mit etwa 1,2 kWh/(m 2 ·Monat) bezogen<br />
auf die Bürogrundfläche angegeben werden kann.<br />
Als ungewöhnlich zeigt sich aber der Verlauf des Büros im 2. OG Süd, welcher<br />
deutlich von den restlichen Büros abweicht. Die Dachrinnenheizung wird mit<br />
dem Zähler dieses Büros erfasst, was die Ursache für den Verlauf des Stromver-<br />
bauchs ist.<br />
Tagesgang<br />
In Bild 8.153 ist den Tagesgang der mittleren Leistung der Bürogeräte im 1. OG<br />
Süd dargestellt.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 237<br />
Spez. mittlere Leistung<br />
3,0<br />
[W/m 2 ]<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
ganzjährig<br />
Sommer<br />
Winter<br />
0,0<br />
00:00 03:00 06:00 09:00 12:00 15:00 18:00 21:00<br />
Bild 8.153: Tagesgang der mittleren Leistung der Bürogeräte im 1. OG Süd. Die Werte sind bezogen<br />
auf die Bürogrundfläche. Arbeitszeit: 8:00 bis 17:00 Uhr<br />
Der Tagesverlauf des Büros im 1. OG Süd entspricht quantitativ den erwarteten<br />
Ergebnissen. Zu beobachten ist ein Ansteigen der Leistung zu Beginn der Arbeits-<br />
zeit um cirka 1,5 W/m 2 (Graf: ganzjährig). Die Leistung der restlichen Tageszeit<br />
kann mit dem Stand-By-Betrieb der Bürogeräte erklärt werden. Der Unterschied<br />
während der Arbeitszeit zwischen Sommer und Winter ist auf die Benutzung der<br />
Arbeitsplatzbeleuchtung zurückzuführen (siehe auch Kapitel 8.4.6.1).<br />
Gleichzeitigkeitsfaktor<br />
Die für die Ermittlung der Gleichzeitigkeitsfaktoren notwendige maximale Ge-<br />
samtleistung der Bürogeräte wurde aus den vor Ort gemessenen Einzelleistun-<br />
gen errechnet. Diese sind in Tabelle 8.25 für das 2. OG Nord sowie das 1. OG Süd<br />
aufgeführt.
238 8 ERGEBNISSE<br />
Tabelle 8.25: Anzahl und Leistung der Bürogeräte für die Büros im 2. OG Nord und 1. OG Süd<br />
(2.7.2003)<br />
2. OG Nord 1. OG Süd<br />
Leistung Anzahl Gesamt- Anzahl Gesamt-<br />
Betrieb [W] [Stk] leistung [W] [Stk] leistung [W]<br />
Kopierer 900 1 900 1 900<br />
Aktenvernichter 105 1 105 1 105<br />
Rechner + Monitor 90 18 1620 14 1260<br />
Rechner + Monitor 80 7 560 - -<br />
Laptops 40 2 80 - -<br />
Tischlampen 100 27 2700 14 1400<br />
Drucker 360 4 1440 2 720<br />
Fax 390 4 1560 - -<br />
Kaffeemaschine 1000 1 1000 1 1000<br />
Warmwasserbereiter 400 1 400 1 400<br />
Kühlschrank 100 1 100 1 100<br />
10.465 5.885<br />
Bei einer Bürogrundfläche von a 512 m 2 beträgt die maximale Gesamtleistung für<br />
das 2. OG Nord 20,4 W/m 2 und für das 1. OG Süd 12,2 W/m 2 .<br />
Aus den in Kapitel 7.3 genannten Gründen ist die Darstellung von typischen Ta-<br />
gesgängen nicht möglich. Die Gleichzeitigkeitsfaktoren sind nur über einen ge-<br />
mittelten Tagesgang darstellbar, was zur Folge hat, dass entstehende Spitzenwer-<br />
te nicht abgebildet werden.<br />
Das Bild 8.154 gibt den Gleichzeitigkeitsfaktor des Stromverbrauchs der Arbeits-<br />
mittel der Büros im 2. OG Nord sowie 1. OG Süd vom November 2003 wieder.
8.4 Effizienz von Anlagenkomponenten 239<br />
Gleichzeitigkeitsfaktor<br />
1,0<br />
[-]<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
1,0<br />
[-]<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
00:00 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00<br />
ü<br />
2. OG Nord<br />
1. OG Süd<br />
20,0<br />
16,0 [W/m2 ]<br />
12,0<br />
8,0<br />
4,0<br />
0,0<br />
12,2<br />
9,8 [W/m2 ]<br />
Bild 8.154: Tagesverlauf der mittleren Leistung und des Gleichzeitigkeitsfaktors der Arbeitsmittel<br />
im Büro 1. OG Süd. Die Werte sind mittlere Stundenwerte im Zeitraum 30.6. bis<br />
4.7.2003.<br />
Der Gleichzeitigkeitsfaktor liegt während der Arbeitszeit im Nordbüro bei etwa<br />
0,45 und im Südbüro bei etwa 0,2.<br />
Zusammenfassung<br />
Mit Beleuchtungssystemen, welche durch Dimmen der Beleuchtungsleistung nur<br />
den tatsächlich notwendigen Bedarf an Kunstlicht bereitstellen, lassen sich ef-<br />
fektive Einsparungen im Stromverbrauch erzielen. Gerade in Kombination mit<br />
einer guten Tageslichtausnutzung können Verbrauchsminderungen erzielt wer-<br />
den. In den gezeigten monatlichen Stromverbräuchen sowie den Tagesprofilen<br />
wurde deutlich, dass der Einsatz eines solchen Systems in den Büros der Firma<br />
Pollmeier kaum befriedigende Ergebnisse liefert. In den ermittelten Tagesgän-<br />
gen (Bild 8.147 bis 8.149) ist zu erkennen, dass eine Dimmung während der Ar-<br />
beitszeit im Winter nur schwach und im Sommer kaum eintritt. Der Erfolg der<br />
installierten Dimmeinrichtung zeigt sich in den monatlichen Stromverbräuchen<br />
(Bild 8.145). Im Sommer werden gegenüber den Wintermonaten geringere Ver-<br />
bräuche verzeichnet. Durch die Anordnung der Nutzflächen (Raummitte) sowie<br />
der Verkehrsflächen (Fensterseiten) wird eine Tageslichtausnutzung erschwert.<br />
ü<br />
7,3<br />
4,9<br />
2,4<br />
0,0<br />
Leistung
240 8 ERGEBNISSE<br />
Der Einsatz eines dimmbaren Beleuchtungssystems ist in diesem Fall nur bedingt<br />
sinnvoll.<br />
Die Stromverbräuche der künstlichen Beleuchtung der Büros übertreffen alle, bis<br />
auf das Büro im 2. OG Süd, den in [13] angegebenen Grenzwert von 22 kWh/(m 2 a).<br />
Einen nicht geringen Anteil am gesamten Beleuchtungsstromverbrauch haben,<br />
mit einer Einzelleistung von 100 W, die Arbeitsplatzbeleuchtung. Durch einen<br />
Austauch dieser ist es möglich, den mittleren jährlichen Verbrauch aller Büros<br />
unterhalb dieses Grenzwerts zu halten.<br />
Der Einsatz energieeinsparender PCs und Peripherie zeigt sich als sehr wirkungs-<br />
voll. Die Arbeitsplatzrechner, welche den größten Teil der Arbeitsmittel ausma-<br />
chen, liegen im Stromverbrauch mit einer mittleren Leistung weit unter den heu-<br />
te handelsüblichen PCs (100-120 W). Eine weitere Verbrauchsminderung wäre in<br />
einem vernünftigen Kostenrahmen wohl kaum zu erreichen.
