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Jürgen Graf, Thomas Kues, Carlo Mattogno Sobibór ... - Holo Heim

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106 J. GRAF, T. KUES, C. MATTOGNO, SOBIBÓR<br />

klar, daß er vor der Auflösung des Lagers als unerwünschter Zeuge beseitigt<br />

werden würde. Unter diesen Umständen hatten die Häftlinge<br />

nichts mehr zu verlieren, und die Deutschen mußten tagtäglich mit einem<br />

Aufstandsversuch rechnen, zumal die Juden durchaus nicht wehrlos<br />

waren: Bei der Vorbereitung der Revolte wies Petscherski seinen Mitverschwörer<br />

Baruch an, “ungefähr siebzig geschliffene Messer und Rasiermesser”<br />

zu besorgen (S. 44), und in der Schreinerei standen den Arbeitern<br />

Beile zur Verfügung.<br />

Diesen 600 verzweifelten, vor Haß und Rachsucht kochenden, teilweise<br />

mit Hieb- und Stichwaffen ausgerüsteten Juden stand lediglich eine<br />

Handvoll SS-Männer gegenüber. Sie verfügten zwar über Helfer in<br />

Gestalt der Wachmänner – von Petscherski fälschlicherweise “Kapos” 214<br />

genannt –, konnten jedoch nicht auf deren Loyalität bauen: “Wir haben<br />

Privilegien, aber wenn der Augenblick der Liquidierung des Lagers naht,<br />

werden wir uns in derselben Lage befinden wie ihr. Sie werden auch uns<br />

töten. Das ist klar”, meinte der polnische 215 Wachmann Brzecki im Gespräch<br />

mit Petscherski (S. 49). Mit anderen Worten: Die Wachmänner<br />

konnten sich jederzeit mit den Juden gegen die paar SS-Männer<br />

zusammentun. Unter diesen Umständen müßte man selbstverständlich<br />

annehmen, daß letztere allerhöchste Wachsamkeit an den Tag legten –<br />

doch eben dies taten sie laut Petscherskis Schilderung nicht.<br />

“Mein Plan ist klar”, erläuterte Petscherski seinen Mithäftlingen.<br />

“Wir müssen die Gruppe von Offizieren aus dem Weg räumen, welche<br />

das Lager verwaltet. Selbstverständlich einen nach dem anderen, und<br />

ohne den geringsten Lärm zu verursachen” (S. 52).<br />

214 Die “Kapos” wurden unter den Gefangenen rekrutiert. Da in <strong>Sobibór</strong> alle Gefangenen Juden<br />

waren, traf dies folglich auch auf alle Kapos zu. Y. Arad schreibt: “Jede Gruppe wurde<br />

von einem Kapo geleitet, der einer der Gefangenen war. […] Der Lagerälteste bzw.<br />

Oberkapo von <strong>Sobibór</strong> war Moshe Sturm, mit Spitznamen ‘der Gouverneur.’” (Y. Arad,<br />

aaO. (Anm. 49), S. 107). Die Ukrainer und andere Wächter von Osteuropa, die in <strong>Sobibór</strong><br />

Dienst taten, werden in der Literatur allgemein “Trawniki-Männer” genannt. Über die<br />

Zahl der Wachmänner liefert Petscherski keine Angaben. Laut der Enzyklopädie des <strong>Holo</strong>caust<br />

(aaO. (Anm. 13), S. 1330) befanden sich in <strong>Sobibór</strong> “zwischen 90 und 120 Trawniki-Männer”.<br />

215 Von der Anwesenheit polnischer Wachmänner in <strong>Sobibór</strong> ist in der orthodoxen Literatur<br />

nirgends die Rede. Vermutlich hat Petscherski die ukrainischen Wachmänner in seinem<br />

Bericht durch polnische ersetzt, um die Tatsache zu kaschieren, daß viele Sowjetbürger<br />

freiwillig mit den Deutschen zusammengearbeitet hatten.

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