8.5 Effizienz Lüftung 241<br />
8.5 Effizienz Lüftung von Christian Neumann<br />
Spezifischer Stromverbrauch Abluft<br />
Der spezifische Stromverbrauch der Abluft kann ausgedrückt werden durch die<br />
Menge an elektrischer Antriebsenergie, die je m 3 beförderter Luft verbraucht<br />
wird. Die für die Berechung notwendigen Daten können leider nicht direkt bzw.<br />
vollständig aus der Datenerfassung abgelesen werden. Der Stromverbrauch für<br />
die Lüftung liegt zwar vor, jedoch werden die dazugehörigen Luftvolumenströ-<br />
me nur z.T. erfasst. Es fehlen insbesondere die Abluftmengen der WC-Bereiche in<br />
den Bürogeschossen. Die gemessenen Luftvolumenströme machen jedoch über<br />
80% des gesamten projektierten Volumenstroms aus. Wird der spezifische Strom-<br />
verbrauch der Abluft mit den so gemessenen Volumenströmen berechnet, ergibt<br />
sich der monatliche Verlauf, der in Bild 8.155 gezeigt ist.<br />
spezifischer Strombedarf Abluft / [Wh/m³]<br />
0.45<br />
0.40<br />
0.35<br />
0.30<br />
0.25<br />
0.20<br />
0.15<br />
0.10<br />
0.05<br />
0.00<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Monat<br />
Bild 8.155: Monatliche Werte der Effizienz der Abluftanlage für 2003 [2]<br />
Zunächst ist zu erkennen, dass der spezifische Stromverbrauch im Sommer schlech-<br />
ter liegt als im Winter. Dies ist auf den erhöhten Stromverbrauch für die Nacht-<br />
lüftung zurückzuführen. Weiterhin werden die Planungswerte für den Winterbe-<br />
trieb von ca. 0,15 Wh/m 3 nur knapp verfehlt. Dabei ist weiterhin zu beachten,<br />
dass die zur Berechnung verwendeten Luftvolumina kleiner sind als die real vor-
242 8 ERGEBNISSE<br />
handenen. Daher liegt die Effizienz tatsächlich besser als in der Abbildung zu<br />
sehen. Dass der spezifische Stromverbrauch am Ende des Jahres höher liegt als<br />
zu Beginn von 2003, ist wahrscheinlich auf den Austausch des Abluftventilators<br />
in dem Ostschacht zurückzuführen. Dieser war zu klein geliefert worden und<br />
musste gegen einen größeren Ventilator ausgewechselt werden, der nun deutlich<br />
höhere Luftmengen fördert. [2]<br />
8.6 Abhängigkeit Heizlast von Solarstrahlung von C. Neumann<br />
Bild 8.156: Abhängigkeit der Heizleistung über der Außentemperatur nach Strahlungsklassen [2]<br />
Wie aus Abb. 8.156 ersichtlich, besteht keine eindeutige Abhängigkeit der Heiz-<br />
leistung von der Solarstrahlung. Die Trendlinien für höhere Strahlungsklassen<br />
zeigen keine geringeren Werte für die Heizleistung. Offensichtlich wird der Son-<br />
nenschutz in der Fassade auch als Blendschutz verwendet, so dass die solaren<br />
Gewinne auch bei tiefen Außentemperaturen deutlich reduziert werden.<br />
Auch die Ergebnisse der Simulation weisen darauf hin, das ein solches Verhalten<br />
vorliegt.
8.7 Regelalgorithmen der Heizung 243<br />
Bild 8.157: Wochenverlauf von gemessener und simulierter Heizleistung und Globalstrahlung, in<br />
der Woche vom 10.03.03 bis 17.03.03 [2]<br />
Abb. 8.157 zeigt deutlich, wie die simulierte Heizleistung bei Sonneneinstrahlung<br />
abnimmt, während die gemessene Heizleistung kaum oder gar nicht absinkt. Ne-<br />
ben dem Einsatz des Sonnenschutzes als Blendschutz kann natürlich auch ver-<br />
mehrte Fensterlüftung bei Einstrahlung auf die Fassade zu diesem Effekt führen.<br />
Dagegen spricht jedoch, dass der Effekt auch bei sehr kalten Außentemperaturen<br />
auftritt, bei denen Fensterlüftung definitiv zu unangenehmen Zugerscheinungen<br />
führen würde. [2]<br />
8.7 Regelalgorithmen der Heizung von Christian Neumann<br />
Die Heizungsfreigabe begrenzt die Heizperiode. Die Radiatoren und Fußboden-<br />
heizung sind außentemperaturabhängig geregelt. Erst wenn die jeweils einge-<br />
stellte Heizgrenze von der Außentemperatur unterschritten wird, gehen die Heiz-<br />
systeme in Betrieb. Regulär unterscheidet ein Zeitschaltprogramm zwischen Tag-<br />
und Nachtbetrieb. Eine zusätzliche Funktion ist die Schnellaufheizung zu Beginn<br />
eines Tages nach der Nachtausschaltung. Diese Funktion setzt ein, wenn eine be-<br />
stimmte Außen- oder Raumtemperatur unterschritten wird. Weiterhin besteht ei-<br />
ne Frostschutzfunktion zur Vermeidung von Frostschäden. [2]
244 8 ERGEBNISSE<br />
8.7.1 Frostschutz Cafeteria<br />
Sinkt die Außentemperatur oder die Raumtemperatur unter die Frostschutzgren-<br />
ze, wird der Frostschutz aktiviert. D.h. die Heizung wird mit den Vorgaben für<br />
den Nachtbetrieb geregelt. Der Frostschutz ist aktiv, wenn das Zeitfenster der<br />
Heizung geschlossen ist und die Außentemperatur kleiner 0 ◦ C bzw. 2 ◦ C ist<br />
(Einstellung wurde im Verlauf des Jahres geändert). Im Jahr 2002 wurde durch<br />
die Funktion des Frostschutzes 9,6 MWh Heizenergie verbraucht, das entspricht<br />
2,8 kWh/m 2 NGF . Eine Besonderheit des Heizsystems ist die Einbindung des Heiz-<br />
registers für die Zuluft der Cafeteria. Die Struktur des Verteilnetzes für die Ra-<br />
diatoren hat es nahegelegt das Heizregister an einen Strang dieses Verteilnetzes<br />
anzuschließen. Allerdings hat sich gezeigt, dass dadurch für die Frostschutzfunk-<br />
tion ein energetischer Nachteil entsteht. Falls das Luftheizregister Frostschutzan-<br />
forderung hat, muss zwangsläufig die gesamte Radiatorenheizung mit betrieben<br />
werden. Da das Luftheizregister aufgrund seiner Nähe zur Fassade bereits bei<br />
relativ moderaten Außentemperaturen auf Frostschutz schaltet, wurde so die Be-<br />
triebszeit für die Radiatorenheizung erhöht. Es entstand dadurch ein unnötiger<br />
zusätzlicher Wärmeverbrauch, da die Vorlauftemperaturen selbst bei Frostschutz<br />
auf 50 ◦ C eingestellt war. Diese Funktion wurde mittlerweile dahingehend kor-<br />
rigiert, dass die Vorlauftemperatur im Frostschutzbetrieb des Zuluftheizregisters<br />
auf ein Mindestmaß (25 ◦ C) abgesenkt wurden. Der zusätzliche Heizenergiever-<br />
brauch wurde somit minimiert. [2]<br />
8.7.2 Auskühlverluste<br />
Wie in Abschnitt 4.4 erläutert, ist werktags von einer Raumbelegung bis 19 Uhr<br />
auszugehen. Berücksichtigt man die Auskühlung des Heizsystems nach Abschal-<br />
ten der Heizung, gegebenenfalls unterstützt durch eine Nachlaufzeit der Hei-<br />
zungspumpe, kann das Zeitfenster der Radiatorenheizung auf jeden Fall vor 19 Uhr<br />
geschlossen werden. Eine Hochrechnung der Kapazität des Heizsystems (sie-<br />
he Anhang) ergibt mit einer mittleren Auskühlung von 24 K eine freiwerden-<br />
de Energiemenge von ca. 32,6 kWh am Tag. Das entspricht etwa 8 % im Ver-<br />
gleich zum mittleren täglichen Heizenergieverbrauch. Mit 223 Heiztagen im Jahr<br />
2002 berechnet sich der Auskühlverlust auf ca. 7,3 MWh/a, das entspricht 2,1
8.7 Regelalgorithmen der Heizung 245<br />
kWh/m 2 NGF a. [2]
246 8 ERGEBNISSE<br />
8.8 Betriebszeit von Christian Neumann<br />
Der Stromverbrauch der Arbeitsmittel zeigt die Betriebszeit in den Büroräumen.<br />
Weil im 1.OG der Stromverbrauch der Arbeitsmittel, inkl. Arbeitsplatzbeleuch-<br />
tung, ohne weitere Verbraucher erfasst wird, wird für die Betrachtung der Be-<br />
triebszeit der Büroraum im 1. OG Süd als Referenzraum verwendet. Ab August<br />
2002 sind die Messdaten des Elektrowandlers verfügbar. Das Bild 8.158 zeigt für<br />
Werktage den Mittelwert je Stunde für die Monate von August bis Dezember<br />
2002.<br />
Energieverbrauch [kWh/h]<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
Arbeitsmittel 1.OG West<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23<br />
Uhrzeit [h]<br />
August September Oktober November Dezember<br />
Bild 8.158: Stromverbrauch der Arbeitsmittel im 1. OG Süd an Werktagen [2]<br />
Aus der Differenz zwischen dem gesamten Stromverbrauch im Büroraum und<br />
dem Stromverbrauch der Beleuchtung, errechnet sich der Stromverbrauch der<br />
Arbeitsmittel. Mit dem Eintreffen des Reinigungspersonals erhöht sich der Strom-<br />
verbrauch der Beleuchtung um 4:00 Uhr morgens. Der Stromzähler der Beleuch-<br />
tung zählt den Verbrauch in kleineren Schritten als der Stromzähler für den ge-<br />
samten Büroraum. Der Verbrauch der Beleuchtung wird deshalb beim Zähler des<br />
gesamten Stromverbrauchs im Raum erst später erfasst. Daraus ergibt sich bei der<br />
Differenz der scheinbare Einbruch des Stromverbrauchs um 4:00 Uhr morgens,
8.8 Betriebszeit 247<br />
der nicht weiter beachtet wird. Ab 7:00 Uhr sind die Angestellten im Büro, der<br />
Stromverbrauch steigt auf den maximalen Wert am Tag. Bis 17:00 Uhr bleibt der<br />
Stromverbrauch auf einem hohen Niveau. Während der Mittagszeit ist nur ein<br />
leichter Rückgang des Stromverbrauchs festzustellen. Zwischen 17:00 Uhr und<br />
19:00 Uhr geht der Stromverbrauch auf das Minimum zurück.<br />
Energieverbrauch [kWh/h]<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
Arbeitsmittel 1.OG West<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23<br />
Uhrzeit [h]<br />
August September Oktober November Dezember<br />
Bild 8.159: Stromverbrauch der Arbeitsmittel im 1. OG Süd an Samstagen [2]<br />
Am Samstag zeigt sich ein minimaler Stromverbrauch zwischen 6:00 Uhr und<br />
10:00 Uhr (siehe Bild 8.159). Der Stromverbrauch je Stunde beträgt ca. 1/6 des ma-<br />
ximalen Stromverbrauchs an Werktagen. Demnach ist davon auszugehen, dass<br />
nur eine sehr geringe Anzahl an Personen am Samstagmorgen im Büro ist. Am<br />
Sonntag lässt sich kein erhöhter Stromverbrauch der Arbeitsmittel feststellen.<br />
Durchschnittlich werden 346 Wh/h elektrische Energie verbraucht, das ergibt ei-<br />
ne Grundlast von ca. 0,63 W/m 2 NGF . [2]
248 9 OPTIMIERUNG UND ERWEITERUNG DES KONZEPTS<br />
9 Optimierung und Erweiterung des Konzepts<br />
9.1 Messtechnische Erfassung<br />
Die Parkplatzbeleuchtung sowie die Gehweg- und die Außenbeleuchtung wur-<br />
den zu Beginn des Projekts über den Beleuchtungsstromzähler des Erdgeschosses<br />
erfasst. Im Frühjahr 2003 wurde daher der Zähler eingebaut, der ausschließlich<br />
den Verbrauch der Außenbeleuchtung ermittelt. Seit Juli 2003 ist dieser Zähler<br />
auf die GLT angeschlossen. Der Verbrauch wird nun gesondert erfasst und doku-<br />
mentiert.<br />
Für die gesamte Fläche eines Bürobereichs (ca. 500 m 2 ) wird ein Temperaturfüh-<br />
ler eingesetzt. Weitere Fühler einzubauen war nachträglich nicht möglich. Im Be-<br />
reich West ist die Kapazität der Automationsstation bereits erschöpft. Die vor-<br />
handenen Fühler waren in Unterputzausführung an einer Betontrennwand in-<br />
stalliert. Die Folgen für die gemessenen Werte werden in Kapitel 8.4.4 näher un-<br />
tersucht. Im Juli 2003 wurden die Unterputzfühler der Büros in Aufputzfühler<br />
umgerüstet, um den Abstand und damit die Entkopplung von der Wand zu ver-<br />
größern.<br />
Im Serverraum ist zusätzlich zu der Außenluftkühlung ein Umluftkühler vor-<br />
handen, der sich einschalten soll, sobald die Raumtemperatur einen Grenzwert<br />
überschreitet. Nach Inbetriebnahme des Gebäudes lief der Ventilator des Kühl-<br />
aggregats ständig, um die Raumtemperatur zu messen. Anfang des Jahres 2003<br />
wurde zusätzlich ein Raumthermostat an das Aggregat angeschlossen. In Kapitel<br />
8.4.5 werden die diesbezüglichen Einergieeinsparungen deutlich.<br />
Der Vergleich der Globalstrahlungswerte mit den Werten des DWD, gemessen<br />
in Weimar, ergab erhebliche Abweichungen. Das Pyranometer in Creuzburg lie-<br />
ferte um bis zu 150 W/m 2 geringere Werte. Übertragungs- und Umrechnungs-<br />
fehler können ausgeschlossen werden. Wahrscheinlich ist die Werkskalibrierung<br />
nicht korrekt. Eventuell wird das Pyranometer abgebaut und eingeschickt. Für<br />
die Auswertung wurde ein Korrekturfaktor ermittelt. Die Vorgehensweise und<br />
das Ergebnis ist in Kapitel 8.2.2 dokumentiert.<br />
Im Frühjahr 2003 wurde die Wetterstation umgebaut. Sie war zu kompakt aus-
9.2 Regelung der Gebäudetechnik 249<br />
geführt. Der Außentemperaturfühler war zwischen einer Satellitenantenne und<br />
einem Verteilerkasten angebracht, dadurch lieferte der Fühler verfälschte Werte<br />
bei längerer direkter Sonneneinstrahlung. Die Windfahne warf je nach Windrich-<br />
tung Schatten auf das Pyranometer. Die Lichtstärkesensoren waren nach Him-<br />
melsrichtungen ausgerichtet, sie wurden in Richtung der vier Fassaden gedreht.<br />
9.2 Regelung der Gebäudetechnik<br />
Die Betriebsmeldung des Ventilators der Abluft West war nicht mit der Freigabe<br />
der Wärmepumpe verriegelt. Das hatte zur Folge, dass die Wärmepumpe nach<br />
Anforderung durch den Pufferspeicher anlief, obwohl kein Abluftvolumenstrom<br />
vorhanden war. Ebenfalls aufgrund eines Fehlers in der Programmierung lief die<br />
Ladepumpe der Wärmepumpe nahezu rund um die Uhr. Die Effizienzsteigerung<br />
durch die Fehlerkorrekturen wird in Kapitel 8.4.2 untersucht.<br />
Im Sommer (beider Jahre) liegen die Arbeitszahlen der Wärmepumpe unter 3.<br />
Im letzten Sommer wurde daher versucht, über eine größere Hysterese und an-<br />
gepasste Einschaltbedingungen die Laufzeit zu verlängern. Diese Optimierungs-<br />
versuche verliefen bislang erfolglos. Nähere Ausführungen dazu finden sich eben-<br />
falls im oben genannten Kapitel.<br />
In der ursprünglichen Programmierung war die Freigabe für den Betrieb der frei-<br />
en Nachtlüftung an die Frostgrenze von 8 ◦ C gekoppelt. Nun kann der Wert für<br />
die Freigabe der Nachtlüftung frei gewählt werden. Der Ausschaltzeitpunkt der<br />
Nachtlüftung (mit der Raumlufttemperatur als Vorgabe) war fest auf 22 ◦ C vor-<br />
eingestellt. Nach einer Umprogrammierung können nun eine Freigabetempera-<br />
tur und eine Hysterese eingestellt werden (siehe Bild 9.160).
250 9 OPTIMIERUNG UND ERWEITERUNG DES KONZEPTS<br />
Bild 9.160: GLT Screenshot der Parameter Lüftung vom 01.03.2004 um 15:10 Uhr<br />
Um die Auskühlverluste der Heizkreise vollständig zu nutzen, wurde durch eine<br />
Erweiterung der Gebäudeleittechnik ermöglicht, eine Nachlaufzeit für die Hei-<br />
zungspumpen einzustellen. Bild 9.161 zeigt das GLT - Fenster für die Heizungs-<br />
parameter. Die erzielte Energieeinsparung durch diese Maßnahme ist in Kapitel<br />
8.7.2 dokumentiert.<br />
Bild 9.161: GLT Screenshot der Parameter Heizkreise vom 01.03.2004 um 15:10 Uhr<br />
Das Heizregister für die Zuluft Cafeteria ist an das Verteilnetz für die Radiato-<br />
ren angeschlossen. Falls das Luftheizregister Frostschutzanforderung hat, muss
9.2 Regelung der Gebäudetechnik 251<br />
zwangsläufig die gesamte Radiatorenheizung mitbetrieben werden. Es entstand<br />
dadurch ein unnötiger zusätzlicher Wärmeverbrauch, da die Vorlauftemperatur-<br />
en selbst bei Frostschutz auf 50 ◦ C eingestellt war. Diese Funktion wurde mittler-<br />
weile dahingehend korrigiert, dass die Vorlauftemperatur im Frostschutzbetrieb<br />
des Zuluftheizregisters auf ein Mindestmaß abgesenkt wurde (25 ◦ C, bzw. der<br />
Wert ist nun auf der GLT frei wählbar). Der zusätzliche Heizenergieverbrauch<br />
wurde somit minimiert (siehe auch Kapitel 8.7.1). [2]
252 10 ALLGEMEINES<br />
10 Allgemeines<br />
10.1 Nutzerbefragung<br />
Erklärtes Ziel bei den Planungen für das Verwaltungsgebäude Pollmeier waren<br />
optimale Arbeitsplatzbedingungen in Bezug auf Tages- und Kunstlicht und das<br />
Raumklima. Dieses sollte möglichst unter Einsatz „schlanker“ Gebäudetechnik<br />
mit energieeffizienten Anlagenkomponenten verwirklicht werden. Im Rahmen<br />
des projektübergreifenden SolarBau:MONITOR wurde eine Nutzerbefragung [6]<br />
durchgeführt, um die Zufriedenheit der Nutzer bezüglich des Gebäudes zu erfas-<br />
sen. Die Auswertung sollte, neben der messtechnischen Erfassung, Information<br />
darüber geben, ob oder inwieweit die Planungsziele erreicht wurden.<br />
Der Fragebogen wurde 72 Mitarbeitern der Firma Pollmeier zugestellt. Der Zeit-<br />
raum der Bearbeitung lage zwischen dem 23. Juli und 9. August 2002. Insgesamt<br />
konnten 37 Antworten verwertet werden. Die Rücklaufquote betrug demnach<br />
51 %. Hierbei ist zu beachten, dass etwa 15 % der Mitarbeiter im Aussendienst<br />
tätig sind und sich andere bereits im Urlaub befanden [6].<br />
Im Folgenden ist die <strong>Kurzfassung</strong> der Ergebnisse aus [6] wiedergegeben.<br />
Das Gebäude ist seit September 2001 bezogen und wird derzeit von ca. 70 Mitar-<br />
beitern genutzt. Die Alters- und Geschlechtsverteilung der Nutzer ist ausgewo-<br />
gen. Die Arbeitszeit von ca. 90 % der Nutzer beträgt sieben bis zehn Stunden, mit<br />
einem Tätigkeitsschwerpunkt auf Bildschirmarbeit.<br />
Die Bereitschaft, die Kleidung an Temperaturschwankungen in den Räumen an-<br />
zupassen besteht nur bei weniger als der Hälfte, ist aber mit den meisten Arbeits-<br />
abläufen vereinbar.<br />
Die Arbeitsplätze befinden sich in Großraumbüros mit ca. 28 bis 62 m 2 /Person,<br />
die zu allen Himmelsrichtungen orientiert sind, in der ersten und zweiten Etage.<br />
Der typische Arbeitsplatz liegt in 2 bis 4 m Entfernung vom Außenfenster mit<br />
seitlichem oder frontalen Lichteinfall.<br />
Die Befragten fühlen sich sehr unterschiedlich gut informiert über die haustech-<br />
nische Anlagen. Auch ist z.B. nicht allen bekannt, dass eine Lüftungsanlage vor-<br />
handen ist. Es besteht bei der großen Mehrheit Interesse an weiteren Informatio-
10.1 Nutzerbefragung 253<br />
nen, auch am Energieverbrauch des Gebäudes.<br />
Die Raumtemperaturen am Arbeitsplatz werden das ganze Jahr über von der<br />
Mehrheit als angenehm bewertet. Nur an sehr heißen Sommertagen werden sie<br />
von der Hälfte als zu hoch eingestuft. Im Winter empfinden ein Drittel der Nutzer<br />
die Temperaturen am Arbeitsplatz als zu kalt oder unangenehm schwankend.<br />
Außerdem wird die Cafeteria häufig als zu kalt bezeichnet.<br />
Eine knappe Mehrheit lehnt eine klassische Klimaanlage ab. Die Luftqualität wird<br />
von der Mehrheit als gut empfunden, im Laufe des Tages wird aber von vielen ei-<br />
ne Verschlechterung festgestellt. Die Fensteröffungszeiten werden von allen Nut-<br />
zern, entsprechend den Außentemperaturen, in ähnlicher Weise angepasst: ein<br />
Teil reagiert mit seltenem Stoßlüften, ein Teil mit häufigem Dauerlüften auf hohe<br />
Temperaturen. Der meist genannte Grund ist die Verbesserung der Luftqualität<br />
vor dem allgemeinen Wohlbefinden. Im Sommer werden die Fenster auch zur<br />
Verbesserung der thermischen Bedingungen geöffnet. Die Öffnungsmöglichkeit<br />
und Größe der Fenster wird als positiv bewertet. Eine offenstehende Tür zur som-<br />
merlichen Gebäudedurchlüftung wird von der Mehrheit nur nachts akzeptiert.<br />
Die Beleuchtung in den Büroräumen wird von der Mehrheit als gerade richtig<br />
bewertet, von einem Drittel jedoch als zu gering. Die Beurteilung der Tageslicht-<br />
beleuchtung fällt schlechter aus als die der Kunstlichtbeleuchtung. Auffällig ist,<br />
dass insbesondere die Tageslichtbeleuchtung sehr unterschiedlich wahrgenom-<br />
men wird: etwa zu gleichen Teilen als gut und als mittelmäßig bis schlecht. Auch<br />
die Auskünfte über die ausschließliche Tageslichtnutzung im Sommer variieren<br />
stark, zwischen 0 bis 90 %.<br />
Auf den Bildschirmen aufgetretene Reflexionen wurden von den Tischleuchten<br />
verursacht. Blenderscheinungen durch die Sonne treten bei der deutlichen Mehr-<br />
heit der Arbeitsplätze auf. Ein Blendschutz ist nicht vorhanden. Die Sicht nach<br />
draußen wird auch mit geschlossenem Sonnenschutz von der Mehrheit als mit-<br />
telmäßig oder gut bezeichnet.<br />
Die Raumakustik der Büroräume wird von je der Hälfte als selten bzw. häufig<br />
störend eingestuft. Andere bauakustische Schwachpunkte treten nicht auf.<br />
Der Fragesteller bedankt sich für die freundliche Kooperation der Befragten.
254 10 ALLGEMEINES<br />
10.2 Internetpräsentation<br />
Seit Mai 2002 wird das Projekt Pollmeier auf der Homepage des Zentrums für<br />
Umweltbewusstes Bauen e.V., Kassel www.zub-kassel.de unter der Rubrik Pro-<br />
jekte ausführlich vorgestellt. Neben einer anschaulichen Visualisierung der Ge-<br />
bäudeleittechnik mittels statischer Programmoberflächen finden sich hier seit-<br />
dem erste Auswertungsergebnisse. Alle studentischen Arbeiten und Zwischen-<br />
berichte stehen zum Download zur Verfügung.<br />
Alle Projekte des Teilkonzepts 3 werden auf der Seite des SolarBau:MONITOR<br />
www.solarbau.de vorgestellt. Dort befinden sich Informationen über die Projekt-<br />
teams, das Projekt allgemein und alle bisherigen Berichte zum Download. Seit<br />
ca. einem Jahr werden dort zusätzlich, wöchentlich aktualisiert, Verbrauchswerte<br />
der aussagekräftigsten Zähler grafisch dargestellt.<br />
10.3 Studentische Arbeiten und Veröffentlichungen<br />
Folgende studentische Arbeiten wurden im Rahmen des Projekts bisher erstellt<br />
und bilden in weiten Teilen die Grundlage für diesen Bericht:<br />
Jeanette Wapler: Monitoring, Experimente und Datenanalyse für die Nachtlüf-<br />
tung im Verwaltungsgebäude Pollmeier, Diplomarbeit an der FH Erfurt, FB Ver-<br />
sorgungstechnik, betreut durch Fraunhofer ISE, 2002<br />
Karin Herrmann: Evaluation eines Niedrigenergie-Bürogebäudes am Beispiel des<br />
Neubaus der Pollmeier Massivholz GmbH, Diplomarbeit an der FH Biberach,<br />
Gebäudetechnik/-klimatik, betreut durch solares bauen, Juni 2003<br />
Katrin Schlegel: Bewertung des Raumklimas in den Großraumbüros des Verwal-<br />
tungsgebäudes Pollmeier mittels temporärer und stationärer Messungen, Pro-<br />
jektarbeit an der Universität Kassel, Fachbereich Bauingenieurwesen, Fachgebiet<br />
Bauphysik, November 2003, betreut durch Prof. G. Hauser<br />
Seit Fertigstellung des Gebäudes wurde vielfach über das Projekt berichtet. Nach-<br />
folgend sind die Veröffentlichungen aufgeführt:<br />
Frank Kaltenbach: Bürohäuser-Ausnahmegebäude mit Regelgrundrissen, Detail<br />
Konzept, 9/2002
10.3 Studentische Arbeiten und Veröffentlichungen 255<br />
Ausgezeichnete Architektur, BM 5/2003 S. 92-94<br />
Landschaftsfarben Verwaltungsgebäude Pollmeier in Creuzburg, DBZ 2/2003, S.<br />
62/63<br />
Karsten Voss, Günter Löhnert, Andreas Wagner: Energieeinsatz in Bürogebäu-<br />
den, Teil 1: Fakten, Konzepte und beispielhafte Bauten auf dem Weg zu hoher<br />
Arbeitsplatzqualität bei geringem Energieverbrauch, Bauphysik 25 (2003), Heft<br />
2, S. 65 ff.<br />
Karsten Voss, Günter Löhnert, Andreas Wagner: Energieeinsatz in Bürogebäu-<br />
den, Teil 2: Umsetzungserfahrungen, Bauphysik 25 (2003), Heft 6, S. 372 ff.<br />
J. Pfafferott, S. Herkel, Freiburg, A. Wagner, Karlsruhe: Müssen unsere Büroge-<br />
bäude klimatisiert werden? HLH Bd. 55 (2004) Nr. 3 - März, S. 24 ff.<br />
Weitere Veröffentlichungen sind geplant durch den BINE Informationsdienst, in<br />
der Bauphysik, in der HLH und AiT.
256 LITERATUR<br />
Literatur<br />
[1] solares bauen GmbH Forschungsvorhaben „Neubau des Verwaltungsge-<br />
bäudes der Pollmeier Massivholz GmbH in Creuzburg“ Förderkonzept So-<br />
lar optimiertes Bauen, Teil 3 des Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Technologie (Förderkennzeichen 0335007B) Schlußbericht Feb. 2002<br />
[2] solares bauen GmbH Forschungsvorhaben „Neubau des Verwaltungsge-<br />
bäudes der Pollmeier Massivholz GmbH in Creuzburg“ Förderkonzept So-<br />
lar optimiertes Bauen, Teil 3 des Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Technologie Schlußbericht Phase II Feb. 2004<br />
[3] SolarBau:MONITOR Portrait Nr. 13, Verwaltungsgebäude Pollmeier<br />
(Stand 03/2002), Begleitforschungsprojekt Dokumentation und Analy-<br />
se der Demonstrationsprojekte, Gesamtverantwortung und Koordination:<br />
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE<br />
[4] Wapler, J.: Monitoring, Experimente und Datenanalyse für die Nachtlüftung<br />
im Verwaltungsgebäude Pollmeier, Diplomarbeit an der FH Erfurt, FB Ver-<br />
sorgungstechnik, betreut durch Fraunhofer ISE, 2002<br />
[5] Herrmann, K: Evaluation eines Niedrigenergie-Bürogebäudes am Beispiel<br />
des Neubaus der Pollmeier Massivholz GmbH, Diplomarbeit an der FH Bi-<br />
berach, Gebäudetechnik/-klimatik, betreut durch solares bauen, Juni 2003<br />
[6] Voss, K; Wapler, J.: SolarBau:MONITOR, Ergebnisse der Nutzerakzeptanz-<br />
befragung für das Verwaltungsgebäude der Pollmeier Massivholz GmbH in<br />
Creuzburg, Freiburg, den 12.11.2003<br />
[7] Seelinger, M: Architekt<br />
[8] Recknagel, Sprenger, Schramek Taschenbuch für Heizung + Klima Technik,<br />
2001 Oldenburg Industrieverlag, 70. Auflage<br />
[9] Hauser, G.: Bauphysikalische Grundlagen - Feuchtelehre Vorlesungs-<br />
skript Bauphysik I und II, 2001, Universität Kassel, Fachgebiet Bauphysik
LITERATUR 257<br />
[10] Meyer, C. : Optimierung der Anordnung von Heizflächen und Lüftungsele-<br />
menten mittels Strömungssimulation, Forschungsbericht, Fachgebiet Tech-<br />
nische Gebäudeausrüstung, Gh Kassel, im Oktober 1999<br />
[11] Zogg, M.: Dynamischer Wärmepumpentest, HeizungKlima 3-02, Seiten 56<br />
und 57<br />
[12] LASI - Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik, Kenn-<br />
größen zur Beurteilung raumklimatischer Grundparameter, Potsdam 1999,<br />
ISBN 3-936415-14-5<br />
[13] Institut für Wohnen und Umwelt: LEE Leitfaden Elektrische Energie im<br />
Hochbau, Darmstadt, 2000<br />
[14] EN ISO 7726, April 2002 Umgebungsklima - Instrumente zur Messung phy-<br />
sikalischer Größen, Tabelle 5 - Anordnung der Messwertaufnehmer bei Mes-<br />
sung der Klimagrößen<br />
[15] EN ISO 7726: 2002-04 Umgebungsklima - Instrumente zur Messung physi-<br />
kalischer Größen, 4.1.5 Messgrößen - Luftgeschwindigkeit<br />
[16] EN ISO 7726: 2002-04 Umgebungsklima - Instrumente zur Messung physi-<br />
kalischer Größen, Anhang B - Messung der mittleren Strahlungstemperatur<br />
[17] EN ISO 7730: 1995-09 Ermittlung des PMV und des PPD und Beschreibung<br />
der Bedingungen für thermische Behaglichkeit<br />
[18] VDI 3814: 1990-06, Blatt 1 Gebäudeleittechnik (GLT), Strukturen, Begriffe,<br />
Funktionen<br />
[19] www.solarbau.de/monitor/foerder/tk3/iib-tk3.htm<br />
[20] Sauter: Produktinformation Sauter Components, EGQ 211 CO2 und<br />
Temperatur-Messumformer, www.sauter-controls.com<br />
[21] INNOVA AirTech Instruments Datenblatt: Operative Temperature Trans-<br />
ducer - MM0060, www.innova.dk<br />
[22] CLAGE: M3..7 E (-U)/(-O) MD3..7 Gebrauchs- und Montageanleitung, Tech-<br />
nische Daten, Durchlauferhitzer MDH 4, Clage GmbH, Lüneburg
258 LITERATUR<br />
[23] DIN 1946 Teil 2: 1994-01 Raumlufttechnik Gesundheitstechnische Anforde-<br />
rungen (VDI-Lüftungsregeln)<br />
[24] Arbeitsstättenrichtlinie ASR 6/1,3 Raumlufttemperatur, April 2001
A Zonierung der Simulation<br />
Für die dynamische Simulation wurde das Gebäude in 12 Zonen unterteilt. Dabei<br />
wurden jeweils Räume zu einer Zone zusammengefasst, die ähnlichen Nutzungs-<br />
und klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind.<br />
Bild 1.1: Schematischer Grundriss EG bis 2.OG<br />
1 Besprechung, 2 Café, 3 Küche, 4 Garderobe / WC, 5 Besprechung / Ausstellung,<br />
6 Büro Nord1, 7 Büro Süd1, 8 Büro Nord2, 9 Büro Süd2, 10 Atrium EG, 11 Atrium<br />
1.OG, Atrium 2.OG<br />
259
260 B BERECHNUNG DER KAPAZITÄT DER RADIATORENHEIZUNG<br />
B Berechnung der Kapazität der Radiatorenheizung<br />
Die Massen zur Berechnung der Kapazität sind aus den Planungsunterlagen ent-<br />
nommen. Die Temperaturdifferenz ergibt sich aus der Betrachtung der Vorlauf-<br />
temperaturen zum Zeitpunkt des Ausschaltens der Heizung am Abend und zum<br />
Zeitpunkt vor dem Einschalten der Heizung am Morgen.<br />
Tabelle 2.1: Berechnung der Kapazität des Heizungssytems<br />
Kapazität Kapazität Temp.- Energie Energie Energie<br />
Wasser Material Gesamt Differenz Wasser Material Gesamt<br />
Wh/K Wh/K Wh/K K kWh/d kWh/d kWh/d<br />
Heizkörper 291,3 292,3 583,5 23,6 6,87 6,90 13,77<br />
Rohrleitung 573,9 224,6 798,5 23,6 13,54 5,30 18,84<br />
Summe 20,42 12,20 32,61<br />
Heiztage: 223 d/a<br />
Energieverlust 7.273 kWh/a<br />
bez. auf NGF 2,1 kWh/m 2 a
C Messdatendarstellung<br />
[ppm]<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
[%]<br />
1. Messwoche vom 24.03 bis 01.04.2003, Standort 1. OG, Position 1<br />
ß<br />
80<br />
Co2−Gehalt<br />
60<br />
ß<br />
40<br />
20<br />
CO2−Gehalt<br />
Stellsignal Ventilator<br />
60 Punkte GD Glätten von Data4_Stellsi2<br />
0<br />
Stellsignal Ventilator<br />
[%]<br />
ß<br />
rel. Luftfeuchte<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
Rel. Luftfeuchte<br />
Volumenstrom Kanal 1.OG<br />
60 Punkte GD Glätten von Data4_Volumen<br />
ß<br />
15<br />
10<br />
[m³/h]<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Volumenstrom<br />
[%]<br />
[°C]<br />
26<br />
80<br />
24<br />
60<br />
22<br />
40<br />
ß<br />
20<br />
20<br />
Außenfeuchte<br />
Lufttemperatur h=1,10 m<br />
Lufttemperatur h=0,10 m<br />
Lufttemperatur<br />
ß<br />
Außenfeuchte<br />
18<br />
0<br />
[°C]<br />
ß<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
−5<br />
Außentemperatur<br />
−10<br />
24.03 25.03 26.03 27.03 28.03 29.03 30.03 31.03<br />
Außentemperatur<br />
[m/s]<br />
ß<br />
Luftgeschwindigkeit h=0,10 m<br />
0,8<br />
Luftgeschwindigkeit h=1,10 m<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
24.03 25.03 26.03 27.03 28.03 29.03 30.03 [%]<br />
Luftgeschwindigkeiten<br />
261
262 C MESSDATENDARSTELLUNG<br />
2. Messwoche vom 01.04 bis 08.04.2003, Standort 1. OG, Position 2<br />
[ppm]<br />
650<br />
[%]<br />
600<br />
550<br />
80<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
Co2−Gehalt<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Stellsignal Ventilator<br />
ß<br />
CO2−Gehalt<br />
300<br />
250<br />
ß<br />
Stellsignal Ventilator<br />
60 Punkte GD Glätten von Data4_Stellsi2<br />
0<br />
[%]<br />
rel. Luftfeuchte<br />
35<br />
Volumenstrom Kanal 1.OG<br />
60 Punkte GD Glätten von Data4_Volumen<br />
30<br />
25<br />
20<br />
Rel. Luftfeuchte<br />
ß<br />
ß<br />
15<br />
10<br />
[m³/h]<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Volumenstrom<br />
[%]<br />
[°C]<br />
26<br />
80<br />
24<br />
60<br />
Außenfeuchte<br />
22<br />
40<br />
ß<br />
20<br />
Außenfeuchte<br />
0<br />
[°C]<br />
20<br />
ß<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
−5<br />
Außentemperatur<br />
−10<br />
01.04 02.04 03.04 04.04 05.04 06.04 07.04 08.04<br />
20<br />
Lufttemperatur<br />
ß<br />
Lufttemperatur h=1,10 m<br />
Lufttemperatur h=0,10 m<br />
18<br />
[m/s]<br />
ß<br />
Außentemperatur<br />
Luftgeschwindigkeit h=0,10 m<br />
Luftgeschwindigkeit h=1,10 m<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Luftgeschwindigkeiten<br />
0,0<br />
01.04 02.04 03.04 04.04 05.04 06.04 07.04<br />
Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag
[ppm]<br />
900<br />
800<br />
Stellsignal VSR 2.OG<br />
3. Messwoche vom 08.04 bis 15.04.2003, Standort 2. OG, Position 1<br />
[%]<br />
80<br />
ß<br />
700<br />
600<br />
Co2−Gehalt<br />
60<br />
ß<br />
500<br />
400<br />
300<br />
40<br />
20<br />
Stellsignal Ventilator<br />
CO2−Gehalt<br />
0<br />
[%]<br />
rel. Luftfeuchte<br />
35<br />
Volumenstrom Kanal 2.OG<br />
ß<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
Rel. Luftfeuchte<br />
ß<br />
10<br />
[m³/h]<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Volumenstrom<br />
[%]<br />
[°C]<br />
26<br />
80<br />
ß<br />
Lufttemperatur h=1,10 m<br />
Lufttemperatur h=0,10 m<br />
24<br />
60<br />
22<br />
40<br />
ß<br />
20<br />
20<br />
Außenfeuchte<br />
Lufttemperatur<br />
Außenfeuchte<br />
18<br />
0<br />
[°C]<br />
Außentemperatur<br />
20<br />
ß<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
−5<br />
−10<br />
08.04 09.04 10.04 11.04 12.04 13.04 14.04 15.04<br />
Außentemperatur<br />
[m/s]<br />
Luftgeschwindigkeit h=0,10 m<br />
0,8<br />
Luftgeschwindigkeit h=1,10 m<br />
0,6<br />
ß<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
08.04 09.04 10.04 11.04 12.04 13.04 14.04<br />
Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag<br />
Luftgeschwindigkeiten<br />
263
264 C MESSDATENDARSTELLUNG<br />
[ppm]<br />
900<br />
800<br />
Stellsignal VSR 2.OG<br />
[%]<br />
4. Messwoche vom 15.04 bis 22.04.2003, Standort 2. OG, Position 2<br />
80<br />
ß<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
CO2−Gehalt<br />
60<br />
ß<br />
40<br />
20<br />
Stellsignal Ventilator<br />
CO2−Gehalt<br />
0<br />
[%]<br />
rel. Luftfeuchte<br />
35<br />
Volumenstrom Kanal 2.OG<br />
ß<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
Rel. Luftfeuchte<br />
ß<br />
10<br />
[m³/h]<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Volumenstrom<br />
[%]<br />
80<br />
ß<br />
60<br />
40<br />
ß<br />
20<br />
Außenfeuchte<br />
Raumlufttemperatur h=1,10 m<br />
Raumlufttemperatur h=0,10 m<br />
0<br />
[°C]<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
Lufttemperatur<br />
Außenfeuchte<br />
[°C]<br />
ß<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
−5<br />
Außentemperatur<br />
−10<br />
15.04 16.04 17.04 18.04 19.04 20.04 21.04 22.04<br />
[m/s]<br />
Luftgeschwindigkeit h=1,10 m<br />
Luftgeschwindigkeit h=0,10 m<br />
Außentemperatur<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
15.04 16.04 17.04 18.04 19.04 20.04 21.04<br />
Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag<br />
ß<br />
Luftgeschwindigkeiten
D Fensteröffnungszeiten<br />
Datum Fenster auf Fenster zu<br />
24.03. 5:15 6:30<br />
14:15 14:48<br />
15:20 15:56<br />
17:15 19:30<br />
25.03. 13:15 18:02<br />
26.03. 08:06 19:30<br />
15:45 16:34<br />
27.03. 05:00 09:04<br />
13:10 21:00<br />
28.03. 09:15 16:12<br />
02.04. 07:45 18:35<br />
03.04 14:10 17:28<br />
04.04. 13:34 19:30<br />
09.04. 07:00 9:00<br />
12:05 19:30<br />
10.04 13:30 14:38<br />
11.04 07:05 07:30<br />
15:22 17:42<br />
14.04. 5:30 8:07<br />
12:00 13:50<br />
15.04 14:07 14:58<br />
16.04 08:11 10:25<br />
21:30 17.04., 8:00<br />
17.04 20:00 18.04., 7:00<br />
22.04 07:18 11:36<br />
265
266 E GRENZWERTE DER CO2-REGELUNG<br />
E Grenzwerte der CO2-Regelung<br />
Tabelle 5.2: Eingestellte Grenzwerte und deren Zeitrahmen. (*) Zu Versuchszwecken wurde die<br />
Anlage ím 2. OG Süd ab dem 1.7.2003 auf Mischgasregelung umgestellt.<br />
Büro Zeiten Grenzen<br />
1. OG Nord 19.2.2002 - 6.6.2002 1000/500<br />
6.6.2002 - 8.7.2002 1000/1000<br />
8.7.2002 - 8.10.2002 1000/500<br />
8.10.2002 - 18.2.2003 1200/650<br />
18.2.2003 - 2.5.2003 800/650<br />
ab 2.5.2003 1000/500<br />
2. OG Nord 19.2.2002 - 6.6.2002 1000/500<br />
6.6.2002 - 8.7.2002 1000/1000<br />
8.7.2002 - 8.10.2002 1000/500<br />
8.10.2002 - 18.2.2003 1200/650<br />
18.2.2003 - 2.5.2003 800/650<br />
ab 2.5.2003 1000/500<br />
1. OG Süd 19.2.2002 - 6.6.2003 1000/500<br />
6.6.2002 - 8.7.2002 1000/1000<br />
8.7.2002 - 1.7.2003 1000/500<br />
(*)<br />
2. OG Süd 19.2.2002 - 6.6.2003 1000/500<br />
6.6.2002 - 8.7.2002 1000/1000<br />
8.7.2002 - 11.4.2003 1000/500<br />
11.4.2003 - 15.4.2003 500/500<br />
15.4.2003 - 17.4.2003 1000/500<br />
17.4.2003 - 22.4.2003 500/500<br />
ab 22.4.2003 1000/500